Magic Moments von Eelea (Miará & Kisur II) ================================================================================ Kapitel 4: Eifersucht am letzten Tag ------------------------------------ Kisur fühlte sich wie in Watte gepackt. All seine Sinne waren betäubt und er folgte nur noch Laila. Warum faszinierte sie ihn nur so? "Na komm schon. Wir haben nicht ewig Zeit", rief Laila. Kisur nickte langsam und ging ihr nach. Sie setzte sich auf die Wurzel eines alten Baumes, der inmitten jüngerer Bäume stand. "In seiner Gegenwart müsstest du dich doch wohl fühlen, oder? Immerhin ist der Blattträger wesentlich älter, als jedes Gebäude hier." Wieder nickte Kisur. Laila hatte schon ganz Recht. Jeder Elf fühlte sich wohl, wenn er von alten Bäumen umgeben war. "Setz dich", meinte sie und tätschelte mit ihrer Hand die Wurzel. Ohne ein Wort zu sagen, setzte sich Kisur zu ihren Füßen. Lächelnd strich sie ihm durchs Haar. Er schloss seine Augen und genoss die Berührung. "Schön, nicht wahr?", fragte Laila direkt neben seinem Ohr. "Hmh!" Mehr brachte Kisur nicht hervor. Und wie es ihm gefiel. Es war angenehm, sich wieder fallen zu lassen. Doch dann merkte er etwas. Warum kam ihm dieses warme Gefühl, ausgelöst durch ihre Hände, nur so bekannt vor? Ruckartig drehte er sich um. "Du bist eine Elfe?" Laila lachte. "Nein, du Dummerchen. Ich bin eine, die das Glück hatte, von einem eures Volkes anerkannt zu werden!" Lächelnd hob sie ihr Shirt ein wenig an und Kisur konnte ein stark verschnörkeltes R neben ihrem Bauchnabel sehen. "Du...?" Kisur fehlten die Worte. Er hatte ja mit vielem gerechnet, aber nicht mit so etwas! "Ruku! Du kannst herauskommen!", rief Laila nach oben. Kisur folgte ihrem Blick und begann über das ganze Gesicht zu strahlen. Miará zitterte vor Angst, als sie nach Kisur suchte. Zu genau wusste sie noch, was beim letzten Verschwinden des Elfs passiert war. Unwillkürlich schüttelte sich Miará, da ihr die grässliche Fratze des Kelpie wieder in Erinnerung gerufen worden war. "Kisur!", rief Miará erneut. Fast das gesamte Schulgebäude hatte sie nun nach dem Elfen abgesucht. Hatte sie ihn vielleicht verärgert oder beleidigt? Sie schüttelte langsam mit dem Kopf. So weit sie es noch wusste, nein. "Komm raus! Ich mach mir Sorgen." Noch immer erhielt sie keine Antwort. Eine leise Stimme ließ Miará aufhorchen. Warum genau sie es tat, wusste sie nicht, aber sie folgte dem Klang. Erst als sie schon ziemlich nahe war, erkannte sie, dass es die Stimme eines Mädchens war. Wahrscheinlich nicht viel älter, als sie. "So ist es gut, nicht war? Einfach an nichts denken müssen. Um nichts und niemanden bangen. Einfach vergessen und den Geist auf Reisen schicken. Schlummern in den alten Wurzeln eines Baumes, die so viele Geschichten zu flüstern wissen." Miará zitterte, als sie die Stimme wieder hörte. Sie war schön und schien mit jedem Wort zu bezaubern und doch machte sie ihr Angst. Dann kam sie bei einem alten Baum an. Er war riesig und stand allein auf einer kleinen Lichtung, umgeben von lauter jungen Bäumen. Er stand schon ganz schief, so dass die Wurzeln sich auf einer Seite aus dem Boden erhoben hatten. Auf diesem wirren Geflecht saß ein blondes Mädchen. Sie war es auch, die erzählte, aber Miará wusste nicht, wem sie da erzählte. Sie war noch nicht nah genug, um den jungen Mann zu erkennen, der seinen Kopf auf ihrem Schoß liegen hatten. "Vertrau mir, Kisur. Bei diesem Baum wirst du dein Leben lang Trost finden. Er nimmt alles Leid der auf ihm schlafenden Person in sich auf. Ich kann das gleiche auch für dich tun. Ich nehme mich deines Kummers an. Erzähle mir alles und vergiss es danach." Miará stockte der Atem. Sie hatte Recht. Es war Kisur, der da auf ihrem Schoß mit geschlossen Augen lag und ihren Worten lauschte. Seine rabenschwarzen Haare hingen ihm in Strähnen ins Gesicht. Ansonsten hatte der Elf sich völlig in seinen Mantel gehüllt. Aber warum lächelte er so zufrieden? Ein Stich traf Miará in ihr Herz. Wieso war er so glücklich, wenn sie nicht bei ihm war? Kisur hob seinen Arm und strich dem Mädchen über die Wange, so wie er es bislang immer bei ihr getan hatte. "Blöder Elf!", rief sie unvermittelt. Kisur blinzelte, als würde er aus einem Traum erwachen und beugte sich vor, um besser sehen zu können. Als er sie erkannte, hellte sich sein Gesicht auf. "Mein Engel, was kann ich für dich tun?" Miarás Mund öffnete sich- ohne das sie etwas dagegen tun konnte- und sagte mit ihrer Stimme: "Ich hasse dich! Verschwinde!" Erschrocken schlug sie ihre Hand vor den Mund und Kisur zuckte zusammen. Was hatte sie da gesagt? Warum war sie denn so schrecklich? Kisurs Gesicht nahm einen unendlich traurigen und verletzten Zug an. Langsam erhob sich der Elf und sprang zu ihr herab. "Habe ich dich verärgert?", fragte er vorsichtig und wollte Miará über die Wange streichen, doch sie zuckte zurück. "Das fragst du noch?" Er wollte einen neuen Versuch starten, doch Miará hob schnell ihre Hand und schlug seine bei Seite. "Fass mich nicht an! Ich... ich -" Miará schluckte den Rest des Satzes herunter und starrte ihren Elfen böse an. Es machte sie glücklich, wenn er sie berührte und doch wusste sie, dass sie ihn im selben Moment hassen würde, indem seine Finger ihre Haut berührten. Enttäuscht ließ der Elf seine Hand sinken. "Ich werde nichts tun, was dir Unbehagen bereitet." Unvermittelt ließ er sich auf ein Knie fallen und ergriff doch ihre Hand. Miará konnte gar nicht so schnell reagieren, wie der Elf handelte. Kaum hatte er sie ergriffen, als er ihr auch schon einen Kuss auf die Handinnenfläche drückte. Zu erst ging nur ein leichtes Kribbeln von der Stelle aus, doch dann raste mit einem Mal ein kurzer Schmerz durch ihren Arm. Als er ihre Brust erreichte, knickten Miarás Beine einfach weg. Doch das bekam sie schon gar nicht mehr mit. Schnell streckte Kisur seine Arme aus und fing Miará auf, als sie zusammenbrach. War es jetzt doch wieder zu dem gekommen, das nicht passieren durfte? Hatte auch sie sich von ihm abgewendet? Vorsichtig griff er ihr unter die Knie und um die Schultern, dann nahm er sie wieder auf den Arm, wie ein kleines Kind. Noch immer war sie leicht, hatte seit ihrem ersten treffen nicht zugenommen, schien vielmehr seit diesem Zeitpunkt nicht zu altern und doch war es passiert. Seine kleine Miará war schleichend erwachsen geworden. Doch diesmal würde er sich nicht wieder verjagen lassen. Entweder er würde bleiben oder Miará mit sich nehmen. Er konnte niemanden mehr verlieren. Er konnte sie nicht verlieren. "Und was hast du jetzt vor? Hat dir dein Traum einen Weg für dein Morgen gezeigt?", fragte Laila und legte ihm die Hand auf die Schulter. Kisur seufzte schwer. "Ich werde es probieren! Euch ist es ja ebenfalls gelungen." Lailas Blick wurde traurig. "Ja, das ist es, aber wir mussten beide sehr viel dafür aufgeben. Und du darfst nicht vergessen, dass du deine Miará zu nichts zwingen darfst. Sie wird dich sonst auf ewig hassen. Glaub es mir. Sie muss sich selbst dazu entscheiden." Mürrisch schüttelte Kisur ihre Hand ab. "Ich werde es versuchen und dabei bleibt es!" Ohne ein weiteres Wort zu verlieren wandte er sich von Laila ab, die ihm mit Trauer im Blick nachsah, aber auch nicht mehr die Stimme erhob. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)