Final Fantasy von Anducar (Death Blade) ================================================================================ Kapitel 1: Der Ball ------------------- FINAL FANTASY Death Blade Der Ball Es war ein wunderschöner Sommerabend in Balamb. Dieser Abend war ein besonderer Abend, denn im Balamb Garden, die Militärschule auf der Insel, fand ein großer Ball statt. Im Balamb Garden wurde eine Spezialeinheit ausgebildet, die sich SEED nannte. Am heutigen Morgen hatte wieder eine SEED-Prüfung stattgefunden. Um diejenigen zu ehren, die die Prüfung bestanden hatten, fand nun der Ball statt. Es waren viele Leute aus Balamb City gekommen, da viele ihrer Kinder in dem Garden ihre Ausbildung machten. Aber auch aus den anderen Teilen der Welt waren Gäste gekommen, so auch Lyana Rethcraft. Sie war 17 Jahre alt und lebte in Timber, einer Stadt auf dem Kontinent Galbadia. Ihr Freund, Cifer Almasy, war Kadett im Balamb Garden und er hatte sie zum Ball eingeladen, auch wenn er die Prüfung zum wiederholten Male nicht bestanden hatte. Lyana hatte sich gefreut und war gerne gekommen. Zu diesem Anlass trug sie ein eisblaues Abendkleid mit langen, weiten Ärmeln und einem weiten Rock. Dass das Kleid fast durchsichtig wahr störte sie nicht, denn fast jede Frau, die man hier sah trug Kleidung aus einem ähnlichen Stoff. Ihre langen, weißblonden Haare hatte sich Lyana hochgesteckt. Jetzt stand sie am Rand der Tanzfläche und starrte gelangweilt auf die tanzenden Paare. Cifer hatte gesagt, dass er nur kurz etwas zu trinken holen wollte. Aber dafür war er schon zu lange weg, eine halbe Stunde. Wahrscheinlich hatte er sich mit einem seiner Freunde verquatscht. So blieb Lyana nichts anderes übrig, als auf ihn zu warten. Sie beobachtete ein Paar, das sich quer über die Tanzfläche bewegte und sich benahm, als wären sie die Könige des Ballsaals. Plötzlich blieb ihr Blick auf dem nachdenklichen Gesicht eines Jungen haften und sie beobachtete ihn genauer. Er hatte eine Narbe, die diagonal von rechts nach links über seine Nasenwurzel verlief und leuchtende, eisblaue Augen. Ein paar Strähnen seiner kurzen braunen Haare fielen ihm ins Gesicht und plötzlich spürte sie mehr, als dass sie es sah, dass der Junge sie ansah. Er hatte sich an die Wand hinter ihm gelehnt, hielt den Kopf leicht gesenkt und blickte sie ausdruckslos an. Diese Ausdruckslosigkeit verlieh ihm den Anschein von etwas geheimnisvollem. Lyana schenkte dem Jungen ein freundliches Lächeln und als Antwort gab er ihr durch eine Kopfbewegung zu verstehen, dass sie zu ihm kommen sollte. Ihr Lächeln wurde breiter und sie wollte sich gerade in Bewegung setzen, als plötzlich Cifer neben ihr stand, mit zwei Sektgläsern in den Händen. Cifer war für sein Alter ziemlich groß und seine blonden Haare waren kurz. Seine Augen waren grün und hatten immer einen harten Ausdruck, auch wenn er lächelte. Auch er hatte eine Narbe, die diagonal über seine Nasenwurzel verlief, nur von links nach rechts. In seiner schlichten Kadettenuniform sah Cifer umwerfend gut aus. "Wo willst denn hin?", fragte er, als Lyana fast mit ihm zusammenstieß. "Ich wollte dich gerade suchen gehen," antwortete sie und hoffte, dass Cifer nicht mitbekommen hatte, dass sie den anderen Jungen beobachtet hatte. Es schien nicht so, denn er legte einen Arm auf ihre Schulter und sagte: "Komm, ich stell dich meinen Freunden vor." Lyana murmelte etwas zustimmendes, obwohl es ihr eigentlich egal war, und schnell warf sie noch einen Blick zurück. Sie sah, dass sich die Miene des Jungen verdüstert hatte. Squall Leonhart war 18 Jahre alt und hatte heute mit drei anderen zusammen die SEED-Prüfung bestanden. Der Ball fand ihm und seinen Freunden zu Ehren statt. Xell Dincht, Selphie Tilmitt und Niida waren nicht wirklich seine Freunde. Squall war ein Einzelgänger und hier im Garden hatte er sich den Spitznamen "einsamer Wolf" eingehandelt. Es war ihm recht, er mochte es nicht, mit vielen Menschen zusammen zu sein. Deshalb fühlte er sich auf dem Ball auch nicht wohl. Doch nicht nur das war der Grund dafür. Die SEED-Uniform, die er trug, war steif und unbequem, und für Squall gab es kaum etwas Schlimmeres als unbequeme Kleidung. Jetzt stand er da und starrte gedankenverloren auf die Tanzfläche. Plötzlich spürte er, dass ihn jemand beobachtete. Er hob den Blick und suchte in der Menschenmenge gegenüber nach dem Beobachter. Sein Blick blieb auf einem etwa 17jährigen Mädchen haften. Sie trug ein eisblaues Abendkleid und hatte ihre langen, weißblonden Haare hochgesteckt. Squall merkte, dass sie ihn anlächelte. Sie schien jemand zu sein, mit dem man sich gut unterhalten konnte. Außerdem musste er zugeben, dass sie ihm sehr gut gefiel. Mit einer kaum merklichen Kopfbewegung gab er ihr zu verstehen, dass sie zu ihm kommen sollte. Sie lächelte noch einmal, sich über seine "Einladung" freuend, und wollte sich gerade in Bewegung setzen, als sie fast mit jemandem zusammenstieß. Dieser jemand war Cifer, Squalls größter Rivale. Er war es auch, dem Squall die Narbe zu verdanken hatte. Beim Training hatte Cifer einen unfairen Angriff benutzt und Squall dabei verletzt. Squall war daraufhin so wütend geworden, dass er Cifer angriff und ihn ebenfalls verletzte. Jetzt reichte dieser Kerl dem Mädchen auch noch ein Sektglas und führte sie am Arm tiefer in die Menge hinein. Sie warf noch einen kurzen Blick zurück, und Squall glaubte, so etwas wie Bedauern darin zu lesen. Einige Zeit später an diesem Abend: Squall stand noch immer am Rand der Tanzfläche an die Wand gelehnt. Von hier aus konnte er den ganzen Ballsaal und die Terrassen, die sich daran anschlossen, überblicken. Er dachte immer noch über das Mädchen nach, das ihn beobachtet hatte und Cifers Freundin zu sein schien. Plötzlich zog ein klirrendes Geräusch seine Aufmerksamkeit auf eine der Terrassen. Was Squall dort sah, ließ ihn zuerst stutzen, dann amüsierte es ihn. Er sah Cifer und seine Freundin. Er hatte sie wohl zum Tanz aufgefordert und sie hatte sich geweigert. Da Squall Cifer kannte, wusste er, dass dieser das nicht akzeptierte und seine Freundin zwingen wollte, mit ihm zu tanzen. Er hatte sie am Arm gepackt, um sie auf die Tanzfläche zu zerren und ihr war das Sektglas runtergefallen. Sie versuchte, sich gegen Cifer zu wehren, und gab ihm eine saftige Ohrfeige. Völlig verdutzt ließ Cifer sie los und blieb stehen. Irgendetwas sagte das Mädchen, aber Squall konnte es nicht verstehen. Nach Cifers Grimasse zu urteilen, hatte es ihm jedoch nicht gefallen. Squall wollte weiterhin das Mädchen beobachten, doch sie war nicht mehr da. Das konnte er nicht verstehen. Er hatte doch nur für den Bruchteil einer Sekunde seine Augen geschlossen. Squall reckte sich, um über die Menschenmenge hinwegblicken zu können, doch er sah sie nirgends. Plötzlich erklang hinter ihm eine sanfte Stimme: "Hallo! Suchst du vielleicht mich?" Überrascht drehte sich Squall um und vor ihm stand das Mädchen. "Was? Wie bitte?", fragte Squall vollkommen verwirrt. Das Mädchen lächelte verhalten und fragte: "Wie heißt du?" "Squall Leonhart!" Mehr konnte er im Moment einfach nicht sagen. Die Schönheit dieses Mädchen war überwältigend. Ihr Körper war perfekt und das eisblaue, fast durchsichtige Kleid stand ihr sehr gut. "Also, Squall Leonhart, du scheinst, etwas verwirrt zu sein, aber es freut mich trotzdem dich kennen zu lernen. Ich bin Lyana Rethcraft," sagte sie mit gutmütigem Spott in der Stimme und reichte Squall die Hand, die er zögernd nahm und schüttelte. Als Squall länger nichts sagte, fragte Lyana: "Du siehst aus, als wärst du ein guter Tänzer. Also, wollen wir tanzen?" Squall sah überrascht auf. "Ich dachte, du möchtest nicht tanzen?", fragte er. "Ah, ein guter Beobachter", stellte Lyana immer noch lächelnd fest. Nach einiger Zeit fragte Squall weiter: "Du bist Cifers Freundin, nicht wahr?" "Ich war seine Freundin. Die Szene hast du ja zweifellos mitbekommen. Also, was ist nun?", erwiderte Lyana und als Squall fragend eine Augenbraue hochzog, fügte sie hinzu: "Tanzen wir?" Jetzt erst huschte ein kleines Lächeln über Squalls Gesicht. "Tut mir leid, aber ich kann nicht tanzen", sagte er. Lyanas Lächeln wurde breiter. "Das macht nichts. Komm mit, ich zeig's dir." Mit einem Augenzwinkern griff sie nach seiner Hand und zog ihn mit sich. Zum Glück war die Tanzfläche im Moment sehr voll, so dass es nicht sofort auffiel, wenn Squall nicht tanzen konnte. Auf der Tanzfläche nahm Lyana Squalls anderen Arm und legte ihn um ihre Hüfte. Dann legte sie ihre Hand auf seine Schulter und übernahm die Führung. Mit sanftem Druck und zum Takt der Musik schob sie ihn in irgendeine Richtung. Nachdem Squall anfangs große Schwierigkeiten hatte und Lyana immer wieder auf die Füße trat, klappte es nach zwei oder drei Liedern einwandfrei. Einige Paare hatten schon die Tanzfläche verlassen. Jetzt verklangen auch die letzten Töne des Liedes und auch der Rest der Paare verließ die Tanzfläche. Nur Squall und Lyana standen noch allein da. Mit einem aufmunternden Lächeln und einem Augenzwinkern sagte sie: "Siehst du? Du kannst es." Als Lyana kurz zum Eingang des Ballsaals schaute, sah sie, wie eine Gestalt den Saal betrat und sich kurz umschaute. Sofort verdüsterte sich ihr Gesicht, denn den blonden, jungen Mann kannte sie sehr gut. Squall bemerkte die Veränderung ihres Gesichtausdrucks und fragte: "Was ist?" Lyana ließ sofort seine Hand los und nahm ihren Arm von seiner Schulter. "Es tut mir leid. Ich muss jetzt gehen", sagte sie und wollte sich abwenden, doch Squall griff nach ihrem Arm. "Warum? Was ist denn?", fragte er. Sanft löste sich Lyana aus seinem Griff und während sie in die Menschenmasse hinein lief, rief sie mit entschuldigendem Lächeln: "Es tut mir leid. Man sieht sich!" Squall war vollkommen verwirrt und folgte ihr mit seinen Blicken. Er sah, dass sie sich durch die Menge wühlte und am Eingang auf einen jungen Mann zuging, der sie beobachtet zu haben schien. Genaues konnte Squall nicht erkennen, aber Cifer war es nicht, soviel war sicher. Immer mehr Fragezeichen explodierten in Squalls Kopf. Wer war das nun wieder? Lyana schob sich durch die Menge und hoffte, dass der junge Mann sie nicht beobachtet hatte. Sie legte sich schon eine Ausrede zurecht und hoffte, dass sie auch überzeugend klang. Der junge Mann am Eingang hieß Tidus Rethcraft, war 21 Jahre alt und ihr Bruder. Er hatte einen sehr ausgeprägten Beschützerinstinkt, was Lyana früher immer sehr gut gefallen hatte. Doch in letzter Zeit war es extrem geworden. Tidus verbot ihr fast alles, was ihr Spaß machte, mit der Begründung, dass sie als Hexe unabsichtlich eine Gefahr darstellte, da sie ihre Fähigkeiten nicht beherrschte. Ja, Lyana war eine Hexe. Sie wusste, dass Tidus das nicht extra machte. Es lag einfach nur daran, dass ihre Eltern vor einem halben Jahr bei einem solchen "Unfall" gestorben waren, wobei ihre Hexenmutter der Auslöser für das Ganze gewesen war. Jetzt hatte er einfach Angst, dass Lyana das gleiche passieren könnte. Endlich hatte sich Lyana aus der Menge befreit und stand nun vor Tidus. Sie tat so als wäre sie überrascht. "Tidus! Was machst du denn hier?", fragte sie. "Dich suchen", lautete seine knappe Antwort, wobei er sie vorwurfsvoll ansah. Nach ein paar Minuten fragte er: "Hast du dich wieder mit diesem Cifer getroffen?" Lyana überlegte einen Moment, ob sie ihm die Wahrheit sagen sollte oder nicht. Sie entschied sich dafür. "Ja, ich habe mich mit ihm getroffen und falls es dich interessiert: Ich habe mich von ihm getrennt." Tidus horchte auf. "Und wer war der Typ, mit dem du gerade getanzt hast?", fragte er scharf. "Was?! Wie lange bist du schon hier?", fragte Lyana entsetzt zurück. "Lange genug, um dich mit diesem Kerl tanzen gesehen zu haben." "Das war Squall Leonhart. Er ist ein SEED, soweit ich weiß. Ich habe ihn erst heute Abend kennen gelernt. Er ist ganz nett, aber wir haben nur zusammen getanzt. Mehr war da nicht", erklärte sie ihrem Bruder, der sie jedoch skeptisch ansah. Lyana bemerkte seinen Blick und verteidigte sich: "Ehrlich. Ich wollte mich nur ein bisschen amüsieren und zum Tanzen braucht man nun mal einen Partner. Du kannst mir nicht alles verbieten, Tidus." Langsam wurde Lyana gereizt. "Ich will es dir nicht verbieten, dich zu amüsieren. Aber du weißt genau, was für eine Gefahr deine Hexenkräfte für die anderen Menschen darstellen, weil du sie nicht kontrollieren kannst. Ich bin dein Hexenritter, und ich bin dazu da, um auf dich aufzupassen, damit so was wie damals nicht passiert." Jetzt wurde auch Tidus langsam sauer. Er konnte die Sturheit seiner Schwester nicht verstehen. "Damit das ein für alle Mal klar ist, Tidus, du bist nicht mein Hexenritter. Du bist mein Bruder, aber das ist auch schon alles. Du hast nicht die Macht, meine Kräfte im Zaum zu halten, wenn sie entfesselt sind." Unangenehmes Schweigen machte sich breit, während jeder seinen eigenen Gedanken nachhing. Dann sagte Tidus leise: "Ich weiß. Tut mir leid. Es ist nur, ich habe einfach Angst um dich, denn du bist die einzige, die mir von unserer Familie geblieben ist." Völlig genervt und gelangweilt verdrehte Lyana die Augen und wandte sich zum gehen. "Wo willst du hin?", fragte Tidus. Zum 2. Mal verdrehte sie die Augen; "Nach hause!", und ging. Um zum Bahnhof von Balamb City zu kommen, brauchte Lyana etwa 15 Minuten. Als sie am Fahrkartenschalter stand tauchte hinter ihr plötzlich Cifer auf, den sie jedoch nicht sofort erkannte. "Was sollte das vorhin?", fragte er barsch. Lyana erschrak und drehte sich ruckartig um. "Geht dich nichts an!", erwiderte sie ausweichend und machte sich auf zum Zug, doch Cifer zog sie am Arm zurück. Angewidert sah sie auf seine Hand und befahl: "Lass mich los!" "Ich will mit dir reden", blaffte Cifer sie an. "Lass ... mich ... los!", drohte sie mit kalter Stimme, doch er hörte nicht zu und fauchte: "Wie kannst du es wagen ..." "Was ist denn hier los? ... Lass meine Schwester in Ruhe. Sofort!" Plötzlich stand Tidus mit gezogenem Eisschwert vor Cifer. Dieser sah ihn verwundert an und knurrte: "Wer bist du denn? Verschwinde, du Knirps!" "Wie bitte?", fragte Tidus mit blitzenden Augen. "Großmäuler haben hier nichts zu melden!" Auf einmal prallten die Schwerter der beiden zusammen. Dann hielten sie einen Moment inne. Die Schwerter waren gekreuzt. Cifer und Tidus sahen sich hasserfüllt in die Augen. "Hört auf damit! Alle beide!", rief Lyana zornig. Ihre Wut machte sich durch ihre tränengefüllten Augen bemerkbar und sie stieß die beiden Schwerter auseinander. Mit gesenktem Blick griff sie nach Tidus' Hand und sagte: "Lass uns jetzt gehen!" Gemeinsam gingen sie zum Zug und Tidus warf noch einen Blick zu Cifer, der sagen sollte: "Wir sehen uns wieder!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)