Prolog
Ja, ja ich weiß. Ihr glaubt alles zu wissen. Über Gott und die Erde und die Menschen und so. Wie alles angefangen hat. Steht ja schließlich alles in der Bibel, nech?
"Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
Und Gott sprach: es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass es gut war." Und so weiter und so weiter. Kommen wir zum wirklich wichtigen Teil: "Und Gott sprach: Lasset uns den Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.
Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib."
So weit so gut. Aber ihr wisst doch sicher wie's weiter geht, nicht? Den Mann nennt er Adam und Adam ist nicht allein da, nein, bei ihm ist auch seine gute Gehilfin, die aber erst später einen Namen erhält, nämlich erst nachdem sie den armen , armen Adam verführt und sie somit beide aus dem Paradies befördert hat : "Und Adam nannte sein Weib Eva; denn sie wurde die Mutter aller, die da lebten."
Tja, ja, die gute Eva. Erste Frau Adams mit drei Buchtsaben. Richtig?
FALSCH!
Eva war keineswegs die erste Frau Adams! Ich muss es wissen, denn ICH bin die erste Frau Adams und mein Name ist nicht Eva sondern Lilith.
Und nach mehr als 2 Jahrtausenden finde ich ist es an der Zeit das ganze mal richtig zu stellen.
So. Und das mach ich jetzt!
Ausbruch aus dem Paradies
Ausbruch aus dem ParadiesDas ganze hatte doch eigentlich so schön angefangen, aber leider, leider stellte sich heraus, das Deus [Gott] einen großen Fehler gemacht hatte, als er ,den Menschen' in zwei Hälften Teilte. Das ganze ist auch noch prima in der Bibel nachzulesen. Erst heißt es er erschuf ,den Menschen, nach seinem Bilde' dann aber wird daraus ,Mann und Weib'. Alles Paletti sollte man meinen, aber dann das ganze noch mal: ,(...) denn Gott der Herr hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; aber ein Nebel stieg auf von der Erde und feuchtete alles Land. Da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.' Komisch, erst sind es zwei Menschen, jetzt wieder nur einer...hmm... wir lesen weiter. ,'Und Gott der Herr sprach: <Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei>' bin ich die einzige die merkt, das da was faul ist?!
Der haken an der Sache liegt darin, dass ein ganzes Stück der Geschichte einfach raus geschnitten wurde.
Aber wir wollen nichts übereilen, schließlich möchte ich meine Geschichte á Detail erzählen.
Also nachdem Gott nun also die Erde, das licht, die Dunkelheit, die Pflanzen, die Tiere, all diesen ganzen Kram geschaffen hatte kam ihm die Idee einen sog. ,Menschen' zu schaffen.
Er nahm also, wie in der Bibel beschrieben, den Staub des Ackers und schuf aus ihm den Menschen. Man könnte sagen das was dabei raus kam war so eine art Prototyp. Er, Sie, oder Es war bisexuell und sollte auf den Namen Miffi getauft werden. Nachdem er dafür von seinen Engelsfreunden gehänselt wurde beschloss er auf Miffi doch lieber zwei Menschen zu machen, den einen Nannte er Adam, er war der sog. Mann und den anderen nannte er Lilith, sie bezeichnete er als Männin. Da die beiden ursprünglich einmal ein einziges Miffi gewesen waren, sollten sie einander gleichgestellt sein.
Im Großen und Ganzen also ein fairer Plan. Wenn nicht... Tja wenn nicht Adam an dem allseits bekannten ,Mein-Ego-ist-zu-groß-graten-Syndrom' gelitten hätte...
* * *
Am Anfang lief ja eigentlich noch alles gut. Deus hatte sich sein kleines Barbie-Haus gebastelt und Barbie und Ken waren eingezogen. Wir hatten alles was wir brauchten und es ging uns gut. Nur nach und nach machte sich etwas bemerkbar, was den Frieden im Garten Eden störte....
"Gib mir mal das Salz!" sagte Adam fast schon im Befehlston zu mir.
"Hier!", sagte ich und reichte es ihm "Das nächste mal geht das aber auch ein bisschen freundlicher!"
Als Antwort kam nur ein grummelndes Geschmatze, was mich dazu bewegte mein Mahl als beendet anzusehen und aufzustehen. Da jedoch packte mich was am Handgelenk
"Du bleibst sitzen bis ich mit Essen fertig bin!"
Ich lachte.
"Sag mal hast du Fieber oder so was? Wie redest du denn bitte mit mir?!"
"Wie denn?"
"Was ,wie denn'? Du redest mit mir wie mit den Kühen auf dem Acker! Als nächsten scheuchst du mich noch so durch die Gegend wie deinen Hund, oder was?"
Ich riss meine hand los und brachte meinen Teller zur Spüle.
"Die wissen wenigstens wo ihr Platz ist!" wurde hinter mir weiter gemotzt.
"Na dann nimm dir an ihnen mal ein Beispiel!" ohne noch eine antwort abzuwarten verließ ich Türe knallend die Küche. Die Diskussion hing mir nämlich schon zum Halse raus. Es lief immer wieder aufs Gleiche hinaus ,Du bist eine Frau, du bist schwächer als ich und machst die leichtere Arbeit also hast du dich mir unter zu ordnen, denn ich bin der Mann!'. Frag mich mal einer woher er diese irrwitzige Idee hatte... zumindest schien sie in letzter zeit immer schlimmer an ihm zu nagen, denn nicht nur dass er mir das von morgens bis abends bei jeder Gelegenheit predigte, nein, das ganze zog sich auch noch die ganze Nacht durch. Er bestand jedes verdammte Mal darauf oben zu liegen!
"Das gehört sich so! Ich bin schließlich der Mann!" sagte er dann immer.
"Ach lass mal, ich hab so Kopfweh" pflegte ich dann zu antworten.
Und so ging es immer. Mittlerweile sprach er mich nicht mal mehr mit meinem Namen sondern mit einem liebevollen "FRAU!" an. Das schlimmste daran war, dass ich nicht mal Freundinnen hatte, bei denen ich mich hätte ausheulen können. Keine Carrie und Co. Die mich in meiner Position hätten bestärken können und so blieb mir nichts anderes übrig als es hinzunehmen. Ein Weilchen zumindest...
Genau genommen waren es 13 Jahre, 4 Monate und 6 Tage. In diesem Zeitraum hatte es nicht einen Tag gegeben an dem er mir nicht hatte weiß machen wollen, dass ich ihm unterlegen sei und mich doch gefälligst unterzuordnen habe.
Eines Mittags, als er mal wieder eines dieser lustigen Streitgespräche angefangen hatte platze mir aber endgültig der Kragen.
Ich stand auf, und rief Deus an. Jawohl, ich sprach den unaussprechlichen Namen aus! (Ok, Ok, für euch hat das mittlerweile an Dramatik verloren... Der Name Gottes ist bei euch schon so eine Art Sprichwort oder Lückenfüller geworden, aber für uns war das damals noch das ,Unaussprechliche Wort' und seinen Namen auszusprechen war so was wie der Super Gau.)
Ich sprach also den Namen aus und augenblicklich herrschte Stille. Totenstille. Nicht mal mehr die Regenwürmer in der Erde schienen sich zu rühren...
Adam stand wie angewurzelt da und sah mich mit großen Augen an, aus denen das pure Entsetzten sprach. Es vergingen ein zwei...vie fünf Sekunden, eine halbe Minute... und nichts geschah...
Zweifelnd blickte ich nach oben und rief noch mal den Namen. Vielleicht hatte man mich ja nicht hören können. Aber wieder vergingen einige Sekunden und es geschah rein gar nichts.
"Fein" motze ich, den Blick immer noch gen Himmel gerichtet "wenn du mir auch nicht helfen willst", ich sah wieder zu Adam "dann helfe ich mir eben selber!"
Ich stampfte an ihm vorbei, verpasste ihm einen unsanften Schubser dabei und lief stur geradeaus, bis ich an die Mauer kam, die den Garten Eden von dem Rest der Welt abtrennte.
Als ich davor stand fiel mir zum ersten Mal auf, wie hoch diese Mauer war...
Und dann kam auch noch dieser Trottel hinterher gelaufen
"Lilith, was hast du vor?" fragte er gereizt
"Wonach sieht es denn aus? Ich verlasse dich!"
Er lachte.
"Du kannst mich nicht verlassen! Du bist meine Frau!"
"Na dann pass mal gut auf!" sagte ich selbstsicher lief an der Mauer entlang. Irgendwo würde es schon noch eine Stelle geben an der man rüber kam...Adam lief in einem ratsamen Sicherheitsabstand hinter mir her
"Mach dich doch nicht lächerlich, schatz!"
"Du machst dich lächerlich! Du mit deiner Chauvi-Nummer! Ich hab mir das lang genug rein gezogen! Ich gehe!" keifte ich "und nenn mich nicht Schatz!!"
"Aber Liebling... "
"Aber Liebling, aber Liebling" unterbrach ich ihn und bohrte meinen Zeigefinger in seine Brust.
"nichts aber Liebling! Ich hab mir das lange genug angehört! Wir sind beide gleich und sollten uns gegenseitig auch so behandeln, wenn du das nicht einsehen kannst tust du mir leid!" Ich drehte mich wieder um und setzte den Weg fort und zu meiner großen Erleichterung sah ich auch schon einen Pflaumenbaum, der einen Ast hatte, der tatsächlich über die Mauer ragte. Fluchs lief ich hin und begann daran hinaufzuklettern
"Fein! Na dann geh doch! Ich komm ohne dich sowieso viel besser klar!" Rief Adam mir von unter hinterher
"gut! Dann brauch ich mir ja keine Sorgen zu machen!"
"Fein!"
"Fein!!"
Ich hangelte mich von Ast zu Ast bis ich an den gelangt war, der mir den Weg über die Mauer eröffnete. Ich warf Adam noch einen letzten Blick zu, fand in seiner Körperhaltung (mir abgewandt mit vor der Brust verschränkten Armen) Bestätigung und ließ fallen.
Gut das die Mauer so hoch war, so konnte Adam meine uneleganten Langung auf den Hosenboden wenigstens nicht sehen.
Ich stand aber sogleich wieder auf, klopfte mir den Staub von den Klamotten und blickte hinaus in die große Weite Welt, die mir von nun an zu Füßen liegen würde. Eine Welt die...eine Welt die...
Total staubig und karg war...
Im anbetracht der Einöde, die mir entgegenglotze dachte ich schon daran wieder Kehrt zu machen, aber nein, ich beschloss einfach mal los zu gehen. Irgendwo würde sich bestimmt auch in diesem Wüstenähnlichen Ländchen ein nettes Plätzchen finden lassen...Ohne mich auch noch einmal umzusehen ging ich los.
Die Reklamation
Während ich also durch die Kargen Lande zog tat Adam das was wohl jeder unzufriedene Kunde getan hätte, er reklamierte.
Kaum drei Minuten hatte er gewartet um zu sehen, ob ich's mir nicht doch noch mal anders überlege, da war er dann zu Deus gehechelt.
"Hey! Deus! Ich hab dir was zu sagen!" rief er. (Anscheinend hatte die Sache mit ,dem unaussprechlichen Namen' völlig an Bedeutung verloren...)
Die Wolken am Himmel verzogen sich und es sah aus als zöge ein Sturm auf, es blitze und es Donnerte. Dann riss die dunkle Wolkendecke auf und ein strahlend helles Licht, heller noch als das der Sonne brach hindurch. Adam hielt sich schützend die Arme vor die Augen um nicht geblendet zu werden. Der Gesang der Engel war zu hören und dann erklang die mächtige und donnernde Stimme Gottes:
"Wat is?"
Mit zu gekniffenen Augen versuchte Adam in Deus Richtung zu sehen
"Ich will mich beschweren!" rief er.
"beschweren? Wie, Wat beschweren? Worüber willse dich denn beschweren?" Fragte die donnernde Stimme.
"Na über Lilith. Die Frau die du mir zur Seite gestellt hast. Die blöde Kuh ist einfach weg gelaufen. Hops, über die Mauer und weg war sie."
"Aha. Und warum?" wollte die Stimme wissen
"Ja das wüsste ich auch gern! Anscheinend hatte sie Probleme sich damit abzufinden, das ich, als der Mann mächtiger bin als sie und sie als Frau sich gefälligst unterzuordnen hat!" erklärte Adam wild gestikulierend.
"Aha. Un du wills ,se aber wieder haben oder wie seh ich dat?"
"ja sicher will ich sie wieder haben. Wer soll denn bitte das Essen kochen und sich um die Tiere kümmern wenn ich den Acker bebaue? Und wer soll mir abends die Füße massieren?" Er hätte wahrscheinlich noch x-tausend Dinge aufzählen können, für die er seine Frau brauchte, aber Gott sei Dank wurde er vorher on Deus unterbrochen.
"Ja, ja ich versteh schon. Wird mal gleich drei von meinen Flattermännern losschicken, damit se se zurückholn tun. Also keine immer locker bleiben."
Mit diesen Worten verschwand das licht, die Wolken zogen sich wieder zusammen und der Himmel klärte sich auf, sodass das gleiche strahlende Blau auf die Erde hernieder lächelte wie immer.
Wie gesagt so getan. Deus kommandierte drei seiner Engel dazu ab nach mir zu suchen und mir auszurichten, dass ich doch gefälligst wieder in den Garten Eden zurückgehen sollte. Da ich auch noch gar nicht soweit gekommen war dauerte es nicht lang, bis sie mich gefunden hatten. Umgeben von einem strahlenden Licht, mit überdimensionalen, weißen Flügel erscheinen sie mir. Schön ordentlich im Kreis um mich herum aufgestellt und wie aus einem Munde sagte sie "Lilith, Frau des Adam, Deus verlangt, dass du auf der Stelle Kehrt machst und in den Garten Eden, zu Adam zurückkehrst! Willst du nicht gehorchen, so soll dich eine schwere Strafe treffen!"
Ich sah einmal skeptisch in die Runde. Beeindruckend waren sie ja, das musste man ihnen lassen. Alle samt so an die 2,50m groß, von strahlender, makelloser Schönheit, gehüllt in blütenreine, weiße Gewänder, die mit Goldenen Stickereien gesäumt waren und natürlich mit diesen zum sterben schönen weißen Flügeln ausgestattet. Auf meine antwort nahm dies trotzdem keinen Einfluss.
"Hört mal Jungs, ist ja nett von euch, dass ihr euch die Mühe gemacht habt mich zu suchen und mir diese nette kleine Nachricht zu überbringen, aber mich könnten nicht mal zehn eurer Sorte dazu bringen zu diesem Chauvi-Arschloch zurückzukehren. Strafe hin oder her. Ich bleibe wo ich bin. Sagt Deus das!" ich verschränkte die Arme von der Brust und meine Körperhaltung machte mehr als klar, dass ich mich keinen Millimeter von der Stelle rühren würde.
Die Engel sahen sich gegenseitig an. Pure Verwirrung stand ihnen in die Gesichter Geschrieben, denn Widerworte waren sie nicht gewohnt. Sie schienen mit der Situation völlig überfordert zu sein. Auftrag erhalten, Nachricht abliefern, nach Hause fliegen. So waren sie es gewohnt, so hatten sie es gelernt.
"Soll das heißen du widersetzt dich dem Befehl Gottes??" fragte der Engel die links von mir in der Luft schwebte unsicher nach, ganz so als glaubte er sich verhört zu haben.
"Ja, richtig.", antwortete ich "Ich denke nicht dran zurückzugehen."
Stille.
"Soll das heißen, du widersetzt dich Gott?" fragte der zweit Engel noch ungläubiger als der erste.
Wirklich schnell von Begriff schienen sie nicht zu sein, die Engel.
"Ja, genau das soll es heißen. Strafe hin oder her, ich gehe nicht zurück zu Adam! Basta!"
"Aber das geht doch nicht. Du kannst dich Ihm nicht widersetzten. Er ist der allmächtige Gott."
"Passt auf. Ihr fliegt jetzt zurück zu Deus und sagt ihm, dass ich hier bleibe, weil ich mich weigere mit diesem Frauen verachteten Matcho zusammen zu leben. Verstanden?"
Stille.
Unglaübiges Blinzeln.
"Haut jetzt endlich ab!" brüllte ich sie an und versuchte sie zu verscheuchen, wie man Tauben verscheucht, die um einen herumflattern.
Erst nach langem Zögern begann der erste der Drei mit den Flügeln zu schlagen und sich zu erheben, die anderen taten es ihm gleich. Und so flogen sie fort, immer mal wieder einen verwirrten Blick in meine Richtung werfend.
Engel! Völlig überbewertet wenn man mcih fragt.
* * *
Wie man sich vorstellen kann waren weder Deus noch Adam von dem begeistert was die Engel ihnen ausrichteten. Um genau zu sein brach Adam sogar in einen regelrechten Tobsuchtsanfall aus. Wie ein wild gewordenes Wiesel hetzte er über die Wiese, stampfte auf den Blumen herum und trat gegen einen Baumstamm. (womit der Anfall augenblicklich ein jähes Ende fand, denn dabei prellte er sich den kleinen Zeh)
"Verdammter Mist!" schimpfte er. Erneut rief er Deus an und heulte sich bei ihm aus.
Ob nun aus Mitleid, oder einfach damit er nicht mehr rumnervte, Deus versprach Adam Abhilfe.
"Du krichs ne neue Frau, okeh?"
"Ja aber bitte eine, die weiß wo sie zu stehen hat! Wenn ich sage spring, dann fragt sie nur ,wie hoch?'"
"ja, ja is ja gut. Die Message is angekommen."
"Dass will ich auch gemeint haben!"
Deus ließ einen tiefen Schlaf über Adam kommen, sodass er auf der Stelle in Ohnmacht fiel. Dann folgte der berühmte Teil, in dem Deus ihm eine Rippe entnahm und aus ihr eine Frau, oder wie es in der Bibel so schön heißt ,eine Gehilfin' für ihn machte. Auch ihr blies er den Odem des Lebens ein und voilá da war sie. Lilith-Light. Wenigstens war Deus das ganze diesmal richtig angegangen. Er hatte sie aus einem Teil von Adam gebaut (ja, das Wort wird tatsächlich so in der Bibel benutzt) und somit war sie ihm nicht mehr in allen hinsichten gleich.
Adam nennte sie Eva und ward auch soweit ganz zufrieden mit ihr. Sie kümmerte sich gut um ihn und muckte niemals auf. Beim Sex lag sie immer schön brav unten und beschwerte sich nicht. Kurzum: Sie war die perfekte Frau für ihn.
Nun könnte die Geschichte hier mit dem allseits beliebten ,Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage' enden, wenn nicht...tja wenn nicht Adam so ein alter Lustmolch gewesen wäre...
3
Das Leben mit Eva gefiel ihm wirklich.
Wenn er abends vom Feld kam, hatte auch sie ihre Aufgaben zu vollster Zufriedenheit erledigt. Zugegeben, es waren keine schweren Aufgaben. Sich hier und da mal ein paar neue Tiernamen ausdenken, nicht vom Baum der Erkenntnis naschen, ein wenig in der Mittagssonne rum liegen, ein paar Kräuter sammeln, nicht vom Baum der Erkenntnis naschen, Das Essen für Adam zubereiten und ein paar Spatziergänge durch den Garten Eden machen.
Adams Arbeit auf dem Feld war aber auch alles andere als mühselig, schließlich ließ sich der Ackerboden spielend leicht bearbeiten und jede Ernte war ertragreich genug um die beiden überdurchschnittlich gut zu versorgen.
Wenn Adam nun also abends heim kehrte, stand das Essen für ihn bereit und nachdem er es in sich hineingestopft hatte ließ er sich ins Gras fallen und von Eva eine Rückenmassage geben. Vorm Schlafen gehen besorgte er es ihr noch mal in der guten alten Missionarsstellung und sie verhielt sich dabei wie es sich für eine Frau gehörte: willig und ruhig. Sobald er fertig war drehte er sich um, schlief den Schlaf der Gerechten und wurde am nächsten Morgen von Eva rechtzeitig zum Frühstück wieder geweckt. Eva beschwerte sie nie über irgendetwas und es gab auch nichts was Eva tat über das Adam sich hätte beschweren können.
Die perfekte Paradiesehe eben.
Aber leider hatte Adam ein Problem, dass sich bis heute bei vielen Männern erhalten hat. Er wünschte sich die perfekte Hausfrau, die ihm sein Leben erleichterte, aber im Bett konnte er mit ihr bald schon nichts mehr anfangen, weil sie ihn langweilte. Zwar hätte sie alles getan, was er von ihr verlangt hätte, doch nicht ohne, dass er ihr vorher hätte sagen müssen, was genau sie zu tun hatte und das war nicht Sinn der Sache. Er wollte Spontanität, Überraschung....Leidenschaft. Um genau zu sein, wollte er mich.
Jede Nacht träumte er von lauter unanständigen Dingen, die er zwar mit mir, nicht aber mit Eva hätte tun können. Wenn Eva ihn fragte, was er denn bloß für Träume hätte, dass er während des Schlafes die Schlafstelle ganz feucht machte, sagte er die böse Dämonin Lilith würde ihn nachts besuchen und verführen.
"Das ist ja furchtbar! Hast du ihr gesagt, dass sie das lassen soll?"
"Natürlich. Ich wehre mich jedes Mal, aber sie foltert mich und lässt mir keine andere Wahl, als zu tun was sie verlangt!"
"Welch eine bösartige Kreatur!"
"Ja es ist wirklich schlimm!"
"Du musst zu ihr gehen und darum bitten, dass sie dich in Ruhe lässt! Wenn du ihr erst gegenüber stehst wird sie sich sicher nicht trauen sich dir zu widersetzen!"
"Du bist eine schlaue Frau Eva. Genau das werde ich tun. Und zwar gleich!"
Natürlich hatte Adam nicht vor mich ernsthaft dazu aufzufordern ihn des nächtens nicht mehr zu belästigen, zumal ich das ja nicht mal tat, ihm war da eine viel bessere Idee in den Sinn gekommen.
,Hehe. Wenn ich eine Hausfrau für den Garten und eine verruchte Geliebte für's Bett brauche, dann brauch ich ganz klar zwei Frauen! Ist doch völlig logisch! Und Lilith wird sich freuen meine Geliebte sein zu dürfen. Schließlich bin ich weit und breit der einzige und natürlich auch der alle beste Mann. Nicht umsonst bin ich das Abbild Gottes! Ja, sie wird gar nicht anders können als "JA!!" zu schreien'
***
Ich hatte es mir nicht unweit des Garten Eden am schwarzen Meer gemütlich gemacht. Zugegeben, ganz so grün und prachtvoll wie im Garten Eden war es nicht, aber es ließ sich gut aushalten.
Auf mein Bitten hin hatte Deus mir eine Ausgabe der Thora gegeben, die ich studieren konnte. Dass ich es mit Dämonen trieb und Dämonenkinder en mase dabei zur Welt brachte gefiel ihm zwar nicht gerade, deswegen ließ er auch wann immer ihm danach war einen Großteil von ihnen sterben. Das war in meinen Augen zwar nicht gerade die feine Englische, aber er hatte ja gleich gesagt, dass ich dafür, dass ich ihm extra Arbeit aufgebrummt hatte bestraft werden müsse. Und ich hatte mir vorgenommen, sobald ich mit dem Studium der Thora fertig sein würde ich ihm eins auswischen wollte indem ich einfach ein paar Menschenkinder dahinraffte. Wir pflegten also so eine Art Hass-Liebe zueinander und es lief ganz ok.
Als nun Adam zu mir angedackelt kam um mir sein grandioses Angebot zu unterbreiten war ich doch für den Bruchteil einer Sekunde davon überzeugt er wolle mich zurückholen, weil er doch lieber eine Frau haben wollte, die ihm ebenbürtig war. Ich hoffte sogar insgeheim, wir könnten die Thora vielleicht zusammen studieren, uns austauschen, diskutieren....
Aber diese Hoffnung sollte schon zerstört werden, nachdem er seinen ersten Satz getätigt hatte:
"Hey Lilith! Lange nicht gesehen, ähm...ich dacht ich komm mal rum und mach dir das Angebot deiner Träume: du darfst zu mir zurückkommen und meine zweite Frau sein! Na was hälst du davon? Ist doch ne klasse Idee oder?"
Ich sah ihn nur ungläubig an und ich glaube mein Mund stand dabei offen wie ein Scheunentor.
"Wie bitte?" fragte ich nur und neigte den Kopf soweit zu ihm hin, dass mir der Nacken schmerzte.
"Du sollst meine Zweitfrau werden!" sagt er noch mal freudestrahlend, mit einem Grinsen, das vom einen bis zum anderen Ohr reichte.
"Ähm....lass mich überlegen.... NEIN!"
"ach warum denn nicht? Das wird lustig! Wenn du willst kann ich Eva zu nem Dreier überreden! Sie Macht alles was ich ihr sage."
"Das ist ja schön für dich" sagte ich nur schnippisch und bekam fast schon Mitleid mit der armen Eva.
"Wenn dir das zu harmlos ist können wir auch härtere Dinge durchziehen. Stehst du auf Natursektspiele?"
Mir wurde schlecht.
"Du bist ja krank" sagte ich angewidert als hätte ich ein rohes Ei gegessen, das 10 Wochen im Sand gelegen hatte.
"Ach komm schon." Bettelte er "Du bist doch auch nicht aus Stein! Gibt's zu, du vermisst mich!"
"Nein, nicht im geringsten"
"Quatsch! Du bist einsam! So einsam, dass du versuchst dir selbst das Lesen beizubringen obwohl du weißt, dass du das nie können wirst!"
"Du bist immer noch ein ignorantes, blödes Matcho-Arschloch! Eva muss echt taub oder ständig auf harten Drogen sein um das täglich aushalten zu können!"
Das schien ihn irgendwie anzukratzen.
"Du frigides Missstück! Ich bin so gnädig und gewähre dir die Rückkehr in den Garten Eden und du zeigst dich so undankbar! Eva weiß wenigstens was sie an mir hat!"
Ich war genervt.
"Dann geh doch zu ihr und lass mich in Frieden"
"Du wirst es bereuen, mich zurückgewiesen zu haben!" sagte er mit erhobenem Zeigefinger und drohender Stimme, ganz so als versuchte er Deus selbst darzustellen.
Ich verkniff mir das Lachen.
Wütend stapfte er von dannen und ich vergrub mich wieder in die Thora.
Männer...
***
"Und, was hat sie gesagt? Wird sie dich in Ruhe lassen? War sie verängstigt?"
"Sie hat gezittert vor Angst. Ich hab's ihr so richtig gegeben, die wird's sich das nächste mal zweimal überlegen bevor sie auch nur in die Nähe des Gartens kommt!"
***
Nach dem peinlichen Auftritt von Adam ließen mich die Gedanken daran, was diese Eva wohl für eine Frau sein mochte einfach nicht mehr los. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass sie sich wirklich so willig alles von Adam gefallen ließ. Sie war doch schließlich auch eine Frau. So dumm konnte sie doch also gar nicht sein.
Oder?
Ein paar Tage der Überlegung brachten mich zu der Überzeugung, dass ich mir am besten selbst anschauen sollte wie's bei den beiden so abging. Ergo schlich ich mich jeden Tag zur Mauer, die den Garten Eden umgab und lugte rüber auf die andere Seite. Es dauerte immer ein wenig, bis ich Eva ausgemacht hatte, da sie sich selten Nahe der Mauer aufhielt. Aber von Zeit zu Zeit konnte ich sie zwischen den Bäumen hindurch erspähen.
Nach allem was ich so beobachten konnte schien mir Leben vor allem eines zu sein: langweilig. Sie schien keine andere Beschäftigung zu haben, als sinnlos im Garten herum zu stromern oder Essen zu machen. Sie tat mir wirklich leid. Sie schien gar keine Ahnung davon zu haben, dass es auch noch andere Dinge gab. Dinge die außerhalb des Gartens lagen. Andere Dinge als Flora und Fauna zu bewundern und stinkige Männerfüße zu massieren.
Ich überlegte mir, dass ich sie unbedingt kennen lernen und ihr das sagen musste. Ich wusste nur noch nicht genau wie ich das anstellen sollte. Einfach rüber gehen konnte ich schlecht. Adam hätte ich sicherlich gleich wieder rausgeschmissen noch ehe ich auch nur "Hallo" hätte sagen können.
Also beobachtete ich einfach noch ein Weilchen. Nach ein paar Tagen hatten sich die Ausflüge zur Mauer zu einer echten Angewohnheit gemausert. Schließlich war mein Leben auch nicht gerade das spannendste was man sich vorstellen konnte. Zwar hatte ich Spaß daran, die Thora zu studieren, aber irgendwie fehlte jemand mit dem ich mein Wissen teilen konnte... Die Dämonen, die sich stets in meiner Nähe aufhielten waren zwar nette Zeitgenossen, aber nicht eben mit der Krone der Weisheit bestückt. Außerdem waren sie sexsüchtig, was auf Dauer auch irgendwie nervig wurde.
Adam war wohl nach unserer Begegnung so stinkig, dass er nicht mal mehr von mir träumte. Was sich aber nicht lange hielt, denn schon bald malte er sich aus, wie er mich am besten für meine Unverfrorenheiten bestrafen konnte und auch diese Phantasien nahmen recht bald sexuellen Charakter an. Eva tischte er ab da wieder die ,böse Dämonin'-Story auf. Eva glaubte ihm und schauderte bei dem Gedanken an die böse Dämonin, die so groß und grässlich sein musste, dass Adam lieber unter ihrer Folter litt als noch einmal zu ihr zu gehen und ihr die Leviten zu lesen.
Also war bald alles wieder beim Alten im Garten Eden.
Doch während im Garten die Zeit ereignislos dahin floss geschah um ihn herum so einiges.
Im Himmel wurde der Aufstand geprobt und Deus hatte sich mit Luzifer rum zu schlagen. Einer der wenigen, der soweit mit Intelligenz ausgestattet worden war, dass ihm etwaige Ungerechtigkeiten zwischen den Engeln und den Menschen und in der Art und Weise wie Deus sie behandelte, auffielen. Letztenendes konnte sich Gott aber mal wieder auf seine Treue Gefolgschaft verlassen und Michael verpasste Luzifer einen Arschtritt, der ihn geradewegs aus dem Himmel auf die Erde beförderte.
Das lässt sich zwar lockerflockig erzählen und leicht zusammenfassen, aber damals war das schon ne große Sache. Schließlich war es noch nie vorgekommen, dass ein Engel Gott anzweifelte. Dass ein Engel überhaupt Zweifel hatte und Eifersucht entwickeln konnte war schon ein Hammer!
Ich war natürlich sofort brennend an diesem Luzifer interessiert, sobald ich von der Sache Wind bekommen hatte. Der Bursche war wahrscheinlich von selben Schlag wie ich und somit ganz mein Geschmack!
