The beloved 'Loveless' von LeS ('Loveless' is 'Endless') ================================================================================ Kapitel 5: SLEEPLESS -------------------- Yamato wachte am nächsten Morgen erst spät auf, die Sonne stand schon grell am Himmel und sorgte dafür, dass sie die Augen zusammenkniff, gleich nachdem sie aufgeschlagen worden waren. Sie seufzte und drehte sich auf die andere Seite des Bettes, legte die Hände vor ihr gerötetes Gesicht, dessen Haut noch immer spannte, und strich sich die Haare aus der Stirn. Es brachte ja doch nichts, sie musste aufstehen. Ein ungutes Gefühl sagte ihr aber, dass sie lieber hätte liegen bleiben sollen, als sie langsam ins Bad lief, um ihr Gesicht etwas abzukühlen, zu duschen und so vielleicht wieder zur Ruhe kommen zu können. Sie spürte es, ohne nachsehen zu müssen. Kouya war nicht da, sie war weggegangen und sie würde so auch nicht mehr von alleine wiederkommen. Unter der Dusche stehend dachte sie über den gestrigen Tag nach. Möglicherweise hatte sie falsch reagiert. Aber was hätte sie denn tun sollen? Ruhig bleiben? Sicher nicht, niemand wäre das. Sie drehte den Hahn vollen Endes auf, genoss das Gefühl, wie das brühend heiße Wasser ihre Haut zu verkochen schien. Im Nu war ihre blasse Haut rotschimmernd und schien taub zu werden unter der Hitze des Wassers. "Warum!?! Warum nur... warum... das ist nicht fair... das ist einfach nicht... fair..." Sie sank an der kühlen Wand der Dusche herab, die Fliesen schienen aus ihrer Kälte heraus die Haut aufplatzen zu lassen, die eben noch der weitaus höheren Temperatur des Wassers ausgesetzt war. ~ Ritsuka starrte bedächtig in seine Tasse Tee und schwieg weiter, wie er, und auch Soubi, es nun schon seit einer guten halben Stunde getan hatten. Beide saßen da, starrten auf den Frühstückstisch, kauten abwechselnd auf ihren Brötchen und ihren Lippen herum, und haderten mit sich, wie sie denn ein Gespräch beginnen könnten. Nach dem, was die letzte Nacht passiert war, war das allerdings nicht ganz leicht. Doch ihnen war auch bewusst, dass sie nicht ewig so dasitzen bleiben konnten. Eigentlich war doch auch nichts Besonderes passiert, nichts, für das man sich schämen müsste. Trotzdem, das Schweigen, welches das Frühstück in Besitz genommen hatte, war angereichert mit einer peinlichen Stille. Immer wieder sahen sie zum jeweils Anderen, wussten sie doch beide, dass sie lieber miteinander reden wollten. Doch wer sollte damit beginnen? Beide hofften einfach, dass sich das von alleine klären würde. "Soubi, also... ich..." Nun hatte also der Jüngere mehr Mut bewiesen, und einfach die eisige Wand zerbrochen, die sich inzwischen gebildet zu haben schien. Soubi merkte man die Erleichterung deutlich an, das sanfte Lächeln sprach Bände. Nun musste sich nur noch ein passendes Gesprächsthema finden, oder sie mussten auf die Situation ausweichen, die nachts geschehen war, und das alles erst herbeigerufen hatte. Sie mussten wohl ohnehin irgendwann darüber miteinander reden. "Ja, Ritsuka... Ritsuka-chan...?", versuchte Soubi das Ganze etwas aufzulockern, was aber kläglich misslang. Ritsuka verschränkte die Arme und sog scharf Atem ein. "Ich bin definitiv kein Mädchen." "Das ist mir klar. Ich hielt es nur für niedlich und..." Ritsuka stand auf, ging um den Tisch herum, stützte die Hände in die Hüften und sah Soubi vorwurfsvoll an. Dieser wusste doch eigentlich nur zu gut, dass Ritsuka solche Dinge nicht besonders gut fand, erst Recht nicht, wenn sie auf ihn anwandte. "Es ist mir egal, was du für niedlich hältst, und was nicht. Nenn mich einfach nicht so!!" Das Gespräch war völlig aus dem Ruder gelaufen, sollte es doch auf etwas ganz anderes hinauslaufen in seinem Ursprung, so waren sie nun wieder in ein altes Schema verfallen. "Was... was ich eigentlich sagen wollte, war..." Abermals versuchte Ritsuka die Lage noch zu retten, auch wenn er nicht wirklich daran glaubte, dass die Geschehnisse der letzten Nacht so einfach abzuhandeln wären. "Das was da passiert ist, das..." Soubi saß gespannt auf seinem Platz und starrte den Anderen an, wie er stotternd versuchte seine Sätze sinnvoll zu beenden. "Sag es doch einfach, Ritsuka." "Du meintest doch, dass wir das Ganze am besten vergessen sollten, nicht wahr?" Soubis Nicken lieferte Ritsuka die nötige Bestätigung seiner Aussage um fortzufahren, wenn sie ihn auch etwas geknickt machte. "Was, wenn ich es gar nicht vergessen will? Das was da passiert ist... das ist nicht gut gelaufen, aber... deswegen will ich nicht, dass du... du dich jetzt wieder... zurückhältst." Ritsukas Stimme war gegen Ende seiner Rede nur noch ein Flüstern gewesen, seine Wangen hatten sich rot gefärbt und sein Blick hielt sich dem Boden zugewandt. Eine gewisse Erleichterung konnte Soubi sich nicht verhalten, das Grinsen aber, zu seinem Glück. Er wusste ja, dass Ritsuka es nicht leiden konnte und streiten wollte er ausgerechnet jetzt sicher nicht mit ihm. Bereitwillig ließ sich Ritsuka in Soubis Arme ziehen, die ihn in eine feste, warme Umarmung schlossen. War gestern alles schief gelaufen, so lief wenigstens heute alles glatt. Immerhin, hier konnte keine Sprungfeder einer hinterhältigen Matratze die traute Zweisamkeit zerstören. Als Soubi sich in dieser vergangenen Nacht über ihn hermachen wollte, hatte eben eine solche sehr gestört. Soubi glaubte Ritsuka zunächst nicht einmal, dass ihn wirklich etwas in den Rücken stach, und versuchte weiterhin ihn zu küssen, bis Ritsuka ihn ruppig von sich gestoßen hatte. "Es tut mir Leid. Ich hab alles kaputtgemacht." Inzwischen saß er auf Soubis Schoß und hatte den Kopf auf dessen Brust gelehnt. Soubi kraulte ihm die nach unten geneigten Katzenohren. "Das können wir ja nachholen..." "... irgendwann.", betonte Ritsuka. ~ Yamato hatte sich derweil auf den Weg gemacht, wohin es gehen sollte, das wusste sie allerdings noch nicht. Wohin sollte sie schon? Nach Kouya zu suchen würde nichts bringen, sie würde sie nicht so einfach finden, sie brauchte Hilfe. Die konnte sie aber nur von vier bestimmten Personen erhoffen. Von Ritsuka und Soubi, sowie, vielleicht, von Natsuo und Youji, wenn sie denn das Glück haben würde, dass diese ihr freiwillig helfen würden. Aber eine andere Wahl hatte sie nicht, wenn sie Kouya wiederhaben wollte... und nichts wollte sie mehr. Das Frühstück und auch das Mittagessen hatte sie nicht herunterbekommen, die Leute starrten sie wegen ihrer schlampig übergeworfenen Kleidung an. Yamato interessierte es nicht, ihre Gedanken waren auf Kouya konzentriert und würden sich so schnell nicht von ihr lösen. Warum auch passierte ständig ihnen beiden so etwas? Wem gegenüber waren sie es schuldig leiden zu müssen, waren sie doch nicht einmal aus irgendeinem freien Willen, einer guten Absicht erschaffen worden!? Irgendwann fand sie sich vor der Tür von Soubis und Ritsukas Wohnung, unschlüssig, ob sie nun klingen sollte, oder nicht. Sie entschied sich nach minutenlangem Hadern dafür, auch, wenn es ihr sehr widerstrebte. Sie waren zwar Freunde, aber sie mussten ihr nicht helfen. Vielleicht bekam sie eine Absage, ein Nein, wurde rausgeschmissen? So unwahrscheinlich es war, so sehr fürchtete sie sich auch davor. Was sollte sie machen, wenn Soubi und Ritsuka ihr wirklich nicht helfen wollten? Dann hatte sie niemanden mehr, zu dem sie gehen konnte. Nicht einfach so und niemanden, der über die nötigen Kräfte verfügt hätte, ihr zu helfen. Sie konnte nur hoffen. "Ja...? Yamato!?!" Ritsuka sah sie entsetzt an, gut, sie wirkte auch nicht so, wie er sie gekannt hatte. Mehr wie ein Gespenst. Soubi tauchte hinter ihnen auf und schien mindestens ebenso entsetzt, wie es Ritsuka noch immer war. War Yamato sonst nie davon überzeugt gewesen, dass einem etwas ins Gesicht geschrieben stehen konnte, jetzt war sich sicher, dass das möglich war. "Komm schon rein." Soubi schob sie die Tür hinein und hielt Ritsuka an, diese auch wieder zu schließen. Er war sich nicht sicher, ob Ritsuka das auch getan hätte, hätte er ihn nicht darauf hingewiesen, da dieser in diesem Moment sehr abwesend wirkte. Nachdem die Tür geschlossen war, beeilte er sich, sich neben Yamato an den Küchentisch zu setzen. "Was ist los mit dir? Du siehst schlimm aus." "Dankeschön, sehr charmant, Ritsuka. Kein Wunder, dass du mit einem Mann zusammen bist, für eine Frau wären das ja unzumutbare Verhältnisse." Sie mühte sich ab, zurück zu ihrem alten Sarkasmus zu finden, wenigstens vorgetäuscht. "Mit... ich... bin nicht... ich...!!! Mh... vielleicht schon, irgendwie..." Ritsuka sah unschlüssig zu Soubi. So ganz hatten sie nie geklärt, was für eine Beziehung sie denn nun eigentlich hatten. Soubis gütiges Lächeln verstand Ritsuka als Bejahung. Ja, sie waren zusammen, irgendwie zumindest. "Es geht jetzt hier um dich, Yamato.", stimmte Soubi wieder einen ernsteren Ton an. Ansonsten wäre das Gespräch wohl außer Kontrolle geraten und Yamato hätte von der eigentlichen Sache abgelenkt. "Ist etwas mit Kouya?" Soubi hatte mit einem Schlag den wunden Punkt getroffen, Yamato schluckte schwer, um ihre Tränen zurückhalten zu können. Man spürte ihre innere Angespanntheit, die sich langsam nach außen hervorkroch, als sie sich mit einem Schlag kerzengerade aufsetzte. "Nein, mit ihr ist nichts. Es ist alles okay... na ja, ihr Zeichen ist wieder aufgetaucht und jetzt ist sie weg, aber ansonsten ist alles klar. Nichts weiter." Ritsuka riss die Augen auf. So kannte er Yamato und Kouya nicht. "Das kann ich mir nicht vorstellen.", meinte Ritsuka fassungslos. Nach dem, was er von den beiden Frauen wusste, waren sie unzertrennlich und keine der beiden hätte sich je von der anderen getrennt. Wie man sich täuschen konnte. Nur, weil eine Markierung wieder da war, eine Narbe, die ihnen immer nur Leid gebracht hatte, ging Kouya einfach von der Person, die sie am meisten brauchte, ließ sie allein. "Wieso...? Ich meine, warum geht sie einfach!?" "Davon verstehst du nichts, Ritsuka.", entgegnete Soubi kühl. "Ich weiß... aber... trotzdem! Ihr liebt euch!! Das ist doch wohl wichtiger!!! Oder...?" Eigentlich hatte Ritsuka nicht so forsch sein wollen, er wusste ja auch, dass er von solchen Dingen nicht viel Ahnung hatte, aber er konnte es nun mal nicht ertragen. Kouya war doch eigentlich nicht so leichtfertig, dass sie Yamato alleine lassen würde. Sie wusste ganz genau, wie schmerzhaft es für sie sein würde. Sie musste einen triftigen Grund dafür haben, sonst hätte sie sich das nie erlaubt. Davon war Ritsuka überzeugt. "Kinder, wirklich niedlich..." Yamato seufzte müde. Sie hatte keine gute Nacht gehabt, erst recht keinen guten Schlaf. Als ob sie gar nicht geschlafen hätte. "Ich bin immerhin schon siebzehn, also behandele mich nicht wie ein Kleinkind!", fauchte Ritsuka empört. Das konnte er nun gar nicht leiden. "Beruhige dich, sie hat es ja nicht so gemeint und... eigentlich hast du ja Recht." Soubi zog Ritsuka, der inzwischen aufgestanden war, an den Hüften zu sich auf den Schoß, wo sich dieser, wenn auch sehr unwillig, niederließ. "Schon gut... aber... ich verstehe das nicht." "Denkst du, ich!?" Yamato schüttelte den Kopf und senkte den Blick, ihre Augen hatten sich nun endgültig mit Tränen gefüllt, die auf heraus wollten und sich nicht aufhalten ließen. "Sie soll wiederkommen. Das... das ist einfach nicht fair!!" Hilflos sahen Soubi und Ritsuka zu, wie Yamato ihrer Trauer und Wut freien Lauf ließ, etwas dagegen tun, konnten sie ohnehin nicht. ~ Yamato hatte sich erst nach einigen Stunden wieder beruhigt und schlief nun selig auf der Couch. Entkräftet vom Weinen wie sie war, würde wenigstens das wohl ein erholsamer Schlaf werden. Zumindest wünschte ihr Ritsuka, dass sie wenigstens nicht so erschöpft war. So konnte sie Kouya nirgends hin folgen. Aber sie würden es können. Fragte sich nur, ob das so eine gute Idee sein würde. Dass es eine Falle sein konnte, war sicher, und selbst wenn, sie wussten ja noch nicht einmal, wohin sie gehen sollten, wo nach Kouya suchen. Sie hatten keinen Anhaltspunkt, und vielleicht hatte sich Kouya auch schon längst auf die andere Seite geschlagen, ob nun freiwillig oder nicht, vielleicht war sie eine Gefahr für Yamato geworden. Wahrscheinlich war allerdings auch, dass ihr das völlig egal sein würde. Für sie war Kouya nach wie vor wichtiger als alles andere, und davon würde sie sich nicht so leicht abbringen lassen. "Was sollen wir denn jetzt machen, Soubi?" Ritsuka lief nervös im Flur der Wohnung umher. Sein Blick fiel auf seine Geburtsurkunde, die ihm seine Mutter mit eingepackt hatte, mit den Worten, dass er ja sowieso nicht ihr Sohn sei, und sie die Urkunde deswegen auch nicht gebrauchen konnte. Er strich mit den Fingern über das kalte Glas, dass sein Geburtsdatum vor Schmutz schützte. Jetzt war er selbst siebzehn, wie Seimei damals, als er starb. Falls er denn wirklich je gestorben war. Inzwischen war sich Ritsuka dessen nicht mehr so sicher, wie noch die Jahre zuvor. Oft hatte er das Gefühl gehabt, er würde von ihm beobachtet werden, als ob seine Existenz gleich an der nächsten Straßenecke wiedererweckt worden wäre. "Ich weiß es auch nicht, Ritsuka... aber am besten wäre, wenn wir ihr helfen, oder?" Soubi schien gespürt zu haben, was Ritsuka sich durch den Kopf hatte gehen lassen und er war teilweise auch seiner Meinung, was aber im Großen und Ganzen nicht zu interessieren hatte. Ritsuka war sein Meister, sein Herr, er würde jedem seiner Befehle gehorchen, egal wie töricht sie lauteten. "Ja, das wäre es. Aber wo sollen wir anfangen? Wir wissen doch gar nicht, wo Kouya überall sein könnte und, falls sie wirklich... dort... wäre..." "Dann könnten wir dem nicht viel entgegensetzen, nicht zu Zweit." Ritsuka seufzte und kniete sich vor die Couch, auf der Yamato momentan friedlich schlief. Ein Lächeln huschte ihm über die Lippen, dann wandte er sich wieder Soubi zu, zuversichtlich strahlend. "Wir schaffen das schon. Wir haben bisher immer alles geschafft." Soubi war erleichtert. Ritsuka hatte sich in den letzten paar Jahren seit ihrem ersten Zusammentreffen sehr verändert. Er war nicht mehr der zurückhaltende, verängstigte Junge, der er gewesen war, als er ihn damals an der Schule abgepasst hatte. Noch immer nicht war er ein immerfröhliches Kind, oder besser, Jugendlicher, bald würde er schon erwachsen sein, aber er hatte Mut gefasst, den man ihm damals noch nicht zugetraut hätte. "Da hast du wohl Recht." Er lehnte sich vor und beugte sich nach unten, um Ritsuka erreichen zu können, der zunächst überrascht, dann aber lächelnd den kommenden Kuss erwiderte. Ritsuka legte die Arme um Soubis Hals und strich seine Haare aus dem Nacken, damit er diesen besser kraulen konnte. Sichtlich durch diese unerwartete Geste verwundert, kippte Soubi nach unten und ein Stück nach vorne, konnte sich aber mit den Handflächen noch abfangen. Er schlang die Arme um den schlanken, kleinen Körper und presste ihn an sich, wodurch er wieder an die vergangene Nacht erinnert wurde, und, wenn Yamato nicht direkt neben dem Geschehen gelegen hätte, er hätte geschworen, er hätte es jetzt wieder angesprochen und versucht das "irgendwann" zu beschleunigen. "Darf man fragen, was das wird? Ich meine, ich hab ja sonst nichts gegen Schwulenpornos, aber das muss ja jetzt nicht sein. Mir geht es furchtbar, und ihr zieht hier eine Show ab!!" Schroff zog Yamato an Soubis Haaren, um ihn so von Ritsuka zu lösen, der als Antwort auf diese Aktion hintenüber kullerte. Die beiden starrten sie halb verdutzt, halb glücklich an. So peinlich es war, umso mehr schien sich auch die Verfassung Yamatos gebessert zu haben, die nun frech grinsend und mit verschränkten Armen dasaß. Soubi fasste sich zuerst wieder, allerdings stammelte Ritsuka schon vor ihm eine leise Entschuldigung in den stummen Raum: "Es... es tut mir Leid, wir dachten, du schläfst, und... also..." "Wie soll ich bei deinem Gestöhne denn schlafen, hm?" Ritsukas blasses Gesicht färbte sich von einer Sekunde zur anderen krebsrot, und er beeilte sich, dass er aufstand und von Yamato wegkam, die schon zum nächsten, gemeinen Spruch ausgeholt hatte. "Du scheinst dich ja schon etwas erholt zu haben, hm?" Soubi tätschelte Yamato den Kopf, was sie zwar mit einem skeptischen Blick und dem geflüsterten Wort "Perverser", kommentierte, ansonsten aber keine Anstalten machte, ihn davon abzubringen. Sie war sich bewusst, wie wohl es ihr tat. Yamato schloss kurz die Augen und ließ die Wärme durch ihren Körper fließen. "Ja, hab ich wohl... ich bin aber auch nicht der Typ, der sich lange unterbuttern lässt, oder?" "Nein, eigentlich nicht, aber, das mit Kouya ist nicht besonders alltäglich... oder?" Yamato sah ihm fragend in die Augen, bevor sie wieder ihr übliches Lächeln aufsetzte und nickte. "Ist es nicht, aber ich bin mir sicher, bald habe ich sie wieder bei mir, und, dann wird uns nie mehr irgendetwas trennen können." "Ja, das denke ich auch." Soubi lächelte zurück und umarmte sie. Ritsuka derweil verschnaufte in der Toilette. Als ob es diese Nacht nicht gereicht hätte, was passiert war, nein, nun waren sie auch noch dabei erwischt worden, wie sie sich küssten, und zwar von jemandem, dem man so eine Szene sicher nicht zeigen wollte. Unschlüssig, ob er schon nach draußen gehen sollte, wieder zurück, zu Soubi und Yamato, fiel sein Blick auf die leere Spiegelfassung. Nachdem er sie vor ein paar Tagen zerschlagen hatte, hatte Soubi sofort das restliche Glas weggeräumt. Sie würden sich wohl einen neuen Spiegel aussuchen müssen. Er lehnte sich gegen die Tür, die Hand am Griff. Sie würden zusammen aussuchen, was in ihr Badezimmer kam. Ritsuka wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als das Telefon schrill klingelte und nach ihm verlangte. "Ich geh schon!!" Soubi war zwar aufgesprungen, aber, da der Schemel mit dem Telefon direkt neben dem Bad stand, war Ritsuka schneller dort, und nahm ab, was er aber gleich wieder bereute, denn ihm stockte der Atem, bei der bekannten Stimme, die sich gemeldet hatte. "Aoyagi, Semei... hallo, Bruderherz." Ritsuka schnappte nach Luft. Wie sollte er sich jetzt verhalten, war es nur ein Scherz, oder eben nicht? Soubi ging auf ihn zu und legte beschwichtigend seine Arme um ihn, sein Blick zeigte, dass er wissen wollte, wer dran war. Kurzentschlossen drückte Ritsuka auf die Freisprechknopf, was Seimei zu bemerken schien, denn nun richtete er einen unverbindlichen Gruß an alle, die in dem Raum sein konnten. Momentan waren das nur Soubi, Ritsuka und Yamato, die verängstigt näherkam. Ihr schien bewusst, dass dieser Anruf vielleicht etwas mit Kouya zutun haben konnte. "Schade, ich hätte gerne persönlich mit dir gesprochen, aber so ist es auch in Ordnung." Seimei ließ einen leisen Seufzer von sich, ehe er zu dem kam, was er wohl von Anfang an sagen wollte. "Ihr vermisst etwas, nicht wahr? Oder besser, ihr vermisst jemanden. Ich nehme an, dass ihr schon wisst, wen ich meine." Yamato sog scharf die Luft ein. Sie ahnte, was jetzt kommen würde, war sich aber sehr unsicher, ob sie es hören wollte. "Keine Sorge, fürs erste... Kouya geht es sehr gut hier. Bei mir. Bei uns. Aber ich bin mir relativ sicher, dass ihr sie zurückhaben wollt... besonders du, Yamato-chan." Sie schluckte schwer. Ja, natürlich wollte sie Kouya wiederhaben. Nichts mehr als das. "Wie gesagt, bis jetzt geht es ihr gut, es fragt sich nur, wie lange noch. Wir brauchen nämlich Frischfleisch. Wisst ihr, da gibt es etwas, das wisst ihr nicht und solltet ihr wissen. Ihr kennt das Wort `Kannibale´...?" Ritsuka und Soubi tauschten erschrockene Blicke miteinander aus. Nach dem, was sie bisher alles über Semei wussten, war er ein zweischneidiges Schwert sondergleichen gewesen, und es würde sie nun auch nicht mehr verwundern, wenn er einen Kannibalen sein eigen nennen würde. "Wir haben hier alle sehr, sehr großen Hunger, wisst ihr...?" Ritsuka fasste nach Soubis Hand. Inzwischen waren sich alle im Raum sicher, dass sie nicht mehr zuhören wollten, wenn es doch nur gehen würde, aber würden sie Semeis Ausführungen jetzt kein Gehör leisten, wäre Kouya in Gefahr. "Hunger also? Dann sollten wir am besten alle kommen, damit ihr auch genug zu essen habt, oder?" Yamato hatte siegesgewiss das Wort ergriffen. Sie würde sich nicht von Seimei veralbern lassen, sie würde bei seinen abgekarteten Spielen mitmachen. Blieb nur noch, ob diese Rechnung aufgehen würde, oder sie erst recht in den Ruin treiben würde. "Was für eine nette Idee! Dann kommt doch bitte alle her... wir freuen uns über jeglichen Besuch." ~ Alle drei saßen am Küchentisch, starrten sich abwechselnd an, und dann zur Uhr. Für heute wäre es zu spät, noch aufzubrechen. Yamato nippte an ihrer Tasse Kaffee, die inzwischen nicht mehr warm, geschweige denn heiß war. "Wir werden aber gehen...? Ganz sicher!?" "Ja, das haben wir doch gesagt. Glaubst du mir nicht... ich meine... uns..." Ritsuka schenkte Soubi einen verstohlenen Blick. Es war ihm zwar nicht unangenehm, aber ungewohnt, so zu reden. "Doch, trotzdem, es ist so beruhigend, es mehrmals zu hören." Ritsuka nickte wissend, gähnte hinter vorgehaltener Hand und machte es damit allen leichter, sich zum zu Bett gehen zu bewegen. "Du bist müde, hm? Na ja, es ist ja auch schon ziemlich spät, und kleine Kinder sollten um diese Uhrzeit auch längst im Bett sein." Ritsuka überlegte sich einen Moment, ob er antworten sollte, beließ es dann aber dabei und machte sich auf ins Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen. Soubi und Yamato sahen belustigt zu, wie Ritsuka wütend seines Weges stampfte. "Wir sollten aber auch schleunigst etwas Schlaf bekommen, meinst du nicht, Yamato?" Sie nickte leicht, ihr fielen selbst beinahe die Augen zu, und sie war sich nicht sicher, ob sie nicht sogar noch müder war, als Ritsuka. "Ja, sollten wir, so wird das nichts. Ich schlafe dann auf der Couch... bequem und breit genug ist sie ja." Soubi hätte ihr lieber einen richtigen Schlafplatz angeboten, aber er hatte keinen. Auf Gäste waren sie nicht vorbereitet gewesen. "Ich hoffe, dass alles gut gehen wird.", murmelte sie, als sie sich auf die weichen Polster hatte sinken lassen. "Es wird alles gut gehen. Was soll schon mit unserem kratzbürstigen Kätzchen schief gehen? Sie lachte schallend los. "Stimmt, also, wir sehen uns dann morgen..." Hosted by Animexx e.V. 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