A Kaleidoscope of Angels von abgemeldet (Gemeinschafts-FF mit Tanja-chan// Chap 17 on!) ================================================================================ Kapitel 1: *Loneliness knows me by Name* ---------------------------------------- TITLE: ~A Kaleidoscope of Angels~ *Loneliness knows me by Name* Yugis Pov.: Ein Jahr ist es schon her! Ein Jahr und alles schien so weiter zu laufen, wie zuvor. Das Leben wurde weitergeführt, als wäre nie was geschehen, als wäre ihr Leben nie - für einen kurzen Moment - gestoppt worden. Die Hektik war an einem Tag - nur an einem Tag - mal gestoppt worden, doch nun Monate später, schien sich niemand mehr daran zu erinnern. Immer die gleichen monotonen Aufgaben stellten sich einem in den Weg, immer dieselben engstirnigen Leute und die geistlosen Gespräche. Sie sagten solche Floskeln, die man immer an solchen Tagen sagte: "Wenn du Hilfe brauchst, ich bin immer für dich da! ~ Ruf mich nur an!" oder der beliebteste Satz: "Es wird alles wieder gut!" Ha! Diese Menschen wussten gar nichts. Wo waren sie denn, wenn man sie brauchte? Nirgendwo. Auch für mich waren sie nicht da - aber daran hatte ich mich ja schon längst gewöhnt. Tja, und da waren noch meine Freunde. Sie glaubten, indem sie das Thema totschwiegen - Wow, ich hab das Wort benutzt, was sonst so unmerklich über meine Lippen gekommen war - sie glaubten, sie würden mir so helfen können. Indem sie schnell das Thema wechselten, wenn irgendein ein dummer neugieriger Schüler, den ich nicht mal richtig kannte, meinen Großvater erwähnte und die Frage stellte, warum der Spielladen noch immer geschlossen war. An sich schmerzte es noch immer, schmerzte, wenn ich nur die Erinnerungen aus den dunkelsten Fächern meines Gehirns hervorholte. Aber es war nun mal Realität. Mein Großvater war gestorben und mich allein zurückgelassen. Ich bin gerade mal 18 Jahre alt, zwar volljährig, wnen man das so sah, aber in solch einem Alter brauchte man trotzdem noch jemanden, der zu hause auf einen wartete. Zumindest war das bei mir so - aber ich hing sowieso ziemlich hinterher, was meine Entwicklung anbetraf. Nun starre ich auf den schön verzierten Grabstein, der mir so viel gab, nur er brachte dich nicht mehr zurück. Niemals würde ich dich hinter deiner heiß geliebten Theke sehen, wie du Duel Monsters Karten verkaufst. Es würde nicht mehr dasselbe sein, in den Laden zu treten, ohne dich dabei zu beobachten, wie du kleinen Kindern die Spielregeln erklärtest. Ich atme den frischen Duft von Rosen ein, einen kleinen Strauss hielt ich in meinen gespreizten Fingern unter die Nase. Dann stellte ich sie, wie meine alltägliche Routine bewies, in eine dunkle Friedhofsvase, die mit Wasser halbgefüllt war. Dann trat ich von den Steinplatten zurück und kam wieder auf den Kieselweg vor deinem Grab an. Es war schon fast abends, an sich hättest du mir verboten, um diese Zeit noch in der Stadt herumzuwandeln. Man wusste ja nie! Ich weiß, ich bin in meiner Erziehung noch weit zurück. Mit 18 hörte man nicht mehr auf seine Erziehungsberechtigten und machte sein eigenes Ding. Doch ich war noch zu naiv und gutgläubig, dass mein Großvater glaubte, ich würde zu jedem Fremden in den Wagen steigen, oder würde vom Hochhaus springen, wenn es mir jemand befehlen würde. Schwachsinn. Aber nun musste ich an genau diese warnenden Worte denken. Ach Großvater! Ohne ihn war es so schwer. Ich wohnte ganz allein im Haus und das schlimme daran war, dass ich nun für meinen eigenen Unterhalt aufkam. Ja, ich habe mir nach der Schule eine Arbeit gesucht. Irgendwie musste ich ja Geld verdienen. Ich arbeitete in einen Nachtclub. Ja ich weiß, gerad eich, als naive Persönlichkeit hatte es in den ersten Monaten nicht leicht. Hinter der Theke wurde ich ständig von Betrunkenen angepöbelt. Es war schrecklich - die erste Zeit. Und wäre Großvater noch da gewesen - hätte er mich davon abgehalten. Jeder hätte das - doch niemand wusste von dieser Arbeit. Nicht mal Joey oder Tea. Und ich habe mich geändert. Aber erst als mir mein Chef klar gemacht hatte, dass ich auch mal mit den Kunden ein Glas Alkohol mittrinken sollte. Ich habe schon immer Alkohol gehasst. Ich mochte es nicht, wusste wozu dieses Gesöff führen würde. Doch wer sollte mich nun noch aufhalten? Ich musste ja Geld verdienen - dass war meine Devise, wenn ich nach der nächsten Alkoholflasche griff. Nach und nach wurde ich auch hinter der Theke ernster genommen und die Pöbeleien hörten auf. Ich wurde anerkannt. Ob das nur an dem hochprozentigen Wodka lag, den ich mir stündlich einfloss? Ich war nach einigen Monaten schon ziemlich abgehärtet. Die anfänglichen, brummenden Kopfschmerzen hatten aufgehört, ich sah nicht mehr alles verschwommen, meine Augenringe wurden nur dunkler. Aber das hatte nichts mit dem Alkohol zu tun. Ich arbeitete nur länger. Fast bis 03:00 Uhr morgens. Ich hatte dann gerade noch drei Stunden Schlaf, bevor ich aufwachen und zur Schule musste. Meine Leistungen waren auf dem Tiefpunkt gefallen, dnen meistens ließ meine Konzentration nach der ersten Stunde völlig nach. Ich schlief ab und zu mehrmals im Unterricht ein. Früher hätte ich mir das niemals zugetraut. Ich war nie ein Schüler, der die Lehrer reizte und bis zur äußersten Wutgrenze trieb. Die meisten Stunden verbrachte ich vor der Türe. Ich schlief dann meistens im Stehen ein, während ich wartete dass die Schulglocke mich wieder aufzuwecken versuchte. Wenn meine Freunde wissen wollten, was nur mit mir los sei, antwortete ich nicht und schob es auf meinen Großvater. Ich weiß nicht mal, ob ich über seinen Tod hinweg war oder nicht oder ob es nur an der Arbeit lag, um die ganzen Rechnungen zu bezahlen. Auf so etwas hatte mich nie jemand im Leben vorbereitet. Ich dachte immer, man hätte noch genug Zeit Großvater zu fragen, wie so was geht. Aber Zeit war kostbarer, als ich glaubte, denn sie entschwand mir wie Sand in den Fingern. Ich war in Klasse 12. So würde ich nicht in Klasse 13 kommen - raunte meine Lehrerin ständig in mein Ohr. Und ich war doch immer solch ein guter Schüler gewesen, ich müsste doch langsam über diesen tragischen Tod hinweg sein. Pah! Wenn ich schon so etwas hörte. Keiner wusste etwas von meinem Nebenjob, der mir mehr Spaß machte, als die Schule. Dort gab es Alkohol! Verbotenes....Frauen die auf Tischen tanzten. Das war ein Ereignis, in meinem sonst so traurigen, depressiven Leben. Was sonst gab es noch, was mir Freude bereitete? Die sechsen und fünfen, die unter meinen Klausuren standen, waren da sicherlich nicht mitzurechnen. Ich schaue noch mal auf die leuchtenden Rosen, in letzter Zeit war ich seltener hierher gekommen. Mein Körper verlangte nach Schlaf, doch ich wollte nicht schlafen. Diese Alpträume, die mich plagten. Immer wieder sah ich Großvater auf einen Hochhausdach. Er rief meinen Namen. Ich lief ihm entgegen, doch er stürzte einfach so in den tiefen Abgrund. Ich konnte ihn in keinen meiner Träume retten. Meine Füße gingen den Weg entlang, während ich versuchte meine Gedanken zu ordnen. Dieser Wirrwarr war nicht gut für mich, konnte mich nicht auf meine Arbeit konzentrieren. Heute Abend sollte ich neue Cocktails mixen. Ja, dieser Gedanke blieb und ließ meine Einsamkeit zur Vergesslichkeit abtauchen. Meine Augen folgen den Kieseln auf dem Weg. Was mir plötzlich auffällt - völlig uninteressant - aber die Kiesel lagen wie in einem Durcheinander auf dem feinen, engen Pfad, als ob sie jemand extra durchgewühlt hätte. Wie in meinem Leben. Alles fing damit an, alles fing mit dem Tod meines Großvaters an. Seitdem hatte sich mein Leben von Grund auf verändert, und niemand wusste davon. Es interessierte niemanden! So kam es mir zumindest vor. Ich erreichte das Friedhofsgitter. Die schwarzen, hoch stehenden Stäbe, oben verziert mit irgendwelchen biblischen Figuren. Ich schloss es hinter mir wieder und ging zur Bushaltestelle. Ja, obwohl ich volljährig war, hatte ich noch immer keinen Führerschein. Ich war gerade dabei die Theorie hinter mich zu bringen, als mein Großvater einen akuten Herzinfarkt erlitten hatte. Seitdem habe ich die Fahrschule nie wieder betreten. Ich würde auch nie mehr einen Führerschein machen wollen, wer weiß, was dann noch alles geschehen wird? Es war Schicksal, keinen zu haben. Zwar war das Busticket teuer, aber wieso arbeitete ich? Somit konnte ich e smir leisten und durch die ganzen Zusatzschichten hatte ich noch etwas Geld übrig, um die Rechnungen zu zahlen. Das Essen blieb meistens auf der Strecke. Ich konnte mir allerdings kostenlos im Nachtclub "Kaleidoscope" - so hieß der Laden, in dem ich arbeitete - das Essen ranschaffen. Das war ganz praktisch, um ehrlich zu sein. Großvater hatte immer für mich gekocht, ich konnte so was nicht. Ich würde auch niemals kochen, schon aus dem Grund nicht, weil mich Großvater verlassen hatte. Er ist extra gestorben....extra. Er wusste doch, dass er mich zurücklassen würde. Was hat er sich nur dabei gedacht... Wütend schlage ich mit meinem rechten Fuß gegen den Haltestellenmast. "Hey, das Schild kann auch nichts gegen deine Wut!" Eine unbekannte Stimme, männlich, hatte mich angesprochen. Doch ich schaute nicht auf. Mir doch egal, was Fremde über mich dachten. Ich schlug weiter meinen Fuß gegen den Mast, bis er richtig wehtat. Aber ich hörte nicht auf, dachte schon der Fremde wäre weitergegangen. Womöglich hatte er mich als Geistesgestört abgestuft, aber wem interessierte es? Als mein Fuß so doll schmerzte, dass ich schon die Lippen zusammenpressen musste, um nicht aufzuschreien, hüpfte ich kurz auf einen Bein umher. "Hab ich es dir nicht gesagt? - Der Mast scheint es dir wohl heimgezahlt zu haben, wie?" Ich war erbost, dieser Fremde erlaubte sich Dinge zu sagen, die ihm nichts angingen. Wo war er? Ich schaute mich um. Entweder war dieser Fremde endgültig weg, hörte ich ihn etwa in meinem Inneren sprechen, vielleicht war der Fremde gar nicht existent? Gott, war ich verrückt? Nein, er war wohl in dem kleinen Wartehäuschen der Bushaltestelle gegangen. Ich hatte nicht mal gemerkt, wie es angefangen hatte, wie aus Eimern zu kübeln. Mir nun auch egal. Soll der Regen doch kommen, mich durchweichen. Es würde doch niemand mitkriegen. Ich würde keine Anschnauze von Großvater bekommen, weil er meine Sachen waschen musste. Niemand würde es sehen, je wissen. "Nun komm schon, oder willst du nass werden?" Schon wieder dieser Typ. Versteckte er sich in dem Wartehäuschen, weil er Angst hatte, nass zu werden? Was für ein Trottel, dachte ich. Überlegte aber trotzdem. Mit gesenktem Haupt ging ich auf das Holzhäuschen zu, stellte mich vornan unter. "Ist alles klar mit dir?" Was ging es dem Penner an, ob es mir gut ginge? "WAS GEHT'S DICH AN!", herrschte ich den Fremden an, schaute nicht über meine Schulter, wollte gar nicht wissen, was das für eine altkluge Person war. "War nur eine Frage, aber wenn du sie mir nicht beantworten willst, dann eben nicht!" War jetzt dieser Kerl eingeschnappt, weil ich ihm nicht Antwort gab? Typen gab es....oh ja. Wartete er darauf, dass ich ihm antwortete? Er glaubte wohl, er hätte einen zwölfjährigen vor sich. Na ja bei meiner Größe kein Wunder. Ich bin kein Deut gewachsen. Man sah mir meine 18 nicht mal an. Ich musste ständig meinen Ausweis vorzeigen, die Leute schauten mich dann mehrmals an. Womöglich dachten sie, ich hätte den Ausweis irgendwo gestohlen oder gefälscht. "Na ja in deinem Alter hat man eben mal Probleme, dass ist ganz normal!" Was laberte er da? In meinem Alter? Er dachte also wirklich, ich bin so zehn Jahre alt oder was? "Schön für dich!" Ich wollte ihn abweisen, ihm sagen, dass es mir egal war, dass er mich anquatschte. Ich hoffte, dass der Bus bald kommen möge. "Wieso schön für mich? - Ist doch eine Tatsache, oder?" Meine Wut köchelte, bis ich glaubte Dampf aus meiner Nase heraus steigen zu sehen. Ich stampfte wieder mit dem Fuß aus und trat genau in eine sich sammelnde Pfütze. Das Wasser spritzte zur Seite. "Lass mich in Ruhe!", schrie ich und bog nach rechts. Mein Tempo beschleunigte ich und ich rannte die Straße entlang. Das war die falsche Richtung, ermahnte mich meine innere Stimme. Auch egal. Noch länger hätte ich es bei diesem Kerl nicht ausgehalten. Ich wusste nicht mal, wer er war. Aber kennen tat ich ihn nicht. Dafür hörte er sich viel zu erwachsen an. Aber eine schöne Stimme hatte er schon gehabt, meinte meine flüsternde Stimme. Ich schüttelte den Kopf, genervt von dem klatschenden Regen, der meine Stirn voll nässte und an meinen Haaren zu kleben schien. Toll, wohin sollte ich? Ich musste doch pünktlich den Bu8s nehmen, damit ich meine Schicht rechtzeitig beginnen könnte. Nur wegen dem Typ bin ich abgehauen... Ich renne einfach zur nächsten Haltestelle, wahrscheinlich nahm der Typ eh einen anderen Bus und ich würde ihn nie wieder sehen. Die nächste Haltestelle kannte ich nur per Namen, wusste dass sie noch etwas entfernt war. Ich musste also schneller laufen. Los....ich raste weiter, ohne Rücksicht auf Verluste. Sprintete ohne auf das Schlagen meines Herzens zu achten, dass angestrengt das Blut pumpte. Langsam kam die Haltestelle, ohne Unterschlupf in Sichtweise. Nebenschliere hatten sich im Tal gebildet. Die Umgebung bestand nur aus Wiesen, die Bauern von weither besäten. Neben mir war die fast kaum befahrende Straße, und ich schaute ab und zu über meine Schulter zurück. Bisher war der Bus noch nicht zu sehen. Ich würde es schaffen. Wieso jagten meine Gedanken wieder zu Großvater? - Er war tot! TOT! Wieso denke ich noch immer an ihn? Ich hatte nun mein eigenes Leben, auch wenn ich es mir früher anders vorgestellt hatte. Tja, das Schicksal konnte einem manchmal einen Strick drehen. Ich hörte hinter mir ein lautes Brummen - der Motor eines Busses. Das war mein Bus... Endlich ich erreichte mit knapper Atemnot die Haltestelle und war froh, als mich der Busfahrer, trotz dem dichten Regen erspäht hatte. Er hielt mit quietschenden Reifen an. Wasser klatschte über den Bordstein und nässte meine Hose vollends. Na prima. Ich sah aus, wie ein begossener Pudel. Ich stieg beim Fahrer ein und hielt kurz meinen Fahrausweis hoch, kehrte dann in den langen Gang ein. Vorne saß eine ältere Dame, die grimmig aus dem Fenster starrte und Selbstgespräche führte. Ich ging weiter. Vorne saßen nur die Alten. Die Jugendlichen saßen immer hinten im Bus - das war einfach so, das war cooler. Ich wollte auch cool sein. Also ging ich nach hinten. Der Bus ging in die Kurve und ich hielt mich einen Moment an eine Haltestange fest. Dann erblickte ich einen Jungen, der mich aufmerksam musterte. Wieso starrte er so? Hatte er einen Knick in der Pupille, oder noch nie ein nassen Menschen gesehen? Als ich näher kam, hörte ich ihn lachen. Lachte er mich etwa aus? Erst jetzt erkannte ich, dass er die gleiche Frisur trug. Nur seine Haare waren glänzender und etwas länger. Wie bei mir, lagen auch bei ihm blonde Strähnen im Gesicht. Und er hatte - violette Augen? - So etwas gab es nur sehr selten, dass sagte zumindest mein Biolehrer, den ich schon seit jeher hasste. "Doch noch nass geworden, was?" Ich schaute ihn mürrisch an. "Kennen wir uns?", fragte ich stattdessen und setzte mich hinter ihm auf die letzte freie Sitzbank. "Na ja nicht richtig", fügte er hinzu und schaute über seine Schulter zu mir. Er sah mir ziemlich ähnlich. Oder war ich schon konfus? "Ach ja? Ich hab dich noch nie zuvor gesehen!" ich musterte ihn länger, doch sein Gesicht war mir schier unbekannt. "Doch eben an der Haltestelle!" Dann zeigte er mir wieder ein breites Lächeln. Shit! Er war das gewesen? Dieser Kerl, der nicht aufhören konnte zu plappern? Dieser Möchtegern? "Ach du warst das", antwortete ich gelangweilt, während ich meine Ermüdung noch betonte, indem ich aus dem Fenster schaute. Das war allerdings so beschlagen, dass ich nichts von draußen aufsaugen konnte. Na toll, wie peinlich. Ich starrte ein milchiges Glas an. "Ja genau, sag mal, wieso bist du abgehauen?" "Was interessiert es dich? Bist du meine Mutter oder was? Lass mich in Ruhe! Scher dich um dein eignen Mist!", konterte ich zufrieden. Tatsächlich mein fast ähnliches Spiegelbild drehte sich wieder nach vorne, ließ mich tatsächlich in Ruhe. Meine Gedanken überschlugen sich. Vielleicht hat er es nur gut gemeint? Ha! Es meinte keiner gut mit mir. Das war ein physikalisches Gesetz meinetwegen. Bald würde meine Haltestelle kommen und ich könnte aussteigen. Ich überkreuzte unter meinen Sitz die Beine und spielte mit meinen Fingern ein bescheuertes Spiel, indem ich meine Daumen ständig aneinander schlug. So was konnte auch nur mir einfallen. Typisch. Endlich. Die Haltestelle wurde von dem Busfahrer ausgerufen und ich stand auf. "In solch einer üblen Gegend wohnst du?", fragte mich dieser Junge. Ich antwortete nicht, wieso auch, wenn er Freunde brauchte, musste er sich nicht gerade mich herauspicken. Ich wartete, bis die Hintertür aufging und ich sprang ins Freie. Dann ging ich den routinierten Weg bis zum Nachtclub. "Sag mal, wohnst du hier wirklich?" Ich zuckte unter Panik zusammen. Dieser Nervenkitzel war vielleicht im Kino lustig, in solch einen Thriller, wo man nicht wusste, was als nächstes geschah. Aber hier? "Sag mal, verfolgst du mich?" Ich, der kleine Junge drehte mich auf dem Absatz um. Hinter mir stand der Ältere aus dem Bus. Er hatte einen weiten Schirm aufgespannt und sein Gesicht war weit darunter versteckt. Ich wusste allerdings, dass er es sein musste, seine Stimme kannte ich nun auswendig. "Ich wohne hier!", meinte er überflüssig. "Was? Hier?", rief ich verdattert. Verstohlen schaute ich zum Nachtclub. Die Eingangstür war weit geöffnet und lag hinter mir. "Nicht...in den Nachtclub, wenn du das meinst, da trauen mich keine zehn Pferde rein", sagte er ", ich wohne genau darüber, zwar etwas laut, aber immerhin war die Wohnung billig!" Interessierte mich das? Nicht das geringste. Toll... "Interessant", log ich und wartete. Wartete eigentlich nur darauf, dass er die Haustür neben den Nachtclub öffnete und in einen dieser dunklen Flure verschwand, die solche Häuser beherzigen. "Und du? Wohnst du auch hier?" Dieser Typ ließ nicht locker. Sollte ich ihm sagen, dass ich hier arbeitete? Nein, sollte er nur glauben, dass ich ein kleiner, unbeholfener zwölfjähriger war. Nein, ich lüge ihn einfach an. Ich würde ihn eh nie wieder sehen, das dachte ich in diesem Moment tatsächlich. "Nein...aber....", ich suchte nach einer geeigneten Lüge, während dieser Typ nur eine Augenbraue hob, "meine Mutter arbeitet hier!" Was redete ich da? War meine Mutter eine Prostituierte, die da auf den Tischen tanzte und sich nachts mit den Männern vergnügte oder was? Außerdem hatte mich meine Mutter verlassen, als ich ein kleines Kind gewesen bin. Autounfall. Vater und Mutter waren auf Anhieb tot gewesen... "HIER?" Er klang ziemlich verblüfft. "Oh...dass...." Ihm fehlten zum ersten Mal die Worte. Zum Glück, nun würde er mich in Ruhe lassen. Endlich. Die Lüge hatte gesessen. "Was dagegen?", funkelte ich und stemmte meine Hände in die Hüften. "Äh nein...okay, dann...!" Er schloss seinen Regenschirm und hastete zur Tür. Es schien mir, als wollte er so schnell wie möglich weg von hier. Lustig! Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, wartete ich noch ein paar Sekunden und ging dann in den Nachtclub, wieder einmal, um meine Arbeit aufzunehmen. Und um diese neuen Cocktails zu mixen. to be continued Kapitel 2: *Alone in the Dark* ------------------------------ Anmerkung: Huhu, so das nächste Kap ist im Anmarsch. ^^ Viel Spaß beim Lesen **************************************************** Yugis Pov.: Meine Schicht war vorüber - wie schnell doch die Zeit verging! Schade irgendwie, ich wäre gern noch länger geblieben. Ich bin der letzte, der den Club verlässt und besitze sogar einen Generalschlüssel. Da sieht man mal, wie sehr ich bereits von allen anerkannt werde. Solch ein Vertrauen besaß nicht jeder hier - aber ICH! Ha! Als ich in die Dunkelheit heraustrat und noch das letzte Licht gelöscht hatte, fröstelte ich. Es war alles in einem pechschwarzen Ton getaucht. Die Straßenlaternen, die eigentlich die Aufgaben hatten, die Bürgersteige zu beleuchten, flackerten unaufhörlich, einige hatten wahrscheinlich nie das Licht der Welt erblickt, wenn man das im biologischen Sinne betrachtete. Ich fröstelte. Meine kleine Hand grub sich in die Hosentasche und fischte den kleinen Schlüssel, der mit dem Rest meiner notdürftigen Schlüssel an einem rostigen Ring befestigt war hinaus. Es war so dunkel, dass ich erstmal jeden meiner Schlüssel in das Schloss stecken musste. Um ehrlich zu sein, hatten meine Schlüssel zwar nicht immer die gleiche Größe, aber da meine Finger so zitterten, klappte plötzlich keiner und ich musste mich an den Ausdruck "Schlüssel-Schloss-Prinzip" erinnern. Immerhin etwas, was ich in meinem vergesslichen Gehirn - dank Alkohol gespeichert hatte. Tja ich war eben ein perfekter Biologe! Das meinte ich nun eher als Witz. Endlich, der kleine Schlüssel passte doch und ich konnte endlich mein Werk vollenden und die große Eingangstür abschließen und sie somit vor Einbrechern schützen. Ob hier je jemand einbrechen würde, steht in den Sternen - ich denke aber eher nicht. Außer Alkohol und Zigaretten konnte man nicht wirklich was mitgehen lassen. Aber selbst das wäre für manche Leute in dieser Gegend Grund genug einzubrechen. Zum Glück, dachte ich, wurde ich noch nie überfallen. Diese Gegend war berüchtigt für solche Diebstähle und Massenmörder. Nicht gerade positiv, aber ich glaube ich bin schon so selbstbewusst geworden, dass ich mich selbst gegen ein Messer Mörder verteidigen könnte. Das hoffte ich zumindest, und falls nicht - tja dann eben nicht. Dann würde ich zu Großvater kommen... Ach Moment. Ich kramte erneut in meiner Hosentasche. Mein Busticket. Wo hatte ich es nur hin gesteckt? Ich lief schon mal los. In etwa zehn Minuten kam der letzte Linienbus, der überhaupt noch um diese Zeit durch die Straßen fuhr. Wenn ich den verpasste, dann... Aber wo war das Ticket? Ich hasse solche Situationen. Gerade eben hatte ich es doch noch, war es etwa runter gefallen? Puh, ich atmete aus, als ich es aus meiner linken Hosentasche fischte. Na zum Glück. Ich lief weiter. Ich hörte aus der Ferne ein Donnern. Oh bitte kein Gewitter. Ich hasse Gewitter. Besonders die hellen, monströsen Blitze. Da bin ich noch wie ein Kleinkind. Da sieht man mir echt nicht an, dass ich volljährig bin. Ich bin dann wie erstarrt und gelähmt. Aber zum Glück herrschte im Moment nur Donnern und ich stellte mich an den Haltestellenmast - mein guter Freund sozusagen. Ich könnte ja wieder dagegen schlagen, aber durch den Alkohol, den ich mir wie Wasser reingeflößt habe, bin ich total gut drauf. Ehrlich, Alkohol verhindert, dass ich mich schlecht fühle. Zumindest einen Augenblick lang. Morgen früh in der Schule werde ich wie eine wandelnde Leiche aussehen. Aber was solls...dann wiederholte ich die Klasse eben noch mal, wenn meine Noten schlechter würden.... Mir egal! Endlich helle Scheinwerfer warfen lange Fächer auf die geteerte Straße und wieder hielt der Busfahrer mit quietschenden Reifen genau vor mir an. Ich senkte mein Haupt und zeigte kurz mein Ticket, als ich nach hinten gehen wollte sah ich, wie sich dort einige Motorradbiker und Punks bequem gemacht hatten. Ich schaute mir nicht jeden genau an, dazu hatte ich viel zu viel Panik. Sollte ich lieber so klug sein und mich vorne zum Busfahrer setzen, kam es mir in den Sinn. Dann war ich zwar uncool, aber man musste ja keinen Streit hinauf beschwören, oder? Die starrten mich schon so komisch an. Hatte ich trotz des Alkohols Angst? Dann müsste ich demnächst mehr trinken. Klare Sache! Trotzdem ein flaues Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Ich überlegte nicht länger, ging den Gang entlang. Was sollte schon geschehen? Wahrscheinlich wollten die auch nur nach Hause. Also...ich hockte mich auf eine Sitzbank vor denen. Nichts geschah. Stille. Lachen. Plötzlich boxte mir jemand von hinten ins Haar. Nichts anmerken lassen, einfach so tun, als ob du es nicht gespürt hast - dann würden sie aufhören. "Hey Kleiner, ohne Mami unterwegs?", tönten die coolen Punks hinter mir und schienen sich in einen endlosen Lachanfall zu verstricken. "Kannst du nicht reden, Kleiner?" Wieder begrabschte mich jemand an der Schulter. Ich schaute über meine Schulter zurück mit dem grimmigsten Gesicht, was ich mir im Moment vorzustellen versuchte. Dann verharrte ich wie eine Salzsäule, als ich die Motorradbiker genauer musterte. Einen davon kennst du doch, kam es mir in den Sinn. Meine Augen wurden größer, als sich unsere Blicke trafen. Hey, das war doch der Kerl von eben...mein Ebenbild...na ja so ähnlich. Jedenfalls war er nun in einem schwarzen Lederdress gekleidet und hielt einen Motorradhelm unter den Arm. Was machte der denn hier? Verfolgte er mich überall hin? Und überhaupt, wo war sein Motorrad, wenn er doch solch ein Dress anhatte? Er sah recht gut aus. Dieses schwarze Leder saß so eng anliegend an seinen schmalen Körper - Gott, war der dünn - dass ich glaubte rot um die Nase zu werden. "Lasst ihn in Ruhe, Freunde. Ich kenne ihn!", sagte er plötzlich zu den Punks. War der so was wie ein Anführer? Oder was? Ich konnte mich noch ganz gut alleine wehren. "Dein kleiner Bruder, was? Der sieht fast so aus, wie du, Yami!" , meinte so ein Typ, mit hoch stehenden, rosa Haaren, der kurz durch meine Haare grabschte. Yami? Das war also sein Name? Auch mit Y? Ich schluckte. Wann war die Busfahrt vorbei? Vielleicht war ich doch nicht so selbstbewusst, wie ich geglaubt habe. "Er ist nicht mein Bruder, das wüsste ich!", gestand Yami und zwinkerte mir plötzlich zu. Was? Ich war völlig verwirrt. Hörten diese abschreckenden Kerle auf diesen Yami? Und überhaupt wohnte Yami nicht neben dem Nachtclub? Was machte er im Bus mit diesem Dress? Ich drehte mich wieder nach vorne - das war zuviel. Immerhin kannte ich ihn doch gar nicht. Nur weil wir zufällig ständig aneinander gerieten... "Hey, wir müssen aussteigen, Yami. Wir sehen uns morgen Abend wieder!" Die Punks und die restlichen vier Biker gingen an mir vorbei, strichen mir über den Schädel, glaubten dass wäre lustig und sprangen schreiend und jaulend aus dem Bus. Mit solchen Kerlen verbrachte er seine Freizeit? Schluck! Plötzlich sprang Yami von der hinteren Sitzbank auf und plumpste neben mich. Ich verdrehte die Augen. "Was willst du?", fuhr ich ihn an. "Wir sind die einzigen im Bus, schon gesehen?" Er hob verführerisch die Braue, zumindest interpretierte ich das so hinein. Moment, was sollte das heißen? Verführerisch? Sah ich in Yami noch irgendetwas anderes? "Ja, na und? Meinst du ich hab jetzt Angst, oder was?" "Gerade hattest du doch Angst, oder nicht?" Er schaute mich so fixierend an, dass ich den Blick abwenden musste. Er hatte solche schönen Augen für einen Jungen - Moment! An was dachte ich da? "Unsinn. Warum hätte ich Angst haben sollen?", fragte ich zur Verteidigung. "Ich konnte es in deinen Augen lesen, hat dir noch nie jemand gesagt, dass man alles in deinen Augen sehen kann? Du hast ziemlich offene Augen, Kleiner!" "NENN mich nicht Kleiner!", protzte ich keck und reckte ihm das Kinn entgegen. "Du hast mir ja noch nicht deinen Namen gesagt!", entgegnete er und zog sich sein schwarzes Lederoberteil zurecht. Seine nackten Oberarme waren leicht trainiert und braun und dieses Muskelshirt ließ seinen Körper gut zur Geltung kommen. War ihm nicht kalt? An was dachte ich da schon wieder? Ich starrte ihn schon viel zu lange auf die Arme. "Yugi", murmelte ich. Und schaute geradeaus - nur nicht zu ihm schauen. "Wo ist überhaupt dein Motorrad?", fragte ich. Interessierte es mich? Irgendwie schon. Das musste ich mir eingestehen "In der Fahrschule..." "Fahrschule? Wie jetzt?" Ich war verpeilt, warum Fahrschule? "Nun ja, meine Freunde, die du da gerade gesehen hast, kenne ich nur so vom Sehen her, man trifft sich dort häufiger und macht seine Führerscheinprüfung...", er lächelte, "ist echt anstrengend, aber bald hab ich den Schein. Ist echt lustig..." "Voll lustig", erwiderte ich ironisch. "Ist es auch...na ja...nicht gerade die beste Freizeitbeschäftigung, aber ich brauche mal langsam einen Führerschein, sie froh, dass du so was noch nicht machen musst!", hauchte er mir in mein zugewandtes Ohr. Ich schaute ihn ungläubig an. "Wie ich muss das noch nicht machen? - Ich weiß auch was ne Fahrschule ist, halte mich nicht für blöd!" Yamis Mundwinkel zogen sich nach oben. "Das tue ich nicht, es sah gerade nur so aus, als würdest du nicht wissen, was man da machen muss.. Wenn man Motorrad fährt, sag ich dir Yugi, ist es wie Freiheit, wenn du größer bist, musst du auch unbedingt einen Schein machen!" Wenn ich größer bin? Was? Glaubte er noch immer ich wäre ein Kleinkind? Ach ja, ich hatte ihn ja nie aufgeklärt... "Sind das wirklich Freunde?", ich sagte das eher zu mir als zu ihm, und starrte aus dem Fenster. "Eher nicht, aber für den Anfang nicht schlecht, dann fühlt mans ich in dieser großen Stadt nicht allein und so richtig kenne ich sie ja auch nicht. Nur vom Unterricht her.!" "Fährst du jetzt nicht in die falsche Richtung?" "Nein, ich muss noch mal zurück zur Fahrschule, ich hab meinen Haustürschlüssel liegen lassen- frag mich nicht wieso. Hoffentlich ist mein Fahrlehrer noch da, denn sonst hab ich echt Pech", überlegte er. "Schon komisch...Aber mir soll es egal sein!" "Sag mal Yugi, wie alt bist du eigentlich?" Der Bus hielt zum Glück an und ich sprang vom Sitz auf. "Das ist meine Haltestelle, ich muss raus!" Ich schaute ihn bittend an, mir Platz zu machen. Er tat es auch. Wirklich Gentleman-like. "Man sieht sich...und pass auf dein Motorrad auf und deine Prüfung!", verabschiedete ich mich und musste mir ein Grinsen verkneifen. Wie blöd konnte man sein? Aber als ich mir Yami auf einen Motorrad vorstellte, wurde mir plötzlich warm im Bauch, ein Kribbeln durchfuhr mich vom Kopf bis Fuß. Mir wurde heiß und kalt, als ich die Straße weiter trottete. Der Bus fuhr weiter und Yami verfolgte mich auch nicht. Ich lief nach Hause und würde gerade noch so drei Stunden Schlaf mitbekommen.. Morgen bekomme ich einen neuen Stundenplan, soweit ich noch wusste. Na....es würde ja eh nichts ändern. Wie viel Uhr war es überhaupt? Gerade mal 1 Uhr durch. Wie lange hatte er dann bitte Fahrstunde gehabt? Na ja, danach hat er wohl noch was mit diesen Typen gemacht - das war die logischste Erklärung... Wieso interessierte mich das eigentlich? Hoffentlich konnte er noch seinen Schlüssel holen, hätte ich ihn vielleicht zu mir einladen sollen? Hä? Woran denke ich da schon wieder? Er war ein Fremder, verdammt noch mal. Geh nach Hause, Yugi!., spornte ich mich an. Kapitel 3: ~Memories~ --------------------- Anmerkung: Hat länger gedauert, ist aber recht gut egworden, finde ich! ^^ Danke für die lieben Kommis. *freu* Bis bald wieder mal eure Lily viel spaß beim lesen 3. Kapitel: ~Memories~ Yugis Pov.: Ein unruhiges, nicht enden wollendes Geräusch, irritierte mich. Ich zog die dicke Baumwolldecke über meine Ohren - aber das Geräusch verstummte nicht. Meine schlechte Laune verfinsterte sich zunehmend. Wieso hörte dieses absurde Brummen nicht auf? Leicht zog ich einen Bettdeckenzipfel von meinen Augen hinab und lugte aus der freien Ritze hervor. Mein Wecker klingelte wie ein Besessener. Es war doch gerade mal eine Stunde her, dass ich ins Bett gegangen bin - ich fühle mich wie ein Geist, der es nicht rechtzeitig geschafft hatte, zurück zu seinem Körper zu finden. Aber der Wecker schien meine Vorahnung zu bekräftigen. Es war sechs Uhr morgens und ich MUSSTE aufstehen. Ich musste zur Schule. Wie ich dieses Wort hasste. Am liebsten würde ich schwänzen, es würde eh keinen interessieren ob ich da bin oder nicht. Na ja vielleicht stimmt das so auch wieder nicht. Tea und Joey, holten mich jeden Morgen um sieben Uhr von zu Hause aus ab und begleiteten mich, wie in einem Sicherheitsgefängnis, auf beiden Seiten über die Straßen - damit sie auch ja sicher sein konnten, dass ich zur Schule gehe. Diese Kontrolle ging mir auf die Nerven - und zwar tierisch. Aber was machte man nicht alles, um Leute - wie meine Freunde - nicht zu vergraulen? Immerhin hatte ich nur noch die beiden, die sich wirklich um mich bemühten. Allerdings nicht so, wie ich es gern bedurfte. Ihre Bemühungen waren ja ganz nett und wirklich annehmbar, wäre ich doch nicht jemand gewesen, der wirklich mal jemanden zum Aussprechen brauchte. Aber so waren die beiden nicht, denn sie verschlossen sich vor den Themen, die ich so gerne besprechen wollte. Wo ich meine Ängste und meine Traurigkeit einfach mal rein fließen lassen konnte, ohne dass es mir peinlich wurde. Ich traute mich ja nicht mal mehr, vor ihnen zu heulen. In den ersten paar Monaten musste ich ständig unkontrolliert heulen - einfach so - auch mitten im Unterricht. Ist das nicht beschämend? Meine Klassenkameraden - also so einige - wussten nichts von dem Tod, meines geliebten Großvaters. Das wollte ich auch nicht, ich wollte nicht soviel Aufsehen erregen. Vielen war das eh egal, weil sie mich nie leiden konnten. Sie dachten sich nichts dabei, wenn aus meinen Augen, die tränen quellten - sie hielten mich dann eher für einen Psycho- oder einen Loser. Eins von beiden jedenfalls traf immer auf mich zu. Vielleicht gehörte ich wirklich zu den Außenseitern - aber hätte ich etwa jeden was vorspielen sollen? Nur meine Lehrer, Joey und Tea wussten von dieser Sache. Meine Lehrer waren am Anfang des Schuljahres noch auf mich eingegangen, jetzt allerdings störten ihnen nur noch meine schlechten Noten. Jedes Mal das gleiche Geschwätz. - "Ich war doch früher mal so gut gewesen - warum schreibe ich nur noch fünfen? Liegt es immer noch an meinen Großvater? Ich müsste mehr lernen....ich verbaue mir meine Zukunft!" - bla, bla bla....wenn ihr mich fragt. Ist doch meine Sache, wann ich lerne und wann nicht. Schule ist mir total egal. Das ist nichts besseres, als seine Freizeit wirklich einzu- beschränken. Am Liebsten wäre ich nicht mehr in diese Schule gegangen. Diese Fächer - die mir früher mal Spaß gemacht haben, so richtigen Spaß, langweilten mich, ich bekam eh nie was vom Stoff mit. Ich schrieb lieber irgendwelche Briefe...oder knipste meinen Kugelschreiber mehrmals an und wieder aus. Eigentlich schlief ich eh die meiste Zeit, wenn mein Lehrer das merkte, schickte er mich raus oder ich musste nachsitzen. Wieso? Ist doch alles meine SACHE. Konnten die mich alle nicht in Ruhe lassen? Jedenfalls versuche ich gerade aus meinem Bett zu kommen. Langsam setze ich erstmal einen Fuß auf dem Boden. Meine Augen sind geschwollen, dunkle Augenringe - noch dunkler, wie die vom Vortag ziert mein Gesicht. Mein Bauch knurrte, aber er würde eh nichts bekommen. Ich hasste dieses Geräusch. Großvater war nicht da, also halt die Klappe, schrie ich mich im Inneren zu. Mein Kopf brummte, ich wollte wieder einschlafen. Ich war so müde - so müde. Endlich schaffte ich es, mich zu strecken und tief auszuatmen. Erst jetzt erkannte ich, dass ich die Klamotten vom Vortag trug. Hatte ich die denn nicht ausgezogen? Ich wollte nachdenken, aber der Kopfschmerz tat so weh und war so unberechenbar, dass ich es einfach ließ. Ich stand nun ganz auf und nahm meine Schultasche. Ich sah aus, wie ein Penner. Meine Klamotten rochen nach Zigarettenqualm, und Alkohol. Meine Haare standen wirr zu Berge. Was solls. Wenn ich früher gehe, würden mich die beiden nicht abholen und ich könnte noch auf dem Schulhof schlafen. Ich schmiss mir die Hängetasche über den Rücken und ging gemächlich die Treppenstufen hinunter. Manchmal habe ich noch immer das Gefühl, das Rasierwasser meines Großvaters zu riechen. Nur ein feiner Geruch, der manchmal noch in der Luft liegt, der sich aber schnell wieder verschwand. Einen kurzen Gedanken schweifte ich wieder zu Großvater, schaute nochmals sehnsüchtig zur Küche - wo er mir meistens mein Frühstück gemacht hatte - die aber jetzt leer dastand. Kalt und leer! Ich öffnete die Haustür, frischer Wind kam mir entgegen. Es war bewölkt. Herbstwetter. Typisch. Ich ging den gewohnten Weg, durch den Domino Park. Ein paar Male rang ich mit mir, zurück zu gehen, oder mich auf eine Parkbank zu setzen und zu schlafen. Aber wenn meine Lehrerin zu Hause anrief und merkte, dass ich nicht da war, kriegte ich Ärger. Also beschleunigte ich mein Tempo und bog nach dem Park nach rechts ein, folgte der langen Straße und ließ mein Blick über den Bordstein schweifen. Ich war so in Gedanken mit Großvater vertieft und der Frage, ob ich nicht heute ein neuen Blumenstrauß auf sein Grab stellen sollte, als mich jemand heftigst anrempelte. Ich zuckte zusammen und wankte ein wenig zur Seite. Mein Gesicht schnellte hoch und ich sah: YAMI! "Yu---ugi!", prustete Yami. ER hielt sich mit den Händen an den Oberschenkeln fest und atmete tief aus. "Hallo!", sagte ich knapp. Das sollte als Antwort reichen. Wieso begegnete ich ihm ständig? "Was ist los mit dir? Ist das nicht die falsche Richtung zur Schule? Musst du nicht nach links?", fragte Yami ein wenig zu besorgt - fand ich! Tatsächlich, er hatte Recht, ich bin nach rechts gegangen. Das war mir gar nicht richtig aufgefallen. "Was geht's dich an?", raunte ich und schaute ihn böse an. Doch sein Blick hielt meinen stand und ich las darin so was wie Sorge. "Du siehst schrecklich aus, Yugi!", gestand er mir. "Tolles Kompliment. Danke, aber darauf kann ich verzichten!" "Du musst schon seit Tagen nicht geschlafen haben...du siehst krank aus, geht's dir gut?" War die Sorge nur gespielt? Er kannte mich nicht mal richtig. "Bestens!", antwortete ich. Und kam mir ziemlich blöd vor. Ich musste ständig zu ihm aufsehen, obwohl ich ja sein Alter auf meines schätzte. "Also...ich bin zu spät dran und muss mich beeilen, willst du nicht zur Schule gehen?" Diese direkte Frage, ließ mich zusammen zucken. "Vielleicht, vielleicht auch nicht", meinte ich ausweichend mit einer gelangweilten Handbewegung. "Wir können zusammen gehen. Du kannst mir erzählen, was dich bedrückt!" Als mir Yami plötzlich seine Hand auf meine Schulter legte - wurde mir ganz warm und anders. Ich folgte seiner Bewegung mit Missachtung. "ICH erzähl dir gar nichts. Klar? Lass mich in Ruhe. Such dir jemand anderen, den du nerven kannst....", schnitt ich ihm das Wort ab und fegte herrisch seine Hand beiseite, nahm an Tempo zu und lief an ihm vorbei. "Aber Yugi...?" Mir doch egal, was er von mir dachte - was alle von mir dachten. Sollte ich nicht lieber nach Hause gehen? erkundigte sich meine bekannte innere Stimme, die mich jeden Morgen danach fragte. Nein, ich schüttelte wie wild meine Mähne und kam endlich am großen Schultor an. Hatte ich solange gebraucht? Es war kurz nach acht????? Ich bin doch so früh schon losgegangen. Nur wegen Yami - er hat mich ganz verwirrt. Dieser verdammte... Plötzlich tippte mir jemand von hinten auf den Rücken. Ich erschrak und schaute über meine Schulter zurück. Yami. "Du bist also auch zu spät. Toll, ich auch, gerade beim ersten Schultag....peinlich!" Wollte er mir damit irgendein Grinsen entlocken? Schief gewickelt. Ich ging mürrisch weiter, sagte kein Ton und eilte ins Gebäude. Yami hinter mir. "Ich muss nun in den Physikraum und du?" Wollte Yami jetzt wirklich noch mit mir sprechen? "Ich auch!", sagte ich knapp und während ich das sagte, erkannte ich, dass Yami dann wohl in meiner Klasse gehen musste. Na toll - auch das noch. "Ehrlich? Aber da ist Klasse 12....ich meine..."; fing Yami an und schaute mich von der Seite aus an. "Ja, na und?", fauchte ich ihn an. "Ich dachte du bist erst in Klasse 10 oder so...", erwiderte er verblüfft. "Tja, nur weil ich klein bin, ist das kein Grund, mich als Kleinkind und 10er Freak abzustempeln." Ich sah ihn lange an und ging dabei weiter. "Oh tut mir leid...ehrlich, ich wusste ja nicht, dass du auch in meiner Klasse bist!" "Oh wenn ich das gewusst hätte , hätte ich schnellstens die Schule gewechselt - ich kann dich nicht leiden", murmelte ich in mir hinein. Das durfte nicht wahr sein. Er verfolgte mich sogar bis hierhin. "Was hast du gesagt, Yugi?" "Äh...nichts....gar nichts!", meinte ich schnell und wurde leicht rot an den Wangen. Endlich der Physikraum. "Find ich toll, dass ich wenigstens einen aus der Klasse kenne!", freute sich Yami und blieb neben mir stehen. Der Größenunterschied war erheblich. Ein guter Kopf größer war er. "Glaub nicht, dass du mich kennst!", antwortete ich rasch und öffnete dann die Tür, als ich einen verwirrten Blick Yamis einfing. * Es herrschte Totenstille, irgendwie lähmte mich dieses Schweigen. Warum schauten plötzlich alle von ihren Plätzen auf? Warum starrten mich alle an? - Moment! Es bist nicht du, den man anstarrt. Mit hochgezogener Augenbraue drehe ich mein Gesicht zur Tür und erhasche natürlich Yami, der ein n rücksichtsvoll und schüchtern im Türrahmen stehen geblieben ist. Mit einer leichten Kopfbewegung wollte ich ihm zum Verstehen geben, dass er doch rein kommen sollte, doch er schaute selbst nur verwundert - oder war das ein überraschter Ausdruck - durch die Klasse. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass der Lehrer noch gar nicht hier war. Zum Glück, da fiel mein Zu-spät-kommen nicht auf. Wenn sich Yami nicht bewegte, sollte es mir doch egal sein. Ich ging jedenfalls zu meinem Platz, mit halb geschlossenen Augen. Zum Glück - für mich - saß ich in der hintersten Reihe. Neben mir waren noch zwei Plätze frei, sonst saß Tea noch hier. Aber irgendwie war sie wohl heute nicht da. Ob sie krank war? Joey war allerdings auch nicht hier. Merkwürdig. Erst als ich mich langsam auf den harten, unbequemen Holzstuhl gesetzt hatte, hörte ich erst wieder die laute Umwelt. "Sag, bist du neu hier?" - oder "Hey du siehst aus wie Yugi, seid ihr Brüder?" Gott, wie kamen denn diese Halbgehirne auf solch einen Mist? Yami und mein Bruder? Nun gut, eine gewisse Ähnlichkeit unserer Frisuren bestand ja und vielleicht die ungewöhnliche Augenfarbe, die wir beide teilten, aber sonst? Yami allerdings nickte nur freundlich und schien mich ziemlich schnell vergessen zu haben, denn Mai Valentine, die hübscheste aus der Klasse bot ihm neben sich einen Platz an. Na toll, Yami fand aber schnell Freunde. Moment, was interessierte es mich denn? Für einen kurzen Moment hasste ich diese Mai, ich meine, ich spreche so gut wie nie, mit ihr, aber heute ging sie mir richtig auf den Senkel. Wieso musste sich Yami unbedingt neben dieser blonden Schönheit setzen? Wollte er mich eifersüchtig machen? Launisch knipste ich auf meinen Kugelschreiber herum und drückte mich tiefer in die Sitzbank. Und da kam auch der Lehrer herein, mit einer kleinen Leinentasche, die er sich unter der Schulter klemmte und nachdenklichen Gesicht. Was er wohl wieder hatte? Aber egal, ich gähnte erstmal herzhaft. Ein Mädchen, Thalia, drehte sich zu mir herum und hob eine Augenbraue. "Lauter geht's nicht, was? Halte doch deine Hand vor den Mund, du Spinner!", rief sie. Ich kräuselte die Stirn, als mir klar wurde, dass mich Yami beobachtete. Wieso schaute er gerade jetzt zu mir? Thalia schnaubte, als ich meinen Blick zu Yami lenkte. "Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen, du Kleinhirn?", fragte sie und mir entging nicht, dass sie eine zierliche Stimme hatte. "Was geht's dich an?", raunte ich und spürte, wie meine Hände schweißnass wurden. Yami schaute jetzt abwechselnd zu mir und dann zu Thalia und dann.....flüsterte er etwas zu Mai, die daraufhin auch zu mir schielte und anfing zu grinsen. WAAAAAAAAAAAAAS? Jetzt fing er schon an zu lästern oder was? Dieser....was soll's. Nicht aufregen. Er hat deine Wut nicht verdient, dieser Trottel - von neuem Schüler - glaubte so an Freunde zu kommen? Pah! Ich richtete mein Augenmerk wieder zu Thalia, die mit ihrer Freundin, neben sich tuschelte. War ich jetzt hier Gesprächsthema geworden??? Ich verschränkte genervt die Arme, vor der Brust und verhakte meine Beine unter dem Tisch - so wie ich es immer tat, wenn ich Angst hatte. Okay, das war keine richtige Angst. Die sah anders aus. Die hatte ich, als mein Großvater mich verlassen hatte. Diese Angst war packender. Ich glaubte, alle würden über mich reden. Ich war doch nicht schon schizophren, oder? "So, wir beginnen mit dem Unterricht, Herr Muto. Könnten sie das mal mit dem Kugelschreiber unterlassen?" Die nervende Stimme meines Lehrers ließ mich laut aufatmen, was mir wieder Gekicher in den vorderen Reihen einbrachte. Yami schaute wieder zu mir hoch. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich weiterhin auf den Kugelschreiber rumgedrückt hatte und dabei fast die Miene raus gesprungen war. "Im Übrigen, ist ihre Arbeitshaltung nur mehr als ärgerlich. So was dulde ich nicht länger. Geh vor die Tür!" Ich zuckte die Schultern. Soll er es doch machen, wenn er wollte. Idiot, fluchte ich leise. Ich ließ den Kuli auf die Tischplatte fallen - ein lautes Geräusch entstand und die Stirn meines Lehrers verfinsterte sich. Ich hob beschwichtigend die Hände. "Ich geh ja schon! Keine Panik!", erwiderte ich mürrisch und ging die Reihen hinunter. Ich fühlte einen festen Blick in meinen Rücken und als ich mich an der Tür noch mal umwandte, sah ich, dass mir Yami nachstarrte. Doch er blickte sofort weg, als er mein Augenmerk auf ihn gerichtet merkte. Der Lehrer sprach ihn an und es kamen noch einige Floskeln schöner Begrüßungen und so weiter, bis ich die Tür hinter mir schloss. Eigentlich war der Schulflur mein zweites zu Hause geworden. Ich lehnte mich an die Wand, neben der Klassentür und schloss die Augen. Ich kann ja etwas dösen, dachte ich. Dieser dumme Physiklehrer hatte früher immer eine gute Meinung von mir gehabt, seit neusten, wo ich ständig zu spät kam oder den Unterricht störte - leider nicht mehr. Ich war so in meiner Gedankenwelt versunken, als mir plötzlich jemand auf die Schulter klopfte. Meine Augen rissen erstaunt auf. "Joey!", rief ich perplex. "Schon wieder hier draußen?" "Sieht so aus!" Ich versteifte mich etwas in der Haltung. "Was ist denn nur los mit dir?" Er begutachtete mich genauer, als wäre er ein Arzt oder so was. Ich hob die Schultern, trotzig und gelangweilt. "Ist es noch wegen deinem Großvater?" Ich schaute ihn lange an, verdutzt und dann...nickte ich. Was nützte es, ihn anzulügen? "Das musst du langsam mal hinter dir lassen, Yugi. Dein leben geht weiter, oder willst du es dir noch mehr verbauen?" "Vielleicht!", meinte ich aufständisch. "Du bist ziemlich verbohrt, Alter! Weißt du das?" Er schüttelte den Kopf, als würde er es nicht glauben wollen, was er hörte. "Ich muss da jetzt rein...Tea ist übrigens krank. Besuchen wir sie nach der Schule?" Was? Wieso sollte ich? Keine Lust... "Mach das allein...ich muss was erledigen!", wich ich ihm aus. "Was denn? Auf dem Friedhof heulen?" Er wurde still und wusste, dass er zu weit gegangen war. "Ich geh jetzt lieber!", sagte er schnell, bevor sich meine Wut anschwellen konnte. Er öffnete die Tür und ich hörte gerade Yamis Stimme. Was sagte er denn da? Ich hörte nicht viel, denn Joey schloss die Tür wieder. Na toll, die paar Wortfetzen brachten mich auch nicht weiter. Wer war dieser Kerl? Yami? Komischer Name, genauso komisch wie Yugi! Ich musste lächeln. Pah, was dachte sich Joey? Er musste sich auch in allem einmischen. Manchmal glaube ich, dass er mich nicht mehr richtig kennt. Ihm ist es doch völlig egal, was mit mir los ist. Endlich, die Schulglocke läutete. Ich stieß mich von der Wand ab, rieb mir über die Augen. Gott, war ich müde. Sollte ich nach Hause gehen? Mir doch egal, was die Lehrer denken. Sollten sie doch bei mir zu Hause anrufen...mich von der Schule schmeißen. Mir wäre es nur recht. Ich hasse diese Schule. Die Klassentüre wurde aufgerissen und ich wurde mit dem Schwall von Schülern mitgerissen. Hörte Wortfetzen, wie "Dieser Yami ist so cool....und süß!" oder "Er ist ja so gut in Physik....vielleicht gibt er mir Nachhilfe...!" Allerdings waren das nur Mädchenstimmen. Moment, wollte ich etwa, dass Jungen so über ihn sprachen? Ich war doch nicht mehr ganz richtig im Kopf. Das lag an meinem Schlafmangel. Eindeutig. Doch ich hörte noch etwas: "Wir schreiben übermorgen einen Physiktest....dieser Spinner von Lehrer.....wann soll ich denn lernen?" Ich blieb stehen, ließ alle an mir vorbeiziehen. Mist! Ein Test? Ich konnte nicht schon wieder ne fünf schreiben. Aber ich hatte in den letzten Wochen auch nie Notizen oder Hausaufgaben gemacht, je zugehört. Ob Joey mir helfen würde? - Was für eine Schnapsidee. Joey war gerade mal so im Vierer-Bereich der Noten am mitschwimmen. Und Tea? - Sie war krank und würde wohl die ganze Woche nicht kommen. Und die anderen in der Klasse? - Die konnte ich nicht leiden. Noch schlimmer, ich hasste sie alle. "Hey Yugi? Wieso stehst du hier rum?" Ich schaute auf. Leuchtend violette Augen, die meinigen so ähnlich waren, studierten mich. "Darf man nicht mal mehr hier rum stehen?", giftete ich zurück. "Nun...schon. Tut mir leid." Er hob kurz die Hand zur Entschuldigung und strich sich dann mit derselben hand durch die Haare. Ich schweifte mit meinem Blick hinterher und erhaschte mich dabei, wie ich dieser Handbewegung nachstarrte. "Ist noch was?", wollte ich wissen und reckte das Kinn zu ihm empor. "Nun ja, der Physiklehrer - wie hisse er doch gleich...?" "Herr Tayas?", fügte ich hinzu. Er knipste mit dem Finger. "Genau, jedenfalls hat er wohl erkannt, dass ich ganz gut bin in Physik und bat mich, dir Nachhilfe zu geben...du hättest es nötig!" Er beschaute mich eine Weile, während ich mit dieser Neuigkeit umgehen musste. Fand Herr Tayas etwa, dass ich zu dumm war um selbst zu lernen und hetzte mir diesen Schleimer auf den Hals? "Ich brauche keine Hilfe! KLAR?", schrie ich los, "Von niemanden!", schnellte ich hinzu und ging an ihm eilig vorbei. "Aber Yugi....ich will dir doch nur...." Ich hörte nichts mehr. Jetzt fing dieser neue Kerl mich auch noch weiter verfolgen zu wollen. Nachhilfe? Von dem? Pah! Ich stapfte weiter. Was hatte ich denn jetzt? Oh verdammt, wir hatten sicherlich in Physik den neuen Stundenplan bekommen, gerade wo ich draußen gestanden hatte. Mist....wo befand sich denn meine Klasse? Ich schaute mich um und hoffte noch Yami zu sehen. Der war jedoch verschwunden. Pah, ich such sicherlich nicht die ganze Schule nach meiner bekloppten Klasse ab, dachte ich. Ich wusste dass meine Denkweise falsch war, aber es scherte mich zumindest jetzt nicht mehr. Ich trottete zum Schulausgang. Ich geh nach Hause, der Lehrer hätte ja mal so freundlich sein können und mir wenigstens den Plan geben können. Oder ich hätte so freundlich sein können, den Lehrer oder einen meiner Mitschüler danach zu fragen. Aber das tue ich ja nicht", murmelte ich wie ein Selbstgespräch vor mich hin. "Kapsel mich ja lieber ab." Ich fuchtelte mit den Armen wild umher und mein Tempo wurde schneller, als ich auf den Schulhof lief, der menschenleer war. Ich spürte die Sonne, die zwar durch einige behangenden Wolken verdeckt war, dennoch erwärmte sie mich. Das dachte ich jedenfalls. Stur, wie ein Bock wanderte ich den Hof entlang und erhaschte kurz eine kleine Cola Dose - sie war in sich zerdrückt und schon so gut wie recycelt. Mit wuchtiger Beschleunigung kickte ich sie vorwärts. Ein Lächeln erschien auf meinem eingefallenen Gesicht. Ich schwänzte die Schule, dass musste man sich mal vorstellen. Ich! Klein-Yugi. Zum Lachen. Ich kickte mehrmals die Dose weiter, bis sie um einer Ecke verschwand. Na toll, gerade die Raucherecke. Aber ich wollte die Dose nicht da liegen lassen. Es machte zu viel Spaß. Hoffentlich stand dort niemand. Vielleicht hätte ich diese bekloppte Suche doch lassen sollen, denn als ich um die Ecke bog, um die Cola zu suchen, trat ich auf drei, korpulenten Kerlen zu, und welche die noch im Schatten eines Baumes standen. Allerdings kannte ich von den dreien, die sich vor mir aufstellten, niemanden. Ob das gut war oder nicht, ließ sich bereits an zehn Fingern abzählen. Na toll. "Ich wollte nur meine Coladose wiederholen!" Meine Stimme glich einem ängstlichen Piepsen. "Ach wirklich?" Der in der Mitte, mit schwarzen Haaren und Schriftzeichen auf dem Unterarm, beugte sich zu mir herab. Ich konnte eine Zahnlücke sehen, als er mit mir sprach. Ich schluckte. "Vielleicht war das keine gute Idee?" Fragte ich das etwa? Was war nur in mich gefahren? "Stimmt genau, wenn du einen von uns verpfeifst, gibt es Ärger, Schätzchen!" "Ich sag nichts, ich kenn euch nicht mal...", verteidigte ich mich. Der neben den Schwarzhaarigen, mit rötlichen Haaren zog an seiner Zigarette und blies mir den Rauch entgegen. Ekelhaft. "So soll es auch bleiben, Kleiner! Und renn schnell zu deiner Mami!" Ich zögerte, mein Blick fiel auf die Coladose, sie sah sehr mitgenommen aus, von meinen Tritten. Nur wegen dieser dummen Dose musste ich mich mit diesen Kerlen in Konversation treten? "O-Okay!", meinte ich schnell und drehte mich bereits um "Ach lasst ihn in Ruhe...Er geht in meiner Klasse!" Schon wieder. Mit dem ihnen zugewandten Rücken starrte ich hoffnungslos zu Boden. "Ehrlich? Wenn das so ist, Yami...Schwänzt ihr beide den Unterricht?" Ich hörte den schwarzhaarigen sprechen. Wieso hatte Yami nach nur einem Tag, der nicht mal halb angefangen hatte, so viele Freunde? "Du doch auch, nicht wahr? Gollus?, meinte Yami und trat aus dem Schatten hervor. Gollus? So hieß dieser schwarz-haarige? Ich schaute über meine Schulter und unterdrückte das Zittern in den Kniescheiben. "Stimmt!" Er nickte und dieser Gollus schaute wieder zu mir herab. "Ist er dein Bruder?" Was hatten nur alle mit dieser Bruder-Schwesternschaft? Wir waren keine Brüder, obwohl er mir ähnlicher sah, als sonst jemand auf dieser Schule. "NEIN!", sagte Yami direkt und ich staunte nicht schlecht, als ich in der einen Hand eine Zigarette glühen sah. Er rauchte? Yami rauchte? Ich war total erstarrt, wie zu einer Salzsäule. "Na dann...labert mal schön, ihr beiden. Wir hauen ab!" Sie schlugen bei Yami noch per Handschlag ein und verschwanden vom Schulgelände. Ich schaute ihnen nach. Das hätte auch böse ausgehen können. Zum Glück war Yami da. Moment....ich brauchte keine Hilfe, auch nicht von diesem Motorradfahrenden und attraktiven-Mädchenschwarm und Raucher-Typ, namens Yami. "Alles klar?", fragte er mich und zog an dem Glühstengel. Ich sah ihm staunend entgegen, wie so ein Kleinkind, der noch nie jemand rauchen gesehen hat. "Sicher!", meinte ich langsam. "Du...du rauchst?", kam es über meine Lippen. Gott, wie blöd geht's....du siehst doch dass er raucht, wieso fragst du so blöd? Wie ein Geisteskranker? "Ja, ab und zu....ist ganz nützlich." "Nützlich? Wie meinst du das?" "Um sich abzulenken, abzureagieren. Allerdings rate ich dir davon ab, dass kann ganz schön zur Sucht werden!" "Du bist nicht meine Mutter!", antwortete ich giftig. "Na dann, willst du mal ziehen?" Er zwinkerte mir plötzlich zu. Ich schaute um mich, sah mich auch niemand? Sollte er mich für einen Angsthasen halten, oder was? Mir klapperten die Kniescheiben. Wieder schaute ich zu der Zigarette, die mich verführerisch anglühte. "Und? Was ist? Anders überlegt?", horchte Yami nach. "Sag mal, willst du mich zwingen oder was? Rauch doch selbst, wenn du Lungenkrebs haben willst. Dann mach's doch!", geiferte ich. Yami war ziemlich perplex, denn er zog seine Hand zurück. "Ich will dich doch nicht zwingen, Yugi. Das verstehst du falsch. Du bist nur so aufmüpfig und ich dachte...." "Was dachtest du, hä?", horchte ich angeregt nach. "Dass du mir mal dein wahres Ich zeigst!" Er sagte das so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte. Ich schaute ihn überrascht an - damit hatte ich nicht gerechnet. Seine violetten Augen begegneten meinen und langsam versank ich, kaum spürbar - in seinem Blick. "Das ist doch Unsinn", riss ich mich selbst zurück in die Gegenwart. "Wie du meinst, Yugi! Doch ich weiß es besser. Du hast doch etwas!" "Was geht's dich an?" Wie oft hatte ich diese Frage im letzten halben Jahr bereits gestellt? Tausendmal? "Dann geh doch Yugi - du musst doch nicht hier stehen bleiben. Es hat dich keiner gezwungen. Hau ab und leb dein Leben, wie zuvor!" "Was?", fragte ich verärgert und verlegen. "Wer bist du? Ein heiliger Apostel?", fügte ich hinzu und schnaufte. "Lass gut sein, ich dachte, du würdest anders sein, als alle anderen. Aber da habe ich mich wohl getäuscht. Deine Pubertät ist wohl noch nicht vorbei...!" Er ließ die Zigarette fallen, obwohl sie noch nicht mal halb angefangen war, zertrat sie und ging an mir vorbei. Sein Gang war so anmutig, dass ich ihm nachschauen musste und erhaschte mich wieder, wie ich auf seinen Po starren musste. Gott, wieso starrte ich nicht bei Mädchen auf den Po? Wieso bei ihm? Irgendetwas stimmte doch nicht mit mir, aber was? "Du weißt gar nichts!", rief ich Minuten später hinterher. Doch er war schon längst außer Hörweite. Glück für ihn. Kapitel 4: ~Won't get fooled again~ ----------------------------------- Anmerkung: Ach, das Kap hat mir soviel Spaß gemacht, ehrlich ^^ Voll genial. viel spaß beim lesen 4. Kapitel: ~Won't get fooled again~ Als ich wieder den vertrauten Duft des Flures roch, fühlte ich mich gut und irgendwie glücklich - woher das nur kam? Ich zuckte mit den Schultern, als ob mich jemand angesprochen hätte. "Ich bin zu Hause!", rief ich und schleuderte meinen Rucksack an die Seite und musste missmutig feststellen, dass ich ganz allein im Haus war - und so würde es bleiben. Niemand würde aus der Küche treten, mit einem Kochlöffel in der Hand, und mich begrüßen! Gott, wie blöd geht es denn noch? Würde ich wirklich verrückt werden? So weit so gut, war es doch eh schon geschehen. Ich sprach bereits mit mir selbst, dachte alle würden über mich reden. Ich schüttelte den Kopf, während ich in die Küche hastete. Ich hatte ja so einen Durst und - Hunger! Aber das war nebensächlich. Ich konnte zum einen gar nicht kochen und zum zweiten würde ich etwas Kostenloses zu Essen im "Kaleidoskope" bekommen. Aber bis dahin konnte ich noch Stunden zählen, ich hatte jetzt Hunger. VERDAMMT! "Wieso hast du mich allein gelassen?", schrie ich zur Decke und musste erstaunlicherweise feststellen, dass in der oberen Ecke eine dicke, hässliche Spinne saß. Ich stampfte, wie ein Elefant - auf dem Boden auf und trat zum Kühlschrank. Immer das gleiche Ritual, und nachdem ich diese dumme Tür geöffnet und mein Kopf in das gekühlte Fach steckte, würde ich wie immer erkennen, dass der Kühlschrank leer wäre. Welche Ironie des Schicksals. Was hältst du vom Einkaufen?, fragte mich meine innere Stimme. Unsinn, ich geh jetzt nicht mehr raus, möglicherweise sahen mich noch Schulkameraden oder Lehrer herumstreunen - und dann wäre ich geliefert. So hätte ich wenigstens eine gute Ausrede. Mir war schlecht geworden, oder so. Das klappte immer! Hoffte ich zumindest. Plötzlich wurde die Stille unterbrochen. Das Telefon klingelte. Eigentlich rief hier kaum jemand an. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Hoffentlich war es nicht die Schule. Soll ich lieber nicht rangehen? Meine Finger schwitzten und das dröhnende Geräusch rauschte mir in den Gehörgängen. HÖR AUF ZU KLINGELN! Ich stand bereits vor dem Telefon, das wie hypnotisiert weiterklingelte. Wieso hörte es nicht auf? Sollte ich dran gehen? Wenn es wichtig war? Jemand von der Bank? ---- Wieder starrten meine Augen auf den Telefonhörer. Ich müsste ihn nur abnehmen. .... Nee, lieber nicht! Oder? Endlich sprang der Anrufbeantworter an, ich hab ihn shcon seit Monaten nicht gehört, entweder war ich nicht da, wenn er ansprang, oder ich war schon beim ersten Klingeln dran gegangen. Doch nun hielt ich die Luft an, als ich die Stimme meines Großvaters hörte. "----Wir sind zurzeit nicht zu Hause.--- Bitte hinterlassen sie eine Nachricht nach dem Piep!----" Piiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeeppppppppppp Ich schluckte, meine Zähne klapperten und spürte wie sich mein leerer Magen umdrehte. Seine Stimme zu hören, wieso war mir das nie vorher aufgefallen, dass er das Band besprochen hatte? Erst heute - nach so vielen Monaten? "Hallo?" Ich schreckte aus meiner Trance aus. Sah gespannt auf den Anrufbeantworter, neben dem Telefon. Das durfte doch nicht wahr sein, oder war mein Ohr schon von der ganzen Diskomusik, die ich abends hören musste, vollends verrückt geworden? "Bin ich hier richtig? Ich weiß nicht, hallo? Yugi? Bist du zu Hause? ----Mist", flüsterte er durch die Muschel ", hab ich auch die richtige Nummer?" Ich hörte, irgendetwas in der anderen Leitung rascheln und musste anfangen zu grinsen. Weiß nicht mal den Grund für dieses Lächeln. Sollte ich drangehen? Wie hat er meine Nummer bekommen? Wie ist er da rangekommen? Wieso verfolgte er mich bis nach meinem zu Hause? Sollte ich ihm mal gehörig die Meinung sagen? Reflexartig griff ich den Hörer. Was habe ich getan???? "Hallo!", hörte ich mich gepresst sagen. "Yugi? Oh Gott sei Dank. Da hat mir Joey wohl doch die richtige Nummer gegeben...!" JOEY? Wie kam mein bester Freund dazu, diesem Fremdling meine Nummer zu geben? "Scheint so, was hast du mit Joey zu schaffen?", fragte ich direkt heraus ohne Umschweife. "Ist das schon verboten, mit Leuten zu reden?", fragte er mich. Er war wohl auf Streit aus, konnte er haben-. "Ja, wenn es sich dabei um dich dreht, schon, ja....!" "Sag mal Yugi, bist du noch ganz dicht?"; fragte er empört. "Wenn du mich hier dumm anschwatzen willst, kann ich auch auflegen, verschieben wir das auf morgen!" Ich war gerade im begriff, das Telefongespräch zu beenden, als er....mich unterbrach: "Moment, ich wollte dich etwas wichtiges fragen!" Ich stoppte in meiner Handbewegung und führte den Hörer zurück an mein Ohr. "Was?" Mach es kurz, dachte ich nur. "Wegen dem Test am Donnerstag...du weißt schon, mein Angebot steht noch!" Ich hörte, wie ich mit dem Ausatmen kämpfte. Durfte das wahr sein???? "DESWEGEN rufst du an?", rief ich empört und wollte den Hörer auf die Gabel knallen. Was glaubte dieser Trottel denn? "Willst du denn keine gute Note schreiben?" Ich kämpfte mit meiner aufzüngelten Wut. Ich wollte nicht schon wieder - "Was geht's dich an!" - sagen, also überlegte ich mir was anderes. "Ich komme ganz gut alleine klar! Okay?", betonte ich jedes Wort. "Yugi - sei doch vernünftig. Soll ich eben bei dir vorbeikommen?" "Sag mal, musst du dich noch bei mir einnisten? Such dir jemand anderen....lass mich in Ruhe, wie oft willst du das noch hören?" Am Ende wurde meine Stimme so schrill, dass mein Hals anfing zu kratzen und ich den Hörer mit Kraft auf die Gabel knallte. Ich drehte mich gerade um, und wollte zurück in die Küche gehen, als das Telfon wieder anfing zu klingeln. Gott! Hörte der denn nie auf? Mit schnellen Schritten war ich zurück und fegte mir den Hörer ans Ohr. "Lass mich in Ruhe.....---OHHH.....du bist es. Hallo...nein dich meinte ich nicht, Joey! Tut mir leid, ich dachte du wärst jemand anders..." Ich verdrehte die Augen. "Hat dich Yami schon angerufen?", war Joeys erste Frage. "Nein!", log ich. "Wieso? Wollte er das denn?" "Ja, wegen Physik, kann doch nicht schaden. Immerhin war er auf seiner alten Schule ein so genannter Streber, wenn du mich fragst. Er hatte in jedem Fach eine eins - wie du früher! - Er könnte dir doch helfen!" "Sagt mal, spinnt ihr jetzt alle, oder was? Ich brauche keine Hilfe, von EUCH nicht und von diesem YAMI auch nicht! KLAR?", schnauzte ich in den Hörer. "Du bist immerhin früher gegangen, sonst hätte ich dich sicherlich gefragt, Alter! Aber besser ist es doch, immerhin ist dieser Test für die Endnote, auf deinem Zeugnis, von Belang." Ich ließ Joey aussprechen. Irgendwie hatte er ja Recht. Ich wollte ja nicht sitzen bleiben, aber wenn es nicht anders ging? "Okay, ich gebe zu, ich hab dich angelogen", fing ich an, "er hat angerufen...aber ich hab ihn abgewürgt!" "Was hast du, Yugi? - Oh nein...was machst du immer für Sachen? Du könntest seine Hilfe gebrauchen...nicht dass du Hilfe brauchen würdest!", sagte er schneller, als mir lieb war. Ich grinste. "Nun, ich weiß, wo Yami wohnt", fing ich nach einiger Weile an. "Na dann....geh doch dahin....!" "Mach ich vielleicht. Bis bald Joey!" Ich legte auf, hatte keine Lust noch länger mit ihm zu reden. Was glaubte Joey denn? Als ob ich zu yami rennen würde und wie ein Bettler, ihn anflehen würde, mir zu helfen? Vielleicht sollte ich es doch tun....mein Magen knurrte. Ach wieso auch nicht, ich musste ja nicht lange bei ihm bleiben und direkt ins Lokal gehen....im Anschluss wohlgemerkt. Ich fasste meine Schultasche im Laufschritt, denn ich musste den passenden Bus bekommen. Also Yami, dann zeig mir mal, was du drauf hast, dachte ich schelmisch und grinste über das ganze Gesicht. Freute ich mich etwa, ihn zu sehen? Mir war nicht mehr zu helfen... Es dauerte nicht lange, denn die Wohnung von Yami befand sich ja neben dem Nachtlokal, in dem ich arbeitete. Ich schaute die Hauswand empor. Nasser Regen klatschte mir ins Gesicht. Ich hasste das Wetter, wenn es sich plötzlich und ohne Umschweife änderte. Ich war klitschnass und ich zitterte am ganzen Körper. Wieso hatte ich auch nicht, in der Eile, meine Jacke angezogen? Ich stand hier im T-Shirt? Im Herbst? Wollte ich mir den Tod holen, oder was? Ja, vielleicht, sagte meine stumpfsinnige Stimme. Wie hieß er eigentlich mit Nachnamen? Ich schaute auf die Klingelknöpfe. Da stand es. Zum Glück auch mit Vornamen - dann musste ER allein wohnen. Warum erpichte mich das so, ob er alleine wohnte. Sein Name war Yami Atem! Merkwürdiger Nachname. Ich klingelte trotzdem und hoffte er würde bald öffnen. Denn das Shirt klebte schon an meinem Rücken fest. War vielleicht doch keine gute Idee gewesen, herzukommen. Immerhin hatte ich erst um 20 Uhr Schicht und es ist gerade mal 15 Uhr. Wie lange wollte ich dann bei ihm sitzen und lernen? Wollte ich eigentlich mit ihm lernen? Ja, aber was anderes willst du mit ihm lernen, spornte mich meine hinterlästige Stimme weiter an. Waaaaaaaas? Was wollte ich denn sonst mit ihm lernen? Ich schüttelte über mich selbst den Kopf. Ich war verrückt - eine bessere Erklärung gab es nicht. Nun ließ Yami einen Psycho- in die Wohnung. Ich müsste nur noch das Messer zücken - so wie in den berühmten Klassikern...aber soweit war es ja noch nicht gekommen. Endlich, ich konnte die Tür öffnen und stand sofort in einem Treppenhaus. Wie viele Wohnungen hatte das Haus? Das ging ganz weit nach oben und ich sah plötzlich von weit oben ein Gesicht zu mir herunter blicken. "Yugi? DU?" Es war Yami, der da oben stand, er war wohl raus gekommen, um zu sehen, wer da geklingelt hatte. Ich nickte zaghaft, wo war meine Wut hin? Wollte ich ihn nicht anmotzen, wie ich es sonst immer tat? "Komm rauf....Hausnummer 17!" Dann entschwand er meinem Blickfeld. Neugierig ging ich die Stufen hinauf. Dann endlich. Hausnummer 17. Die Tür war angelehnt. Ich schubste sie leicht auf und lugte hinein. Ich schaute in einen kleinen Flur. Dann trat ich ganz ein und schloss vorbildhaft die Tür hinter mir. Es roch nach Aftershave oder so etwas. Jedenfalls roch es gut. Musste ich zugeben. Yami roch ziemlich gut. Upps.... Wieso dachte ich jetzt an so was? "Yami?", fragte ich und schaute mich weiter in der Diele um. Eine kleine holzkommode stand direkt neben mir und begrenzte den Gang etwas. Darauf lag ein Schlüssel und einige Papiere. Darüber hing ein Bild von einer Blume. Mochte Yami Blumen? Irgendwie kindlich. Passte gar nicht zu ihm. "Ich bin hier!...Oh...Moment!", hörte ich und dann trat er auf den Flur, stand mir gegenüber. Ich war so gut wie tot, total fasziniert. Er trug nur ein Unterhemd, er war wohl eben noch duschen gewesen, denn an seinen Oberarmen, die so schön braun und muskulös waren, hingen noch einige Wassertropfen. Seine Haarspitzen waren noch nass und tropften noch leicht. Er trug eine leichte Sporthose in schwarz. Oh mein Gott. Ich starrte ihn wieder an....Aber dieses weiße Unterhemd und...diese enge Hose und...MOMENT!!!! Schau weg von ihm... Dann riss ich mich zusammen und schaute wieder in seine Augen. "Störe ich dich etwa bei was?" Wie hörte sich denn die Frage an? Als ob ich ihn bei etwas peinlichen erwischt hätte oder so? "Äh...nein!", er schaute selbst an sich herab und lächelte dann. "Ich war duschen!", bestätigte er meine Vermutung. "Oh na dann...wenn du keine Zeit hast, kann ich auch wieder gehen, ich wollte nur...." "Ach Unsinn, komm ruhig. Wir lernen gleich zusammen. Ich wusste, dass du kommen würdest!" Wie meinte er das denn? Er wusste es? War er ein Hellseher? Ich folgte ihm, mit einem mulmigen Gefühl. Diese Wohnung war total traumhaft für einen 18jährigen. "Wohnst du allein?" Ich stand mitten im Wohnzimmer und beschaute mir das Sofa. "Ähm, ja....meine Eltern sind Ägyptologen und sind ständig auf Reisen. Eigentlich recht einsam - so allein und mit ständigem Wechsel zwischen Wohnort und Schule, aber ich habe mich daran gewöhnt!" Er tauchte hinter mir auf und ich presste die Lippen fest aufeinander, um nicht wieder zusammenzufahren. Ich nickte nur nach einigen Minuten, oder waren es Stunden? "Setz dich doch..." Ich schaute über meine Schulter und sah, dass Yami aus dem Wohnzimmer verschwand. Es war eine Ledercouch. In schwarz...irgendwie kamen plötzlich in mir Fantasien hoch, die ich gar nicht haben sollte, bei diesem Anblick. Es war nur eine Couch. Mir wurde waren unter den Wangenknochen. Denk an was anderes - nicht an die Couch. Setz dich lieber in den Sessel. Das tat ich dann auch und ich überschlug die Beine. Bin ich schon ne Frau geworden? Ich hantierte mit meinen Beinen solange herum, bis ich sie lang ausstreckte und schließlich überkreuzte. Dann kam Yami zurück, in den Händen hielt er das Physikbuch, was er heute erhalten hatte und einen Ordner, welcher ihm wohl der tolle Physiklehrer, gegeben hatte. "Ich hab schon reingelinst, was ihr so im letzten Halbjahr gemacht habt. Zum Glück kenne ich das Thema. Also wenn du willst, fangen wir gleich an, ja?" Konnte er sich nicht mal langsam was drüber ziehen? Dieser Oberkörper machte mich wahnsinnig...wieso nur? Er war ein Junge und ich war ein Junge. "Okay!", meinte ich. Und ich rieb mir die Augen. "DU....", er schaute mich länger an, "steh sofort auf!" Ich sah ihn irritiert entgegen. "Mach schon!", forderte er. Ich stand also auf und schaute auf den Sessel zurück, wo ich eine Wasserlache hinterlassen hatte. Das hatte ich ja ganz vergessen. Der Regen...mein nass geklebtes Shirt, was ich trug. "Oh, das tut mir leid", sagte ich schnell. "Keine Panik, Yugi, das ist nur Wasser, wieso hast du nichts gesagt?" Er trat an mir so dicht vorbei, dass er mich kurz an der Hüfte berührte, dann beugte er sich zum Sessel und begutachtete die Katastrophe. "Ich dachte du hast Augen im Kopf", meinte ich mürrisch. "Ich bin nicht dein Vater!", meinte er plötzlich, "du bist zu mir gekommen, da hättest du ja mal einen Ton sagen können, dass du bis auf dem Grund durchnässt bist!" Er sagte das so ernst, dass ich schluckte. So hatte keiner mit mir gesprochen, seit Großvater. Was erlaubte er sich? Das war doch nur Wasser - wie er sagte. "Und ich bin nicht Luke Skywalker, kapiert? --- Ist ja auch egal, besser ich geh jetzt..." War sowieso eine bescheuerte Idee gewesen, herzukommen, was hatte ich erwartet? "Kontern kannst du ganz gut. Aber...du bleibst!" Es gab keine Widerrede, irgendwie waren seine Worte so gewählt, dass ich nichts erwidern konnte. Mist. "Und was jetzt? Soll ich deine Wohnung noch weiter zunässen?" "Nein...Komm mir nach!" Er ging vor, wieder aus dem Wohnzimmer raus und zeigte mir das Badezimmer. "Geh dich duschen. Handtücher und Morgenmantel liegen auf dem Regal. Und die nassen Klamotten häng am besten über die Heizung Nicht das du krank wirst!" Er lächelte mir zu. Ich war total eingeschüchtert und erstaunt. So etwas hat noch nie jemand für mich getan - seit Großvater und in seiner Stimme schwang doch tatsächlich Sorge mit. Ich war kurz davor, loszuheulen. Ich widerstand dem Gefühl und trottete an ihm vorbei. "Okay, danke!" Dann schloss ich die Badezimmertür hinter mir und ließ alles auf mich wirken. Erst jetzt wieder, merkte ich die Nässe auf meiner Haut. Der Stoff klebte regelrecht wie Patex auf der Haut. Widerlich. Ich ging ein paar Schritte und starrte in den Wandspiegel über den weißen Waschbecken. Wie sah ich nur aus? Noch schlimmer, als heute morgen. Die Augenringe noch dunkler, meine Wangen noch mehr eingefallen. Mein Shirt nässte total auf meiner Brust und ließ mehr erahnen, als es sollte. Wie peinlich - hatte er das bemerkt? Dann schaute ich zurück zur Tür, sie besaß keinen Schlüssel und ich konnte nicht abschließen. Was wäre wenn er plötzlich hereinkommen würde und ich...ich wäre nackt? Als ich wieder zum Spiegel sah, blickte mir ein tomatenfarbiges Gesicht entgegen. Egal... Ich schlüpfte aus meinen nassen Klamotten und hängte sie über den Heizkörper unter dem Fenster. Er hatte nur eine kleine Dusche in der Ecke, als ich rein stieg, klebte sofort der Vorhang auf meiner Haut. So was ekelte mich ja an - aber wenn der Vorhang auch Yamis nackten Körper berührte? Mir wurde heiß und kalt, obwohl der Wasserhahn nicht mal aufgedreht war. Was dachte ich da nur? Denk an was anderes. Ich versuchte den Vorhang von mir zu lösen und zuzuziehen. Dann ließ ich das Wasser laufen. Kapitel 5: ~Save me~ -------------------- Anmerkung: DANKÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖ für die Kommis @ Polarstern: Thx dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Ach der ATI, nein so normal mache ich ihn auch nicht. Kommt alles noch. Vielleicht ist es ja auch Schicksal dass sie immer aufeinander treffen! Wer weiß, wer weiß!!! ^__^ Jedenfalls bedanke ich mich bei dir, dass du auch mal ein paar Kritikpunkte anbringst. Setz ich wirklich zuviele Kommas? Ist mir nie aufgefallen. Ich find sie immer genau richtig, besonders bei den Kettensätzen *gg* aber ich schau mal, ob ich da was machen kann. Übrigens hat ne Freundin dieses Kap beta gelesen ^^ hoffentlich hats ie auch alle Fehler entdeckt. ^^ Danke dass du dich dafür anbietest. Wie du hast sonst nichts zu tun? Lölz! Also viel Spaß weiterhin mit dem Lesen. Das Kap war so cool....^^ Eure Lily *** ** * 5. Kapitel: Ich ließ das Wasser weiter über meinen Rücken spülen, ließ meinen Gedanken freie Bahn - aber das was ich dachte, ließ mich noch mehr erröten....DENK AN WAS ANDERES und nicht an diesen VORHANG!!! Ich schüttelte mich, obwohl das Wasser nicht kalt war - nein - es war wohlig warm. Neben mir, direkt auf Augenhöhe, war das Duschregal, voll gestellt mit Duschmitteln. Mein Augenmerk richtete sich auf das Shampoo. "HUGO BOSS"??? So was kannte ich nur aus der Werbung und ich war mir sicher, dass es wohl aus Amerika kommen musste. Yami kam aber weit herum, oder seine Eltern schickten ihm das? Jedenfalls gefiel es mir, dass er sich damit die Haare wusch. Ich musste dabei schmunzeln. Er hatte sicherlich nichts dagegen, wenn ich mir das kurz ausborgte. Ich nahm die Flasche und erstarrte. Hinter dieser grauen Tube von "Hugo Boss" lag ein EINMAL-Rasierer. Was weiß ich, was mich geritten hat, doch ich fasste ihn an und hielt ihn mir - unter spülendem Wasser - unter die Augen. DA WAREN NOCH HAARE DRAN!!!! Was war ich? Ein Spanner? Ein Voyeur? Leg IHN ZURÜCK, drang mich meine innerste Stimme. Was das wohl für Haare waren? Und wo er sich wohl damit rasiert hat? Abrupt ging ich einen Schritt zurück in der kleinen Duschkabine und ließ diesen kleinen, orangen Rasierer zitternd zu Boden fallen. Mit einem kleinen Geräusch lag er nun da. Das Wasser platschte auf ihn drauf. Und meine Augen sahen ihn an, als ob er außerirdisch war! Ich fasste mich an die Stirn. Ich war krank! So krank. Endlich nahm ich das Shampoo, das mich imaginär zu rufen schien. Ein großer Klecks klatschte ich mir in meine nasse Haarpracht. Der Geruch war männlich, attraktiv und roch nach so vielen verschiedenen Geschmäckern. Yami riecht gut! Als ich es verteilte und sich viel Schaum bildete, schloss ich die Augen. Das Shampoo war sicher sehr aggressiv zu den Augen, und ich wusste, dass ich seit Kindertagen damit Probleme hatte, sobald Schaum hinein trat. Meine Finger kneteten das Zeug richtig durch und als erneut diesen dummen Vorhang an meinem Bein zu kleben schien, erschrak ich so sehr, dass meine Hand über mein Gesicht abrutschte. Eine Handvoll Schaum streifte meine Augenpartie. Zuerst wusste ich nicht, was ich als erstes fühlte. Den brennenden Stich, der langsam anfing aufzuflammen? Oder dieses klebrige Gefühl des Vorhangs, der sich um meinen Oberschenkel schmiegte? Jedenfalls, war ich total mit den Nerven runter und versuchte eilig mit meinen Fingern den Schaum aus den Augen zu reiben. Was dadurch nur schlimmer wurde - ich rieb ihn mir stärker hinein. "AAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHH!" Wenn mein Schrei niemand gehört hatte, wusste ich auch nicht. Ich war total zerstreut, mich nervte plötzlich alles. Dieses dumme Wasser was nun in Rinnsälen über meine Stirn lief und noch weiteren Schaum mitbrachte und dieses Feuer in den Augen. "AHHHHHHHHHHH! VERDAMMT", schrie ich wie eine Furie. Und meine zu Fäusten geballten Hände drückten sich gegen meine geschlossenen Lider. Dieser dumme Schaum hatte sich wohl schon eingenistet. Meine Augen fingen an zu tränen, so sehr brannte es. Ich war hilflos dem Schaum ausgeliefert. ICH werde blind! Ich fing an zu schniefen, die heißen Tränen, die sich mit dem Wasser vermischten, machten alles noch schlimmer. Das Jucken und Brennen wurde stärker. Ich konnte mir nicht mal richtig die Haare waschen. Was mache ich jetzt? Warten bis es von selbst weg geht? Das würde Stunden dauern. Der dumme Vorhang, den ich wütend von meinen Körper entfernt hatte, näherte sich wieder. Ich konnte die Elektrizität fühlen, als ob der Vorhang aufgeladen wäre und meinen Körper brauchte, um sich zu entladen. Na wunderbar! "AHHHH", dieses Brennen wurde stärker, meine Hände schützend auf die Augen gelegt. Als plötzlich.... Jemand umfasste meine Handgelenke und zog sie von meinem Gesicht herunter. Dann wurde ich betupft, mit einem weichen Stoff. Ich erstarrte zu einer Salzsäule. Mein Körper wurde steif. Ein weiches Tuch, oder war es was anderes?, wurde über meine Augen gestrichen. Es war ein schönes Gefühl, während das Wasser weiterhin, wie in einem aggressiven Ton, über meinen Körper peitschte. "Es wird alles wieder gut....Ich hab dich schreien gehört!" Was hab ich denn geglaubt? Dass mich ein Geist berührte? ES WAR YAMI! ER WAR HIER - hier im Bad! Oh nein, wo war ein Loch zum verkriechen? Vielleicht der Duschabguss? - Der war zu klein, für mich....so ein Pech! Ich ließ es über mich ergehen, und als ob er eine Art Schutzengel war, entfernte sich das Brennen immer mehr von meinen Augen. "Ich dachte schön, ein Mörder wäre ins Bad rein gestiegen...", hörte ich Yamis Stimme murmeln. "Im 17. Stockwerk?", murmelte ich in das Handtuch, "Sehr unwahrscheinlich, oder?" "Stimmt, da hast du Recht....öhmm....ja...also...", das Handtuch drückte er mehr über mein Gesicht, und ich versuchte nicht daran zu denken, dass Yami im gleichen Bad, wie ich... Es hörte irgendwann auf. Waren es Stunden, die vergangen waren? Als er wohl das Tuch von meinem Gesicht genommen hatte, öffnete ich die Augen, als ob ich zuvor erst geboren worden war und ich die Welt nun zum ersten Mal durch meine Augen sah. So ein Schwachsinn, dachte ich wieder. Erst sah ich nur Wasserdampf. Das Wasser, auf meinem Rücken zu spüren, war ein komisches Gefühl, als ich dann noch Yami sah, der vor der Duschkabine stand und mich ansah... wurde ich rot. OH MEIN GOTT!...Oh mein Gott!...Oh mein Gott! Ich schrie in meinem inneren, als ob ich ein kompletter Psycho wäre. Yami, er stand hier...hier vor mir und ich, ich war nackt. Hat er alles gesehen? Und damit meinte ich ALLES? "Danke", sprudelte es über meinen Lippen und zum ersten Mal war ich froh, als sich der Vorhang erneut um meine Schenkel schmiegte und somit alles männliche verdeckte. "K-kein Problem", entgegnete er und ich sah, wie er das Tuch in seinen Händen knetete. Unsere Blicke begegneten sich. "Na dann...", fing Yami an. "Ich geh dann mal wieder. Beeil dich!" Als er sich umdrehte, machte er an der Badezimmertür kurz halt und ich steckte meinen Kopf aus der Kabine heraus. "Ich hab nichts gesehen, falls du das denkst", meinte er schnell und eilte aus dem Bad, schloss die Tür so schnell, dass ich erneut wie gelähmt war. Er hat nichts gesehen, ...nichts gesehen....okay...er hat nichts gesehen.... Der Satz eilte, wie ein echo durch mein Hirn. Was hat er nicht gesehen? Meinte er damit, dass...Als ich zu mir herabschaute, sah ich wie der Vorhang leicht ausgebeult war, an einer Stelle wo...OH MEIN GOTT!!!!! Ich starrte wieder zur Tür. Hat er das GEMIEINT? Ich war so gut wie tot....tot....tot. Ich musste sofort abhauen, sofort! Und am besten auswandern. Ganz weit weg. Das war das peinlichste was mir je passiert war. Mein Körper hat wohl nur überreagiert. Das war es wohl gewesen, nichts besonderes, was zu Beachten gilt. Ich stimmte dem zu, obwohl ich mir nicht sicher war. Als sich meine steife Region wieder beruhigt hatte und mein Puls langsamer ging, vor lauter Schrecken, drehte ich den Wasserstrahl ab. Ich kam mir schon, wie ein Fisch vor Oder Wie Nemo, der nur nach Hause wollte!!! Ich stieg aus der Kabine. Sollte ich mir extra viel Zeit lassen und dann abhauen? Oder mich doch schneller anziehen und wieder zu Yami treten....wahhhh. Alles beide waren keine guten Ideen. Ich rubbelte mich trocken, so schnell, als ob ich Katzenwäsche machen würde. Ich zog den Morgenmantel, am Haken drüber. Er war länger, als gedacht. Ist ja auch logisch. Yami war einen Kopf größer, als ich. Jedenfalls schleifte ich noch ein Stück, weißen Stoff über die Badfliesen. Kam mir vor, wie ein spukender Geist...aus einem Horrorfilm. Als ich mich im Spiegel beschauen wollte, war der jedoch mit Wasserdampf voll gesogen und beschlagen. Meine Haare, die so gut wie durchgerubbelt waren, standen an allen Seiten ab. Dieses Shampoo war ja eine richtige Tötungsmaschine. Und wieder fiel mir Yami ein, den ich doch am liebsten aus meinen Gedanken streichen wollte - und meine Reaktion auf ihn. Vielleicht war das auch nur Einbildung - zumindest das mit meinem Körper! Wieso hätte ich so auf ihn reagieren sollen? Er war ein Junge, ich war ein Junge. Und es war nur ein Vorhang!!!! Mit dem Gedanken und dass sonst ja nichts Peinliches passiert war, trat ich auf den Flur, mit nackten Füßen. "Ich bin in der Küche!", hörte ich ihn rufen. Ich ging zurück zum Wohnzimmer, denn dort hatte ich noch eine weitere Tür gesehen, beziehungsweise Küchenmöbel, die ja wohl darauf schließen ließen, dass das wohl unmerklich die Küche sein musste. Der Morgenmantel schleifte weiter über den Boden, als ich in der Tür zur Küche stehen blieb. "Ich dachte du hast Hunger", er benahm sich ganz normal. Dann hatte er wohl wirklich nichts gesehen...oder? Und wenn doch? Und er hat es nur gesagt, damit ich mir keine Gedanken machte? Was dachte er dann darüber? "Du...du kannst Kochen?", hörte ich mich fragen. "Nein. Etwas, was ich wohl nie können werde. Ich bin auch nicht perfekt!", hörte ich ihn murmeln, während ich auf seinen Rücken starrte. Er hatte noch immer dieses weiße Unterhemd an und bei jeder kleinsten Bewegung, konnte man seine angespannten Muskeln durchzeichnen sehen. Mir wurde so anders. "Ich mach uns Pizza in der Mikrowelle. Das ist das einzige Gerät, was ich in dieser Küche bedienen kann!", erläuterte er mir, und er schaute mich noch immer nicht an. "Oh, also Tiefkühlpizza?", hörte ich mich wieder fragen, es klang, wie ein Echo einer anderen Person. Ich sah Yami nicken. "Genau, du magst doch Thunfisch-Pizza?" Fisch? Ich hasste Fisch, manchmal bekam ich davon eine Allergie. "Äh...ja", hörte ich mich antworten. Was? Wieso sagte ich nicht "Ich kann Fisch nicht ausstehen? und fragte ihn endlich nach dem Ding, was mich so sehr beschäftigte. Ich wollte nur wissen, ob er wirklich nichts gesehen hatte. "Gut, ähm setz dich doch an den Tisch, dann lernen wir gleich!" Ich schluckte. Jetzt war ein guter Zeitpunkt, um zu verschwinden. Im Morgenmantel? Oder was? Und der war noch von Yami! Ich eilte zu dem kleinen Esstisch, neben der Ledercouch, die in mir Fantasien entlockte. Ich sah, dass er bereits die Physikunterlagen ordentlich auf die Tischplatte gestapelt hatte. Den großen Ordner nahm ich mir als erstes vor und blätterte darin herum, wahrscheinlich nur, um mich abzulenken. Dann hörte ich ihn in der Küche rumoren. Schließlich kam er mit zwei Tellern auf beiden Händen balancierend, hinaus. Darauf lagen, zwei dampfende Pizzas. "Dann lass es dir schmecken!", meinte er und legte den Teller vor mich ab. Mein Magen knurrte auf und wir beide mussten daraufhin lächeln. "Und....wo sollen wir anfangen?", fragte Yami, während er kaute. Anfangen? "Ich hab von nix eine Ahnung", gab ich zu und überlas die ganzen Physikaufgaben. "Oh, das wird ein gutes Stück Arbeit!" "Stimmt es...dass...", ich riss mir ein Stück Pizza ab und kaute es durch. Fisch hat so einen widerlichen Geruch, "...dass du so gut bist in der Schule, meine ich?" Yami zögerte. "Na ja, mein Zeugnis sieht nicht schlecht aus, aber dass ich ein Streber bin, müssen die wohl alle falsch verstanden haben!" "Oh, das wollte ich damit nichts agen", wich ich ihm aus. Yami hob eine Augenbraue. "Nun ja, es stimmt schon, dass ich einige Einsen habe - aber bestimmt nicht in allen Fächern." "Und wo hast du keine?", hörte ich mich neugierig fragen. "In Biologie und Sport habe ich eine vier minus", er lächelte. "Die Noten habe ich aber nicht erwähnt, damit die Lehrer einen guten Eindruck haben. Nur der Direktor weiß ja von meinen Noten!" "Ach so, dann hast du nur von den Einsen berichtet?" "Stimmt. Obwohl es nur drei sind. In Physik, Mathe und Japanisch." NUR???? Ich würde schon froh sein, wenn demnächst wieder eine eins unter meinen schriftlichen Arbeiten stehen würde. "Klingt gut!" Ich drückte mir den restlichen Teigfladen in den Mund. Yami nickte zögerlich. "Okay, na dann", wechselte er das Thema. Würde er nun auf die Duschszene zu sprechen kommen? "Fangen wir von ganz von vorne an!" "Bevor wir anfangen", meinte ich, "findest du es nicht auch merkwürdig, dass wir uns ständig über den Weg laufen?" Yamis Kopf der nun über den Ordner gebeugt war, richtete sich zu mir hoch. "Was?" "Es kann doch kein Zufall sein...oder?" Was laberte ich da? "Na ja vielleicht Schicksal?", hörte ich ihn murmeln, während er sich wieder dem Ordner widmete. "Nee, daran glaube ich nicht, an solch einem Mist. Genauso schlimm sind Horoskope. Als ob das für jeden stimmen würde..." Was? Was erzählte ich da? Lern lieber Physik... "Kennst du TAROT?", fragte mich Yami plötzlich und drehte sich im selben Moment um zu einer kleinen Kommode, die hinter dem Tisch stand. Schob die oberste Schublade heraus und fasste nach einem Stapel Karten. "Nicht wirklich", meinte ich ernst. War er so ein Freak? Er mischte die karten und ich schaute ihm belustigt dabei zu. "Ich hab das von meiner Mutter abgeguckt, meistens stimmt es, was die Karten einem sagen." "Glaubst du an diese Karten?", fragte ich ungläubig und faltete die Hände unruhig unter dem Tisch. "Na ja meistens jedenfalls, nur wenn sie was Positives sagen!", lächelte er. Dann hielt er mir verdeckte Karten entgegen. "Jetzt ziehe eine Karte!", wies er mich an. Ich rutschte auf dem Stuhl hin und her. Welche Karte? Ich nahm reflexartig die Karte aus der Mitte, zog sie heraus und starrte darauf...meine Augen weiteten sich. "Was hast du gezogen?", fragte mich Yami und studierte mein Gesicht. Ich antwortete nicht. "Sag schon. Was schlimmes?" Ich antwortete wieder nicht. Dann zog er sie mir aus den Fingern und sah sie sich selbst an. "Du hast die zwei Liebenden gezogen!" Ich schluckte. Was bedeutete das? War er so ein Astro Freak - der die Antwort darauf kannte? Oh Gott... "Und?", fragte ich. "Na ja, soviel weiß ich auch nicht darüber. Aber die Karte hat zwei Bedeutungen. Entweder steckst du gerade in einer Beziehung, die du als total harmonisch, liebend und als beschützend ansiehst...", dann wurde Yami still, schaute mich kurz an. "Und die andere Möglichkeit?", drang ich. "Oder du hast dich gerade in jemanden verliebt, der dir genau, das bieten wird!" Mir wurde heiß und kalt, die Spucke in meinem Mund verschwand. Seine Augen waren genau auf mich gerichtet. Und kurze Zeit versank ich darin. "Und hast du eine Beziehung?", fragte er mich. Ging das nicht zu weit? Musste ich ihm antworten? Ich stutzte. "Äh - nein...", stammelte ich und meine Finger schwitzten unter dem Tisch. "Dann bist du verliebt?" "Äh...glaub nicht", antwortete ich nach einer Weile. "Die Karten lügen aber nicht, Yugi!" Dann zwinkerte er mir zu. "Na klar!", hörte ich mich antworten. "Als ob die Karten in die Zukunft schauen könnten!" Das war doch lächerlich. "Na, wie du meinst!" War Yami nun eingeschnappt? Ach Unsinn. Er legte die Karten zurück. "Gut jetzt lernen wir!", Als er sich wieder zum Tisch drehte, streifte er meinen Oberarm. Ich hielt die Luft an und es kam mir so vor, als ob Yami ebenfalls die Luft anhielt. "ÄH!" Ich sah, wie ich von alleine aufstand. "ich muss nach Hause", hörte ich mich murmeln. "Was? Wieso denn?" Ich eilte ins Bad. Zog meine Hose an, die noch leicht nass war. Den Morgenmantel, ließ ich noch schützend über meinen Rücken baumeln. So konnte man nichts sehen...Wer sollte schon, was sehen wollen? Dann zog ich mein Shirt über den Kopf. Und erstarrte, als ich mich zur Badezimmertür drehte. Ich hatte die ganze Zeit schon einen Blick in meinem Rücken gespürt! Yami stand dort, mit verschränkten Armen und sah mir zu. "Wie lange stehst du schon da?" fragte ich. Er hob die Schultern. "Warum willst du schon gehen? Wir haben nicht mal mit dem Lernen angefangen...." "Äh..ja ich weiß. Aber mir ist eingefallen, dass der Wasserhahn in meiner Küche noch läuft!" Ich nickte meiner bescheuerten Ausrede selbst zu und ging an ihm vorbei. Ein kurzer Geruchsfaden seines Shampoos verfolgte mich. Mit dem Rucksack auf meinem Rücken öffnete ich seine Haustür. "Der Wasserhahn? Soso...", meinte er, zumindest glaubte ich, das noch gehört zu haben. Denn ich lief das Treppenhaus so schnell hinunter, dass es mir schon wie eine Flucht vorkam. Yami kam mir nicht hinterher. Unten auf der Straße entschied ich mich ins Lokal zu gehen. Es war erst kurz vor sechs Uhr. Noch zwei Stunden bis zu meiner Schicht! Was war da eben passiert?---- Kapitel 6: ~Let me sleep~ ------------------------- Notice: Hallo alle miteinander! Hab euch alle sehr lieb und eure Kommis sind super nett. Also wenn meine Rechtschreibung jetzt nicht besser geworden ist, dann weiß ich auch nicht. Übrigens: Das Kap hat echt irgendwie Spaß gemacht, weil ich in meinen sonstigen Shounen-Ais noch nie sowas geschrieben habe. Phoebe_chan hat mir an einigen Stellen geholfen! Thx! Und viel Spaß!!!! Eure Lily Maus 6.Kapitel: Ich eilte ins Lokal. Es war düster, nur ein paar teure Laternen, an den Wänden funkelten um die Wette. An einigen Tischen saßen Männer, um die dreißig, mit schwarzen Anzügen. Wahrscheinlich aus dem Bankwesen, dachte ich desinteressiert. Ich suchte den Weg zur Bar. Hajuna, ebenfalls Barkeeperin, so in dem Alter, wie ich es war, stand hinter der Theke und putzte Gläser. Als sie mich bemerkte, sah sie auf, ihre blonden Locken, glänzten im fahlen Licht und ihre braunen Augen musterten mich überrascht. "Was machst du schon hier? Bist du nicht erst um 20 Uhr an der Reihe?", fragte sie argwöhnisch. Ich lehnte mich mit meinen Ellbogen über die Theke. "Ich war in der Nähe", meinte ich knapp. Das würde ja wohl reichen. Oder? Sie stellte ein geputztes Bierglas hinter sich ins Regal und musterte mich erneut. "Du siehst schrecklich aus, wieder nicht geschlafen?" Hajuna war wohl die einzige, die von meinem akuten Schlafmangel was mitbekam. Ich nickte geistesabwesend. "Leg dich doch noch was hin. Ich wecke dich dann!" Sie war fürsorglich, das wusste ich zu schätzen. Ich war wirklich müde, mein Hirn rief regelrecht zum Schlaf und wollte sich von den ganzen Strapazen erholen. "Ja, gute Idee!" Ich ging in den Hinterraum, wo sich normalerweise nur das Personal aufhielt - mich eingeschlossen. Er war leer und die benutzte Couch, die nicht einladend war, zeigte sich mit Wohlwollen. Vielleicht war es doch eine gute Idee, noch was zu schlafen, da ich noch die ganze Nacht durcharbeiten musste. Ich machte es mir bequem, obwohl das schon die reinste Übertreibung bei dieser Couch war. Man sackte so tief in den weichen Stoff, dass man auch auf dem Boden hätte schlafen können. Wäre kein Unterschied gewesen. Die benutzte, braune Wolldecke, die sicherlich über tausend anderen Körpern gelegen hatte, lag nun über meinen, kleinen Körper. Ich schloss die Augen. Eigentlich habe ich gedacht, dass mich wieder ein Alptraum mit Großvater überfiel...so was kannte ich ja schon. Doch dieser Traum war völlig anders, schlimmer womöglich. Meine Fantasien, die ich bereits bei Yamis Ledercouch glaubte zu haben, schienen nun Realität zu werden, als ich einschlief. *Ich war im Schulgebäude. Im Physikraum! Mein Lehrer meinte plötzlich: "Yugi komm nach vorne. Yami soll dir beim Aufholen des Schulstoffes helfen!" Alles war merkwürdig, wie im Nebel ging ich nach vorne. Ich ging an Tea und Joey vorbei. Merkwürdig war auch, dass neben Yami plötzlich ein Platz frei war. Anstatt mich neben ihn zu setzen, stellte ich mich vor seinem Tisch. Alle Klassenkameraden schauten zu uns. Yami und ich blickten uns an. Er trug wieder einen schwarzen Lederdress - wie einst diese Motorradkluft. Hier in der Schule? Was war das überhaupt für ein Versuch? Ein Bunsenbrenner stand auf dem Tisch und zügelte bereits eine Flamme. Yamis Hand lag auf dem Kontrollrädchen des Brenners, um die Flamme etwas niedriger zu stellen. Dabei betrachtete er mich. Dann.... Yami stand plötzlich auf, schnappte mich, zog mich hoch und beginnt mich zu küssen. Der Kuss ist hart und leidenschaftlich zugleich. Oh Gott.... Die Schüler und der Lehrer sahen schockiert zu, wie wir uns beide auf dem Pult legten und uns begierig weiterküssten. Ich sah, wie Tea und Joey sich anblickten, alle total verstört. Das Pult ist hart unter meinem Rücken, Yami drückte sich auf mich und meine Hände fuhren unter sein Shirt. Ich stöhnte auf, als er mich weiterküsst. Seine Zunge drückte sich in meinen Mund. Ich fuhr auf, bäumte mich mehrmals auf. Vergaß, dass wir uns in einer Klasse befanden. Plötzlich lag ich nackt auf dem Pult - all unsere Klamotten lagen um uns zerstreut. Ich stieß mit meinem Kopf an irgendwelche Geräte, die auf dem Pult standen. Er berührte mich, mein Körper war wie gelähmt. Ich schrie auf. Yamis Gesicht konnte ich nicht richtig erkennen, doch er trieb mich mit jeder Berührung bis zum Höhepunkt. Als ich mein Gesicht zur Seite schnellen ließ, sah ich den Physiklehrer. Er hatte ein kalkweißes Gesicht. Dann schaute ich in die andere Richtung. Alle Augenpaare waren auf uns gerichtet. Wieder küsste ich Yami, meine Hände waren schweißnass - zumindest glaubte ich das. Ich fasste ihm in den Schritt. Meine Wangen röteten sich, in mir kribbelte alles. Er tauchte seine Zunge in meine Mündhöhle und erforschte mit der Spitze meine Zahnreihen und meinen sensiblen Gaumen. Auf einmal saugte er an meiner Zunge und knabberte leicht daran. Ich spürte, wie ich steif wurde. Meine Lust entlud sich wie ein Feuerwerk der Gefühle, als...~ Ich wurde geschüttelt, erst leicht, dann immer mehr. "Yami....", stöhnte ich, merkte die Decke an meinem Mund und erinnerte mich, dass das ein Traum gewesen sein musste. "Steh auf...Yugi..." Hajuna? Ich schaute schläfrig hoch, mein Gesicht war gerötet - vor Scham! "Wer ist denn Yami? Etwa ein Mädchen?", fragte sie leicht. Ich wurde noch röter. "Hattest du etwa einen feuchten Traum?", fragte sie auf einmal. Ich kriegte keine Luft, glaubte zu ersticken. Ich sagte nichts. "Okay, steh endlich auf!", meinte sie und ging aus dem Raum. Dann atmete ich tief aus und wieder ein. Mein Puls schlug Rekorde. Mein Herz hämmerte gegen die Brust. Als ich auf die Decke schaute, sah ich, eine leichte Beule, an einer Stelle...die Yami in meinem Traum angefasst hatte. Ich war fassungslos. Schockiert? Alamiert? Ich erschrak und ekelte mich...stand auf. Mein kompletter Hosenbund war ausgebeult, meine Erektion deutlich sichtbar. Oh Gott!... - Oh Gott!!!!! Ich legte meine Handfläche auf den Reißverschluss um das Schlimmste zu verdecken, rannte aus dem Raum und verzog mich in die Männertoilette. Schnell schloss ich die Tür ab und setzte mich auf den Klodeckel. Atme einfach tief aus Das geht wieder weg! Wieso löste er so was in mir aus? Das war doch nur ein Traum gewesen. Aber was für einer, gestand ich mir. Ich dachte an die Szene auf dem Pult zurück... Denk an was anderes....an was DENN?????, schrie ich mir im inneren zu, spreizte meine Beine und presste sie an die geschlossene Türe. Oh Gott, zittrig öffnete ich den Reißverschluss und zog die Hose etwas herunter. Alles kribbelte. So was hatte ich noch nie gehabt - was sollte ich nun machen? Wie? Mein Herz klopfte so laut...mein Blut rauschte in den Ohren. Angstschweiß bildete sich in meinen Stirnfalten, als ich meine Finger in die Unterhose steckte. Ich umfasste mein Glied. Es war warm und anders .... Wieso tat ich das? Ich sah wieder, wie mich Yami küsste.. ES WAR NUR EIN TRAUM! HERRGOTT noch mal. Dann kamen reflexartig, wie in Schüben, Bilder vor meinen Augen. Yami im Unterhemd, mit Wassertropfen auf seiner Haut, vor der Duschkabine und dem Handtuch, wie er meine Hüfte berührt hatte, oder meinen Oberarm.... Ich schloss schwer die Augen, während ich mich streichelte. In meinem Hals saß ein Kloß, ich wollte seinen Namen herausschreien. So sehr musste ich an ihn denken. An seine Zunge, die ich nur imaginär, im Traum - zu spüren bekommen hatte. Ob er wirklich so gut küsste? Mein Hinterkopf presste sich an die nassen, verdreckten Fliesen und mein Rücken drüctke ich gegen die Klospülung. Mein Po rutschte weiter in die Kloschüssel hinein. Meine gespreizten Beine waren wie erstarrt. Meine Finger befriedigten mich selbst und ich spürte etwas nasses zwischen meinen Fingern. Ich war wie bewegungslos. Und rieb weiter....immer mehr und ich stöhnte laut auf. Niemand ist hier, niemand konnte die peinliche Aktion hören. Yamis Gesicht war vor meinen Augen. OHHHHHHHHHHH GOOOOOTT. Hör auf damit, rief ich mir selbst zu. Ich konnte nicht. Auf einmal kam jemand in die Männertoilette- ich wusste nicht wer, hörte nur, wie jemand neben mir in die Toilettenkabine ging und abschloss. Ich versuchte die LUFT anzuhalten, ein weiteres Stöhnen zu unterdrücken, das in meinem Mund lauerte. Ich war kurz davor - so kurz davor, wieder seinen Namen zu schreien. Meine Füße pressten sich weiter gegen die Tür. Ich schaute zur Decke, war völlig atemlos, rieb mich weiter und wünschte es wäre Yami, der mich berührte. Ich drückte meine Erregung hinunter, wollte schreien. Seinen Namen. Alles kribbelte und juckte in mir...Meine Gedanken kreisten um Yami. Wann haute der Typ neben mir endlich ab...oh Gott....Ich spürte, wie sich alles in mir aufstaute. Gleich müsste ich schreien...gleich....Oh Gott. Wenn das jemand hörte....wenn der Typ neben mir das hörte. Reiß dich zusammen, Yugi!!!! Alles bebte in mir, mein Unterleib war so angespannt, ebenso wie meine Lendengegend. Ich presste meine Lippen zusammen, biss unaufmerksam auf meine Zunge. Verzog das Gesicht...OH GOOOTT Wieso hörte ich nicht auf...??? Ich konnte nicht, konnte nicht. YAAAAAAAMIIII. Hatte ich das laut geschrieen? Wohl nicht, die Toilettenspülung neben mir wurde gezogen. Das Wasser rauschte und ich fühlte, ein Kribbeln...als ob ich auch aufs Klo musste. GEH endlich, ich kann nicht länger warten. Ich kniff die Augen fest zu, war so kurz davor zu stöhnen. Endlich, ich hörte wie jemand den Raum verließ, erst als die Tür ins Schloss fiel.............stöhnte ich so laut auf, dass ich zittern musste. Mein Atem ging stockend und stoßweise. Ich bäumte mich kurz auf, dann fielen meine Beine zu Boden, ich zog meine Hand aus meiner Unterhose und konnte kaum atmen. Mein Herz sprengte den Rahmen, so sehr war ich....gelähmt. Ich schloss die Augen, wollte mich beruhigen. Das Tempo meines Pulses verlangsamen. Dann normalisierte sich wieder alles. Ich rutschte aus der Kloschüssel, meine Pobacken hatten fast die Wasserlache in dem Becken berührt. Was war das eben? Was war mit mir passiert? WARUM? Ich zog zittrig und unkontrolliert die Hose hoch. Schlug mit der Hand auf die Klotür und Tränen rannen aus den Augen. Dann ging ich wankend hinaus, sofort zum Waschbecken. Wie unter einem Waschzwang seifte ich meine Hände ein, die EINE Hand, war so klebrig...Mir wurde übel. Dann schaute ich mich im Spiegel an. War das eine Selbstbefriedung? Hatte das Yami in mir aufgelöst??? Ich starrte mit offenen Mund in den Spiegel... Kapitel 7: ~Learning to breathe~ -------------------------------- Notice: Wegen dem Adult Kap: Hab leider kaum zeit das an alle zu verschicken. Deswegen hier mein Plan. Geht auf meine Homepage unter YGO und da ist das Kap auch hochgeladen. Da kann es jeder lesen. Okay? So nun viel Spaß und danke für die wuchtigen, tollen Kommis. Großes Thanks an Polarstern. Ich mag deine Kommis sehr gern, ich werde tun was ich kann. Hoffe trotzdem, meinen weiteren Verlauf werdet ihr mögen. Bis denne 7.Kapitel: ~Learning to breathe~ Ich fand mich morgens früh in meinem Bett wieder. Wie hatte ich diese Schicht überstehen können, ohne eine weitere peinliche Situation erlebt zu haben? Ich konnte mich nicht erinnern. Lag das daran, weil ich das in die hinterste Ecke meines Gehirns geräumt hatte, oder an den Flaschen Alkohol - die ich nicht mal mehr aufzählen konnte? Ich wusste allerdings, dass es viele gewesen waren. Ich rieb mir die Stirn. Ich dachte schon ich wäre von einem Kater befreit - doch als ich mein Gesicht vom Kissen hob - war es eher das Gegenteil... Ich fiel wieder zurück ins Kissen. Trotz des Alkohols hatte ich meine peinlichste Situation nicht vergessen! Schlimmer....ich erinnerte mich genau daran. Ich schüttelte den Kopf und wollte aufstehen. Meine Beine waren wie taub und ließen sich kaum kontrollieren. Hatte ich bei der Arbeit soviel getrunken? - Hatte man das bemerkt? Bei der Arbeit durfte man nicht sooooooo viel trinken. Na ja ab und zu ein Glas war erlaubt. Doch dabei war es - gestern - nicht geblieben. Ich hatte aus der Flasche getrunken und nicht nur einen Schluck. Ich stöhnte unter Kopfschmerz und taumelte ins Bad. Es war sicherlich seit einem halben Jahr nicht mehr geputzt worden. An sich hatte das Großvater immer gemacht. Nicht, dass ich nicht hygienisch war, es war einfach zuviel Arbeit und Zeit fand ich auch nie. Ich sagte mir immer: "Solange noch ein Durchgang zum Klo und zum Waschbecken frei war, musste nicht geputzt werden!" Tja und mit dieser Devise lebte ich erstmals und es klappte doch ganz gut. Ausser Betracht ließ ich mal die verdreckte Wanne und das Waschbecken. An sich war es schon ekelhaft, bereits mit nackten Zehen auf diese Fliesen treten zu müssen. DAS war ein Akt der Selbstbeherrschung. Ich riss im kleinen Bad erstmal das Fenster auf. Es roch ziemlich arg nach "KLO"! Im Spiegel, der ziemlich verschmiert war, konnte ich mich kaum selbst betrachten. Die Bürste war voller Haare. Oh nee, das machte doch keinen Spaß. Ich ging wieder hinaus. Ich sollte das Bad so schnell wie möglich in Angriff nehmen. Ich schüttelte mich vor Ekel und vergaß dabei völlig meine Kopfschmerzen und mein flaues Gefühl im Magen. Ich trampelte zwei Treppenstufen auf einmal runter und eilte in einer Küche, von der ich wusste, dass sie leer sein würde. Ich hatte solch einen Hunger. Ich hatte im Lokal nichts gegessen, eher getrunken. Trinken konnte man DAS sicher auch nicht mehr nennen. Saufen klang da schon geeigneter. Ich würde heute die Schule schwänzen und einkaufen. Direkt in den Supermarkt, ganz in der Nähe von meinem Haus. An sich war mir ja das Essen egal geworden. Wer hatte also das in mir bewirkt, dass ich nun selbst was einkaufen wollte? Ich zuckte nachdenklich die Schultern. Mir fiel keiner ein.... Nahm den Regenmantel vom Haken und zog ihn drüber. Ich hatte immer noch die Sachen von gestern an. Wenn man so spät nach Hause kam - hatte man einfach keine Lust mehr, sich nochmals umzuziehen und fällt dann sowieso wie ein Toter ins Bett. Draußen war es kühl und es regnete. Ich zog die Kapuze des Kurzmantels tief ins Gesicht und trottete zum Supermarkt. Na ja, so ein riesen Geschäft, welches man mit einem Supermarkt verband, war es nun auch nicht. Aber es reichte aus, um die Bewohner dieser Stadt durchzufüttern. Unbekannt und ungesehen trat ich also in den Shop ein. Ich gähnte noch einmal kurz und lief sofort zum Obstregal. Die frischen Sachen grinsten mich vom weiten aus an. Mein Magen knurrte mit Verlangen. Ich fasste nach einer Tüte Weintrauben und ging dann weiter zur Kühltheke. So schwer war es gar nicht einzukaufen. Es machte sogar Spaß, wenn man mal ausser Betracht ließ, dass das sonst immer Großvater getan hatte. Ich nahm mir eine Flasche Milch und packte sie unter dem Arm. Hätte ich mir doch lieber einen Korb mitgenommen..., fluchte ich leise. Ich kehrte in einen Gang ein, wo Tiefkühlboxen standen und fand mich vor der Tiefkühlkost wieder. Suchend fasste ich nach einer Pizza. Erstaunt darüber, dass es Thunfischpizza war, wurden meine Augen übertrieben gesagt größer und kamen fast aus den Höhlen. Ich hasste doch Fisch, wieso nahm ich sie mir dann? War das nur YAMIS Schuld, seine Eingebung? Verwirrt darüber, nahm ich sie trotzdem mit und suchte die Kasse auf. Eine ältere Dame schaute auf, als ich alles geordnet auf das Fliesband ablegte. "Guten Morgen", hauchte ich. "Morgen....na hast du später Schule?" Wollte sie etwa einen Small-Talk beginnen?Na wunderbar, ärgerte ich mich. "Äh - ja!" und war froh, als sie alles in die Kasse eingegeben hatte. Ich orderte noch eine Plastiktüte von der Kassiererin und musste noch etwas zuzahlen. Nur wegen der TASCHE???? Die spinnen doch alle...also ehrlich. Schnell rannte ich dann aus dem Laden, die Kapuze wieder über den Kopf geschmissen, die Tasche baumelnd in den Händen. Was war das nur für ein Einkauf? Was sollte ich denn jetzt essen? Weintrauben und Milch oder was? Ich rollte die Augen und war froh, als ich eine Bäckerei sichtete. Als ich eintrat, war das Geschäft völlig leer, ausser der Verkäuferin. "Hallo Yugi!" Ich schaute sie überrascht an. Ach ja, ich kannte sie auch. Sie war eine alte Freundin von Großvater gewesen. "Hallo!" "Wie geht's dir? Ich hab dich schon lange nicht gesehen!" "Ach gut...was soll man machen?", ich versuchte zu grinsen, "das Leben geht ja weiter!" Sie packte mir was in eine Tüte, obwohl ich gar nichts bestellt hatte, dann überreichte sie sie mir. "Für dich...heute musst du nichts bezahlen, ja?" Ich fühlte die Warmherzigkeit dieser Dame. "Vielen Dank!", meinte ich freundlich. Draußen schaute ich neugierig nach, was sie mir doch eingepackt hatte. Der Regen hatte nachgelassen. Zwei Rosinenschnecken, zwei Croissants, ein Brötchen und ein Hefezopf. Soviel? Und das musste ich nicht bezahlen? Ich schämte mich etwas, aber entschied mich, es nicht zurückzugeben. Immerhin hatte ich Hunger. Als ob ich den "Hunger" erst seit heute morgen spüren würde....sonst war es mir doch auch egal gewesen, ob ich was esse. Aber jetzt, war ich wie ein Verhungerter auf der Suche nach Essbaren. Peinlich, als ob es bald Krieg geben würde und ich mich vorher noch voll schlagen wollte. Bescheuert! Mein Benehmen! Ich ging zum Domino Park. Es war ruhig, noch keine Schüler zu sehen. Kaum jemand ging in den Park. Viele Schüler gingen außen drum herum Also würde man mich nicht sehen. Ich suchte nach einer Parkbank unter mehreren Bäumen. Dann nahm ich die Milchflasche, öffnete sie mit einem Klack und drückte sie an meinem halb geöffneten Mund. Unwillkürlich musste ich an den Traumkuss denken!!! Wenn ich Milch trinke? Hallo? Geht's noch? Ich verschluckte mich und musste husten. Mit dem Handrücken vor meinem Mund versuchte ich mich wieder zu beruhigen. Warum musste ich an den Kuss denken, wenn ich Milch trank? Gab es da irgendeine Verbindung, von der ich wissen müsste? Dann öffnete ich die Tüte mit all den Leckereien. Was sollte ich als erstes nehmen? Also meinem Körper war es wohl egal, der hatte solch einen riesen Hunger, dass er sich am liebsten alles reingestopft hätte. Ich suchte mit meinem Gesicht in der Tüte und wollte mir die Rosinenschnecke rausziehen, als... NEEEEEEEEEEEINNN!!! Nicht schon wieder....nicht ER!!!! "Morgen Yugi. Du frühstückst ja!" "Ach nee?", murmelte ich eher in die Tüte, als zu ihm. Nur nicht aufsehen, vielleicht zeigte ich dann wieder eine Reaktion - die nicht erklärbar wäre...das wäre erst recht peinlich. "Darf ich mich zu dir setzen?" Ich murmelte irgendetwas. Es hatte sich als "Ja" angehört, denn ich hörte, wie er sich neben mich setzte, dann roch ich seinen feinen, männlichen Geruch. Dann hatte ich die Schnecke zwischen den Fingern und stopfte sie zur Hälfte völlig und schnell in den Mund, versuchte zu kauen. Aber es war zuviel gewesen. Der Teigfladen klebte an den Zähnen und meine Mundhöhle war voller Rosinen und Teig, meine Wangen ausgebeult. Yami schaute mich belustigt an und fing an zu lachen. Ich zeigte ihm meine Zornesfalte. Dann spürte ich ein Kratzen im Hals und war kurz davor zu husten. Ich wollte aber nicht husten. Nicht mit dem Teigfladen im Mund, da würde alles rauskommen. SO EIN MIST! Ich versuchte während meines Mampfens zu lächeln und das Husten zu unterdrücken. Ich kam mir vor, wie jemand, der alles in Sekunden in sich hineinschlang oder aber auch wie ein Geisteskranker. Was dachte Yami wohl darüber? Als ich kurz zu ihm blickte - nicht zu lange - sah ich wieder sein breites Grinsen. Endlich, als ich schluckte, fing ich sofort an zu husten und einzelne kleine, gekaute Brocken, kamen aus meinem Mund geflogen - sie flogen in alle Richtungen. Ein paar Krümel trafen Yami im Gesicht. Ein todsicheres Geschoss, dachte ich lächelnd. Yami wich erschrocken zurück und wischte sich übers Gesicht. Das geschah ihm Recht...diesem Dauer-Grinser!!! "Da kam ja einiges raus", sagte er und schaute mich an. "Scheint so,...ich hab wohl zuviel....", ich stoppte. Moment, was ging es ihm an? Ich hustete noch einmal und dieses Mal hörte es nicht so schnell auf. Ich beugte mich nach vorne und hielt meine Hand an meine Brust. Alles zog sich zusammen. HÖR AUF ZU HUSTEN! Wie peinlich kann es noch werden? Dann fühlte ich seinen flachen Händedruck auf den Rucken, mehrmals schlug er sachte darauf und hoffte wohl somit, meinen Husten stillen zu können. Immerhin war ich nun von seiner Berührung so abgelenkt, dass der Husten wirklich langsam ruhiger wurde... Als ich aufhörte, nahm Yami seine Hand allerdings nicht von meinem Rücken. Wieso nicht? WIESO???? NIMM SIE DA WEG!!!!! Ich schaute zur Seite, zu ihm auf. "Danke, alles klar...mir geht's gut!" "Wirklich?" Sorgte er sich etwa? Er kam näher und betrachtete mich. Also so nah, hätte er auch nicht kommen müssen....so nah....also...äh.... Ich schaute verbissen zu ihm, mein Puls raste. Nicht von dem Dauerhusten, eher wegen seines Blickes. Ich senkte die Schultern. "Ich hab wohl das Essen verlernt", gab ich zu und biss wieder von der Schnecke ab, nur ein kleiner Bissen. So was sollte nicht noch mal passieren. Er lächelte mir zu, dann nahm er endlich die Hand da weg. Ich fühlte mich wieder frei und nicht so unangenehm eingeengt "Wenn du auch was willst!" Ich reichte ihm die Tüte, ohne ihn anzusehen. Er nahm sich etwas heraus - das hörte ich am Rascheln. "Danke!" "Wegen der Pizza gestern, als Entschädigung!", meinte ich und schwieg dann wieder. Was redete ich für einen Müll, wenn er in der Nähe war? "Kein Problem. Was macht dein Wasserhahn?" "Was? Was meinst du?" Fragezeichen bildeten sich auf meiner Stirn. "Na wegen gestern", erinnerte er mich und hob die Augenbraue. Ich legte die Stirn in Falten. "Welchen Wasserhahn meinst du?" Gott, war ich blöd, vergaß meine eigenen Ausreden.... "Na der in deiner Küche!", meinte er. Jetzt machte es erst Klick bei mir. "OHHHHHHHHHHH", murmelte ich sofort. "Ach das!!!!" Ich winkte ab.: "Ja alles klar!" Er schaute mich geduldig an. "Na dann....ist ja gut!" Irgendwie glaubte ich, dass er mein Flunkern erkannt hatte. MIST! Ich war einfach kein perfekter Lügner. "Ja....genau!", antwortete ich, um die penible Stille zu übertönen. "YUGI!" Als er mich mit Namen ansprach ließ ich meine Schnecke etwas sinken, schaute ihn an. "Was?", kam es über meine Lippen. "Willst du mir denn nichts sagen?" Willst du mir nichts sagen?.......Willst du mir nichts sagen? WAAAAAAAAS? Worauf wollte er hinaus? Meine Finger schwitzten plötzlich. Wusste er etwas? Hatte er was bemerkt? Argwöhnisch betrachtete ich verstohlen meine Hose - ich zeigte keine Reaktion...also das konnte es nicht sein. MOMENT! Meinte er die Duschszene? Hatte er doch was gesehen? OH NEIN!!!! Oder die peinliche Situation im Lokal? Moment, davon konnte er ja nichts wissen, oder konnte er Gedanken lesen? Wusste er auch von meinem Traum? Ängstlich blickte ich zu ihm hoch. "WAS meinst du?" Gott, nun zitterte ich schon in der Stimme? Jetzt schaute er mich auch noch so direkt und unverwandt an....was bedeutete das? Dann lächelte er plötzlich und lehnte sich zurück. Seine Hand legte er auf die Rückenlehne und starrte kurz zum Himmel hinauf. "Du weißt ganz genau, was ich meine!" Was sollte dieses Spielchen? Ich wusste es nicht, wirklich nicht! "NEIN! Weiß ich nicht", gab ich trotzig zurück und öffnete erneut die Milchflasche. Ich schaute Yami noch länger an, als er dann seine beiden Hände ineinander faltete und er sich etwas vorbeugte und auf dem Kieselboden unter seinen Füßen starrte. Erst dann wusste ich, was er meinte. "DU hast Probleme, Yugi. Und zwar so einige. Was ist los?" Okay, ich hab zwar irgendwie damit gerechnet, aber das er so geradewegs danach fragte? "Probleme...ich....auf keinen Fall. Von wem hast du denn diese Information?", kaute ich ihm langsam vor und spreizte die Beine vor mir aus. Dann nahm ich einen Schluck kalter Milch - dieses Mal ohne zu husten. Ein Fortschritt. "Dafür brauche ich keinen Informant. Wenn man nicht blind ist - und das bin ich nicht - sieht man es dir deutlich an." Er drehte sein Gesicht zu mir und mir war es so unangenehm, dass ich mit dem rechten Fuß in den Kieseln scharrte. Man sah es mir deutlich an... Man sah es mir deutlich an? "Tja, wenn du so ein Hellseher bist und sowieso alles weißt, wieso fragst du dann noch?", erwiderte ich mit trotzigem Blick. "Ich bin kein Hellseher, Yugi. Aber du hast doch etwas...etwas was dich so tief erschüttert hat, dass du dich vor allem verschließt!" Ich schüttelte genervt den Kopf, wedelte mit einer Hand. "UNSINN!", unterstrich ich mit einer vorwurfsvollen Handbewegung. "Ach ja?...Erzähl mir nichts, Yugi. Sei doch mal ehrlich!" "ZU DIR?", schrillte meine Stimme plötzlich, wie eine Sirene. Ich war selbst erstaunt, dass ich innerlich so wütend geworden war, dass meine Stimme schon davon in Beschlag genommen wurde. "Wieso nicht? Ich glaube zu deinen Freunden bist du es nicht!" "WAS geht's dich an?", erboste ich zu sagen, packte die Flasche in die Tüte zurück, ebenso die Tüte der Bäckersfrau. "Ich hab echt keine Lust auf deine Therapiestunde...such dir jemand anderen und nerv mich nicht ständig!" Ich als kleiner 18jähriger Junge, stand einem gleichaltrigen gegenüber, der größer war und auch noch vor mir auf einer Bank saß und sagte solche Sachen. Ich war komplett bescheuert. "SCHÖN...ich sehe doch, wie sehr du es jemanden erzählen willst...und...du...es nicht kannst!", fing Yami wieder an und ich musste vor Schreck ihm den Rücken zuwenden. Denn auf einmal fühlte ich Tränen, die aus meinem Innersten kommen wollten. Er hatte ja so Recht - SO RECHT! Wieso hatte er Recht? Wieso ein Fremder? Jemand, der mich KAUM kannte? "Warum nicht Yugi? Was ist denn nur geschehen, dass du so geworden bist, ich kann mir nicht vorstellen, dass du so....je gewesen warst!" "HALT DEN MUND!" Dabei machte ich eine herrische Handbewegung und fühlte nun eine Träne, die aus meinem Auge heraus brach. Ich starrte zu Boden, nicht zu ihm. Meine Finger drückten die Tüten so fest, wie sie nur konnten. Nicht heulen, zwang ich mich. Doch, solch einen Zwang war ich wohl nicht gewachsen und schluchzte los. Auch das noch. Eine weitere peinliche Situation, in der Nähe Yamis. Ich ließ die Tüten von meinen Fingern gleiten, hörte sie auf den Boden fallen. Dann kam alles sehr schnell. Als ob ein Tränenausbruch nur darauf gewartet hätte. Mir schossen brennende Tränen aus den geschlossenen Lidern und selbst meine Hände, die über meine Augen fuhren, konnten sie nicht stoppen. Warum nicht? "Du-Du...du weinst ja!" Oh was für eine Erkenntnis Yami...ein goldener Siegerpokal, nur für dich. Und dann....kam die schönste Berührung, die ich nicht mal mehr im Ansatz definieren wollte. Ich bemerkte seinen Schatten, auf den Boden und dann, seine Hände, die sich auf meinen Rücken legten, zogen mich an ihn heran. Ich schluchzte wieder auf, mein Herz machte Sprünge. Ich legte meine Wange an seine Brust ab und konnte dennoch nicht aufhören zu heulen. Wieso endete ich nicht? Seine sanften Berührungen, waren wie kleine Elektroschocks. Mein Körper reagierte so sehnsüchtig danach, dass ich mich enger an ihm schmiegte. Und er hatte wohl nichts dagegen - im Gegenteil. Yamis Hände strichen über meinen Rücken hinab und wieder hinauf. Immer wieder, wiederholte er diese sanften Kontakte. Ich zitterte wie ein riesiger Iglu, der zulange in der Sonne gestanden hatte.. Und dann hob ich mein Gesicht an, steuerte meinen Blickkontakt zu ihm. Er sah mich nur tröstend an. Ich wollte es ihm plötzlich alles erzählen. IHM? Wieso gerade ihm? Warum konnte er in mir, diese Grenze brechen, die andere nicht durchbrechen konnten? Nicht mal Joey oder Tea, wieso ein neuer Schüler, den ich kaum kannte? Kapitel 8: ~Feels like home~ ---------------------------- Notice: Phoebe_chan hat zwar drübergeguckt, aber es kann sein, dass sie ein paar Fehler übersehen hat. Ich hab es jetzt einfach so hochgeladen. Verzeiht mir dann bitte die Fehler. Sowas passiert mir leider! Wenn korrigiere ich es wenn ich zeit finde. lily Kapitel 8: Ich schniefte noch einmal auf, meine Nase war verstopft. Nur durch ein paar Tränen? Jetzt fing meine Nase auch noch an zu laufen und ich musste mehrmals schniefen. Und dann plötzlich....hielt mir Yami ein Taschentuch vor die Augen. Dankend nahm ich es ihm ab und schnaubte wie ein Elefant, den angesammelten Schleim aus der Nase. Mein Gesicht wurde purpurn. Nicht mal die Nase schnauben, konnte ich. Das hatte sich wirklich nach einer ganzen Elefanten Herde angehört. Beschämt versuchte ich mich aus seiner lockeren Umarmung zu lösen. Womöglich sah ich nun aus, wie ein Karneval Clown: Mit rotem Gesicht und Augen. Seltsam betrachtend, schaute ich in Yamis Gesicht. Er grinste nicht, er sah sehr grübelnd aus. "Ist wieder alles okay?" Seine Frage ließ erneut Tränen aus meinen Augen quellen und ich musste meinen Kopf von ihm abwenden. "Nein, ist es nicht, das ist es schon so lange nicht mehr....ich vermisse ihn ja so sehr", mein Satz wurde mit Schluchzern unterbrochen. "Wen vermisst du?" Yami musste ja nur Bahnhof verstehen. Tief atmete ich ein und für einen Augenblick dachte ich daran, aufzuhören...aufzuhören mit dem Atmen. Ich befeuchtete meine Lippen mit meiner Zunge und brauchte recht lange um weiter zusprechen. Wieso sagte ich Yami alles? Ich wollte das gar nicht. "Mein....m-mein....m-mein Großvater!" Er....er ist....!" Ich verzog mein Gesicht zu einer Maske, die nur noch Schmerzen präsentierte. Mein Körper schüttelte sich und ich plumpste, wie ein Sack auf den Boden. Der harte Kiesel, der mir vorher so weich erschienen war, fühlte sich nun hart an. Mit den Nerven fertig, fuhr ich mit meinen Händen mehrmals durch die Haare. "Yugi....das...das tut mir leid, das...." Yami versuchte irgendwie mich zu besänftigen, doch dadurch kletterte die Trauer in mir nur noch höher. Der Schmerz und mit dem Verlust eines geliebten Menschen umgehen zu müssen, wurde größer und breitete sich in mir aus. Breitete sich aus, wie ein Ozean in meiner Seele. Ich sah nicht, wie er sich ebenfalls vor mich hinkniete und versuchte Entschuldigungen zu finden - für ETWAS - was niemand mehr rückgängig machen konnte. Er würde nicht wiederkommen. Egal, was er sagte, egal, wie schön seine treffenden Worte klingen würden. "Es tut so weh...so weh....", ich griff mir an die Brust, meine metaphorische Haltung, die deutlich auf mein Herz zeigte, ließ Yami zurückschrecken. Zwar nur ein wenig, doch ich merkte sofort, dass er nicht damit umgehen konnte, so wie er es wollte. Ich spürte seine warmherzige Hand, die sich auf meinen Oberarm legte. "Du bist stark Yugi. Du überstehst das schon. Es ist immer schwer....so etwas mitzuerleben. Der Verlust eines geliebten Menschen ist tragisch, weil man glaubt keinen Weg mehr zu finden.....aber es gibt einen Weg. Das hätte dein Großvater sicher so gesehen und gewollt!" Das Taschentuch lag bereits zerfetzt in meiner Handfläche, die ich fest zusammenballte. Sie schwitzte unwillkürlich. Ich wollte Yami ja glauben, wollte glauben, was er mir sagte. Mein Kopf brummte unter den Tränen, die nicht versiegen wollten. "Ich will, dass er zurückkommt...", sagte ich wie ein naiver Junge, der glaubte, dass ein Toter noch mal zum Leben erweckt werden könnte. Pah! So was Dummes. Konnte natürlich nur von mir kommen. Das würde aber eh nicht passieren. Pech Yugi! "Yugi, sieh mich an!" Verwirrt sah ich ihn an, seine Augen leuchteten mit so einer Sprühstärke, dass ich mich für eine kurze Zeit so richtig geborgen fühlte und glaubte, mich in ihm wieder finden zu können. Als sich seine Hände auf meine Schultern ablegten, wurde mir heiß und kalt. Was hatte er vor? "Er wird nicht zurückkommen. Er hat dich verlassen. Doch das heißt nicht, dass du allein bist. Du hast Freunde, die dich stützen, die dir helfen wollen....ich....ICH will dir helfen, Yugi." Meine Unterlippe fing an zu beben. War ich etwa so gerührt? Ich versank in seinen schönen Augen. Sie waren so schön klar und....hell. "D-Danke!" Dann schluchzte ich wieder auf. Der Wind spielte mit unseren Haaren und verwischte die Spuren meiner Tränen auf meinem Gesicht. Dann fühlte ich seinen Daumen, der über meine Wange fuhr, als eine erneute und hoffentlich letzte Träne aus meinem Auge austrat. Mir war es unangenehm, seine Berührungen zu spüren, zu wissen, dass er das war. Dass er mich anhören wollte, dass er erkannt hatte, wie es mir wirklich ging. Er lächelte mir zu und nickte dann. "Keine Ursache Yugi. Falls du Hilfe brauchst, bin ich für dich da!" Wie er das sagte....und er wollte mir helfen. MIR! Als ich ihn wieder ganz sachte anblickte, fiel mir wieder der Traumkuss ein. Ob er wirklich so gut küssen konnte, wie ich es mir imaginär vorstellte? Seine Lippen waren so verführerisch. Ich erhaschte mich dabei, wie ich ihm auf den Mund starrte. Dann riss ich mich zusammen. "Danke", sagte ich wieder. "Soll ich dich nach Hause bringen?" Sollte er? Sollte er nicht? "Nein, du musst doch....ich meine...und die Schule?", wollte ich wissen. Er wollte doch sicher dahin gehen. "Ich sag einfach, es gab ein familiäres Problem. So ähnlich ist es ja auch!" Er half mir wieder auf die Füße und ich hielt, eine Minute länger, seine ausgestreckte Hand fest. Nur um noch einmal diese Wärme zu spüren. Dann nahm er meine Einkaufstüten, die noch auf dem Boden lagen und wir gingen nebeneinander her. Ich hielt den Kopf gesenkt, denn ich war mir sicher, ein gerötetes Gesicht zu haben, voller Tränen. Das sollte niemand sehen. Es war ja schon schlimm genug gewesen, dass es Yami gesehen hatte. "Yami, du musst mich nicht nach Hause bringen. Meine Schule kennt es nicht anders. Die wissen wohl schon, dass ich schwänze. Aber du bist doch neu, das macht keinen guten Eindruck!" Ich fühlte mich unbehaglich, schon deshalb weil ich ihn ja regelrecht zwang mitzukommen. Aber er kam doch aus eigenem Interesse mit. Oder? "Immerhin lerne ich so dein zu Hause kennen! Das ist doch das Schwänzen wert!" Er zwinkerte mir zu. Argwöhnisch betrachtete ich sein Verhalten. Was hatte das Zwinkern zu bedeuten? Und wieso schwänzte er freiwillig? Wegen mir? Sorgte er sich so sehr um mich? Das gab es schon lange nicht mehr - einen Menschen, der sich so sehr um mich bemühte. "Wenn du das sagst", meinte ich und erreichten den Spieleladen. "Also hier ist es", sagte ich und schloss daraufhin die Tür auf. "Ihr habt einen Spieleladen?", staunte Yami. "Ja, aber seit Großvater....", ich verstummte, konnte darüber noch nicht sprechen. Noch nicht! "Du musst nicht darüber sprechen! Irgendwann vielleicht! Ja Yugi? Ich antwortete nicht. Hörte mein Herz schneller schlagen. Tausend Gedanken schlugen in mir ein. <> Ging dann schließlich ins Haus und Yami folgte mir schweigsam. Wir gingen beide die Wendeltreppe zur Wohnung hinauf. "Du wohnst jetzt also allein hier?", fragte Yami. "Ja....guck aber nicht so auf die Sauberkeit, damit habe ich es nicht so." Wieso sagte ich das? Ich blieb im Flur stehen und beobachtete Yami, der sich alles genau anzusehen schien. Er stellte die Tüten ab und betrachtete die Bilder, die im Flur hingen. Immer wieder huschte ein Grinsen über mein Gesicht. Nur weil ER hier war? "Schön hier. Wo ist dein ZIMMER?" "M-Mein...m..ein....mein Zimmer?", stotterte ich und wippte mit einem Fuß. "Ähm ja....du hast doch sicher eins." "Äh! Sicher! Äh komm!" Erst jetzt bewegte ich mich von der Stelle und ging an ihm vorbei. Dabei berührte ich kurz seinen Oberarm. Für eine ganz kleine Minisekunde verharrte ich kurz und wünschte mir eine Zeitschleife. Dann bog ich allerdings nach rechts ab und trat durch meine offene Zimmertür. Auf einem Blick: ES WAR KRASS! Mein Zimmer war überladen mit Klamotten, es roch total nach Zigaretten aus der Kneipe...ich rauchte doch nicht. Und Alkohol. Yami dachte sicher, ich wäre ein Trinker. Was ja auch irgendwie stimmte....an manchen Tagen. Der Klamottenberg in der Ecke wucherte in die Höhe und erreichte fast die Decke. Selbst mein Schreibtisch war mit Büchern, Papierschnipseln und Blättern aus der Schule beladen. Mein Bett in der Mitte war seit Monaten nicht neu bezogen worden und die Decke war zerknüllt. Ich verharrte in der Türschwelle. "Das ist es also!" Ich erschrak, als ich seine Stimme hörte, sein Atem, der meinen Nacken kitzelte. "Äh ja....sieh nicht so genau hin!" meinte ich schnell, als sich Yami an mir vorbeiquetschte. Mit hochgezogener Augenbraue schaute er wieder zu mir zurück, als er sich einen Überblick geschafft hatte. "Das du so leben kannst. Das wäre mir viel zu unordentlich." Dann lächelte er mich an. Was erlaubte er sich? "Tja jeder lebt anders. Mir egal!" Ich hob die Schultern und ging selbst in mein Zimmer genau aufs Bett zu und schmiss mich auf die weiche Matratze. "Soll ich dir helfen aufzuräumen?" Ich öffnete die Augen und erhob mich leicht von der Decke. Yami stand vor dem Bett und begutachtete mich. "Ach Quatsch. Nein!", winkte ich ab. "Schaffst du das denn alles alleine?" Er klang meines Erachtens wieder besorgt. "Klar! Mach dir keine Sorgen. Geht schon." "Sicher Yugi?" Yami schaute sich um und rieb sich an der Stirn. "Na ja....", meinte ich langsam. Dann setzte sich Yami zu mir aufs Bett, wieso so nah? Hatte ich ihm das erlaubt, mir so nahe zu kommen? Was wäre, wenn ich mich nicht weiter beherrschen konnte, wenn mein Körper wieder überreagierte? "Wie fühlst du dich?" Ich machte große Augen. "Nicht besser, als eben", gab ich zu. Dann passierte etwas sonderbares, womit ich nicht gerechnet hatte. "Na denn lenk ich dich etwas ab", hörte ich nur noch und dann ging alles so schnell. Er wuschelte mir durch die Haare und versuchte mich anzufassen.....eher zu kitzeln. Ich musste nicht alles auf die Goldwaage legen. Er fasste mich nicht absichtlich an, sondern wollte mich nur ablenken, so wie er es auch gesagt hatte. Nur kitzeln, nichts weiter! Krampfhaft versuchte ich mich zu wehren, weil ich ein ziemlich kitzliger Mensch sein konnte. "Hey hör sofort auf!" Wie alt waren wir? Solche Spiele spielten wir im Kinderkarten, jetzt allerdings war ich kurz davor Abitur zu machen....waren wir dafür nicht etwas zu jung? Aber während ich mich auf der Matratze tollte, musste ich unverzüglich feststellen, dass wir beide lachen mussten. Es war so befreiend. So frei...es war so anders und schön. Ich fühlte mich von einem Augenblick zum anderen, so glücklich. Überaus glücklich. Ich musste nur lachen, wenn er mich an manchen Stellen berührte. Er drückte mich in die Kissen und seine Finger kitzelten mich am Bauch. "Warum sollte ich? Ich will dich ablenken...." Ich wusste, dass das ziemliche innige Berührungen waren. Oder glaubte ich das nur? Vielleicht war das normal. Fassten sich Jungen so an? Wenn sie nur Freunde waren? Taten das auch normale Freunde? Oder konnte es sein, dass er....? Ich wusste keine Antwort, mir war sie auch regelrecht egal. Meine Beine warfen sich in die Höhe und ich wollte ihn auch kitzeln, doch er war stärker und hatte meine Handgelenke umfasst. Ich lachte auf und vergaß vollkommen meine gedrückte Stimmung. Er war ein wirklicher Freund. Nur ein Freund.....nicht mehr!!!! Ich prustete wieder los, als er meine Hände noch immer festhielt und ich mein Gesicht tief ins Kissen drückte. Meine Beine versuchten ihn wegzudrücken. Doch er war zu schwer oder eher zu kräftig. "Und? Wie fühlst du dich jetzt?", fragte er mich in einem atemlosen Ton. Seine violetten Augen studierten meine Augen. Doch ich war so gerührt, von seiner Ablenkung, dass ich nicht sofort antworten konnte. Als er mir nun so nah war, konnte ich jedes Detail in seinem Gesicht sehen. Die leichten, kaum sichtbaren Mundfalten, die erst deutlicher hervortraten, wenn er lächelte. Seine Augen, die so nachdenklich und zugleich offen wirkten. Und seine reine Haut, die blonden Strähnen, die ihm plötzlich, ohne Vorwarnung, in die Stirn fielen. Die Haarspitzen berührten selbst meine Stirn. Waren wir uns so nah? Würden normale Freunde, wie Joey, mir auch so nah kommen? Ich schluckte. Werde ich nun etwa rot? Ich befeuchtete meine Lippen, waren die schon so trocken gewesen? Nur weil ich mich ihm so nah fühlte? Genau in dem Augenblick schaute er hinab auf meine Lippen, sah zu, wie ich mit meiner Zungenspitze drüber fuhr. Plötzlich fing alles an zu prickeln, erst fing es in meinen Beinen an und schlich sich immer weiter. Oh GOTT. Schau weg, geh runter. Mein Körper, er....reagiert wieder. Yami, geh von mir runter. Doch er hörte mein Flehen nicht, lag genau auf mir. Wenn er nicht bald von mir runter ging, würde er es fühlen, würde fühlen, wie ich steif werde. Er würde sehen, dass er der Auslöser war. "GEH SOFORT RUNTER VON MIR!", schrie ich. Und mir war es im selben Moment peinlich. ER schien total verwirrt und geschockt zu sein, wegen meinem Schrei. Er hob beschwichtigend die Hände. "Schon gut, Yugi. Du musst mich ja nicht anschreien!" Endlich, er ging von mir runter und sofort krallte ich mir meine Bettdecke und schmiss sie mir über meinen Körper. Haute mit den Fäusten drauf, damit sie sich etwas ausbeulte. Ich spürte plötzlich mein reges Verlangen, was mich im Inneren zur Explosion brachte. Ich wäre jetzt am Liebsten aufgesprungen und hätte ihm die Kleider vom Körper gerissen. GOTT, WIESO REAGIERTE ICH SO ÜBER? Er blickte überrascht auf mich hinab. "Was ist denn plötzlich los mit dir?" Ich hatte den Kopf gesenkt, ich musste erstmal mit diesem Kribbeln in meiner Lendengegend fertig werden. Oh Gott, gerade noch mal gut gegangen...zum Glück. Hatte er doch etwas gemerkt? Ich schüttelte schnell den Kopf. "Sorry, ich bin nur müde! Okay?" Mir fiel in dem Moment nichts Besseres ein. "Dann schau ich mal nach deinem Wasserhahn!" "ÄH? Was?" Verwirrt blickte ich auf. "Ne bessere Ausrede fällt dir wohl nicht ein, Yugi. Sag mir doch sofort, dass du mich nicht leiden kannst. Wenn ich dir zu nahe trete oder auf den Wecker gehe, dann SAG was!" "Ich kann dich leiden. Ehrlich! Es ist nur..." Er wusste also von meiner Wasserhahnausrede? "Was?" Ich konnte ihm wohl kaum die Wahrheit erzählen, oder? Ich wollte ihm ja nah sein...irgendwie. Ich wollte, dass er mir nah war. Merkwürdig, wieso sollte ich so was wollen? "Es ist....", fing ich an. "Ich geh lieber! Ist vielleicht besser so!" Als er an der Tür angekommen war, rief ich noch: "Warte doch bitte. Ich hab nichts gegen dich. Es ist nur....ich bin es nicht mehr gewohnt. Das ist alles. Bitte, geh doch nicht!" Ich wollte wirklich nicht, dass er ging. Doch er tat es doch. Er ging. Idiot, schnauzte ich wütend in meinem Inneren. "Wir sehen uns!" Dann ging er wirklich. Wieso? Ich hatte mich doch entschuldigt, oder nicht? Was war denn so schlimm gewesen? Nur weil ich ihm mal laut meine Meinung gesagt hatte? War er so ein Weichling? Oder wie? Ich schaute wieder zu meiner Bettedecke. Zum Glück hatte sich mein Körper wieder beruhigt. Puh....zum Glück, dachte ich nur erleichtert. Er hatte es wohl gesehen. Oder ist er deswegen so schnell verschwunden? Ich kratzte mich am Hinterkopf. So ein Unsinn. Er ist nur so schnell gegangen, weil ich ihn angeschnauzt habe. So wird es gewesen sein! So und nicht anders. Kapitel 9: ~Soulmate~ --------------------- Anmerkung: DAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAANKE und viel THX für die Kommis!!!!! ****Was soll ich dazu sagen? Bin echt total gerührt, immer wieder. *wein* Okay, bevor ich alles mit Tränen verwische XDDD, kommt mein nächstes, kurzes Kap. Danke an meine Beta Leserin....hoffe du hast nichts übersehen Phoebe-chan ^^ ansonsten viel spaß lily * ** * Kapitel 9: *1 Stunde später* "Als sie sich begegneten, sahen sie einander schon. Als sie sich sahen, liebten sie sich..." Ich schloss das Buch, als der Schulgong ertönte. Der Unterricht war beendet. Endlich! Ja, jetzt stehe ich hier, ich weiß nicht einmal, wieso ich doch noch zur Schule gegangen bin. Denn nun muss ich den Physiktest schreiben, für den ich nicht gelernt habe. Ich zittere schon vor Angst. Wieso war ich noch mal hierher gekommen? Mir fiel keine Antwort dafür ein. Hat man so was schon mal gesehen? Wie kann ich freiwillig zur Schule gehen, mit dem Hintergrundwissen, dass ich zu faul gewesen war mit Yami zu lernen und eine sechs im Test unausweichlich erschien? Meine Beine weigerten sich, den Englischkurs zu verlassen. Denn nun müsste ich unverzüglich zu Physik schlendern. Na ja gut. Ich hatte ja noch eine Pause dazwischen, die es wohl auch nicht besser machte. Ein wenig im Zeitlupentempo fasste ich nach dem Rucksack neben mir und öffnete den Reißverschluss, um das Shakespeare Buch "Wie es euch gefällt" einzustecken. Meine Klassenkameraden waren irgendwie immer schneller....denn nun war ich der letzte im Raum. Wie lange brauchte ich eigentlich für etwas, was nur Sekunden hätte brauchen müssen? Legte ich etwa schon ein Buch, im Schneckentempo in den Rucksack? Mach hin, Yugi! "Ach hier, bist du!" Ich erschrak, als ich aufblickte. Yami lehnte in der Tür und schaute erwartend zu mir. In der Hand hielt er ein grünes Buch. Physik? "Ich dachte, wir könnten es uns noch einmal ansehen. Ich kann es dir im Schnelltempo erklären!", feixte er. "Äh", ich war so beirrt ihn so zu sehen, dass das Buch zu Boden fiel. Yami kam näher und war so blitzschnell neben mir, dass ich nur erstaunt darüber war, wie schnell er sich gebückt und das Buch aufgehoben hatte. Er öffnete es an der Stelle, wo mein Lesezeichen drinsteckte und schien es wirklich kurz zu überfliegen. Mir war es etwas unangenehm, weil die Szene eine der romantischsten im ganzen Buch war und die Aussage umso passender. Wie treffender? Meinte ich das jetzt auf Yami bezogen? Ich versuchte krampfhaft zu hüsteln. Yami blickte kurz zu mir auf, sein Lächeln wuchs in die Breite. "So was liest du gerade in Englisch?" Ich nickte stumm. "Als sie sich begegneten, sahen sie einander schon", hörte ich Yamis Stimme murmeln. Mir wurde ganz anders, als er es vorlas. Warum? Das hatte ich doch eben auch schon gelesen. Hatte die Stelle nun plötzlich einen anderen Kontext für mich erhalten oder was? Langsam hoben sich meine Augenlider und ich schaute mit geröteten Wangen zu Yami, der fest das Buch in den Händen hielt. "Kaum, dass sie sich sahen, liebten sie sich!" Ich spürte, wie mein Mund trockener wurde. Mein Herz klopfte lauter, das Blut rauschte lauter durch meine Ohren hindurch. Alles nur, weil er ein belangloses Zeug vor sich hinflüsterte? Yami schaute von der Buchschrift auf. Blickte mich an. "...liebten sie sich!", wiederholte er langsam. Es schien mir plötzlich so, als wäre die Zeit auf die Sekunde stehen geblieben. Als würde alles wie im Schneckentempo voran gehen. Oh Yami... Was dachte ich da? Hör sofort auf damit...denk nicht an so was. Mir war nicht mehr zu helfen. Dann hörte ich ein lautes Geräusch, als Yami das Buch zuklappte und es mir es vor die Nase hielt. Ich reagierte nicht. Wollte ich etwa so stehen bleiben und darauf warten, dass Yami das Buch in mein Rucksack steckte, oder was? Nimm ihm das Buch ab, Yugi! Ich musste mich innerlich mehrmals zusammen reißen, bis meine Hand nicht mehr kribbelte und ich es sorgsam entgegennehmen konnte und schnurstracks in den Rucksack stopfen konnte. "Ist ja nur romantisches Getratsche!" sagte ich schnell, mit gesenktem Haupt. "Wahrscheinlich", antwortete er in einem merkwürdigen Ton, sodass ich aufsehen musste. "Warum sagst du das so seltsam?" Ich versuchte meine Hände irgendwo abzulegen. Sie schwitzten so unwillkürlich drauf los und plötzlich kamen mir meine Hände so lang vor und ich wusste augenblicklich nicht, wohin damit. Sollte ich sie hinter dem Rücken verschanzen oder lieber in die Hosentaschen stecken? Yami hob erst eine Augenbraue, dann die andere. Schließlich lächelte er wieder. "Nur so", dabei schüttelte er witzigerweise den Kopf. "Übrigens, wir haben große Pause....und ich bin froh, dass du doch noch gekommen bist, ich meine wegen heute Morgen....na du weißt schon. Ich wollte dir da nicht zu nahe treten!" Yami nahm wieder das Physikbuch von meinem Tisch auf, dass er hingelegt hatte, um meine pastorale Komödie zu lesen. Ich bemerkte wie er sich an dem Buch festzukrallen schien, seine Knöchel traten sogar hervor. Was war das denn? Ich war eine Minute so sehr davon abgelenkt, dass ich ihm erst nicht antwortete. "Schon gut Yami....schon gut. Es war nicht deine Schuld, du hast ja nichts getan, wofür du dich entschuldigen müsstest. Das müsste ich eher tun!" Ich suchte seinen Blick, dann schmiss ich mir meinen Rucksack mit einiger Kraft auf dem Rücken und machte Anstalten zu gehen. Yami schluckte kurz, nickte dann, hob die Schultern. "O-okay! Sollen wir noch kurz was lernen?" "Schönes Angebot, aber ich glaube die halbe Stunde Pause reicht nicht aus. Ich bin ein totaler Loser geworden in Physik....da kannst selbst du nichts mehr machen. Ist meine eigene Schuld!", damit wollte ich das Gespräch abhaken. Es war mir auf einmal so unangenehm, dass er dieses Drama überflogen hatte. Was er wohl dachte? Hey Moment mal. Ich hatte es ja nicht geschrieben. Oder? Wofür sollte ich mich schämen? "Mhm...klar. Okay, wenn du nicht willst. Aber Yugi vergiss nicht, die Note ist sehr wichtig." "Das sehe ich auch so!", hörte ich eine mir bekannte Stimme laut von der Tür aus sagen. Überrascht, als wäre ich bei etwas peinlichen erwischt worden, schaute ich auf. "Ach, du bist es Joey!" In meiner Stimme klang Erleichterung mit. "Wer sonst, hab dich schon gesucht...ist was passiert?" Joey kam näher. Yami und ich schauten uns kurzweilig an, schüttelten schnell den Kopf, als ob wir doch etwas zu verbergen hatten. Toll. "Äh nein. Unsinn. Wegen Physik...ich hab nicht gelernt!", entgegnete ich leise. "Ach so, ist doch nichts Neues. Ich hab auch keine Zeit gehabt. Warum meldest du dich nicht krank?" "Krank?", fragte ich ungläubig. "Ich war die ersten zwei Stunden nicht hier gewesen. Jetzt war ich nur in der Doppelstunde Englisch hier und mein Lehrer hat mich mal wieder beschimpft, warum ich nie erscheine...." "Das ist nicht gut", wiegte Joey ab. "Wenn du noch öfters fehlst, könnte es dir leicht passieren, dass du von der Schule fliegst!" "Ach Joey....Physik wird trotzdem ne sechs. So oder so....", meinte ich überflüssigerweise. "Hey, wird es nicht", meinte Joey plötzlich schelmisch. "Ach und wieso nicht?", meinte ich forsch und spürte in dem Moment, wie klein ich mich fühlte. Yami und Joey waren einen guten Kopf größer, als ich. Ich sah zu, wie Joey etwas aus der Hosentasche zog. "Weil ich gute Spickzettel habe...." Dann grinste er wie ein Honigkuchenpferd über das ganze Gesicht. "Aber wenn das auffällt, hat Yugi ein Problem.....", konterte Yami und hielt es wohl für keine gute Idee. "Ach Unsinn. Das fällt nicht auf. Natürlich nur, wenn du es zuuuuuu auffällig machst. Hier steht alles drauf, Alter!" Er überreichte sie mir und ich warf einen Blick drüber. "10 Zettel?", posaunte ich aus. "Das sind viele!", fügte Yami hinzu und linste über meine Schulter auf die Blätter. "Hey dafür steht alles drauf. Damit kannst du nur gut abschneiden!", meinte Joey. Die Spickzettel waren perfekt. Das musste selbst ich zugeben. "Aber ich werde eh immer erwischt, wenn es sich um einen Betrugsversuch handelt. Immer! Weiß auch nicht wieso...ist immer so offensichtlich, wenn ich abgucke... Man sieht es mir wohl an." Ich war Joey ja dankbar, dass er mir helfen wollte, aber so? Sich so eine Note zu erschleichen? "Du brauchst aber eine zwei in Physik, Yugi. Sonst wirst du es nicht mehr schaffen", erinnerte mich Joey tragischerweise und begleitete uns, als wir aus dem Englischraum gingen. "Ich weiß...ich weiß!" Ich versuchte nachzudenken. Immerhin war es ein Versuch, eine zwei zu bekommen. Warum also nicht? "Du kannst dich auch neben mich setzen und abschreiben", gab Yami als zweiten Lösungsvorschlag an. Verwundert schaute ich ihn von der Seite aus an. "Wenn man DAS sieht, bist du auch dran Yami und kriegst ne sechs. Auf keinen Fall." Ich schüttelte vehement den Kopf. "Hey, du setzt dich neben Yami und hast die Spickzettel. Dann kann es nicht schief gehen....", antwortete Joey leise, als wir an einigen Klassenkameraden vorbeigingen. "Und was machst du Joey? Immerhin waren das deine Zettel!" Irgendwie war mir mulmig zumute. Ich würde etwas Verbotenes tun. "Hey, ich war im letzten Halbjahr wohl öfters in Physik anwesend und kann das auch so...ich will dir nur helfen. Nach alldem solltest du die Klasse nicht noch wiederholen!" "Joey hat Recht." Als ich Yamis penetrante, attraktive Stimme über das Gemurmel der Klassenkameraden hörte, nickte ich schließlich. "Trotz allem hab ich ein komisches Gefühl im Bauch." "Es ist doch nur das eine Mal, Yugi. Du brauchst ne zwei!" Joey stellte sich vor mich, ebenso Yami. Ich blickte beide mehrmals an. Doch bei Yami blieb mein Blick länger haften. "Wäre ich heute morgen lieber doch nicht gekommen", wies ich mich selbst zu Recht. "Nun bist du aber da....und da hinten kommt schon der liebe Physiklehrer", meinte Yami schnell und unser Gespräch verstummte. Kapitel 10: Caught in a Moment ------------------------------ Anmerkung: Ihr habt bestimmt bemerkt, dass das "Alte" 10 kapitel weg ist. Ich mochte es nicht mehr und wie gesagt hier ist das richtige Kap, was folgen sollte. Also verzeiht mir. Ja? Ich denke nur, diese Fortsetzung wird der Story gerechter. ich hoffe, ihr seht das auch so. HEAL Lily * ~Kapitel 10~ Das Schluchzen kam ganz automatisch. Ich wollte es auch nicht mehr versuchen abzuschütteln. Die Tränen waren ein Teil von mir, wie auch meine Liebe ein Teil von mir war. Ich habe es schon so lange versucht zu verheimlichen. Doch so langsam muss mir klar werden, dass ich wirklich verliebt bin. Egal, was andere über mich denken. Und was er wohl über mich denken wird, wenn er es erfährt? Die Liebe zu ihm, ist auf einmal da gewesen. Ich kann es ja nicht ändern - auch wenn ich es wollte. Es ist, als ob er mein Gegenstück ist und ich das kleine Teil eines Puzzles, dass zu ihm gehört. Ich meine, ich versuche ja mit diesem neuen Körpergefühl klar zu kommen. Wirklich! Doch so leicht, wie ich es mir immer vorstelle, ist es nicht. Und gerade jetzt - vor dem Physiktest. Ich könnte mich natürlich damit rausreden, dass ich Panik vor dem Test schiebe und deswegen anfange zu weinen. Oder sollte ich es doch lieber auf meinen Großvater schieben? Yami jedenfalls sieht mich nur an und für einen Moment kann ich sogar mein erneutes aufschluchzen unterdrücken. Doch ein Kloß im Hals zwingt mich dazu erneut zu hüsteln. Ich sitze neben ihm - ein mulmiges Gefühl. Ihm so nah sein zu dürfen. Aber obwohl mein Schwarm in meiner direkten Nähe sitzt, habe ich konkrete Bauchschmerzen, die sich natürlich nur auf den beschissenen, schweren Test beziehen. Ich will nicht, wieso kann nicht eine Feueralarmübung stattfinden? Aber genau zu solchen passenden Momenten passiert rein gar nichts. Und doch kann ich es nicht ausweichen. "Das wird schon", murmelt mir Yami von der Seite aufmunternd zu. "Ich glaube eher nicht, ich kann das einfach nicht, das ist nicht richtig!" Ich möchte meinen Prinzipien treu bleiben. Besonders den Moralischen. Ich kann doch nicht abschreiben. Der Test wird von den Mitschülern nach hinten gereicht, zu den Plätzen, die Yami und ich uns auserkoren haben. Zum Abgucken absolut perfekt. Das sagte Joey zumindest. Trotzdem, ich werde sicherlich erwischt. "Geht's wieder?" Yami reicht mir das letzte Blatt. Meine Augen werden riesig, kommen fast aus den Höhlen, als ich die erste Aufgabe überfliege. Ich schüttle den Kopf, meine Tränen vergessend, ebenso Yami. Verdammt, ich muss mich konzentrieren. Dieser Test ist wichtig für meine Not. Obwohl mir doch meine Noten bisher auch egal waren. Yami fängt bereits an zu schreiben, doch ich kann einfach nicht den Stift vom Pult nehmen. Noch immer haften meine Augen an der ersten Aufgabe. Ich verstehe nur Bahnhof und die merkwürdige Skizze daneben erst recht nicht. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als abzuschreiben. Soll ich die Spicker benutzen? Soll ich von Yami abschreiben? Ich schiele unbemerkt zu ihm. Er hat seinen Zettel ein wenig schräg gedreht, so dass ich gut gucken kann. Nein, das ist nicht richtig. Ich ermahne mich mehrmals. Schaue lieber doch noch die nächsten Fragen an, vielleicht kann ich irgendetwas beantworten, aber so oft wie ich im unterricht gefehlt habe...ich habe so gut wie gar nichts mehr in meinem Kopf. Er ist völlig leer. Ein Vakuum des Nichts-Könnens. Ich bin eine Niete, schaffe nicht mal fünf einfache Aufgaben. Ich lege den Aufgabenzettel endlich auf den Tisch. Meine hand zittert und will nicht meinen Befehlen gehorchen. Meine hand soll doch einfach nur den Kugelschreiber nehmen. "Yugi", ich höre Yami leise flüstern. Ängstlich schaue ich zum Pult nach vorne. Der Lehrer sitzt tief über eine aufgeschlagene Zeitung gebeugt. Er hat nichts bemerkt. "Hier!" Ganz langsam und mit einem festen Blick auf den Lehrer schiebt mir Yami seinen Zettel hinüber, wo bereits die Antwort zur ersten Frage draufsteht. Wieso tut er das? Er müsste das nicht tun. Wieso hilft er mir? Wenn das auffällt, wäre er dran. Ich muss lächeln und nehme nun endlich den Kugelschreiber. So schnell es geht krakle ich Yamis richtige Antwort ab. Ich denke mal, dass sie richtig ist. Yami ist spitze in Physik. Plötzlich höre ich den Lehrer aufhusten. Aufgeschreckt starre ich hoch, glaube bereits, dass der Lehrer neben uns steht und es bemerkt hat. Oh Gott, was soll ich dann sagen? Was unternehmen? Ich nehme alle Schuld auf mich. Aber der Lehrer steht nicht neben uns. Er sitzt noch immer an seinem Pult. Ich versuche die angestaute Luft langsam auszupusten und werfe Yami einen erleichternden Blick zu. Dieser ist bereits an der zweiten Aufgabe dran und ich lese noch einmal Yamis Antwort. Ich muss seine Antwort noch mal umschreiben. Dieser Gedanke ist der einzige, den ich noch wahrnehme. Ich kann doch nicht genau das gleiche schreiben. Ich beiße mir auf die Unterlippe. Und nehme mein zweites leeres Blatt. Sorgsam schreibe ich Yamis Antwort in meinen Worten um. "Gut gemacht", murmelt Yami neben mir. "RUHE!" Ich schrecke zusammen. Die Angst sitzt mir in den Gliedern. Meine Augen fixieren den Lehrer, der von dem Pult nun aufgesehen hat. Yami hat sich nun ebenfalls aufgerichtet. "Er hat nur geniest", kommt es von ihm. "Ach tatsächlich? - ich habe gar nichts gehört!", kommt es von dem Lehrer. "Ich habe auch sehr leise geniest", antworte ich rasch und greife ein. "Seid doch mal ruhig!", meint plötzlich eine dumme Ziege vorne in der ersten Reihe, die sich zu den absoluten Strebern zählt. "Schreibt weiter - ihr habt noch alle 10 Minuten!" Die Stimme des Lehrers ist scharf und erduldet keine Widerrede mehr. Aus Panik doch noch erwischt werden, mustere ich kurz Joey, der ziemlich verspannt dasitzt. Er weiß, was los ist. Er weiß, dass ich abschreibe. Doch er guckt nicht über die Schulter zu mir. Welches Glück, damit würde er auch nur Aufmerksamkeit des Lehrers auf uns ziehen. Solange es keiner merkt... Das es mal so weit kommt. Lieber Großvater: Es tut mir wirklich leid. Ich erkenne plötzlich, wie sich yami räuspert, er fährt fahrig durchs Haar und runzelt mehrmals die Stirn. Ich schiele zu seinem Arbeitsblatt. Er ist bei Aufgabe drei. Irgendetwas stimmt nicht. Versteht er die Aufgabe nicht? Erst jetzt spüre ich in meiner Hosentasche noch die wartenden Spickzettel. Sollte ich sie benutzen? Joey hat gesagt, da würde alles draufstehen. "Yami...", flüstere ich und stupse ihm leicht am Ellenbogen an, während dessen ich mit meinen Fingern und einem Blick auf dem Lehrer den packen Spickzettel herausfische. Yami weiß, was ich vorhabe und grinst mich dankend an. Ich reiche sie ihm unter dem Tisch. Ich kann damit eh nichts anfangen, denn im Moment hab ich null Ahnung. Was soll das alles bedeuten? Ich hätte lieber doch krankfeiern sollen. Die Zahlen und die merkwürdigen Abkürzungen...selbst die Frage verstehe ich nicht mal. Was will der Lehrer denn da nur wissen. Ich beuge mich tiefer, kneife die Augen fester zusammen - als ob ich so besser lesen könnt, oder irgendwelche unsichtbaren Ergebnisse auf dem Arbeitsblatt erkenne. Was natürlich nicht funktionieren kann. Ich bin ein totaler Loser, hätte ich nur gelernt. Aber selbst Yami, der wirklich gut in Physik ist, hat nun seine Probleme. Ich knabbere an meinem Kugelschreiber. Was soll ich nur machen? Es selbst versuchen, scheitert auf jeden Fall. "Dürfte ich mal erfahren, was sie da machen, Mr. Athem?" Ich halte die Luft an, ebenso mein älteres Ebenbild. Ich schiele zu yami unter dem Tisch. Seine Hände zittern bereits und die Zettel sind nur allzu offensichtlich zu erkennen. Ich schaue hinter mich. Wie ist der Lehrer hier hoch gekommen? So schnell? Ohne dass wir was bemerkt haben? "Darf ich sehen, was sie da in den Händen haben?" Yami blickt zu Boden, er hat Angst, man merkt es ihm deutlich an. Seine gesamte Körperhaltung ist dementsprechend. Es scheinen Minuten zu vergehen, bis Yami sich zusammenreißt und dem Lehrer die Spickzettel in die Hände drückt. Die Luft ist zum zerreißen gespannt. Die gesamte Klasse hat nun die köpfe zu uns gedreht. Oh nein, ich muss was machen. Das ist doch nur wegen mir passiert - ich hätte ihm die Zettel nicht geben sollen. Ich hätte erst gar nicht anfangen sollen abschreiben. "Aha. Sie versuchen also mich zu hintergehen, Yami Athem. Deswegen ihre guten Noten. Kein Wunder wenn sie ihre Spickzettel benutzen." "Das ist nicht wahr", sagt Yami sofort, "ich war immer ehrlich gewesen." Oh nein, yami. Versuche es erst gar nicht. Mit diesem Lehrer ist nicht zu spaßen. Erst jetzt kommt der Lehrer so richtig in Fahrt. "Ach tatsächlich? Warum sind sie dann so aufgebracht? Scheint wohl doch etwas Wahres dran zu sein. Stehen sie sofort auf und gehen sie zum Direktor. Das wird ein Nachspiel haben." Was? Zum Direktor? Oh nein....nicht Yami, das hat er nicht verdient. "Ich hab ihn dazu gebracht, glauben sie mir. Ich war es gewesen. Yami würde so was nie leichtfertig machen!" Ich höre mir selbst erstaunt zu. Yami mustert mich ebenso überrascht, wie der Rest der Klasse - besonders Joey. Jetzt ist meine Note sowieso dahin, aber ich will nicht, dass Yami allein die Schuld tragen muss. Das könnte ich nicht ertragen. "Herr Muto...Bei ihnen ist mir so alles klar. Sie haben Yami dazu angestiftet? Sehr schön, dass sie versuchen, den Helden zu spielen, aber dieses mal habe ich sie nicht dabei erwischt, abgeschrieben zu haben. Yami Athem wird alleine die Schuld dafür abzutragen haben...Gehen sie jetzt!" Ich spüre einen Kloß im hals. Das ist so ungerecht, so ungerecht. "Es sind meine Spickzettel", höre ich plötzlich Joey, als Yami bereits seine Schultasche packt und immer wieder zu mir schaut. Doch ich kann ihm nur einen ausdruckslosen Blick entgegen werfen. Warum kann ich ihm nicht helfen? "Joey Wheeler. Schreiben sie ihren Test zu Ende. Es hat keinen Sinn mehr Herrn Athem schützen zu wollen." Yami steht nun auf und wird von den Blicken aller regelrecht aufgespießt. An der Tür verhaart er noch einmal, blickt aber nicht mehr zu mir. Er ist nun sicher sauer auf mich, immerhin habe ich ihm die Zettel gegeben. Er muss zu dem Direktor. Und ich bin schuld... "Noch 5 Minuten", sagt der Lehrer, als wäre nichts vorgefallen. Doch nun bin ich gar nicht mehr in der Lage irgendetwas zu krakeln. Wie auch? Mit einem besorgten Blick schaue ich zur geschlossenen Türe. Ich will hier raus, zu Yami, ihm beistehen, allen sagen, dass ich schuld bin. Was wird jetzt nur mit ihm passieren? Wegen einem Betrugsversuch von der Schule fliegen? Das hätte ich lieber verdienen sollen... YAMI...es tut mir so leid. Nur daran kann ich noch denken, als die 10 Minuten wie im Flug vergehen und ich keine Aufgabe mehr gelöst zu haben scheine, ausser Aufgabe eins. Als die Zettel eingesammelt werden, muss ich mich beherrschen, meine Wut nicht an allen abzulassen. Ich balle meine Hände zu Fäusten und würde am liebsten den Lehrer ins Gesicht schlagen. Aber dann sehe ich Joey, wie er auf mich zukommt. Kapitel 11: ~Just want you to know~ ----------------------------------- ****** Anmerkung: Hallo erst einmal. Ab heute wird mich eine Co Autorin namens Tanja891 begleiten...das bedeutet die nächsten Kapitel werde ich mit Tanjachan schreiben ^__^ und die FF langsam auch mit ihrer Hilfe beenden. Da die FF schon solange nicht mehr von mir weiter geschrieben worden ist, ich sie aber dennoch gerne beenden wollte, suchte ich nach einer passenden Hilfe. Danke auch für Yamichan die sich dafür zu Verfügung stellen wollte, doch leider ging mein ICQ ne zeitlang nicht, und hab mich deshalb eben anders entscheiden müssen. Nicht böse sein ^v^ !!! Jedenfalls wünsche ich euch nun viel Spaß mit dem weiteren Kapitel. Ich hoffe ihr seid nicht nachtragend, dass es solange mit ner Forti gedauert hat, aber einige wissen ja, dass ich noch an zwei anderen FFs schreibe. ;-D So genug geschwafelt, hier ist das Kappie. ****** Joey bleibt keine halben Meter vor mir stehen. Stumm sieht er mich an. Ich ertrage seinen Blick kaum, dieser halb mitleidige halb entsetzte Blick. Ich habe kein Mitleid verdient, ich war es doch, der Yami in diesen Mist hineingeritten hat, ich allein. Aber warum ist es mir dann nicht vergönnt, auch meinen Fehler auszubügeln? Warum musste das jemand tun, der überhaupt nichts gemacht hatte? "Hör mal Yugi", fängt Joey an. "Ich habe versucht zu helfen." Versucht? Du hast auch probiert, dich schützend vor mich zu stellen, wie Yami und was hat ihm das gebracht? Er musste zum Direktor! Ich hasse das Gefühl hilflos zu sein. Ständig verfolgt mich dieses Gefühl. Früher, als mein Großvater noch unter den Lebenden weilte, dominierte dieses Gefühl nicht so mein Leben, wie es das jetzt tat. Es war allgegenwärtig und in ungeschützten Momenten, wenn ich mich schlafen legen wollte und meine Gedanken keine bestimmten Punkt mehr fixierten, überfiel es ich mit all seiner Stärke. Ich kam mir dann immer vor, wie ein kleines Kind, dass Angst vor der Dunkelheit hat, aber ich war doch kein kleines Kind mehr, ich war 18 verdammt. Mir war nach heulen zumute, viel hätte nicht mehr gefehlt und ich hätte inmitten dieser Menschenmenge echt die Kontrolle über mich verloren. Doch genau, die Geräusche die jene machten holten mich in die Realität zurück. "Yugi?" Joey scheint schon seit ein paar Minuten verzweifelt zu versuchen, mit mir zu sprechen. "Entschuldige Joey, war in Gedanken", nuschele ich als Entschuldigung. "Wie so oft", seufzt er. Ich spüre genau, wie auch ihn die Hilflosigkeit überkommt. Er weiß schon langsam nicht mehr, wie er in meiner Gegenwart reagieren soll, das glaube ich zumindest, wenn man mich ansieht, wie er sich mir gegenüber verhält, wird das ja jedem klar. Viel hat sich verändert und Joey weiß das. Oder etwa nicht? Glaubt er immer noch, ich wäre der sanfte, schutzbedürftige Junge, der ich einst war? Plötzlich schweifen meine Gedanken wieder zu Yami. Die Schuldgefühle befallen mich wieder. Ich muss etwas tun. Ich kann doch nicht nur tatenlos zusehen. Ich habe die Suppe mir eingebrockt, ich löffele sie wieder aus. "Sorry, Joey, ich muss los", rufe ich ihm noch zu, bevor ich den über alle Maßen verdutzen Joey, in der Halle stehen lasse. Zielstrebig führen mich meine Schritte zum Zimmer des Direktors. Keuchend komme ich vor der Tür an und halte mir die schmerzende Seite. Warum muss ich auch immer gleich Seitenstechen bekommen? Mein heftiger Atem könnte mich doch verraten! Mit allerletzter Kraftanstrengung, drücke ich meine Herzfrequenz nieder, sodass ich ruhiger atmen kann. ".....nicht erwartet, Herr Athem. Nicht von Ihnen!", dringt die harte Stimme unseres Direktors an mein Ohr. Ich zucke unwillkürlich zusammen. Diese Worte wären für mich bestimmt, nicht für Yami. "Sie sind doch sonst immer ein guter Schüler, ich hätte nie für möglich gehalten, dass gerade Sie sich zu solch einer Tat hinreißen lassen." Am liebsten wäre ich in dieses Büro gestürmt und hätte ihm widersprochen, doch das hätte alles nur noch schlimmer gemacht, als es sowieso schon ist. "Es tut mir leid, Her Direktor", höre ich ihn mit seiner dunklen, angenehmen Stimme leise antworten. "Das ist alles was Sie dazu zu sagen haben?", schneidet er ihm das Wort ab und hämmert mit seiner Faust auf seinen Schreibtisch. Ich kann das nicht mehr, ich kann nicht mehr nur hier draußen stehen, es muss etwas passieren! Doch bevor meine Hand auch nur den Türknauf erreicht, ertönt wieder Yamis Stimme: "Ja Herr Direktor, für diese Tat gibt es keine Rechtfertigung. Geben Sie mir eine Strafe, die sie für angemessen halten." Ich schlucke hart. Strafe? Das kann doch nicht Yamis Ernst sein. Strafe? "Na ja wenigstens zeigen sie Reue. Da Sie das jetzt erkannt haben, gebe ich Ihnen die Möglichkeit den Test zu wiederholen, aber Sie müssen mir versprechen, dass so etwas nie wieder vorkommt. Haben sie mich verstanden? Sollte mir das noch mal an die Ohren dringen, werden sie der Schule verwiesen, habe ich mich da klar ausgedrückt?" "Ja Herr Direktor. Ich danke Ihnen." Mir fällt ein Stein vom Herzen. Der Direktor hat heut wohl einen seiner freundlichen Tage. Ich schätze unseren Direktor ja eigentlich, bloß kann der manchmal so launisch sein, oder er war es immer, wenn ich bei ihm aufkreuzen musste. Die Türe öffnet sich und Yami tritt heraus. Er steht noch mit dem Rücken zum Gang und verbeugt sich noch einmal vor unserem Direktor. "Ich danke Ihnen." Leise schließt er die Tür und dreht sich um. Sein Blick trifft den meinen, leichtes Erstaunen ist ihm ins Gesicht geschrieben. Vorsichtig mustere ich seine Augen. Ich kann keinen Funken Ärger oder Wut in seinen Augen sehen, sie scheinen irgendwie leer zu sein. "Yami", beginne ich. "Es tut mir leid. Nur meinetwegen, musstest du diesen Ärger auf dich nehmen." "Yugi", seufzt er nur und tritt auf mich zu. Nur wenige Zentimeter vor mir bleibt er stehen und hebt seine Hand, bis sie auf meinem Haar liegt. "Yugi. Es ist okay, du hast doch gehört, dass ich den Test wiederholen darf." "Das ist doch keine Entschuldigung. Genauso gut hätte er dir das auch verweigern könne, außerdem musst du jetzt einen ganz anderen Stoff lernen", sprudele ich heraus. Das alles war mir noch nicht so geheuer. Normalerweise sollte er jetzt eine Wut auf mich haben, aber alles was er tat, ist mich anlächeln. "Ach Yugi, mach dir keine Sorgen, du weißt doch, das mir Physik liegt. Das ist doch kein Problem für mich." "Wie kann ich das nur wieder gut machen?" Ein gewisses Flehen liegt in meiner Stimme. "Eine Sache gäbe es da", antwortet er mir, und schaut nur unschuldig zur Decke hinauf. "Alles, alles was du willst", sage ich schnell, ohne darüber nachzudenken, was ich wohl mit dieser Antwort anrichten könnte und blicke ihn weiter flehend an. Warum ist es mir so wichtig, dass er vor mir Respekt hat, das er mir vergibt? Bei sonst keinem will ich das so sehr wie bei ihm! Ich kann mir nicht erklären wieso! "Du lernst auf die nächste Prüfung viel mehr, und du kommst weiterhin zu mir, zur Nachhilfe!", grinst er. Ich erröte bis unter die Haarspitzen.Zu ihm? Nach Hause wieder? "Okay", sage ich langsam, meine Lippen sind vollkommen trocken, "...abgemacht", stimme ich zu und lächele auch ihn an, ein ehrliches Lächeln. Lange stehen wir uns gegenüber, der Gang ist vollkommen leer, zögerlich schießt mir sogar der Geruch von Kreide in die Nase. "Schön...und nun denk nicht mehr daran, Yugi!" Plötzlich fühle ich seine Hand auf meine Schulter und wie er sie dann um meinen Nacken legt...was? Was bedeutet das wieder? Dann zieht er mich mit sich. "Komm, wir haben doch jetzt große Pause, oder?", fragt er mich und ich sehe, wie er auf seine Armbanduhr sieht. Wieso trägt er denn die Uhr auf dem rechten Unterarm? Ich bemerke, wie ich längere Sekunden lang auf seinen hochgekrempelten Ärmel starre und wieder auf die Lederarmbanduhr. "Eine...äh...schöne Uhr", stammle ich und verziehe den Mundwinkel. Wie blöd geht's? Eine schöne Uhr? Was Blöderes hättest du jetzt nicht sagen können, was? Im Inneren tobt ein Kampf mit meinen merkwürdigen Gefühlen, die ich in seiner Gegenwart immer spüre. Bei ihm komme ich mir immer so hilflos vor und wenn er mich ansieht oder berührt, stehe ich schon kurz vor einem Kreischanfall...und mein Herz hämmert so laut, dass ich Angst bekomme, an einem Herzkasper zu erliegen. Ich atme tief ein und erhasche einen fragenden Blick seitens Yami. "Ja, die hab ich zum Geburtstag bekommen", antwortet er nach einer Weile und mustert mich von der Seite, während wir den Gang entlanggehen. Sein Arm liegt noch immer - freundschaftlich? - um meinen Nacken. Sind meine Sinne überstrapaziert, oder wieso ist mein Nacken so dermaßen am kribbeln und so heiß...verdammt....wie Feuer...und gleichzeitig wie ein wohliger Schauer, der immer wieder leicht über meinen Rücken wandert. Ich bin doch wirklich nicht mehr normal. Ich nicke nur, während meine Gedanken wieder Achterbahn fahren. "Hey Yugi...hörst du gar nicht zu?" Vor der Glastür bleibt er stehen und ich stutze zuerst, denn wäre er nicht stehen geblieben, wäre ich doch tatsächlich in die Türe gerannt. Ich runzle die Stirn und presse die Lippen zusammen. Hat er was gesagt? Und ich habe diese Stimme nicht wahrgenommen...wie kann mir denn so was nur passieren? Gerade seine Stimme würde ich doch durch viele andere heraushören...Moment...was denke ich da wieder? "Äh...", beginne ich verwirrt und fahre mit meiner Hand durch meine Haare. Wie sehe ich nur aus, was denkt er nur von mir? Ob er mir doch die Schuld gibt? "Hey es ist doch okay...hab ich doch gesagt, Yugi. Nun denk nicht mehr daran!" Er schaut mich intensiv an und für mehrere Sekunden stockt mir der Atem, denn seine violetten Augen mustern mich so sorgfältig, als würde er mich untersuchen. Ich nicke so langsam es geht, denn ich bin wie gelähmt. "Gut, komm wir gehen ins Schülercafé!" Yami öffnet die Glastür und lässt mich als erster durchspazieren, dann gehen wir die Treppe runter...dann rechts den Gang entlang und kommen ins Schülercafé, dass erstaunlicherweise nicht halb so voll ist, wie ich es für eine große Pause erwartet habe. Aber ich bin eher selten hier unten, denn eigentlich treffe ich mich eher mit meinen Freunden auf dem Schulhof, wenn ich denn mal in der Schule bin. Und hier unten sind meistens Cliquenansammlungen von den coolen Kids. So jemanden wie mich, machen die immer ganz leicht an und bringen dumme Sprüche wegen meiner Größe. Obwohl ich so langsam gelernt hab, mich zu wehren, schaffe ich es bei diesen "Coolen"-Kids eher nicht. Desto glücklicher bin ich nicht allein hier rein zu gehen. Mit Yami an der Seite wird mich sicher keiner dumm anmachen. Als ob er mein Beschützer ist...obwohl ja irgendwie....es stimmt...er hat mich bei einigen dummen Momenten wirklich gerettet...die Sache in dem Bus oder die in der Raucherecke... Als wir eintreten, riecht es bereits nach frischen Kaffee und Brötchen. Yami und ich bleiben eine Weile vor der Theke stehen und beschauen schweigend die Vielfalt der Lebensmittel. Ich war schon solange nicht mehr hier, dass mich das Meiste in erstaunen versetzt. Hier gibt's sogar Kuchen? Plötzlich knurrt mein Magen und ich halte verklemmt meine Hände vor dem Bauch. Yami lächelt. "Setz dich doch schon, ich kaufe uns was!" "W...Was? Aber...du musst mir doch nichts ausgeben!", kommt es geschockt von meiner Seite. Auch das noch, er muss wegen mir den Test wiederholen und nun will er mir was ausgeben? "Keine Widerrede", grinst er mich weiter an. Ich werde verlegen und muss zu Boden sehen, meine Finger umfassen fest den Riemen meiner Tasche. Das hat noch nie jemand getan, na gut...Joey....aber das ist doch nun was anderes, oder? "Okay...", nuschle ich in mein nicht vorhandenes Bärtchen, drehe mich auf der Stelle um und sondiere die Tische. An einigen sitzen wirklich ein paar Schüler, die ihren Kopf gehoben haben und mich anstarren...Moment...sie starren nicht mich an, sie starren uns an.... Ich schlucke und werfe noch mal einen Blick über meine Schulter zu Yami zurück. Der jedoch redet bereits mit der netten Kassiererin, die schon einige Dinge auf ein Tablett abstellt. Doch Yami steht genau davor und ich kann nicht sehen, was sie alles darauf legt. Dann sehe ich mich wieder um und gehe auf ein Tisch an der Seite zu, hinter einer Säule. "Hey bist du nicht Yugi?" Mein Herz hämmert und befindet sich in genau dieser Sekunde in meinem Hals - so hat es zumindest den Anschein. Ich schaue zögernd zur Seite und sehe ein Mädchen, die mit ein paar Freunden auf den Stühlen hockt...oder eher liegt...eine total lässige Art....hat dieses Mädchen. Die hab ich vorher noch nie hier gesehen... "Äh ja....wieso?" "Sag mal, wer ist das da?" Sie deutet mit dem Kinn auf Yami, der uns noch den Rücken zugewendet hat und gerade etwas aus seinem Portemonnaie kramt. "Das ist Yami...Athem!", erwidere ich und in meiner Stimme liegt ein gewisses Zittern. Wovor hab ich eigentlich Panik? Vielleicht vor den Typen, die mich von oben bis unten mustern. "Der ist ja total hot...hat er schon ne Freundin?" Äh...äh...ich schlucke, mein Mund ist trocken und meine Finger sind schwitzig, der Taschenriemen ist schon total warm. Meine Gedanken überschlagen sich. Das Mädchen mit den braunen Augen und goldbraunen Haaren starrt mich lange an, dann lacht sie auf. Der Junge neben ihr verzieht den Mundwinkel. "Hey Kleiner, kannst du nicht antworten?" Mein Körper ist wie gelähmt, wie lange braucht Yami denn noch? Freundin....ob er eine hat? Mist....das weiß ich nicht mal...ich glaube nicht. Oder? Hat er da mal was gesagt? Wenn ja, hab ich es vergessen. "Um deine Frage zu beantworten, ich bin schon vergeben!", sagt eine warme, angenehme und attraktive Stimme hinter mir. Ich schrecke auf, als ich plötzlich fühle, wie er meine Hand umfasst. Oh mein Gott....ich werde doch jetzt nicht rot? Warum nimmt er meine Hand? Jetzt guckt jeder auf diese Geste....diese Geste, hat doch was zu bedeuten, oder? Die Kerle jedenfalls mustern mich nur geschockt und Yami wohl ebenfalls, denn dieser räuspert sich. "Komm Yugi..." Er zieht mich zu sich herum und für eine Sekunde sehe ich mit geschockt geweiteten Pupillen zu ihm auf, doch sein Blick ist wie immer freundlich und ein gewisses Funkeln ist zu erspähen, schließlich folge ich ihm zu dem Tisch, den ich mir eigentlich ausgesucht habe. Das Tablett stellt er vor mir ab, wir sitzen uns gegenüber. Meine Augen werden größer und ich habe diesen Zwischenfall schon wieder vergessen. Denn mein Magen knurrt wieder auf und ich fasse sofort nach einem belegten Brötchen. Yami lächelt mich an, isst aber nichts. Er schaut mich nur an. Erst nach dem fünften Bissen fällt mir auf, dass er mich noch immer anstarrt und lasse das Brötchen etwas sinken, schlucke und fixiere ihn auch. "Hast du...hast du keinen Hunger?", frage ich ihn verdutzt. Wieder lächelt er...dieses Lächeln, wie kann man nur so gucken? Hat er sich mal dabei zugesehen...dieser Blick, der ist ja zum dahinträumen...Moment mal...ich denke wirklich nur Schwachsinn, wenn ich in seiner Nähe bin. "Doch, aber es macht soviel Spaß dir dabei zuzusehen!" Er zwinkert mich an und ich rutsche nervös und peinlich berührt über den Stuhl. Zögerlich beiße ich wieder ab und mir entgeht nicht sein fester Blick, der mir bei jeder Bewegung wie eine Lupe folgt. Dann endlich nimmt er den Becher, der mit Kakao gefüllt ist und steckt zwei Strohhalme in die warme Flüssigkeit. "Ich denke mal, du magst Kakao? Oder? Ich liebe Süßes...und besonders Schokolade", redet er drauf los. Meine Augen mustern ihn und ich sage nur ein kaum hörbares: "Hm!" Dann sehe ich dabei zu, wie er langsam seine Lippen einen spaltbreit öffnet und den Strohhalm zwischen die Zähne schiebt. YUGI....schau weg....was ist schon besonderes daran, wenn er einen Kakao mit einem Strohhalm trinkt? Ich schüttle mich, als wäre mir kalt und schaue zur Seite, merke dass wir von diesem Trupp von eben beobachtet werden. "Ach lass die doch gucken", sagt plötzlich Yami, der meinen Blick wohl bemerkt hat. "Ja, aber....das war doch wirklich peinlich gewesen, ich kam mir total....", fange ich an und verlegen mustere ich den Boden. Ich bin doch sonst so stark und habe zu allem einen Spruch parat, doch das von eben hat mich doch umgehauen. "Ach Unsinn, dir muss nichts peinlich sein, ich weiß zwar nicht, was die jetzt denken, aber das ist mir auch egal...was geht's diesem Mädchen an, ob ich ne Freundin habe!" Wieder höre ich wie er aus dem Strohhalm die Flüssigkeit zieht. Erst das Blubbern des Kakaos lässt mich wieder zu ihm sehen und meine Finger umfassen wieder das Brötchen, welche sich mir nun ganz in den Mund stecke. Was die denken...na dass er vergeben ist....und da er meine Hand dann auch noch genommen hat, glauben die sicher, dass er mit mir.....OH mein GOTT!.....zusammen ist??? Ich verschlucke mich anhand meiner Gedanken...und versuche nicht laut zu husten. Ich kneife die Augen zusammen, in denen sich schon Tränen bilden, denn mein hals kratzt und meine Lungen sind kurz vor der Explosion. Das Stück Brötchen hängt noch im Hals. "Hier...trink schnell was!" Ich spüre wie er mir etwas auf die Handfläche stellt. Kakaoduft steigt in meine Nase, Blind taste ich schnell nach einem Strohhalm und trinke einen ganzen großen Schluck....Der Husten verschwindet, als auch das Packen Brötchen mit der Flüssigkeit in meinem Bauch landet. "Danke", keuche ich und schnappe noch mal nach Luft. "Kein Problem, du hast mein Strohhalm genommen, aber das macht nichts! Trink ruhig den Rest!" Meine Augen reißen auf. Auch das noch... Ich nicke dankbar und trinke noch den Rest. Während er noch das zweite Brötchen auf dem Tablett endlich nimmt und ein Stück abbeißt. Während ich an meinem Strohhalm nuckle, betrachte ich seine Kieferbewegungen. Was daran interessant sein soll, weiß ich auch nicht...was ist schon dabei...ich kaue doch auch, aber bei ihm sieht das so...Ich verfalle wieder in einer komischen Gefühlsregung...als ob ich ihn anschwärmen würde....er ist wirklich...wie hat das Mädchen gesagt hat?....hot.....ja genau, das trifft es haargenau. Yami ist hot. Was denke ich wieder für einen Unsinn... "Was haben wir denn gleich noch?" "Äh...Mathe", sage ich niedergeschlagen. "Magst du kein Mathe?" "Eigentlich schon, früher einmal....heute nicht mehr!" "warum?" "Weil es genau zu dem Zeitpunkt einer Mathearbeit passiert ist...", sage ich nach einer Weile schweigender Stille. "Das mit deinem..." er spricht es nicht aus, er muss auch gar nichts sagen...denn sein mitfühlender Blick sagt alles. Ich nicke und schweife zu meinem Großvater ab. "Das tut mir leid....seitdem magst du kein Mathe mehr?" "Ich mag es schon...nur...ich habe immer dann ein komisches Gefühl...es ist komisch, doch ich kann mich nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren!" "Das wird schon wieder, bin ja jetzt an deiner Seite und ich habe dir doch versprochen, dir zu helfen!" Ja, das hat er. Auf meinem Gesicht manifestiert sich ein Grinsen und mein Bauch kribbelt. "Danke Yami!" "Kein Problem Yugi! Komm wir müssen gehen, die Pause ist gleich vorbei!" Als wir aufstehen, merke ich noch die Blicke der Truppe in meinem Rücken, doch es ist mir egal, was die denken, denn ich habe ja Yami....an meiner Seite. Merkwürdig...aber plötzlich fühle ich mich nicht mehr allein...dieses Gefühl hatte ich noch nie bei meinen langjährigen Freunden gehabt, doch bei Yami habe ich es...bei ihm fühle ich mich sicher, beschützt und geborgen. (to be continued) Kapitel 12: ~ What hurts the Most? ~ ------------------------------------ Anmerkung: So meine Lieben, nun folgt endlich die Fortsetzung ^__^ Wir hoffen, sie gefällt euch. Viel Spaß beim Lesen. Widmung an alle Kommischreiber, die diese FF seit Anbeginn verfolgen und sie nicht vergessen haben!!! Danke dafür… *fühlt euch geknuddelt* Inspirationsmusik: Honey4ever: Sarah Connor - Living to love you und Jommy eat World - Hear you me -----Honeymausi: Mazzy Star: Into Dust Euer Honeyteam ^^ Kapitel 12: ~ What hurts the Most? ~ *******Yugi******** Die Worte des Lehrers tröpfeln nur so an mir ab. Mir fällt es wirklich schwer mich zu konzentrieren, obwohl der Lehrer die Stunde schon wieder mit den Worten eingeleitet hat: „Das Thema, das wir heute behandeln, ist wichtig für euer Abitur.“ Bitte was war denn nicht wichtig für mein Abitur? Dieses ewige Anprangern und wichtig machen ging mir so was von auf die Nerven. Wenn sich mein Großvater nicht die bestmögliche Ausbildung für mich gewünscht hätte, hätte ich schon längst abgebrochen. Wozu brauche ich überhaupt mein Abi? Ich habe noch keine Vorstellungen, in welche Bahnen sich mein Leben wenden soll. Welche Richtung ich einschlagen soll. Früher hatte ich mal vor, auch Archäologie zu studieren, wie mein Großvater, doch die Idee ist mit ihm gestorben. Das würde zuviel in mir aufwühlen, sofern das noch geht. Leben fährt es mir durch den Kopf. Leben! Leben hieß früher mal Spaß haben, für mich, einfach in den Tag hinein leben, alles auf mich zukommen zu lassen, ich wusste doch immer, dass ich zu jemand gehen konnte, wenn mir etwas über den Kopf gewachsen war. Diese Sicherheit ist mir mit einer Brutalität genommen worden, dass ich ein normales Leben wahrscheinlich nie wieder führen kann. Nie wieder unbefangen lächeln können, nie wieder......... „Passen sie auch auf, Herr Muto?“, peitscht die Stimme des Lehrers auf mich hernieder. Sofort richte ich mich auf und blicke dem Lehrer voll ins Gesicht. Er hat wieder seine Brille so halb auf die Nase gesetzt, über deren Rand seine „Falkenaugen“, wie ich sie heimlich nenne, mich streng fixieren. „Ja, Herr Lehrer“, antworte ich sofort, um auch ja nicht den Anschein zu wecken, ich wäre mit dem Gedanken bei etwas ganz anderem. Yami, der vor mir sitzt, dreht sich auch endlich um, die gesamte Klasse, hat schon ihre Aufmerksamkeit auf mich gerichtet. Manchmal könnte man echt das Gefühl haben, meine Klasse würde es genießen, wenn ich von allen Lehrern runter gemacht werde. Ich habe auch das Pech, ausgerechnet in einem Kurs gelandet zu sein, der komplett nur aus sensationsgierigen Tussen und Machos bestehen zu scheint. „Gut, Herr Muto, dann lesen sie uns mal ihre Lösung der Nummer 3 vor, die sie als Hausaufgabe auf hatten!“ Hausaufgabe? Aufgabe? Ich hab doch keine Zeit mehr für Hausaufgaben. Mein Tagesablauf ist so verplant, dass ich da nichts mehr unterbringe und für Hausaufgaben ist eindeutig kein Platz mehr. Um Zeit zu schinden, krame ich in meinem Mäppchen nach einem Korrekturstift, um zu symbolisieren ich hätte sie gemacht. Mit einem Auge schiele ich auf die Aufgaben. Oh mein Gott, was ist denn das noch mal? Wurzelfunktionen? Ich habe noch nie etwas von Wurzelfunktionen gehört und erst recht nicht, kann ich sie anwenden. „Ich habe die Aufgabe nicht“, komme ich mit der Wahrheit heraus. Wie vorausgesehen, seufzt der Lehrer schwer und sieht mich aus undefinierbaren Augen an. „Herr Muto, wann gedenken sie endlich mal an ihre Zukunft zu denken?“ Am liebsten würde ich jetzt aufstehen und gehen. So eine Frechheit brauche ich mir beim besten Willen nicht gefallen lassen. Oder ihm an den Kopf werfen, was ich von dieser Aufforderung halte, dass er sich aus meinem Leben heraushalten soll, dass er doch keine Ahnung hätte, und meine Zukunft. Die würde schon kommen. Doch ich tue keines von beiden. Starr fixieren meine Augen sein Kinn und mein Mund formt die Worte. „Ich weiß nicht, Herr Lehrer.“ „Das glaube ich Ihnen gut und gern. Allein schon wenn ich in deine Augen sehe, merke ich dass du wie immer nicht bei der Sache bist.“ Was verraten denn bitte meine Augen? Also jetzt geht langsam aber die Fantasie mit ihm durch, er spinnt sich das jetzt bloß wieder zusammen. Anhaltspunkte, die gar nicht stimmen, nur damit er weiter auf mir herumhacken kann. „Genug davon“, wendet er sich von mir ab. „Herr Yamamoto, wären Sie bitte so freundlich uns ihre Lösung mitzuteilen, natürlich nur wenn sie es für nötig gehalten haben, ihrer Hausaufgaben zu machen?“ Schon wieder die Spitze mir gegenüber. Aber daran gewöhnt habe ich mich allemal. Ich tue so, als wäre ich beschämt und wende meinen Blick wieder auf mein Pult. Dabei streife ich kurz Yamis Augen. Sie leuchten. Mir fällt kein anderes Wort ein um sie genau zu beschreiben. Sie funkeln leicht ironisch, aber auch belustigt. Sicher findet er es komisch, wie ich mich versuche, der Situation zu entziehen. Doch als Yami die Worte des Lehrers hört, werden seine Augen zornig. Was soll das alles? Ist sein Beschützerinstinkt nun schon so groß geworden, dass er auch auf jede Kleinigkeit reagiert? Schnell schüttele ich den Kopf. Beschützerinstinkt? Auf was da wieder meine Gedanken kommen, warum in aller Welt sollte Yami einen Beschützerinstinkt für mich entwickelt haben? Er kennt mich doch erst seit knapp 2 Wochen oder so. Was uns verbindet, kann man doch fast nicht einmal Freundschaft nennen, oder geht sie schon weit darüber hinaus, ohne dass ich das auch nur merke? Nein Yugi, das tust du jetzt nicht, versuche ich meine Gedanke in eine andere Richtung zu lenken, diese war mir eindeutig zu ...... ja was denn? Zu peinlich, zu persönlich, zu abwegig? Natürlich bemerkt Yami mich und mein Starren und zwinkert mir zu und wendet sich wieder dem Lehrer zu, bevor er merkt, dass auch er ihm nicht wirklich folgt. Das hätte er nicht tun dürfen, denn jetzt starre ich plötzlich auf seinen Rücken. Er trägt seine Haare anders als ich, obwohl für einen ungeübten Beobachter wohl beide Frisuren, wie eine aussehen mochten, so sehe ich doch die feinen Unterschiede. Sie sind hinten fransiger als meine und vorne länger, das fällt vor allem bei den blonden Strähnen auf. Aber nicht nur die Frisuren unterscheiden sich gewaltig auch unsere Kleidung. Er trägt trotz Schuluniformpflicht weiterhin seine Alltagskleidung. Ich weiß nicht, ob das speziell mit dem Direktor ausgemacht ist oder so, schließlich ist dieser ziemlich froh, ihn auf seiner Schule zu haben. Ein Aushängeschild kann jede Schule gebrauchen, Yami ist wirklich gut in der Schule. Selbst wenn er mir weismachen will, er hätte auch seine Probleme mit einigen Fächern, so belaufen sie sich doch auf Kleinigkeiten. Mir entfährt ein leichter Seufzer. Ohne auch nur einen Übergang, kehren meine Gedanken wieder zu Yamis Kleidung. Seine schwarze Lederjacke spannt sich über seine breiten Schultern, die so viel Stärke verheißen, seine selbstbewusste Haltung, die dadurch noch unterstrichen wird. Gerade beantwortet er eine Frage des Lehrers und seine tiefe, sanfte Stimme hallt in meinem Kopf wider. „Herr Muto“, bellt der Lehrer wieder durch den Raum. Erschrocken fahre ich auf. Mist, ich befinde mich ja immer noch im Matheunterricht. Das habe ich schlichtweg verdrängt. „Würden sie sich bequemen nach vorne zu kommen und diese Aufgabe an der Tafel zu lösen. Ich bräuchte eine mündliche Note von ihnen.“ Kurz verspüre ich die Angst meine Muskeln würden sich gar nicht bewegen. Mich überkommt schlichte Panik, ich habe doch keine Ahnung von diesem Thema und jetzt soll ich mich wieder vor meiner ganzen Klasse blamieren. Langsam fast schleppend erhebe ich mich von meinem Platz und zwinge mich nach vorne zu gehen. Mit einem leichten Nicken entnehme ich die Kreide aus der Hand meines Lehrers und fange mal mit dem Ansatz an, den muss ich ja auch nur abschreiben. Ich gehe einen Schritt zurück und sehe mir noch einmal die Aufgabe an und entdecke, an welchem Punkt ich anfangen könnte, die Gleichung zu lösen. Mit zunehmender Erleichterung mache ich weiter, doch plötzlich stockt mir der Atem. Ich komme nicht mehr weiter, ich bin an dem Punkt angelangt, an dem ich überhaupt nicht mehr aufgepasst habe, der Anfang schwirrt mir noch dunkel im Kopf herum. Nach Hilfe suchend blicke ich über meine Schulter und mein Blick fällt auf Yami. Er wendet seine Augen kurz zum Lehrer, um auch sicherzustellen, dass er ihn nicht bemerkt, dann formt er mit seinen Lippen die Lösung. „Binomische Formel“, kann ich mit Müh und Not erkennen. Dankbar lächelnd sehe ich wieder zur Tafel und tatsächlich, ich erkenne, wie ich weitermachen muss. Mit einem triumphierenden Blick schreibe ich die Lösungen an die Tafel und wende mich meinem Lehrer zu. Er wirft nun selbst einen Blick auf die Tafel und nickt. „Die Lösungen sind richtig, Sie dürfen sich setzen Herr Muto.“ Ich gehe schnell wieder zu meinem Platz, beim Vorbeigen streife ich Yamis Gesicht und lächele ihn an. Ich bin ihm wirklich dankbar, er hat mir gerade meine Note gerettet. Wie heute in Physik. Mit einem Schlag wird mir das Ausmaß klar, er hat mir heute schon zum zweiten Mal geholfen. Ich bin nicht imstande mal etwas auf eigene Faust zu schaffen, ich bin nicht in der Lage auf eigenen Füßen zu stehen. Dumpf nehme ich wahr, wie der Lehrer die Stunde beendet und uns unsere Hausaufgaben aufgibt. Wie in Trance schreibe ich sie ab und verlasse den Raum fast als Erster. Meine Schritte führen mich hinaus aus dem Schulhaus und zu meinem Lieblingsbaum auf dem Pausenhof. Playground school bell rings again Rainclouds come to play again Has no one told you she’s not breathing `Hello I’m your mind giving you someone to talk to Hello Ich bin nicht in der Lage für mich selber zu sorgen, ich komme nicht ohne Hilfe aus. Dabei will ich doch jetzt alles alleine schaffen, nie wieder mich so auf einen Menschen einlassen, denn auf einen Menschen angewiesen zu sein, bedeutet auch Verbundenheit, nie wieder von anderen Menschen verlassen werden zu können. Aber diese Illusion ist heute verblasst. Ich will nur noch von mir abhängig sein, das wird zwar heißen, dass ich allein bin, aber besser allein, als noch einmal diesen Schmerz zu ertragen. Stumm blicke ich in den düstern Himmel hinauf, es wird bald regnen. Der Himmel spiegelt meinen Gemütszustand wieder, wie als wüsste er, was ich fühle. „Yugi“, höre ich eine Stimme direkt neben mir und blicke mich um. Ich kann Yami erkennen, der mich besorgt mustert. „Was ist los mit dir?“ „Ach gar nichts, mir geht es einfach nicht gut, ich wollte aus diesem stickigen Klassenzimmer heraus“, suche ich nach einer fadenscheinigen Ausrede. Aus irgendeinem Grund will ich ihm die Wahrheit nicht erklären. „Geht es dir jetzt besser?“ Der besorgte Ton will nicht aus Yamis Stimme weichen. Nickend lächele ich und hebe eine Hand, damit sich seine Sorgenfalten wieder glatt streichen. Auch ihm kommt jetzt ein Lächeln auf die Lippen. If I smile and don’t believe Soon I know I’ll wake from this dream Don’t try to fix me I’m not broken Hello I’m the lie living for you so you can hide Don’t cry „Aber das ist doch noch nicht alles, Yugi“, lässt Yami sich nicht vom Thema abbringen und nimmt sanft meine Hand. „Doch“, wehre ich strikt ab. Er darf nicht alles von mir erfahren, das widerstrebt mir. „Yugi, du kannst mir vertrauen, das weißt du doch“, flüstert er mir sanft zu. Vertrauen? Genau das weiß ich nicht so genau, ob ich ihm so weit vertrauen kann. Gut er gibt sich mir gegenüber immer vertrauensvoll, doch bei ihm weiß ich nie so recht wo ich dran bin. Als würde er doch etwas in sich verstecken. Die Szene heut in der Cafeteria beweist doch alles. Ich erröte bei dem Gedanken an dieses Gespräch und senke mein Gesicht zu Boden, damit Yami das nicht mitkriegt. Yami bemerkt mein langes Schweigen und hakt noch einmal nach. „Yugi, was ist wirklich mit dir los?“ „Du bist los“, sage ich rundheraus. Mist, ich könnte mir dafür auf die Zunge beißen, ich war einfach zu direkt, was mir auch sein verwirrter Blick beweist. „Ich?“ „Ja du, warum musst du mir auch immer helfen?“ „Ich dir helfen?“ „Ja du verstehst mich schon richtig helfen und hör auf mir alles nachzuplappern.“ Ich bemerke wie sich Yamis Augen leicht verengen, aber nicht vor Zorn sondern vor Schock. Das verwirrt mich nun, jeder, den ich sonst so anfahre, wird sofort zornig doch er nicht. Er bleibt ruhig und hört einfach nur zu. „Seit dem du da bist steht mein Leben wieder Kopf. Ich hatte so lange das Gefühl für mich selber sorgen zu können und du hast mir alles zunichte gemacht. Du hast mir gezeigt, dass ich nichts allein machen kann“, mittlerweile schreie ich ihn an. Die Verzweiflung breitet sich immer mehr in mir aus und ich spüre einen dicken Kloß in meinem Hals. Am liebsten will ich rennen, irgendwohin, bis ich nicht mehr weiß wer ich bin, bis ich mein Leben hinter mir lassen kann, doch stattdessen stehe ich hier und schreie den einzigen Menschen an, der mich zu mögen scheint. „Wieso musstest du das tun? Wieso konntest du mich nicht in dem Glauben lassen, ich könnte mein Leben meistern?“ Ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten, sie laufen mir unaufhaltsam die Wangen hinunter und auch meine Knie wollen mir nicht mehr gehorchen. Langsam rutsche ich an dem Baum hinab und schluchze. Schluchze mir die Seele aus dem Leib. Dumpf merke ich wie Yami sich vor mich kniet und seine Hand auf meine Wange legt und die andere unter mein Kinn, das er anhebt, sodass ich ihm in die Augen blicken muss. „Yugi, jetzt beruhige dich doch mal.“ Mit aller Macht versuche ich meinen Tränenfluss zu stoppen, doch das will mir noch nicht so recht gelingen. „Yugi, du meisterst dein Leben doch. Schau dich doch nur an, du lebst allein in diesem riesigen Haus. Du gehst nebenher arbeiten um dir deinen Lebensunterhalt zu verdienen und du gehst in die 12.Klasse. Bezeichnest du das als nicht meistern?“ Ich öffne den Mund um etwas darauf zu erwidern, doch er legt mir sanft den Finger auf die Lippen. Woher weiß er von meiner Arbeit? Niemand weiß doch davon, hat er mich etwa doch mal gesehen? „Sei mal für einen Moment still und hör mir einfach zu. Und was das Helfen abverlangt, glaubst du nicht, dass ich dafür auch sehr viel auf mich nehme?? Aber ich tue dass doch nicht für mich, um meinen Spaß zu haben, oder zu sagen, seht her ich helfe den Schwachen oder so, sondern weil ich dich mag. Mehr als du dir vorstellen kannst.“ Den letzten Satz flüstert er fast und ich bin mir nicht sicher ob er das wirklich so gesagt hat. Doch was er gesagt hat, lässt mein Herz höher schlagen. Er mag mich? Nichts sehnlicher wünsche ich mir, als diese Worte aus seinen Mund zu hören. Seine Meinung ist mir sehr wichtig. „Danke, Yami für alles“, sage ich leise. „Ach das tu ich doch gerne und jetzt hoch mit dir“ Scheinbar mühelos hebt er mich wieder auf die Füße. Seine Hände bleiben auf meinen Hüften und sein Gesicht ist den meinem so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüre. Schwer schlucke ich. Ich will Yami nur noch nah sein, nur noch mit ihm allein sein, mein ganzes Leben lang. Aber da ist noch eine Sache, die mir unter den Nägeln brennt. „Du Yami, erinnerst du dich noch an das Mädchen in der Cafeteria?“ Er nickt. „Sie hat gefragt ob du vergeben bist und du hast ja geantwortet, wie meintest du das?“ Schelmisch grinsend blickt er zu mir herab. „Nun ja, vergeben ist leicht übertrieben, aber ich musste doch irgendwas sagen, um dieses Mädchen ruhig zu stellen. Ihre Fragerei war doch total deplatziert. Aber verliebt bin ich schon, aber die Person weiß es noch nicht.“ Das habe ich mir doch schon fast gedacht. So jemand wie Yami bleibt nicht lang allein, er ist offen genug sich anderen Menschen zu öffnen, doch wie steht es um mich? Und wen meint Yami mit dieser „Person“? ***Kurze Zeit später****** Seufzend lasse ich mich in Joeys Sessel fallen. Yami setzt sich mir gegenüber nieder und fokussiert seinen Blick auf mich. Unangenehm rutsche ich hin und her. Er hat meinen kleinen Anfall heut nach der Schule anscheinend noch nicht vergessen. „Was ist denn mit euch los? Ihr seht aus wie Tiger, die ihre Beute fixieren“, scherzt Joey lachend und wir lösen unsere Blicke voneinander. Ich bücke mich um mein Schultasche auf meinen Schoß zu heben. Yami und Joey hatten mich überredet mit ihnen die Mathehausaufgaben zu erledigen. Meine Schicht beginnt erst in 2 Stunden und ich hatte nichts Besseres zu tun, also stimmte ich zu. Ich suche mir ein Blatt und benutze das Buch als Unterlage. Stumm schreibe ich die Aufgabe ab, während Yami und Joey schon am fachsimpeln sind. Ich verstehe weniger als die Hälfte, obwohl wir den gleichen Unterricht besuchen. Verdammt ich sollte wirklich in Zukunft besser aufpassen. Doch irgendwie schaffe ich es mich einzuklinken und tatsächlich, es machte Spaß. Ich kann lachen, ungezwungen sein, etwas was ich schon lange nicht mehr gezeigt habe. Mit Bedauern blicke ich auf meine Armbanduhr. Schon 19 Uhr? Mist! „Leute ich muss gehen, meine Schicht fängt bald an und ich muss mich noch schnell umziehen. Bis morgen“, ich hebe meine Hand zum Gruß und verschwinde. Mich stimmt es traurig zu gehen, gerade wo es so viel Spaß gemacht hat. Moment, habe ich gerade wirklich das Wort Spaß benutzt? Dieses Fremdwort für mich. Aber vielleicht war es langsam kein Fremdwort mehr, vielleicht kann ich ihn Zukunft wirklich wieder Spaß haben. Jetzt ist es auch schon egal, dass sie wissen, dass ich Tag für Tag in einem Club arbeite. Mit federnden Schritten gehe ich nach Hause und diesmal bedrückt mich die Stille des Hauses nicht so. In Windeseile ziehe ich mich um und husche aus dem Haus in Richtung Club. *******Yami********* Was für eine aberwitzige Behauptung! Yugi soll in diesem Club Kaleidoskope arbeiten? Neben meiner Wohnung? Da hat sich doch Joey einen Scherz erlaubt, oder hat er die Wahrheit gesprochen? Es kommt mir immerhin so vor, als hätte Joey das auch nur durch Zufall erfahren. Meine Gedanken kommen gar nicht mehr zur Ruhe. Warum beunruhigt mich das so? Ich kenne den Grund, weil dieser Club als „zwielichtig“ gilt. Nicht gerade die Typen verkehren da, denen man in der Nacht begegnen will. Ich muss mich selber von dem Wahrheitsgehalt dieser Nachricht überzeugen. Ich vertraue Joey zwar voll und ganz, doch manchmal ist sehen besser als hören. Meine Füße tragen mich dem Club immer näher, meine Gedanken sind aber noch meilenweit entfernt, sie kreisen schon wieder um Ereignisse, die besser in Vergessenheit bleiben sollten. Doch mein Gehirn will mal wieder nicht so wie ich möchte. Nickend gehe ich am Türsteher vorbei. Ich kenne Johnny schon ewig, so kommt es mir zumindest vor – eigentlich nur vom Sehen, doch seit ich hier wohne, kommt man eben auch mit solchen Leuten ins Gespräch -und er lächelt freundlich zurück. „Der Schein trügt“ Dieser Spruch trifft auf Johnny zu einhundert Prozent zu. Johnny ist ein Schrank, hat früher auf dem Bau gearbeitet, bis er einen Unfall erliegt war. Doch sein Äußeres täuscht voll über seinen Charakter hinweg. Er ist schwer in Ordnung. Die Bässe drücken auf meine Trommelfelle. Es ist laut und unterhalten kann man sich überhaupt nicht richtig – höchstens man schreit. Ich kann ein paar Leute auf der Tanzfläche ausmachen. Meine Güte, der Typ an der Nebelmaschine spielt mal wieder verrückt. Beißender Rauch, der schwer im Raum schwebt. Schnell gleite ich zwischen die vielen Tische Richtung Tresen. Erstaunt weiten sich meine Augen. Tatsächlich da steht Yugi und schlürft gerade entspannt einen Drink, während er mit einem der anderen Kellner redet. Er trinkt Alkohol? Yugi? Der kleine Yugi…und er arbeitet an so einem Ort? Ich will das nicht glauben, verwirrt mustere ich die Szene. Seine Lederklamotten schimmern durch die Scheinwerfer. Seit wann trägt Yugi Leder? Aber Leder steht ihm, das muss ich offen zugeben. Schnell husche ich zu der gegenüberliegenden Seite des Tresens, für die jemand anderes zuständig ist. Wenn, will ich ihn erstmal heimlich beobachten. Er soll doch nicht wissen, dass ich hier bin. „Jacki-cola“, rufe ich dem Kellner zu, der mir prompt ein Glas vor die Nase stellt. Sofort nehme ich es hoch und trinke einen kleinen Schluck. Die Mischung ist ja grausig, die hatte ich anders in Erinnerung. Ach was soll’s, bei dem Anblick brauche ich jetzt etwas Hochprozentiges. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Hiroshi und Takeru die Bar betreten. Sofort nehme ich das Glas hoch und trinke einen kleinen Schluck. Verdammt, was machen die hier? Ich sollte verschwinden, solang es noch geht und bevor sie mich sehen… Warum muss das Schicksal mir immer einen Dämpfer nach dem Anderen verpassen? Erst erfahre ich, dass Yugi hier arbeitet, ausgerechnet in dieser Bar, mit der ich aus früheren Zeiten so viel verbinde. Dann spaziert auch noch meine Vergangenheit zur Tür herein. Wann werde ich sie wohl endlich loswerden? Aber wenn man es genau bedenkt, habe ich auch noch keine großen Schritte unternommen, um sie wirklich zu vertreiben, gut ich trete langsamer, aber das ist noch kein wirklicher Schritt in die Freiheit. Ich bin weg gegangen, habe eine Auszeit genommen – und nun will ich nicht mehr zurück in meine alte Welt. Ich habe ein neues Leben begonnen, seit ich Yugi kenne, weiß ich, dass das Leben auch anders sein kann. Sie setzen sich genau mir gegenüber, erkennen können sie mich nicht, dafür werde ich zu sehr von den Kellnern verdeckt. Mir macht es keine Probleme sie zu beobachten, solange sie mich nicht sehen. Doch wie soll ich verschwinden, ich müsste an ihnen vorbei gehen, um zur Tür zu kommen und vielleicht würde mich dann auch noch Yugi sehen. So ein Mist. Ich nehme noch einmal einen Schluck und fixiere sie über den Glasrand. „2 Wodka“, höre ich Hiroshis laute Stimme bis zu mir herüber schallen. Wie oft habe ich ihn schon gebeten, nicht so zu schreien? Es gab Situationen, da ist das nicht gerade von Vorteil. Mit Entsetzen sehe ich, wie Yugi den Beiden ihre Wodkas hinstellt und sich kurz mit ihnen unterhält. Er bedient sie? Weiß er denn nicht, was das für Typen sind? Es wirkt nicht gerade wie eine normale Kellner-Gast-Schäkerei, eher als würden sie sich gut kennen. Das darf doch nicht wahr sein. Das bilde ich mir nur ein. Je länger ich sie aber beobachte, desto sicherer werde ich. Mit einem Grinsen knufft Yugi Hiroshi in die Seite und bedient einen anderen Gast. WAAAAAS? Seit wann gehen die so vertraut miteinander um? Meine Augenwimper zuckt. „Hast du noch nichts von unserem Neuzugang gehört, Cold?“, spricht mich ein kalte, raue Stimme an. Ich erschaudere leicht. Ich mag diesen Namen nicht mehr, wie könnte ich auch? „Thunder, von dir hab ich ja schon lange nichts mehr gehört!“, gehe ich auf das Gespräch ein und drehe mich um. Meine Augen fahren über seinen Körper, er ist groß gebaut und sehr, sehr muskulös, egal wie sein Körper aussieht, der Gesamteindruck wird immer durch sein Gesicht zerstört. Seine linke Gesichtshälfte überziehen unschöne Narben. Ich weiß nicht einmal woher er sie hat, er hat nie darüber geredet, doch er scheint sehr stolz auf sie zu sein. Doch so erpicht auf diese Geschichte bin ich auch wieder nicht. „Du wolltest doch ne kleine Auszeit, Cold, nicht ich. Ich habe sie dir aber gewährt, das war ich dir echt schuldig.“ „Lüg nicht, du wolltest mich bloß für kurze Zeit aus dem Weg haben“, erwidere ich kalt. Seine Schönrederei kann einem echt auf die Nerven gehen, man sollte eigentlich meinen, dass einem Mann von seinem Kaliber solche Herunterspielungen einerlei wären, doch ihm nicht. Er ist in jeder Hinsicht, genau das Gegenteil vom Erwarteten. „Jetzt sag, hast du unseren Neuen schon kennen gelernt?“ „Nicht das ich wüsste“, lüge ich. Yugi darf unter keinen Umständen erfahren, das ich ebenfalls hier bin und noch immer, nicht desto trotz Mitglied dieser Gang bin. „Soll ich ihn schnell herrufen, dass du ihn auch unter die Lupe nehmen kannst? Schließlich musst du deiner Position doch wieder gerecht werden.“ Position, dass ich nicht lache, eine Position die ich nie wollte, die man mir aufgezwungen hat. „Nein lass ruhig, ich nehme ihn mir später vor, denn wie du schon sagtest, meine Position lässt mir viel Spielraum“, blocke ich geschickt ab und innerlich atme ich auf. Vielleicht nimmt er es mir ab, doch sicher bin ich mir auch nicht. Ich will nichts mehr mit meiner Vergangenheit zu tun haben. „Wenn ich sage JETZT dann meine ich auch jetzt, verstanden? Deine Position hilft dir bei meinen Entscheidungen einen Dreck“, blafft mich Thunder an und winkt Hiroshi, der sofort seinen Boss erblickt hat. Mit einer Handbewegung deutet Thunder auf Yugi und Hiro versteht den Wink. Lachend gibt er ihm einen Schubs und weist auf unsere Richtung. Ich sehe wie Yugis Augen sich weiten. Das ist ein Albtraum, aus dem ich schnell aufwachen will. Mit langsamen Schritten nähert sich Yugi uns, wobei er die ganze Zeit seinen Blick auf mich konzentriert hält. Das darf nicht passieren, Yugi durfte nichts von meiner Vergangenheit erfahren. Lass das ein Traum sein! *******Yugi******** Zuerst dachte ich, meine Augen spielen mir einen Streich, das ist nur eine Illusion. Doch als ich näher trete, verschwimmt dieser Gedanke und die Realität erschlägt mich in ihren Bann. Da sitzt doch tatsächlich Yami neben Thunder, dem Boss. Was hat das alles zu bedeuten? „Hey Kleiner, ich warte nicht ewig“, donnert seine Stimme zu mir. Thunder hat wirklich eine imposante Stimme und ich merke wie meine Schritte sich unwillkürlich beschleunigen. „Du bist also unser Neuer“, begrüßt mich Thunder schroff und mustert mich von oben bis unten. Meine Schultern versteifen sich, ich kann es nicht ausstehen mit solch einem Blick angesehen zu werden. So berechnend. „Gar nicht schlecht“, grummelt er zufrieden und blickt Yami an, er wartet auf seine Zustimmung. Doch Yami bemerkt ihn gar nicht, seine Augen hängen erschüttert an mir und ich kann Angst erkennen. Angst? Wovor? Auch Sorge kann ich erkennen. „Hörst du mir eigentlich zu, Cold?“ Mir stockt der Atem bei dem Namen. Hatte Thunder Yami gerade „Cold“ genannt oder hab ich das nicht richtig gehört? Bei dem Lärm hier ist das gut möglich! „Was? Ach so, ja ich finde ihn auch ganz passabel.“ Passabel ist das einzige Wort das ihm einfällt? Entsetzen und aufkeimende Wut hält sich nun die Waage. „Cold, sei doch nicht immer so streng zu den Neuen“, frotzelt Thunder vergnügt. Schon wieder! Schon wieder hat er ihn Cold genannt. Hiro hatte mir schon viel über „Cold“ erzählt, stolz über dessen Taten, die ich aber nicht sonderlich ruhmvoll fand. Sofort suchen Yamis Augen wieder die meinen. Wahrscheinlich will er prüfen, ob mir Cold etwas sagte. Das tat er allerdings. „Du kannst gehen, Kleiner“, scheucht mich Thunder davon. Für einen Moment bleibe ich wie angewurzelt stehen und halte Yamis Blick weiterhin fest. „Sofort“, dröhnt Thunders Stimme in meinen Ohren und ruft mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Mit abgehackten Bewegungen drehe ich mich um und gehe wieder an meine Arbeit. ********Yami******* Das Entsetzen in seinen Augen tut mir weh. Er kennt den Namen „Cold“, das habe ich ihm deutlich angesehen. Jeder Blick ist ein Stich in mein Herz. Warum sehne ich mich nach seiner Anerkennung, nach seiner Zustimmung? Oder ist es das überhaupt? Wiederum reißt mich Thunders raue Stimme aus meinen Gedanken. „Nun zu dem eigentlichen Grund, warum ich hier bin“, eröffnet Thunder und steckt sich eine Zigarette an. „Ach es gibt noch einen anderen außer dem Neuen?“ „Was denkst du? Ich habe meine Zeit nicht gerade zum Verschwenden angelegt“, gibt er schroff zurück. Sicher, zwischen zwei Deals bleibt einem ja auch nicht viel. „Ich habe einen Auftrag für dich, Cold.“ „Auftrag?“, entgegne ich wie vom Donner gerührt. „Sag mal, warum muss ich heute alles für dich wiederholen? Hockst du heut auf deinen Ohren? Ja Auftrag, du sollst für mich einen Deal abwickeln.“ Meine Vergangenheit hat die Gegenwart eingeholt, genau das, was ich eigentlich verhindern wollte. „Du wirst ihn nicht allein abwickeln, dafür ist es zu viel Arbeit. Ich stelle dir den Neuen zur Seite.“ Langsam dringen diese Worte zu mir durch und mein Gehirn schaltet auf Leerlauf. Ich soll Yugi in solch eine Sache mit hineinziehen? Nie im Leben! „Nein“, antworte ich nur. Thunders Augen verengen sich. „Nein? Du wagst es, mir Widerworte zu geben?“ „So sieht es aus. Ich steige aus, Thunder. Es gibt hier für mich nichts mehr.“ „Ist das dein Ernst?“ „Mein voller…“ Ich merke wie sich sein Körper anspannt, eine kleine Ader auf seiner Stirn beginnt zu pulsieren. „Du verdammtes Arschloch, nach allem was ich für dich getan habe.“ „Was du für mich getan hast?“ Beißender Spott liegt in meiner Stimme. „Du hast mich bis an meine Grenzen getrieben und diese hätte ich lieber unberührt gelassen.“ „Niemand schleudert mir solche Worte an den Kopf, ohne dafür zu bezahlen.“ Ich sehe es blinken und mit einem kleinen Aufschrei meinerseits zieht er seine Waffe und richtet sie auf mich. ******Yugi******** Schwach höre ich, wie Thunder immer lauter wird. Er scheint richtig sauer zu sein, doch auf wenn schreit er denn da ein? Mit Entsetzten realisiere ich, dass es Yami ist, der ihn so zur Weißglut treibt. Schnell bewege ich mich auf die Beiden zu. Vielleicht wurde ja meine Hilfe benötigt, man konnte ja nie wissen. Mein Herz macht einen Aussetzer als ich sehe, wie Thunder eine Waffe zieht und sie auf Yami richtet. NEIN! Er war drauf und dran zu schießen. Yami durfte nichts passieren, das lasse ich nicht zu, hämmert es durch meinen Kopf. Ohne auch nur über meine Handlung nachzudenken, sprinte ich auf die Beiden zu, schwinge mich über die Theke und platziere mich genau vor Yami. Im selben Augenblick höre ich, wie der Schuss sich löst und die Kugel auf mich zusirrt. Sie trifft mich genau in die Brust. Alles passiert wie in Zeitlupe, erst spüre ich so gut wie nichts, ich fühle nicht mal die Kugel, die in mein Fleisch trifft. Ich sacke nur in mich zusammen. Mit schwindendem Blick sehe ich noch Yami der sich mit schreckstarrem Gesicht zu mir runterbeugt. „Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist“, flüstere ich mit letzter Kraft und gebe mich dann der Dunkelheit hin, die meinen Geist einhüllen will. Der Schmerz will nicht von mir lassen. Er ist unerträglich, doch als ich aufgebe, lässt er nach und hinterlässt eine Leere in meinem Kopf. Das einzige was noch in mir hallt sind Yamis Schreie, er schreit nach mir, ich solle nicht gehen, bei ihm bleiben. Doch es ist so schwer dagegen anzukämpfen. Meine Kräfte schwinden und mein Gehirn lässt mich im Stich. ******Yami******* NEIN! Oh mein Gott, nein! Was habe ich angerichtet…wieso bin ich nur hierher gegangen…warum hab ich das nur getan? Yugi…wach wieder auf. Still falling Breathless and on again Inside today Beside me today Around broken in two Ich knie verzweifelt neben ihm, fasse nach seinem Gesicht, es ist so kalt – so KALT! Nein. Meine Gedanken schreien, sie wollen nicht aufhören. Meine Augen werden wässrig, ich verziehe das Gesicht schmerzverzerrt, als wäre ich derjenige gewesen, der getroffen worden ist. Alles ist still. Die Musik ist verebbt, ich merke, wie man uns anstarrt. Thunder steht hinter mir, seine Augen sind weit aufgerissen. Doch das alles, was um mich geschieht, ist wie abgeschottet, nur meine schreiende, innere Stimme echot hinter meiner Stirn. Panik, unendliche Panik breitet sich aus, lässt meinen Körper gefrieren, während meine Hände nach seinem Nacken greifen, sein Gesicht ein Stück anheben. Ich merke, wie Tränen bereits über meine Wangen laufen. NEIN, YUGI…wach bitte auf, wach sofort auf. MACH DIE AUGEN AUF! Doch er blinzelt nicht, er bewegt sich nicht…nein…vehement berühre ich fest seine Wangen, schüttle ihn leicht, und immer wieder zucken meine Pupillen zu seiner Einschusswunde. „Oh GOTT! Was hast du GETAN?“, schreie ich aus Leibeskräften. Die Leute haben einen Halbkreis um uns gebildet, ich höre aufgeregte Stimmen, das Rufen nach einem möglichen Arzt. Doch es sind nur Stimmen hinter dicken Wattebäuschen, ich kann sie nicht eindeutig ausmachen, mir ist es auch egal… Till your eyes shared Into dust Like two strangers Turning into dust 'Till my hand shook with the way I fear Schnell versuche ich irgendwie meine Angst irgendwo hinzuverbannen, doch sie ist so derart nicht fassbar, dass es mir nicht gelingt. Verdammt. „Yugi“, sage ich verzweifelt und meine Finger ruhen an seiner Halsschlagader. Sein Puls ist noch da…ich seufze erleichtert auf, doch mein Herz pumpt so laut, als würde es merken, was gerade hätte mit mir passieren können. Ich merke, wie Thunder einen Schritt zurückgeht. Ich will ihn festhalten, aufstehen und…was? Was will ich…meine Vergangenheit darf sich nicht mehr wiederholen, ich muss mich zusammenreißen. Es geht hier um YUGI, er hat mir mein Leben gerettet und seines…dafür hergeben wollen…verdammt….wieso bin ich hierher gekommen. Meine Hände fassen nach seinem Ledershirt, das eingerissene Schussloch kann ich deutlich sehen. Wieso kommt denn kein Arzt? Wieso hilft uns niemand? Hallo…sind denn alle hier wie eingeschlafen, mein Freund verblutet und niemand tut was. Ich neige mich vor, meine Tränen kullern unaufhaltsam weiter. „Yugi“, verzweifelt flüstere ich seinen Namen, ich zerreiße derweil sein Shirt. Für einen Moment bin ich wie erstarrt, seine weiche, zarte Haut…so zierlich…und nun ist sie beschmutzt…Meine Fingerkuppen berühren sachte, fast als fühlten sie sich ertappt, seine Haut. So schön weich. Ich schlucke einen Batzen Speichel hinunter, als mir bewusst wird, dass es hier nicht um seine Haut geht, sondern um eine SCHUSSWUNDE! Sofort sehe ich eine Blutlache, die sich unter dem Leder bereits angesammelt hat und die nun über seine nackte Brust herab läuft und zu Boden fließt. I could possibly be fading Or have something more to gain I could feel myself growing colder I could feel myself under your fate Under your Fate „YUGI“, wieder rüttle ich ihn leicht, wieso öffnet er die Augen nicht. „WIR BRAUCHEN EINEN ARZT!“ Ich schreie auf und meine Stimme gleicht einem Kreischen. Ich merke wie ein Kellner aus seiner Erstarrtheit gerissen wird und zu einem Telefon hinter der Theke rennt. „Yugi, bleib bei mir…bitte…bitte…tu darfst nicht sterben, nicht wegen mir, hörst du?“ Meine Finger legen sich wieder um seine kühle Wange ….sie wird kälter, seine Wärme scheint zu schwinden. Meine Gedanken überschlagen sich, mein Herz zerspringt bei dem Gedanken, Yugi zu verlieren- Er darf mir nicht jetzt genommen werden – nicht jetzt – er bedeutet mir soviel. Ich will ihn nicht…Thunder…dieser Schlechter Traum, hört der nie auf, ich dachte ich würde es schaffen…diesen Alptraum hinter mir lassen. Hörst du mich nicht? YUGI? Er ist der einzige, dem ich meine Aufmerksamkeit schenke, ich sitze wie erstarrt da, mehrere eiskalte Schauder suchen sich einen Weg durch meinen Körper. Meine Hände fahren zu seiner Wunde, plötzlich ist Thunder an meiner Seite. Angstschweiß ist auf seiner Stirn. Blut klebt an meinen Fingerkuppen. Erschrocken ziehe ich die Luft ein…sein Blut, soviel Blut…mir wird so übel…das ist doch nicht wirklich passiert… „Das…das wollte ich nicht…“, fängt er an zu stottern und seine Augen sind wie auf Yugis Schusswunde eingebrannt. Ich antworte nicht, das sind Nichtigkeiten, die keinem etwas bringen, dadurch wird Yugi auch nicht mehr spontan geheilt. Wenn nicht gleich endlich ein Arzt kommt…wird Yugi…. Ich will den Gedanken nicht zu Ende bringen, ich habe zu große Angst davor, was passiert, wenn es wirklich eintrifft. It was you breathless and tall I could feel my eyes turning into dust And two strangers turning into dust Turning into dust Er darf mich nicht verlassen, ich habe doch…nein. Ich kneife die Augen fest zusammen. Ich darf so nicht denken. Ich nehme ein weißes Tuch, welches mir plötzlich der Kellner hinhält. „Du musst die Wunde stoppen….er blutet zu stark. Der Krankenwagen ist unterwegs!“ Ich atme stark ein, ich habe Angst, einen gewissen Ekel, vor zuviel Blut, mir wird fast schwindelig, als ich das Tuch auf Yugis nicht stoppende Blutwunde drücke. Mir dreht sich alles, mein Kopf ist so leer, nur sein Name ist es, der durch mich hinweg weht. Immer wieder rufe ich seinen Namen…mein Magen schlägt Revolte. Tränen, die ich nicht mehr zählen kann, laufen über meine Wangen, meine Augen brennen wie Feuer, doch ich kann nicht aufhören. Ich drücke das weiße Tuch fest auf die Wunde, ich weiß nicht, ob es hilft….es muss einfach. Still falling Breathless and on again Inside today Beside me today Around broken in two „YUGI….sehe mich an…du wirst nicht sterben, hast du das verstanden?“ Immer wieder suche ich seinen Blick, doch seine Augen sind geschlossen, sein Atem nur noch sehr flach, kaum noch hörbar. „Was ist mit ihm?“ Ich höre Stimmen, von Leuten die nur gaffen können. Ich presse die Lippen zusammen und neige mein Gesicht, das Tuch wird blutgetränkt…so rot wie Feuer….soviel Blut….über meine Finger läuft sein Blut….meine Lippen sind trocken und zeigen nur noch einen blutleeren Strich. Mein Herz pocht und klopft, als würde es selbst um sein Leben kämpfen. Ich höre plötzlich ein feines, kaum hörbares keuchen….Yugi? Er scheint zu blinzeln, nur schwach….doch er scheint mich zu hören. „YUGI…Yugi öffne die Augen, du schaffst das, Yugi…sieh mich an!“, rede ich schnell und meine Stimme versagt, als er es tatsächlich schafft. Nur kaum öffnet er die Augenlider, er ist so erschöpft …seine Lider zucken. „Y….ami…“, presst er hervor, „hilf….mir…“ Ich höre ihn keuchen, sein Atem rasselt. Es fällt ihm schwer zu sprechen. Ich stütze sein Gesicht mit meiner freien Hand. Ein Kellner will mir helfen, er kniet nun auch neben Yugi und hält ein neues Tuch auf seine Wunde. „Wann kommt der Arzt?“, frage ich alarmiert, während Yugi mich versucht anzusehen. „Ich weiß es nicht“, gesteht der Kellner. Thunder sitzt teilnahmslos neben mir, seine Waffe in seiner Hand, die er nur ungläubig anstarrt, „Cold…verzeih mir! Bitte…ich wollte ihn nicht töten!“ TÖTEN? Hat er gerade töten gesagt…YUGI wird nicht sterben, er wird es nicht…er wird nicht sterben! Hörst du das? Du verdammter Mistkerl…ich will dich nie wieder sehen…du sollst meinetwegen verrotten. Meine Gedanken rasen. „Yami….mir…wird….kalt…!“ Nein…. „YUGI….hör mir zu“, sanft lege ich meine blutbefleckte Hand auf seine Wange. „Du schaffst das. Sieh mich an, ich bin hier und ich werde alles tun…“, ich halte inne, als mich ein erneuter Tränenschwall zu behindern droht. „Ich wollte….nicht….dass dir etwas…geschieht….“, flüstert er heiser und seine Stimme versagt immer mehr. Aus seinen Augenwinkeln treten Tränen. Nein, ich muss weinen, nicht er...er hat sich doch wegen mir diese verdammte Kugel eingefangen, wieso nur…wieso? Verdammt, nein….wieso hast du das getan? Wieso hast du das nur gemacht… Endlich, endlich höre ich das Geräusch des Krankenwagens. Die Sirene heult auf und es ist das Geräusch, was mich auf merkwürdiger Art zu beruhigen scheint. „Dir wird geholfen….der Krankenwagen kommt…Yugi? YUGI….“, schreie ich nach seinem Namen, als er plötzlich in sich zusammenzuckt, laut nach Luft schnappt, als wäre das sein letzter Atemzug gewesen, mit aufgerissenen Augen starrt er mich noch an, dann erschlafft sein Körper. OH GOTT! NEEEEEEEEEEEIIIIINNNNN! „YUGI! YUGI!“, wiederhole ich den Namen, ich schreie aus Leibeskräften, höre wie die Leute flüstern: „Er ist tot!“ - „Er wurde angeschossen, er war noch so jung!“ Ich falle nach vorne, keuche auf, mein Herz überschlägt sich, die Zeit scheint still zu stehen, meine Augen flackern. Endlich löst sich die Menschenmenge an einer Seite auf und ein Notarzt sucht sich seinen Weg zu mir. Ich nehme Yugi in meine Arme, ich suche nach seinem Puls… „Was ist mit ihm?“ Ich kann nicht antworten, ich kann es nicht. Erstarrt liegen meine Hände auf seiner Halsschlagader, „Er…atmet NICHT“, keuche ich wie vom Blitz getroffen. Irgendein anderer Assistent löst mich von Yugis Körper, den ich nicht loslassen will. Verwirrt werde ich zurückgezogen und muss mit ansehen, wie sie ihn wiederbeleben wollen. Mir wird so schwindelig….mir wird so übel….so übel…Magensäure steigt hoch, dann schließe ich die Augen. Ich höre die aufgebrachte Stimme des Notarztes, höre die rollende Tragbahre, die hereingefahren wird, spüre wie sie Yugi auf die Liege ablegen. „ER ATMET wieder…“, höre ich den Notarzt erleichtert sagen. Endlich öffne ich wieder die Augen. Habe ich das wirklich gehört? Er lebt…LEBT! Meine Gedanken schwirren unstet, meine Tränen laufen weiter unkontrolliert und ich folge dem Rettungsteam auf die Straße, raus aus dem rauchenden, alkoholverseuchten Club ins Freie. „Ich möchte mitfahren“, sage ich und merke wie der Assistent mich anstarrt und schließlich nickt. „Steig ein!“ Ich folge ihm in den Innenraum des Krankenwagens. Der Notarzt ist wieder über Yugi gebeugt, ich höre den Fahrer mit dem Krankenhaus über Funk sprechen, meine Augen schweifen noch mal zur Straße und ich sehe wie Thunder und seine Kumpanen abhauen. Sie schauen nicht zurück. Ich bin wie erstarrt und blicke solange auf die Straße, bis meine früheren Freunde um die Ecke verschwunden sind, dann wird laut die Türen des Krankenwagens zugeknallt und ich schleudere mein Gesicht wieder zu Yugi, der an einer Atemmaske nun angeschlossen ist. Freunde…pah….sie haben Yugi auf den Gewissen, wenn ihm etwas passiert, dann gnade ihnen Gott. „Was ist mit ihm?“ Ich beuge mich wie schmerzverzerrt vor und wische mit meinen Handrücken über meine Augen. „Er hat eine ziemlich üble Schusswunde…er muss schnell operiert werden.“ Operiert? Hat der Notarzt gerade etwas von einer Operation gesagt? „Wird er…es schaffen?“ Mir fällt es schwer, die Frage auszusprechen, denn meine Stimme zittert unmerklich. „Ich weiß es nicht“, meint er ehrlich und endlich stoppt der Krankenwagen vor dem Eingang des Domino Krankenhauses. Es ist, als würde die Zeit wieder schneller laufen, hoffentlich zu Yugis Gunsten. Die Türen werden aufgerissen, ich springe heraus und sofort eilen mehrere Ärzte und Krankenschwester um Yugis Bahre, sie rollen sie durch den geöffneten Eingang, höre Stimmen, irgendwelche ärztlichen Fachausdrücke und schließlich Op-Saal… Ich eile hinterher, meine Füße schmerzen, mein Herz schlägt laut, ich kann kaum atmen. Yugi…doch sein Gesicht treibt mich voran, ich eile der Bahre hinterher, bis mich eine Krankenschwester zurückhält. „Sie müssen warten!“ Nur drei Worte, die aber in mir einen Schmerz hinterlassen. Ich bleibe stehen, bin atemlos. Ich starre sie an. I could possibly be fading Or have something more to gain I could feel myself growing colder „Warten sie im Wartezimmer. Wir werden alles für ihren Freund tun!“ Sie nickt mir zu und dirigiert mich zu einem Raum, wo mehrere weiße Acrylstühle stehen. Ich gehe langsamen Schrittes darauf zu, bleibe wieder stehen und will mich umdrehen, ich will zu Yugi. Ich atme heftig. Doch dann gehe ich weiter und gehe schweren Schrittes zu den Stühlen herüber. Ich kann mich nicht hinsetzen, während Yugi wahrscheinlich verblutet, er hatte aufgehört zu atmen…er war kurz davor…nein…daran darf ich nicht denken. Er atmet doch wieder, er wird das doch überleben. Oder hat mich bereits wieder meine Vergangenheit von damals eingeholt? I could feel my eyes turning into dust! Turning into dust (to be continued) Kapitel 13: ~Heartache every Moment...?~ ---------------------------------------- Anmerkung des Honeyteams: Wir wollen uns großzügig bei allen lieben Kommischreibern bedanken, die noch immer an diese FF glauben und sie lesen wollen. Wir haben uns mit diesem Kap. viel Mühe gegeben und haben für eure treue Lesebereitschaft ein ziemlich langes Kapitel geschaffen, von dem wir glauben, dass unser ganzes Herzstück dranklebt ^__^ Wir hoffen also, dass es euch gefällt und als Inspirationsmusik haben wir mal wieder einen Mix aus traurigen Songs gehört, die uns dabei ziemlich unterstützt haben. Also *gg* wir haben zum Beispiel Jeff Bruckley - Hallelujah, Evanescence - My Immortal (eigentlich das gesamte Album ^^) , Britney Spears - Everytime, Lamb - Gabriel und Lifehouse - Walking away ;-D u. Mazzy Star - Into Dust angehört ^^ --> da konnte man supa zuuu tippen. ^^ also nun noch viel Spaß mit dem Lesen. Wir freuen und wie immer auf eure Kommis. * ~~~ Heartache every Moment...? ~~~ Das Warten ist unerträglich. Jeden Moment mit dem Gedanken zu verbringen, Yugi könnte dort im OP sterben, die OP würde nicht erfolgreich sein. Die Last meiner Schuld wiegt soviel, dass ich sie wahrscheinlich nie wieder abladen kann. Ich kann nicht mehr ruhig hocken, obwohl meine Füße mich umzubringen drohen. Die Erschöpfung ist mir von der Nasenspitze abzulesen. Ich hadere gewaltig mit mir, der Situation, meinem ganzem Leben. Warum musste ich auch damals in diese Gang hineinschlittern? Wäre das damals nicht passiert, könnte Yugi vielleicht noch...... Mit Entsetzen merke ich wie ich an das Wort „Leben“ gedacht habe, so als ob Yugis Leben schon vorbei wäre. Nein, das kommt gar nicht in Frage, Yugi wird das ÜBERleben, er ist stark. Der Kloß, der sich in meinem Hals bildet, drückt immer stärker auf meine Kehle. Endlich fließen sie, die zurückgehaltenen Tränen der Verzweiflung, eine Wohltat und zugleich ein Fluch. Die Schwäche, die ich mit aller Macht zurückdrängen wollte, überschwappt mich. Die Panik kehrt mit voller Wucht zurück. Was habe ich GETAN? Oder was habe ich NICHT getan? Ich hätte schon viel früher aus der Bande aussteigen sollen, viel früher endlich den Schlussstrich ziehen sollen. Yugi nicht mit hinein ziehen müssen - Mit einem leichten Räuspern macht sich eine Person bemerkbar. Ich drehe mich langsam um und nehme sie in Augenschein. Es ist ein Arzt, er hat den OP-Kittel noch nicht einmal abgelegt. „Wie geht es ihm, Herr Doktor?“, überfalle ich ihn. „Sind sie einer von Herr Mutos Verwandten?“ Ich stutze. Verwandt? Natürlich, wir sehen ja fast gleich aus, da wäre es doch anzunehmen, dass wir verwandt sind. „Ja.“ Notlügen sind in manchen Situationen eindeutig erlaubt und außerdem lüge ich ja nicht wirklich, ich kläre ihn bloß nicht richtig auf. „Gut, dann darf ich Ihnen Angaben machen. Er hat die Operation überstanden, ist aber noch nicht über den Berg.“ „Wie meinen Sie das?“, frage ich ängstlich. „Lassen Sie es mich so sagen, wir haben seine Blutung gestoppt, aber er hat sehr, sehr viel Blut verloren. Die Kugel hat seine Lunge angerissen. Hätte man ihn ein bisschen später eingeliefert, hätte man ihn vielleicht nicht mehr retten können.“ Mit geweiteten Augen starre ich ihn an. Nicht mehr retten können? „Sein Zustand ist noch instabil, wir können ihn nicht richtig stabilisieren, der Körper muss jetzt eigens wieder Blut herstellen. Wir dürfen ihm keines mehr geben.“ „Was bedeutet das jetzt genau, Doktor?“ Meine Stimme zittert, ich verstehe überhaupt nicht, was er da sagt. „Er muss eigens wieder aufwachen, sollte er das nicht können, dann....“ Taktvoll beendet er den Satz nicht. „Wollen sie sagen, Yugi liegt im Koma?“ „Nein, das habe ich nicht gesagt“, antwortet er seufzend. „Er liegt in einer Art komatösem Zustand“, fügt er hinzu mit seiner sanften Stimme, die er wohl nur benutzt, wenn er solche Schreckensnachrichten verbreitet, „nur er hat die Möglichkeit wieder daraus zu erwachen!“ Für mich macht das zwar keinen Unterschied, aber ich schweige höflich. Sowieso habe ich Angst, dass meine Stimme nicht wirklich funktioniert. „Kann ich ihn sehen?“, presse ich hervor. „Tut mir leid, Herr Athem, aber das ist unmöglich.“ Das Wort hallt in meinem Kopf. Leichter Schwindel befällt mich. „Herr Athem, geht es Ihnen nicht gut?“ „Doch, doch. Wann ist es dann möglich ihn zu sehen?“ „Wir benachrichtigen sie, wenn er aus dem Aufwachraum heraus ist, soll heißen, sofort nachdem man ein Zimmer gefunden hat“, zerstreut er meine Bedenken. „Hier“, er reicht mir ein kleines grünes Papier. „Das geben Sie bitte der Dame am Empfang, sie wird Ihnen dann Herr Mutos persönliche Sachen aushändigen und dort können Sie auch ihre Telefonnummer hinterlassen, dann informiert man sie, wenn es Besserungen gibt.“ Mit viel Anstrengung schaffe ich es, meinen Köper dazu zu bringen, den Zettel entgegenzunehmen. There's no one in town I know You gave us some place to go I never said thank you for that I thought I might get one more chance What would you think of me now Wie betäubt starre ich auf ihn. „Herr Athem es wird sicher alles wieder gut“, lässt der Arzt noch seinen standardmäßigen Aufmunterungsspruch ab. Sollte das nun wirklich ein Versuch sein, mich aufzumuntern? Wie gekünstelt, so als ob ihn Einzelschicksale nicht wirklich berühren würde, nur dieser einstudierte Spruch – als hätte er diesen schon zu tausenden gesagt, die vorher an meiner Stelle standen. Ein Piepen lässt uns beide leicht aufschrecken. Sofort wirft er einen Blick darauf und eilt ohne ein richtiges Abschiedswort davon. An seiner Stelle tritt nun ein uniformierter Polizist. Mir wird heiß und kalt. Ich sehe verstohlen seinen Waffengürtel an der Seite und die Handschellen, die daran baumeln. Das habe ich ja total vergessen. „Herr Athem?“ „Ja“, antworte ich kurzatmig. Ich hege keine Zuneigung gegenüber der Polizei, ich halte sie für unfähig und für Sesselfurzer, die nur Büroarbeit kennen. Sie interessieren sich nicht die Bohne für Einzelschicksale…viel wichtiger ist es, Verbrecher zu fassen, egal welche Gründe sie meinetwegen haben könnten. „Darf ich kurz ein paar Worte an Sie richten?“ „Da Sie das ja bereits machen, kann ich wohl schlecht „Nein“ sagen“, rutscht es mir raus. Ich wollte eigentlich nicht so schroff antworten, aber schon allein diese eine, kleine Frage zeugt schon von der Unfähigkeit dieses Menschen. „Was wissen sie von der Schießerei im Club Kaleidoscope?“, stellt er rundheraus seine erste „richtige“ Frage. Jetzt stehe ich vor einem großen Problem: Vertusche ich die ganze Sache wie immer, oder rücke ich mit der vollen Wahrheit heraus und mache Schluss mit allem, egal welche Konsequenzen das haben kann?? „Ich weiß gar nichts.“ „Aber sie sind doch wegen des…Unfalls hier?“ Skeptisch schaut er mich an. „Das stimmt wohl, doch Augenzeuge kann ich mich nicht gerade nennen, ich habe sie nämlich nicht gesehen, ich war am anderen Ende des Raumes, in der Nähe des Eingangs.“ Ein unterdrückter Aufschrei sitzt in meiner kehle und schlechte Gewissensbisse machen sich breit und lullen meinen Verstand ein, doch die Wahrheit zu sprechen. „Kann das jemand bezeugen?“ „Das soll wohl ein Witz sein. Der Raum war berstend voll, keiner hat keinen erkannt. Aber um ihre Frage zu beantworten, gesehen hat mich niemand, ich war ohne Begleitung da.“ Schnell notiert sich dieser „freundliche“ Polizist einiges auf seinen Notizblock. „Das wäre dann alles, Herr Athem, falls Ihnen noch irgendwas einfällt, sie wissen ja, wo sie mich finden können. Polizeirevier, gleich zwei Straßen weiter.“ „Aber sicher, Officer“, lächele ich gekünstelt und schaffe es sogar meiner Stimme einen freundlichen Ton zu geben. Schnell verlässt auch er den Gang und ich stehe abermals alleine da. Langsam sollte ich mich echt auf den Weg machen, es bringt ja nicht viel wenn ich hier dumm herumstehe. Ich balle meine Hand mit dem Zettel noch mehr zusammen, sodass ich das Papier rascheln höre. Stumm gehe ich an den Menschen vorbei, die sich im Gang befinden. Alle werfen einen kurzen Blick auf mich und ich selbst blicke an mir herunter. Überall bin ich mit Blut bespritzt und beschmiert. Mit Yugis Blut wie ich mir ins Gedächtnis rufe, nicht mit meinem eigenen. Oh mein Gott. Noch Angstschweiß ist auf meiner Stirn und ich beschaue meine Hände, an denen das Blut bereits getrocknet ist. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ Die freundliche Stimme der Dame lässt mich auch ein bisschen ruhiger werden. Sie schaut auf meine Hände und seufzt auf. „Hier haben sie feuchte, desinfizierende Tücher, falls das nicht ausreicht, gehen sie einen Gang weiter, da ist die Männertoilette. Da können sie sich sauber machen.“, meint sie langsam und dreht sich mit ihrem Drehsessel um die Achse, öffnet einen Medizinschrank, gegenüber dem Tresen und holt eine Box heraus. Sie gibt mir ohne ein weiteres Wort die Tuchbox. Während ich sie weiterhin nur anstarren kann, hole ich mir ein Tuch heraus und rubble langsam über meine Finger. Ich kneife die Augen zusammen und bin kurz davor, erneut Tränen zu vergießen. Ich bin wie versteinert, als ich das Geruch des Tuches rieche und sehe wie es sich langsam rot färbt. „Hier“, ich reiche ihr schließlich den Zettel, als meine Finger wieder meinen eigenen Haut Ton zeigen. „Das soll ich bei Ihnen abgeben.“ Prüfend sieht sie kurz den Zettel an, dann beugt sie sich hinter und holt eine kleine Plastikbox hervor. Mit einem undefinierbaren Blick drückt sie sie mir in die Hand. Von ihrem Schreibtisch nimmt sie ein Klemmbrett und schreibt die Boxnummer auf. „Sie müssen hier unterschreiben, damit bestätigen Sie, dass sie die Sachen abgeholt haben.“ Mit krampfenden Händen fasse ich den Stift und krakele meine Unterschrift hin. „Vielen Dank.“ „Der Arzt hat mir gesagt, ich könne meine Telefonnummer hinterlassen, dann würde man mich benachrichtigen, falls sich etwas ändert“, sprudele ich hervor, als sie nicht auf das Thema zu sprechen kommt. „Natürlich, verzeihen Sie. Das habe ich völlig vergessen“, entschuldigt sie sich. Ich diktiere ihr meinen Namen, meine Telefonnummer und meine Handynummer, falls ich daheim nicht erreichbar wäre. Mit einer kleinen Verbeugung bedanke ich mich höflich bei ihr und eile trotz allem noch in die Männertoilette. Ich bin alleine hier, zum Glück. Denn mein Magen schlägt eine Revolte, als würde er nun endlich sagen, was so sehr auf ihn lastet. Das Blut, das noch an meinem Pulli zu sehen ist, sehe ich erst jetzt und mir entkommt ein Keuchen, ein tiefes Einatmen folgt. Mir wird übel…oh Gott! Ich eile in die Toilettenkabine und hänge mich über die Toilettenschüssel. Meine Gedanken sind vollkommen leer, als mein Magen alles ausspeit, was er zuvor noch in sich gehabt hat. Oh Gott, ich konnte noch nie Blut sehen, zumindest nicht soviel. Ich habe mich lange genug zusammengerissen, doch nun…kann ich nicht mehr. So lucky, so strong, so proud? I never said thank you for that Now I'll never have a chance Mein Hals schmerzt…zögernd umfasse ich selbst meine Kehle. In meinem Mund ist ein widerlicher, bitterer Kloß von Speichel, meine Speiseröhre ist wie zusammengeknetet. Oh Gott…ich versuche mich vor den Waschbecken wieder zu sammeln und lasse noch einmal viel Wasser über meine Hände fließen. Das Blut, das viele Blut…Yugis Blut…wenn ich es weiter ansehe, werde ich noch verrückt, weil ich Angst habe…oh Gott…dieser Geruch…diese Schuld in mir…mein Magen drückt gegen meine Bauchhöhle. Wenn schon soviel Blut an meinen Fingern war…er hat soviel verloren…nur wegen THUNDER! Als ich endlich das Gefühl habe, das Blut von mir gewaschen zu haben, laufen Tränen aus meinen Augen, ich halte sie nicht auf, ich sehe nur meinem Spiegelbild zu, das erschrocken mir entgegen blickt. Der Schmerz ist mit meiner Übelkeit noch größer geworden. Ich atme tief ein und wieder aus, sehe den leichten Abdruck meines schwachen Atems auf dem Spiegel vor meinen Lippen. Schließlich fasse ich mich wieder nach etwa 15 Minuten und verlasse endgültig das Gebäude. Wie betäubt streife ich durch die Straßen. Es ist bereits 2 Uhr nachts, doch trotz allem sind die Straßen noch sehr belebt. Immer wieder kommen mir „Vampire“, wie ich solche Menschen spöttisch bezeichne, entgegen. Ich würdige keinen Mensch eines Blickes. Warum auch? Sie sind mir nicht wichtig, dem wichtigsten Menschen habe ich......verloren? Immer wieder muss ich an Yugi denken. An seinen Zustand, daran, dass ich ihn nicht sehen kann. Verwundert starre ich auf das Haus zu dem mich meine Füße getragen haben. Yugis Haus. Warum, warum, warum? Ich greife in meine Hosentasche und ertaste Yugis Schlüssel. Soll ich das wirklich tun, darf ich das überhaupt? Mich überkommt der Reiz unvorbereitet - So what would you think of me now So lucky, so strong, so proud? I never said thank you for that Now I'll never have a chance Sachte schließe ich auf und trete ein. Yugis Präsenz erschlägt mich fast, obwohl er gar nicht hier ist. Aber meine Mutter hat mir damals immer erzählt, dass ein Mensch mit seiner „Aura“ immer Spuren in seinem Haus hinterlässt. Ich habe sie verspottet und es unter ihrem „Esoterik-Scheiß“ verbucht, doch heute bin ich gewillt ihr zu glauben. Yugi ist hier und doch irgendwie ist er es nicht! Mich um meine eigene Achse drehend, sehe ich mich um. Es ist immer noch so unaufgeräumt wie damals, als ich schon mal hier gewesen bin. Halt, da erkenne ich doch Ansätze. Yugi hat sich wohl kurz Zeit genommen und sich wenigstens ein bisschen in der Küche zuschaffen gemacht, doch aufgeräumt kann man das auch nicht bezeichnen. DAS kann ich doch für ihn machen - für ihn aufräumen. Kaum habe ich den Entschluss gefasst, ziehe ich mir schon meine Jacke aus, suche mir Putzeimer und andere Utensilien und mache mich daran. Irgendwann vergesse ich mich in der Arbeit, mein Gehirn arbeitet mechanisch. Ich stutze. Die ganze Zeit habe ich mich von einem Raum zum nächsten gearbeitet, immer um Yugis Zimmer herum. Das Bad, die Küche, das Wohnzimmer, doch dieses Zimmer habe ich ausgelassen. Absichtlich? Fürchte ich mich es zu betreten? Mit leichtem Schaudern überwinde ich mich, es gibt ja sonst nichts mehr zu tun. Überall Klamotten, Zeugnisse seines Lebens! Seine Schulsachen liegen quer verstreut, seine Schultasche liegt auf dem Bett. Wahrscheinlich wollte er ihn später wegräumen auch seine Schuluniform liegt noch da. Was ist.....wenn.....das...NIE ...mehr möglich ist? May angels lead you in Hear you me my friend Wenn Yugi dieses Haus nie wieder betreten kann? Ich lasse mich auf sein Bett fallen. Mit zitternden Fingern nehme ich die Uniform hoch und mit einem Impuls folgend drücke ich sie ganz fest an mich. Wieder fange ich zu weinen an, weinen kann man das schon fast nicht mehr nennen, es grenzt an einem hysterischen Anfall. Ich kann nicht mehr aufhören. Ich will dass Yugi jetzt bei mir ist, wieder zu mir kommt. Konnte man mir diesen einen Wunsch nicht erfüllen? War das denn so schwer? Ich will doch nur dass Yugi........... Mein Körper wird schwer und plötzlich liege ich auf der Seite und schluchze in Yugis Kissen. ************************ Irgendwo… Helles Licht überall, es blendet mich. Schützend lege ich eine Hand über meine Augen und beschatte sie etwas. Wo bin ich hier überhaupt? Was soll ich hier? „Yugi? Bist du es wirklich?“ „Großvater?“ Entsetzt und wie zur Salzsäule erstarrt blicke ich auf die Person, die ich in letzter Zeit am meisten sehen wollte. „Was machst du hier, Yugi?“ *********************** Ein Brummen dröhnt in meinem Kopf. Was soll das? Kann man mir nicht einmal fünf Minuten Ruhe gönnen? Ist das zuviel verlangt? Reflexartig hebt sich meine Hand und schaltet meinen Wecker aus. Moment! Wo bin ich? Ich fahre hoch und blicke mich orientierungslos. Ich bin daheim, in meinem Bett. Ich hatte sogar geduscht und trage wieder saubere Kleidung. Wie zur Hölle bin ich hierher gekommen? Ich raufe mir durch die Haare und zermartere mir das Gehirn. Ich muss wohl gestern nach Hause gelaufen sein und mich dann hier geduscht haben. Ich tapse ins Bad und suche nach Beweisen. Tatsächlich hier liegt noch das nasse Handtuch, ich habe mir nicht mal die Mühe gemacht es zum Trocknen zu hängen. Sonst bin ich doch auch immer akkurat genug um so etwas nicht zu vergessen, irgendwann hatte ich mir das einfach angewöhnt. Seufzend hebe ich es auf und hole das Versäumte nach. Ich schleife mich in die Küche und mache mir Kaffee. Sinnlos kommt mir irgendwie alles vor, sinnlos und unnütz. Der Schlaf hat mir allerdings gut getan und mein Kopf wirkt auf mich viel klarer, nicht mehr so vernebelt wie gestern. Die Uhr an der Mikrowelle zeigt mir 7.30 an. In einer Stunde beginnt die Schule. Ich bin noch unschlüssig ob ich gehen soll, werde ich das überstehen? Nach allem…? Leise entfährt mir ein Fluch, heute ist ja mein „Nachhol-“ Physiktest angesetzt. Ich kann ihn nicht schwänzen, aber schreiben auch nicht. Ich glaube, dieser Gedanke ans Schwänzen würde Yugi gar nicht gefallen. Er würde sich wieder vor Selbstvorwürfen zerfleischen. Schließlich ist ja der Test angesetzt worden, weil ich Yugi in Schutz genommen habe. Schmerzlich kommen mir plötzlich Yugis Worte wieder in den Sinn: „Wie kann ich das nur wieder gutmachen?“ Bitter lache ich auf. Gutmachen Er hat sein Leben für mich riskiert, wenn das nicht „gutmachen“ ist oder sogar viel mehr…doch ich finde keine richtigen Worte, um das zu beschreiben, was er für mich getan hat. Jetzt schulde ich ihm mehr, als ich je zurückgeben kann Abermals seufze ich auf. Ich werde den Test schreiben, um Yugis Willen. Ich weiß, das ist in seinem Sinne. Ich haste schnell in mein Zimmer um mich anzuziehen. „Hey Yami, wie geht’s dir?“, begrüßt mich Joey freudestrahlend. Mein Gott, er weiß ja noch gar nichts. Mein Atem wird flacher und mich packt erneut die Panik, wie eine Kralle. Ich kann DAS nicht! Ich kann doch nicht Yugis bestem Freund erklären, dass er im Krankenhaus liegt und mit seinem Leben ringt. „Hast du Yugi schon gesehen?“, neugierig blickt sich Joey um. Ich schreie innerlich auf, so sehr ich es ihm nicht sagen kann so wenig kann ich es ihm auch verschweigen. „Joey“, beginne ich stockend. Joey merkt mir an, das was nicht stimmt und sein Grinsen verschwindet, nur um sofort einer besorgten Miene Platz zu machen. „Sag schon, was ist los?“ „Komm mit, wir haben doch noch Zeit. Komm an einem ruhigen Ort und ich erzähl dir alles.“ Ich packe ihn am Arm und schleife ihn unter den Baum, unter dem Yugi gestern seinen „Anfall“ gehabt hat. Auf dem kurzen Weg überlege ich nach dem passenden Beginn, nach guten Wörtern…doch ich weiß nicht, wie ich beginnen soll. Ich erstarre kurz und starre ihn einfach nur an. „Yami, was ist denn jetzt schon wieder? Du wolltest mir doch etwas erzählen!“, drängt mich Joey. Ich reiße mich zusammen und erzähle mit bemüht tonloser Stimme, was gestern Abend passiert ist. Ich lasse nur die Sache mit Thunder aus und variiere die Story ein bisschen. Aufgerissene Augen fokussieren mich. „Du willst mich JETZT nicht verarschen oder so?“ „Glaubst du ich würde scherzen? Über so etwas macht man ganz sicher keine! Ich meine es ernst, Joey“, fahre ich ihn trocken an. Ich weiß die Reaktion ist überzogen, aber wie kann er es bloß wagen, so was meiner Fantasie zuzuschreiben? „Schon gut, Alter“, stammelt Joey entsetzt. „Können wir ihn denn sehen?“ „Nein, leider nicht, aber ich hab dort meine Telefonnummer hinterlassen, sie kontaktieren mich dann“, seufze ich schwer. „Du rufst dann gleich mich an, okay?“ „Aber sicher.“ Ich lege Joey sanft die Hand auf die Schulter. „Es wird alles wieder“, versuche ich ihn zu besänftigen, obwohl meine eigenen Hoffnungen schon fast erschöpft sind. Das Glockenläuten ruft uns alle ins Haus und Joey legt auch mir die Hand auf die Schulter. „So ist es, Alter. Du musst nur ganz fest dran glauben.“ Wie ein Mantra wiederhole ich das in meinem Kopf: Fest dran glauben, fest dran glauben, FEST DRAN GLAUBEN!!! Ich trenne mich von Joey vor dem Klassenraum und gehe zum vereinbarten Raum, in dem ich meinen Test nachschreiben muss. „Guten Morgen Herr Athem“, begrüße ich den Lehrer freundlich. „Sind sie fit?“ „Ich denke“, antworte ich kurz angebunden. Ich nehme meine Tasche von meiner Schulter und lasse mich an einem Tisch nieder. Schnell hole ich mein Mäppchen hervor und krame einen Stift heraus. „Hier ist ihr Angabenblatt, sie haben 1 ½ Stunden Zeit, viel Glück.“ Ich fange an zu lesen und nachdem ich kurz überlegt hatte auch zu schreiben. Ich schreibe das Datum und den tag als erstes…auf. Ich zucke kurz. Heute ist Freitag…der 13! Egal, ich zögere noch einmal kurz und sammle wieder meine Konzentration. Physik hat mir noch nie sonderliche Probleme bereitet, doch dieser Test hier ist einfach, richtig einfach. Das ist doch nicht das normal Niveau, dass dieser Lehrer sonst immer verlangt, das hier ist weit darunter. Ist das jetzt ein Bonus? Ich wollte GANZ SICHER keinen Bonus und auch keine Erleichterungen, ich wollte einen normalen Test! Das ist doch nicht fair den Anderen gegenüber, gegenüber Yugi. Schon wieder wandern meine Gedanken zu ihm. Konzentrier dich!!! Ich lese mir meine Arbeit noch einmal durch. Alles fehlerfrei, zumindest denke ich das. Ob der Lehrer das auch so sieht, werde ich ja bald erfahren. „Ich bin fertig“, mache ich den Lehrer auf meine Lage aufmerksam. Er kommt erstaunt zu mir und wirft einen prüfenden Blick auf mein Blatt. Seine Augen weiten sich etwas, scheinbar ist er nicht daran gewöhnt, dass Schüler schon früher fertig sind. „Gut, Herr Athem, dann dürfen Sie gehen. Ich werde den Test dann korrigieren und ihn Ihnen in der nächsten Stunde zurückgeben.“ Was kümmert mich das? Mir ist das doch völlig egal, ich muss raus hier. Die Wände engen mich ein, so plötzlich. Früher hab ich das nie so extrem empfunden wie heute. Schon seit frühester Kindheit leide ich an Klaustrophobie, aber so schlimm wie heute war es noch nie. Ich merke schon die Panik, die in mir aufsteigt und mir die Luft abschnürt. Ich verlasse fluchtartig den Raum ohne mich richtig zu verabschieden. Der Lehrer wird mich jetzt wohl für unfreundlich halten, aber lieber für unfreundlich als das ich einen Anfall von ihm abbekomme, das wäre das Letzte was ich jetzt brauchen kann, einen besorgten Lehrer. „Und wie lief es?“ Ich bin an die frische Luft gegangen und der Anfall ist schon langsam am abklingen. Leicht lächelnd wende ich mich zu Joey um. „War das jetzt eine rhetorische oder ernst gemeinte Frage?“ „Rhetorisch würde ich sagen“, Joey klopft mir leicht auf den Rücken. „Wir wissen doch beide, dass du in Physik gut bist, da beißt die Maus keinen Faden ab.“ Mit Komplimenten muss ich unbedingt noch lernen umzugehen, denn ich erröte bis unter den Haarwurzeln und bringe nichts heraus, kein „Danke“, kein salopper Spruch, einfach gar nichts. Die Stundenklingel lässt uns aufseufzen. Die Zeit vergeht viel zu schnell, in 10 Minuten geht der Unterricht weiter. „Ich hätte echt nichts gegen längere Pausen“, murrt Joey patzig und wendet seine Schritte Richtung Schulgebäude. „Da stimm ich dir voll und ganz zu.“ Ich beeile mich um ihn einzuholen und mit ihm Schritt zu halten. Joey kann manchmal echt energisch auftreten. „....schon gehört? Dieser Yugi-Freak liegt im Krankenhaus!“ „Echt, nein woher…so ein Trottel ist mir doch völlig egal?“ Ich bleibe abrupt stehen und lausche der Unterhaltung weiter. Joey bemerkt mein Abbleiben und kommt auch wieder zurück. Beide spähen wir um die Ecke, hinter der ein paar Schüler stehen. „Ja, ich habe gehört, er wäre angeschossen worden.“ Woher wissen DIE DAS eigentlich so genau? Ich schaudere leicht. „Geschieht ihm doch irgendwie recht! Ich meine, wer vermisst den schon?“ Zustimmendes Nicken begleitet diese Aussage. Joey erstarrt vor Zorn und auch ich beginne zu kochen. Was erlauben diese Kiddies sich eigentlich? Die waren doch nicht älter als vielleicht 16! Die kennen ihn doch nicht einmal richtig. „Sehe ich auch so, der hat sie doch nicht mehr alle.“ „Ich stimme dir zu, wer braucht den schon? Vielleicht stirbt er ja…“ „Das wäre mir auch egal!“ „Ihr habt doch nicht mehr alle Tassen im Schrank, und nicht Yugi! WAS erlaubt ihr EUCH?“, schreie ich wutentbrannt und springe hinter der Mauer hervor. Mein Blut pulsiert und in meinem Kopf ist nur noch Rauschen. Ich kann, will und darf es nicht zulassen, dass man Yugi auf diese Art und Weise schlecht macht und so über ihn redet…er hat mir mein Leben gerettet…verdammt noch mal… „Wer bist DU denn überhaupt?“ „Wer ICH bin ist nicht von Belang, es geht um euch Kröten.“ Empört blicken sie mich an. Ich gebe nichts mehr auf meine Wortwahl, mir ist das alles zuwider. Das darf doch nicht wahr sein, was ich gehört habe. Warum redet man so über Yugi? Solch ein liebevoller Junge, der sein herz auf seiner Zunge trägt…der alles für einen tun würde…der so zerbrechlich wirkt und soviel miterleben musste… Solch kleinen Säcken gehören eindeutig ihre Grenzen gezeigt und ich würde jetzt wohl diese Aufgabe übernehmen! „Genau Kröten seid ihr. Hinterlistig, kleine, eklige Kröten, die es nicht einmal schaffen, offen über bestimmte Dinge zu reden, „nein lieber tuschelt ihr, da fühlt ihr euch wohl als ziemlich cool, ja und gleich auch um soooo viel besser! Seht euch doch nur an: IHR kleinen Idioten, die gerade mal die 10 Klasse besuchen, die es echt nötig haben sich über nen Oberstufenschüler, den ihr ÜBERHAUPT nicht kennt, das Maul zu zerreißen.“ „Was bildest DU dir eigentlich an? Wer bist du…sein Bodyguard?“ Der größte der Jungen tritt drohend auf mich zu, doch das lässt mich völlig kalt. „Ich bilde mir NICHTS ein, KLAR? Über andere zu lästern…das ist das widerlichste, was es gibt auf der Welt. Ich bin ehrlich genug offen mit manchen Personen zu reden und deswegen kann ich dir ja auch ins Gesicht sagen, dass du ein Idiot, ein Arschloch und noch ein paar andere Sachen bist, die ich hier lieber nicht ausspreche.“ „Du Punk, glaubst du etwa wir haben jetzt Schiss. Wir sagen nur die Wahrheit, es VERMISST ihn nun mal niemand,.....“ Die Wut schnürt ihm die Worte ab. Doch meine ist sicher größer. „Weißt du was?...Ich glaube eher, dass dich keiner vermissen wird“, frage ich angriffslustig und bin bereits dabei meine Taten aus der Vergangenheit zu wiederholen. Ein vorbeikommender Lehrer stoppt unsere „kleine“ Unterhaltung. Bevor es der Lehrer auch nur schafft in unsere Richtung zu gelangen sind die Möchtegern- Machos auch schon verschwunden. Schnaubend versuche ich mich zu beruhigen. Das ist leichter gesagt als getan. Diese Lästerei hat mich so auf 180 gebracht, ich bin immer noch am Rauchen. Joey merkt, dass bei mir noch nicht alles stimmt und wimmelt den Lehrer mit irgendwelchen Unterrichtsfragen ab, doch dieser will uns nur noch aufmerksam machen, dass der Unterricht beginnt und wir uns ins Schulhaus begeben sollen. „Yami, alles klar bei dir?“ „Nein IST es nicht, hast du die nicht gerade gehört?“ „Ja sicher, aber Yami rege dich doch nicht so auf, das sind doch bloß Idioten, die sind es nicht mal wert, dass du dich aufregst.“ „Es geht nicht um sie, es geht um das Allgemeine. Yugi fehlt wegen MIR. Die Leute sollten sich doch das Maul über MICH zerreißen, stattdessen bekommt es Yugi ab, wie immer und dann auch solche Wörter…ich FASSE es nicht, dass du dabei so ruhig sein kannst“, antworte ich bitter. Joey wirft mir einen verunsicherten Blick zu. Ich ertrage DAS ALLES nicht mehr und bleibe stehen, dann drehe ich mich um und laufe los.. „Wo willst du hin, Yami? Yami….hey…warte doch… Zum Schulhaus geht es in die andere Richtung!“ Ich lasse den verdutzen Joey einfach stehen und rufe ihm noch über die Schulter zu: „Da will ich auch nicht hin. Wir sehen uns morgen. Ich rufe dich an!“ Ich verlasse das Schulgebäude und wandere Richtung Park. Ich weiß selbst nicht richtig was eigentlich mit mir los ist. Normalerweise habe ich meine Emotionen zu einhundert Prozent unter Kontrolle, doch heute geht echt alles drunter und drüber. Diese Sprüche von den Kids echoen in meinem Schädel. ich schüttle im laufen mein Gesicht und stammle immer wieder ein „Nein!“… Erst der Vorfall in dem Klassenzimmer, dann meine Fast-Prügelei, denn ich bin mir sicher, wenn er mich noch weiter provoziert hätte, hätte ich nicht lange gefackelt. Erschöpft lasse ich mich auf eine Bank fallen. Mich nimmt das so mit, ich fühle mich um ein paar Jahre älter. Schon wieder spüre ich Verzweiflung, Panik und Wut in mir aufsteigen. Mit aller Macht versuche ich sie zu unterdrücken, denn wenn ich nun alles zulassen würde, weiß ich, würde ich den Verstand verlieren. In meiner Hose vibriert es. Mein Handy? Gelangweilt fische ich es aus meiner Tasche und blicke auf das Display. Ich kenne die Nummer nicht. Wer könnte das schon sein? Irgendein Werbefutzi oder etwa…? Mein Finger berühren die Annehmtaste. „Hallo?” „Ist da Herr Athem?“, dringt eine aufgeregte Stimme aus der Hörmuschel. Aber sicher bin ich das – wer sonst? , denke ich mir bereits, du hast doch meine Nummer gewählt! „Ja“, antworte ich stattdessen schlicht. „Es geht um Herrn Muto.“ Die nächsten Bemerkungen gehen unter in meiner Hast, ich bin schon auf dem Weg zum Krankenhaus und hetze so schnell ich kann über den Bürgersteig, renne sogar über eine rote Ampel, ich höre nur Gehupe und wütende Stimmen eines Autofahrers, der scharf in die Bremsen getreten ist. Was hat die Schwester noch gesagt? Ich habe nur noch gehört, dass etwas passiert ist. Aber was? Sie wollte es am Telefon nicht sagen. Was wenn…? Nein, totaler Unfug. Yugi geht es gut, nur weil sie am Telefon nicht genau sagen konnte, was passiert ist, heißt das doch nicht… NEIN, ich sollte aufhören, Gedanken daran zu verschwenden. Das bringt doch nichts, ich muss nur endlich meine Beine in die Hand nehmen, um dieses dämliche Krankenhaus zu erreichen – das wie mir scheint immer weiter vor mir zurückweicht, als wolle es nicht, dass ich ihm zu nah komme. Mein Atem kommt kaum zur Ruhe, mein Herz zerspringt bei der Vorstellung, Yugi könne was passiert sein. Ich könnte mir das nicht verzeihen, es würde nicht funktionieren,…bitte lieber Gott, auch wenn ich kaum bete, aber lass ein Wunder geschehen sein…bitte hab Yugi nicht sterben lassen. Endlich erscheint das Krankenhausgebäude, nur noch über die Hauptsraße und ich würde endlich wissen, was so unausweichlich in der Luft mitschwebt, die Antwort, auf die Frage, die ich mir seit dem ganzen Sprint gestellt habe. Ich keuche und beuge mich vor, drücke meine Hände kurz gegen meine Oberschenkel und hole tief Luft. Es riecht nach Regen. Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen? Wenn der Himmel anfängt zu weinen, dann…ist jemand von uns gegangen, den wir sehr gern haben Mist, wieso erinnere ich mich wieder an diesen Spruch von meiner Mutter…solch paranormales Geschwätz ist nichts für mich. Und es hat nun auch nichts in meinem Schädel zu suchen… Okay, ganz ruhig…es wird alles gut werden. Ich räuspere mich und gehe mit hängenden Schultern durch die Eingangstür. Hektisch…so viele Menschen. Krankenschwester huschen über die Gänge, schieben irgendwelche Geräte…lautes Knirschen auf den glatten, hell beigen Flur. Ich stehe angewurzelt im Eingang und sehe dem Treiben zu. Ärzte, Assistenten, ich schließe kurz die Augen und versuche meine lauten Gedanken endlich wieder zum abflauen zu bringen. Als ich meine Lider wieder ein klein bisschen anhebe, sehe ich nicht nur das Treiben der Ärzte in Weiß sondern auch eine kleine Gruppe von Menschen die verletzt im Wartezimmer warten…einige sitzen sogar auf Liegen, die mitten im Gang stehen. Aber man bemerkt mich nicht, ich fühle nur hinter mir die Schiebetüren, die immer wieder auf und zu gehen. Ich spüre den Luftzug im Rücken und trete endlich einen Schritt von der Tür weg. Ängstlich schaue ich zur Information. Ich will die Antwort doch nicht wissen. Ich habe viel zu viel Panik, was dann passieren wird…die Antwort, die einen unweigerlich klar macht, dass man nichts mehr dagegen tun kann…wie meine Welt dann aussehen wird. Ich habe doch nur Yugi, den ich so sehr ins Herz geschlossen habe, seit ich alleine hier bin…ich habe mich verabschiedet von meiner Vergangenheit und ich dachte neu anfangen zu können. Yugi ist doch mein einziger Halt, wenn er mir genommen wird, dann…werde ich das nicht überleben können. Wie soll ich damit weiterleben….mit dem Wissen, dass ich an dem ganzen Schlamassel Schuld bin? Ich habe die Polizei angelogen, nie wird jemand wissen, dass ich…ich…schuld gewesen bin. Oh Gott, ich habe nicht geschossen, ermahne ich mich im Stillen, ich war es nicht gewesen…es war Thunders Schuld – ganz allein seine…aber vielleicht hätte ich schneller reagieren müssen…vielleicht Yugi zur Seite schubsen oder noch besser…ich hätte erst gar nicht in den Club gehen sollen. Schließlich gehe auf die Frau hinter dem Tresen zu. Es ist eine andere…eine, die ich noch nicht kenne. Was ich wieder denke, als würde ich bereits jeden einzelnen per Namen erkennen...pah…aber mir kommt es wirklich schon so vor, als wäre ich schon seit Tagen hier. Ein Bild, das sich kaum abschütteln lässt. Mein Herz trommelt, während meine Füße immer wieder bibbern. Ich atme noch einmal ein, um mir Mut zu machen. „Yami Athem, ich…ich wurde angerufen!“ Die Krankenschwester schaut durch ihre Brille zu mir hoch und tippt noch etwas auf die Tastatur ein. Das Klicken der Tasten dröhnt noch in meinem Gehör, als sie bereits fertig ist und Akten ordnet. „Sie sind wegen Yugi Muto hier…“ Ist das eine Frage oder eine Feststellung? Verkrampft nicke ich und merke, dass sie mein Nicken gar nicht wahrgenommen hat. VERDAMMT, schreie ich, mir soll endlich jemand sagen, was los ist! „Nun er wurde verlegt!“ VERLEGT? Was heißt das? „Er ist auf der Intensivstation…! Sie können zu ihm gehen, doch zuvor will noch der behandelnde Arzt Herr Kuchiro mit ihnen sprechen!“ Kuchiro? Ich nicke zaghaft. „Und wo finde ich ihn?“ „Oh, entschuldigen sie“, murmelt sie lächelnd. „Nehmen sie den Aufzug, 2 Ebene…gehen sie da nach Rechts. Zimmer 13! Da liegt ihr Freund Yugi Muto. Kuchiro ist bei ihm!“ Okay…Ich drehe sofort herum, ohne mich zu bedanken. Sie muss mich für unhöflich halten, aber das ist für mich nebensächlich. Ich will endlich wissen, was los ist. Ich will mich mit eigenen Augen überzeugen, dass Yugi noch lebt, dass er…ja was…das er wach ist? Meine Beine gehen wie Blei einen Schritt vorwärts…mein Herz pumpt unermesslich und meine Gedanken rasen. Der Weg zum Fahrstuhl gleicht einer Achterbahnfahrt. Ich höre Verletzte, die schreien…sie wollen endlich behandelt werden, höre wieder so viele Geräusche, nehme die Gerüche so stark wahr…als würde ich Blut riechen…oder ist es doch eher der Geruch eines Krankenhauses…oder die Art von Desinfektionsmitteln, die sich hier wie Schimmel ausbreitet? Ich weiß es nicht und will es auch nicht wissen. Lieber atme ich mit offenem Mund, als weiter diese widerlichen Gerüche einzuatmen, als wäre der Tod bereits hier gewesen. Was ich wieder denke…Im Fahrstuhl stehen Leute…wohl Besucher. Zwei Frauen…Mitte 40. Sie schauen mich von oben herab an. Eine Blonde sieht mich lächelnd an. „Na besuchst du jemanden?“ Ich sehe sie lange an, bin mir nicht sicher ob ich antworten soll. Stattdessen studiere ich eher ihr Gesicht…sie sieht älter aus, hat ein blasses Gesicht und dunkle Augenringe. Was sie wohl hier erlebt hat? „Ja“, sage ich nur schüchtern und lehne mich gegen die gräuliche Wand, als der Fahrstuhl nach oben fährt. „Ein Freund von dir? Oder etwa jemand aus deiner Familie?“, horcht die andere Frau mich aus. Sie ist Brünett und schaut liebevoll und fast mitleid erregend zu mir herab. „Äh…ein Freund. Ein sehr…“, ich halte inne, „..ein sehr guter Freund!“ Warum könnte ich plötzlich auf der Stelle losheulen? Ich versuche meinen Kiefer anzuspannen und meinen Blick zu senken. Ich heule nie…fast nie vor fremden Leuten….nur wenn es nicht anders geht…doch hier….vor Fremden…NEIN, ich muss mich zusammenreißen. „Das tut mir leid! Ist doch nichts Schlimmes?“, sagt die Blonde und beugt sich interessiert zu mir runter. „Ich weiß es nicht…“, gestehe ich, „er wurde angeschossen!“ Ich merke wie die beiden Frauen erschrocken zusammen zucken. Warum rede ich so offen mit zwei Fremden, die ich auch noch eben erst kennen gelernt habe. Warum sage ich das…vielleicht weil es mich sonst im Inneren tötet…ich muss es einfach rauslassen, sonst zerfrisst es mich…wie ein Parasit, der lange in einem Körper wohnen kann, doch irgendwann will er dich ganz übernehmen. Wie auch meine Wut und meine Angst…die ich auf mich selbst ziele. Ich bin an allem Schuld. Der Fahrstuhl hält endlich in der ersten Etage, die blonde Frau steigt aus. Die Türen ziehen sich wieder zu. Jetzt ist nur noch die Brünette hier, die mich seltsam beobachtet. „Er wird es schon schaffen!“, muntert sie mich plötzlich auf. Ich nicke schwerfällig und versuche gewaltsam zu Lächeln. Endlich ein erneutes Pling, ich bin erleichtert. Die Brünette lässt mir den Vortritt und ich gehe heraus, schaue nach rechts und links. Im Flur stehen ein paar billige Stühle und Sitzbänke. Nur eine alte Frau, Mitte 80, sitzt dort und scheint eingenickt zu sein. Auf ihrem Schoß liegt eine aufgeschlagene Zeitung. Sie muss schon lange hier sitzen! Sonst ist der Gang vollkommen leer…UND ruhig…ist das wirklich die Intensivstation? Die habe ich mir immer ganz anders vorgestellt. Ich trete durch eine Flügeltür, die neben mir ist. Ich will weitergehen, als plötzlich, wie durch einen schnellen ausgesprochenen Zauber entstanden, mich jemand an der Schulter berührt. Ich erschaudere und mein Atem wird schwerer. „Bleiben sie stehen“, sagt die Frau scharf, „sie können da nicht….“ Ich schenke der Frau keine Beachtung, nur einen Seitenblick. Eine Krankenschwester. War ja klar. Ich entwende mich schroff ihres Handgriffes. Die Schwingtür hinter mir geht plötzlich zu. „Sind sie angemeldet?“ Ich starre die Frau von oben bis unten an. Ja, verdammt…Ich schreie im Stummen. Wer will mich hier noch aufhalten…was soll das…sie sollen mich alle in Ruhe lassen. Ich bin schon angespannt genug, ich will endlich zu YUGI. Was sollen diese ganzen Fragen… „Ja…Ich bin Yami Athem, ich muss zu Yugi Muto!“, sage ich schnell und schnappe am Ende deutlich nach Atem. „Oh…sie sind das!“, sagt sie mit schräger Kopfhaltung. „Dann gehen sie bitte. Dr. Kuchiro wartet schon auf sie. Zimmer 13! Und…er wird es schaffen, da bin ich mir sicher!“ Argwöhnisch schaue ich sie noch mal an, sehe auf ihren Kittel das Namenschildchen mit der Aufschrift Ich nicke und drehe mich rasch herum – mein herz schlägt einen Rekord nach dem nächsten, meine Panik schiebt sich wie ein unsichtbarer Feind, weiter an mich heran. Wartet wohl auf einen günstigen Augenblick, um vollkommen zuschlagen zu können. Ich laufe noch ein paar Schritte weiter, ich will endlich zu ihm. Doch ich schaue zur ersten Zimmertür. Nummer 9…also gehe ich weiter. Ich weiß nicht was ich in diesen Sekunden gedacht habe…doch ich war schneller an Raum 13 angekommen, als ich es für möglich gehalten habe. Das Zimmer hat noch neben der Tür ein großes Fenster eingelassen, man kann in das Zimmer sehen. Hier im Flur riecht es wieder ziemlich stark nach Desinfektionsmitteln und selbst das Piepen von elektronischen Überwachungsgeräten summt leise, als würde es im Flur die Besucher bereits abschrecken wollen. Ich rieche Ammoniak, und ein süßen, etwas schwachen Gestank nach entzündeten Fleisch…Ich krümme mich zusammen, wie unter einem Ekelanfall, der mich einzunehmen versucht. Was ich wieder für Gedanken habe…das ist nun mal ein Krankenhaus – da riecht es nun mal nicht, wie in einer Parfümerie. Ich sehe ein Krankenbett in der Mitte und ein Arzt, der irgendetwas auf einen Klemmbrett aufschreibt. Ich trete ein, ohne zu klopfen. Kuchiro schaut auf. „Sie müssen Herr Athem sein“, murmelt er, während meine Blicke sofort zu Yugi schweifen. Oh MEIN Gott! Die Beleuchtung ist gedämpft und spärlich. Weiße Vorhänge, die fast um Yugis Bett herumgezogen sind. Ich schaue erstarrt zu Yugi, traue mich nicht, näher zu treten. Von überall her, scheinen leise und geheimnisvolle Geräusche an meine Ohren zu dringen. Mein Blick schweift neben Yugis Bett und ich sehe das Beatmungsgerät…ein monotones Klicken - erschreckend...und beängstigend Endlich lassen sich wieder meine Beine bewegen, als sie sich von diesem ersten Schock erholt haben, ich eile zum Ende des Bettes und bleibe an dessen Fußende stehen, starre auf die leblose Person…ich habe das Gefühl, mein Verstand würde aussetzen. „Herr Muto wird beatmet…er hatte einen erneuten Herzstillstand!“ Neben Yugis Kopf bläht sich ein dicker, schwarzer Ballon auf…ich schweife wieder zu Yugis blasses Gesicht, das tief in dem weißen Kissen liegt. Dieser Ballon….immer wieder und wieder…zieht er sich zusammen, schwellt an, zieht sich wieder zusammen…als wäre er nun seine künstliche Lunge. Ich spüre mein Herz, das wie ein Kloß in meinem Hals sitzt, kann nicht sprechen, ich kann mich kaum bewegen, meine Finger zittern. „Was…was bedeutet das? Wird er…wird er aufwachen?“ Ich schlucke einen Batzen vom übel schmeckenden Speichel hinunter, selbst meine Speiseröhre hinterlässt einen Schmerz Yugis Kopf ist etwas vorgeneigt. Elektroden sind mit Klebestreifen auf seiner kränklichen farblosen Stirn befestigt. Aus seinen Lippen, die fast bläulich in dem Licht wirken, ragt das Mundstück eines Luftröhrenschlauchs heraus. „Nun, Herr Athem“, betont er meinen Namen und ich drehe mich zum ersten Mal herum und lasse Yugi aus meinem Blickfeld verschwinden. „Zurzeit bezeichne ich Herrn Mutos Zustand als sehr kritisch.“ Seine professionelle Fürsorglichkeit geht mir gehörig auf die Nerven. Er soll endlich zur Sache kommen. Ich will endlich wissen, ob Yugis Leben gefährdet ist oder ob er bald wieder lachen …und er bei mir sein kann. „Seine zweite Herzattacke hat ihm noch mehr geschadet, als die erste. Sein Herz ist stark, er kann es schaffen, doch er scheint wohl den Kampf aufgegeben zu haben…“ WAS? Verdattert blicke ich den Arzt an. Aufgegeben? Yugi? So ein Unsinn. Genau mein Gedachtes, scheint er wohl nun auch auf meinem Gesicht abgelesen zu haben. ** irgendwo „Warum bist du hier? Du hättest nicht kommen sollen!“ „Großvater…wovon redest du…wo sind wir?“ „Du weißt es nicht?“ Ich schaue um mich herum, alles ist so weiß….ein so helles Licht, ich kann nur Großvater vor mir sehen, sonst ist alles ohne Kontur. Ich hebe die Schultern, es ist doch vollkommen egal, ich fühle mich so frei und unbeschwert, ich sehe Großvater…ich will nicht mehr hier weg. „Du musst wieder zurück. Deine Zeit ist noch nicht gekommen!“ „Zeit? Opa wovon redest du da?“ Ich will näher zu ihm gehen, ihn umarmen. Ich habe ihn so vermisst. Doch meine Füße weigern sich. „Geh Yugi…du darfst noch nicht hier sein. Das wäre falsch!“ „Aber ich bin endlich bei dir“, rufe ich verstört. „Nein Yugi…noch nicht…du musst leben!“ „Leben?“ Aber ich lebe doch…oder? Das…das verstehe ich nicht! Was...? Wie...?“ „Ja, du lebst…aber dein Körper ist schwach, deine Seele will zu mir kommen, doch dein Herz bleibt standhaft und möchte nicht gehen…“ Seine großen, treuen Augen mustern mich lange. „Mein Herz will nicht gehen? Was meinst du damit? „Das weißt du nicht? Dann verstehe ich auch, warum deine Seele so unentschlossen ist!“ „Großvater…was…was soll das? Wo bin ich hier?“ „Kehre zurück“, meint er streng und ich zucke zusammen, „…er macht sich große Sorgen!“ „Wer?“ Alles ist dunkel, ich kann mich an nichts erinnern. „Dein Herz weiß doch, wen ich meine!“ Er zwinkert mir zu…dann verschwindet er plötzlich ins Licht, krampfhaft greife ich mit meiner Hand noch nach ihm…doch schließlich ist er vollkommen vom gleißenden Licht eingelullt worden...und lässt mich allein zurück! * „Nun…Herr Athem ich lasse sie etwas mit ihm alleine. Reden sie mit ihm…er wird sie hören…auch wenn er nicht wach ist!“ Er nickt mir zu und klemmt sein Klemmbrett unter die Armbeuge. Sein weißer Kittel weht, als er durch die Tür geht und sie hinter sich zuschiebt. Im Flur schaut er mich noch einmal an, in seinem Blick ist Sorge. Ich bleibe noch wie versteinert stehen. Es ist als würde ein Seil meine Kehle immer ein Stückchen weiter zuschnüren. Das metallische Klicken macht mir Panik. Ich habe plötzlich panische Angst. Ich trete neben dem Bett und starre auf das weiße Gesicht, was ich noch so gut in Erinnerung habe. Doch seit diese Kugel in dein Fleisch getreten ist, hat sich dein Haut Ton merklich verändert. Du kämpfst tatsächlich mit dem Tod, fechtest du gerade vielleicht einen Kampf mit ihm aus? Ich habe solche Angst, dass ich dich verlieren könnte. Meinen Tränen schaffe ich mit kräftiger Willensanstrengung zu verbannen, als ich mir einen weißen Plastikstuhl von der wand an dein bett schiebe und mich fast schwerfällig drauf fallen lasse. I'm so tired of being here Suppressed by all my childish fears (…) Mein Blick ruht auf deinen geschlossenen Lidern, die immer wieder zucken, als würdest du in einem schrecklichen Alptraum gefangen gehalten werden. Yugi…wach doch bitte auf…der Arzt scheint dich aufgegeben zu haben, doch du bist doch eine Kämpfernatur. Ich habe dich doch mit solch einem starken Willen kennen gelernt…du musst doch jetzt nicht nachgeben. Komm zurück, dein leben hat dir doch noch soviel zu bieten. 'Cause your presence still lingers here And it won't leave me alone Fast zittrig und mit reiflicher Überlegung, ob ich das schaffe, ziehe ich meine Hand aus meiner Hosentasche, die sich darin eingemummelt hatte und will nach Yugis Fingern greifen. Irgendwie weiß ich nicht, ob ich das darf...oder besser gesagt kann. Ich glaube eher, dass ich es nicht kann. Eine unmerkliche Spannung, als würden Magnete mich mit erstaunlicher Kraft davon abzuhalten versuchen…Ich blinzle verstört über meine Gedanken, dadurch fallen nun die ersten Tränen über meine Wange. These wounds won't seem to heal This pain is just too real There's just too much that time cannot erase „Wach auf“, stammle ich und erschrecke vor meiner eigenen Stimme. Ich hätte nicht reden sollen, denn mein Ton ist zu guter Letzt nur ein unüberhörbares Zittern geworden. Meine Finger fahren über den Matratzenstoff, meine Augen kleben auf seinen weißen Krankenhauskittel, den man ihm notdürftig nach der OP angezogen hat. Dadurch sieht er noch blasser aus. Ich höre wieder das Aufziehen des Ballons und wieder das Zusammen ziehen. Alles nach so kurzer Zeit und in einer ständigen Wiederholung. Ich zucke wieder zusammen, mein Herz setzt für einen Moment aus, als ich noch über die anderen Gerätschaften schweife. Ich kann deinen Herztakt auf der Anzeige sehen. Sein Puls ist stark…der Arzt hat Recht, sein Herz schlägt kräftig und gleichmäßig. When you cried I'd wipe away all of your tears When you'd scream I'd fight away all of your fears And I held your hand through all of these years „Du darfst nicht aufgeben“, höre ich mich plötzlich schreien. Seit wann kann ich schreien, gerade eben noch, hat meine Stimme doch gezittert, als wäre sie zu einem Eisberg mutiert. Und in genau diesen Moment umfasse ich seine Finger, die ich endlich umfassen kann. Sie liegen wie starr zwischen meinen Fingern…sie bewegen sich nicht, reagieren nicht. Sie sind warm… Ein eigenartiges Gefühl überfährt mich, als ich seine haut berühre. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt um deshalb gleich auszuflippen. Er liegt im Koma und will nicht aufwachen. Wie lange kann das noch andauern? Einen Tag…eine Woche…ODER ETWA ein JAHR? Vielleicht länger? These wounds won't seem to heal This pain is just too real There's just too much that time cannot erase „Ich bin hier“, sage ich kurzatmig und streiche über seinen Handrücken. Ich sehe die durchsichtige Atemmaske, höre wieder das pressen des Ballons, als hätte ich ihn für kurze Zeit einfach vergessen…nun jedoch ist er umso lauter und dringt regelrecht in meine Gehörgänge ein. „Ich hätte hier liegen müssen und nicht du…Yugi…hör mir zu. Du schaffst das! Ich bin hier, ich werde so schnell nicht weggehen. Bitte…hörst du mich?“ Überprüfend schaue ich auf sein Gesicht…keine Reaktion. Kann er mich wirklich hören? Meine Gedanken überschlagen sich, während mein Herz wieder in meinem Hals zu sitzen scheint, mein Puls schlägt wieder so heftig. Wieder fallen Tränen über meine Wangeknochen, hinterlassen einen feinen, salzigen Film, meine Haut kribbelt unter der tränenreichen Flüssigkeit. Ich streiche wieder sanft über Yugis Hand. „Ich hoffe du spürst, dass ich hier bin…ich vermisse dich und es tut mir alles so entsetzlich leid. Wieso musste das nur geschehen…wieso musstest du mit meiner Vergangenheit zusammen prallen…?“ Ich neige meinen Kopf tiefer und fasse an meine Stirn, dann wische ich über meinen brennenden, feurigen Augen, die bereits anfangen weh zu tun. But though you're still with me I've been alone all along „Nun…Herr Athem, ich muss sie nun leider bitten, zu gehen. Herr Muto braucht nun viel Ruhe. Sie können morgen wieder kommen!“ Ich zucke zusammen, eine Gänsehaut fährt über meinen Rücken, als ich die Hand von Kuchiro zwischen meinen Schulterblättern fühle. Ich umfasse noch einmal fester Yugis hand, drücke sie leicht und schaue noch einmal prüfend in sein Gesicht, sehe noch einmal zum EEG und lasse nicht wirklich wollend seine Hand aus meiner fallen, lege sie zärtlich zurück auf die Matratze und stehe vom Stuhl auf. „Koma ist ein Krieg, den der Körper mit sich selbst führt, Herr Athem…sie sind noch jung…es tut mir leid, dass sie so was schon miterleben müssen!“ Wenn der wüsste, was ich schon alles geschehen habe…früher einmal…doch noch nie war es so dermaßen an mich rangekommen…diese Angst…Angst, dass mir das Wichtigste womöglich genommen werden kann…von einer Kraft, die kein Mensch je offiziell gesehen hat, sondern nur das Ausmaß, was diese Kraft hinterlässt, wenn es fort gegangen ist. Ich reibe mir noch die letzten, ansässigen Tränen aus den Augen und gehe aus dem Zimmer, gefolgt von Dr. Kuchiro. Alles was sich nun noch bewegt, ist der schwarze Gummiballon der Beatmungsanlage, der sich unermüdlich aufbläht und wieder erschlafft und ihn am Leben erhält. Yugi Muto befindet sich nun an der Grenze zwischen Leben und Tod…und nur er hat die Stärke, sich für eines der beiden unausweichlichen Pfade zu entscheiden. 'Cause your presence still lingers here And it won't leave me alone (to be continued) *********************** eingefügte Texte: Jimmy eat World - Hear you me Evanescence – My Immortal (wurde nach unserem Belieben eingesetzt und ist nicht vollständig im kap vorhanden, nur eben die passenden Strophen ^^XD) *zwinker* Kapitel 14: ~Bring me to life~ ------------------------------ *** * Es reibt mich auf. Ganz langsam aber sicher reibt es mich auf. Jeden Tag sitze ich an seinem Bett, bin ihm ganz nah und doch ist er so fern. Nur er allein, hat die Stärke, wieder ins Reich der Lebenden zu kommen Die Worte des Arztes spuken mir in meinem Kopf herum. Nur er? Aber warum zum Teufel konnte ich ihm nicht helfen? Ich bin doch schuld. In normalen Fällen muss doch der Schuldige alles wieder gutmachen, warum dann auch nicht hier? Er hatte doch schon den ersten Schritt getan. Die Ärzte hatten mir gestern mitgeteilt, dass das Beatmungsgerät überfällig geworden wäre, weil er aus eigener Kraft atmen könnte - trotz allem wollen sie es noch nicht abnehmen...wegen seinem Herzen... Er sei zwar aus diesem komatösen Zustand erwacht, jedoch immer noch nicht ansprechbar...er liegt in einem tiefen Fiebertraum... Die Wunde in seiner Brust habe sich entzündet und das Fieber weicht zwar ab und zu von seinem Körper, doch ganz weichen will es nicht. Diese Anstrengung kompensiert der Körper durch einen Abwehrmechanismus: Delirium. Tiefe Bewusstlosigkeit. Ein Schritt hat er getan, doch einen anderen zurück. Das ist doch nicht fair. Aus purer Verzweiflung lasse ich meine Faust auf den Tisch niedergehen. Der Schmerz durchfährt meine Hand, doch mein Körper ist wie betäubt, ich nehme ihn gar nicht richtig wahr. Wie betäubt sitze ich da. Mein Blick wandert immer mal wieder zu Yugi, es wird immer schwerer ihn wieder zu lösen. Er zieht mich wie der Nordpol die Magnetnadel an. Doch dieses Gefühl, das ich dabei empfinde ist anders als sonst. Kein warmes, sondern kalt mit extremen Schuldgefühlen durchwebt. Und Angst. Schreckliche Angst, dass du mich verlassen und mich hier ganz allein lassen könntest. Auf der Schwelle zwischen Leben und Tod Entmutigt lasse ich den Kopf sinken und fixiere wieder meine Hände. So viel Böses, Abscheuliches habe ich mit ihnen getan. Nichts worauf ich stolz sein könnte. Und doch...es gibt etwas. Aber das habe ich selber wieder zerstört. Die zarte Bindung, die ich zu Yugi aufgebaut habe, das war richtig gewesen. Ich fühle es. Und was habe ich Trottel gemacht? Ihn auf die Gang gehetzt! Immer noch interessiert mich brennend, wie Yugi da Mitglied werden konnte. Er entspricht doch gar nicht Thunders Raster. Thunder bevorzugt Männer, mit einer zweifelhaften Vergangenheit, die keine Scheu davor haben, anderen Leuten Leid zuzufügen. Das ist nämlich oft der Job, auch wenn sich das manchmal nicht herauskristallisiert. Ich seufze schwer. Aber Yugi ist doch total anders, als alle Mitglieder: eine wohlbehütete Kindheit, mein Gott, der Junge sieht doch aus als ob er niemandem etwas zuleide tun könnte. Ich bin selber überrascht über die Heftigkeit meiner Gedanken, doch sie sind die pure Wahrheit. Ein Blick in sein Gesicht und man kennt seinen Charakter. Yugi ist einer der Menschen, bei dem man sofort alles in seinem Gesicht lesen kann. Warum hat Thunder das getan? Um mir eins auszuwischen, um sich an mir zu rächen? Gut, ich war leicht aufmüpfig gewesen, doch das kann doch nichts anderes sein. Die Verzweiflung kehrt wieder, wie immer. Sie verlässt mich nie, lauert immer nur unter der Oberfläche, um sich in einem unbeschützten Moment auf mich zu stürzen. Wie ich es drehe und wende, ich verstehe es nicht. Ich verstehe gar nichts mehr. Mein Leben ist mir nun entglitten, jetzt brauche ich Hilfe. Doch von wem? Der einzige Mensch, dem ich es zutraue mir zu helfen, mein Leben in Ordnung zu bringen, liegt vor mir. Ich merke gar nicht wie ich aufstehe, doch ich muss es wohl getan haben, denn plötzlich sitze ich bei Yugi. Zart streife ich seine Haare. Sein Gesicht hat wieder etwas Farbe doch nicht genug, um als gesund zu gelten. Mir schnürt sich wie so oft die Kehle zu. Ich würde sogar meinen Körper hergeben um ihm auch nur etwas von seinen Schmerzen abnehmen zu können. Mir wird meine Hilflosigkeit mal wieder über alle Maßen bewusst. Ich bin dazu verdammt ihm zuzusehen, wie er den vielleicht größten Kampf seines Lebens kämpft. Ich lege meine Stirn auf die seine. Eine Träne rollt über diese Verbindung auf ihn. „Ach Yugi.“ ****Irgendwo**** Licht! Beherrschendes Licht umgibt mich. Großvater ist schon längst gegangen, doch ich stehe hier immer noch herum. Ich kann mich nicht entscheiden. Großvater hat zwar gesagt ich müsse gehen, meine Zeit wäre nicht reif, doch warum nicht? Wenn sie nicht reif ist, wäre ich dann hier? Wohl kaum. Und außerdem wer soll sich den Sorgen machen? Niemand Oder vielleicht doch? Mein Kopf schmerzt. Ich stutze leicht. Kann einem Toten überhaupt der Kopf schmerzen? Oder bin ich vielleicht gar nicht tot? Ich spüre plötzlich eine Berührung auf meiner Wange. Entsetzt fasse ich mit meiner Hand an sie. Wie kann das sein? Hier ist doch niemand. Vielleicht ist da ja doch jemand. Yami *****Yami***** „Yami“ Ein leise Stimme ertönt kurz neben meinem Ohr. Erschreckt fahre ich auf. Bilde ich mir das nur ein, oder ist es tatsächlich....? „Yugi“ Mit einem Schrei packe ich seine Schultern und rüttele leicht an ihm. „Yugi wach auf, ich bin hier. Du bist in Sicherheit.“ Meine Tränen fließen in Strömen und landen auf seinem Gesicht. Ich sehe, wie sich seine Lider bewegen. Doch sie machen auf mich den Eindruck als fehle ihnen die Kraft den endgültigen Schub zu machen und sich zu öffnen. Wie hypnotisiert klebt mein Blick auf seinen Lidern. Alle Hoffnungen waren umsonst, sie liegen wieder ruhig. Erschöpft lasse ich mich sinken und sitze wieder in meiner Ausgangsposition. Entmutigt liegen meine Hände neben meinen Oberschenkeln. Ich werde doch nicht verrückt? Sehe ich jetzt schon Gespenster? Verzweifelt streiche ich mir mit einer Hand über das Gesicht. Eine Geste, die ich schon lang nicht mehr getan habe, zumindest nicht bewusst. Was wenn doch? Was wenn ich doch langsam verrückt werde? Möglich wäre es ja, seit Tagen hab ich nicht mehr richtig geschlafen, wenig gegessen und in Gesellschaft „lebendiger“ Menschen bin ich auch nicht. Ich bin auf eigenen Wunsch von der Schule freigestellt. Ich habe zwar falsche Gründe angegeben, aber der Direktor verstand mich. Blinzelnd richte ich meine Augen auf das Fenster. Das Sonnenlicht strömt klein in diesen kleinen Raum. Die einzige Lichtquelle. Mit ein paar Schritten bin ich am Fenster und lasse meine Finger leicht auf das Fensterbrett sinken. Unten im Krankenhaushof spielen kleine Kinder. Mitbringsel der Eltern, die wahrscheinlich irgendjemand besuchen. Eine Vision meiner eigenen Kindheit steigt auf. “Papa, wann kommt Mama wieder aus dem Krankenhaus?“ Das schwere Seufzen spüre ich mehr, als das ich es höre. „Ich weiß es nicht mein Kleiner.“ So schnell wie sie gekommen ist, verschwindet sie auch wieder. Schwer atmend stehe ich da und kämpfe verbissen gegen meine aufkommenden Emotionen. Wenn ich sie jetzt zulasse, nehmen sie mich ein, verschlingen mich und lassen mich nie wieder gehen. Meine Faust trifft auf meinen Oberschenkel, doch der Schmerz lässt sich nicht aufhalten, im Gegenteil er rückt weg von mir, vertrieben von meinen Erinnerungen. Das alles hilft nichts. Ich komme dagegen nicht an. Die Empfindungen kehren wieder, mit einer Wucht, die mir den Atem raubt. Verzweiflung, Wut und eine Ergebenheit in das Schicksal, die mich stutzen lässt. Habe ich das damals wirklich gefühlt? Ich? Eine Kämpfernatur, wie mich meine Mutter immer liebevoll betitelt hat? Aber vielleicht ist es ja möglich, dass Menschen manchmal Dinge tun, die sie unter normalen Bedingungen nie machen würden. Und welche Situation würde solche Ausfälle mehr rechtfertigen als diese? Was wenn sich alles wiederholt? Ängstlich blicke ich zu Yugi. Das darf nicht sein. Nicht schon wieder einen Menschen, der mir etwas bedeutet, den ich an mich rangelassen habe. „Nicht noch einmal, hörst du?“ Mein stummes Rufen richtet sich an eine höhere Macht, der ich eigentlich abgeschworen habe. Zuviel Leid habe ich erfahren. Aber es kann ja auch nicht schaden, ich bin am Ende mit meinen Kräften, dass ich jede Macht der Erde um Hilfe angefleht hätte, wäre ich davon überzeugt, dass ich damit auch wirklich Hilfe erhalten würde. Aber das ist ja der Punkt, meine Überzeugung dafür ist gleich null. Die Tür öffnet sich leise und eine Schwester tritt ein. Mit einem Kopfnicken nimmt sie mich zur Kenntnis und geht zugleich zu Yugi. Sie legt sanft ihren Handrücken an Yugis Stirn und runzelt die ihrige. Anscheinend gefällt ihr was sie fühlt genauso wenig wie mir. Das Fieber will nicht sinken. Es scheint Yugi immer noch in seinem feurigen Griff zu haben. Mit einem Seufzen drückt sie an der Maschine, die mit Yugis Tropf verbunden ist, ein paar Knöpfe und erhöht die Flüssigkeitszufuhr. Verwirrt blicke ich sie an, was soll das denn jetzt bitte? Einem Kranken, der auf der Schwelle zum Tod steht auch noch mehr Flüssigkeit einflößen zu wollen? Dann wird es mir schlagartig bewusst, die Wahrheit trifft mich wie eine Faust in den Magen. Der Körper braucht ja Flüssigkeit!!! Erst jetzt bemerke ich Yugis aufgesprungene Lippen, die eingefallenen Augenhöhlen. Mein Gott wie blind muss ich sein, um das nicht zu bemerken? Das hätte ich doch auch versuchen können. Aber nein, ICH war ja mal wieder nur mit mir beschäftigt. Die Schwester richtet sich nach ihren erfolglosen Versuchen auf, lässt ihren Blick noch kurz auf Yugi ruhen und mustert dann mich. Der spekulative Blick fährt mir durch Mark und Bein. Nicht die Sorge, sondern das unterschwellig angedeutete Mitleid, wahrscheinlich denkt sie gerade daran, was ich machen würde, wenn sie mir jetzt die offensichtliche Wahrheit ins Gesicht sagt. Dabei weiß ich sie schon. Das Fieber wird langsam zu viel für Yugis Körper, viel kann er nicht mehr aushalten, erst das Koma und nun das!!! Schnell weiche ich diesen ruhigen Augen aus und richte meinerseits die Augen auf Yugi, was ich sofort bereue. Ich kann den Anblick langsam nicht mehr ertragen. Die Krankenschwester lenkt mit einem kurzen Räuspern wieder meine Aufmerksamkeit auf sich, nickt mir sanft zu und verlässt wieder den Raum. Meine Füße tragen mich wieder an das Bett. Meine Hand fährt unwillkürlich herab und berührt seine Hand. Oh mein Gott! Seine Haut ist so trocken, dünn wie Papier, die Knochen zeichnen sich deutlich darunter ab. Schon wieder. Ich spüre wie meine Augen feucht werden, doch warum dass denn jetzt? Es reicht langsam mit dem Selbstmitleid, zum Donner. Verdammt, hier geht es doch nicht um mich, sondern um Yugi. Es geht nicht um meine Gefühle, sondern um Yugis Leben. Ich muss endlich aufhören nur immer an mich zu denken, sondern lieber meine Energie auf Yugi richten. Ihn durch....ach was denke ich da, man kann doch keine Lebenskraft übertragen. Das ist doch Unsinn. Und trotzdem rücke ich etwas dichter an Yugi, sodass sich unsere Körper berühren. Meine freie Hand erhebt sich und streichelt über sein Haar. Ich murmele ihm leise und beruhigend ins Ohr, wie als ob ich zu einem kleinen Kind sprechen würde. Doch die Worte würde ich keinem Kind anvertrauen. Mit stockender Stimme flehe ich dich an nicht zu gehen, bei mir zu bleiben. Ich wiederhole mich fast, doch das tue ich doch ständig. Oder? Der Arzt hat mir geraten einfach mit Yugi zu reden und das mache ich auch. Am Anfang habe ich ihm erzählt, was alles so in der Schule passiert ist, habe das Erlebnis mit den Jungen geschildert. Auch Joey und Tea waren hier und haben mit ihm geredet, doch alle Versuche bleiben fruchtlos. Verzweifelt lasse ich den Kopf sinken, sodass meine Stirn die seine berührt. "Verlass mich nicht, Yugi, ich brauche dich mehr als du denkst. Du bist mir nicht egal, du bist der wichtigste Mensch für mich." Sanft drücke ich meine Lippen auf seine Wange. Ein merkwürdiges Gefühl...eine wohlige Gänsehaut...die über meinen Rücken streicht...ein schönes Gefühl... ****Irgendwo**** Ich bin wieder allein, keine andere Präsenz ist mehr da. Die Umgebung ist jetzt nicht mehr weiß, sondern schwarz. Ich kann kaum meine Hand ausmachen. Außerdem spüre ich jetzt Schmerzen. Schmerzen, die mich fast meinen Verstand verlieren lassen, sie sind überall und nehmen mich völlig ein. Ich habe aufgehört über meine Existenz nach zu denken. Ich wollte bloß, dass die Schmerzen aufhören, egal wohin ich dann komme. Doch plötzlich vernehme ich ganz leise Worte, Worte, die an mich gerichtet sind. "....Ich brauche dich mehr, als du denkst..." Wem gehört nur diese sanfte, tiefe Stimme? Yami? Schon wieder? Eine Wärme breitet sich in mir aus, die nichts mit der Hitze, die ich sonst fühle zu tun hat. Eine Wärme, die nur in meinem Herzen herrscht. Meine Gedanken rasen. Was wenn doch jemand da ist, der mich braucht? Ist es das, was Großvater gemeint hat? ****Yami***** Meine Wange klebt jetzt mittlerweile an ihm. Sein Schweiß und meiner vermischen sich klebrig und pappen uns aneinander. Ich störe mich jedoch nicht an dem Zustand sondern drücke meinen Körper noch enger an ihn. Ich versuche etwas von seiner Wärme zu absorbieren und sie mir selber zuzuführen. Mir ist nämlich kalt, eiskalt, so als ob mir alles Leben ausströmen würde. Ich weiß nicht, ob das aus Angst geschieht oder schlicht aus Hoffnungslosigkeit. Alles erscheint mir so surreal, so realitätsfremd. Yugi der hier vor Fieber kocht und mein kühler Körper im Gegensatz. Die Sonne, die durch das Fenster scheint und eigentlich von einem schönen Tag zeugt, doch empfänglich dafür bin ich nicht im Geringsten. Auch die Kinderstimmen dringen immer noch herauf, doch sie geben mir keinen Halt an der Realität mehr, sie verwirren mich nur noch mehr. Mein einziges Bedürfnis im Moment ist schlafen oder einfach meinem Körper entfliehen, die Umgebung um mich zu vergessen. In Yugis Geist tauchen und ihn zurückholen, das wäre es. Aber wie alt bin ich jetzt? Ich führe mich auf wie ein Kleinkind und nicht wie ein 18-jähriger, verdammt wann lernte ich endlich für meine Taten gerade zu stehen? Wahrscheinlich nie. Da höre ich plötzlich die Türe aufgehen. Mit einem leichten Schmatzer löse ich meine Wange und sehe nach oben. Mit einem Satz bin ich auf meinen Füßen und mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Da stehen doch tatsächlich 2 uniformierte Polizisten. Verwirrt fixiere ich sie. Was wollen die hier? "Guten Tag, Herr Athem", begrüßt mich der eine schroff und seine kalten Augen halten die meinigen fest. "Guten Tag", erwidere ich höflich. Ich lege ja sonst keinen Wert auf Höflichkeitsfloskeln, doch manchmal waren sie einfach notwendig. Intuitiv schlage ich meinen höflichsten Ton an. "Gut, dass wir sie hier finden, Herr Athem. Wir hätten da noch ein paar Fragen." Die kalte Stimme bringt mich aus der Fassung, löst mich vollständig von meinem vernebelten Geist und klärt ihn. "Ach und die wären?" Meine Miene verdüstert sich etwas, ich kann es an meinen Muskeln fühlen. "Gestern ist bei uns eine Zeugensaussage eingegangen, nach der Herr Muto sich mit dem vermeintlichen Schützen unterhalten hätte." Sofern das noch ging, sinkt mir mein Herz noch tiefer. Mist, so ein verdammter Mist. Ich fluche noch mal lautlos. Der Zeuge meinte mich, nicht Yugi. Ich verfluchte die Ähnlichkeit zwischen uns, der Zeuge hatte MICH gesehen, zur Hölle. "Aber das kann doch nicht sein", stammele ich. Scharf fahren seine Augenbrauen in die Höhe. "Doch, Herr Athem. Außerdem hat gestern Abend auch ein Herr Takeshi eine ebenfalls umfangreiche Zeugenaussage gegeben, dass er ebenfalls Herr Muto mit dem Schützen reden gesehen hat, es wäre zum Streit zwischen den Beiden gekommen. Er hat ebenfalls eine detaillierte Beschreibung des Schützens gegeben. Unsere Fahndung läuft bereits. Außerdem sagte er noch aus, dass der Täter die Waffe Herrn Muto abgenommen hätte", erklärt der andere Polizist auf seine Notizen schauend. Der Schock lässt mich für ein paar Minuten stumm werden, kein Wort will sich in meinem Gehirn bilden. Bitte was? Yugi soll selbst daran schuld sein, er soll ihm sogar selbst die Waffe gegeben haben? Was für ein ausgemachter Blödsinn. Da steckte doch wieder Thunder dahinter. In solchen Dingen ist er ein Meister seiner Klasse, im Vertuschen und die Polizei an der Nase herumführen. Bevor ich auch nur meine Worte abwägen kann, geht schon das Temperament mit mir durch. "Das ist nicht wahr", entgegne ich heftig. Nun ist es an den Polizisten mich verdutzt anzublicken. "Herr Athem, sie haben doch die Aussage verweigert", macht mich einer der Männer auf meine Handlungsweise aufmerksam. "Wollten sie jemanden schützen?", bohrt er weiter, als er sieht, dass ich einzuknicken beginne. Ich hatte zwar ursprünglich nicht vor, mit der Wahrheit auszupacken, aber das war doch die Höhe. Thunder will alle Tatsachen so verdrehen, dass Yugi als Schuldiger dastand? Da hatte er aber nicht mit mir gerechnet, das geht mir gehörig gegen den Strich. "Ich widerspreche den Aussagen. Ich kann ihnen alles genau und detailgetreu erklären, doch nicht hier", sage ich mit einem Blick auf Yugi. Verstehend nickend blicken auch die beiden Beamten auf Yugi, der sich gerade wieder unter einem Fieberkrampf windet. Schnell eile ich an seine Seite und klingele nach der Schwester, die auch prompt erscheint. Zusammen drücken wir Yugi auf sein Bett, er kämpf verbissen gegen uns, doch mit vereinter Kraft gelingt es uns ihn ruhig zu stellen. So konnte es nicht weiter gehen. Die Leute die wirklich etwas für diesen Zustand konnten, sollten bestraft werden. Eine unbändige Wut befällt mich. "Ja, meine Herren, ich lege meine Aussage ab." Zweifelnd blickt mich der ältere von beiden an, doch der Andere nickt. "Dann begleiten sie uns aufs Revier." Ich nicke stumm udn greife nach meiner Jacke. Mit einem letzten Blick auf Yugi verlasse ich den Raum und folge den beiden Polizisten, die schnellen Schrittes vorausgingen. „Wenn ich es Ihnen sage!“ In meinem Unmut springe ich von dem Stuhl auf und funkele die zwei Beamten an. Beide erwidern meinen Blick mit einer Mischung aus Faszination und einer Unnachgiebigkeit, die mich noch mehr zum Wahnsinn treibt. Seit geschlagenen 2 Stunden versuche ich jetzt schon Ihnen das Geschehene zu analysieren, doch meine Erzählungen werden immer abgeschmettert. „Herr Athem, jetzt beruhigen Sie sich mal.“ Beruhigen ist so ziemlich das Letzte was ich jetzt will, ich will dass sie mir glauben, mich endlich aus diesem „Gefängnis“ entlassen. Frustriert wandern meine Augen in dem Raum umher. Typisch Polizei, sparen wo man kann. Die Wände sind schlecht verputzt und überall bröckelt schon der Mörtel heraus, der Tisch, um den wir sitzen, haben sie wohl im Sonderschlussverkauf erworben. Die Stühle sind das einzige, von denen man sagen kann, sie seien von besserer Qualität. Das hat aber glaube ich mehr pragmatische Gründe, so oft wie die wahrscheinlich zu Boden gestoßen werden. Mein eigener Stuhl befindet sich gerade auf dem Boden, ein Opfer meines Ausbruches. Langsam, wie ein alter Mann bücke ich mich um ihn aufzustellen. „Seit 2 Stunden erzähle ich Ihnen die gleiche Geschichte und seit 2 Stunden bekomme ich nur Anschuldigungen von Ihnen zu hören, jetzt nennen sie mir einen guten Grund, warum ich auf Sie hören sollte und Platz nehmen sollte, anstatt einfach aus diesem Raum zu gehen?“ Meine Stimme ist leise, hat jede Kraft verloren. „Ganz einfach, Herr Athem, wenn sie die Aussage verweigern, dann werden wir der anderen Aussage Glauben schenken und Herr Muto wegen unerlaubten Waffenbesitzes verhaften. Hier in Japan ist dies kein kleines Vergehen, wie Sie sicher wissen.“ War das eine Anspielung? Wissen die doch mehr über meine Vergangenheit, als sie zugeben? Das Blut weicht mir aus dem Gesicht, sie hatten mich. Diese Schweine, sie spielen doch auch immer die größten Trümpfe zuletzt aus, obwohl mir dieser Fakt immer im Kopf herumschwirrte, ansonsten hätte ich mich ja nie dazu hinreißen lassen eine Aussage zu machen. Ich lasse mich auf den Stuhl fallen und stütze meine Ellenbogen auf den Tisch und lege meinen Kopf auf meine Hände, wie als ob er zu schwer für mich ist. „Was wollen Sie denn noch wissen, ich habe Ihnen doch alles schon gesagt?“ Entmutigt spreche ich zu der Tischplatte. „Was uns noch unklar ist, ist der Umstand, wie Sie und Herr Yamamoto zusammen getroffen sind?“ Die kühle Stimme hat einen leicht scharfen Unterton, der mir nahe zu legen versucht, ich solle die Wahrheit sagen und keine Ausflüchte probieren. „Das habe ich Ihnen doch schon beantwortet, Herr Yamamoto und ich sind alte Freunde, wir hatten einen kleinen Streit und Herr Yamamoto hat seine Waffe gezogen und auf mich geschossen.“ Selbst in meinen Ohren klingt die Geschichte leicht ungläubig und wenn ich sie nicht selbst erlebt hätte, fiele es mir auch schwer sie zu glauben. „Und woher soll Herr Yamamoto die Waffe haben?“ Auch die Polizisten schienen meine Version immer noch ungläubig zu finden. „Verdammt, woher soll ich das wissen? Nehmen sie Ihn fest und fragen Sie ihn selbst!“ „2 Ermittler sind schon unterwegs zu Herrn Yamamoto um Sie zu beruhigen.“ Tatsächlich atmete ich hier mit einem erleichterten Seufzer aus. Endlich, endlich bekommt er, was er verdient. Obwohl ..... er findet sich wieder einen Weg um sich aus der Misere zu ziehen, noch nie hatte Thunder Probleme die Polizei zu überlisten. Ein Klopfen riss und alle aus unseren Gedanken und eine junger Polizist in Zivil trat ein. Er beugt sich zum älteren der beiden Polizisten, drückt ihm ein Blatt in die Hand und flüstert ihm etwas ins Ohr. Verwirrt blickt der Beamte seinerseits auf das Papier, sucht nach der Bestätigung dieser anscheinend haarsträubenden Behauptung. Seine Augen weiten sich kaum merklich, als er die Bestätigung findet. Seine Augen wandern zu meinen und halten sie fest. Für eine geschlagene Minute fixieren wir uns, ohne auch nur zu blinzeln. „Herr Athem, Sie haben Recht. Man hat an der Waffe, die bei Herr Yamamoto gefunden worden ist, Blutspritzer entdeckt. Nach einer DNA – Analyse steht fest, dass das Blut zu Herr Muto gehört, wir wissen zwar noch nicht wie es auf die Waffe gekommen ist, aber das werden wir noch herausfinden. Somit sind Herr Muto und natürlich Sie jeglicher Beschuldigung, sagen wir mal „freigesprochen“, jedoch werden die Aussagen noch vor Gericht benötigt.“ Das erste Lächeln huscht über das gehärmte Gesicht und ich erwidere es unwillkürlich. „Kann ich nun gehen?“ „Aber sicher, Herr Athem, wir haben Sie schon lange genug aufgehalten.“ Er steht auf und hält mir die Tür auf. Ich stehe meinerseits auf und strecke mich kurz um meinen Rücken zu entspannen, die verspannten Muskeln zu lockern und gehe auf die Türe zu. Vor der Tür wird gerade Thunder vorbei geführt. Ich schaudere. Der Blick. So voller Hass und Anklage. Nun bin ich zum Verräter geworden, mit allen Konsequenzen, die mir und wahrscheinlich Yugi jetzt drohen. Angst kriecht in mir hinauf, mit den Folgen habe ich mich noch gar nicht beschäftigt. Das ist doch aber jetzt einerlei, man muss immer nach vorne blicken und nicht zurück, außerdem lebe ich in der Gegenwart und nicht in der Zukunft. Soll sie doch bringen, was sie will, ich werde damit klar kommen. Meine Vergangenheit habe ich auch schon angefangen zu verarbeiten, mit Hilfe von anderen ist alles möglich. Wieder tragen mich meine Füße zu Yugis Haus…warum gehe ich immer wieder hierhin? Was will ich denn hier?...Yugi ist nicht zu hause…er liegt im Krankenhaus…im Koma. Das muss ich mir erstmal begreiflich machen, ich meine, ich habe es ja versucht. Versucht es zu begreifen…doch wieso muss es einem so jungen Menschen treffen…wieso kann er nicht einfach die Augen öffnen und alles ist wieder gut…warum geht das nicht? Gott, ich kriege noch Aggressionen, wenn ich weiterhin hilflos neben seinem Bett sitze. Doch nun…in Yugis Haus…Ich bleibe wie versteinert wieder auf der Schwelle der Haustür stehen. Schon wieder dieses starke Gefühl…diese Präsenz von ihm…als würde er gleich die Treppe herunter laufen…ich blinzle und schaue zur Treppe…warum kann er nicht einfach herunter kommen? Lange schaue ich auf die leeren Stufen, blicke weiter nach oben…die letzten Stufen sind in einem Halbschatten versteckt. In meinen Fingern klappert noch immer der Schlüssel. Ich hätte nicht wieder herkommen sollen…das ist falsch. Ich muss wieder gehen. Heute hätte alles AUS sein können…bei der Polizei da…da hab ich mich so schutzlos gefühlt…ich habe Angst gehabt…nicht wirklich um mich….das erstaunliche ist…ich hatte ANGST um Yugi…ich hatte Angst, dass man ihm für etwas bestraft, wofür er gar nichts kann. Ich fahre mit meiner plötzlich schwitzigen Hand über die krause Stirn. Es ist so still hier – aber was habe ich erwartet…seinen Geist zu erspähen? Das wäre lächerlich. Doch trotz allem mustere ich wieder die Treppe…meine Kehle ist trocken und ein Kloß sitzt in meinem Hals….wie sehr wünschte ich mir nun, dass er die Treppenstufen freudig herunter springt…nur….nur um mich zu erblicken? Mein Herz klopft lauter, als meine Fantasie Kontur annimmt…wie ich scheinbar ohne Mühe Yugi die Treppe herunter kommen sehe…wie seine blonden Strähnen umherflattern….wie mir der kalte Wind von außen um den Nacken bläst… Ich kann ihn sehen, je genauer ich zur Treppe schaue…wie er langsam zwei Stufen auf einmal nimmt und mich die ganze Zeit nicht aus den Augen lässt. Yugi! Ich zittere…mir wird kalt, doch der Nachtwind von draußen stört mich nicht…denn mir wird so warm ums Herz. Ich merke nicht, wie ich die leere Treppe anstarre…merke nicht, wie sehr ich bereits meiner Fantasie nachhänge…wie sehr mich seine großen Augen verfolgen…wie er seine Hand auf das Geländer gelegt hat und langsam Schritt für Schritt mir näher kommt… Meine Lippen öffnen sich einen spaltbreit und meine Augen beginnen zu glänzen. Erst als ich blinzle…als meine Augen nicht mehr weiter starren können….ohne diese monotone Muskelbewegung der Lider…verschwindet er vor meinem geistigen Auge… Er ist weg! Alles war eine Illusion, er ist gar nicht hier… Ich spüre noch immer, dass ETWAS geblieben ist….das Glänzen in meinen Augen wird stärker, durchgreifender….schließlich kann ich nicht anders….ich senke meinen Blick zu den Holzdielen und merke wie heiße Tränen meine Wangen benetzen… Ich habe schon Fantasien, wo er gesund ist…wo er wieder bei mir ist….warum habe ich so was? Er ist doch nur ein guter Freund von mir, der mir wichtig ist…so ist doch Freundschaft oder? Ich gehe einen Schritt vorwärts …es ist wieder still…das Geräusch seiner Schritte auf den Stufen habe ich mir nur eingebildet…er war nie hier gewesen….zumindest nicht in diesem Augenblick….nicht jetzt…wo ich ihn am meisten gebraucht hätte…. Mit einem dichten Tränenschleier gehe ich durch den schmalen Flur…ins Wohnzimmer. Ich fühle eine so schwere, lastende Mattigkeit, dass ich mich einfach auf die Couch schmeiße…als wäre es mein Bett…zu spät fällt mir wieder ein, dass ich in Yugis Haus bin…Mein Gesicht drückt sich in das Kissen… Ich will nichts mehr denken und Thunder soll aus meinen Gedanken verschwinden…immer wieder taucht sein Gesicht vor meinen Augen auf…eine Waffe die er auf MICH zielt…und schließlich abdrückt, die Kugel kommt genau auf mich zu….und in meiner Illusion gibt es keinen Yugi, der mich zu retten versucht. Ich zerknautsche mit meinen Händen wütend das Kissen. „WARUM...WARUM hast du das nur getan….verdammt noch mal…“, zische ich ins Kissen. Meine Hände ballen sich zu Fäusten, je verzweifelter und tränenerstickter meine Stimme wird. Ich schluchze auf, der weiche Stoff der cremefarbigen Couch kribbelt unter mir…als wäre sie eine schützende Decke, die mich auffängt…als wäre der Bezug…. Ich drücke mein Gesicht tiefer in das Kissen…bis ich kaum mehr Luft kriegen kann….der Stoff ist so nah an meinen Lippen gedrückt, dass ich nur noch den Geruch rieche und meinen eigenen Atem in mich aufnehme. Ich schüttle den Kopf. „Wärst du nur nicht so dumm gewesen….ich hätte an deiner Stelle da liegen müssen…ICH!“ Immer wieder klopfe ich mit Nachdruck mit meiner Faust auf den Couchbezug. Doch sie gibt mir keine Antwort, niemand kann das. „Das ist doch Unsinn, Yami…beruhig dich mal wieder!“ Ich erstarre…erhebe mein Gesicht aus dem Kissen und schaue zur Seite….verschleiert sehe ich jemand neben mir stehen. Spielen mir meine Sinne Streiche…ist das…das YUGI? Ich blinzle mehrmals…das kann gar nicht sein, erst als ich mit meinem Handrücken über meine nassen Augen wische, sehe ich klar. „JOEY?....Was….was tust du denn hier?“ „Die Tür war offen“, er schielt zur Haustür. „Außerdem bist du nicht ans Handy gegangen. Das Krankenhaus hat wohl dauernd bei dir angerufen!“ Meine Mattigkeit ist sofort verflogen, als ich nur den Namen Krankenhaus höre. „WAS?“ Betroffen fischt meine Hand in meine Hosentasche und holt das kleine Handy heraus. Tatsächlich….5 Anrufe….? Und ich hab sie nicht gehört….wie kann das sein? „Na jedenfalls haben sie es dann bei mir versucht…“ Ich setze mich auf und starre ihn entgeistert an….und was? Kann er mal weiter reden? Joey grinst geheimnisvoll. „Es geht um Yugi“, sofort senkt sich sein Blick und seine blonden Haarsträhnen fallen tief in die Stirn und verdunkeln seine Lider. WAS? Oh Gott….was kann passiert sein, dass sie fünf Mal anrufen…wahrscheinlich als ich im Polizei Präsidium gewesen bin…na toll…ich bin ahnungslos….und heule hier herum…und hänge meinen Fantasien nach, während Yugi vielleicht….vielleicht…nein….nein…vergiss den Gedanken schnell wieder. ER LEBT! Ich kaue auf meine Unterlippe, während ich mir selbst die Antwort gebe… Oh Gott….meine Tränen werden stärker. „Ganz ruhig Alter….beruhig dich…es ist nichts Schlimmes“, spannt er mich auf die Folter. Ich beiße mir nun auf die Unterlippe…bis ich etwas Warmes schmecke, stehe abrupt auf und stehe genau vor ihm…meine Nackenhaare sind bereits aufgestellt…ich fühle eine innere Wut…wie kann er es wagen….wieso sagt er es nicht…will er mich vor der neuen Information schützen…ist sie so schlecht? WARUM? „SAG MIR JETZT SOFORT, was LOS IST….“, keuche ich aufgebracht. Erschrocken weicht Joey vor mir zurück. Abwehrend hebt er die Hände in die Lüfte. „Okay, okay…er ist aufgewacht! Du musst mich ja nicht gleich anschreien!“ WAS? Zuerst schüttle ich all meine Gedanken ab. Er ist aufgewacht? YUGI? Wie gelähmt schaue ich den Blonden an….spüre wie mein Herz heftiger schlägt…wie meine Gedanken rasen… Er ist wach…hab ich das wirklich richtig verstanden? Grübelnd ziehe ich die Stirn graus. „Es stimmt…Yami…er ist wach…du solltest hingehen!“ „Es tut mir leid, ich wollte dich nicht anschreien nur….“, beginne ich, ohne wirklich zugehört zu haben. Er legt mir die Hand auf die Schulter und drückt leicht zu. „Geh zu ihm!“ „Und was ist mit dir?“, frage ich verunsichert. „Er will DICH sehen! Das war sein erstes Anliegen…!“, betont er sanft. WAS? Verblüfft schaue ich Yugis besten Freund an. Kann das sein? Unmöglich…wieso soll er mich als erstes sehen wollen? Joey und er waren doch viel länger befreundet, ich kenne ihn doch noch gar nicht lange genug… Ich zögere…. „NUN geh schon“, er schiebt mich Richtung Haustür. „Du willst doch auch zu ihm!“ „ABER…aber….ich….“, immer wieder versuche ich einen Satz zu formulieren, doch ich sehe, dass jeder Beginn bei Joey abprallt… „Ich werde mit Tea morgen vorbeischauen, nun solltest du ihm seinen ersten Wunsch erfüllen!“ Ich schlucke, und verliere den Blick nicht zu Joeys Augen, der mich immer weiter rückwärts durch den Flur dirigiert. „Er ist wach“, flüstere ich noch ungläubig vor mich hin, während Joey immer wieder nickt. „Ja…nun mach schon…beeil dich…!“ Erst in der Tür bleibe ich wieder stehen. „Das ist aber nicht richtig“, schlussfolgere ich, „du bist sein längster Freund…du kennst ihn schon solange…du solltest gehen!“ „YAMI….das ist doch schon geklärt….ER will DICH sehen…also mach ihm die Freude! – ich warte solange hier.“ Joey lächelt, doch ich weiß, dass es ihm wehtun muss…er hat wohl auch nicht damit gerechnet, dass Yugi mich als erstes sehen will. Ich hab es auch nicht glauben wollen – bis just in diesen Moment. Ich laufe wie von der Tarantel gestochen durch die Straßen, hechte durch den Park, als würde ich verfolgt werden…spüre wie die frische Abendluft meine Lungen aufplustert…wie mein Herz ein Rekord nach dem nächsten schlägt. Wie ich keuchend immer wieder an roten Ampeln halt machen muss….meine Beine schmerzen bereits…ich bin wohl noch nie so schnell gelaufen…als würde es um mein Leben gehen. WAS soll ich ihm sagen…wie soll ich es ihm erklären? DESHALB wollte er mich als erstes sehen…er will ANTWORTEN. Oh Gott….ich kann es ihm nicht sagen…ich kann ihm nicht sagen, wer ICH bin. WER ich war…nein niemals…es muss einen anderen Weg geben, als die Wahrheit. Er würde es nicht verstehen…er würde mich verabscheuen, mich hassen und ich will nie…NIE in seinen schönen Augen Hass erblicken….der mir gelten wird…er darf es nicht erfahren. Ich laufe weiter, während meine Gedanken nach einer ordentlichen Notlüge suchen…ich will ihn nicht anlügen, aber die Wahrheit ist schmerzhafter für ihn, als diese Lüge…er darf nicht wissen, was ich früher alles getan habe. Was Thunder für eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt hat…wie nah wir uns mal gewesen sind…nein….hastig schüttle ich den schlimmen Gedanken ab…das war ein riesengroßer Fehler gewesen…ich war noch jung und habe mich auf ihn eingelassen, ohne ihn wirklich zu kennen…er war nie wichtig…denn er hat mein gesamtes Leben zerstört…dieser Perversling…Ich bleibe stehen, als sich meine Wut auf ihn so dermaßen auftürmt, dass ich nicht anders kann, als gegen den nächst besten Haltemast einer Bushaltestelle zu treten. Das hat Yugi immer gemacht….erinnere ich mich schlagartig, als ich nun auch den Schmerz in meinen Zehen spüre. Ich habe es bis heute verdrängt, was er mit mir getan hat…bis heute….aber nun sehe ich wieder alles so detailliert vor mir…ich könnte mich übergeben, mir wird so speiübel…oh Gott….dieser verdammte Mistkerl… Er wird mich nie in Ruhe lassen…er hat alles kaputt gemacht, was mir je wichtig gewesen ist und nun YUGI….das muss aufhören. YUGi darf das nicht wissen, was mich noch mit Thunder verbindet. Er darf am Besten gar nichts wissen…es wird schon nichts passieren…die Folgen werden nur mich treffen, nicht Yugi…Thunder wird ihm nichts tun…da bin ich mir sicher. Endlich erblicke ich das Namensschild der Klinik und als ich durch die Drehtür presche, sehe ich die Nachtschwester, die mich erstaunt mustert. „Die Besuchszeit ist schon vorbei mein Herr!“ Nach Atem schnappend nicke ich. „Ich…ich weiß…ich muss zu Yugi Muto! Es ist wichtig! Bitte….bitte ich muss ihn sofort sehen!“ Meine Stimme klingt gefasst, obwohl ein kaum hörbares Zittern zu vernehmen ist. Vielleicht höre auch ich nur dieses Bibbern…denn die Nachtschwester schaut auf ihr Klemmbrett und geht wieder hinter die Anmeldevorrichtung. „Moment bitte….!“ WAS? Was kann denn nun solange dauern…denkt sie etwa ich lüge? „Er…er ist aufgewacht und er will mich sehen“, rechtfertige ich mich, ohne dass die Schwester aufsieht oder etwas gesagt hat. Mein Herz pumpt…mein Blut rauscht in den Ohren, hibbelig stehe ich vor der Anmelde. „Moment bitte…sie sind Herr Athem? Normalerweise ist die Besuchzeit nun rum…aber ich denke ich kann eine Ausnahme machen…ihr Freund ist immerhin aus dem Koma erwacht….richtig?“ Sie studiert ihr Klemmbrett und das Formular, das eingelegt ist. „Ich weiß es tut mir leid, ich hab die Anrufe erst jetzt bemerkt…!“ Strafend blickt sie mich an. „Sie dürfen zu ihm…aber falls er schon schläft…dann gehen sie wieder…ist das in Ordnung?“ Sie hebt auffordernd eine Augenbraue. „Ja“, presse ich sofort dankbar heraus. Die Intensivstation, die ich erst heute durchschritten habe, lassen nun in mir andere Gefühle zu. Diese Erdrückung ist nicht mehr so schlimm, die Geräusche der klickenden Maschinen nicht mehr so laut, wie ich sie in Erinnerung gehabt habe, alles ist ruhiger geworden. Auch mein herz…das zwar vor Aufregung fast aus seinem Knochenmantel springt, ich es dennoch gut unter Kontrolle halten kann. Wieso will er mich als erstes sehen, wirklich nur, um Antworten zu erfahren? Na warum sonst? Sicher nicht, weil er dich vermisst hat,…kurz vor der Tür bleibe ich wie versteinert stehen. Oh Gott….ich kann nicht…ich kann da nicht rein gehen, wie soll ich mich verhalten? Was soll ich sagen? Ihm danken? Um Gottes Willen...wie kann man einem Menschen danken, der sein Leben für jemand geben wollte? Der sich vor mich geschmissen hat, damit die Kugel nicht mich trifft… Ich kann nicht…ich starre auf die Fliesen. Unmöglich, vielleicht schläft er schon…reiß dich zusammen und geh da jetzt rein. Ich schließe die Augen, mir fehlt der Mut plötzlich dazu. Ich habe Angst, dass er alles in meinem Gesicht ablesen kann. Ich atme noch einmal tief ein und schließlich schaffe ich es bis zur Tür. Zaghaft drücke ich die Klinke herunter…es ist nur spärlich beleuchtet…die meiste Beleuchtung kommt von den Maschinen. Ich kann nicht sehen, ob er wach ist….sein bett liegt in einem Halbschatten und ich will auch kein Licht anmachen…vielleicht schläft er ja doch. Wieso komme ich auch so spät… Ich presse meine Lippen zusammen, Angst begleitet mich, als wäre die Emotion eine Person, die nicht mehr von meiner Seite weichen kann. Meine Stimme ist auch eingefroren, ich kann nichts sagen…denn ich bin wie gerädert…was soll ich als erstes sagen? Ich höre mich selbst laut einatmen, als wäre es das einzige Geräusch, denn ich höre nicht mehr den Beatmungskolben…höre nicht mehr das laute, durchdringende Klicken und das unheimliche Zischen. Er muss wohl wieder selber atmen können. Immer näher komme ich dem Bett. Und je näher ich komme, desto mehr sehe ich ihn… Ich sehe sein Gesicht…und erst als ich genau seitlich des Bettes anhalte… japse ich verblüfft auf…als mich seine violetten, glänzenden Augen mustern. ER IST WACH? Die ganze Zeit schon? Ich kaue auf meine Unterlippe, während ich ihn ebenfalls anstarre. „H…Ha…ll...o…“, höre ich ihn krächzen. Seine STIMME. Wie sehr habe ich sie vermisst….wie sehr darauf gewartet…meine Mundwinkel umspielt ein Lächeln. Ich setze mich auf den Stuhl, der bereits seit heute Morgen noch hier steht und ohne darüber nachzudenken, was diese Geste zu bedeuten hat, suche ich seine Hand, die noch immer so daliegt, wie das letzte Mal, als ich sie gehalten habe…sie liegt genau seitlich neben ihm…als hätte er sie kein einziges Mal bewegt. Langsam streiche ich mit meinen Fingern über seine Handfläche und spüre, wie seine Finger immer wieder zucken, als ich darüber fahre… „Ich bin….so froh…“, höre ich mich nuscheln, ich habe das Gesicht gesenkt, damit er meine Tränen nicht sieht….denn sie kommen erneut…ohne dass ich es möchte…sie zeigen meine Emotionen, die nun willenlos über meine Wangen gleiten…er darf nicht sehen, wie sehr mich das mitnimmt. „Yami…“, er sagt nur meinen Namen…und schon setzt mein Herz für eine Sekunde aus. „…du lebst, das ist das einzige was ich…wollte…!“ Ich kneife die Augen zusammen, um die verdammten Tränen zu unterdrücken, bevor ich zu ihm aufsehe. „NEIN…sag, sag das nicht!“ Ich schüttle den Kopf, er weiß gar nicht, für wen er sein Leben opfern wollte. Ich spüre seine warmen Finger die bebend, als hätte er große Mühe diese zu bewegen…über meine Fingerkuppen tasten…mein Blick festhaltend. „Ich bin froh, dass du noch gekommen bist!“ Seine Stimme wird wieder stärker. Ich versuche krampfhaft zu lächeln. Ich weiß nicht….was soll ich nur sagen, was antworten? Ich kann doch nicht schweigend nur dasitzen…er will es bestimmt von mir hören…vielleicht wartet er darauf, dass ich anfange. Aber mir fehlen die Worte dazu…wo soll ich beginnen? Zaghaft mustere ich ihn wieder, sein Kopf liegt schräg und er blickt mich genau an. Sein Gesicht ist erhellt durch das EEG – der starke Herzschlag ist deutlich hervorgehoben. Immer wieder schweift mein Blick auf die monotone Linie, die nichts Weltbewegendes zeigt, außer das sein Herz wieder ruhig und kräftig schlägt. „Yugi…“, ich flüstere seinen Namen…ganz ruhig, nun muss ich es sagen, es schaffen…doch als ich aufsehe, verlässt mich wieder der Mut. Denn ich sehe, wie sich eine Tränenperle über seinen rechten Augenwinkel löst und über seine Wange wandert. Ich atme tief ein und meine Augen verengen sich perplex, als ich sehe, wie sehr er sich wirklich freut, mich zu sehen. Wenn er wüsste…wenn er doch nur die Wahrheit wüsste… Ich beuge mich vor, näher zu seinem Gesicht. Er zuckt zurück ins Kissen, seine Haare liegen etwas strohig in seine Stirn, umrahmen es…als ich meine freie Hand hebe, die knetend auf meinem Schoß dagelegen hat und nun langsam…fast sanft meine Finger über seine Wange tupfe…wische die salzige, einzelne Träne fort. Seine Augen beobachten mich, als ich so weit vor gebeugt vor ihm lehne. Erst als ich mein Gesicht herabsinke, merke ich, wie nah ich seinem Gesicht gekommen bin…wie nah ich ihm nun WIRKLICH bin – zögernd will ich sofort zurückweichen, fast zurück springen…doch ich blicke nun genau zu ihm herab, während er zu mir hoch schielt. Nur ein paar Millimeter hinunter und ich könnte…upps…was denke ich da? Sofort löse ich meinen Finger von seiner Wange, erschrocken entkommt mir ein Seufzer und ich lasse mich lautstark in den Stuhl zurücksinken. Was war das plötzlich wieder für ein Gedanke? Ich schüttle ihn ab, bevor er allmächtig wird und ich streiche wieder über seinen Handrücken. „Ich hatte…große Angst um dich“, entkommt es mir nun wieder und ich schlucke meinen Speichel hinunter, der sich durch den dicken Kloß in meinem Hals vorbei zwängen muss. Yugi blinzelt. „Nein…ich hatte ANGST um dich“, kehrt er das Gesagte um. Hör endlich auf Yugi…wenn du weiterhin so etwas sagst…dann…dann flüchte ich in ein anderes Land…meine Gedanken überschlagen sich. Warum ist er so freundlich zu mir, wieso sagt er mir nicht die Meinung, immerhin wäre er fast gestorben…er war kurz davor… Ich schaue zur Seite, muss den Blick abwenden. „Warum tust du das?“, hauche ich verwirrt. Ich blicke zu meinen Füßen. Spüre wie er nun fest meine Hand drückt. „Was tue ich?“, fragt er verdutzt. Na toll…er weiß nicht mal, was seine Worte bedeuten. „Du hättest sterben können…“, betone ich traurig, „du hättest in meinen Armen sterben können…nur…nur…“, meine Stimme bricht. „…um dich zu retten“, beendet er meinen Satz und hustet. Alarmiert blicke ich hoch. „Geh es dir gut?“, frage ich sofort und beuge mich wieder vor. Er nickt zaghaft. „Ja mir geht es gut…es war mir die Sache wert…Yami…ich wollte nicht, das dir etwas geschieht!“ Meine Augen reißen auf. „Warum? - Wieso hast du das getan? - Wir kennen uns nicht mal richtig!“ Ich brauche die Antwort…so etwas hätte nie jemand für mich getan und Yugi macht es einfach ohne zu überlegen…er wollte sein Leben für mich geben. Das macht man doch nicht leichtfertig. „Du weißt….“, er hustet wieder und dieses Mal hört sich sein Husten schlimmer an…Angstschweiß bildet sich auf meiner Stirn, „…du weißt die Antwort!“ WAS? Ich weiß sie nicht…ich weiß sie nicht…sag sie mir…YUGI? „Ich hatte heute schon Besuch!“, erklärt er weiter. „WAS? Von…von wem?“ Joey hätte mir das doch erzählt…wenn er schon hier gewesen wäre…aber wer...wer würde sonst noch in Frage kommen? „Thunder!“ Seine Augen flackern…als sich sein kleiner Körper plötzlich schüttelt…er bäumt sich auf, lässt meine Hand los und hustet…hustet sich die Organe fast aus dem Hals…seine Augen weit aufgerissen, geängstigt…sein Herzschlag zeigt komische Werte an… Oh Gott…sofort springe ich vom Stuhl auf…dieser fällt nach hinten… Oh GOTT! YUGI… „Yugi…ganz ruhig…ich...ich ruf Hilfe!“ Schnell drücke ich den Notknopf, neben dem Bettpfosten. Eilig schaue ich immer wieder zur Tür…wo bleiben die denn? Verdammt nochmal... Ich wende mich wieder zu Yugi, der seine Hände vor seinem Mund hält…sein Husten wird schlimmer, röchelnder….und als er seine Hände zittrig runter nimmt…sehe ich Blut…in seinen Handflächen. OH GOTT. „YUGI….Yugi…“, ich schreie seinen Namen, als er plötzlich nach Luft schnappt…sie nicht bekommt und mit geschlossenen Lidern ins Bett fällt. Dann höre ich erst eilige, stapfende Schritte im Flur…Krankenschwester und zwei Assistenzärzte die mich einfach zur Seite schieben. Das grelle Licht wird eingeschaltet. Ich werde zurückgestoßen…meine Augen können nicht wegsehen… „Kammerflimmern“, ruft die Krankenschwester besorgt. WAS? Was? Ich sehe, wie der Arzt verzweifelt versucht Yugis schwaches Herz zu massieren…immer wieder eine Herz-Druck-Massage macht, doch ohne Erfolg…schwerfällig wischt er sich den Schweiß von der Stirn „Defibrillator!“, schreit der junge Arzt mit dunklem Haar. „200 Joule!“ Sofort sehe ich, wie der junge Arzt die Paddles aneinander reibt und sie schließlich in Kontakt mit der nackten Brust Yugis…bringt. Der zierliche Körper bäumt sich unter dem Stromschlag auf. Meine Hand drückt sich vor meinen Lippen…es ist ein Alptraum…lass es ein Alptraum sein…bitte nicht…!!! „Er atmet nicht“, schreit die Krankenschwester. „Beatmung…na los…na los…“, dirigiert der junge Arzt. Die Beatmungsmaske wird aufgesetzt…das Herz wieder massiert…doch ich schaue weg…schließe die Augen…nein, nein, nein…meine Gedanken rasen. „Noch mal...Laden auf 360 Joule!!!“ Der Arzt reibt wieder die Paddles aneinander…ein kurzer Blick, den er mir schenkt…dann drückt er sie auf Yugis Brustkorb…erneut bäumt sich sein Körper auf. Ich kneife die Augen fester zusammen, trete zurück und falle fast rücklings gegen die Wand… „Er atmet wieder…Doktor…ER ATMET!“ Alles wird schwarz vor meinen Augen, ich fühle den Strom, als wäre er durch mich hindurch geschossen…meine Tränen werden dichter. Was hat er nochmal gesagt? >Ihm war es die SACHE WERT???< Ich schüttle niedergedrückt den Kopf. Tatsächlich…sein Herz schlägt wieder normal… „Was…was ist passiert?“, kommt es brüchig über meine Lippen, als der Arzt sich umdreht und mich beiseite schiebt. „Was haben sie hier zu suchen?“, fährt er mich plötzlich an. „Ich…ich…“, ich schaue ihn verwirrt an. „Ich habe es ihm erlaubt!“, mischt sich die Nachtschwester ein, die gerade dabei ist, das Blut aus Yugis Handflächen zu wischen. „Sie müssen ihn aufgeregt haben…ich habe doch strikt angeordnet, dass Yugi Muto RUHE braucht…!“, fährt er mich wieder fahrig an. Was? Soll ich etwa daran Schuld sein? Und dann springt mir ein SATZ deutlich vor die Augen. „Ich hatte schon Besuch…Thunder!“ Meine Augen weit aufgerissen, starre ich den Arzt an. OH NEIN…oh verdammt noch mal…NEIN…nein… (to be continued) Anmerkung vom honeyteam: Vielen Dank für eure Kommis ^^ wir fühlen uns sehr geehrt und es tut uns sehr leid, dass die Forti länger gedauert hat. -.- Big Sorry. Hoffen aber trotzdem euch gefällts. ^________^ so das Honeyteam verabschiedet sich...bye bye bis zum nächsten Chap XD Inspiri: Finley Quaye - Dice Kapitel 15: I shall trust you but how can I? -------------------------------------------- Das Sonnenlicht scheint hell gegen meine geschlossenen Augenlider. Still lausche ich den Schlägen meines Herzens, der gleichmäßige, monotone Takt beruhigt mich. Das Piepen des EKG zerstört diese Wirkung aber sofort. Kann man dieses verdammte Ding nicht einfach abstellen? Aber als ich den Arzt darauf anspreche, starrt er mich nur verdutzt an und will entgeistert wissen, ob es mir auch wirklich gut geht. Er gibt mir zu verstehen, dass ich noch immer ein kritischer Fall bin. Pah kritisch! Selbst die kleinsten Hoffnungen auf Besserung werden durch solche Komplikationen wie gestern zerschlagen. Ich weiß nicht einmal genau, was passiert ist. Plötzlich fühlte ich ein Stechen in meiner Lunge, die Atemnot, die damit verbundene Panik... Der krampfhafte Versuch Atemluft zu bekommen, der aber scheitern sollte. Aber was mich am meisten erschreckte war der ungleichmäßige Takt meines Herzens, die Angst, dass es aufhören würde zu schlagen, ich damit jetzt doch aus dieser Welt scheiden könnte, Yami nie wieder sehen könnte... Yami! Schlagartig blitzt vor meinem inneren Auge sein Gesicht auf. Die anfängliche Erleichterung, als er sah, dass ich wach war. Doch ich spürte schon zu diesem Zeitpunkt, dass etwas nicht stimmte, dass ihn etwas bedrückte. Dieser Eindruck verstärkte sich, als ich Thunders Namen erwähnte. Meine Gedanken an Yami verblassen, werden von meinen Erinnerungen an Thunders Besuch übertüncht. *******Flashback******* Die Anstrengung meine Augen offen zu halten zerrt extrem an meinen kaum vorhandenen Kraftreserven. Die Krankenschwester hatte mir versichert, dass man Yami schon angerufen hat. Wo bleibt er nur? Ich freue mich so auf ein Wiedersehen. Ihm zu erklären, dass er mir ungemein geholfen hat, dass seine Anwesenheit und sein Zuspruch mich auf den Weg zurück ins Reich der Lebenden bestärkt und geführt hatte. Find me here and speak to me I want to feel you I need to hear you You are the light that's leading me To the place where I find peace again Ich bin ihm unendlich dankbar dafür, weil jetzt, als ich wieder unter den Lebenden wandle, realisiere ich erst, was ich verloren hätte, was ich nie wieder hätte sehen können. Allen schon der Anblick des Sonnenuntergangs treibt mir Tränen der Freude in die Augen. Die majestätische Röte, die das hellblau des Himmels verschluckt und sich mit ihm an den Rändern vermischt. Ich liebe den Sonnenuntergang, oder anders gesagt den Übergang vom Tag zur Nacht. Früher habe ich immer dieses Spektakel mit meinem Großvater beobachtet, der mir dabei auch immer Geschichten von seinen Forschungsreisen in Ägypten erzählt hatte. Der Gedanke an ihn schmerzt mich, aber nicht mehr so sehr, wie noch vor ein paar Wochen. Ich habe nun meinen Frieden mit ihm gemacht, er wird immer bei mir sein, egal ob ich ihn sehen kann oder nicht. Das gibt mir Mut und Kraft, das aber noch von einer anderen Person ausgehen könnte...? Verdammt wo bleibt Yami denn nur? Er müsste doch schon längst hier sein, oder will er mich gar nicht sehen? Hegt er vielleicht einen Groll gegen mich? Das Knarren der Tür reißt mich aus meiner Gedankenwelt in die Gegenwart. Freudig drehe ich meinen Kopf zur Tür. Die Freude weicht der Verwunderung. Das ist gar nicht Yami! Eine große, gedrungene Gestalt steht in der Tür und blickt mich geradeheraus an. Thunder! Was will er hier? Ein Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht. Ich habe noch nie jemanden gesehen, bei dem das Lächeln so unecht, so kalt, so berechnend wirkt, wie bei Thunder. Mit geweiteten Augen verfolge ich ihn, wie er auf mich zugeht und knapp vor meinem Bett stehen bleibt. Seine Hand senkt sich langsam herab. Ich will mich winden, will ihr entfliehen...nicht von IHM berührt werden. Doch mein Körper versagt mir den Dienst, außerdem wäre es doch sehr auffällig wenn ich weg rutschen würde. „Hallo Yugi, wie geht es dir?“ Seine raue Stimme löst einen Schauder bei mir aus. Keinen aber, denn ich begrüßen würde, einen kalten, angsthaften Schauder, einen den mir sonst nur Alpträume bescheren. „Hallo Thunder, mir geht’s eigentlich ganz gut“, antworte ich schnell und unüberlegt. „Das ist eine Lüge, Yugi“, seine schneidende Stimme lässt mich zusammenschrecken. „Die Ärzte haben mir gesagt, dass du dich noch in einem kritischen Zustand befinden würdest. Warum also lügst du?“ Verwirrt blicke ich ihn an. Woher weiß er das? Er muss dann mit den Ärzten gesprochen haben und ich dachte immer, dass solche Informationen unter die Schweigepflicht fallen? „Du fragst dich sicher, woher ich das weiß?“ Gruselig! Woher kennt er meine Gedanken? Dann fällt es mir siedend heiß ein, mein Gesicht, mein durchsichtiges Gesicht, an dem man jeden Gedanken ablesen kann. “Yugi, dein Gesicht. Mein Kleiner, du kannst nicht lügen. Deine transparenten Züge verraten jeden deiner Gedanken.“ „Jeden Opa?“ „Ja jeden mein Kleiner, aber mach dir keine Sorgen. Das haben viele Menschen, aber keiner hat eine so reine Seele wie du.“ „Sagen wir es so, Yugi, ich habe Connections.“ Und ich möchte gar nicht wissen, wie die aussehen, und wen du dafür bestochen hast. „Yugi, es tut mir leid.“ Jetzt hat er mich richtig kalt erwischt! Warum verwirrt und erschreckt er mich nur so? Ich kann keine seiner Reaktionen vorhersehen, geschweige denn, dass ich weiß, wie ich drauf reagieren soll. „Was genau tut dir leid?“, hake ich unsicher nach. Lieber auf Nummer sicher gehen, bei IHM weiß man ja nie. „Dass ich dich angeschossen habe.“ Reuig senkt er seine Augen, doch warum kaufe ich ihm das nicht wirklich ab? Verdammt, er hat doch mit der Waffe auf Yami gezielt Das war nicht durch Zufall, oder ein Unfall, nein das war BEABSICHTIGT. Sprachlos starre ich ihn an, bin nicht in der Lage ihm darauf etwas zu erwidern. „Ach das ist schon okay“, sage ich schließlich schwach und tonlos. Wie ein Falke fixiert er mich, achtet auf jede noch so kleine Regung meines Gesichtes und meines Körpers. Eine peinliche Stille entsteht zwischen uns. Keiner von uns will das Wort ergreifen. Das Kratzen der Stuhlbeine über den Boden hallt unnatürlich durch den Raum, als Thunder sich einen Stuhl neben mein Bett zieht. Präzise lässt er sich darauf nieder. Er faltet seine Hände ineinander, stellt seine Ellenbogen auf seine Knie und legt zu guter Letzt sein Kinn auf seine Hände. Fasziniert beobachte ich ihn. In seiner Bewegung liegt eine unterschwellige Gereiztheit. Mir kommt es so vor, dass er nicht hier ist, um sich nach meinem Gesundheitszustand zu erkundigen. Und tatsächlich... „Weißt du eigentlich was wirklich zwischen mir und Cold abgelaufen ist? Wie dumm von mir“, er schlägt sich theatralisch an die Stirn, „du kennst ihn ja unter dem Namen Yami.“ Er betont Yamis Namen sarkastisch. Meine Augenbrauen fahren in die Höhe. „Nein“, antworte ich wahrheitsgemäß. Mich interessiert es tatsächlich, aber aus anderen Gründen, als Thunder womöglich glaubt. Ich will mehr über Yami erfahren, mehr über seine Vergangenheit zu wissen. Doch was Thunder nun sagt, wirft mich total aus der Bahn. „Es war Yamis Waffe, weißt du?“ Erschrocken sehe ich ihn an. Das ist doch nicht wahr, das KONNTE doch nicht sein. Gut, ich weiß echt wenig über Yami, aber das war doch absurd. Ich habe ihn als komplett anderen Menschen kennen gelernt. Wenn er so wäre, wie Thunder mir gerade versucht einzutrichtern, hätte er sich doch nie Sorgen um mich gemacht, nie versucht mich wieder aufzubauen. Jeder weiß doch, dass solche Menschen nur an SICH denken, Thunder ist doch das beste Beispiel. Auf mich wirkt Yami immer fürsorglich, ruhig und absolut pazifistisch. „Ja sicher. ER hat die Waffe auf MICH gerichtet“, fährt er fort. „Wir hatten einen kleinen Disput über eine Lieferung und unser guter Cold ist ja dafür bekannt gleich alles mit einer Waffe zu erledigen.“ Das Lächeln auf seinen Lippen ist mir unangenehm, ebenso wie das kurze Aufflackern von Stolz in seinem Blick. Was hat das jetzt wieder zu bedeuten, verdammt? Dieser Mann ist für mich das totale Rätsel. Aber er jagt mir...ich zögere davor das Wort „Angst" zu benutzen, trifft „Angst“ überhaupt zu? Ich gestehe mir ein, dass es wirkliche Angst ist, die fast schon an Panik grenzt. „Warum erzählst du mir das?“ „Weil du das Recht auf die Wahrheit hast, Yugi! Schließlich wärst du deshalb fast gestorben!“ Ich will das nicht hören, will nicht mehr von dieser Tatsache verfolgt werden, dass ich dem Tod von der Schippe gesprungen bin. Nur knapp kann ich dem Reflex wiederstehen meine Hände auf meine Ohren zu pressen. Seine Worte auszusperren. Wieso kann er nicht aufhören mich zu quälen? Ich bekomme starke Kopfschmerzen, die mich zu zerreißen drohen. Ich spüre mit jedem Herzschlag, wie die Schmerzen an- und abschwellen. Meine Augen kneifen sich unwillkürlich zusammen. Thunder schaut mir seelenruhig zu, als ob es normal ist, dass jemand vor ihm die eine Schmerzattacke erleidet. Verdammt, warum kann er nicht gehen? Mich hier einfach in Ruhe lassen? Schon wieder bekomme ich den Eindruck, dass Thunder meine Gedanken lesen kann, denn er erhebt sich. Sein Blick wandert über meinen Körper und bleibt kurz bei meiner entblößten Brust hängen. Für einen Bruchteil einer Sekunde habe ich den Eindruck Verlangen in seinem Blick zu erkennen. OH GOTT! Er macht mir damit noch mehr Angst. Ein Zittern erfasst meinen Köper, ohne dass ich etwas dagegen tun kann. Hilflos bin ich diesem Zittern ausgeliefert. „Geht es Yugi, oder soll ich die Schwester rufen?“ Energisch schüttele ich den Kopf und kämpfe verbissen gegen das Zittern an. Der Druck, der auf meinen zusammengebissenen Zähnen lastet, ist fast unerträglich, doch er lenkt mich ab. Schließlich gelingt mir das Kunststück und das Zittern hört auf. Keuchend liege ich da und umklammere fest meine Bettdecke, um mich zu beruhigen. Ich zucke zusammen, als seine Hand wieder die meine berührt, so vertraut. „Ich geh jetzt und lasse dich alleine. Ich komme dann mal demnächst wieder.“ Ein Lächeln huscht über seine Züge. Ich bleibe stumm, unfähig eine Antwort zu formulieren, bekomme mit Mühe und Not ein zustimmendes Nicken hin. Das schwere Klacken seiner Absätze unterstreicht seinen Abgang nur. Erleichtert seufze ich auf, bin aber so aufgewühlt wie noch nie zuvor. Yami als Waffenbesitzer? Nein, dass kann ich mir einfach nicht vorstellen. Und doch gibt es Anhaltspunkte für Thunders „Beschuldigung“: Die Bekanntschaft mit den Schlägertypen von damals, die Gang.... Unsicherheit und Verzweiflung befallen mich und treiben mir die Tränen in die Augen. Sein Gesicht taucht wieder vor meinem inneren Auge auf. Seine warmen Augen strahlen mich so vertrauensvoll an, dass meine eingebildeten Zweifel schwinden. Ich werde jetzt einfach auf ihn warten und ihn dann danach fragen. Warum mir jetzt darum Gedanken machen? Er wird das alles aufklären, da bin ich mir sicher. Langsam schließe ich meine Augen und warte weiter auf Yami. ******Flashback End****** Kam mein Anfall von diesen Kopfschmerzen? Fragen über Fragen. Aber ich habe es gestern einfach nicht fertig gebracht meine Fragen zu stellen. Ich war so glücklich ihn zu sehen, mit meinen eigenen Augen, nicht nur in Visionen. Er sah aber angespannt aus, wie als ob ER Fragen erwartet hat. „Guten Morgen, Herr Mutô“, tönt die schrille Stimme der Krankenschwerster an mein Ohr. Ruckartig zieht sie mir die Bettdecke weg und überprüft alle Schläuche und Anschlüsse. Die Nacht war aber allerdings nicht störend, die sind alle geblieben, wo sie waren und hingehören. „Haben Sie irgendwelche Beschwerden? Bauchschmerzen? Kopfschmerzen? Übelkeit?“ Ich denke kurz nach, schüttele aber den Kopf. Ich spüre im Moment keine Schmerzen. Aufmunternd lächelt sie mir zu und verlässt den Raum wieder. Mein Blick geht zu der großen, weißen Zimmeruhr. 8:15 Uhr. Es ist für meine Verhältnisse ja extrem früh, doch trotzdem bin ich weder müde noch pampig, wie sonst immer, wenn ich zu früh aufstehen muss. Ich verbringe jede Minute schon wieder mit Warten, Warten auf IHN. Mein Flehen scheint erhört worden zu sein, denn die Tür öffnet sich ein weiteres Mal. Mist! Die Lage des Bettes ist so unpraktisch, man kann nicht sofort erkennen, wer da im Türrahmen steht. Warum hat man mein Bett auch verschoben?? Das könnte jeder sein, der Arzt, der für weitere Untersuchungen kommt oder..... Mir stockt leicht der Atem. Es ist weder ein Arzt noch sonst jemand es ist.... Yami! Wie hypnotisiert starre ich ihn an. Er ist es doch tatsächlich. And how can I stand here with you and not be moved by you Would you tell me how could it be any better than this Obwohl er abgekämpft aussieht, verquollene, blutunterlaufene Augen, seine Haare sind noch zerzauster als sonst und er steckt noch immer in der Kleidung vom Vortag. Sein Blick.....sein Blick wirkt gehetzt und zutiefst verstört. Was ist da nur passiert? Ihm scheint es auch zu verblüffen, dass ich wach bin. Anscheinend hat er erwartet, ich würde noch schlafen. Hastig kommt er an mein Bett. Sein Mund bewegt sich stumm, die Worte formend, doch seine Stimmbänder versagen ihm wohl den Dienst. „Guten Morgen, Yami. Wie geht es dir? Du siehst gar nicht gut aus.“ Plötzlich kraftlos geworden setzt er sich neben mich auf das Bett und tastet blind nach meiner Hand. Tränen verschleiern seinen Blick. „Ach Gott, Yugi! Wie es mir geht? Das ist doch überhaupt nicht wichtig, wie geht es DIR?“ „Ganz ok, Yami. Es ist alles in Ordnung.“ Ich sehe es ihm an, er will es mir noch nicht glauben, doch ein Teil seiner Anspannung fällt ab. Seine Schultern sinken herunter. Er beugt sich zu mir herunter und bettet seine Stirn sanft, ganz sanft auf meiner. Die Verbindung ist nur hauchdünn und trotzdem fühle ich mich ihm so nah. Seine Augen sind nur ein paar Zentimeter von meinen entfernt. You calm the storms and you give me rest You hold me in your hands you won't let me fall You still my heart and you take my breath away Would you take me in take me deeper now Seine klaren, Amethystfarbenen Augen wirken auf mich wie große Ozeane, in denen ich mich verlieren könnte, von denen ich mich nur schwer lösen kann. Seine Augen ähneln den meinen so, doch mir stechen auch die Unterschiede klar ins Auge, diese hellen Sprenkel, die mir fehlen, die seine Augen eine nie gekannte Tiefe und Ausdruckskraft verleihen. „Ich hatte Angst um dich, Yugi. Sehr große Angst.“ Seine Stimme zittert heftig. Diese Aussage steht zwischen uns, kalt und nackt, wie die Wahrheit selbst. Meine Hand fühlt sich schwer an, mit Blei beschwert, doch sie findet ihren Weg an Yamis Wange. Sie ist rau und die Haut ist so gespannt, aber ich könnte mir im Moment nichts Schöneres vorstellen, als das hier. „Danke Yami, ich weiß das und es tut mir leid.“ Mir bahnen sich schon wieder quälende, heiße Tränen an, unaufhaltsam kullern sie über meine Wangen. Mein Körper wird unter den heftigen Schluchzern regelrecht durchgeschüttelt. Yami hebt leicht seinen Kopf und lächelt mich warm an. „Nicht weinen, Aibou“ Verdutzt blicke ich ihn an. Aibou? Partner? Wie kommt er darauf? Das nächste, was ich spüre, sind seine weichen Lippen auf meiner Wange. WAS??? Er küsst mir die Wange, aber warum? Nicht, dass ich es als unangenehm empfinde, im Gegenteil, wenn die Berührung schon DORT sich wunderbar anfühlt, wie fühlt sie sich dann erst...... YUGI! Spinn dich aus, was denkst du da nur? Auch ihm scheint das leicht peinlich zu sein, nach der verhaltenen Röte auf seinen Wangen zu schließen. „Wusstest du, dass du mir sehr, sehr geholfen hast?“, platze ich heraus, verzweifelt auf der Suche nach einem unverfänglichen Thema. You are the strength that keeps me walking You are the hope that keeps me trusting You are the life to my soul You are my purpose you are everything „Nein, wobei denn?“ „Du bist für mich da gewesen, als ich im Koma lag, du hast mit mir geredet und mich beschworen nicht zu gehen, bei...dir zu bleiben.“ Meine Stimme wird immer leiser hin zum Schluss. Seine Augen weiten sich etwas. „Wirklich, du hast mich gehört?“ „Natürlich und das hat mich bestärkt wieder zurück zu kehren.“ Ein erleichtertes Seufzen entfleucht seinen Lippen. „Wenigstens eine Sache, die ich richtig gemacht habe. ES gibt aber auch Dinge, auf die ich nicht so stolz bin.“ Seine Augen werden dunkel und verschlossen. Ich weiß nicht genau, wie ich ihm helfen soll diese Last abzuwerfen. Dass was er mir erzählen will oder sogar MUSS belastet ihn anscheinend. „Yami“, sage ich nur und nehme sanft seine Hand als Zeichen meiner Unterstützung. „Yugi, ich erzähle dir alles, was du wissen willst, aber ich warne dich gleich vor, es ist keine schöne Geschichte und sie präsentiert eine Seite von mir, auf die ich nicht stolz bin, die ich am liebsten vergessen würde.“ „Ich will die WAHRHEIT hören, Yami.“ Ich betone das Wort „Wahrheit“ extrem laut, damit er keinen Zweifel an meinem Entschluss aufkommen lassen kann. „Gut. Ich glaube ich fange am Anfang an. Meine Mutter.....starb.....als ich noch ganz klein war. Sei starb an einer unheilbaren Krankheit, hier, in diesem Krankenhaus.“ Seine Stimme setzt kurz aus. „Mein Vater“, fährt er fort, nachdem er sich gesammelt hat, „hing sehr an meiner Mutter. Er hat sie mehr geliebt als alles andere, aber Liebe KANN keine Wunder vollbringen.“ Dieser emotionslose, verbitterte Satz jagt mir eine Gänsehaut ein. Er spiegelt seine Einstellung zu der Liebe wieder. Doch wie kann man nur eine solche überhaupt haben? Ich glaube, ich muss mich bei Yami revanchieren und ihm zeigen, was LIEBE wirklich bedeutet, genauso, wie er mir meine Fröhlichkeit wieder gegeben hat. „Er konnte dann hier nicht mehr leben, hatte hier keinen Antrieb mehr. Er verlor seinen Job und wir mussten umziehen, damit mein Vater sich woanders einen Job suchen konnte. Die Suche blieb erfolglos, er blieb arbeitslos. Aus Frust fing er zu trinken an, versoff all unser Erspartes und brachte uns an den Bettelstab. Mein Vater war früher die Sanftmut in Person, doch der Alkohol hat ihn verwandelt, wie jeden Alkoholiker. Er wurde aggressiv und schlug mich oft. Ich konnte die blauen Flecke schon gar nicht mehr zählen, die er mir beschert hat. Irgendwann, ich glaube ich war 14, reichte es mir und ich haute ab, auf die Straße. Du kannst dir nicht vorstellen, wie folgenschwer dieser Entschluss für mich war. Gut wir lebten damals in einer Bruchbude, die man nur schwer als Wohnung bezeichnen konnte, doch keine Vergleich zur Straße. Dort musst du ums überleben kämpfen, hast keine Freunde nur Feinde. Du musst sogar die Sachen verteidigen, die du am Leib hast. Ich war damals nicht hart genug für die Straße und musste hungern, keiner hat mir geholfen. Nach 2 Wochen war ich so ausgehungert und hoffnungslos, dass ich mich einfach hinlegte und mich meinem Schicksal überließ. Ich sah keinen anderen Weg mehr, das Leben hatte keinen Sinn mehr für mich. Keine Menschen, die sich um mich sorgten, keine Zuneigung. Sterben war für mich damals einfach ein neuer Sinn, eine Aufgabe für mich. Die Bewusstlosigkeit, die mich dann überfiel, war ein willkommenes Geschenk, denn ich wollte zwar sterben, hatte aber viel zu große Angst davor. Ich wollte es nicht bewusst mitkriegen. Am nächsten Morgen wachte ich aber in einer fremden Wohnung auf. Es ist komisch, mit dem Leben abgeschlossen zu haben und dann doch wieder hineingerissen zu werden.“ Wie Recht du hast! Doch ich spreche diesen Gedanken nicht laut aus, will ihn nicht unterbrechen. „Ich war zutiefst verwirrt, ich wusste nicht wo ich war. Bis auf einmal ein Mann eintrat und mir erklärte, er habe mich bewusstlos auf der Straße aufgelesen und mich mitgenommen. Der Mann war.....Thunder. Damit begann alles. Thunder nahm mich bei sich auf, gab mir ein Dach über dem Kopf und Nahrung. Er „erzog“ mich, behandelte mich wie seinen kleinen Bruder. Aber sagen wir es so, diese sogenannte „Erziehung“ trug nicht gerade dazu bei, dass ich mich zu einem normalen Teenager entwickelte, wie andere Jugendliche meines Alters. Ich wurde mit dem „Untergrund“ vertraut, der Drogenszene. Ich nahm zwar nie selber welche, aber das hieß nicht, dass ich damit nicht handelte. Thunder bildete mich schnell zum Drogenhändler aus, nahm mich auf jeden erdenklichen Deal mit, egal wie wichtig er war. Das hätte für ihn schnell zum Risiko werden könne, ich hätte Deals platzen lassen können, doch es geschah nie etwas. Ich lernte die Welt aus einem anderen Blickwinkel kennen. Lernte wie man die Bedürfnisse der Menschen gebrauchen konnte, um sie gefügig zu machen. Ich wurde kalt, hart und unnahbar, hatte niemand anderen mehr im Sinn als ich, meine ganzen Handlungen reichten zu meinem Vorteil. Ein soziales Leben, ein Miteinander, kannte ich nicht, hatte ich nie kennen gelernt. Mir gefiel mein Leben, wenn einem das auch nur gefallen könnte, aber ich hatte nichts dagegen einzuwenden. Bis zu jenem Tag......“ Er ist aufgestanden und zum Fenster gegangen. Seine Hände liegen geballt auf dem Fensterbrett. Ich kann nur seinen Nacken sehen, sein Kopf liegt auf seiner Brust. „Ich leitete einen großen Deal. Koks, LSD und eine neu entwickelte Droge, Waren im Wert von über 50 000 000 $. Doch es lief etwas schief. Unser Vertragspartner richtete seine Waffe auf mich und verweigerte mir die Waren, weil er glaubte, wir würde ihm Blüten unterjubeln wollen. Ich weiß nicht warum ich es getan habe, aber ich habe Hiros Waffe genommen und ihn erschossen.“ Das..... Ich bin unfähig klar zu denken, unfähig auch nur zu reagieren. Mit allem hatte ich gerechnet, doch nicht mit DEM HIER, mit solch einem Geständnis. „Ich stand wie versteinert da und starrte auf die Waffe in meinen Händen. Die Anderen reagierten blitzschnell, sie griffen sich die Ware und verschwanden. Ich rannte ihnen hinter her, rannte bis ich nicht mehr konnte. Thunder war extrem zufrieden mit mir, nicht nur dass er sich so viel Geld gespart hatte, nein er befand mich nun auch endlich für ein vollwertiges Bandenmitglied, seine „Erziehung“ hat seiner Meinung nach gefruchtet. Er erhob mich zur Nummer 2 der Gang und man gab mir meinen Bandnamen, als Zeichen meines Status. „Cold“! Weil ich so kaltblutig reagiert hatte. Ich bat Thunder danach um eine Ruhepause, etwas Zeit für mich. Ich musste nachdenken, musste das alles erst einmal verarbeiten. Ich kam damit nicht klar, es hatte meine Überzeugungen erschüttert. Ich hatte erkannt, wie kurz das leben ist und ich will es nicht DAMIT verbringen. Mir wurde klar, was die Mitgliedschaft bedeutete. Und als ich hier herzog wurde ich mit vielen Drogenabhängigen, die in meinem Viertel lebten konfrontiert. Ich sah, was die Drogen mit Menschen anstellten, wie sie sie zerstörten. Ab da stand mein Entschluss fest, mit dem Ganzen aufzuhören. Doch Thunder fand mich schneller als erwartet. Er kam letztens in den Club um mir mitzuteilen, wie mein nächster Auftrag aussehen sollte. Ich lehnte ab und teilte ihm auch meine Absicht mit auszusteigen. Er wollte aber nicht, wurde sogar so zornig, dass er SEINE Waffe auf mich richtete und dachte er könnte mich zwingen meine Entscheidung rückgängig zu machen. Den Rest kennst du ja, Yugi.“ Er dreht sich zu mir um. Ich sehe Tränen, die seine Wangen hinunter laufen. Reue und Verzweiflung kämpfen in ihm. „Yugi, ich wollte das alles nicht. Ich wollte nie einen Menschen.......umbringen.“ Er hadert mit dem Wort. „Es war ein Kurzschluss, ich konnte nicht klar denken. Yugi, glaube mir, das ist nicht mein Charakter. Ich kann keinem Menschen weh tun.“ „Glaube mir, Yugi.“ Sein Tonfall ist beschwörend. Ich weiß gar nichts mehr, kann keine Entscheidung treffen. Ich jetzt zutiefst verwirrt und das Einzige was ich sehe, sind seine Augen, die mich um Vergebung und Verständnis anflehen. Können diese Augen lügen? Kann ich ihm glauben? ****Yami****** Gespannt blicke ich Yugi an. Warte auf eine Reaktion seinerseits. Doch er hatte einfach nur seine Augen geschlossen. Was er wohl jetzt von mir denken mag? Ich hatte ihm alles geschildert, hatte ihm mein krankes Leben offenbart. Für mich war diese ein riesiger Schritt. Bisher hatte ich das niemanden erzählt, der einzige, der dies alles auch wusste war Thunder. Aber aus anderen Gründen. Langsam öffnet Yugi seine Augen. Das klare Violett seiner Augen schlägt mich total in seinen Bann. Mein Gott wie konnte ich mir auch nur anmaßen Yugi mit meinen Problemen zu belasten. Wie konnte ich nicht? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich ihm gerade noch etwas mehr von seiner noch kaum verbliebenen Kindheit genommen habe. Yugi musste auch schnell erwachsen werden. Von Joey wusste ich wie Yugi früher war. Ein kleiner, unbekümmerter Teenager, dem das Wohl der anderer mehr am Herzen lag, als sein eigenes. Gut die letzte Eigenschaft hatte er behalten, aber das andere.... Yugi musste auf einen Schlag allein klarkommen. Die harte Realität war am Anfang zu viel für ihn. Joey hatte mir außerdem erzählt, dass ich Yugi etwas verändert hätte. Zum Positiven. Und ich Volltrottel musste das nun wieder kaputt machen. Schweigend stehe ich da und blicke weiterhin in seine Augen. Mir ist es so verdammt wichtig, dass er mir glaubt, mir vertraut. Er MUSSTE einfach die Wahrheit wissen, keine Halbwahrheit, keine Lügen. „Yami“, höre ich ihn leise murmeln. „Yami, kannst du mich etwas allein lassen, ich muss nachdenken. Nimm es mir nicht krumm, aber du hast mir ja doch einen wirklichen Brocken vor die Füße geworfen. Ich muss das erst verarbeiten.“ Ich brauche all meine Selbstbeherrschung um nicht irgendetwas von meinem Schmerz zu zeigen. Yugis Antwort ist wie ein Messerstich in mein Herz. „Klar, Yugi. Ich komme dann heut Abend noch einmal“, entgegne ich mit einem, wie ich hoffe, unbekümmerten Ton. Er lächelt sanft. „Ich freue mich darauf.“ Fluchtartig drehe ich mich um und verlasse das Zimmer. Nur raus, weg von ihm. Ich kann nicht mehr, die einzige Person, von der ich mir Verständnis wünsche und sie gibt sie mir nicht. Während ich im Aufzug stehe blitzt wieder Yugis Lächeln vor mir auf und sein letzter Satz. “Ich freue mich darauf.“ Hat er das nur gesagt, um höflich zu sein, oder weil er es ernst meint? Die Hände tief in meinen Jackentaschen vergraben, stapfe ich aus dem Krankenhaus. Meine Gedanken kreisen weiter unablässig um Yugi. Ich brauche dich. Cause you´re all that I want You´re all that I need You´re everything, everything You´re all that I want You´re all that I need You´re everything, everything You´re all that I want You´re all that I need You´re everything, everything You´re all that I want You´re all that I need You´re everything, everything Gerade von dir hatte ich mir eine andere Reaktion erwartet. Du, der du schon immer das Wohl anderer über dein eigenes gestellt hattest. Meine Güte, wie vermessen von mir. DESWEGEN liegt Yugi überhaupt im Krankenhaus, weil er mein Wohl über seins gestellt hat. Aber warum kann er mir in dieser Situation nicht helfen? Mir ist es schwer gefallen, alles noch ein Mal zu durchleben. Diese Hilflosigkeit, dieser Schmerz. Wie gern hätte ich jetzt Zuspruch erfahren wollen, wie gern einfach die Absolution. Dieser „Mord“ den ich begangen hatte, noch immer lässt mich dieser Schrei nicht los, ein Schrei im Angesicht des Todes. Schaudernd schließe ich die Augen. Ich bin im Park. Keine Ahnung wie ich hierher gekommen bin. Schwerfällig lasse ich mich auf einer Bank nieder und stütze meinen Kopf auf meinen Händen ab. Wie kann ich Yugi nur je wieder unter die Augen treten? Er wird mich jetzt wohl nicht mehr sehen wollen, es sei denn aus Höflichkeit. Und das WILL ich nicht. Ich will dass Yugi meine Gegenwart genießt wie ich seine genieße. Ich genieße jede Sekunde in der Gegenwart dieses Jungen. Seine Offenheit, die er nach und nach zurück gewonnen hat, diese Fähigkeit auch Offenheit in anderen Menschen zu wecken, warum sonst habe ich es ihm denn erzählt? Aber auch seine Unschuld. Seine empathischen Fähigkeiten. Bei Yugi habe ich immer das Gefühl, er versteht mich, bis auf jetzt.... Das verwirrt mich am meisten. Kann ich ihm es denn verdenken? Wie würde ich mich fühlen, wenn er mir so etwas präsentiert? Wahrscheinlich genauso. Ich bräuchte etwas Zeit. Endlich verstehe ich auch ihn, ich bin zu voreilig, zu versessen. Ich verlange von Yugi Vertrauen, aber selbst scheine ich gerade mein komplettes Vertrauen in Yugi zu verlieren. Ich glaube jetzt an ihn. Er bedeutet mir zuviel, als das ich jetzt durch meine eigene Dummheit und Ungeduld mein Verhältnis zu meinem kleinen „Aibou“ kaputt machen könnte. Ja, Aibou. Mein kleiner Aibou. Ich hieve mich auf und mache mich richtig heimwärts auf. Schließlich will ich nicht noch einmal so vor Yugi treten. Ich muss schrecklich aussehen. Zu meiner Verteidigung muss ich aber sagen, dass Aibou nicht ganz unschuldig an meinem Aussehen ist. Schließlich habe ich wegen ihm die letzen beiden Tage nicht richtig geschlafen. Energisch trete ich auf. Ich sollte mich beeilen, nicht schon wieder meine Zeit vertrödeln. 10 Minuten später steh ich vor dem Gebäudekomplex, in dem ich wohne. Ich schließe die Haupttür auf und gehe die Stufen in den dritten Stock hinauf. Ich drehe mich nach links und starre kurz meine Haustür an. An ihr ist ein Zettel gepinnt. Wer mag das wohl gewesen sein? Der Paketdienst? Aber halt, ich habe doch gar nichts bestellt. Neugierig trete ich näher und lese ihn. Beim Lesen sickert alle neu gewonnene Zuversicht, dich ich mir gerade mühevoll angeeignet habe aus mir heraus und hinterlässt nur wieder Zweifel und Angst. Ich erkenne Thunders Handschrift. Es ist NOCH nicht vorbei, Cold. Pass auf dich auf, ist nur ein gutgemeinter Ratschlag, pass auf alles auf, dass dir wichtig ist. Verdammt genau das was ich befürchtet habe. Die Jagd hatte begonnen. Doch was meint er mit „alles, was dir wichtig ist“? ****Thunder POV**** „Hiro, sag Hatsuno und Takemi, sie sollen zu mir kommen.“ Ich ließ mich schwer in meinen bequemen Ledersessel fallen. Den schweren Mantel über meinem Arm lasse ich einfach fallen. „Boss, Sie sind wieder da!“ Diesen schleimigen Tonfall würde ich überall erkennen. „Natürlich, Shino. Wäre ich sonst hier?“, entgegne ich schroff und würde ihn am liebsten meine Faust ins Gesicht rammen. Diese kleine Aas, überall taucht er auf und belagert mich mit unsinnigen Scheiß. Ich frage mich schon immer, warum ich ihn nicht einfach ruhig stelle. Ich zucke mit den Schultern, wahrscheinlich ist mir die Kugel zu schade. Schwere Schritte hallen von dem Marmorboden wieder. Kalt lächelnd schaue ich nach oben in die Gesichter meiner beiden „Vertuschungsspezialisten“. „Und, Jungs, ist alles glatt gelaufen?“ „Boss, für was halten Sie uns? Natürlich ist alles glatt gelaufen.“ Takemi erwidert mein Grinsen verschlagen. „Boss, die Polizei hat sich kein bisschen verändert. Die haben sogar noch die gleichen Wachen für die Asservatenkammer. Aber erzählen sie uns doch, wie Sie so schnell frei kommen konnten?“, fügt Hatsuno noch an. „Tja, Hatsuno, mit Geld kann man extrem viel machen, doch noch besser als Geld wirkt manchmal einfach die Täuschung. Sie haben mir Colds Anschuldigungen und Aussage vorgetragen und ich habe sie logischerweise abgelehnt. Der Haftbefehl gegen mich kam ja erst durch die bei mir gefundene Waffe zustande. Ich hoffe ihr habt den Schuldigen gefunden, der sie nicht entsorgt hat?“ Stirnrunzelnd hebe ich eine Augenbraue. „Alles erledigt, Boss.“ Ich nicke zufrieden. „Gut. Danach habe ich verlangt, die Waffe zu sehen um sie identifizieren zu können und mich gegebenenfalls zu verteidigen und diesen Volltrotteln ist dann aufgefallen, dass ihnen ihr Hauptbeweis abhanden gekommen ist. Sie mussten mich gehen lassen. Und jetzt werde ich all meine Energie auf meine Rache an Cold verwenden, für Verräter habe ich absolut nichts übrig.“ Beide lachen laut auf, als ich ihnen das offenbare. „Boss, was haben Sie denn vor?“ „Einen Anfang habe ich schon gemacht! Ich habe den kleinen Yugi besucht und ihm meine Version der Geschichte präsentiert, die gleiche wie ich sie bei der Polizei zu Protokoll gegeben habe.“ Mir schießt wieder das Bild von dem kleinen Yugi in Gedanken. Er sah so zerbrechlich aus, so zart. Eine Haut wie Elfenbein und so klare, feine Gesichtszüge. Wie gern würde ich diese Züge anders sehen, von Schmerz und erfüllt und gedemütigt. Plötzlich kommt mir die perfekte Rache für Cold in den Sinn. Cold scheint ja ziemlich an dem Kleinen zu hängen. Also kann ich das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. Ich möchte zu gern wissen, wie Yugi ist. Er sieht Yami zum Verwechseln ähnlich, mal sehen ob das auf alle Bereiche zutrifft. Mein Lachen wird von den Wänden wiedergeworfen. Cold würde lernen, dass es nicht gut war, sich mit MIR anzulegen. ***Yugis Pov**** Er ist gegangen und alles was mir bleibt sind seine Worte. Sie berühren mein Herz, das fast hysterisch gegen meine Rippen kloppt, als würde es aus seinem Rippengerüst ausbrechen wollen und zu Yami rennen. Aibou? Warum hat er mich so genannt? Was bedeutet das nur alles und was ist das nur für eine Vergangenheit? So etwas kenne ich nur aus Filmen. Habe nie gedacht, dass das auch wirklich in einem realen Leben passieren kann. Und Yami ist so liebenswürdig, man sieht ihm diese finstere Erinnerung kaum mehr an. Ich hätte es nie bemerkt, wenn nicht alles zum anderen gekommen wäre. Aber kann ich damit leben? Mit dem Wissen? Er hat jemanden kaltblütig umgebracht? Das Leben hat er einfach so genommen von einem fremden Menschen – der vermutlich auch Yami umgebracht hätte, wenn Yami nicht… Oh Gott….ich hätte Yami nie kennen gelernt, wenn er… Immer wieder schüttle ich mich und will meine Eingebungen unterdrücken, die scharfen, konturlosen Bilder die ich heraufbeschwöre, seit Yami gegangen ist. Ich muss zittern bei dem Gedanken, dass er eine Waffe in den Händen gehalten hat. Seine Finger die eine Waffe gehalten haben…die einfach abgedrückt haben. Ich weiß nicht wie ich mich nun verhalten soll. Das alles ist zuviel, einfach zuviel für mich. Mit so etwas rechnet man doch nicht und nun wo er mir die Wahrheit gebeichtet hat, liegt alles noch schlimmer auf meiner Seele. Denn ich kann es nicht nachvollziehen…wie konnte er nur? Ich habe verstanden, was er mir gesagt hat, seine Erklärungen und dass er es nicht gewollt hat, dass es aber keinen anderen Ausweg gegeben hat. Ich bin zum anderen froh, DASS ihm nichts passiert ist. Wie kann ich so denken? Ich bin froh, dass er lebt und ein anderer aus dem Grund umgekommen ist? Wie kann ich so leichtfertig sein? So unbesonnen? Liegt das an Yami? Er bedeutet mir sehr viel, aber ob ich ihm verzeihen kann? Kann ich es wirklich? Ich habe seinen Blick in Erinnerung…diesen flehenden Blick. Die Augen so voller Reue. Er tut mir leid, er tut mir so leid! Er musste damit all die Jahre leben, mit einer Kindheit, die ich mir nicht mal vorstellen möchte. Es muss schlimm gewesen sein. Schlimm ist vielleicht gar nicht der richtige Ausdruck dafür, doch ich kann nicht anders…egal was er getan hat, er bereut es. Kann ich so jemanden böse sein, könnte ich ihn deshalb einfach so links liegen lassen? Das ist doch nicht meine Art. Er würde so was nie wieder tun, er hat sich geändert. Er hat doch selbst gesagt, dass es eine Kurzschlussreaktion gewesen ist. Er konnte eben nicht anders! Ich hätte an seiner Seite sicherlich auch so gehandelt? Moment! Will ich mir das nur schön reden? Den Mord hat er nun mal begangen, auch wenn es schon sehr lange her ist. Er hat doch jemanden getötet, wiederhole ich mich beängstigend. Argh! Das ist nicht zum Aushalten, wie kann ich mich nun ihm gegenüber nur verhalten? Ich habe ihm gesagt, ich müsste darüber nachdenken…aber ich komme zu keinem klaren Ergebnis. Ich will ihn ja auch nicht verlieren. Das würde nicht funktionieren. Er ist mir doch so wichtig… Ach Yami. Wieso nur? Wieso hast du ihn nur erschossen? An deinen Händen klebt das Blut eines anderen…und doch kann ich dir nicht böse sein. Ich kann es einfach nicht. Ich kann keine Wut zeigen, ich kann dich nicht mehr aus meiner Seele verdrängen, du nimmst einen viel zu großen Platz darin ein. Es wäre nicht fair, dich deshalb zu meiden, nur wegen…diesem… Ich merke wie mir eine Gänsehaut über den Arm kriecht. Ich falle tiefer in das weiche Kissen hinein und höre meinem Herzschlag zu, der ganz normal im Takt hüpft. Ich starre zur Decke. Meine Gedanken sind noch immer wirr und rasen quer durch meinen Kopf. Doch wir haben uns gefunden, Yami. Und ich will dich nie wieder verlieren. Ich muss einfach damit umgehen…ich muss es einfach, weil ich dich nun kenne! Du bist anders geworden, du würdest doch heute niemanden mehr wehtun können. Deine Seele hat sich verändert, du bist nicht mehr dem Namen „Cold“ würdig. Nein…du bist mein Yami. Nur Yami! Du bist nicht mehr kalt, du bist warm…warm und hast viel Liebe in dir. Es tut dir alles leid, das weiß ich. Das habe ich in deinen Augen gesehen. Ja ich kann dir vergeben für diese Tat. Meine Hand fährt zittrig über meinen Oberkörper, spüre die Elektroden auf meiner Brust, doch ich spüre auch unter meiner Handfläche mein Herz…ich erhöhe meinen Handdruck und muss lächeln. Ja Yami….ich glaube ich kann damit umgehen. Denn ich habe dich gefunden, mein Leben hat doch erst begonnen, seit ich dich kenne. Und was immer du getan hast, das bist du nun nicht mehr. Ich habe dich endlich gefunden, Yami und nur wegen dieser Kurzschlussreaktion lasse ich dich nicht fallen!!! Niemals… Und doch entkommen meinen Augen Tränen…ich weiß nicht was sie zu bedeuten haben. Bin ich froh dass ich so entschieden habe oder bedeuten diese Tränen etwa…? [to be continued] ***** Anmerkung von dem Honeyteam ^__^ : Big Sorry, dass das neue Kap solange auf sich hat Warten lassen. Wir hoffen trotzdem, dass ihr uns erhalten bleibt. Wir freuen uns auf eure Kommis. Besondere Widmung: Phoebe_chan *danke für deine Pics *dich knuddelz* Bis zum nächsten Teil Eingefügter Songtext: Lifehouse - Everything. Kapitel 16: ~Than you look at me and I always see what I’ve been searching for…~ -------------------------------------------------------------------------------- Reue? Reue, dass ich mich so entschieden habe? Ihn nicht hassen kann? Doch wofür hassen? Damals wussten wir noch nicht einmal von der Existenz des Anderen. Und doch.......ist es als hätte ich nur auf dich gewartet. Als hätte mich meine Leben auf genau DIESEN Menschen vorbereitet. Verdammt ich bin doch kein Kind mehr. Ich arbeite in dem zwielichtigsten Club der Stadt und mache mir noch groß Gedanken über einen Menschen....... Ich stoppe erschreckt. Was IST nur aus mir geworden? Bin ich schon ...... nein das kann nicht sein, ich bin garantiert nicht kaltblütig. Im Gegenteil, seit fast 2 Stunden liege ich hier und mache mir Gedanken, ob ich Yami noch einmal unter die Augen treten kann, oder er mir. Aber ich habe mich nun dafür entschieden und es gibt kein Zurück mehr. Aber ich muss ihm helfen. Das steht für mich fest. Ich muss ihm helfen, sich endgültig von Thunder zu lösen. Irgendwie ein komisches Gefühl. Vor 3 Tagen war ich es noch selber, der am dringendsten Hilfe benötigt hatte und jetzt.....jetzt mache ich mir über einen Anderen Gedanken. Aber durch diese Gedanken habe ich endlich, nach soooo langer Zeit wieder das Gefühl mein Leben in der Hand zu haben, mich nicht von meinem Leben unterkriegen zu lassen. Das war es doch was Großvater zu mir gesagt hatte „Er braucht dich jetzt.“ Wie recht er mal wieder hatte, doch wann hatte mein Großvater auch nicht recht? Traurig lächelnd denke ich noch mal ohne die sonstige Verbitterung über meinen Großvater nach. Ja er fehlt mir, doch das Leben MUSS weitergehen. Joey hat das immer zu mir gesagt. Siedend heiß fällt mir ein, dass ich ihn noch anrufen muss. Ich drehe mich leicht auf die Seite und angele nach dem Telefonhörer. Schnell wähle ich Joeys Nummer. Nach dem 5. Klingeln ist noch immer kein Lebenszeichen am anderen Ende zu hören, doch aus Gewohnheit lasse ich es weiter klingeln. Manchmal hört Joey das Telefon einfach nicht. „Wheeler“, meldet er sich atemlos. „Hast du mal wieder das Klingeln überhört?“, sage ich verschmitzt. Joey stöhnt gespielt. „Mann Alter musst du mich auch immer so hetzen?“ „Klar, Mann, sonst wirst du noch fett, wenn du dich so wenig bewegst“, ziehe ich ihn weiter auf. „Hey, ich bin nicht fett.“ „Ja, aber nur weil ich mich so „rührend“ um dich kümmere, verstanden?“ Joey lacht auf. „Klar Alter, bin dir auch echt dankbar dafür. Mit dir kann einem einfach nicht langweilig werden. Jetzt mal Spaß beiseite. Wie geht es dir?“ Ich kann echte Besorgnis aus seiner Stimme hören. „Mir geht es besser, viel besser Joey. Der Arzt sagt, dass sie mich wahrscheinlich am Ende der Woche entlassen. Aber klar immer unter der Bedingung, dass ich einmal die Woche hier zum Check-up komme. Sie müssen mich aus Platzmangel entlassen, hat er gesagt. Doch was meckere ich, dass ist genau das was ich will.“ Ich muss grinsen. „Das freut mich.“ „Joey......“ Ich stocke kurz. Das was ich sagen muss, ist so schwer zu formulieren. „Joey, ich danke dir. Ich danke dir für ALLES. Du hast immer an meiner Seite gestanden, egal was ich verbrochen hatte, egal was ich verbockt habe. Wie ein Fels in der Brandung. Und ich danke dir dafür.“ Ich hoffe, dass sich meine Stimme nicht so weinerlich anhört, wie sie sich für mich anhört. Am liebsten wünschte ich, ich hätte ihm das ins Gesicht gesagt, doch dann hätte ich wahrscheinlich den Mut dafür nicht aufgebracht. SO stark bin ich nun auch nicht. „Yugi, hör mal, das ist doch keine Ursache. Ich bin dein Freund und ich stehe hinter dir, egal was du machst. Du brauchst nur um einen Gefallen bitten und wenn es sich machen lässt erfülle ich ihn dir.“ Joey hört sich aber auch extrem gerührt an in meinen Ohren. „Danke Joey, ich weiß das zu schätzen. Ich muss Schluss machen, ein Arzt kommt grad zur Visite.“ „Klar Alter, melde dich wieder, klar?“ „Geht klar.“ Lächelnd lege ich auf und lasse nun diese bescheuerte Visite über mich ergehen. Gelassen und entspannt liege ich in meinen Kissen und warte. Meine Güte, wann höre ich wohl mal dieses „Auf-.Yami-Warten“ auf? Wahrscheinlich nie so wie ich mich kenne. Jedoch weiß ich sicher wann er kommt. In 5 Minuten wollte er hier sein. Wieder und wieder kreisen meine Gedanken um Yami. Mein Gott, gibt es diese Zweifel serienmäßig? Aber ich frage mich wirklich, ob dieser Entschluss nicht aus anderen Gründen entsprungen ist. Um der Etikette zu entgehen. Ich weiß es nicht. Im Grunde.......ist mir sowieso alles egal. Mit der Zeit bin ich unempfindlich für die Worte anderer Leute geworden. Die Beschimpfungen, Hänseleien, Tuscheleien....mir sind sie einerlei. Die einzigen Menschen, deren Meinung mir wirklich wichtig sind, sind Joey....und Yami. Mir fällt es nicht schwer mir das einzugestehen, jedoch ist es unerwartet. Ich kenne Yami erst seit 2 oder 3 Wochen und trotzdem hat er schon einen festen Platz in meinem Herzen. Verdammt, wann ölen die endlich diese vermaledeite Türe? Schon zum bestimmt hundertsten Male reißt sie mich aus meinen Gedankengängen und wieder ist es eine Schwester, dir mir wieder so ein bescheuertes Medikament unterzujubeln versucht. Ich lächle sie brav an und schlucke das Eckelteil. Was bleibt mir denn auch anderes übrig? Sie wuselt noch kurz in meinem Zimmer umher und werkelt hier und da noch etwas doch dann richtet sie sich endlich auf und verabschiedet sich mit den Worten, dass in einer halben Stunde der Stationsarzt nach mir sehen wird. Grummelnd danke ich ihr. „Huch, verzeihen Sie, ich habe sie zu spät gesehen!“ Diese Stimme-? Schnell wende ich meinem Kopf zur Türe und sehe gerade, wie die Krankenschwester sich leicht verbeugt und einen Entschuldigungsschwall auf meinen Besucher niederprasseln lässt. Da steht doch wahrhaftig Yami in der Tür, verbeugt sich seinerseits und tut die Entschuldigungen mit einem Handstreich ab. Mein Herz hämmert freudig in meinem Brustkorb und meine Atmung beschleunigt sich etwas. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen. Vorsichtig und darauf bedacht der Türe keine Geräusche zu entlocken, schließt Yami die Türe und kommt zu mir. Unschlüssig bleibt er vor dem Bett stehen. „Hey“, bringe ich schüchtern heraus und könnte mich dafür ohrfeigen. Immer wieder lästere ich, dass die Leute in den diversen Dailysoaps und Fernsehserien, immer wenn sie verlegen sind, ein gehauchtes „Hey“ herausbringen, und jetzt.....mach ich es selber nicht besser. „Hey. Wie geht es dir?“ Mit einem Ruck zieht er einen der Plastikstühle ans Bett und setzt sich. Ich hatte zwar erwartet, dass er sich zu mir ans Bett setzt, aber gut von mir aus, so geht’s auch. „Ach passt schon. Ich komme Ende der Woche eh hier raus. Das Krankenhaus ist überfüllt und sie entlassen, die weniger akuten Fälle.“ „Aber du BIST doch akut. Himmel, die haben dir vor 4 Tagen eine Kugel entfernt.“ Die Entrüstung spricht aus seiner Stimme und seine Augenbrauen sind in die Höhe gezogen. Versöhnend lächle ich ihn an. „Stimmt, aber das heißt nicht, ich wäre deswegen akut. Ich bin außer Lebensgefahr und mir geht’s soweit wirklich gut. Außerdem hasse ich Krankenhäuser sowieso und wenn ich ehrlich bin, wenn ich aus der Reichweite dieser Schwestern komme, dann würde ich sogar noch mehr anstellen, als nur das.“ Das entlockt ihm auch ein scheues Lächeln. Was ist denn hier kaputt? Sonst ist er doch auch immer so extrovertiert und hat ständig nen lockeren Spruch auf den Lippen. Die Erkenntnis schlägt auf mich ein, wie ein Donnerschlag. Ihm ist die ganze Sache peinlich. Er ist unsicher, wie ich zu ihm stehe, nach den Offenbarungen, die er mir heute hat zuteil werden lassen. Tja nun ist es an mir, ihm vom Gegenteil zu überzeugen. „Yami, wegen der Sache heut Vormittag...“ „Ich weiß“, unterbricht er mich schnell. „Ich kann es verstehen, wenn du sagst, du willst nichts mehr mit mir zu tun haben. Schließlich hab ich die in diese Lage gebracht, mit mir hast du nur Ärger.“ „Das war eigentlich nicht genau das, was ich sagen wollte.“ Verdutzt sieht er mich an. „Nicht?“ „Nein, Yami. Das wollte ich NICHT sagen. Ich wollte eher sagen, dass ich dir vertraue.“ Ich muss fast lachen, seine Augen weiten sich immer mehr. „Yami, versteh mich. Du HAST zwar schon einen Menschen umgebracht, sei es willentlich oder nicht, aber Yami, das bist doch nicht mehr DU. Du hast dich verändert. Du hast dich um einen verkappten Teenager gekümmert, der verbittert und kratzbürstig war. Du hast diesem Teenager wieder gezeigt, dass das Leben auch seine schönen Seiten hat. Und dafür bin ich dir dankbar.“ „Ja und ich habe diesen Teenager ins Krankenhaus gebracht.“, murmelt er verbittert. „Verdammt Yami, willst du wohl aufhören? Das hatten wir doch schon. Es ist okay, es ist ja nichts großes passiert, außer dass man mir wieder bestätigt hat, WARUM ich Krankenhäuser so hasse. Yami, es war auch nicht deine Schuld, du hast mir ja schließlich nicht gezwungen in diese Kugel zu springen. Das war alles mein Wille und für den kannst du weiß Gott nichts.“ „Aber...“ „Es gibt kein Aber und es gibt auch keine Wenns. Ich vertraue dir. Du hast dich verändert und allein das reicht mir dazu. Ich muss nicht wissen, was noch alles passiert ist, was du mir noch verschweigst. Ich akzeptiere dich so wie du bist. Schließlich hast du das auch bei mir gemacht. Du hast mich auch nicht gefragt, warum ich das Eine oder das Andere mache.“ Kurz flackern meine Gedanken zum Club. Mit meinem Glück bin ich den Job los, aber ich weiß nicht ob ich das wirklich betrauere. Ich sehe in Yamis Augen. Sie füllen sich schon wieder mit Tränen, doch anscheinend versucht er gerade krampfhaft sie zu unterdrücken. Ach Yami. Ich hebe meine Hand und setze mich auf. Nach kurzem Strecken erreicht meine Hand endlich ihr Ziel und sie fährt leicht über Yamis Wange. „Glaubst du mir?“ „Natürlich glaube ich dir. Aber Yugi....es ist noch nicht vorbei, wenn du bei mir bleibst, dann kannst du ernsthaft in Gefahr geraten. Dann könnte ein Krankenhausaufenthalt noch das Mindeste sein, was dir passieren könnte. Verdammt ich will NICHT das dir was geschieht.“ „An deiner Seite habe ich keine Angst vor so etwas. Und ich WERDE dir helfen, da heraus zu kommen. Schließlich war Joey auch mal kein unbeschriebenes Blatt in der Szene. Er hat den Absprung auch geschafft.“ „Du weißt nicht, auf was du dich da einlässt.“, seufzt er und lehnt sich noch ein bisschen mehr in meine Hand. Verschmitzt muss ich lächeln. „Vielleicht nicht. Aber seit wann macht mir das was aus?“ Und endlich...endlich streift ein ehrliches Lächeln seine Lippen. „Keine Ahnung.“ „Genau!“ „Ein, zwei Fragen, hab ich da aber noch.“ Verblüfft sieht Yami mich an, doch ich streichele nur kurz seine Wange. „Woher hast du die Wohnung?“ Er seufzt kurz. „Tja, Yugi das war Thunders alte Wohnung.“ „Alte?“ „Ja, alte Irgendwann stimmte das Geld, und wir zogen um. Thunder behielt aber diese Wohnung, weil sie nah an unserem Stammclub lag.“ Ich nickte. „Achso, und die Sache mit deinen Eltern....als ich das erste Mal bei dir war, hast du mir erzählt, deine Eltern wären in Ägypten.“ Er schmunzelt. „Yugi, komm schon, wenn ich dir erzählt hätte, dass meine Mutter tot und mein Vater ein Säufer ist. Mein Gott Yugi, wir kannten uns 3 Tage und du warst auch nicht gerade umgänglich. Außerdem hab ich nur die halbe Wahrheit gesagt. Meine Eltern waren beide Archäologen. Kurz bevor meine Mutter krank geworden ist, waren sie noch einmal in Ägypten. Ich habe dir also nur die Halbwahrheit erzählt.“ „Yami ich verstehe, ich glaub ich hätte mich umgedreht und wäre gegangen hättest du mir deine Lebensgeschichte damals erzählt, denn ......sagen wir es so, ich war zu der Zeit nicht der sozialste Mensch.“ Das Lächeln will nicht aus seinem Gesicht weichen, es verändert sich lediglich etwas. Wird wärmer. „Yugi, das ist schon ok. Du hast eine schwere Zeit durchgemacht. Da ist man schon mal kratzbürstig. Und außerdem war es für mich......“ Ich schieße diese Türe noch zum Mond. Immer an den unpassendsten Stellen muss diese scheiß Türe aufgehen. Aber die Schwester hat ja angekündigt der Arzt würde bald kommen. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr versichere ich mich, dass es aber noch keine halbe Stunde her ist, seitdem diese Schrulle hier war. Verdammt, was war es für ihn? Yami entzieht sich sofort meiner Hand und springt beflissen auf, um den Arzt zu begrüßen. Ich lasse mich stattdessen wieder in meine Kissen fallen und starre ihn unmutig an. Solch ein Störenfried aber auch. „Huch, Herr Muto, Sie haben aber eine Laune. Aber mal Spaß beiseite, wie geht es Ihnen?“ „Können Sie mir eine Frage beantworten: Liegt das am Krankenhausflair oder daran dass ich hier wie ein Häufchen Elend herum liege, oder warum fragen mich ALLE nach meinem Befinden?“ Der Arzt lacht kurz auf. „Tja wenn sie darauf eine Antwort gefunden haben, verraten Sie sie mir. Aber ich würde mal auf das Krankenhaus tippen. Wissen Sie es ist mein Job sie danach zu fragen.“ „Schon gut, schon gut. Mir geht es gut. Wirklich.“ „Wirken die Schmerzmittel auch?“ „Falls sie diese chemischen Hämmer meinen, die mich laufend schläfrig machen, muss ich diese Frage mit „Ja“ beantworten.“ „Gut. Also Herr Muto, die Lage sieht im Moment so aus. Wir werden sie morgen frühzeitig entlassen müssen, die Bettenlage sieht katastrophal aus. Jedoch........brauchen sie eine Person, die sich um sie die nächste Zeit eingehend kümmert. Sie sind zwar wieder auf dem Damm, das heißt aber nicht, dass noch Spätkomplikationen ausbleiben könnten.“ „Ähm wenn ich kurz unterbrechen darf, muss diese Person eine medizinische Ausbildung oder so etwas in der Art haben?“ Hää? Was meint Yami damit? Lächelnd dreht sich der Arzt zu ihm um. „Aber nein. Für diesen Fall vergibt das Krankenhaus immer eine Art Pieper für den Notfall. Aktiviert man diesen wird sofort ein Krankenwagen geschickt, der sich um den Notfall kümmern muss.“ „Yami, von was redest du?“ Ich sehe ihn mit gerunzelter Stirn an. „Naja, Yugi. ICH könnte das doch für dich machen. Sieh es als Rückzahlung.“ Ich spüre wie mir die Hitze in die Wangen steigt. Das bedeutet....ja was eigentlich? „Eine vortreffliche Idee, wenn ich das sagen darf. Sie kennen den Krankheitszustand von Herrn Muto, das heißt Sie werden nicht nachlässig mit ihm sein. Sie wissen aber, dass das mit vielen Verpflichtungen verbunden ist. Sie dürfen Herr Muto nicht von der Seite weichen und besonders nachts müssen Sie ein Auge auf ihn haben.“ Er zwinkert mir verschwörerisch zu. „Das ist kein Problem, oder Yugi?“ Fragend blickt er mich an. Ich schüttele nur den Kopf, unfähig auch nur ein Wort herauszubringen. Lediglich die Wärme in meinem Gesicht steigt noch weiter an. Ich möchte gar nicht wissen, wie ich aussehen, wahrscheinlich habe ich einen hochroten Kopf. „Gut, da dass geklärt ist, würden Sie dann gleich die erforderlichen Papiere ausfüllen?“ Yami nickt nur und der Arzt zieht die Papiere aus seinem Klemmbrett. Ja sag mal...hat der etwa erwartet, dass Yami dass übernimmt? Wie kommt der da nur drauf? Yami grinst und setzt sich wieder mit den Papieren sich durchlesend. „Während Herr Athem sich mit diesen Papieren beschäftigt, werden wir zwei Hübschen uns jetzt erst mal Ihre Wunde ansehen“, lenkt der Arzt meine Gedanken wieder zu ihm. Vorsichtig setzt er sich neben mich und bindet das Krankenhausleibchen auf, um an meine Brustwunde zu kommen. Sanft drückt er einige Stellen um meine Reflexe zu überprüfen. Schmerzverzerrt zucke ich zusammen. Verdammt das tut weh. Konzentriert wickelt er den Verband auf und besieht sich die Wunde genauer. Der gezackte Wundrand sieht schon weniger knallig rot als beim letzten Mal aus. Anscheinend bessert sie sich von Tag zu Tag. Zufrieden nickend notiert er sich ein paar Kleinigkeiten in meiner Akte und erhebt sich. „Eine Schwester kommt gleich und erneuert Ihnen den Verband. Ich werde jetzt mit meiner Runde weitermachen. Herr Athem, die Papiere übergeben sie dann gleich der Schwester, in Ordnung?“ „Aber natürlich. Ich danke Ihnen für alles.“ „Ich ebenfalls“, hastig besinne ich mich meiner Manieren. „Ist schon gut. Es reicht mir zu sehen, dass Sie genesen, Herr Muto.“ Er verabschiedet sich und verlässt den Raum. „Ist wirklich alles in Ordnung?“ Besorgt blickt Yami von seinen Papieren auf und mustert mich eingehend. Ich sehe, wie auch seine Wangen nun eine leichte Röte zieren. Oha wer wird denn da verlegen sein? Dann sehe ich an mir runter und verstehe ihn augenblicklich. Ich sitze hier mit nichts als einer Decke die Gott sei dank die richtigen Stellen verdeckt, der Rest meines Körpers ist gut sichtbar. Hastig schlage ich die Decke noch etwas höher. „Aber sicher. Du hast doch gehört, der Arzt ist zufrieden. Die Wunde heilt gut.“ Seine Miene hellt sich etwas auf. „Süß“, schießt es mir durch den Kopf. Bitte was? Was denke ich hier nur? „Und was steht in diesen Papieren?“ Schnell versuche ich das Thema zu wechseln. Es gelingt mir. „Ach das sind mehr Formalitäten. Da steht einfach nur, dass ich mich verpflichte diesen Dienst mit vollsten Bewusstsein und mit der angemessenen Sorgfalt auszuführen. Nicht mehr und nicht weniger, ist halt bloß Arztamtssprache, auf gut Japanisch einfach unverständlich.“ Ich kichere. Stimmt, diese Sprache ist echt das Letzte, das habe ich auch bei den Krankenhausaufenthalten meines Großvaters bemerkt. „Danke übrigens. Du lädst dir echt eine Menge wegen mir auf.“ Ich neige meinen Kopf etwas. „Hey, das ist das Mindeste, was ich für dich tun kann.“ Die versprochene Schwester tritt ein und geht sogleich auf Yami zu. „Sind Sie fertig, Herr Atem?“ „Aber natürlich. Sie können die Papiere mitnehmen.“ Freundlich lächelnd übergibt er ihr die vielen Blätter. Sie überprüft kurz die Unterschriften, ob sie auch alle an den passenden Stellen sind und nickt dann. „Danke, Herr Athem. So die Besuchszeit neigt sich dem Ende. Herr Muto bekommt jetzt gleich die benötigten Schlafmittel.“ „Ist in Ordnung, darf ich noch bleiben, bis sie vollends wirken?“ Seine Stimme hört sich fast bettelnd an, wie ein kleines Kind, dass unbedingt etwas haben möchte. „Weil Sie es sind“, lächelt die Schwester charmant. Zufrieden lehnt sich Yami in die Stuhllehne und beobachtet amüsiert, wie die Schwester mich neu verbindet. „Aua.“ „Jetzt seihen Sie nicht so wehleidig, Herr Muto.“ „Ich bin nicht wehleidig...“ Ich halte kurz inne, um die Luft zischend durch meine Vorderzähne zu ziehen. „ Das tut verdammt noch mal weh.“ „Meine Güte, wenn man Ihnen so zuhört, würde man sie als kleines Kind abstempeln.“ Der Humor dieser Person deckt sich augenscheinlich nicht direkt mit meinem eigenen. Sie drückt mir schon wieder ein Wasserglas in die Hand und zwingt mich die nächsten Tabletten runterzuschlucken. Ergeben würge ich sie hinunter. „Herr Ahem, die Besuchszeit endet in etwa einer Viertelstunde, ich rate Ihnen sich dann gleich schon zu verabschieden. Herr Muto braucht ohnehin Ruhe, aber ich denke Sie werden sich eh nicht früher verscheuchen lassen. Ihnen wünsche ich eine gute Nacht, Herr Muto.“ Yami noch einmal anlächelnd geht sie hinaus. Ich kann es nicht fassen. Dieses komplette Krankenhauspersonal ist doch völlig verrückt. Laufend diese Anspielungen,.....das ist ja nicht zum Aushalten. Yami jedoch kommt zu mir herüber und setzt sich endlich an meine Bettkante und streicht mir sanft meine Ponysträhnen aus meinem Gesicht. „Sie hat Recht. Ich werde Joey bitten, dich morgen abzuholen. Ich erwarte euch beide dann bei dir zu Hause. Ich habe ja die Schlüssel.“ Ich nicke nur noch. Die Wirkung setzt tatsächlich rasend schnell ein. Schon merke ich diese Leichtheit, die meinen Verstand einlummelt. Einen klaren Gedanken zu fassen fällt mir unheimlich schwer. „Gute Nacht, Aibou.“ „Stopp warte kurz, warum nennst du mich immer Aibou?“ „Soll ich damit aufhören?“ „Das habe ich nicht gesagt! Ich würde bloß den Grund dafür gerne kennen.“ „Vielleicht weil ich dich gern habe.“ Er beugt sich zu mir herunter und gibt mir ein sanftes Küsschen auf die Stirn. „Und jetzt schlaf, das tut dir gut.“ Ich kann nichts mehr erwidern. Ohne dass ich es will, klappen meine Augen zu und ziehen mich in das Reich meiner Träume. *******Yami****** Unruhig hibbele ich auf Yugis Sofa herum. Mensch, wo bleibt Joey denn? Er ist doch schon vor über einer halben Stunde losgegangen. So weit liegt das Krankenhaus jetzt auch nicht von Yugis Haus weg. Ist doch nur 3 Straßen weg. Vielleicht bin ich einfach auch nur zu aufgeregt. Wahrscheinlich müssen sie noch so lange auf den Arztbrief oder sonstiges warten. Oder hätte ich doch selber gehen sollen? Stopp Yami, jetzt beruhig dich doch mal, Joey hat das sicher im Griff. Außerdem war es doch so ausgemacht, Joey holt Yugi aus dem Krankenhaus ab und ich bereite währenddessen hier alles vor. Seufzend blicke ich mich um und könnte mich selber verfluchen. Was denn vorbereiten? Das Haus geputzt habe ich doch schon, meine Sachen habe ich auch schon bereits gestern hierher gebracht. Jetzt bleibt mir noch die Option: Dumm rumhocken und auf die Beiden warten. Gekocht habe ich auch schon, es ist ja schließlich gleich Mittag. Immer wieder gleitet mein Blick zur Wanduhr, deren gleichmäßiges Ticken, das einzige Geräusch im Raum ist. Die Monotonie geht mir einerseits auf die Nerven, aber es beruhigt mich auch gleichzeitig. Schon wieder der Beweis, dass mein Leben einfach nur kontrovers ist. Wie alles sonst auch. Gegensätze bestimmen glaube ich mein ganzes Tun, aber .... ist das verwunderlich, bei meiner Vergangenheit? Die Türklingel lässt mich endgültig aufschrecken. Verdutzt blicke ich zum hundertsten Mal auf die Uhr. Mein Gott, wie lang habe ich die Uhr jetzt bitteschön gedankenverloren angestarrt? 20 Min? WAASSS? Wie von der Tarantel gestochen sprinte ich zur Tür und reiße sie mit einem Ruck auf. „Meine Güte, Yami. Was machst du denn? Das ist schon das dritte Mal dass ich klingele.“ Joey sieht mich empört und verständnislos an. Yugi hingegen lächelt mich an. Seine Augen liegen sanft auf mir, als ob er wüsste, dass ich mich schon wieder meine Vergangenheit in ihren Bann gezogen hat. Zögerlich erwiedere ich sein Lächeln. „Hey, ich schimpfe mit dir und du hast echt nichts besseres zu tun, als zu lächeln.“ Joey scheint langsam der Geduldsfaden zu reißen. Bevor ich auch nur dazu komme mich zu verteidigen oder auch nur überhaupt den Mund aufzumachen hat Yugi vorsichtig seine Arme gehoben und sie Joey auf den Arm gelegt. „Lass doch Joey, ist doch nicht schlimm. Wie wärs wenn wir einfach reingehen?“ Seine Sanftheit glättet die Wogen und Joey vergisst seinen Ärger sofort. Mein Aibou hat halt ein total schlichtendes Talent. Moment, „mein“? Wie komme ich jetzt auf das mein? „Yami, könntest du mal bitte die Tasche mir abnehmen?“ „Klar“, unterbreche ich meine eigenen Gedanken und greife nach der Tasche. Ich lasse die Beiden an mir vorbei ins Haus und folge ihnen dann gemäßigteren Schrittes. „Ist was Yugi?“ Verwirrt bleibe ich stehen, denn Joey versperrt mir den Weg. Seufzend lasse ich die Tasche fallen und beide betrachten wir Yugi, der irritiert in seinem Hausgang steht. Mit tellergroßen Augen blickt er sich um. „Was hast du gemacht?“, spricht er mich anklagend an. Ich kann die Scham aus seiner Stimme heraushören. Upps, das hatte ich ja total vergessen ihm zu erzählen. So wie ich Yugi kenne, hat er sich den ganzen Weg vom Krankenhaus bis hierher Gedanken gemacht, wie er das Chaos in seinem Haus erklärt. Oder besser wie er uns am Besten die Augen zuhält und dann wahrscheinlich selbst aufräumt. „Ich hab ein wenig aufgeräumt.“, entgegne ich direkt und weiche seinem Blick nicht aus. „Das hättest du nicht tun müssen.“ „Ach ja und wie stellst du dir das vor? Selber sauber machen mit deiner Schussverletztung oder wie sehe ich das?“, antworte ich hart. Das kommt gar nicht in Frage. „So in etwa habe ich mir das vorgestellt, ja“, gibt er patzig zurück. „Spinnst du? Und bei jeder kleinen Anstrengung brichst du zusammen.“ Joey verfolgt verblüfft unseren Wortwechsel. Anscheinend ist solch ein Machtkampf mit Yugi neu, einer der ihm klipp und klar seine Meinung geigt. „Yugi, hergott noch mal, was glaubst du warum ich da bin? Ich habe mich bereit erklärt, dich in nächster Zeit zu entlasten und auf deine Gesundheit zu achten“, erkläre ich ihm versöhnlich. Mir liegt nichts an einem Streit und besonders, wenn er so überflüssig wie dieser hier ist. Das ist doch kein Thema hier ein wenig aufzuräumen. Beschämt senkt er den Kopf. „Ich weiß. Es ist bloß alles......so neu für mich.“ Das kann ich mir vorstellen. Schon einen ganze Weile kämpft er um seine Unabhängigkeit, darum auch auf eigenen Beinen zu stehen und dann kommt jemand und entreißt ihm das Schwert wieder. „Ich weiß, Aibou, es wird schwer, doch GEMEINSAM schaffen wir das, klar?“ Zärtlich wuschele ich ihm durch die Haare. „Genau, Yugi, wir sind für dich da,vergiß das nie“, bringt sich Joey auch endlich in das Gespräch ein. „Danke“, antwortet er kleinlaut. Höchste Zeit, dass ich ihm aus dieser Verlegenheit helfe. „Was haltet ihr davon, wenn ihr gleich mal in die Küche geht und ich bloß noch schnell die Sachen nach oben bringe?“ Erwartungsvoll sehe ich sie an. Joey nickt kurz und zieht Yugi kurzerhand hinter sich her. „Aua Joey, pass doch auf!“ Ich höre Yugi noch den ganzen Gang entlang zetern und ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich beeile mich die Tasche nach oben zu bringen und gehe nun auch in die Küche. Bin gespannt wie ihnen mein Essen schmeckt. Oh mein Gott, OH MEIN GOTT. Nie ich schwöre NIE wieder werde ich mit Joey essen. Meine Güte, hat der nichts anderes zu tun, als immer Faxen zu machen? Ich habe irgendwann das Zählen aufgehört, wie oft ich mich am Essen vershcluckt habe oder mit Mühe und Not mein Trinken runtergebracht habe. Was mir leichte Sorgen bereitet ist Yugi. Er hat kaum was gegessen, an der Unterhaltung hat er sich auch nicht richtig beteiligt. Naja was Yugi nicht gegessen hat, wurde ratziputz von Joey eliminiert. Der frisst ja wie ein Schlott und ist trotzdem gertenschlank, das soll mir einer erklären. Kopfschüttelnd räume ich die Spülmaschine ein. Joey ist mit Yugi in sein Zimmer gegangen, Yugi wollte sich etwas hinlegen. Ich schalte sie an und mache mich dann selbst auf den Weg in Yugis Zimmer. Dort finde ich einen lesenden Joey, der sich in einen von Yugis Duel Monsters- Kataloge vertieft hat und einen tiefschlafenden Yugi vor. Sanft lächelnd trete ich an das Bett und streiche Yugi sanft über die Wange. Es scheint ihn wohl alle sehr angestrengt zu haben. „Er hat sich einfach hingelegt und whupp... nach ein paar Minuten war er schon weg. Scheint noch nicht ganz auf der Höhe zu sein.“ Joey legt den Katalog seufzend weg. „Noch nicht wirklich, aber das wird schon. Außerdem tut ihm der Schlaf gut.“ „Recht hast du. Trifft sich sowieso ich muss eh nach Hause. Bin noch mit meiner Schwester verabredet.“ Grinsend wendet er sich zur Tür. „Danke Joey, danke für alles.“ Dankbar grinse ich ihn an. „Alter kein Prob. Mach ich doch gern und falls du irgendwas brauchst, ruf einfach an, ok?“ „Mach ich“, nehme ich sein Angebot an. Gute Freunde sind wirklich das Kostbarste auf der Welt. Ok das Kostbarste nach der Liebe........ Erneut drehe ich mich zu Yugi um und sehe ihm beim Schlafen zu. Sein Gesicht ist entspannt und sieht friedlich aus. Er strahlt Ruhe aus und ich kann nicht anders, ich gehe zu seinem Bett und lasse mich vorsichtig auf die Bettkante nieder. Gerade will ich meinem Kopf neben seinen legen, als die Türklingel erneut schellt. Grummelnd richte ich mich auf. Immer an den unpassendsten Stellen. Federnd springe ich die Treppe hinunter. Ist wahrscheinlich nur Joey, der wieder irgendwas vergessen hat. Vor seiner Vergesslichkeit hat mich Yugi bereits gestern gewarnt. Gut gelaunt mache ich die Türe schwungvoll auf und starre direkt in eine Pistolenmündung. Meine Gedanken setzen aus und der Schock übermannt mich komplett. Ich nehme nur noch das Geräusch des Abzugs wahr und habe innerlich mich schon darauf vorbereitet, dass dies mein letzter Atemzug sein wird. Warum muss es SO enden? Wenn gerade alles scheint in Ordnung zu sein? Panisch atme ich aus und stoppe abrupt. Wie jetzt? Ein Lachen lässt ich schaudern. „Mein Gott, Cold, was hättest du jetzt gemacht, wenn die Waffe geladen gewesen wäre?“ „Sterben wahrscheinlich“, entgegne ich kurzatmig. Die Frage war doch jetzt total überflüssig. „Was willst du Thunder?“, frage ich den Mann vor mir schroff, nachdem ich mich etwas beruhigt hatte. „Ich wollte dich besuchen. Ich war zuerst bei deiner Wohnung, oder soll ich besser bei meiner Wohnung sagen, doch die Vermieterin sagte mir, dass du die Wohnung gekündigt hättest. Hast du es so eilig, dort wegzukommen.“ Sein süffisantes Grinsen ist einfach widerlich. „Nein, das hatte andere Gründe!“ „Die wären?“ „Ich wüsste nicht, dass dich das was anginge. Du bist nicht mein Vater“, belle ich ihn an. „Nein aber so etwas ähnliches. Wer hat dich wohl großgezogen?“ „Ach bist du darauf auch noch stolz?“ „Klar, sieh doch nur was aus dir geworden ist.“ „Ein Mörder und nichts weiter“, stelle ich klar. Es schmerzt mich, diese Worte auszusprechen, doch ich werde mich nicht mehr vor der Realität verstecken. I take everything from the inside and throw it all away 'Cause I swear for the last time I won't trust myself with you Everything from the inside and just throw it all away 'Cause I swear for the last time I won't trust myself with you!!! „Wohnt hier nicht der kleine Yugi?“, wechselt er schnell das Thema. Er wirft mich schon wieder aus der Bahn. „Und wenn dem so wäre?“ „Dann ist es so. Mein Gott, Cold denkst du immer ich habe nur Hintergedanken?“ Abwartend blickt er mich an. „Würde mich wundern wenn nicht.“ „Ach Cold du bist zu misstrauisch. Und dumm gleichzeitig. Habe ich dir nicht beigebracht, dass du vorher nachsehen sollst, wer draußen steht?“ Kalt sehe ich ihn an. „Was kümmert es mich? Ich pfeife auf deine Belehrungen. Ich führe mein eigenes Leben und du hast daran nichts mehr mitzubestimmen. Es ist aus, klar? Das habe ich dir schon im Club erzählt. Ich wundere mich eh, dass sie dich noch nicht eingebuchtet haben, aber im Grunde kann es mir egal sein. Ich sage es dir EINMAL: Lass mich und vor allem Yugi in RUHE, verstanden?“ „Woah, wird meine Kleiner übermütig. Naja, habe es nicht anders erwartet. Wollte eh bloß kurz nach Yugi sehen!“ Meine Augen verengen sich. „Nein was für ein Pech, er schläft gerade.“ Grinsend wendet er sich ab. „Na dann vielleicht beim nächsten Mal.“ „Es gibt kein nächstes Mal. Du sollst uns in Ruhe lassen.“ „Cold wage es ja nicht mir Vorschriften zu machen. Und pass lieber auf dich und den Kleinen auf, wer weiß schon was passieren wird?“ ER geht dreckig lachend davon und lässt mich wie bedröppelt stehen. Nein was für ein Arschloch und trotzdem läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Was ist wenn...... Stopp Yami jetzt mal nicht schon wieder den Teufel an die Wand, es wird NICHTS passieren. Ich werde auf mich und vor allem auf Yugi aufpassen. Von Thunder lasse ich mich nicht mehr einschüchtern. NIE MEHR! I won't waste myself on you!!! You!!! You!!! (song by Linkin Park - Inside of you) [to be continued] Kapitel 17: Bad dreams are made of these.. ------------------------------------------ ****Yami**** Mit unterdrückter Wut nehme ich die Tür und will sie schon zuschlagen, als mir im letzten Moment einfällt, dass Yugi ja oben schläft. Verdammt ich Idiot, beinahe hätte ich ihn aus seinem so wichtigen Schlaf gerissen. Ich schließe sie also behutsamer und wende mich dann Richtung Treppe. Mit langsamen Schritten, bei denen ich versuche, der alten Holztreppe so wenige Geräusche wie möglich zu entlocken, gehe ich in das obere Stockwerk. Dieses Arschloch! Was will er nur? Und was zum Donner sollen diese kryptischen Bemerkungen? Wenn er oder einer dieser Schmierfinken Yugi auch nur anrühren, dann......... Der Gedanke wird durch Yugis Anblick abgedrängt. Er hat sich zusammengerollt, die Decke mit einer Hand schützend über sich gezogen, die Andere liegt krampfend auf seiner Brust, zerknautscht dort sein T-Shirt. Mit 2 Schritten habe ich das Zimmer durchquert. Angespannt stehe ich vor dem Bett und betrachte Yugi genauer. Kalter Schweiß glänzt auf seiner Stirn und er zittert unkontrolliert. Ohne auch nur wirklich darüber nachzudenken, was ich da eigentlich mache, schlüpfe ich in das Bett und ziehe in aus seiner Lage nahe an mich heran. Ich hoffe, dass ihm vielleicht die Nähe hilft, dass er sich wieder beruhigt. Seine Hand krampft sich in mein T-Shirt und er murmelt unverständliches Zeug. „Ruhig, Yugi. Es ist doch alles in Ordnung, ich bin doch da.“ Ich ziehe ihn noch enger an mich und lege meinen Kopf auf seinen Scheitel ab. Ich spüre sein Zittern, als wäre es mein eigenes. Ich weiß nicht, ob es davon kommt, dass ihm kalt ist, oder ob es die pure Angst ist, die durch einen scheinbaren Alptraum ausgelöst wird. Im Grunde ist es egal, es muss aufhören. Sanft berühren meine Lippen seine Stirn. „Yugi, dir kann nichts passieren, ich passe auf dich auf, komme was wolle.“ „Ist das dein Ernst, Yami?“, dringt eine heisere Stimme an mein Ohr. In meiner Trance habe ich gar nicht bemerkt, wie Yugi aufgewacht ist. „Natürlich Aibou, ich schwöre es dir. Dir passiert nichts mehr solange ich bei dir bin. Das eine Mal hat gereicht.....wegen mir.....“ Noch bevor ich meinen Satz zuende führen kann, habe ich Yugis weichen Finger auf meinen Lippen. „Nicht, Yami! Mach dir keine Vorwürfe. Das habe ich dir doch schon gesagt, du trägst keine Schuld daran. Aber weißt du was, ich wiederhole mich echt ungern!“ Verschmitzt blinzelt er zu mir hoch. Die Bemerkung ist nicht böse gemeint, einfach nur eine Feststellung der Tatsachen. Auch ich muss grinsen. „Ich werde es mir merken, oh mein Gebieter! Fürs erste bitte ich um euer Verzeihen?“ Schelmisch lächele ich ihn an. „Dir sei vergeben.“ Er gähnt herzhaft. „Sag Yugi, von was hast du geträumt? Was hat dir solche Angst bereitet?“ Sorgenvoll blicke ich ihm in die Augen. „Ein ander Mal, Yami. Im Moment kann ich es nicht in Worte fassen, ich glaube nicht einmal, dass ich mir alles in Erinnerung rufen kann, es ist zu verschwommen, zu verworren. Es tut mir leid.“ Geknickt wendet er den Blick nun vollends von mir ab und starrt auf das Fenster. Nachdenklich blicke ich in die entgegengesetzte Richtung, fixiere erneut die Türe. Was soll ich nun darauf sagen? Na das naheliegendste, du Hohlkopf, schalte ich mich selbst. „Yugi, das ist schon ok. Es war auch eine recht persönliche Frage.“ „Das ist es nicht. Wenn sie mir zu weit gegangen wäre, hätte ich dir das schon klar gemacht, ich bin nicht wehrlos, klar?“ Ich spüre, wie er mich sanft in die Rippen knufft. „Nein, ich kann meine Ängste einfach nicht in Worte fassen. Das ist es und das macht mir sogar noch mehr Angst.“ Schaudernd presst er sich noch enger an mich. Er braucht Schutz, na den kann er haben. Ich streife mit meinen Lippen abermals seine Stirn. „Zusammen schaffen wir das schon, Ängste sind bekämpfbar glaube mir. Nichts braucht dir Angst zu machen.“ „Ich weiß“, seufzt er. „Schlaf wieder ein, Yugi. Es war wahrscheinlich alles ein wenig anstrengend heute“, murmele ich ihm zu. Er nickt noch kurz und ist kurz darauf schon wieder im Reich seiner Träume. Auch mich überfällt nun die Müdigkeit und mir fällt ein, dass ich ja schon seit um 5 auf den Beinen bin. Die Schlaflosigkeit der letzten Tage wollte nicht abflauen und die Aufregung vor dem heutigen Tage kam dazu. Ich kann mein Gähnen nicht verhindern und bete jetzt meinen Kopf auf Yugis. Erschöpft schließe ich die Augen. „Dass du es mir ja nicht versaust, Yami. Du weißt was davon abhängt.“ „Hilfe, jetzt krieg dich ein, du spielst dich ja gerade so auf, als wolle ein Kind unbedingt ein bestimmtes Spielzeug haben!“ Entnervt stoße ich den Rauch meiner Zigarette aus. Thunder mit seinem überkantitelten Verhalten, zum Abgewöhnen. „Exakt, bloß dass das Spielzeug, 50 Millionen wert ist.“ Gelangweilt sehe ich ihn an. „Jetzt? Soll ich Angst bekommen? Thunder ich hab schon öfter so große Dinger geleitet, da ist kein Problem dabei, check es endlich!“ Heftig stehe ich von meinem Stuhl auf und wende mich ab. „Versau es einfach nicht.“ Sein Ruf hallt im ganzen Raum wieder. Ich lasse mich nicht mal zu einer Bemerkung herunter. Ich gehe schnurstracks zu meinem schwarzem Mercedes SLX und setze mich. Wie dieser Mann mich ankotzt. Immer meint er, er müsse meinen Beschützer spielen, meinen Mentor. Dabei merkt dieser Arsch nicht, dass ich schon längst dem Ganzen entwachsen bin. „Was bist du denn so gereizt, Yami?“ Lässig lässt sich Hiro auf den Beifahrersitz nieder. „Thunder“, gebe ich nur zurück und Hiro versteht. „Wen hast du bestimmt?“, frage ich desinteressiert. „Ach Kobayashi und Takeru. Alle anderen kannst du doch in die Tonne treten, ich weiß gar nicht warum Thunder die anderen behält?“ „Taktik“, entgegne ich kryptisch. Ich kenne Thunders Beweggründe, ich kenne alles von diesem Mann, aber ich werde dieses Wissen garantiert nicht mit Hiro teilen, egal wie nah wir uns stehen. Der Motor heult auf und ich rausche aus der Halle. Der Fahrtwind rauscht durch das geöffnete Fenster und ich lehne meinen Ellenbogen gegen die Verkleidung. Mit den Gedanken bin ich nicht ganz bei der Sache, aber Autofahren geht auch ohne Konzentration. Hiro scheint dies allerdings nervös zu machen. „Mensch, Yami, pappt dein Fuß mal wieder auf dem Gaspedal fest?“ „Wieso? Sind doch bloß 120.“ Verdutzt blicke ich ihn an. „Schön, da hinten kommt aber eine Kurve, wie du wohl weißt.“ Hoppla die scheine ich wohl vergessen zu haben. Ich trete ins Bremspedal und nehme mit quietschenden Reifen die zugegeben etwas scharfe Kurve. „Ich seh es kommen, irgendwann knutsche ich mit dir noch einen Pfeiler oder Baum.“ Hiros Atem hat sich beschleunigt. „Ach was. Das Baby hier kann doch fast alles.“ Sanft tätschele ich das Armaturenbrett. „Aber nicht fliegen“, kommt die knappe Bemerkung. Mit einem Ruck kommt der Wagen vor dem Gebäudekomplex in dem der Deal ablaufen soll, stehen. Die Wachen lassen uns zögernd passieren und ich umfasse den Griff des Metallkoffers noch etwas fester. Der lange Ledermantel streift sachte den Boden. Die schwarzen Boots hallen auf dem glatten Linoleumboden wieder und schweigend gehen Hiro und ich nebeneinander her. Takeru und Kobayashi folgen ein paar Schritte hinter uns. Lässig nickend schreiten wir an den regelmäßig postierten Schränken vorbei. Mein Gott, ich frage mich immer ob Drogenbosse, diese Schränke serienmäßig bekommen. Rent – a – Schrank, oder wie? Ich stoße mit einem kraftvollen Ruck die Doppeltüre auf und betrete den riesigen Raum. Die Ausstattung ist mehr der Renaissance nachempfunden, das Einzige, was mir dazu einfällt ist: protzig. Aber die Ausstattung ist nichts gegen den Typen, der da hinter dem Schreibtisch sitzt. Suruyu-sama wie ihn die Bandenmitglieder nennen, Arschgesicht wie ich ihn nenne. Dieser Lackaffe, von einem unterbemittelten Idioten. Ich frage mich was er ohne seine rechte Hand wäre, ein unbedeutender Hauch von Nichts wahrscheinlich. Aber Kakeru wollte noch nie an den Platz seines Bosses, er liebt es im Hintergrund die Fäden in der Hand zu halten. „Guten Tag, Suruyu-sama“, grüße ich ihn und deute einen Diener an. „Na wenn das nicht Yami ist. Ich spare mir die Floskeln wenn’s dir recht ist“, antwortet er brüsk. Seine schleimige Stimme ist wie immer eine Qual für meine armen Ohren. „Oh aber sicher.“ Ich trete näher an den Tisch und lege den Metallkoffer äußerst geräuschvoll darauf ab. Mit einer gierigen Geste zieht er ihn zu sich und öffnet ihn sachte. Ihn im liegen fein säuberlich gezählte Hundertdollar – Noten. „25 Millionen“, erläutere ich kurz. Fahrig zeige ich nach hinten zu Kobayashi. „Im anderen sind die restlichen 25 Millionen.“ Schmierig lächelnd zieht er ein Geldbündel hervor und besieht es sich genau. Ich zucke überrascht zurück, als er schreiend hochfährt. „Betrüger!“ Verständnislos blicke ich ihn. Was? Das ist doch wohl nicht sein Ernst? Kakeru schießt sofort neben seinen Boss und fixiert ebenfalls die Scheine. Abgehackt nickt er den Aufpassern an der Tür zu. Die ziehen ohne zu fragen ihre Waffen und feuern ohne zu fragen. Reflexartig drehe ich mich aus der Flugbahn weg und lande auf dem Boden. Ich hasse sie zwar, aber im Moment bin ich froh um die Waffe in meinem Bund. Ich ziehe sie und schieße ungerührt zurück. „Rückzug, Leute“, schreie ich über das Getöse hinweg und erhebe mich, die Angreifer im Auge. Ein stechender Schmerz in meinem Oberarm lässt mich zurückfahren. Dort steht Kakeru und zielt mit seiner Baretta auf mich. Ich starre genauso unbewegt zurück. Aus seinen sprechen Bände: Wer zuerst schießt gewinnt. Ohne groß zu überlegen ziele ich und wie gelöst von der Welt ziehe ich den Abzug durch. Mein Denken verselbständigt sich, mein Überlebensinstinkt übernimmt das Denken. Die Kugel trifft ihn genau ins Herz. Sein Blick wird leer und sein Mund ist leicht erstaunt geöffnet. Er klappt in sich zusammen und bleibt auf dem Boden liegen. Betäubt starre ich auf seine leblose Gestalt. „Spinnst du, Yami, komm schon, wir MÜSSEN HIER RAUS!“ Hiro packt mich grob am Arm und zieht mich mit. Das nächste an das ich mich erinnere ist, wie ich vor Thunder stehe und er mich beglückwünscht. Beglückwünschen? „Yami du hast deine Feuerprobe mit Bravour bestanden! Jetzt bist du bereit dafür, die Nummer 2 zu werden „Cold“!“ Feuerprobe? Bravour? „Aber hallo, Boss. Er hat einfach gezielt und ihn getötet. Wie aus dem Bilderbuch. Kalt eben“ Juchzend schlug Hiro mir auf die Schulter. Kurz aufschreiend halte ich mir die Schulter. „Pass doch auf, Mann!“ „Sorry!“ „Wie meinst du das Feuerprobe?“ Endlich beginnt mein Hirn zu denken. „Mein Gott, du meinst die Blüten waren Absicht?“ Grinsend sieht Thunder mich an. „Natürlich, ich musste wissen ob du auch heikle Situationen meistern kannst und siehe da du bringst gleich den wichtigsten Mann der Organisation um. Du überrascht mich, ich dachte du verabscheust das Töten. Wegen der Drogen, sie unbesorgt, die sind trotzdem in unserem Besitz, man sollte sich immer doppelt versichern.“ „Du spinnst doch, du verdammtes Arschloch. Was fällt dir ein? Ich bin doch nicht dein verdammter Diener, der genau tut was du willst“, fahre ich ihn an. In meinem Kopf hämmert das Bild von Kakeru, wie er besinnungslos zu Boden sinkt, dieser leere Ausdruck in den Augen. Oh mein Gott was habe ich nur getan? Wie konnte ich nur? Abrupt wende ich mich ab und verlasse den Raum. Ich ignoriere das Rufen nach mir, ich wollte nur raus, weg von ihnen. Schreiend fahre ich aus dem Schlaf hoch. *******Yugi******* „Yami, alles in Ordnung mit dir?“ Selbst in meinen Ohren hört sich dieser Satz bescheuert an, doch im Moment weiß ich nichts anderes zu sagen, als diesen Standardsatz. Meine Hand liegt auf seiner Schulter und ich spüre das Zittern, das durch seinen Körper fährt und nicht aufhören will. Wie eine Gitarrensaite, die man zupft und die erst nach einer gewissen Zeit das Klingen aufhört, so in etwa vibrierte Yamis gesamter Körper. Ich weiß nicht, warum er zitterte. Ob es der Nachhall seines Alptraumes oder die Kälte in dem Raum war, kann ich nur raten. Schnell greife ich hinter mich und ziehe die Wolldecke hervor und schlinge sie schnell um seine Schultern. Er starrt weiterhin einfach starr gerade aus, ist immer noch in seiner Welt gefangen. Die Hilflosigkeit fängt an mich zu übermannen, mir gelingt es einfach nicht in die Realität zurückzubefördern. Doch diese Aufgabe wird mir sofort abgenommen. Plötzlich schrillt laute Musik von meinem Nachtkästchen. Yami und ich fahren zusammen und sehen uns gehetzt nach der Unruhequelle um. Erleichtert bemerke ich, dass es nur mein Radiowecker ist, der mich wie jeden Tag um 8 aus dem Schlaf reißen soll. Der Radiomoderator plärrt gerade in seiner nervenden Singsangstimme: „Guten Morgen Dominocity, es ist sogar ein ausgesprochen schöner Mittwochmorgen. In wenigen Minuten hören sie die 8-Uhr-Nachrichten! Aber zuerst noch ein kleiner Song……“ Seufzend drehe ich mich wieder zu Yami um. Dieser scheint langsam aus seiner eigenen kleinen Welt aufzutauchen und sieht mich das erste Mal an diesem Morgen an, als ob er mich erst jetzt richtig erkennen würde. Mich würde interessieren, für wen er mich gehalten hat? Oder ob er einfach gar nichts von seiner Umwelt wahrgenommen hatte? Seine Augen wirken magnetisierend auf mich, als ob ich meine Augen nie wieder von den seinen lösen könnte, seine wunderschönen Amethyste nie wieder aus den Augen lassen könnte. Im Hintergrund erschallen die ersten Töne des angekündigten Liedes, sogar eines meiner Lieblingslieder, „Fix you“ von Coldplay. Uns immer noch in die Augen blickend lauschen wir gebannt Chris Martins Stimme. When you try your best but you don't succeed When you get what you want but not what you need When you feel so tired but you can't sleep Stuck in reverse And the tears come streaming down your face When you lose something you can't replace When you love someone but it goes to waste Could it be worse? Lights will guide you home And ignite your bones And I will try to fix you And high up above or down below When you're too in love to let it go But if you never try you'll never know Just what you're worth Lights will guide you home And ignite your bones And I will try to fix you Tears stream down your face when you lose something you cannot replace Tears stream down your face And I Tears stream down your face I promise you I will learn from my mistakes Tears stream down your face And I Lights will guide you home And ignite your bones And I will try to fix you Wie passend und doch gerade zu unpassend das Lied doch im Moment gerade ist. Aber das Gefühl, dass der Song vermittelt trifft zu Hundertprozent zu. Ich will nichts anderes, als ihm den Schmerz zu nehmen. Der Schmerz, der zu deutlich in diese violettfarbenen Tiefen geschrieben steht. Der Schmerz, der ihn droht zu verschlingen. Sanft lege ich meine Hand wieder auf seine Schulter und drücke leicht zu. „Yami, ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“ „Es….es geht …schon“, antwortet er mir zögerlich und heißer. Halleluja, das Sprechen hat er doch nicht verlernt. Geschockt halte ich kurz in meinen Gedanken inne. Woher kam dieser Sarkasmus, diese Gemeinheit, die definitiv unpassend ist? Ich weiß nicht, was Yami in seiner Vergangenheit durchgemacht, wie kann ich mir anmaßen, da ihm einen Vorwurf zu machen, wenn ihn seine Vergangenheit einmal einholt und er mich nicht sofort wahrnimmt? Ich habe mich wirklich seit Opas Tod gewaltig verändert? „Wirklich Yami? Du siehst wirklich extrem blaß aus?“ Yugi, jetzt reichts, schalte ich mich innerlich. Du hast jetzt innerhalb von 10 Minuten, die so ziemlich dämlichsten Sätze raus gebracht, die einen nur in dieser Situation einfallen können. „Wirklich Yugi, das war nur ein Traum“, setzt er mit beschwichtigender Stimme an. Die Frage bleibt nur, wen er denn eigentlich beschwichtigen will, mich oder sich selbst? Ich sehe, wie er mich sich selber hadert, wie er versucht sich unter Kontrolle zu bekommen. Ich kenne das, das Bedürfnis seine Mitmenschen nichts von seiner seelischen Situation zu zeigen, nach außen hin immer gefasst zu wirken. Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut. Das Einzige, was man da will, ist für kurze Zeit allein zu sein, um die Kraft zu schöpfen, die man benötigt, um sich seiner Umwelt zu stellen. „Yami, ich mach uns schnell einen Tee, dann können wir reden, falls du magst.“ Ich erhebe mich kurzerhand und er starrt mit weit aufgerissenen Augen mich erstaunt an. Die Überraschung über mein Verhalten spricht aus seiner ganzen Haltung. Ach Yami, du bist nicht der einzige, dem es gelingt in anderen zu lesen. „Bin gleich zurück.“ Schnell gehe ich die Treppen hinunter in die Küche. Meine Brust schmerzt leicht, doch ich ignoriere das. Meine Güte, ich bin gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden, wen würde da seien Verletzung nicht wehtun? Stimmt jedem, also was soll das? Wenn ich wegen jedem Wehwehchen gleich immer Alarm schlagen würde, ja dann würden wir ja nie wieder fertig werden, mit der Behandlung. Ich lasse Wasser in den Wasserkocher laufen und schalte ihn ein. Mit geübten Handgriffen hole ich 2 Tassen aus dem Schrank und greife nach der Dose mit dem Tee, nur um zu merken, dass wir gar keinen mehr haben. So ein verdammter Mist! Immer wenn man dieses Zeug braucht, dann ist es nie da. So geht es mir auch immer, wenn ich Erkältungen habe, nie ist das Zeug da. Ein entnervter Seufzer entflieht mir. Na dann geh ich halt schnell zum Supermarkt um die Ecke, um das verdammte Zeug zu holen, gebraucht wird es dringend. Außerdem kann ich dann auch gleich Frühstück für uns mitbringen. Schnell greife ich mir meinen Geldbeutel und meine Schlüssel. Ich trete in den Korridor und werfe meine Jacke über. Gerade als ich zur Haustür hinaus treten will, fällt mir ein, dass Yami ja gar nicht weiß, wo ich bin, wenn er herunter kommt. „Yami, ich bin gleich wieder da. Bin bloß schnell einkaufen.“, schreie ich durchs Haus und verlasse es endgültig. Doch ich komme nicht weit die Straße hinunter. Gerade als ich 10 Schritte gegangen bin, ergreift mich einen Hand von hinten und zieht mich ruckartig an den dazugehörigen Körper. „Na endlich, Kleiner. Dich abzupassen stellt sich als echt schwierig heraus.“ Noch bevor ich etwas antworten kann, geschweige denn mir eine Erwiderung zu überlegen zeiht er mich in die angrenzende Seitengasse und Dunkelheit umfängt mich. Schon wieder!! *******Yami******** „….bin gleich wieder da. ..bloß schnell einkaufen!“ NEIN! Verdammt nein, er darf doch noch nicht allein herumspazieren, was denkt er sich eigentlich? Hastig stehe ich auf und eile die Treppen hinunter, sehe aber bloß noch wie die Haustür sich schließt. Mist mist mist. Und so kann ich auch nicht hinaus. Ich kann ihm nicht nach. Und das alles bloß wegen meiner ver******* Kindheit. Das ist doch zum Ausrasten. Ich könnte im Moment alles kurz und klein schlagen, teils aus Frustration, teils aber auch aus unterdrückter Wut, unterdrückter Wut auf meine Eltern, die mich allein ließen, auf Thunder, der mich einfach in dieses Milieu hineingebracht hat, Wut auf das Schicksal, warum es mir einen Menschen zeigt, den ich nie haben kann. Was will Yugi auch mit mir? Meine Vergangenheit klebt an mir, ich werde sie nicht los. Einmal Gang, immer Gang. Das ist das Motto in dieser Szene. Wie wahr es doch ist, selbst wenn man es noch so sehr versucht loszukommen, es will einfach nicht gelingen. Immer wieder kommen Situationen, bei denen du erinnert wirst, WOHIN DU gehörst. Wie die Sache mit Yugi. Thunder hätte ihn nie anschießen könne, wäre ich nicht gewesen. Zum Haare ausraufen. Dabei bedeutet mir doch das normale Leben bedeutend mehr, als es mein früheres Leben getan hat. Geld, teuere Klamotten, rauschende Feste, Weiber soweit das Auge reicht, sind zwar schön und gut aber es erfüllt einen nicht. Das ist mir jetzt endgültig klar geworden. Normaler Alltag, eine Beziehung, in der man Liebe empfängt und geben kann, sind viel wichtiger. Warum soll mir das dann verwehrt bleiben? GENAU weil ich ne s**** Jugend hatte. Wie unfair die Welt doch ist. Langsam gehe ich wieder in Yugis Zimmer und ziehe mich eilig an. Ich geh ihm doch nach, für den Fall der Fälle. Man kann doch nie wissen und wenn ihm was passiert, während ich nicht da bin……..nicht auszudenken. Eilig spurte ich die Treppen wieder hinunter. Da klingelt die Türe. Klingeln? Wer sollte um….halb neun denn schon klingeln? Yugi hat doch seinen Schlüssel mit….Kurz versichere ich mich…ja hat er. Wer ist das dann also? Vielleicht ja doch Yugi und er hat keine Hände frei um die Türe aufzusperren. Ich gehe seufzend an die Türe. Und falle beinahe in Ohnmacht vor Schock! „Mein Gott Yami, du hast dich wieder nicht versichert, wer vor deiner Türe steht! Ich hab wirklich geschlampt bei deiner Ausbildung.“ Thunders tiefe Stimme trieft vor Sarkasmus. Doch mich interessiert mehr, wer sich da in seinen Armen befindet. Diabolisch lächelnd folgt er meinem Blick. „Schau doch nur, wer da den Weg in meine Arme gefunden hat.“ Ein unterdrückter Ausruf entfährt mir. In seinen Armen liegt Yugi, bewusstlos. „Sag Yami, was hast du denn heute vor? Willst du nicht mich und Yugi begleiten?“ Zornfunkelnd blicke ich ihn an. Dieses A*****gesicht! Was hat der denn jetzt schon wieder vor? Geschlagen blicke ich noch kurz zurück ob noch ein Licht brennt und trete dann vor die Haustür und verschließe sie. „Guter Junge, ich wusste doch, wenn man dir die passenden Anreize bietet dann machst du, was man dir befiehlt!“ Ich erwidere nichts darauf. Was denn auch? Stumm folge ich ihm. Songtext: Coldplay - Fix You A/N: Das Neue chap hat jetzt wieder etwas länger gedauert, dafür wollen wir uns wirklich wirklich entschuldigen*kopf senk* Wir hoffen das Chap entschädigt für die Wartezeit. Und wir haben uns was überlegt. Wie oft hat man Storys wo man auch Ideen hat wies weitergeht? Also wir haben viele*ggg* Und da haben wir uns gedacht dass IHR uns Ideen präsentieren könnt, wie es weitergehen soll und wir verarbeiten sie dann. Freuen uns rießig auf eure Ideen. Bis zun nächsten Mal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)