A Kaleidoscope of Angels von abgemeldet (Gemeinschafts-FF mit Tanja-chan// Chap 17 on!) ================================================================================ Kapitel 16: ~Than you look at me and I always see what I’ve been searching for…~ -------------------------------------------------------------------------------- Reue? Reue, dass ich mich so entschieden habe? Ihn nicht hassen kann? Doch wofür hassen? Damals wussten wir noch nicht einmal von der Existenz des Anderen. Und doch.......ist es als hätte ich nur auf dich gewartet. Als hätte mich meine Leben auf genau DIESEN Menschen vorbereitet. Verdammt ich bin doch kein Kind mehr. Ich arbeite in dem zwielichtigsten Club der Stadt und mache mir noch groß Gedanken über einen Menschen....... Ich stoppe erschreckt. Was IST nur aus mir geworden? Bin ich schon ...... nein das kann nicht sein, ich bin garantiert nicht kaltblütig. Im Gegenteil, seit fast 2 Stunden liege ich hier und mache mir Gedanken, ob ich Yami noch einmal unter die Augen treten kann, oder er mir. Aber ich habe mich nun dafür entschieden und es gibt kein Zurück mehr. Aber ich muss ihm helfen. Das steht für mich fest. Ich muss ihm helfen, sich endgültig von Thunder zu lösen. Irgendwie ein komisches Gefühl. Vor 3 Tagen war ich es noch selber, der am dringendsten Hilfe benötigt hatte und jetzt.....jetzt mache ich mir über einen Anderen Gedanken. Aber durch diese Gedanken habe ich endlich, nach soooo langer Zeit wieder das Gefühl mein Leben in der Hand zu haben, mich nicht von meinem Leben unterkriegen zu lassen. Das war es doch was Großvater zu mir gesagt hatte „Er braucht dich jetzt.“ Wie recht er mal wieder hatte, doch wann hatte mein Großvater auch nicht recht? Traurig lächelnd denke ich noch mal ohne die sonstige Verbitterung über meinen Großvater nach. Ja er fehlt mir, doch das Leben MUSS weitergehen. Joey hat das immer zu mir gesagt. Siedend heiß fällt mir ein, dass ich ihn noch anrufen muss. Ich drehe mich leicht auf die Seite und angele nach dem Telefonhörer. Schnell wähle ich Joeys Nummer. Nach dem 5. Klingeln ist noch immer kein Lebenszeichen am anderen Ende zu hören, doch aus Gewohnheit lasse ich es weiter klingeln. Manchmal hört Joey das Telefon einfach nicht. „Wheeler“, meldet er sich atemlos. „Hast du mal wieder das Klingeln überhört?“, sage ich verschmitzt. Joey stöhnt gespielt. „Mann Alter musst du mich auch immer so hetzen?“ „Klar, Mann, sonst wirst du noch fett, wenn du dich so wenig bewegst“, ziehe ich ihn weiter auf. „Hey, ich bin nicht fett.“ „Ja, aber nur weil ich mich so „rührend“ um dich kümmere, verstanden?“ Joey lacht auf. „Klar Alter, bin dir auch echt dankbar dafür. Mit dir kann einem einfach nicht langweilig werden. Jetzt mal Spaß beiseite. Wie geht es dir?“ Ich kann echte Besorgnis aus seiner Stimme hören. „Mir geht es besser, viel besser Joey. Der Arzt sagt, dass sie mich wahrscheinlich am Ende der Woche entlassen. Aber klar immer unter der Bedingung, dass ich einmal die Woche hier zum Check-up komme. Sie müssen mich aus Platzmangel entlassen, hat er gesagt. Doch was meckere ich, dass ist genau das was ich will.“ Ich muss grinsen. „Das freut mich.“ „Joey......“ Ich stocke kurz. Das was ich sagen muss, ist so schwer zu formulieren. „Joey, ich danke dir. Ich danke dir für ALLES. Du hast immer an meiner Seite gestanden, egal was ich verbrochen hatte, egal was ich verbockt habe. Wie ein Fels in der Brandung. Und ich danke dir dafür.“ Ich hoffe, dass sich meine Stimme nicht so weinerlich anhört, wie sie sich für mich anhört. Am liebsten wünschte ich, ich hätte ihm das ins Gesicht gesagt, doch dann hätte ich wahrscheinlich den Mut dafür nicht aufgebracht. SO stark bin ich nun auch nicht. „Yugi, hör mal, das ist doch keine Ursache. Ich bin dein Freund und ich stehe hinter dir, egal was du machst. Du brauchst nur um einen Gefallen bitten und wenn es sich machen lässt erfülle ich ihn dir.“ Joey hört sich aber auch extrem gerührt an in meinen Ohren. „Danke Joey, ich weiß das zu schätzen. Ich muss Schluss machen, ein Arzt kommt grad zur Visite.“ „Klar Alter, melde dich wieder, klar?“ „Geht klar.“ Lächelnd lege ich auf und lasse nun diese bescheuerte Visite über mich ergehen. Gelassen und entspannt liege ich in meinen Kissen und warte. Meine Güte, wann höre ich wohl mal dieses „Auf-.Yami-Warten“ auf? Wahrscheinlich nie so wie ich mich kenne. Jedoch weiß ich sicher wann er kommt. In 5 Minuten wollte er hier sein. Wieder und wieder kreisen meine Gedanken um Yami. Mein Gott, gibt es diese Zweifel serienmäßig? Aber ich frage mich wirklich, ob dieser Entschluss nicht aus anderen Gründen entsprungen ist. Um der Etikette zu entgehen. Ich weiß es nicht. Im Grunde.......ist mir sowieso alles egal. Mit der Zeit bin ich unempfindlich für die Worte anderer Leute geworden. Die Beschimpfungen, Hänseleien, Tuscheleien....mir sind sie einerlei. Die einzigen Menschen, deren Meinung mir wirklich wichtig sind, sind Joey....und Yami. Mir fällt es nicht schwer mir das einzugestehen, jedoch ist es unerwartet. Ich kenne Yami erst seit 2 oder 3 Wochen und trotzdem hat er schon einen festen Platz in meinem Herzen. Verdammt, wann ölen die endlich diese vermaledeite Türe? Schon zum bestimmt hundertsten Male reißt sie mich aus meinen Gedankengängen und wieder ist es eine Schwester, dir mir wieder so ein bescheuertes Medikament unterzujubeln versucht. Ich lächle sie brav an und schlucke das Eckelteil. Was bleibt mir denn auch anderes übrig? Sie wuselt noch kurz in meinem Zimmer umher und werkelt hier und da noch etwas doch dann richtet sie sich endlich auf und verabschiedet sich mit den Worten, dass in einer halben Stunde der Stationsarzt nach mir sehen wird. Grummelnd danke ich ihr. „Huch, verzeihen Sie, ich habe sie zu spät gesehen!“ Diese Stimme-? Schnell wende ich meinem Kopf zur Türe und sehe gerade, wie die Krankenschwester sich leicht verbeugt und einen Entschuldigungsschwall auf meinen Besucher niederprasseln lässt. Da steht doch wahrhaftig Yami in der Tür, verbeugt sich seinerseits und tut die Entschuldigungen mit einem Handstreich ab. Mein Herz hämmert freudig in meinem Brustkorb und meine Atmung beschleunigt sich etwas. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen. Vorsichtig und darauf bedacht der Türe keine Geräusche zu entlocken, schließt Yami die Türe und kommt zu mir. Unschlüssig bleibt er vor dem Bett stehen. „Hey“, bringe ich schüchtern heraus und könnte mich dafür ohrfeigen. Immer wieder lästere ich, dass die Leute in den diversen Dailysoaps und Fernsehserien, immer wenn sie verlegen sind, ein gehauchtes „Hey“ herausbringen, und jetzt.....mach ich es selber nicht besser. „Hey. Wie geht es dir?“ Mit einem Ruck zieht er einen der Plastikstühle ans Bett und setzt sich. Ich hatte zwar erwartet, dass er sich zu mir ans Bett setzt, aber gut von mir aus, so geht’s auch. „Ach passt schon. Ich komme Ende der Woche eh hier raus. Das Krankenhaus ist überfüllt und sie entlassen, die weniger akuten Fälle.“ „Aber du BIST doch akut. Himmel, die haben dir vor 4 Tagen eine Kugel entfernt.“ Die Entrüstung spricht aus seiner Stimme und seine Augenbrauen sind in die Höhe gezogen. Versöhnend lächle ich ihn an. „Stimmt, aber das heißt nicht, ich wäre deswegen akut. Ich bin außer Lebensgefahr und mir geht’s soweit wirklich gut. Außerdem hasse ich Krankenhäuser sowieso und wenn ich ehrlich bin, wenn ich aus der Reichweite dieser Schwestern komme, dann würde ich sogar noch mehr anstellen, als nur das.“ Das entlockt ihm auch ein scheues Lächeln. Was ist denn hier kaputt? Sonst ist er doch auch immer so extrovertiert und hat ständig nen lockeren Spruch auf den Lippen. Die Erkenntnis schlägt auf mich ein, wie ein Donnerschlag. Ihm ist die ganze Sache peinlich. Er ist unsicher, wie ich zu ihm stehe, nach den Offenbarungen, die er mir heute hat zuteil werden lassen. Tja nun ist es an mir, ihm vom Gegenteil zu überzeugen. „Yami, wegen der Sache heut Vormittag...“ „Ich weiß“, unterbricht er mich schnell. „Ich kann es verstehen, wenn du sagst, du willst nichts mehr mit mir zu tun haben. Schließlich hab ich die in diese Lage gebracht, mit mir hast du nur Ärger.“ „Das war eigentlich nicht genau das, was ich sagen wollte.“ Verdutzt sieht er mich an. „Nicht?“ „Nein, Yami. Das wollte ich NICHT sagen. Ich wollte eher sagen, dass ich dir vertraue.“ Ich muss fast lachen, seine Augen weiten sich immer mehr. „Yami, versteh mich. Du HAST zwar schon einen Menschen umgebracht, sei es willentlich oder nicht, aber Yami, das bist doch nicht mehr DU. Du hast dich verändert. Du hast dich um einen verkappten Teenager gekümmert, der verbittert und kratzbürstig war. Du hast diesem Teenager wieder gezeigt, dass das Leben auch seine schönen Seiten hat. Und dafür bin ich dir dankbar.“ „Ja und ich habe diesen Teenager ins Krankenhaus gebracht.“, murmelt er verbittert. „Verdammt Yami, willst du wohl aufhören? Das hatten wir doch schon. Es ist okay, es ist ja nichts großes passiert, außer dass man mir wieder bestätigt hat, WARUM ich Krankenhäuser so hasse. Yami, es war auch nicht deine Schuld, du hast mir ja schließlich nicht gezwungen in diese Kugel zu springen. Das war alles mein Wille und für den kannst du weiß Gott nichts.“ „Aber...“ „Es gibt kein Aber und es gibt auch keine Wenns. Ich vertraue dir. Du hast dich verändert und allein das reicht mir dazu. Ich muss nicht wissen, was noch alles passiert ist, was du mir noch verschweigst. Ich akzeptiere dich so wie du bist. Schließlich hast du das auch bei mir gemacht. Du hast mich auch nicht gefragt, warum ich das Eine oder das Andere mache.“ Kurz flackern meine Gedanken zum Club. Mit meinem Glück bin ich den Job los, aber ich weiß nicht ob ich das wirklich betrauere. Ich sehe in Yamis Augen. Sie füllen sich schon wieder mit Tränen, doch anscheinend versucht er gerade krampfhaft sie zu unterdrücken. Ach Yami. Ich hebe meine Hand und setze mich auf. Nach kurzem Strecken erreicht meine Hand endlich ihr Ziel und sie fährt leicht über Yamis Wange. „Glaubst du mir?“ „Natürlich glaube ich dir. Aber Yugi....es ist noch nicht vorbei, wenn du bei mir bleibst, dann kannst du ernsthaft in Gefahr geraten. Dann könnte ein Krankenhausaufenthalt noch das Mindeste sein, was dir passieren könnte. Verdammt ich will NICHT das dir was geschieht.“ „An deiner Seite habe ich keine Angst vor so etwas. Und ich WERDE dir helfen, da heraus zu kommen. Schließlich war Joey auch mal kein unbeschriebenes Blatt in der Szene. Er hat den Absprung auch geschafft.“ „Du weißt nicht, auf was du dich da einlässt.“, seufzt er und lehnt sich noch ein bisschen mehr in meine Hand. Verschmitzt muss ich lächeln. „Vielleicht nicht. Aber seit wann macht mir das was aus?“ Und endlich...endlich streift ein ehrliches Lächeln seine Lippen. „Keine Ahnung.“ „Genau!“ „Ein, zwei Fragen, hab ich da aber noch.“ Verblüfft sieht Yami mich an, doch ich streichele nur kurz seine Wange. „Woher hast du die Wohnung?“ Er seufzt kurz. „Tja, Yugi das war Thunders alte Wohnung.“ „Alte?“ „Ja, alte Irgendwann stimmte das Geld, und wir zogen um. Thunder behielt aber diese Wohnung, weil sie nah an unserem Stammclub lag.“ Ich nickte. „Achso, und die Sache mit deinen Eltern....als ich das erste Mal bei dir war, hast du mir erzählt, deine Eltern wären in Ägypten.“ Er schmunzelt. „Yugi, komm schon, wenn ich dir erzählt hätte, dass meine Mutter tot und mein Vater ein Säufer ist. Mein Gott Yugi, wir kannten uns 3 Tage und du warst auch nicht gerade umgänglich. Außerdem hab ich nur die halbe Wahrheit gesagt. Meine Eltern waren beide Archäologen. Kurz bevor meine Mutter krank geworden ist, waren sie noch einmal in Ägypten. Ich habe dir also nur die Halbwahrheit erzählt.“ „Yami ich verstehe, ich glaub ich hätte mich umgedreht und wäre gegangen hättest du mir deine Lebensgeschichte damals erzählt, denn ......sagen wir es so, ich war zu der Zeit nicht der sozialste Mensch.“ Das Lächeln will nicht aus seinem Gesicht weichen, es verändert sich lediglich etwas. Wird wärmer. „Yugi, das ist schon ok. Du hast eine schwere Zeit durchgemacht. Da ist man schon mal kratzbürstig. Und außerdem war es für mich......“ Ich schieße diese Türe noch zum Mond. Immer an den unpassendsten Stellen muss diese scheiß Türe aufgehen. Aber die Schwester hat ja angekündigt der Arzt würde bald kommen. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr versichere ich mich, dass es aber noch keine halbe Stunde her ist, seitdem diese Schrulle hier war. Verdammt, was war es für ihn? Yami entzieht sich sofort meiner Hand und springt beflissen auf, um den Arzt zu begrüßen. Ich lasse mich stattdessen wieder in meine Kissen fallen und starre ihn unmutig an. Solch ein Störenfried aber auch. „Huch, Herr Muto, Sie haben aber eine Laune. Aber mal Spaß beiseite, wie geht es Ihnen?“ „Können Sie mir eine Frage beantworten: Liegt das am Krankenhausflair oder daran dass ich hier wie ein Häufchen Elend herum liege, oder warum fragen mich ALLE nach meinem Befinden?“ Der Arzt lacht kurz auf. „Tja wenn sie darauf eine Antwort gefunden haben, verraten Sie sie mir. Aber ich würde mal auf das Krankenhaus tippen. Wissen Sie es ist mein Job sie danach zu fragen.“ „Schon gut, schon gut. Mir geht es gut. Wirklich.“ „Wirken die Schmerzmittel auch?“ „Falls sie diese chemischen Hämmer meinen, die mich laufend schläfrig machen, muss ich diese Frage mit „Ja“ beantworten.“ „Gut. Also Herr Muto, die Lage sieht im Moment so aus. Wir werden sie morgen frühzeitig entlassen müssen, die Bettenlage sieht katastrophal aus. Jedoch........brauchen sie eine Person, die sich um sie die nächste Zeit eingehend kümmert. Sie sind zwar wieder auf dem Damm, das heißt aber nicht, dass noch Spätkomplikationen ausbleiben könnten.“ „Ähm wenn ich kurz unterbrechen darf, muss diese Person eine medizinische Ausbildung oder so etwas in der Art haben?“ Hää? Was meint Yami damit? Lächelnd dreht sich der Arzt zu ihm um. „Aber nein. Für diesen Fall vergibt das Krankenhaus immer eine Art Pieper für den Notfall. Aktiviert man diesen wird sofort ein Krankenwagen geschickt, der sich um den Notfall kümmern muss.“ „Yami, von was redest du?“ Ich sehe ihn mit gerunzelter Stirn an. „Naja, Yugi. ICH könnte das doch für dich machen. Sieh es als Rückzahlung.“ Ich spüre wie mir die Hitze in die Wangen steigt. Das bedeutet....ja was eigentlich? „Eine vortreffliche Idee, wenn ich das sagen darf. Sie kennen den Krankheitszustand von Herrn Muto, das heißt Sie werden nicht nachlässig mit ihm sein. Sie wissen aber, dass das mit vielen Verpflichtungen verbunden ist. Sie dürfen Herr Muto nicht von der Seite weichen und besonders nachts müssen Sie ein Auge auf ihn haben.“ Er zwinkert mir verschwörerisch zu. „Das ist kein Problem, oder Yugi?“ Fragend blickt er mich an. Ich schüttele nur den Kopf, unfähig auch nur ein Wort herauszubringen. Lediglich die Wärme in meinem Gesicht steigt noch weiter an. Ich möchte gar nicht wissen, wie ich aussehen, wahrscheinlich habe ich einen hochroten Kopf. „Gut, da dass geklärt ist, würden Sie dann gleich die erforderlichen Papiere ausfüllen?“ Yami nickt nur und der Arzt zieht die Papiere aus seinem Klemmbrett. Ja sag mal...hat der etwa erwartet, dass Yami dass übernimmt? Wie kommt der da nur drauf? Yami grinst und setzt sich wieder mit den Papieren sich durchlesend. „Während Herr Athem sich mit diesen Papieren beschäftigt, werden wir zwei Hübschen uns jetzt erst mal Ihre Wunde ansehen“, lenkt der Arzt meine Gedanken wieder zu ihm. Vorsichtig setzt er sich neben mich und bindet das Krankenhausleibchen auf, um an meine Brustwunde zu kommen. Sanft drückt er einige Stellen um meine Reflexe zu überprüfen. Schmerzverzerrt zucke ich zusammen. Verdammt das tut weh. Konzentriert wickelt er den Verband auf und besieht sich die Wunde genauer. Der gezackte Wundrand sieht schon weniger knallig rot als beim letzten Mal aus. Anscheinend bessert sie sich von Tag zu Tag. Zufrieden nickend notiert er sich ein paar Kleinigkeiten in meiner Akte und erhebt sich. „Eine Schwester kommt gleich und erneuert Ihnen den Verband. Ich werde jetzt mit meiner Runde weitermachen. Herr Athem, die Papiere übergeben sie dann gleich der Schwester, in Ordnung?“ „Aber natürlich. Ich danke Ihnen für alles.“ „Ich ebenfalls“, hastig besinne ich mich meiner Manieren. „Ist schon gut. Es reicht mir zu sehen, dass Sie genesen, Herr Muto.“ Er verabschiedet sich und verlässt den Raum. „Ist wirklich alles in Ordnung?“ Besorgt blickt Yami von seinen Papieren auf und mustert mich eingehend. Ich sehe, wie auch seine Wangen nun eine leichte Röte zieren. Oha wer wird denn da verlegen sein? Dann sehe ich an mir runter und verstehe ihn augenblicklich. Ich sitze hier mit nichts als einer Decke die Gott sei dank die richtigen Stellen verdeckt, der Rest meines Körpers ist gut sichtbar. Hastig schlage ich die Decke noch etwas höher. „Aber sicher. Du hast doch gehört, der Arzt ist zufrieden. Die Wunde heilt gut.“ Seine Miene hellt sich etwas auf. „Süß“, schießt es mir durch den Kopf. Bitte was? Was denke ich hier nur? „Und was steht in diesen Papieren?“ Schnell versuche ich das Thema zu wechseln. Es gelingt mir. „Ach das sind mehr Formalitäten. Da steht einfach nur, dass ich mich verpflichte diesen Dienst mit vollsten Bewusstsein und mit der angemessenen Sorgfalt auszuführen. Nicht mehr und nicht weniger, ist halt bloß Arztamtssprache, auf gut Japanisch einfach unverständlich.“ Ich kichere. Stimmt, diese Sprache ist echt das Letzte, das habe ich auch bei den Krankenhausaufenthalten meines Großvaters bemerkt. „Danke übrigens. Du lädst dir echt eine Menge wegen mir auf.“ Ich neige meinen Kopf etwas. „Hey, das ist das Mindeste, was ich für dich tun kann.“ Die versprochene Schwester tritt ein und geht sogleich auf Yami zu. „Sind Sie fertig, Herr Atem?“ „Aber natürlich. Sie können die Papiere mitnehmen.“ Freundlich lächelnd übergibt er ihr die vielen Blätter. Sie überprüft kurz die Unterschriften, ob sie auch alle an den passenden Stellen sind und nickt dann. „Danke, Herr Athem. So die Besuchszeit neigt sich dem Ende. Herr Muto bekommt jetzt gleich die benötigten Schlafmittel.“ „Ist in Ordnung, darf ich noch bleiben, bis sie vollends wirken?“ Seine Stimme hört sich fast bettelnd an, wie ein kleines Kind, dass unbedingt etwas haben möchte. „Weil Sie es sind“, lächelt die Schwester charmant. Zufrieden lehnt sich Yami in die Stuhllehne und beobachtet amüsiert, wie die Schwester mich neu verbindet. „Aua.“ „Jetzt seihen Sie nicht so wehleidig, Herr Muto.“ „Ich bin nicht wehleidig...“ Ich halte kurz inne, um die Luft zischend durch meine Vorderzähne zu ziehen. „ Das tut verdammt noch mal weh.“ „Meine Güte, wenn man Ihnen so zuhört, würde man sie als kleines Kind abstempeln.“ Der Humor dieser Person deckt sich augenscheinlich nicht direkt mit meinem eigenen. Sie drückt mir schon wieder ein Wasserglas in die Hand und zwingt mich die nächsten Tabletten runterzuschlucken. Ergeben würge ich sie hinunter. „Herr Ahem, die Besuchszeit endet in etwa einer Viertelstunde, ich rate Ihnen sich dann gleich schon zu verabschieden. Herr Muto braucht ohnehin Ruhe, aber ich denke Sie werden sich eh nicht früher verscheuchen lassen. Ihnen wünsche ich eine gute Nacht, Herr Muto.“ Yami noch einmal anlächelnd geht sie hinaus. Ich kann es nicht fassen. Dieses komplette Krankenhauspersonal ist doch völlig verrückt. Laufend diese Anspielungen,.....das ist ja nicht zum Aushalten. Yami jedoch kommt zu mir herüber und setzt sich endlich an meine Bettkante und streicht mir sanft meine Ponysträhnen aus meinem Gesicht. „Sie hat Recht. Ich werde Joey bitten, dich morgen abzuholen. Ich erwarte euch beide dann bei dir zu Hause. Ich habe ja die Schlüssel.“ Ich nicke nur noch. Die Wirkung setzt tatsächlich rasend schnell ein. Schon merke ich diese Leichtheit, die meinen Verstand einlummelt. Einen klaren Gedanken zu fassen fällt mir unheimlich schwer. „Gute Nacht, Aibou.“ „Stopp warte kurz, warum nennst du mich immer Aibou?“ „Soll ich damit aufhören?“ „Das habe ich nicht gesagt! Ich würde bloß den Grund dafür gerne kennen.“ „Vielleicht weil ich dich gern habe.“ Er beugt sich zu mir herunter und gibt mir ein sanftes Küsschen auf die Stirn. „Und jetzt schlaf, das tut dir gut.“ Ich kann nichts mehr erwidern. Ohne dass ich es will, klappen meine Augen zu und ziehen mich in das Reich meiner Träume. *******Yami****** Unruhig hibbele ich auf Yugis Sofa herum. Mensch, wo bleibt Joey denn? Er ist doch schon vor über einer halben Stunde losgegangen. So weit liegt das Krankenhaus jetzt auch nicht von Yugis Haus weg. Ist doch nur 3 Straßen weg. Vielleicht bin ich einfach auch nur zu aufgeregt. Wahrscheinlich müssen sie noch so lange auf den Arztbrief oder sonstiges warten. Oder hätte ich doch selber gehen sollen? Stopp Yami, jetzt beruhig dich doch mal, Joey hat das sicher im Griff. Außerdem war es doch so ausgemacht, Joey holt Yugi aus dem Krankenhaus ab und ich bereite währenddessen hier alles vor. Seufzend blicke ich mich um und könnte mich selber verfluchen. Was denn vorbereiten? Das Haus geputzt habe ich doch schon, meine Sachen habe ich auch schon bereits gestern hierher gebracht. Jetzt bleibt mir noch die Option: Dumm rumhocken und auf die Beiden warten. Gekocht habe ich auch schon, es ist ja schließlich gleich Mittag. Immer wieder gleitet mein Blick zur Wanduhr, deren gleichmäßiges Ticken, das einzige Geräusch im Raum ist. Die Monotonie geht mir einerseits auf die Nerven, aber es beruhigt mich auch gleichzeitig. Schon wieder der Beweis, dass mein Leben einfach nur kontrovers ist. Wie alles sonst auch. Gegensätze bestimmen glaube ich mein ganzes Tun, aber .... ist das verwunderlich, bei meiner Vergangenheit? Die Türklingel lässt mich endgültig aufschrecken. Verdutzt blicke ich zum hundertsten Mal auf die Uhr. Mein Gott, wie lang habe ich die Uhr jetzt bitteschön gedankenverloren angestarrt? 20 Min? WAASSS? Wie von der Tarantel gestochen sprinte ich zur Tür und reiße sie mit einem Ruck auf. „Meine Güte, Yami. Was machst du denn? Das ist schon das dritte Mal dass ich klingele.“ Joey sieht mich empört und verständnislos an. Yugi hingegen lächelt mich an. Seine Augen liegen sanft auf mir, als ob er wüsste, dass ich mich schon wieder meine Vergangenheit in ihren Bann gezogen hat. Zögerlich erwiedere ich sein Lächeln. „Hey, ich schimpfe mit dir und du hast echt nichts besseres zu tun, als zu lächeln.“ Joey scheint langsam der Geduldsfaden zu reißen. Bevor ich auch nur dazu komme mich zu verteidigen oder auch nur überhaupt den Mund aufzumachen hat Yugi vorsichtig seine Arme gehoben und sie Joey auf den Arm gelegt. „Lass doch Joey, ist doch nicht schlimm. Wie wärs wenn wir einfach reingehen?“ Seine Sanftheit glättet die Wogen und Joey vergisst seinen Ärger sofort. Mein Aibou hat halt ein total schlichtendes Talent. Moment, „mein“? Wie komme ich jetzt auf das mein? „Yami, könntest du mal bitte die Tasche mir abnehmen?“ „Klar“, unterbreche ich meine eigenen Gedanken und greife nach der Tasche. Ich lasse die Beiden an mir vorbei ins Haus und folge ihnen dann gemäßigteren Schrittes. „Ist was Yugi?“ Verwirrt bleibe ich stehen, denn Joey versperrt mir den Weg. Seufzend lasse ich die Tasche fallen und beide betrachten wir Yugi, der irritiert in seinem Hausgang steht. Mit tellergroßen Augen blickt er sich um. „Was hast du gemacht?“, spricht er mich anklagend an. Ich kann die Scham aus seiner Stimme heraushören. Upps, das hatte ich ja total vergessen ihm zu erzählen. So wie ich Yugi kenne, hat er sich den ganzen Weg vom Krankenhaus bis hierher Gedanken gemacht, wie er das Chaos in seinem Haus erklärt. Oder besser wie er uns am Besten die Augen zuhält und dann wahrscheinlich selbst aufräumt. „Ich hab ein wenig aufgeräumt.“, entgegne ich direkt und weiche seinem Blick nicht aus. „Das hättest du nicht tun müssen.“ „Ach ja und wie stellst du dir das vor? Selber sauber machen mit deiner Schussverletztung oder wie sehe ich das?“, antworte ich hart. Das kommt gar nicht in Frage. „So in etwa habe ich mir das vorgestellt, ja“, gibt er patzig zurück. „Spinnst du? Und bei jeder kleinen Anstrengung brichst du zusammen.“ Joey verfolgt verblüfft unseren Wortwechsel. Anscheinend ist solch ein Machtkampf mit Yugi neu, einer der ihm klipp und klar seine Meinung geigt. „Yugi, hergott noch mal, was glaubst du warum ich da bin? Ich habe mich bereit erklärt, dich in nächster Zeit zu entlasten und auf deine Gesundheit zu achten“, erkläre ich ihm versöhnlich. Mir liegt nichts an einem Streit und besonders, wenn er so überflüssig wie dieser hier ist. Das ist doch kein Thema hier ein wenig aufzuräumen. Beschämt senkt er den Kopf. „Ich weiß. Es ist bloß alles......so neu für mich.“ Das kann ich mir vorstellen. Schon einen ganze Weile kämpft er um seine Unabhängigkeit, darum auch auf eigenen Beinen zu stehen und dann kommt jemand und entreißt ihm das Schwert wieder. „Ich weiß, Aibou, es wird schwer, doch GEMEINSAM schaffen wir das, klar?“ Zärtlich wuschele ich ihm durch die Haare. „Genau, Yugi, wir sind für dich da,vergiß das nie“, bringt sich Joey auch endlich in das Gespräch ein. „Danke“, antwortet er kleinlaut. Höchste Zeit, dass ich ihm aus dieser Verlegenheit helfe. „Was haltet ihr davon, wenn ihr gleich mal in die Küche geht und ich bloß noch schnell die Sachen nach oben bringe?“ Erwartungsvoll sehe ich sie an. Joey nickt kurz und zieht Yugi kurzerhand hinter sich her. „Aua Joey, pass doch auf!“ Ich höre Yugi noch den ganzen Gang entlang zetern und ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich beeile mich die Tasche nach oben zu bringen und gehe nun auch in die Küche. Bin gespannt wie ihnen mein Essen schmeckt. Oh mein Gott, OH MEIN GOTT. Nie ich schwöre NIE wieder werde ich mit Joey essen. Meine Güte, hat der nichts anderes zu tun, als immer Faxen zu machen? Ich habe irgendwann das Zählen aufgehört, wie oft ich mich am Essen vershcluckt habe oder mit Mühe und Not mein Trinken runtergebracht habe. Was mir leichte Sorgen bereitet ist Yugi. Er hat kaum was gegessen, an der Unterhaltung hat er sich auch nicht richtig beteiligt. Naja was Yugi nicht gegessen hat, wurde ratziputz von Joey eliminiert. Der frisst ja wie ein Schlott und ist trotzdem gertenschlank, das soll mir einer erklären. Kopfschüttelnd räume ich die Spülmaschine ein. Joey ist mit Yugi in sein Zimmer gegangen, Yugi wollte sich etwas hinlegen. Ich schalte sie an und mache mich dann selbst auf den Weg in Yugis Zimmer. Dort finde ich einen lesenden Joey, der sich in einen von Yugis Duel Monsters- Kataloge vertieft hat und einen tiefschlafenden Yugi vor. Sanft lächelnd trete ich an das Bett und streiche Yugi sanft über die Wange. Es scheint ihn wohl alle sehr angestrengt zu haben. „Er hat sich einfach hingelegt und whupp... nach ein paar Minuten war er schon weg. Scheint noch nicht ganz auf der Höhe zu sein.“ Joey legt den Katalog seufzend weg. „Noch nicht wirklich, aber das wird schon. Außerdem tut ihm der Schlaf gut.“ „Recht hast du. Trifft sich sowieso ich muss eh nach Hause. Bin noch mit meiner Schwester verabredet.“ Grinsend wendet er sich zur Tür. „Danke Joey, danke für alles.“ Dankbar grinse ich ihn an. „Alter kein Prob. Mach ich doch gern und falls du irgendwas brauchst, ruf einfach an, ok?“ „Mach ich“, nehme ich sein Angebot an. Gute Freunde sind wirklich das Kostbarste auf der Welt. Ok das Kostbarste nach der Liebe........ Erneut drehe ich mich zu Yugi um und sehe ihm beim Schlafen zu. Sein Gesicht ist entspannt und sieht friedlich aus. Er strahlt Ruhe aus und ich kann nicht anders, ich gehe zu seinem Bett und lasse mich vorsichtig auf die Bettkante nieder. Gerade will ich meinem Kopf neben seinen legen, als die Türklingel erneut schellt. Grummelnd richte ich mich auf. Immer an den unpassendsten Stellen. Federnd springe ich die Treppe hinunter. Ist wahrscheinlich nur Joey, der wieder irgendwas vergessen hat. Vor seiner Vergesslichkeit hat mich Yugi bereits gestern gewarnt. Gut gelaunt mache ich die Türe schwungvoll auf und starre direkt in eine Pistolenmündung. Meine Gedanken setzen aus und der Schock übermannt mich komplett. Ich nehme nur noch das Geräusch des Abzugs wahr und habe innerlich mich schon darauf vorbereitet, dass dies mein letzter Atemzug sein wird. Warum muss es SO enden? Wenn gerade alles scheint in Ordnung zu sein? Panisch atme ich aus und stoppe abrupt. Wie jetzt? Ein Lachen lässt ich schaudern. „Mein Gott, Cold, was hättest du jetzt gemacht, wenn die Waffe geladen gewesen wäre?“ „Sterben wahrscheinlich“, entgegne ich kurzatmig. Die Frage war doch jetzt total überflüssig. „Was willst du Thunder?“, frage ich den Mann vor mir schroff, nachdem ich mich etwas beruhigt hatte. „Ich wollte dich besuchen. Ich war zuerst bei deiner Wohnung, oder soll ich besser bei meiner Wohnung sagen, doch die Vermieterin sagte mir, dass du die Wohnung gekündigt hättest. Hast du es so eilig, dort wegzukommen.“ Sein süffisantes Grinsen ist einfach widerlich. „Nein, das hatte andere Gründe!“ „Die wären?“ „Ich wüsste nicht, dass dich das was anginge. Du bist nicht mein Vater“, belle ich ihn an. „Nein aber so etwas ähnliches. Wer hat dich wohl großgezogen?“ „Ach bist du darauf auch noch stolz?“ „Klar, sieh doch nur was aus dir geworden ist.“ „Ein Mörder und nichts weiter“, stelle ich klar. Es schmerzt mich, diese Worte auszusprechen, doch ich werde mich nicht mehr vor der Realität verstecken. I take everything from the inside and throw it all away 'Cause I swear for the last time I won't trust myself with you Everything from the inside and just throw it all away 'Cause I swear for the last time I won't trust myself with you!!! „Wohnt hier nicht der kleine Yugi?“, wechselt er schnell das Thema. Er wirft mich schon wieder aus der Bahn. „Und wenn dem so wäre?“ „Dann ist es so. Mein Gott, Cold denkst du immer ich habe nur Hintergedanken?“ Abwartend blickt er mich an. „Würde mich wundern wenn nicht.“ „Ach Cold du bist zu misstrauisch. Und dumm gleichzeitig. Habe ich dir nicht beigebracht, dass du vorher nachsehen sollst, wer draußen steht?“ Kalt sehe ich ihn an. „Was kümmert es mich? Ich pfeife auf deine Belehrungen. Ich führe mein eigenes Leben und du hast daran nichts mehr mitzubestimmen. Es ist aus, klar? Das habe ich dir schon im Club erzählt. Ich wundere mich eh, dass sie dich noch nicht eingebuchtet haben, aber im Grunde kann es mir egal sein. Ich sage es dir EINMAL: Lass mich und vor allem Yugi in RUHE, verstanden?“ „Woah, wird meine Kleiner übermütig. Naja, habe es nicht anders erwartet. Wollte eh bloß kurz nach Yugi sehen!“ Meine Augen verengen sich. „Nein was für ein Pech, er schläft gerade.“ Grinsend wendet er sich ab. „Na dann vielleicht beim nächsten Mal.“ „Es gibt kein nächstes Mal. Du sollst uns in Ruhe lassen.“ „Cold wage es ja nicht mir Vorschriften zu machen. Und pass lieber auf dich und den Kleinen auf, wer weiß schon was passieren wird?“ ER geht dreckig lachend davon und lässt mich wie bedröppelt stehen. Nein was für ein Arschloch und trotzdem läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Was ist wenn...... Stopp Yami jetzt mal nicht schon wieder den Teufel an die Wand, es wird NICHTS passieren. Ich werde auf mich und vor allem auf Yugi aufpassen. Von Thunder lasse ich mich nicht mehr einschüchtern. NIE MEHR! I won't waste myself on you!!! You!!! You!!! (song by Linkin Park - Inside of you) [to be continued] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)