Anima von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Anima ---------------- Discl.: Siehe Prolog. Chap.1 Anima "Nanu? Besuch so früh am Tag?" Der gute Hausgeist Walter öffnete die Tür und lugte durch den offenen Spalt hindurch. Die Sonne war kaum aufgegangen, doch er war schon lange wach. Er war gerade dabei gewesen seiner Herrin Integra das Frühstück vorzubereiten, als es hart an der großen Eingangstür klopfte. Eine junge Frau stand davor. Walter schätzte sie auf gut 20 Jahre, und er sah gleich, dass sie keine Engländerin war. Das lag allerdings nicht an ihrer Größe (denn sie überragte Walter um mehr als einen Kopf) oder an der Haarfarbe. Es lag daran, dass sie eine Uniformjacke der deutschen Bundeswehr trug. Das würde wahrscheinlich kein Engländer tun. Walter nickte und wusste bescheid. "Willkommen!" sagte er, öffnete die Tür und gewährte der jungen Frau Einlass. "Sie müssen die Söldnerin aus Deutschland sein. Ich hoffe, Ihre Reise war angenehm!" Die Frau trat in die Eingangshalle der Villa und blickte sich um. "Danke," murmelte sie in gebrochenem Englisch und schulterte den Gurt der großen, olivgrünen Reisetasche. "Wenn Sie hier bitte warten würden," sagte Walter und lächelte. "Ich melde Sie bei meiner Herrin an!" Und damit eilte er davon. Anima blickte ihm nach und ließ dann weiterhin ihren Blick durch die nur wenig beleuchtete Halle schweifen. Das war also Ihr neuer Arbeitsplatz? Walter kehrte vom oberen Geschoss zurück und nickte ihr zu. "Lady Integra nimmt gerade ihr Frühstück zu sich. Sie hat mich damit beauftragt, Ihnen die Einrichtung zu zeigen und Ihnen das Wesen der Organisation nahe zu bringen!" sprach er. Anima nickte schweigend und gab ihm so ihr Einverständnis kund. Walter führte sie in die Untergeschosse der Hellsingvilla, wo sich die Baracken der Soldaten befanden. "Mh, wir haben ein extra Zimmer für Sie hergerichtet. Eine Söldnerin Ihres Formats wollten wir nicht mit den Soldaten zusammenlegen," sagte Walter und führte Anima an dem Soldatenbereich vorbei vor eine große Küche. An deren hinteren Ende befanden sich weitere Räume. An einer Tür aus massivem Holz war ein rotes Pentagramm aufgemalt. Es schien eine Art Bannzeichen zu sein. "Dies ist Meister Alucards Zimmer, ich bin mir sicher, dass Sie ihn noch kennen lernen werden, und gegenüber ist das Zimmer von Fräulein Seras Victorias. Alucards ...Pflegling," erzählte Walter und wurde bei dem Ausdruck Pflegling vorsichtiger. "Söldner?" fragte Anima und ein Lächeln erschien auf Walters Lippen. "In gewisser Weise schon!" Er kramte in seiner Hosentasche und zog einen Schlüssel hervor, mit dem er den Raum neben Victorias Zimmer aufschloss. "Und dies ist Ihre Unterkunft!" verkündete er und Anima ging direkt in das Zimmer hinein und stellte ihre schwere, große Reisetasche neben dem Bett ab. Das Zimmer bestand nur aus einem Metallbett mit dünner Matratze, einem Tisch und einem dazugehörigen Stuhl und einem Spind für Kleidung. Das gesamte Zimmer war in einem Grauton gehalten und Anima fühlte sich in einen Schwarzweißfilm versetzt. Sie nickte Walter zu. "Danke," sagte sie. Walter nickte zurück und händigte ihr den Schlüssel aus. "Ich führe Sie nun noch ein bisschen auf dem Gelände herum," sagte er und machte eine einladende Geste. Integra Wingates Hellsing setzte sich gerade hinter ihren Schreibtisch und zog einen Ordner mit Unterlagen zu sich, als Walter anklopfte. "Herein!" Ihre Stimme war grob und barsch. Walter öffnete die Tür und kündigte das Erscheinen der deutschen Söldnerin an. Integra nickte und bat um Eintritt. Ihre Vorstellung von der Söldnerin wurde mit einem Schlag übertroffen. Die stattliche Größe von 1,87 m, die in den Papieren angegeben war, stimmte auf jeden Fall völlig überein. "Sie muss ungefähr so groß wie Alucard sein," dachte sich Integra und stand auf, um der Söldnerin die Hand zu schütteln. Integra musterte die junge Frau vor sich. Die langen blonden Haare waren in gewisser Weise ungleichmäßig lang und wurden zum Teil nur durch ein Haargummi gebändigt. Doch es sah für ihre Statur und ihren Status gut aus. Sie war sehr schmal und Integra dachte bei sich, dass es fast nach Magersucht aussah. Die Knochen ihres Beckens und der Schultern zeichneten sich spitz durch die Kleidung ab. Eine typisch schwarze Hose mit Seitentaschen trug sie, ein schwarzes, etwas enges T-Shirt, durch welches sich straffe Bauchmuskeln und Rippen abzeichneten und ein olivgrünes Bundeswehrhemd darüber. Über die Hände hatte sie schwarze, fingerlose Lederhandschuhe gestreift und eine Sonnenbrille lugte aus ihrer Hemdtasche. Integra blickte ihr in die Augen... Furcht einflößend. Nicht nur durch die Größe. Ihr gesamtes Gesicht strahlte eine grausame Härte aus. Die Wangenknochen zeichneten sich deutlich ab, ihre Haut war blass und man konnte zum Teil die Blutgefäße blau erkennen. "Alucard hätte jetzt Spaß daran, sich jedes einzelne der Gefäße anzusehen." Integra senkte den Blick. Sie hatte das Gefühl dem Blick dieser Söldnerin nicht standhalten zu können. Irgend etwas Unheimliches umgab sie. Integra blätterte in dem Ordner herum. "Ihr Name ist Anima, Alter: 19 Jahre, Herkunft: Frankfurt am Main in Deutschland," las Integra vor. "Stimmen diese Angaben?" fragte sie dann und Anima nickte knapp. Eigentlich würde Integra nun sagen, dass sie sich gefälligst zu einer gescheiten Antwort zusammenzuraffen hatte, aber bei dieser Person unterließ sie das. Das konnte sie mit allen anderen machen, selbst mit Alucard, aber nun... traute sie es sich nicht. Was war bloß los mit der eiskalten Führerin der Hellsingorganisation? Anima blickte auf sie herab und bescherte Integra ein Gefühl, das sie einst hatte, als sie noch sehr jung war. Sie fühlte sich... zu klein. "Nun gut, dass wäre dann alles, was ich an Fragen hatte. Haben Sie noch irgend etwas zu sagen?" fragte Integra und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich benutze meine eigenen Waffen und trainiere allein. Ich will nicht, dass man mir in die Quere kommt," antwortete Anima ruhig, allerdings spürte Integra die Drohung im Unterton ihrer Stimme so deutlich, als hätte ihr Gegenüber eine Pistole auf ihre Brust gesetzt. Integra nickte. "Natürlich. So steht es im Vertrag." Anima nickte ebenfalls. "Dann ist alles besprochen." Sie offerierte Integra einen Handschlag, der den Vertrag besiegeln sollte. Integra reichte ihr die Hand zögernd und erwartete, dass Anima fest zudrücken würde, doch nichts dergleichen geschah. Anima brach ihr nicht die Hand und riss ihr auch nicht den Arm ab. Sie schüttelte sanft Integras Hand und ließ sie dann los, um sich zurückziehen zu können. Integra blickte ihr nach und wandte kurze Zeit nicht den Blick von der Tür. Wieso fürchtete sie sich so? Anima verbrachte den Tag in ihrem Zimmer und räumte den Spind ein. Die leere Tasche räumte sie unter das Bett, doch vorher zog sie noch einen langen Gegenstand hervor, der in ein Tuch gewickelt war. Sie wickelte das seidene Tuch behände ab und zum Vorschein kam ein Samuraischwert. Es sah nach nichts besonderem aus. Schwarze Holzlackscheide, den Griff in Haifischhaut eingewickelt und mit schwarz gefärbtem Leder verknüpft und befestigt. Die Klinge war ungefähr 90 cm lang. Das Schwert hatte eine Gesamtlänge von 115 cm. Fast ein Zweihänder. Anima hob das Schwert mit beiden Händen hoch und befreite die Klinge aus der Holzscheide. Es gab ein metallisches Schleifgeräusch und eine blank geputzte, rasiermesserscharfe Klinge kam zum Vorschein. Im Zwielicht ihres Zimmers blitzte die Klinge nach Fleisch und Blut hungernd auf. Eine Blutrinne war im oberen Teil der Klinge eingebettet. Wie viele Liter Blut hatte sie dort schon hinab rinnen lassen? Die Schneide sah frisch geschärft aus, doch Anima hatte das Schwert noch nie schärfen müssen. Das hatten die Schwerter des Meisterschmiedes Okuda nicht nötig. Okuda hatte selbst für den bekanntesten Schwertmeister Japans, Miyamoto Musashi, ein Schwert von wahrer Perfektion hergestellt. Anima schloss kurz die Augen und gedachte der Seele Okudas, ehe sie das Schwert in die Scheide zurückschob und es sich unter den Gürtel steckte. Sie hatte sich umgezogen. Nun trug sie nur noch eine schwarze Hose und ein ärmelloses T-Shirt. Um die Hüften trug sie über einem schwarzen Gürtel, der ihre Hose hochhielt, einen mittelbreiten Waffengurt an dem Patronen für eine Handfeuerwaffe befestigt waren. An diesem Waffengurt befestigte sie am Rücken die Lasche einer Walther P 99 C. Die Waffe lag vor ihr auf dem Tisch. Anima nahm sie, lud sie durch, überprüfte die Sicherung und steckte sie weg. Und augenscheinlich schien das auch alles zu sein, was sie bei sich trug. Es sollte genügen. Anima legte sich auf das Bett und schloss die Augen. So fühlte sich also England an. Fremd, dunkel und unheimlich. Und es sollte zu ihrem Elend passen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)