I don't want to miss a thing... von LeS (Seishirou und Subaru) ================================================================================ Wegen dir --------- Autor: LeS Fandom: X/1999 Charaktere: Seishirou, Subaru Rating: NC-17 Warnings: death, gewalt, lemon A/N: Überarbeitete Fassung Beta: ninnive (Livejournal) Subaru rieb sich den Schlaf aus den geröteten Augen. Auch heute hatte er keine ruhige Nacht gehabt. Er konnte einfach nicht schlafen. Nicht in diesem Bett, in dem er vor wenigen Wochen noch mit Seishirou gelegen hatte. Gemeinsam mit ihm, nicht nur mit einem Augapfel von ihm in sich selbst. Obwohl nicht von der Hand zu weisen war, dass etwas von Seishirou in ihm gewesen war – und auch umgekehrt. Subaru schmunzelte. Wenigstens das hatte er vor des Sakurazukamoris Tod noch erleben dürfen. Er hatte es geliebt die Oberhand zu haben und es war spannend gewesen zu sehen, wie sich Seishirou verhalten hatte, als er sich kurz fallen ließ. Jetzt war er schon seit drei Wochen tot und Subaru wohnte seit dieser Zeit in seinem Haus. Als neuer Sakurazukamori, alleine. Ausgenommen das fremde Auge, das in ihm war und ihm Gesellschaft leistete. Ich habe zugesehen, wie du starbst Ich habe dich jede Nacht im Schlaf weinen hören Er drehte sich zur Seite und starrte die Wand an. Der digitale Wecker, den er sich besorgt hatte, warf die Uhrzeit an die Decke. Es war schon Mittag und er hatte heute noch einen Auftrag zu erledigen. Inzwischen hatte er sich schon daran gewöhnt, Mensche zu töten. Es war nicht schwer gewesen. Er liebte das dumpfe Gefühl, dass es in ihm auslöste. All das Blut, das ihm entgegenspritzte, wenn er jemandem die Kehle durchschnitt, ließ ihn wenigstens für einen Moment vergessen, was er alles in seinem Leben verloren hatte. Dachte er später darüber nach, spürte er keine Reue. Zum ersten Mal verstand er Seishirou und dafür war er dankbar. Zum ersten Mal verstand er, wie bitter und tot Seishirou gelebt haben musste. Zum allerersten Mal bemerkte er, wie kalt es Seishirou Nacht für Nacht gehabt haben musste. Die Unlust das fremde Blut abzuwischen. Die Bitterkeit, keinen anderen Sinn zu haben, keine andere Möglichkeit und kein anderes Gefühl, als die schöne Dumpfheit. Ich will nicht die selben Fehler machen, die du gemacht hast Ich werde es nicht zulassen Meinem Herz so viel Elend zuzumuten Ich will nicht zerbrechen, wie du Vielleicht – nein, sogar wahrscheinlich – hatte Hokuto Recht gehabt. Du hättest dir mehr Mühe geben sollen, ihn zu retten, dachte Subaru in einem Anflug von neuerlicher Verzweiflung, wie sie ihn seit einiger Zeit öfters überrollte. Andererseits dachte er auch, dass es unfair von Seishirou gewesen war, soviel zu verlangen und so wenig zu geben. Nur jetzt, da er tot war, hatte er ihm etwas gegeben – die Erkenntnis, wie furchtbar eintönig und kalt der Beruf eines Serienkillers war. Wie viel Tränen es gab, die nicht geweint werden konnten, weil niemand da war, der die Traurigkeit gesehen hätte. Du bist so tief gefallen Ich habe es auf dem harten Weg gelernt, Es nicht soweit kommen zu lassen Subaru seufzte und setzte sich auf. Er sah den Spalt des Rollladens an, unter dem das Sonnenlicht hindurchstrahlte. Guten Mutes stand er auf und zog den Rollladen nach oben. Die Sonne blendete ihm direkt ins Gesicht, sodass er die Augen fest zusammenpresste. Das fremde Auge schien zu pulsieren. Es dauerte eine Weile, bis er sich an das helle Licht gewöhnt hatte. Als er die Augen wieder öffnete, sah er Tokio. Nicht mehr ganz so schön wie früher, hatte der Kamui der Erddrachen doch schon das Seinige dazu getan, dass es dem Ende zuging. Bald wäre der Tag des Versprechens, Tag X. Jetzt, da er dank Seishirous Auge ein Erddrache war, konnte auch er es spüren. Wegen Dir Weiche ich nicht zu weit vom Weg ab Wegen Dir Habe ich gelernt auf der sicheren Seite zu stehen, um nicht verletzt zu werden Subaru streckte sich und machte sich auf den Weg ins Bad. Das Wasser war kalt, geradezu eisig, aber er mochte es so. War er früher jemand gewesen, der ein heißes Schaumbad einer Dusche vorzog, so pflegte er jetzt, sich einen eisigen Wasserstrahl über den Körper zu jagen. Das erinnerte auch nicht so sehr an menschliche Berührungen. Wegen Dir Finde ich es schwer nicht nur mir zu vertrauen, sondern auch allen um mich herum Wegen Dir Habe ich Angst Er strich über sein Augenlid – das Auge, das vorher Seishirou gehört hatte. Es schmerzte hin und wieder, wie auch in diesem Moment, in dem er unter der Dusche stand und eine Gänsehaut bekam. Fast war es, als hörte er Seishirou, wie er ihm zuflüstern würde, er solle doch das Wasser wärmer stellen. Er würde sich sonst sicher erkälten. Subaru lehnte sich an die Duschwand und suchte nach dem Shampoo. Letztens hatte er etwas davon in die Augen bekommen und es war auch da so gewesen, als ob er gehört hätte, wie Seishirou empört aufschrie. Natürlich konnte das nicht sein, vielleicht waren es auch Wahnvorstellungen, aber in jedem Fall war es tröstend. Man fühlte sich gleich nicht mehr so einsam, mit einem schimpfenden Augapfel an der Seite. Ich verliere meinen Weg Und es wird nicht lange dauern, bis du mir das klarmachst Ich kann nicht weinen, Denn ich weiß, das ist Schwäche in deinen Augen Ich werde gezwungen, alles zu fälschen, Das Lächeln, das Lachen, jeden Tag in meinem Leben Wie immer war Subaru schon nach zehn Minuten fertig mit der allmorgendlichen Wäsche. Hatte er einen Auftrag, wusch er sich manchmal auch abends noch. Ihm war es zwar egal, dass das Blut an ihm klebte, aber Seishirou hätte es sicher unhygienisch gefunden. Also achtete er darauf, stets sauber ins Bett zu gehen, damit das Auge nichts zu beanstanden hatte. Subaru zog sich den schwarzen Mantel an, der ihm etwas zu groß war. Immerhin hatte er vorher Seishirou gehört, also war das nicht weiter verwunderlich. Subaru liebte es, sich mit Dingen zu umgeben, die Seishirou gehört hatten. Das Haus, die Kirschbäume und Subaru selbst waren sich in dieser Hinsicht sehr ähnlich. Sie hatten alle Seishirou gehört. Sie alle vermissten ihn jetzt. Mein Herz kann unmöglich zerbrechen, Wenn es nicht einmal von Beginn an ganz war Subaru öffnete die Tür und ihm kam ein warmer Windhauch entgegen. Die Sonne stand nicht mehr ganz an ihrem höchsten Punkt, aber es dauerte noch, bis sie unterging. Er konnte sich also noch etwas Zeit lassen, bis er zu dem Ort musste, wo sein heutiges Opfer auf ihn warten würde. Die Regierung hatte ihn gebeten, diese Person zu eliminieren. Anfangs hatte er das Wort „eliminieren“ im Zusammenhang mit der Tötung eines Menschen für komisch gehalten, aber jetzt wusste er nur zu gut, dass dieser unterkühlte Begriff genau passte. Schlafen, essen – Leute töten. Mein Herz kann unmöglich zerbrechen, Wenn es nicht einmal von Beginn an ganz war Subaru linste um die Ecke. Das Restaurant, dessen Besitzer noch in dieser Nacht sterben würde, war gerade geöffnet worden. Er kam also zum richtigen Zeitpunkt. Als er eintrat, ertönte die Klingel und er schrak kurz zusammen. Subaru erinnerte sich, wie lang er schon nicht mehr in ein Restaurant gegangen war. Seit Hokutos Tod nicht mehr. Seit Seishirous Verrat. Aber jetzt gehörte all das mehr oder weniger der Vergangenheit an. Er setzte sich an einen der Tische, die tief in einer der Ecken versteckt lagen und schon bald kam eine Bedienung, die seine Bestellung aufnehmen wollte. „Orangensaft, bitte. Aber kalt. Ein kleines Glas“, sagte er träge. Seit dem Gespräch mit dem Kamui der Erddrachen hatte er keine Unterhaltung mehr geführt. Er war froh, dass die alte Frau, die ihn bediente, ihn nicht zum Smalltalk zwingen wollte. Wegen Dir Finde ich es schwer nicht nur mir zu vertrauen, sondern auch allen um mich herum Wegen Dir Habe ich Angst Er nippte an seinem Glas und beobachtete, wie sich der Laden langsam füllte. Familien und Paare suchten sich die Plätze aus, die ihnen am besten gefielen. Die Pärchen bevorzugten, genau wie Subaru selbst, die Eckplätze. Dort konnten sie sich ungestört miteinander vergnügen. Subaru spürte einen bitteren Geschmack auf der Zunge, als er sah, wie sich das jugendliche Paar, das eben eingetreten war, begann zu küssen. Schnell wandte er seinen Blick ab, nahm noch einen Schluck von seinem Saft und starrte dann betreten auf das dunkle Holz des Tisches, an dem er saß. Draußen hatte es begonnen zu regnen. Er hörte, wie die Familie, die einen Tisch weit entfernt von ihm Platz genommen hatte, sich gemeinsam darüber wunderte, dass es auf einmal schlechtes Wetter gab. Wo die Sonne doch den ganzen Tag so schön geschienen hatte. Ich war so jung Du hättest es besser wissen sollen, als dich auf mich zu stützen Du dachtest nie an irgendjemand Anderen Du sahst nur deinen eigenen Schmerz Subaru störte sich nicht an diesem Wetter. Den Kirschbäumen würde es gut tun und darüber freute er sich. Die letzten Tage war es viel zu trocken gewesen, da kam der Regen gerade richtig. Dass die Familie darüber nicht erfreut war, konnte er aber auch nachvollziehen. Sicher machten die Eltern sich Sorgen, ihre Kinder könnten krank werden und die Kinder waren traurig, weil die Eltern sie nicht draußen spielen lassen würden. Er seufzte. Draußen spielen war etwas gewesen, was ihm seine Großmutter früher nur sehr selten erlaubt hatte, selbst bei Sonnenschein. Er fragte sich, ob es an ihm gelegen hatte oder nur daran, dass er Stammhalter war. Nicht, dass er nicht wusste, dass seine Großmutter ihn liebte, aber damals, in der Zeit, als sie ihm die Handschuhe gegeben hatte, war es wohl doch etwas Anderes gewesen, als die Angst vor einer Erkältung, die sie ihn im Haus behalten ließ. Wegen Dir Weiche ich nicht zu weit vom Weg ab Wegen Dir Habe ich gelernt auf der sicheren Seite zu stehen, um nicht verletzt zu werden Wegen Dir Der letzte Schluck war getan und das leere Glas wurde in Windeseile von der Bedienung entfernt. Sie schien enttäuscht, als Subaru nicht sagte, dass er bezahlen wolle. Sie hielt ihn wohl für einen ziemlich merkwürdigen Kauz. Das bin ich ja auch, dachte Subaru und ein Lächeln trat auf seine Lippen. Ob sie wohl ihren Job verlieren würde, wenn er den Besitzer erst mal getötet hatte? Wahrscheinlich schon. Es tat ihm etwas Leid um die gute Frau. Auch wenn sie ihn skeptisch beäugte, war sie doch so nett gewesen, ihm keine Fragen zu stellen oder ihn hinauszuscheuchen. Das hielt er ihr zugute. Selbst die Leute, die er im Begriff war zu töten, stellten ihm oft noch Fragen. Fragen, die er nie im Leben beantworten würde. Niemandem. Fragen, die man normalerweise nicht stellte. Ob es Seishirou genau so gegangen war? Und jetzt weine ich mitten in der Nacht, Aus dem selben, verdammten Grund Subaru warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon recht spät geworden. Genau die richtige Uhrzeit, um einen Mord zu begehen. Er stand auf und hinterließ reichlich Trinkgeld. Seit er Sakurazukamori war, achtete er nicht mehr so sehr auf das Geld. Er wusste nicht wieso, aber es war so. Es hatte sich so eingestellt. Ganz langsam war es ihm immer mehr egal gewesen. Nicht nur, weil das Ende der Welt bevorstand, zumindest da war er sich gewiss. Er fragte sich manchmal, ob Seishirou es schlimm fände, wie Subaru mit dem Geld seiner Familie umging. Aber vielleicht, wenn die Möglichkeit auch noch so verschwindend gering war, war Seishirou, wo auch immer er nun verweilte, ja froh darüber, dass Subaru das Geld ausgab und wenigstens auf materieller Basis ein gutes Leben führte. Auch wenn sein Todeswunsch nach wie vor existierte. Stärker noch als vor Seishirous Ableben. Das Auge zuckte zusammen und Subaru schob die Suizidgedanken beiseite. Dazu war nun auch wirklich nicht die richtige Zeit. Immerhin würde er gleich jemanden ermorden. Ich gebe mein Bestes, um das Alles zu vergessen Wegen Dir Ich weiß nicht, wie ich mich irgendjemand Anderem öffnen soll Wegen Dir Das Blut war warm und dickflüssig. Wie immer. Es war hellrot, auf weißen Kleidungsstücken, dunkelrot auf schwarzen. Subaru wischte sich die Flüssigkeit aus dem Gesicht und schloss mit einer gekonnten Handbewegung die Augen des Restaurantbesitzers. Er hatte keine dummen Fragen gestellt. Er hatte wissend gelächelt und gemeint: „Wenigstens werde ich von einem hübschen Menschlein umgebracht.“ Dann hatte er noch ein letztes Mal gelacht, ehe Subaru ihn, mit der gleichen Technik, mit der er schon Seishirou – wenn auch in dessen Fall unfreiwillig – getötet hatte, niederstreckte. Ein kurzes Keuchen und dann war es vorbei. Wie immer, wenn man, wenn er tötete. Subaru seufzte gelangweilt und machte sich auf den Weg zurück nach Hause. Das Haus des Sakurazukamori. Des kalten Killers der die Macht einer Organisation hatte. Des kalten Killers, der wohl am allermeisten eines gewesen war: Unglaublich leer, auf der Suche nach einer warmen Füllung. „Wärst du nur nicht so ein verdammter Feigling gewesen, Seishirou.“ Wegen Dir Schäme ich mich meines Lebens, denn es ist leer Wegen Dir Habe ich Angst Wegen Dir Wegen Dir Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)