Himmelblau von -Neya- (~ What colour has the smell of suicide ~) ================================================================================ Kapitel 1: Verfolgt ------------------- Titel: Himmelblau Teil: 1 Rating: PG-16 Genre: Drama, Sarkasmus, leichter Shounen-ai (allerdings nur einseitig) Alle Charas, Handlung und Schauplätze gehören mir. ^^ Viel kann ich dazu nicht sagen. Ist nur ein Zwischenprojekt, da ich mal eine Geschichte in der Ich-Perspektive schreiben wollte. (üben will) Besteht auch nur aus nem Prolog und 4 weiteren Teilen und einem Epilog, also von daher nicht zuviel erwarten. Dient mir hauptsächlich zum üben. Hier erstmal ein großes Danke für die Kommis zum Prolog. Freut mich, dass euch der Anfang des Projektes gefallen hat. ^^" Hoffe mal, dass euch dieser Teil nicht zusehr langweilt, da ich das hier wie gesagt nur zum üben mache, und die ganze Story nicht wirklich Sinn ergibt. Und es freut mich auch zu hören, dass ich manche Leute hier zum nachdenken angeregt habe. >^^y Aber ob ich poetisch bin, wage ich zu bezeifeln. XD Nya, das mal dazu und nun viel Spaß bei Kapitel 1. Himmelblau ~ What colour has the smell of suicide ~ Kapitel 1: Verfolgt Die Sonne lacht, die Vögel singen... ... ein schöner Tag sich umzubringen. Ein sachtes Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, als ich wie jeden Morgen diese zwei Zeilen an der einen Wand der Schultoilette lese. Ich weiß zwar bis heute nicht, wer diese poetische Meisterleistung mit einem abgenutzten Edding auf der Jungentoilette verewigt hat, aber jedes Mal muss ich grinsen... wahrscheinlich weil ich gut verstehen kann, was der Schreiber damit ausdrücken wollte. Es ist Ende April, es wird von Tag zu Tag wärmer, alles um einen herum fängt an zu neuem Leben zu erwachen und man selbst würde am liebsten die nächstgelegene Brücke aufsuchen, um sich mit einem kleinen Sprung in die Tiefe von alldem zu erlösen... Was ich mit alldem meine? Nun, die meisten Menschen nennen es Alltag, ich bezeichne es mehr als eine Art Zwangsanwesenheit meines Selbst in einem immer gleich ablaufenden Schema. Ich meine, was passiert in meinem Leben schon groß, außer dass ich jeden Morgen in diese Zwangsanstalt für Jugendliche gehe, wo ein paar schon recht verzweifelte Lehrkräfte versuchen, ihre Weisheit an die jüngere Generation weiter zu geben. Mit Mühe und Not kriege ich diese paar Stunden schon rum, aber danach...? Sobald der Unterricht beendet ist, fällt es mir schwer, mit meinen Gedanken in der Realität zu bleiben, was regelmäßig dazu führt, dass ich mich und manchmal sogar Außenstehende in ziemliche Schwierigkeiten bringe. Es ist schon eine Art von Selbstzwang, dass ich mich in meine Gedanken verkrieche und ständig vor mich hinträume. Aber was kann ich denn dagegen tun? Ich bin einfach nur müde von allem... Am liebsten würde ich abends ins Bett gehen und nicht mehr aufwachen. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen bescheuert, aber richtig glücklich bin ich nur wenn ich schlafe. Wenn ich genauer darüber nachdenke, verbringe ich den Großteil meiner Freizeit mit dösen, schlafen und wie im Dämmerzustand vor mich hinzuträumen. Kein Wunder, dass viele mich für einen Freak halten. Einen Vollidioten, der, anstatt auf irgendwelche Partys oder so zu gehen, lieber irgendwo in einer Ecke sitzt und vor sich hinvegetiert. Ein Problem damit habe ich ehrlich gesagt nicht, schließlich bin ich kein Mensch, der gerne auf Partys geht. Zum einen ist die Musik dort nicht wirklich mein Fall und zum anderen kriege ich manchmal ein ungutes Gefühl bei zu großen Menschenansammlungen. Ich habe ständig das Gefühl beobachtet zu werden und es kam schon öfter vor, dass mir davon so schlecht wurde, dass ich mich übergeben musste. Wahrscheinlich kann sich niemand vorstellen, wie es ist, ich zu sein... "Micha!", höre ich das laute Organ von Nina, die wutschnaubend im Eingang der Jungentoilette steht und mich sichtlich angepisst anfunkelt. "Du hast wohl auch kein Schamgefühl, oder?", entgegne ich seufzend und sehe sie neutral an. Ihrem Blick nach zu urteilen, nimmt sie mir meine Aussage mal wieder übel, was heißt, dass ich mir später wieder was von ihr anhören darf. "Herr Gott, ich stehe seit geschlagenen zwanzig Minuten vor der Tür und warte auf dich. Ich dachte schon du wärst beim pissen eingeschlafen", murrt sie frustriert und sieht mich strafend an. Ich hingegen realisiere gerade erst, was sie da eben zu mir gesagt hat. Zwanzig Minuten? Mein Blick wandert zum Waschbecken, wo immer noch der Wasserhahn läuft und meine Hände allmählich taub werden, da das Wasser eiskalt ist. Fluchend drehe ich den Hahn aus und rubble mir meine kalten Finger an meinem Shirt trocken. Nina sieht mich stöhnend an und macht mir mit einer knappen Geste klar, dass sie mich definitiv erwürgen wird, wenn ich noch länger herumtrödle. Aber genau das ist mein Problem... ich drifte mit meinen Gedanken immer viel zu weit ab. Wer weiß, wie lange ich noch hier gestanden und die Hände unter den Wasserhahn gehalten hätte, wenn sie jetzt nicht, rücksichtslos wie immer, hier hereingeplatzt wäre. Ich werfe einen kurzen Blick in den verschmierten Spiegel und seufze resigniert. Das gleiche langweilige Gesicht, die gleichen blauen Augen, die mich trüb anblicken, die gleichen roten Haaren, die mal wieder ungeordnet in alle Richtungen abstehen, da ich seit Monaten nicht mehr beim Friseur gewesen bin und die gleiche blasse, mit ein paar Sommersprossen übersäte Haut... bei diesem Anblick ist mir mal wieder nach heulen zu mute. So wie mich mein Alltag anödet, so öde ich mich langsam selbst an... wirklich erbärmlich... "Ich sage dir, wenn ich wegen dir das Spiel verpasse, lynche ich dich", ruft Nina angesäuert, stürmt in die Jungentoilette, um mich am Arm zu packen und hinter sich herzuzerren. Meine halbherzigen Proteste überhört sie wie immer. Ihre kastanienbraunen Haare schlagen mir ins Gesicht, als sie sich schwungvoll zu mir umdreht. "Michael, nun lass dich doch nicht ständig hinterher schleifen", mault sie und sieht mich bittend an. Innerlich laut aufstöhnend nicke ich knapp und lege ihr zu Liebe einen Schritt zu. Warum sie sich für so ein blödes Fußballspiel interessiert, geht mir zwar nicht in Schädel, aber versprochen ist versprochen, auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnern kann, ihr vor zwei Wochen ein solches Versprechen gegeben zu haben. Anscheinend hat sie sich schon gedacht, dass ich wie üblich mal wieder alles vergesse und hat mich daher einen selbst erstellten Vertrag unterzeichnen lassen. Seltsam nur, dass ich mich nicht einmal mehr daran erinnern kann, etwas Derartiges unterzeichnet zu haben, bis sie mir besagtes Papier heute unter die Nase gehalten und auf meine Unterschrift gedeutet hat. Irgendwie ist es schon seltsam, dass einzig und allein der Schulkram bei mir teilweise hängen bleibt, aber Versprechen gegenüber Freunden oder sonstige Vereinbarungen innerhalb weniger Stunden aus meinem Gedächtnis gelöscht werden. Vielleicht will ich auch nicht daran denken, ich weiß es nicht. Ich frage mich sowieso schon seit langem, was mit mir nicht stimmt. Schließlich ist mein Verhalten nicht mehr normal, und da das sogar meinen Eltern bereits aufgefallen ist, darf ich in den Sommerferien auf so eine schwachsinnige Vier-Wochen-Kur gehen, die mir mein persönlicher Haus-Quacksalber wärmstens ans Herz gelegt hat, da ja seine ach so tollen Medikamente nicht wirklich eine Wirkung erzielt haben. Als ob man mit irgendwelchen Tabletten meine Probleme lösen könnte... "Willst du weiterhin da stehen, oder setzt du dich endlich?", reißt Nina mich aus meinen Gedanken und ich blinzle ein wenig verwirrt. Als mein Blick über das große Fußballfeld wandert, wo sich 22 Jugendliche um einen einzigen Ball kloppen, wird mir erst bewusst, dass wir schon am Sportplatz angekommen sind. Kopfschüttelnd lasse ich mich auf den Boden plumpsen und massiere mir die Schläfen. Diese Momente hasse ich. Jedes Mal denke ich, dass mir in wenigen Minuten der Kopf platzt. Langsam zweifle ich wirklich an meinem Verstand. Es ist erschreckend zu sehen, dass man so sehr mit seinem inneren Ich beschäftigt ist und mit sich selbst über sein eigenes beschissenes Leben philosophiert, ohne darauf zu achten, wohin man geht. So ist es eben schon wieder gewesen, ich kann mich nicht erinnern, wie ich mit Nina hierher gekommen bin, obwohl wir von der Schule bis hierher gute zehn Minuten gehen müssen. Aber da ist nichts... keine Erinnerung... gar nichts... "Scheiße...", murmle ich und sehe zu meiner besten Freundin, die nun gespannt dem Spielablauf folgt. Ich frage mich wirklich, wie sie es seit Jahren mit einem Geisteskranken wie mir aushält, immerhin haben mir schon eine Menge Leute die Freundschaft gekündigt, da sie mit mir und meinem Verhalten nicht zurechtgekommen sind... aber wer verübelt es ihnen schon? Ich halte es ja nicht einmal mehr mit mir selbst aus, warum soll ich dann von anderen erwarten, dass sie es können? "Achtung!" Was schreien diese Idioten denn so? Ich habe Kopfschmerzen, verdammt noch mal. Ein bisschen Rücksicht ist ja wohl nicht zuviel verlangt. Angesäuert blicke ich auf und sehe gerade noch, wie ein weißer Ball auf mich zufliegt. Ein stechender Schmerz zieht sich quer über meine Schädeldecke und ein immer lauter werdendes Pochen hallt in meinem Hinterkopf wieder. Was ist denn nun schon wieder passiert? Vorsichtig und mit verzerrtem Gesicht öffne ich meine Augen und schimpfe leise, da ich mitten in die grelle Sonne blicke. Scheiße tut das weh. "Alles in Ordnung?", vernehme ich eine Stimme rechts von mir und ich drehe meinen Kopf langsam zur Seite. Neben mir kniet ein schwarzhaariger Junge, der mit einer Hand den Fußball hält und sich mit der anderen auf dem Rasen abstützt. Ein wenig verpeilt sehe ich zu ihm hinauf. Ob alles in Ordnung ist? Merkt der Kerl die Einschläge noch? Ich habe Kopfschmerzen und zu allem Überfluss auch noch einen Fußball an den Kopf bekommen, wovon ich garantiert eine schöne Beule davontragen werde. Missmutig sehe ich ihn an und rapple mich wieder soweit vom Boden auf, dass ich wieder in eine sitzende Position komme. Seine eisgrauen Augen sehen mich teils belustigt, teils besorgt an, was mich gleich noch wütender macht. "Verpiss dich", zische ich ihn an, woraufhin ich wenig später Ninas Ellbogen im Rücken habe, da besagte junge Dame ebenfalls besorgt neben mir gesessen hat und nun anscheinend nicht nachvollziehen kann, warum ich jetzt so giftig bin. Der Junge sieht mich auch ein wenig verdutzt an, bevor er sich erhebt und mit den Schultern zuckt. Grummelnd beobachte ich ihn, wie er wieder zurück zum Spielfeld geht. Blöder Penner, wenn er nicht schießen kann, dann soll er das Fußballspielen besser sein lassen. "Sag mal, bist du komplett übergeschnappt!?", fährt Nina mich an und wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, dass sie kurz vor einem Herzinfarkt steht. Meine Güte, was regt sie sich denn jetzt so auf? Sie ist doch nicht diejenige, die gerade heimtückisch mit einem Fußball attackiert wurde. "Weißt du überhaupt, wer das gewesen ist?", fügt sie aufgebracht hinzu und beugt sich zu mir vor, sodass ich mich schon ein wenig unwohl in meiner Haut fühle. Ich weiß nicht wieso, aber diese Frau schafft es immer wieder mich einzuschüchtern. "Müsste ich?", erwidere ich leise, woraufhin sie noch entrüsteter aussieht. Oha, also hab ich mal wieder was Falsches zu einer Person gesagt, wodurch ich allem Anschein nach wieder Probleme kriegen werde. "Nein, natürlich nicht du Schlumpf. Das war Daniel", sagt sie und ein leichter Glanz bildet sich in ihren Augen. "Aha." Mehr fällt mir dazu nicht ein. Das ist also Daniel, klasse. Und weiter? Muss mir dieser Name etwas sagen? Nein, ich denke nicht. "Der Daniel, von dem ich dir schon seit guten zwei Monaten was vorschwärme", hilft sie mir auf die Sprünge, was mir allerdings trotzdem nicht viel weiter hilft. Sie hat mir von dem Typen erzählt, noch schlimmer, vorgeschwärmt? "Micha, das ist doch jetzt nicht wahr", ruft sie verzweifelt aus und sieht mich traurig an. So, wieder einmal habe ich es geschafft, jemanden zu enttäuschen. Vielleicht sollte ich wirklich ein Strichbuch führen, wie oft ich es schaffe, Leute vor den Kopf zu stoßen. Wäre bestimmt schon einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde wert. "Tut mir leid... ich muss jetzt los", entschuldige ich mich und erschrecke selbst vor meiner Stimme, die vollkommen unecht und heuchlerisch klingt. Tut es mir wirklich leid, dass ich vergessen habe, dass sie für diesen Typen schwärmt? Um ehrlich zu sein nicht... warum sollte es auch, schließlich betrifft mich das ja nicht wirklich. Aber es tut mir leid, dass ich schon so tief gesunken bin und ihr nicht einmal mehr eine ernsthafte Entschuldigung entgegenbringen kann. Ich bin wirklich erbärmlich... es ist zum kotzen. Seufzend verlasse ich den Sportplatz und fummle in meinem Rucksack nach meinem Brillenetui. Nach kurzen herumtasten, halte ich besagtes Objekt in den Händen und entnehme diesem eine Zigarillo und ein zerkratztes blaues Feuerzeug. Wenige Sekunden später hüllt mich der betäubende Geruch von Nikotin und Vanille ein und ich atme einmal tief durch. Vielleicht sollte ich mir wirklich eine Art Tagebuch anschaffen, in das ich dann meine täglichen Erlebnisse niederschreibe, obwohl es bei mir wohl ratsamer wäre, stündlich einen Eintrag zu verfassen, da ich manchmal sogar Dinge vergesse, die ich am Vormittag noch gehört habe. Mein Blick wandert über die leere Straße und ich gehe schnellen Schrittes über die geteerte Fläche. Mit Straßen habe ich schon häufiger schlechte Erfahrungen gemacht, immerhin bin ich mehrmals nur knapp einem Unfall entkommen. Ich kann wirklich von Glück sagen, dass ich noch am Leben bin, so oft wie ich schon in Gedanken versunken, unachtsam auf die Straße gegangen bin... obwohl... wieso eigentlich von Glück reden? Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn mich eines der Autos erwischt hätte... Stöhnend biege ich ab und komme an dem Feldweg an, der mich zum Neubaugebiet führt. Mein Blick wandert über das riesige Roggenfeld. Wenn der Wind über dieses hinwegweht, entstehen immer so schöne fließende Wellen... Fast wie von selbst, klettere ich auf meinen kleinen privaten Stammplatz, nämlich einen großen Heuballen und lasse mich dort nieder. Von hier aus hat man wirklich eine schöne Sicht über die Landschaft. Vor mir das große Roggenfeld, dahinter der kleine Wald, der mit Gott sei dank den Blick auf das Neubaugebiet versperrt und in dem sich auch jener See verbirgt, der mir auch eine unangenehme Erinnerungen bereitet hat. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich aufgrund meiner Träumerei beinahe darin ertrunken wäre, da ich bereits bis zum Brustkorb im Wasser gewesen bin, als plötzlich jemand neben mir stand und mich wachgerüttelt hat. Ich frage mich wirklich, wie lange es noch dauern wird, bis hier ebenfalls alles platt gemacht und einbetoniert wird. Lustlos lasse ich meine Beine baumeln und puste den Rauch durch die Nase in die Luft. Wie feiner Nebel breitet er sich vor meinen Augen aus, bevor er langsam verschwindet. "Hey, bist du taub?", vernehme ich eine Stimme unter mir und sehe erstaunt hinab. Nein! Was um alles in der Welt macht der denn hier? Und warum zieht dieser Vollidiot an meinem Fuß? Wenn er scharf darauf ist von mir getreten zu werden, dann braucht er es nicht so umständlich machen, ich komme auch ohne seine Nachhilfe der stummen Aufforderung nach. "Hab ich dich so heftig getroffen, oder warst du schon vorher so taub?", fragt er grinsend und sieht mich belustigt an. Ich merke, wie mein linkes Augenlid anfängt zu zucken. Was will der Kerl von mir? Ich denke er ist damit beschäftigt, hilflose Schüler mit Fußbällen zu beschießen, also was zum Teufel sucht er jetzt hier? Murrend werfe ich meine Zigarillo auf den Boden und blicke düster zu ihm herab. Wütend rutschte ich weiter nach hinten und ziehe meine Beine hinter mir her. Am besten ignorieren, so was fällt mir nämlich nicht sonderlich schwer. Manchmal ist es vielleicht ganz praktisch, dass man so schnell den Draht zur Realität verliert und nichts mehr um sich herum wahrnimmt. Also dürfte es im Prinzip nicht allzu lange dauern, bis ich wieder abdrifte und in meinen Tagträumen versinke. Als ich aber einen schwarzen Schopf erblicke, der sich nun auf den Heuballen zieht, falle ich wirklich vom Glauben ab. Ich will doch nur meine Ruhe, also soll der Typ zusehen, dass er sich verpisst, bevor ich nachhelfe. "Schöner Ausblick" sagt er beiläufig und betrachtet mich interessiert. Skeptisch hebe ich eine Augenbraue und lasse mich nach hinten fallen, sodass ich nicht gezwungen bin, ihn länger anzusehen, sondern mein Augenmerk auf den blauen Himmel über mir richten kann. "Zieh ab." "Du bist oft hier, oder?" Hallo?! Was ist an den Worten 'Zieh ab' so schwer zu verstehen? Nicht einmal mehr in Ruhe träumen kann man. Da taucht so mir nichts dir nichts dieser Penner auf und versucht mit mir ein Gespräch anzufangen, wirklich klasse. Tja, aber da muss ich ihn enttäuschen, ich bin kein sehr kontaktfreudiger Mensch und neige manchmal auch zu aggressiven Handlungen, wenn man mich nicht in Frieden lässt. "Hast du nichts Besseres zu tun?", bringe ich knirschend hervor und beobachte eine kleine weiße Wolke, die langsam in Richtung Waldgebiet schwebt. "Einer muss doch aufpassen, dass du nicht wieder unfreiwillig schwimmen gehst", entgegnet er leise. Ein wenig erschrocken wende ich mich ihm zu. Was sollte denn jetzt diese Anspielung? Woher weiß er denn davon? Ich habe schließlich niemandem etwas von diesem Vorfall erzählt, nicht einmal Nina... es sei denn... er war derjenige, der mich geweckt hat. Genau weiß ich es nicht mehr, immerhin bin ich panisch davongelaufen, ohne großartig darauf zu achten, wer mein Lebensretter eigentlich gewesen ist. "Verfolgst du mich?", bringe ich gepresst hervor. Ein bisschen unangenehm ist mir das ganze ja schon. Ich fühle mich immer so hilflos, wenn andere Menschen ihre eigene Gesundheit oder ihr Leben riskieren, indem sie mich entweder von der Straße zerren, oder wie er, mich aus dem Wasser ziehen. "Vielleicht..." Ok, also damit habe ich nun überhaupt nicht gerechnet. Und was sieht er mich so durchdringend an? Ich merke, wie ich langsam unruhig werde. Ich mag es nicht, wenn mich fremde Leute so anstarren. Es macht mich nervös, sodass ich wieder das Verlangen verspüre davonzulaufen. "Was willst du eigentlich? Kannst du nicht jemanden anders auf den Keks gehen?", frage ich hibbelig. Ich bin es nicht gewohnt, mit jemandem fremdes ein Gespräch zu führen, indem ich mehr als zwei Sätze sage. "Hast du das öfter? Ich meine... dass du einfach... weg bist", versucht er eine Frage zu formulieren, weshalb ich nun stöhnend die Augen schließe und tief durchatme. Nicht schon wieder. Es reicht schon, dass ich meinem Stümper von Arzt den ganzen Mist schildern muss, dabei bin ich immer dankbar gewesen, dass Nina mich damit zufrieden lässt. Also warum in Gottes Namen muss er mich jetzt mit dieser Frage überfallen? "Hör zu. Ich kenn dich nicht und-" "Ich bin Daniel", stellt er sich schnell vor, was mich innerlich die Augen verdrehen lässt. "Was mich nicht interessiert. Ich will nur meine Ruhe und ich kann es auf den Tod nicht ab, wenn sich irgendwelche dahergelaufenen Idioten in mein Leben einmischen... also verpiss dich!" So, ich glaube, das sollte genügen um ihm endlich klar zu machen, dass ich weder auf ein Gespräch mit ihm, noch auf seine Anwesenheit scharf bin. Aber seltsam ist es schon, dass ich nicht wie gewohnt mit meinen Gedanken woanders bin, sondern wirklich bewusst mitkriege, was er mir sagt. Verrückt, aber das liegt wohl zum größten Teil daran, dass dieser Typ mich so dermaßen aufregt. "Du bist wirklich ein komischer Kauz. Aber schön, dann brauche ich dich das nächste Mal auch nicht anrempeln, wenn du mal wieder wie hypnotisiert in den Spiegel auf der Toilette starrst", meint er daraufhin und lächelt wissend, was mich leicht erröten lässt. Aber dieses Mal nicht vor Wut, sondern vor Scham. Ja, ich gebe es zu, wenn ich in der Pause mal auf die Schultoilette gehe, passiert es schon mal häufiger, dass ich in den Spiegel schaue und vergesse wo ich bin, da ich zu sehr damit beschäftigt bin mich über mein Erscheinungsbild aufzuregen. Dass ich jedes Mal aufgeschreckt bin, da mich jemand angerempelt hat weiß ich auch, aber dass er das auch war... Ok, langsam ist der Kerl mir wirklich unheimlich. Der scheint mich ja tatsächlich zu verfolgen, wenn er das alles weiß. Ein ungutes Gefühl beschleicht mich und jetzt will ich einfach nur noch von hier weg. Dass ich tatsächlich mal einen Nachmittag erlebe, an dem ich soviel Zeit in der Wirklichkeit verbringe erschreckt mich. Der Typ bringt mich richtig aus dem Konzept, weshalb ich ihn jetzt schon nicht leiden kann. Nicht nur, dass er mich jetzt hier nervt, nein, er scheint sogar ziemlich viel über meine Macken zu wissen, was mich nur umso mehr nervös macht. Ich mag es nicht, wenn Außenstehende in mein Leben eingreifen, aber wenn er mich tatsächlich immer absichtlich angerempelt hat, dann habe ich es wohl ihm zu verdanken, dass ich nicht zu spät zum Unterricht gekommen bin. Scheiße, scheiße, scheiße! Eines jedoch verstehe ich nicht, warum interessiert er sich für einen Freak wie mich? Jeder andere geht doch immer an mir vorbei, wenn ich wieder mal mit meinen Gedanken woanders bin, also wieso macht er das? Sein warmer Atem lässt mich leicht aufschrecken. Wann ist er denn so nah an mich herangerutscht? Und wann bitteschön hat er seine Hand auf meine gelegt? Ich spüre, wie mein Herzschlag immer schneller wird, was mir regelrecht die Luft abdrückt. Wieso sieht er mich so an? Kann er damit nicht aufhören? Verdammt lass mich in ruhe! Und dann passiert es, in meinem Kopf macht es klick und ehe er sich versieht, hat er meine Faust im Gesicht. Augenblicklich läuft ein rotes Rinnsal aus seiner Nase und tropft auf sein weißes Shirt. Überrumpelt sieht er mich an und wischt sich mit dem Handrücken das Blut weg, dass sich einen Weg an seinem Hals hinabbahnt. Und ich? Nun, ich sehe zu, dass ich so schnell wie möglich von diesem Heuballen hinunter komme. Kaum festen Boden unter den Füßen, fange ich an zu laufen. Ich will nur noch weg hier, weg von diesem Jungen, der mich regelrecht aus der Bahn geworfen hat. Ich höre, wie er etwas hinter mir her schreit, aber was er sagt, kann ich nicht verstehen. Ich will es ehrlich gesagt auch nicht wissen. Morgen werde ich eh genug Probleme haben, immerhin geht er auch auf meine Schule und wenn Nina erfährt, dass ich ihrem Schwarm die Nase blutig gehauen habe, dann kann ich mir von ihr auch noch eine Standpauke anhören. Keuchend bleibe ich im am Anfang des Waldes stehen und starre wie gebannt auf meine Hand. Ich habe das Gefühl, dass sie gerade vor meinen Augen verbrennt... TBC Ok, das erstmal dazu. *hust* >.> Was ich mir dabei gedacht habe? Fragt mich besser nicht, wenn ich das nur selbst wüsste. ^^" Kommis, Kekse und 100g Tüten mit Talent immer gern gesehen. Bis zum nächsten Kap. By Klein Dilly ("^^) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)