Das Legendenbuch von LauraAStern (♪♪Sieger des FF-WB-Zirkels ♪♪) ================================================================================ Des Fürsten Frevel ------------------ Vor Jahrhunderten, wenn nicht gar Jahrtausenden, da waren die vier Königreiche von vielen seltsamen Geschöpfen bevölkert. Viele dieser wundersamen Geschöpfe gibt es heute nicht mehr, doch einige haben überlebt. Die Drachen sind solche Wesen. Lasst mich Euch eine Geschichte erzählen, werter Leser. Eine Geschichte, die von der wohl erstaunlichsten aller Drachenarten berichtet und die sich in eben jener Zeit, als die Königreiche noch voll von mystischen Wesen waren, im nördlichen Königreich Tochi ereignet haben soll , wo seit jeher besonder viele Drachen beheimatet sind. Die Geschichte der Elfendrachen, den liebsten Tieren der Waldgöttin Hanako. Die Elfendrachen waren freundliche Geschöpfe, die im Einklang mit den Menschen lebten. Kaum grösser als ein Kätzchen vermochten sie, in enge Ritzen zu kriechen und verlorene Gegenstände wieder zu bringen. Hatten sie eine Familie ins Herz geschlossen, so geschah dieser nie ein Leid, denn die Drachen wachten über sie und warnten sie vor Gefahr. Die Menschen dankten es den kleinen, perlmuttfarbenen Drachen, indem sie Speis und Trank mit ihnen teilten. Auch schützten die Menschen die Elfendrachen, die zwar vor Gefahr zu warnen vermochten, selbst jedoch zu klein waren, um sich zu verteidigen. Vorallem viele Fürsten erwarben sich damals die Gunst der Elfendrachen und vermochten es so, die Menschen in ihrem Land besser vor Feinden zu schützen. Am Hofe des Fürsten Koshaku, in der Provinz Engeki, sollen hunderte von Elfendrachen im puren Überfluss gelebt haben. Man erzählte sich damals in allen vier Reichen von den eigenen Häusern und Dienern, die den Drachen an Koshakus Hof zur Verfügung standen. Die Elfendrachen waren von all dieser Pracht und der Freundlichkeit, die ihnen entgegengebracht wurde, so geblendet, dass sie die grosse Gefahr nicht kommen spürten. So kam es, dass Shimo, der Fürst der benachbarten Provinz Kogeki, das Land Koshakus angreifen und einnehmen konnte, während Fürst Koshaku erst viel später Kunde davon bekam. Fürst Shimo besass die Dreistigkeit, seinen Nachbarn immer wieder anzugreifen, bis die Provinz Engeki um ein Vielfaches kleiner war als zuvor. Nach jedem Angriff versprach Shinju - eine junge Drachendame, welche die Elfendrachen zu ihrer Sprecherin ernannt hatten - dem Fürsten Koshaku, dass sie von jetzt an besser aufpassen würden. Doch schliesslich liess Fürst Shimo seinem Widersacher die Nachricht zukommen, er werde Koshakus Palast angreifen- und auch das hatten die Elfendrachen nicht kommen sehen. Fürst Koshaku fühlte sich von den Elfendrachen verraten und glaubte, sie würden von Shimo bestochen. Dafür sollten sie alle büssen. Er holte alle privaten Diener zu sich, die sonst nur den Elfendrachen zur Verfügung standen. „Die Elfendrachen haben uns verraten!“, sagte er zu ihnen. „Dafür sollen sie büssen! Geht und tötet sie alle. Für jeden toten Drachen sollt ihr zehn Kai bekommen.“ Koshaku wollte sich aus den silbern und perlmuttfarben glänzenden Schuppen der Drachen eine Rüstung schmieden lassen. Hatten die Elfendrachen ihn verlassen und nicht vor der Gefahr gewarnt, so würden sie ihn von nun an im Kampf schützen. Als Fürst Koshaku aus dem Raum verschwunden war, begannen die Diener, die zuvor wie zu Salzsäulen erstarrt waren, heftig zu diskutieren. War das rechtens, was ihr Herr von ihnen verlangte? Einige waren dagegen, doch die meisten entschieden sich, den Befehl auszuführen. Nur einer ging hinaus, ohne ein Wort zu sagen: Yujin, ein junger Diener, der mit kaum jemandem mehr als das Nötigste sprach und weder von den anderen Dienern, noch von den Elfendrachen wirklich gemocht wurde. Seine Schritte führten ihn eilends über den Hof des Palastes zu dem kleinen Tempel, den man für die Götter errichtet hatte. Er wusste, dass er Haru, die Priesterin, dort finden würde. Ihr erzählte es er alles und bat sie um Hilfe. Haru war entsetzt. Was Fürst Koshaku da befohlen hatte, war ein grausamer Frevel an der Göttin Hanako und ihrem Werk. Nach und nach kamen noch mehr Diener, die sich weigerten, den Befehl ihres Herrn Folge zu leisten und im Tempel Rat suchten. Gemeinsam beschlossen sie, die Elfendrachen zu warnen. Doch die meisten Drachen hörten nicht auf die Warnungen. Sie konnten nicht glauben, dass Koshaku so etwas vorhaben könnte. Die wenigen, welche die Warnungen ernst nahmen, wurden von Haru und einigen Dienern durch einen geheimen Gang, der sich unter dem Tempel befand und nach draussen führte, weg gebracht. Man sagt, sie wären zum Kloster von Shudoin gebracht worden. Das Kloster lag in den zerklüfteten Bergen tief im grossen Gebirge der Mitte und gehörte zu keinem Königreich. Dort würden die Drachen sicher sein. Yujin blieb im Palast. Obwohl er die Elfendrachen nun für stur und uneinsichtig hielt, wollte er sie schützen. Des Nachts, als die ungläubigen Drachen tief schliefen, schlichen sich die geldgierigen Diener, mit langen scharfen Messern bewaffnet, in den grossen, mit vielen bunten Seidenkissen ausgelegten Saal, in dem die Drachen zu schlafen pflegten. Schnell waren die ersten Elfendrachen überwältigt und die Diener fühlten sich ihrer Sache sicher, doch sie hatten nicht mit Yujin und seinen Verbündeten gerechnet. Mutig stellten sie sich im Namen Hanakos gegen die Frevler und es entbrannte ein wilder Kampf. Jeder der frevelhaften Diener versuchte, sich so weit wie möglich von den Rächern fernzuhalten und aus dem Tod der Elfendrachen seinen Profit zu schlagen und manchen gelang dies auch. Viel Blut floss in dieser Nacht. Nicht nur das der unzähligen Elfendrachen die sterben mussten, sondern auch von den Rächern, die einfach in der Unterzahl waren und, obwohl sie die Drachen mutig und tapfer verteidigten, kaum eine Chance hatten. Auch Yujin fiel der Klinge eines Frevlers zum Opfer. Während im Haus der Elfendrachen Kampfeslärm ertönte und die Nachtruhe der im angrenzenden Haus wohnenden Dienerschaft störte, wurde in einem ganz anderen Teil des Palastes auch die Nachtruhe des Fürsten selbst gestört, wenn auch viel sanfter. Fürst Koshaku wurde durch ein Blatt, das ihn im Gesicht kitzelte, geweckt. Schlaftrunken sah er sich um, dann stellte er entsetzt fest, dass sein hölzernes Bett begonnen hatte zu spriessen und nun Äste, Blätter und sogar Knospen trieb. Am Fuss des Bettgestells stand die Göttin Hanako persönlich und liess das Holz durch ihre blosse Anwesenheit spriessen. „Koshaku, Fürst von Engeki, ich, die Göttin Hanako, verfluche dich, denn du hast einen Frevel an mir begangen! Deine Seele soll keine Ruhe finden, kein Stern soll deinen Namen tragen, bis du einen Elfendrachen findest, der dir deine Schandtat, die du den Drachen angetan hast, vergibt.“ Als Hanako die letzten Worte ausgesprochen hatte, öffneten sich die Blüten, die Koshakos Bett getrieben hatte, und die Göttin war so schnell verschwunden, wie sie erschienen war. Doch Hanakos Weg führte sie nicht zurück zum Hariyama, wo die Götter wohnten. Sie erschien in dieser Nacht auch im Kloster von Shudoin. Und mit ihr erschienen auch alle noch lebenden Drachen aus Koshakus Palast. „Ihr Elfendrachen!“, sprach die Göttin, diesmal mit der Sanftheit, für die sie seit jeher berühmt war. „Ihr wart verblendet und unfähig, Freund von Feind zu unterscheiden. Was in dieser Nacht geschehen ist, darf nie wieder vorkommen. Darum will ich euch eine neue Gabe zu eurem Schutz schenken: Die Gabe, in die Herzen der Menschen zu blicken. Möget ihr nie wieder einem Heuchler und Schwindler, wie Koshaku einer war, zum Opfer fallen.“ Wie schon bei Fürst Koshaku verschwand Hanako wieder, sobald sie die letzten Worte gesprochen hatte. Alles, was von ihr blieb, war ein feiner Nebel aus Blütenstaub. Fürst Koshaku wurde schon am nächsten Tag schwer krank und starb kurz darauf, ohne dass einer seine Leibärzte hätte sagen können, woran er wirklich litt. Die Provinzen Engeki und Kogeki wurden unter der Führung Fürst Shimos zu einer starken Allianz, die heute Kyodotai genannt wird. Noch immer wird berichtet, dass Fürst Koshaku als Geist durch die ehemaligen Räume seines Palastes, der heute nur mehr eine Ruine ist, schweben soll. Einen Elfendrache, der ihm vergibt, hat er noch immer nicht gefunden, denn die Elfendrachen verschwanden kurz nach der verhängnisvollen Nacht und dem Erscheinen der Göttin aus dem Blickfeld der Menschen. Sie zogen sich zurück und mieden die Nähe der Menschen, denn ihre Herzen erwiesen sich nur allzu oft als trügerisch und falsch. Zeigen sie sich doch einmal einem Menschen und sehen Gutes in seinem Herzen, hat man einen Freund fürs Leben gefunden. ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~Kokoros kleine Laberecke: So, auch diese Legende wurde von Paddy gebetat und bekommt jetzt ein „tolles“ neues Nachwort. Bei dieser Legende stand ich unter Zeitdruck, denn sie sollte ein Geburtatagsgeschenk für Wölfchen werden. Bei Hanakos kleiner Ansprache an die Drachen wäre ich damals fast verzweifelt, ich hing da tagelang fest, unfähig, ein halbwegs gescheites Wort zu Papier zu bringen! Und plötzlich ging’s und es klang mehr oder weniger gut! Allerdings finde ich immernoch, dass sie ganz schön OOC wirkt bei dem Fluch... Einige Leser meinten, es sei schon ok, so, aber naja... irgendwie kommt sie mir trotzdem OOC vor... Ich befürchtete zunächst, es würde zu kurz werden, aber ich denke, es ist ganz ok, geworden. Ursprünglich sollte zwischen Haru und Yujin auch eine kleine Romanze entstehen, aber das hab ich wieder Verworfen. Ich wüsste auch jetzt nicht, wie ich das hätte einbringen können, Ausserdem ist Haru ja Priesterin, da geziemt sich sowas nicht. Die Elfendrachen kamen übrigens zuerst in „Die blaue Flamme“ vor, Arachne meinte dann, die würden sich prima für eine Legende eignen. Recht hatte sie. Und so ist die Legende Nummer 4 (nach wie vor) Wölfchen und Arachne gewidmet. Bye bye Eure Ko Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)