Das Legendenbuch von LauraAStern (♪♪Sieger des FF-WB-Zirkels ♪♪) ================================================================================ Die vier Boten -------------- In der alten Zeit, als die Welt gerade erst geschaffen und in vier grosse Königreiche aufgeteilt worden war, lebte ein alter Fischer mit seiner Frau glücklich an den Klippen über dem grossen Ozean, aus dem die Welt einst aufgestiegen war. Doch etwas trübte ihr Glück, denn dem Ehepaar war es bis ins hohe Alter nicht vergönnt gewesen, Kinder zu bekommen. Umso unbändiger war die Freude der alten Frau, als sie ihrem Mann eines Tagen mit Gewissheit sagen konnte, dass sie ein Kind erwartete. In einer einzigen Nacht gebar sie vier Kinder, zwei liebliche Töchterchen und zwei gesunde Söhne, doch dieses Geschenk bezahlte sie mit ihrem Leben. Da der Fischer jedoch nicht das Geld hatte, vier Kinder zu ernähren und ebenfalls mit einem baldigen Ende seines Daseins rechnete, beschloss er schweren Herzens, die Kinder einer höheren Macht, dem Schicksal selbst, anzuvertrauen. Er brachte sie in die nächste Stadt, wo er sie auf die Stufen des Tempels der Schicksalsgöttin Kami legte. Dann kniete er nieder und betete zur Göttin: „Oh grosse Göttin Kami, Herrin über das Schicksal, ich flehe dich an, schenke meinen Kindern ein gutes Leben, denn ich kann es ihnen kaum bieten. Wache über sie, damit sie zu ehrbaren Menschen werden.“ Ein letztes Mal wandte er sich nach den friedlich schlafenden Kindern um und verschwand dann für immer in der Dunkelheit der Nacht. Doch die grosse Göttin hatte seine Bitte erhört und war selbst vom Hariyama auf die Welt hinab gestiegen, um sich der Kinder anzunehmen. Als sie zum Hariyama zurückkehrte, wurde sie von den anderen Göttern und Göttinnen neugierig empfangen. Sie beschlossen, die Kinder bei sich im göttlichen Palast aufzunehmen und auszubilden, denn Kami hatte große Pläne mit den kleinen Menschen. Die Götter nannten die Mädchen Ai und Musume, die Jungen Kieru und Shinsetsu. Als die Kinder schließlich das Erwachsenenalter erreichten, rief sie die Lebensgöttin Chi zu sich. „Seht, meine Kinder“, sprach die Göttin, „dies ist der Brunnen, aus dem das Leben entspringt. Da ihr nun erwachsen seid, dürft ihr von seinem Wasser trinken und werdet wie wir Götter das ewige Leben erhalten.“ „Mutter Chi“, antwortete Ai, die Wissbegierigste der Geschwister, „warum wollt Ihr uns das ewige Leben zu Teil werden lassen?“ „Schon vor eurer Geburt hat meine Schwester Kami euch vier als Götterboten auserwählt. Fortan soll es eure Aufgabe sein, unter den Menschen nach Möglichkeit für Frieden zu sorgen“, erklärte Chi. Alle vier tranken voller Stolz über die Aufgabe, die ihnen zukommen sollte, aus dem Quell des Lebens, der sich, wie flüssiger Diamant schimmernd, über den Rand des Brunnens ergoss und auf dem marmornen Fussboden der Halle einen kleinen See bildete. Aus diesem floss der Kiri-Fluss nach draußen, wo er sich durch den prächtigen Garten der Waldgöttin Hanako wand, um schließlich über die steilen Klippen des kristallenen Hariyama in den Sekai-See zu stürzen. Als alle getrunken hatten, kamen die Götter zusammen. Die vier Boten brauchten Gefährten, die es ihnen ermöglichten, schnell von einem Ort zum anderen zu kommen. Ai war nicht nur die wissbegierigste, sondern auch die stürmischste der Geschwister. Daher sollten die Blitze sie auf ihrem Rücken durch die Lüfte tragen. Ihre Schwester Musume hingegen war wie ein warmer Sommerregen, so sanft und lieblich. Ihr sollten die Regenwolken als Gefährten dienen. Kieru, der Älteste der vier, bekam den Nordwind, der ebenso kühl und aufbrausend wie Kieru selbst war, zur Seite gestellt. Und schließlich Shinsetsu, der Jüngste; er sollte auf den Sonnenstrahlen reiten, denn er hatte die Gabe, überall, wo er auftauchte, Hoffnung zu verbreiten, wie die Sonne, die durch den grauen Regenhimmel bricht. Treu und gewissenhaft erledigten die Boten ihre Aufgabe, doch eines Tages kam es zum Streit zwischen Koku, dem westlichen Königreich, und Tochi, dem Nordreich. Koku bestand zum grössten Teil aus Wüste und König Hajimaru von Koku forderte Tochis Königin Satori auf, sich bis zum Mittelgebirge zurückzuziehen und ihm so das fruchtbare Delta des Kenka-Flusses zu überlassen. Doch Satori war nicht bereit, das Gebiet abzutreten, da es gute Erträge lieferte und so Geld in die Staatskasse kam. Die Götter schickten Kieru nach Koku und Shinsetsu nach Tochi, um den beiden sturen Königen zu helfen, sich zu einigen. Doch als der Nordwind Kieru im Palast König Hajimarus absetzte, kreuzte die einzige Tochter des Königs, Prinzessin Chikai, seinen Weg. Ihr Haar war lang und fiel in dunkelbraunen Locken über ihre zierlichen Schultern, ihre Haut war dunkel, wie Kieru das bisher nur von Irohi, dem Gott des Feuers, gekannt hatte und ihrer großen braun-schwarzen Mandelaugen sahen klug unter dem blau-silbernen Schleier, den sie trug, hervor. Neugierig betrachtete sie ihn, sein blondes, zu einem kurzen, aber festen Zopf gebundenes, Haar und seine grünen Augen. Fasziniert von so viel menschlicher Schönheit, vergass Kieru seinen Auftrag und entführte stattdessen die Prinzessin. König Hajimaru hatte nichts von der Anwesenheit des Götterboten bemerkt und als seine Tochter nirgendwo auffindbar war, vermutete er, dass Königin Satori sie hatte entführen lassen, um ihn zu zwingen, sein Vorhaben aufzugeben. Sofort liess er einen seiner Boten mit einer Kriegserklärung nach Tochi schicken und sammelte sein Heer. Shinsetsu reiste so schnell es ihm möglich war nach Koku, doch sein Bruder war genauso unauffindbar wie die Prinzessin. Shinsetsu ahnte, was geschehen war, und versuchte, in der Beziehung der beiden Länder zu retten, was noch zu retten war. Währenddessen schickte man Ai und Musume aus, um Kieru und Chikai zu suchen. Auch Taiyo, die Sonnengöttin und ihr Bruder Yoru, der Gott des Mondes und der Nacht, hielten ihre Augen offen, doch es gelang ihnen nicht, die beiden zu finden. Nach zwölf Tagen und zwölf Nächten vergeblicher Bemühungen, erreichte das Heer von Koku die Grenze zu Tochi, wo sie vom Heer von Tochi empfangen wurden. Shinsetsu war es nicht gelungen, den König von Koku davon zu überzeugen, dass Königin Satori seine Tochter nicht hatte. Verzweifelt stellte er sich selbst den ersten Kämpfern beider Länder entgegen, in der Hoffnung, so vielleicht die Schlacht verhindern oder zumindest ihren Beginn verzögern zu können, denn kein Mensch hätte es gewagt, einen Boten der Götter zu verletzen und so den Zorn der Götter auf sich zu ziehen. Doch Shinsetsu bedachte nicht, dass die Könige zwar wussten, wer und welchen Standes er war, nicht aber die Soldaten. Sie hielten ihn für einen armen Verrückten und preschten schließlich aufeinander zu. Im selben Moment, als Shinsetsu verletzt und blutend zu Boden stürzte, spürten seine Geschwister einen nie gekannten Schmerz tief in ihrem Herzen. Kieru wusste, dass er es zu verantworten hatte, wenn Shinsetsu etwas zustossen sollte. Auf einmal bereute er, dass er sich von seiner Begierde für die Prinzessin hatte hinreissen lassen und seinen eigentlichen Auftrag vergessen hatte. Er hob Chikai auf den Nordwind und brauste zum Schlachtfeld, wo Shinsetsu Blut überströmt am Boden lag. Auch die beiden Schwestern liessen von ihrer Suche nach Kieru ab und kamen, um Shinsetsu zu helfen. Gerade noch sahen sie, wie Kieru ihren verletzten Bruder auf den Nordwind bettete und mit ihm zum Hariyama zurückbrauste. Ai und Musume übernahmen nun den Auftrag ihrer Brüder und konnten den Streit schlichten. Kieru hatte sich unterdessen vor dem Rat der Götter zu verantworten. „Kieru, ich hoffe, dir ist klar, dass du durch dein eigenmächtiges Handeln viele Menschenleben unnötig gefährdet hast. Du hast deine Aufgabe als Bote vernachlässigt, ein Mädchen seiner Familie entrissen und damit sogar einen Krieg heraufbeschworen“, erklärte die Schicksalsgöttin Kami. „Ja, Mutter Kami. Es tut mir Leid…“, antwortete Kieru mit leiser Stimme. „Deine Strafe soll der Verlust deiner ehrenvollen Aufgabe sein“, richtetet die Göttin weiter über den Jungen. „Nein, Schwester, tu das nicht!“, warf Ureshii, der Gott der Gefühle, plötzlich ein. „Sicher, Kieru mag einen Fehler begangen haben, einen schweren Fehler, aber er bereut seine Tat und möchte es wieder gut machen, das spüre ich. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass Kieru kein Gott ist, sondern als Mensch geboren wurde und die Menschen neigen nun mal dazu Fehler zu machen.“ „Was du sagst mag wahr sein, doch ohne Strafe wird er nicht davon kommen“, beschloss Kami. „Nun gut Kieru, du darfst dein Amt behalten, aber es wird einige Zeit dauern, bis du es wieder ausüben darfst. Deine Strafe sollen zehntausend Jahre Schlaf sein.“ Kaum hatte die Gebieterin des Schicksals ausgesprochen, sank Kieru ohnmächtig zu Boden. Kitashiko, die Göttin der Erde, formte eine Kugel aus Sand um ihn, die Irohi, der Feuergott, mit der ewigen Flamme, deren Hüter er war, zu Glas schmelzen ließ. Als letzte ließ Hanako, die Göttin des Waldes, ihre Kräfte walten und ließ eine Rosenranke wachsen, die sich um Kierus gläsernes Gefängnis schlang. Man stellte die Kugel inmitten des Palastgartens auf, als Mahnmal für seine Geschwister. Noch heute steht die Kugel dort und Kieru wartet auf den Tag, an dem sein Gefängnis zerbersten wird. ~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~.~ Kokoros kleine Laberecke: So, die Legende ist mittlerweile gebetat, an dieser Stelle ein Danke an Paddy, der/die dafür seit neuestem dafür zuständig ist. Es ist schade, dass Arachne nur eine meiner Legenden gebetat hat, aber anscheinend fehlt ihr die Zeit und/oder Lust dazu und ich möchte es einfach in diesem Leben noch schaffen, das hier alles auf einen möglichst fehlerfreien Stand zubringen T.T Einige haben übrigens gefragt, welche Legende ich gelesen hätte um darauf zu kommen. Arachne vermutete die Illias hinter den Boten. Ich muss zugeben, das hat was, aber die wars nicht, zumindest nicht bewusst. Genau genomme, war es keine Besondere. ich lag in der Badewanne, hatte ein Legendenbuch aus der Bibliothek auf dem Badewannenbutler und das Kapitel "Götterboten" aufgeschlagen. Als "Titelbild" des Kapitels war ein Engel abgebildet. ich sah den Engel an, der Engel sah zurück und die Idee war da! Ich glaube nicht, dass es vorallem an dem Engel lag, denn eigentlich spukte mir zu Anfang die Idee eines Verrätergottes im Kopf herum, welches sich dann in den Verrat eines Götterboten wandelte. DARAN geb ich dem Engel allerdings durchaus die Schuld ^.^ Ich wollte das alte Vor- und Nachwort bei dieser Version stehen lassen, weil ich's irgendwie lustig fand, dass ich fast frustriert war, das mir noch eine dritte Legende einfallen ist, aber das wäre zu viel gewesen, denk ich XD Ich glaub ich hätte durchgedreht, wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass das mal 13 Stück werden. Irgendwie kam es mir damals viel schwieriger vor, eine Legende zu verfassen als heute. Es könnte daran liegen, dass ich jetzt mehr Erfahrung habe, aber ich habe irgendwie auch das Gefühl, dass mir die Ideen mittlerweile nur so zufliegen, ich hab eine ganze Liste mit Ideen, die ich unsetzen möchte... Yo, das wars von mir ^.^ Kokoro Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)