Walking proud von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 8: 8 ------------ Walking proud Autor: Clea Kommentar: Ist schon mal jemandem aufgefallen, dass Totchi nie Wochenende hat, nur Schule? O.~ Das ist mir jedenfalls irgendwie entgangen, naja, er kriegt dann halt mal extra lange Ferien oder so *drop*. Neeeeein, zwischen Haku und Toto (Haku und Toto? *drop*) war nichts Perverses... noch nicht zumindest...^^ Ihr wollt einen Lemon Teil ihr kriegt einen. Ihr wollt einen ihr kriegt keinen ich will einen ich krieg deinen *dämliches Wortspiel ausweit*... Was ich eigentlich damit sagen möchte: Ich würde auch gerne nen Lemon part einbauen oder zumindest sowas ähnliches, ich weiß nur noch nicht wann und wie und zwischen wem... gebt mir mal Tips, was meint ihr? Ich liebe euch alle, danke, dass ihre meine Geschichte lest und mir so viele lange Kommis schreibt, es freut mich jedes mal wahnsinnig sie zu lesen. Würdet ihr mir nicht ständig schreiben, würde ich diese Sache vermutlich nicht fortsetzen (weil ich dann die Lust verlieren würde). Yo, hier kommt das achte Kapitel, das neunte ist schon öhm sagen wir in Arbeit. Viel Spaß^^. Teil 8 Die Ruhe währte immerhin bis zum nächsten Nachmittag (ein Samstag für alle die es wissen wollen). Toshiya schlug also (wie üblich für Leute die aufwachen) die Augen auf, kniff sie dann sofort wieder zusammen, als grelles Sonnenlicht ihn blendete und öffnete sie erneut mit vorsichtigem Blinzeln. Er gähnte und streckte sich ein wenig, stellte dann gelinde verwundert fest, dass er sich ein erhebliches Stück besser fühlte als am Tag zuvor und richtete sich auf. Und nochmal und nochmal. Beim vierten Versuch machte dann auch sein Körper mit und Toshiya sank nicht mehr geschwächt in seine Kissen zurück, sondern blieb tatsächlich aufrecht, wenn auch leicht schwankend, in seinem Bett sitzen. Jetzt fühlte er sich allerdings nicht mehr ganz so gut, in seinem Kopf drehte sich alles und die üblen Halsschmerzen trugen nicht gerade dazu bei, dass er sich gesünder fühlte. Er nieste. Hakuei reichte ihm ein Taschentuch. Toshiya nahm es mit genuscheltem Dank an und tupfte sich damit auch gleich die tränenden Augen ab. Dann schaute er auf. ::Interessant::, dachte er und nieste wieder. Verdammt, sein Hals tat beim Schlucken höllisch weh. Langsam warf er seine Beine aus dem Bett, erhob sich und schleifte wie ein Marmorblock über den Gruftboden durch sein Zimmer auf die Türe zu. Er öffnete diese, trat hindurch und schloss sie hinter sich, ging ins Badezimmer, zog sich um, putzte ein wenig die Zähne und schlurfte dann wieder zurück in sein Zimmer, diesmal wie der Totengräber, der den Marmorblock zieht um damit einen Sarg zuzudecken. Sobald er wieder im Bett lag, trat der Mann von dem Toshiya sich einbildete er bilde sich nur ein, dass er da sei, an sein Bett. Vorsichtig legte er seine Hand auf die Stirn des Blauhaarigen. Dann tastete er dessen Hals ab. "Ohayou darling." Toshiya drehte langsam den Kopf und starrte Hakuei an, der weiter nach den Lymphknoten (oh Gott, wie schreibt man dat bloß) seines Koi tastete. "Hakuei. Ich versuche dich zu ignorieren. Du machst es mir nicht leicht." Der Angesprochene grinste breit und dachte gar nicht daran seine Hände vom Hals des anderen zu nehmen. "Ich weiß." Eine kurze Pause entstand. "Was tust du da?", wollte der Blauhaarige nach einer Weile wissen und blickte zweifelnd auf den schwarzen Haarschopf hinunter. "Ich", nuschelte Hakuei an Toshiyas Hals, "sehe nach ob du Fieber hast. Und Halsschmerzen." "Hab ich", antwortete Toshiya schnell und schob seinen Mitschüler so gut es ging von sich, "das musst du gar nicht nachprüfen." Er versuchte ein nervöses Lächeln. Diese neue Situation brachte ihn völlig aus der Fassung. Es war immerhin noch Hakuei. Hakuei, der ihn hasste und ihn abstoßend hässlich und abgrundtief dämlich fand. Der ihn so sehr verachtete, dass sein Wortschatz nicht ausreichte um es auszudrücken und der daher extra einmal in einem Wörterbuch hatte nachschlagen müssen. Hakuei der - Toshiya dämmerte etwas... Hakuei der schon immer erstaunlich viel Zeit geopfert hatte um ihn zu beleidigen. Tatsächlich war er all die Jahre beinahe der einzige seiner Mitschüler gewesen, der sich immer mit ihm beschäftigt hatte. Während ihm diese Tatsache, was auch immer sie bedeutete, völlig bewusst wurde, starrte der junge Japaner schockiert auf seinen verschlagenen Ex-Erzfeind, der ihm mit doppeldeutigem Grinsen gegenübersaß. Er. Alleine. Mit Hakuei. Vor einer Woche noch Toshiyas Albtraum. Im Augenblick war ihm zwar auch nicht ganz wohl bei der Sache (dieses Grinsen trieb ihn in den Wahnsinn), doch zumindest musste er nicht mehr fürchten gedemütigt und erniedrigt zu werden. Die plötzliche Wandlung war ihm immer noch unbegreiflich. "W-wieso b-bist du hier und-?" "Es ist halb zwei, Schlafmütze", entgegnete der Schwarzhaarige beinahe zärtlich, was auf Toshiya eine noch beängstigendere Wirkung hatte, als wenn der andere es gehässig ausgespuckt hätte. "Ich wollte nur sehen wie es dir geht..." "Gut!", rief Toshiya aus, unterdrückte einen Hustenanfall und fügte schnell hinzu: "Danke, dass du dir äh Sorgen machst, aber du kannst auch wieder gehen, mir geht es prima!" Hakuei hob eine Augenbraue. "Ah ja? Und wie steht's damit?" Er packte den Blauhaarigen am rechten Arm woraufhin dieser einen Schmerzensschrei nur mit Mühe unterdrücken konnte. "Du fühlst dich also gut. Und dir tut auch so eine kleine Berührung gaaaar nicht weh...", sagte Hakuei grinsend. "Klappe", presste Toshiya hervor und hielt sich den Arm. "Und Halsschmerzen?" Als der andere schmollend schwieg, fügte Hakuei hinzu: "Na, dann lass mich mal sehen." Er legte Toshiya vorsichtig die Hände auf beide Schultern, lehnte sich nach vorne und noch bevor der andere wusste wie ihm geschah, spürte er bereits eine Zunge in seinem Mund. "Mm-mh-mh", machte das Opfer und versuchte kraftlos den Kopf zu drehen. ["Mm-mh-mh" = 1) Hör auf du Idiot!, 2) Du steckst dich an!, 3) Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dir abkaufe, dass du so festellen kannst ob ich Halschmerzen habe Idiot!] "Was sagt du?", hauchte Hakuei, erstickte allerdings jedes weitere Wort sofort wieder in einem Kuss. Dann passierte alles sehr schnell. Die Tür flog auf, ein Junge schneite herein und blieb sichtlich aufgebracht vor dem Bett stehen auf dem Hakuei halb lag, halb saß und seinem neuen Freund küsste. Toshiyas Augen weiteten sich in blankem Entsetzen. "Mmh?" Hakuei drehte sich überrascht um, doch noch bevor er eine Chance hatte die Situation zu begreifen wurde er bereits von einer Faust getroffen, die ihn zuerst beinahe k.o. schlug und ihn dann grob packte, vom Bett zerrte und auf den Boden warf. "Hee-hee, was ist denn los?", murmelte er erschrocken und starrte an der Person hinauf, die sich scheinbar urplötzlich im Zimmer materialisiert hatte. Kaorus Augen loderten vor Wut. Als er sprach tat er das sehr leise und in seiner Stimme lag ein Zittern, das vermuten ließ, dass er nur mit großer Mühe ruhig blieb. "Wage. Es. Nie.Wieder." Er holte tief und schnaufend Luft, dann wurde sein Ausdruck weicher, er wandte sich dem Jungen zu, der wie versteinert auf dem Bett saß und ihn anstarrte. Tränen liefen aus seinen Augenwinkeln, was in Anbetracht der Tatsache, dass er zu schockiert war um irgendeine Gefühlsregung zu zeigen, allerdings eher mit seinem miserablen gesundheitlichen Zustand zusammenhing. "Toshiya, wie geht es dir? Tss, du bist wirklich bescheuert", sagte Kaoru, doch es klang weder tadelnd noch verletzend, "du bist krank und fühlst dich furchtbar, kommst aber trotzdem in die Schule. Wieso hast du denn nichts gesagt? Du solltest wirklich besser auf dich aufpassen." Toshiya antwortete nicht. In seinem Kopf klingelte etwas. Dreimal in der gleichen Situation ertappt. Das war eindeutig Rekord. "K-Kao-ru", hauchte er entsetzt. Mehr brachte er nicht heraus und hätte ihn im nächsten Augenblick nicht ein schrecklicher Hustenanfall geschüttelt, so wären seine Augen mit Sicherheit vor lauter Entsetzt-Schauen und Nicht-Blinzeln ausgetrocknet oder ausgefallen und dann hätte er wirklich ein Problem gehabt. "Totchi, alles ok??", rief der Violetthaarige erschrocken aus und stürzte an die Seite seines Freundes. "Weg da!", sagte Hakuei barsch, der sich wieder vom Boden aufgerappelt hatte, stieß seinen Mitschüler grob zu Seite und zog Toshiya besitzergreifend in den Arm. Kaoru seinerseits starrte den Schwarzhaarigen einen Moment lang völlig verdutzt an. Der Junge mit den Rastazöpfen und den hübschen Mädchenaugen barg Toshiyas Kopf an seiner Brust und strich ihm beruhigend über den Rücken bis dessen Hustenkrampf abgeklungen war, wobei er mit Kaoru unablässig mörderische Blicke austauschte. Dann brach mit einem mal Hakueis lebensmüde sarkastische Seite hervor, er zog Toshiya noch ein wenig enger an sich und streckte dem Klassensprecher die Zunge heraus. Er konnte es nicht lassen auch noch mit hochmütigem Lächeln hinzuzufügen: "Nun, Kaoru, es tut mir waaaahnsinnig leid, aber der Kleine ist mein fester Freund. Zieh Leine." Kaoru blinzelte kurz angesichts dieser Bemerkung. Dann erhob er sich mit mörderischer Ruhe, packte den Schwarzhaarigen mit festem Griff am Genick wie ein Tiger eine Antilope und schleifte ihn vom Bett. "Hakuei, du bist ein Idiot", stellte er eisig fest und drückte den anderen auf den Boden. "Ich weiß nicht, was du Totchi alles angetan hast du Ungeheuer, aber was ich gesehen habe reicht mir. Der Junge ist krank. Er ist in der Schule zusammengebrochen und du hast nichts anderes zu tun als ihm so - so etwas anzutun! Glaubst du ich habe nicht gesehen wie Totchi sich dabei fühlt? Musst du ihn auch noch auf diese Art und Weise verletzen? Du... du Schwein!!" Nun war es Hakuei der den Violetthaarigen überrascht anblinzelte. Diese Sicht der Dinge war interessant - lächerlich ja, aber interessant. "Kaoru, ehrlich, du tickst nicht mehr richtig." "Seit wann bin ich den , du falscher Hund? Wieso heuchelst du auf eimal Nettigkeit?", zischte der andere und bohrte seinen vernichtenden Blick in den Hakueis. Dieser entgegnete, nun auch nicht mehr so gelassen: "Darf ich das nicht? Aber du hast natürlich immer Recht Kaoru-sama. So, wie du sagst, ist es. Wie immer. Du kommst gar nicht auf die Idee, dass dein toller neuer Freund auch Bedürfnisse hat." Kaoru schnappte empört nach Luft. "Und nur zu deiner Info", fügte Hakuei düster hinzu, "Toshiya hat dem Ganzen zugesagt. Er war einverstanden. Und wenn ich ihn küsse, dann hat das alles seine Richtigkeit." Kaoru bebte vor Wut. Er hatte Mühe zu sprechen, so aufgebracht war er. "Du - das - was hast du - mit - ihm - gemacht? Siehst du nicht - wie du ihn einschüchterst? Wie du ihn vernichtest? Wie - wie - kannst - du" "Nein", entgegnete Hakuei kühl und erwiderte den tödlichen Blick des Violetthaarigen, "der einzige, der ihn vernichtet, bist du!" Schön, es war übertrieben, aber Kaoru arbeitete immerhin mit den gleichen Mitteln. "Du stehst mir im Weg. Du nimmst ihn mir weg. Wenn du kein Interesse an ihm hast, dann lass ihn und mich in Ruhe." "Ich glaube du hast völlig den Verstand verloren." "Wenigstens hatte ich mal sowas. Du bist so überheblich, dass du nicht bemerkt hast wie schlecht es ihm ging." "So ein Stuss! Du behandelst ihn ja wohl wie dein Eigentum, dein Spielzeug!" "Ist er auch!" "Du bist ein gefühlloser Arsch. Ein Tier." "Und du ein rechthaberischer Sack, der so tut als wäre ihm das Wohl der anderen ein furchtbares Anliegen, in Wahrheit geht ihm das eigene Ego über alles. Klassensprecher-sama." Einen Moment lang regte sich gar nichts. Die beiden Jungen starrten sich hasserfüllt an, dann stürzten sie gleichzeitig aufeinander los und versuchten dem jeweils anderen in möglichst kurzer Zeit möglichst weh zu tun. Toshiya saß auf seinem Bett, nach wie vor wie versteinert und verfolgte die Szene mit maßloser Verwunderung. ::Kaoru... hasst micht nicht? Er ist wütend auf... Hakuei... nicht auf mich?::, dachte er erstaunt. Dann überlegte er ob er seine beiden (mehr oder weniger) Freunde eventuell trennen sollte, die sich am Boden rauften wie zwei Schuljungen. Diese Sache erledigt sich allerdings in der nächsten Minute von alleine: Wieder wurde Toshiyas Zimmertür wütend aufgestoßen. Diesmal war es dessen kleiner Bruder der aufgebracht und zu Tode entnervt plötzlich auf der Matte stand. "Seid ihr noch zu retten?!", schrie er empört und zog zuerst Hakuei und dann Kaoru den Kochlöffel, den er in der Hand hielt, über den Kopf. Die beiden Jungen hielten inne und starrten den Ankömmling an, der sich vor ihnen aufbaute. "Dieser Junge", er deutete auf Toshiya, "braucht Ruhe, ist das klar? Und wenn ihr beiden Oberaffen euch prügeln müsst, weil ihr nicht wie normale Menschen miteinander reden könnt, dann VERSCHWINDET!! Kaoru, von dir hätte ich das nicht erwartet. Essen gibt's in fünf Minuten." Mit diesen Worten drehte der Junge sich um und fegte aus dem Zimmer. Zurück ließ er Toshiya, dem das alles viel zu schnell ging und Kaoru und Hakuei die betreten am Boden saßen und sich den Kopf rieben. Nach einer Weile ergriff der Violetthaarige das Wort. "Sakito hat Recht... wir benehmen uns wie Kinder...", sagte er verlegen. "Nö, du benimmst dich so, du hast schließlich angefangen...", engegnete Hakuei schnippisch und erhob sich. "Hakuei, ich warne dich", sagte Kaoru drohend und stand ebenfalls auf. "Gomen Totchi, dass du das ansehen musstest... ich weiß auch nicht was in mich gefahren ist... ähm aber... könnte mir freundlicherweise mal einer erklären was genau abgeht?", setzte er hinzu, nahm auf Toshiyas Schreibtischstuhl Platz und blickte diesen erwartungsvoll an. "Pff, das fragt er jetzt, nachdem er auf mich losgegangen ist", murmelte Hakuei sarkastisch und fügte, als der Violetthaarige etwas erwidern wollte, schnell hinzu, "aber du hast Recht, das ist jetzt nicht das Thema. Auch wenn ich nicht sehe weshalb ich mich vor dir rechtfertigen sollte." Damit ließ er sich auf Toshiyas Bett fallen und lehnte sich lässig gegen die Wand. "Hakuei, könntest du uns bitte mal alleine lassen? Ich muss mit Kaoru reden", ertönte plötzlich sehr leise und heiser Toshiyas Stimme, woraufhin Hakuei ihm einen beleidigten Blick zuwarf, dann allerdings den Raum verließ. Sobald die Tür zugefallen war, begann Toshiya erneut zu sprechen. Dies war endlich die Chance das ganze Missverständnis aufzuklären. Zumindest soweit es sich um ein Missverständnis handelte. Also begann er ohne Umschweife die Geschichte zu erklären. "Mein Bruder Uruha ist schwul und äh Hakuei auch wie du vielleicht mitbekommen hast, die beiden waren zusammen." Er hustete unterdrückt. "Ich bin dann vorgestern Abend die Treppe hinuntergegangen und plötzlich stand Hakuei vor mir und behauptete er sei in mich verliebt und wolle mit mir zusammensein. Ich war so überrumpelt, er hat sich auf mich gestürzt und mich geküsst, ich weiß nicht wieso, aber ich habe ja gesagt." Toshiya verbarg sein vor Scham glühendes Gesicht in den Händen. Kaoru blickte ihn besorgt an, erhob sich von dem Stuhl, setzte sich neben Toshiya und strich ihm über den dunkelblauen Haarschopf. "Hast du dich einsam gefühlt?", flüsterte er, was den anderen entsetzt aufschauen ließ. Er wollte nicht, dass Kaoru ihn durchschaute, das war so peinlich. Jetzt wäre genau der richtige Zeitpunkt um im Boden zu versinken oder sich in ein kleines Loch zu verkriechen und den Rest des Lebens dort zu bleiben. "W-wieso-" "Ich hab mit deinem Bruder geredet", unterbrach der Violetthaarige und fuhr fort über Toshiyas Kopf zu streichen. "Ich war gestern Abend da, ziemlich spät, weil ich dich sprechen wollte, aber du hast geschlafen. Saki hat mir einiges erzählt, über dich und Uruha. Und die Sache mit Hakuei. Ich weiß, dass du zugesagt hast, aber du bist doch nicht schwul, nur weil der Typ plötzlich nett zu dir ist. Du hast das nicht nötig, Totchi, du hast ihn nicht nötig! Er ist doch das allerletzte!" "Nein, ist er nicht", erwiderte Toshiya plötzlich aufgebracht und stieß Kaorus Hand weg. Dieser starrte ihn verwirrt an. "Wir haben uns in ihm getäuscht, wirklich, er kann so nett sein! Er ist so lieb zu mir, ich glaube nicht, dass er etwas im Schilde führt und mich anlügt!" "Totchi, sei doch nicht so naiv und denk mal darüber nach wie weh er dir getan hat", entgegnete der Violetthaarige kopfschüttelnd. Hakuei und freundlich? Nie und nimmer. "Ich bin nicht naiv, hör auf mich so zu behandeln", rief der Blauhaarige hitzig aus. Wieder starrte ihn der andere verwirrt an, doch diesmal entgegnete er nichts. "Und vielleicht gefällt es mir ja!", redete Toshiya weiter. Er hatte keine Ahnung, wieso er das sagte und was plötzlich in ihn gefahren war. Eigentlich hatte er sich gewünscht, dass Kaoru die ganze Sache genauso sah, wie er das im Augenblick tat. Wieso also machte er dann alles wieder kaputt? "Und vielleicht weiß Hakuei viel mehr über mich als alle anderen. Er hat sich immer mit mir beschäftigt!" "Totchi, sei nicht dumm, er hat dich jahrelang fertig gemacht!" "Und wenn schon? Du hast mich ignoriert!" Der Blauhaarige wusste sehr wohl wie unfair es war, das zu sagen, aber es war ihm einfach so herausgerutscht. Tränen stiegen ihm in die Augen. "Vielleicht bin ich ja schwul! Und vielleicht bin ich ja verliebt in einen Mann!" Er schniefte und rieb sich die geschwollenen Augen. Kaoru lachte unsicher. "Ich weiß nicht was du damit meinst. Willst du sagen, du liebst Hakuei?" "Nein, dich." Eine lange Stille entstand in der sich 55 Menschen mit AIDS infizierten. (Angeblich fängt sich alle 5 Sekunden ein Mensch dieser Welt den HIV Virus ein)(<-bitte nehmen Sie der Autorin den quälenden Drang mit ihrem lächerlichen lückenhaften Fachwissen anzugeben nicht übel; sie braucht das, weil sie sonst nichts kann) Kaoru starrte seinen Freund an. Er wusste nicht was er sagen sollte. Toshiya seinerseits begann zu weinen. Ihm tat alles fürchterlich weh, er konnte kaum sprechen, hinzu kam die Scham die er empfand. Und dann noch dieses Verlangen von einer bestimmten Person gehalten zu werden, das,wie er wusste, nicht befriedigt werden würde. Die Situation war zum Sich-umbringen-und-eingraben. "Ich - habe mich - in dich verliebt... Kaoru. Aber ich habe keine Chance. Vielleicht habe ich deshalb zu Hakuei ja gesagt. Oh Gott, ich will sterben...", flüsterte Toshiya mit brechender Stimme. Jetzt, da er es ausgesprochen hatte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Seine Träume zersprangen in tausend Teile. Wieso musste das passieren. "Kao-" Toshiya ließ verzweifelt seinen Kopf in die Hände sinken. Der andere starrte ihn noch immer fassungslos an. "Sag doch was, Kaoru!", schluchzte der Blauhaarige heiser. "Sag doch irgendwas!" "Jetzt wäre kein guter Zeitpunkt um da wieder rein zu gehen", stellte Sakito fest. "Was willst du denn hier?", erwiderte Hakuei unwirsch. "Ich wohne hier." "Ich weiß. Das meinte ich nicht." "Ich weiß. Ich kam um euch zum Essen zu holen, aber anscheinend ist das kein guter Augenblick. - NEIN, du gehst da jetzt NICHT rein!" Hakuei ließ seine Hand von der Türklinke gleiten und drehte sich schmollend zu Sakito um. "Aber er weint! Ich höre es!" Sakito seufzte. "Tja, da muss er eben durch, fürchte ich. Wenn er sich mit Kaoru ausgesprochen hat wird einer von beiden schon rauskommen. Oder-" Der junge Japaner beäugte den anderen plötzlich mit spitzbübischem Lächeln. "- oder ... hast du Angst, dass du von meinem Bruder abserviert wirst, wenn sich die beiden noch länger da drinnen unterhalten?" "Ach sei still", murmelte Hakuei. "Darf ich dir eine Frage stellen?", wollte Sakito nach einer Weile des Schweigens wissen. Auf ein Nicken des anderen hin fuhr er fort: "Bist du wirklich in meinen Bruder verliebt oder stehst du nur auf sein neues tolles Aussehen?" Hakuei ließ sich an der Wand zu Boden rutschen und seufzte schwer auf. "Weißt du, dass ich über sowas nicht gerne rede?" "Das ist nicht die Antwort auf meine Frage." Der Japaner blickte verärgert zu Toshiyas kleinem Bruder auf. "Na schön Nervensäge", sagte er giftig, "Ja, ich finde er sieht... geil aus. Aber das ist nicht der Grund. Eigentlich... eigentlich..." "Jaaa?" Sakito blickte den anderen lauernd an, der so wirkte als müsse er sich zu jedem Wort zwingen. "Er ist unschuldig und so - süß naiv... ich mag seinen verträumten Ausdruck wenn er *Luft hol*- in der Schule aus dem Fenster schaut", nuschelte Hakuei errötend. ::ERRÖTEND??!!::, war Sakitos Gedanke dabei. "...und ich mag es wenn er weint. Er sieht dann so... hübsch aus und so - ARGH, WAS SOLL DAS?? Weshalb verrate ich dir pubertierenden Rozlöffel solche Dinge?!" Sakito starrte ihn an. "Ja, das frage ich mich auch." Was für ein Geständnis. Und dann ausgerechnet von diesem Kotzbrocken. Geständnis? "Oh, warte..." Er hob seine linke Hand ins Licht. "Wusste ich's doch! An meinen Händen sind noch Rückstände des Wahrheitsserums dran, das ich vorhin ins Essen geträufelt habe. Die Dämpfe haben dir wohl die Sinne vernebelt, was?" Sakito feixte. Der Blick des anderen sagte ihm, dass er besser damit aufhören sollte. "Ins Essen?", wiederholte Hakuei stockend. "Ach, unwichtig *nervöses Lächeln*. Daher... hast du meinen Bruder also immer so verletzt bis er angefangen hat zu heulen?" Sakito schüttelte tadelnd den Kopf. "Mann, bist du dämlich!" "Ich weiß!", entgegenete Hakuei forsch, "Halt doch die Klappe, das ist eben meine Art!" "Pffff... in Wahrheit bist du doch nur zu feige...", begann Sakito, doch noch bevor der Schwarzhaarige wütend zurückschnappen konnte, klingelte es an der Haustür. "Komme!", rief Toshiyas kleiner Bruder, hüpfte die Treppen hinunter an die Tür und zog sie auf. "Ryu!" Ein freudiges Strahlen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er seinen Koi erkannte. Im nächsten Augenblick verblasste es. Ryutaros Haare waren zerzaust und hingen ihm wild ins Gesicht. Den Kopf hielt er gesenkt, trotzdem konnte Sakito erkennen, dass die Wangen des zierlichen Japaners vom Weinen verquollen und rot-fleckig waren. Er sah fürchterlich aus. Einen Herzschlag lang standen sich die beiden Jungen schweigend gegenüber. Dann zog Sakito den anderen schnell in den Arm und drückte ihn so fest an sich als hätte er Angst Ryutaro könnte davonlaufen. (Völliger Unsinn, denn:) Dieser stand steif wie eingefroren da und schluchzte in die Brust seines Geliebten. "Ryu, was um alles in der Welt ist passiert?!" *+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+* "Sag doch was, Kaoru!" Toshiya schluchzte verzweifelt auf. Der Violetthaarige versuchte seine Gedanken zu ordnen. Er räusperte sich. "U-und was erwartest du von mir? Was soll ich dir antworten?" Toshiya blinzelte ihn durch verquollene Augen an. "Ich weiß, dass du... meine Gefühle nicht... erwidern... kannst. Du hast eine Freundin. I-ich weiß doch selbst nicht, was ich will..." Er brach wieder in heftiges Schluchzen aus. "Toshiya ich- ich", Kaoru hob hilflos die Arme. Die Tür ging auf und Hakuei stand im Raum. "Halt die Klappe, Kaoru!", zischte er, "Du hast schon genug angerichtet!" Er eilte zu Toshiya und versuchte ihn in die Arme zu ziehen doch dieser sträubte sich mit aller Kraft. "Nein, das ist nicht wahr, Kaoru kann nichts dafür! Es ist alles meine Schuld! Es... tut mir leid..." Kaoru erhob sich vom Bett und starrte seinen blauhaarigen Freund an. "Totchi... es tut mir leid, dass ich dir nicht die Antwort geben kann, die- wie du gesagt hast, ich habe eine-... ist vielleicht besser wenn ich jetzt gehe..." Er klopfte dem anderen kurz auf die Schulter. "Finger weg", knurrte Hakuei. "Und zieh Leine." Kaoru entgegenete nichts. Er blickte noch einmal hilflos zu Toshiya hinüber, dann sah er betreten zu Boden und verkrümelte sich wortlos. "K-Kao-ru-" "Schsch", machte Hakuei und nahm den anderen endlich in den Arm. "Dir wird es bald besser gehen. Dann kannst du ihn vergessen. Glaub mir. Bald tut es nicht mehr so weh..." Der Schwarzhaarige lächelte betrübt, jede Spur von Sarkasmus wie weggewischt. ::Dann kannst du mich lieben.:: Das Wochenende verlief in diesem Sinne nicht gerade rosig. Um ehrlich zu sein, war es das grauenvollste Wochenende, das Toshiya je erlebt hatte. Das Wochenende des Schreckens. Das Wochenende der betrogenen Gefühle und gebrochenen Herzen. Das Wochenende der blutenden Seelen und tanzenden Teufel. Das Wochenende, an dem ein schwarzes Phantom mit Rüschenröcken und Handschuhen die letzte Phase seines schrecklichen Plans in Angriff nahm. Das Wochenende, an dem Takumi einen riesigen, fatalen Fehler machte. Das Wochenende, an dem Sakito beschloss Plätzchen in Tannenbaumform zu backen obgleich Weihnachten erst in zwei Monate war. (=.= mir scheint ich vernichte gerade die dramatische Stimmung) Sonntagabend klopfte es an Toshiyas Zimmertür. "Hai?", hauchte der Junge und richtete sich im Bett auf (das er seit dem vorigen Tag nicht mehr verlassen hatte). Die Türe öffnete sich geräuschlos und Hakuei trat ein. Lange stand er einfach nur da und musterte das bleiche, eingefallene Gesicht seines Koi. "Du musst etwas essen, Totchi...", begann er schließlich und griff vorsichtig nach der Hand des Blauhaarigen. Dieser antwortete heiser: "Uruha hasst mich." "Wieso bist du dir da so sicher?", erwiderte Hakuei. Toshiya zuckte die Achseln. "Weißnich... ich habe ihn nicht mehr gesehen... vielleicht ist er gar nicht nach Hause gekommen... vielleicht hat er sich... umgebracht!" Hakuei ließ die Hand seines Koi fallen. "Nun hör schon auf die solche schwachsinnigen Dinge auszumalen! Komm mit." Er packte den Blauhaarigen an beiden Schultern und zog ihn auf die wackeligen Beine. Einen Moment lang betrachtete er ihn. Dann schüttelte er den Kopf. "Nein, so geht das nicht." Ohne auf den kraftlosen Protest seines Mitschülers zu achten, nahm ihn Hakuei auf den Arm und trug ihn aus dem Zimmer. "Du schreckst doch auch vor gar nichts zurück, oder?" Sakito beobachtete mit hochgezogener Augenbraue, wie Hakuei seinen Koi auf einem Küchenstuhl abgesetzte. "Er muss etwas essen und braucht mal Abwechslung. Wenn er ewig in seinem Zimmer hockt, geht er noch ein", antwortete der Schwarzhaarige schlicht und legte Toshiya eine Decke um die Schultern. "Ahso, deswegen bringst du ihn hier runter. Wenn es ihn nicht umbringt macht es ihn gesünder." "Genau." "Hakuei, mein Bruder ist krank. Er wird nicht gesund, wenn du ihn im Haus herumschleifst! Er braucht Ruhe!" "Kümmer dich lieber um deinen Freund. Der sieht so aus, als ob er es bitter nötig hätte", erwiderte Hakuei und warf einen Blick auf Ryutaro, der, ebenfalls in eine Decke gewickelt, auf seinem Stuhl saß und apathisch in eine Zimmerecke starrte. Sakito warf Hakuei einen finsteren Blick zu, zog dann aber seinen Koi in die Arme und wiegte ihn sanft hin und her. Ryutaro begann leise zu weinen. "Schsch, alles wird gut...", murmelte Sakito und strich mit einem Daumen über die weiße Wange seines Freundes. Ryutaro weinte nur noch heftiger. Tränen liefen über Sakitos Finger und tröpfelten auf den Fliesenboden. Das Licht der Hydroperiskopischen Küchenlampen brach sich darin wie auf Kristallsplittern. "Ich hab solche Angst, Saki...", flüsterte der zierliche Junge mit schreckensstarrer Miene. "Was ist passiert?" Toshiyas Augen waren nicht mehr von einem glasigen Blick überzogen, sondern blickten geradeaus auf den dunkelhaarigen Jungen, der bitterlich weinte und den Eindruck erweckte, dass jemand ihn in tausend Teile zerrissen hatte. Sakito warf ihm einen Blick zu, als Ryutaro kaum merklich nickte und sich dann enger an seine Brust schmiegte, sagte er leise: "Ryu... wird verfolgt." "Was?", riefen Toshiya und Hakuei wie aus einem Munde. Der Blauhaarige war auf einmal hellwach. "Ja, er traut sich nicht mal mehr auf die Straße. Er hat sogar Drohbriefe bekommen." "Wer tut sowas?", hauchte Toshiya und musterte den zierlichen Jungen mit dem sanften Lächeln und den weichen Augen. Im Augenblick erinnerte Ryutaro jedoch eher an ein verschrecktes Häschen. "Ich habe keine Ahnung", brummte Sakito, "doch ich werde es herausfinden und wer immer es getan hat wird teuer dafür bezahlen." "Hast du eine Idee, wer dich verfolgen könnte, Ryu?", fragte Toshiya sanft, woraufhin der schmale Japaner leicht zusammenzuckte. "Ich erinnere mich an schwarze und dunkelblaue Kleider. Weite Röcke... und Handschuhe. Und an emotionslose kalte Augen...", antwortete Ryutaro kaum hörbar und begann zu zittern. "Eine Frau?" Hakuei runzelte die Stirn. "Kennst du vielleicht irgendwelche Irren oder Perversen?" "Außer Saki niemanden", gab Ryutaro zur Antwort. Er schniefte leise und wischte sich mit der Hand über sein tränenüberströmtes Gesicht. "Hab keine Angst, wir beschützen dich, ja?", sagte Toshiya mit einem Lächeln und setzte sich gerade (so gerade wie es bei seinen schmerzenden Gliedern möglich war). "Ich koche uns erst einmal was", erklärte Sakito, wickelte die Wolldecke behutsam ein wenig enger um die Schultern seines Freundes, dann stand er auf, drückte einen Knopf neben der Tür und öffnete den Kühlschrank, der einen Herzschlag später erschien. "Was möchtet ihr denn?" Toshiya rieb seinen schmerzenden Kopf. Die Sache mit Ryutaro hatte ihn von den Ereignissen der letzten Tage und von Kaoru abgelenkt und er zwang sich mit aller Gewalt nicht wieder daran zu denken. Im Augenblick gab es wichtigere Dinge. "Was ist das da eigentlich wirklich?", fragte er zurück und deutete auf den leicht pulsierenden Apparat in der Mitte des Raumes aus dem unzählige Schläuche heraus und wieder hineinführten. Sakito warf seinem Bruder einen Blick zu. "Lenk nicht ab." "Sag es mir." "Ich dachte du bist krank." "Nicht so krank, dass ich bereitwillig mein Leben riskiere. Also, was ist es?" Sakito seufzte schwer auf. "Es ist ein atomarer Schneckenkasten mit angeflanschten Hydromotoren." "Ein was?", stotterte Toshiya und starrte auf die angeflanschten Hydromotoren an den Seiten des Apparates (von denen er natürlich nicht wusste, dass sie Hydromotoren und ausgerechnet auch noch angeflanscht waren). Sakito seufzte ein zweites mal noch viel schwerer auf, schloss kurz die Augen und antwortete dann langsam mit unheimlicher Qual in der Stimme: "Ein Heizofen." "Ach so", murmelte Toshiya und war zufrieden. "Saki, was zum Teufel ist das?", fragte Toshiya mit heiserer Stimme. Er war dabei auf etwas sehr Zähem herumzukauen, das einen merkwürdigen Nachgeschmack im Mund hinterließ. Sakito blickte kurz von seinem Teller auf und musterte Toshiya. Dann senkte er die Augen wieder und aß weiter. "Fleisch." "Welches Fleisch." Sakito warf seinem älteren Bruder wieder einen ausgiebigen Blick zu. "Gutes Fleisch." "Ich glaube, er meint welches Tier", erklärte Ryutaro mit seiner leisen Stimme. Sakito blickte zum dritten mal auf, antwortete aber nicht. "Und jetzt tu nicht so, also ob du den Mund voll hättest, sondern gib ihm ne Antwort", sagte Hakuei, dem langsam der Geduldsfaden riss. "Was du nicht weißt macht dich nicht heiß", erwiderte Sakito mit nervösem Lächeln und schob seine letzt Gabel in den Mund. Toshiya starrte seinen kleinen Bruder an. "So schrecklich? Vielleicht... Yeti?" "Quatsch, es gibt keine Yetis." "Archäopterix?" "Hatten wir gestern." "Affe?" Sakito stand auf und trug sein Geschirr zum Spülbecken. Als er in aller Ruhe begann seinen Teller abzuspülen, hakte Hakuei nach: "Also tatsächlich Affe?" Er griff sich an die Kehle. Sakito drehte sich zu ihm um und lächelte vergnügt. "Fast." Er begann eine Melodie zu pfeifen. "Was denn dann?" Sakito warf ihm wieder einen kurzen Blick zu. "Mensch." Er pfiff weiter. "Hier." Damit hob er ein Buch hoch, das auf der Anrichte gelegen war, damit die anderen den Schriftzug lesen konnten: 1500 Kannibalische Genüsse. Ryutaro erbleichte. Hakuei spuckte schnell den Bissen, den er im Mund hatte, in seine Serviette. Toshiya schlug sich die Hand auf die Lippen. "Ich dachte, das wäre metaphorisch gemeint", nuschelte er durch seine Finger. "Nun, nein. Wie du siehst nicht." Als er in die erstarrten grünlich gefärbten Gesichter der anderen Jungen sah, fuhr er fort: "Nun seht mal, es ist auch von freilaufenden Lebewesen, hundert Prozent biologisch, besonders an den Fingern sehr weiches Fleisch, aber bis du das abbekommst, puh, ich sage euch-" "Danke Sakito. Ich glaube mehr möchte ich nicht wissen." Toshiya schloss die Augen und atmete dreimal tief ein und aus. Dann noch einmal. Sein jüngerer Bruder zuckte nur die Achseln. "Was hast du denn? Rind und Schwein findest du doch eklig, so viele andere Möglichkeiten gibt es da nicht. Tsss, Weichlinge, dabei nehme ich doch nur welche, die natürlichen Todes-" "SAKITO!!" "Ja ja, schon gut..." *+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+* "Und du bist dir sicher, dass du in die Schule willst?" "Sakitos Essen hat mich kuriert, Hakuei", erwiderte Toshiya mit trockenem Lächeln. "Uh, verstehe, wenn du Zuhause bleibst..." "...muss ich auch Zuhause essen, genau." Eine kurze Pause entstand. Toshiya beobachtete die Blätter, die im Herbstwind über den Gehsteig fegten. Nachdem er gestern Abend darauf bestanden hatte Montagfrüh wieder zur Schule zu gehen, hatte ihn Hakuei extra um viertel nach sieben abgeholt, damit sie zusammen laufen konnten. Zwar zitterten seine Beine und er bewegte sich nur sehr vorsichtig und langsam, seine Augen tränten und sein Hals brachte ihn fast um, doch die frische Luft tat ihm gut (schlagendes Argument um mit Grippe in die Schule zu gehen). "Naja", begann Hakuei plötzlich, "er hätte nicht unbedingt erwähnen müssen, warum der Postbote nicht mehr kommt. Glaubst du, wir haben echt Briefträgerfleisch gegessen?" "Nein, glaube ich nicht. Ich traue meinem Bruder sehr viel zu, aber das nicht. Ich schätze, das ist seine Art von Humor. Vermutlich war es in Echt Eisbär oder Biesamratte oder so." Toshiya gluckste. Hakuei verzog angewidert das Gesicht. "Entzückende Familie, wirklich. Ein Wunder, dass du noch lebst. Du bist dir sicher, dass dein Bruder mit seinen Chemikalien nicht deinen Verstand verwirrt hat?" "Das hat er einmal versucht, aber ich konnte das Giftzeug noch rechtzeitig ausspucken, bevor es mir das ganze Gehirn weggeätzt hat." "Oh, na dann..." Auf dem Schulhof tummelten sich hunderte von Schülern, die redeten, stritten und voneinander Hausaufgaben abschrieben. Der Boden war feucht, da es die ganze Nacht geregnet hatte und die Luft duftete nach Erde. ::Ich liebe Herbst::, dachte Toshiya bei sich, als er und Hakuei sich durch die Schülermassen drängten. Der Blauhaarige fühlte sich ein erhebliches Stück besser und er war heilfroh in die Schule gekommen zu sein. Irgendwann musste er Kaoru ja gegenübertreten und wenn er es nicht bald tat wurde er noch wahnsinnig. Kaoru... er konnte nicht aufhören an ihn zu denken. Toshiya beobachtete wehmütig ein Pärchen, das etwas abseits an der Schulmauer stand und sich innig umarmte. Auf einmal spürte er, wie jemand seine Hand nahm. "Du siehst so traurig aus", flüsterte Hakuei und drückte Toshiyas kalte Finger. Toshiya lächelte matt. "Ich fühle mich nicht so gut..." "Das habe ich dir gleich gesagt. Du hättest im Bett bleiben sollen." Der Blauhaarige zuckte die Achseln. Dann runzelte er die Stirn. "Hakuei?" "Hm?" "Ich habe eine komische Vorahnung." "Was meinst du?" "Ich weiß nicht. Ich habe ein furchtbares Gefühl... ich überlege die ganze Zeit ob dieser Englischlehrer etwas mit Ryutaros Verfolgung zu tun hat. Dieser Camui Typ hat ihn schon einmal bedrängt... mich lässt das Gefühl nicht los, das etwas Schlimmes passieren wird..." Hakuei drehte sich zu Toshiya um und nahm ihn in den Arm. Der Blauhaarige ließ es geschehen. Es fühlte sich gut an, so warm. Aus irgendeinem Grund war es ihm plötzlich gleich, ob ihn jemand sah. Sollten sie doch denken, was sie wollten. Kaoru wusste alles und schlimmer konnte es sowieso nicht kommen. "Hey! Hara Toshimasa!!" Toshiya drehte sich verwundert in Hakueis Armen um. Vor ihm stand ein zierlicher kleiner Junge mit schwarzem Haar und blonder Strähne und schaute ihn mit durchdringendem Blick an. Beinahe verletzt. Es begann zu tröpfeln. "Kyo?" Toshiya hätte ihn mit der anderen Haarfarbe fast nicht erkannt. "Hast du Takumi gesehen?" Vor lauter Überraschung vergaß der Blauhaarige zu antworten. Stattdessen fragte er zurück: "Du suchst Takumi?? Ich dachte du hasst ihn?" Als Kyos Augen an seinem Körper herabglitten fiel Toshiya auf, dass Hakueis Hände noch immer auf seinen Hüften ruhten. ::Wie peinlich! Na ja, ist eigentlich auch schon egal...::, dachte Toshiya errötend, schob die Hände seines Mitschülers aber trotzdem von sich. Es war ihm unerklärlicherweise ziemlich unangenehm in dieser Situation von Kyo gesehen zu werden. "Antworte auf meine Frage", entgegnete der Schwarzhaarige scharf und beäugte Toshiya mit seinem Katzenblick. "Ich habe ihn nicht gesehen. Wieso auch? Warum gerade ich?" Toshiya hatte das Gefühl, dass etwas Merkwürdiges vor sich ging. Kyo verengte die Augen zu Schlitzen. "Du bist doch Uruhas Bruder." Daraufhin drehte er sich um und ging weg - jedoch nicht ohne Hakuei noch einmal von oben bis unten zu mustern. Toshiya blickte dem schwarzen Haarschopf verwirrt hinterher. "Uruha? Was hat denn Takumi mit Uruha zu tun?" "Totchi! Toshiya!!" Das Gesicht des Blauhaarigen hellte sich auf. "Shinya!" Der Blonde lächelte vergnügt und verbeugte sich zur Begrüßung. Dann wandte er sich an Hakuei. "Und du bist..." "Hakuei", antwortete der Schwarzhaarige knapp. Shinya warf Toshiya einen fragenden Blick zu, dieser blickte zu Boden. "Ich muss dir nacher noch was erzählen...", flüsterte er. "Hast du Kaoru gesehen?" "Der ist krank", sagte eine Stimme hinter Shinya. Toshiya riss überrascht die Augen auf. "Die?!?!" Der Rotschopf trat breit grinsend neben seinen blonden Mitschüler und zog ihn eng an sich. "The one and only." Nun war es Toshiya, der seinen beiden Freunden einen fragenden Blick zuwarf. "Naja wir... wir...", begann Shinya errötend, doch Die unterbrach ihn. "Er möchte eigentlich sagen, dass er meinem unglaublichen Charisma nicht länger widerstehen konnte. Er betet mich an, müsst ihr wissen." Shinya knuffte dem Rothaarigen mit dem Ellbogen in die Seite. "Hört nicht auf diesen Idioten", murmelte er hochrot, "eigentlich habe ich ja nur Mitleid mit ihm." Die grinste frech und legte seine Lippen an Shinyas Hals. "Sicher doch...", nuschelte er und setzte einen sanften Kuss auf die weiße Haut. Der Blonde schloss die Augen, der rote Hauch, der auf seinen Wangen lag, ließ ihn aussehen wie ein frisch verliebtes Schulmädchen. Toshiya konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, das ihm jedoch verging als er spürte wie Hakuei ihm wieder die Hände um die Hüfte legte und ihn an sich drückte. "Siehst du? So geht das. Du musst es erwidern", hauchte er in Toshiyas Ohr. Der Blauhaarige spürte plötzlich wie etwas Hartes gegen seine Oberschenkel drückte und machte entsetzt einen Schritt nach vorne. "Das kann ich nicht, das weißt du. Es... tut mir leid..." Ohne die anderen drei noch einmal anzublicken bahnte er sich so schnell er konnte einen Weg durch die Menge auf das Schulgebäude zu. Die und Shinya blickten ihm wortlos nach. Als Hakuei Anstalten machte, seinem Koi zu folgen, hielt der Rotschopf ihn an der Schulter zurück. "Hey, lass mich gehen, ich muss ihm nach! Er ist krank, was wenn er schlapp macht?" Wütend versuchte der Schwarzhaarige die Hand abzuschütteln, doch Die sah ihn nur einringlich an und erwiderte: "Ich glaube wir sollten uns mal unterhalten." Toshiyas Herz raste und das Blut pochte ihm in den Ohren, doch er dachte nicht daran stehenzubleiben. ::Ich bin Schuld an allem. Ich mache alle anderen nur unglücklich.:: Toshiya lehnte sich, am Schulgebäude angekommen, gegen die Mauer und beruhigte seine zitternden Knie. Hakueis Erregung zu spüren war mehr als er ihm Augenblick ertrug. Vor seinen Augen wurde es schwarz, doch er zwang sich bei Besinnung zu bleiben. Wenn er krank war, kippte er leicht um, also holte er tief Luft und bemühte sich das Schwindelgefühl loszuwerden. Als Toshiya eine halbe Minute später wieder aufblickte, sah er direkt in Kyos Augen. Der zierliche Japaner stand ein paar Meter weiter weg alleine in den Schülerscharen und beobachtete ihn. ::Was-::, dachte Toshiya und richtete sich auf, doch noch bevor er etwas sagen konnte, hatte der andere Junge sich bereits umgedreht und war verschwunden. ::Was sollte das denn? Wie lange hat er mich schon so beobachtet? Wenn er irgendwas wissen will, wieso fragt er dann nicht einfach?:: Völlig verwirrt machte sich der Blauhaarige auf den Weg ins Klassenzimmer, tausend unbeantwortete Fragen im Kopf. Wieso war Kaoru nicht in der Schule? Und was ging nur mit Kyo vor sich? Je häufiger er diesen Jungen erlebte, desto geheimnisvoller und unerklärlicher erschien ihm sein Verhalten. Toshiya kramte seinen Stundenplan hervor und warf einen müden Blick darauf. "Oh nein!" Er ließ die Hand stöhnend sinken. "Mathe. Auch das noch..." "Puh, das Wetter ist echt abgekühlt. Der Wind ist eiskalt..." Shinya wickelte sich einen Wollschal um den Hals und kuschelte sich in Dies Arme. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zur Männertoilette im zweiten Stock und ein völlig durchnässter Toshiya stolperte herein. Er nieste und putzte sich die Nase. "Sauwetter." "Wieso bist du denn so nass? Du siehst aus wie ein begossener Pudel.." Die grinste und knackte eine Pistazie. "Die!" Shinya warf seinem Koi einen tadelnden Blick zu. "Ich war auf dem Pausenhof weil die Lehrer uns rausgeschickt haben, kaum waren wir draußen hat ein richtiger Platzregen eingesetzt und wir durften ins Schulhaus zurück", erklärte Toshiya und zog seinen Mantel zitternd enger. "Ich fühle mich wie eine Orange in einem Wodka Tonic." Die blinzelte. "Da sind doch Zitronen drin." Der Blauhaarige ließ sich an der Wand zu Boden rutschen und blickte trüb vor sich hin. "Eben", flüsterte er, "total fehl am Platz." Shinya und Die warfen sich einen Blick zu. "Hakuei hat uns erzählt, was mit Kaoru passiert ist", begann Shinya vorsichtig und kniete sich zu seinem Freund auf den Boden. "Wir mussten ihn zwar erst prügeln, aber dann hat er mit der Sprache rausgerückt", warf Die ein. "Das tut mir so leid, Totchi", flüsterte der Blonde und schloss den anderen fest in die Arme. Toshiyas Augen wurden feucht, doch er hielt die Tränen mit aller Kraft zurück. "Ich weiß nicht mehr was ich machen soll, oder was richtig ist. Ich habe das Gefühl ich habe alles falsch gemacht. Alles ist meine Schuld. Jetzt hab ich meine Freundschaft mit Kaoru total zerstört, dabei... dabei ist er mir so wichtig. Und Hakuei verletze ich nur durch mein Verhalten. Ich bin so ein Arsch..." "Stimmt", sagte Die und zog ein belegtes Brötchen aus der Tasche. "DIE!!", rief Shinya empört. "Das ist erst mein drittes heute", verteidigte sich Die, doch Shinya rollte mit den Augen. "Das meine ich doch nicht Idiot! Du kannst von mir aus essen bis du platzt. Ich meine Totchi! Er kann doch nichts dafür. Du hast einfach Pech, ehrlich gesagt wüsste ich in deiner Situation auch nicht wie ich mich verhalten sollte. Aber es war so mutig von dir es Kaoru zu sagen. Die hat ihn gestern besucht..." "...nicht lange, ich war eigentlich gerade auf dem Weg zu Subway, da hab ich nur kurz mal vorbeigeschaut...", kaute Die. "...und er hat gesagt, dass Kaoru total fertig aussah. Es geht ihm wirklich nicht gut. Du bist ihm wichtig, Toshiya, sonst würde er sich das nicht so zu Herzen nehmen. Was glaubst du, weshalb er heute nicht in der Schule ist? Er ist auch völlig durcheinander." "Und ich bin Schuld", schluchzte Toshiya. Stille fiel über die Toilette. Der Blauhaarige rieb sich seine brennenden Augen. Shinya stieß Die mit dem Ellbogen an um ihm zu bedeuten, dass er ihren Freund trösten solle, also kniete sich der Rotschopf auf den Boden und nahm Toshiyas Hand. Und legte ein Sandwich hinein. "Hier für dich. Iss was, dann geht's besser. Das ist mein letztes." *+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+* "Ich dachte es wäre dein letztes gewesen", sagte Shinya stirnrunzelnd, als er, Die und Toshiya nach der Schule über den Pausenhof liefen. "Mein letztes Sandwich. Das hier ist ein Chow-Mein Brot, das ist etwas völlig anderes", erklärte Die und biss von seinem Brot. "Ahso." Eine Weile trotteten die drei Freunde schweigend nebeneinander her. "Sagt mal... was habt ihr eigentlich zu Hakuei gesagt? Er hat mich heute völlig in Ruhe gelassen. Er hat nicht mal versucht mich zu küssen..." Shinya legte den Zeigefinger auf seine Lippen und zwinkerte. (gruselige Vorstellung irgendwie O.O) "Geheimnis", lächelte er. "Wir haben ihm eingebläut, dass er, wenn du ihm echt so wichtig bist und er sich irgendwas erhofft, die Finger von dir lassen soll. Grob gesagt. Shinyas Wortlaut war eher: Leg noch einmal Hand an ihn und ich schlag dir die Zähne ein", sagte Die und stopfte sich den Rest seines Chow-Mein Brötchens in den Mund. "DIE!", rief Shinya und kniff seinen Geliebten mit mörderischem Lächeln in die Wange. "Ein Geheimnis ist deswegen eins, weil man nicht verrät, was es ist." "Du tuft mia weh, Finja." Der Blonde ließ die Wange seines Freundes los und redete ungerührt weiter: "Jedenfalls: Wenn du nichts von ihm willst, dann lass dich von Hakuei zu nichts zwingen. Tu einfach mal das, was du für richtig hälst. Und Kaoru - ich kenne ihn schon lange, glaub mir, er ist nicht sauer auf dich. Er sitzt jetzt sicher Zuhause und hat die heftigsten Schuldgefühle." "Oder er fängt Toshiya und seine anderen beiden Freunde, die mehr reden, als ihnen gut tut, nach der Schule ab um eine Lösung zu finden. Oder um sie für immer verschwinden zu lassen. Hee hee." Die drei Jungen wirbelten herum. Die kaute mit scheelem Blick an seinem Okonomyaki. "Kaoru? Was für Drogen hast du genommen?" Kaoru lächelte gequält. "Das war nur ein Scherz Die... ohne euch würde ich sterben, das wisst ihr doch... Toshiya..." Der Blauhaarige starrte Kaoru mit klopfendem Herzen an. Wie sollte er sich jetzt nur verhalten? "Toshiya...", begann Kaoru erneut, trat an seinen Freund heran - und legte ihm die Hand auf die Stirn. "Du hast immer noch leicht Fieber. Wieso schleppst du dich in die Schule, du bist wirklich bescheuert!", sagte er kopfschüttelnd. "Tut mir leid", murmelte Toshiya, während er spürte, dass er sich nicht mehr lange beherrschen konnte. Ihm war zum Heulen zumute. Oder zum Schreien. "Tut mir so leid... alles tut mir-" "Nun hör schon auf", widersprach der Violetthaarige und schloss seinen Mitschüler in die Arme. "Dir muss nichts leid tun. Für seine Gefühle kann man nichts. Ich sollte mich entschuldigen, ich habe mich völlig idiotisch verhalten..." ("Stimmt", sagte Die mit vollem Mund. "Da-hai!", zischte Shinya, "unterbrich sie jetzt nicht. Und den Stiel kann man nicht essen." "Hmpf", machte Die und warf eine Handvoll Äste, an denen mal Johannisbeeren gehangen haben mussten, auf den Boden.) "Ich war so überrascht, dass ich nicht wusste wie ich mich verhalten soll. Auch wenn ich deine Gefühle nicht erwidern kann", flüsterte Kaoru so leise, dass nur Toshiya es hören konnte, "...unsere Freundschaft soll die gleiche bleiben. Einverstanden?" Toshiya schluckte die Tränen hinunter. Es tat so gut von Kaoru gehalten zu werden, auch wenn der andere es nicht so meinte wie er selbst. "Einverstanden." "Finger weg." Hakuei zog seinen Koi aus den Armen des Klassensprechers. "Bei dir piept's wohl. Er gehört mir. Du wolltest ihn nicht, jetzt ist es zu spät um es sich anders zu überlegen." Die prustete in seinen grünen Tee. " Bei dir piept's wohl ? Wo hat er das denn her... wie affig..." Kaoru warf dem Schwarzhaarigen einen vernichtenden Blick zu. "Dich wird man echt nie los", brummte er. "Wenn du uns schon belauscht, dann solltest du dir wenigstens die Mühe machen richtig zuzuhören." "Klappe du Gockel", zischte Hakuei zurück und die folgenden fünf Minuten versuchten die beiden sich gegenseitig mental zu erwürgen. Bis - "AAAAAAAAAAAAHHHHHHHH!!!!!!!!!" Kaoru und Hakuei drehten sich um. Shinya und Toshiya erstarrten. Die versuchte mit seinen Stäbchen das Gemüse aus seiner Pekingsuppe spezial zu fischen. "Das... das war Ryutaro!", keuchte Toshiya und noch ehe jemand etwas erwidern konnte, stürzte er bereits in die Richtung aus der der Schrei gekommen war. Vor dem Schulgebäude dicht bei der Hecke und den Blumenbeeten saß Ryutaro im Matsch. Seine Augen waren vor Schreck geweitet, Tränen rollten über die blassen Wangen. Neben ihm stand ein sehr großer Mann mit vielen Tätowierungen und einem auffälligen Lippenpiercing. In seiner Hand trug er einen Stapel Alubehälter. (ihr wisst schon, solche in denen man Essen warm hält) Toshiya, gefolgt von Shinya, Die, Hakuei und Kaoru blieb vor dem schmalen Jungen stehen. Der Blauhaarige kniete sich neben Ryutaro in den Schlamm. "Ryu, was ist passiert?" Der Japaner antwortete nicht, er starrte nur weiter mit aufgerissenen Augen auf den Boden. "Echt mal, Junge, wieso schreist du denn so? Entspann dich, mach ein bisschen Yoga...", sagte der große, schwarzhaarige Mann. Die vier Schüler starrten ihn an. "Und wer bist du?", fragte Shinya mit hochgezogenen Augenbrauen. "Ich bin Miyavi, Lieferant des Chinesischen Imbisses "Happy" in der Hauptstraße. Will jemand ne Pekingsuppe?" Er hielt den anderen die Alubehälter unter die Nase. "Nein danke", sagte Kaoru. "Ich", sagte Die. "Was ist passiert?", sagte Toshiya. "Ich glaube ich nehme gleich zwei", sagte Die. "Jetzt seid doch mal still", mahnte Toshiya. Ryutaro hob sehr langsam den Kopf und flüsterte: "Er war da... er wollte mich holen kommen..." "Wer war da, Ryu?", fragte Shinya leise und kniete sich neben Toshiya. "ER", antwortete Ryutaro. "Wie informativ", murmelte Die. "Und ich sage, Yoga hilft wirklich", erklärte Miyavi. "Und weiter?" Shinya nahm die schlammigen Hände des zierlichen Jungen in seine eigenen und drückte sie sanft. "Er hat mich verfolgt... bis in die Schule... und gewartet... vor dem Schulhaus... er will mich holen... kalte Augen...", hauchte Ryutaro mit brechender Stimme und begann furchtbar zu zittern. "Weißt du, wer er ist?", sagte Toshiya behutsam. Ryutaro nickte stockend. "Er... er ist..." Plötzlich keuchte er. Seine Augen blickten an Shinya und Toshiya vorbei starr geradeaus. "Er ist..." Die anderen wirbelten herum. Sogar Die war so überrascht, dass er eine Sojabohne fallen ließ. Dann sahen sie ihn. Er stand am anderen Ende des Pausenhofs. Sein nachtschwarzes Haar wehte im Wind. Seine Rüschenröcke raschelten wie verdorrtes Laub auf alten vergessenen Gräbern. Seine Haut war weiß wie Porzellan, seine Augen schimmerten eisig und tödlich. Ein Mensch? "W-wer?" Die Jungen starrten erschrocken auf das Wesen, das geräuschlos über den matschigen Boden wandelte und in ein paar Metern Entfernung vor ihnen stehenblieb. Der kalte Blick bohrte sich tief in ihre Augen und Herzen. Aus dieser Nähe konnte man erkennen, dass er ein Gothic Lolita Kostüm trug und seine Lippen stark überschminkt waren. Von seinem linken Arm wehten schwarze Samtbänder auf die in gotischen Buchstaben Mana gestickt war. "Es ist...", begann Ryutaro wieder, seine Stimme nichts als der Hauch eines sterbenden Lebewesens. Auf einmal bemerkte Toshiya, dass das Phantom ein Schild in der rechten Hand hielt. Darauf stand: "Ho ho ho." Und darunter: "Wart ihr auch alle brav?" Der Blauhaarige starrte verständnislos auf die Aufschrift, ein kalter Schauer jagte ihm über den Rücken. "Es ist...", begann Ryutaro erneut mit brüchiger Stimme. Shinya schrie auf und schlug sich die Hand vor den Mund. "ES IST DER WEIHNACHTSMANN!!!" "Daishi? Was versteckst du da?" Der Schwarzhaarige sah zu seinem kleinen Bruder auf und grinste belämmert. "Nichts... gar nichts..." Kyo betrachtete ihn angeekelt. "Zu bist ja total dicht. Echt jämmerlich." Er ließ sich in einen Sessel fallen. "Und wo wir schon dabei sind: Wem gehört eigentlich die Wohnung hier?" Daishi grinste bescheuert. "Das Leben ist ein Swimmingpool des Wahnsinns", antwortete er. "Gib dir keine Mühe Idiot", murmelte Kyo, stand wieder auf und ging. "Tsssshihihi, dir wird das Lachen schon vergehen... ich weiß genau was du fühslt... hihi... ich kenne dich gut... ich durchschaue dich kleiner Bruder... und ich werde dir wehtun... ich verletzte die beiden Personen die dir wichtig sind... und du kannst es nicht verhindern...", murmelte Daishi mit irrem Grinsen vor sich hin. "Spinner", zischte Kyo als er aus dem Hochhaus auf die verlassene Gasse trat. ::Aber ich habe ein komisches Gefühl... vielleicht sollte ich ein Auge auf ihn haben...:: Doch zuerst musste er seine Ware loswerden. Der Ort war gut, der Zeitpunkt günstig. Es hatte zu regnen begonnen, bei diesem Wetter trieben sich hier selten Polizisten herum. Sie fuhren dann mit ihren beheizten Autos Streife in der Innenstadt von Imbiss zu Imbiss, also musste man sich als Profi einfach nur Plätze suchen, die in Autos nicht zu erreichen waren. Und diese schmale Gasse mit ihren unzähligen alten Hinterhöfen war perfekt. Auf Kunden würde er nicht lange warten müssen, das wusste er. "Oh... oh Gott", keuchte Toshiya entsetzt. Er hatte geahnt, dass so etwas eines Tages passieren würde. "Ja...", flüsterte Ryutaro mit schreckensstarrem Blick, "der Weihnachtsmann." Das Wesen im schwarzen Gothic-Lolita Dress hielt ein neues Schild hoch: Sehr richtig. Ich hoffe ihr wart auch brav. Auf einmal machte es einen Satz nach vorne, was die Jungen erschrocken zusammenfahren ließ. Ryutaro wimmerte leise und Toshiya rann der Schweiß von der Stirn. Mana - oder auch der Weihnachtsmann - nahm einen großen, braunen Sack von seinem Rücken und holte mit seinen schmalen, behandschuhten Fingern etwas heraus. "Nein... bitte nicht...", hauchte Ryutaro, als der Mann im Rüschenkleid ihn mit kalten Augen fixierte. "Nimm mich an seiner Stelle", rief Toshiya plötzlich und warf sich vor den zitternden schwarzhaarigen Jungen. Mana holte aus - Toshiya kniff die Augen zusammen, die anderen hielten verängstigt den Atem an - Nach einer halben Minuten wagte Toshiya zu blinzeln. "Er ist weg... es ist vorbei", sagte Shinya leise und holte Luft. Ryutaro begann zu weinen, Kaoru trat hinter ihn und strich ihm über den Rücken. "Da, schau!", rief Shinya plötzlich aus und deutete auf Toshiyas Brust. Der Blauhaarige blickte an sich hinab. Vorne an seiner Jacke heftete ein Anstecker auf dem stand: Ich bin ein Spargel. "Oh Gott wie furchtbar", murmelte Shinya und schlug sich entsetzt die Hand vor dem Mund. "Ich... ich bin aber keiner", flüsterte Toshiya zitternd. "Darf ich ihn haben?", fragte Die plötzlich, der fünf leere Alubheälter auf dem linken Arm balancierte. Von Miyavi war weit und breit nichts zu sehen. "Bitte... wenn du willst...", antwortete Toshiya, woraufhin Die den Button von seiner Jacke nahm und ihn an die eigene heftete. Hakuei stand einfach nur da und wusste nicht ob er schreien oder lachen sollte oder beides. "Ich brauch jetzt nen Kaffee", murmelte Toshiya und erhob sich mühsam aus dem Schlamm. "Von mir aus auch einen aus radioaktivem Pulver, er muss nur stark sein..." Der Wahnsinn hat bekanntlich nie ein Ende. Als Toshiya an diesem späten Nachmittag völlig ermüdet und ausgelaugt und keineswegs gesund die Tür zu seinem Haus aufschloss, im Schlepptau Ryutaro, der noch immer ein Trauma hatte, Sakito, der seinen Koi nie wieder alleine lassen wollte, Hakuei, der seinen Koi auch nicht alleine lassen wollte und Kaoru, der etwas degegen hatte, wenn Hakuei und Toshiya alleine waren, wartete bereits die nächste interessante Überraschung. "Mama!", rief Toshiya so laut er konnte in den zappendusteren Flur, "Ich... äh... wir sind da!" Und etwas leiser: "Wer auch immer wir sind, was auch immer wir wollen... ich glaube ich bin doch ein Spargel..." Der Blauhaarige fuhr sich mit der Hand über sein glühendes Gesicht. Als seine Mutter einen Augenblick später in den Flur trat, verschwamm ihr Umriss vor seinen Augen. "Toshiya, Sakito! Wie schön, dass ihr da seid! Oh und ihr habt euere Freunde mitgebracht." Sayumi lächelte vergnügt und wies mit einladender Geste in Richtung Wohnzimmer. "Uruha ist auch schon da und er hat seine neue Freundin dabei. Sie ist so ein entzückendes Mädchen!" Toshiya ließ seine Jacke fallen. Hakuei klappte der Mund auf. Ryutaro und Kaoru starrten Sayumi Hara entgeistert an. "Wie bitte?", keuchte Sakito. "Wie meint du das, Ma? Freundin wie "feste Freundin"?... oder was?" "Sakito, nun sei doch nicht so überrascht. Dein Bruder kann sich auch verlieben." Sie lächelte wieder. "Kommt mit, ich stelle sie euch vor." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)