Der Dunkle Mond von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Die Versammlung ----------------------- Der Dunkle Mond von Fianna ~*~ Für den, der den armen Yaya alias Uwe ins Leben gerufen hat, außerdem für Dawnsprinter, der mir die Idee gegeben hat... (ich sag nur RMKXP) ~*~ Prolog: Die Versammlung Die Verwandlung passierte wie auf einen Schlag. Der Wind, der vorher bloß leicht geweht hatte und eine angenehme Kühle zu der sommerlichen Tageshitze darstellte, frischte auf und riss grüne Blätter unsanft von den Bäumen. Immer noch erhellte das Licht der beiden Monde die Ebene, doch was vorher in ein sanftes Leuchten gehüllt war, wurde nun mit einem kalten, fast sterilen Licht bestrahlt und mit einem Angstvollen Schrei floh eine Eule von dem stetig plätschernden Bach ganz in der Nähe. Innerhalb von Minuten fiel die Temperatur auf ein unangenehmes Maß hinab. Die friedliche Nacht hatte mit einem Mal etwas Bedrohliches, Angsteinflößendes. Dann kam die Prozession. Zwanzig vermummte Gestalten schritten im Gleichschritt durch die Dunkelheit. Eine unheilbringende Aura lag über der Gesellschaft, die keine Laute von sich gab. Langsam steuerte der Anführer auf ein gruftartiges Gebäude zu. Die anderen folgen ihm weiterhin. Auch als der Vermummte die Marmortreppe hinab in die Tiefe schritt, blieb keiner seiner Verfolger zurück. In der Tiefe der Krypta herrschte absolute Dunkelheit. "Kari!" rief eine der Gestalten und im selben Moment flammten Millionen von kleinen blauen Lichtern auf, welche die große Halle erleuchteten. Es schien, als wäre die Gruppe in einen Palast getreten, denn überall blitzen bunte Edelsteine auf und der Boden war aus reinstem Marmor. Mit zwei schnellen Schritten trat der Anführer vor und ließ seinen Blick über die Anwesenden gleiten. Dann erhob er seine Stimme, die sich in vielfache Echos brach und eindrucksvoll über der Versammlung hingen, auch wenn er eine kurze Pause machte. "Aristokraten der Nurashin," begann er und sämtliche Augenpaare mussten nun auf ihm ruhen, "Ich habe diese Versammlung einberufen, da die Nachrichten, welche mir Lord Shudakurei heute zur Mittagszeit überbrachte, sehr beunruhigend sind. "Fürst Taresh und Prinz Ragureshin haben mir außerdem seine Meldung bestätigt. Shudakurei-sama, würdet Ihr uns bitte über Eure Entdeckung berichten?" Der Sprecher blickte nun zu einem Vermummten, der in vorderster Reihe stand und in einen schwarzen Umhang gehüllt war, auf dem sich feine Muster aus Silberfäden befanden. Langsam nickte der Angesprochene und trat vor. "Wie Unsere Majestät schon berichtete, bin ich der Überbringer unguter Neuigkeiten. Meine Kontakte stießen vor drei Tagen auf etwas, das wir in unseren Kriegsplänen nie berücksichtigt haben. Ein göttlicher Splitter ist aufgetaucht." Der letzte Satz brachte verschiedene Reaktionen mit sich. Viele der Anwesenden sogen scharf die Luft ein oder fluchten, während andere, hauptsächlich Vermummte in hinteren Reihen, sich unschlüssige Blicke zuwarfen. Anscheinend konnten sie mit der Aussage nicht viel anfangen. Der Anführer schüttelte kurz den Kopf, wobei seine Kapuze hinabrutschte. Ein kahler Schädel kam zum Vorschein, dessen prägnantestes Merkmal zwei stechende, rote Augen waren, die berechnend und emotionslos durch die Reihen der Anwesenden glitten. Viele, die von diesem Blick gestreift wurden, mussten schwer schlucken. Doch dann wandte sich der König von seinen Untertanen ab und trat zu Shudakurei, welcher keinerlei Angst vor dem Anführer zu verspüren schien. Leise wisperte er ihm etwas ins Ohr und der Nurashin-Fürst nickte langsam. "Also gut, da sich unter uns einige befinden, denen der Ausdruck ,göttlicher Splitter' nichts sagt, werde ich kurz erläutern, was es damit auf sich hat." Bei diesen Worten blickte er genau in die Reihen derer, welche sich Momente vorher ratlos angeblickt hatten. Etwas wie Erleichterung machte sich dort sofort breit, als Shudakurei einen Schritt nach vorne trat und begann zu erklären. "Als die Lumini uns vor fünftausend Jahren von Gaea vertrieben und uns unsere Diener nahmen, erschufen die mächtigsten Führer von ihnen fünf Waffen, denen kein Nurashin etwas entgegenzusetzen hätte. Sie nannten sie die ,Göttlichen Splitter'. Wo die Lumini sie verbargen ist bis heute unbekannt, denn in der Zeit, wo wir zurückgezogen auf dem verlorenen Mond hausten, predigten die Lumini Friede und Gewaltlosigkeit. Die Technologie schritt immer weiter fort und Gaea wurde ein Ort des Friedens. Doch dadurch vergaßen Menschen und Lichtwesen eines: Das Kriegshandwerk. Auch das Wissen, dass die Splitter existieren, geriet mit der Zeit in Vergessenheit. Nicht einmal Legenden erzählten mehr über diese mächtigen Waffen." Der Fürst machte eine kurze Pause und blickte kurz durch die Reihen vor sich. Jeder hing an seinen Lippen und sie stellten fest, dass eine Sache, die man sich über die rechte Hand des Königs erzählte, wahr war: Er verstand es, seine Zuhörer zu fesseln. Dann sprach er endlich weiter. Keiner wagte es, sich zu bewegen, in der Angst, etwas von seinem Bericht zu verpassen. "Und somit machten wir uns keine Gedanken um diese Artefakte, als wir unsere Strategien entwarfen. Nein, wir zogen es nicht einmal im Geringsten in Betracht, dass diese Splitter wieder ans Tageslicht gebracht würden. Doch zu unser aller Schrecken, haben meine vertrauensvollsten Kontakte mir Kundschaft davon gebracht, dass ein Alaëstraner, in den Besitz des Feuersplitters gekommen ist." Ein in roten Samt gehüllter Nurashin trat bei dieser Aussage langsam vor und blickte fragend zu Shudakurei. "Fürst, verzeiht meine Unhöflichkeit, doch sagtet Ihr, ein Alaëstraner fand den Splitter?" Der Angesprochene nickte. "Ja, Ihr habt richtig gehört, Graf Sanjo. Ein Alaëstraner, ein Magier geschult in Kampf und Strategie ist aus - das muss ich zugeben - mir unerklärlichen Gründen in den Besitz des Feuersplitters gekommen. Es ist zwar der schwächste der fünf Splitter, doch in den Händen eines Kampfmagiers kann er das Ende für uns bedeuten." Der Fürst ließ erneut seinen Blick über die Anwesenden gleiten. Nun herrschte eine gespanntes Schweigen. Alle hingen vermutlich ihren eigenen, dunklen Gedanken nach. Die sichere Niederlage war über ihr Unternehmen gerückt. "Sollten wir uns zurückziehen?" wollte der Rotgewandete nun wissen und brach damit die Stille. "Graf Sanjo, Ihr wisst, was das bedeuten würde? Wir würden Gaea für immer aufgeben, müssten wieder auf dem Mond der Verdammten leben und würden früher oder später an den Rotbeulen sterben. Wir haben nur noch diese Chance." Viele der Anwesenden nickten bestätigend, einige aber blieben am Zweifeln und murmelten Sachen wie "Graf Sanjo hat Recht..." Selbstsicher trat Sanjo daraufhin noch ein paar Schritte vor. "Mir scheint, Ihr seid zu verbissen, Fürst. Ihr werdet das Leben derer opfern, die Euch trauen..." Bei diesen Worten blickte der Rotgewandete sich kurz um, zu denen, die ohne Zögern Shudakurei rechtgegeben hatten. "Der Splitter ist wieder aufgetaucht, und vielleicht nicht nur der Feuersplitter. Es ist gut möglich, dass sich auch der letzte und mächtigste wieder in Alaëstranerhand befindet. Was ist, wenn Eure Späher den Träger des Splitters des Nichts nicht gefunden haben? Dann werdet Ihr uns mit Eurer Entscheidung in den sicheren Tod führen." Kurz blitze es unter der roten Kapuze violett auf. Dann wandte der Nurashin sich an den König. "Eure Majestät, was meint Ihr dazu? Mir scheint, Euer Berater Shudakurei-sama hat im Laufe der Jahrhunderte sein Einschätzungsvermögen eingebüßt. Er wird noch großes Unheil über unser Volk bringen." Schweigend hatte der König die ganze Zeit den Disput zwischen seinem Vertrauten und Graf Sanjo verfolgt, aber nun erhob er die Stimme. "Ich glaube eher, dass Ihr hier derjenige seid, der die Situation verkennt, Graf. Shudakurei-sama hat vollkommen Recht. Dies wird unsere einzige Chance bleiben, unseren Planeten wieder in unsere Hände zu bekommen. Ich verheimliche nicht, dass wir viele Verluste erleiden werden, vielleicht werde sogar ich unter den Gefallenen sein, doch selbst eine totale Niederlage ist besser, als nach Nocres zurückzukehren. Der verfluchte Mond... wollt Ihr wirklich dorthin zurückkehren, wollt Ihr, dass Eure Kinder in den Ruinen der verbotenen Stadt aufwachsen und in jungen Jahren an den Rotbeulen erkranken und einen qualvollen Tod sterben?" Betretenes Schweigen breitete sich im Raum aus und Graf Sanjo konnte spüren, wie seine Sympathisanten hilfesuchend zu Shudakurei blickten und dessen Entschluss eher billigten als den seinen. Der Graf fluchte innerlich. War er denn der Einzige sah, dass Shudakurei eine falsche Schlange war? Letztens erst hatte er den Fürst in einem langen Gespräch mit einem Lumini belauscht. Für eine aberwitzige Summe an Gold hatte Shudakurei-sama dem Feind versprochen, ihm geheime Schlachtpläne der Nurashin zu überlassen. So schwarz wie seine Kleidung, so schwarz war auch das Herz des königlichen Beraters, doch ein jeder Nurashin traute ihm. Doch ein Blick über seine Schulter sagte Sanjo, dass er seine Anhänger nun bereits eingebüßt hatte. Verzweifelt schloss er die Augen. Er wollte nicht, dass sein Volk durch einen Verräter wie Fürst Shudakurei zu Grunde ging. Er würde nun wieder mit dem König reden müssen, wie er es schon so oft getan hatte. Er würde versuchen müssen, seiner Majestät, seinen Fehler aufzuzeigen. Doch das konnte er nicht vor sämtlichen Nurashin-Aristokraten machen. Das würde einen Bürgerkrieg hervorrufen, wie er vor der Zeit der Eroberungen stattgefunden hatte. Auch wenn der Graf jung war, naiv konnte man ihn nicht beschreiben. Vielleicht war dies der Grund warum er dem ständig schwarzgekleideten Nurashin-Fürsten von Anfang an misstraut hatte. Etwas konnte an diesem nicht stimmen, denn wenn er so wäre, wie alle immer behaupteten, dann wäre er schon längst der Auserwählte geworden, der Nurashin, der ihren Planeten zurückeroberte und sein Volk vom Mond der Verdammten für immer ins Paradies führte - nach Gaea. "Shudakurei-sama, Eure Majestät, verzeiht mir..." murmelte Sanjo schließlich und trat mit gesenktem Haupt in seine Reihe zurück. Die beiden Nurashin, die vorne standen, nickten. Die Augen Shudakureis ruhten noch lange nachher auf Sanjo. War er der Nurashin gewesen, der bei dem Gespräch mit Luminifürst Galion hereingeplatzt war? Wenn ja, würde dieser Graf noch viele Probleme bereiten. Vielleicht sollte er ihn um eine Unterredung mit dem König bitten. Dann könnte sich alles wieder ins rechte Licht rücken lassen. Doch war es gefährlich. Aus gegebenen Gründen hatte der Fürst Erfahrung mit Verrätern und wusste, dass man oft welche wie sie in den unglaublichsten Stellungen fand. In den besten Fällen waren die Überläufer einstige Aristokraten, die über geheime Pläne Bescheid wussten. In Shudakureis Fall war es so. Nur durch Galion hatte der Nurashin über den Feuersplitter erfahren und wenn er über 'Kontakte' sprach, dann war oft von dem Luminifürst die Rede. Der Verrat Galions hatte dem Fürst auch die Stelle als Königsberater eingebracht. Auch war er, wie vorher, immer noch oberster General der Nurashin-Armee und auch wenn der Fürst kein Liebhaber von Eigenlob war, musste er zugeben, dass er der beste Taktiker war, den man auf Gaea oder Nocres finden konnte. Dies alles brachte den Truppen des dunklen Mondes einen entscheidenden Vorteil, den Shudakurei plante, zu ihrem Vorteil auszunutzen. Auch wenn es seinen Tod bedeuten würde. Selbst wenn die Nurashin im Volksmund als Dämonen bezeichnet wurden, folgten auch sie einem bestimmten Ehrenkodex, den keiner von ihnen wagte zu brechen. Dazu gehörte auch, dass ein jeder Nurashin alles ihm Mögliche tat, um seiner Rasse ein besseres Leben zu verschaffen - sei es durch die Kriegsführung, wie Shudakurei und die anderen Aristokraten und Soldaten es taten oder durch einfache Sachen wie absolute Loyalität seinem König gegenüber, damit nicht wieder die schrecklichen Bürgerkriege ausbrachen, wie sie vor einiger Zeit noch an der Tagesordnung gestanden hatten. So in seine Gedanken versunken bekam der Fürst nicht mit, wie sich das Gespräch weiter entwickelte. Eigentlich interessierte es ihn kaum. Er wusste schon, was das Ergebnis sein würde: Angriff, so schnell wie möglich, sich auf eine hohe Verlustrate gefasst machen und somit furchtlos in die Schlacht stürzen und vor dem eigenen Tod noch möglichst viele Feinde mit ins Grab reißen. Wieder einmal würden die Ebenen des geheiligten Planeten in Blut getaucht werden, vermutlich würden die Nurashin wieder verlieren, doch die Toten müssten sich nicht vor dem Jenseits fürchten, denn ihr Tod war nicht sinnlos. "... müssen unsere Waffen ziehen," meinte gerade ein Taktiker, der bei Shudakurei kurz in Lehre gegangen war, dessen Name der Nurashin aber schon wieder vergessen hatte. Aber wie er vermutet hatte, diskutierten die Truppenführer gerade ihre Strategie aus. Da müsste er nicht dabei bleiben. Schon heute Mittag hatte der Fürst seinen Soldaten entsprechende Befehle gegeben, denn ihm war klar gewesen, dass der König für den Angriff sein würde. So lächelte er leicht und trat zu dem Anführer. "Entschuldigt mich bitte, Eure Majestät, ich muss zu meinen Truppen." Abwesend nickte der Angesprochene. Er kannte diesen Zug von seinem Berater. Er schien immer ein bisschen besser informiert, als alle anderen, war immer seinen Mittruppenführern einen Schritt voraus - und er brachte immer die erfolgreichste Truppe vom Schlachtfeld heim. Auch die anderen Aristokraten kannten diese Angewohnheit von ihrem Fürsten und so schien niemand verwirrt, als der Nurashin sich mit einem mächtigen Wort in Luft auflöste. Nur Graf Sanjo warf einen mörderischen Blick hinter Shudakurei her, bevor er sich wieder an der allgemeinen Diskussion beteiligte. Nach diesem Treffen müsste er unbedingt mit dem König sprechen... ~ Next: Erwache! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)