Final Fantasy Two Realistics; The Worldportal von Rikku_Nox (Part 1-5) ================================================================================ Kapitel 1: Einsam ----------------- Kapitel: Einsam »"Ovonque vada Faccio del male a qualcuno Ma non c'e niete che io possa dire per cambiare le cose che ho fatto Farei qualsiasi cosa in mio potere Darei tutto quello che ho Ma la strada che vado cercando rimane nascosta Avevi fiducia in me, credevi in me, e ora ti ho deluso Fra tutte le cose che t'ho nascosto Non riesco proprio a celare la vergogna E ora prego che qualcuno O qualcosa arrivi a portar via Questo mio tormento Non c'e una via d'uscita Per la mia triste condizione Non c'e futuro So che non potró essere libero Non riusciró a trovare un'altra strada Non riusciró ad affrontare un altro giorno."« Es war kalt. Der starke Wind trieb den dichten Regen über die karge, düstere Landschaft, welche aus Matsch, totem Gras und ein paar krankwirkender Bäume bestand. Manchmal zuckten helle Blitze über den dunklen, wolkenbehangenen Himmel, gefolgt von einem lauten und bedrohlichwirkenden Donnern. Es war einer der schlimmsten Tage für Kim, die alleine und mit gesenktem Kopf durch diese Gegend ging. Sie fühlte sich schrecklich, was nicht etwa an dem Wetter lag. Sie befand sich in einer Welt, in der sie einst Freunde gehabt hatte. Eine Welt, in der sie schon einmal gewesen war und welche eigentlich eine andere Zeit der unseren, gegenwärtigen Welt war. Kim bevorzugte hierfür den schlichten Namen "Final Fantasy 7- Welt", was insofern stimmte, da diese gesamte Welt noch einmal existierte, allerdings in ihrer Heimat als Spiel für eine Konsole. Momentan ging es Kim selbst jedoch so mies und ihre inneren Gefühle waren so voller Trauer und Hoffnungslosigkeit, dass sie kaum an solche Themen dachte. Sie wusste nicht wie lange sie nun schon ganz alleine durch den Regen wanderte, ohne ein richtiges Ziel vor Augen zu haben. Ohne eine Perspektive ihrer jetzigen Situation zu haben, nur mit leerem Blick voranzukommen. Am schlimmsten war jedoch, dass sie selbst an allem schuld war, daran, dass sie nun einsam war, daran, dass Cloud und alle Anderen ihrer einstigen Freunde sie nicht mehr um sich haben wollten, daran, dass ihr Vater und seine Freundin bewusstlos im Krankenhaus lagen, und auch daran, dass Niklas etwas schreckliches wiederfahren war. An all dem, und an vieles mehr. Wäre sie doch nur nicht so egoistisch gewesen, sondern endlich einsichtig geworden, was ihr Leben und das anderer anging. Doch Kim hatte es nicht gewollt, und so musste sie nun ganz alleine dastehen, ohne darauf hoffen zu können, jemals wieder glücklich zu werden. Am Anfang hätte sie Nicole die Schuld an all dem gegeben, aber wenn sie so darüber nachdachte, konnte die Frau nichts dafür. Sie hatte immer stets ihr bestes gegeben und Kim hatte sie nur nieder gemacht. Seufzend wischte sie sich durchs Gesicht, um die Tränen und das Regenwasser zu trocknen, doch es hielt nicht lange. Schon nach wenigen Augenblicken war es wieder nass. Langsam nährte sie sich einem umgestürzten Baum, auf den sie sich nach erreichen setzte. Ihr Blick fuhr durch die Landschaf und dann zu Boden. Schluchzend legte sie sich die Hand auf den Bauch, durch welchen ein stechender schmerz zuckte. Ihre Hand wies schlimme Verbrennungsnarben auf, welche sie noch von ihrem ersten Abenteuer in dieser Zeit zurückbehalten hatte. Sie waren durch ihre einstige Substanz gekommen, welche nun wertlos geworden war. Die vielen Streite und die Wut auf ihre einstigen Freunde hatten aus der goldenen Substanz einen grauen, schweren Stein gemacht, der Endless Bahamut auf ewig versiegelte. Was war schon ein Herz der Freundschaft ohne Freunde? Nichts. Nein- noch weniger als nichts, es spiegelte nur noch die Verzweiflung wieder, und das machte es gleich doppelt so schlimm. Ihre Hand griff nach der Substanz in ihrer Hosentasche und als Kim sie rauszog und musterte spürte sie, wie ihr Herz noch schwerer wurde. Sie konnte diese zum Stein gewordene Substanz nicht mehr sehen. Schon fast wütend vor Trauer holte sie aus und schmiss ihren früheren Schatz so weit weg wie es ging. Erneut wischte sie sich mit ihrem schmutzigen Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. Wie konnte es nur soweit kommen? Kim zog die Nase hoch und starrte dann in den Himmel, sofern dies ging, da der Regen so in ihre Augen gelangen konnte und sie dazu zwang sie zu schließen. Es war vor einem Monat gewesen. Sie erinnerte sich. Ihre einzige Chance war noch mal alles aufzurollen, und vielleicht konnte sie so ihre Trauer besiegen und irgendwie weiter machen, auch wenn sie alleine war. Natürlich bezweifelte sie dies, aber es war das Einzige, was ihr einfiel zu unternehmen. Zumindest in diesem Augenblick. Kim konzentrierte sich wieder auf die Dinge, die Geschehen waren, bevor sie einsam begonnen hatte durch diesen Nebel der Trauer zu gehen. Es war nicht einfach. Sie wollte sich nur ungern erinnern, aber es war die letzte Chance, über alles nachzudenken, was sie getan hatte. Was sie verbrochen hatte und was sie dabei alles verloren hatte. Unglaublich wichtiges, was nicht ersetzt werden konnte. Langsam kam die Erinnerung zurück zu ihr und sie versuchte alles innerlich noch einmal zu erleben. Es war vor einem Monat gewesen. Vor einem Monat traf sie wieder Cloud und durchbrach wieder die Zeitgrenze, um allen hier zu helfen, doch sie war es gewesen, die alles nur schlimmer gemacht hatte. Vor einem Monat... Kapitel 2: Die Rebellin ----------------------- Kapitel 2: Die Rebellin »Er klopfte dreimal an meine Tür: "Ich bin der Mai, du bleicher Träumer, komm, ich will dich küssen!" Ich hielt verriegelt meine Tür, und rief: "Vergebens lockst du mich, du schlimmer Gast. Ich habe dich durchschaut, ich hab durchschaut den Bau der Welt, und hab zuviel geschaut, und viel zu tief, und hin ist alle Freude, und ew'ge Qualen zogen in mein Herz."« Heinrich Heine Götterdämmerung Kim stand am Rande eines Abgrundes. Vorsichtig starrte sie in die unendliche Schwärze zu ihren Füßen. Ein paar kleine Steinchen brachen vom Vorsprung ab und fielen klappernd in die Tiefe. Das Mädchen schluckte und trat einen Schritt zurück, ehe sie sich ganz wegdrehte und in einen nebelverhangenen Wald sah, der gute fünf Meter von ihrem Standort entfernt lag. Ihr Herz fing an schneller zu klopfen. Die Durchquerung des Waldes war die einzige Möglichkeit diesen schrecklichen, einsamen Ort zu verlassen. Und doch warnte etwas Kim davor, auch nur einen Fuß in diesen Wald zu setzen. Etwas in ihr sagte ganz eindeutig, dass dort drinnen der Tod lauerte. Dennoch ging sie sträubend durch den Nebel und auf die Bäume zu. Es war so, als würden ihre Beine sich ganz von selbst in Bewegung setzen. Sie passierte den Eingang zum Wald und schritt dann angstvoll an einigen krankwirkenden Bäumen vorbei, welche keine Blätter besaßen. Ihre Beine, vom Knie an, waren gänzlich im dichten Nebel verschwunden, und als sie ihren Blick hob, um zum Himmel zu sehen, merkte sie, dass zwischen den kahlen Ästen ebenfalls dichter Nebel hang, der einen offenen Blick zu der Sonne nicht zuließ. Nach einer geraumen Weile des Wanderns, kam Kim schließlich an einem umgestürzten Baum an, welcher sich in der Nähe des Waldrandes befand, wo sie auch einen steilen Hang ausmachen konnte. Erst war es ihr gar nicht aufgefallen, aber jetzt wusste sie, wo sie sich befand. Sie war hier schon einmal gewesen. Es war die Stelle, an der- Kim stockte und drehte sich um. Etwas zog durch den Nebel. Etwas böses und tödliches. Sie schluckte trocken und wäre ihr Herz ein Sprengsatz gewesen, er wäre nun explodiert. Gebannt starrte sie auf eine stelle in den Nebelschwaden. Etwas kam auf sie zu. Es ging gemächlich, ohne hast oder eile, aber zielstrebig. Kims Körper war wie gelähmt. Unfähig sich rühren zu können, starrte sie den weiß- silberhaarigen Mann mit dem schwarzen Umhang an, der eben aus dem Nebel getreten war und sie nun mit kalten Augen musterte. Kim öffnete den Mund, um etwas sagen zu können, aber es kamen einfach keine Worte heraus. Der vertraute Feind packte sie am Hals und stieß sie mit dem Rücken gegen einen Baum. Kim schrie auf, und versuchte sich zu wehren, konnte das grausame Vorhaben Sephiroths aber nicht stoppen. Kim fuhr mit einen lautem schrei auf. Ihr Herz raste und sie war schweißgebadet. Schockiert und voller Panik sah sie sich um, aber sie befand sich nicht in einem nebelverhangenen Wald und hier gab es auch keinen, der ihr etwas antun wollte. Sie befand sich in ihrem Bett, welches in ihrem Zimmer stand. Durch die ritzen der Jalousien drängten sich bereits die ersten Sonnenstrahlen, welche das Zimmer etwas erhellten. Ein schneller Blick zum Kleiderschrank, dann zum großen Regal, in welchem ihr Fernseher, Videorekorder und die Anlage standen und schließlich zum Schreibtisch, wo ihr PC stand und dessen Arbeitsplatte sicher seit einem Monat nicht mehr aufgeräumt worden war, säumten sich dort doch die Schulsachen, wie Müll auf dem Schrottplatz. Kim, die eben noch kerzengerade im Bett gesessen hatte, ließ sich nun zurückfallen und seufzte laut. Ihr Herz fing an sich zu beruhigen und sie traute sich sogar, nach einiger Zeit die Augen wieder zu schließen. Es war nur ein Alptraum gewesen. Einer von vielen, die sie in den vergangenen vier Jahren ständig begleitet hatten. Durch diese Alpträume hatte sie schon so lange nicht mehr ordentlich geschlafen, dass unter ihren Augen richtige Ringe waren und ihr Gesicht immer blass war, weshalb sie in der Schule häufig als "die Rauschgiftabhängige" beschimpft wurde. Doch das nahm sie mit Fassung. Irgendwie fand sie es sogar ganz cool. Dementsprechend waren auch Kims Noten in den Keller gegangen. Noch vor drei Jahren hatte sie fast nur Zweier gehabt, nun waren daraus lauter Vierer und eine Fünf geworden. Ihr Vater war mit seinem Rat auch schon so ziemlich am ende. Er hatte oft mit ihr darüber geredet, und es ist häufig im Streit ausgegangen. Schließlich hatte er Kim in eine Therapie gesteckt, mit dem Ergebnis, dass sie nicht mehr mit ihm redete. Sowieso würde wohl keiner, der sie noch mit Dreizehn gekannt hatte, sie nun wiedererkennen. Äußerlich, wie vom Charakter her. Beginnen wir mit dem äußerlichem; Sie hatte vor gut zwei Wochen ihre Haare kurz schneiden lassen und beharrte dann auf rote Strähnen. Ihr Vater hatte davon natürlich nichts gewusst, und als er sie an dem Abend sah, mit zerzausten, rotsträhnigen Haaren, die gerade mal knapp über die Ohren reichten, war das Theater groß. Kim hatte deswegen immer noch Hausarrest. Das Argument, dass sie bereits Siebzehn war, und selbst entschied, was sie gut fand und was nicht, hatte ihr Vater damit untergebuttert, dass es sein Geld war, welches sie für diesen Schwachsinn ausgab. Wie bereits erwähnt hatte Kim ein blasses, fast Vampirähnliches Gesicht, mit dunklen Ringen unter den Augen, was allerdings keine Absicht war, sondern daher kam, dass sie kaum noch schlafen konnte. Von den Klamotten her kamen sowieso nur zerrissene Jeans, T- Shirts, oder Hemden mit einer Weste in Frage, beides natürlich reichlich mit Ketten bestückt. An den Händen trug sie alte Fahrradhandschuhe, weil sie es cool fand, genau wie das rote Kopfband, ohne welches sie nie aus dem Haus ging. Momentan trug sie jedoch einen ganz normalen Pyjama. Kims Charakter war allerdings das Herausstechenste Merkmal, dass sie anders war als früher. Klamotten waren Klamotten und jede Generation hatte ihren eigenen Stil, es sagte also nicht viel über den Menschen aus, der in ihnen steckte. Kim war eine Rebellin. Sie lehnte sich nicht nur gegen ihren Vater und dessen Vorbote auf, sondern auch gegen die Lehrer oder Klassenkameraden. Oftmals hatte sie im Büro des Direktors auf ihren Vater warten müssen, weil sie eine Prügelei angefangen hatte, aus der nicht immer sie als Sieger heraus ging. Sie war schnell reizbar und war man zur falschen Zeit am falschen Ort oder sagte etwas falsches, bekam man ihre Faust zwischen die Augen. Aber am liebsten rannte sie von Zuhause weg, nahm sich das Motorrad ihres Vaters und fuhr damit Nachts zu Gangtreffen, um an Motorradrennen teilzuhaben. Kim schob ihr verhalten auf Nicole, der neuen Lebensgefährtin ihres Vaters, und dessen siebenjährigen Sohns Niklas. Die Beiden waren einfach so in ihr Leben eingedrungen und hatten es gänzlich zerstört! Hatten sie und ihren Vater vor drei Jahren zu sich in die Stadt geholte, obwohl es Kim auf dem Land so gut gefallen hatte, erstrecht, wenn ihr Blick Morgens auf die große Wiese fiel, welche sich hinter dem alten Bauernhaus befand. Nun lebten sie in einem Häuschen am Rande der Großstadt und konnten des Nachts die Lichter der Vorüberfahrenden Autos zählen. Kim hätte sich auf der Stelle übergeben können, wenn sie nur die Namen Nicole und Niklas hörte, doch die Wahrheit war, dass die Beiden sehr nette und zuvorkommende Leute waren, und das- Kim wollte sich es nie eingestehen- ihr verhalten einzig und allein daher kam, weil sie mit den Ereignissen vor vier Jahren nicht klar kam. Fast alle wussten darum, aber jeder von diesen Personen glaubte Kim sei nicht mehr ganz richtig im Kopf, weshalb sie auch zur Therapie geschickt worden war und nun jede Woche zum Psychiater musste, was ihr gegen den Strich ging. Die Playstadion und ihre Spiele waren einkassiert worden und weggeschlossen, glaubte ihr Vater doch, es käme davon, womit er wohl auch recht gehabt hätte, hätte Kim in dieser Angelegenheit gelogen. Tatsache war, dass ihr niemand jemals glauben würde. Kim murmelte sich in ihre Decke und wäre wohl auch wieder eingeschlafen, wäre in diesem Moment nicht Niklas reingekommen und hätte sich mit Getöse auf sie geschmissen. »Niklas! Verpiss dich!« Schrie Kim wütend und warf ihn von sich. Der Junge fiel hart zu Boden, stand aber sofort wieder auf und grinste Kim frech an »Kim! Was war los? Du hast total laut geschrieen!« Kim drehte sich weg, ohne zu antworten. Genervt versuchte sie weiter zu schlafen, doch da hatte Niklas schon die Jalousien hochgezogen, so dass das grelle Tageslicht ihr Zimmer überflutete. Geblendet zog Kim sich die Decke über den Kopf und stöhnte leise. »Hattest du wieder einen Alptraum? Wieder mit diesem Sephi- Dingsda?« Niklas zog ihr die Decke weg und wich dann Kims Tritt aus. »Niklas! Was soll das?« Brüllte Kim ihn an und setzte sich auf »Zieh mir nicht die Decke weg!« Herrisch zog sie die Decke wieder zu sich und legte sich dann grummelnd hin. »Sag doch mal, Kim! War es wieder dieser Sephi- Dingsda?« »Der heißt Sephiroth! Kapiert, du Vollidiot?« knurrte Kim und schloss dann die Augen. Niklas lachte amüsiert »Das hört sich jedes Mal so doof an! Kim hat angst vor einer Computerfigur.. das ist so süß!« »Halt die Klappe, du kleiner Penner!« Kim warf ihr Kissen nach ihm, mit dem Erfolg, ein Glas von ihrem Tischen zu fegen, welches auf dem Parkettfußboden zerbrach. Einen Moment starrte sie die Scherben an, dann sprang sie auf und rannte mit einem wütendem Fluch Niklas hinterher, der mit riesigen Sprüngen das Zimmer verließ. »Komm sofort her! Warte nur, wenn ich dich zu fassen bekomme!« Rief Kim dem armen Jungen nach, der mit panischen Geschrei die Treppe runterpolterte. Kim hechtete ihm nach und wäre um ein haar im hohen bogen die Stufen hinabgekullert, aber sie schaffte es, sich an dem Geländer festzukrallen. Diese Verfolgungsjagd hatte ein jähes ende, als Niklas sein heil in der Küche suchte, wo Kims Vater und Nicole am Frühstückstisch saßen. Beide sahen nun auf, da die Tür aufgestoßen wurde, und der Junge brüllend herein kam, um sich unter dem Tisch zu verstecken. »Mama! Kim will mich umbringen!« Niklas umklammerte das Bein seiner Mutter und stierte unter dem Tisch hervor, als Kim in die Küche kam. Suchend sah sie sich um, entdeckte den Jungen unter dem Tisch und wollte ihn schon unter diesem hervorziehen, als ihr Vater sie laut zurechtwies »Kimberley! Was wird das hier wieder für ein aufstand?« Kim zuckte zusammen. Ihren richtigen Namen benutzte ihr Vater nur, wenn sie etwas angestellt hatte (Momentan benutzte er ihn öfter als sonst), oder sie scharf zurechtweisen musste, was in diesem Fall erforderlich war. Sie sah ihn an und verschränkte wütend die Arme »Ich kann da nichts für! Es war die kleine Ratte, die-« »Du hast ihn nicht "Ratte" zu nennen! Sein Name ist Niklas!« Unterbrach sie ihr Vater und musterte sie zornig. Kim verdrehte die Augen und seufzte »Ja, ja.. was ich sagen wollte, ist, dass Niklas einfach in mein Zimmer marschiert ist und mich geweckt hat!« »Er sollte dich wecken gehen, damit wir Frühstücken können!« »Ja! Hier bin ich!« Wütend zog Kim einen Stuhl zurück und setzte sich schmollend. »Setz dich anständig hin! Wo sind wir denn hier?« »Ja, das frag ich mich auch öfters..« Gab Kim knurrend zurück, setzte sich aber vernünftig hin, dann langte sich nach dem Brötchenkorb, als ihr Vater sie wieder unterbrach »Wir fangen zusammen an!« Kim zog die Hand zurück und sah immer finsterer drein. Als sich Niklas gesetzt hatte- natürlich weit weg von Kim- und sie ein kurzes Tischgebet gesprochen hatten, fingen sie an zu essen. Während die Drei sich unterhielten, aß Kim stumm und wütend. Ihr Vater musste immer zu Niklas halten. Bestimmt würde sie noch mehr ärger bekommen, wenn er das zerbrochene Glas oben sah, ohne zu fragen wie genau es passiert war. Das tat er natürlich nur, um Nicole zu imponieren. Vernachlässigte sein eigenes Kind für ein völlig Fremdes. Zumindest war dies Kims Ansicht. Die Wahrheit war, dass ihr Vater langsam nicht mehr wusste, was er mit ihr machen sollte, da sie immer nur Schwierigkeiten machte. Kim angelte nach der Butter, die ihr schließlich von der lächelnden Nicole gereicht wurde »Hier, bitteschön! Die wolltest du doch, oder?« »Nein.. ich habe nur zum Spaß danach gegriffen, weißt du?« Gab Kim mürrisch zurück und nahm die Butter, während Nicole sie stumm und etwas verletzt musterte. »Kim, bitte!« warnte ihr Vater sie und warf ihr einen beschwörenden Blick zu. »Danke..« Murmelte sie daraufhin, was ihr Vater zum Glück nicht gehört hatte. er beschäftigte sich derweil schon mit etwas anderem. »Kimberley! Du weißt, dass ich und Nicole heute Abend auf einem Geburtstag sind?« Kim nickte. Natürlich wusste sie es. So etwas trug sie immer sofort in ihrem Kalender ein, einfach aus dem Grund, weil sie an solchen Abenden ihre Kumpels einladen konnte, um mit ihnen Horrorfilme zu sehen und die Bar zu plündern. »Gut! Ich möchte, dass du auf Niklas aufpasst!« Kim sah angewidert zu dem kleinen Jungen, der angstvoll zurücksah und sich an den Arm seiner Mutter krallte. »Was?« Fragte sie schließlich erstaunt »Ich dachte er wäre bei seinem kleinen Freund und würde da schlafen!« »Es ist leider etwas dazwischen gekommen.. und es wird dir nicht schaden, wenn du dich mal einen Abend um ihn kümmerst!« Die Stimme ihres Vaters duldete keine Wiederrede, und dennoch fragte Kim »Doch! Kann er nicht woanders schlafen?« »Nein!« Donnerte ihr Vater und sah sie wütend an »Ich diskutiere nicht mit dir, Kimberley! Du wirst dich diesen Abend wohl mit ihm beschäftigen müssen!« »Na ganz toll!« Murrte Kim und stand auf »Ich hab keinen Hunger mehr!« »Wir sind noch nicht fertig! Würdest du dich wohl wieder setzen?« Ihr Vater war ebenfalls aufgestanden und sah sie zornig an, beide Hände auf die Tischplatte gestützt. Kim sagte gar nichts dazu. Sie musterte ihn knapp und drehte sich dann zum gehen um. »Kim, ich warne dich!« »Bla, bla.. tu's doch so-« Patsch. Kims Vater war auf sie zugegangen und hatte ihr eine heftige Ohrfeige verpasst. Fassungslos legte Kim eine Hand auf die schmerzende Wange und starrte ihren Vater an, der wohl selbst völlig erstaunt darüber war, was er soeben getan hatte. Ein Moment verging, in dem Kim gegen die Tränen ankämpfte, die aus ihren Augen wollten- allerdings nicht, weil der Schlag so wehgetan hatte- dann sagte sie leise »Ich.. hasse dich..« Ihr Vater sah sie verblüfft und verletzt an, aber Kim interessierte dies nicht. Sie drehte sich auf den Absatz herum um und stürmte aus der Küche. Kim blieb den ganzen restlichen Tag auf ihrem Zimmer, es kam auch niemand hoch um mit ihr zu reden oder sie zu überreden runter zu kommen. Selbst beim Mittag- und Abendessen nicht. Sie hatte etwas geweint, aber dann redete sie sich ein, dass sie ein starkes Mädchen war. Sie hatte es nicht nötig zu weinen. Sie musste es nicht, schließlich war ihr Vater schuld an dem Ganzem. Nur er ganz alleine. Er war es gewesen, der sie geschlagen hatte. Immer noch wütend wegen dieser Sache starrte Kim aus dem Fenster in den Nachthimmel, an welchem man die Sterne nicht sehen konnte, da die Lichter der Stadt sie tilgten. Ihr Blick wanderte schließlich zur Uhr. Es war kurz nach Sieben und in einer knappen halben Stunde würden ihr Vater und Nicole auf den Geburtstag fahren und Kim war dazu verdammt, hier auf Niklas aufzupassen. Das wollte sie nicht. Sie stand auf, öffnete das Fenster und begann an dem Rosenspalier runter zuklettern. Ein paar der Dornen zerkratzten ihre Arme, aber es war nicht weiter schlimm. Vorsichtig schlich sie durch den Garten zur Garage. Es war Zeit, mal wieder ein ordentliches Rennen hinter sich zu bringen. Eigentlich war dies nur ein vorwand, um nicht auf Niklas aufpassen zu müssen und ihrem Vater sorgen zu bereiten, aber Kim war der festen Überzeugung, dass sie das richtige tat. Sie ließ das Licht in der Garage beabsichtigt aus, damit man es vom Haus her nicht sehen konnte, und tastete sich dann zu dem Motorrad ihres Vaters vor, welches sie eigentlich nicht benutzen durfte, es aber trotzdem immer wieder tat. Kim holte den Zündschlüssel aus ihrer Hosentasche- sie hatte ihn am Abend zuvor aus dem Büro ihres Vaters gemopst- setzte sich auf die Mechanik und warf sie an. Ratternd erwachte das Monstrum zum leben und als sie die Garage mit einer Fernbedienung geöffnet hatte, raste Kim in die Nacht hinaus. Sie wusste ganz genau wohin sie wollte. Die Rennen wurden von einem gewissen "Dead Tiger" veranstaltet. Ein stämmiger Bursche mit Rockerstil. Er war zwar schon so alt wie Kims Vater, aber ihm war alles recht um an Geld zu kommen, erst recht, wenn die Arbeit dafür auch noch spannend war und mit Motorrädern zu tun hatte. Kim hatte ihn erst einmal persönlich gesprochen, und das war, als sie im vergangenen Jahr das rennen gewonnen hatte. Diese Untergrundrennen waren alles andere als leicht zu gewinnen, da sie eine hohe Verletzungsrate hatten. Wer hier mit einem Beinbruch rauskam, hatte noch Glück gehabt. Wieso man es dann tat? Ganz einfach; Es war der Kick, und ein Bedürfnis etwas verbotenes zu tun, denn schließlich fühlte man sich dann nur richtig frei. Alle die hier mitmachten waren zwischen Siebzehn und Zwanzig Jahre alt, und meistens männliche Möchtegernbiker. Eigentlich war Kim das einzige Mädchen- zumindest das Einzige, was etwas taugte. Nach einer halben Stunde erreichte Kim die "Dead Zone", den Bereich, in dem die Motorradrennen stattfanden. Es handelte sich hierbei um einen unbenutzten Tunnel, der mitten auf die Bundesstraße führte. Machte man bei einem Rennen mit, musste man den Tunnel passieren, über die Bundesstraße, immer Geradeaus, bis man die Stadt verlassen hatte und in einem kleinen Waldstück landete und von dort aus den selben Weg wieder zurück. Das spannende war, den anderen Autos auszuweichen ohne vom Motorrad zu fliegen und sich sämtliche Knochen im leibe zu brechen, außerdem durfte man Konkurrenten auch anrempeln und so aus dem Rennen kippen. Manchmal gab es sogar Auseinandersetzungen mit der Polizei, aber es waren erst ungefähr Zehn Leute verhaftet worden, und Kim würde nie zu diesen Deppen gehören. »Sieh einer an, wen haben wir denn hier? Ich dachte schon du hättest dich zur Ruhe gesetzt!« Rief jemand, als Kim zwischen den Reihen der anderen Motorradfahrer auftauchte und den Helm abgenommen hatte. Kim sah in die Richtung, aus der diese Stimme gekommen war. Es war Josh gewesen, ein guter Freund von Kim, den die meisten unter dem Namen "Ziggi" kannten. Der Grund für diesen Spitznamen war die Tatsache, dass er immer eine Zigarette im Mund hatte, so wie in diesem Moment auch. Ansonsten war er eine Bohnenstange, schlank und groß, mit strohblonden Haaren und grünen Augen. Momentan trug er gerne Lederklamotten, in denen er- Kims Ansicht nach- schwul aussah, aber darauf sprang Ziggi nicht an. Schließlich hatte er eine Freundin und war mit dieser nun schon drei glückliche Jahre zusammen. »Ich und zur Ruhe setzen?« Fragte Kim und schlug in seine Hand ein, um ihn zu begrüßen »Nee, ich hatte nur stress mit meinem Alten!« Josh nickte »Oh.. das kenn ich, Mann.. war bei mir auch so, bevor ich ausgezogen bin..« Ziggi grinste etwas. Er war Neunzehn und vor einem guten halben Jahr von Zuhause weggezogen, obwohl er sich nicht einmal eine anständige Wohnung leisten konnte. Das sollte aber besser sein, als die ganze Zeit die Alten um sich zu haben, sagte er. »Wann beginnt das nächste Rennen?« Fragte Kim um auf ein anderes Thema zu kommen. Josh grinste breit »Kannst es wohl kaum erwarten, was? No Prob! Das nächste Rennen fängt gleich an.. aber, hey.. ich an deiner Stelle wäre vorsichtig.. dieses mal fährt "Night" mit..« Kim stöhnte. Der hatte ihr gerade noch gefehlt. Nights richtiger Name war Florian. Er war groß und hatte gewisse Ähnlichkeit mit Arnold Schwarzenegger, war aber eine größere Nervensäge und mindestens dreimal so Großkotzig, wie Arni in "Terminator". Vor fünf Monaten war sie zum ersten mal gegen ihn im Rennen, und er hatte ihr prompt einen Stoß verpasst, der sie quer über die Straße geschleudert hatte, und ihr Glück war es gewesen, dass sie nur mit ein paar Prellungen davongekommen war. Er war einer der gefährlichen Sorte. »Egal.. ich mach ihn platt!« Kim richtete den Daumen nach unten und sah Josh entschlossen an, dieser schürzte die Lippen und zeigte an ihr vorbei »Na, dann mach's doch gleich!« Etwas erschrocken drehte Kim sich um und musterte Night, der mit seinen ebenso muskulösen, wie dummen Halbgorillas Tom und Tim auf sie zukam. »Na, wen haben wir denn da? Ich dachte ich hätte dich beim letzten mal verscheucht!« Sagte Night lautstark und grinste, während seine beiden Begleiter lachten. Kim verschränkte die Arme »Ich wusste gar nicht, dass du denken kannst..« Nights Grinsen verblasste und stattdessen trat ein wütender Ausdruck in sein Gesicht. Auch Tom und Tim hatten aufgehört zu lachen und sahen ihren Anführer an, bereit sofort auf Kim loszugehen, wenn er ihnen ein Zeichen dafür gab. »Pass bloß auf, Scarhand! Sonst mach ich dich noch vor dem rennen fertig..« Kim schluckte die wütenden Worte runter, die sie Night eigentlich hatte an den Kopf werfen wollen. Scarhand war einer ihrer Spitznamen, den sie überhaupt nicht ausstehen konnte. Es hing mit den zurückgebliebenen Narben zusammen, welche ihre rechte Hand verunstaltet hatten. Ein Andenken an die harten Monate der Angst und Trauer, welche sie in der FF-Welt hatte erleiden müssen. »Night lass den Quatsch und verzieh dich!« Ziggi trat vor und musterte den bulligen Kerl, der ihn verdutzt ansah. »Ach.. warte.. Ziggi, oder?« Fragte Night mit einem unverschämten grinsen »Der Schwule, nicht wahr? Kein wunder..« Er musterte den Ledertragenden ganz genau und fing dann an zu lachen, was Tom und Tim ihm sofort gleichtaten. Josh knurrte wütend. Er hätte sich nun auch am liebsten auf Night geschmissen, doch zum Glück ertönte in diesem Moment die Stimme von "Dead Tiger" »Ich freue mich, dass ihr alle hierher gekommen seid, um am heutigen Rennen teilzunehmen! Einige von euch sind schon öfters gefahren, aber hier sind noch mal die Regeln für die Neuankömmlinge; Die einzige Regel, die ihr beachten müsste, ist, dass es keine Regeln gibt! Ich ein schön schmutziges Rennen sehen! Also in die Startlöcher!« »Aber liebend gern..« Grinste Night und sah Kim an. Sie schluckte. Sicher würde das kein Zuckerschlecken werden. Schließlich verschwanden die Drei zu ihren Motorrädern und machten sich für das rennen bereit. Auch Kim setzte sich auf ihr Motorrad und musterte Josh »Fährst du nicht?« »Nee... das ist mir zu gefährlich wenn Night mitfährt..« Kim nickte stumm und setzte sich dann den Helm auf. Surrend und rauchend gingen über Zwanzig Motoren an und die jeweiligen Rennteilnehmer warteten auf das Startzeichen von "Dead Tiger". »Hey Kim! Pass bloß auf dich auf!« Rief Ziggi lauthals und Kim reckte daraufhin den Daumen in die Höhe, als Zeichen, dass sie ihn verstanden hatte. "Dead Tiger" gab das Startsignal und an die Dreißig Motorräder drängten sich durch den Tunnel. Die meisten wurden schon gleich zu beginn aus dem Rennen gefegt. Wer mit dem Tunnel nicht umgehen konnte, hatte nichts beim Rennen verloren. Kim konnte mit dem Tunnel umgehen. Sie wich schon fast spielerisch Angreifern- oder wegfliegenden Motorrädern aus. In der Kurve registrierte sie, dass Night neben ihr fuhr. Bestimmt würde er sie gleich angreifen. Und tatsächlich gab er seinem Motorrad einen schwenk nach rechts, aber Kim wich genauso schnell aus und konnte Night schließlich hinter sich bringen, als ein anderer Motorradfahrer in seine Fahrbahn flog. Kim grinste in sich hinein, sah in den Rückspiegel und musste mit Freuden dabei zusehen, wie Night um ein haar die Kontrolle über sein Motorrad verloren hätte. Schnell konzentrierte sie sich wieder auf ihre Fahrbahn. Momentan war sie ganz vorne, aber die Meute aus nur noch fünf Rennfahrern würde sie nicht so leicht entkommen lassen, soviel stand fest. Sie beschleunigte noch etwas und sauste dann aus der Tunnelmündung mitten auf die Bundesstraße. Mehrere Autos mussten scharf abbremsen und es wurde gehupt wie verrückt. Kim ließ sich nich daran stören, sondern fuhr mit einer enormen Geschwindigkeit weiter, weichte dabei mehreren Autos aus und wäre um ein haar gegen einen Pfeiler gefahren. Ein weiterer Blick in den Rückspiegel zeigte ihr, dass die anderen Motorradfahrer weit hinter ihr lagen, selbst Night. Voller Zuversicht steuerte sie ihre Mechanik aus der Stadt in einen kleinen Wald. Diese Strecke war sehr uneben und schwer zu befahren, aber jemand wie Kim sollte damit fertig werden. Sie holperte zielstrebig weiter und achtete nicht mehr auf das, was hinter ihr war. Ein fataler Fehler. Hinter ihr waren nämlich Night, Tom und Tim aufgetaucht, die sie im Handumdrehen einholten und bedrängten. Kim versuchte irgendwie aus ihrem Teufelskreis zu entkommen, aber die Drei drängten sie immer weiter ab. Lange konnte sie ihnen nicht mehr standhalten. Deswegen ließ sie sich auf ein Gefecht mit Tom ein, der recht neben ihr fuhr. Sie lenkte ihr Motorrad gegen das seine und bete dafür, dass er so aus der Balance geriet. Es gelang auf anhieb; Toms Motorrad fing an zu schlingern und kam von der Straße ab, verhakte sich in einigen Wurzeln und fiel schließlich wie der sogenannte "Nasse Sack" in den nächst besten Graben. Kim überholte die anderen Beiden durch die freigewordenen Lücke, hatte aber noch keinen Grund sich zu freuen, da nun Tim in ihr Heck fuhr. Er klebte hinter ihr, wie die Bienen am Honig, deshalb kam Kim der rettende Gedanke. Sie steuerte direkt auf einen Baum zu, wich diesem im letzten Moment aus, und noch ehe Tim reagieren konnte, raste er gegen den breiten Stamm der Eiche. Jetzt war nur noch Night da. Vermutlich der Gefährlichste von ihnen, und er würde nicht so leicht zu schlagen sein wie diese beiden Halbaffen. Doch noch war er hinter ihr, und solange- Kim bekam einen furchtbaren schrecken. Sie ging hart in die Bremse, was ihr Motorrad zum schlingern brachte. Vor ihr war ein schattenhaftes Monster aufgetaucht, ähnlich einer Schlange, oder war es doch eher ein Drache? Kim wusste es nicht. Auf jedenfall war der Körper lang, und es besaß mehrere Flossenähnliche Beine. Der Kopf und die Schnauze waren langgezogen und die kleinen Augen leuchteten in einem unheimlichen Rotton. Vor der Bestie stand ein Junge in Kims alter. Er wirkte fast wie ein Gespenst, war total blass und irgendwie abwesend. Kims Motorrad verlor den Halt, rutschte weg und überschlug sich mehrmals, wobei Kim in die Luft geschleudert wurde und schreiend in den Wald flog. Sie knallte auf mehrere Äste, die allesamt von ihrem gewicht runtergerissen wurden. Schließlich prallte Kim hart auf den Boden auf, was ihr die ganze Luft aus den Lungen presste. Des weiteren verspürte sie einen heftigen schmerz in der Bauchgegend. Sie musste auf etwas spitzes gefallen sein, was sich nun durch ihre Kleider in ihr Fleisch bohrte. Kim stöhnte. Ihr Glück war es, dass der Aufprall sie ohnmächtig machte, denn sonst hätte sie den ganzen schmerz spüren müssen, der bei einem solchen Sturz nicht auszuschließen war. Kapitel 3: Wiedersehen alter Freunde ------------------------------------ Kapitel 3: Wiedersehen alter Freunde »Sein Gesicht war das von jemanden, der eine lange Reise unternommen hat...« Gilgamesch-Epos Kim erwachte mit einem halblauten stöhnen inmitten eines dunklen Waldes. Sie wusste nicht mehr genau was passiert war, aber sie spürte ganz eindeutig, dass ihr alles weh tat. Vorsichtig versuchte sie die Hände zu bewegen, was gottlob einwandfrei klappte. Bei den Füßen sah es schon anders aus. Sie taten bei jeder Bewegung unglaublich weh. Auch ihr Bauchbereich und der Kopf taten weh, und sie glaubte sogar, warmes Blut an beiden Stellen zu spüren. Langsam tastete sich ihre Hand zu ihrer Stirn und wischte etwas von dem frischen Blut ab, welches aus der Platzwunde drang. Kim stöhnte erneut und versuchte sich aufzusetzen, was nicht gelang. »Bleib liegen..« Kim erschrak. Sie erkannte die Stimme, welche zu ihr gesprochen hatte, konnte sie aber nicht einordnen. Irgendwer war noch hier. Kniete neben ihr in der Finsternis und schien sie zu mustern. »Wer..?« Mehr brachte Kim nicht heraus, weil ihre Brust beim Sprechen so wehtat. Der vermeintlich Fremde sagte erste gar nichts, sondern tastete zu Kims Ärgernis ihren Rücken ab. »Scheint normal..« Nuschelte er und fügte dann laut hinzu »Willst du damit sagen, du hast mich vergessen? Ich dachte das würdest du nie..« Kim wurde vorsichtig umgedreht. Sie biss die Zähne zusammen und unterdrückte einen schrei. Am schlimmsten schien es ihren Bauchbereich erwischt zu haben. Ausgerechnet dort, wo die- Kim stockte. Sie starrte entgeistert den Fremden an, der zwar nur als Schatten zu erkennen war, aber trotzdem Kims Erinnerung anhauchte. »Cloud..?« Flüsterte sie schon fast angstvoll. Ihr gegenüber nickt leicht und untersuchte sie dann weiter »Ja.. du bist überrascht?« Kim nickte so gut es ging. Sie war in der tat überrascht. Wieso war er hier aufgetaucht? Und wie? Es gab hier kein Zeitportal, welches er hätte nutzen können. Er hätte nur das alte benutzen können, und wenn er das getan haben sollte, wie hatte er sie dann hier gefunden? Das Zeitportal öffnen war nicht das Problem. Schließlich besaß Cloud Kims Endless Substanz. Sie hatte sie ihm damals gegeben, als sie sich auf der Wiese voneinander verabschiedet hatten. »Aber..?« »Psst.. wir klären das später.. jetzt müssen wir dich erst mal wieder flicken..« Cloud holte etwas aus seiner Tasche. Es war eine grünschimmernde Substanz namens "Wiederherstellen". Kim zweifelte daran, dass sie auch in dieser Welt funktionierte, aber als es ihr nach und nach besser ging, musste sie sich eingestehen, sich geirrt zu haben. Ihre Wunden schlossen sich auf mysteriöse weise und auch der schmerz ließ nach. Endlich konnte Kim sich aufsetzen. Sie musterte Cloud, der die Substanz wieder wegsteckte. »Geht's wieder?« Fragte er schließlich. Kim nickte langsam. Sie konnte noch immer nicht fassen, dass sich Cloud in dieser Welt befand. »Jetzt guck nicht so verdattert.. ich erklär dir schon noch alles.. aber lass uns erst von hier verschwinden.. hier ist es nicht sicher..« Cloud sah sich verstohlen um und half Kim dann auf die Beine, bevor er schließlich losging. Kim folgte ihm wortlos. Sie war so verblüfft darüber, dass er hier aufgetaucht war, dass ihre Stimme versagte. Sie konnte auch keinen klaren Gedanken mehr fassen. Was, um alles in der Welt, hatte das bloß zu bedeuten? Sie verließen den Wald und traten auf die dunkle Straße. Etwas bekümmert blickte Kim zu dem kaputten Motorrad. Ihr Vater würde sie umbringen. Seufzend ging sie zu der Maschine und kniete sich hin »Und jetzt?« Cloud trat neben sie und musterte das Gerät »Na ja... besser als wenn du tot wärst..« Kim sah zu ihm hoch »Tz.. wenn mein Vater das mitbekommt, bin ich so gut wie tot..« Cloud zuckte mit den Schultern und sah sich dann um. Aus irgendeinem Grund schien er höchst angespannt zu sein. Auch Kim sah sich um, konnte aber nichts verdächtiges sehen. »Was ist los?« Fragte sie. Es war seltsam, dass sich der Söldner wegen etwas sorgen machte. Er schüttelte den Kopf und sein Blick wanderte wieder zu Kim »Schon gut.. später..« Kim erhob sich wieder und klopfte sich den staub ab, dann nickte sie »Gut.. dann halt später.. wir müssen sowieso weit laufen..« Damit ging sie die Straße hinab, gefolgt von Cloud, was ihr fast schon unangenehm war. »Ich war überrascht.. ich hatte dich ganz anders in Erinnerung..« Sagte Cloud, der neben Kim über die Straßen der Stadt ging. Den Waldweg hatten sie hinter sich gebracht und Kim fingen an die Füße wehzutun. Sie nickte sachte »Ich hab mich verändert..« »Ja, das sehen ich..« Gab Cloud zurück und musterte sie noch einmal. Kim schmunzelte etwas »Du dachtest ich sei immer noch das kleine, brave Kind, wie vorher?« Der Söldner schüttelte den Kopf »Nein.. natürlich nicht.. aber es ist trotzdem ungewohnt..« Sie hatten nicht viel geredet auf ihrer bisherigen Wanderung. Vermutlich war es die Tatsache, dass sie sich seit über drei Jahren nicht mehr gesehen hatten. Cloud schien sich nicht verändert zu haben. Zumindest nicht äußerlich. Er trug immer noch die selben Klamotten und hatte immer noch diese seltsamen Haare. Sie schwiegen wieder für eine weile und gingen jetzt eine schmale Nebenstraße entlang, die Menschenleer war. Kein Wunder, schließlich war es schon kurz vor Zehn. Das praktische an diesem Weg war, dass hier keine Autos fuhren, also konnte sich niemand erschrecken, dass ein junges Mädchen mit einem Mann mitging, der ein Schwert auf dem Rücken trug. Des weiteren war dieser Weg eine Abkürzung zu Kims Zuhause. Eigentlich hielt sie es für keine gute Idee Cloud mit dorthin zu nehmen, denn falls ihre Eltern doch da waren, würde es ganz sicher schlecht enden. Aber der Söldner bestand darauf. »Cloud..?« Begann Kim langsam, als sie durch die dunkle Nebenstraße gingen. Cloud sah sie fragend an, und Kim fuhr fort »Es ist etwas passiert, oder?« Sie sah den Söldner an »In eurer Zeit?« Cloud schwieg einen Moment, dann nickte er aber »Ja.. deswegen bin ich ja hier.« »Und was?« »Hm.. ist dir während des Rennens nichts aufgefallen?« Cloud blickte wieder geradeaus. Kim dachte nach. Es fiel ihr schwer sich an alles zu erinnern, was vor dem Unfall geschehen war, aber nach einiger Zeit glaubte sie sich schemenhaft an eine Erscheinung erinnern zu können. Sie nickte langsam »Hm.. da war.. eine schattenhafte Erscheinung.. ein Monster und so ein komischer Junge.. deshalb hab ich ja erst den Unfall gebaut..« Kim sah Cloud an, dessen Miene sich verfinsterte. »Wer war das?« Fragte Kim geradeheraus. »Das war einer der vier "Ageguards"« »Der was?« »Ageguards..« Wiederholte Cloud und stierte in die Finsternis. Kim verschränkte die Arme und sah ihn verwirrt an »Und was soll das sein?« »Sie sind plötzlich bei uns aufgetaucht und benutzen ihre Endless Aufrufe um unsere Welt zu zerstören..« Cloud sah weiterhin in die Finsternis, während Kim ihn ungläubig musterte »Endless Aufrufe? Aber wie..?« »Keine Ahnung.. ich weiß nicht viel über sie.. aber es ist nicht gut hier darüber zu reden.. lass uns erst zu dir gehen..« Sagte Cloud und beschleunigte seine Schritte. Kim folgte ihm stumm. Wie war das möglich? Endless Substanzen wie die Kims waren doch so selten, dass kaum einer an ihre Existenz glaubte und außerdem musste man ein bestimmtes Gefühl haben um sie einsetzen zu können. So wie Kim damals immer die Freundschaft genutzt hatte um Endless Bahamut aufzurufen, musste jemand der eine andere Endless Substanz besaß zum Beispiel angst verspüren, um das Aufrufmonster zu rufen. Doch Cloud hatte über diese Ageguards geredet, als könnten sie ihre Monster immer aufrufen wenn es ihnen gerade so passte. Also war die Erscheinung, welche Kim gesehen hatte einer dieser Typen, die Clouds Welt zerstörten und das Monster hinter ihm musste Endless Leviathan gewesen sein. Aber was suchten sie in dieser Zeit? Kim schluckte. Es schien so, als sei die Sache mit der FF-Welt noch nicht abgeschlossen. Cloud musste zu ihr gekommen sein, um sie um Hilfe zu bitten. Oder um sie zu warnen.. Insgeheim fragte sie sich, ob auch Night diese Erscheinung gesehen hatte und die Flucht ergriffen hatte. gesehen hatte sie ihn auf dem Rückweg nicht mehr, auch nicht seine beiden Gorillas. Kim verwarf den Gedanken an sie. Was hatte es sie zu kümmern, was aus diesen Vollidioten geworden war? Sie verließen die Nebenstraße und gingen nun zwischen Häuserreihen her. Bis zu Kim war es nicht mehr weit. Kim betrachtete nachdenklich den Rücken des Söldners, welcher vor ihr herging. Sie fragte sich, woher er gewusst hatte, dass sie nicht mehr auf dem Land lebte, sondern wieder in der Stadt. Irgendwie schien er auch zu wissen, wo sich ihr Haus befand, da er zielsicher darauf zuging. Ob er sie wohl bespitzelt hatte? Nein- das glaubte Kim nicht. Das hätte sie bemerkt. Jemanden wie Cloud konnte man nicht übersehen, erstrecht nicht am helllichten Tag. Er würde ihr noch rede und antwort stellen müssen. Es dauerte noch etwas, aber dann standen sie vor Kims Haus. Es war ihr Glück, dass ihre Eltern nicht da zu sein schienen. Kim hatte sich davon überzeugt, dass das Auto weg war und alle Lichter im Haus aus waren. Als sie registriert hatte, dass alles um und im Haus ruhig war, holte sie ihren Haustürschlüssel aus der Tasche und schloss auf. Sie trat ein, horchte kurz und schaltete dann das Licht im Flur an. Cloud trat hinter ihr ein und schloss leise die Tür. Einen Moment sah er sich prüfend um, dann wich alle Anspannung aus seinem Gesicht und er lächelte »Schönes Haus..« Kim ließ nur ein leises hm hören und durchquerte dann den Flur. »Wir gehen in mein Zimmer..« Sagte sie knapp und wies Cloud an, ihr zu folgen. Sie steuerte die Treppe an und stieg leise hoch, schließlich konnte man nie vorsichtig genug sein, und einen Fremden mit ins Haus zu bringen, der sogar noch ein Schwert trug, würde ihr gewiss weitere drei Monate Hausarrest einhandeln. Cloud sah sich derweil genaustens um, was Kim zum schmunzeln brachte. Er hatte bestimmt noch nie ein Europäisches Haus gesehen, welche sich zwar kaum von denen in seiner Zeit unterschieden, aber trotzdem etwas anders waren. Sie steuerten Kims Zimmer an und nachdem sie endlich eingetreten waren, die Tür zugemacht und das Licht eingeschaltet hatten, atmete Kim hörbar auf. Es war Glück, dass ihre Eltern nicht da waren. Selbst Niklas schien weg zu sein. »So..« Seufzte sie und setzte sich auf ihr Bett. Zum Glück war ihr Zimmer fast immer aufgeräumt und sie brauchte sich nicht zu schämen, andere mitzunehmen. Auch die Glasscherben waren weg, Kim hatte sie schon vor Stunden beseitigt, ehe ihr Vater sie sehen konnte. Etwas hungrig langte sie nach einem Apfel aus ihrer Obstschale, welche auf dem Nachttischchen neben dem Bett stand. Cloud schüttelte den Kopf, als Kim ihm etwas anbot. Er setzte sich derweil auf ihren Schreibtischstuhl und zog ein dummes Gesicht, als dieser etwas über den Parkettboden rollte. Sein Schwert hatte er abgenommen und an den Kleiderschrank gelehnt. Kim fand Schwerter cool und hatte sich immer eins gewünscht um es über die Tür zu hängen, aber ihr Vater hatte ihr daraufhin einfach nur einen Vogel gezeigt. »Hm..?« Cloud sah über den Schreibtisch und zog ein bemaltes Blatt aus dem Stapel der Schulsachen. Er besah es sich genaustens und kratzte sich dann am Hinterkopf »Na so was..« »was denn?« Fragte Kim und sah zu ihm. Er drehte das Bild um, damit sie es erkennen konnte. Kim wurde augenblicklich etwas rot. Es war eine Zeichnung von Cloud und Co. im Mangastil, und sah eigentlich gar nicht mal schlecht aus. Kim wurde nur rot, weil es ihr peinlich war, dass Cloud es gesehen hatte. »Tja.. öhm.. ach das.. das ist..« Stammelte sie und sah dann rasch weg. Cloud legte das Bild zurück und schüttelte den Kopf »Hast du uns so sehr vermisst?« Kim antwortete nicht darauf. Natürlich hatte sie Cloud und die Anderen vermisst, aber dieses Bild hatte sie eigentlich gezeichnet, um bei einem Zeichenwettbewerb mitzumachen, allerdings war das schon zwei Jahre her, trotzdem konnte sie das Bild nicht wegschmeißen. »Na ja..« Seufzte Cloud und sah dann wieder ernst aus »Kommen wir lieber gleich zum wesentlichen..« Kim sah ihn wieder an. Auf die Erklärung hatte sie gewartet. »Also.. ich hab dir ja schon von den Ageguards erzählt..« Begann Cloud. Kim nickte stumm, und er fuhr fort »Ich weiß selbst nicht viel über sie.. nur das sie Endless Substanzen benutzen um meine Welt zu zerstören..« »Aber wieso? Und was habe ich damit zu tun?« »Ich weiß den Grund nicht.. aber es bleibt nicht nur bei unserer Welt.. sie benutzen ein sogenanntes Worldportal um in jede beliebige Zeit zu reisen.. momentan scheinen sie sich jedoch aus irgendeinem Grund auf unsere und deine Zeit zu konzentrieren...« Kim überlegte. Ein Worldportal? Ein Portal, mit dem man in jede Zeit reisen konnte? So etwas konnte schreckliche Folgen haben, besonders, wenn die Leute, die durch dieses Portal kommen, nicht freundlichgesonnen sind. »Ich bin ihnen durch das letzte Worldportal gefolgt um die Lage auszukundschaften.. und habe dich dabei gefunden..« Er musterte Kim, die einfach nur stumm zurücksah. Alles in ihr verkrampfte sich. Wenn einer von diesen Ageguards dort auftauchte, wo sich Kim befand, dann hatte die ganze Sache sicher auch etwas mit ihr zu tun. »Ich glaube, die ganze Sache hat auch etwas mit dir zu tun..« Sagte Cloud, als habe er Kims Gedanken gelesen. Kim überlegte etwas und seufzte dann »Glaubst du? Und was könnten sie wollen?« Cloud zuckte mit den Schultern, aber sein Blick verriet ganz eindeutig, dass er das selbe dachte wie Kim. Die schwarze Substanz war das Einzige, was jemanden aus Clouds Zeit an Kim Interesse zeigen lassen könnte. Aber niemand außer Sephiroth konnte sie benutzen, also wäre sie für diese Ageguards völlig nutzlos. Es sei denn, sie hatten einen Weg gefunden Sephiroth zurückzuholen... Kim schluckte trocken. Sie wollte auf gar keinen Fall wieder ein Loch im Bauch haben. »Cloud..« Begann sie langsam »..was ist wenn diese Ageguards einen Weg gefunden haben, Sephiroth zurück zu-« »Nein!« Unterbrach Cloud sie und schüttelte energisch den Kopf »Ich glaube nicht, dass sie sich für ihn interessieren, sonst wäre er schon längst wieder zurück..« Damit hatte er nun auch wieder recht. Wenn diese Typen wirklich ein Worldportal besaßen, hätten sie Sephiroth schon längst zurückgeholt. Kim wollte ihn gerade fragen, was sie seiner Ansicht nun tun sollte, als ein gewaltiger Lichtstrahl von draußen her ins Zimmer kam. Es war ein grünes und besonders grelles Licht. »Was-?« Fing Kim an, wurde aber von Cloud unterbrochen »Verdammt!« Er sprang auf und rannte zum Fenster. Kim tat es ihm gleich, halbgeblendet von dem Licht. Die grüne Lichtsäule war weit entfernt, aber ihr Licht erhellte alles im umkreis von 30 km. »Was ist das?« Fragte Kim, Cloud sah düster drein »Sie fangen damit an, diese Zeit zu vernichten..« Das Mädchen sah ihn fragend an. Sie verstand nicht, was dieses Merkwürdige Licht damit zu tun hatte. Cloud sah sie kurz an und erklärte »Dieses Licht erscheint immer dann, wenn ein Endless Monster gerufen wird...« »Ja? Aber als ich die Erscheinung gesehen habe, gab es kein Licht..« »Das kam daher, weil das Monster schon gerufen worden war..« Erklärte Cloud und konzentrierte sich nun wieder auf das helle Licht in der Ferne. Kim kratzte sich am Hinterkopf und sah ebenfalls wieder aus dem Fenster. Die Lichtsäule war nach wie vor da. Wie ein gigantisches, grünes Leuchtfeuer erstreckte sie sich bis in den schwarzen Nachthimmel. Sie konnte sich einfach nicht erklären, wieso jemand ihre Welt zerstören wollte, aber Kim musste etwas unternehmen. »Komm Cloud! Wir müssen dahin!« Rief sie aus und wollte losrennen, doch der Söldner hielt sie zurück »nein! Kim, das ist zu gefährlich!« »Ach was! Wir haben doch auch ein Endless Monster auf unserer Seite!« Wiedersprach Kim. Cloud musterte sie stumm und mit einer Miene, die verriet, dass sie unrecht hatte. »Ist doch so.. oder?« Fragte sie langsam und stockig. Cloud schüttelte den Kopf und seufzte »Nein.. ist es nicht..« »Aber.. aber ich hab dir damals Endless Bahamut geschenkt!« »Das stimmt.. aber ich habe die Substanz weggeschlossen..« Antwortete der Söldner vorsichtig. Kim starrte ihn entgeistert an. Diese Substanz war ein Zeichen ihrer Freundschaft, und er schloss sie einfach weg? Ließ sie einfach in einem Raum vergammeln? »Ich musste es tun, Kim! Sonst hätten diese Vier sie gestohlen!« Cloud schien verzweifelt, aber das ignorierte Kim einfach. Sie sah ihn wütend an »Du hast sie weggeschlossen?« Zornig haute sie mit der Faust auf die Fensterbank. Cloud seufzte »Kim.. lass mich erklären..« »Wir hätten sie jetzt echt gut gebrauchen können!« Sie war außer sich. Es hatte sie verletzt, zu erfahren, dass Cloud sie nicht bei sich trug. Deswegen war sie auch so enttäuscht. Er hatte ihr versprochen, sie immer bei sich zu haben und zu ehren, aber was tat er? Er schloss sie weg. Kim interessierte sich herzlich wenig für seine Entschuldigungen, und sie hätte ihn vermutlich weiter runtergemacht, wäre in diesem Moment nicht die Tür zu ihrem Zimmer aufgegangen. Etwas erschrocken drehten sich Beide zu ihr und gewahrten einen augenreibenden, müden Niklas. Er schien Cloud im ersten Moment nicht einmal richtig zu sehen, denn er sah Kim an und fragte mit einem gähnen »Kim? Hast du das helle Licht gesehen? Unheimlich..« Dann nahm er die Hände runter und musterte Cloud. Es vergingen einige Sekunden, dann fing der Junge lauthals an zu schreien. »Ein Fremder! Kim! Pass auf!« Kim verdrehte die Augen und seufzte. Sie hatte gedacht, dass ihr Vater und Nicole den Kleinen mitgenommen hatten. »Keine Sorge, Nervensäge.. er ist ein Freund von mir..« Cloud kratzte sich etwas verlegen am Hinterkopf und flüsterte zu Kim, ohne den Blick von Niklas zu nehmen »Ich wusste gar nicht, dass du einen kleinen Bruder hast..« »Er ist nicht mein Bruder..« Gab Kim gleichgültig zurück und wandte sich wieder dem Fenster zu, während Niklas vorsichtig auf Cloud zuging. Die Lichtsäule stand immer noch und irgendetwas störte Kim ganz gewaltig an ihr. Es war nicht die Tatsache das sie da war, oder das, was sie bedeutete, sondern eher die, wo sie sich befand. Kim Ansicht nach befand sie sich in der Goethestraße, die sich fast im Stadtkern befand, nur wenn es wirklich diese Straße war, hatte Kim ein Problem. In dieser Straße feierte ihr Vater den Geburtstag eines Freundes. Kim drehte sich um, ging an Niklas und Cloud vorbei, die sich etwas unterhielten, wobei der kleine Junge etwas ängstlich mit den Fingern spielte, und machte die Tür auf. »Cloud!« Begann sie und sah zu ihm »Wir müssen dahin..« »Kim.. ich hab es dir doch schon gesagt.. sie sind zu stark und wir haben keine Endless Substanz..« Gab Cloud ernst zurück und blickte zu Kim, die nun die Hände zu Fäusten ballte »Du verstehst nicht... ich glaube, sie greifen dort an, wo mein Vater ist!« Niklas der nicht verstand, sah Kim fragend an »Wer greift an?« »Keiner! Geh wieder schlafen, ich muss noch einmal weg!« Der Junge sah Kim verständnislos an, während Cloud sein Schwert nahm und zu ihr ging. Er nickte »Okay.. lass uns sehen was wir tun können..« Niklas starrte das Schwert an, stolperte zurück und keuchte »Er.. das.. ist.. aber.. wieso.. Schwert..?« Kim ging zu ihm und verpasste ihm einen Stoß, der ihn auf ihr Bett beförderte »Du bleibst hier und wartest auf uns! Ich will, dass du dieses Zimmer nicht verlässt, bis ich zurück bin, verstanden?« Sie sagte es mit Absicht scharf, schließlich wollte sie, dass er auf sie hörte. Obwohl sie Niklas nicht leiden konnte, wollte sie nicht, dass ihm so etwas schreckliches widerfuhr wie Kim selbst. Der Junge schluckte trocken und nickte kaum merklich. Sein Blick war immer noch an das große Schwert geheftet. Kim ging aus ihrem Zimmer, wartete bis Cloud nachkam und schloss dann die Tür ab. »das ist sicherer!« Sagte sie matt und wandte sich dann an Cloud »Wir müssen uns beeilen..« Der Söldner nickte ohne etwas zu sagen, und folgte ihr dann aus dem Haus. Kapitel 4: Die Entführung ------------------------- Kapitel 4: Die Entführung »Einige Zeit danach geschah es: Gott stellte Abraham auf die Probe. "Abraham!" rief er. "Ja?" Erwiderte Abraham. "Nimm deinen Sohn," sagte Gott, "deinen Einzigen, der dir ans Herz gewachsen ist, den Isaak! Geh mit ihm ins Land Morija auf einen Berg, den ich dir nennen werde, und opfere ihn mir dort als Brandopfer!"« Das 1. Buch Mose Kim musste zugeben, dass dieser Rettungsversuch alles andere als einfach war. Natürlich war da die Sache, dass diese Ageguards stark sein sollten, aber in erster Linie mussten sie sich überlegen, wie sie beide überhaupt zur Goethestraße kamen, schließlich war Kims Motorrad kaputt und lag irgendwo im Wald, und ein Auto hatten sie nicht, da ihr Vater und Nicole mit dem Audi weggefahren waren. Schon an der Straße machten sie halt und Kim musste sich prüfend umsehen, während Cloud mit verschränkten Armen neben ihr stand und ernst in die Dunkelheit starrte. Nach einiger Zeit fragte er, wonach sich Kim umsah, und sie antwortete sofort, ohne ihn anzusehen »Nach einem Fahrzeug..« »Du meinst, du möchtest es stehlen..« Erwiderte Cloud und sah sie mit einem Seitenblick an. Kim seufzte »Na ja.. ich würde es ausborgen nennen..« »So wie das Motorrad?« »Lass das meine Sache sein..« Kim ging über die Straße und steuerte direkt einen alten Käfer an. Kein besonders gutes oder schnelles Auto, aber es würde leicht zu knacken sein. Sie umrundete das Auto einmal, um es einem prüfenden Blick zu unterziehen, dann wanderte ihr Blick kurz zu den beleuchteten Fenstern, aber die meisten der Leute dahinter, waren mit Fernsehgucken beschäftigt. Keiner würde Notiz von ihnen nehmen und der alte Käfer hatte wohl kaum eine Alarmanlage. »Wir nehmen dieses Auto!« Sagte Kim entschlossen und begann damit über das Schloss des Wagens herzufallen. Cloud sah ihr dabei über die Schulter. Es schien ihm nicht wirklich zu gefallen, was Kim vorhatte, aber er sagte nichts und außerdem war dies ein Notfall. Nach mehreren Versuchen hatte sie das Schloss geknackt und die Tür geöffnet. Jetzt war nur zu Hoffen, dass der Schlüssel auch da war, wo Kim ihn vermutete. Sie hatte schon einmal einen alten Wagen aufgebrochen und damals hatte sie Glück gehabt, da sich der Autoschlüssel ebenfalls im Auto befand. Cloud quetschte sich auf den Beifahrersitz und sah dann etwas unsicher zu Kim, die ebenfalls einstieg, die Tür schloss und nach den Schlüsseln suchte. »Bingo!« Jubelte sie, nachdem sie den Schlüssel hinter der Sonnenblende gefunden hatte. Sie steckte ihn ins Zündschloss und drehte ihn um. Sofort erwachte der alte Käfer ratternd und rauchend zum leben. »Schnall dich lieber an« Riet Kim dem Söldner und er befolgte diesen Ratschlag sofort. Kim tat es ihm gleich, stellte den richtigen Gang ein und fuhr los. Es dauerte etwas, bis das alte Gefährt beschleunigt hatte, aber das war immer noch besser, als zu Fuß zu gehen. Cloud ließ während der ganzen Fahrt nichts von sich hören, nur einmal hörte man, wie er laut die Luft einsog, weil Kim nur ganz knapp an einem LKW vorbeigekommen war. Kim war gewiss kein Naturtalent, was das Fahren anging, aber die vielen Motorradrennen hatten ihr schon so einiges Beigebracht, dumm nur, dass Autofahren etwas völlig anderes war. Kim raste gerade mit verbotenem Tempo über eine Straße, als ihr ein Kreisverkehr sozusagen entgegensprang. Erschrocken ging sie in die Bremse, konnte noch so gerade das Auto zum stillstand bringen, ehe sie in das fordere Auto hineinfahren konnte. »Bin ich froh, dass ich sonst immer mit Cid fahre..« Brachte Cloud heraus, woraufhin Kim leicht grimmig grinste »Beschwer dich nicht.. sonst fährst du gleich mal..« Kim fuhr in den Kreisverkehr, missachtete die Vorfahrt eines anderen Wagens, der sich daraufhin mit einem wilden Gehupe beschwerte. So sicher wohin sie eigentlich musste, war Kim sich nicht. Von ihrem Zimmer aus hatte alles ganz anders ausgesehen, es war ein Glück, dass die große Lichtsäule kaum zu übersehen war. Sie fuhr einfach weiter darauf zu, dennoch hatte Cloud ihr geraten, etwas weiter abseits zu parken, damit sie sich anschleichen konnten, wie er es genannt hatte. Also parkte Kim den Käfer ein paar Blocks von der Säule entfernt. Das Licht blendete hier noch stärker und war fast schon unerträglich. Nachdem sie ausgestiegen waren, sagte Cloud ernst »Kim!« Sie sah ihn fragend an, und er fuhr fort »Wir dürfen nicht in das Licht kommen.. sonst..« Er redete nicht weiter, aber sein Blick verriet, was geschehen würde, wenn man dem Licht der Säule zu nahe kam. Kim schluckte. Kam man in die Säule, würde man einfach verschwinden, als hätte es einen nie gegeben. Sie nickte langsam und ging dann los, gefolgt von Cloud. Etwas eingeschüchtert war sie schon, schließlich wusste sie nicht, was genau sie erwartete, wenn sie am Ort des Geschehens angekommen war. Sie fing an flacher zu atmen, wodurch ihr Herz etwas schneller schlug. Es war das gewohnte Gefühl der Angst, welches sie des öfteren begleitet hatte, aber jetzt war sie wieder richtig stark, da die Erkenntnis wieder inmitten eines neuen Abenteuers zu sein, sie traf wie ein Vorschlaghammer. Trotzdem gab sie sich alle erdenkliche Mühe ihren Mut zu behalten. Cloud ging ruhig neben ihr her, aber seine Augen wanderten mal hier, mal dorthin, um die Umgebung zu sichern, und auch er war trotz aller Mühe ruhig zu wirken höchst angespannt. Das grüne Licht wurde langsam immer intensiver. Es waren nur noch zwei Häuserblocks die sie von der Säule trennten. »Was.. äh.. was genau erwartet uns eigentlich..?« Fragte Kim schließlich und sah zu Cloud hoch, der nicht zurücksah, sondern sprach, während er weiterhin Richtung Säule starrte »Ich weiß nicht genau... wenn wir Glück haben, ist es nur einer von den Vieren... wenn wir Pech haben, sind es alle Vier..« »Und das würde bedeuten?« »Das würde bedeuten, dass wir in weniger als eine Minute tot wären, wenn sie uns bemerken, schließlich kennen sie mich schon aus meiner Zeit..« Er schwieg kurz und fügte dann hinzu »Ich hab gegen ihren Anführer gekämpft.. ein Kerl namens Sedas.. und ihm dabei eine Narbe übers rechte Auge verpasst, deswegen kann er es nicht mehr öffnen.. weshalb er mich unbedingt töten will..« Cloud zuckte mit den Schultern und verschränkte die Arme. Kim musterte ihn knapp und schürzte dann die Lippen »Der Anführer?« »Ja.. du hast ihn gesehen..« »Hab ich?« Cloud nickte »Er ist derjenige mit Endless Leviathan..« Kim erinnerte sich an die Gestalt, die mitten auf der Straße stand und hinter der dieses drachenähnliche Geschöpf gewesen war. Also war dies der Anführer der Ageguards gewesen? Dann wussten sie wirklich wer Kim war und was sie beherbergte, die Frage war nur, was sie beabsichtigten zu tun. Kim und Cloud betraten die Straße, in der sich die Säule befand. Kim starrte sie erschrocken an- so gut es ging zumindest, da sie grell war und blendete. Das Licht befand sich knapp neben dem Haus, in dem der Freund ihres Vaters wohnte und dort, wo die Dinge das Licht berührten, war nichts weiter als schwärze. Tiefe, unendliche schwärze, wie ein Loch ohne Boden. Mehrere Streifenwagen der Polizei waren ebenfalls hier und die Beamten starrten die Lichtsäule ebenso fassungslos an, wie die vielen Passanten, die aus den Häusern in der Umgebung gekommen waren und etwas entfernt der Säule standen. Sah man allerdings genauer hin, waren ihre Blicke gar nicht an die Säule gehaftet, sondern an das schattenhafte Monster, welches sich an ihr hochwindete und mit roten Augen zu den kleinen Menschen runtersah. Es war Leviathan. »Auch das noch..« Nuschelte Cloud neben Kim und sah zu dem Geschöpf hoch »Es ist Sedas..« Kim sah sich nach dem Jungen um, konnte ihn aber nirgends entdecken, deshalb versuchte sie wenigstens ihren Vater unter all diesen Menschen zu finden, was ihr sogar gelang. Er stand mit Nicole ca. zehn Meter von der Lichtsäule entfernt und starrte mit offenem Mund auf das riesige Schlangenwesen. »Cloud! Da ist mein Vater!« Rief Kim aus und rannte los, ohne eine antwort von dem Söldner abzuwarten. »Papa!« Rief Kim aus und blieb knapp vor ihrem Vater stehen, der sie ungläubig musterte. »Kim..« Begann er langsam »Wie..?« »Egal jetzt! Wir müssen hier weg! Das Licht.. es ist gefährlich!« Sagte Kim rasch und packte ihren Vater bei der Hand, um ihn wegzuziehen, aber er rührte sich nicht, sondern starrte weiterhin auf die Säule und wurde dabei noch eine Spur blasser. Ein spitzer Schrei ließ Kim herumfahren. Viele Leute stoben auseinander und benehmen sich bei ihrer Flucht wie verschreckte Zebras. Der Grund dafür war Cloud. Er hatte sein Schwert gezogen und sah zu Sedas. Der blasse Junge, mit den zerzausten Haaren und der langen Narbe über dem rechten Auge stand direkt vor der Lichtsäule und- Kim stockte der Atem- hatte Niklas in seiner Gewalt. »Niklas!« Schrie Nicole und starrte fassungslos und panisch zu dem, was sich ihr zeigte. Kim sah einen Moment entgeistert zu ihnen, dann rannte sie zu Cloud, der sich mit einem herrischen Blick dazu brachte stehen zubleiben. Kim wollte etwas sagen, aber dann fiel ihr Blick auf Sedas, der den weinenden Niklas festhielt. Wie hatte er es geschafft den Jungen zu entführen? »So sieht man sich wieder..« Begann der bleiche Junge, in einer Stimmlage, die Kim einen kalten Schauer über den Rücken jagte. »Lass den Jungen los..« Sagte Cloud ungerührt und zeigte ganz klar, dass er bereit war, anzugreifen, wenn es sein musste. »Cloud! Du kannst nicht angreifen! Niklas könnte dabei-« »Richtig! Hör lieber auf das, was Kim sagt, Cloud..« Unterbrach Sedas sie und fixierte sie dann kurz mit einem prüfendem Blick. Kim verspürte dabei ein jähes stechen im Bauch und sofort schnellte ihre Hand an ihren Bauch. Entsetzt sah sie den Anführer der Ageguards an, der sich jetzt aber lächelnd abwand und Niklas etwas fester an sich drückte »Der Kleine ist außerordentlich wichtig für mich.. das müsst ihr verstehen.. deshalb muss ich ihn auch mitnehmen, so leid es mir tut..« »Was hast du vor?« Fragte Cloud und machte die Augen zu schlitzen, aber Sedas grinste ihn nur teuflisch an, ohne zu antworten. Die Polizei war wohl der Meinung, dass sie nun eingreifen mussten. Sie formierten sich hinter ihren Wagen und zielten mit ihren Pistolen auf den blassen Jungen. »Lassen sie das Kind los und lege sie dann die Hände hinter ihren Kopf, dann wird ihnen nichts geschehen!« Forderte eine Stimme aus einem Megaphon, doch Sedas lachte nur- kein schönes Geräusch. Kim sog die Luft ein und sah entgeistert zu den Polizisten. Sie ahnte etwas. Etwas, was nicht erfreulich war. »Weg da! Haut ab!« Schrie sie lauthals und wollte zu den Polizeiwagen rennen, doch kurz bevor sie ankam, durchfuhr ein gleißender, goldener Lichtstrahl die Autoreihen und zog eine riesige Explosion mit sich. Es war Endless Leviathan. Sedas hatte die Hand erhoben und das riesige Geschöpf hatte die Polizisten angegriffen. Sollte es vorher noch nicht geherrscht haben, herrschte das reinste Chaos jetzt. Die Menschen rannten schreiend und in Panik versetzt durcheinander, waren sich dabei nur selbst im Weg und es geschah öfters, dass jemand überrannt wurde. Autos flogen, von der Wucht der Explosion mitgerissen, durch die Luft und endeten in einer heißen Feuerkugel, die auf die Straße krachte. Kim schrie laut auf, konnte noch so gerade einem Auto ausweichen, dass angeflogen kam und sich einigermaßen durch die Menschenmenge zwängen. »Papa! Wo bist du?« Schrie sie, aber es ging in den anderen Geräuschen unter. Kim sah sich hektisch nach ihm um, konnte aber nur flüchtende Körper ausmachen, von denen einer sie jetzt sogar umrannte. Mit einem Schrei zog Kim schützend die Arme vor ihr Gesicht, um sich vor den Aufprall schützen zu können. Der Aufprall auf den harten Stein drückte ihr die Luft aus den Lungen und machte sie einen Moment lang benommen. Zitternd kam sie wieder auf die Beine. Mit wankenden Schritten nahm sie Kurs auf die Lichtsäule, wo sich immer noch Sedas, Cloud und Niklas befanden. Öfters wurde sie niedergetrampelt, aber irgendwie schaffte es Kim immer wieder auf die Füße. Schließlich erreichte sie Cloud und stellte sich schwer atmend neben ihn. »Was.. was soll das..?« Fragte sie nach Luft ringend. Sedas schloss das eine Auge und grinste, während Niklas versuchte sich weinend und schreiend aus seinen Griff zu winden. »Keine sorge.. du wirst schon noch sehen..« Der Junge strich sich durchs Haar und öffnete dann sein linkes Auge wieder »Ich muss nun gehen.. wir verschieben unseren Rückkampf..« »Nein! Halt! Niklas!« Rief Kim aus und rannte auf Sedas zu, der sie durchdringend ansah. Wieder verspürte Kim ein stechen im Bauch, nur war es dieses mal viel heftiger als das zuvorige. Sie verzog das Gesicht und kam ins stolpern, wodurch sie hinfiel. Kim rang nach Atem, während Sedas grinsend den Kopf schüttelte und Leviathan ein Handzeichen gab. Das Ungetüm brüllte auf und senkte den Kopf, damit sein Herr und Meister aufsteigen konnte, dann verschwand es in der Nacht, genau wie die Lichtsäule, die nur ein tiefes Loch von der Umgebung zurück ließ, die einst dort gewesen war. Vor Kims Augen machten sich dunkle Schleier bemerkbar, sie merkte nur noch, wie Cloud sie an der Schulter berührte, dann trat sie weg. Kapitel 5: Das Verhör --------------------- Kapitel 5: Das Verhör »Du wirst sicher beweisen, dass der Akt ungerecht und den Göttern verhasst ist? Ja, in der Tat, Sokrates; zumindest, wenn sie mir zuhören wollen.« Plato Euthyphro Es war dunkel in dem Zimmer, obwohl es draußen bereits hell sein musste, da leises Vogelgezwitscher durch die mit Rollläden verdunkelten Fenster trat. Kim öffnete nur wiederwillig die Augen, doch nachdem sie einige Zeit lang mit aufgeschlagenen Augen dagelegen hatte und dem zwitschern gelauscht hatte, setzte sie sich auf. Im ersten Moment wurde ihr schwindelig, aber das verging bald und schließlich brachte es Kim sogar fertig gänzlich aufzustehen. Obwohl sie nicht genau wusste wo sie war und ob es hier sicher war, ging sie zu einem der Fenster und zog die Jalousie hoch. Grelles Tageslicht flutete nun einen Teil des Raumes. Kim kniff die Augen zu, da sie geblendet wurde, doch sie konnte sie schnell wieder öffnen und sich umsehen. Der Raum in dem sie sich befand war ihr Wohnzimmer. Sie wusste nicht wie sie hierher gekommen war, sie konnte sich nur noch daran erinnern, dass Niklas entführt wurde. Rasch zog sie auch die anderen Jalousien hoch, so das nun das gesamt Wohnzimmer vom Sonnenlicht erhellt wurde. Kims Blick irrte umher. Wo war Cloud? »Cloud?« Rief sie, bekam aber keine Antwort, also verließ sie das Wohnzimmer, um in den anderen Räumen nachzusehen, doch auch hier war nirgends Cloud zu finden. Sie war alleine. Niklas war entführt worden, sie wusste nicht was mit ihrem Vater und Nicole geschehen war und Cloud war auch nicht da. Etwas verloren blieb sie im Flur stehen und sah in ihr eigenes Zimmer, als es plötzlich an der Tür klingelte. Kim hätte vor schreck fast laut aufgeschrieen, konnte diesen Impuls aber noch so gerade runterspielen. Im ersten Moment fragte sie sich ernsthaft, ob sie runter gehen sollte, um die Tür zu öffnen, aber dann entschied sie sich dafür. Mit raschen Schritten erreichte sie die Tür und öffnete sie. Hätte sie es mal lieber gelassen. Vor der Tür standen zwei Polizisten, die sie nun freundlich begrüßten und dann fragten »Kimberley Kaad?« Kim nickte zögerlich »Ja?« Erst hatte sie angst, dass die beiden Beamten sie wegen des Autodiebstahls ansprachen, aber dann bemerkte sie, dass sie nicht etwa deswegen gekommen waren. »Dürfen wir kurz rein kommen?« Fragte der eine. Er war ein hochgewachsener Mann, mit kurzem, braunem Haar und blauen Augen. Das, was sich jeder spontan unter einem Polizisten vorstellte. Der andere von beiden war etwas kleiner und älter. Seine Haare waren ebenfalls kurz, nur schon grau, genau wie sein Vollbart. »Ach.. ja.. natürlich..« Sagte Kim rasch und zog die Tür ganz auf, damit die beiden Polizisten eintreten konnten. Sie schloss leise die Tür hinter sich und zeigte den beiden Beamten das Wohnzimmer, wo sie sich an den Esstisch setzten. Etwas nervös setzte sich Kim dazu und versuchte entspannt zu wirken, was nicht gelang. »Meine Eltern sind nicht da..« Sagte sie trocken und sah die beiden schon fast entschuldigend an. Der große von den beiden lächelte und erklärte »Das wissen wir.. ich bin übrigens Kommissar Puchbauer und das ist mein Kollege Kommissar Breuer..« Kim nickte ihnen zu »Ich bin Kimberley, aber das wissen sie ja bereits..« Puchbauer nickte und sagte dann »Du fragst dich sicher, was wir hier wollen..« Er machte eine kurze Pause und seufzte, während sein Kollege Kim fragte, ob er wohl eine Rauchen dürfte. Kim nickte und holte rasch einen Aschenbecher aus einem Schrank. Puchbauer wartete geduldig, fuhr dann aber fort, als wäre er nie unterbrochen worden »Ersteinmal muss ich dir leider mitteilen, dass deine Eltern im städtischem Krankenhaus liegen..« Kim sah den Polizisten geschockt an. Ihr Vater lag im Krankenhaus? Erst wollte sie es gar nicht glauben, aber dann fiel ihr ein, dass Leviathan auf Sedas befehl hin die Polizeiwagen angegriffen hatte, was eine Massenpanik ausgelöst hatte, und obwohl es Kim schockierte, dass ihr Vater im Krankenhaus lag, musste sie sich eingestehen, dass sie auch froh war. Immerhin hätte er auch tot sein können. »Wieso? Was fehlt ihm?« Fragte Kim besorgt und hatte das Gefühl aufspringen und zum Krankenhaus fahren zu müssen. »Sie liegen im Koma..« Sagte der Kommissar und fügte dann mitfühlend hinzu »Es tut mir leid..« Kim starrte auf ihre Füße. Es war ihre Schuld. Sie hätte ahnen müssen, was geschehen würde, hat ihren Vater und Nicole aber nicht in Sicherheit gebracht. Sie musste unbedingt zu ihnen. »Herr Kommissar..« Begann sie etwas unsicher »Ich würde gerne zu ihnen.. könnten sie mich nicht zum Krankenhaus bringen..?« Puchbauer sah kurz zu seinem Kollegen, dieser nickte knapp und zerdrückte dann seine Zigarette. »Gut.. wir setzen dich beim Krankenhaus ab.. allerdings müssen wir dir vorher ein paar fragen stellen..« Sagte der junge Kommissar und überließ nun seinem Kollegen das Feld. Breuer war ein eher strenger Polizist, aber er hatte Mitgefühl mit anderen Leuten, weswegen er verstand, dass Kim schnellsten zu ihrem Vater und Nicole wollte. »Also Kimberley.. ich werde mich beeilen, damit du schnell zu deinen Eltern kannst..« Begann er. Kim fühlte sich unbehaglich. Sie rutschte etwas unbeholfen auf ihrem Stuhl herum, bis sie eine angenehmere Sitzart gefunden hatte. sie wusste ganz genau, welche Fragen kommen würden, aber wie sollte sie darauf antworten? Sollte sie vielleicht sagen, diese Gestalten kämen aus einer anderen Zeit? Höchstens wenn sie in der Klapsmühle landen wollte. »Fragen?« Fragte Kim schließlich, in der Hoffnung einem Gespräch auszuweichen zu können »Wieso wollen sie gerade mich befragen? Ich weiß auch nicht mehr als die Anderen, die es mitangesehen haben..« »Nun.. ich hatte selbst das vergnügen die Situation dort mit eigenen Augen zu sehen.. und du bist mir sofort aufgefallen..« Breuer steckte sich seine zweite Zigarette an und musterte Kim eindringlich. Das Mädchen sah ihn scheinbar verwirrt an »Wieso?« »Du hast erstens mit einem der verdächtigen gesprochen, als sei er dein Freund und zweitens war es der Sohn der Freundin deines Vaters, der entführt wurde... ich will dich nicht ärgern, aber ich bin verpflichtet diese Fragen zu stellen, schließlich handelt es sich um Kindesentführung..« Ja, allerdings eine Entführung in eine völlig andere Welt, dachte Kim und stierte aus dem Fenster, welches sich hinter Breuer befand. Sie verstand es ja, dass die Kommissare diese Fragen stellen mussten, aber das änderte nichts daran, dass Kim nicht in der Lage war darauf zu antworten. Zumindest nicht so, wie die Beamten es erwarteten. Sie dachten wohl, Kim würde den Entführer kennen und möglicherweise als ihren Nachtbar identifizieren. Doch Sedas war eingentlich ein völlig Fremder für Kim. Sie wusste nur, dass er zu den Ageguards gehörte, von denen Cloud erzählt hatte, und dass er ihre Welt zerstören wollte. »Also..« Sagte Breuer laut und riss Kim aus ihren Gedanken. Sofort sah sie wieder den Kommissar an. »Als erstes möchte ich wissen, woher diese Lichtsäule kam..« Kim zuckte mit den Schultern »keine Ahnung... die hat mich auch überrascht..« Breuer schürzte die Lippen. Ein Zeichen dafür, dass ihm die Antwort nicht gefiel. Er nahm einen zug von seiner Zigarette und fragte »Wirklich?« Kim nickte sofort. Vielleicht etwas zu schnell, denn in Breuers Augen blitzte es gefährlich auf, doch der Kommissar fuhr unbehelligt fort »Gut.. du weißt also nicht, woher diese Lichtsäule kam.. und diese seltsame Maschine?« Kim musste kurz überlegen, was er meinen könnte, aber dann fiel es ihr ein. Der Kommissar musste Leviathan meinen. Sie schüttelte abermals den Kopf »Ich weiß echt nicht was das war.. vielleicht war es ja auch keine Maschine, sondern einfach nur eine Lichterscheinung...? Hervorgerufen von der Säule?« »Glaube ich kaum..« Antwortete Breuer trocken. Er durchschaute Kims versuch die Unwissende zu spielen, was ihn wütend zu machen schien. »Okay Kimberley... vielleicht weißt du ja, wer der Junge war, der den Sohn der Freundin deines Vaters entführt hat..« Kim überlegte kurz. Sie konnte ihm wohl kaum die Wahrheit sagen. Wieder schüttelte sie den Kopf und sagte »Nein, tut mir leid.. ich habe diesen Jungen noch nie zuvor gesehen..« »Du lügst..« Kim hätte es fast vom Stuhl gehauen. Diese Aussage kam so schnell und plötzlich, weswegen sie nicht damit gerechnet hätte. Einen Moment sah sie den Kommissar fassungslos an, dann stammelte sie »Was?.. Aber.. aber das.. das stimmst echt so.. ich kenne den nicht!« Das Gestammel hatte sie verraten. Breuer nahm einen weiteren zug an seiner Zigarette und sah Kim dann ernst an »Dies ist kein Spiel! Es handelt sich um Entführung! Jedes noch so kleinste Detail kann uns weiterbringen!« Kim wusste, dass es sich nicht um ein Spiel handelte. Es war ganz gewiss keines, schließlich kannte sie die FF-Welt und wusste, wie grausam sie sein konnte. Nein- dies war kein Spiel. Puchbauer sah seinen Kollegen an, sagte aber nichts. Er passte wohl nur darauf auf, dass Breuer dieses Gespräch nicht in ein waschechtes Verhör verwandelte. Kim ihrerseits hielt es für das Beste einfach nichts mehr zu sagen. Stumm sah sie an Breuer vorbei aus dem Fenster. Wieso musste das alles eigentlich immer ihr passieren? Reichte es nicht, dass ihr Vater im Koma lag und Niklas entführt worden war? Musste denn unbedingt noch die Kriminalpolizei mit ihren dämlichen Fragen kommen, die Kim eh nicht beantworten konnte? »Hör zu, wir wollen dir echt nichts böses.. aber wir müssen diesen Fall aufklären, und du bist die Einzige, die etwas wissen könnte..« Dieses mal war es Puchbauer der sprach, sein Kollege sah Kim einfach nur zornig an. »Ich kann ihnen nicht helfen.. verstehen sie?« »Du willst es nur nicht!« Schuldigte Breuer sie an und beugte sich etwas vor »Du kannst mich nicht zum Narren halten! Du weißt sehr wohl etwas!« »Breuer, bitte..« Puchbauer zog seinen Kollegen zurück »Dies ist kein verhör..« »Nein.. aber es kann ganz schnell zu einem werden, wenn-« »Herr Kommissar.. wenn sie wollen, dann sage ich ihnen, was ich weiß, okay?« Kim war es satt. Sie hatte keine Zeit für so etwas. Sie musste Cloud finden und mit ihm in die FF-Welt reisen um Niklas zu retten, außerdem lag ihr Vater im Koma, und während sie hier wertvolle Zeit vergeudete, konnte sich sein zustand verschlechtern. Breuer sah sie abwartend und interessiert an. Auch Puchbauer 's Blick wanderte zu Kim, und er schien nicht minder interessiert zu sein. Kim holte tief Luft. Vermutlich würde sie hiernach für ein ernstes Gespräch auf dem Präsidium gewappnet sein müssen. »Also!« Begann sie etwas zögerlich »Der Junge ist der Anführer der Ageguards, die unsere Welt zerstören wollen, sein Name ist Sedas.. er kommt wie Cloud aus einer anderen Zeit, oder Welt.. ganz wie sie es nennen wollen.. ich weiß nicht was er mit Niklas vorhat.. aber das Wesen bei ihm heißt Endless Leviathan und entspringt einer sogenannten Endless Substanz..« Puchbauer fing an zu lachen, doch Breuer schien wenig begeistert. Sein Kopf war rot angelaufen und irgendwie schien er zu dampfen wie ein Kessel. »Wohl zu viel vor diesen Konsolen gehockt, was?« Fragte Puchbauer und wischte sich die Tränen aus den Augen. Kim grinste verlegen und entschuldigend. Der junge Kommissar verstand spaß, zumindest würde er es verstehen, wenn diese Geschichte gelogen wäre. »Das reicht jetzt! Puchbauer! Reißen sie sich zusammen!« Fauchte Breuer, woraufhin sein Kollege sofort ruhig wurde. Der ältere Kommissar funkelte jetzt Kim an, die einfach nur stumm zurück sah. Was konnte er schon groß machen? »Du hältst dich wohl für ganz witzig, nicht wahr? Vielleicht steckst du ja mit den Entführern unter einer Decke? Ich hörte von Nachbarn, dass du dich nie gut mit der Freundin deines Vaters und deren Sohn verstanden hast!« Kim verzog das Gesicht. Diese Unterstellung hatte gesessen. »Was unterstellen sie mir?« Fragte sie säuerlich und stand auf. Es war an der Zeit, dass die beiden Kommissare das Haus verließen. »Ich unterstell dir noch viel mehr! Du hast schließlich keine lupenreine Weste!« Breuer schien jetzt richtig auf Touren zu kommen. Er sah Kim warnend an, doch sie ignorierte dies. Wütend zeigte sie zur Tür »Sie sollten jetzt gehen!« »Nichts da! Erst wenn wir hier fertig sind!« Antwortete Breuer, doch sein Kollege zog ihn mit sich »Breuer, das reicht jetzt!« Dann wandte er sich an Kim »Wir werden uns in näherer Zukunft bestimmt noch einmal unterhalten..« »Worauf du dich verlassen kannst!« Breuer sah Kim giftig an. Das Mädchen sah den beiden Kommissaren wütend nach, bis sie verschwunden waren und die Tür hinter ihnen zuviel. Was bildeten sie sich ein? Wie kamen sie überhaupt dazu, Kim erst eine Entführungsbeihilfe zu unterstellen und ihr dann auch noch zu drohen? Dieser Breuer war echt ein unsympathischer Kerl, und das war noch freundlich ausgedrückt. Selbst wenn Puchbauer ganz in Ordnung zu sein schien, hatte Kim keine Lust, sich noch einmal mit den beiden Kommissaren unterhalten zu müssen. Wütend setzte sie sich wieder an den Tisch. Es würde sicher nicht lange dauern, da würden die Beiden Kim abholen und mit auf das Präsidium nehmen und dort ein richtiges Verhör zu beginnen. Bevor dies passieren konnte, musste sie Cloud finden und mit ihm in die FF-Welt, um Niklas zu retten. So schlimm es sich auch anhörte, für ihren Vater hatte sie momentan keine Zeit. Sie hoffte inständig, dass ihm nichts passierte, und das er bald wieder aufwachte. Kim wartete bis eine halbe Stunde vergangen war, dann holte sie sich ihren Haustürschlüssel und verließ das Haus. Sie musste Cloud finden! Aber wo sollte sie anfangen nach ihm zu suchen? Er musste sie zu ihrem Haus gebracht haben, aber Kim konnte sich einfach nicht erklären, warum er sie dort alleine gelassen hatte. Vielleicht war er alleine zurück in die FF-Welt gegangen, damit Kim nicht gefährdet wurde. Nein- das konnte es nicht sein, schließlich war sie hier ebenso gefährdet und sogar ohne Schutz vor den Ageguards, die beliebig die Zeiten wechseln konnten. Das war eine Idee. Vielleicht war Cloud zurück dorthin gegangen, wo gestern Abend noch die Lichtsäule gestanden hatte. Kim jedenfalls beschloss, ihre Suche dort anzufangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)