Seven days von Herzfinster ================================================================================ Kapitel 8: Siebter Tag ---------------------- Siebter Tag Dies war eine sehr lange Nacht. Da sich niemand traute die Treppe hinauf zu gehen, blieben alle im Musikzimmer. Sie kuschelten sich dicht zusammen. Nicht der Wärme wegen, sondern um sich sicherer zu fühlen. Mitten in der Nacht schlug Sam plötzlich die Augen auf. Sie stand auf und ging in die Küche. Neben der Tür stand ein sehr hoher bauchiger Topf. Über seinen Rand hingen große weiße Küchentücher. Ohne darüber nachzudenken drehte Sam den Topf um. Sie nah zwei der Tücher und stieg auf den Krug. Eines band sie wie eine Schlaufe an den Deckenbalken fest. Mit dem Anderen band sie sich die Knie zusammen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und legte das Kinn in die Schlaufe, und zog sie hinter ihren Ohren lang. Der Topf unter ihren Füßen wackelte bedenklich. Sam schloss die Augen und in diesem Moment fiel der Topf um. Ein fliegendes Messer durchschnitt das Tuch und Sam stürzte zu Boden. "Alles in Ordnung mit ihr?" fragte Teal'C, der das Messer geworfen hatte. Jack hielt sie fest, während Daniel ihren Puls fühlte. "Sie ist nur ohnmächtig", sagte er. "Wie kommt das denn hier her?" fragte Jack und sah auf den Küchentisch. Dort stand das kleine Artefakt. Nurnoch ein einziges Symbol war übrig geblieben. Niemand konnte jetzt wieder einschlafen. Der Tag brach an. Alle saßen schweigend da. Sie mussten reden, das war unvermeidlich. Doch niemand traute sich den Anfang zu machen. Es war, als würde dieses Gespräch ihr Todesurteil sein. "Also?" flüsterte Sam. "Was ist jetzt?" "Wir sind des Todes", erwiderte Daniel schlicht. "Sag das nicht!" flehte Sam. "Es ist die Wahrheit!" erwiderte Daniel barsch. "Es ist nurnoch ein Symbol übrig! ES gewinnt immer mehr an Macht und wird zu einer immer größeren Gefahr!" "Daniel, bitte", wimmerte Sam. "Sobald es zwölf Uhr schlägt, werden wir alle tot sein!" schrie Daniel. "Dieses Grundstück ist ein einziges großes Grab. Wir werden die nächsten sein." "Ich glaub dir geht es nicht gut!" Daniel durchbohrte sie mit seinem Blick. "Was willst du damit sagen?" "Ich sage nur, dass dies alles deinem Geisteszustand nicht gut tut!" "ICH BIN NICHT VERRÜCKT! WIR WERDEN STERBEN! ES IST DIE WAHRHEIT!!!" "Red doch nicht so einen Unsinn!" erwiderte Sam, klang aber nicht sehr überzeugt von ihren Worten. "Er hat Recht", flüsterte Jack und sah sie durchdringend an. "Was?" "Ich habe gelogen... über das Haus...", fuhr er fort. "Alle, die hier in den letzten achtzig Jahren gelebt haben, sind entweder auf mysteriöse Art und Weise gestorben, oder haben sich gegenseitig, oder sich selbst umgebracht.... Seit dieser.... wie hieß er doch...?" "Wer?!" hakte Daniel mit zitternder Stimme nach. "Der Mann auf dem Bild.... im Musikzimmer.... seit er hier gewohnt hat.... seit er hier ein Masaka angerichtet hat..." Sam nahm Daniels Hand und biss sich auf die Lippen. "Er hat seine Frau, seine Kinder und Enkelkinder umgebracht.... die Dienerschaft getötet und seinen jungen Geliebten... einen Stallburschen... Er hat die Tiere, Hunde, Katzen, Pferde.... ausgeweidet an der Weide aufgehängt..... Seine Frau hat er eingesperrt und verhungern lassen, auf dem Dachboden.... seine Kinder hat er in den Keller gesperrt und ertränkt oder lebendig begraben.... die überlebenden Enkel fand man mit Stacheldraht an die Decke gehängt.... Dieses Monster ist immer noch hier... und all die Jahre hat er weiter gemordet und geschändet...." Während Jacks Erklärung hatte niemand gewagt sich zu bewegen. Niemand traute sich laut zu atmen. "Seine Mordlust ist so gigantisch, dass sie ihn auch nach seinem Tod an diese Welt bindet.... Und nun versucht er uns zu töten! Daniel hat Recht. Er wird uns nicht gehen lassen. Er will uns... oder besser gesagt Daniel! Seinen ewigen Geliebten.....den Mann in dem er seinen geliebten Urenkel Daniel Maximilian Joseph Reyel wiederkennt........den Jungen, den er nicht hatte haben können, weil sein Vater ihn in den Tod mitgenommen hat." Daniel und Sam klammerten sich an einander fest. "Und Sie haben das die ganze Zeit gewusst, Sir?" fragte Sam entsetzt. Jack nickte zögerlich. "Jack, das ist pervers!" erwiderte Daniel. "Aber es ist die Wahrheit! Er will dich Daniel! Und solange er dich nicht bekommt, lässt er keinen von uns laufen!" Daniel sprang auf. "Willst du etwa sagen, ich soll mich diesem Monster opfern?! Willst du mich einfach so verkaufen?!" Jack schwieg. "Glaubst du wirklich, er würde euch gehen lassen, nachdem er mich getötet hat?! Er würde mit euch weiter machen!" "Genau das ist es!" erwiderte Jack. "Keiner von uns kommt hier raus! Es ist hoffnungslos!" "NEIN!" schrie Sam. "Nein, das ist nicht wahr! Ich weigere mich das zu akzeptieren!" "Deswegen werden wir gemeinsam einen Weg suchen, wie wir entkommen können", fügte Teal'C hinzu. Daniel nickte. "Noch hat er nicht die Macht uns zu töten. Noch ist er in dieses Gefäß gesperrt. Er kann dort nur zu bestimmten Zeiten heraus. Jemand muss ihn darin gebannt haben." "Wieso nicht für immer?" fragte Sam. Daniel schüttelte den Kopf. "Vielleicht überstieg das seine Kräfte. Ich bezweifle, dass Reyel ein Mensch ist. Eher ein dämonisches Wesen, eine Göttergestalt vielleicht." Sam hatte natürlich von ihrem Erlebnis mit dem Laptop erzählt. Seit dem war Daniel nichtmehr zu halten. Er hatte hunderte von Kerzen aufgetrieben und Jack genötigt fast dreihundert Teelichter zu kaufen. Sie saßen nun im Musikzimmer. Teal'C und Jack schoben auf Daniels Geheiß hin den Flügel auf die Seite. "Was hast du vor?" fragte Sam, als Daniel seine Sachen auf dem Boden ausbreitete. Die Teelichter, Streichhölzer, vier schwarze Kerzen, eine rote und eine blaue Kerze, Salz, Pfeffer, Räucherstäbchen, eine Schale Wasser, eine Schale vertrocknete Erde (man kann auch Salz nehmen), ein Blatt Papier und Stift, eine Schere, ein Kompass und ein langes Schwert, das er von der Wand über dem Kamin abgenommen hatte. "Ich bereite alles vor. Ich habe eine Idee, die uns vielleicht retten wird", erklärte er. Sam nickte hoffnungsvoll. "Kann ich helfen?" "Wir müssen einen möglichst großen doppelreihigen Kreis bilden", erklärte Daniel und gab ihr einen Beutel Teelichter. Sie stellten die Kerzen in einer Zickzacklinie im Kreis auf. Daniel nahm den Kompass und suchte Westen. Innerhalb des Kreises stellte er die Teelichter in Form eines Pentagramms auf, mit der Spitze nach Westen. Vor das große Fenster stellte er einen kleineren Kreis, links und rechts davon je drei kleine Kreise. Die Schale Wasser, die Erde, die Räucherstäbchen und die Kerzen stellte er in den großen Kreis mit dem Pentagramm. Die Erde in Richtung Norden, die Räucherstäbchen in Richtung Osten, die blaue Kerze in Richtung Süden und das Wasser in Richtung Westen. Die große Rote Kerze stellte er in die Mitte und streute Pfeffer darüber. Im ganzen Raum verteilte er Salz, vor allem auf den Türschwellen und vor den Fenstern. Aus dem Blatt Papier schnitt er sechs kleine und ein großes Rechteck aus. Auf das große malte er ein seltsames Symbol. Darum einen Kreis in dem in möglichst gleichem Abstand Buchstaben standen. "Mal das bitte auf die kleinen Blätter", sagte er und reichte Sam einen Stift. Sam malte möglichst gekonnt das Bild ab, dass ein wenig an eine schiffförmige Burg erinnerte. Sie besah sich die Buchstaben. B E L I A L "Was soll das heißen?" fragte sie. "Belial, einer der Höllenfürsten, der Teufel", erklärte Daniel und kritzelte das Siegel auf das kleine Blatt auf seinen Knien. "Höllenfürst?" fragte Jack. "JACK!" rief Daniel und sah ihn mit etwas tierischem im Blick an. "Gott wird uns nicht helfen! Die Dämonen werden es! Also halt die Klappe und hilf uns lieber! Wir kämpfen hier gegen etwas mächtiges, also holen wir uns mächtige Hilfe, klar? Auch wenn du es nicht glaubst, Belial ist ein Kumpel von mir!" Daniel legte die Siegel in die Kerzenkreise vor dem Fenster. Die schwarzen Kerzen stellte er zu je neunzig Grad Abstand um den großen doppelten Teelichtkreis. "Trägt einer Silberschmuck? Ausziehen! Sam, hilf mir die Kerzen anzuzünden." Nur zwei Teelichter lies Daniel unberührt. "Stellt euch alle in den Kreis", befahl er. Jetzt entzündete er auch die letzten beiden Kerzen. Der Bannkreis war geschlossen. Daniel nahm das Schwert in die Rechte Hand. Jack stand neben ihm, Sam hinter ihm, Teal'C zu ihrer linken. "Ihr dürft den Kreis auf keinen Fall verlassen, bis ich es euch sage!" Daniel richtete die Schwertspitze auf das große Siegel. "Ihr müsst mir nachsprechen, auch wenn ihr kein Wort versteht. Wichtig ist, dass ihr mit all eurer Seele an das glaubt, was wir hier tun!" Sie nickten alle. "Es kommt", flüsterte Sam. Sie konnte es deutlich fühlten. Sie spürte die Kälte und den Hass dieses Wesens. "Wächter des Nordens, Wächter der Türme", sagte Daniel. "Wächter des Nordens, Wächter der Türme", wiederholten alle. "Ich bitte euch seit bei mir", fuhr er fort. "Ich bitte euch seit bei mir." Daniel drehte sich um neunzig Grad, ohne die Position der Schwertspitze zu verändern. Die Anderen taten es ihm gleich. Sie wiederholten die Beschwörung mit allen vier Himmelsrichtungen. Etwas kräftiges krachte gegen die Türe. Jetzt begann Daniel auf Lateinisch zu sprechen. Sie sprachen alles nach. Das einzige was Jack verstand war, Satanas luziferi exelsi. Doch er sagte nichts. Für ihn als Katholik war dies etwas unvorstellbares. Nachdem der letzte Satz gesprochen war, fühlten alle plötzlich eine bedrückende Hitze um sich herum, die nicht von den Kerzen herrührte. Sam hielt sich den Bauch, so schlecht fühlte sie sich. Jack spürte deutlich wie hunderte von verschiedenen Gefühlen auf ihn einströmten. Hass, Liebe, Verzweiflung, Verwirrung, Angst, Übelkeit. Es war, als würde der Raum im astralen Sinne immer kleiner werden. "Belial ich bitte dich!" flüsterte Daniel konzentriert. "Hilf uns und beschütze deinen Diener! Ich bitte dich Belial, mein Fürst!" Sam ging in die Knie und übergab sich. Teal'C hielt sie fest. Jack hielt sich an Daniel fest. Er fühlte sich mit einem Mal, als würde unglaubliche Energie ihn durchströmen. "Daniel!" rief Teal'C und zeigte auf das Fensterbrett. Daniel riss erschrocken die Augen auf. Dort stand das Artefakt. Sie hörten ein dumpfes, wütendes Grollen. "Nein, du wirst uns nicht kriegen!" rief Daniel und wiederholte den Bannspruch. Jack zitterte, seine Knie waren weich wie Wackelpudding. Er fühlte die Präsens von etwas großem, dunklem. Etwas, wovor er lieber die Augen verschließen würde. Das Wesen wühlte in seinen Gedanken, suchte was ihm Angst machte. Jack sah vor seinem geistigen Auge eine Hand nach seinem Herzen greifen. Von fern hörte er Daniel sprechen, hörte ihn Belial um Hilfe bitten. Irgendwo läutete eine Kirchglocke. Eins.... Zwei..... Drei...... Vier.... Fünf...... Sechs.... Sieben...... Acht....... Nein, nein bitte nicht! schoss es Jack durch den Kopf. Neun..... Zehn...... Elf..... Jack blinzelte. Sein Blick fiel auf das Artefakt. Zwölf..... Das letzte Symbol verschwand und der Deckel wurde weggesprengt. Funken, rote, grüne, weiße, blaue, stoben hervor. Nebel kroch über den Boden. Abermals wiederholte Daniel den Bannspruch. Es stank plötzlich grässlich nach Tod und verdörrter Erde. Jack hielt sich die Hand vor den Mund. "Belial, mein Fürst! Ich leihe dir meine Kraft und meinen Körper!" flehte Daniel. Es war als würde Daniel für einen Moment dunkler erscheinen. Seine Schultern senkten sich. Er sprach. Doch es war nicht seine Stimme. Auch war es keine menschliche Sprache. Es hörte sich an, als könne ein Mensch solche Laute gar nicht von sich geben. Teal'C hielt noch immer Sam fest. Er fühlte wie sich grenzenlose Dunkelheit über sein Herz legte. Schattenhafte Wesen huschten über die Wände, den Boden, die Decke. Wieder hörten sie dieses dumpfe, hasserfüllte Grollen. Mit einem licht- und lautlosen Blitzschlag entwich alle Energie aus ihren Körpern. Die Düsternis verschwand aus ihren Herzen und aus dem Zimmer. Sam schaffte es mit Teal'Cs Hilfe wieder auf die Beine. Mit zittriger und schwacher, aber normaler Stimme, entlies Daniel Belial und die Wächter der Türme. Er kniete sich nieder und pustete einige Teelichter aus. Jack half ihm, sich zu setzen. "Wir leben noch", keuchte Sam. "Wir sind am Leben!" Sie weinte überglücklich. Teal'C sah sich prüfend im Zimmer um. Die Teelichter nahe den Siegeln und an der den Siegeln zugewandten Seite des Kreises hatten sich verfärbt. Sie waren nichtmehr weiß sondern braun, gelblich, blauviolett oder gar grau. Daniel sank schwer atmend in Jacks Arme. "Das hast du gut gemacht", flüsterte Jack und drückte ihn. Eine schwere Last fiel von ihm. Teal'C hob das zerborstene Artefakt hoch. Es war ausgebrannt und zerbröckelte unter seinen Händen. "Ist es jetzt vorbei?" fragte er. Jack atmete tief durch. Die neugewonnene Energie schwand rasch wieder aus seinem Körper und er fühlte sich todmüde. Sam hatte sich wieder beruhigt und gähnte. Auch Daniels Atem wurde plötzlich ruhig. "Hey Danny, nicht hier einschlafen", scherzte Jack erleichtert, müde aber glücklich. Er stupste Daniel an. Doch Daniel regte sich nicht. "Daniel!" rief Jack ängstlich und schüttelte ihn. "Daniel! Wach auf! Mach keinen Unsinn!" Er hatte Belial, einem gefallenen Engel und Höllenfürsten seinen Körper überlassen für einen schweren mentalen Kampf. Die Erschöpfung forderte jetzt ihren Tribut. "Daniel, es ist doch alles vorbei! Wir sind gerettet!" flehte Sam. "Wir wollten doch gemeinsam nach hause gehen", flüsterte Jack. "GEMEINSAM, Danny. GEMEINSAM!!" Doch Daniel reagierte nicht. Ein letzter Atemzug entwich seinem Körper und er sank leblos in sich zusammen. Jacks fürchterlicher, gequälter Schrei hallte durch das nachtschlafende Dorf.......... Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)