Bittersweet Feelings von CatherineMiller ================================================================================ Zwiespalt --------- Autor: CatherineMiller Titel: Bittersweet Feelings Fandom: Weiß Kreuz Kapitel: Zwiespalt Teil: 9/? Pairings: RanxNagi; BradxKen; SchuldigxYohjixSchuldig; FarfxOmi Warnungen: keine Danksagung: Vielen Dank an mein Betas emilyheart (kei83) und Corrychan, die sich fleißig durch meine tausend Tippfehler mühen! Sonstiges: Sooo wir nähern uns dem Ende des Vor-Blablas und die Story kommt ein klitzekleinwenig in Schwung, auch wenns noch nicht so aussieht (ja das Ding hat ne Story xDD) Und nun nochmal für die Leserchen (diesmal allerdings nur ein Kommentar *sniffu* @Kayla Jaaa das Kenny is halt doch zu was gut, ne? Besonders wenns um ,Kinder' geht XDD Ja der ,Typ im Mantel' is tatsächlich Ran, kein Spanner (XD) und ja es wird verflucht schwer, die beiden IRGENDWIE zusammen zu bringen, auch wenn ich da schon so ne Idee im Hinterkopf hab ^^ Mit einer etwas nachlässig wirkenden Bewegung strich er sich eine der widerspenstigen Haarsträhnen hinters Ohr. Doch kaum löste sich seine hand, rutschte sie auch schon wieder nach vorne. Er ließ sie, wo sie war, es nützte sowieso nichts. Zum ersten Mal seit langem war er unschlüssig, welchen Schritt er als nächstes gehen sollte. Ein frischer Wind kam auf, bauschte den langen, schwarzen Mantel, den er trotz beinahe sommerlicher Wärme trug. Das schwarze Material schützte ihn, auch wenn es jetzt, am helllichten Tag, mehr Blicke auf sich zog, als ihm eigentlich lieb war. Er zog sich noch etwas weiter in Richtung der wenigen Büsche zurück, die vereinzelte zwischen den Stämmen stand, suchte Deckung hinter einem der Bäume. Doch die zwei Gestalten, die er beobachtete, schienen keinen Blick in seine Richtung übrig zu haben, viel zu sehr maßen sie einander, das konnte er selbst auf diese Entfernung erkennen. Kens Haltung war eindeutig angespannt, fast schien er einen Kampf zu erwarten. Besorgt runzelte er die Stirn. Wenn es wirklich zu einer Auseinandersetzung kam, würde er eingreifen müssen, so etwas konnte und durfte nicht in der Öffentlichkeit stattfinden. Schön und gut, wenn sie sich im Dunkel der Nacht bekriegten, wo niemand sie sah, aber nicht hier, nicht in der Nähe von Kindern. Diese hatten ihn eigentlich hierher getrieben, nachdem er das Krankenhaus verlassen hatte. Er war nicht besonders lange bei seiner Schwester geblieben. Aus einem unerfindlichen Grund war er heute besonders rastlos. Er kam oft hierher, sah den glücklichen Kinder mit ihren heilen Familien beim Spielen und Lachen zu. Es zeigte ihm, dass es irgendwo eine Zukunft gab und weckte gleichzeitig einen bittersüßen Schmerz in seinem Inneren. Vielleicht war er auch einfach nur ein Masochist, so genau konnte er das nicht sagen, er wusste nur, dass er immer wieder hier herkam, aber eigentlich nur dann, wenn er die anderen im Laden wusste. Er legte keinen Wert darauf, nach privaten Dingen gefragt zu werden, er wollte die Distanz bewahren. Und bis jetzt hatte ihn noch niemand angesprochen, was ihn eigentlich selbst wunderte. Seine Erscheinung war nicht gerade unauffällig, seine dunkelroten Haare, die schlanke Gestalt immer verborgen unter einem langen schwarzen Mantel, er sah weder vertrauenserweckend aus, noch wie jemand, der Kinder mochte, zumindest nicht auf eine normale Art. Die Wahrheit war allerdings, dass er Kinder wirklich liebte, auch wenn er es niemals zeigte, nicht mehr zeigen konnte. Er hatte seine Schwester schon vergöttert, als sie noch ein Baby gewesen war, obwohl er selbst ja nur ein paar Jahre älter war und das hatte sich mit den Jahren nicht geändert. Er war immer gern der große Bruder gewesen, hatte sich niemals davor gedrückt, oder es als lästig empfunden. Und diese Liebe zu seiner Schwester hatte sich wohl auch auf andere Kinder übertragen. Er hatte keine Hoffnung, jemals wieder ein normales Leben, ohne Hass, Gewalt und Tod zu führen, aber zumindest für ein paar Stunden konnte er sich an die Illusion klammern, die das fröhliche Lachen in ihm auslöste, an die Bilder längst vergangener Tage, die voller Leben und Glück gewesen waren. Sie schienen so unglaublich weit weg zu sein, er hatte beinahe vergessen wie es war, wenn man ehrlich lächelte, sich über etwas freute. Noch hielt der Strohhalm, den seine Schwester ihm bot, indem sie einfach weiterlebte, seiner Existenz damit einen Sinn gab, doch wie lange würde es dauern, bis auch diese letzte Bande zerriss? Er endgültig in das Grab stürzen würde, dass er sich schon vor Jahren geschaufelt hatte? Er hoffte, aber er war nicht unrealistisch. Die Hoffnung, dass seine geliebte Kleine je wieder ihre Augen öffnen würde, war mehr als gering. Seine linke Hand ballte sich zur Faut und er musste aufpassen, seinen Atem unter Kontrolle zu halten. Nach ein paar Minuten hatte er sich wieder im Griff und sein Blick klärte sich. Er kannte den schuldigen, wusste, wo dieser zu finden war, hatte ein schlagkräftiges Team, das zu hundert Prozent hinter ihm stand, ihm überall hin folgen würde und doch waren ihm die Hände gebunden! Manchmal hatte er das Gefühl, jeden Moment verrückt zu werden, wenn er noch länger warten musste. Er hasste es, Geduld haben zu müssen. Wozu? Warum konnte er nicht jetzt erledigen, weswegen er zum Killer geworden war? Er atmete schnell einmal tief durch. Wenn er nicht aufpasste, würde ihn sein Hass auf alle Takatoris wieder übermannen. Das durfte nicht geschehen. Es gab zumindest einen Takatori, der nicht schlecht war. Für einen kurzen Moment wurden seine Augen ein wenig weicher als normal, bevor sie wieder das harte Schimmern annahmen, das sie immer wie die gleichfarbigen Edelsteine wirken ließ. Omi war anders, Omi war kein Takatori, zumindest nicht in seinem Herzen. Er hatte eine ganze Weile gebraucht, aber schließlich hatte er begriffen. Welches Recht hatte er, ausgerechnet er, jemanden nach seiner Herkunft zu beurteilen, nach seiner Familie? Er hob den Blick, der mittlerweile auf dem Gras zu seinen Füssen gelandet war, wieder zur Wiese hin. Ken war wieder von den Kindern umringt, spielte mit ihnen, korrigierte geduldig ihre Fehler. Ein winziges Lächeln huscht über Ayas Mundwinkel. So hitzköpfig der Sportler ja sonst war, so geduldig war er mit Kindern. Er sah weiter zu der kleineren Person, die immer noch am Spielfeldrand stand. Er wusste nicht, was er denken sollte. Er kannte den Kleinen, kannte ihn gut. Der Hass wallte einen Moment lang wieder in ihm auf. Es war mit die Schuld dieses Kindes, dass sein Leben zerstört worden war, dass er nun die Nächte mit Töten verbrachte, anstatt mit Freunden loszuziehen, dass seine Eltern in ihrem kalten, nassen Grab lagen, anstatt ihre Firma zu leiten und nicht zuletzt, dass seine Schwester in einem Krankenhausbett zum Schlafen verurteilt war, anstatt erwachsen zu werden. Sekundenlang presste er die Lider aufeinander. Zumindest schien Ken so viel Verstand besessen zu haben, es nicht auf eine offene Konfrontation ankommen zu lassen, die er ohnehin verloren hätte. Doch dann stellten sich immer noch zwei Frage: warum war der kleine Schwarz hier, ausgerechnet hier und warum ging er nicht einfach wieder, nachdem er nun offensichtlich seinem Feind begegnet war. Dass Ken das Team verriet und Freundschaft mit Schwarz pflegte, dass glaubte er nicht. Er kannte den Jungen man gut und sein Denken war viel zu sehr in schwarz und weiß gehalten, als dass er Grautöne dazwischen hätte akzeptieren können. Er wusste, wie schwer ihn der Verrat seines Freundes getroffen hatte, mit dem offenbar mehr verbunden gewesen war, als jeder von ihnen ahnte. Er hatte ja nichts dagegen, aber er war für Ken und alle anderen verantwortlich, er würde nicht zulassen, dass so etwas noch einmal passierte. Nein, Verrat war dem Fußballer fremd, da gab es keinerlei Zweifel. Eher würde er noch Yohji oder Omi im Verdacht haben, gäbe es denn Anlass zu so etwas. Was also tat der Feind immer noch am Rand des Fußballfeldes? Faszinierte ihn dieser Ballsport, der eigentlich wenn überhaupt, nur zu körperlichen Ertüchtigung diente, so sehr? Aya konnte es sich nicht vorstellen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es überhaupt etwas gab, was dieses Kind interessierte, außer es hatte etwas mit hacken oder zerstören zu tun. Er beobachtete etwas angespannt, wie plötzlich ein kleiner Junge auf den Killer zukam, eine ganze Weile neben ihm stehen blieb und zu ihm hochschaute, ohne beachtet zu werden. Entweder ignorierte Prodigy ihn mit Absicht, oder er hatte ihn noch nicht bemerkt. Das Kind hob die Hand und zog am Ärmel des Älteren. Für einen kurzen Moment hielt der stille Beobachter die Luft an. Er hatte gesehen, was passiert war, als Prodigy mal bei einem Auftrag per Zufall von einem Wachmann ihres eigenen Auftraggebers angerempelt worden war. Von dem armen Mann war nicht mehr viel übrig geblieben und beinahe hätte der Rothaarige sogar Mitleid mit ihm gehabt, wäre er nicht ohnehin zwischen ihm und dem Zielobjekt gestanden, hätte daher sowieso beseitig werden müssen. Doch wer seine eigenen Leute mit einem Lidschlag tötete, der machte vielleicht noch nicht einmal vor kleinen Kindern halt. Seine rechte Hand glitt unter seinen Mantel, wo normalerweise sein Katana befestigt war. Er griff ins Leere. Natürlich, er konnte ja nicht gut mit einer Waffe in der Tasche in ein Krankenhaus spazieren, zumindest nicht mit einer solch auffälligen. Sich selbst verfluchend verengten sich seine violetten Augen zu schmalen Schlitzen. Wenn diese Ratte dem Kind etwas tat, würde er ihn eben mit bloßen Händen zerreißen, wenn es sein musste. Doch nicht dergleichen passierte. Er sah, wie Prodigy den Blick nach unten wandte, hatte fast den Eindruck, der Junge wäre überrascht. Das Gespräch zwischen den beiden konnte er natürlich nicht hören, aber kurze Zeit später wurde der kleine Schwarz einfach von dem Knirps mitgezogen. Ayas Augenbrauen wanderten steil in die Höhe. Was wurde das denn? Warum riss der Braunhaarige sich nicht einfach los? Gekonnt hätte er es, das stand fest und dafür hätte er sich noch nicht einmal bewegen müssen. Ein Gedanke, ein Zucken würde wohl ausreichen, um den wesentlich Kleineren wirkungsvoll von seiner Hand wegzubefördern. Doch Prodigy zappelte zwar etwas, doch man gewann den Eindruck, dass das eigentlich mehr als halbherzig war. Er schien ein wenig hin- und hergerissen zu sein, ob er nun mitgehen sollte, oder nicht. Das Kind zog den Killer in Richtung Ken, der bis dahin keinen Blick mehr an den Spielfeldrand verschwendet hatte. Er hatte wohl beschlossen, seinen Feind einfach zu ignorieren und zu warten, bis dieser wieder verschwand. Eine wahre Traube von Kindern bildete sich um das ungleiche Paar, dass sich noch immer langsam auf den Trainer der Gruppe zu bewegte. Nur drei der Kleinen, die gerade im Spiel mit Ken beschäftig waren, sowie dieser selbst bemerkten zunächst nichts von momentanen Mittelpunkt des Interesses. Erst nach einer ganzen Weile fiel es dem Fußballer auf, dass er beinahe alleine war und er schaute hoch. Selbst auf diese Entfernung konnte Aya kurz ein gewisses Amüsement im Gesicht seines Kollegen erkennen, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde, er kannte ihn einfach zu gut. Und er musste selbst zugeben, dass es schon wirklich lustig aussah, wie da der kleinste Killer der gefürchteten Truppe Schwarz, mitten in einem Haufen kleiner Kinder stand und ganz offensichtlich nicht weiterwusste. Der Junge, der ihn mitgezerrt hatte, sagte etwas zu Ken, woraufhin Prodigy wild den Kopf schüttelte. Der Weiß-Leader nahm an, dass der Zwerg wollte, dass der Fremde mitspielte, warum sollte er ihn sonst aufs Spielfeld schleifen? Und er hatte wohl mit seiner Vermutung, dass das Opfer ganz und gar nicht damit einverstanden war, ebenfalls recht gehabt. Was würde Ken nun tun? Sein Kollege maß den Kleineren mit einem langen Blick, zuckte dann jedoch die Schultern und rief etwas, dass die Kinder begeistert quietschen ließ. Sofort zerstreuten sich alle wieder. Doch Prodigy entkam den Fängen seines kleinen Diktators nicht mehr. Das Kind schien es nicht zu interessieren, ob der Ältere nun wollte oder nicht, immer wieder wurde ihm der Ball zugespielt. Mit einem Heben der Mundwinkel beobachtete Aya den Feind, wie er sich mehr schlecht als Recht durch das 'Spiel' kämpfte. Man sah, dass er weder Spaß daran hatte, noch dass er es besonders gut konnte, im Gegenteil, er stellte sich noch ungeschickter als Omi an und das wollte ja schon mal was heißen. Irgendwann schien auch die Geduld des langmütigsten Trainers zu Ende zu sein und der kleine Junge stoppte den Ball, drehte sich in Richtung Ken und rief wohl nach ihm. Der Fußballer hatte sich wieder aufs Ignorieren verlegt und Prodigy keines Blickes gewürdigt, als könne er ihn dadurch weghexen. Nun aber kam er schnell angetrabt, konzentrierte sich allerdings voll auf seinen Schützling. Dieser sprach kurz mit ihm, woraufhin Ken den Kopf hob und seinen Feind das erste Mal ansah. Der Schwarz schien erstaunlicherweise etwas nervös oder fast verunsichert zu sein, er trat von einem Fuß auf den anderen, kaum sichtbar, aber doch da. Die beiden sprachen miteinander und der Weiß schien ein wenig seiner ablehnenden Haltung zu verlieren. Zu gerne hätte Aya gewusste, welche Worte dort gewechselt wurden, aber auf diese Entfernung war das unmöglich. Nahe genug heran konnte er auch nicht, weil es dort keinerlei Deckung für ihn gab. Und wer wusste, wie nervös der kleine Hacker noch wurde, wenn auf einmal zwei Weiß auftauchten anstatt einem und der auch noch in dem selben Mantel, den er immer auf Mission trug. Lieber das Risiko nicht eingehen, die Kinder waren immer noch in der Nähe und jeder Angriff hätte sie in Gefahr gebracht. Er zog sich noch ein klein wenig weiter zurück, währen Ken auf dem Spielfeld gerade mit Prodigy die Annahme eines Balles übte. Nicht, dass es viel genützt hätte, für Aya sahen die Bemühungen des feindlichen Killers immer noch genauso unbeholfen aus, wie am Anfang, wenn auch nicht mehr so verkrampft. Nach und nach gesellten sich die Kinder wieder dazu und der Ball wurde weitergespielt. Sie schienen einen Heidenspaß dabei zu haben, das runde Leder herumzukicken und Ken wuselte zwischen ihnen herum, gab immer mal wieder Tipps und Anweisungen, bezog diesmal auch Prodigy mit ein, als wäre er einfach nur einer seiner kleinen Schützlinge. Die Gruppe löste sich auf, als die Sonne begann, zu sinken, bis schließlich nur noch die beiden verfeindeten Killer auf dem Platz waren. Würde es jetzt zum Kampf kommen? Noch war der Park voll von Menschen. Noch sahen beide den Kindern hinterher, bevor Ken sich schließlich in Bewegung setzte und seine Sachen zusammenpackte. Ayas Stirn runzelte sich wieder, als er sah, wie sein Kollege einen Moment lang zögerte, sich dann jedoch einen Ruck zu geben schien und zu dem Jungen hinüberging. Dessen Schuluniform hatte während des Spiels ordentlich gelitten und die sonst blassen Wangen waren von Laufen etwas gerötet. Die dunkelbraunen Haare kräuselten sich ein ganz kleines bisschen im Nacken, wo sie vom Schweiß etwas feucht waren. Er sah hoch und sein Gesicht verschloss sich augenblicklich wieder, als er Siberian so nahe vor sich bemerkte. Es gehörte nicht viel Fantasie dazu, zu erraten, was der Kleine sagte und Ken zuckte nur die Schultern, antwortete knapp. Prodigys Blick wandte sich ab, er schien nicht an weiterer Konversation interessiert zu sein. Der rothaarige Weiß konnte beobachten, wie sich der Fußballer zum Gehen entschloss, jedoch nach ein paar Schritten stehen blieb und etwas über die Schulter sagte. Genau konnte er den Gesichtsausdruck des Schwarz nicht erkennen, aber er schien wirklich überrascht zu sein, über das, was er da hörte. Zu gerne hätte Aya gewusst, was Ken da von sich gegeben hatte, dass er den Hacker so aus der Bahn warf, dass er sein Gesicht nicht mehr unter Kontrolle hatte. Soweit er wusste, passierte das nur sehr selten, Prodigy war fast so gut wie er selbst und Oracle, wenn es um das Verstecken von Gefühlen ging. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass sie eben nicht auf Mission waren, sondern wie ganz normale, junge Leute im Park Fußball spielten. Kopfschüttelnd versuchte der Weiß-Leader diese Gedanken loszuwerden. Sie waren nun mal nicht normal, aus wenn Ken es in diesen paar Stunden schaffte, seinen Job zu vergessen und abzuschalten, Aya war sicher, dass auch der Fußballer immer den schalen Beigeschmack spürte, es nur nicht wahrhaben wollte, oder es verdrängte. Er sah seinen Kollegen nun endgültig im Laufschritt verschwinden, wunderte sich einmal mehr über die Energie, die dieser immer noch hatte. Man sollte doch meinen, nach dem ganzen Gerenne mit den Kindern hatte er jetzt genug, aber dem war wohl nicht so. Einen Moment noch blieb Prodigy stehen, drehte sich dann aber auch um und ging in die entgegengesetzte Richtung, nicht rennend aber auch nicht gemütlich. Nun gut, vielleicht hielt Oracle es ähnlich wie er selbst und wollte, dass der Jüngere pünktlich zu Hause war. Er fühlte sich auch nie wohl, wenn Omi abends alleine noch draußen war. Sicher, der Junge war ein Killer, würde also wissen, wie er sich zu verteidigen hatte, aber trotzdem war er erst siebzehn und noch fast ein Kind. Erst nachdem beide eine ganze Weile außer Sicht waren, gab Aya seine Deckung auf und trat aus dem Schatten der Bäume. Der Wind frischte auf und nun war er froh, seinen Mantel anzuhaben. nicht, dass es etwa kalt wurde, nicht für normale Verhältnisse, aber er fror immer sehr schnell. Er ließ sich Zeit, nach Hause zu kommen. Essen gab es immer erst spät, wenn keine Mission anstand und abends suchte sich jeder selber etwas, wenn er mal nicht da war und auf gemeinsames Essen bestand. Er fand einfach, dass gehörte zu einer Wohngemeinschaft dazu. Sie mussten sich Hundertprozent aufeinander verlassen können und Essen förderte ja bekanntlich sie soziale Interaktion... hatte er mal gelesen. Es war ja nicht so, dass er sich irgendwie rege an der alltäglichen Essensschlacht beteiligte, denn nichts anderes war es, wenn Yohji anfing, Omi zu ärgern oder sich mit Ken um das letzte Stückchen Fleisch oder Reisbällchen fast prügelte. Es amüsierte ihn wider Willen, die anderen zu beobachten und es gab ihm das Gefühl, nicht alleine zu sein, nicht ganz jedenfalls. Er zeigte es niemals, aber er mochte die drei, mochte sie wirklich. Sie waren außer Aya-chan die einzige Familie, die er noch hatte. Die Hände wieder tief in den Taschen seines Mantels vergraben stapfte er auf den Kiespfaden zurück nach Hause. Der Park leerte sich zusehends, je dunkler es wurde, doch ihn kümmerte das nicht, im Gegenteil, er bevorzugte es, nicht viele Leute um sich zu haben, am besten niemanden. Er konnte es sich immerhin zeitweise einreden, dass es so war. Seine Gedanken kreisten wieder um sein zentrales Problem. Was sollte er nun tun? Sollte er überhaupt etwas tun? Er gab es ja nicht gerne zu, aber das, was er gesehen hatte, verwirrte ihn. Vielleicht war das ja eine neue List von Schwarz, sie nacheinander aufzureiben, vielleicht sogar, gegeneinander aufzuhetzen? Wenn ja, dann musste er den Kontakt, den Ken da gepflegt hatte, so schnell wie möglich unterbinden. Der Jüngere war manchmal so naiv, hatte man ja an seinem ehemals besten Freund gesehen, der ihn beinahe umgelegt hätte. Einmal mehr dankte Aya seiner Vorahnung, dass er Ken gezwungen hatte, eine kugelsichere Weste anzuziehen. Andererseits, welchen Grund hätte Schwarz, es derart umständlich anzugehen? Sicher, sie waren starke Gegner, aber nicht unbesiegbar, schon gar nicht für vier Killer mit übersinnlichen Fähigkeiten. Eine ganz andere Möglichkeit wäre natürlich, dass die Begegnung wirklich nur Zufall gewesen war und Ken einfach Mitleid mit dem Jüngsten Schwarz gehabt hatte. Passen würde es ja zu ihm und bis zu einem gewissen Punkt konnte er das ja auch verstehen. Der Junge hatte wirklich verloren ausgesehen, wie er da herumgestanden war. Diese Vermutung wurde durch den Eindruck unterstützt den Prodigy gemacht hatte, als er sich dann schließlich auf das Spiel mit den Kindern eingelassen hatte. Er wirkte nicht mehr so verkrampft, sonder beinahe... zufrieden? Vielleicht... Aber er war immer noch der Feind, daran ließ sich nichts rütteln! Er hatte Aya-chan beinahe auf dem Gewissen. natürlich war es hauptsächlich Masterminds Schuld, aber der Kleine war beteiligt gewesen genauso wie die anderen beiden, dieser dreimal verfluchten Gruppe. Sein Hass wallte aufs Neue auf und er war froh darum. Hass war besser als das Mitleid, dass er dem Feind gegenüber empfunden hatte. Feinde bemitleidete man nicht, Feinde eliminierte man und Schluss. Außerdem wollte er lieber gar nicht wissen, wie ihr Auftraggeber darauf reagierte, wenn er erfuhr, dass Ken und Prodigy sich begegnet waren, und nicht mit einander gekämpft, schlimmer noch, einträglich miteinander Fußball gespielt hatten. Das Leben seines Kollegen wäre verwirkt, keine Chance diesen 'Verrat' irgendwie wieder gut zu machen. Er seufzte tief. Eine wirklich verfahrene Situation. Er würde seinen Kollegen natürlich decken, solange er nicht hundertprozentig wusste, was da vor sich ging, doch die Götter mochten Ken gnädig sein, wenn er herausfand, dass der Jüngere das Team tatsächlich verriet. Dann würde ihn noch nicht einmal der Schutz seiner Freunde vor Ayas Hass bewahren. Er mochte den Fußballer wirklich gern, aber in dieser Hinsicht gab es für ihn selbst nur Schwarz oder Weiß, Verräter oder Verbündeten. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~ Yohji lag auf seinem Bett, rauchte und starrte an die Decke. Das Fenster stand sperrangelweit offen und ließ die kühle Nachtluft ins Zimmer. Er wagte nicht, es zu schließlich, während er an einem Glimmstängel zog, zu groß war die Gefahr, dass Aya den Rauch roch und sich beschwerte. Der letzte Streit dieser Art war ziemlich unschön für seine Person ausgegangen, denn obwohl der schmale Rothaarige nicht danach aussah, war er auch ohne Schwert ein ernstzunehmender Gegner. Also ließ er eben das Fenster offen und sparte sich selbst damit viel Unmut. SO schlimm war das ja auch nicht, er hatte immer noch die Hoffnung, dass die Überdosis Sauerstoff in Verbindung mit einer Portion Nikotin seine Gedanken klärte und dafür sorgte, dass er den Vorfall am Morgen endlich abhaken konnte. Er wusste immer noch nicht, was in ihn gefahren war, dass er so lange da gestanden hatte, ohne zu merken, dass das Wasser überlief. Fast die ganze Zeit, die er zum Putzen hatte aufwenden müssen, hatte er nicht nur in Gedanken geflucht, aber zum Glück waren ja keine Kunden mehr da gewesen, sonst hätte er sich gleich den nächsten Ärger eingehandelt. Er machte langsam ja sogar Ken Konkurrenz, der mit seiner Tollpatschigkeit immer noch die Spitze an Rüfflern ihres Anführers hielt. Omi wurde nur selten mit unfreundlichen Worten bedacht, was wohl daran lag, dass Aya den Kleinen trotz seiner Verwandtschaft auf irgendeine Art ins Herz geschlossen hatte, sofern er denn so was besaß. Manchmal bezweifelte der Playboy es wirklich, vor allem, wenn er die Gnadenlosigkeit in Betracht zog, die der Rothaarige gegenüber seinen Feinden an den Tag legte. Er schauderte ein wenig, nicht nur aufgrund der Kühle im Zimmer. Nein, er war froh, dass er sich trotz seines Jobs, trotz Asukas Tod ein Stück seiner Menschlichkeit bewahrt hatte. Er hasste das Töten nach wie vor, ihrem Leader schien es einfach egal zu sein. Ob er niemals Gewissensbisse hatte? Quälten ihn niemals Alpträume, in denen ihn die ermordeten verfolgten, versuchten, ihn endgültig mit hinab in den Sumpf des Verderbens zu ziehen, in dem sie ohnehin alle steckten? Er wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war bis... Sein Handy piepte zwei Mal. Träge legte er die Zigarette in den Aschenbecher auf seinem Nachttisch und tastete nach dem kleinen Gerät, das ebenfalls dort irgendwo lag. Er fand es und ein Blick auf das Display genügte, um ihn die Augen verdrehen zu lassen. Schon wieder Mariko. Wurde es das Weib denn nie leid, Abfuhren von ihm zu kassieren? Ok, er war ein paar Mal mit ihr aus gewesen, hatte auch eine Nacht mit ihr in ihrer Wohnung verbracht, aber das war nichts, woran er sich hätte erinnern müssen. Die blonde Frau war im Bett so, wie sie auch sonst war, langweilig, oberflächlich und gewöhnlich. Er gähnte, überflog die Nachricht rasch und drückte auf 'löschen'. Er hatte wenig Lust, sich mit der zu treffen, er hatte überhaupt keine Lust, irgendeine Frau zu treffen. Lieber rauchte er seine Zigarette fertig und hing etwas seinen Gedanken nach. Asukas Bild tauchte vor seinem inneren Auge auf, verdrängte alle anderen Frauen, von denen er sich an die meisten ohnehin nur verschwommen erinnerte. Klar und deutlich sah er das Gesicht der einzigen Person, die er jemals wirklich geliebt hatte. Sie war seine Gefährtin gewesen, seine Freundin und Geliebte, sein Halt, seine Stütze und sein Kissen, auf dem er sich ausruhen konnte, alles zugleich. Seit sie tot war, spielte er nur noch mit den Frauen, keine hatte es bisher vermocht, ihn länger als ein paar Tage zu interessieren. Richtig schlimm war es aber eigentlich erst geworden, als er sie eigenhändig umbringen musste. Die Tat nagte schwer an ihm, obwohl er genau wusste, dass er keine andere Wahl gehabt hatte. Der einzige Trost, den er hatte bestand in der Tatsache, dass er sich weiterhin einreden konnte, dass dies nicht mehr seine Asuka gewesen war. Die Frau, die er geliebt hatte, war schon vor Jahren gestorben und Neu hatte versucht, ihn umzubringen, eiskalt und mitleidslos, ganz anders als die fröhliche, lachende Person, die sie einmal gewesen war. Rasch verdrängte er den Schmerz, der in ihm hoch kroch und zündete sich eine neue Zigarette an, nachdem er die aufgerauchte im Aschenbecher ausgedrückt hatte. Er musste aufpassen, sonst verfiel er wieder in eine seiner melancholischen Phasen und er hatte nicht genug Alkohol da, um sich darin zu ertränken. Und weggehen wollte er auch nicht, er ertrug in Momenten wie diesen nicht, wenn sich Frauen an ihn hängten, ihn anflirteten. So sehr er auch die weibliche Gesellschaft sonst suchte, wenn er in einer Stimmung wie dieser war, ekelte ihn das affektierte Getue, dass die meisten Weiber in den Discos so an sich hatten, einfach nur an. Ansonsten waren sie immer willkommen, sie hielten ihn mehr oder weniger wirkungsvoll vom Nachdenken ab. Sonst war er abends fast nie zuhause, denn dann passierte zwangsläufig so was wie jetzt gerade. Doch bevor er sein kleines Problem nicht in den Griff bekommen hatte, machte es wenig Sinn, eine Frau abzuschleppen. Vielleicht sollte er einfach nur weniger trinken, dann würde sich ihm zumindest nicht die Frage stellen, was am Vorabend passiert war. Wäre so etwas nun ein einmaliger Vorfall, würde er sich nicht weiter darum scheren, doch es häufte sich in den letzten Wochen fast schon bedenklich, was zur Folge hatte, dass er oftmals gar nicht erst wegging. Geld hatte er genug, aber auf Dauer schadete der Alkohol nun mal seinem Körper und der war nicht nur sein Statussymbol, sondern vor allem auch die Lebensversicherung in seinem nächtlichen Job. Er angelte sich die Fernbedienung und schaltete die Stereoanlage ein. Eine Weile tippte er durch die verschiedenen Radioprogramme, fand aber nichts, was ihm zusagte. Auch wenn man es bei ihm nicht vermutete, wenn er nicht gerade ausging, mochte er lieber ruhige, angenehm harmonische Musik, nicht die hämmernden Beats, die im Moment so in waren. Zum Tanzen gut, zum Entspannen allerdings gar nichts. Er tippte auf die Taste, die den CD-Player aktivierte und schloss die Augen, als die sanften Klänge eines europäischen Komponisten aus den Lautsprechern drangen. Aus welchem Land die Musik kam, oder in welcher Sprache sie gesungen wurde, war ihm eigentlich gleichgültig, auch wenn er den Text nicht verstand, solange nur die Melodie stimmte. Schnell drückte er den Glimmstängel aus, den er noch immer in der Hand hielt und schloss die Augen, ließ die Musik wirken. Nach und nach entspannte sich sein Körper und auch die Gedanken ruhten ein wenig. Eine angenehme Trägheit machte sich in ihm breit, wie er sie schon sehr lange nicht mehr gespürt hatte, doch irgendwas hielt ihn davon ab, zu hinterfragen, wo diese so plötzlich herkam. Er wollte eine Weile einfach nur zufrieden sein. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Schuldig lehnte sich zufrieden zurück. Sein neuestes Spielzeug reagierte genau so, wie er es wollte. Diese Gedanken waren ja nicht mehr auszuhalten gewesen, so trist und depressiv. Da wurde ja jeder normale Telepath krank von! Das konnte er sich und seinen Leidensgenossen ja nicht antun. Also hatte er mal eben eingegriffen und das Karussell in Balineses Kopf wirkungsvoll gestoppt. Der Depp führte das auch noch auf die Musik zurück. Die schläferte einen höchstens ein, so langweilig war sie. Na schön, der Komponist war auch Europäer, von denen konnte man nicht allzu viel erwarten, das wusste er aus Erfahrung. Ganz schlimm waren da die Franzosen, aber dafür hatten die wenigstens andere Qualitäten... das Schicksal sorgte schon irgendwie für Ausgleich. Er hatte den Playboy immer mal wieder 'besucht' an diesem Nachmittag und sich köstlich über dessen Gedanken amüsiert. Durch seine Augen hatte er die Frauen beobachtet, abgecheckt und sich danach bei zweien in die Köpfe geschlichen, um zu prüfen, ob sich eine Begegnung in real lohnte. Nur das Gekreisch dieser dämlichen Mädchen, das in Yohjis Kopf geradezu widergehallt hatte, hatte ihn wirklich aufgeregt. Er fragte sich ernsthaft, wie die vier das den ganzen Tag aushielten. Siberian war dann auch ziemlich schnell verwunden und eigentlich hätte er sich den Blick in dessen Kopf sparen können. Wo sollte der Trottel denn hin, wenn nicht zum Fußballspielen? Der hatte ja keine anderen Hobbies. Und das, obwohl er wirklich mal was neues anzuziehen vertragen hätte. Herrgott, der Kerl war doch nicht hässlich, nicht sein Geschmack, er stand nicht auf kleine, muskulöse Sportler, aber objektiv betrachtet, war er ganz ansehnlich, wenn er nur nicht immer so altbacken herumlaufen würde. Und eine neue Frisur wäre auch mal ganz gut, der ungekämmte Wuschellook war doch schon längst aus der Mode! Dass er selbst nur ein paar Zentimeter größer war als eben bedachter, ließ er wohlweislich weg. Bei ihm wirkte das ganz anders. Gemächlich wickelte er sich eine lange, orangefarbene Strähne um den Finger, spielte ein wenig damit herum und rückte schließlich sein neu gekauftes, todschickes Bandana zurecht, das ihm wirklich ausgezeichnet stand. Das Weiß hob die außergewöhnliche Farbe seiner Haare noch besonders hervor und schmeichelte seinem leicht gebräunten Teint. Nur mit Jeans bekleidet lümmelte er auf seinem breiten Bett, dreht sich schließlich auf den Bauch und schlenkerte mit den Beinen. Das heute Morgen war wirklich lustig gewesen, als Balinese so verwirrt gewesen und sogar ausgerutscht war. So kannte man den arroganten Playboy gar nicht. Suchend ließ er seinen Blick über den geöffneten, begehbaren Kleiderschrank wandern. Ach ja, es hatte schon Vorteile, in einer Villa zu wohnen, aber andererseits wüsste er auch nicht, wo er sonst seine Klamotten hintun sollte. In einen normalen Schrank passten sie jedenfalls nicht, das hatte er nach dem letzten Umzug gemerkt. Also nutzte er das ehemalige Ankleidezimmer, das neben seinem lag, das brauchte sowieso niemand. Und dort drin war so herrlich viel Platz, da konnte er noch lange einkaufen gehen. Er war noch unentschlossen, was er heute Abend tragen sollte. Ganz in weiß, um sofort die Aufmerksamkeit in seiner Lieblingsdisco aus sich zu ziehen? In dem Schwarzlicht, das dort herrschte, würde er eine wahre Lichtgestalt sein. Eine Überlegung wert, durchaus. Allerdings könnte er sich natürlich auch dunkel kleiden, um die Aura des Mystischen und Gefährlichen, die ihn umgab, wenn er es darauf anlegte, noch zu verstärken. Kam ganz darauf an, was er heute suchte. So wie die Aktien standen, war ihm eher nach einem Partner, der ihn ein wenig forderte. Ob Mann oder Frau würde er dann entscheiden, wenn er sich das Angebot betrachtet hatte, er legte sich da im Vorhinein selten fest. Er könnte natürlich auch mit schreiend bunter Kleidung gehen, würde zwar etwas Aufwand bedeuten, weil diese Sachen selten aus seinem Schrank kamen und daher ganz unten verstaut lagen. Aber so was zog meistens irgendwelche Freaks oder Ökos an, die lieber über die Schädlichkeit der Zigarette in seiner Hand oder die Gefahr des Alkohols in seinem Drink diskutierten, ihm sämtliche Schäden, die diese in seinem Körper anrichteten, angefangen vom Lungenkrebs bis hin zur Leberzirrose in alle Details beschrieben, als zu tanzen und vielleicht ein bisschen Spaß zu haben. Er war keine Schlampe, er sprang nicht mit jedem oder jeder die er traf in die Kiste... nur fast. Er liebte es nur, zu flirten, zu spielen, zu reizen und manchmal auch zu provozieren. Viele der Menschen, mit denen er an einem Ausgehabend sprach, interessierten ihn kein Stück, er vergaß sie, sobald sie aus seinem Blickfeld verschwanden. Die meisten ihrer Geister waren oberflächlich und langweilig, grausam. Und selbst bei ihm, als Telepath, kam es vor, dass er sich in jemandem täuschte, entschied er sich wirklich dafür, mehr zu wollen als nur nettes Geplänkel. Manche Frauen dachten an etwas ganz anderes, wenn man mit ihnen schlief, nicht viele, zugegeben, aber doch en paar und es gar nichts, was ihn mehr störte. Warum baggerten die ihn denn an, wenn sie doch nichts von ihm wollten? Allein deshalb hatte er in letzter Zeit lieber Männer als (Bett-)Partner, die waren wenigstens bei der Sache und ließen sich nicht durch irgendwelche nichtigen Fragen ablenken, wie zum Beispiel, ob man nun im Licht der Toilette die drei Stellen Cellulitis in ihrer rechten Kniebeuge sehen konnte oder nicht. Wen interessierte denn das? Er wollte nicht ihre Kniebeuge sehen, wenn er sie vögeln wollte, das ganz bestimmt nicht. Das war wohl das allerletzte was ihn in diesem Moment interessierte. Männer machte sich höchstens Gedanken um die Länge ihres... na ja das sah er ja noch ein, obwohl ER da natürlich keinerlei Probleme hatte. Er war ihm eigentlich auch reichlich egal, ob sein Partner nun groß, klein oder sonst wie geartet war, er war ja schließlich kein Uke. Niemals. Das fehlte ja gerade noch, dass er sich von irgendeinem dahergelaufenen Kerl... bäh nein danke. Mit einer eleganten Bewegung schwang er sich von Bett auf die Füße. Seinem Körper gönnte er einen kurzen Blick im Spiegel. Zufriedenstellend. Er sollte mal wieder in den Trainingsraum gehen. Sein Bauch war natürlich flach wie immer, etwas anderes ließ er gar nicht erst zu, aber ein paar kleine Muskeln mehr würden ihm sicher nicht schaden. Nicht so bodybuilder-mäßig, aber ein wenig mehr war schon in Ordnung. Seine Haut war straff und glatt, na ja er war ja auch erst vierundzwanzig, wäre schlecht, wenn er jetzt schon nachließ. Dann konnte er sich ja gleich einmotten lassen. Es hatte schon Nachteile, wenn man dich im Kampf auf seine Gabe und eine nette kleine Schusswaffe verlassen konnte, man trainierte seine körperlichen Kräfte weniger. Er war eben nicht Farfarello, den man nicht selten beim Gewichtheben finden konnte, wenn er nicht gerade in der Küche stand oder das riesige Haus putzte. Angeblich schmerzte das ja auch Gott, warum hatte er allerdings noch nicht herausfinden können. Man sah es dem Iren unter seiner gewöhnlichen Kleidung nicht wirklich an, aber er hatte wirklich Kraft und war niemand, mit dem sich Schuldig irgendwann mal anlegen wollte, egal aus welchen Gründen. Obwohl sie nun schon so lange zusammenarbeiteten, wurde er aus dem Weißhaarigen nicht schlau und er hatte den Verdacht, dass es Crawford ähnlich ging. Er ging das Risiko nicht ein, in den wirren Geist zu tauchen, auch wenn Farf die meiste Zeit eigentlich gar nicht so verrückt wirkte. Aber er hatte keine Ahnung, wie es in dem Kopf des Anderen aussah und deswegen ließ er es lieber ganz bleiben, er hatte nämlich keine Lust, auf ewig in einem fremden Geist gefangen zu sein oder sich sogar ganz darin zu verlieren, das musste ganz furchtbar langweilig sein, vor allem, weil er bezweifelte, dass er im Notfall Gewalt über seinen Kollegen hatte. Selbst bei Nagi tat er sich da schon schwer. Der Junge war unglaublich stark, wenn er es wollte und er lernte schnell, wirklich schnell. Wenn er richtig sauer war, half nichts und niemand, sein Toben zu bändigen, dann konnte man nur warten und hoffen das man, die Umgebung, inklusive der eigenen Person den Wutanfall überlebte. Brad schaffte es ab und zu, den Jungen in solchen Situationen in die Schranken zu weisen, weil er doch so etwas wie eine Vater- oder zumindest Respektfigur war, er selbst hatte wirklich Mühe, Kontrolle über den Geist des Jüngeren zu bekommen und die Kräfte so lange zu blocken, bis er wieder ruhig war. Seine Schritte trugen ihn in seinen Kleiderschrank, wo er sich einmal um die eigene Achse drehte. Viel Auswahl... Er schloss die Augen, streckte die Hand aus und griff willkürlich in die Reihe von Hosen, fühlte Leder unter seinen Fingerspitzen. Er sah wieder hin. Ja, die war in Ordnung, matt dunkelgrün. Also, dann dunkles Outfit. Ein schwarzes Hemd, das am Hals mit Bändern geschlossen oder in seinem Fall, nicht geschlossen war passte hervorragen dazu, seine schwarzen Stiefel und ein dunkles Bandana, das er natürlich in weiser Voraussicht heute Morgen ebenfalls besorgt hatte, wie auch gleiche Stücke in allen anderen Farben. Man wusste ja nie, zu welcher Kleidung man es womöglich trug. Er streifte die bequeme Jeans ab, überlegte kurz und entfernte die Boxershorts gleich mit. Es sah äußerst unvorteilhaft aus, wenn man unter einer engen Lederhose die Unterwäsche sah, das war nicht sexy. Das weiche, anschmiegsame Material der Hose fühlte sich sehr angenehm auf seiner Haut an. Er schlüpfte in das Hemd, schnürte es nur nachlässig so dass ein Stück seiner nackten Brust unter dem dünnen Stoff hervorblitzte. Dann wechselte er das Bandana, betrachtete sich noch einmal prüfend im Spiegel und nickte zufrieden. Die dunkle Farbe seiner Kleidung hob sein exotisches Äußeres, insbesondere seine orangefarbenen Haare wirkungsvoll hervor, die knapp sitzende Hose betonte seinen Hintern und überließ dennoch genug der Fantasie, um neugierig zu machen. Ein Blick auf die Uhr mahnte ihn, sich ein bisschen zu beeilen, wollte er heute noch irgendwen für die Nacht finden, sofern ihm nachher der Sinn danach stand und so schloss er rasch die Schnallen seiner Stiefel, nahm sich seinen Schlüssel und schnappte sich die Lederjacke vom Haken, nachdem er lautstark die Treppe hinuntergepoltert war. Ohne auf den wütend gebrüllten Kommentar aus einem der oberen Zimmer zu achten, warf er die Haustür ins Schloss und schwang sich in sein Auto. Geld hatte er absichtlich keines mitgenommen, wozu war man schließlich Telepath, wenn man seine Gabe nicht für so etwas benutzte? Skrupel hatte er da keine, warum auch? Er setzte sein Lieblingsgrinsen auf parkte schwungvoll aus der Einfahrt aus. Der Abend konnte nur ein Erfolg werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)