Bittersweet Feelings von CatherineMiller ================================================================================ Sport statt Mord ---------------- Autor: CatherineMiller Titel: Bittersweet Feelings Fandom: Weiß Kreuz Kapitel: Sport statt Mord Teil: 8/? Pairings: RanxNagi; BradxKen; SchuldigxYohjixSchuldig; FarfxOmi Warnungen: keine Danksagung: Vielen Dank an mein Betas emilyheart (kei83) und Corrychan, die sich fleißig durch meine tausend Tippfehler mühen! Sonstiges: Tadaaaaa Aktion! Wie versprochen, es passiert mal wieder was ^^ Ich hoffe wie immer es gefällt XD Preisfrage: Wer is der mysteriöse Fremde am Schluss? Na? Kommt ihr doch sicher drauf! Tipp: Kein Spanner XDD Und nu noch zu den treuern Leseerchen, die mir immer einen Kommi dalassen *_____* @ElbeKalay Super dass es dir gefallen hat (mir selbst nämlich nicht so^^). Ich freu mich, dass das Kap so rüber gekommen ist, wie ich es geplant habe ^^ @Kayla Gut geraten, aber nein, er trifft nicht auf Ran ^^ Ich hatte es ernsthaft in Erwägung gezogen, es dann aber wieder verworfen, weil der gute Aya noch nicht soweit ist udn wohl eher auf offener Straße Hackfleisch aus dem Schwarz-Chibi machen würde. Deswegen hab ich mir ma den kleinen Hitzkopf als "Treff-Partner" rausgesucht ^^" Ken schreckte aus seinem Dösen auf und warf einen Blick auf die Uhr. Eine halbe Stunde war vergangen, seit er sich auf sein Bett hatte fallen lassen. Schon so viel? Er hatte gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen war. Seufzend setzte er sich auf. Noch zwei Stunden Schicht im Laden inmitten von kreischenden Schulmädchen, bevor er sich in den Park verziehen durfte. Aya hatte eine wirklich gnädige Laune gehabt, als er ihn gefragt hatte, ob er an drei Nachmittagen die Woche mit seinen Jungs trainieren durfte. Allerdings hatte er damit auch die Schicht am Samstagmorgen übernehmen müssen und das, obwohl er eigentlich eher ein Langschläfer war. Aber was tat man nicht alles, um seinen Leader zu besänftigen. Das Fußballspielen mit den Kindern war ihm wichtig. Genau wie das Einkaufen gab es ihm ein gewisses Gefühl von Normalität, dass er vor allem nachts mehr vermisste, als alles Andere. Er fuhr sich durch seine verstrubbelte, braunen Haare, eigentlich ein sinnloses Unterfangen, die machten sowieso immer, was sie wollten, rieb sich über die Augen und zwang sich dann, aufzustehen und ins Bad zu trotten, wo er sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht spritzte, um den letzten Rest Schläfrigkeit endgültig zu vertreiben. Er machte im Laden auch so schon genug kaputt durch sein Ungeschick, das musste er nicht noch durch Dösigkeit verschlimmern. Crawford passierte so was sicher nie, dass er einfach so etwas fallen ließ, oder über seine eigenen Füße stolperte, genauso wenig wie Aya. Der Rothaarige konnte.... MOMENT MAL! Was war das eben für ein Gedanke gewesen? Er dachte schon wieder an den Schwarz? Im Spiegel sah ihm sein erschrockenes Gesicht entgegen, in seinen Ohren pochte sein viel zu schneller Herzschlag. Er schluckte leicht und zwang sich zur Ruhe. Es war ja wohl nicht verboten, auch mal an seinen Feind zu denken, oder? Wenn man über seinen Feind nachdachte, konnte der einen nicht überraschen, ja genau, das war völlig normal und... und... naja logisch eben, oder? Er schüttelte den Kopf, so dass die dunkelbraunen Strähnen nur so flogen. Wenn er sich ja selbst nicht bewusst gewesen wäre, was er da für Unsinn dachte.... Wenn Dummheit wehtun würde, müsste er sicherlich den ganzen Tag schreiend durch die Gegend laufen! Sich über sich selbst ärgernd schritt der Fußballer seinem Spiegelbild eine Grimasse und verließ rasch das Bad, bevor ihm noch irgendwelche dämlichen Gedanken kamen. Alleine wenn sein Anführer wüsste, dass er ihn und Oracle im selben Atemzug auch nur in Erwägung gezogen hatte, wäre er schneller tot, als er 'stopp' sagen könnte. Wie gut, dass der nicht in seinen Kopf sehen konnte, ganz im Gegensatz zu Mastermind der... argghhhh! Schon wieder? Am liebsten hätte er seinen Kopf gegen die Wand gehauen, in der Hoffnung, wieder normal oder zumindest wieder Ken-mäßig zu werden. Nachdenklich auf seiner Unterlippe herumkauend wanderte er die Treppe hinunter, von dort aus durch die Verbindungstür in den Laden und ins Gewächshaus. Hier hatte er meistens seine Ruhe und die Blumen beruhigten ihn eigentlich immer. Er schnappte sich eine Gießkanne, füllte sie und fing an, die Pflanzen zu wässern. Yohji hatte heute Morgen ja nur die im Verkaufsraum übernommen, das hier war seine Aufgabe und er machte sie gerne. Doch heute wollte sich die ersehnte Ausgeglichenheit, die er sonst hier immer verspürte, einfach nicht einstellen. Er fühlte sich aufgekratzt wie schon lange nicht mehr, wenn er ehrlich war, eigentlich schon den ganzen Mittag lang. Wurde wirklich Zeit, dass er wieder etwas Energie abbauen konnte. Am besten er joggte zum Park, anstatt sein Motorrad zu nehmen. Das würde sicher helfen. Zufrieden mit dem Ergebnis seiner Überlegungen goss er die Blumen fertig. Von nebenan hörte er, wie der Rollladen geöffnet wurde und die ersten Schreie drangen herein. Konnten die dummen Weiber nicht EIN Mal wegbleiben? Sie kauften doch sowieso nichts, sondern kamen nur, um sie zu begaffen und um zu versuchen, sie irgendwie unauffällig anfassen zu können. Nur an Aya trauten sie sich nicht ran, obwohl man zu deutlich sehen konnte, wie sehr es ihnen in den Fingern juckte, herauszufinden, ob seine roten Haare echt waren. Ken unterdrückte ein schadenfrohes Grinsen. Manchmal war es doch gut, nur Durchschnitt zu sein. Seine Haare und Augen waren zwar heller, als eigentlich bei Japanern üblich, aber lange nicht so auffällig wie die der Anderen. Yohji legte es ja darauf an, beachtet zu werden und sein Äußeres kam dem wirklich entgegen, aber ihren Leader und ihr Chibi schien das eher zu stören. Um ihn selbst wurde zwar auch etwas Wirbel gemacht aber lange nicht so viel, dachte er zumindest. Vielleicht fiel es ihm ja auch einfach nur nicht auf, oder er hatte sich inzwischen daran gewöhnt, aber eigentlich wusste er ja, warum weniger der Gören auf ihn flogen als auf seine Kollegen. Er war eben einfach nicht so attraktiv, eine Tatsache, mit der er sich schon länger abgefunden hatte. Daran konnte er eben nichts ändern, sein Gesicht war, wie es war, normal und langweilig, genau wie die braune Farbe seiner Haare und Augen. Nichts besonderes, nichts Außergewöhnliches. Sicher, er könnte bei beiden helfen, sei es nun mit Tönung oder mit Kontaktlinsen, doch wozu? Er würde sich darin ohnehin nicht wohlfühlen, noch mehr wie jemand, der eigentlich nur eine Rolle spielte, noch weniger würde er, er selbst sein können als im Moment. Verkleiden konnte sich jeder, aber deswegen fand man noch lange keine Anerkennung bei seinen Mitmenschen, nicht zwangsläufig jedenfalls. Er hatte eben einfach nicht Yohjis Charme oder Ayas kühle Eleganz und so zum knuddeln wie Omi war er schon lange nicht mehr. Ihm genügte es, wenn die Kinder im Park ihn mit leuchtenden Augen ansahen, weil er mit ihnen spielte, ihnen etwas beibrachte, sich einfach um sie kümmerte, denn viele Eltern taten es nicht. Es musste einfach genügen, mehr konnte er nicht erwarten und es war ja ein schönes Gefühl, wenn man wenigstens ein bisschen gebraucht wurde. Mit etwas wehmütigem Gesichtsausdruck wässerte er die letzten Töpfe und stellte die Gießkanne an ihren Platz, bevor er sich einen Lappen nahm und das, was er verschüttet hatte, wieder aufwischte. Das Einzige was er sich wirklich wünschte, was in seinem Leben fehlte, war eine Person, an die er sich lehnen konnte, mit der er über alles sprechen konnte, seine Ängste, seine Zweifel seine Vergangenheit, sogar seinen Job. Natürlich könnte er das auch mit Omi, immerhin war er ja sein bester Freund, aber der Kleine würde ihn nicht verstehen. Er war manchmal noch so jung, trotz seiner Tätigkeit als Killer und seiner eigenen Vergangenheit. Der Junge würde ihm zuhören, ihn nicht unterrechen, aber einen Rat oder Hilfe konnte er ihm nicht geben. Er wollte keinen Freund, er wollte... ja r wollte jemanden, der ihn... lieben konnte, den er lieben konnte, ohne erneuten verrat fürchten zu müssen. Aber wo gab es so jemanden schon. Erstens hielt es sowieso nie jemand lange mit ihm aus, er hatte ja auch nichts zu bieten, nicht einmal gutes Aussehen und zweitens ging alles früher oder später einmal in die Brüche, das konnte man eben nicht ändern. Er verließ das Gewächshaus und schaltete wieder um auf den Ken, den alle kannten, den lauten Tollpatsch, der gerne lachte. Nicht, dass er das nicht wirklich gerne tat, aber gerade im Moment war ihm so gar nicht danach. Kaum dass er den eigentlichen Laden betreten hatte, schallte ihm auch schon vielstimmiges Gekreische entgegen, das ihn beinahe einen Schritt zurücktaumeln ließ. Waren die Mädchen heute extrem laut oder lag es nur an seiner seltsamen Stimmung, dass er den Lärm so intensiv wahrnahm? Er ließ den Blick durch den kleinen Raum schweifen, erblickte Aya hinter der Kasse, der die wenigen, zahlenden Kunden bediente und sich gleichzeitig die Schulmädchen mit eisigen Blicken vom Leib hielt, Yohji, der wie immer an einer Wand lehnte und in bester Playboy-Manier mit einer erwachsenen Frau flirtete und Omi, der in einer Traube von Gestalten in Schuluniformen beinahe unterging. Ein echtes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, während er sich seine Verkaufsschürze umband und dann zur Rettung seines besten Freundes eilte, der im Moment kaum noch richtig atmen zu können schien, so sehr bedrängten ihn die Mädchen. Als ihn die Weiber entdeckten, schallte ihm ein 'Keeeen-kuuuuun!' entgegen und am liebsten wäre er sofort wieder geflüchtet. Doch er blieb, bediente und beriet geduldig, ertrug das Getatsche und das Gezerre wie immer. Hier hatte er seinen Hitzkopf recht gut unter Kontrolle, die Gören konnten ja nichts dafür, dass sie so nervig und dumm waren. Die Zeit verging erstaunlich schnell und doch war er froh, als er endlich gehen durfte. In einem unbeobachteten Moment schlich er sich aus dem Laden, nachdem Aya ihm erlaubend zugenickt hatte, verkrümelte sich in ihren Wohnbereich und gönnte sich erst mal ein Glas Cola. Manchmal war selbst dieser Job Schwerstarbeit. Seine Laune hob sich etwas, als er die Treppe hoch in sein Zimmer sprintete, sich rasch umzog und seinen Fußball schnappte, ihn in seinen Rucksack stopfte. Wieder unten, nahm er noch die Colaflasche aus der Küche mit, ließ sie zu dem runden Leder verschwinden, vergaß natürlich, seinen Schlüssel einzupacken und war schon aus der Türe raus in Richtung Park, bevor am ende noch jemand auf die Idee kommen konnte, ihn aufzuhalten. Er musste über zwei Zäune und eine Mauer klettern, aber das war immer noch besser, als den Weg vorne am Koneko entlang zu nehmen und den Weibern in die Arme zu laufen, die sich dann vielleicht noch an ihn kletteten. Er wollte jetzt seine Ruhe und nicht 'Ken-kun' sein! In gleichmäßigem Laufschritt joggte er die Straßen entlang. Das tat wirklich gut! Die Luft hier in der Stadt war zwar nicht wirklich frisch, aber die Bewegung weckte seine Lebensgeister und beruhigte ihn durch die Gleichmäßigkeit gleichzeitig. Und seiner Kondition schadete es ganz sicher auch nicht, wenn er sich mal wieder etwas mehr anstrengte, als sonst. Gut, er war körperlich wirklich fit, ganz ohne Trainingsstudios, Gewichtheben oder sonstige Foltermethoden, aber andererseits hätte er in seinem Job wohl kaum so lange überlebt, wenn er es nicht wäre. Frei schwebten seine Gedanken durch den Kopf, als er sich bewusst nur auf das Laufen konzentrierte, nichts bedrückte ihn mehr, nichts hatte mehr Bedeutung, außer immer weiter einen Fuß vor den anderen zu setzen. Am liebsten hätte er ewig so weitergemacht, nicht denken, nur fühlen, atmen, doch viel zu schnell war er am Park angekommen. Die geschotterten Wege federten besser als der harte Asphalt der Straßen zuvor, aber hier war auch die Gefahr größer, auszurutschen, weswegen er sich auf den Untergrund konzentrieren musste. Schon war die Fußballwiese mit den beiden Toren in sich, auf der sich bereits einige Kinder tummelten. Ken rannte etwas schneller, um zu ihnen zu gelangen und wurde sofort mit großem Hallo begrüßt. Für eine Weile verschwanden alle trüben Gedanken, alle verwirrten Gefühle und er gestattete sich für ein paar Stunden, einfach nur glücklich zu sein und mit seinen Schützlingen zu toben. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Seine Füße hatten ihn hierher getragen... was wollte er hier? Hier war er doch sonst nicht, er kannte niemanden, wollte niemanden treffen. Zu viele Leute, zu laut, zu voll. Er hatte gar nicht bemerkt, wie viel Zeit bereits vergangen war, sollte es ihn interessieren? Vielleicht... wurde er erwartet? Nein, sicher nicht, es war noch nicht dunkel. Nagi blinzelte in die Nachmittagssonne und schien erst jetzt, als er am Eingang zu einem Park stand, wieder in die Realität zu finden. War er wirklich so sehr in seine Gedanken vertieft gewesen? Anscheinend. Normalerweise mied er solche Orte wie die Pest, denn die vielen Menschen, die sich hier aufhielten, lachten, grölten, sich vergnügten, nicht selten auch stritten und sich sogar prügelten, verursachten ein unangenehmes Gefühl in seiner Magengegend. Doch dann sah er sich achselzuckend um. Wenn er schon mal hier war, konnte er auch genauso gut ein wenig durch die grünen Flächen spazieren, er hatte ja ohnehin nichts Besseres zu tun. Den Blick richtete sich fest auf den Boden, ab und zu kickte er einen der Kiesel von sich her, verlor ihn aber schnell aus den Augen, wenn er sich nicht darauf konzentrierte. Schon jetzt ging ihm der Lärm, das Lachen auf die Nerven. Am liebsten hätte er sofort wieder umgedreht, wäre nach hause gelaufen, um sich in seinem wunderbar stillen Zimmer zu vergraben. Aber er wollte im Moment nicht zu viel nachdenken und dazu wäre es zwangsläufig gekommen, hier hatte er immerhin etwas Ablenkung, auch wenn es unangenehm war. Er vergrub die Hände tief in den Taschen seiner Schuluniform, die er immer noch anhatte. Warum, wusste er eigentlich nicht recht, er hatte sie eben einfach nicht ausgezogen, das machte er selten. Ihn sah ja sowieso niemand, warum sollte er da extra die Kleidung wechseln? Außerdem meinte Brad, dass dieses Ding unauffällig wäre. Das er nicht lachte! Er sah hier niemanden, der keine Freizeitkleidung trug! Und wie er auffiel! Er bemerkte die Blicke, die ihm folgten sehr wohl, entschied aber, sie zu ignorieren und einfach weiter die hochinteressanten Kiesel unter seinen Füßen zu betrachten. Eine ganze Weile wanderte er ziellos durch das weitläufige Parkgelände, ohne einen Blick für seine Umgebung, immer noch tief in Gedanken versunken, als er plötzlich Kindergeschrei links von sich wahrnahm, das lauter war, als die bisherigen Geräusche. Er hob den Kopf um zu sehen, warum die Gören denn so plärrten und erkannte, dass er am Rande eines Fußballfeldes stand. Etwa fünfzehn mehr oder weniger kleine Gestalten rannten darauf hin und her, immer dem schwarz-weißen Ball nach, den sie mehr oder weniger geschickt vor sich hertrieben. Nagis Gesicht verzog sich angewidert. Ihm war Sport jeder Art verhasst, insbesondere der Schulsport. Für einen schmächtigen Jungen wie ihn war es schwierig genug, sich normal in der Schule zu behaupten, doch die Sportstunde war praktisch ein Freibrief für alle, ihn zu schubsen, zu knuffen, zu treten und Fußball stand auf seiner Hass-Liste ganz weit oben. Seit er das letzte mal einen Spikes bewehrten Schuh ans ungeschützte Schienbein bekommen hatte, weigerte er sich strikt, noch mal zu spielen, egal, wie schlecht die Note dafür ausfiel. Da war selbst der Stress mit Brad erträglicher. Mal ganz abgesehen davon, dass er es sinnlos fand, wenn zwanzig erwachsene Leute auf einem Rasen einem runden Stück Leder hinterher rannten und versuchten, es an zwei Leuten vorbei in ein Netz zu bringen. Aber jedem das seine. Er wollte schon weitergehen, als sein Blick plötzlich auf eine größere Person inmitten der Kinder fiel. Ein braunhaariger Mann, nicht besonders groß, kräftig gebaut, analysierte sein Gehirn. Ein unauffälliger Typ, beinahe hätte Nagi ihn sogar übersehen, so perfekt passte er sich in die Gruppe Jüngerer ein, als gehöre er da hin. Aber etwas an seinen Bewegungen kam dem Jungen vage vertraut vor, so als wüsste er, wen er vor sich hatte, nur das passende Gesicht dazu fehlte. Er beschloss, dass es nichts ausmachte, ob er noch ein paar Minuten blieb oder nicht, denn er wollte herausfinden, wer der Fremde war. Er blieb am Spielfeldrand stehen und beobachtete ihn aufmerksam. Sein Killerinstinkt meldete ihm etwas Vertrautes an der Art, wie der Andere rannte, sprang, mit den Armen wedelte, wenn die Kinder etwas nicht nach seinen Vorstellungen taten. Seine Stimme konnte er nicht hören, dafür war er zu weit weg, nur ab und zu trieben ein paar unzusammenhängende Wortfetzen zu ihm herüber. Die Stirn des Hackers runzelte sich, als er angestrengt nachdachte. Der Mann war offensichtlich eine Art Trainer und er war sich ziemlich sicher, dass er keine solche Person in seinem Bekanntenkreis hatte, woher also.... In diesem Moment drehte sich der 'Trainer' um und Nagi konnte in das fröhlich lachende Gesicht von Siberian blicken. Vor Schreck blieb ihm beinahe die Luft weg und er stolperte zwei Schritte rückwärts. Von allen Menschen, die er in diesem dreimal verfluchten Park, in den er nicht hatte gehen wollen, auf diesem Fußballfeld, das er nicht angesteuert hatte, treffen konnte, musste es natürlich ausgerechnet einer seiner Erzfeinde sein, mitten am helllichten Tag, in einer Gruppe von Kindern, so dass Nagi nicht einmal gegen ihn vorgehen konnte. Wenn er dem Weiß schon begegnen musste, konnte das nicht wenigstens in einer dunklen Gasse sein, in der er mit dem Anderen kurzen Prozess machte? Nein, es musste ja hier sein! Sein Tag konnte ab jetzt ja nur noch besser werden, schlechter ging es nicht mehr. Definitiv nicht. Oder? Noch hatte Hidaka ihn nicht bemerkt, aber was nicht war, konnte ja noch werden. Warum stand er also wie festgewachsen hier herum und starrte den Feind immer noch perplex an? Er war doch sonst nicht so furchtbar langsam! Sein Hirn gab seinen Muskeln den Befehl zum Bewegen, doch nichts rührte sich. Er war noch immer fasziniert, einen Killer, jemanden, der Menschen für Geld tötete, in einer Kindergruppe zu sehen. Und das ganz offensichtlich freiwillig. Nicht nur das, es schien ihm auch noch Spaß zu machen, dem glücklichen Gesicht zu urteilen. Vielleicht war es das, was Nagi so sehr irritierte. Wann hatte er das letzte Mal gelächelt? Nicht dieses kleine Lächeln, das er manchmal seinen Kollegen schenkte, sonder so ein offenes, zufriedenes, glückliches Lächeln, wie es gerade auf Siberians Gesicht lag. Durften Killer überhaupt lächeln? Das sie es noch konnten, sah man ja, aber war die Schuld, die sie jedes Mal auf sich luden nicht viel zu groß? Nagi schüttelte den Kopf, wandte den Blick aber nicht ab. Er wollte sich keine Gedanken über den Feind machen, keinen Einzigen und trotzdem tat er es. Er machte sich doch sonst auch keinen Kopf um andere Menschen, am allerwenigsten um die, die ohnehin auf der falschen Seite des Lebens und damit auf ihrer Abschussliste standen. Einmal, nur ein einziges Mal hatte er es gewagt, sein Herz an eine andere Person zu hängen und er hatte es bitter bereut. Sicher, er mochte seine Kollegen und Freunde, seine Familie und er würde alles für sie tun, doch das war etwas Anderes. Bei ihnen konnte man sicher sein, dass sie nicht so bald sterben würden, trotz ihres gefährlichen Jobs. Und bei ihnen wusste er, dass seine Zuneigung auf Gegenseitigkeit beruhte, auch wenn sie es so gut wie nie, oder nur in winzig kleinen Gesten zeigten. Seine Konzentration richtete sich wieder auf seinen Gegner, der ihm inzwischen ein ganzes Stück näher gekommen war, ihn aber offenbar immer noch nicht bemerkt hatte. Verächtlich zogen sich die Mundwinkel des Jungen nach unten. Wie konnte man nur so nachlässig sein und den Feind am Spielfeldrand nicht bemerken. Doch dann schalt er sich selbst einen Narren. War er nicht selbst gerade so in Gedanken versunken gewesen, dass er noch nicht einmal bemerkt hatte, wohin er gelaufen war? Ein schöner Killer! Er sollte lieber machen, dass er verschwand, bevor Siberian sich seiner Anwesenheit doch noch bewusst wurde. In diesem Moment drehte sich Ken, der schon gefährlich nahe war, aber bisher mit dem Rücken zu ihm gestanden hatte um, dunkelblaue Augen trafen auf Haselnussbraune und beide erstarren mitten in der Bewegung. Auf einen Schlag war das freie Lächeln aus dem Gesicht des Fußballers gewischt. Er hatte sich schon die ganze Zeit beobachtet gefühlt, was ihn allerdings nicht weiter störte, denn das kam öfter vor. Er hätte niemals vermutet, dass Schwarz so weit ging und ihn schon am helllichten Tage suchte. Die Begegnung am Morgen mit Crawford ließ er mal außen vor, die war wohl wirklich Zufall gewesen... oder? Auf einmal war er sich da nicht mehr so sicher. Nagi blinzelte leicht, achtete allerdings darauf, dass sich keine Regung in seinem Gesicht abzeichnete. Fast einen winzig kurzen Moment spürte er Bedauern, als er sah, wie sich sein Feind verspannte, unwillkürlich eine abwehrende Haltung einnahm und wahrscheinlich auf einen Angriff wartet. Aber auch wirklich nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann kehrte sein Hass auf den Anderen zurück. Ken ließ die Kinder stehen und kam etwas steifbeinig auf den Jüngeren zu. Auch sein Gesicht hatte sich in eine nichts sagende Oberfläche verwandelt, einzig seine Augen loderten, zeugten von seinem mühsam unterdrückten Temperament. Knapp vor dem kleineren Jungen blieb er stehen. "Ist Takatori so weit gestiegen, dass er seine Ratten schon am Tag losschicken kann? Was willst du, Schwarz? Mich töten? Bitte sehr..." Er breitete die Arme aus, bot seine ungeschützte Brust an. "Ich kann mich nicht wehren, ich hab noch nicht mal eine Waffe dabei..." Im Augenblick verspürte er nur Hass, dass ihm nun auch noch die wenigen Stunden, in denen er einfach abschalten konnte, an nichts denken musste, dass mit dem Job zu tun hatte, genommen wurden. Wie konnte Schwarz es nur wagen? Die Augen des Kleineren weiteten sich für einen kurzen Moment. Glaubte dieser Depp denn wirklich, dass er, ausgerechnet ER in die Öffentlichkeit ging, um Weiß zu beseitigen? Wenn, dann hätten sie ja wohl Schuldig geschickt, der konnte so was wenigstens absolut unauffällig machen, in dem er einfach das Hirn des Betreffenden 'ausknipste', wir er immer so schön sagte. "Nein.... ich..." Er wusste nicht wirklich, was er sagen sollte und trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Siberian kam ihm viel bedrohlicher vor, als sonst, zumal er ja wusste, dass er seine Kräfte auf keinen Fall einsetzen durfte, wenn ein Außenstehender es mitbekommen konnte und davon gab es hier nun wirklich mehr als genug. Kens Haltung entspannte sich etwas. "Was willst du dann?", fragte er misstrauisch. Er traute dem Braten kein bisschen. Das konnte doch kein Zufall sein, dass sie Schwarz sonst nur ab und zu bei Missionen über den weg liefen und heute begegnete er zwei von ihnen am gleichen Tag und dann auch noch privat, privater ging es ja schon fast nicht mehr. Sein Blick glitt musternd über Prodigy. Ok, der Kleine sah wirklich nicht so aus, als würde er gerade einen Auftrag ausführen, mehr so, als käme er gerade aus der Schule. Ob das nur Tarnung war? Oder ging er wirklich da hin? Dass der Junge die gleiche Schuluniform trug, in die auch der Weiß-Jüngste jeden Morgen schlüpfte, fiel ihm natürlich nicht auf, er hatte jetzt ganz andere Probleme. Nagi fühlte sich unwohl, als würde ihn der Blick aus den braunen Augen sezieren. Schnell fand er wieder zu seiner unbeteiligten Miene zurück und zuckte gleichgültig die Schultern. "Ich weiß zwar nicht, was es dich angeht, Weiß, aber ich war spazieren. Was dagegen?" Jetzt klang er wieder selbstsicher, fast gelangweilt, so als ginge ihn das alles gar nichts an. Ken setzte gerade an, etwas Entsprechendes zu sagen, als plötzlich die Kindergruppe, die bis jetzt mehr oder weniger geduldig mit einigem Abstand gewartet hatte, sich um sie scharte. "Keeenn-kun! Wir wollen weiterspielen!", maulten die Kleinen und sahen die Älteren aus riesengroßen Augen an, bei denen zumindest der Fußballer absolut schwach wurde. "Ist schon gut, ich komme... wir haben uns nichts mehr zu sagen..." Damit drehte er sich um und ließ Nagi einfach stehen, sich nicht weiter darum kümmernd, ob der Schwarz nun da war oder nicht. Er hatte seine freien Stunden und die wollte er gefälligst genießen und damit basta! Nagi blies beinahe die backen auf, vor Empörung, konnte sich aber gerade noch von dieser kindischen Reaktion zurückhalten. Was bildete sich dieser Drecksack eigentlich ein? Er war Schwarz, er war der Feind und dieser, dieser... der ließ ihn einfach so stehen! AM liebsten hätte er ihn ungespitzt und den Bode gerammt, wohlgemerkt mit dem Gesicht voraus. Plötzlich zupfte etwas an seinem Ärmel. Er sah nach unten und blickt in die großen Augen eines Jungen, vielleicht acht Jahre alt und sehr zierlich. Nagi blinzelte ein paar Mal. Fast wäre ihm ein erstaunter Ausruf entflohen. Der Kleine da wirkte beinahe wie er selbst in diesem Alter. Doch im Gegensatz zu ihm selbst, zierte ein breites Grinsen das Gesicht des Knirpses. "Willsu nich mitsbielen?" Er lächelte noch breiter, so dass man die große Zahnlücke, die das Lispeln verursachte, auch gut sehen konnte. Nagi zuckte abweisend die Schultern. "Ich kann nicht Fußballspielen...", versuchte er das Kind abzuwimmeln. Der Junge imitierte seine Geste. "Iss auch nißt...", antwortete er dann, als wäre es das normalste der Welt."Machd aba nißts... die andern sin gans liep und Ken-kun paßt auf, dass nikß paßiert...." Der Zwerg bemühte sich ganz offensichtlich, Nagis Ängste aus dem Weg zu schaffen und ergriff vertrauensvoll die Hand des älteren Jungen. "Komm iss gans einfach!", behauptete er gut gelaunt, und fing einfach an, an dem zugehörigen Körper zu ziehen. Nagi musste wohl oder übel mitkommen, wenn er sich nicht mit Gewalt losmachen wollte, denn der Kleine hatte erstaunlich viel Kraft in den Fingerchen. In ihm sträubte sich alles dagegen, zu seinem Feind geschleppt zu werden und dann auch noch in dieser Situation, die er aus dem Sportunterricht in der Schule ja kannte. Siberian würde jede Gelegenheit nutzen, um ihn zu verletzen, da war er sich sicher, er würde es ja nicht anders machen, wäre er in der Lage dazu. Unglücklicherweise war er nicht nur ein ganzes Stück kleiner als der Andere, sondern ohne seine Telekinese auch kräftemäßig hoffnungslos unterlegen. So gut es ging, wehrte er sich und doch konnte er es nicht verhindern, dass er innerhalb von Sekunden komplett von Kindern umringt war, die ihn alle bestaunten und anfassten, Fragen stellten wie: "Wer bist du?", "Wie heißt du?" oder "Spielst du auch mit?" Und doch fühlte er sich nicht so unwohl wie auf dem Kindergeburtstag, denn die Kinder hier waren wesentlich besser erzogen, zerrten nicht an ihm oder versuchten nicht, ihn zu kneifen oder zu treten. Noch nicht. Eigentlich war die Bande ja auch ganz goldig, aber zeigen oder zugeben würde er das noch nicht einmal unter Folter. Der Junge, der noch immer seine Hand umklammert hielt, schleifte ihn weiter mit und jetzt halfen auch die anderen, so dass es für Nagi kein Entkommen mehr gab, bis schließlich Ken darauf aufmerksam wurde, dass fast alle seine Schützlinge anderweitig beschäftigt zu sein schienen. Die braunen Augen des Fußballers blitzten einen Moment amüsiert auf, als er seinen Feind so ganz offensichtlich hilflos in der Kindertraube stehen sah, denn der sah nicht gerade so aus, als wäre er freiwillig hier. Es wunderte den Weiß nur, warum der Kerl es einfach mit sich machen ließ und nicht seine Kräfte einsetzte, denn dann wäre er innerhalb von Sekunden frei. Anscheinend hielt ihn irgendetwas zurück, was auch eine Erklärung dafür wäre, warum er selbst noch lebte und nicht schon längst zerquetscht am Boden lag. Ob es die Kinder waren, die Prodigy davon abhielten? Oder war es die Öffentlichkeit, konnte Takatori es sich doch nicht leisten, so viel Aufmerksamkeit auf seine ach so blütenweiße Weste zu lenken? Wie auch immer, er hatte jetzt jedenfalls ein Problem, denn er kannte seine Kleinen gut genug um zu wissen, dass sie den Jungen nicht mehr so schnell aus ihren Fängen lassen würden. Allen voran Kenshi, der die Hand des Fremden festhielt. Stolz präsentierte er seinen Fund. "Schau ma, Ken-kun... er will auch mitsbielen!", verkündete er lauthals und die anderen Kinder stimmten ein freudiges Gejohle an. Mitspieler, besonders neue, denen man vorführen konnte, was man schon alles gelernt hatte, waren hier immer gerne gesehen. Auch dass Nagi bei dieser Aussage wie wild den Kopf schüttelte, tat der Aufregung keinen Abbruch, es wurde ganz einfach ignoriert. Ken überlegte einen Moment, ob er dem nicht Einhalt gebieten sollte, doch dann zuckte er nur die Schultern. Geschah dem Schwarz ganz recht! "Also dann... wollen wir weiter machen?" Vielstimmiges Quietschen und sofort stoben die Racker auseinander, alle auf der Suche nach den Bällen, die verwaist im Gras lagen. Kenshi dachte gar nicht daran, sein neues Opfer so schnell aus den Fängen zu lassen und achtete darauf, dass Nagi auch ja in seiner Nähe blieb. Seufzend ergab sich der jüngste Schwarz in sein Schicksal und erwartete seinen Untergang. Was anderes konnte es ja nicht werden, wenn man versuchte, Nagi Naoe und Sport miteinander zu vereinbaren, dass war, wie wenn man Öl in Feuer goss. Der Kleine, der ihn mitgezerrt hatte, kümmerte sich auch wirklich rührend um ihn und spielte ihm unermüdlich Bälle zu, die er allerdings mehr schlecht als recht annehmen konnte. Zusätzlich war er durch seine unpassende Kleidung noch behindert. Irgendwann riss auf Kenshi dann der Geduldsfaden und er rief laut nach seinem Trainer, der sich bisher noch nicht hatte blicken lassen. "Keeen-kun! Kommßtu mal?" Nagi zuckte zusammen. Während der letzten halben Stunde hatte ihn der Weiß keines Blickes gewürdigt, hatte sich ausschließlich mit den anderen Kindern beschäftigt und ihn komplett links liegen lassen, was ihn zugegebener Maßen schon erstaunt, aber aus gegebenem Anlass auch nicht weiter gestört hatte. Und jetzt sollte der auch noch herkommen?! Und wie er das tat, keine zwei Minuten später kam er schon angetrabt. "Was gibt's denn, Kenshi?" Nagi ignorierte er weiterhin. Der Junge sah treuherzig von einem zum andern. "Er kann dass nißt... kannßtu helfn?" Wer konnte so einem Blick aus Kinderaugen schon widerstehen? Ken konnte es jedenfalls nicht. Er maß Prodigy mit einem kalten Blick, sagte aber nichts weiter, sondern nickte nur. "Dafür bin ich ja da..." Er bemühte sich wirklich, den Jüngeren wie jeden anderen seiner Schützlinge zu behandeln, auch wenn es ihm nicht leicht fiel, da der Hass in ihm brodelte und kurz vor dem Überkochen war. "Lass mal sehn, was du kannst... wie heißt du noch gleich?" Er grinste ein klein bisschen gemein. Zumindest erfuhr er so gleich noch den Namen eines weiteren Schwarz. Hoffentlich hatte der nicht auch so einen, den man nicht aussprechen konnte. Aber der Kleine sah ziemlich japanisch aus, es war also kaum zu erwarten, dass er einen ausländischen Namen trug... allerdings wusste man bei Schwarz ja nie, die hatten ja auch einen Amerikaner als Anführer! Nagi schluckte einen Moment sichtbar und wand sich unter der Frage. Längst hatte er sich nicht mehr so im Griff wie sonst, diese Situation war einfach zu verwirrend für ihn. noch nie hatte ihn jemand aufgefordert, irgendwo mitzumachen und sei es nur ein kleiner Junge, der mit ihm Fußball spielen wollte. Auch dass die anderen Kinder sofort darauf eingegangen und ihn begeistert aufgenommen hatten, obwohl sie ihn noch nie gesehen hatten, wollte ihm nicht so recht plausibel erscheinen und er wusste noch nicht so genau, ob er das mochte, oder nicht. "Ich... mein Name ist... Nagi...", antwortete er schließlich etwas stockend. Er konnte ja schlecht mit seinem Nachnamen ankommen und so viel würde der Weiß schon nicht damit anfangen können, dafür waren die Hackerbarrieren um ihre persönlichen Daten einfach zu gut. Er wusste schließlich, worauf er zu achten hatte. Ken sah sein Gegenüber nur einen Moment lang stumm an, bevor er nickte. "Nagi also...", antwortete er ohne Wertung in der Stimme und rührte sich schließlich, als Kenshi ungeduldig an seinem Shirt zupfte. "Na komm, zeig mal, was du kannst..." Er spielte Nagi den Ball zu, der etwas überrascht war über den plötzlichen Stimmungswechsel, jedoch versuchte, das Leder irgendwie dazu zu bringen, dass zu tun, was er wollte. Nicht dass es ihm gelungen wäre. Ken grinste ein wenig. Das hier war also etwas, was sein Erzfeind nicht beherrschte und irgendwie gab ihm das ein verflucht gutes Gefühl, denn sonst waren immer sie diejenigen, die gegen die übernatürlichen Kräfte ihrer Gegner machtlos waren. Aber dies war ein der wenigen Dinge die ER konnte und darauf war er sogar etwas stolz. "Nein, nein... langsamer, lass den Ball zu dir kommen und brems ihn dann mit der Innenkante deines Fußes... versuch's gleich noch mal!" Wieder wurde ein Ball zu dem Jüngeren gespielt und diesmal klappte es schon besser, als er den Rat des Trainers beherzigte. "Und gleich noch mal..." Nagi war überrascht, wie gut das ging. Und noch machte Ken keine Anstalten ihn in irgendeiner Weise zu foulen oder ihn zu behindern. Geduldig spielte er ihm die Bälle zu und verbesserte ihn, ohne einmal laut zu werden oder ihn anzufahren und dass, obwohl er sich wirklich nicht sehr geschickt anstellte. Nach und nach kamen auch die anderen Kinder dazu und die Runde, in der der Ball gespielt wurde, erweiterte sich. Nagi schaltete irgendwann sein Gewissen, dass er hier mit seinem Feind spielte aus und beteiligte sich ebenfalls aktiv. Er mochte es zwar nicht gerne zugeben, aber das machte dann doch Spaß, vor allem, in die lachenden Gesichter der Kleinen zu sehen. Ein wenig schien es fast, als würde ihre Fröhlichkeit auf ihn übergehen, ihn erfüllen und seine Laune heben. Als Ken schließlich das Training für beendet erklärte, hatte er zwar geschwitzt und seine Schuluniform hatte mehr als einen Grasfleck, aber für die einzige Verletzung, eine Prellung am linken Knie, war er selbst verantwortlich, da er gestolpert war. Die Kinder zerstreuten sich und Ken sah ihnen lächelnd hinterher. Sein Blick fiel auf den Braunhaarigen Jungen, der nun wieder am Spielfeldrand stand. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er gesagt, dass dessen Gesichtsausdruck beinahe wehmütig war. Aber das bildete er sich sicher nur ein, immerhin war der Kleine ja ein Schwarz, auch wenn er selbst noch ein Kind war. Der Fußballer nahm seinen Rucksack, klemmte sich den Ball unter den Arm und gab sich dann einen Ruck, ging zu seinem Gegner hinüber. Er hatte heute Morgen schon mit einem Feind eine Einigung erreicht, warum nicht auch noch mit einem Zweiten? Und der Junge sah so furchtbar verloren aus, wie er da stand, mit den Händen in den Taschen seiner Uniform, die Schultern etwas hochgezogen und den anderen Kindern hinterher blickend. Diesen Eindruck konnte er auch nicht abschütteln, indem er sich die Bilder der Opfer vor Augen führte, die der Junge schon auf dem Gewissen hatte: mit verrenkten Glieder daliegende Leiber, äußerlich keine Verletzung aber so ziemlich jeden Knochen im Leib gebrochen. Nagi hob den Blick, als er die Präsenz des anderen nahe bei sich fühlte. Sein Blick wurde augenblicklich wieder ausdruckslos und stahlhart, wie man es von ihm gewohnt war, durch für einen kurzen Augenblick hatte Ken die Traurigkeit und Wehmut darin gesehen. "Was willst du Weiß?" fragte er abweisend und trat einen Schritt zurück um mehr Abstand zwischen ihre Körper zu bringen. Die Nähe behagte ihm ganz und gar nicht. Ken zuckte die Schultern. "Keine Ahnung", antwortete er wahrheitsgemäß. Er wusste nicht warum, aber der Junge tat ihm leid. Er machte nicht den Eindruck, als wäre er so fröhlich wie Omi, ganz und gar nicht. Er wirkte kühl, introvertiert und die Aura der Unnahbarkeit umgab ihn fast greifbar. Es musste ein einsames Leben sein, das er führte. Der Fußballer spürte, dass er den Kleinen nicht zu weit treiben durfte, vor allem jetzt, da kaum noch Zeugen um die Wege waren. Die Sonne begann bereits, sich zu senken, was Nagi mit erstaunen bemerkte. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sie so lange gespielt hatten. Die Zeit war wirklich wie im Fluge vergangen und er sollte machen, dass er rechtzeitig zum Abendessen nach Hause kam, bevor Brad oder Farf sich noch Sorgen machten. Die beiden wurden dann immer unausstehlich und darauf konnte er verzichten. Er schüttelte den Kopf und wollte gerade etwas auf Kens dämliche Antwort erwidern, reichlich verspätet zwar, aber immerhin. Doch der Weiß hatte sich schon zum Gehen gewandt und war bereits einige Meter entfernt. Da drehte er sich noch mal um, maß den Jungen mit einem seltsamen Blick. "Wir spielen dreimal die Woche...", meinte er nur drehte sich wieder um, schulterte seinen Rucksack und joggte los in Richtung seines Zuhauses. Nagi stand einen Moment perplex da, gerade noch konnte er verhindern, dass seine Kinnlade nach unten klappte. War das eben ein Angebot gewesen? Es hatte sich beinahe danach angehört. Oder war es eine Falle? Würde das nächste Mal das ganze Team anrücken, um ihn fertig zu machen, wenn er sich nicht wehren konnte? Trotz seiner übernatürlichen Kräfte hatte er gegen vier Profikiller keine Chance, das war ihm klar. Vor allem gegen vier, die ihn bis aufs Blut hassten, was er durchaus verstehen konnte, ihm ging es ja nicht anders, oder? Nachdenklich runzelte er die Stirn und wanderte langsam wieder zurück zur Schwarz-Villa. Hasste er die andere Gruppe wirklich? Ok, sie waren lästig, wenn sie ihnen in die Aufträge reinpfuschten und der Jüngste hatte ihm schon mehr als einmal mit einem geschickt platzierte Computervirus einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber mehr war das doch eigentlich nicht. Zumindest nicht auf den ersten Blick. Ging man tiefer, kam ihm da schon einiges in den Sinn. Weiß war dafür verantwortlich, das Tot... er mochte nicht daran denken. Er hatte das Mädchen trotz, oder vielleicht gerade wegen ihrer Kindlichkeit, ihrer unschuldigen Art gemocht, sehr gemocht. Ja, Tot war ein Grund, Weiß zu hassen. Nicht zufrieden mit dem Ergebnis seiner Gedanken beschleunigte er seine Schritte und beeilte sich nun, nach Hause zu kommen. Er musste nachdenken, in Ruhe in seinem Zimmer, wo ihn niemand ablenkte. Eine Frage, die ganz oben stand war, ob er Siberians Einladung folgen und ein weiteres Mal zum spielen kommen würde. Wenn er ganz ehrlich zu sich war, dann stand die Antwort bereits fest. Lange hatte ihm nichts mehr so Spaß gemacht, wie mit den Kindern über die Wiese zu laufen, auch wenn er den Sinn des ganzen immer noch nicht erfasst hatte. Das Spiel war und blieb bescheuert, aber die Fröhlichkeit der Kleinen hatte etwas Faszinierendes an sich, was ihn gleichzeitig anzog und abstieß. Er war verwirrt, mehr als verwirrt. Und wie bitte sollte er Crawford klar machen, dass er nun dreimal die Woche am Nachmittag verschwinden würde. Eigentlich würde er es nur Farfarello erklären müssen. WENN er noch mal zum spielen ging. Keiner von beiden bemerkte die einsame Gestalt in dem langen schwarzen Mantel, die sie aus dem Schutz einiger Bäume heraus beobachtet hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)