Bittersweet Feelings von CatherineMiller ================================================================================ Ein ganz und gar nicht normaler Morgen -------------------------------------- Autor: CatherineMiller Titel: Bittersweet Feelings Fandom: Weiß Kreuz Kapitel: Ein ganz und gar nicht normaler Morgen Teil: 2/? Pairings: RanxNagi; BradxKen; SchuldigxYohjixSchuldig; FarfxOmi Warnungen: Kleinkind Schuldig XD Danksagung: Vielen Dank an mein Betas emilyheart, Corrychan und takeuchi, die sich fleißig durch meine tausend Tippfehler mühen! Sonstiges: Ein weiteres Danke geht an das Corrychan, der ich diesmal das Küchen-Farf widme (merkt man, dass sie einen Teil der Ideen beisteuert? XDD Vielleicht sollte ich sie als Co-Autor einsetzen XDDDD) "FARFARELLO!!!!!!!" Schuldigs Stimme überschlug sich fast, als er den Namen seines Kollegen durchs Haus brüllte. Er schien ganz kurz vor einem mörderischen Tobsuchtsanfall zu stehen und wenn man sein Gesicht sah, hatte man das Gefühl, das er bereits mitten drin war, denn die Farbe seiner Haut biss sich bereits sehr stark mit dem leuchtenden Orange seiner Haare. Einige mehr als unflätige Flüche folgten, wobei ihm wohl jeder den guten Rat gegeben hätte, wenigstens zwischendurch mal Luft zu holen. Daran dachte er im Moment nämlich gar nicht und so wechselte seine Gesichtsfarbe nach einer Weile zu Lila. Keuchend und schnaufend stand er schließlich im Gang des oberen Stockwerks der Villa Schwarz, während seine grünen Augen nach dem Übeltäter suchten. Wie nicht anders zu erwarten blieb der natürlich verschwunden, was Schuldig selbst durchaus verstehen konnte, niemand setzte sich freiwillig seinem Zorn aus. Selbst seine ärgsten Feinde zitterten vor ihm. Wutschnaubend stürzte er die Treppe hinunter, stolperte über seine eigenen Füße und fing sich gerade noch am Treppengeländer ab. Allerdings hatte er seinen Schwung und seine untere Körperhälfte nicht bedacht, die nun beide von seinem rechten Fuß, beziehungsweise dessen großen Zeh gebremst. Aufjaulend und auf einem Bein hüpfend, sich das verletzte Körperteil haltend war er im unteren Flur gelandet und fluchte sich die Seele aus dem Leib. Der weißhaarige Ire spielte dabei in seinen Ausführungen eine nicht ganz unwesentliche Rolle, was aus der Sicht des Deutschen durchaus verständlich war. Wo war er, der Übeltäter... der Kranke... der Perverse... der Mörder... der IRRE??!!! Das war die Tat eines Wahnsinnigen und überhaupt, solch eine Greultat konnte nicht ungesühnt bleiben, das konnte nicht angehen! Rache... ja er wollte Rache! Blutig wenn möglich... schmerzhaft war ja leider schwer möglich. Sein Blick fiel auf die geschlossene Kellertür. Aha! Da hatte sich die miese, kleine Mörderratte also versteckt. Er sah noch einmal auf den Corpus Delicti in seinen Händen und für einen Augenblick traten ihm Tränchen in die Augen, die im Moment fast vollständig von langen Haaren verdeckt waren. Warum hatte Farfie das nur gemacht? Er hatte ihn doch die letzten Wochen über gar nicht geärgert, war brav einkaufen gegangen, wenn man es von ihm verlangte, hatte auch nur ein ganz kleines bisschen über den Abwasch gemeckert und auch ansonsten war er doch wirklich nicht schlimm gewesen. Warum also, warum nur? Seine armen, armen geliebten Schätzchen, seine Goldstücke! Aber er hätte es wissen müssen! Schon als der Ire urplötzlich verkündet hatte, dass er sich jetzt Hobbies zum Entspannen zulegen würde, hätte er es wissen müssen. Oder spätestens, nachdem Nagis Druckerpapier und seine eigene Nagelschere verschwunden waren und Crawfie sie unheimlich über den Papiermüll aufregte, der sich unglaublich vermehrt hatte. Aber so was... so was... Unglaubliches! So was hatte er doch wahrlich nicht verdient, oder? So schlimm waren die paar Morde, die er schon begangen hatte nun auch wieder nicht! Schniefend, sich aber wieder am Riemen reißend, damit er nicht doch noch in Tränen ausbrach, stieß er die massive Stahltür auf und hüpfte die Treppe hinunter, weil sein Zeh immer noch sehr gemein wehtat. Unten angekommen steuerte er schnurstracks auf die geschlossene 'Zimmertür' des Iren zu, riss diese einfach auf, ohne zu Klopfen. Wer brauchte schon Höflichkeit? Er jedenfalls nicht. Er prallte zurück, als er unverwandt in ein goldenes Auge starrte, das zu einem Gesicht gehörte, welches sich nur drei Millimeter von seinem entfernt befand. Farfarello schien nur auf ihn gewartet zu haben, jedenfalls stand er auf einem Schemel, so dass sie sich auf gleicher Augenhöhe befanden. Für einen Moment war Schuldig absolut sprachlos und gab eine gelungene Fisch-Imitation ab, als er seinen Mund ein paar Mal auf und zu klappte, ohne dass etwas herauskam. Er arbeitete nun schon so lange mit Farf zusammen, doch noch immer konnte der Weißhaarige ihm einen Schreck einjagen, und das, ohne sich auch nur im Geringsten anzustrengen, oder sich auch nur zu bewegen. Er stellte sich einfach auf einen Schemel hinter eine Tür und wartete. Und wie er da auf dem Hocker stand, völlig bewegungslos mit keinerlei Ausdruck auf dem blassen Gesicht. Nur wenn man ganz genau hinsah, konnte man einen Funken Belustigung in dem einzelnen Auge sehn. Schuldigs Wut flammte wieder auf. Wie konnte der es wagen, sich über ihn lustig zu machen! Musste das jetzt unbedingt noch sein? "Warum?" Seine Stimme zitterte ganz deutlich und er packte das Shirt des Kleineren und hob ihn etwas an, so dass er jetzt nur noch auf den Zehenspitzen auf dem Schemel stand. "Warum hast du ihnen das angetan? Sie konnten sich noch nicht mal wehren...du...DU...IRRER!" Das dem Orangehaarigen kein Schaum vorm Mund stand war aber auch schon alles. Farf zuckte nur die Schultern, fand es aber nicht für nötig, sich dazu zu äußern. Interessiert musterte er den aufgelösten Schuldig und machte sich geistig den Vermerk, dass er das nächste Mal einen Fotoapparat herrichten sollte, um diese Augenblicke des Triumphes für die Nachwelt, oder einfach nur sich selbst, festzuhalten. Und wie er seinen Sieg genoss! So sehr wie das Kekschenbacken für Nagi, nein noch viel mehr! Es tat so wunderbar gut, den nervigen Deutschen so zum Verzweifeln zu bringen. Waren das da nicht Tränen in den grünen Augen? Hoffentlich! er beugte sich vor, um besser sehen zu können. Erschrocken wich der Orangehaarige einen Schritt zurück. Was sollte denn das bitteschön? Drehte Farf jetzt ganz ab? Bestimmt hatte der gute Braddy mal wieder über aller Arbeit vergessen, dem Weißhaarigen seine Tabletten zu verpassen. Auf die Idee, dass er da ja auch mal selber mit dran denken könnte, kam er erst gar nicht. Sein Mund verzog sich angewidert. Ok, er war bi, aber erstens wusste dass nur sein Leader, glaubte er zumindest, und zweitens war Farfarello echt nicht sein Typ. Zu... irre... und narbig... und.... irre, ganz eindeutig. Er bevorzugte normalere Personen. Allerdings bezweifelte er auch, dass richtige, zwischenmenschliche Beziehungen in Farfs Gedankenwelt überhaupt vorkamen, wenigstens solche nicht. Der andere schien ja starke Muttergefühle für ihren Chibi zu hegen, aber das konnte sich auch ziemlich schnell wieder ändern. Lag wahrscheinlich eh nur an dem ungetesteten Zeugs, mit dem er von Brad gefüttert wurde. Schuldig wollte gar nicht wissen, wo sein Anführer den Kram her hatte, aber immerhin schien es ja zu wirken. Knurrend verengte er seine Augen und schnappte sich den Irren. Ihn fest am Arm gepackt haltend schleifte er ihn hinter sich her die Kellertreppe hinauf zur Küche, wo Brad garantiert saß und Zeitung las. Und die kleine Plage stopfte wohl diesen schrecklichen amerikanischen Flockenfraß in sich hinein, den sie Cerealien oder Cornflakes oder so nannten. Ein Wunder, das der Zwerg noch keine Tonne war, so wie er den Kram vertilgte. Schu hatte mal aus purer Neugierde auf die Kalorientabelle gesehen und war vor Schreck fast rückwärts umgefallen. Nicht etwa, dass ihm so etwas schmeckte, aber es schadet ja nie, sich zu informieren, falls ihn mal sein Traumtyp auf der Straße ansprach und nach der Kalorienzahl von Cornflakes fragte, nicht wahr? Aber so waren die Amis halt, lebten tierisch ungesund, sah man ja an Brad, der arbeitete sich noch irgendwann zu Tode und dann würde er der Schwarz-Leader werden. Nur mit Mühe überwand er den flüchtigen Anfall von akutem Größenwahn und konzentrierte sich wieder. Das kleine Monster wurde schon genauso wie Crawford. Ein kalter Fisch, lernte sogar fleißig Englisch, diese schreckliche und ganz und gar unnütze Sprache. Deutsch war ja wohl das einzige Wahre, so melodisch und vor allem logisch strukturiert! Warum sah das nur Keiner ein? Wäre doch sehr praktisch, wenn alle Deutsch sprechen würden, oder? Zumindest für ihn selbst. Ohne zu Zögern stieß er die Küchentür auf und blieb schwer atmend, immer noch Farf im Griff habend, im Türstock stehen. "BRAD! CRAWFORD! TU! WAS!" Um seinen Worten etwas mehr Gewicht zu verleihen, setzte er sein bestes Gewittergesicht auf und versuchte es mit dem Deathglare, den er sich von dem rothaarigen Kätzchen abgeschaut hatte. Brad verschluckte sich vor Schreck an seinem Kaffee, als Schuldigs Gebrüll durchs Haus dröhnte und hätte ihn wohl prustend über den Tisch gespuckt, wenn die braune Flüssigkeit nicht wirkungsvoll vom Wirtschaftsteil seiner armen, unschuldigen Zeitung gebremst worden wäre. Diese wurde daraufhin restlos und endgültig in den Zeitungshimmel verfrachtet, wo sie jetzt ganz bestimmt harfespielend auf eine Wolke saß oder im Zeitungschor sang. Missmutig legte er den nassen, tropfenden Fetzen weg und begegnete Nagis Blick. Die sonst so gut wie ausdruckslosen Augen des Jungen schimmerten milde amüsiert und wanderten dann von seinen Frühstücksflocken zu dem Hauseigenen und im Moment ziemlich schmollenden Telepathen, der Farfie ziemlich hart gepackt zu haben schien. Was hatte der wohl angestellt, dass Schuldig so ausrastete? Ok, dazu brauchte es nicht viel, aber so sehr führte er sich dann doch nicht auf. Er hatte sich ja noch nichts dabei gedacht, als der Deutsche im Hausflur herumgeflucht hatte, das tat er schließlich immer, und meistens verstand man es eh nicht, weil es deutsch war. Im Japanischen konnte er es nämlich nicht so gut. Diesmal schien es doch etwas Ernsteres zu sein und obwohl es Nagi niemals zugeben würde, allein, um sein Gesicht der Gleichgültigkeit nicht zu verlieren, war er doch neugierig, denn vielleicht konnte er das ja mal wiederholen, wenn Schu ihm zu sehr auf den Keks gegangen war. Ein Druckmittel in der Hinterhand war ja immer gut. Brad versuchte, sich hinter seinem Brötchen zu verschanzen, das er nun mit aller Hingabe aufschnitt und mit Butter und Marmelade bestrich. Sehr interessant konnte so ein Teigklumpen sein, dass musste er schon sagen. Vielleicht ging der Langhaarige dann ja einfach wieder, wen er ihn einfach ignorierte? Träumen würde er ja noch wenigstens dürfen, oder? "Braaahhhaaa~~aadddd...!!!!!" Es war unüberhörbar, das Schuldig einen Kommentar von ihm erwartete. Herrgott warum hatte er das nur nicht vorausgesehen? Vielleicht, weil in diesem Haushalt einfach NICHTS auch nur annähernd vorhersehbar war? Möglich... ok sehr wahrscheinlich. Brad beendete seine innere Diskussion mit einem barschen "Was?", dass er an Schuldig richtete. "Der hat meine Bandanas kaputtgemacht!", kam auch sogleich die prompte Antwort. Für einen kurzen Moment fragte sich der Schwarz-Leader, ob er sich gestern Abend vielleicht nicht doch in der Tür geirrt hatte und anstatt in einer Villa mit vier Killern, im Kindergarten gelandet war. So abwegig erschien ihm der Gedanke gar nicht, wenn er sich so Schuldigs schmollend vorgeschobene und Farfs trotzig zusammengepresste Lippen anschaute. "Er hat sie im Bad liegen lassen! Einfach so! Die waren einsam!", verteidigte sich der angegriffene Ire und fuchtelte mit seiner nagelneuen Bastelschere mit extra stumpfen Spitzen in der Luft herum, die er erst neulich bekommen hatte, als Nagi ihm seine ganz bösartig und heimtückisch versteckt hatte. Dass es eigentlich Schuldigs Nagelschere gewesen war und der Junge nur sein Druckerpapier beschützen wollte, ließ er mal unter den Tisch fallen. Brad indessen war nahe daran, in Selbstmitleid zu versinken und seinen Job als Babysitter zu quittieren. Von Nagi war auch keine Hilfe zu erwarten, der versteckte sein Grinsen hinter seiner 'Hab-das-Bärchen-lieb'-Kabatasse. Seufzend massierte sich der große Schwarzhaarige die Schläfen und raffte sich schließlich doch auf. "Schuldig, du bist 24 Jahre alt, man sollte meinen, dass du so was auch alleine regeln kannst! Stell dich nicht so an, wegen ein paar Stoffstreifen!" Das war doch nicht zu fassen. Farfarello kicherte irre und schadenfroh in sich hinein. Aber auch er bekam sein Fett weg. "Und du, Farf, bist auch alt genug um meins und deins zu unterscheiden! Du weißt ganz genau, wem die Bandanas gehören, also lass die Finger davon, es gibt genug Papier im Haus..." Man hörte einen keuchenden Laut von Nagi, der sich soeben an seinem Kaba verschluckt hatte. Der Blick, mit dem er seinen Vormund bedachte, konnte man nur als entsetzt und anklagend bezeichnen, denn damit hatte der Hausirre praktisch den Freifahrschein an SEIN Papier. Das konnte Brad doch nicht so einfach machen! Wie sollte er bitte Ausdrucke für Missionen machen, ohne Papier im Drucker? So konnte er einfach nicht arbeiten! Brad benutzte extra den Ton, den gewöhnlich Eltern anschlugen, um mit fünfjährigen Kindern zu reden, er wollte ja schließlich sicher gehen, dass ihn auch beide verstanden und das Gesagte auch speichern konnten. Nagi konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen, was ja schon wirklich untypisch für ihn war, denn trotz seines Entsetzens war es doch eine wirklich lustige Szene, wie Papa Crawford da den Streit zwischen seinen Sprösslingen schlichtete. Das Gesicht seines Anführers verdüsterte sich augenblicklich noch mehr und der Ausdruck wurde noch saurer. "Muss du nicht in die Schule?", giftete sein Vormund schlecht gelaunt, woraufhin der Junge es vorzog, sich lieber im Stillen über das morgendliche Theater zu amüsieren und sein Papier zu verstecken. Er hatte noch eine gute halbe Stunde, bis er los musste und Brad wusste das genauso gut wie er, aber der Ältere brachte es durchaus fertig, ihn früher vor die Tür zu setzen und genau in so einer Stimmung war er gerade. Da verkrümelte er sich lieber und las noch etwas in dem Manga, den er gestern Abend angefangen hatte. Schuldig jammerte noch ein wenig vor sich hin und rauschte schließlich beleidigt ab, um in seinem Zimmer zu schmollen, da es hier ja keinen interessierte und dort ausgiebig und sehr lautstark seine armen verunglimpften Bandanas zu betrauern, die jetzt Brads Zeitung im Himmel Gesellschaft leisteten. Farfarello dagegen setzte sich seelenruhig an den Tisch und legte die Bastelschere mit extra stumpfer Spitze aus der Hand, um nach einem der Brötchen zu greifen und es genüsslich zu sezieren. Er wusste ganz genau, dass seinen Anführer schon beim Zusehen der Appetit verging und irgendwie musste er sich ja schließlich für den entgangen Spaß mit Schuldigs Haarbändern rächen. Und wirklich, wenige Sekunden später stellte der Schwarzhaarige seine Tasse mit einem hörbaren Klirren auf der Untertasse ab und erhob sich beinahe hastig. Es gab eben ein paar Dinge, die sein Magen nicht vertrug und Farfie beim Frühstück zusehen gehörte eindeutig dazu. Er nuschelte noch irgendetwas von 'Arbeitszimmer' und rauschte so schnell davon, dass sein Armani beinahe Falten schlug. Wenig später war auch Nagi verschwunden. Entspannt lehnte sich der zurückgebliebene Irre zurück und wartete geduldig auf den rothaarigen Telepathen. Denn erst, wenn auch dieser seinen Raubzug durch die Küche beendet hatte, gehörte sein Reich wieder ihm und er konnte sich ans Tageswerk machen. Niemand konnte ernsthaft arbeiten, wenn Schuldig zwischendrin herumwuselte, beziehungsweise -fluchte. Farfarello fragte sich manchmal wirklich, wie der Deutsche vierundzwanzig Jahre hatte überleben können, ohne sich größere oder gar lebensgefährliche Verletzungen zuzuziehen, so wie er mit Küchengeräten umging. Gut, dass er das in die Hand genommen hatte, sonst hätte der andere womöglich noch irgendwann die Villa abgefackelt. Obwohl, Crawfords Gesicht wäre sicher interessant gewesen. Aber wie er sich kannte, hätte er dann ganz sicher wieder keinen Foto zur Hand gehabt und dieses Experiment ließ sich nicht so leicht wiederholen wie das mit den Bandanas. Und wenn man vom Teufel sprach, schon schoben sich ein paar orangefarbene Strähnen durch die Tür, gefolgt vom immer noch schmollenden Besitzer, der den Weißhaarigen keines Blickes würdigte, sondern schweigend sein Essen hamsterte und mit vollen Backen kauend wieder verschwand. Zufrieden stand der Ire auf, band sich seine blau- und rosageblümte Schürze um, die ihm seine Kollegen zuletzt geschenkt hatten, nachdem seine viel hübschere, schwarze, in Flammen aufgegangen war, als Schuldig mal hatte kochen wollen und machte sich daran, das Schlachtfeld zu beseitigen, das die anderen hinterlassen hatten. Und so verschwanden Kaffeereste ebenso wie Brötchengekrümel und Kabaspritzer im Abfluss. Leise eine irische Weise summend grübelte Farf darüber nach, was er heute zum Mittag kochen könnte. Erstaunlicherweise war das etwas, dass er konnte, ohne sich oder andere zu gefährden und es schmeckte sogar noch. Nachdem die Küche sauber war warf er einen Blick in den gefüllten Kühlschrank. Schließlich hatte Brad ja gestern eingekauft... Doch aus der kalten Höhle schlug ihm gähnende Leere entgegen. Sein Blick wurde eisig. Crawford hatte es doch wirklich gewagt und den von ihm aufgestellten Einkaufsplan ignoriert. Seelenruhig rupfte Farfie die Einkaufsliste von der Pinnwand und marschierte in Richtung Büro des Schwarz-Leaders, von wo man schon von weitem eine autoritäre Stimme und Tastaturgeklapper hören konnte. Ohne anzuklopfen stieß er die Tür auf. Brad, der soeben in einem wichtigen Telefongespräch mit einem ihrer Kunden vertieft war, drehte sich mit seinem Stuhl herum, um den Störenfried unsanft wieder hinauszubefördern, denn eine solche Unverschämtheit besaß normalerweise nur einer. Dabei entging er nur dank einer Vision haarscharf einem fliegenden Dolch, der zitternd im Schreibtisch, in seinem sündteuren Schreibtisch aus Mahagoniholz, genau in der Telefonschnur stecken blieb. Hatte sich heute eigentlich alle Welt gegen ihn verschworen? Erst sein Kaffee und seine Zeitung, ein sich amüsierendes Chibi und jetzt auch noch das? Zuviel, eindeutig zu viel. Gerade wollte er Farf gehörig anfahren, als ihm dessen Aufzug, Blick und der Zettel in der ausgestreckten Hand auffiel. "Oh nein... Farfie bitte nicht schon wieder... warum nicht Schuldig, der hat doch sowieso nichts zu tun!", versuchte er verzweifelt, das Schicksal doch noch einmal abzuwenden. Möglicherweise würde er ja ganz still und ruhig weiterarbeiten dürfen? Doch er hatte seine Rechnung ohne Küchen-Farf gemacht. "Einkaufen. Jetzt." Die Stimme des Irren ließ absolut keinen Widerstand zu nicht einmal von Mr. Big Bad Brad Crawford höchstpersönlich. Seufzend und sich in sein Schicksal fügend nahm der Angesprochene mit zitternden Fingern die in sauberer Schrift abgefasste Einkaufsliste, die ihm ohne ein weiteres Wort entgegengehalten wurde und verstaute sie sorgfältig in seinem Jackett, damit sie auch ja nicht rein zufällig verloren ging, bevor er die Autoschlüssel seines Mercedes vom Haken angelte. Farfarello hatte seinen Leader aus zusammengekniffenem Auge fixiert und nickte nun befriedigt. Er rupfte seinen Dolch aus der Tischplatte, drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Büro genauso rasch in Richtung Küche, wie er zuvor gekommen war. Brad würde nichts vergessen. Das hoffte er zumindest für ihn. Crawford blieb noch einen Moment in seinem Büro zurück und entließ zunächst den angestauten Atem aus seinen Lungen. Warum musste Farf immer so sein? Warum konnte er nicht jemand anderes schicken? Warum immer er? Ok, letzte Woche hatte Nagi gemusst und die Woche davor Schuldig, aber trotzdem, er war schließlich der Leader, da konnte man doch bitteschön erwarten, dass er mit solchen Aufgaben nicht belästigt wurde, oder? Nein, Küchen-Farf hielt das für ungerecht und deswegen musste er sich jetzt wieder in die Hölle begeben, alles nur wegen diesem messerschwingenden, irren... Koch! Er hätte es besser wissen sollen, dem Iren ein Kochbuch zu Weihnachten zu schenken, gerade er. Aber niemand konnte voraussehen, dass Farf ausgerechnet dieses Buch nicht zerstückeln, sondern lesen und benutzen würde. Es war ja schon in Ordnung, dass jeden Tag etwas Vernünftiges zu essen auf dem Tisch stand, vor allem, wenn man bedachte, das keiner von ihnen auch nur Rühreier zustande brachte. Und Schuldigs legendäre Kochversuche verdrängte er lieber ganz schnell, sonst erinnerte er sich auch wieder daran, was diese ihn gekostet hatten und das war sehr schlecht für seinen ohnehin strapazierten Magen. Na schön, das Gute an der Tatsache, dass der Ire kochte überwog tatsächlich, aber deswegen musste er sich noch lang nicht mit der Tatsache abfinden, dass er jetzt in diesen dreimal verfluchten Supermarkt musste, in dem er nie etwas fand und sich regelmäßig verlief. Er hatte sogar schon überlegt, sich eine der Verkäuferinnen zu mieten und sie die Sachen zusammentragen zu lassen, aber erstens ließ das sein Stolz dann doch nicht zu und zweitens würde er es bitter bereuen, wenn auch nur etwas fehlte oder falsch gekaufte wurde. Er würde also wohl oder übel in den sauren Apfel beißen müssen und sich durch den Supermarktdschungel kämpfen. Er war schließlich ein Mann, nein mehr, er war Schwarz. Ein wenig Stärke konnte man doch wohl auch in der Hölle zeigen. Seine Schultern in dem hellen, trotz Kaffeeaktion makellos sauberen Anzug strafften sich. Er würde diese Bürde wahrlich tragen wie ein Mann... mit einem Einkaufswagen, an dem er sich festhalten konnte, um nicht verloren zu gehen. Doch dann fiel ihm ein, dass er diesen ja ganz alleine schieben musste und niemand sonst darauf aufpasste, dass er nicht verloren ging. Dumm gelaufen nannte man so was wohl. Besser er ging gleich los, damit er rechtzeitig zum Mittag wieder da war und Farfie nicht noch saurer wurde, als er ohnehin schon war. Also dann auf in den Kampf... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)