A Serious Temptation von LaRoseNoire (Vampirblut und Rache) ================================================================================ Kapitel 8: Rückkehr ------------------- „Herr?“ „Sag nichts.“ „Was ist denn geschehen?“ Twain schnaubte wütend. „Frag besser nicht danach. Emah hat dir doch bestimmt schon alles erzählt.“ „Aber geht es dir gut?“ Twains, oder vielmehr und offiziell Anguis’ Leibwächter blickte besorgt auf den Mann hinunter, den es galt mit seinem Leben zu beschützen. „Sehe ich so aus, als wäre es anders?“, fragte Twain gereizt zurück. Luke schwieg. Sein Herr hatte ganz offensichtlich schlechte Laune, und es war nicht ratsam ihn in diesem Zustand weiter zu reizen. Allerdings war er selbst ebenfalls wütend auf diesen Dämonen. Charon… Was bildete er sich überhaupt ein? Mit dem großartigen Anguis umzuspringen, wie es ihm beliebte, ihn über Tage in seinem Anwesen festzuhalten… und er konnte nichts dagegen tun. „Es tut mir so leid, ich hätte besser auf dich aufpassen müssen, Twain!“ „Du sollst meinen Namen nicht so laut in aller Öffentlichkeit herausposaunen.“ Twain verdrehte die Augen. Luke war wirklich oft nicht der Hellste. „Außerdem hättest du nichts gegen ihn tun können. Du bist ein Vampir. Stark, zwar,“ er warf einen kurzen Seitenblick auf Lukes breite, muskulöse Gestalt, „aber gegen ihn nützt dir das gar nichts. Nicht einmal ich kann etwas tun.“ Der Leibwächter schnaubte kurz, sparte sich aber einen Kommentar. Was ihn selbst betraf, so hatte Twain aller Wahrscheinlichkeit nach recht… Charon war gerissen genug gewesen ihm seinen geliebten Herren unter der Nase weg zu stehlen, sozusagen. Aber dass Twain diesem überheblichen Dämon gegenüber machtlos sein sollte, das glaubte er nicht. Vielmehr schien es so, dass sein Herr kaum Widerstand leistete. Wieso, das wusste er jedoch nicht. „Soll ich dich nach Hause bringen?“ „Keine Lust. Eher will ich mich betrinken.“ Luke horchte erschrocken auf. Sein Pferd reagierte mit einem nervösen Tänzeln und während er es wieder beruhigte, fragte er gedämpft: „Aber Herr… wenn es wirklich so schlimm dort war, solltest du vielleicht mit Erik darüber reden, anstatt dich betäuben… Und als dein Leibwächter liegt mir dein körperliches Wohl ebenso am Herzen.“ Luke schwanten schon Visionen von seinem völlig betrunkenen Schützling, welcher im Suff seine vertraulichsten Geheimnisse preisgab, sich sogar als Anguis zeigte und schutzlos einem möglichen Angreifer ausgeliefert wäre in diesem benebelten Zustand. „Wer hat gesagt, dass es schlimm war?! Mir ist eben langweilig nach mehreren Tagen Zwangsgastieren in seinem verdammten Haus!“ Weitere Flüche folgten. Oje, dachte Luke. Vielleicht war es doch besser, wenn er sich betrank. Dann würde er nach einiger Zeit einschlafen und er konnte ihn ohne großes Gezeter zurück nach Hause bringen. Twain hatte sein schwarzes Ross angetrieben und trabte in Richtung Stadttore, wobei sein Leibwächter kopfschüttelnd versuchte aufzuschließen. Twain sollte ihn vorreiten lassen, falls ein Attentat auf ihn geplant war könnte er, Luke, den Pfeil, oder was auch immer abfangen und Twain sich in Sicherheit bringen. Nein, er würde eher kämpfen wollen… Ein Herr wie er war wahrlich schwierig. „Name und Zweck ihres Aufenthalts in der Stadt?“, erkundigte sich der Torwächter, wie er es bei jedem Durchreisenden tun musste, als Twain herangeprescht war und vor den verschlossenen Toren Halt machte. „Öffne das Tor, oder du bist tot“, zischte Anguis gereizt von unter seiner schwarzen Maskierung. Der Wächter erbleichte leicht und riss sofort das Tor auf, um den beiden Männern Einlass zu gewähren. Es war schon bekannt, dass man Anguis besser keine Bitte abschlug, wenn einem sein Leben lieb war. Und es sprach alles dafür, dass er den gefürchteten Todesengel höchstpersönlich vor sich hatte. Er verkroch sich in den Schatten der schweren Eisentore, als die beiden Männer, Anguis voran, ganz in schwarz, und hinterher ein Hüne, welcher nur sein Leibwächter sein konnte, in schnellem Trab den Eingang passierten. Die Stadt lag in noch tieferer Nacht als üblich. Nur vereinzelte Lichter zeugten von Leben hinter der heruntergekommenen Fassade dieses Ortes. Dies war eines der vielen Armenviertel Paris, welches so fern vom schillernden, dekadenten Zentrum schien wie auch die Welten der Menschen und Vampire ferner nicht sein konnten. Die Menschen, die hier lebten, oder eher hausten, gehörten zu den Ärmsten und führten ein klägliches Leben unter der Herrschaft der schönen und praktisch unsterblichen Vampire. Und aus solch einer Gegend sollte Twain stammen? „Luke, wir stellen die Pferde unter und gehen dann ins «Coquelet Noir»“, befahl Twain. Die Schenke gehörte zu den Lieblingsplätzen von Twain und seinem Leibwächter, ein Ort, an welchem sie schon viele feuchtfröhliche Nächte durchgemacht hatten. „Jetzt gleich? Willst du dich denn wirklich nicht ausruhen?“ „Tu nicht so scheinheilig, Luke. Du liebst es doch, dort hin zu gehen! Wir können ja meine neu gewonnene Freiheit feiern, hm?“ Twains verhülltes Grinsen zeichnete sich für seinen Leibwächter sichtbar in den seltsam goldenen Augen ab, die als einziger Körperteil nicht von Stoff verdeckt waren. Luke lächelte unfreiwillig. Er hatte seinem Twain noch nie etwas abschlagen können. „In Ordnung.“ Etwas später bahnten die beiden Männer sich, inzwischen ohne Pferde, durch die Schar der Nachtschwärmer. Menschen, Vampire, Huren und Bettler buhlten um Aufmerksamkeit oder suchten den nächsten Spaß, den nächsten Kick. Twain hatte sich von seiner Maskierung verabschiedet und war nun nicht mehr als Anguis unterwegs, sondern als einer der normalen Spaßsüchtigen. Er hatte sich an Lukes äußerst muskulösen Arm gehängt und überlegte sich, wie er es am besten anstellen sollte sich maßlos zu betrinken. Als Vampir war dies ja kein allzu leichtes Unterfangen, vertrugen sie doch weitaus größere Mengen an Alkohol als Normalsterbliche. Als sie endlich die kleine, verrauchte Schenke „Le Coquelet Noir“ betreten hatten atmete Luke erleichtert aus. Wenigstens hatte er Twain sicher und ohne ihn im Getümmel zu verlieren ins Gasthaus befördert. Sein geübter Blick streifte kurz das Etablissement und diejenigen, die ihm innewohnten, um mögliche Gefahren auszuschließen und es schienen keine unbekannten oder zwielichtigen Gesichter dabei zu sein, obwohl er sich da als Leibwächter nie sicher sein durfte. Twain ließ sich bereitwillig von Luke zu einem Ecktisch bugsieren, immer noch an seinem Arm hängend, und überprüfte ebenfalls die Räumlichkeiten. „Ich habe heute keine Lust auf die anderen. Ich will bei dir sein“, ließ er seinen Beschützer wissen. Luke wurde auf diese Auskunft hin ein wenig rot und ein erfreutes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Außerdem machte es die Sache leichter, wenn nicht ein Haufen von betrunkenen Trotteln dabei saß und alles in einer feuchtfröhlichen Orgie endete. „Zehn Gläser von eurem Wacholderschnaps!“, bestellte Twain bei der gut aussehenden Kellnerin, während er sie unverhohlen musterte. Ja, da hatte er eine gute Wahl getroffen. Das Lokal gehörte ihm, Anguis, und er stellte sicher, dass alle seine Geschäfte von vollbusigen, langbeinigen Schönheiten bedient wurden. Luke seufzte ergeben, wenngleich er ebenfalls, jedoch heimlich, der jungen Dame mit seinen Blicken folgte. „Valerie ist wirklich ein hübsches Ding“, murmelte er. „Du bist heute mit mir da“, zischte Twain. Luke musste schmunzeln. „Ja, natürlich, das war rein…äh…“ Twain konnte ja so eifersüchtig werden. Eigentlich nahm er sich bei den Weibern zurück, zumal er selbst genügend davon hatte, aber heute war er wohl doch noch etwas gereizt. Was dieser schreckliche Dämon wohl mit ihm angestellt hatte? „Du weißt doch, dass das der männliche Instinkt ist“, beschwichtigte Luke und legte seinem Begleiter seine große, warme Hand auf den Unterarm. Er sah ihm eindringlich in die golden schimmernden Augen und strich über dessen Handgelenk hinunter zu den langen, weißen Fingern seines Herrn, welche er langsam zu seinen Lippen führte um ihm seine Ehrerbietung zu zeigen. „Ich liebe nur dich.“ Twain sah für eine kurze Zeit zufrieden aus, bevor er raunte: „Und was ist mit Marie? Die liebst du doch auch!“ „Ach, Twain, das ist doch ganz anders. Sie ist einem Anderen versprochen… Was soll ich da noch machen?“ „Solche Umstände fachen die Liebe doch nur noch mehr an. Verbotene, ungehörige Liebe ist der Stoff, aus dem die besten Opern, Stücke und Romane geschmiedet werden.“ „Und gehört auch die Liebe eines Dieners zu seinem Herrn dazu?“ „Allerdings, denn das ist ja auch schrecklich unziemlich…“ Twain grinste sein typisches schurkisches Grinsen. Alles, was sich nicht gehörte, das tat er erst recht. Luke umschlang Twains Finger, welche immer noch an seinen Lippen ruhten und legte sie auf dem Tisch ab, jedoch ohne sie loszulassen. „Dann ist meine Liebe zu dir… also noch mehr entfacht als sonst“, schloss er. „Du bist wohl eher ein verliebter Trottel!“ Luke lachte kurz und war nicht gekränkt. Er war ein treuer und loyaler Diener – vielleicht auch manchmal ein wenig ein Trottel, vor allem, wenn es um Frauen ging. Aber Twain war keine Frau, was die Sache einerseits um ein Vielfaches einfacher machte, denn er verstand, zumindest meistens, seine Art zu denken und zu Handeln. Und die männliche Libido… nun, die war auch etwas Anders als die der Weiber. „So, da haben wir’s.“ Valerie stellte die zehn Gläschen auf dem kleinen Tisch ab. „Und Luke, pass auf, dass dein Süßer nicht zuviel davon nascht.“ Kichernd machte sie sich wieder auf den Weg zurück zur verrauchten Theke. Twain ignorierte ihre Bemerkung „Du hast sie gehört, Twain, ich muss auf dich aufpassen.“ Dieser winkte jedoch nur ab und schnappte sich das erste Glas des Gebräus, welches er in einem Zug leerte. Das Zweite folgte prompt und auf dieselbe Art. „Weißt du, du solltest vielleicht wirklich langsam machen und vorher etwas essen, Twain…“ Drei und Vier nahmen jedoch dasselbe Ende wie ihre Vorgänger. „Schwachsinn, wenn mir davon schlecht wird kotz ich halt und bestell mir was Neues.“ Luke seufzte resigniert. Es war ja nicht so, dass sein Herr wenig vertrug, aber auch für einen gestandenen Vampir war nach 20 Gläsern dieses hochprozentigen Gemischs Feierabend. „Es sind ja deine Vorräte, die du hier vertrinkst“, murmelte Luke ergeben. Ein Glück, dass er das nicht alles zahlen musste. Twain grinste spitzbübisch und der Alkohol hatte eine gesunde Röte in seine Wangen getrieben. Die Hitze schien seinem Körper plötzlich zu entweichen wie die warme Luft dem Ofen. Luke wurde selbst ganz heiß, wo sein Begleiter doch so nah bei ihm saß, ihre Arme und Hände sich sogar berührten. „Nimm doch auch was…“ forderte Twain und lehnte sich an die breite Schulter seines Leibwächters, um grinsend zu diesem hochzusehen. „Das sollte ich nicht. Ich muss doch schließlich noch arbeiten, schon vergessen? Auf einen gewissen Jemand Acht geben.“ Twain zuckte mit den Schultern und gab sich seinem auserkorenen Ziel für diese Nacht hin. Wie Luke vorausgesehen hatte war nach knapp zwanzig Gläsern Wacholderschnaps die erträgliche Grenze erreicht. Sanft, aber bestimmt hatte er Twain mit sich nach draußen geführt und stützte ihn nun etwas beim Gehen ab. Alleine Laufen konnte sein Herr zum Glück noch, auch wenn es nicht mehr ganz an die geschmeidigen und katzenhaften Bewegungen erinnerte, welche er sonst ausführte. „Gehen wir zu dir, Luke? Bitte…“ Scheinbar grundlos lachte Twain in den Ärmel seines Beschützers hinein. „Klar.“ Lukes Hals war trocken. Wenn sie zu ihm gingen, dann bedeutete dies… eine heiße, wundervolle Nacht. Aber normalerweise war der Vampir doch nach einem Intermezzo mit diesem Dämon nie sonderlich scharf auf… weiteren Verkehr mit Männern. Vielmehr war er danach abgeneigt sich überhaupt von solchen berühren zu lassen. Ob er wohl einfach nur sehr betrunken war und es schlicht vergessen hatte? „Bist du nicht müde, Twain?“ „Nein.“ Abrupt – und mitten in einer belebten Gasse- drehte Twain sich zu seinem großen Aufpasser und legte die Lippen auf dessen Mund. Dieser keuchte kurz etwas erstaunt auf, wehrte es jedoch nicht ab. Im Gegenteil, kleine wohlige Schauer breiteten sich auf dem gestählten Körper des Leibwächters aus und sein Herz begann wie wild zu schlagen. Er genoss es sichtlich seinen Herrn zu küssen. Zum Glück wusste keiner, dass Twain sein Herr, nämlich Anguis, war, sonst hätte er ganz schnell ein paar große Probleme. Aber Twain erschien einfach wie Lukes süßer, ansehnlicher Geliebter. Twains Lippen saugten sich gierig an seinem Mund fest und er schmeckte noch den süßlichen Geschmack des Alkohols auf ihnen. Drängend schlang er die muskelbepackten Arme um den schlanken Körper seines Herrn… seines Geliebten. „Mh, du bist so gut, Twain“, raunte er mit kehliger Stimme und fuhr mit dem Mund an Twains Hals entlang nach unten. Neckisch streifte er die dünne, weiße Haut mit seinen scharfen Vampirzähnen, jedoch war er darauf bedacht ihn nicht zu verletzen. Twain grinste und in seinen Augen blitzte eine mit Alkohol angereicherte Wolllust auf. „Los, lass und endlich zu dir gehen“, drängte er gespielt verzweifelt. „Sonst kann ich es nicht mehr zurückhalten…“ „Und ich erst recht nicht.“ Abermals küssten sie sich heiß und innig, und in dieser Straße, wo Dekadenz und Unzucht des Nachts ihr Revier verteidigten, waren sie kein ungewohntes Bild. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)