Trouble von Miisha ================================================================================ Kapitel 1: Männer... -------------------- Oh je! Durch die ganzen Skip Beat!-FFs hab' ich selber Lust bekommen eine zu schreiben und jetzt habt ihr den Salat. Ich hab' mich wirklich bemüht allem gerecht zu werden, aber ich fürchte, mein Schreibstil ist einfach zu ernst. óò (kommt mir zumindest so vor) Hoffentlich hab' ich die Charas einigermaßen getroffen, aber ich denke schon. Wenn nicht, sagt's mir, damit ich versuchen kann, es zu ändern. Tja, was noch? Keiner gehört mir, ich mach' kein Geld damit und Pairing dürfte ja wohl klar sein. (Ren/Kyoko) Trotzdem hat mir das Schreiben sehr viel Spaß gemacht. ^^ Ich hoffe, es findet zumindest einigermaßen bei euch Anklang. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Männer... Es war ein anstrengender Tag in der Show von Bridge Rock gewesen und das Hahnenkostüm war allmählich immer schwerer geworden, sodass Kyoko mit der Zeit kaum noch die Beine hatte heben können. Glücklich darüber die stressigen Stunden hinter sich zu haben, begann sie sich aus ihrer Verkleidung zu pellen und ihre müden und steifgewordenen Glieder zu strecken. Tief luftholend wischte sie sich den Schweiß von der Stirn und suchte ihre Sachen zusammen, die sie sich, so schnell es ihre Erschöpfung zuließ, über den Körper streifte. Als sie aus ihrem Umkleideraum trat, wartete schon das Oberhaupt von Bridge Rock auf sie. Der junge Mann sah ihr freudestrahlend entgegen und Kyoko konnte sich schon denken, was er von ihr wollte. "Hi. Heute gehst du doch sicher noch mit mir was essen?", begrüßte er sie und kam auf sie zu. Sonderlich begeistert war sie nicht. Sie war erschöpft und wollte eigentlich nur noch ihre Ruhe haben. Doch statt ihn anzubrüllen setzte sie wie schon unzählige Male zuvor ihr tut-mir-leid-heute-nicht-Lächeln auf und wollte gerade bekräftigend etwas dazu sagen, als er sie auch schon unterbrach: "Sag' bitte nicht schon wieder "Nein". Du hast mir die letzten 50mal schon einen Korb gegeben. Irgendwann musst du doch mal Hunger haben." Dabei sah er sie schon fast flehend an und wäre sicher auch noch vor ihr auf die Knie gefallen, wenn sie nicht einen resignierenden Seufzer von sich gegeben hätte. "Reicht es auch, wenn wir nur was trinken gehen?" Sofort hellte sich seine Miene auf, wobei er gleichzeitig nach ihrer Hand griff. "Natürlich. Dauert auch nicht lange.", versprach er, während er sie hinter sich herzog. Ren Tsuruga, der wohl begehrteste Mann Japans, lief, in ein Drehbuch vertieft, allein durch die Gänge des LME-Gebäudes, ohne auch nur ansatzweise auf den Weg zu achten. Da er diese Flure mehrmals am Tag entlang schritt und somit wusste, wo sie ihn hinführen würden, war das auch völlig unnötig. Das war praktisch sein Heimweg. Überraschenderweise schien er nur diesmal nicht allein zu sein, wie sonst um diese Uhrzeit. Eigentlich war er ja nicht neugierig, aber da er eine der beiden Stimmen zu erkennen glaubte, beschloss er, der Sache lieber auf den Grund zu gehen. Vor allem da er wusste, wie diese Person manchmal drauf sein konnte. Vielleicht galt es sogar Menschenleben zu retten! Geräuschlos schlich er näher heran, presste sich mit dem Rücken gegen die Wand und spähte vorsichtig um dich Ecke. Schon beim ersten Blick auf die Szene runzelte er die Augenbrauen, ob des Anblicks, der sich ihm bot. Sie waren in die LME-eigene Cafeteria gegangen, wo er sie charmant aufgefordert hatte, sich auszusuchen was sie wollte. Erst hatten sie nur über die Sendung und deren Einschaltquoten gesprochen, an denen sie ja nicht ganz unbeteiligt war. Doch dann wollte er mehr Persönliches über sie wissen. Dinge, die sie fest in ihrem Herzen verschlossen hielt und an denen niemand rühren durfte. Als es ihr zu viel wurde, bedankte und verabschiedete sie sich höflich und verließ ohne ein weiteres Wort das Café. Leider war er noch hartnäckiger, als sie gedacht hatte, da sie schon nach wenigen Metern seine Schritte hinter sich hörte. "Mogami-san, warte doch! Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt haben sollte!" Automatisch lief sie schneller und versuchte nicht hinzuhören. Sie wollte nur noch Heim und sich bei einem warmen Bad in der Badewanne entspannen und diese aufkeimenden Gedanken vergessen. Seine Schritte wurden mit ihren schneller, bis sie schließlich rannte. Wo sie war, wusste sie nicht. Sie rannte einfach nur weiter. "Hey! Jetzt warte doch endlich mal!" Schließlich holte er sie doch ein, packte sie am Arm und zwang sie somit zum Stehen. "War es denn wirklich so schlimm, was ich gesagt hab'? Ich hatte doch nur gefragt, ob deine Eltern nicht stolz auf dich sind." Verständnislos sah er sie an, wobei sie ihren Blick von ihm abwandte und immer mehr an die Wand zurückwich. Sie mochte nicht über ihre Eltern reden. Schon allein der Gedanke an sie, besonders an ihre Mutter, weckte alte Erinnerungen, die tiefe Wunden bei ihr hinterlassen hatten. "Tut mir leid...Ich rede nun mal nicht gerne über sie.." Ein kurzer Blick in seine Augen sagte ihr, dass er es immer noch nicht verstanden hatte. Sie seufzte tief und wollte sich aus seinem Griff befreien, um von der Wand wegzukommen. Doch er hielt sie eisern fest und drückte sie im Gegenzug dazu nur noch enger daran. Seine Hände griffen nach ihrem Gesicht, wobei seins ihrem immer näher kam. Sie wollte zurückweichen, doch hinter ihr war nur eine harte Mauer, die nicht nachgab. Wegdrehen konnte sie den Kopf nicht, da er ihn ziemlich fest in seinen Händen hielt. Kurz dachte sie daran, ihn zurückzustoßen. Doch das würde ihn sicher verletzen, was sie nicht wollte, da er ja eigentlich ganz nett war, wenn auch ziemlich forsch. So kniff sie nur die Augen zu, presste die Lippen fest aufeinander und hoffte, dass entweder ein Wunder geschah oder er es von sich aus sein lassen würde. Schon konnte sie seinen heißen Atem auf ihren Lippen spüren, als der Druck seines Gewichtes plötzlich fast augenblicklich verschwand. Sie hörte ihn nur noch erschrocken keuchen, woraufhin sie die Augen ruckartig wieder öffnete. Dicht neben ihnen stand Ren und lächelte sein übliches Gentleman-Smile, während er ihren Verehrer wohl ziemlich hart an der Schulter gepackt hielt, da dessen Gesicht zu einer schmerzlich verzogenen Fratze mutiert war. ,Oh nein!! Nicht ER!!! Warum ausgerechnet er?! Gab es in dieser gottverdammten Agentur denn kein anderes männliches Wesen, das sich meiner erbarmen konnte?!' "Mann! Was soll das?!", brachte das Bridge Rock-Mitglied unter Schmerzen schwer atmend hervor. "Nichts. Ich hatte nur den Anschein der Dame hat es nicht sehr gefallen.", erwiderte sein Gegenüber, immer noch auf diese unheimliche Art, zuvorkommend lächelnd. "Geht dich ja wohl 'nen sch......", wollte der Kleinere der Beiden eben hitzig entgegnen. Doch zu seinem Pech hatte sich Rens scheinbar freundliches Lächeln in eine starre Maske des Zorns verwandelt, mit kaltblitzenden Augen, die ihn zu durchbohren drohten. Sofort erbleichte er und begann recht unverständlich Entschuldigungen zu stammeln. Als Ren ihn losließ, war er keine drei Sekunden später hinter der nächsten Ecke verschwunden. ,Ich fass' es nicht! Jetzt lässt mich der Kerl auch noch mit ihm allein!', dachte Kyoko schon fast panisch, als sie nur noch seiner Staubwolke hinterher sehen konnte. Mit einem tiefen, aber doch auch irgendwie erleichterten Seufzer rutschte sie an der Wand hinunter und rührte sich für einige Zeit nicht mehr. Besorgt ging Ren neben ihr in die Hocke. "Alles okay?", fragte er schließlich, nachdem er sie einige Zeit nur stumm angesehen hatte. "Hm....ja..danke...", brachte Kyoko fast schon mühsam hervor ohne dabei auch nur in seine Richtung zu schauen. Es fiel ihr nie leicht, sich bei diesem Menschen zu bedanken, da er sich die meiste Zeit womöglich eh nur Gedanken darüber machte, wie er sie am besten ärgern konnte. Bedauerlicherweise fiel sie aber auch immer wieder auf ihn herein. Das musste sich eindeutig ändern! "Sag mal..." "Hm?" Jetzt wandte sie ihm doch ihr Gesicht zu und sah ihn fragend an. "...du hättest dich wirklich von ihm küssen lassen, obwohl selbst ein Blinder gesehen hätte, dass du es gar nicht wolltest?" Sein mieser hochmütiger Blick mit diesem verächtlichen Grinsen brachte sie schon wieder halb auf die Palme. Geräuschvoll sog sie die Luft ein und hielt sie für eine Weile an. ,Nur die Ruhe!', dachte sie, ,Schon allein deswegen hätte ich am liebsten verhindert, dass er die Sache mitbekommt. War ja klar, dass er wieder irgendnen Spruch ablassen musste.' Laut antwortete sie: "Natürlich nicht! Ich hätte mich im entscheidenden Moment schon gewehrt." "So? Wann dachtest du denn, wäre der entscheidende Moment gewesen?", fragte Ren doch ziemlich überrascht. "Na dann." "Wann dann?" "Na dann!", schnaubte Kyoko aufgebracht. Warum mischte sich dieser Kerl überhaupt ein?! Nach einem längeren Blick in ihre Augen, war für ihn der Fall klar. "Du hättest gar nichts gemacht.", entgegnete er trocken und erhob sich wieder zu seiner vollen Größe. "Und wenn schon?...Ich wollte ihn eben nicht verletzen..." "Ach. Hättest du dich aus lauter Höflichkeit auch von ihm vergewaltigen lassen?" Er strich sich mit seiner Rechten durch's Haar und sah sie dabei ziemlich desinteressiert an. "..d..das natürlich nicht. Aber das ist ja auch was völlig anderes!", entgegnete sie heftig. "Findest du? Ich sehe darin keinen Unterschied, ob er sich nun gegen deinen Willen deinen ersten Kuss oder deine Jungfräulichkeit holt." "..das..." Leicht entgeistert hockte sie auf dem Boden und starrte zu ihm hoch. Irgendwo hatte er ja recht. Einen wirklichen Unterschied gab es nicht. Alles, was gegen den freien Willen einer Person geschah, war Zwang und Nötigung. Doch noch etwas war ihr in seiner Rede aufgefallen, was sie aufspringen und abermals die Stirn runzeln ließ. "Wer sagt überhaupt, dass das mein erster Kuss gewesen wäre?!" "So weit ich mich erinnere, warst du doch mit diesem Sho Fuwa zusammen, nicht wahr? Und so wie ich ihn einschätze, ist der sich viel zu fein dafür, was mit jemandem wie dir anzufangen.", erwiderte Ren mit einem siegessicheren Lächeln auf den Lippen. Das war zu viel! Was erlaubte sich dieser unverschämte Mensch eigentlich sie als dermaßen unattraktiv hinzustellen?! Schön, sie trug kein Make-up wie die Frauen, mit denen er täglich die meiste Zeit umgeben war, aber deswegen war sie ja noch lange nicht abstoßend hässlich! Sofort strömten ihre kleinen Rachedämonen aus ihr heraus und umzingelten und beschimpften ihn. >Ich hasse dich!< >Abschaum!< >Was fällt dir ein?!< >Verrecke!< Doch er schien es nicht einmal zu bemerken, sondern lächelte weiter seelenruhig vor sich hin. Entweder hatte er Nerven aus Drahtseilen oder er war wirklich ein verdammt guter Schauspieler! Nach mehreren Sekunden ohne Erfolg gab sie es schließlich auf und begnügte sich damit ihn weiterhin nur finster anzustarren. Als sein Lächeln noch eine Spur breiter wurde, begann eine ihrer Augenbrauen wie von selbst nervös zu zucken. "Was?!", fragte sie mühevoll ruhig, wobei man ihre Gereiztheit jedoch deutlich heraushören konnte. "Ich dachte nur so, dass du deinen ersten Kuss gerade fast verschwendet hättest. Dabei dachte ich immer, dass Frauen besonderen Wert darauf legen würden, dass sie ihren Partner sehr mögen oder gar lieben. Aber du scheinst da ja anderer Meinung zu sein.", lächelte er. Allmählich regte sein ständiges Gelächle sie ziemlich auf. "Na und? Was kümmert Sie das überhaupt? Ich bin ein freier Mensch und kann mich küssen lassen, von wem ich will!" "Also wolltest du doch." "Ja!.Nein!!!", verbesserte sie sich hastig. "Entscheide dich." "Ich wollte nicht, aber wenn's passiert wäre, wäre es auch nicht Ihr Problem gewesen!" "Gut. Dann brauche ich dir das nächste Mal ja auch nicht mehr zu helfen.", sagte Ren und drehte sich um, um zu gehen. Etwas verunsichert sah Kyoko ihn an. Eigentlich wollte sie ja schon vor jedem unliebsamen aufdringlichen Kerl gerettet werden. Und wenn er der Retter war, hatte es immerhin das Gute, dass er mit Blicken töten konnte. Trotzdem wollte sie nicht wie ein kleines Kind vor ihm dastehen, auf das man ständig aufpassen musste. "Das brauchen Sie auch nicht. Ich lasse mich schließlich nicht von jedem dahergelaufenen Typen gegen 'ne Wand drängen und abknutschen." Mitten im Schritt hielt er inne und drehte sich noch einmal zu ihr um. "Wirklich? Bist du denn auch stark genug, einen sehr aufdringlichen Mann abwehren zu können?", fragte er mit ernster Miene und kam noch ein Stück auf sie zu. "Das wird sich zeigen, wenn die Situation da ist.", gab Kyoko fast schon trotzig zur Antwort. "Soso. Na, dann lass mal sehen." Mit einem letzten Schritt war er bei ihr, fasste sie an Schulter und Taille und zog sie eng an sich ran. Bevor sie auch nur etwas sagen konnte, legte er seine Lippen fast schon sanft auf ihre und erstickte somit jeden womöglich aufkommenden Laut. Er spürte, wie sie sich in seinem Griff völlig versteifte und wie ihr Herz schneller und härter gegen ihren Brustkorb schlug. Nach mehreren Sekunden ließ er wieder von ihr ab. Da sie automatisch die Luft angehalten hatte, befürchtete er schon, sie könnte ersticken. Vor Schock zitterte sie ziemlich stark, weshalb er sie nur langsam ganz losließ, jedoch jeden Moment bereit wieder zuzugreifen, falls sie doch umfallen würde. "Du hast nichts gemacht.", stellte er fest, als sie wieder sicher stand. Als Kyoko ihm auch nach einer Minute noch nicht geantwortet hatte, drehte er sich um und ging. Noch als er zu Hause in seinem Bett lag, konnte er ihre schreckgeweiteten Augen und ihre starrgewordene Erscheinung sehen und fragte sich, ob er nicht einen Fehler gemacht hatte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Und? Habt ihr schon genug? ^^' Kapitel 2: Schreck lass nach! ----------------------------- Vielen Dank für eure lieben Kommis! Hab' mich sehr gefreut! ^^ Hoffe, euch gefällt's auch weiterhin. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Schreck lass nach! Kyoko war sauer! Sie hatte sich doch tatsächlich von diesem hinterhältigen Menschen überrumpeln lassen! Okay, das war schon recht oft vorgekommen, dass sie ihm auf den Leim gegangen war. Aber diesmal war er entschieden zu weit gegangen! Das würde sie nicht auf sich sitzen lassen. Erst predigte er was davon, dass man seinen ersten Kuss nicht einfach so wegwerfen dürfte und dann war er selbst derjenige, der ihn ihr auf so unverschämte Weise abgeluchst hatte. Kyoko verstand ihn einfach nicht. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie glatt glauben, dass er ihren ersten Kuss einfach nur niemand anderem gegönnt hatte. Was natürlich völliger Blödsinn war. Dieser Mann machte sich doch nichts aus ihr! Es machte ihm einfach nur unbeschreibliches Vergnügen sie regelmäßig zu verarschen! So stapfte sie mit einer dämonischen Aura und unheilvollem Blick durch das Firmengebäude von LME und bemerkte nicht einmal wie die Leute, sich vorher noch über ihren ätzpinken Overall lustig machend, verstummten und ängstlich zur Seite auswichen, als sie näher kam. Sie war auf dem Weg zu Sawara-san, der sie wegen einer scheinbar wichtigen Sache sofort sehen wollte. Sie fragte sich schon die ganze Zeit, was denn so wichtig wäre, dass er sie sogar von ihrem derzeitigen "ehrenvollen" Love-Me-Praktikanten-Job als Erfrischungsgetränke-Holerin wegrufen ließ. Vor seinem Büro angekommen, klopfte sie höflich an die Tür und wartete darauf hereingerufen zu werden. Als nichts geschah, klopfte sie erneut. Wieder keine Reaktion. Komisch fand sie es schon, da es doch angeblich so außerordentlich wichtig war. Vorsichtig schob sie die Tür einen kleinen Spalt auf und spähte ins Innere. Sawara-san saß an seinem Schreibtisch und telefonierte, wobei sie unweigerlich einen Teil des Gespräches mitbekam. "Ja, ich weiß wie dringend es ist. Ich habe auch schon nach ihr rufen lassen. Sie müsste eigentlich jeden Moment kommen..." Aus den Augenwinkeln nahm er die leichte Bewegung der Tür wahr und richtete daher seine Aufmerksamkeit auf diese. Sofort hatte er sie an ihrem Haarschopf erkannt und winkte sie energisch herein. "...Da ist sie auch schon. Machen sie sich keine Sorgen. Ich schicke sie gleich runter.", beendete er das Gespräch und hängte ein. Derweil war Kyoko ganz eingetreten und hatte die Tür wieder leise hinter sich geschlossen. Gespannt trat sie an den Schreibtisch. Dass es um sie gegangen war stand außer Frage, worum es allerdings genau ging, war bisher noch nicht ersichtlich gewesen. Nun endlich richtete Sawara-san seine Aufmerksamkeit auf sie. "Schön, dass du meiner Bitte so schnell nachgekommen bist. Tut mir leid, wenn ich dich von deiner derzeitigen Aufgabe weggeholt habe, aber es war leider dringend notwendig." "Schon okay.", antwortete Kyoko, 'So toll war es eh nicht.', dachte sie, "Aber worum geht es denn jetzt eigentlich?" "Unten im Wellness-Bereich ist eine Masseurin ausgefallen und jetzt brauchen sie dringend Ersatz.", erklärte Sawara-san ihr, während er aufstand und sie schon mal zur Tür nach draußen führte. "Hä?! Und ich soll der Ersatz sein?! Aber ich hab doch überhaupt keine Ahnung, wie man richtig massiert!!" Panik überkam sie. Wie sollte sie das denn meistern?! Schauspielerische Fähigkeiten nützten ihr da ja gar nichts! "Keine Sorge!", versuchte Sawara-san sie zu beruhigen, während sie auf dem Weg nach unten waren, "Alles Wichtige wird dir gleich gezeigt werden, bevor du anfängst." Er versuchte aufmunternd zu lächeln. Kyoko selbst war überhaupt nicht nach lächeln zumute. Sie glaubte nicht, dass sie wirklich viel Zeit für die Einweisung haben würde, wenn schon so dringend nach einer Aushilfe gerufen wurde. Als sie die letzten Stufen nach unten gingen, wartete schon eine Frau in Weiß am Treppenabsatz auf sie und winkte ihnen hektisch zu. Scheinbar hatte sie nicht mal mehr Zeit für die Einweisung. Das konnte ja heiter werden! Die Frau nahm sie sofort am Arm und zog sie in Richtung der Tür zum Wellness-Bereich. Kyoko hatte grade noch Zeit Sawara-san mit der anderen Hand zu winken, als sie auch schon sanft durch die Tür gestoßen wurde. "Tut mir wirklich leid, wenn ich so drängeln muss, aber dein Kunde ist leider schon da. Übrigens, ich heiße Mina.", stellte sich die junge Frau ihr vor, während sie noch immer durch ein paar Gänge hetzen mussten. "Hast du so was schon mal gemacht?", fragte Mina gleich weiter, ohne auf eine Antwort zu warten. Kyoko schüttelte den Kopf. "Dann werde ich es dir schnell erklären. Ist ja nicht viel. Also als erstes machst du ein paar Streichungen, um das Öl zu verteilen und den Kontakt zum Kunden herzustellen. Es reicht, wenn du als nächstes Knetungen machst..." Kyoko musste sich dabei unweigerlich vorstellen, wie sie einen Teig durchkneten würde. So konnte sie es sicher nicht machen! Mina bemerkte ihre Unsicherheit und beruhigte sie: "Keine Angst! Ich zeig dir nachher noch, wie ich das genau meine. Auch das mit den Friktionen, die danach kommen. Friktionen sind einfach nur kreisende Reibungen mit einem Finger. Davon gibt es auch verschiedene Variationen, die du auch noch kennen lernst. So und zum Schluss dann noch mal Streichungen, damit du nicht so abrupt aufhörst....Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen. Dein Kunde kennt die Griffe und ihre Reihenfolge sowieso nicht. Macht also nichts, wenn du dich mal vertust." Sie lächelte Kyoko aufmunternd zu. Diese erwiderte das Lächeln zaghaft, da sie sich immer noch nicht sicher war, ob sie sich das alles auch wirklich behalten konnte. "Ach ja, bevor ich es vergesse: Zwei Sachen noch. Du musst dich noch umziehen. Schon allein weil du mit diesem Overall ja wohl unmöglich arbeiten kannst." Belustigt zwinkerte sie ihr zu. Nach scheinbar weiteren unzähligen Gängen kamen sie endlich an. Mina reichte ihr weiße Hose und T-shirt und Kyoko begann sich umzuziehen. "Und was ist die zweite Sache?", erinnerte sie Mina an ihre Ankündigung. "Nun, die Massage machst du an Rücken, Armen und Beinen. Und Hände und Füße nicht vergessen!", ermahnte Mina sie freundlich. Bei dem Wort "Füße" verzog Kyoko kurz das Gesicht. War das nicht schrecklich unhygienisch? Dies fragte sie auch Mina, die daraufhin lachte. "Nein. Der junge Mann kommt gerade erst aus der Sauna und ist daher sauber." Nachdem Kyoko mit Umziehen fertig war, zeigte ihr Mina noch mal kurz die wichtigsten Griffe und wo am Körper man sie wie einsetzte. "Das Öl steht auf dem Tisch neben der Liege. Du brauchst es hinterher nicht abzunehmen, da es nach einiger Zeit in die Haut einzieht.", gab Mina die letzten Anweisungen, während sie zu der Kabine gingen, in der Kyoko gleich ihre erste einigermaßen professionelle Massage durchführen sollte. "So, dann wünsch ich dir viel Glück und lass dich nicht nervös machen." Sie klopfte ihr noch einmal aufmunternd auf die Schulter und ging dann, um sich endlich um ihren eigenen Kunden kümmern zu können. Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch, schaute sie Mina hinterher. Sie hätte gern jemanden als Unterstützung bei sich gehabt, aber wenn jemand übrig gewesen wäre, hätten sie sie ja gar nicht erst gebraucht. Sie holte noch einmal tief Luft und trat dann entschlossenen Schrittes hinter dem Vorhang hervor. "Na? Kommst du auch schon?", begrüßte Ren sie, der nur mit einem Handtuch über dem Hintern vor ihr auf dem Bauch auf der Liege lag. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ja, ich hab' mich diesmal entschlossen fies zu sein und euch zappeln zu lassen. *g* Aber keine Sorge! An Teil drei sitz' ich schon dran. ^^ Eigentlich sollte der dritte Teil noch am zweiten sein, aber diese Stelle hat sich grad so angeboten um Schluss zu machen und Spannung aufzubauen. Deshalb ist dieses Kapitel auch leider etwas kurz. I'm so sorry! Kapitel 3: Fester! ------------------ Ich danke allen meinen Kommischreibern ganz herzlich! ^^ Aber ich fürchte, das Kapitel ist mir nicht so wirklich gelungen. Hatte so meine Schwierigkeiten mit den Dialogen und am Ende ist es wohl etwas zu dramatisch geworden. Sorry! u_u Auch die lange Wartezeit tut mir leid, aber dafür ist es recht lang geworden, find' ich. Ihr hoffentlich auch. ^^' ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Fester! Kyoko sträubten sich die Nackenhaare. Das konnte doch nicht wahr sein! Warum musste sie immer so ein Pech haben?! Erst klaute der Kerl ihr ihren ersten Kuss und jetzt sollte sie ihn auch noch massieren! Als Dank oder wie?! Vor Schreck brachte sie erst mal keinen Ton heraus, sondern starrte ihn nur entsetzt an. "Freut mich auch dich zu sehen.", lächelte er sie auf seine gefährlich freundliche Art an. Sofort fuhr ihr ein neuerlicher Schock in die Glieder. "Ja, ebenfalls!", verbeugte sie sich hastig. Einen Moment lang verharrte sie so und schaute dann unsicher wieder zu ihm. "Aber sagen Sie mal..macht es Ihnen denn nichts aus, dass ich Sie massieren soll? Eine richtige Masseuse kann das schließlich viel besser als ich..." "Mir macht es durchaus nichts aus. Nur du scheinst Zweifel zu haben, ob du das schaffst. Aber eigentlich kannst du nicht viel falsch machen. Die Knochen wirst du mir wohl kaum brechen können. Falls du es überhaupt schaffst dich zu überwinden und mich anzufassen.", lächelte er belustigt. Stimmt ja! So richtig hatte sie noch gar nicht daran gedacht, dass sie ihn dazu ja anfassen musste! Zum ersten Mal glitt ihr Blick bewusst über seinen fast nackten Körper. Wenn sie daran dachte, dass unter dem Handtuch wirklich nichts weiter als seine blanke Haut war, wurde ihr schlagartig heiß und sie konnte fühlen, wie ihr Gesicht sich puterrot färbte. Doch sie weigerte sich, ihn das auch noch an ihrer Mimik erkennen zu lassen. Also riss sie sich zusammen und ging näher an ihn heran, um endlich anzufangen und es so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. 'Glaubt der, ich würde vor Bewunderung dahinschmelzen, sobald ich seinen "ach so tollen Body" berühre?', dachte sie fast schon verächtlich, als sie sich etwas vom Massageöl auf die Handfläche träufelte und mit einem Tropfen Duftöl vermengte. Ren beobachtete sie dabei interessiert und versuchte herauszufinden, was sie gerade dachte. Eines musste er zugeben: Ihr Mienenspiel hatte sie gerade perfekt unter Kontrolle! Hätte ihre Gesichtsfarbe sie nicht verraten, hätte man denken können, dass es ihr wirklich nichts ausmachte. So aber hatte er sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen können. Jetzt jedoch regte sich wahrlich nichts mehr in ihrem Gesicht. Scheinbar konzentriert bereitete sie alles vor und fing dann langsam an, das Öl auf seinem Rücken zu verteilen. Entspannt legte er seinen Kopf zurück auf die Liege und schloss die Augen. Es war ein schönes Gefühl ihre warmen, weichen Hände auf seiner Haut zu fühlen. Während sie ihm über den Rücken strich, bewunderte Kyoko fast schon unfreiwillig seine ebenmäßige Haut und die Muskeln, die sie darunter spürte. 'Kein Wunder, dass er mich so leicht überwältigen konnte.', dachte sie sauer, 'Er ist viel stärker als ich und das wusste er ganz genau!' Bei dem neuerlichen Gedanken an seine Untat, schoss ihr die Zornesröte ins Gesicht. Auch die kleinen Dämonen ließen es sich nicht nehmen, sich auch mal wieder blicken zu lassen. Mit spitzen Freudenschreien stürzten sie sich auf Rens Rücken und begannen mit feuereifer auf ihm herumzukloppen. Überrascht wandte sich Ren an Kyoko: "So schwach scheinst du ja doch nicht zu sein, wie du mir letztens weiß gemacht hast." Das war ja wohl die Höhe! Wie konnte dieser unverschämte Mensch es wagen, ihr vorwerfen zu wollen, dass sie sich absichtlich nicht gegen seinen Kuss gewehrt hätte?! Das würde sie nicht so einfach auf sich sitzen lassen. "Sie haben mich ganz hinterhältig überrumpelt!", protestierte sie lautstark gegen seine Anschuldigung. "Ich dachte, es wäre dir eh egal gewesen, wer dich küsst.", erwiderte Ren gelassen, ohne dabei auch nur die geringsten Anstalten zu machen, sie anzusehen. "Von jedem anderen hätte ich mich lieber küssen lassen als von Ihnen!", schnaubte sie wütend. "Ach ja? Etwa auch von ihm?" Bei der Erwähnung des Mannes, den sie noch mehr hasste als diesen fleischgewordenen Gott vor sich, verstärkte sich ihr Griff automatisch um das Dreifache! Ren ließ sich allerdings nichts anmerken, obwohl es sicher schon nicht mehr angenehm war! "Dachte ich mir.", war sein einzigster Kommentar. "Sie sollen momentan überhaupt nicht denken.", meinte Kyoko ärgerlich dazu, 'Sondern einfach nur die Klappe halten und liegen bleiben!', dachte sie nachträglich. Warum musste dieser Mann es ihr aber auch immer so verflucht schwer machen? Hatte der keine andere Freizeitbeschäftigung gefunden?! Scheinbar gefasst massierte sie die einzelnen Partien seines Rückens weiter und passte ihren Arbeitsrhythmus dem der Musik an, die aus dem angrenzenden Raum zu ihnen herüberklang. Mit der Zeit wurde sie auch wieder ruhiger und beendete die Massage mit ein paar sanften Ausstreichgriffen. Nun musste sich der große Schauspieler umdrehen, damit sie weiterarbeiten konnte. "Würden Sie sich bitte auf den Rücken legen?", bat sie ihn höflich. Ren sah kurz auf: "Wie Madame wünschen." ,lächelte er und stützte seinen Oberkörper mit den Armen ein Stück in die Höhe, um sich besser drehen zu können. Kyoko konnte sehen, wie sich die zahlreichen Muskeln anspannten, die sie soeben noch massiert hatte. Dabei fiel ihr auch wieder das Handtuch ins Auge, das jeden Moment ein Stück zu verrutschen drohte. Schnell drehte sie sich etwas zur Seite und bewunderte eine Zeit lang scheinbar das Muster der Decke. "Du kannst dich wieder umdrehen. Die "Gefahr" ist vorbei." Zaghaft wandte Kyoko ihren Kopf wieder Ren zu, der sie beinahe schon spöttisch angrinste. Ärgerlich über sich selbst nahm sie neues Öl und verteilte es auf seiner Hand und dem Arm. "Wenn du wirklich ins Show-Bizz willst, solltest du dich nicht so anstellen. Das gilt auch für den Kuss." Irritiert sah sie ihn an. "Ich meine damit, dass du lernen musst mit der Sexualität umzugehen. Besonders als Schauspieler darf man da keine Scheu haben.", sprach er weiter, "Was würdest du tun, wenn ein Regisseur von dir verlangen würde, dass du dich vor der Kamera ausziehst?" "Aussteigen natürlich! Ich bin doch nicht blöd und ziehe mich vor wildfremden Leuten aus!", ereiferte sich Kyoko entsetzt. "Kannst du dir so was denn leisten?" Durchdringend sah Ren sie an. Etwas verstockt erwiderte sie den Blick. "Der Präsident würde ja wohl niemals zulassen, dass ich..." "Und wenn er es doch tun würde?", fiel er ihr ins Wort, um eine Antwort auf seine Frage zu bekommen, "...Momentan bist du wohl kaum in der Position um Forderungen stellen zu können. Du kannst eigentlich nur jede Chance ergreifen, die sich dir bietet.", fuhr er fort, als sie nicht antwortete. Ärgerlich runzelte sie die Stirn. "Was soll das? Wer sagt denn, dass ich jemals in die Situation kommen werde, wo ich mich werde ausziehen müssen?!" "Und wer sagt, dass diese Situation niemals eintrifft?" "Das ist keine Antwort auf meine Frage!" Langsam wurde sie wirklich sauer. Was wollte dieser Mann eigentlich von ihr?! Dass sie sich sofort die Klamotten vom Leib riss, sobald er sagte: "Zieh dich aus!"?! "Scheinbar verstehst du nicht, was ich dir eigentlich sagen will.", deutete Ren ihren Gesichtsausdruck richtig, "Du sollst nur begreifen, dass ein Schauspieler es sich nicht leisten kann, schamhaft zu sein. Heutzutage wird nun mal viel Wert auf Zärtlichkeiten in Filmen gelegt und da hat kein Regisseur die Zeit oder die Geduld sich mit zierenden Darstellern rumzuärgern. Mit anderen Worten: Schaffst du es nicht, dich zu überwinden und so zu spielen, wie es von dir erwartet wird, wirst du durch eine fähigere Person ersetzt werden, die sich diese Chance bestimmt nicht entgehen lassen wird." Nachdenklich geworden wechselte Kyoko die Seite und widmete sich nun seinem linken Arm. Als ihr Blick auf seine Hand fiel, bemerkte sie das erste Mal wirklich, wie groß sie doch im Gegensatz zu ihrer war. Im Grunde war das nur natürlich, aber sie hatte bisher noch nie darauf geachtet. Wer achtete auch schon großartig auf die Handgrößen anderer. Sie hielt einen Moment inne und betrachtete sie genauer. Er hatte lange, schlanke Finger mit gepflegten Nägeln und sie spürte, dass sein Handrücken nicht so rau war, wie sie erwartet hatte. Interessiert drehte sie seine Hand um und fuhr fast schon wie in Trance die Linien der Innenfläche nach. "Träumst du? Ich hatte heute eigentlich noch was vor." Aufgeschreckt durch Rens Stimme, starrte Kyoko ihn mehrere Sekunden lang nur irritiert an. Dann endlich begriff sie, was sie da überhaupt tat. Im ersten Moment ließ sie reflexartig seine Hand los, sodass sie kraftlos auf die Liege zurückfiel. Doch dann besann sie sich, nahm sie wieder in ihre Hände und begann endlich damit sie ebenfalls zu massieren. Als sie ihm wieder ins Gesicht sah, begegnete ihr ein spöttischer Blick, der sie verärgert zur Seite blicken ließ. Was hatte sie sich auch dabei gedacht?! Dass sie sich überhaupt durch eins seiner Körperteile hatte ablenken lassen, war schon schlimm genug! Aber dass sie plötzlich so vertraulich mit seiner Hand umging, war ja schon nicht mehr normal! Trotz allem hatte sie das auf etwas gebracht. "Sie haben warme Hände.", stellte Kyoko plötzlich fest. "Ja, und?", fragte Ren, ohne wirkliches Interesse zu zeigen. "Es heißt: Wer warme Hände hat, hat ein kaltes Herz." Durchdringend sah sie ihn an. "Deine sind auch nicht gerade kühl." "Ts..." Sie lächelte fast schon verachtend. "Sie kennen meine Gründe. Ich frage mich nur, was Sie für einen haben könnten, dass Ihr Herz so zu Eis erstarrt ist." "Wie kommst du darauf, dass es so wäre? Bloß weil das mal irgendjemand gesagt hat? Dann bist du reichlich naiv.", antwortete er gelassen. Kyoko hatte gehofft, eine ehrliche Antwort zu bekommen, aber wie hatte sie so etwas von diesem Menschen auch nur erwarten können? Stattdessen versuchte er wieder einmal sie zu provozieren. Aber diesmal ließ sie sich nicht so einfach den Ball aus der Hand nehmen. "Ob naiv oder nicht, Sie können mir nichts vormachen. Sie tragen eine fast schon perfekte Maske zur Schau, hinter der Sie sich sicher und unantastbar fühlen. Mir scheint, alle Gefühlsregungen, die Sie zeigen, sind nur aufgesetzt, weil Sie glauben, dass sie von Ihnen erwartet werden. Warum tun Sie das? Finden Sie aus den ganzen Rollen, die Sie gespielt haben, nicht mehr zu Ihrem eigenen Ich zurück? Oder haben Sie einfach nur Angst, dass man Sie womöglich nicht akzeptiert, so wie Sie wirklich sind?" Während sie gesprochen hatte, hatte sich Rens Gesicht zusehends verfinstert. Genau wie letztens, als sie ihm im Hahnenkostüm gegenübergestanden und ebenfalls mit der Wahrheit konfrontiert hatte. Aber dieses Mal wollte sie eine klare Antwort von ihm hören. Wenn sie jetzt Angst zeigte, würde sie sie nie bekommen. Kyoko konnte sich schließlich nicht immer von diesem Mann unterbuttern lassen! Nach einigen weiteren Sekunden des Schweigens, seufzte er. Vor gar nicht allzu langer Zeit war er schon einmal in so einer ähnlichen Situation gewesen. Und so etwas kam praktisch so gut wie nie vor! Nur ließ sich sein Gegenüber diesmal nicht so leicht einschüchtern. So forsch kannte er Kyoko gar nicht. Sie schien es wirklich ernst zu meinen. "Du willst also wirklich wissen, warum ich mich so gebe?", fragte er schließlich ruhig. Sie nickte. "Ich habe es mir im Laufe der Jahre angewöhnt. Eben eine Gepflogenheit, die sich nur noch schwer ablegen lässt. Das muss dir als Antwort reichen.", erwiderte er abweisend wie immer und schloss die Augen. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er nicht weiter darüber reden wollte. Stirnrunzelnd, über diese unbefriedigende Erklärung, beendete sie die Massage am Arm und wandte sich dem letzten Abschnitt ihrer Behandlung zu. Den Beinen! Seinen megalangen und superschlanken Beinen, die sogar Models vor Ehrfurcht erstarren ließen. Jede Frau würde wahrscheinlich dafür sterben, sie auch nur einmal kurz antippen zu dürfen! Kyoko interessierte das allerdings herzlich wenig. Keine von den Ren-verrückten Weibern würde jemals erfahren, dass sie die ach so große "Ehre" hatte, sie massieren zu dürfen und konnten sie demnach auch nicht lynchen. Sie verstand sowieso nicht, warum so viele Frauen ihn so toll fanden. Okay, er sah gut aus, das musste sie ihm schon lassen. Seine tolle Figur und magnetische Ausstrahlung taten sicher auch ihr Übriges. Aber merkte denn keiner, dass sein Lächeln oftmals nur gespielt war? Sicher, es gab schon Momente, in denen seine Freundlichkeit aufrichtig war, aber die schien es auch nur sehr selten zu geben. "Sagen Sie mir nur eines.", bat Kyoko, "Ich habe doch recht damit, dass Ihr Lächeln so gut wie immer falsch ist, nicht wahr?" "Was soll falsch daran sein, höflich zu sein?" Er sah sie nicht an, sondern hielt die Augen geschlossen und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. "Wenn die Höflichkeit aufrichtig ist, dann ist auch nichts daran auszusetzen." "Dann dürftest du dich bei mir eigentlich nicht beschweren. Auch wenn ich höflich Lächle, sage ich immer, was ich denke. Das solltest doch gerade du am besten wissen.", grinste Ren sie spöttisch an, was sie verärgert die Augenbrauen zusammenziehen ließ. "Ich sehe nichts Höfliches darin, jemanden zu beleidigen. Und sei es noch so freundlich.", erwiderte sie sauer. "Och, das tu ich eigentlich nur bei dir." Er strahlte sie regelrecht an. "Warum denn nur bei mir?!", entrüstete Kyoko sich. "Soll ich deinetwegen etwa alle anderen jetzt auch beleidigen?" Interessiert fragend hob er eine Augenbraue. "Nein!", knirschte sie, "Aber Sie könnten schon etwas netter zu mir sein. Was habe ich Ihnen denn getan, dass Sie mich auf diese Art anders behandeln?!" Ren seufzte. "Hast du das immer noch nicht gemerkt?" "Nein, tut mir leid! Wenn Sie mich bitte aufklären würden?" "Ich mag ganz einfach deine Motivation nicht." "Und das ist für Sie schon Grund genug, so mit mir umzugehen?" Fassungslos sah sie ihn an. "Nur wegen meiner Motivation ist Ihnen also sofort klar, was für ein Mensch ich bin?...Und ich dachte schon, mit mir wäre was nicht in Ordnung!" Ren erwiderte nichts darauf. Ihr reichte es. Sie beendete die Massage ohne wirklich fertig zu sein und verließ den Raum. Es war ihr egal, wenn sie deswegen Ärger bekommen würde. Sie wollte keine Sekunde länger mit diesem Menschen an einem Ort sein. Doch ziemlich überrascht über ihren plötzlichen Abgang, hatte Ren sich aufgesetzt und ihr nachdenklich nachgesehen. Es hatte sie wohl doch mehr verletzt, als er gedacht hatte. Aber die Wahrheit tat nun einmal weh! Da half einem alles strampeln und wüten nichts. Das würde sie auch noch früh genug erkennen. Allerdings hätte sie wahrscheinlich anders reagiert, wenn sie gewusst hätte, dass er mehr über sie wusste, als sie glaubte. Trotz allem war es schon die Wahrheit gewesen, was er gesagt hatte. Es lag nun einmal an ihrer Motivation. Und wohl auch zu einem nicht gerade unbedeutenden Teil daran, dass sie ihn wieder an seine Vergangenheit erinnert hatte! Er lächelte etwas entrückt. "Irgendwann wird wohl jeder von seiner Vergangenheit eingeholt." Da Kyoko mit Sicherheit heute nicht mehr zurückkommen würde, stand er endgültig auf, ging zu seinen Sachen und zog sich an. Schon bei den ersten Schritten bemerkte er den Unterschied und musste zugeben, dass es sich nicht gerade gut mit nur einem entspannten Bein lief! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ *seufz* Ich hab' immer Angst, dass die Charas OOC werden könnten. Also sagt mir bitte bescheid, wenn dieser Fall eingetreten sein sollte. Am Ende wird das Ganze sonst womöglich noch ein Drama! Oo' Kapitel 4: Verbunden -------------------- Endlich! Ich hab' Kapitel Vier endlich fertig! Hat ja auch lange genug gedauert, ne? ^^' Dafür ist es aber auch länger als die anderen davor. Bin selber überrascht. XD So, dann viel Spaß beim Lesen! ^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Verbunden Die Sonne schickte gerade ihre ersten Strahlen über das noch verschlafene Tokyo und kitzelte die Menschen so langsam aus ihren Betten. In einem der oberen Zimmer des Daruma-ya ging es derweil schon hoch her. Kyoko war schon lange vor Sonnenaufgang wach geworden und hatte damit begonnen, das neu aufgehangene und eindeutig größer gewordene Hass-Poster von Ren Tsuruga mit Dartpfeilen zu bewerfen. "Elender, ignoranter Besserwisser! Ich rede kein Wort mehr mit dir! Dann kannst du jemand anderen verarschen! Du wirst mich noch auf Knien rutschend anflehen, dass ich dir verzeihe!", verfluchte sie ihn schon seit einiger Zeit lautstark. Plötzlich klopfte jemand zaghaft an ihre Zimmertür. "Kyoko-chan? Ist alles in Ordnung?", fragte die Okami-san besorgt. Erst jetzt wurde Kyoko bewusst, dass sie doch recht laut gewesen war. Um Verzeihung bittend lächelnd öffnete sie die Tür nur einen Spalt, damit man die Poster nicht sah. "Ja, alles okay. Tut mir leid, wegen des Lärms!" Schuldbewusst senkte sie den Kopf. "Schon gut.", beschwichtigte die Hausherrin, "Ich wollte dich eh zum Frühstück holen." "Vielen Dank! Ich komme gleich.", verbeugte sich Kyoko höflich und zog noch schnell die Pfeile aus dem Poster, um sie am Abend gleich werfen zu können. Dann folgte sie der Okami-san nach unten und setzte sich zu ihr und ihrem Mann an den Tisch. Das Essen verlief relativ schweigend, bis ihrem Chef etwas vom vergangenen Abend wieder einfiel. "Da kam gestern ein Anruf für dich von deiner Agentur." Kyoko hatte plötzlich ziemlich schwer an ihrem letzten Bissen zu schlucken. Sie wagte kaum ihren Chef anzublicken und ihn nach dem Grund des Anrufes zu fragen. Das war allerdings auch nicht nötig, denn er sprach gleich weiter: "Ein Mann, ich glaube, er hieß Sawara, wollte dich sprechen. Er klang ziemlich aufgebracht, aber da du schon ins Bett gegangen warst, habe ich ihn darauf vertröstet, dass er ja heute persönlich mit dir sprechen kann." Mehr sagte er nicht. Aber Kyoko konnte sich schon denken, dass sich die Beiden fragten, was sie angestellt hatte, dass man ihr sogar hinterhertelefonierte. Ziemlich beschämt schaute sie starr auf den Tisch und überlegte, was sie nun sagen sollte. Glücklicherweise kam ihr die Okami-san jedoch zuvor. "Du brauchst uns nichts zu erklären. Solange du das allein geregelt bekommst, geht uns das gar nichts an. Aber falls du Hilfe brauchst, kannst du dich natürlich jeder Zeit an uns wenden.", sagte sie freundlich auf ihre warmherzige und mütterliche Art. Ihr Mann nickte zustimmend. Kyoko warf den Beiden einen langen, dankbaren Blick zu und erhob sich dann, um zu ihrem Love-Me-Praktikanten-Job in die Agentur zu gehen. Vorher bedankte sie sich wie immer für das Essen und machte sich dann auf, in die Höhle des Löwen. Zu Sawara-san! "Maria, das geht nicht!" "Aber warum denn nicht, Großvater?! Ich darf doch auch mit!", protestierte das siebenjährige Mädchen. "Du bist ja auch meine Enkelin. Und es war schon schwer genug das Einverständnis des Regisseurs dafür zu kriegen. Kinder haben an Drehorten nämlich nichts zu suchen, wenn sie nicht gerade Darsteller sind. Aber da Ren und Yashiro auf dich aufpassen können, hat er eingewilligt. Es ist ausgeschlossen, dass ich ihn jetzt bitte noch eine Person mitzunehmen, bloß damit du zufrieden bist!" "Das ist ganz schrecklich gemein von dir!" Mit diesen Worten rannte sie auch schon aus der Tür und somit in die Weiten des LME-Gebäudes. Rory Takarada seufzte schwer. Er wusste genau, dass Maria nicht so leicht aufgeben würde. Um ihren Willen durchzusetzen, würde sie einiges anstellen. Die Frage war nur: Was? Plötzlich musste der LME-Präsident lächeln. Wer hätte je gedacht, dass es neben Ren noch eine Person geben würde, an die Maria ihr Herz hängen würde? "Wohl niemand.", sprach er den Gedanken laut aus. "Puh, Sawara-san war ganz schön wütend gewesen!" Kyoko schlurfte betrübt durch die Gänge des LME-Gebäudes. Der Leiter der Talent-Sektion hatte ziemlich losgetobt, sobald er sie gesehen hatte. Er hatte ja auch nicht ganz unrecht. Im Grunde war es sogar das Gleiche, was Ren gemeint hatte, als er sagte, dass sie sich keine Extrawurst leisten konnte. Das traf natürlich auch hier zu. Schon wieder musste sie zwangsläufig an diesen unangenehmen Kerl denken. Dass er aber auch immer recht haben musste! Einfach ätzend! Sie beschloss für den Rest des Tages nicht weiter an ihn zu denken und sich stattdessen voll und ganz ihrer Arbeit zu widmen. Nur leider gab es für sie heute noch nichts zu tun, weshalb sie sich erst einmal damit begnügte ziellos durch die zahlreichen Gänge des großen Gebäudes zu laufen. Allerdings wurden durch die ganze Lauferei ihre Gedanken nur noch mehr angeregt, sodass sie letztendlich doch wieder an ihn dachte. Kyoko musste mühsam einen gequälten Schrei unterdrücken, der ihr zu entfleuchen drohte und war bemüht, sich nicht die Haare zu raufen. Wie sollte man auch ruhig bleiben, wenn einem die ganze Zeit ein Mann im Hirn rumspuckte, der scheinbar nichts besseres zu tun hatte, als einen ständig zu kritisieren und runterzumachen? Bestrebt die Gedanken an ihn zu vertreiben fing sie an wie eine Wahnsinnige durch die Gänge zu hetzen, wodurch sie meistens nur noch beschwerlich den entgegenkommenden Leuten ausweichen konnte. Als sie im Begriff war um die nächste Ecke zu schnellen, sah sie das Hindernis, das sich ihr urplötzlich in den Weg stellte, allerdings nicht rechtzeitig genug und prallte mit vollem Schwung dagegen. Samt Widerstand ging sie zu Boden und rutschte noch ein ganzes Stück weiter, wobei Kyoko auf besagtem "Gegenstand" gelandet war. Als sie nicht mehr weiterschlitterten, schaute sie noch etwas benommen vom Anprall auf ihr vermeintliches "Opfer" und wollte sich soeben entschuldigen, als sie voller Schrecken erkannte, wen sie da gerade umgerannt hatte. "Nach gestern hatte ich eigentlich angenommen, dass du nicht mehr so auf Körperkontakt mit mir stehen würdest. Aber scheinbar habe ich mich geirrt." Ein etwas verdutzter Ren Tsuruga sah sie auf die Ellenbogen gestützt von unten her an. Ihr blieb aber auch wirklich nichts erspart! Wie von der Tarantel gestochen sprang sie auf, wobei sie über ihre eigenen Beine stolperte und fast wieder auf ihm gelandet wäre. Glücklicherweise konnte sie ihr Gewicht noch in eine andere Richtung verlagern, sodass sie diesmal auf ihrem eigenen Hintern landete. Ächzend rappelte sie sich wieder auf und bemerkte plötzlich eine Hand, die sich ihr hilfsbereit entgegenstreckte. Überrascht sah sie hoch und stellte fest, dass diese Ren gehörte, der sich inzwischen schon wieder erhoben hatte. Mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Magengegend ließ sie sich aufhelfen. Hatte sie ihn vor wenigen Sekunden doch noch in Gedanken tausendmal verflucht. "Danke...Sie müssen aber nicht nett zu mir sein, bloß weil es sich so gehört.", sagte Kyoko schließlich etwas stockend. Aber was erzählte sie da eigentlich? Hatte sie sich nicht erst gestern noch bei ihm darüber beschwert, dass er sie nicht nett behandelte? Ein Seufzer seinerseits riss sie wieder in ihre momentane Situation zurück. "Soweit ich mich erinnern kann, wolltest du doch, dass ich nett zu dir bin. Außerdem habe ich dir nicht aufgeholfen, weil ich es als eine Art Notwendigkeit angesehen habe, sondern weil ich dich nicht einfach da liegen lassen wollte. Es war also meine freie Entscheidung. Aber wenn du unbedingt willst, ignoriere ich dich das nächste Mal einfach.", erwiderte Ren resignierend und drehte sich um, um seinen Weg fortzusetzen. Fast schon geschockt sah Kyoko ihm hinterher. Das war es bestimmt nicht gewesen, was sie hatte erreichen wollen. Immerhin schien er heute ganz umgänglich zu sein. Und das obwohl sie regelrecht über ihn hergefallen war! Bemüht ihm mit ihren kurzen Beinen folgen zu können, rannte Kyoko hinter ihm her und gesellte sich an seine Seite. Sie hatte ja eh gerade nichts zu tun. "Ich..ich meinte damit ja nicht, dass Sie überhaupt nicht nett zu mir sein oder mich gänzlich ignorieren sollen. Ich komme mir eben nur ziemlich verarscht vor, wenn Sie plötzlich tun, was ich von Ihnen gerne hätte.", versuchte sie sich zu rechtfertigen. Ren sah sie daraufhin nur unbeeindruckt an. "Ach so. Ich darf also nicht nett zu dir sein, weil du dann denkst, ich würde dir was vormachen. Und wenn ich nicht nett zu dir bin, beklagst du dich wiederum, dass ich dich unfair behandeln würde. Wie soll ich mich dir gegenüber denn nun verhalten? Entscheide dich mal." Gelangweilt marschierte er auf die große Eingangshalle zu und blickte sich suchend um. Noch bevor Kyoko antworten konnte, hatte er scheinbar das Gesuchte gefunden und steuerte direkt darauf zu ohne sie weiter zu beachten. Verärgert runzelte sie die Stirn und sah in die Richtung, in die Ren weiterging. Sie erkannte Yashiro, der ziemlich genervt auf seine Armbanduhr schaute und unentwegt nervös mit dem Fuß auf den Boden trat. Als er Ren erkannte, konnte Kyoko seinen erleichterten Seufzer noch bis zu sich hören, wobei die steile Falte auf seiner Stirn keinesfalls verschwand. "Wo warst du denn, Ren? Du weißt doch, dass wir gleich losmüssen.", bemerkte Yashiro vorwurfsvoll. Kyoko horchte auf und schlich sich etwas näher heran. "Tut mir leid! Ich hatte auf dem Weg einen kleinen Zusammenstoß.", erwiderte der Angesprochene und zeigte über die Schulter direkt auf Kyoko, die mitten in der Bewegung erstarrte. Hatte er sie also doch noch nicht vergessen. Jetzt wurde auch Yashiro auf sie aufmerksam und grüßte sie freundlich. Ertappt verbeugte Kyoko sich höflich und beschloss nun ganz zu ihnen zu gehen, da alles andere ungehörig gewesen wäre. An Ren gewandt fragte Yashiro währenddessen: "Ihr habt euch doch nicht wieder gestritten, oder?" "Wir waren uns lediglich mal wieder uneinig, wobei wir gerade mal zwei Sätze miteinander gesprochen haben.", gab Ren ehrlich zu und lächelte achselzuckend entschuldigend. Kyoko war in der Zwischenzeit bei den Beiden angekommen, interessierte sich aber nicht mehr für das vorhin begonnene Gespräch zwischen ihr und dem Schauspieler. Stattdessen wollte sie lieber von Yashiro wissen: "Was meinten Sie denn gerade damit, dass Sie Zwei losmüssten?" Verwirrt über den plötzlichen Themawechsel schaute dieser sie erst einmal verdutzt an, bis er begriff, was die kleine Love-Me-Praktikantin von ihm wollte. Schlagartig fiel ihm auch wieder ein, warum Ren sich hatte beeilen sollen und starrte entsetzt auf seine Uhr. "Oh mein Gott! Wir kommen noch zu spät! Ren, rühr dich nicht von der Stelle! Ich hol sofort den Wagen!" Hektisch fuchtelte der blonde Manager mit den Armen in der Luft herum und lief dann schnell zum Ausgang hinaus. Ziemlich perplex schaute Kyoko dem jungen Mann hinterher. "Was ist denn eigentlich los?" Mit einem fragenden Blick wandte sie sich nun Ren zu, mit dem sie sich recht alleingelassen fühlte. "Wir müssen zu Dreharbeiten nach Izu (1) und in zwei Stunden da sein. Da wir aber nicht wissen, wie flüssig der Verkehr bis dahin sein wird, fährt Yashiro gut und gerne eher los als eigentlich notwendig wäre.", erklärte der Schauspieler gelassen. "Aha.", war alles, was Kyoko dazu sagen konnte. Sofort fingen ihre Gedanken an abzuschweifen. Er würde also die nächsten Wochen oder gar Monate nicht mehr plötzlich vor ihr auftauchen und sie in den Wahnsinn treiben und beleidigen können. Wenn das keine guten Neuigkeiten waren! Ein Grinsen stahl sich bei dem Gedanken auf ihr Gesicht und wurde so breit, dass man es noch aus einem Kilometer Entfernung hätte sehen können. Doch da war auch irgendetwas in ihr, dass seine Abwesenheit zutiefst bedauern würde. Noch war es ganz klein und hielt sich im hintersten Winkel ihres Bewusstseins versteckt, machte sich aber schon bemerkbar. Für einen Moment erstarb ihr Grinsen und fiel regelrecht in sich zusammen. Was war das nur? Es fühlte sich lästig und zugleich doch irgendwie angenehm an. Was auch immer es war, sie fand, es war jetzt völlig fehl am Platze. Also gab sie ihm einen mentalen Fausthieb und stellte es ruhig. Als nichts mehr davon zu spüren war, fing sie wieder an zufrieden ihr Grinsen zur Schau zu stellen. Ach, was würde sie die Zeit genießen, wenn er erst weg war. Sie würde gleich viel ruhiger schlafen können und müsste keine Angst davor haben, dass wieder irgendeine Aufgabe mit ihm zu tun haben könnte. Einfach herrlich! Plötzlich fühlte sie etwas an ihrem rechten Arm ziehen und kaltes Metall umschloss ihr Handgelenk. Mit einem überraschten Laut schaute sie an ihrem Arm entlang zu ihrer Hand und konnte gerade noch sehen, wie die Handschellen im Schloss einrasteten. Erbleichend sog sie die Luft hörbar ein, als sie auch noch sah, dass Rens linkes Handgelenk eben so betroffen war wie ihr rechtes. Das konnte doch nicht wahr sein! Erschrocken sahen sich beide an, als sie das Kichern eines kleinen Mädchens hinter sich hörten. "Maria!", entfuhr es Beiden, als sie sich zu dem Kind umgedreht und es erkannt hatten. "Was soll das?!", fragte Kyoko sie fast schon panisch und versuchte ihre Hand zu befreien. Was allerdings nicht viel außer Schmerzen brachte, woraufhin sie es dann lieber bleiben ließ. Maria gluckste nur glücklich weiter. "Ich möchte, dass du mitkommst, O-nee-sama.", verkündete die Siebenjährige und sah die Ältere freudestrahlend an. Für Kyoko brach eine Welt zusammen. Hatte sie sich eben noch darauf gefreut, Ren für mehrere Monate loszusein, sah sie sich nun an ihn gebunden. "Aber warum kettest du mich denn ausgerechnet an ihn?", fragte sie die Enkelin des Präsidenten verzweifelt. "Meine Hände sind leider zu klein dafür. Sie würden durchrutschen. Außerdem ist Ren-sama unentbehrlich für den Film! Ihn würden sie, im Gegensatz zu mir, in so einem Fall niemals hier lassen!" Begeistert von ihrer genialen Idee, schaute sie beide triumphierend an. Bei Kyokos zerknirschtem Gesicht konnte Ren sich einen Kommentar einfach nicht verkneifen. "Was regst du dich so auf? Gestern hat dir diese Hand noch ziemlich gut gefallen, wie mir schien.", grinste er sie belustigt an. Natürlich! Er war mal wieder die Ruhe selbst. Seine nahen Zukunftsträume waren ja auch nicht plötzlich zerstört worden! Das regte sie schon wieder unheimlich auf. Als sie gerade loswettern wollte, kam Yashiro auch schon wieder, schnappte sich Rens freien Arm und wollte gerade losstürzen, als ihm auffiel, dass irgendetwas nicht stimmte. Der junge Mann sah sich die beteiligten Personen genauer an und entdeckte letztendlich die Handschellen, mit denen Ren und Kyoko aneinandergebunden waren. Yashiro gestattete sich ein ungläubiges Ächzen, bekam allerdings danach keinen weiteren Ton raus. Mit einem fast schon wimmernden Laut deutete er auf seine Uhr und war den Tränen nahe. Er tat Kyoko richtig leid. Er wollte doch einfach nur seine Pflichten als Manager gewissenhaft erfüllen, was ihm nun in Hinblick auf das Metall zwischen ihr und seinem Schützling erheblich erschwert wurde. "Ähm..vi.vielleicht kann uns der Präsident ja helfen.", schlug Kyoko zögernd vor. Sie konnte den Anblick des Managers einfach nicht mehr ertragen. Und sie selbst hatte eigentlich auch keine große Lust auf unbestimmte Zeit an diesen Mann gebunden zu sein. Bei ihren Worten hatte sich Hoffnung in den Blick des blonden Mannes geschlichen, woraufhin sie bei Maria eine ganz andere Reaktion hervorgerufen hatten. "Das geht nicht! Ich will, dass O-nee-sama mitkommt und Großvater erlaubt das nun mal nicht." Verzweifelt und flehend sah sie die beiden Männer vor sich an. "Wenn Ren die ganze Zeit arbeitet, langweile ich mich nur. Darum hätte ich O-nee-sama gerne mitgenommen.", sprach die Kleine traurig weiter. "Hast du deinen Wunsch Takarada-san auch so erklärt?", fragte Ren sie sanft und beugte sich, die freie Hand auf das rechte Knie gestützt, zu ihr runter. Kyoko war überrascht, wie einfühlsam der Zwanzigjährige sein konnte. Auf seine Frage schüttelte Maria nur betrübt den Kopf. "So weit kam es gar nicht. Großvater hat sofort abgeblockt. Ich bin sauer geworden und weggerannt." "Dann sollten wir jetzt zu ihm gehen und du erklärst ihm deinen Wunsch einfach noch mal." Lieb lächelte Ren sie an, was Maria kurz danach erwiderte. Dann richtete der Schauspieler sich wieder zu seiner vollen Größe auf und begann in Richtung der Aufzüge zu gehen. Wohl oder übel musste Kyoko sich auch in Bewegung setzen und ihm folgen. Maria ergriff ihre andere Hand und schaute treuherzig lächelnd zu ihr nach oben. Obwohl Kyoko sich in einer für sie nicht gerade angenehmen Situation befand, konnte sie dem kleinen Mädchen einfach nicht böse sein. Sie lächelte zurück und drückte ihre kleine Hand. Gemeinsam stiegen die Vier in eine gerade angekommene Fahrstuhlkabine und fuhren in den letzten Stock, wo das Büro des Präsidenten lag. Yashiro musterte indessen immer noch die seltsame Verbindung zwischen Rens und Kyokos Händen. So konnten die Beiden doch nicht die ganze Zeit herumlaufen. Kurzerhand zog er sein Jackett aus und legte es über die Handschellen. Sichtlich zufrieden mit seinem Werk nickte er beiden zu, die ihn zuerst etwas verwundert angesehen hatten. Oben angekommen stiegen sie aus und liefen den Korridor zur Tür des Büros entlang. Zwischenzeitlich sah Kyoko mal auf Yashiros Jackett, das über ihren Händen lag. Man hätte ja fast meinen können, dass sie und Ren heimlich Händchen hielten! Dieser Gedanke behagte ihr in sofern nicht, dass sich ihre Hände ab und zu schon mal unabsichtlich berührten. Noch hinzu kam, dass sie ab jetzt nirgends ohne ihn hinkonnte. Wie sollte das denn werden, wenn einer von ihnen mal auf die Toilette musste?! In Gedanken malte sie sich schon die Horrorszene aus, wenn sie mit ihm auf das Herrenklo musste und eine tiefe Röte trat auf ihr Gesicht. Aus den Augenwinkeln wurde sie dabei von Ren beobachtet, der sich schon denken konnte, was ihr gerade im Kopf rumspukte. Immerhin hatte er auch schon darüber nachgedacht. Allerdings hatte er sich besser unter Kontrolle. Womöglich würde das Ganze wohl noch damit enden, dass sie sich ein Bett teilen mussten! Ein amüsiertes Grinsen schlich sich in seine Züge. Endlich waren sie an der zweiflügeligen Bürotür angekommen und Ren klopfte kräftig gegen das Holz. Als ein "Herein" gerufen wurde, drückte er die Klinke der einen Seite herunter und betrat mit den Anderen den Raum. Der Chef von LME Pop Productions saß an seinem Schreibtisch und sah erst auf, als er die Tür wieder ins Schloss fallen hörte. Interessiert sah er die Besucher an und konnte sich schon denken, worum es sich handeln musste. Warum auch sonst sollte Maria bei ihnen sein. Etwas verwundert war er allerdings, dass der Schauspieler und die Love-Me-Praktikantin so nah beieinander standen. Und was sollte diese Jacke über ihren Händen? Fragend schob sich die linke Augenbraue des Präsidenten ein Stück höher. Es war wirklich unschwer zu erkennen, was Takarada-san gerne wissen wollte. Wortlos nahm Ren das Jackett zwischen ihnen weg und gewährte dem Präsidenten somit einen Blick auf das Geschehene. Überrascht gesellte sich die zweite Augenbraue zu der Ersten und rutschte mit dieser sogar noch ein ganzes Stück höher. Daraufhin schaute er sprachlos zu Maria, die sich ein bisschen hinter Kyoko versteckt hatte. Ihr Großvater würde sicher schimpfen. "Maria...", begann er, wurde aber fast sofort von Ren unterbrochen. "Entschuldigen Sie bitte, Takarada-san. Aber Sie sollten nicht gleich schimpfen. Hören Sie sich am Besten erst einmal ihre Begründung dazu an.", bat dieser ihn. Durch ein Nicken gab der Präsident zu verstehen, dass er seiner Enkelin wirklich erst mal zuhören wollte, stütze seine Ellenbogen auf den Tisch und verschränkte die Finger ineinander. Fragend schaute Maria noch einmal zu Ren, der ihr aufmunternd zulächelte. Dann fasste die Kleine all ihren Mut zusammen, um es zu erklären. "Ich würde O-nee-sama gerne mitnehmen, weil ich mich sonst so allein fühlen werde." "Aber Ren und Yashiro sind doch da.", meinte der Angesprochene verständnislos. "Schon, aber wenn Ren-sama arbeitet, weiß ich nicht, was ich machen soll. Yashiro-san ist leider ziemlich langweilig." Sie zog eine Schnute und besagter Langweiler fiel fast aus allen Wolken. Er war nun mal leider nicht sehr unterhaltsam. Worüber sollte er auch mit einem kleinen Mädchen reden? Rory nickte. "Das kann ich verstehen. Aber da wäre immer noch die Sache mit dem Regisseur. Er wird trotzdem nicht sehr begeistert sein." Seufzend schloss er die Augen. "Aber so wie es aussieht, haben er und ich sowieso keine andere Wahl als zuzulassen, dass Kyoko-chan mitgeht." Er hob die Lider und lächelte seine Enkelin gutmütig an, worauf sie zu strahlen begann. Freudig lief sie um seinen Schreibtisch herum und sprang ihm in die Arme. "Vielen Dank, Großvater." Während Maria ihm noch um den Hals hing, wandte er sich derweil wieder den Anderen zu. "Ich werde mit Anji-san reden. Er wird zu Anfang wahrscheinlich etwas grummelig sein, aber er wird sich schon dran gewöhnen." Zuversichtlich lächelte er Kyoko an, der gar nicht so wohl dabei war, dass sie jetzt tatsächlich mitmusste. "Ihr solltet am Besten sofort deine Sachen holen gehen, sonst kommt ihr noch zu spät. Das würde Anji-san bestimmt nicht gefallen, wo er jetzt noch eine Person mehr am Set hat.", beendete Takarada seine Gedanken. Sofort war Yashiro wieder hellwach und drängte Ren und Kyoko bereits aus dem Raum. Er drehte sich noch einmal um und drängte Maria zur Eile, die auch sofort auf ihn zukam. Kurz bevor sie ihn erreicht hatte, schien dem Präsidenten noch was eingefallen zu sein, denn er rief Maria noch einmal. Das Mädchen drehte sich zu ihrem Großvater um und sah ihn fragend an. "Was ist denn noch, Großvater?" "Den hier solltest du nicht vergessen.", sagte er schmunzelnd und warf ihr einen kleinen Schlüssel zu. Yashiro sah über Marias Schulter, um zu sehen, was sie da hatte. Entsetzt sog er die Luft hörbar ein. "Ist das etwa...?" "Der Schlüssel für die Handschellen, ja.", nickte Rory Yashiro zu. "Sie hatten ihn die ganze Zeit und tun trotzdem so, als ob sie nichts dafür könnten, dass Kyoko-chan jetzt mit nach Izu muss?!" Etwas empört sah er den Präsidenten an. "Ich hätte Maria ihren Wunsch ja gerne erfüllt, wollte Anji-san aber nicht verärgern. Bei der momentanen Situation kann ich mir und ihm aber ruhigen Gewissens einreden, dass ich nichts dafür kann.", lächelte sein Chef entschuldigend, "Außerdem kann es doch sein, dass Kyoko-chan ihm sogar nützlich sein kann.", meinte Rory noch, ging aber nicht weiter darauf ein. An Maria gewandt sagte er: "Wenn du dir das nächste Mal Zubehör meiner Kostüme nimmst, fragst du mich aber vorher, ja? Und dann vergiss nicht wieder die Hälfte. Oder wolltest du die Beiden monatelang aneinander fesseln?" Schmunzelnd sah er, wie die Kleine den Kopf schüttelte und leicht Rot wurde. Es war ihr wirklich peinlich, dass sie daran nicht gedacht hatte. Aber zum Glück hatte sie ja trotz allem einen lieben Großvater. Sie lief noch einmal schnell zurück und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann verabschiedete sie sich gutgelaunt und machte, dass sie wieder zu Yashiro kam, der inzwischen schon regelrechte Schweißausbrüche wegen der Uhrzeit bekam. Und dann mussten sie auch noch Kyokos Sachen holen gehen, bevor es losgehen konnte. Dieser ganze Zeitaufwand! Schwer seufzend verbeugte er sich noch einmal höflich vor dem Präsidenten, bevor er zusammen mit Maria ebenfalls das Büro verließ. Am Fahrstuhl warteten Kyoko und Ren schon teils gelangweilt, teils ungeduldig auf sie. Gemeinsam fuhren sie ins Erdgeschoss und gingen dann zum Ausgang hinaus zu Yashiros direkt davor geparktem Wagen. Sogar der Motor lief noch. Scheinbar hatte sich der Manager nicht einmal mehr die Zeit für das erneute Starten von diesem erlauben wollen. Notgedrungen musste Ren mit seinem Anhängsel hinten Platz nehmen, woraufhin Maria es sich auf dem Beifahrersitz bequem machte. Yashiro fuhr augenblicklich los, sobald sich alle angeschnallt hatten und ließ sich von Kyoko den Weg weisen. Zielsicher parkte er den Wagen auf dem Bürgersteig vor dem Daruma-ya und entschied, dass er im Auto blieb, während die anderen Drei Kyokos Sachen holen sollten. Vorher stieß er Maria noch einmal leicht an. "Willst du die Beiden denn nicht endlich losmachen? Ich finde, du könntest Kyoko-chan diese Schmach ruhig ersparen.", flüsterte Yashiro ihr zu. Doch das Mädchen schüttelte nur den Kopf. "Nein, das geht noch nicht. Erstens könnte O-nee-sama dann auf die Idee kommen, sich doch irgendwie da rauszuwinden und zweitens muss der Regisseur doch sehen, dass wir wirklich keine andere Wahl hatten, als sie mitzunehmen.", erwiderte sie genau so leise. Dann stieg sie mit aus und folgte den anderen Beiden. Mit dem Jackett über den Handschellen und Maria im Schlepptau betraten sie das kleine Restaurant, wobei Kyoko sich überhaupt nicht wohl in ihrer Haut fühlte. 'Oh mein Gott! Was werden die Okami-san und der Chef nur von mir denken, wenn ich mit einem Mann nach oben in mein Zimmer verschwinde?!', dachte sie panisch und warf unsichere Blicke in den weitläufigen Raum. Schon wurden die ersten Blicke auf sie gerichtet, zumal das Jackett über ihren Händen nicht gerade unauffällig war. Da kam auch schon die Okami-san, um die vermeintlich neuen Gäste zu begrüßen. Als sie erkannte, um wen es sich handelte, war sie doch ziemlich erstaunt. Kyoko nutzte die vorläufige Sprachlosigkeit, um sich erst einmal höflich vor ihrer Gastgeberin zu verbeugen. Was gar nicht so einfach war, ohne dass Ren ihren Oberschenkel mit seiner an sie geketteten Hand berührte. "Kyoko-chan! Was machst du denn schon wieder hier? Haben sie dich etwa wegen der gestrigen Sache rausgeworfen?", fragte sie schließlich besorgt und musterte Ren und das Jackett zwischen ihnen eingehend, bis ihr schließlich einfiel, dass sie ja immer noch am Eingang rumstanden und die Gäste sie inzwischen mehr als unauffällig anstarrten. Wortlos deutete sie Kyoko und Anhang ihr zu folgen und führte sie in den angrenzenden momentan noch unbesetzten Raum. Als die Hausherrin bemerkte, dass sich Kyoko und der fremde Mann scheinbar nicht losließen, drängte sich ihr unweigerlich eine Frage auf, die sie dann auch laut aussprach. "Oder gehst du etwa wegen diesem Mann nicht hin, weil du viel lieber mit ihm zusammen bist?", fragte sie stirnrunzelnd, wobei sie sich das nicht wirklich vorstellen konnte. Als die Angesprochene auch noch ein dementsprechendes Gesicht machte und mit der freien Hand wie wild in der Luft rumfuchtelte, war sie sich sicher, dass es wirklich nicht so war. Ohne dass Kyoko etwas sagen musste, stahl sich ein erleichtertes Lächeln auf das Gesicht ihrer Chefin, das sie auch unwillkürlich beruhigte. "Nein, so ist es wirklich nicht.", betonte Kyoko noch einmal, "Es ist nur eben so, dass ich plötzlich mit nach Izu fahren muss, da ziemlich fesselnde Argumente sich leider nicht abschütteln ließen." Mit einem leichten Seitenblick sah sie dabei genervt auf das Jackett. "Ach so. Wie lange bleibst du denn dort?", wollte die Okami-san wissen, ohne näher auf die spärliche Antwort eingehen zu wollen. Wenn Kyoko wollte, würde sie es ihnen schon noch erklären. "Hm..weiß nicht genau. Mehrere Wochen wohl auf jeden Fall." "So lange?!" Überrascht hob sie beide Augenbrauen. Doch bevor sie noch etwas sagen konnte, mischte Ren sich ein. "Wir sollten langsam mal anfangen deine Sachen zu packen. Allmählich sind wir wirklich ziemlich spät dran.", sagte er, wobei seine Stimme eher gelangweilt als gehetzt klang. Kyoko nickte ihm wissend zu und lächelte ihre Chefin noch beruhigend an. Dann ging sie mit den Beiden nach oben und setzte sich erst einmal erschöpft auf ihr Bett. Maria durchsuchte derweil die Schränke nach einer Reisetasche und guckte sich schon mal Sachen von Kyoko raus, die diese brauchen würde. "Nette Poster.", sagte Ren plötzlich, wobei er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Kyoko verstand erst nicht, was er meinte, bis sie zu der Wand sah, auf die sie heute morgen noch mit Dartpfeilen geworfen hatte. Ein eisiger Schauer rann ihr den Rücken hinunter. Wie hatte sie die nur vergessen können?! Wahrscheinlich würde er sich jetzt über die Löcher in seiner Abbildung lustig machen. Da ging er auch schon näher an diese heran und betrachtete es interessiert, wobei er Kyoko von ihrem Bett zog. "Da war wohl jemand ziemlich sauer, was?", grinste er auch schon amüsiert weiter. "Ja, machen Sie sich ruhig über mich lustig! Ist eben meine Art, mich an jemandem abzureagieren!", erwiderte sie nur gereizt. Daraufhin sah er sie wieder an. Seltsamerweise grinste er nicht mehr, sondern lächelte sie beinahe schon liebevoll an. "Ist doch vollkommen in Ordnung. Dem Bild tut es schließlich nicht weh.", meinte er gutmütig. Bei seinem Lächeln wurde ihr seltsam heiß und eine leichte Röte breitete sich auf ihren Wangen aus, die sie dazu veranlasste beinahe schon störrisch wegzusehen. Ein plötzliches Scharren hinter ihnen ließ sie wieder zu Maria blicken, die die inzwischen deutlich schwerer gewordene Tasche bereits zum nächsten Schrank zog, um nicht ständig hin- und herlaufen zu müssen. Da fiel auch Kyoko wieder ein, warum sie mit den Beiden überhaupt hier oben in ihrem Zimmer war. Neugierig ging sie näher, um zu sehen, was Maria schon alles eingepackt hatte und eventuell etwas auszutauschen. Ren wies sie hektisch an, sich umzudrehen, als das Mädchen einen Haufen ihrer Unterwäsche als nächstes oben draufschmiss. Halb genervt, halb belustigt über ihre neuerliche Schamhaftigkeit drehte er sich schließlich gehorsam um. Als ob er noch nie Damenunterwäsche gesehen hätte... Nach einigem Hin und Her, bei dem Kyoko und Maria schwesterlich darüber diskutiert hatten, was Erstgenannter denn nun am Besten stehen würde und daraufhin mitgenommen werden sollte, waren sie sich Gott sei Dank doch noch irgendwann einig geworden. Nicht aber ohne dass Ren letztendlich doch hatte drängeln müssen. Frauen waren, was das Aussuchen von Klamotten jeglicher Art anging, einfach schrecklich! Noch schnell verschwanden Sachen, wie Schlafanzug, Zahnputzzeug und Kamm in der allmählich vollen Reisetasche und Ren war froh, sie sich endlich über die Schulter hängen zu können. Fast schon fluchtartig verließ er mit den Beiden das Zimmer, bevor ihnen noch was einfallen konnte, was sie etwa vergessen haben könnten! Wieder unten angekommen, verabschiedete Kyoko sich noch schnell von ihrer Wirtin und deren Mann. Auch Ren und Maria machten eine höfliche Verbeugung zum Abschied und verließen dann schnellen Schrittes das Haus. Yashiro war es derweil zu blöd geworden, die ganze Zeit im Auto zu sitzen und jede Sekunde auf die digitale Uhr des Autoradios zu sehen und nervös mit den Fingern auf das Leder des Lenkrades zu klopfen. Nach fünfzehn Minuten war er ausgestiegen und hatte dem Drang widerstehen müssen zum Eingang zu gehen und nach dem Rechten zu sehen. Stattdessen begnügte er sich damit, mal zur Abwechslung auf dem Bürgersteig auf und ab zu gehen und hin und wieder einen Blick auf die Uhr zu riskieren. Sie würden schon kommen. Aber warum zum Teufel noch mal dauerte das denn so lange?! Er war sich zwar ziemlich sicher, dass Ren den beiden Damen schon Dampf unterm Hintern machen würde, wenn er es für nötig hielt, nur leider gingen ihrer beider Vorstellungen von der Anwendung des Wortes "nötig" ziemlich weit auseinander. Nach weiteren fünfzehn Minuten, wie Yashiro missmutig feststellte, öffnete sich die Tür wieder und spuckte die ersehnten Personen endlich aus. "Warum hat das denn so lange gedauert? Habt ihr euch auf dem Weg verlaufen, oder was?!", wollte Rens Manager aufgebracht wissen, bevor einer der Beteiligten auch nur den Mund aufmachen konnte. Er hatte doch nun wirklich nicht viel von ihnen verlangt. Lediglich pünktlich am Set wollte er sein, so wie immer. Doch dank der Trödelei gewisser Personen, würden sie es jetzt ganz bestimmt nicht mehr schaffen. In Zukunft würde er wohl noch mehr Zeit einplanen müssen. Ren kannte seinen Manager sehr gut. Er wusste, wenn es um dessen Pflichterfüllung ging, konnte er knallhart sein. Mit einem entschuldigenden Lächeln zuckte er mit den Schultern und deutete den beiden Mädchen an, dass diese ebenfalls nichts auf Yashiros Frage erwidern sollten. So stiegen alle Vier wieder ins Auto ein, nachdem Ren Kyokos Tasche sicher im Kofferraum verstaut hatte. Noch immer sagte niemand etwas, als sie losfuhren und Richtung Izu die Stadt verließen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ (1) Izu ist eine Halbinsel, die etwa 100 Kilometer südwestlich von Tokyo entfernt liegt. Tja, das war das wundervolle Kapitel Vier! XD Ich hoffe, es hat euch gefallen! ^^ Kapitel 5: Ankunft ------------------ Ja, nach ewig langer Pause hab' ich es endlich mal geschafft, das hier fertig zu schreiben. Ich muss zugeben, für einige Aussagen Rens schäm' ich mich etwas, aber besser hab' ich's leider nicht hinbekommen. T.T Und ich hatte keine Lust, dem Ort auf der Halbinsel einen Namen zu geben. Ist eben einfach eine kleine Stadt. ^^' Hoffe trotzdem, dass es einigen gefällt! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ankunft Die Luft war recht schwül, als sie am frühen Nachmittag nach gut anderthalb Stunden in ihrem Zielort aus dem Auto stiegen. Sie hatten vor einem Ryokan gehalten, was Kyoko sofort an ihre Zeit mit Sho erinnerte. Augenblicklich versteifte sich ihre ganze Körperhaltung und Ren musste erst leicht an ihrem Handgelenk ziehen, damit sie ihm folgte und das Auto verließ. Mühsam quälte sie sich aus dem Fahrzeug und streckte erst einmal ihre schmerzenden Glieder von sich. Ren tat es ihr gleich, wobei man seine Knochen deutlich knacken hören konnte. Kyoko sah ihm an, dass die Fahrt, auf den auf Dauer ziemlich unbequemen Rücksitzen, mehr als unangenehm für ihn gewesen sein musste. Zumal er seine langen Beine nicht hatte ausstrecken können, als wenn er hätte vorne sitzen können. Kyoko fühlte sich bei seinem Anblick leicht schuldig, da er scheinbar nicht mal mehr darauf achtete, dass man ihm die Kraftlosigkeit, die seine Bewegungen hatten, nicht ansah. Das änderte sich jedoch schnell, als er bemerkte, wie sie ihn anschaute. Er straffte die Schultern wieder und lächelte ihr eines seiner charmantesten Lächeln zu, wobei er so tat, als hätte er selber nicht bemerkt, wie unangenehm die Fahrt für ihn gewesen war. Verwundert und leicht ärgerlich zog Kyoko ihre feinen Augenbrauen zusammen, da es sie sehr störte, dass er sich ihr so verschloss, obwohl sie beide wussten, dass das alles nur Fassade war. Doch dann zuckte sie nur scheinbar teilnahmslos mit den Schultern und begann Yashiro und Maria hinterher zu gehen, die schon in Richtung Eingang unterwegs waren. Sollte er doch den starken Mann spielen! Als sie durch den Eingangsbereich gingen, kam ihnen auch schon ein hübsches schwarzhaariges Mädchen im Kimono entgegen, verbeugte sich tief vor ihnen und hieß sie willkommen. Sofort schossen Kyoko wieder Bilder aus ihrer Vergangenheit durch den Kopf, die sie aber mühsam wieder abzuschütteln versuchte. Daraufhin wurde sie etwas merkwürdig von der jungen Bediensteten angesehen, was in Kyoko nur einen einzigen Gedanken auslöste: Das Mädchen hatte noch viel zu lernen! Bevor Kyoko jedoch was Unbedachtes sagen konnte, wandte sich die Schwarzhaarige auch schon Yashiro zu, den sie scheinbar als ihren Ansprechpartner gewählt hatte. "Darf ich annehmen, dass Sie zum Drehteam gehören?", fragte sie mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, was Angesprochenem nur ein Nicken erlaubte. Ihr Lächeln wurde noch um einiges wärmer. "Das dachte ich mir schon. Der Herr Regisseur hat Sie bereits angekündigt. Möchten Sie, dass ich Sie gleich zu ihm bringe? Oder soll ich Ihnen lieber erst Ihre Zimmer zeigen?", fragte sie mit einem bezaubernden Augenaufschlag. Hilfesuchend sah Yashiro zu Ren, da er selber noch etwas zu verwirrt von diesem fast schon aufdringlichen Lächeln war. Dieser fackelte auch nicht lange, setzte sogar ein noch hübscheres Lächeln als ihres auf und bestimmte einfach, dass sie erst einmal zum Regisseur gingen, da dieser ja schon lange genug hatte warten müssen. Das Mädchen nickte etwas überrascht, wurde sogar ein bisschen rot um die Nasenspitze, und führte sie schließlich mit einem "Folgen sie mir, bitte." weiter ins Haus hinein und auf eine der vielen Schiebetüren zu. Vor eine setzte sie sich im Seiza hin und schob die Tür einen Spalt auf. "Die Herrschaften, auf die Sie gewartet haben, sind da.", sagte die Schwarzhaarige zu jemandem hinter der Tür, nachdem sie kurz den Kopf etwas geneigt hatte. Kyoko seufzte innerlich auf. Man sollte schon wissen, wen man eigentlich gerade ankündigte. Spätestens jetzt würde dem Mädchen das sicher auch auffallen. Hoffte sie zumindest. Dem Mann im Raum schien dieser Sachverhalt ebenfalls nicht sonderlich zu gefallen, da er nur ein "Schon gut. Lassen Sie sie rein." brummelte. Daraufhin schob die Bedienstete die Tür ganz auf und machte in alter Manier freundlich lächelnd eine einladende Geste. Yashiro trat als Erster an ihr vorbei in den Raum und begrüßte, sich leicht verbeugend, den Mann vor sich, den Kyoko noch immer nicht sehen konnte. Erst als Ren mit ihr im Schlepptau ihm folgte, erkannte sie einen schon etwas älteren Mann mit dem Ansatz grauer Strähnen im Haar. Neugierig musterte sie ihn. Das war also besagter Anji-san, von dem Takarada-san gesprochen hatte. Er erinnerte sie etwas an ihren Chef aus dem Daruma-ya, der auch öfters so einen mürrischen Blick drauf hatte. War nur die Frage, ob er auch so sanftmütig sein konnte, wenn er wollte? Sie schrak aus ihren Gedanken, als Ren sie leicht anstieß und ihr jetzt erst auffiel, dass der Regisseur sie mehr als unfreundlich ansah. Hastig verbeugte sie sich, tiefer als eigentlich nötig gewesen wäre, und sah wieder auf. Immer noch dieser fast schon ablehnende Blick, der sie eingehend musterte! "So...", begann er schließlich, "...du bist also das zweite Anhängsel, das mir Takarada auch noch aufgehalst hat." Dabei schweifte sein geringschätziger Blick zu Maria rüber, die lieber nah bei der Tür stehen geblieben war und, die kleinen Hände zu Fäusten geballt, trotzig zurückstarrte. Doch er beachtete sie nicht weiter, sondern wandte sich gleich wieder der Älteren zu. Dabei fiel sein Blick auf die Jacke, die immer noch über ihren und Rens Händen hing. Prompt stand er auf, ging auf die Beiden zu und riss das Jackett wuchtig herunter. Leicht erschrocken über diese plötzliche Bewegung zuckte Kyoko zusammen und auch Ren schaute etwas verwirrt zum Regisseur. Dieser griff derweil unbeirrt nach der Kette und begann kräftig daran zu ziehen, sodass das Metall sich schon schmerzhaft in ihre Handgelenke drückte. Augenblicklich schnellte Rens freie Hand vor und hinderte den älteren Mann daran weiter rücksichtslos an ihrer Fessel zu ziehen. "So geht die bestimmt nicht ab.", meinte Ren schließlich kühl, als sich ihre Blicke trafen. Mit einem mürrischen Brummen befreite sich der Angesprochene, kehrte auf seinen Platz zurück und ließ sich wieder auf das weiche Kissen sinken. Nach einigen Schlucken von seinem Tee räusperte er sich umständlich und sah wieder zu den Anwesenden. "Wird auch endlich Zeit, dass ihr kommt. Ich wollte schließlich nicht länger als nötig mit diesem Dreh zubringen. Dauert schließlich schon lange genug, da einige Leute den Film scheinbar nicht ernst nehmen!", meinte er nun sichtlich miesgelaunter als noch zuvor und starrte dabei böse zu der kleinen Schwarzhaarigen, die noch immer an der Tür saß und auf weitere Anweisungen wartete. Mit einem Wink, der so aussah als würde er eine lästige Fliege verscheuchen wollen, schickte er sie fort und beachtete die fragenden Blicke der Neuankömmlinge erst mal gar nicht, die sich von dem sich zurückziehenden Mädchen wieder ihm zuwandten. Als Yashiro den Mund öffnete, um eine entsprechende Frage zu stellen, hob der vor ihnen sitzende Regisseur sofort die Hand und gebot ihm somit Einhalt, während er selber mit noch immer zusammengezogenen Augenbrauen auf die geschlossene Tür starrte. Angespannt lauschten daraufhin alle den sich langsam entfernenden Schritten des Mädchens. Als nichts mehr zu hören war, wandte er sich wieder seinem Statisten samt Anhang zu. Dieser sah ihm schon erwartungsvoll entgegen, wobei er interessiert eine Augenbraue hob. Ren konnte sich das offensichtliche Missfallen des Regisseurs dem Mädchen gegenüber nicht erklären. Es konnte wohl kaum nur daran liegen, dass sie noch etwas unbeholfen mit einem umging. Der vor ihnen sitzende Mann seufzte schwer. "Das eben war Yumi. Sie spielt die Bedienstete des Hausherren im Film. Nur leider ist sie ziemlich unbrauchbar, wenn man es mal harmlos ausdrücken möchte. Ihr dürftet ja auch schon bemerkt haben, dass sie noch recht unausgereift ist was diesen Beruf angeht. Und das weiß sie auch.", sagte er und starrte genervt auf den Tisch vor sich. "Warum nehmen Sie dann nicht einfach jemand anderen für diese Rolle?", wollte Yashiro wissen. Anji sah auf. "Weil ich ein junges und attraktives Gesicht dafür brauche und sie leider nun einmal das einzige Mädchen in dieser Gegend ist, das meinen Vorstellungen entspricht und weiß, was sie zu tun hat. Ich habe nicht die Zeit, eine Schauspielerin das alles erst noch lernen zu lassen!" Fast schon verzweifelt biss er sich auf die Unterlippe. Er tat Kyoko ziemlich leid. Sie hatte ja selber gemerkt, wie unbeholfen sich Yumi anstellte. Es klang zwar gemein, aber er musste wirklich schon sehr in Not sein, um sie dennoch für die Rolle zu nehmen! Ein Entschluss setzte sich in ihrem Herzen fest. Sie wollte Yumi helfen alles richtig zu machen und den Regisseur zufrieden zu stellen. Zwar würde sie dann wieder einmal auf das Dank-Sho-Gelernte zurückgreifen müssen, aber die kleine Schwarzhaarige tat ihr einfach leid. "Wir reden nachher weiter. Yumi wartet sicher schon darauf, euch eure Zimmer zeigen zu können.", meinte der ältere Mann plötzlich und holte Kyoko somit aus ihren Gedanken heraus. Sie nickten und wollten gerade gehen, als dem Regisseur noch etwas einfiel. "Und sorgt dafür, dass mir dieses Kind nicht zwischen den Füßen rumrennt! Wenn die Ältere jetzt schon da ist, soll sie sich auch gefälligst nützlich machen und auf die Göre aufpassen!" Über diese Worte verstimmt zog Kyoko missbilligend die Augenbrauen zusammen und hatte keine rechte Lust zu nicken. Tat es dann aber doch, um den Regisseur nicht noch wütend auf sich zu machen, und nahm Maria vorsorglich sofort an die Hand. Kurz überlegte sie noch, ob sie ihren Plan, dem Mädchen zu helfen, verwerfen sollte, um den garstigen Mann weiter leiden zu lassen, entschied sich dann aber doch dagegen. Schließlich ging es ihr ja dabei um Yumi und nicht um den Regisseur dieses Films. Innerlich seufzend, sich aber von außen nichts anmerken lassend, verließ sie mit den anderen Dreien das Zimmer und ging mit ihnen den Weg zurück, den sie kurz zuvor gekommen waren. Wie angekündigt stand die kleine Schwarzhaarige im Vorraum und deutete lächelnd auf die Treppe neben sich. "Ich werde Ihnen jetzt Ihre Zimmer zeigen. Hier entlang, bitte." Damit stieg sie die hölzernen Stufen als Erste hinauf und wartete am oberen Treppenabsatz auf ihre kleine "Gefolgschaft". Als diese schließlich wieder neben ihr stand, begann sie die Zimmerverteilung zu erklären. "Von den beiden Herren bewohnt jeder ein Zimmer auf der rechten Seite des Ganges und ich dachte mir, dass die beiden Mädchen vielleicht lieber in einem Zimmer nächtigen möchten, welches sich dann auf der linken Seite befindet." Dabei wies sie immer auf die jeweils entsprechende Seite des Ganges. Die Anwesenden nickten, um ihr ihr Einverständnis mitzuteilen, wobei Kyoko und Ren sich noch fragten, wie das eigentlich gehen sollte. Immerhin waren sie ja nach wie vor aneinandergebunden und konnten demnach schlecht in getrennten Zimmern schlafen! Jedoch erhob erst mal keiner von ihnen Einspruch, da sie die arme Yumi nicht irgendwie verwirren wollten. Nur leider konnte sich Kyoko eines Rotwerdens nicht erwehren, als sie daran dachte, dass sie womöglich das Zwei-Bett-Zimmer mit Ren würde teilen müssen. Yumi hatte sie derweil zu den entsprechenden Zimmern geführt und zeigte sie ihnen. Alle waren auf die altbekannte japanische Art mit Bambusmatten auf dem Boden ausgestattet und an den Wänden hingen wunderschöne Tuschezeichnungen, die überwiegend die umliegende Landschaft zeigten. Der Raum selber war recht sparsam eingerichtet. Außer einem neben der Schiebetür stehenden Schrank, einem kleinen niedrigen Tisch mit Sitzkissen und einem schon bereitgelegten Futon, befand sich nur noch ein Paravon an die gegenüberliegende Ecke gelehnt, hinter dem man seine Kleidung auf einem kleinen Schemel ablegen konnte. Somit herrschte in den Zimmern eine entspannte Atmosphäre, die geradezu zum Wohlfühlen einlud. Das Zimmer, welches für Kyoko und Maria gedacht war, war etwas größer als die beiden Anderen und hielt demnach zwei Futons für sie bereit. Nachdem sie sich in ihren Zimmern umgesehen hatten, gingen die Vier noch einmal zum Auto zurück, um ihr Gepäck zu holen. Unterwegs hielt Kyoko Ren für einen Moment zurück. "Haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, wie das mit den Zimmern eigentlich werden soll? Ich bin nicht gerade erpicht darauf, mir mit Ihnen ein Zimmer teilen zu müssen!", verkündete sie und sah mit trotzigem Blick zu ihm. Doch bevor der Angesprochene auch nur den Versuch machen konnte zu antworten, kam Maria auch schon wie ein geölter Blitz auf die Beiden zugerannt und streckte ihnen siegessicher ihre kleine zur Faust geballte Hand hin. "Ist alles gar kein Problem! Ich mach' euch gleich voneinander los.", strahlte sie sie an. "Ach ja? Und wie?", fragten beide und erwiderten den Blick des kleinen Mädchens vor ihnen skeptisch. "Na, mit dem Schlüssel.", grinste Maria und löste die Finger, die sich um das kleine Stück Metall geschlossen hatten. Kyoko wäre fast in Tränen ausgebrochen! Teils aus Freude, endlich von dem ihr nicht allzu sympathischen Menschen loszukommen, teils aber auch aus Zorn, dass das kleine Mädchen erst jetzt mit dem Schlüssel rausrückte. Doch als sie in das strahlende Gesicht von Maria sah, schluckte sie den Großteil ihres Ärgers hinunter, um sie nicht gleich anzuschreien, und beugte sich etwas zu ihr nach vorn. "Hast du eigentlich eine Ahnung, was für Ängste ich ausgestanden habe?!", fragte Kyoko mit finsterem Blick, "Ich hatte mir wirklich schon Sorgen gemacht, dass ich mit ihm in einem Zimmer schlafen müsste!" Plötzlich griff sie nach ihrem Gesicht, zwickte sie in die Wangen und zog diese anschließend auseinander. Überrumpelt quietschte Maria erschrocken, stieß mit der geöffneten Hand gegen Kyoko Arm und man hörte nur noch ein leises Klirren gefolgt von einem verhaltenen Platschen. Augenblicklich entgleisten Beiden die Gesichtszüge und sie konnten im ersten Moment nichts anderes tun als sich gegenseitig entgeistert anzustarren. Doch nach dem ersten Schrecken fuhren sie wie von der Tarantel gestochen herum und starrten geschockt auf das Abflussgitter zu ihren Füßen. "Das...ist jetzt nicht wahr..." Verzweifelt sah Kyoko durch das Gitter in die braune Brühe, die träge unter ihnen durch die Kanalisation floss. "Ich fürchte doch." Mit einem etwas irritierten Blick spähte Ren über ihre Schulter und beobachtete scheinbar interessiert das dahintreibende Wasser. Eine leichte Bewegung neben sich ließ ihn aufsehen. Kyoko hatte zu zittern begonnen und schien sich nur noch mühsam beherrschen zu können. Dachte Ren zumindest, als Kyoko plötzlich die Hände in ihre Haare krallte, den Kopf in den Nacken schmiss und einen Verzweiflungsschrei ausstieß. Erschrocken wichen Ren und Maria einen Schritt zurück, wobei die Kleine ein sehr schuldbewusstes Gesicht zur Schau trug. Vorsichtig näherte sie sich wieder der Älteren, griff zögernd nach deren Shirt und zog leicht daran. "...tut mir wirklich leid, O-nee-sama!", sagte Maria leise und senkte geknickt den Kopf. Mit einem tiefen Seufzen nahm Kyoko ihre Hände herunter und wandte sich langsam zu der Jüngeren um. Sie sah sie eine Weile einfach nur an und legte schließlich eine Hand auf ihren blonden Schopf. Vorsichtig lugte Maria bei dieser vertrauten Berührung unter ihrem dichten Pony hervor und war überrascht. Kyoko sah sie mit sanften Augen und lächelnd an. "Mach' dir nichts draus, Maria. Ich werd' schon nicht umkommen, bloß weil ich mir jetzt mit ihm ein Zimmer werde teilen müssen.", lächelte sie etwas gequält und man merkte sofort, dass sie nicht wirklich von dem überzeugt war, was sie sagte. Mittlerweile hatte sich Ren in ihr Blickfeld geschoben und lächelte Kyoko nun ziemlich unverschämt an. Sofort wurde ihr noch etwas unwohler und misstrauisch fragte sie: "Was ist?!" Rens Mundwinkel zogen sich noch eine ganze Spur weiter nach oben und verharrten dort. "Hast du denn keine Angst, dass ich nachts über dich herfallen könnte? Immerhin ist es schon einige Zeit her, dass ich eine Frau die Nacht über bei mir hatte..." '...und mir fast schon hilflos ausgeliefert war!', fügte er in Gedanken noch hinzu. Yashiro, der gerade erst bemerkt hatte, dass die anderen Drei stehen geblieben waren und eben zurückgekommen war, um zu fragen, was denn los sei, bekam einen halben Herzinfarkt. Mit entsetztem Gesicht und einem stummen Schrei kippte er einfach hintenüber auf den Asphalt, noch bevor ihn die Anderen überhaupt bemerkt hatten. So etwas Ungeniertes hatte er noch nie aus Rens Mund gehört und war demnach entsprechend geschockt. Etwas verdutzt über sein plötzliches Auftauchen, starrten sie erst einmal nur auf den vor ihnen liegenden Körper, bis Ren erschrocken auffuhr und sich hastig zu ihm hinunter beugte. "Yashiro!" Er kniete sich vor diesen, wobei er Kyoko unweigerlich mit sich zog, und fasste ihn vorsichtig an den Schultern. Auch Kyoko und Maria sahen besorgt zu ihm hinunter. Die Sache mit dem verlorengegangenen Schlüssel war erst einmal vergessen. Etwas umständlich, da Kyoko ja immer noch an ihn gebunden war, hob Ren seinen bewusstlosen Manager schließlich auf seine Arme, da dieser nicht so aussah, als würde er in näherer Zeit wieder zu sich kommen. Als sie die Pension wieder betraten, kam ihnen gerade Yumi entgegen, blieb dann aber ziemlich erschrocken stehen. "Was ist denn passiert?", fragte sie etwas verwirrt. Und damit meinte sie nicht nur Yashiros momentanen Zustand, wie ihr stetiger Blick auf die Handschellen zeigte. "Für großartige Erklärungen haben wir jetzt keine Zeit! Wir bringen ihn erst mal in sein Zimmer.", meinte Ren ziemlich kühl, da ihm sein Manager jetzt wichtiger war als irgendwelche höflichen Erläuterungen. Nachdem er ihn auf seinen Futon gebettet und eine leichte Überdecke über ihn gelegt hatte, verließen sie sein Zimmer wieder, um ihn nicht zu stören. Erst dann wandte er sich an Yumi. Aber nicht etwa um sie aufzuklären, wie sie zuerst angenommen hatte. "Sag' mal, hier gibt es doch sicher irgendwo einen Schlosser?", fragte er, jetzt wieder in seiner gewohnt ruhigen Art. Überrascht hob Kyoko die Augenbrauen. An diese Möglichkeit hatte sie bisher noch gar nicht gedacht, was sie auch insgeheim ziemlich ärgerte. Dieser Ren war ja scheinbar reichlich unfehlbar, wenn man mal von seiner Distanziertheit absah. "Sicher.", nickte Yumi bestätigend, "Weiter in der Stadt gibt es einen. Wenn Sie es wünschen, kann ich Sie gerne hinbringen." Mit einem dankbaren Nicken nahm Ren dieses Angebot an und wandte sich dann an Maria. "Maria, bleibst du bitte bei Yashiro und passt auf ihn auf?" Er lächelte die Kleine lieb an, die daraufhin ihren zuerst aufkommenden Protest völlig vergaß und nur noch eifrig nickte. Eigentlich hatte sie ja mitkommen wollen, um sicher zu gehen, dass das Kostümzubehör ihres Großvaters wieder heil in ihre Tasche kam, konnte dem atemberaubenden Lächeln des vor ihr knienden Schauspielers jedoch nicht widerstehen und ließ sich dadurch automatisch zum Nicken verleiten. Liebevoll strich Ren ihr noch einmal dankbar über den blonden Schopf und erhob sich anschließend wieder. Während Maria in Yashiros Zimmer schlüpfte, um ihre von Ren gestellte Aufgabe so gut wie möglich zu erfüllen, ging Yumi schon mal nach unten, um sich bei ihrer Chefin abzumelden. Ein etwas seltsames Schweigen trat ein, bis Ren schließlich das Wort an sie richtete: "So wie du vorhin geguckt hast, nehme ich mal an, dass dir bisher noch nicht die Idee mit einem Schlosser gekommen ist." Kurz zuckte Kyoko zusammen. War ja eigentlich klar gewesen, dass er wieder sticheln musste. Aber dass er in ihr so leicht lesen konnte, wie in einem Buch, erschreckte sie doch ziemlich. Sauer sah sie zu ihm auf und musste sich sogleich eines seiner großzügigen Lächeln antun, was sie leider auch noch zögern ließ, ihm etwas Bissiges zu entgegnen. Letztendlich beschloss sie ihn mit Nichtachtung zu strafen, setzte sich in Bewegung und ging wieder hinunter. Leider brachte das nicht sonderlich viel, da er ihr auf Schritt und Tritt folgen musste. Kyoko hoffte inständig, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde, bis sie endlich wieder getrennt sein würden. Allmählich machte sich nämlich ihre Blase bemerkbar und schon allein bei dem Gedanken, ihn womöglich bitten zu müssen, mit ihr auf die Toilette zu gehen, stieg ihr die Schamesröte ins Gesicht. Zudem verkrampfte sich jetzt schon ihre gesamte Haltung, sodass ihre Bewegungen furchtbar ungelenk und abgehackt wirkten. Kyoko spürte regelrecht Rens starrenden Blick in ihrem Rücken und drehte sich abrupt zu ihm um. "Müssen Sie mich so anstarren?! Das ist furchtbar unangenehm und zudem auch noch unhöflich!", regte sie sich sofort auf und schaute ihn so finster an, wie sie gerade konnte. Ihr Gegenüber lächelte nur eines seiner üblichen Lächeln. "Was soll unhöflich daran sein einem hübschen Mädchen hinterher zu sehen?" Geschockt und verwirrt zugleich konnte Kyoko Ren für einen Moment nur mit offenem Mund anstarren. Um Fassung ringend war sie bemüht nicht ein/zwei Schritte aus Reflex zurück zu weichen, da das eh nicht viel gebracht hätte. Schlagartig wurde sie rot. "Warum sagen Sie so etwas?", brachte sie schließlich mühsam hervor. "Weil es stimmt.", war Rens schlichte aber wahre Antwort. Er sah ihr an, dass sie trotzdem noch zweifelte, was ihm ihre nächsten Worte auch gleich bestätigten. "Aber warum? Diesen schreiendpinken Overall kann man ja nun wirklich nicht als sonderlich schön bezeichnen. Außerdem trage ich kein bisschen Make-up, was mich in irgendeiner Weise hervorheben könnte." Kyoko hatte die Stirn leicht gekraust und die Augenbrauen zusammengezogen. Nach allem, was sie bisher erlebt hatte, konnte man ihr nun wirklich nicht einreden, dass sie mit anderen Mädchen vergleichbar wäre. Aber das versuchte Ren ja auch in keinster Weise. Fast schon liebevoll schnippte er ihr gegen die Stirn. "Glaubst du wirklich, dass Make-up und schöne Kleider alles sind? Sicher, sie sind hübsch anzusehen, aber viele der großen Filmstars würde ich nicht unbedingt ungeschminkt sehen wollen." Er grinste leicht. "Außerdem stichst du doch gerade deshalb hervor, dass du diesen Overall trägst und ungeschminkt durch die Gegend läufst. Dadurch sieht man gleich, was du wirklich an Aussehen zu bieten hast. Zudem ist dann auch die Überraschung größer, wenn du hergerichtet wirst. Ich muss zugeben, dass ich beim ersten Mal auch ziemlich überrascht war." Er hob die Hand und strich ihr damit sacht über die Wange. "Du solltest also nicht zu viel auf dieses ganze Gerede geben." Fast bedächtig strich er ihr noch eine störende Strähne hinter das Ohr, bevor er seine Hand wieder runter nahm. Bei seiner sanften Berührung und seinen aufmunternden Worten hatte Kyokos Herz wie wild angefangen zu schlagen, sodass sie glaubte, dass es bald aus ihrer Brust springen müsste. Fast schon bedauerte sie, dass er seine Hand wieder von ihrer Wange genommen hatte, war aber gleichzeitig froh, dass sie sich nun auf eine Antwort konzentrieren konnte. Gerade als sie zu dieser ansetzen wollte, hörte sie eine bekannte Stimme hinter sich. "Ach, hier sind Sie! Ich hatte angenommen, Sie wären schon längst draußen." Als Kyoko sich umdrehte, erkannte sie Yumi, die wohl gerade aus einem der Gänge gekommen war und sie wie immer freundlich anlächelte. Sofort erwiderte sie automatisch das Lächeln. "Wir sind soweit.", nickte sie ihr zur Bestätigung, dass sie losgehen konnten. In der Stadt herrschte reges Treiben, da die Izu-Halbinsel allgemein ein sehr beliebter Urlaubsort war, was er überwiegend den sich dort befindlichen heißen Quellen zu verdanken hatte. Von Yumi hatten sie erfahren, dass sich auch in ihrer Pension eine solche befand, die sie gerne nutzen konnten. Unter anderen Umständen hätte Kyoko sofort zugesagt, aber da sie sich ja mehr oder weniger aufdrängeln lassen hatte, meinte sie, sie würde es sich überlegen. Obwohl die Aussicht auf ein schönes heißes Bad eigentlich schon ziemlich verlockend war. Trotzdem legte sie diesen Gedanken erst einmal beiseite und betrachtete sich das Städtchen etwas genauer. Sie waren von der Pension aus direkt zur Hauptstraße gelaufen, an der sich unzählige Geschäfte verschiedener Handwerkszweige niedergelassen hatten. Der Gehweg war angenehm breit und am Straßenrand standen so viele Bäume, dass alles schon einer Allee glich. Kyoko fiel auf, dass selbst hier sich viele Frauen nach Ren umdrehten. Wie hatte sie auch erwarten können, dass ein so berühmter und gut aussehender Schauspieler wie er nicht bemerkt werden würde. Wo er doch schon allein durch seine Größe und atemberaubend langen Beine ins Auge stach! Irgendwie war sie schon ein bisschen stolz darauf, dass sie so einfach neben ihm hergehen durfte. Da nun wieder die Jacke über ihren Händen lag, konnten die anderen ja nicht sehen, dass sie mehr oder weniger freiwillig mit ihm durch die Stadt spazierte. Auch wenn es ihr momentan nicht sonderlich viel ausmachte, dass die werten Damen denken konnten, dass sie miteinander Händchen hielten. Gedanken waren ja schließlich frei. Plötzlich hielt Yumi vor einem Geschäft an, über dem ein großer, goldener Schlüssel symbolisierte, dass sie da waren. Ren betrachtete sich schon interessiert die Auslagen im Schaufenster, die überwiegend aus Schlössern und Schlüsseln verschiedener Art bestand. Kyoko selbst hatte jetzt keinen sonderlichen Nerv für Schlösser, da sie das um ihr Handgelenk liebend gern schnell loswerden wollte. Leicht zog sie an Rens Arm, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie endlich rein wollte, um dieses scheußliche Metall abzubekommen. Der junge Schauspieler ließ sich zu ihrem Glück auch nicht lange bitten und folgte ihr die wenigen Stufen hoch in den Laden. Drinnen war es etwas dunkler, da das Tageslicht nicht besonders gut an der Auslage vorbei ins Zimmer scheinen konnte. Der Inhaber der Einrichtung schien es aber auch nicht für nötig zu halten die Lampe einzuschalten, weshalb alles etwas düster wirkte. Zu erkennen waren eigentlich bloß ein großer Tresen an der hinteren Wand, in der eine weitere Tür eingelassen war und ein paar Stühle, die an der Seite standen. Außer der Auslage befanden sich noch etliche Utensilien zum Wegsperren von Gegenständen hinter dem Tresen an der dahinterliegenden Wand neben der Tür. Kyoko war schon fast enttäuscht, aber was sie sich eigentlich erhofft hatte, konnte sie selbst nicht sagen. Unmittelbar nach ihrem Eintreten wurde die hintere Tür geöffnet und ein kleiner Mann mit beginnender Glatze näherte sich ihnen mit einem äußerst freundlichen Lächeln. Sie nickten ihm grüßend zu und Ren wandte sich sofort an ihn, bevor er überhaupt nach ihren Wünschen fragen konnte. "Wir hätten ein kleines Problem, bei dem wir hoffen, dass Sie uns helfen können." "Worum geht es denn?", erkundigte sich sofort der kleine Mann, mit ruhiger Stimme. Beinahe gleichgültig zog Ren die Jacke von ihren Händen und offenbarte dem ältern Herrn vor sich sein offensichtliches Problem. "Und der Schlüssel ist in einen Gully gefallen und ruht jetzt friedlich in der Kanalisation.", fügte er noch dem Anschauungsbild hinzu. Der Ladeninhaber schien für einen Moment ziemlich verdutzt, bis er sich scheinbar einen Reim darauf machen konnte. "Aha, Sie bevorzugen also Fesselspielchen, junger Mann!", stellte er schließlich zufrieden mit sich fest. Jetzt war Ren derjenige, der nicht schlecht guckte, während Yumi heftig errötete und sich abwandte und Kyoko Mühe hatte, die Bilder zu vertreiben, die mit diesem Satz in ihrem Kopf aufgetaucht waren. Der Schwarzhaarige hatte sich jedoch schnell wieder gefangen und lächelte den Älteren nur milde an. "Nein, das ist nicht der Grund. Eine Freundin war der Meinung, uns auf diese Weise zeigen zu müssen, wie gern sie uns beide bei sich hat." Überrascht hob der Mann eine Augenbraue. "Ach so. Soll's ja auch geben.", meinte er etwas brummig, da er wohl nicht so ganz damit zufrieden war, dass seiner festen Überzeugung widersprochen worden war. Trotzdem holte er sich die Handschellen mit einer Handbewegung heran und betrachtete sie. "Und Sie möchten jetzt, dass ich sie für Sie öffne." Ein Nicken der beiden betreffenden Personen beantwortete seine Frage. "Legen Sie besonderen Wert darauf, dass sie unbeschadet bleiben?", erkundigte er sich weiter. "Nein, ich denke, dass hat keinen Sinn, da die Schlüssel eh weg sind.", meinte Ren nach ein paar Sekunden Bedenkzeit. Der Inhaber nickte nur verstehend und ging hinter seinen Tresen, um etwas hervorzuholen. Dann winkte er Ren und Kyoko zu sich und hielt ihnen triumphierend eine Sicherheitsklammer vor die Nase. "Ich werde es trotzdem erst einmal wie die Einbrecher versuchen.", sagte er gut gelaunt und begann, mit dem aufgebogenen Stück Draht, in dem ersten Schloss herumzupulen. Ziemlich skeptisch hob Kyoko daraufhin eine Augenbraue. Sie hatte erwartet, dass der Mann irgendwie professioneller vorgehen würde. Momentan war sie sich aber nicht mal sicher, dass der überhaupt wusste, was er da tat. Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als sie ein leises Klicken vernahm. "Ha!", meinte der Schlosser noch siegessicher. Verdutzt sah sie wieder auf ihr Handgelenk und musste erstaunt feststellen, dass es doch tatsächlich funktioniert hatte! Konnte aber auch nur Glück gewesen sein. Würde sich ja gleich zeigen, wenn er es bei Ren versuchte. Glücklich das lästige Metall endlich losgeworden zu sein, rieb Kyoko sich das Handgelenk, von dem sie schon der Meinung gewesen war, es für immer an Ren verloren zu haben. Es dauerte nicht lange und auch bei diesem sprangen die Handschellen auf. Scheinbar war dieser Mann doch kompetenter, als er zuerst den Eindruck gemacht hatte. Womöglich war das sogar gewollt, damit man am Ende wirklich begeistert von ihm war. "Vielen Dank! Sie haben uns wirklich sehr geholfen!", versicherte Ren dem scheinbaren Hobby-Schlösserknacker und Kyoko verbeugte sich artig vor ihm. "Was macht das?", erkundigte er sich weiter. "Nichts. Ich habe ja nicht mal mein richtiges Werkzeug benutzen müssen. Sehen Sie es einfach als kleine Gefälligkeit an, die ich einem so großartigen Schauspieler wie Ihnen gerne erwiesen habe.", hob der Angesprochene abwehrend die Hände und schüttelte den Kopf. "Allerdings...würden Sie mir vielleicht ein Autogramm für meine Tochter geben, wenn es keine allzu großen Umstände macht? Sie ist ein großer Fan von Ihnen und würde mir den Hals umdrehen, wenn ich Sie nicht wenigstens darum gebeten hätte.", fügte er noch hinzu, wobei er sich leicht verlegen am Kopf kratzte. 'War ja klar!', dachte sich Kyoko, während Ren nur lächelnd nickte und schon einen Kugelschreiber in die Hand gedrückt bekam, mit dem er auch sogleich auf ein großes Poster von sich, das der Mann schnell von hinten geholt hatte, seinen Namen in einer schönen Schnörkelschrift schrieb. Wobei Kyoko nicht entging, dass auch er sich scheinbar fragte, wo das Poster von ihm denn jetzt so plötzlich hergekommen war. Von wegen Autogramm für seine Tochter! Das konnte er seiner Großmutter erzählen! Womöglich hatte er nicht mal eine Tochter! Aber es war ja "Gott sei Dank!" kein Verbrechen ein Fan zu sein. Kyoko war schon auf dem Weg zum Ausgang, als sie Ren noch etwas fragen hörte: "Wissen Sie vielleicht, wo wir neue Handschellen herbekommen können?" Einen Moment überlegte der Mann, der immer noch hinter dem Tresen stand und sein Poster glücklich wieder einrollte. "Gehen Sie einfach ein Stück die Straße weiter hinunter. Nach etwa 50 Metern kommen Sie dann zu einem Spielzeugladen, der so etwas auch führen müsste. Sie möchten wohl da weiter machen, wo Sie aufhören mussten, was? Ja ja, so ein verlorengegangener Schlüssel kann einem schon alles vermiesen.", meinte er noch grinsend. Anscheinend hatte er ihnen das Gesagte von vorhin nicht geglaubt. Kyoko glaubte ja viel eher, dass er nichts anderes denken wollte. Selbst Ren machte sich nicht noch einmal die Mühe ihn darauf hinzuweisen, dass es nicht so war, wie er dachte. Mit einer letzten grüßenden Geste verließen sie den Laden und machten sich nun auf den Weg zu dem Spielzeugladen, um Maria die Handschellen samt Schlüssel zu ersetzen. Die waren auch schnell gefunden, ohne dass sie sich dieses Mal einen blöden Kommentar hätten anhören müssen, warum gerade drei Erwachsene zusammen ein Paar Handschellen kaufen gingen. Trotzdem waren sie froh, als die das Geschäft endlich wieder hatten verlassen können. Es war schon irgendwie ein merkwürdiges Gefühl, den Arm nicht mehr in Richtung des Schauspielers halten zu müssen. Dieser hatte sich das Jackett locker über den einen Arm gehängt und schien nichts zu vermissen. Irgendwie fühlte sich Kyoko gerade ein bisschen nutzlos, wie sie da so schweigend neben dem Zwanzigjährigen herging. Als sie endlich wieder im Ryokan angekommen waren, begaben sich die Beiden sofort zu Yashiros Zimmer, um zu sehen, wie es ihm inzwischen ging. Schon auf dem Gang konnten sie das fröhliche Geplapper von Maria hören, die Yashiro wohl gerade davon zu überzeugen versuchte, sie doch später auch zu managen, wenn sie erst mal so berühmt wie Ren sein würde. Kyoko sah zu dem Älteren auf und konnte ein belustigtes Schmunzeln auf seinem Gesicht ausmachen, das sie augenblicklich ansteckte. Als er die Tür schließlich aufschob, verstummte das Mädchen abrupt und sprang ihm freudestrahlend in die Arme. "Da seid ihr ja wieder! Wie ich sehe, sind die Handschellen weg. Was habt ihr damit gemacht?", fragte sie augenblicklich und wirkte schon leicht verzweifelt, da sie sicher Ärger von ihrem Großvater bekommen würde, wenn der sein Kostüm nicht komplett wüsste. "Wir haben neue gekauft, da zu den alten ja der Schlüssel fehlt.", erklärte Ren ihr und händigte dem Mädchen besagten Neukauf auch gleich aus. Erleichtert nahm sie sie entgegen und trug sie in ihr Zimmer. Derweil erkundigte sich Ren nach dem Befinden seines Managers, dem es aber anscheinend schon wieder blendend ging, denn sofort machte er sie darauf aufmerksam, dass sie ja noch gar nicht ihr Gepäck aus dem Auto geholt hatten. Und noch bevor ihn jemand hätte aufhalten können, hatte er sich aus der Decke geschält, war vom Futon aufgestanden und auf den Gang gelaufen. Also blieb den restlichen Anwesenden gar nichts anderes übrig als ihm zu folgen, wenn man verhindern wollte, dass der übereifrige Mann sich auch noch Rens Gepäck aufhalsen wollte. Ging ihm anscheinend wirklich wieder gut. Auf dem Gang gabelte Kyoko noch Maria auf, die gerade aus ihrem gemeinsamen Zimmer kam und ging mit ihr ebenfalls hinunter zum Auto, wo Ren schon darum bemüht war, Yashiro seine Tasche zu entreißen, was ihm letztendlich auch gelang. Etwas schmollend und traurig darüber, dass Ren ihm wohl nicht wirklich was zutraute, wenn es um Kraft ging, schnappte sich Yashiro eben nur seine eigene Tasche und machte sich wieder auf den Weg zu ihren Zimmern. Kopfschüttelnd sah sein Schützling ihm hinterher und wartete darauf, dass auch die beiden Mädchen ihre Sachen an sich genommen hatten und verschloss dann wieder den Wagen. Gemeinsam machten sie sich auf, die doch recht steile Treppe hochzukommen. Am meisten Mühe hatte wohl Maria, da sie ein Gesicht zog, als müsse sie einen Zehn Kilo schweren Mehlsack die Stufen hochziehen. Aber wer wusste auch schon, wie schwer ihre Tasche war. Und da sie kein Wort der Klage verlauten ließ, wollten die beiden Älteren ihr auch nicht dazwischenreden. Oben angekommen zog Maria Kyoko eiligst in ihr gemeinsames Zimmer, um ihre Schulter endlich von dieser furchtbar schweren Last befreien zu können. Seufzend ließ sich die Kleine samt Tasche einfach auf ihren Futon fallen und blieb erst einmal erschöpft, alle Viere von sich gestreckt, liegen. "Ich hätte dir die Tasche auch abgenommen, wenn du was gesagt hättest.", lächelte Kyoko ihre Zimmergenossin mitfühlend an. Doch diese winkte schnell ab. "Nein, nein. Ich kann meine Sachen auch selber tragen. Ich brauche schließlich keinen Babysitter mehr!", gab sie schmollend und leicht verstimmt zurück, da ihr noch genau die Worte des Regisseurs im Ohr klangen. Auch Kyoko erinnerte sich nur allzu gut an dessen barschen Ton. Ebenfalls seufzend ließ sie sich neben Maria auf dem Futon nieder, streckte die Beine aus und stützte sich mit den Händen leicht nach hinten geneigt ab. "Dieser Regisseur ist wirklich nicht gerade ein Sympathieträger, aber wer weiß schon, warum er so ist, wie er ist. Lass uns einfach versuchen mit ihm klar zu kommen, solange wir hier sind. Wir werden ihn ja zum Glück eh kaum zu Gesicht bekommen." Aufmunternd lächelte Kyoko ihr zu und machte sich dann daran ihre Sachen in eine Hälfte des Schrankes zu räumen. "Hast Recht.", nickte Maria und nach ein paar Sekunden erwiderte sie das Lächeln der Älteren. Diese drehte sich nach deren Worten wieder zu dem siebenjährigen Mädchen um und grinste sie verschmitzt an. "Ich wette mit dir, von Tsuruga-san hättest du dir die Tasche tragen lassen." Maria wurde augenblicklich etwas rot um die Nase und verfiel fast sofort in ihre Schwärmereien für Ren. "Ja, ganz sicher! Einem so gut aussehenden und starken Mann wie ihm könnte ich eine solche Bitte gar nicht abschlagen, ohne mich hinterher selbst zu verfluchen." Dabei starrte sie verträumt auf einen imaginären Punkt an der Wand, während sie die Hände vor der Brust gefaltet von Rens umwerfendem Lächeln träumte. Kyoko fand das ganze Schauspiel schon irgendwie niedlich, fragte sich jedoch immer noch, was sie eigentlich wirklich von ihm halten sollte. Heute hatte er ihr ja regelrecht Mut gemacht, dass es nicht immer auf das künstlich erzeugte Aussehen ankam. Aber sie hatte auch nicht wirklich das Gefühl, dass es irgendjemandem um die inneren Werte ging, schließlich war das Show-Bizz doch die reinste Scheinwelt. Es gab sicher kaum einen berühmten Menschen, der sich so gab, wie er wirklich war. Das beste Beispiel war ja Ren selbst. Öfters erwischte Kyoko sich mittlerweile bei dem Gedanken, wie er wohl wirklich sein mochte. "Hast du was, O-nee-sama?" Marias besorgte Kinderstimme riss sie wieder aus ihren Gedanken, wofür sie ihr fast schon dankbar war. In letzter Zeit machte sie sich eindeutig zu viele Gedanken über den jungen Schauspieler. "Nein, es ist alles in Ordnung.", versicherte Kyoko ihr lächelnd und fuhr ihr über das blonde Haar. "Ich habe nur an etwas gedacht." Eine Weile sah Maria sie noch fragend an, doch als klar wurde, dass das ältere Mädchen ihr nicht mehr sagen würde, zog sie ihre Tasche neben den Schrank und begann nun ebenfalls ihre Sachen ordentlich einzuräumen. Nach ein paar Minuten des Schweigens war Maria wieder etwas eingefallen, was sie noch unbedingt wissen wollte. "Du, O-nee-sama? Was hat Ren-sama eigentlich vorhin damit gemeint, dass er nachts über dich herfallen könnte?", fragte das völlig unbedarfte Kind in seiner ganzen Unschuld und mit großen, nach Wissen dürstenden Augen. Kyoko hingehen bekam einen solchen Schreck, dass sie sich den Kopf an einem Brett im Schrank stieß, als sie gerade daraus hervorkommen wollte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sie sich die lädierte Stelle am Hinterkopf und hoffte, dass sie damit zumindest vom Thema hatte ablenken können. Wie es aussah, war ihr das auch geglückt, denn Maria bemühte sich gerade einen Lappen nass machen zu gehen, um der wild pochenden Stelle Kühlung zu verschaffen. Hoffentlich fiel der Kleinen das auch nicht allzu schnell wieder ein, denn das war nun wirklich nichts für sie. Zumindest nicht in dem Alter! Seufzend sank Kyoko auf ihren Futon zurück und wartete darauf, dass Maria mit dem feuchten Lappen wieder kam. Ob die Kälte auch gegen ihre aufkommenden Kopfschmerzen helfen würde? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)