Ein großes Stück Zitronenkuchen von Yalda ([Tseng x Reno, Cloud x Reno]) ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Alexs' Busen quoll aus ihrem merkwürdigen so genannten Kleid heraus. Sie störte sich herzlich wenig daran, immerhin konnte sie sich um noch armseligere Dinge kümmern, als um ihre Brust, jetzt, da ihr komischer, verbeulter Versagerbruder wieder da war. Allerdings gab es da etwas, was sie störte. "Was ist mit dir los? Früher hast du dich wenigstens noch gewehrt! Hat er dir den Schwanz abgeschnitten, oder warum bist du in letzter Zeit so drauf?" Ma steckte kurz ihren Kopf zur Tür herein, wie immer mit Schürze, Kochlöffel und Hausmütterchengesicht. "Alex, lass ihn, du weißt doch, er hat Liebeskummer - nicht war Spatz?" "Spatz" hatte nicht die Absicht zu antworten, geschweige denn, sich aus dem Bett herauszuwälzen, auf dessen Ende Alex Stellung bezogen hatte und nun Tag und Nacht auf eine Regung von mir wartete, über die sie sich lustig machen konnte. Doch ich war - aus welchen Gründen auch immer - in den letzten Wochen schrecklich müde geworden. So müde, dass ich fast Tag und Nacht schlief. Genauergenommen war ich so träge, dass ich manchmal selbst dazu zwingen musste, aufs Klo zu gehen, anstatt einfach ins Bett zu machen. "Spatz? Da hat vorhin jemand von der Firma angerufen! Du sollst dich unbedingt heute noch melden...." Manchmal war es erstaunlich, mit welcher Sonnenschein- und Blütenweiße-Tischdecken- Laune meine Ma Dinge verdrängen konnte, zum Beispiel, dass "Die Firma" von mir erwartete, dass ich einigen Leuten für immer das Licht ausknipste, kleinen Kindern komische Makobonbons andrehte oder wichtige Zeugen aus dem Weg räumte. Vermutlich hatte sie einen von den Herzchenförmigen "DENK DARAN" Haftzetteln an das Telefon geklebt, auf dem "Firma anrufen" in ihrer sauberen Handschrift stand, vermutlich mit mehrfachen Verniedlichungen meines Namens. "Hey, Kurzer, hast du nicht gehört?" Alex zerrte an der Bettdecke. "DU SOLLT DEINEN KOMISCHEN KARNEVALSVEREIN ANRUFEN!" kläffte sie mich an. "Ich habe keine Lust." knurrte ich und stülpte mir ein Kissen über den Kopf. "Und was ist, wenn sie dich rausschmeißen?" "Mir egal." "Ich dachte, man kann sein Fehlen als Turk nur mit einer Sache entschuldigen...Spontaner Totheit..." "Hmpf." sagte ich. Sollte sie doch kommen. Von mir aus. Vermutlich würden sie Tseng vorbeischicken, und der würde mich dann in einen großen Müllbeutel stecken und demütigende Dinge mit mir anstellen. "Ruf endlich deine bescheuerte Firma an, das ist doch keine große Sache...." Keine...große......Sache....... Ich spürte, wie meine Augen paranoid zu zucken begannen. Ich.....hasste diese Phrase. "Hn." "RENO" "Ich...mach.....ja.....schon." Ja, es klebte ein herzförmiger Zettel am Telefon. Was mich allerdings daran verwunderte, was, dass eine Telefonnummer darauf vermerkt war, die ich nicht kannte. Ich hätte mich normalerweise bei Tseng melden müssen - und seine Telefonnummern kannte ich im Unterschied zu meinen eigenen auswendig. Die Nummer dort begann mit einer Vorwahl, die mir für einen Moment einen kalten Schauer über den Rücken jagen ließ. Chefetage. Das hieß vielleicht wirklich, dass mich Rufus jetzt herauswerfen würde. Langsam wählte ich, mit dem immer stärker werdenden Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Rufus Shinra meldete sich am anderen Ende der Leitung und ich konnte aus seiner Stimmlage nicht heraushören, ob er wütend war oder gutgelaunt. Er begrüßte mich kurz und sagte nicht mehr als: "Reno, ich möchte, dass Sie sich spätestens morgen früh in Midgar blicken lassen. Herzlichen Glückwunsch übrigens, Sie wurden befördert." Dann machte es Klick und ich hörte das gleichmäßige Tuten am anderen Ende der Leitung. Etwas....war.... Vielleicht stand ich dort schon eine halbe Stunde, jedenfalls kam irgendwann meine Ma vorbei, nahm mir den Hörer aus der Hand und schob mich ins Wohnzimmer. Be...för.....dert. Etwas war geschehen. "Wasn los, Kurzer? Wann kommt das Killerkommando?" "Ich wurde befördert." krächzte ich leise. "Be....WAS BITTE? Und warum schaust du dann, als hättest du gerade dein Todesurteil vorgelesen bekommen?" Mehrfach versuchte ich, einen Satz aus mit herauszubekommen. Aber jedes Mal, wenn ich auch nur an das Ende des Satzes dachte, brach ich ab. "Tseng." brachte ich schließlich heraus. "Ja, Tseng. Was ist mit Tseng? Wenn du befördert wurdest, dann wurde er doch sicher auch befördert, oder? Moment.....er kann gar nicht weiter befördert werden, oder?" Alex versuchte sich zusammenzureimen, was ich nicht aussprechen konnte, aber sie schaffte es nicht. "Heißt das, Tseng bekommt jetzt ein anderes Team? Oder geht er in Rente? Oder wurde er versetzt? oder....." "Tot." "Wie tot?" "Tseng ist tot." sagte ich langsam. Und dann hastete ich ins Bad. "Man, vielleicht ist er nicht tot, jetzt ....beruhige dich doch mal!" Ein guter Rat, wirklich. Sie sollte das meinem Magen sagen. Der dramatischste Augenblick meines Lebens - und ich hing kotzend über der Kloschüssel. "Weißt du, Kurzer - ich sage das wirklich nicht gerne, aber heute tust du mir richtig leid!" Ma kam auch ins Bad getrippelt und mich beschlich das Gefühl, alle Welt wollte mir beim kotzen zusehen. "Spatz? Da hat eine komische Frau angerufen, Elsa oder so ähnlich. Sie ist auch von der Firma....." Elena. Ich hustete ein paar Mal und versuchte meinem Magen zu sagen, dass er Feierabend hatte. Dann griff ich zum Telefon. "Tja." sagte ich und sah den Inhalt der Kiste durch. Tsengs geizige Familie hatten so gut wie all seinen Besitz geerbt. Bis auf das, was nun vor mir lag. "Ich fühle mich ganz merkwürdig.... was hat er dir denn vererbt? Ein Buch?" Elena stand hinter mir, während sich der Rest der noch anwesenden Trauergesellschaft an Tsengs Wohnung zu schaffen machte. Sie waren nicht gerade traurig, dass Tseng tot war - sie freuten sich über die teuren Designermöbel und das dicke Konto. Auf der Beerdigung waren Elena und ich die einzigen, die sich nicht verhalten haben, wie eine ausgehungerte Partygesellschaft, die auf die Eröffnung des Buffets wartet. "....Backen schnell und lecker - Dr. Wussels großes Backbuch."....das ist alles?" Elena schaute mich an, als hätte ich gerade angefangen, Gurken mit Schokocreme zu bestreichen und genüsslich in mich hineinzustopfen. "....Zitronenkuchen." sagte ich leise. "Ok, ist das so etwas ....Verliebteninsidermäßiges?" Verdammt, im Nachhinein war es das. Ziemlich kitschig. Ich nickte und fühlte mich grauenvoll. "Tseng hat gesagt...er würde mir das Rezept "nur über seine Leiche" verraten." "Und er hat das ernst gemeint...Irgendwie makaber...... - ein makaberer Toter. Und das vor dem Abendessen. Na großartig." Ich klemmte mir das Buch unter den Arm und ging auf die Tür zu. Ich musste raus aus dieser Wohnung. Weg von Tsengs Geierfamilie." "Was machst du jetzt?" rief mir Elena hinterher. "Weiterleben...vermutlich." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)