The other side of Life von abgemeldet (back again) ================================================================================ Kapitel 6: Ein Entschluss und eine Begegnung -------------------------------------------- Jetzt lebe ich schon über zwei Wochen bei Richard und seiner Frau Emmely. Doch ich verlaufe mich noch immer fast täglich. Gestern wollt ich ins Bad und stand auf einmal mitten im Esszimmer, obwohl ich hätte schwören können, dass das letzte Mal dort das Bad war. Auch an das Leben kann ich mich irgendwie nicht gewöhnen. Ich habe jeden Tag Klavier- und Gesangsunterricht. Da ich das alles früher schon mal gelernt habe, fällt es mir nicht allzu schwer mein altes Können wieder auf zu frischen. Emmely freut das sehr. Doch irgendwie fühlt sich mein Leben leer an. Obwohl ich mir immer gewünscht habe endlich wieder so zu leben, bin ich mir nicht mehr sicher, ob mir das reicht. Ich trage schöne Kleider, lerne Klavier und Gesang und muss mir um nichts sorgen machen, aber ich bin auch in meiner Freiheit sehr viel eingeschränkter. Ich darf nicht draußen herum tollen und auf den Markt gehen. Ich kann mich nicht mehr mit den Leuten auf der Straße unterhalten. Als ich es das letzte Mal versucht habe waren sie alle sehr höflich und kein Stück offen mir gegenüber. Auch bin ich gezwungen mich mit den Mädchen höheren Standes rumzuschlagen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie nichts anderes im Kopf haben als einen möglichst reichen Mann zu heiraten. Und sie scheinen nicht den Hauch einer Ahnung vom wirklichen Leben zu haben. Neulich haben wir einen Mann mit Schwindsucht auf der Straße gesehen. Alles was ihnen einfiel war sich von dem armen Mann, der grade sein Leben in Form von Blut aushustete, angeekelt wegzudrehen. Als ich dem Mann dann helfen wollte, indem ich ihn in eine bessere Position rücken wollte und er mir dabei Blut über mein Kleid gehustet hat, hatten sie mit mir und dem Kleid mehr Mitleid als mit dem Mann. Ja sie haben ihn sogar beschimpft und dafür verantwortlich gemacht, dass mein Kleid ruiniert ist. Ich scheine nicht mehr in diese Gesellschaft zu passen, denn inzwischen sehne ich mich nach dem Leben auf der Straße, wo ich tun und lassen konnte was ich wollte und nicht das Gefühl hatte in einer rosa-roten Scheinwelt zu leben. Doch genug davon heute kommt der Freund von Richard zu besuch. Der, der mich an ihn empfohlen haben soll! Ich habe noch immer keine Ahnung wer er ist und woher er mich kannte, geschweige denn wissen konnte, dass ich im Gefängnis saß. Die Mägde ordnen ein letztes Mal mein Haar und streichen, das blaue Samtkleid glatt. Dann gehe ich nach unten in das Empfangszimmer. Als ich die Treppe, auf der ein dunkel roter Teppich liegt, herunter steige sehen mich Emmely, Richard und dessen Freund erwartungsvoll an. Richards Freund klappt der Mund auf als er mich sieht. Ich weiß, dass das dunkel blaue Kleid meine eisblauen Augen wunderbar betont und mein schwarzes Haar seidig glänzt, trotzdem halte ich diese Reaktion eindeutig für übertrieben. Richard lächelt als er den Blick seines Freundes, den ich nicht älter als zweiundzwanzig schätze, sieht. "Sie gefällt euch wohl?" fragt Richard. "Wie könnte sie nicht? Sie ist wirklich eine bezaubernde Erscheinung." "Nicht wahr." "Sir..." sage ich und reiche ihm meine Hand, auf die er einen federleichten Kuss haucht. Augenblicklich habe ich das Bedürfnis meine Hand zurück zuziehen und weg zu rennen. Die Ereignisse des Gefängnisses und bei meiner Gefangennahme habe ich noch immer nicht überwunden und zeitweise habe ich das Gefühl, das mir das auch nie gelingen wird. Er scheint mein Erschrecken trotz meiner nahezu perfekten Maske bemerkt zu haben, denn er lässt meine Hand schneller als gewöhnlich los. Doch sein Blick lässt meine Augen nicht los. Plötzlich fällt mir der Blickkontakt mit Jack wieder ein und ich spüre einen leichten Stich in meinem Herzen. Unwillig ignoriere ich das Gefühl und schiebe die Erinnerung beiseite. Das Abendessen über unterhalten sich Mr. Lodegrave und Richard über ihre Geschäfte und anderen Kram der mich nicht interessiert. Doch kaum sind wir mit dem Essen fertig fragt Mr. Lodegrave Richard ob er mich kurz entführen dürfe. Mit einem Augenzwinkern gibt Richard sein Einverständnis. Mr. Lodegrave bietet mir seinen Arm an und ich nehme ihn mit einem leichten Kopfnicken an. Er führt mich in den Garten und wir schlendern langsam durch die Rosengärten. "Kennst du Jack?" fragt er mitten in die Stille hinein. Jack! Mein Herz macht einen kleinen Sprung. "J-Ja." Stammele ich. "Er lässt dich grüßen und dir ausrichten, dass er dich nicht erschrecken wollte. Anscheinend hat er dich ja ganz schön gejagt und terrorisiert." Lacht Mr. Lodegrave. Ich schweige, da ich meine Gefühle wieder in den Griff bekommen muss. Seine Worte haben bei mir einen Wirbel aus Freude und Glück ausgelöst, den ich erst einmal beruhigen muss. Doch Mr. Lodegrave redet einfach weiter. "ich kann mir gut vorstellen wie er dich gejagt hat. Er war schon immer so. Stürmisch und zäh. Allerdings auch manchmal ein ziemliches Arsch, obwohl er im Grunde wirklich sehr nett ist. Aber sag ihm bloß nicht was ich hier für Reden schwinge, sonst habe ich echten Ärger mit ihm." "Aber wer sind sie?" frage ich nun endlich. "Na, Mr. Lodegrave. Jacks Cousin! Hat er etwa nicht seinen Nachnamen genannt?" Ich schüttele nur überrascht den Kopf. "Auf jeden Fall sollte ich nach dir schauen und sehen ob auch alles in Ordnung ist." Grinst er. "Ich glaube wir sollten jetzt wieder rein gehen, sonst macht sich Richard noch Sorgen." Fügt er hinzu. Kurz bevor wir die Tür erreichen habe ich mich endlich zu einer Entscheidung durch gerungen. "Mr. Lodegrave?" frage ich vorsichtig. "Ja, Marry-Lou?" "Würden sie Jack etwas ausrichten?" "Natürlich." "Sagen sie ihm bitte, dass ich ihm sehr dankbar bin für alles was er für mich getan hat." Mr. Lodegrave lächelt mich an es ist ein warmes freundliches Lächeln. "Marry-Lou, es gibt da etwas was ich dir nicht sagen darf und kann, aber ich würde es dir gerne zeigen." "Was ist es denn?" frage ich neugierig. Und schon hat er sich vorgebeugt und küsst mich. Ich spüre seine Lippen auf meinen und wieder steigt diese panische Angst in mir hoch. Sie lähmt mich und macht es mir unmöglich Mich zu wehren. Doch zu meiner Überraschung lässt er auch sofort wieder von mir ab. Keine Gewalt, kein Zwang, nichts der gleichen. Ich sehe ihn überrascht an. Er grinst ein wenig verlegen. "Ich denke das beschreibt die Botschaft die Jack mir unbewusst gab ganz gut." Lacht er. Ich sehe ihn nur überrascht an. "Es tut mir leid. Ich wollte euch weder verletzten noch aufdringlich sein." Fügt er hinzu. Ich nicke und empfinde keine Hass gegen ihn. Es hat mir nicht gefallen. Nein, aber er hat nicht mehr getan und mich im Grunde zu nichts gezwungen. Nach diesem Abend verabschiedet er sich. Am Abend liege ich noch lange wach und denke über diese seltsame Unterhaltung nach. Wir fahren heute nach London! Doch anstatt mich zu freuen, setzte ich eine fröhliche Miene auf, doch mein Inneres sträubt sich nach London zu fahren. Denn ich fürchte, dass meine Unzufriedenheit noch weiter wächst wenn ich sehe was mir fehlt und was ich zurück lasse. Doch vielleicht treffe ich Jack. Das ist der einzigste Grund warum ich überhaupt mitfahre. Kaum bin ich aus der Kutsche gestiegen atme ich die dreckige, stinkende Stadtluft ein, doch für mich ist es in diesem Moment der schönste Geruch der Welt. Ich fühle mich wieder wie zu Hause. Doch kaum wandere ich allein durch die Straßen packt mich eine unglaubliche Traurigkeit und ergreift Besitz von meinem Herzen. Bald bin ich so in Melancholie verfallen, dass ich nichts mehr um mich rum mitbekomme. Ich irre noch ein wenig durch die Straßen und muss mir die ein oder andere zweideutige Bemerkung anhören, bis ich endlich im Versteck meiner Brüder und mir ankomme. Ich lasse mich auf ein altes Lager fallen und atme den Geruch meiner Brüder ein, der noch immer ganz leicht in dem Stoff hängt. Am Abend gehe ich früh zu Bett und schlafe schnell ein. Doch ich habe einen Entschluss gefasst. Ich werde hier verschwinden, sobald es geht. Ich halte das nicht aus! Ich habe zu viel erlebt um meine Gedanken nur noch um Kleider und Männer kreisen zulassen. Ich weiß nur noch nicht wie ich verschwinden soll. ~********~ Liebes Tagebuch, endlich habe ich Nachricht von meinem Cousin bekommen. Er schreibt sie sähe wunderschön aus, aber was habe ich von diesem Casanova auch erwartet. Es scheint ihr gut zugehen und er habe meine Nachricht überbracht und solle mir ausrichten, dass sie mir sehr dankbar sei. Ich vermisse sie noch immer und ihr Bild ist auch sehr hartnäckig und weigert sich zu verschwinden. Doch nun meine wichtigere Entdeckung! Ich habe sie gesehen! Endlich nach so langer Zeit! Sie ist wie ein verirrtes Kind durch die Straßen gelaufen und als ich sie ansprach, sah sie mich nur mit trüben Augen an. Ich denke nicht, dass sie mich wahr genommen, geschweige denn erkannt hat. Ihr Augen waren so bar jeder Lebensfreude und sie schien all ihren Stolz irgendwo verloren zu haben. Doch von Außen sah sie sehr hübsch aus. Sie trug ein cremefarbenes Kleid mit schwarzblauer Borde und einer Rose der gleichen Farbe am Halsstück. Sie sah sehr elegant und edel aus. Doch ich mache mir Sorgen, weil sie so unglücklich gewirkt hat. Dieses Mädchen wird mich noch um den Verstand bringen. Auf ein baldiges Wiedersehen Jack Lodegrave ~********~ Oki noch ein Chap XD ich mach mal ein bisschen Massen upload damit ich endlich witer machen kann und nicht das aktuelle chap im epilog stehen bleiben muss XD Ich hätte gerne wieder kommis XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)