The other side of Life von abgemeldet (back again) ================================================================================ Kapitel 3: Die Rückkehr ----------------------- Ich bin grade in der Stadt angekommen. Doch ich muss feststellen, dass mein Plan erst in anderen Stadtteilen zu leben, wohl nur begrenzt umsetzbar ist. Da einige Gangs wieder Krieg führen, ist es für Außenstehende unheimlich gefährlich, zwischen die Fronten zu geraten. Doch erst einmal lasse ich mich in einem verlassenem Lagerhaus nieder. Das Überleben ist schwer geworden, denn ich muss aufpassen, dass ich nicht auffalle. Das bedeutet, dass ich weder betteln noch klauen kann und muss jetzt wohl oder übel von Abfällen leben und auch hier kann ich mich erst versorgen, wenn die anderen abgezogen sind. Denn würden mich die anderen Armen bemerken, würde ich zwischen die Fronten ihres Streites geraten, was mit Sicherheit nur schwer zu überleben ist. Mitten in der Nacht wache ich auf, denn ich fühle mich beobachtet. Als ich mich um blicke sehe ich ein paar abgetragene Stiefel neben mir stehen, als ich meinen Blick die Beine, die in den Stiefeln stecken, herauf wandern lasse, schaue ich einem jungen Mann von vielleicht 21 Jahren ins Gesicht. Er grinst schief. "Wen haben wir denn hier?" fragte er mit leichtem Spott in der Stimme. "Hast du ernsthaft gedacht, wir würden es nicht merken wenn jemand fremdes in unserem Gebiet lebt?" Vor Schreck kriege ich kein Wort heraus. Nur ein heiseres Krächzen zeugt von meinen Bemühungen mich aus der Affäre zu ziehen. Als er einen Schritt auf mich zu kommt löst sich die Anspannung von mir und ich habe das Gefühl Bleigewichte von meinen Schultern zu nehmen. Ich springe auf stoße ihn bei Seite und renne aus dem Lager. Ohne mich umzudrehen renne ich solange bis ich wieder in der Gegend bin, in der ich jetzt schon acht Jahre lebe. Völlig erschöpft flüchte ich mich in das Versteck von mir und meinen Brüdern. Nachdem ich mich erholt habe, besorge ich mir etwas zu essen. Für die nächste Woche werde ich mich noch im Hintergrund halten, doch dann muss ich wieder Geld ranschaffen. Heute werde ich es wagen! Ich werde wieder auf dem Marktplatz mein Geld beschaffen, denn dort gibt es Leute aller Schichten und im Gedränge fällt ein Rempeln nicht auf. Ich gehe auf dem Marktplatz auf und ab und tue so als würde ich mich für die Stände interessieren. Zwischen durch lasse ich mal einen Apfel oder eine Kartoffel mitgehen und erbettele mir innerhalb einer halben Stunde sechs Pence. Als sie grade ihre Hand, während eines Rempelns, in die Tasche eines Herr von mittlerem Stand gleiten ließ, wurde sie von den kräftigen Händen einer Marktschreierin gepackt. Da ihr Hand sich in der Tasche verheddert hatte, konnte sie sie nicht zurückziehen und damit die Beweise vermindern. "Seht her! Sie hat noch die Hand in der Tasche des werten Herren!" rief die Marktschreierin. Ich zucke zusammen. Nein! Das darf doch nicht wahr sein! Jetzt erwischen sie mich?? Jetzt nach acht Jahren Erfahrung?! Was für eine Ironie des Schicksals. "Das Gör kenne ich doch..." höre ich eine Stimme an meinem Ohr. Nein! Alles nur das nicht! Bitte nicht! Cassie! Frederick! Lieber Gott im Himmel! Ich tue was du willst, aber tu mir das nicht an! Ich werde immer ehrlich sein ab jetzt und wenn ich des wegen im Winter verhungere. "Das ist die kleine Hure, die wir vor einem Monat schon mal am Wickel hatten!" "Dein Bruder hat ja nen ordentlichen Schlag drauf." Grinst der Mann, von dem ich noch immer Alpträume habe, mich höhnisch an. Meine Augen weiten sich vor Schreck und mir wird schlagartig schlecht. Seine Hände gleiten schon wieder über meinen Körper und diesmal sind meine Brüder nicht da, um mir zuhelfen. Leute drängen sich herbei und kreisen mich ein. Inzwischen konnte ich meine Hand aus der Tasche ziehen. Auf einmal bahnt sich eine Schneise durch die Menschenmenge auf Marktleuten. Völlig überrascht starre ich in Jacks Gesicht. Er starrt zurück. Es ist ein stummer Kampf. Sein Blick aus seien grün-braunen Augen bohrt sich in meine eis-blauen Augen. Für kurze Zeit scheint die Zeit still zustehen, doch dann sagt einer der Männer die mich festhalten: "Sir, wir haben hier eine Diebin gefangen, Sir!" "Lass sie sofort los!" stößt Jack mit einer unglaublichen Kälte hervor und baut sich vor dem Mann, der noch immer meine Brust begrabscht, auf. Der Mann zögert kurz, doch dann nimmt er wiederwillig seine Hände von mir. Ich fühle wie ich zittere und mit spei übel ist, denn jetzt ist mir erst bewusst geworden, wie nahe ich einer Vergewaltigung war. Doch ich reiße mich zusammen und schaffe es irgendwie mein Zittern unter Kontrolle zu bringen. "Lasst sie los. Ich kümmere mich darum." Sagte Jack ruhig. Als ich diese Worte höre macht meine Herz einen erleichterten Satz. Aber ich will mir nicht von einem Kerl helfen lassen, der mich durch die halbe Stadt jagt, von dem ich sogar in meinen Träumen verfolgt werde. Auch mein Stolz verbietet es mir, mir von Außenstehenden helfen zulassen. Ich muss mir was einfallen lassen. Irgendetwas, damit er mir nicht hilf. "Ihr wollt sie wohl selber!" mault der Mann der mich begrabscht hat. "Und wenn es so wäre?" fragt Jack kühl. Meine Güte, wie kann er nur so kaltschnäuzig über mein Schicksal verhandeln. "Es wäre nicht standesgerecht! Außerdem habt ihr mir schon den Spaß verdorben und ich werde jetzt euch den Spaß verderben." Sagt der Mann mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen. Mit diesen Worten zerrt er mich Richtung Gefängnis davon und die Menge folgt uns. Ich lasse mich vorwärts schieben und prügeln, doch meine Augen werden weit vor Schreck, als ich vor den Eingangsportalen von New Gate stehe. Das ist wohl das berüchtigste Gefängnis von ganz England. Es heißt wer einmal da drin ist, kommt nie wieder raus. Auf einmal verfluche ich meinen Stolz hätte ich doch nur versucht Jacks Hilfe anzunehmen. ~********~ Liebes Tagebuch, heute haben sich mal wieder die Ereignisse überstürzt. Wie immer wenn Marry-Lou auftaucht. Ja, sie war wieder da. Nach dem ich einen Monat nicht wusste ob sie überhaupt noch lebt, habe ich sie wieder gesehen. Sie sah recht müde aus und als ob sie Angst hätte. Während sie weg war, habe ich viel über sie nachgedacht und über den Unterschied von arm und reich. Vielleicht haben es die Armen fast schon besser als die Reichen, denn wie schon erwähnt sind ihre Familienbande ausgeprägter. Würden meine Eltern sterben, würden meine Verwandten mir nicht helfen, sondern versuchen an mein Erbe zu kommen. Kaum ist das Familienmitglied im Sarg, streiten sich die Leute wie die Asgeier um das Erbe. Ich glaube in der Hinsicht haben die Armen uns vielleicht etwas voraus, was natürlich nichts an unserer previligierten Stellung ändert. Aus irgend einem Grunde war ich unheimlich erleichtert, als ich Marry-Lou auf dem Markt sah. Ich habe sie beobachtet, wie immer war ich völlig gebannt von ihrem Anblick. Wie sie sich geschmeidig zwischen den Leuten bewegt ohne aufzufallen. Wie sie die Leute wie zufällig an rempelt und ihre Geldbörsen mit gehen lässt. Doch sie wurde gepackt, als sie nicht mehr rechtzeitig ihren Arm aus einer Tasche ziehen konnte. Somit wurde sie auf frischer Tat ertappt. Und aus irgendeinem mir nicht ganz logischen Grund war ich auf einmal sehr beunruhigt und machte mir fast Sorgen. Doch als einer der Männer seine Hände nicht bei sich behalten konnte und vor all den Anderen aufdringlich wurde, sah ich rot. Ich war so sauer, dass ich diesen Mann auf der Stelle hätte umbringen können. Und ehe ich mich versah stand ich auch schon vor ihm und Marry-Lou. Dabei hatte ich gar keine Ahnung was ich sagen oder tun sollte. Ich war wie von selbst Nach unten auf die Straße gerannt und nun stand ich da und starrte Marry-Lou an. Auch sie starrte mich an. Mein Blick wurde von dem ihren gefesselt und es schien mir als würde die Welt um mich herum versinken. In ihren Augen las ich Überraschung, Hoffnung und vor allem Angst. Plötzlich überrollte mich eine weiter Welle der Wut und des Hasses und so verlangte ich von dem Mann der sie festhielt, dass er sie los und mir überlassen solle. Er ließ sie mit einigem Widerstand los, doch hergeben wollte er sie nicht und Schleppte sie fort. Ich hoffe er tut ihr nichts an. Als ich wieder oben in meinem Zimmer war, war ich so verwirrt über diese plötzlichen und heftigen Gefühle in mir, obwohl ich nämlich gar nicht emotional bin, dass ich dieses hier erst einmal aufschreiben musste. Doch nun werde ich mich zur Ruhe begeben und mir überlegen wie ich Marry-Lou da heraus bekommen und vor allem wie ich sie ausfindig machen kann. Sobald sich etwas tut werde ich mich melden. Bis dahin, Jack Lodegrave ~********~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)