5000 years ago - Wie alles begann von abgemeldet (Meine eígene Interpretation der Rückblenden aus der Serie) ================================================================================ Kapitel 5: Endlich Antworten? ----------------------------- Weiter im Text bzw. mit dem nächsten Kapitel. Vielen, vielen Dank für die lieben Kommis an: Catan Elbe-Kaze Heavenangel Hohepriesterin-jea Kurin lene33 Mad Hatter-sama nami110 Sakura-Kira Stoffkueken sweety_nami251 Tamari TeaGarnderChan (Schlagt mich, wenn ich jemanden vergessen habe) Kapitel 5: Endlich Antworten? Als Mari am nächsten Morgen erwachte, war sie zuerst sehr verwirrt. Noch verschlafen setzte sie sich auf und blickte sich um. Der Raum, in dem sie sich befand, war groß und reich verziert. Maris Blick glitt zum Fenster, durch welches das Sonnenlicht fiel. Plötzlich fiel ihr wieder ein, dass sie sich im Palast des Pharao aufhielt. Sie zog die Decke vom Körper und betastete mit den Händen den Verband, der um ihren zierlichen Oberkörper geschlungen war. Augenscheinlich hatte sie den gestrigen Tag doch nicht geträumt! Mit leisen Bewegungen rutschte sie aus dem Bett und stellte erst jetzt fest, dass der Platz neben ihr leer war. Wo konnte Sapheri denn sein? Ob sie bei der Gemahlin des Pharao war? Mari tapste mit lautlosen Schritten über den Steinboden zum Fenster und stützte die Hände auf den Sims. Der frische Morgenwind sorgte dafür, dass sich die feinen Härchen auf ihrem Arm aufstellten. Mari blinzelte in die Sonne und wandte den Blick dann weiter nach unten. Von hier oben hatte sie eine ausgezeichnete Sicht auf den Innenhof des Palastes. Dort unten marschierte gerade eine Gruppe von Soldaten vorbei. Mari kniff kurz die Augen zusammen. Der Mann an der Spitze kam ihr bekannt vor. Doch sie wurde aus ihren Beobachtungen gerissen, denn plötzlich hörte sie ein Geräusch hinter sich. "Guten Morgen, Mari.", grüßte eine Frauenstimme. Als Mari den Kopf drehte, sah sie Sapheri hinter sich stehen. Sie trat lächelnd neben Mari ans Fenster. Mari sah wieder nach unten in den Hof. Die Soldaten beschrieben einen großen Kreis. Sapheri schüttelte kurz den Kopf und meinte dann grinsend: "Ich finde diese Patrouillen lustig. Manche Dinge, wie dieses morgendliche Ritual sind wirklich lächerlich." Mari fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und beobachtete weiterhin die Männer auf dem Hof. "Ganz vorne an der Spitze ist mein Bruder Jono.", sagte Sapheri plötzlich. Mari verengte die Augen ein wenig, um besser sehen zu können. "Er war derjenige, der dich gestern zu mir gebracht hat. Vielleicht erinnerst du dich noch.", fügte Sapheri hinzu. Mari nickte und sprach dann zum ersten Mal. "Der blonde Mann?" Sapheri trat einen Schritt zur Seite und nickte. "Ja, der braunhaarige Mann ist sein Kamerad Tethys." "Ich weiß.", erwiderte Mari kurz und rieb sich die Handgelenke, an denen die Fesseln gewesen waren. "Ich hörte, dass sie dich gefesselt haben. Das darfst du nicht persönlich nehmen. Das ist eine notwendige Bedingung, wenn man Gefangene in den Palast bringt." Mari nickte und löste den Blick von der Gruppe, die ihrem Anführer durch den Hof folgte. "Du solltest dich vielleicht anziehen, damit wir frühstücken können.", schlug Sapheri vor. Mari trat von der Fensterbank zurück und ging zum Bett, an dessen Ende das Gewand lag, welches sie am Vortag getragen hatte. Sie zog es über den Kopf und strich es glatt. "Hier kannst du dein Gesicht waschen.", erklärte Sapheri und zeigte auf eine Schale. Mari ging zu der Schale, die neben der Wanne auf einem Tisch stand. Sie tauchte die Hände in das Wasser und ließ es über ihr Gesicht laufen. Anschließend tupfte sie es mit einem Tuch ab, das daneben lag. "Heute wird der Pharao über dein Schicksal entscheiden." Mari drehte den Kopf zu Sapheri und senkte den Blick auf den Boden. "Ich weiß.", flüsterte sie. "Ich will dich nicht zu etwas zwingen, Mari, aber es wäre ratsam, wenn du dem Pharao erzählst, was er wissen möchte.", antwortete Sapheri. Die brünette Frau ging auf Mari zu und hielt ihr den Armreif hin, den sie am Vortag getragen hatte. "Der Pharao ist kein Unmensch! Er ist ein sehr weiser Herrscher und ein guter Mann." Mari zog sich schweigsam den Armreif über das Handgelenk. "Ich bin mir sicher, dass er dir erlauben würde, hier im Palast zu bleiben. Vielleicht kann ich dich lehren, wie man eine Bedienstete Ihrer Hoheit wird." Sapheri schien von dieser Idee sehr begeistert zu sein und Mari musste lächeln. "Danke, Sapheri.", sagte sie. Die junge Frau nahm die Bürste zur Hand und fuhr Mari damit durch die langen Haare. "Du hast so schöne Haare, Mari. Ich möchte auch gerne Locken haben. Und manchmal bin ich neidisch auf Jono, weil er die blonden Haare unserer Mutter geerbt hat und nicht ich." "Wo ist sie?", fragte Mari. "Sie ist gestorben, als wir noch sehr klein waren. Mein Vater fiel auf dem Schlachtfeld. Jono hat sich um mich gekümmert und dank der Großzügigkeit des Pharao bekam ich diese Arbeit hier." Eine Weile bürstete Sapheri schweigsam weiter, doch dann sagte sie: "Jono war gestern noch hier, als du schon geschlafen hast. Er wollte wissen, wie es dir geht." Als Mari ihr darauf keine Antwort gab, fuhr Sapheri fort. "Eigentlich wollte ich es dir ja nicht sagen, aber Jono bat mich darum dir auszurichten, dass dir die Kette ausgezeichnet stehen würde." Sie hörte ein leises Kichern von Mari und setzte hinzu: "Augenscheinlich mag mein Bruder dich." "Er war nett zu mir.", sagte Mari plötzlich. "Ich bin mir sicher, dass es ihn auch freuen würde, wenn du hier bleibst!" Sapheri legte die Bürste beiseite und Mari schlüpfte in die Sandalen, welche Sapheri ihr gegeben hatte. "Und jetzt sollten wir essen gehen.", sagte die Brünette. "Ok, das reicht! Wegtreten!" Jonos Stimme schallte über den gesamten Innenhof. Seine Soldaten standen stramm und verneigten sich vor ihrem Anführer, bevor sie sich auf dem Absatz umdrehten und den Hof verließen. Jono zog seinen Helm vom Kopf und klemmte ihn unter den linken Arm. Sein Blick wanderte zu dem Fenster, welches zu Sapheris Zimmer gehörte. An ihm hatte vor kurzem noch die blonde Frau gestanden. Jetzt aber lag das Fenster leer hoch über Jonos Kopf. Er seufzte kurz auf und hörte im selben Moment eine Stimme hinter sich. "Suchst du nach einem göttlichen Omen im Himmel?" "Nein, Tethys", erwiderte Jono, "ich war gerade in Gedanken." "Doch nicht zufälligerweise wieder über die fremde Blondine, oder?" Tethys stemmte die Hände in die Hüfte und sah seinen Kameraden abwartend an. "Ich habe Sapheri gestern noch besucht.", erzählte Jono. "Hast du mit ihr geredet?" "Natürlich habe ich mit meiner Schwester geredet.", gab Jono zurück. "Ich rede nicht von ihr, sondern von der Blondine.", korrigierte ihn Tethys. "Nein, sie hat bereits geschlafen. Und nur zur Information, Tethys, ihr Name lautet Mari." "Nun gut, du hast also nicht mit Mari geredet. Hat Sapheri denn ein wenig mehr über sie herausfinden können?" "Nein, das einzige, was sie von sich preisgegeben hat, war ihr Name.", erwiderte Jono. "Schade, ich hatte eigentlich gehofft den Grund dafür zu erfahren, warum sie ein Pferd entwenden wollte." Tethys kratzte sich nachdenklich am Kinn. "Du hast den Pharao ja gehört. Er wird heute darüber entscheiden, was mit ihr geschehen soll." Jono war ein wenig unbehaglich, wenn er daran dachte. "Vielleicht jagt er sie ja aus dem Palast fort.", überlegte Tethys. "So ein Unsinn! Warum sollte er so etwas tun?", fragte Jono leicht erzürnt. "Bleib ruhig, mein teurer Freund, es sollte eher ein Scherz sein!", beschwichtigte Tethys ihn. "Über das Schicksal eines Menschen macht man keine Scherze, Tethys.", erwiderte Jono. "Wir werden ja sehen, wie der Pharao mit ihr verbleibt.", meinte Tethys. Jono nickte gedankenverloren und Tethys wies mit dem Finger auf den Palast. "Komm, gehen wir zum großen Saal und essen etwas." "Ich wünsche Euch einen guten Morgen, mein Pharao!" Sapheri und Mari verbeugten sich vor Atemu, der ihnen auf dem Weg zum großen Saal entgegen kam. "Ah, Sapheri. Wie ich sehe, habt Ihr meinem Wunsch entsprochen und Euch um Mari gekümmert." Der Pharao ließ seinen lächelnden Blick zu Mari gleiten. "Ich muss sagen, dass ich dich beinahe nicht wieder erkannt hätte, Mari. Dieses Gewand kleidet dich ausgezeichnet." "Ich danke Euch.", erwiderte Mari leise. "Sapheri, ich möchte, dass Ihr Mari gegen Mittag in den Thronsaal bringt. Dort werden wir uns dann anhören, was sie uns zu erzählen hat." Sapheri nickte und ließ ein "Jawohl, mein Pharao." folgen. Dann schritt Atemu an ihnen vorbei Richtung königliche Gemächer. Mari und Sapheri erhoben sich vom Boden und setzten ihren Weg zum großen Saal fort. "Ich bin zuversichtlich, dass er dir erlaubt zu bleiben.", meinte Sapheri. Sie hatten den großen Saal erreicht und traten durch die geöffnete Tür. Mari meinte, noch nie so viele Leute gesehen zu haben. Überrascht blickte sie sich um, denn nicht nur die Tische sondern auch die Saalmitte war voller Menschen, die sich entweder unterhielten oder aßen. "So viele?", fragte sie ungläubig. "Ja, das sind alles Bedienstete im Palast. Wir treffen uns hier jeden Morgen zum Frühstück. Abends isst nur der Hofstab mit dem Pharao. Dazu gehören seine Leibwachen, Gelehrten und Priester. Die einfachen Diener essen in der Küche.", erklärte Sapheri. Mari nickte und suchte sich mit Sapheri einen freien Platz an einem der Tische. Die beiden Frauen füllten ihre Teller, wobei Mari immer noch ein wenig zurückhaltend war und begannen zu essen. "Hey, könnt Ihr mir mal das Obst reichen?" Mari wurde plötzlich von der Seite angestupst. Neben ihr lehnte ein junger Mann und lächelte sie an. Mari nickte und reichte ihm die Schale mit dem Obst. "Danke.", sagte er und zwinkerte ihr zu. Mari wandte sich wieder ihrem Teller zu, als sie erneut angestupst wurde. "Seid Ihr neu hier? Ich habe Euch noch nie gesehen!" Mari nickte und hoffte, dass er sich endlich abwenden würde, doch anscheinend war die Neugier des Mannes jetzt erst richtig geweckt. Er rückte näher an sie heran und meinte: "Wenn Ihr wollt, kann ich euch nachher gerne den Palast zeigen. Wir haben hier wunderschöne Orte. Manche sind zuweilen auch ein wenig abgelegen, wenn Ihr versteht, was ich meine." Mari rückte ein Stück von ihm weg und überlegte gerade, wie sie ihn abwimmeln konnte, als jemand sagte: "Ich denke nicht, dass sie sich von Euch die abgelegenen Ecken des Palastes zeigen lassen möchte!" "Heerführer Jono.", stieß der Mann hervor. Der blonde Mann hinter ihm sah streng auf ihn herab und fügte hinzu: "Überlegt es Euch demnächst, ob Ihr eine junge Frau belästigen wollt." Der Mann stand auf und war nach einer kurzen Verbeugung verschwunden. Jono wandte sich an Mari. "Ist alles in Ordnung mit dir?", erkundigte er sich lächelnd. Mari nickte und bemühte sich, sein Lächeln zu erwidern. "Darf ich mich zu dir setzen?", fragte er und ein erneutes Nicken war die Antwort. Jono ließ sich neben der jungen Frau nieder und griff in die Schale mit dem Obst. Erst jetzt schien Sapheri ihren Bruder bemerkt zu haben. "Jono, wie lange sitzt du schon hier?", wollte sie wissen. "Gerade erst. Ich musste allerdings erst einen Soldaten vertreiben, der Mari die abgelegenen Eckes des Palastes zeigen wollte.", berichtete Jono. "Was? Beim mächtigen Ra, das habe ich gar nicht gehört. Hat er dich belästigt, Mari?" Mari schüttelte den Kopf und sagte dann leise: "Dein Bruder hat mir geholfen." Jono, der jetzt zum ersten Mal ihre Stimme hörte, war sehr geschmeichelt. "Eine meiner leichtesten Übungen.", gab er zurück. Ein wenig schweigsam saßen sie nebeneinander, bis Jono die Stille zwischen ihnen brach. "Wann müsst ihr heute zum Pharao?" "Gegen Mittag.", antwortete Sapheri. Jono merkte, dass in ihrer Stimme leichte Unsicherheit schwang. "Seid unbesorgt, ihr beiden! Ich denke, dass der Pharao die richtige Entscheidung treffen wird." Er unterhielt sich noch weiter mit Sapheri, doch Mari sprach kein einziges Wort mehr, sondern hörte nur aufmerksam zu. Jono fand das bedauerlich, da er zu gerne noch mal ihre Stimme gehört hätte. "Wir müssen jetzt los. Ich muss noch nach Ihrer Hoheit sehen.", sagte Sapheri. Sie und Mari erhoben sich von den Stühlen. Auch Jono stand auf und meinte: "Ich muss mal wieder zu Tethys. Er und die Mannschaft erwarten mich unten." Sapheri nickte ihm zu und drehte sich zum Gehen um. Jonos Augen blickten in die von Mari. Sie hielt seinem Blick jedoch nicht lange stand, sondern verbeugte sich kurz und murmelte: "Auf Wiedersehen, Herr!" Dann tapste sie geschwind hinter Sapheri her und ließ einen verwirrt drein schauenden Jono zurück. Viel schneller als gedacht verstrich die Zeit und der Mittag war schon bald gekommen. Sapheri betrachtete den Stand der Sonne und sagte: "Es ist Zeit, Mari. Der Pharao erwartet uns." Mari, die die ganze Zeit über auf dem Bett gesessen hatte, nickte nervös und stand auf. Der Augenblick, in dem sie dem Pharao Rede und Antwort stehen musste, war gekommen. Sapheri öffnete die Türe und ließ Mari vorgehen. Diese blieb auf dem Gang stehen und sah sich nach ihrer Freundin um. "Hab keine Angst, Mari.", sagte Sapheri beruhigend. Sie schloss die Tür und nahm Mari an der Hand. In dieser Haltung durchquerten die beiden Frauen die Gänge. An den Seiten standen die Wachmänner in einigen Metern Abstand voneinander. Der Thronsaal rückte unaufhaltsam näher und Sapheri merkte, wie Maris Hand sich zusehends mehr verkrampfte. Als sie schließlich vor der großen Flügeltür standen, hatte Mari ihre Finger in Sapheris Handrücken gekrallt. Sapheri tätschelte sie beruhigend und trat dann vor. Die Wachen zu beiden Seiten des Eingangs stießen die Tür auf, so dass sie ohne Probleme eintreten konnten. Mari fühlte sich sogleich ganz klein. Der Saal war noch größer als der, in dem sie das Essen zu sich genommen hatten. Der Pharao saß bereits auf seinem Thron, welcher durch einige Stufen vom Rest des Raumes abgehoben war. Zu seiner Linken stand seine Gemahlin Teana und gleich dahinter Jono und Tethys. Auf der anderen Seite standen zwei Personen, von denen Mari nur eine bekannt vorkam, doch sie konnte sich an den Namen der Frau nicht mehr erinnern. "Tretet näher!", befahl der Pharao. Die Tür schloss sich hinter den jungen Frauen und Mari hatte augenblicklich das Gefühl, sie befände sich in einem großen Käfig, aus dem es kein Entrinnen gab. Leise traten sie vor den Thron und knieten sich auf die kalten Steine. Mari hielt das Gesicht zu Boden gewandt und zwang sich, ruhig zu atmen. "Nun gut, jetzt sind wir ja alle versammelt. Ihr könnt aufstehen, Sapheri." Sapheri erhob sich neben der Blondine, die immer noch auf die Steine blickte. "Wir sind hier zusammen gekommen, um darüber zu entscheiden, was mit dieser jungen Frau zu meinen Füßen geschehen soll.", vernahm Mari die Stimme Atemus. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Sapheri sich zu ihrem Bruder und dessen Kamerad gestellt hatte. "Sieh mir in die Augen und nenn mir deinen Namen!" Mari tat, was der Herrscher von ihr verlangte und hob den Kopf. Seine violetten Augen blickten sie freundlich an. "Mein Name ist Mari, mein Pharao.", sagte sie. Alle Anwesenden waren erstaunt, wie laut und flüssig die Fremde sprechen konnte. "Nun gut, Mari. Du wurdest aufgegriffen, als du versucht hast, eines meiner Pferde zu stehlen. Ich frage dich nun nach dem Grund für deine Tat." "Ich wollte fliehen, mein Pharao.", entgegnete Mari. Ein leises Gemurmel entstand, doch Atemu hob die Hand und alles war wieder still. "Fliehen? Vor mir?", fragte er. "Nein, mein Pharao, von einem Ort, der weit entfernt liegt." "Nenn mir den Namen dieses Ortes!" "Die Oase Siwu, mein Pharao.", sagte Mari. "Ist das der Ort, von dem du stammst?", fragte Atemu, doch Mari schüttelte den Kopf. "Nein, mein Pharao. Ich habe nur die letzten Wochen in Siwu verbracht." "Wie kommt es dann, dass du von Siwu aus den langen Weg bis nach Kairo auf dich genommen hast. Noch dazu ohne Reittier oder Begleitung?" "Ich flüchtete aus Siwu, mein Pharao.", erwiderte Mari. "Vor wem oder was bist du geflohen?" "Vor einem Mann, dessen Namen ich nicht kenne." "Als was hast du in Siwu gearbeitet?" Eine kurze Zeit lang herrschte Stille und die Anwesenden fragten sich schon, ob Mari die Antwort verweigerte, doch dann hörten sie ihre Stimme, die leise und gequält sagte: "Als Sklavin, mein Pharao." Sapheri hielt sich den Mund zu und fühlte, wie Jono im gleichen Augenblick eine Hand auf ihre Schulter legte. "Du warst eine Sklavin in Siwu?", wiederholte der Pharao. Mari nickte nur und Sapheri sah deutlich, dass ihre Augen zu glitzern begannen, da sie sich mit Tränen füllten. "Wieso bist du geflohen?", fragte Atemu. "Ich hielt es nicht mehr aus, mein Pharao. Der Mann, der mich gekauft hatte, behandelte uns alle schlecht." "Er schlug dich?", fragte Atemu. "Ja, mein Pharao." "Was war mit den anderen Sklaven?", wollte Atemu wissen. "Sie begehrten nicht gegen ihn auf. Eines Nachts nutzte ich die Chance zur Flucht und schlich mich aus dem... aus der Oase fort. Ich lief vier Tage und beinahe die ganzen Nächte durch." Jono war fassungslos und konnte kaum glauben, was er gerade gehört hatte. "Was musstest du in der Oase genau tun?", fragte Atemu. Er lehnte sich in seinem Thron ein Stück vor. Mari, die immer noch auf den Steinen kniete, machte mehrmals den Mund auf und zu, es drang jedoch kein Laut über ihre Lippen. "Was musstest du genau tun?", wiederholte Atemu seine Frage. Doch plötzlich wurde er von seiner Gemahlin unterbrochen. "Ich glaube nicht, dass das eine wichtige Rolle spielt, Liebster", warf sie ein, "wir kennen doch nun ihre Beweggründe und ihre Geschichte." Der Pharao lehnte sich zurück und nickte nachdenklich. "Ihr habt Recht, meine Liebste, für den Augenblick wissen wir genug, um eine Entscheidung zu treffen." Mari hockte leicht zitternd auf dem Boden. Die Ereignisse der letzten Wochen hatten sie vollkommen überrumpelt. Sie erinnerte sich wieder an jede Einzelheit und wollte ihren Kopf so schnell es ging von diesen Geschehnissen befreien. "Was gedenkt ihr zu tun, mein Pharao?", fragte die schwarzhaarige Frau zu seiner Rechten. "Habt Geduld, Isis, meine Entscheidung wird einiger Zeit bedürfen. Bis dahin schicke ich dich zurück auf dein Zimmer, Mari!" "Wie Ihr befiehlt, mein Pharao.", presste Mari hervor. Sie verbeugte sich und erhob sich dann vom Boden. Hastig drehte sie sich auf dem Absatz um und verließ im Laufschritt den Thronsaal. "Mari! Warte!", rief Sapheri laut, doch Mari hörte nicht. "Ich halte es für das Beste, wenn du ihr folgst!", wandte sich Teana an ihre Bedienstete. Sapheri nickte und verbeugte sich kurz, bevor sie ihr Gewand festhielt und Mari hinterher eilte. Kurze Zeit lang herrschte Schweigen im Thronsaal. Dann fragte Atemu: "Nun, meine treuen Freunde? Was ist eure Meinung?" "Ich bin mir sicher, dass sie die Wahrheit gesagt hat, mein Pharao.", schaltete Jono sich ein. Atemu sah ihn an und nickte zustimmend. "Das glaube ich auch, Jono. Es wirkte nicht gespielt. Ihre Geschichte klingt glaubwürdig." "Ihr werdet sie doch nicht wieder zurückschicken, oder, mein Pharao?", fragte Jono unsicher. "Nein, das habe ich nicht vor. Ich weiß nur nicht, welche Aufgabe ich ihr zuteilen soll!" "Mein Pharao", meldete sich der junge Mann mit den beigen Haaren zu Wort, der neben Isis stand, "ich habe einen Vorschlag für Euch." "Ich höre, Marik.", entgegnete Atemu. "Warum weist Sapheri die Fremde nicht in das Handwerk der Bediensteten ein? Sie könnte eine weitere Dienerin Ihrer Hoheit werden!" Atemu sah seine Gemahlin an, die zustimmend nickte. "Das ist eine gute Idee, Marik. Sapheri wird diese Aufgabe sicher gerne übernehmen." Atemu wandte den Blick Jono und Tethys zu, die ihn abwartend ansahen. Dann nickte er und sagte: "Nun gut, es ist beschlossen. Mari wird von nun an ein Mitglied dieses Palastes sein. Vielleicht werden wir im Laufe der Zeit sehen, ob sie noch andere Talente vorzuzeigen hat. Heerführer Jono?" "Ja, mein Pharao?", fragte Jono und trat vor. "Ich würde es begrüßen, wenn Ihr Eure Schwester und Mari aufsuchen würdet, um ihnen meine Entscheidung mitzuteilen, die ich hier in Anwesenheit dieser Zeugen getroffen habe." "Jawohl, mein Pharao, ich werde mich sofort darum kümmern.", erwiderte Jono. Jono verbeugte sich noch kurz und drehte sich dann um. Teana legte Atemu die Hand auf die Schulter. "Das war die richtige Entscheidung, mein Liebster.", sagte sie leise und Atemu nickte. Jono hatte den Thronsaal verlassen und war auf dem Weg zu Sapheris Gemach. Innerlich hatte er jubeln können vor Freude. Mari würde im Palast bleiben. Diese Tatsache stimmte ihn fröhlicher als er vermutet hatte, allerdings konnte er sich die Gründe dafür selber nicht erklären. Eiligen Schrittes ging er voran. Hat's gefallen? Schreibt mir eure Meinung. Bis dahin, bye, bye Hillary Hosted by Animexx e.V. 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