Zwei Männer, ein Zimmer & ein Bett von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: Schneegestöber ------------------------- Mike entspannte sich in der Badewanne. Er fand es so angenehm, dass er fast einschlief. Dann hörte er Spike wieder ins Zimmer zurückkommen. "Er war sicher gerade essen. Das werde ich nachher wohl auch noch machen, ich bin schon richtig hungrig.", dachte er sich. Dann stieg er langsam aus der Wanne und wickelte sich ein Handtuch um die Hüfte. Er frisierte sich seine nassen Haare und ging dann ins Zimmer zurück, um sich etwas anzuziehen. Als Spike ins Zimmer trat, kam ihm Mike entgegen, nur ein Handtuch um die Hüfte gewickelt. "Na, Kleiner, hast du dein hitziges Gemüt etwas abgekühlt?", fragte er. "Ja, ich habe unten vor der Hütte einen Schneemann gebaut. Den hab ich nach dir benannt, auch, wenn er dir nicht ähnlich sieht. Er ist aber genau so kalt wie du!", antwortete Mike und musste gleich darauf niesen. "Zumindest scheint er dir nicht gut zu tun. Wie kann man nur so unvorsichtig sein und mit einer Erkältung in die Kälte einen Schneemann bauen gehen?" Spike schüttelte den Kopf. "Zeih dir schnell was über. Du brauchst dich ja nicht noch mehr zu erkälten..." "Warum bist du auf einmal wieder so nett zu mir? Nicht, dass es mir nicht gefällt, es irritiert mich einfach.", antwortete Mike schüchtern. "Ich bin nicht nett zu dir. Es besteht lediglich die Gefahr, dass ich mich anstecke, wenn du mir jede Nacht so auf die Pelle rückst wie bisher", antwortete Spike. Er grinste jedoch scherzhaft. "Ich schlaf nun mal gerne dort, wo es am wärmsten ist.", erwiderte Mike lächelnd. Er ging zum Schrank und holte sich eine Jogginghose, einen Pullover und Boxershorts heraus. Dann ging er wieder zurück ins Bad und zog sich dort an. Als er fertig war, ging er zurück zum Bett und legte sich hinein. Spike ging ans Fenster und öffnete es. Er zog eine Zigarette heraus und begann zu rauchen. "Du kannst sicher bald wieder mit den Anderen auf die Piste gehen", stellte er ruhig fest. "Kann sein, aber eigentlich fahre ich nicht gerne Ski. Ich finde es langweilig. Ich bin ja eigentlich hier mitgefahren, um dich eine Woche nicht sehen zu müssen. Aber jetzt sieht die ganze Sache ja anders aus..." Mike kuschelte sich unter die Decke und hoffte, dass er auf seine Aussage gerade keine Antwort bekam. Spike grinste. "Scheint so, als hätte ich deine schön zurechtgelegten Pläne zunichte gemacht, was?" Er lachte. "Es muss schrecklich für dich sein mit mir in einem Zimmer in einem Bett zu schlafen." "Das dachte ich Anfangs, aber es ist eigentlich gar nicht schlimm. Wie du siehst, lebe ich noch, hoffentlich noch länger...", gab Mike kleinlaut von sich. "Ich hab auf das Ganze hier sowieso keinen Bock mehr. Ich kann auch genauso gut zu Hause krank herumliegen. Und das werde ich die nächste Woche auch machen. Und ich brauch auch ganz sicher keine Standpauke von dir, von wegen "Ach ich bin ja so kindisch..."" Mike war auf einmal richtig angepisst. "Entschuldigung, ich sollte meine Aggressionen nicht an anderen auslassen." Er vergrub seinen Kopf in seinem Kissen. "Kleiner, du hast echt Probleme...", meinte Spike. Er zog nachdenklich und bedächtig an seiner Zigarette. Der Junge hatte echt Komplexe, soviel stand fest. Wie konnte jemand nur sowenig Selbstwertgefühl haben? "Ich glaube kaum, dass du zuhause wieder ins Bett musst. Du scheinst ja schon wieder auf den Beinen zu sein..." "Da hast du Recht, außerdem stellt sich ja dann noch die Frage, ob sich zu Hause jemand dafür interessiert, ob ich krank bin oder nicht. Aber ist ja auch egal. Ich geh mir was zu Essen kaufen, soll ich dir etwas mitbringen?" Mike stieg langsam aus dem Bett und holte seine Brieftasche aus seiner Schublade. "Nein danke." Spike schüttelte ablehnend den Kopf. Er drückte seine Zigarette aus bevor er wieder zum Bett humpelte und sich hineinlegte. Er sollte nicht zu viel laufen, dass tat nämlich noch immer höllisch weh. "Okay, ich bin dann weg.", verkündete Mike, wie immer. Auf den Weg zur Mensa verging ihm plötzlich das Essen. Ihm wurde plötzlich schlecht und schwarz vor Augen. Er versuchte noch, sich am Treppengeländer festzuhalten, was ihm aber nicht mehr gelang. Er war schon ohnmächtig, bevor sein Körper überhaupt den Boden erreichte. Mit dem Kopf fiel er genau auf die Stufenkante. Nach ein paar Minuten wachte er schweißgebadet auf. Es dauerte ein paar Momente, bis er wusste, wo er war. Er setzte sich zitternd auf, griff in seine Hosentasche und zog ein kleines Schächtelchen mit Tabletten heraus. Mit Mühe öffnete er dieses und schluckte eine der Pillen. Jetzt saß er noch ein paar Minuten auf der Treppe, dann ging es ihm schon ein besser. "17 Tage ohne. Die Abstände werden langsam größer." Sein Kopf tat höllisch weh, dieser war genau mit der Schläfe auf der Kante aufgeschlagen. Er bekam an dieser Stelle langsam einen großen blauen Fleck. Als er sich ein wenig erholt hatte, ging er weiter zur Kantine. Er holte sich dort ein Sandwich mit Schinken, Käse und Paprika. Nachdem er bezahlt hatte, machte er sich schnell auf den Weg in sein Zimmer. Er betrat langsam das Zimmer, und ging dann zum Esstisch. "Ich bin wieder da. Hast du mich vermisst?", fragte der Kleine scherzhaft. Spike saß auf dem Bett und legte sein Bein hoch. "Sollte ich das denn?", fragte er. Er musterte Mike aufmerksam. Auffordernd streckte er seine Hand aus, deutete Mike an, dass er zu ihm kommen sollte. Mike legte sein Sandwich auf den Tisch und ging langsam zu Spike. "Was ist denn los?", fragte er zaghaft, "Du tust mir doch nichts, oder?" "Na, sehe ich denn so aus?", spöttelte Spike. "Jetzt komm halt her, ich werd dich schon nicht fressen." Er streckte seine Hand nach ihm aus und erwischte ihn am Handgelenk. Mit ein wenig Nachdruck zog er ihn näher und zu sich hinab. "Was hast du denn da wieder geschafft? Bist du gegen ne Faust gelaufen?" Er deutete auf den Bluterguss an Mikes Schläfe. "Was?", fragte Mike erstaunt und ging ins Bad, um sich das, was Spike meinte, genauer zu betrachten. Als er dann in den Spiegel sah, sah er den Bluterguss an deiner Schläfe. Mike ging ganz erstaunt zu Spike zurück. "Ich hab mir gerade den Kopf gestoßen, aber dass das jetzt so schlimm aussieht, hätte ich nicht gedacht." Er griff sich vorsichtig an die schmerzende Stelle, zog die Hand aber sofort wieder weg, als ihm ein stechender Schmerz durch den Körper fuhr. "Setz dich", ordnete Spike an. Er ging zu seiner Tasche und durchforstete sie, bis er schließlich eine kleine Tube zu Tage beförderte. "Das sollte es ein wenig kühlen und den Schmerz lindern", erklärte er in seiner wie immer ein wenig unterkühlten Art und drückte sie Mike in die Hand. Mike, der sich gerade gesetzt hatte und nun die Salbe in die Hand bekam, stand wieder auf und ging mit ihr ins Bad. Er band seine Haare ordentlich zusammen und schmierte die Salbe vorsichtig über die Schläfe. Er war richtig erstaunt, da sie sofort zu wirken begann und die schmerzende Stelle kühlte. Danach ging er wieder zurück zu Spike. "Danke, sie wirkt sogar jetzt schon", dankte er ihm. "Was ich mir gar nicht gedacht hätte...", fügte er noch in seinen Gedanken hinzu. "Sag ich doch." Spike steckte sie wieder in seine Tasche. Er trug so was immer bei sich. Man konnte ja nie wissen, bei seinem Lebenswandel. Es gab immer jemand, der stärker war als man selbst. Und sollte er sich zufällig mal mit so jemanden anlegen, war er wenigstens gewappnet. Mike setzte sich dann wieder zum Tisch und aß weiter. "Irgendwie ist mir verdammt langweilig hier. Ich will sofort und so schnell wie möglich wieder nach Hause fahren. Zum Glück sind es eh nur mehr eineinhalb Tage, die wir hier absitzen müssen." //Wenn du mich nicht abgewiesen hättest wüsste ich so einige Sachen, mit denen wir uns die Zeit vertreiben könnten...// dachte Spike mit einem anzüglichen Grinsen. Laut sagte er: "Du kannst ja mit den anderen Skifahren gehen. So krank scheinst du ja nicht mehr zu sein..." "Lass mich bitte mit diesem verdammten Skifahren in Ruhe. Ich hasse Ski fahren wie die Pest." Mike schob das Sandwich zur Seite und legte seinen Kopf auf den Tisch. "Mir ist so langweilig. Kann man an Langeweile eigentlich sterben?", fragte er Spike. "Ich habe von vereinzelten Fällen gehört, ja", grinste er. "Wenn dir so verdammt langweilig ist, dann denk dir doch was aus um dir die Zeit zu vertreiben? Du bist doch so ein kreatives Köpfchen." "Ich verschlafe die nächsten Tage am Besten. Darin bin ich so richtig gut. Oder wir machen etwas zusammen, was man so im Bett zusammen machen kann.", sagte der Kleine, ohne darüber nachzudenken, was er da gerade gesagt hatte. Er kann zu Spike ins Bett, beugte sich zum Nachtkästchen und kramte darin herum. Er schien etwas zu suchen. "Suchst du was bestimmtes?", fragte Spike. Der Kleine konnte das, was er eben gesagt hatte, nicht so gemeint haben, wie Spike es verstanden hatte, da war er sich sicher. Dennoch, die Vorstellung hatte etwas. Mike zog ein Päckchen mit Spielkarten aus der Schublade. "Kannst du ein paar Kartenspiele? Schnapsen, Bauernschnapsen oder Tarock? Das sind österreichische Kartenspiele. Sind ganz lustig, aber nicht sehr einfach." "Tut mir leid, die kenne ich nicht." Spike schüttelte bedauernd den Kopf. Natürlich dachte der Kleine an Kartenspiele. Er war noch so richtig naiv und unverdorben. Oftmals erschien er Spike wie ein Kind. "Ist ja auch egal. Es ist sicher immer noch am Besten, wenn ich die Zeit einfach verpenne. Gute Nacht dann", sagte der kleine zu Mittag. Ein paar Minuten später war er auch schon eingeschlafen. Als er das nächste Mal aufwachte, war es schon neun Uhr am Abend. Er streckte sich. "Morgen..." Zu spät bemerkte er, dass Spike nicht im Raum war. Denn dieser saß unten in der Kantine. Doch nicht allein, wie man vielleicht hätte, vermuten können. Es hatten sich einige Mädchen um ihn versammelt um den ,armen Kranken' zu bemitleiden. Spike ging dieses Theater gehörig auf den Keks, aber immer noch besser als die ganze Zeit auf seinem Zimmer verbringen zu müssen. Und da er auf fremde Hilfe angewiesen war, konnte es nicht schaden, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Vorrübergehend, versteht sich. Mike setzte sich im Bett auf und sah sich um. Dieser war nicht im Zimmer. Dies war die Gelegenheit, seine Sachen zusammen zu packen, denn heute Abend würden sie sich ja wieder auf den Nachhauseweg machen. Er kramte seine Reisetasche unter dem Bett hervor und warf sie aufs Bett. Da sah er den Schnaps, den er von Spike gestohlen hatte. Diesen füllte er wieder in seine eigentliche Flasche von Spike zurück. "Kindisch... hat er gesagt... da mag er vielleicht Recht haben.", murmelte er vor sich hin. Dann verstaute er alles, was er bis zum Abend nicht mehr gebrauchen konnte, in der Tasche und stellte diese dann in einem Eck ab. Als er damit fertig war, machte er sich auf dem Weg. Er wollte Spike finden. Er begann mit seiner Suche in der Kantine und hatte sofort Glück. Dieser saß dort und unterhielt sich mit ein paar Mädchen. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in Mikes Magengrube breit. "Er hat doch mich, wofür braucht er dann die blöden Gänse da?", dachte er sich und sein Gesicht zog sich zu einem leicht ärgerlichen Ausdruck zusammen. Dann ging Mike zum Tisch, an dem Spike saß und setzte sich dazu. "Hallo alle zusammen.", sagte er mit einem künstlich freundlichem Gesicht. "Na, Kleiner, ausgeschlafen?", grinste Spike. Eins der Mädchen sah Mike groß an. "Du bist Spikes Zimmergenosse, oder?", fragte sie. //~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~// "Soweit ich mich erinnern kann, war ich das die letzte Woche. Und? Was macht ihr so hier? Zeit vertreiben?", fragte Mike, während er eine Kellnerin herwinkte. Dann bestellte er sich einen schwarzen Tee. Dann warf er einen kurzen Blick aus dem Fenster und bemerkte, dass es begonnen hatte zu schneien. "Seit wann schneit es denn so heftig?", fragte er das Mädchen, das direkt neben ihm saß. Diese sagte ihm, dass es schon seit mehreren Stunden stark schneite. Spike zündete sich eine Zigarette an starrte aus dem Fenster. "Das sieht nicht gut aus", murmelte er, "Wir sollten früher abfahren, sonst kommen wir nicht mehr weg von hier!" "Aber ein paar Gruppen sind doch noch auf der Piste, oder?", fragte Mike und nahm einen kräftigen Schluck von seinem Tee. "Und wer weiß, wann diese zurückkommen. Wenn wir Pech haben, werden wir eingeschneit und kommen die nächste Zeit sicher nicht von hier weg...", stellte er fest, während er sich seine kalten Hände an der etwas zu heißen Teetasse wärmte. "Noch länger hier...", murmelte er. "Es sieht fast so aus, ja...", grummelte Spike. Er stützte sich auf seine Krücken, humpelte wieder nach oben in sein Zimmer. Verdammt. Noch länger in dieser beschissenen Hütte? Hatte er das verdient? Er konnte nur hoffen, dass bald das Signal zum Aufbruch kam! Emotionslos blickte er Spike hinterher. Ihm schien die ganze Situation anscheinend überhaupt nicht zu gefallen. Dann wandte er sich wieder seiner gegenwärtigen Gesellschaft zu und trank seine Tasse leer. Nach ungefähr einer halben Stunde machte er sich dann auch wieder auf den Weg in sein Zimmer. Er stieg die Treppen bis nach oben, betrat dann aber nicht das Zimmer, sondern setzte sich auf das kleine Sofa davor und starrte ins Nichts. Spike schrak auf, als eine Stimme durch die Lautsprecher des Berghotels schallte. Es war ihr Lehrer der ankündigte, dass die Gruppen vom Fahren zurückgekehrt waren, weil einfach kein durchkommen mehr gewesen war. Sie waren nun offiziell auf unbestimmte Zeit eingeschneit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)