Projekt Ijuuin von Mahado (the truth is sometimes harder than a lie) ================================================================================ Kapitel 25: Das Geheimnis der Familie Ijuuin I ---------------------------------------------- Prolog: Na Leute? Mich vermisst oder eher weniger? ^^" Ich hab mich mal bemüht wieder ein neues Kapi zu schreiben und weil's ziemlich wichtig ist, ist es zwei gespalten. Im ersten Part geht es noch mal um den Unfall indem Yukiko gestorben ist und warum sie nun als X auf der matte steht. So...nun ohne Umschweife...Kapi 24~ R&R wie immer bitte. Eure Mahado Kapitel 24 "Das Geheimnis der Familie Ijuuin I" Ein leises Brummen ertönte durch die Gassen von Internetcity und das schnittige IPC-Netbike raste mit seinem in rot gekleideten Fahrer über den halb durchsichtigen Boden des Internets. Den jungen Netnavi zerfraß sein schlechtes Gewissen. Es war seine Schuld, dass Enzan nun wieder verschwunden war, denn er hatte den Weißhaarigen dazu gedrängt die Crossfusion zu machen und nun war er weg. Ohne jede Spur. Nervös beschleunigte Blues und das Bike setzte sich leicht auf das hintere Rad ab, sodass er nur noch auf einem fuhr. Sein Blick kreiste umher. Irgendwo musste ein Hinweis sein, irgendetwas oder irgendjemand, der wusste was vorhin Seltsames in der dimensionalen Area geschehen war. Was wenn er wieder gekidnappt wurde? Sich wieder in den Klauen dieser Verrückten befand, vor denen er erst neulich gerettet werden konnte? Oder wenn er womöglich schon.... Nein! Der Silberhaarige wollte an diesen Gedanken gar nicht denken. Es war für ihn einfach unvorstellbar, dass sein Herr und gleichzeitig Freund und Familie für immer fort sein sollte. Umso größer seine Unsicherheit wurde, umso schneller raste er durch die digitale Stadt, musterte alles ins kleinste Detail, fragte jeden Navi der ihm über den Weg kam und überflog alle Daten, die hier gespeichert waren. Nichts. Es war sicherlich schon Abend oder Nacht, als der Motor des Bikes vom roten Netnavis endlich für längere Zeit verlosch. Erschöpft atmete er auf und schlug mit der geballten Faust auf den Lenker seiner Maschine. "Verdammt....Enzan-sama. Wo seid ihr nur...?" Einige Minuten verweilte er so. Dann hob er langsam den Kopf in die Höhe und schaute sich desinteressiert erneut um, in der Hoffnung dieses Mal Glück mit seiner Suche zu haben. Er hatte während der Fahrt leicht die Orientierung verloren und war sicherlich nicht mehr im Stadtzentrum. In diesem Teil des Netzes war es dunkel und trüb. Nur ein paar Datenbrocken hüpften über die matte, glasige Bodenschicht. Auch einige digitale Wolkenkratzer türmten sich in die Höhe, sodass ihre Spitzen nicht zu erahnen waren, jedoch war von einem anderen Navi nicht der Hauch einer Spur. Alles schien wie leer geräumt, wie nach einem gewaltigen Virenanschlag. Mit einem Bein schwang sich der schlanke Silberhaarige nun endgültig von dem Bike und atmete schwer auf. Etwas an dieser Gegend beunruhigte ihn und das nicht nur geringfügig. Plötzlich nahm er ein seltsames Geräusch wahr. War es eine Stimme? Sie klang so traurig und unterdrückt, fast so als würde jemand wimmern. Dann fiel sein Blick in eine der Gassen, die durch die hohen Gebäude umringt war. Auf den ersten Blick ließ sich nichts Ungewöhnliches entdecken, aber als er genauer hinsah, erkannte er schwache Umrisse von etwas, was auf dem Boden zu sitzen schien. Blues näherte sich langsam der zusammengekauerten Gestalt, die dort an der Wand lehnte und schwerfällig auf und abatmete. Es war kein Navi, zumindest kein Richtiger. Das konnte der rote Navi allein an den schwachen Atembewegungen erkennen. Vorsichtig zückte er sein Cyberschwert und kam immer mehr an sie heran. Man konnte nie wissen in welche Gefahr man sich einließ, wenn man einem Fremden gegenübertrat. In einem Moment scheint etwas friedlich und im nächsten hat man bereits die Kehle durchschnitten und löste sich in kleinste Datenteilchen auf. Enzan hatte ihn gelehrt immer vorsichtig zu sein, ja selbst wenn man vermutet, dass derjenige ein Freund war. Immer vorsichtiger wurden seine Schritte, doch die Gasse ließ kein Licht hindurch, sodass man selbst in der Nähe das Gesicht dieses Etwas, was es auch war, nicht erkennen konnte. "Wer...ist da?" in Blues Stimme schwang ein wenig Skepsis mit. Er bekam keine Antwort. "Wer bist du?!" kam es diesmal energischer und die Hand des roten Navis fasste an die schmalen Schultern des Fremden. Die Gestalt zuckte automatisch zusammen und ein leichtes Zittern war zu spüren. Hatte es vor ihm Angst? "Hey...no panic." murmelte der rote Navi und im selben Augenblick hob sich der Blick des Schattens. Das Herz des jungen Netnavis stockte genau in diesem Moment. Zwei himmelblaue Augen funkelten ihn traurig an und er erkannte sie. Unter tausenden Augenpaaren war dieses eine einzigartig. "En...Enzan-sama?!" Das konnte nicht sein! Es konnte sich nur um eine Verwechslung handeln, eine große Verwechslung. Enzan war kein Netnavi, er war ein Mensch und daher war es für ihn unmöglich im Netz zu existieren bzw. sich darin zu bewegen, ohne eine Crossfusion eingegangen zu sein. Noch einmal musterte er den Jungen um auf Nummer sicher zu gehen. Er trug eine metallblaue Rüstung mit einem seltsam schimmernden Core in der Mitte seiner Brust. Es war keine gewöhnliche Rüstung. Sie bedeckte nämlich den gesamten Körper, als wäre sie eher ein Kleidungsstück, was sich straff um den schlanken Körper des Weißhaarigen straffte. Neben ihm lag ein dunkler Helm mit einem Visor, wie bei seinem eigenen. Noch einmal murmelte er "Enzan-sama...seid ihr es wirklich?" Erneut erhielt er keine Antwort, sah nur wie der Junge verzweifelt auf dem kalten Boden kauerte und ein Gesicht machte, was für den silberhaarigen Navi vollkommen neu war und ihn irritierte. Der Weißhaarige verkniff sich mit Mühe einige Tränen, doch seine Wangen waren bereits feucht und leicht gerötet. Blues schreckte erst einen halben Schritt zurück, dann beugte er sich zu ihm herunter. Kurz wanderte sein Blick zu Boden. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er war noch nie in so einer Situation, noch nie hatte Enzan sich so seltsam benommen. Was sollte er machen? Sanft legte er schließlich seine Arme um den Nacken seines jungen Herrn und drückte ihn näher an sich heran, nahm ihn schließlich unsicher in die Arme. Es war ein seltsames Gefühl, aber irgendwie auch erleichternd. Er hatte ihn wieder gefunden und auch wenn alles etwas seltsam zu sein schien, war er doch froh ihn gesund und unverletzt gefunden zu haben. Einige Minuten verhaarten sie in dieser Position, bis Enzan langsam seine Lippen bewegte. "Bin ich...ein Monstrum?" murmelte er schwach und Blues hob die Augenbrauen in die Höhe. "Was redet ihr da, Enzan-sama? Ihr seid keineswegs so etwas wie ein Monstrum, ihr seid ein Mensch...und der beste Netop den man sich wünschen kann." Diese Worte schienen den jungen Weißhaarigen nicht besonders aufzumuntern, aber wenigsten versiegten seine Tränen. "Wer hat so etwas behauptet?" Blues versuchte diese frage so sanft wie möglich auszusprechen um den Jungen nicht noch weiter aufzuwühlen "Meine...Mutter..." kam die schwache Antwort. "Eure Mutter? Meint ihr etwa diesen Navi, diese X...?" Enzan nickte nur stumm und vergrub seinen Kopf in den Armen, doch Blues griff seinen Op erneut energisch an den Schultern, sodass sich ihre Blicke kreuzten. "Dieser Navi IST nicht eure Mutter und schon gar nicht, wenn sie so etwas behauptet, versteht ihr?" Erneut wich Enzan aus, doch sein Navi gab nicht nach. "Ich habe keine Mutter...aber...ich weiß welche Aufgaben eine solche Person hat. Und das sie ihr Kind liebt und ich bin mir hundertprozentig sicher, dass Ijuuin-san euch wirklich sehr geliebt hat." Ein mattes Lächeln zeichnete sich auf den Lippen des Weißhaarigen ab. "Vielen Dank...Blues..." "Wer diese Frau war, können wir erfahren, Enzan-sama....wenn ihr es wollt." "Ja...ich will es wissen.." Schwach nickte der Junge noch einmal. Im selben Augenblick erhob sich der Netnavi und nahm seinen Op vorsichtig auf den Arm. Enzan blushte leicht. Seit Ewigkeiten hatte ihn niemand so getragen, aber es war schön. Sehr schön sogar. Seit langem fühlte er sich sicher und geborgen. . Der Blick des Netnavis war entschlossener denn je und mit Leichtigkeit trug er seinen Op und besten Freund den ganzen Weg in die Stadt zurück, bis zu einem Link, der sie zu dem Mann führen würde, der die antwort auf alle diese Fragen wissen müsste. Shuuseki Ijuuin. ********** "Das ist es!" Yuuichiro konnte nicht fassen, was dort vor ihm auf dem Desktop seines Laptops erschienen war. Aber die Daten schienen der Wahrheit zu entsprechen und schon wenige Sekunden später lag eine Kopie davon jenen auf einer kleinen Disk. Nach dem Experiment mit Rockman und Roll und mit den eingesammelten Datenbröckeln die Blues neulich im Netzwerk gesammelt hatte, hatte er schließlich eines der Geheimnisse um X gelüftet. Ihre wahre Kraft, ihre Fähigkeiten, die diesen Netnavi wahrlich zu einem ultimativen Netnavi werden ließ. Den Kampf gegen diesen, würde es sicherlich erleichtern und vielleicht auch den Kampf gegen die immer wieder auftauchenden Viren die in der Stadt erschienen und Schrecken verbreiteten und zudem ein immer höheres Level aufwiesen, dass keine Grenzen zeigte und den Netsaviour langsam über die Köpfe hinwegwuchs. Und vielleicht war es ein Weg die ganze Sache endlich zu beenden. Mit einem Lächeln steckte der braunhaarige Mann die Disk in seine Jackentasche und machte sich auf den Heimweg, denn die Sonne stand schon tief am Abendhimmel und Haruka machte sich sicherlich schon Sorgen. Und es war nicht ratsam, besonders für einen liebevollen Ehemann, seine Frau zu lange warten zu lassen, besonders wenn sie solche Verspätungen mit schmolligen Blicken bestrafte, die meistens mit kleineren Strafen endeten. Draußen war der Wind schon recht kühl an diesem Abend und auch einige Regenwolken scheinen aufzuziehen. Bald würde es wohl ein heftiges Gewitter geben. Nichtsdestotrotz beschloss der junge Wissenschaftler einen kleinen Umweg zu gehen. Zielsicher ging er durch die tristen Straßen, die ziemlich menschenleer wirkten und bog schließlich in den großen Friedhof am Ende der Straße ein. Es dauerte nicht lange bis er fand wonach er gesucht hatte. Ein leises Seufzten kam über seine Lippen, als er den Grabstein betrachtete der so gut gepflegt war, dass man hätte ahnen können, jemand sei erst gestern begraben worden. Auch für frische Blumen war gesorgt, denn ein großer Strauss weißer Lilien steckte in einer Blumenvase. Schon lange war er nicht mehr hier gewesen und er wusste auch nicht genau, was er hier zu suchen hatte, aber irgendwie konnte er nicht anders als hierher zu kommen. Vielleicht wollte er seine Sinne wieder beisammen kriegen. Seit Tagen befasste er sich ja schließlich mit dieser Frau, von der er nicht Mal genau wusste, wer sie war und ob sie auch nur das Geringste mit seiner alten Freundin zu tun hatte. Er konnte sie einfach nicht vergessen. Eine Weile blieb er unbewegt stehen, doch nur wenige Minuten später hallte eine Stimme an sein Ohr, der ihn erschaudern ließ. "Grüß dich Yuuichiro..." Der braunhaarige Mann zuckte kurz zusammen, bevor er sich umwand und stutzte. Vor ihm stand sie, mit einem warmen Lächeln, die Haare keck in einen Zopf geflochten und so unbeholfen, als hätte sie geahnt das er herkommen würde. "Yukiko..." stürmisch schüttelte der Wissenschaftler seinen Kopf "Nein...du bist nicht die Yukiko, die ich kannte..." mit leicht traurigem Blick sah er zu dem Grabstein, dass ihren Namen trug. Noch vor wenigen Tagen war sie bei ihm zuhause gewesen, alles war wie früher, sie hatte sich nicht verändert gehabt. Zumindest hatte er das gedacht. Und nun stand er vor ihr und wusste, dass sie ein Feind war, ein gefährlicher dazu. Die junge Frau ließ sich nicht beirren und setzte ihren Satz fort "Du hast ein paar Daten herausgearbeitet, nicht wahr?" "..." Yuuichiros Griff um die kleine Disk die in seiner Jackentasche war, wurde fester. Er durfte diese Daten nicht verlieren. Vielleicht war es ihre einzige Chance, dem Ganzen ein Ende zu setzten, bevor es eskalierte. Yukiko näherte sich langsam mit sicherem Schritt auf ihn zu, bis sie nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt standen. Er konnte trotz der Nähe keinen Atem spüren, ihn nicht in der Luft sehen, obwohl es schon recht kalt war. Nein. Sie lebte nicht mehr, es war nur noch eine Hülle die vor ihm stand, kein Mensch mehr. "Darf ich sie sehen...bitte?" langsam streckte sie ihre Hand in seine Richtung aus und machte eine bittende Geste. "Nun komm schon...du vertraust mir doch oder? Deiner besten Freundin?" Der junge Wissenschaftler schluckte schwach, wich einen Schritt zurück. "Nein..." murmelte er leise und im selben Moment wurde das Gesicht der Frau traurig wirkend. "Wenn du mir keine Wahl lässt, muss ich die Sache anders regeln...aber ich möchte dich nur ungern verletzten. Weißt du...?" Locker schnippte die Weißhaarige in die Finger. Genau in diesem Moment breitete sich eine seltsam schimmernde Kuppel über dem Kopf des jungen Mannes aus und er konnte beobachten, wie sie sich um ihn herum schloss. Dann fiel sein Blick auf die Frau zurück. Ihr Aussehen hatte sich durch den digitalen Raum verändert. Der eben noch fein aussehende lange Rock mit dem passenden Jackett war nun eine weinrote Rüstung, die himmelblauen Augen verdeckt hinter einem Visor. Yuuichiro biss die Zähne zusammen. Ja. Das war, war Yukiko nun war. Ein Netnavi und nichts weiter. "Nun? Letzte Chance...Gib sie mir bitte." Murmelte sie spitzbübisch und streckte erneut ihre Hand aus. "Niemals..." murrte der Braunhaarige, wandte sich um und versuchte doch noch einen Fluchtweg zu finden. Seine Chancen waren eigentlich Null, aber er konnte nicht zulassen, dass diese Ergebnisse verloren gingen. Zuviel hing davon ab. Im selben Moment hörte er dicht hinter seinem Kopf einen dumpfen, leisen Klang. Er verlor das Gleichgewicht und spürte einen matten Schmerz in seinem Hinterkopf, kurz bevor sich die Welt um ihn verdunkelte und er auf den gepflasterten Weg aufprallte. Verdammt. Sie hatte ihn schneller erledigt, als er es hätte jemals ahnen können. Mühelos kramte die rote Navidame in der Jackentasche des Wissenschaftlers und fand sofort die kleine silberne Diskette darin. Schnippisch hielt sie jene in zwei Fingern und erschuf sich ein Portal um darin wieder ins Netz zu gelangen. Noch einmal drehte sie sich um und seufzte kurz, den jungen Mann, der auf dem Boden lag seltsam musternd. "Tut mir leid Yuuichiro...tut mir ehrlich leid." ********** Es war schon spät in der Nacht, doch Shuuseki Ijuuin saß noch immer wach an seinem Laptop, überarbeitete einige Dokumente aus einer Konferenz. Für einen Geschäftsmann gab es keine Ruhe und Entspannung, denn zuerst zählte die Arbeit und dann der Rest. Plötzlich lenkte der hell erleuchtete Bildschirm seines Rechners seine Aufmerksamkeit und nur wenige sekunden später standen scheinbar zwei Netnavis vor ihm auf dem Desktop. Blues erkannte er sofort, schließlich war er sein Erschaffer, aber die andere Gestalt war ihm zunächst ein Rätsel, die sich fest an den Silberhaarigen klammerte. "Ijuuin-sama...wir müssen reden...wenn sie erlauben." murmelte der rote Navi ernst, doch mit gesenktem Blick. Er musste lange auf eine Antwort warten, die zudem alles andere als freundlich klang. "Warum sollte ich?" "Weil...es um Enzan-sama geht...und es wichtig ist! Also...bitte!" Erst jetzt betrachtete der düster dreinblickende Mann die andere Gestalt genauer und ein kleiner Schauer lief ihm über den Rücken, als er die himmelblauen Augen wieder erkannte. Es war also doch passiert? Das was er seit 10 Jahren befürchtet hatte, war tatsächlich eingetroffen, zumindest machte es den Anschein. Der schwarzhaarige Präsident von IPC musterte die beiden Gestalten auf seinem Desktop. Enzan saß noch immer in dem digitalen Raum auf dem Boden, Blues dicht bei ihm und ihn vorsichtig von hinten im Arm haltend. Er konnte zum ersten Mal spüren, dass sein Netop am Zittern war. Ob er Angst hatte? Nein. Das konnte nicht sein. Enzan hatte bis jetzt noch niemals Furcht gezeigt, wie hart auch sein Leben war und selbst Tränen waren bei ihm schon als kleines Kind immer eine Seltenheit geblieben. Es war bewundernswert, aber auch irgendwie schrecklich zugleich. Die genauso seltenen Lächeln auf den Lippen des Jungen waren fast immer unaufrichtig und schon fast traurig kalt. Für einen Laien war es nicht zu erkennen, aber Blues kannte ihn immerhin schon fast sein ganzes leben lang und wusste, was im Kopf des Weißhaarigen meistens vorging. Der Blick des silberhaarigen Navis erhob sich und fixierte nun den Präsidenten, der gleichzeitig der Vater seines jungen Netops war. Normalerweise mied er den Kontakt zu diesem Mann, obwohl jener ihn damals programmiert hatte. Irgendwie hatte er zu großen Respekt vor ihm oder vielleicht hatte er auch Angst, durch einen Fehler Enzan in Schwierigkeiten zu bringen. Und dann, würde er ihn vielleicht sogar als Netop verlieren und das konnte er nicht zulassen. Trotzdem musste er dieses Mal eingreifen, er musste wissen was geschehen war, denn nur so konnte er das Leid des Weißhaarigen mildern. Er lief natürlich auch Gefahr, ihn noch mehr zu deprimieren, aber auch so wäre zumindest ein Schritt getan. Alles konnte nur besser sein, als es jetzt war, zumindest gäbe es Antworten. "Ijuuin-sama....bitte....sagen sie uns, was geschehen ist? was geschah mit Enzan-samas Mutter wirklich?" Shuuseki Ijuuin seufzte leise auf. Er wusste, dass dieser Tag eines Tages kommen müsste, nur das es so früh war, hätte er nicht erwartet. Doch nun konnte er nicht mehr zurück, denn Enzans leerer Blick durchbohrte ihn beinahe. Es war seltsam. Normalerweise konnte nichts und wieder nichts seine Ruhe stören, aber diese Spannung in der Luft und das Wissen, was er seit Jahren zu vertuschen versuchte, waren erdrückend. "Gut...ich erzähle es euch..." Nachdenklich lehnte er sich in seinem Firmensessel zurück und überdachte alles kurz, bevor er zu reden anfing, seinen Sohn leicht im Blickfeld, der noch immer monoton auf den Boden starrte und etwas Unverständliches zu murmeln schien. Würde er ihm mit der Wahrheit nicht nur schaden? *************** Der Winter war noch nicht ganz angebrochen, aber an diesem lauen Novembertag fiel bereits der erste Schnee. Ein kleiner Junge, dick verpackt in einem roten Wollschal und einer Strickmütze die zwei Katzenohren hatte, versuchte mit einer Hand die weißen Flocken aufzufangen. Unter der anderen hielt er einen schönen neuen Fußball, dem ihm seine Mutter grade erst zu seinem 5ten Geburtstag geschenkt hatte. Dieses Geschenk hatte ihm am besten gefallen, auch wenn er es nicht zugab und sich immer höflich für jedes Geschenk bedankt hatte, seien es Socken oder neue Noten für seinen Flügel. Doch trotzdem. Dieser kleine Ball war für ihn wie ein Symbol der Ungebundenheit. Alles wurde ihm vorgeschrieben, seit er denken konnte. Klavier und Geige spielen, Selbstverteidigung, der extra Computerkursus an jedem Wochenende und die Shogi und Go-Stunden, sowie Reitstunden, Kaligrafieunterricht und die wöchentlichen Lesungen über verschiedenste Themenbereiche. Er beschwerte sich nicht und akzeptierte alles wie es war, immerhin lernte er so eine Menge was anderen wahrscheinlich verwehrt war. Und er mochte es teilweise zu lernen aber dank seiner Mutter durfte er wenigstens diese kleine Sportart frei nach Wunsch in seiner Freizeit ausprobieren. Ohne Lehrer ohne Verein aber mit einer großen Menge Spaß. Er war sein eigener Trainer und konnte so viele Fehler begehen, wie er wollte, solange er selbst damit zufrieden war. Darum wollte er auch nicht erst warten, bis der Schnee wieder geschmolzen war, er wollte ihn jetzt ausprobieren. Jetzt etwas Freizeit schmecken. Vorsichtig legte er das runde Objekt auf den Boden vor sich, sodass es etwas in den Schnee hineintauchte und fixierte es ein wenig, bevor er den ersten kleinen Kick probierte. Nur schwerfällig rollte der Ball über die verschneite Grasfläche des großen Gartens. Mürrisch verzog der kleine Weißhaarige das Gesicht. Wie dumm. So machte es doch gar keinen Spaß. Suchend blickte er sich um. Hier irgendwo musste es doch einen Platz geben, wo er in Ruhe spielen konnte und weder eine Scheibe gefährdet war, noch ein Haufen Schneeflocken das Spiel vermieste. Und er musste auch gar nicht lange suchen, denn direkt vor ihm lag genau so ein Ort. Die große breite Straße vor dem Haus, die nur selten befahren wurde, da sie in einem Wohnviertel lag, was nicht jedermanns Preisklasse entsprach, aber ordentlich geräumt war, war der ideale Spielplatz. Bester Laune begann der Junge den Fußball hin und her zu kicken. Es machte ihm Spaß, auch wenn er alleine war. Er hatte keine Freunde und auch seine Eltern hatten leider nur wenig Zeit für ihn, obwohl sich seine Mutter immer bemühte, für ihn da zu sein. Der Schnee hörte langsam auf zu fallen und die Sonne senkte sich, doch er wollte noch nicht Heim, wollte noch ein wenig spielen, ein Kind sein dürfen. Plötzlich lief ein kleiner Schauer über seinen Rücken, doch eine bekannte, warme Stimme vertrieb diese kleine Bedrohung sofort wieder. Yukiko stand in der Terrassentür und hatte ihren kleinen Lieblingssohn auf der Straße entdeckt. "Spiel nicht auf der Straße, Enzan..." Fragend drehte sich der Junge nach ihr um, hatte sie nicht ganz verstanden. "Was sagst du, Mama?" Doch auf einmal spürte er wieder diese kleine Kälte um sich herum, mit verwirrten Blick sah er hinter sich, hörte plötzlich ein lautes Brummen eines Motors auf ihn zukommen und sah genau in die grell hellen erleuchteten Scheinwerfer eines Wagens, der auf ihn ungebremst zukam. Wie erstarrt blieb er im Schnee hocken, sah nur zu der drohenden Gefahr und umklammerte seinen Ball mit beiden Händen, die etwas bleicher waren als sonst. "....?!" "Enzan!!!" Erschrocken kniff der Weißhaarige die Augen zu und stieß nun endlich einen furchtsamen Schrei aus, wartete auf das unumgängliche, den Schmerz. Doch stattdessen wurde er in eine wohlige, bekannte Wärme gehüllt und der Geruch von Lilienblüten dran in seine Nase, nur wenige Sekunden, bevor er einen starken Ruck spürte, der ihn von diesem wieder trennte. Ein neuer Geruch stieg in seine Nase. Salzig und bitter. Langsam öffnete er seine blauen Augen, die sich sofort weiteten. Einige Schritte von ihm entfernt lag seine Mutter regungslos auf dem Boden, die weißen langen Haare blutverschmiert, sowie ihr Gesicht. Auch auf seinem floss die warme Flüssigkeit Richtung Boden und ein enormer Schmerz machte sich in seinem Körper breit. Doch es war nicht der Schmerz des Aufpralls, sondern der der Angst. Die Angst die ihn zerfraß als er die Frau die er mehr liebte, als alles andere auf der Welt, so vor sich liegen sah. Alles um ihn herum verschwamm und erst jetzt merkte er, dass Tränen in seinen Augen standen, dann wurde es dunkel, die Nacht schien ihn zu verschlucken. "Ma...ma..." "Keine Angst...ich bin bei dir..." Das waren die letzten Worte die er hören konnte. ********** Shuueki machte eine kleine Pause und atmete auf, während Enzan seinen Blick zum Boden absenkte. Er erinnerte sich an diesen Unfall ja noch genau. Er war damals Schuld am Tod seiner Mutter gewesen. "Sie war nicht tot...zumindest nicht geistig." Fiel der schwarzhaarige Präsident ihm plötzlich in seinen Gedankengang und der Weißhaarige hob irritiert den Kopf. "Ist das nicht logisch?" murrte sein Vater "Könnte sie denn sonst als Netnavi wieder vor uns stehen?" Blues verschärfte seinen Blick ein wenig. "Was soll das bedeuten, Ijuuin-sama?" "Das bedeutet, dass was es ist...Nach diesem Unfall war Enzans Mutter schrecklich schwer verletzt, die Ärzte im Krankenhaus konnten ihr nicht helfen, aber...." Enzan lauschte auf und leicht furchtsam auf das was kommen würde, umklammerte er unbewusst die Hand des silberhaarigen Navis der noch immer bei ihm saß. Blues spürte die Unsicherheit seines Ops und drückte die hand des Jungen leicht zurück, bevor er fragte "Aber...?" Die dunklen Augen seines Vaters fixierten ihn ernst. "Aber es gab einen Mann, der behauptet hatte es zu können...sie retten zu können. Natürlich nahm ich diese Chance war, aber zurückblickend....hätte ich sie vielleicht lieber in Frieden ruhen lassen sollen." "Dieser Mann, war Dr. Regal...oder irre ich mich?" der silberhaarige Netnavi sah seinen Schöpfer ernst an. "Nein...er wars." "Wie...sah diese Chance aus?" "Ein Experiment..." war die prompte Antwort. "Ein menschlicher Navi...in einer künstlichen Hülle, könnte ihr Geist überleben, davon war die Rede..." "Ein...ulimativer Netnavi..." murmelte nun auch Blues. "Also ist diese X tatsächlich..." "So sieht es aus...." Shuuseki faltete seine Hände und legte die Arme auf seinen schwarzen Schreibtisch. "So sieht es aus?" wiederholte der rote Navi "Aber ward ihr euch nicht sicher, Ijuuin-sama?" Ein mattes und bitteres Lächeln zeichnete sich auf den Lippen des Mannes ab. "Nach einigen Wochen wurde mir gesagt, das Experiment sei gescheitert und meine Frau gestorben...Daher hat sie auch ein Grabmal." Nachdenklich nickte Enzan stumm. Eine lange Stille trat in den Raum "Aber das ist noch längst nicht alles...." Enzans Vater sagte diese Worte so abgeschlagen, dass es den Weißhaarigen innerlich schockierte. "Noch nicht alles...?" murmelte er. "Ja...es geht um dich und um das was du wirklich....bist." ********** Schlusswörtchen: So...das war´s mal wieder. Wow..mein längstes Kapi bis jetzt ^^" Ich denke zwar, dass schon durch Enzans kurze Flashbacks in den anderen Kapis, Yukis Unfall klar war, aber ich wollte es mal ordentlich schreiben.... Wie genau das Experiment mit Yuki ablief erfahrt ihr auch bald und welche Geheimnisse sich darum hegten. Armer Enzan...ich quäl ihn mal wieder, aber ich mag die Szene mit Blues. Hoffe die zwei wirken nicht ALLZU wie ein Pairing...obwohl ich nix dagegen hätte ^^" ich lieb das Pairing ja~ anyways~ Hoffe es hat euch doch noch ein bisschen gefallen, auch wenn Netto mal nicht dran war. Würde mich trotzdem über Kommis freuen Also bis demnächst und daaaanke an all meine treuen Leser und Leserinnen *thanx und schmatz* Eure Mahado Hosted by Animexx e.V. 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