Nur eine Nacht von Diandia_Kildare ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Er sah sie an. Sie erwiderte seinen Blick. "Sag, dass das nicht wahr ist," flehte sie ihn an. Er senkte den Blick und hauchte: "Das kann ich nicht, denn dann würde ich lügen. Keine Lügen mehr." "Warum ...?" hauchte sie. ~ * ~ Die Disko war wie immer überfüllt. Jenny war schon gefahren. ,Sind mir zu viele Spinner unterwegs' hatte sie gesagt. Er wollte noch bleiben, er wartete auf einen Kumpel. Kurz nachdem Jenny gefahren war spürte er die Vibration seines Handys. ,Jenny' war ihm sofort durch die Gedanken gegangen. Doch als er sich mit seinem Handy in eine ruhige Ecke verzogen hatte, sah er, dass Martin sich gemeldet hatte. Seinem Kumpel war es dann doch noch eingefallen, das sie verabredet gewesen waren und doch leider hatte er seine Bude voller Leute sitzen. Ben fluchte. Er hasste Martin manchmal dafür, doch eigentlich war er ja selbst daran schuld, dass er sich immer wieder auf ihn verließ. Er und Martin kannten sich immerhin von frühster Kindheit an. Unschlüssig stand er da. Jenny war wohl gerade heimgekommen. Sie wäre wohl nicht erfreut, wenn er sie jetzt anrufen würde, sie solle ihn abholen. Also beschloss er, noch einige Zeit hier zu verbringen. Er stürzte sich wieder auf die Tanzfläche und tanzte bis er nicht mehr konnte. Dann ging er zur Theke und bestellte ein Wasser mit Zitrone, noch bevor er sich zur Bedienung umgedreht hatte. "Willst du Eis dazu?" fragte die Bedienung. Er sah ihn an und verlor sich in den blauen Augen des anderen. "Willst du Eis dazu?" wiederholte er die Frage. Ben sah ihn an. Der andere grinste. Ben nickte leicht und der andere drehte sich um und holte das bestellte Wasser. Ben schluckte. ,Was zum Teufel war das denn jetzt?' Er konnte sich das nicht erklären. Dann stand der andere wieder vor ihm und lächelte. "Wenn du noch mehr Zitrone willst, sag einfach Bescheid." Er zwinkerte ihm zu und wand sich der übrigen Kundschaft zu. Ben war total perplex. Er hatte einen Mann angestarrt. Okay, der Kerl sah wirklich gut aus, aber ... er war immer noch männlich. Mit seinem Wasser ging er rüber zur Treppe und setzte sich hin. Er brauchte erst mal einen Moment, um den Kopf wieder klar zu bekommen. Sein Blick wanderte zurück zur Theke. Der andere war im Moment von einigen Mädels umringt, die ihn alle anhimmelten. Ben senkte den Blick. Tief atmete er ein. Er verstand nicht, was gerade geschehen war. Als er fertig war stellte er das Glas an die Theke und verließ die Disko. -*-*-*-*-*-*-*- Endlich wieder Wochenende. Jenny hatte diesmal mal wieder ihre Kopfschmerzen und wollte nicht mit in die Disko. Aber er wollte hin. Immerhin hatte Martin ihm diesmal fest zugesagt. Außerdem sollte er ihn abholen. Das tat er dann auch. Um Punkt 22 Uhr stand er bei Martin auf der Matte und siehe da, der andere war auch schon fertig. Zusammen fuhren sie zur Disko. Martin wollte noch ins vorhandene Kino. Seine Freundin weigerte sich, mit ihm in den neusten Horrorfilm zu gehen. Also musste Ben herhalten. Um 1 kamen sie endlich auf die Tanzfläche. Wie jedes Wochenende war hier die Hölle los. Unweigerlich glitt Bens Blick zur Theke, doch er konnte die Bedienung mit den blauen Augen nicht ausmachen. Er tanzte weiter und erblickte dann auf einmal Martin. Sein Kumpel Martin stand dort, mit einer Blondine und versuchte sie mit seiner Zunge zu ersticken. Er war überrascht. Er hatte immer gedacht, er und Mel wären das perfekte Paar. Dann stand Martin plötzlich neben ihm. "Ich geh schon mal," rief er ihm durch die laute Musik zu. Ben wollte was sagen, doch er verkniff es sich lieber. In der Entfernung sah er, wie Martin mit der Blondine verschwand. Schon wieder war er alleine. Wieder streifte sein Blick zur Theke und wieder hatte er kein Glück. Warum erhoffte er sich eigentlich, dass der andere da war? War ... es Sehnsucht? Ben schüttelte den Kopf und ging wieder auf die Tanzfläche. Er tanzte bis in die frühen Morgenstunden, dann ging er nach Hause. -*-*-*-*-*-*-*- Gelangweilt saß er im Kino. Was hatte sich Jenny da mal wieder ausgesucht. Sie und ihre Freundin saßen nebeneinander, den Tränen nahe. Unauffällig gähnte er. Als der Film schließlich zu Ende war hatte Jennys Freundin Kopfschmerzen und Jenny wollte sie nicht alleine Heim gehen lassen. Als sie Bens Gesicht sah, sagte sie: "Du kannst ja noch bleiben, wir fahren mit Tinas Auto." Er nickte und sie gingen, nachdem sie sich verabschiedet hatten. Er ging zur Tanzfläche und tanzte einige Zeit, bevor er zur Theke ging. Gerade wollte er seinen Wunsch äußern, als ein Glas Wasser mit einigen Zitronenscheiben und etwas Eis vor ihn gestellt wurde. Überrascht sah er auf. Der andere grinste ihn an. "War doch richtig, oder?" fragte er durch die Musik. Ben nickte und sah ihn an. Der andere hatte schwarzes, langes Haar, die im Nacken zu einem Zopf gebunden waren. Er trug eine schwarze, geschnürte Lederjeans und ein schwarzes Netzshirt, das seinen Waschbrettbauch betonte. Auf der linken Seite trug er einen Ohrring, einen Skorpion. "Ich heiße Kevin," stellte sich die Bedienung vor und hielt ihm eine Hand entgegen. Ben ergriff sie. Es war wie eine statische Entladung. "Ich heiße Benjamin. Meine Freunde nennen mich Ben," sagte er so laut, das der andere ihn bei der Musik verstehen konnte. Sie sahen einander an und keiner war gewillt den anderen wieder loszulassen. Dann trat jemand neben ihn. "Kevin, mach mir mal zwei Bier und einen Mix wie immer," bestellte der Fremde. Kevin zog seine Hand zurück und richtete die Getränke. Ben wagte es nicht, seinen Nachbarn anzusehen. Kevin war also bekannt. Also stellte er sich jedem vor, der hier öfter ankam. Die Bedienung stellte dem anderen die Getränke hin und kassierte. Ben spürte, dass der andere ihn ansah, hob den Kopf aber nicht. "Ist alles okay mit dir?" fragte Kevin. Ben nickte. Dann sah er ihn wieder an. Kevin lächelte ihn an. "Bist du noch länger da? Ich bin in etwa einer Stunde mit meinem Dienst fertig," rief er ihm über die Musik hinweg zu. Ben sah ihn an und nickte erneut. Kevin ging also weiter seiner Arbeit nach und Ben blieb noch einige Zeit an der Theke stehen, bis Kevin wieder mal von einer Herde Mädchen belagert wurde. Er stand auf und ging wieder rüber zur Treppe. Wieso hatte er so ein bedrücktes Gefühl gehabt. Kevin war immerhin ein Mann und das andere waren Frauen. War er eifersüchtig, dass Kevin so viele Mädchen zur Wahl hatte? Wieder mal sah er zur Theke und musste feststellen, dass Kevin weg war? Verdammt, wo war der andere hin? Hatte er gesehen, wo er hingegangen war? Ben verfluchte sich dafür, dass er ihm nicht Bescheid gesagt hatte. Er stand auf und sah sich um. Dann erblickte er ihn. Kevin, mit einigen Mädels. Wieder ein Stich tief in ihm. Dann blickte Kevin zu ihm und kam direkt auf ihn zu. Noch immer die Mädels im Schlepptau. "... doch zusammen tanzen," hörte er die eine sagen. "Tut mir leid, ich habe eine Verabredung," antwortete Kevin. Die Mädels sahen ihm hinterher, als er zu ihm kam. Kevin hielt ihm die Hand hin. "Alles okay?" fragte er wieder und musterte den Blonden. Ben nickte. "Lass uns hoch gehen." "Aber..." Der Bereich war absperrt. "Du vergisst, dass ich zum Personal gehöre." Ben lächelte und folgte Kevin, der die Absperrung passierte. Kevin führte ihn die Treppe hinauf und sie erreichten eine Empore, die nur bei besonderen Anlässen für das Publikum geöffnet wurde. Ben sah sich um. Er war noch nie hier oben gewesen, denn meist war es dann so voll gewesen, das er lieber unten geblieben ist. Hier oben war eine geschwungene Theke und ein vom Boden bis zur Decke reichendes Gitter trennt diese Empore vom Raum darunter ab. Er folgte Kevin, der zur Absperrung führte. "Hast du Lust zu tanzen?" fragte der Schwarzhaarige ihn. Ben sah ihn an. Sie waren doch gerade erst hochgekommen. Kevin öffnete eine Tür an dem Gitter, die den Weg auf einen Catwalk versperrte. Er packte ihn am Arm und zog den Blonden hinter sich her. "Oder willst du nicht?" fragte er ihn. Doch Ben nickte. Er war eigentlich nicht so der Typ, der gerne im Mittelpunkt stand, aber hier oben war er mit Kevin ja alleine. Und der fing gerade an sich zur Melodie zu bewegen. Langsam tat Ben es ihm gleich. Er schloss die Augen und bewegte sich zur Musik. Hier oben fühlte er sich um einiges freier als unten. Als er die Augen wieder öffnete stellte er fest, das je ein Scheinwerfer auf ihn und Kevin gerichtet war. Unter ihnen jubelte die Menge. "Mach einfach weiter, das ist super," rief Kevin zu ihm und er tat es. Irgendwann spürte er, wie Kevin ihn am Arm packte. Überrascht öffnete Ben die Augen. "Komm mit, wir hören auf. Wir wollen bald zu machen," sagte er ihm. Die Musik war leiser geworden und er war erschöpft. Kevin schloss die Tür zum Catwalk wieder ab und brachte ihn hier oben an die Theke. "Wasser?" fragte der Schwarzhaarige ihn. Ben nickte. Ja, das war das, was er jetzt brauchte. Kevin zog ihn hinter die Theke. "Da drüben müsste Eis drin sein," sagte er zu ihm und Ben öffnete die Tür. Er fand das Gesuchte. Kevin hielt ihm zwei gefüllte Gläser entgegen. "Zitrone habe ich leider keine." "Wird schon so gehen," sagte er und machte in beide Gläser etwas Eis. Als er gerade bezahlen wollte schüttelte Kevin den Kopf. "Hey, ich habe dich eingeladen," grinste er ihn an. Ben nickte mal wieder nur. Der andere machte ihn sprachlos. "Hey, was macht ihr denn hier oben," kam eine Stimme von der Treppe her. Einer der Türsteher kam zu der Theke und blieb schließlich stehen, als er Kevin erkannte. "Ach du bist es, Kevin. Zeigst du einem Freund die Disko?" Kevin nickte. "Wir haben eben ein wenig getanzt und jetzt brauchen wir ne Stärkung." "Sollen wir noch warten, bis ..." Kevin sah Ben an und schüttelte den Kopf. "Nein, ich lasse ihn raus." Ben sah ihn an. Unten wurden die letzten Gäste von DJ aufgefordert, zum Ausgang zu gehen. Der Türsteher sah sich hier oben noch mal um und ging dann die Treppe wieder runter. "Bekommst du keinen Ärger mit deinem Chef?" fragte Ben. "Nein, der ist ganz human," sagte Kevin mit einem Grinsen. Ben sah ihn an und versuchte hinter die Ursache für dieses Grinsen zu kommen. "Was?" fragte Ben schließlich. "Du weißt es echt nicht?" fragte Kevin überrascht. "Was weiß ich?" Kevin sah ihn jetzt wieder zweifelnd an. "Ich dachte, deswegen ...," begann er den Satz, führte ihn aber nicht zu Ende. "Weswegen?" fragte Ben ihn, inzwischen wirklich verstört. Unten wurde die Musik und die Lichter ausgemacht. Nur einige Notlichter blieben an. Kevin setzte sich auf die Anrichte. Er schaute auf den Boden. Dann sah er wieder zu Ben. "Mir gehört der Laden hier," sagte er schließlich leise. "Was???" fragte Ben überrascht. "Ein Geschenk von meinem Dad. Eigentlich hatte er gehofft, ich würde sie zu Grunde richten, doch irgendwie hänge ich an meiner Disko," sagte Kevin. "Er hat dir ...?" Ben sah ihn immer noch ungläubig an. Kevin nickte ihm zu. "Eigentlich wollte er hier einen Einkaufspark hinbauen. Allerdings war eine Bedingung des Kaufs damals, dass solange die Disko läuft, sie bestehen bleiben muss. Und da mein Dad dachte, ich bekäme es nicht hin, hat er sie mir überschrieben." Jetzt war Ben wirklich sprachlos. Kevin sah ihn schweigend an und lächelte ihn wieder an. "Ich wusste es wirklich nicht," hauchte Ben. "Ja, das ist mir inzwischen auch klar," sagte Kevin mit einem Grinsen. Schließlich setzte sich Ben auch auf eine der Anrichten und sah Kevin an. Der andere war so ... verdammt anziehend. Er konnte es sich selbst nicht erklären. Dann stand Kevin plötzlich unmittelbar vor ihm und lächelte. "Du siehst aus, als würdest du jeden Moment einschlafen." Ja, er war wirklich müde. Es wurde Zeit, dass er nach Hause fuhr. "Willst du ... hier schlafen?" fragte Kevin plötzlich. Ben sah ihn an. Sie kannten sich gerade mal drei oder vier Stunden namentlich und er lud ihn schon zum Übernachten oder besser zum Übertagen ein. Okay, vielleicht wäre es wirklich besser, wenn er nicht mehr fahren würde. Kevin sah ihn fragend an. Ben nickte. -*-*-*-*-*-*-*-*- Er wachte auf und versuchte sich zu orientieren. Wo war er? "Guten Morgen," hörte der Blonde eine ihm vertraute Stimme. Sein Blick fiel zur Seite. Er lag auf einem breiten Bett. Ihm gegenüber an der Wand stand ein Sofa, auf dem Kevin lag. "Du bist ja genauso verpennt wie ich," sagte Kevin wieder. "Ja, die Nacht war anstrengend." Kevin lächelte. "Hätte auch schlimmer sein können." Ben wunderte sich immer noch, dass Kevin ihm das Bett angeboten hatte, war aber am frühen Morgen nicht in der Lage gewesen, noch lange zu diskutieren. -*-*-*-*-*-*-*-*-*- Wieder mal hatte Ben bei Kevin übernachtet. Für ihn war es wesentlich angenehmer, als noch nach Hause zu fahren, und Kevin schien nichts dagegen zu haben. Sie lagen wie immer, einer auf dem Bett und einer auf der Couch und sahen sich an. Und plötzlich bemerkte Ben, dass Kevin seine Hand über seinen Körper gleiten ließ. Erschrocken wand er den Blick ab. "Stört es dich?" fragte Kevin leise. "Ich ...," Ben brachte keinen Ton heraus. "Du ... gefällst mir," hauchte Kevin. Nun sah Ben ihn wieder an. Das war ein Scherz, oder? Doch Kevin sah nicht so aus, als hätte er einen Scherz gemacht. "Ist es schlimm?" Wieder Kevins Stimme. "Nein." Beide sahen sich in die Augen. Kevin sah aus, als würde er erwarten, dass der andere aufsprang und flüchtete. Doch Ben hatte nicht die Absicht, das zu tun. Sie verharrten einige Minuten schweigend. "Ich geh duschen," sagte Kevin, stand auf und verschwand im Bad. Ben wurde abwechselnd heiß und kalt. Er gefiel dem anderen? Sollte das heißen, dass Kevin ... schwul war? Kevin sah nicht danach aus. Und weiter? Kevin gefiel ihm schließlich auch. Und je öfter sie zusammen waren und auf dem Catwalk zusammen tanzten, desto stärker wurde das Verlangen, das er ihn gerne Berühren würde. Dann tauchte Kevin wieder im Zimmer auf, ein Handtuch um die Hüften. Wassertropfen standen auf seiner nackten Haut. Er lächelte ihm entgegen. Ben konnte nicht anders, er erwiderte das Lächeln. "Das Handtuch steht dir," hauchte Ben, von sich selbst überrascht. Kevin blieb neben dem Bett stehen. "Es würde dir wahrscheinlich auch nicht schlecht stehen," sagte Kevin und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Es macht dir nichts aus, wenn ich dein Bad stürme?" fragte Ben zaghaft nach. Bislang hatte er sich immer geduscht, als er heimkam. Aber heute. Er wollte nicht nach Hause. Also stand er auf und ging auf die Badezimmertür zu. "Ben," rief ihm Kevin hinterher. Als er sich umdrehte bekam er ein Handtuch ins Gesicht. Mit dem Handtuch um die Hüfte betrat er wieder das Schlafzimmer. Überrascht blickte er aufs Bett. Kevin saß da und hatte ein Tablett mit einem reichhaltigen Frühstück neben sich stehen. "Lust auf Frühstück?" fragte er mit einem Grinsen. Ben nickte. "Dann komm," sagte Kevin und klopfte auf den freien Platz in dem Bett. Ben sah ihn an, nickte schließlich und setzte sich zu Kevin ins Bett. Dieser hob das Tablett zwischen sie. Ihr Frühstück dauerte bald eine Stunde. Immer wieder sahen sie sich lächelnd an. Zwischendurch berührten sich ihre Hände beim Griff zur Marmelade oder zur Kaffeekanne. Ben wurde nervös. Wann immer sie sich berührten, verspürte er ein Kribbeln in seinem Körper und in ihm wuchs das Verlangen, den anderen zu berühren. Richtig zu berühren. Kevin sah ihn wieder mit diesem hinreißenden Lächeln an. "Woran denkst du gerade?" fragte er, fast flüsternd. Ben sah ihn ertappt an. "Das du wunderschön bist," hauchte Ben zurück. "Willst du noch was essen?" fragte Kevin. Als Ben verneinte stellte er das Tablett neben sich auf den Boden. Kein Hindernis mehr zwischen ihnen. "Kevin ... ich," begann Ben stotternd. "Du hast eine Freundin," hauchte Kevin, da Ben ihm schon viel von ihr erzählt hatte. Ben nickte und sagte: "Aber ... das mein ich nicht." Kevin sah ihn an. Leicht zitternd streckte Ben die Hand nach ihm aus und berührte ihn an der Wange. Kevin schloss die Augen und rührte sich nicht. "Kevin," hauchte Ben. Der blickte ihn wieder an. "Ben, sag nichts ... Bitte." Seine Stimme klang kläglich. Auch er zitterte. "Das ist nicht gut," hauchte er weiter, "gar nicht gut. Ich ... bemühe mich schon seit der ersten Nacht, die du hier warst, das zu verhindern." Ben sah ihn erstaunt an. "Du wirst zu ihr gehen und ... dort bleiben." Noch immer war es ihnen nicht gelungen den Blick von einander zu wenden. "Wahrscheinlich," hauchte Ben und sah noch immer in die blauen Augen vor sich. Eigentlich ... sehnte er sich nach ihm. Mehr als nach Jenny. ... Er wollte ihn, nicht sie. Darüber erlangte er immer mehr Gewissheit. "Bitte tu es nicht," hauchte Kevin, als Ben ihm sanft über die Wange hinunter über den Arm streichelte. Ben strich bis zu Kevins Hand und ließ seine Finger zwischen die des anderen gleiten. "Ich will es aber," flüsterte er. Kevin senkte den Blick. Ben wusste, was in dem anderen vorging. Kevin hatte ihm davon erzählt. Das er sein Herz an einen jungen Mann verloren hat. Und der hatte ihn wegen seiner Exfreundin quasi sitzen lassen. Zwischen Kevin und ihm war nichts passiert, doch Kevin hatte es sich zu Herzen genommen. Und jetzt war es ihm anscheinend wieder passiert. Kevin sah ihm wieder in die Augen. Dann streckte er seinerseits eine Hand aus und streichelte Ben über die Wange. "Tu mir nicht weh," hauchte er leise, "das überstehe ich nicht." Ben sah ihn an und nickte. Er wollte Kevin nicht wehtun. Er wollte ... bei ihm sein, mit ihm zusammen sein, darüber war er sich in der letzten Zeit immer klarer geworden. Und jetzt, da er ihn berührte war es, als wäre Jenny Kilometerweit von ihm entfernt. Kevin schloss die Augen und lehnte sich zu ihm und Ben begegnete ihm. Ihre Lippen trafen sich. Zart küssten sie sich. Hauchzart begegneten sich ihre Lippen immer wieder. Auch Ben hatte inzwischen die Augen geschlossen und gab sich dem Kuss hin. Das hier war stark, stärker, als er es jemals vorher erlebt hatte. Sie lösten sich von einander. "Ben," hauchte Kevin und schmiegte sich an ihn. Seine Stimme lag voller Sehnsucht. Kevin nahm ihn in den Arm. Ihre Hände lagen noch immer ineinander. ~*~ Jenny sah ihn noch immer ungläubig an. "Weil ich mich verliebt habe." "Ich dachte du liebst mich," sagte sie und hatte Tränen in den Augen. Eigentlich hatten sie sich in den letzten Wochen auseinander gelebt. Sie hatte sich von ihm zurückgezogen. Doch jetzt schien es wieder anders "Das dachte ich auch, Jenny. Aber ... mein Herz gehört dir nicht mehr," hauchte er. "Wo hast du sie kennen gelernt? Kenn ich sie?" fragte sie und starrte ihn fassungslos an. "Wir haben uns in der Disko getroffen," hauchte er. "Aber ich dachte die ganze Zeit, dass ich zu dir gehöre. Ich wollte es nicht wahr haben." "Also warst du immer bei ihr. Das du bei einem Bekannten übernachtest war gelogen." "Nein, es war ..." "Sie war also auch da." "Nein, ..." Wieder fiel sie ihm ins Wort. "Sie war wahrscheinlich sogar da, wenn ich mit dir da war und ..." Tränen rannen ungehalten über ihre Wangen. Er drehte sich um und sah aus dem Fenster. Dort stand sein Wagen. Darin die Person, wegen der das hier gerade stattfand. ,Kevin' Sie stand neben ihm und folgte seinem Blick. "Ist sie dabei? Warum ist sie nicht mitgekommen, damit sie sieht, was sie zerstört." Jenny machte kehrt und verließ die Wohnung. Er bremste sie im Treppenhaus. "Was hast du vor?" "Ich werde ihr meine Meinung sagen." "Jenny!" Doch sie hatte das Treppenhaus bereits verlassen und war zum Auto gelaufen. Dort angekommen riss sie die Tür auf und erstarrte. Ihre Augen ruhten auf Kevin, der sie überrascht ansah. Ben kam dazu. Kevin stieg aus. "Was..." setzte Jenny an. "Das ist es doch, was ich dir die ganze Zeit sagen will." "Du meinst..." Ben nickte. Kevin sah ihn an und trat zu ihm. Zaghaft legte er einen Arm um den anderen der sich dankbar an ihn lehnte. "Ich habe... mich in ihn verliebt. Und," es sah Kevin an, "und er sich in mich." -*-*-*-*-*-*-*-*- Sie saßen in ihrer Wohnung. Er hatte sie nach oben gebracht. Kevin war mitgegangen. Jenny saß ihnen gegenüber und sah sie an. "Du ... verlässt mich ... wegen einem Mann?" "Wir haben uns in der letzten Zeit immer weiter voneinander entfernt. Dafür bin ich ihm immer näher gekommen," erklärte Ben. Er war froh, dass Kevin hier neben ihm saß. Er spürte, wie der andere sich leicht gegen ihn lehnte und sein Bein gegen seins drückte. "Wie lange schon?" fragte sie. "Letztes Wochenende," gestand Ben. "Habt ihr schon...?" begann sie ihre Frage. "Nein," unterbrach Ben sie sofort. An dem Morgen, als sie zusammen im Bett gefrühstückt hatten war nichts passiert. Außer, das er sein Herz verloren hatte und sie sich leidenschaftlich geküsst hatten war nichts geschehen. -*-*-*-*-*-*-*-*-*- Er lag gegen den warmen Körper neben sich geschmiegt. Das Wochenende war die Hölle gewesen. Jenny hatte sie schließlich rausgeworfen und er war, nachdem er einige Sachen gepackt hatte mit zu Kevin gefahren. Der andere hatte ihm geholfen. "Woran denkst du?" "Wie das jetzt weitergehen soll," hauchte Ben. "Du kannst gerne hier bleiben," antwortete Kevin, "aber erwarte nicht, das ich noch mal auf der Couch schlafe." Er lächelte ihn an. "Nein, so fühlt sich das viel besser an." Kevin küsste ihn zärtlich und streichelte sanft über seinen Bauch. ~*~ Er war an diesem Morgen früh aufgestanden. Auf dem Heimweg vom Bäcker grüßte er freundlich die Nachbarn. Diese hatten sich inzwischen an den Anblick des Paars gewöhnt. Leise schloss er die Wohnungstür auf und richtete das Frühstück. Das erste Mal hatte Kevin es gerichtet. Seither erinnerte er so an ihren Jahrestag. Sie waren jetzt seit acht Jahren ein festes Paar. Schnell stieg er unter die Dusche und kam schließlich mit einem Handtuch um die Hüfte und dem Tablett in der Hand zu Kevin ans Bett. Dieser blinzelte ihm verschlafen zu. Er lächelte ihn an. "Warte einen Moment," hauchte Kevin, schlüpft aus dem Bett und verschwand im Bad. Keine zehn Minuten später stand er da, ebenfalls mit einem Handtuch um die Hüften. Auf seinem Körper glänzten Wassertropfen. "Das Handtuch steht dir," hauchte Ben. "Dir auch," antwortete Kevin und kletterte zu ihm ins Bett. Eins hatte sich seit dem ersten Mal geändert. Das Tablett stand nicht zwischen ihnen sondern jeweils über einem Bein. "Acht Jahre," hauchte Kevin. "Und ich habe es immer noch nicht bereut," antwortete Ben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)