Gegen Jede Regel III von Kasu (Enttäuschungen und Zweifel) ================================================================================ Kapitel 2: Neue Bekanntschaften ------------------------------- Grummelnd drehte sich J in seinem Bett um und knautschte frustriert sein Kissen zusammen. Er weigerte sich auf den Wecker zu schauen, weil er wusste dass es schon spät war und er schon längst hätte aufstehen müssen. Irgendwie wollte er die Anderen nicht sehen, da er keinen Bock darauf hatte irgendetwas zu rechtfertigen. Am liebsten wäre er so lange im Bett geblieben, bis das Konzert anfing und hätte sich danach wieder verkrümelt. Dennoch plagte ihn das schlechte Gewissen, weshalb er die ganze Zeit nicht richtig schlafen konnte und mit seinen Nerven echt am Ende war. Mit müden Augen drehte er sich wieder auf den Rücken und starrte zur Decke. Ein Ohrenbetäubendes Knurren verließ seinen Magen und hungrig legte er seine Hand auf seinen festen Bauch. Jetzt riskierte er doch einen Blick auf die Uhr und alle Hoffnungen auf ein Frühstück waren dahin. Nicht mal Mittag hätte er jetzt noch bekommen und jammernd setzte er sich auf. "Alles Scheiße!" sprach er leise und steckte sich eine Zigarette an. Anschließend quälte er sich aus dem Bett und schlürfte Kopf kratzend zu seinem Koffer. Mühselig zog er sich ein paar Klamotten über, griff nach seinem Schlüssel und verließ sein Zimmer. Er war froh, niemanden von der Band über den Weg zu laufen, doch als er an dem Hotelrestaurant ankam und die Preise überflog, wünschte er sich, jemand hätte ihn aus dem Bett geprügelt und zum Frühstück mit geschliffen. Als ihm endlich bewusst wurde, dass er sich kein Essen leisten konnte, drehte er sich fluchend um und setzte sich in einen der Sessel im Foyer. Er stütze seufzend seinen Kopf auf und sein Blick schweifte nach links. Neben ihm saß eine Frau und las versunken in einer Tageszeitung, doch ihre Handtasche lag geöffnet an der Lehne neben ihm. Sofort schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass das seine Gelegenheit war an Geld zu kommen und aufgeregt schätze er seine Chancen ab, unauffällig ihre Brieftasche zu klauen. Sollte er es wagen? Das wäre nicht das erste Mal das er jemanden bestahl und die Situation schrie förmlich danach ausgenutzt zu werden... Sie konnte durch die Zeitung ja nichts sehen und so ließ er vorsichtig seine Hand in die Tasche gleiten und zog langsam die Brieftasche heraus. Er wartete noch einen Augenblick und stand dann leise auf und machte sich davon. Er lief in Richtung Fahrstuhl und beschleunigte seinen Schritt. Zu seiner Freude stieg niemand mit in den Fahrstuhl ein und so öffnete er gierig das Portemonnaie. Seine Augen funkelten, als er einen hübschen kleinen Stapel Scheine heraus zog und ihre Anzahl überflog. Es waren an die 40000 Yen und er konnte schon das leckere Reisomelett riechen, welches er sich sicherlich gleich kaufen würde. Das war ein richtiger Glückstreffer und vor sich hin lachend, suchte er nach weiteren nützlichen Dingen im Portemonnaie. Seine Finger glitten über die ganzen Kreditkarten und blieben bei dem Personalausweis hängen. Sie musste eine Geschäftsfrau oder so was gewesen sein, bei dem ganzen Geld... Neugierig zog er den Ausweis heraus und erstarrte... Für einen kurzen Augenblick war er wie gelähmt und starrte nur entsetzt auf das Foto der Frau, die ihn mit leuchtend blauen Huskyaugen anfunkelte. Das konnte doch nicht sein! Sie war es...die Frau aus seinem Traum! Sie sah ganz genauso aus! Wie konnte das nur möglich sein? Es war doch nur ein Traum! Ein alberner Traum! J bekam wildes Herzklopfen und erst der Gong des Fahrstuhls, der ihn darauf hinwies, dass er den gewünschten Stock erreicht hatte, riss ihn wieder aus seinen Gedanken. Völlig konfus steckte er schnell die Brieftasche in seine Hose und ging in sein Zimmer. Aufgeregt schloss er seine Tür ab und lies sich in seinen Sessel sinken. Noch einmal zog er den Ausweis hervor und betrachtet das Bild genau. Sie war es...hundert prozentig! Das schwarze, lange Haar mit den leuchtend roten Strähnen, war zu einer eleganten Steckfrisur gewunden und das liebliche Gesicht lächelte frech in die Kamera. Es war wie verhext und J lief es eiskalt den Rücken hinunter. Erst jetzt viel sein Blick auf die Schriftzeichen darunter, die ihren Namen bildeten. Yaeko Iwasaki. "Yaeko..." murmelte J leise vor sich hin und strich verträumt über das Foto. War das ein Zeichen? Würde sie ihm helfen können, wie er es in seinem Traum gefühlt und gehofft hatte? Das war doch alles verrückt! J kniff die Augen zusammen und legte stöhnend den Kopf in den Nacken. "Und ich Blödmann, beklau sie auch noch!" Sein schlechtes Gewissen plagte ihn immer mehr und er war sich einig, dass er ihr die Brieftasche zurückgeben musste, sonst würde er sich das ewig vorwerfen. "Ich muss sie sehen..." brubbelte er leise und packte den Ausweis wieder ein und verließ das Zimmer. Vielleicht saß sie immernoch im Foyer und hatte noch gar nicht mitbekommen, was er getan hatte! Oh Gott! Was sollte er ihr nur sagen? Ach...ihm würde schon irgendwas einfallen! Als er im Foyer ankam und sich umsah, war der Platz auf dem sie gesessen hatte leer. "Mist!" fluchte J leise und sah zur Information. Er erblickte plötzlich einen Auflauf von Security Leuten um zwei junge Damen. Eine der Zwei sprach grade aufgebracht mit einen von den Wachmännern und gestikulierte wild mit ihren Armen. J konnte sie zwar nur von hinten sehen, doch schimmerten feurig die Roten Strähnen in ihrem Haar und nervös ging er auf die Menschentraube zu. Das musste sie sein...ganz bestimmt! Als er die Menge erreichte, räusperte er sich kurz und fiel ins Wort. "Entschuldigung! Gehört ihnen vielleicht diese Brieftasche? Ich habe sie eben im Fahrstuhl gefunden!" J zog ein total unschuldiges Gesicht, als sie langsam ihren Kopf zu ihm drehte. Er erwartete eigentlich ein überraschtes und erleichtertes Gesicht, doch ihre Augen waren zornig verengt und ihre Lippen wütend zusammen gepresst. Als sie J mit ihren klaren Augen erkannte, riss sie sie weit auf und zeigte mit ihrem Finger auf ihn. "Das ist der Mann!" sprach sie grollend zu seinem der Securitys und J blinzelte nervös. "Was?" keuchte er entsetzt als ihn plötzlich eine starke Hand am Gelenk packte und ihm das Portemonnaie entriss. "Ich habe gesehen, wie er neben Minako gesessen hat, eben als ich von der Toilette kam! Er muss es ihr heimlich aus meiner Tasche genommen haben! Dieser hinterhältige Schuft!" Wutschnaubend baute sie sich vor J auf und funkelte ihn bedrohlich an. "Was denn? Auf einmal sind wir ja ganz nervös?" fauchte sie spitz zu ihm und J trat der Angstschweiß auf die Stirn. Na da hatte er sich ja in tolle Schwierigkeiten gebracht! "Hatten wir jetzt auf einmal doch ein schlechtes Gewissen, oder warum hast du es zurück gebracht? Ach warte! Lass mich raten...Du hast dir einen hübschen Finderlohn entnommen und wolltest hier noch den großen Helden spielen, oder? Wie kann man nur so dämlich sein!" J war völlig verwirrt. Warum war sie so verärgert? Was für eine dumme Frage! Er wäre es ja auch wenn jemand ihn bestehlen würde. Was hatte er denn erwartet? Das sie ihm um den Hals fällt und sein Traum sich erfüllt? Wie konnte er nur so unglaublich naiv sein! "Ich habe nichts gestohlen! Es ist alles noch drin!" sprach er ernst und sie hob skeptisch eine Augenbraue. "Mina-chan? Sieh nach, ob er recht hat!" befahl sie streng und hinter ihr tauchte ein weiteres Mädchen auf. Sie sah Yaeko ein bisschen ähnlich, doch war sie viel kleiner und ihre Schulterlangen hellbraunen Haare, waren mit einer Totenkopfspange zusammen gebunden. Im Gegensatz zur elegant gekleideten Yaeko, trug sie einen schwarzen Spitzenrock, schwarze Stiefel und einen ausgeleierten, Beigen Pulli. Sie streckte ihre zierliche, mit silbernen Ringen und Ketten bestückte Hand nach dem Portemonnaie aus und überprüfte den Inhalt. "Er hat Recht, Nee-san! Es fehlt nichts!" sprach sie ruhig und Yaeko zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. >>Sie waren also Geschwister?!<< dachte sich J überrascht und versuchte seine Nervosität zu überspielen. "Wie, es fehlt nichts?" fragte Yaeko weiter und sah J tief in die Augen. "Was soll der Schwachsinn? War das dein Erstklau und dein Schlechtes Gewissen hat dich geplagt, oder was soll die ganze Nummer, hä?" Minako sah von ihrer Schwester zu J und beobachtete, wie er für einen kurzen Moment verlegen den Blick senkte. Irgendwie war er mit der Situation völlig überfordert und völlig eingeschüchtert. Sein Herz schlug wild wenn er sie ansah, doch wenn sie so einskalt zu ihm sprach, schmerzte es tief in seinem Innern. "Ich wollte sie nur kennen lernen!" sprach er ehrlich und Yaeko lachte amüsiert auf. "Mich kennen lernen? Was soll das bitte für eine tolle neue Masche sein, hm??? Du glaubst doch nicht etwa, wenn man die Brieftasche einer Frau klaut, stielt man auch gleichzeitig ihr Herz? GOTT!!! Du bist noch dämlicher als ich angenommen hatte!" J starrte wütend zu Boden und schwieg. Ihm war anscheinend wirklich nicht mehr zu helfen... Minako sah wie er seine zitternden Hände zur Faust ballte und biss sich betrübt auf die Unterlippe. Irgendwie tat J ihr furchtbar leid und sie hatte das Gefühl, dass er ziemlich fertig war und das alles sehr bereute. Warum hatte sie vorhin nicht aufgepasst, als sie gelesen hatte? Dann wäre das alles sicher nicht passiert! "Sollen wir ihn trotzdem festnehmen Misses?" fragte der Security, der J immer noch am Arm festhielt. "Ist mir egal!" sprach Yaeko gefühllos und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. "Warte Nee-san!" warf Minako plötzlich ein, als der Wachmann anfing, dem völlig panisch dreinschauenden J, Handschellen anzulegen. Yaeko sah sich entnervt zu ihr um. "Was denn?" Minako warf einen flüchtigen Blick in J's Augen und fuhr dann fort. "Lass ihn doch! Es ist doch alles wieder da und er wird es sicher nicht noch einmal tun, hab ich recht?" sprach sie mit auffordernden Unterton zu J und dieser nickte eifrig. "Ja ja! Ist mir egal! Dann lasst ihn halt gehen!" winkte Yaeko die Sache mit ihrer Hand ab und lief einfach weiter in Richtung Restaurante. "Noch mal Glück gehabt Freundchen!" sprach der Security bedrohlich und machte ihn wieder los. "Vielen Dank für ihre Mühe!" verbeugte sich Minako noch einmal höflich zu den Wachleuten, sah noch mal kurz auf in J's Augen und folgte dann eilig ihrer Schwester. J blieb wie angewurzelt stehen und starrte den Beiden hinterher, während die Wachmänner wieder abzogen. Er hatte sich noch nicht mal bedankt... "Ich bin so ein Idiot!" fluchte er laut und hinter ihm erklang plötzlich die Stimme von Sugizo. "Da geb ich dir völlig Recht!" bemerkte er und J drehte sich überrascht zu ihm um. "Was willst du denn?" fragte er ihn entnervt und Sugi stemmte verärgert die Hände in die Hüften. "Ich habe dich gesucht! Wir müssen in einer halben Stunde losfahren zur Halle und Inoran meinte, dass du nicht mehr in deinem Zimmer wärst! Er war völlig in Sorge und hatte gedacht, du wärst letzte Nacht noch mal losgezogen und es wäre irgendwas passiert! Ich finde du bist ihm eine Erklärung schuldig, schließlich hat er darauf bestanden, dass wir dich heute in Ruhe lassen und hat dir sogar was zum Essen mitnehmen lassen, falls du das Frühstück verschläfst!" J zog eine eingeschnappt Schnute und starrte an Sugi vorbei. "Mir doch egal! Ich bin ihm gar nichts schuldig, er ist schließlich nicht meine Mutter, okay? Ich geh mich jetzt fertig machen!" Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zu seinem Zimmer zurück. Sugi sah ihm traurig nach und seufzte tief. "Aber er ist doch dein Freund...was ist nur los mit dir?!" Sugizo fuhr sich besorgt durch sein Haar und ging die Anderen suchen um ihnen bescheid zu sagen, dass er J gefunden hatte. Dieser war während dessen in seinem Zimmer angekommen, knallte wütend die Tür zu und trat völlig außer sich, mit seinem Fuß gegen einen kleinen Holztisch. "AAAARRRRGGGG!!!!" schrie er zornig und Tränen schossen in seine Augen. Voller Zorn trat er weiter auf dem Tisch herum, biss er plötzlich in seinem Anfall mit seinem Fuß umknickste und zu Boden stürzte. Er schrie auf vor Schmerz und Kummer und kauerte sich auf dem Boden zusammen, während er seinen Fuß fest umklammerte. "Ich hasse euch alle!!!!!!" schluchzte er und meinte eigentlich nur sich selbst damit. "Kenji...Ich will nicht mehr..." ******************************** Einige Stunden später, saßen die fünf Members von Lunacy in ihrer Umkleidekabine und trafen noch ein paar wenige Vorbereitungen für ihren Auftritt. Sugi hatte Inoran nichts von J's Worten erzählt um ihn nicht noch mehr zu beunruhigen, doch er war froh das sich J wenigstens dazu durchgerungen hatte, sich bei Inoran zu entschuldigen, auch wenn er sonst keinen Ton mehr gesagt hatte. Warum er plötzlich humpelte, wusste keiner, doch sie waren sich alle einig ihn an diesem Abend nicht mehr darauf anzusprechen, da J sehr abwesend und bedrohlich wirkte. Er war so unberechenbar geworden und keiner wusste mehr so recht, wie er mit ihm umgehen sollte. Auch jetzt saß er still in einer Ecke und zupfte ein wenig an seinem Bass herum. Doch dass mussten sie ihm lassen! Er hatte sich in dem letzten Jahr wirklich gemacht was das Spielen anging. Anscheinend übte er Tag und Nacht und ständig kam er mit neuen Ideen für Songs. Doch dabei zog er sich völlig zurück und hatte eine riesige Mauer um sich und seine Gefühle gebaut. Einzig und allein auf der Bühne hatten sie das Gefühl, dass J ihnen ehrlich und offen gegenüber stand... Shinya saß mit Inoran und Sugi auf einer kleinen Couch und sie spekulierten wie sie in Zukunft an Plattenverträge ran kommen könnten, als sich Ryuichi von seinem Spiegel erhob und ernst in die Runde sah. "Leute! Noch 15 Minuten! Lasst uns heute wieder alles geben! Ich hab gehört hier in Osaka, sind viele Talentsucher unterwegs, also strengt euch an!" Alle nickten, außer J. Ryuichi sah das, aber er sagte nichts weiter dazu. Er würde sich von J nicht den Abend verderben lassen! "Gut! Seit ihr auch schon so aufgeregt wie ich?" freute sich Ryu und boxte hüpfend in der Luft herum. Shinya lachte, stand auf und boxte mit ihm mit. Sugizo beobachtete grinsend wie Ryu und Shinya sich einen kleinen Kampf zum Aufwärmen lieferten, als plötzlich etwas an seinem Ärmel zupfte. Fragend sah er zu Inoran, der ihn panisch, mit blassem Gesicht ansah, und angespannt ein "Sugi-chaaaaan!!!!" über seine Lippen presste. Sugizo lächelte ihn sanft an und zog ihn auf seinen Schoß. Mittlerweile war es schon fast ein Ritual geworden. Vor jedem Auftritt gehörten die letzten 10 Minuten nur Sugizo und Inoran, da Sugi der Einzige war, der Inorans furchtbares Lampenfieber etwas lindern konnte. Wie so oft nahm er Inorans Gesicht in seine Hände und sprach leise mit seiner beruhigenden Stimme auf ihn ein, während er ihn streichelte oder seinen Nacken massierte. "Einfach entspannen!" sprach Sugi ruhig und stupst mit seiner Nase an Inorans. "Ganz ruhig Atmen...wir sind alle bei dir! Und du wirst sehen, sobald du anfängst zu spielen ist alle Angst verflogen! Und danach gehen wir noch schön Essen, okay? Weißt du schon auf was du Hunger hast? Ich lad dich dann ein!" Inoran schloss die Augen und nickte. "Curryreis mit Hühnchen!" antwortet er langsam und lächelte leicht. "Gut...ausgezeichnete Wahl!" Sugi zog mit seinem Finger sein Kinn zu sich heran und küsste Inoran zärtlich. Eine wohlige Wärme überflutete ihre Herzen und Inoran nahm Sugi dankbar in den Arm. "Ich liebe dich..." flüsterte er leise in sein Ohr und Sugi strahlte übers ganze Gesicht, während er Inorans Körper schützend umschloss. "Ich dich auch..." antwortete er leise und dann löste sich Inoran lächelnd und stand auf. "Also dann! Lasst uns gehen!" sprach er energisch und alle sprangen auf und machten sich auf den Weg zur Bühne, außer J... "Junjun?" fragte Inoran, als die Anderen raus waren und er sich immer noch nicht regte. Inoran wurde es sofort wieder schwer ums Herz und langsam machte er einen Schritt auf J zu. "Jun...sag doch bitte was!" flehte er, doch J stand nur langsam auf, zündete sich eine Zigarette an und humpelte einfach ohne ein Wort an Inoran vorbei zur Bühne. Inoran starrte traurig zu Boden und schloss die Tür hinter sich. Wo sollte das nur enden? Seine Angst um J brachte ihn schon um seinen Schlaf und er wusste langsam wirklich nicht mehr wie es weiter gehen sollte... Als sie die Bühne, in der kleinen stickigen Halle, betraten wurde sie von einer Meute kreischender Fans empfangen. Mit gemischten Gefühlen begannen sie ihre Songliste abzuspielen und erst gegen Ende des Konzertes schafften sie es endlich sich von ihren Gedanken loszureißen und voller Hingabe zu spielen. J stand ein Stück hinter Inoran und bewegte sich so gut wie gar nicht vom Fleck. Er starrte entweder zu Boden oder schloss die Augen, während er seinen Frust an seinem Bass abließ und eine Zigarette nach der anderen rauchte. Als sie ihren neu einstudierten Titel "Sandy Time" anfingen, sah er beim Spielen zum ersten Mal auf ins Publikum. Doch sah er nicht in die Gesichter der Fans sondern starrte viel mehr ins Nichts. Er fühlte sich so leer und unverstanden, dass es ihm den Hals zuschnürte. Wahrscheinlich würde er sein Leben lang in solch stinkigen Clubs spielen, sein bisschen Gage jeden Abend für Alkohol aus dem Fenster werfen und irgendwann, ohne Freunde und völlig vereinsamt in irgendeiner Gasse verkommen. Und er war selber daran schuld... Dieser Gedanke fraß ihn langsam von innen auf und machte ihn kaputt. Es war wie in seinem Traum...er steckte in einem Labyrinth fest und egal welche Tür er öffnete, er fand keinen Weg hinaus, sondern verirrte sich nur noch weiter ins Innere. Plötzlich schmerzte sein linker Arm und er bekam Probleme beim Greifen der Bassseiten. Er sah zu seinem Handgelenk, welches provisorisch verbunden war und durch das langsam anfing Blut zu sickern. Er spielte dennoch weiter und ließ sich nichts anmerken, auch wenn seine Fingerkuppen langsam anfingen zu kribbeln und er seine Hand kaum noch spürte. Er kniff die Augen zusammen, schüttelte sie ganz kurz und spielte weiter. Nicht mal umbringen konnte er sich richtig... Er hatte im Hotel versucht sich die Pulsadern aufzuschneiden, doch er hatte sie nicht richtig getroffen und als er das Blut sah, geriet er in Panik und versuchte die Wunde wieder zu stoppen. Ein Glück hatte niemand von den Anderen etwas mitbekommen und er hatte auch nicht vor ihnen irgendwas zu erzählen. Sie würde ihn eh nicht verstehen...oder nur unnütz rumheulen! Auf einmal fing sein Herz an wie wild zu klopfen und er fühlte sich beobachtet. Er sah auf und suchte den Saal ab, doch alles was er sah, waren Durchgeschwitzte Fans die sich zusammen drängten. Doch da... Ganz weit hinten im Raum...da war jemand! Er fühlte es ganz genau! Angestrengt versuchte er etwas zu erkennen und trat dichter zum Rand der Bühne. Er fixiert seinen Blick auf einen winzigen schimmernden Punkt und ein aufgeregtes Kribbeln durchfuhr seinen Körper. War es ein Engel? War er gekommen um ihn mitzunehmen und zu erlösen? Für einen kurzen Augenblick hatte er das Gefühl alle Last würde von ihm genommen werden und glücklich lächelte er zu dem geheimnisvollen Schatten. Dann wurde alles schwarz um ihn herum und mit einem lauten Rums viel er zu Boden. Als er wieder zu sich kam, lag er auf der Couch in der Umkleidekabine und Inoran sah ihm völlig besorgt ins Gesicht und legte einen kalten Lappen auf seine Stirn. "Inoran..." wisperte er leise und nahm nun auch die anderen Bandmitglieder wahr, die sich mit ernsten Mienen gegen die Kommode gelehnt hatten und ihn aufgeregt beobachteten. "Junjun...alles Okay? Fühlst du dich besser?" fragte ihn Inoran und J erkannte, dass seine Augen ganz rot und geschwollen waren. Hatte er etwa geweint? "Ja geht schon..." J versuchte sich aufzurichten und fühlte einen Stich in seinem Arm. Er griff nach seinem Handgelenk, das frisch und fest verbunden war und sah erschrocken auf zu Inoran. Sie wussten es... Inorans Wangen färbten sich rot und er sah J lange und tief in die Augen. Was war nur passiert? Warum konnten sie nicht miteinander reden so wie damals? J wollte Inoran so viel sagen, doch er brachte keinen Ton über seine Lippen. Verlegen senkte er wieder den Blick, als es plötzlich an der Tür klopfte. Shinya öffnete sie und erstarrte. "Hallihallo! Na Jungs, alles Klar bei euch? Habt ja ganz schön für Aufruhe da draußen gesorgt!" sprach eine melodische Stimme und durch die Tür trat hide, der Gitarrist von X, gefolgt von der mürrisch drein schauenden Yaeko und ihrer schüchternden Schwester Minako. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)