Umgepolt, aber doch nicht von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 11: Abgestürzt ---------------------- Abgestürzt Am nächsten Tag hörte Anja im Radio, dass ein Flugzeug von London nach Berlin aus ungeklärten Gründen abgestürzt sei. Sie war heilfroh, dass Richard erst am nächsten Tag fliegen wollte. Der Radiosprecher meinte, dass es zu Verzögerungen bei den anderen Flügen kommen konnte. Anja hoffte, dass Richard trotzdem am nächsten Tag ankommen würde und wenn nicht, würde Richard sie bestimmt anrufen. Dann bekam Anja Besuch von ihrer Freundin Sylvia, die sie auch zur Party eingeladen hatte. „Anja, ist ja schön, dass es doch noch mit euch beiden geklappt hat. Wie hast du das geschafft?“ Wurde sie begrüßt. „Och, na ja. Ich hab ihm ins Gesicht geschrieen, dass ich ihn liebe und dann haben wir uns vertragen. Reicht die Kurzfassung? Ich hoffe, du kommst zur Party,“ meinte Anja. „Klar doch. Wo ist denn deine bessere Hälfte?“ Antwortete Sylvia. „Richard ist in London. Er trommelt alle seine Verwandten zusammen. Die sind nämlich auch eingeladen. Aber morgen will er wieder kommen,“ antwortete Anja. „Aber heute ist doch ein Flugzeug aus London irgendwo über der Walachei abgestürzt, na ja wo es abgestürzt ist, weiß man nicht. Das gibt doch sicherlich Verzögerungen,“ meinte Sylvia. „Ja, ich hab’s auch gehört. Weißt du wie froh ich bin, dass Richard erst morgen kommen will? Ich denke, er wird mich anrufen, wenn es schwerwiegende Verzögerungen gibt“, antwortete Anja. „Aber trotzdem hab ich Angst, dass wieder ein Flugzeug abstürzen könnte. Ich hab irgendwie so ein mulmiges Gefühl im Bauch... was aber auch von was anderem kommen könnte,“ ergänzte sie und grinste. „Ja und wovon könnte dieses mulmige Gefühl noch kommen??“ Fragte Sylvia. „Das wirst du auf der Party erfahren, keine Sekunde früher,“ antwortete Anja. Die beiden erzählten noch eine Weile und dann musste Sylvia wieder los. Zwei Tage später besuchte Anja mit tränenüberströmtem Gesicht ihre Freundin, die sie sogleich in den Arm nahm und zu trösten versuchte. „Richard hat sich nicht gemeldet, er war gestern auch nicht auf dem Flughafen, ich hab auch an der Information nachgefragt, die meinten es würden erst mal auf der Strecke keine Flugzeuge fliegen. Er hätte mich doch angerufen und mir Bescheid gesagt, dass er nicht herkommen kann,“ erzählte Anja. „Wie wäre es, wenn du ihn mal anrufen würdest,“ schlug Sylvia vor. „Hab ich ja schon. Die im Hotel haben mir gesagt, dass er vorgestern ausgezogen ist. Dann hab ich auf sein Handy angerufen, aber das ist aus...“ erklärte Anja. „Hm, kann ja sein, dass er aus dem Hotel ausgezogen ist, weil es ihm zu teuer ist, vielleicht übernachtet er bei seinen Eltern,“ erwiderte Sylvia. „Ja, kann sein, aber ich hab ihre Telefonnummer nicht und normalerweise hat er immer sein Handy an,“ meinte Anja. „Am besten, du wartest noch eine Weile ab. Du solltest dich beruhigen. Er wird sich sicherlich noch melden.“ An dem Tag, an dem die Party steigen sollte, fuhr Anja zum Flughafen. Der erste Flieger seit dem Flugzeugabsturz sollte landen. Richard würde sicherlich gleich mit dem ersten Flugzeug nach Deutschland kommen, dachte Anja. Er hatte auch alles geplant und organisiert. Den Saal, das Büffet einfach alles, er würde nicht auf seiner eigenen Party fehlen, besonders nicht, wenn er sich wie ein kleines Kind darauf gefreut hatte. Anja beobachtete jeden, der aus dem Flieger kam, aber es war kein Richard dabei. Dann sah Anja Fred mit einem Bus ankommen. Sie lief zu ihm. „Fred, hast du etwas von Richard gehört??“ rief sie ihm zu. Fred stieg aus und schüttelte den Kopf. „Kein Sterbenswörtchen, wieso?“ antwortete er. „Seit dem Tag, an dem das Flugzeug abgestürzt ist, hat er sich nicht mehr bei mir gemeldet und sein Handy ist aus,“ erklärte Anja. „Oh Gott, dann ist er wirklich mit dem Flugzeug losgeflogen, weil er es nicht erwarten konnte dich zu sehen, Kleine,“ sagte eine erschreckte Frauenstimme hinter Anja. Diese drehte sich um und Richards Mutter stand vor ihr. Anja war wie erstarrt. Richard war mit dem Unglücksflugzeug mitgeflogen und jetzt wahrscheinlich... Anja brach zusammen und weinte. Ihr geliebter Richard sollte tot sein. Das konnte sie nicht glauben, das war nicht wahr. Fred kniete sich zu Anja, legte ihr eine Hand auf die Schulter und flüsterte beruhigende Worte auf sie ein. Als das nichts half, umarmte er sie und ließ sie weinen. Fred konnte es ja verstehen. Richard war schließlich sein Bruder. Es war auch ein großer Schock für ihn. Fred verfrachtete Anja in den Bus und lud dann seine Verwandten ein. Er fuhr zum Saal, den Richard gemietet hatte. Sie mussten die Party wohl zu einer Trauerfeier umbenennen. Am Saal angekommen, an den auch einige Zimmer angrenzten, in denen die Verwandten von Richard übernachten sollten, machte Anja sich frisch und versuchte sich zu beruhigen. Was ihr eher schlecht als recht gelang. Nach etwa einer halben Stunde ging sie in den Saal. Freds und Richards Verwandte hatten sich bestimmt schon in ihren Zimmern eingerichtet. Aber der Saal war leer. Anja lehnte sich an die Wand und schloss die Augen. Langsam glitt sie an der Wand hinunter, bis sie schließlich auf dem Boden saß. Anja erinnerte sich an die kurze Zeit, die sie gemeinsam mit Richard hatte verbringen dürfen. Bei der Erinnerung an den Abend, an dem sich die beiden versöhnt hatten, lief Anja eine Träne die Wange herunter. Wenn sie früher den Mut aufgebracht hätte, Richard zu sagen, dass sie ihn liebte, hätten sie mehr Zeit miteinander verbringen können und vielleicht, so dachte sie, würde Richard dann noch leben, weil er nicht mit dem Flugzeug nach London geflogen wäre. „Du hockst ja hier ganz alleine auf dem Boden. Ich glaube, ich muss dir was sagen,“ sagte Richards Mutter, als sie in den Saal kam und Anja sah. Anja blickte auf, schluckte und sagte: „Was denn. Ich habe gerade in Erinnerungen geschwelgt.“ „Du hast ihn sehr geliebt, nicht war?“ Fragte Betty und fuhr fort, nachdem Anja nickte: „Er liebte dich auch sehr. Richard hat sich regelrecht in die Arbeit gestürzt. Ich weiß, dass ihr noch nicht lange zusammen wart, aber Richard hat mir viel erzählt. Und er hat mich gebeten etwas für dich aufzubewahren.“ Anja sah zu Richards Mutter, die sich neben sie gesetzt hatte. „Weißt du, Richard liebte dich wirklich über alles. Er wollte der Party noch einen anderen Grund geben, als den, dass ihr zusammen seid. Er wollte dich etwas ganz wichtiges fragen.“ Anja machte große Augen und fragte: „Was wollte er mich fragen. Was sollte der Grund für die Party sein?“ Richards Mutter lächelte. „Er hatte recht, du bist sehr neugierig. Nun er wollte dich fragen, ob du ihn heiraten willst. Er wollte eine Verlobungsfeier aus der Party machen. Und den Ring für dich, hat er mir zur Aufbewahrung gegeben. Ich gebe ihn dir, er gehört in deine Hände.“ Anja konnte es nicht fassen. Richard hatte sie heiraten wollen. Sie machte das kleine Kästchen auf, in dem sich der Ring befand. Dann konnte Anja sich nicht mehr Beherrschen, die Tränen brachen aus ihr heraus und sie schluchzte: „Oh mein Gott, hätte ich es ihm bloß am Telefon gesagt, dann hätte er es wenigstens gewusst.“ „Was hattest du ihm sagen wollen. Hängt es mit der Überraschung zusammen? Du wolltest ihm doch irgendetwas sagen, wenn er wieder hier ist. Deswegen ist er ja eigentlich so früh losgeflogen er war total neugierig und na ja, er hatte eigentlich schon alles erledigt und wollte nur zurück zu dir...“ sagte Richards Mutter. „Oh Gott hätte ich es ihm bloß durchs Telefon gesagt und nicht darauf bestanden, dass ich seine Reaktion sehen kann wenn ich es ihm sage, Ich... Richard, Richard wäre Vater geworden, ich bin schwanger,“ schluchzte Anja. Dann verbarg sie ihr Gesicht in den Händen, aber an ihren zuckenden Schultern konnte man erkennen, dass sie weinte. Anjas Sippe kam auch gerade in den Saal. Sie hatten die letzten Worte des Gespräches mitbekommen. Aber keiner wagte es auch nur ein Wort zu sagen. „Wirst du das Kind behalten, oder ist es schon zu spät das zu entscheiden?“ Fragte Richards Mutter. Anja machte ein empörtes Gesicht. „Natürlich will ich das Kind. Ich liebe...liebte Richard über alles. Das Kind ist eine Erinnerung an ihn,“ sagte Anja mit Nachdruck. „Gut, hättest du denn ja gesagt?“ Fragte Richards Mutter. „Ja!“ antwortete Anja ohne zu zögern. „Dann steck seinen Ring an deinen Finger. In deinem Herzen kannst du dich dann nämlich als seine Frau bezeichnen. Richard hätte das auch gewollt, ebenso wie sein Kind. Eine Familie mit dir zu Gründen, war sein größter Traum,“ sagte Richards Mutter. Anja steckte sich den Ring an den Finger. Eine Familie mit Richard zu Gründen, war auch ihr größter Traum gewesen. Nun meldeten sich auch Anjas Verwandte zu Wort. „Anja, du bist schwanger???“... Anja musste einiges erklären. Natürlich war dieses Treffen nun eine Trauerfeier. Anja zog sich früh zurück, schmiss sich auf ihr Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf. Anja hatte immer davon geträumt, dass Richard sie eines Tages fragen würde, ob sie ihn heiraten wolle. Nun hatte sie was sie wollte, einen Ring von Richard an ihrem Finger. Doch der Triumph schmeckte bitter. Sie hätte lieber Richard nie kennen gelernt, wenn er dafür hätte länger leben können. Ich würde mich echt über ein paar Kommentare freuen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)