Zeitparadoxon von abgemeldet (Pairing: HPxSS) ================================================================================ Prolog: Deine Entscheidung, oder längst Vorherbestimmt! ------------------------------------------------------- Erst einemal darf ich wieder mal bemerkten, dass ich mit dieser Story kein Geld verdiene und die Personen alle Geklaut und nicht mein Eigentum sind. Aber jetzt! Hy! Das ist meine neue ff, weil ich mal einen neuen Schreibstil ausprobieren wollte. Sagt mir BITTE: ob euch der Schreibstil gefällt, dann werde ich ihn beibehalten, ansonsten bleibt er nur auf den Prolog beschränkt. Bin gespannt, ob es euch gefällt und es sich lohnt weiterzuschreiben! Aber jetzt viel Spaß!!! Es ist Sommer und die Sonne scheint unerbittlich mindestens 16 Stunden pro Tag, während ihre sengenden Strahlen die Erde austrocknen. Bei 30° im Schatten und einer Luftfeuchtigkeit, bei der man schon schwitzt, wenn man nur einen Schritt vor die Tür macht, solltest du eigentlich im Garten schuften und alle anderen Arbeiten erledigen, die sonst noch so anfallen. Zumindest wenn es nach deinen Verwandten gehen würde. Doch in diesen Sommerferien, die dein letztes Jahr in Hogwarts einleiten sollten, bist du im Lingusterweg Nummer 4 gar nicht erst aufgetaucht. Auch im Fuchsbau würde man dich vergeblich suchen und ganz bestimmt wirst du dich auch nicht in der Winkelgasse blicken lassen. Denn überall dort könntest du von Todesser entdeckt werden und damit würdest du nicht nur dich, sonder auch viele andere unschuldige in Gefahr bringen. Dieses Wissen hat man dir seit deinem 11 Lebensjahr eingebläut und du glaubst diesen Worten, denn du hast schon zu viele sterben sehen, während du selbst immer wieder überlebt hast. Eine Tatsache für die du dich schuldig fühlst, obwohl du doch keine Schuld trägst. Denn du bist, auch wenn alle anderen es nicht wahr haben wollen, noch immer ein Kind, das jedoch niemals Kind sein durfte. Du bist der Junge-der-Lebt, die Hoffnung der Zauberwelt und du verabscheust diesen Titel, verfluchst dein Schicksal, das dir die Last einer ganzen Welt aufgebürdet hat, an der du sicher bist irgendwann daran zu zerbrechen. Vielleicht hättest du dich gewährt, vielleicht in irgendeiner Weise rebelliert, hättest du erkannt, welche Unmöglichkeiten die Gesellschaft der Zauberer und Hexen von dir fordert. Doch im Grunde genommen, kennst du es nicht anders. Und so lässt du dich leiten, verlierst mehr und mehr die Kontrolle über dein handeln und vertraust, ohne nach zu denken, den Worten Dumbledors, auch wenn dein eigenes Leben dabei nebensächlich wird. Im Stillen gibst du Draco Malfoy recht, wenn er dir in euren unzähligen Streitereinen im sechsten Schuljahr an den Kopf geworfen hat, dass du nur ein gut abgerichtetes Schoßhündchen Dumbledors bist. Aber was solltest du sonst tun? Es gibt doch außer ihm niemanden, auf den du dich verlassen kannst, auch wenn du in den wenigen Stunden, in denen du zur Ruhe kommen kannst, oft der Überzeugung bist, dass du dem Schulleiter nicht trauen solltest. Du würdest es niemals zugeben, doch in den tiefen deines Unterbewusstseins ist dir klar, dass du dem alten Mann nicht treu ergeben bist, sondern lediglich das kleinere Übel wählst. Obwohl "wählst" wohl auch nicht der richtige Begriff ist, denn deine Bestimmung, die durch diese hirnrissige Prophezeiung, festgelegt worden ist, drängt dich nur in eine einzige Richtung und verhindert, dass du die vorgeschriebenen Pfade verlässt. Du wünscht dir nichts sehnlicher, als ein normales Kind zu sein. Seit du denken kannst, bist du entweder wie ein Stück Dreck behandelt, oder ohne unterlass in den Himmel gelobt worden und ganz offensichtlich kannst du den anderen nicht begreiflich machen, dass dieser Zustand eine Qual ist, denn noch immer beneiden dich viele um deinen Ruhm. Doch inzwischen spielt auch Neid keine wirkliche Rolle mehr für dich. Du bist abgestumpft gegenüber der Meinung von anderen, dir ist klar, dass du es nicht allen recht machen kannst und versuchst lediglich nur noch, das beste aus deiner miesen Situation zu machen. Das einzige, was dich auch jetzt noch immer stört ist die ständige Beobachtung. Du kannst keine drei Schritte machen, ohne das jemand davon weis und du bist dir sicher, dass auch dein Zimmer in Sirius Blacks Haus Tag und Nacht überprüft wird. Du seufzt und lässt dich auf deinem Stuhl nach hinten sinken, während du deine müden, grünen Augen schließt. Noch vor einem Jahr wäre, durch das ständige Gefühl belauert zu werden, sicher dein Temperament mit dir durchgegangen, denn du warst schon immer ein leidenschaftlicher Mensch, wenn du dich erst einmal in eine Sache versteift hast. Doch nach Sirius Tod, an dem du dir auch nach über einem Jahr noch immer die Schuld gibst, hast du gegenüber deinem Schicksal resigniert. Du weist, dass es dir nichts bringen würde, in Dubmeldors Büro zu stürzen und zu fordern, dass man dir endlich deinen Frieden lassen soll. Selbst eine ruhige Diskussion würde keine Wirkung zeigen. Das hast du während des letzten Jahren erkannt. Wenn es um dich geht, steht alles außer Frage, denn alle glauben offensichtlich, dass du zwar erwachsen genug sein musst, um Voldemort die Stirn zu bieten, aber nicht fähig bist Entscheidungen zu treffen, die dich selbst betreffen. Oh, wie du das alles hasst! Du seufzt noch einmal und lässt deinen Blick über deinen Schreibtisch vor dir schweifen. Unzählige Bücher liegen darauf verstreut, mit Themengebieten von Flüchen und Schutzzauber bis zu Bannen und Ritualen, alles selbst verständlich weißmagisch, denn schwarze Magie wird durch und durch verachtetet. Und all diese Lecktüren dienen nur dem einen Zweck. Dich mächtiger zu machen. Du unterdrückst das Bedürfnis, deinen Zauberstab zu schwingen und all dieses Zeug ins nächste Jahrtausend zu hexen und das einzige, was deine so angespannten Nerven beruhigt ist die Tatsache, dass in vier Wochen ohnehin alles vorbei sein wird. Alles, worauf du das letzte Jahr hingearbeitet hast. Seit du Sirius verloren hast, hast du mit dem Schulleiter angefangen, dich für den Kampf gegen Voldemort vorzubereiten. Jede Minute deiner Freizeit hast du dafür geopfert mächtiger zu werden. Dafür hast du die anderen Schulfächer vernachlässigt, sogar dein geliebtes Quidditsch aufgegeben und mehr noch: Du hast dich deinen einzigen wirklichen Freunden entfremdet. Selbstverständlich sind Ron und Hermine dir nicht böse. Wie könnten sie, wo sie doch als einige der wenigen wissen, dass du gerade auf die Vernichtung der schwarzen Magie hinarbeitest. Aber du hast das dumpfe Gefühl, dass du das letzte Jahr gar nicht mehr richtig gelebt hast, du fühlst dich einsam und in einem gewissen Sinne auch verraten. Doch was kümmert das die anderen, solange du nur deine Pflicht gegenüber der Gesellschaft erfüllst, schön alles tust, was man dir aufträgt und immer wunderbar berechenbar bleibst und dich führen lässt? Absolut überhaupt gar nichts! Du nippst gelangweilt an deinem Pfefferminztee und beobachtest etwas abseits die Diskussion, die die Mitglieder des Phönixordens jetzt schon seit gut zwei Stunden führen. Als jüngstes und nicht wirklich volles Mitglied zählt deine Stimme so gut wie gar nichts, trotzdem weist du, das fast alle Gespräche über dich handeln. Oh ja! Es kotzt dich so was von an, dass all diese Leute über dein Leben bestimmen, ohne dich auch nur ein einziges Mal um deine Meinung zu fragen! Doch du hast gelernt damit zu leben. Dein Blick schweift durch den vollgestopften Raum, in dem sich mindestens 60 Personen befinden. Du erkennst, Tonks und Moody, sowie einige der Weasleys. Du hast all diese Menschen auch bei der letzten Versammlung gesehen, doch irgendwie hast du den Bezug zu ihnen verloren. Die einzigen Leute, die du jeden Tag zu Gesicht bekommst sind deine Lehrer, deine Privatlehrer sozusagen. McGonagall, Dumbeldore, Lupin und nicht zu vergessen Snape. Du übst sieben Tage die Wochen, 12 Stunden am Tag, wenn Snape will, auch mal 14 Stunden, aber du hast dich daran gewöhnt. Du schaust kurz zum Schulleiter, der irgendetwas über Schutzzauber labert und bei bestimmten Stichwörtern, schießen dir sofort die entsprechenden Sprüche und Gegenflüche durch den Kopf. Natürlich war das Training nicht umsonst, aber du bist dir sicher, dass es gegen Voldemort nicht reichen wird. Nicht jetzt und auch nicht in vier Wochen. Doch diese Tatsache scheinen alle um dich herum zu verdrängen, denn du bist ihre einzige Hoffnung, nach dem Voldemort im letzten Jahr mehr und mehr an Macht gewonnen hat und jetzt vermutlich noch stärker als vor seinem Fall ist. Bei diesem Gedanken wandert dein Blick zu Snape. Der stets in schwarz gekleidete Mann brütet über verschiedenen Aufzeichnungen und Plänen, während offensichtlich auch er dem Gespräch nur mit geringer Aufmerksamkeit folgt. Seine schwarzen, strähnigen Haare hängen ihm tief ins Gesicht und seine blassen, feingliedrigen Finger tippen nervös immer wieder auf die Tischplatte. Die Tatsache, dass der Spion des Phönixordens ein solches Gefühl, ja überhaupt ein Gefühl zeigt, hätte dich noch vor einiger Zeit gewundert, doch momentan hast du einfach wichtigeres in Kopf, als das Verhalten von Snape. Außerdem hasst du diesen Mann ohnehin abgrundtief, denn nachdem du diesem griesgrämigen Kerl fast täglich ausgeliefert bist, bist du der festen Überzeugung, dass es kein überlaunigeres, hinterlistigeres, unfreundlicheres, asoziales Ekel gibt wie ihn. Er verdirbt dir deine ohnehin schon bescheidenen Tage bis ins letzte und seine beißenden Kommentare treffen dich stets bis ins Mark. Und auch, wenn du weist, dass er eigentlich nur deinen Vater in dir sieht, macht es dir nicht leichter, mit ihm auszukommen. Doch eine Tatsache musst du ihm zu gute halten. Er sagt dir wenigstes ins Gesicht, dass du gegen den dunklen Lord nicht die geringste Chance hast und er war einer der Wenigen, der bis zum Schluss gegen diese Aktion war. Als hätte Snape deinen Blick gespürt, sieht er plötzlich auf und einen Moment schaust du in die schwarzen, unergründlichen Opale, die dich jedes Mal auf die gleiche, seltsame Art anblitzen, seit du ihm das erste mal begegnet bist. Du kennst diesen stechenden Blick schon seit Jahren, doch noch immer jagt er dir einen Schauer über den Rücken und du musst dich nach wenigen Sekunden abwenden. Es ist dir ein Rätsel, warum du ihm nicht standhalten kannst, doch du verdrängst den Gedanken schnell wieder und ärgerst dich einfach nur darüber. Denn wieder einmal hast du ein persönliches Duell gegen den meist gefürchtetsten Lehrer Hogwarts verloren und du kannst sein hämisches Grinsen fast spüren. Aber als du noch einmal einen flüchtigen Blick auf deinen Professor wagst, ist er in ein Gespräch mit Moody vertieft. Wieder zieht Woche um Woche dahin und obwohl du besser wirst, glaubt du noch immer nicht daran, dass du auch nur eine winzige Chance gegen deinen größten Feind hast, der zufällig auch noch der stärkste Schwarzmagier der heutigen Zeit ist. Am Abend vor deinem großen und vermutlich auch letzten Auftritt wird im Gimaldplace noch einmal eine allerletzte Versammlung abgehalten. "Severus, ist alles für morgen vorbereitet?", fragt der Leiter des Ordens jetzt schon zum mindestens 15. mal und du verdrehtst genervt die Augen. Du wärst jetzt lieber im Bett, auch wenn du weißt, dass du keine Stunde Schlaf zusammen bekommen wirst, aber die anderen hatten dich ja regelrecht dazu genötigt, noch einmal alles durchzusprechen. Oder besser gesagt zuzuhören, da du ja ohnehin kein Mitsprache recht hast. "Ja. Der dunkle Lord wird morgen mit nur seinem engsten Gefolge in einer Ruine nahe Saningten ein Treffen abhalten. Ich werde den Junge durch die Schutzbanne bringen.", erklärt Snape mit schnarrender, dunkler Stimme. "Gut, der Phönixorden wird eine halbe Stunde später eintreffen.", mit diesen Worten dreht sich Dumbledore zu dir um und fixiert dich auf eine für dich sehr unangenehme Art und Weise. Es gibt fast nichts, das du so sehr verabscheust, als wenn du das Gefühl hast, dass man gerade deine Gedanken bis in die dunkelsten Ecken deines Unterbewusstseins durchsucht. In solchen Situationen bist du heilfroh, dass du inzwischen gelernt hast, deinen Geist so fest zu verschließen, dass auch Dumbledore nur noch belanglose Gedankenfetzen sehen könnte. "Sobald die Todesser abgelenkt sind wirst du mit Professor Snape in den innersten Kreis eindringen. Wenn alles glatt läuft, wird Voldemort allein sein. Harry, vergiss nicht, es darf absolut nichts schief gehen. Morgen wird es bitterer ernst und jeder Fehler würde für dich tödlich enden." Du nickst nur. Als wenn eine Begegnung mit Voldemort jemals einfach gewesen wäre, du hast ihm bisher schließlich schon ein paar mal gegenüber gestanden! Wieder einmal fühlst du dich nicht für voll genommen, aber die anderen sprechen bereits über Dinge, mit die dich nur am Rande betreffen. Bis zum Schluss werden einige Details verändert, ein paar Entscheidungen verworfen und wieder neue Anordnungen gegeben, damit morgen auch alles funktioniert. Es ist ein riskantes Manöver, das jeden im Orden bis zum äußersten beansprucht. Jeder im Raum weiß genau, was von ihm abhängt, jeder ist mehr oder weniger offensichtlich ihm Stress. Aber du spürst deutlich, dass sich all ihre Anspannung doch nur auf deinen Schultern ablädt, bist du doch das Kernstück dieses ganzen Unterfangens. Und überdeutlich ist dir bewusst, dass du Morgen nur eine einzige Möglichkeit hast: Du musst dich blind auf Snape verlassen. Er ist der einzige, der dich unbemerkt in Voldemorts Nähe bringen kann. Und diese Tatsache beruhigt dich nun wirklich nicht, denn du bist dir noch immer nicht sicher, ob Snape nicht doch ein Doppelspion ist. Wieder wirst du angesprochen, wieder werden dir Anweisungen und Ratschläge erteilt, doch du hast all das schon zu oft gehört, um dir noch groß Gedanken darüber zu machen. Irgendwer im Raum macht eine Bemerkung, die dich geradezu reizt, einen sarkastischen Kommentar dazwischen zu werfen. Überhaupt hast du dir in letzter Zeit einen sehr schwarzen Humor angeeignet, in dem eine gute Portion Zynismus mitschwingt und stark an Snape erinnert. Aber ohne diesen Galgenhumor würdest du aus deiner tristen Welt einfach nicht mehr herauskommen. Doch du beherrscht dich diesmal und beißt dir leicht auf die Zunge. Die gespannte Stimmung um dich herum, könnte mit einem unbedachten Anmerkung schnell überkochen und du hast absolut keine Lust, dich wieder von Snape zur Schnecke machen zu lassen, weil du die ganze Sache angeblich nicht ernst genug nimmst... Die äußeren und inneren Sicherheitsbanne sind überwunden. Alles läuft perfekt, schon seit Stunden. Zu perfekt nach deiner Meinung. Du hättest es niemals für möglich gehalten, das der Phönixorden tatsächlich alle Eventualitäten einplant und du dich so mit Hilfe von Snape bis in das Herz von Voldmorts Treffpunkt vorarbeiten kannst. Doch im Augenblick scheint es wirklich so zu sein. Vor kurzem hast du dich von Snape getrennt, damit er dir einen Fluchtweg freihalten kann und so schleichst du dich jetzt allein durch die verfallenen Gänge der halb eingestürzten Ruine. Tatsächlich ist dir bisher noch kein einziger Todesser begegnet, genau so, wie es vom Phönixorden geplant war. Aber etwas in dir hat die grausame Vorahnung, das diese Gegebenheit absolut nichts mit dem Orden zu tun hat. Du wirst das ungute Gefühl einfach nicht los, dass es nicht so leicht hätte sein dürfen, bis hier her vorzudringen. Selbst wenn all das noch so gut geplant ist und Voldemort augenscheinlich nicht weiß, das Snape ihn gerade nach Strich und Faden hintergeht, so mühelos darf es nicht sein! Doch du verdrängst diese Erkenntnis in die hintersten Winkel deines Bewusstseins und je näher du deinem Ziel kommst, desto weniger schaffst du es, dir darüber Gedanken zu machen, denn deine Nervosität steigt ins unermessliche. Deine Hände zittern leicht und es fällt dir schwer deine Gedanken zu verschließen, dass dich Voldemort nicht doch noch vorzeitig bemerkt. Deine Schritte werden langsamer und beinahe stolperst du über den nur sehr schwach durch Fackeln beleuchteten Boden und du merkst, wie dir die Kälte und das Grauen, gleich deinem schlimmsten Feind allein gegenüber zu stehen, in allen Gliedern hoch kriecht. Du fühlst dich elendig schwach und hilflos, trotzdem gehst du weiter, denn du bist Dumledors persönlicher Kindersoldat. Umkehren darf für dich nicht in Frage kommen, auch wenn so ziemlich jeder erwachsener Magier jetzt einen Rückzieher gemacht hätte. Endlich hast du den Durchgang erreicht, hinter dem du den dunklen Lord vermutest. Die alten Flügeltüren sind morsch und mit Moos überwachsen. Eine hängt nur noch halbwegs in den Angeln, die andere ist einen Spalt geöffnet. Du lauscht angestrengt, doch das einzige, was du hören kannst ist dein eigener, rasselnder Atem. Schnell legst du einen starken Verschleierungszauber auf dich und schlüpfst durch den schmalen Spalt in die Dunkelheit des nächsten Raumes. Hättest du mehr auf deine Umgebung geachtet, hättest du dich vermutlich gewundert, das der Raum kaum Verfallsspuren aufzeigt und der Mond durch hohe, schmale Fenster silberne Streifen auf den Boden malt. Aber deine gesamte Aufmerksamkeit gilt der vermummten Person am anderen Ende des Saals, die auf einem etwas erhöhten Platz auf einem Thron sitzt. Du weißt, eigentlich dürfte er dich nicht sehen und letztlich kannst du nicht mal sagen, wohin der dunkle Lord im Moment schaut, denn erstens ist sein Gesicht in den tiefen Schatten seiner Kapuze verborgen und zweitens würdest du bei diesen Lichtverhältnis noch nicht einmal die Augen erkennen können. Trotzdem könntest du jeden Eid schwören, dass Voldemort dir geradewegs ins Gesicht schaut. "Willst du nicht näher kommen, junger Potter." Dir gefriert das Blut in den Adern, bei der kalten, angsteinflössenden Stimme. Eine Schreckenssekunde lang verharrst du einfach in deiner Position, doch als sich Voldemort langsam erhebt, gehst auch du in seine Richtung. Mit einer schnellen Bewegung löst du den Verschleierungszauber auf, denn dir wird plötzlich klar, das dieser weismagische Zauber schlicht und ergreifend zu schwach war, um auch nur irgendetwas zu bewirken. Trotzdem wunderst du dich, dass die anfängliche Panik dich nicht völlig aus der Bahn geworfen hat. Ganz im Gegenteil hast du das Gefühl ruhiger zu werden, je näher dir der dunkle Lord kommt. Und du weißt sogar, woran das liegt, denn du hast in eben diesem einen Moment mit deinem Leben abgeschlossen. Die Ruhe, die dich von diesem Augenblick an überkommt, hat nicht im entferntesten damit zu tun, dass du Nerven aus Stahl hättest. Du empfindest lediglich so etwas wie einen Hauch innerem Frieden, wenn du daran denkst, dass schon bald alles vorbei sein wird. Sicher wirst du nicht kampflos aufgeben, sicher wirst du nicht um dein Leben betteln, aber du weißt, das du verloren hast. Und im Grunde genommen wünscht du dir nur noch, in die schwarze Umarmung der Stille zu Fallen und mit deinem Leben abzuschließen. Du hast diesen Wunsch, der dich seit Sirius Tod wie ein Schatten begleitet, niemals gehör geschenkt, doch in diesem Moment ist er fast übermächtig. Du findest sogar die Ruhe, dich kurz von Voldemort abzuwenden und dich im Raum umzusehen, nur um damit auf Lucius Malfoy und Snape aufmerksam zu werden, die auf der linken und rechten Seite des Saals stehen. Beide in Todesser Uniformen, beide mit herabgezogner Kapuze und etwas in dir fühlt gerade eine völlig unangebrachte Art Triumph, dass du als einziges Mitglied des Phönixordens erkannt hast, das Snape ein Doppelspion ist. Am liebsten würdest du lachen, käme es dir nicht so absolut unpassend vor. Snapes Verrat wundert dich nicht wirklich und es löst auch kein richtiges Gefühl mehr in dir aus, denn du hast dich damit abgefunden, heute zu sterben. Mit, oder ohne Snapes Hilfe spielt da nun wirklich keine Rolle mehr. Du hebst deinen Zauberstab, merkst nur am Rande, dass deine Hände nicht mehr zittern und Voldemort seinen beiden engsten Beratern befiehlt, sich nicht einzumischen, als auch schon die ersten Flüche hin und her fliegen. Du benutzt starke weismagische Flüche, während Voldemort mit eher schwachen, schwarzen Flüchen angreift und abwehrt. Du hast das dumpfe Gefühl, dass er nur mit dir spielt, auch wenn du sehr schnell bist. Vielleicht sogar schneller, als der dunkel Lord, doch das bringt dir nichts mehr. Wieder einmal ärgerst du dich, dass man dir nicht schwarze Magie beigebracht hat, wo du doch mit Sicherheit weißt, das sie stärker ist als weise. Vielleicht hättest du dann eine zumindest reelle Chance gehabt, doch auch für diese Überlegung ist es jetzt zu spät. Du greifst von einem Moment auf den Anderen zu den stärksten Flüchen der weißen Magie, die du kennst, Flüche, die dir Dumbledore höchst persönlich beigebracht hat und bemerkst verwundert, dass der dunkel Lord nur noch abwehrt, ohne anzugreifen. Wieder fragst du dich, warum er das macht und wieder ärgerst du dich, denn du möchtest endlich, dass all das vorbei ist. Plötzlich passiert etwas, womit du nicht gerechnet hast. Wind kommt auf, sehr starker Wind, der sich innerhalb von Sekunden zu einem Sturm ausbreitet. Es ist, als hätte sich vom Boden plötzlich eine gewaltige Energiewelle gelöst und sich gegen dich geschleudert. Du kannst dich nur mit viel mühe auf den Beinen halten. Deinen Zauberstab hast du immer noch auf die Stelle gerichtet, auf der du Voldemort vermutest, doch deine Hände sind schon fast taub. Du kannst deine Augen kaum öffnen, sie beginnen sofort zu tränen, womit du im Moment völlig blind bist. Auf einmal spürst du eine fremde Hand auf deinem Arm und einen Arm um deine Hüfte und noch im selben Moment lässt der Druck der Energiewelle nach. Gehetzt blickst du auf deinen rechten Arm und die fremde Hand, die dich mit sanfter Gewalt dazu zwingt, den Zauberstab zu senken. Du willst dich losreisen, schaffst es aber nur, deinen Körper halb abzuwenden, so dass du in das Gesicht des Wesens hinter dir schauen kannst und erstarrst ein weiteres Mal. Doch ich gönne dir nur einen kurzen Moment, bevor ich deinen Körper wieder herumdrehe und leise Worte in dein Ohr flüstere, die du am Anfang wohl noch gar nicht registrierst. Deine Gedanken rasen und im ersten Moment bist du sicher, dass die etwas größere Person, mit den längeren, schwarzen Haaren dein Vater sein muss. Doch dein Vater hatte niemals die selben grünen Augen, wie du sie hast. Dennoch beruhigt dich meine Anwesenheit und die Wärme, die von meinem Körper ausgeht. Erst jetzt wird dir klar, das du dich in diesem Saal fast zu Tode gefroren hast. "Was wünscht du dir?", frage ich wieder und endlich hast du meine Stimme wahrgenommen. Sie ist etwas tiefer und dunkler als die deine, aber sie erinnert dich an die Sanftheit mit der du früher deine Freunde beruhigt hast. Du überlegst, aber nicht lange. Du hast keine Ahnung, was vor sich geht, aber der Teil in dir, der eigentlich nach Slytherin gehört hätte, rät dir die Situation zu nutzen. "Ich möchte ein ganz normales Leben führen.", gibst du mir zur Antwort, während du immer noch weinst, weil dir meine Energie in den Augen brennt. Ich lächle sanft gegen deinen Nacken. "Du wirst immer etwas besonders sein, ganz egal was du versuchst zu tun oder sein zu wollen. Aber es gibt da noch etwas anders, nicht wahr?" Wieder überlegst du, dieses mal länger. Deine Stimme ist nur ein Hauch, der in dem Rauschen um uns herum fast untergeht. "Zeit." "Ja. Zeit." Ich nicke leicht, kannte ich doch die Antwort längst. Du lehnst dich gegen mich, hast längst allen Widerstand aufgegeben. Meine Hand wandert nach vorn und streicht über deine nassen Wangen. "Die wirst du von mir bekommen." Du zweifelst an meinen Worten und ich kann dich verstehen. Zwischen Tränen und Schmerz fällt es dir schwer, daran zu glauben, denn du hast noch nie etwas ohne Gegenleistung bekommen. Du hast dein Leben lang gewartet, auf etwas, das dir endlich aus deinem Leben hilft. Trotzdem hast du nie die Tränen gezählt, die du für andere vergossen hast. Du hast all das nicht gewollt, hast niemals so wirklich gelebt. "Ein Jahr.", flüstere ich weiter und du senkst deinen Kopf zum Zeichen, dass du verstanden hast, auch wenn deine Zweifel beinahe überschäumen. Wie solltest du auch jemandem trauen, von dem du glaubst, ihn nicht zu kennen. Um uns herum herrscht ein regelrechter Orkan und wir stehen in seinem Auge, ohne von seinen Auswirkungen auch nur im geringsten etwas zu spüren. Die Luft um uns bewegt sich so schnell, das du unmöglich erkennen kannst, was um dich herum passiert, doch das ist egal, weil du immer noch mit geschlossenen Augen gegen mich lehnst. Du weißt es ist am besten, jetzt nicht mehr nachzudenken, denn du hast längst die Kontrolle über die Situation verloren. "Lass dich einfach von der Energie tragen." Wieder nur ein nicken und du spürst, wie ich dich langsam loslasse und du in die schwarzen Wellen sinkst, an den Ort und die Zeit, die wir uns gemeinsam ausgesucht haben. -------------------------------------------------------------------------------- Fortsetztung erwünscht? Chant Kapitel 1: Die Ankunft ---------------------- So, nach lang, lang, laaaaaaaaaaaaaaaanger Pause, hab ich endlich beschlossen, dass auch diese ff weitergehen soll^^ Viel Spaß! --------------------------------------------------------- Als Harry wieder zu sich kam, war er sich sicher, dass all das nur ein Traum hatte sein können. Kein Alptraum, nein, nur sehr, sehr seltsam. Schläfrig öffnete er seine Augen, mit der Gewissheit, in seinem Bett in Sirius Blacks Haus auf zu wachen, doch zu seinem Entsetzten blickte er in einen azurblauen Himmel, der teilweise von einigen hohen Bäumen seinem Blickfeld entzogen war. Er schüttelte verwundert den Kopf und blinzelte ein paar Mal, doch der Himmel verschwand nicht, sondern strahlt ihm in voller Klarheit entgegen. Harrys Finger, die sich immer noch etwas taub anfühlten, tasteten über den Untergrund und er konnte das kühle, weiche Graus unter ihnen spüren. Langsam aber sicher wurde ihm klar, dass er doch nicht geträumt hatte, aber seine anfängliche Fassungslosigkeit löste sich beständig auf und hinterließ ein gewisses Gefühl von Vorfreunde, wenn er daran dachte, ein ganzes Jahr mehr Zeit zu haben, auch wenn er noch nicht genau einschätzen konnte, was genau der bizarre Fremde damit gemeint hatte. Zögernd setzte er sich auf, doch das erwartete Schwindelgefühl blieb aus. Sofort fiel ihm ein großer, schwarzer, äußerst schwer wirkender Koffer auf, denn er war außer ihm selbst das einzige ungewöhnliche auf der schmalen Lichtung. Etwas glitzerte an seiner Vorderseite und noch bevor Harry sich versah, hatte seine alte Neugier auch schon von ihm Besitz ergriffen und er ging näher. Der Goldjunge war überrascht und auch beeindruckt, als sich das glänzende Rechteck als ein silberner Umschlag herausstellte, auf dem in kraftvoll geschwungenen Buchstaben sein Name stand. Erwartungsvoll, aber vor allem nervös, riss er den Brief herunter und brach das grüne Siegel, ohne sich näher mit dem Aufdruck zu beschäftigen. Ein weiteres silbernes Papier fiel ihm entgegen, voll geschrieben mit schwarzer Tinte, die in der Sonne grünlich schimmerte. Der schwarzhaarige Gryffindor versuchte es zu lesen, doch vor Aufregung verschwammen die Buchstaben vor seinen Augen und ein irrationaler Teil in ihm befürchtete, dass dies alles doch nur ein Traum war, aus dem er jeden Moment erwachen konnte. Aber nach dem sich der Junge wieder einiger Maßen beruhigt hatte, wurde die Schrift endlich klar. Hey Kleiner! Du kennst mich nicht – noch nicht – aber das kann dir für`s erste egal sein. Du fragst dich, warum ich dir ohne Gegenleistung zu verlangen Zeit schenke, doch du wirst irgendwann verstehen, dass es auch nur aus Eigennutz geschah. Dass dir mein Egoismus auch etwas bring ist lediglich Zufall und somit stehst du nicht in meiner Schuld, du kannst also ganz beruhigt sein. Du hast hier keine Aufgaben, keine Verpflichtungen – na ja, außer vielleicht deine Schulnoten – lass es dir einfach gut gehen und lern mal zu leben. Was du mit deiner Zeit anstellst, ist ganz dir überlassen. Jetzt zu den Details: Ich habe dich 21 Jahre in die Vergangenheit geschickt und dich in Hogwarts fürs sechst Jahr angemeldet. Damit es nicht zu sehr auffällt hab ich mich als dein Vater ausgegeben und behauptet, dass du die letzten Jahre wegen eines tragischen Unfalls sehr abgeschieden gelebt hast und bisher nur privat Unterricht hattest. Deine Narbe hab ich auch auf den Unfall geschoben. Keine Sorge, Fragen in diese Richtung brauchst du zumindest von den Lehrern nicht zu erwarten, denn ich hab Dumbi eindringlich davor gewarnt, dich darauf anzusprechen. Außerdem verdecken deine Haare die auffällige Blitzform sowieso fast komplett. Dein Name lautet in dieser Zeit Harry Raphael Natas. Dieser Koffer hier – sieh ihn als Geschenk an – sollte alles enthalten was du für dieses Jahr brauchst, nebenbei eine Liste, auf die ich dein – angebliches – Vorleben aufgeschrieben habe. Nur für den Fall... Ach ja, du hast eine Sondererlaubnis zwei Tage eher nach Hogwarts zu kommen, damit du dich gleich einleben kannst. So, hoffe mal, ich hab nichts vergessen. Wünsch dir viel Spaß, Kleiner! Ein Freund Harrys Augen wurden immer größer, während er las. Doch zwischendurch schmunzelte er, als der Fremde den Direktor mit Dumbi betitelt. Auch fiel ihm das grinsende Gesicht, das der Fremde neben seine Unterschrift gesetzt hatte auf und es wunderte ihn ein wenig, denn die Handschrift selbst sah äußerst autoritär und beherrscht aus, während der Smiley auf eine eher verspielte Seit dieser Person hindeutete. Harry wusste nicht warum, aber das machte den Fremden für ihn sehr viel sympathischer... 21 Jahre. Harry rechnete und es dauerte eine halbe Ewigkeit bis endlich die Erkenntnis durchsickerte, wo genau er eigentlich gelandet war. Die Ära der Rumtreiber! Der Gryffindor musste sich hinsetzten, als seine Beine plötzlich den Dienst versagten. Er hatte die Möglichkeit seine Eltern kennen zu lernen! Das war... das war so... unglaublich – unmöglich – überwältigend. Harry schüttelte den Kopf und berechnete noch einmal die aktuelle Jahreszahl, nur um wieder auf das gleiche Ergebnis zu kommen. Die Prozedur wiederholte er ganze fünf Mal, bis er sich sicher war, dass er trotz aller gegenteiligen Behauptungen Seiten Snapes, doch zählen konnte. Er war im Jahr 1976! Noch ganz betäubt von dieser Nachricht, richtete er sich wieder auf und öffnete den stehenden Überseekoffer. Er hatte allerdings nicht erwartet, sich gleich darauf in einem schmalen Gang wieder zu finden, von dem aus drei Türen abgingen. Der Koffer musste magisch vergrößert worden sein. Extrem vergrößert! Sein Blick fiel auf die Innenseite des Eingangs, an dem sein fiktiver Lebenslauf gepinnt war. Vorsichtig entfernten Harry das wichtige Pergament und steckte es in seine Tasche. Er nahm sich vor, es später genauer zu studieren, jetzt jedoch wollte er erst einmal seinen neuen Koffer erkunden... Gespannt trat er durch den ersten Durchgang und landete in einem Zimmer voller Kleidung, ein begehbarer Kleiderschank sozusagen. Umhänge, Hosen, Jacken, Hemden, Unterwäsche, Schuhe... Es gab praktisch nichts, was es nicht gab. Die überwiegenden Farben waren Schwarz und Grün, aber auch Silber, Blau, Weiß und Rot war zu finden und hin und wieder blitzte etwas gelbes und organes hervor. Ehrfürchtig glitten Harrys Hände über die Kleidungsstücke, die offenbar nicht nur nagelneu waren, sondern auch noch ziemlich teuer aussahen. Der Gryffindor war überwältigt! Sein ganzes Leben lang hatte er keine eigene Kleidung besessen und jetzt hatte er soviel davon, dass selbst Draco Malfoy bei diesem Anblick auf ein neidisches Häufchen Elend reduziert worden wäre. Harry nahm noch einmal den Brief zu Hand und überflog die wenigen Zeilen. ...sieh ihn als Geschenk an... Irritiert schüttelte der Junge den Kopf. Er war es nicht gewohnt, beschenkt zu werden. Nicht in einem solchen Ausmaß und schon gar nicht von einem völlig Fremden! Aber alles Grübeln brachte ihn auch nicht weiter. Noch einmal tief einatmend steckte er den Brief in seine Hosentasche zurück und betrat das nächste Zimmer. Harry hatte noch niemals eine Waffenkammer aus dem 17. Jahrhundert gesehen, aber er war sich absolut sicher, dass sie genau so ausgesehen hätte, wie dieser Raum... An den Wänden hingen Schwerter mit unterschiedlich geschliffenen Klingen und kunstvoll verzierten Scheiden, während in einer Glasvitrine aufwendig verarbeitete Dolche auslagen. Links davon lehnte eine Armbrust und gleich daneben lagerten Pfeile in mehreren Ausführungen. Auch ein kleines Bücherregal beinhaltete der Raum. Harry war... verwirrt und ganz leicht verunsichert. Nicht nur, dass er keine Ahnung hatte, wie viel das hier schon wieder alles gekostet haben musste, noch viel weniger wusste er, was er damit tun sollte? Das hier konnte ja schlecht als Freizeitbeschäftigung gemeint sein... Oder etwa doch?! Etwas zögernd trat er weiter in den leicht abgedunkelten Raum, ließ die Waffen jedoch unberührt und überflog nur schnell die Buchrücken. Er fand Titel wie: `Scheidende Argumente`, `Kampfkünste im Wandel der Zeit`, `Lautloser Tod`, oder `Kampftechniken für Anfänger`. Der Griffindor beschoss, die Sachen erst mal so zu lassen wie sie waren und widmete sich der letzten Tür. Zu seiner Erleichterung offenbarte sich hier lediglich ein Arbeitszimmer mit einem großen Schreibtisch und leeren Bücherregalen. Ein schmales Kästchen mit verschnörkelten Mustern auf einem Beistelltisch gleich rechts der Tür erregte Harrys Aufmerksamkeit als erstes. Es lies sich mit einem leisen Klacken öffnen und noch bevor der Deckel ganz oben war, erklang eine sachte Melodie. Harry stockte mitten in der Bewegung. Die reinen, harmonischen Töne schienen wie Wasser über seine Haut zu fließen und erweckten eine Vertrautheit in ihm, die er sich beim besten Willen nicht erklären konnte. Gebannt lauschte der Junge der Melodie bis auch der letzte Ton verklungen war und selbst dann dauerte es noch Minuten, bis er sich wieder ganz gefangen hatte. Verwirrt und sich fragend, ob das jetzt zum Dauerzustand werden würde, schüttelte Harry den Kopf. Der tranceähnliche Zustand verschwand jedoch schnell wieder und mit ihm das unangebrachte Gefühl, die Melodie kennen zu müssen. Sich ablenkend fiel der Blick des Gryffindors auf den Inhalt des Kästchens. Es war eine silberne Kette mit einem seltsam geformten Kreuz als Anhänger, besetzt mit blutroten, sanft schimmernden Rubinen. Fasziniert strich Harry über das wertvolle Stück, was ein angenehmes Kribbeln in seinen Fingerspitzen verursachte, bevor er das Kästchen wieder vorsichtig verschloss. Harrys letzter Weg führte ihn an seinen neuen, aber völlig überfüllt wirkenden Schreibtisch. Bücher türmten sich auf der einen Seite mit einem Zettel oben drauf, auf dem in krakeliger Schrift „Schulbücher“ stand, auf der anderen Seite reihten sich etwas 20 Phiolen mit unterschiedlich schimmernden Zaubertränken auf, jede davon ausführlich beschriftet. Und zwischen Stapeln leeren Pergaments und unbenutzten Federn dominiert ein prall gefüllter Lederbeutel, den man schon fast als Sack bezeichnen konnte, die auf Hochglanz polierte Schreibtischplatte. Der Gryffindor packte das schwer Ding und zurrte es auf, nur um gleich darauf scharf die Luft einzuziehen. Der Beutel war voll gestopft mit Gallonen... * * * Harry starrte eine Weile ziellos ins Leere, nur um erneut zu erkennen, dass er absolut keine Ahnung hatte, was hier vor sich ging. Wieso gab jemand, der ihm absolut fremd war, solche Unmengen Geld für ihn aus? Der Goldjunge wollte ja gern genießen, was man ihm bot, aber es war einfach zu viel des Guten. Es musste doch irgendwo einen Hacken geben! Auf Harrys Stirn bildete sich eine steile Falte und die scharf geschnittenen Augenbrauen bildeten fast eine Linie, als er die Augen verengte und gewissenhaft alle Fakten zusammentrug, die er kannte. Dummerweise war sein Wissen wo und in welcher Zeit er gelandet war, sein einziger Anhaltspunkt, den er bisher hatte. Das Wer, Wie und Warum lag völlig im Dunkeln und selbst Snapes Kopf, mit seiner ganzen kolossalen Logik, hätte bei so dürftigen Informationen keine vernünftige Erklärung ausgespuckt. Wo nichts war, konnte man einfach nichts schlussfolgern... Die Schultern des Gryffindor sackten ein wenig nach unten, bevor er entschieden den Kopf schüttelte und sich wieder dem Koffer zuwandte. Es brachte gar nichts, wenn er hier über Dinge grübelte die sich seinem Verstand entzogen. Er hatte ohnehin nichts mehr zu verlieren. Außerdem gab es jetzt dringendere Probleme, denen sich der Held der zukünftigen Zauberwelt zu widmen hatte. Nämlich wie er diesen tonnenschweren Koffer nach Hogwarts schleppen sollte! Harry tastete nach seinem Zauberstab, der sich – oh Wunder! – tatsächlich in seiner Hosentasche befand und wollte den Koffer gerade mit einem Schwebezauber belegen, als ihm etwas anderes einfiel. Er war offiziell noch immer minderjährig und die Sondergenehmigung aus seiner Zeit galt hier wohl kaum. Und da die Schulzeit ja noch nicht begonnen hatte... Er hatte wirklich keine Lust, die hoch beschäftigten Ministeriumsangestellten – der Gryffindor erlaubte sich ein kleines Lachen – einen Grund zu liefern, sich näher mit ihm beschäftigen zu müssen. Obwohl es wirklich interessant zu wissen wäre, ob sie ihn überhaupt orten konnten, wo er doch in dieser Zeit gar nicht registriert war. Trotzdem! Harry wollte es nicht, noch brauchte er es darauf ankommen zu lassen. Um das Böse zu bekämpfen, wie es der Leiter des Phönixordens immer so schön ausdrückte, musste er natürlich auch lernen, nicht auf sich aufmerksam zu machen. Dass er mit diesem Wissen auch das Ministerium umgehen konnte, war zwar wahrscheinlich nicht eingeplant. Aber, hey! Irgendetwas positives musste dabei ja auch für ihn raus springen. Der Gryffindor grinste sacht, sprach einen Zauber, der die Magiesignatur von schwachen Sprüchen verwischte und diese somit nicht mehr lokalisierbar waren, schickte sofort darauf einen Fluch hinterher, der den eben gesprochenen Zauber nachträglich von möglichen Ortungsgeräten tilgte und schließlich bediente er sich noch einiger Zauberbanne, die ihn auch in Zukunft für die Schnüffler des Ministeriums unsichtbar machen würden, bevor er das Monstrum von Koffer sacht mit dem Zauberstab antippte und den nun kinderleichten Kasten hinter sich herschweben ließ. Auf dem Weg zum Schloss musste Harry darüber nachdenken, wer ihm diese nicht ganz so weismagischen, aber ausgesprochen nützlichen Sprüche beigebracht hatte. Nämlich Snape. Der Verräter Severus Snape. Diese schleimige, miese, hässliche, überdimensionierte Fledermaus! – Harry ließ seine abschweifenden Gedanken wieder auf den ursprünglichen Punk kommen. Es war merkwürdig! Der Tränkemeister hatte ihn letztes Jahr zwar mit unzähligen Zaubertränken gequält, aber den Großteil ihrer Zeit hatten sie mit Okklumentik, Ritualen und Verschleierungssprüchen verbracht. Zaubersprüche, die sich nicht nur gewagt auf der Grenze zwischen Schwarzer und Weißer Magie bewegten, sondern schon ein ganzes Stück in unbekannten, schwarzen Tiefen lagen. Hätte Harry dem Direktor erzählt, was er in diesen Stunden bei Snape alles lernte, hätte der schleimige Giftmischer vermutlich mächtigen Ärger bekommen. Aber seltsamerweise hatte der Gryffindor gerade bei diesen Zaubern das Gefühl, dass er sie später noch brauchen konnte und auch wenn ihn Snape immer wieder bis aufs Blut reizte, dieses kleine, aber bedeutende Geheimnis zwischen ihnen war nie über Harrys Lippen gekommen. Aber jetzt, im nachhinein, war es einfach unlogisch. Warum half ihm Snape mit solch wichtigen Sprüchen, obwohl er dabei selbst seinen Kopf riskierte, nur um ihn dann später auszuliefern. Und Harry konnte einfach nicht glauben, dass er auf Dumbledors Anweisung hin handelte. Das hätte sämtliche Prinzipien des Direktors über den Haufen geworfen. Der Griffindor unterbrach seine Gedanken, als er vor den riesigen Toren Hogwarts ankam. Die gewaltige Pforte ragte meterweit vor ihm in die Höhe, doch Harry ließ sich schon lange nicht mehr von scheinbar unüberwindbaren Hindernissen beeindrucken. Beherzt schlug er ein paar mal mit der Faust dagegen und tatsächlich öffneten sich nach kurzer Wartezeit, untermalt mit einem tiefen, erfurch gebietenden Knarren ein schmaler Spalt und heraus lugte... Filch. Verdammt. Harry verdrehte innerlich die Augen. Den hatte es in dieser Epoche ja auch schon gegeben, auch wenn er noch wesentlich jünger, aber mindestens eben so griesgrämig aussah. Die verjüngte Ausgabe des Hausmeisters schien jedoch wenig erfreut über den verfrühten Besuch, sprich, er zog eine Mine, als hätte er konzentrierten Zitronensaft eingeflösst bekommen. „Potter! Was zum Teufel willst du hier? Die Schule beginnt erst in zwei Tagen und wenn du nicht gleich am ersten Abend Bekanntschaft mit meinen Daumenschrauben machen willst, dann mach, dass du Land gewinnst!“ Harry blinzelte irritiert, dass war nicht die Begrüßung, oder viel mehr, dass war viel zu genau die Begrüßung die er erwartet hatte. Filch konnte ihn doch gar nicht kennen, er war doch... Der Gryffindor schlug sich geistig gegen die Stirn, als der Groschen endlich fiel. Natürlich. Der Hausmeister meinte, er sei sein eigener Vater... Ein warmes Gefühl stieg bei diesem Gedanken in Harry auf und er musste ein lächeln unterdrücken. „Verzeihung, aber ich glaube, Sie verwechseln mich.“, entgegnete der Schwarzhaarige möglichst höflich, aber der Schalk tanzte in seinen Augen „Ich bin Harry Raphael Natass und bin hier um mit Direktor Dumbledore zu sprechen. Wenn Sie mich bitte zu ihm bringen würden?“ Filch wollte etwas – sicher wenig freundliches – erwidern, als er das erste mal aufmerksam in das Gesicht seines Gegenübers blickte und hinter den Brillengläsern versteckt, in strahlend smaragdgrüne Augen sah. Augen, wie er sie niemals zuvor gesehen hatte und die schon gar nicht dem verwöhnten Bengel der Potters gehören konnten. Filch blinzelte ihn aus hervorquellenden Augen an und rückte mit seinem Gesicht noch ein Stückchen näher, nur um sicher zu gehen. Doch die leuchtenden Smaragde blieben die selben. „Nun... ähm... nichts für ungut.“ Der Hausmeister richtete sich wieder auf und trat einen Schritt zurück um Harry eintreten zu lassen. „Sie sehen aus wie einer der Unruhestifter die hier zur Schule gehen.“ Filch warf dem Jungen noch einmal einen prüfenden Blick zu, welcher sich nur noch schwer das Grinsen verkneifen konnte, hatte Harry den stets mürrischen Hausmeister doch selten so nahe am peinlich Berührt sein erlebt. „Ähm... ja. Folgen sie mir. Ich werde Sie zum Direktor bringen. Sie können ihr Gepäck derweilen in der Eingangshalle stehen lassen.“ Harry nickte und befolgte Filchs Anweisung, schickte jedoch unbemerkt von diesem noch einen starken Sicherungszauber hinterher. Man konnte ja nie wissen... Still und mit festem Blick nach vorn, hielt Harry mit dem Hausmeister Schritt, sich den aufdringlichen Blicke der Rüstungen und Bilder überdeutlich bewusst. Dennoch war dem Goldjungen nicht klar, wie sehr er schon in den ersten Minuten seines Aufenthalts aus der Norm fiel. Schüler und auch jeder andere, der Hogwarts das erste mal betrat, war stets beeindruckt, von der Atmosphäre, die das Schloss ausstrahlte. – Nun, Harry hatte als Elfjähriger auch aus großen, staunenden Augen jedes Detail in sich aufgesogen, inzwischen war es für ihn jedoch Normalität. Ein Neuankömmling hätte sich höchst wahrscheinlich auch der unmöglich erscheinenden Aufgabe gewidmet, sich den verwinkelten Weg über bockige Treppen, vorbei an versteckten Fallen und vermeintlichen Fixpunkten, die sich plötzlich dazu entschieden heute da und morgen wo anders zu sein, – mal ganz abgesehen von den Wänden, Türen und Fenstern, die auch nach Lust und Laune ihre Funktionalität änderten – zu merken. Aber der Gryffindor kannte das Schloss inzwischen wie seine Westentasche und den Weg zum Direktorenbüro fand er praktisch schon mit geschlossenen Augen. Und sollte auch dieses Verhalten nicht der Fall sein, dann hätte ein Neulinge zumindest damit zu tun gehabt, sich vor Filch zu fürchten, doch der war nach den ereignisreichen Jahren für Harry auch nur noch Nebensache und außerdem wusste er, dass Katzenliebhaber auch in dieser Zeit keine Erlaubnis für mediävale Foltermethoden hatte. Folglich verhielt sich der Goldjunge so gar nicht wie es ein neuer Schüler tun sollte, was den ehrwürdigen Einwohnern, die die Entwicklung unzähliger Kinder mitverfolgt hatten, natürlich sofort auffiel und dazu kam dann auch noch die unübersehbare Ähnlichkeit mit James Potter. Tratschsüchtig, wie der Großteil von ihnen war, verbreitete sich die Nachricht sofort wie ein Buschfeuer an den Mauern des Schlosses entlang und erreichte das Büro Dumbledores noch vor Harry selbst. Der Gryffindor bekam von den Schlussfolgerungen über ihn nichts mit, außerdem war er das Flüstern hinter seinem Rücken schon so gewohnt, dass er es routiniert einfach aus seinem Verstand ausblendete. Ruhig beobachtete der Junge wie Filch das Passwort murmelte und der steinerne Wächter zur Seite rückte um der Wendeltreppe platz zu machen. Innerlich sah es in dem Jungen-der-Lebt jedoch ganz anders aus... Schon seit er den Hausmeister gebeten hatte, ihn zum Schulleiter zu bringen, wurde er das Gefühl nicht los, dass es ein Problem war, dass er bis auf die Augen das Ebenbild seines Vaters war! Aber er verbannte seine beunruhigende Ahnung und konzentrierte sich aufs Wesentlich, als Filch an die Bürotür des Direktors klopfte. „Komm rein Argus.“, drang es dumpf durch das Holz, aber auch darüber wunderte sich Harry nicht mehr. Er wusste wie viele, und vor allem welche, Mittel Dumbledore zur Verfügung hatte, um über die Geschehnisse auf Hogwarts informiert zu werden. Der Hausmeister trat in den Raum, Harry jedoch hielt sich erst einmal zurück und blieb an der Tür stehen. „Direktor, der junge Bursche hat mich gebeten ihn zu Ihnen zu bringen.“, erklärte Filch mit der selben schleppenden Stimme, die er auch in der Zukunft hatte, wenn er mit dem Direktor sprach. „Ich weis, danke Argus.“, erwiderte der weißbärtige Mann, was den Hausmeister dazu brachte nach einem knappen Nicken sofort das Weite zu suchen und Harry noch ein Stück weiter in den Raum zu schieben, um dann die Tür hinter ihm zu schließen. „Nur herein junger Mann. Ich hoffe Sie hatten eine angenehme Reise?“ Der Direktor schmunzelte über die scheinbare Schüchternheit seines neuen Schülers, bevor er ihn mit einem intensiven Blick unter die Lupe nahm. Und Harrys schlechte Vorahnung stieg gleich noch mal um das Doppelte an, als auch Dumbledore ihn erstaunt, wenn gleich sehr viel freundlicher als Filch musterte. „Ja, danke. Außerdem Ich bin hier sehr freundlich begrüßt worden. Da fühlt man sich doch gleich heimisch.“, warf der Gryffindor mit leiser Ironie hinterher und setzte sich auf den angebotenen Stuhl vor den Schreibtisch des Direktors. Angespannt beobachtete der Goldjunge den nicht sehr viel jünger aussehenden Direktor, während dieser in einigen Blättern wühlte. Harry tendierte dazu zu glauben, dass es Anmeldungsformulare waren, als der Blick des alten Mannes noch ein weiteres Mal sein Gesicht streifte. Dumbledore verbarg es recht geschickt, doch Harry kannte seinen Mentor inzwischen zu gut, als dass ihm dessen Irritation entgangen wäre. „So. Wenn ich mich kurz vorstellen darf, ich bin Albus Dumbledore, Schulleiter von Hogwarts. Und wenn ich recht informiert bin, dann sind Sie Mister Natas?“, fragte der Direktor gutgelaunt und seine blauen Augen funkelten über den Rand der halbmondförmigen Brille. Harry nickte und rutschte unruhig auf dem weichen Ledersessel herum. Es war unwahrscheinlich, dass Dumbledore, allein aus der Tatsache, dass er aussah wie James Potter, sofort erkannte, dass er aus der Zukunft kam und ihn zurückschickte, aber Harry hatte nichts desto trotz Angst, dass es passieren könnte. „Ihr Vater hat bereits alle Formalitäten geregelt. Sie werden bis zur Ankunft der anderen Schüler ein separates Zimmer erhalten. Beim Willkommensbankett werden sie dann in eines der vier Häuser von Hogwarts eingeteilt, wo sie dann auch ihre Wohnräumlichkeiten für das nächste Jahr beziehen werden.“, erklärte der alte Mann freundlich. Aber Harry wurde das Gefühl nicht los, das er immer noch nachdenklich sein Gesicht inspizierte. „Ich nehme an, Sie sind über die internen Häuser und Hogwarts im allgemeinen in Kenntnis gesetzt worden?“ „Ja, Sir.“, bestätigte der Gryffindor artig, während er versuchte seine ineinander verkrampften Hände ein wenig zu lockern. Es überraschte Harry selbst, wie nervös und verkrampft er war. Er kam sich schon beinahe paranoid vor, aber der Gedanke, dass ihm Dumbledore diese einmalige Chance zerstören könnte, machte den Goldjungen beinahe verrückt und Harry fragte sich inzwischen wie er so unvorsichtig hatte sein können, mit unverändertem Aussehen hier aufzutauchen. Die Euphorie, wo er gelandet war musste ihm völlig die Sinne vernebelt haben. Harry hoffte inzwischen nur noch, das er schnellst möglich wieder aus diesem Büro verschwinden konnte. Der Direktor lächelte verbindlich. „Schön, schön. Möchten Sie Zitronendrops?“ Harry verneinte höflich die obligatorische Frage und schüttelte den Kopf. Mit seinen Augen streiften er dabei die blauen Irden Dumbledors und ganz plötzlich passierte es... Ein leichtes Kribbeln direkt über seiner Nasenwurzel lies den Gryffindor innerlich zusammen zucken. Seine Nackenhärchen stellten sich auf, während sämtliche seiner Instinkte in schrillen Tönen Alarm schlugen. Der Reflex, den ihm dieses Ass von Snape in unzähligen Demütigungen wie eine Mantra eingetrichtert hatte, war so gut antrainiert, dass sein Gedankenschild schon stand, während sein Verstand noch einordnen musste, was eigentlich passiert war. Jemand versuchte gerade in seine Gedanken einzudringen! Vorsichtig und ohne Nachdruck, beinahe unbemerkt, tastete jemand nach seinen Erinnerungen und Harry senkte sofort seinen Blick und starrte auf seine Hände, um seine Fassungslosigkeit zu verbergen, als ihm klar wurde, dass nur der Direktor als Täter in Frage kam. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Dumbledore! Ausgerechnet Dumbledore der ihm immer und immer wieder gepredigt hatte, wie wichtig es war die Gabe der Legilimentik mit bedacht und nur in Notfällen einzusetzen, da es eine massives eindringen in die Privatsphäre darstellte und sogar gesetzeswidrig war, versuchte ihn zu lesen! Harry schloss kurz die Augen und versuchte den Smalltalk, den der Dirketor versucht mit ihm zu führen, völlig auszublenden. Er wollte nicht zulassen, dass dieser merkte, dass sein Vorgehen auf Widerstand gestoßen war, dass war ein Geheimnis, dass er unter vielen anderen lieber für sich behalten wollte. Und da Dumbeldor nur die leichte, aber unauffällige Variante von Legilimentik anwandte, schaffte er es vielleicht, ihn zu täuschen. Er musste es einfach schaffen! Unter größter Anstrengung dachte der Gryffindor an etwas unverfängliches. An Filch und sein Gespräch mit diesem in der Eingangshalle, an den Weg, den er zum Direktorenbüro zurückgelegt hatte... Harry klammerte sich mit aller Macht an diese Erinnerungen, während er zusammenhangslos zu den Verboten, die der Schulleiter gerade aufzählte, nickte und rasch spürte er den schwachen Magiefluss, der die heraufbeschworenen Erinnerungen fand und sich an ihnen labte. Aber die fremde Präsenz verschwand nicht, schien sich stattdessen noch ein Stück tiefer in seine Gedanken zu drängen, unbefriedigt von dem Wenigen, das sie gefunden hatte. Harry brach inzwischen der kalte Schweiß aus und vor Anstrengung hörte er bereits sein Blut in den Ohren rauschen. Sein Kampf mit Voldemort hatte ihm zu viele seiner Energiereserven geraubt und die Anstrengungen der letzten Stunden holten ihn ein, überrollten ihn beinahe. Doch so plötzlich der Ansturm auf seine Gedanken begonnen hatte, so unerwartet endete er auch wieder. Harry verhinderte gerade noch so, das er befreit aufseufzte, als der Druck gegen seine Schläfen endlich verschwand. „Sie sehen erschöpft aus, Mister Natas.“ Dumbeldors mitfühlende Stimme erreichte den Gryffidnor kaum, dennoch spürte er sofort eine unglaubliche Wut in sich aufsteigen. Was bildete sich der Kerl eigentlich ein?! Erst versuchen in seien Verstand einzudringen und dann den besorgten Lehrer mimen! „Vielleicht sollten Sie sich jetzt zurückziehen und ein wenig ausruhen. Ihre Reise war sicher anstrengend.“ Harry riss sich zusammen um dem alten Mann nicht etwas wirklich niveauloses an den Kopf zu schmeißen. „Ja. Sicher.“, murmelte der Gryffindor und räusperte sich kurz, als er merkte, dass seine Stimme rau und kratzig klang, „Wo waren meine Räumlichkeiten noch gleich?“ „Von der Einganghalle aus, dritter Gang von Rechts. Fünfte Tür links. Das Bild einer Ältern Dame dient als Tür, eine Falkenstatue befindet sich gegenüber. Soll ich Sie nicht lieber begleiten? In bin bereits seit Jahren Schulleiter und selbst ich verlaufe mich noch ab und zu.“, bot der Direktor amüsiert und gleichzeitig besorgt an. Doch etwas lauerndes lag in seinem Blick, das Harry bis zu diesem Tag noch niemals aufgefallen war. „Nein. Vielen dank Direktor. Ich bin sicher, ich werde mich zurechtfinden.“, währte der Gryffindor hastig ab und trat auf die Tür zu, das leichte Schwindelgefühl ignorierend „Guten Tag, Mr. Dumbledor.“ Harry wartete nicht mehr auf den Gruß des Direktors, sondern verließ schnellst möglich dessen Territorium. Er konnte es immer noch nicht recht glauben, was gerade passiert war. Er hatte den Direktor seit Sirius Tod niemals mehr sein volles Vertrauen geschenkt, aber dieser... dieser Verrat, diese Dreistigkeit, mit der Dumbledore gerade seine eigenen Prinzipien, über Bord geworfen hatte, hatte Harry schwerer getroffen, als er es sich eingestehen wollte. Was haltet ihr davon? Liebe Grüße Chant Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)