Zeitparadoxon von abgemeldet (Pairing: HPxSS) ================================================================================ Kapitel 1: Die Ankunft ---------------------- So, nach lang, lang, laaaaaaaaaaaaaaaanger Pause, hab ich endlich beschlossen, dass auch diese ff weitergehen soll^^ Viel Spaß! --------------------------------------------------------- Als Harry wieder zu sich kam, war er sich sicher, dass all das nur ein Traum hatte sein können. Kein Alptraum, nein, nur sehr, sehr seltsam. Schläfrig öffnete er seine Augen, mit der Gewissheit, in seinem Bett in Sirius Blacks Haus auf zu wachen, doch zu seinem Entsetzten blickte er in einen azurblauen Himmel, der teilweise von einigen hohen Bäumen seinem Blickfeld entzogen war. Er schüttelte verwundert den Kopf und blinzelte ein paar Mal, doch der Himmel verschwand nicht, sondern strahlt ihm in voller Klarheit entgegen. Harrys Finger, die sich immer noch etwas taub anfühlten, tasteten über den Untergrund und er konnte das kühle, weiche Graus unter ihnen spüren. Langsam aber sicher wurde ihm klar, dass er doch nicht geträumt hatte, aber seine anfängliche Fassungslosigkeit löste sich beständig auf und hinterließ ein gewisses Gefühl von Vorfreunde, wenn er daran dachte, ein ganzes Jahr mehr Zeit zu haben, auch wenn er noch nicht genau einschätzen konnte, was genau der bizarre Fremde damit gemeint hatte. Zögernd setzte er sich auf, doch das erwartete Schwindelgefühl blieb aus. Sofort fiel ihm ein großer, schwarzer, äußerst schwer wirkender Koffer auf, denn er war außer ihm selbst das einzige ungewöhnliche auf der schmalen Lichtung. Etwas glitzerte an seiner Vorderseite und noch bevor Harry sich versah, hatte seine alte Neugier auch schon von ihm Besitz ergriffen und er ging näher. Der Goldjunge war überrascht und auch beeindruckt, als sich das glänzende Rechteck als ein silberner Umschlag herausstellte, auf dem in kraftvoll geschwungenen Buchstaben sein Name stand. Erwartungsvoll, aber vor allem nervös, riss er den Brief herunter und brach das grüne Siegel, ohne sich näher mit dem Aufdruck zu beschäftigen. Ein weiteres silbernes Papier fiel ihm entgegen, voll geschrieben mit schwarzer Tinte, die in der Sonne grünlich schimmerte. Der schwarzhaarige Gryffindor versuchte es zu lesen, doch vor Aufregung verschwammen die Buchstaben vor seinen Augen und ein irrationaler Teil in ihm befürchtete, dass dies alles doch nur ein Traum war, aus dem er jeden Moment erwachen konnte. Aber nach dem sich der Junge wieder einiger Maßen beruhigt hatte, wurde die Schrift endlich klar. Hey Kleiner! Du kennst mich nicht – noch nicht – aber das kann dir für`s erste egal sein. Du fragst dich, warum ich dir ohne Gegenleistung zu verlangen Zeit schenke, doch du wirst irgendwann verstehen, dass es auch nur aus Eigennutz geschah. Dass dir mein Egoismus auch etwas bring ist lediglich Zufall und somit stehst du nicht in meiner Schuld, du kannst also ganz beruhigt sein. Du hast hier keine Aufgaben, keine Verpflichtungen – na ja, außer vielleicht deine Schulnoten – lass es dir einfach gut gehen und lern mal zu leben. Was du mit deiner Zeit anstellst, ist ganz dir überlassen. Jetzt zu den Details: Ich habe dich 21 Jahre in die Vergangenheit geschickt und dich in Hogwarts fürs sechst Jahr angemeldet. Damit es nicht zu sehr auffällt hab ich mich als dein Vater ausgegeben und behauptet, dass du die letzten Jahre wegen eines tragischen Unfalls sehr abgeschieden gelebt hast und bisher nur privat Unterricht hattest. Deine Narbe hab ich auch auf den Unfall geschoben. Keine Sorge, Fragen in diese Richtung brauchst du zumindest von den Lehrern nicht zu erwarten, denn ich hab Dumbi eindringlich davor gewarnt, dich darauf anzusprechen. Außerdem verdecken deine Haare die auffällige Blitzform sowieso fast komplett. Dein Name lautet in dieser Zeit Harry Raphael Natas. Dieser Koffer hier – sieh ihn als Geschenk an – sollte alles enthalten was du für dieses Jahr brauchst, nebenbei eine Liste, auf die ich dein – angebliches – Vorleben aufgeschrieben habe. Nur für den Fall... Ach ja, du hast eine Sondererlaubnis zwei Tage eher nach Hogwarts zu kommen, damit du dich gleich einleben kannst. So, hoffe mal, ich hab nichts vergessen. Wünsch dir viel Spaß, Kleiner! Ein Freund Harrys Augen wurden immer größer, während er las. Doch zwischendurch schmunzelte er, als der Fremde den Direktor mit Dumbi betitelt. Auch fiel ihm das grinsende Gesicht, das der Fremde neben seine Unterschrift gesetzt hatte auf und es wunderte ihn ein wenig, denn die Handschrift selbst sah äußerst autoritär und beherrscht aus, während der Smiley auf eine eher verspielte Seit dieser Person hindeutete. Harry wusste nicht warum, aber das machte den Fremden für ihn sehr viel sympathischer... 21 Jahre. Harry rechnete und es dauerte eine halbe Ewigkeit bis endlich die Erkenntnis durchsickerte, wo genau er eigentlich gelandet war. Die Ära der Rumtreiber! Der Gryffindor musste sich hinsetzten, als seine Beine plötzlich den Dienst versagten. Er hatte die Möglichkeit seine Eltern kennen zu lernen! Das war... das war so... unglaublich – unmöglich – überwältigend. Harry schüttelte den Kopf und berechnete noch einmal die aktuelle Jahreszahl, nur um wieder auf das gleiche Ergebnis zu kommen. Die Prozedur wiederholte er ganze fünf Mal, bis er sich sicher war, dass er trotz aller gegenteiligen Behauptungen Seiten Snapes, doch zählen konnte. Er war im Jahr 1976! Noch ganz betäubt von dieser Nachricht, richtete er sich wieder auf und öffnete den stehenden Überseekoffer. Er hatte allerdings nicht erwartet, sich gleich darauf in einem schmalen Gang wieder zu finden, von dem aus drei Türen abgingen. Der Koffer musste magisch vergrößert worden sein. Extrem vergrößert! Sein Blick fiel auf die Innenseite des Eingangs, an dem sein fiktiver Lebenslauf gepinnt war. Vorsichtig entfernten Harry das wichtige Pergament und steckte es in seine Tasche. Er nahm sich vor, es später genauer zu studieren, jetzt jedoch wollte er erst einmal seinen neuen Koffer erkunden... Gespannt trat er durch den ersten Durchgang und landete in einem Zimmer voller Kleidung, ein begehbarer Kleiderschank sozusagen. Umhänge, Hosen, Jacken, Hemden, Unterwäsche, Schuhe... Es gab praktisch nichts, was es nicht gab. Die überwiegenden Farben waren Schwarz und Grün, aber auch Silber, Blau, Weiß und Rot war zu finden und hin und wieder blitzte etwas gelbes und organes hervor. Ehrfürchtig glitten Harrys Hände über die Kleidungsstücke, die offenbar nicht nur nagelneu waren, sondern auch noch ziemlich teuer aussahen. Der Gryffindor war überwältigt! Sein ganzes Leben lang hatte er keine eigene Kleidung besessen und jetzt hatte er soviel davon, dass selbst Draco Malfoy bei diesem Anblick auf ein neidisches Häufchen Elend reduziert worden wäre. Harry nahm noch einmal den Brief zu Hand und überflog die wenigen Zeilen. ...sieh ihn als Geschenk an... Irritiert schüttelte der Junge den Kopf. Er war es nicht gewohnt, beschenkt zu werden. Nicht in einem solchen Ausmaß und schon gar nicht von einem völlig Fremden! Aber alles Grübeln brachte ihn auch nicht weiter. Noch einmal tief einatmend steckte er den Brief in seine Hosentasche zurück und betrat das nächste Zimmer. Harry hatte noch niemals eine Waffenkammer aus dem 17. Jahrhundert gesehen, aber er war sich absolut sicher, dass sie genau so ausgesehen hätte, wie dieser Raum... An den Wänden hingen Schwerter mit unterschiedlich geschliffenen Klingen und kunstvoll verzierten Scheiden, während in einer Glasvitrine aufwendig verarbeitete Dolche auslagen. Links davon lehnte eine Armbrust und gleich daneben lagerten Pfeile in mehreren Ausführungen. Auch ein kleines Bücherregal beinhaltete der Raum. Harry war... verwirrt und ganz leicht verunsichert. Nicht nur, dass er keine Ahnung hatte, wie viel das hier schon wieder alles gekostet haben musste, noch viel weniger wusste er, was er damit tun sollte? Das hier konnte ja schlecht als Freizeitbeschäftigung gemeint sein... Oder etwa doch?! Etwas zögernd trat er weiter in den leicht abgedunkelten Raum, ließ die Waffen jedoch unberührt und überflog nur schnell die Buchrücken. Er fand Titel wie: `Scheidende Argumente`, `Kampfkünste im Wandel der Zeit`, `Lautloser Tod`, oder `Kampftechniken für Anfänger`. Der Griffindor beschoss, die Sachen erst mal so zu lassen wie sie waren und widmete sich der letzten Tür. Zu seiner Erleichterung offenbarte sich hier lediglich ein Arbeitszimmer mit einem großen Schreibtisch und leeren Bücherregalen. Ein schmales Kästchen mit verschnörkelten Mustern auf einem Beistelltisch gleich rechts der Tür erregte Harrys Aufmerksamkeit als erstes. Es lies sich mit einem leisen Klacken öffnen und noch bevor der Deckel ganz oben war, erklang eine sachte Melodie. Harry stockte mitten in der Bewegung. Die reinen, harmonischen Töne schienen wie Wasser über seine Haut zu fließen und erweckten eine Vertrautheit in ihm, die er sich beim besten Willen nicht erklären konnte. Gebannt lauschte der Junge der Melodie bis auch der letzte Ton verklungen war und selbst dann dauerte es noch Minuten, bis er sich wieder ganz gefangen hatte. Verwirrt und sich fragend, ob das jetzt zum Dauerzustand werden würde, schüttelte Harry den Kopf. Der tranceähnliche Zustand verschwand jedoch schnell wieder und mit ihm das unangebrachte Gefühl, die Melodie kennen zu müssen. Sich ablenkend fiel der Blick des Gryffindors auf den Inhalt des Kästchens. Es war eine silberne Kette mit einem seltsam geformten Kreuz als Anhänger, besetzt mit blutroten, sanft schimmernden Rubinen. Fasziniert strich Harry über das wertvolle Stück, was ein angenehmes Kribbeln in seinen Fingerspitzen verursachte, bevor er das Kästchen wieder vorsichtig verschloss. Harrys letzter Weg führte ihn an seinen neuen, aber völlig überfüllt wirkenden Schreibtisch. Bücher türmten sich auf der einen Seite mit einem Zettel oben drauf, auf dem in krakeliger Schrift „Schulbücher“ stand, auf der anderen Seite reihten sich etwas 20 Phiolen mit unterschiedlich schimmernden Zaubertränken auf, jede davon ausführlich beschriftet. Und zwischen Stapeln leeren Pergaments und unbenutzten Federn dominiert ein prall gefüllter Lederbeutel, den man schon fast als Sack bezeichnen konnte, die auf Hochglanz polierte Schreibtischplatte. Der Gryffindor packte das schwer Ding und zurrte es auf, nur um gleich darauf scharf die Luft einzuziehen. Der Beutel war voll gestopft mit Gallonen... * * * Harry starrte eine Weile ziellos ins Leere, nur um erneut zu erkennen, dass er absolut keine Ahnung hatte, was hier vor sich ging. Wieso gab jemand, der ihm absolut fremd war, solche Unmengen Geld für ihn aus? Der Goldjunge wollte ja gern genießen, was man ihm bot, aber es war einfach zu viel des Guten. Es musste doch irgendwo einen Hacken geben! Auf Harrys Stirn bildete sich eine steile Falte und die scharf geschnittenen Augenbrauen bildeten fast eine Linie, als er die Augen verengte und gewissenhaft alle Fakten zusammentrug, die er kannte. Dummerweise war sein Wissen wo und in welcher Zeit er gelandet war, sein einziger Anhaltspunkt, den er bisher hatte. Das Wer, Wie und Warum lag völlig im Dunkeln und selbst Snapes Kopf, mit seiner ganzen kolossalen Logik, hätte bei so dürftigen Informationen keine vernünftige Erklärung ausgespuckt. Wo nichts war, konnte man einfach nichts schlussfolgern... Die Schultern des Gryffindor sackten ein wenig nach unten, bevor er entschieden den Kopf schüttelte und sich wieder dem Koffer zuwandte. Es brachte gar nichts, wenn er hier über Dinge grübelte die sich seinem Verstand entzogen. Er hatte ohnehin nichts mehr zu verlieren. Außerdem gab es jetzt dringendere Probleme, denen sich der Held der zukünftigen Zauberwelt zu widmen hatte. Nämlich wie er diesen tonnenschweren Koffer nach Hogwarts schleppen sollte! Harry tastete nach seinem Zauberstab, der sich – oh Wunder! – tatsächlich in seiner Hosentasche befand und wollte den Koffer gerade mit einem Schwebezauber belegen, als ihm etwas anderes einfiel. Er war offiziell noch immer minderjährig und die Sondergenehmigung aus seiner Zeit galt hier wohl kaum. Und da die Schulzeit ja noch nicht begonnen hatte... Er hatte wirklich keine Lust, die hoch beschäftigten Ministeriumsangestellten – der Gryffindor erlaubte sich ein kleines Lachen – einen Grund zu liefern, sich näher mit ihm beschäftigen zu müssen. Obwohl es wirklich interessant zu wissen wäre, ob sie ihn überhaupt orten konnten, wo er doch in dieser Zeit gar nicht registriert war. Trotzdem! Harry wollte es nicht, noch brauchte er es darauf ankommen zu lassen. Um das Böse zu bekämpfen, wie es der Leiter des Phönixordens immer so schön ausdrückte, musste er natürlich auch lernen, nicht auf sich aufmerksam zu machen. Dass er mit diesem Wissen auch das Ministerium umgehen konnte, war zwar wahrscheinlich nicht eingeplant. Aber, hey! Irgendetwas positives musste dabei ja auch für ihn raus springen. Der Gryffindor grinste sacht, sprach einen Zauber, der die Magiesignatur von schwachen Sprüchen verwischte und diese somit nicht mehr lokalisierbar waren, schickte sofort darauf einen Fluch hinterher, der den eben gesprochenen Zauber nachträglich von möglichen Ortungsgeräten tilgte und schließlich bediente er sich noch einiger Zauberbanne, die ihn auch in Zukunft für die Schnüffler des Ministeriums unsichtbar machen würden, bevor er das Monstrum von Koffer sacht mit dem Zauberstab antippte und den nun kinderleichten Kasten hinter sich herschweben ließ. Auf dem Weg zum Schloss musste Harry darüber nachdenken, wer ihm diese nicht ganz so weismagischen, aber ausgesprochen nützlichen Sprüche beigebracht hatte. Nämlich Snape. Der Verräter Severus Snape. Diese schleimige, miese, hässliche, überdimensionierte Fledermaus! – Harry ließ seine abschweifenden Gedanken wieder auf den ursprünglichen Punk kommen. Es war merkwürdig! Der Tränkemeister hatte ihn letztes Jahr zwar mit unzähligen Zaubertränken gequält, aber den Großteil ihrer Zeit hatten sie mit Okklumentik, Ritualen und Verschleierungssprüchen verbracht. Zaubersprüche, die sich nicht nur gewagt auf der Grenze zwischen Schwarzer und Weißer Magie bewegten, sondern schon ein ganzes Stück in unbekannten, schwarzen Tiefen lagen. Hätte Harry dem Direktor erzählt, was er in diesen Stunden bei Snape alles lernte, hätte der schleimige Giftmischer vermutlich mächtigen Ärger bekommen. Aber seltsamerweise hatte der Gryffindor gerade bei diesen Zaubern das Gefühl, dass er sie später noch brauchen konnte und auch wenn ihn Snape immer wieder bis aufs Blut reizte, dieses kleine, aber bedeutende Geheimnis zwischen ihnen war nie über Harrys Lippen gekommen. Aber jetzt, im nachhinein, war es einfach unlogisch. Warum half ihm Snape mit solch wichtigen Sprüchen, obwohl er dabei selbst seinen Kopf riskierte, nur um ihn dann später auszuliefern. Und Harry konnte einfach nicht glauben, dass er auf Dumbledors Anweisung hin handelte. Das hätte sämtliche Prinzipien des Direktors über den Haufen geworfen. Der Griffindor unterbrach seine Gedanken, als er vor den riesigen Toren Hogwarts ankam. Die gewaltige Pforte ragte meterweit vor ihm in die Höhe, doch Harry ließ sich schon lange nicht mehr von scheinbar unüberwindbaren Hindernissen beeindrucken. Beherzt schlug er ein paar mal mit der Faust dagegen und tatsächlich öffneten sich nach kurzer Wartezeit, untermalt mit einem tiefen, erfurch gebietenden Knarren ein schmaler Spalt und heraus lugte... Filch. Verdammt. Harry verdrehte innerlich die Augen. Den hatte es in dieser Epoche ja auch schon gegeben, auch wenn er noch wesentlich jünger, aber mindestens eben so griesgrämig aussah. Die verjüngte Ausgabe des Hausmeisters schien jedoch wenig erfreut über den verfrühten Besuch, sprich, er zog eine Mine, als hätte er konzentrierten Zitronensaft eingeflösst bekommen. „Potter! Was zum Teufel willst du hier? Die Schule beginnt erst in zwei Tagen und wenn du nicht gleich am ersten Abend Bekanntschaft mit meinen Daumenschrauben machen willst, dann mach, dass du Land gewinnst!“ Harry blinzelte irritiert, dass war nicht die Begrüßung, oder viel mehr, dass war viel zu genau die Begrüßung die er erwartet hatte. Filch konnte ihn doch gar nicht kennen, er war doch... Der Gryffindor schlug sich geistig gegen die Stirn, als der Groschen endlich fiel. Natürlich. Der Hausmeister meinte, er sei sein eigener Vater... Ein warmes Gefühl stieg bei diesem Gedanken in Harry auf und er musste ein lächeln unterdrücken. „Verzeihung, aber ich glaube, Sie verwechseln mich.“, entgegnete der Schwarzhaarige möglichst höflich, aber der Schalk tanzte in seinen Augen „Ich bin Harry Raphael Natass und bin hier um mit Direktor Dumbledore zu sprechen. Wenn Sie mich bitte zu ihm bringen würden?“ Filch wollte etwas – sicher wenig freundliches – erwidern, als er das erste mal aufmerksam in das Gesicht seines Gegenübers blickte und hinter den Brillengläsern versteckt, in strahlend smaragdgrüne Augen sah. Augen, wie er sie niemals zuvor gesehen hatte und die schon gar nicht dem verwöhnten Bengel der Potters gehören konnten. Filch blinzelte ihn aus hervorquellenden Augen an und rückte mit seinem Gesicht noch ein Stückchen näher, nur um sicher zu gehen. Doch die leuchtenden Smaragde blieben die selben. „Nun... ähm... nichts für ungut.“ Der Hausmeister richtete sich wieder auf und trat einen Schritt zurück um Harry eintreten zu lassen. „Sie sehen aus wie einer der Unruhestifter die hier zur Schule gehen.“ Filch warf dem Jungen noch einmal einen prüfenden Blick zu, welcher sich nur noch schwer das Grinsen verkneifen konnte, hatte Harry den stets mürrischen Hausmeister doch selten so nahe am peinlich Berührt sein erlebt. „Ähm... ja. Folgen sie mir. Ich werde Sie zum Direktor bringen. Sie können ihr Gepäck derweilen in der Eingangshalle stehen lassen.“ Harry nickte und befolgte Filchs Anweisung, schickte jedoch unbemerkt von diesem noch einen starken Sicherungszauber hinterher. Man konnte ja nie wissen... Still und mit festem Blick nach vorn, hielt Harry mit dem Hausmeister Schritt, sich den aufdringlichen Blicke der Rüstungen und Bilder überdeutlich bewusst. Dennoch war dem Goldjungen nicht klar, wie sehr er schon in den ersten Minuten seines Aufenthalts aus der Norm fiel. Schüler und auch jeder andere, der Hogwarts das erste mal betrat, war stets beeindruckt, von der Atmosphäre, die das Schloss ausstrahlte. – Nun, Harry hatte als Elfjähriger auch aus großen, staunenden Augen jedes Detail in sich aufgesogen, inzwischen war es für ihn jedoch Normalität. Ein Neuankömmling hätte sich höchst wahrscheinlich auch der unmöglich erscheinenden Aufgabe gewidmet, sich den verwinkelten Weg über bockige Treppen, vorbei an versteckten Fallen und vermeintlichen Fixpunkten, die sich plötzlich dazu entschieden heute da und morgen wo anders zu sein, – mal ganz abgesehen von den Wänden, Türen und Fenstern, die auch nach Lust und Laune ihre Funktionalität änderten – zu merken. Aber der Gryffindor kannte das Schloss inzwischen wie seine Westentasche und den Weg zum Direktorenbüro fand er praktisch schon mit geschlossenen Augen. Und sollte auch dieses Verhalten nicht der Fall sein, dann hätte ein Neulinge zumindest damit zu tun gehabt, sich vor Filch zu fürchten, doch der war nach den ereignisreichen Jahren für Harry auch nur noch Nebensache und außerdem wusste er, dass Katzenliebhaber auch in dieser Zeit keine Erlaubnis für mediävale Foltermethoden hatte. Folglich verhielt sich der Goldjunge so gar nicht wie es ein neuer Schüler tun sollte, was den ehrwürdigen Einwohnern, die die Entwicklung unzähliger Kinder mitverfolgt hatten, natürlich sofort auffiel und dazu kam dann auch noch die unübersehbare Ähnlichkeit mit James Potter. Tratschsüchtig, wie der Großteil von ihnen war, verbreitete sich die Nachricht sofort wie ein Buschfeuer an den Mauern des Schlosses entlang und erreichte das Büro Dumbledores noch vor Harry selbst. Der Gryffindor bekam von den Schlussfolgerungen über ihn nichts mit, außerdem war er das Flüstern hinter seinem Rücken schon so gewohnt, dass er es routiniert einfach aus seinem Verstand ausblendete. Ruhig beobachtete der Junge wie Filch das Passwort murmelte und der steinerne Wächter zur Seite rückte um der Wendeltreppe platz zu machen. Innerlich sah es in dem Jungen-der-Lebt jedoch ganz anders aus... Schon seit er den Hausmeister gebeten hatte, ihn zum Schulleiter zu bringen, wurde er das Gefühl nicht los, dass es ein Problem war, dass er bis auf die Augen das Ebenbild seines Vaters war! Aber er verbannte seine beunruhigende Ahnung und konzentrierte sich aufs Wesentlich, als Filch an die Bürotür des Direktors klopfte. „Komm rein Argus.“, drang es dumpf durch das Holz, aber auch darüber wunderte sich Harry nicht mehr. Er wusste wie viele, und vor allem welche, Mittel Dumbledore zur Verfügung hatte, um über die Geschehnisse auf Hogwarts informiert zu werden. Der Hausmeister trat in den Raum, Harry jedoch hielt sich erst einmal zurück und blieb an der Tür stehen. „Direktor, der junge Bursche hat mich gebeten ihn zu Ihnen zu bringen.“, erklärte Filch mit der selben schleppenden Stimme, die er auch in der Zukunft hatte, wenn er mit dem Direktor sprach. „Ich weis, danke Argus.“, erwiderte der weißbärtige Mann, was den Hausmeister dazu brachte nach einem knappen Nicken sofort das Weite zu suchen und Harry noch ein Stück weiter in den Raum zu schieben, um dann die Tür hinter ihm zu schließen. „Nur herein junger Mann. Ich hoffe Sie hatten eine angenehme Reise?“ Der Direktor schmunzelte über die scheinbare Schüchternheit seines neuen Schülers, bevor er ihn mit einem intensiven Blick unter die Lupe nahm. Und Harrys schlechte Vorahnung stieg gleich noch mal um das Doppelte an, als auch Dumbledore ihn erstaunt, wenn gleich sehr viel freundlicher als Filch musterte. „Ja, danke. Außerdem Ich bin hier sehr freundlich begrüßt worden. Da fühlt man sich doch gleich heimisch.“, warf der Gryffindor mit leiser Ironie hinterher und setzte sich auf den angebotenen Stuhl vor den Schreibtisch des Direktors. Angespannt beobachtete der Goldjunge den nicht sehr viel jünger aussehenden Direktor, während dieser in einigen Blättern wühlte. Harry tendierte dazu zu glauben, dass es Anmeldungsformulare waren, als der Blick des alten Mannes noch ein weiteres Mal sein Gesicht streifte. Dumbledore verbarg es recht geschickt, doch Harry kannte seinen Mentor inzwischen zu gut, als dass ihm dessen Irritation entgangen wäre. „So. Wenn ich mich kurz vorstellen darf, ich bin Albus Dumbledore, Schulleiter von Hogwarts. Und wenn ich recht informiert bin, dann sind Sie Mister Natas?“, fragte der Direktor gutgelaunt und seine blauen Augen funkelten über den Rand der halbmondförmigen Brille. Harry nickte und rutschte unruhig auf dem weichen Ledersessel herum. Es war unwahrscheinlich, dass Dumbledore, allein aus der Tatsache, dass er aussah wie James Potter, sofort erkannte, dass er aus der Zukunft kam und ihn zurückschickte, aber Harry hatte nichts desto trotz Angst, dass es passieren könnte. „Ihr Vater hat bereits alle Formalitäten geregelt. Sie werden bis zur Ankunft der anderen Schüler ein separates Zimmer erhalten. Beim Willkommensbankett werden sie dann in eines der vier Häuser von Hogwarts eingeteilt, wo sie dann auch ihre Wohnräumlichkeiten für das nächste Jahr beziehen werden.“, erklärte der alte Mann freundlich. Aber Harry wurde das Gefühl nicht los, das er immer noch nachdenklich sein Gesicht inspizierte. „Ich nehme an, Sie sind über die internen Häuser und Hogwarts im allgemeinen in Kenntnis gesetzt worden?“ „Ja, Sir.“, bestätigte der Gryffindor artig, während er versuchte seine ineinander verkrampften Hände ein wenig zu lockern. Es überraschte Harry selbst, wie nervös und verkrampft er war. Er kam sich schon beinahe paranoid vor, aber der Gedanke, dass ihm Dumbledore diese einmalige Chance zerstören könnte, machte den Goldjungen beinahe verrückt und Harry fragte sich inzwischen wie er so unvorsichtig hatte sein können, mit unverändertem Aussehen hier aufzutauchen. Die Euphorie, wo er gelandet war musste ihm völlig die Sinne vernebelt haben. Harry hoffte inzwischen nur noch, das er schnellst möglich wieder aus diesem Büro verschwinden konnte. Der Direktor lächelte verbindlich. „Schön, schön. Möchten Sie Zitronendrops?“ Harry verneinte höflich die obligatorische Frage und schüttelte den Kopf. Mit seinen Augen streiften er dabei die blauen Irden Dumbledors und ganz plötzlich passierte es... Ein leichtes Kribbeln direkt über seiner Nasenwurzel lies den Gryffindor innerlich zusammen zucken. Seine Nackenhärchen stellten sich auf, während sämtliche seiner Instinkte in schrillen Tönen Alarm schlugen. Der Reflex, den ihm dieses Ass von Snape in unzähligen Demütigungen wie eine Mantra eingetrichtert hatte, war so gut antrainiert, dass sein Gedankenschild schon stand, während sein Verstand noch einordnen musste, was eigentlich passiert war. Jemand versuchte gerade in seine Gedanken einzudringen! Vorsichtig und ohne Nachdruck, beinahe unbemerkt, tastete jemand nach seinen Erinnerungen und Harry senkte sofort seinen Blick und starrte auf seine Hände, um seine Fassungslosigkeit zu verbergen, als ihm klar wurde, dass nur der Direktor als Täter in Frage kam. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Dumbledore! Ausgerechnet Dumbledore der ihm immer und immer wieder gepredigt hatte, wie wichtig es war die Gabe der Legilimentik mit bedacht und nur in Notfällen einzusetzen, da es eine massives eindringen in die Privatsphäre darstellte und sogar gesetzeswidrig war, versuchte ihn zu lesen! Harry schloss kurz die Augen und versuchte den Smalltalk, den der Dirketor versucht mit ihm zu führen, völlig auszublenden. Er wollte nicht zulassen, dass dieser merkte, dass sein Vorgehen auf Widerstand gestoßen war, dass war ein Geheimnis, dass er unter vielen anderen lieber für sich behalten wollte. Und da Dumbeldor nur die leichte, aber unauffällige Variante von Legilimentik anwandte, schaffte er es vielleicht, ihn zu täuschen. Er musste es einfach schaffen! Unter größter Anstrengung dachte der Gryffindor an etwas unverfängliches. An Filch und sein Gespräch mit diesem in der Eingangshalle, an den Weg, den er zum Direktorenbüro zurückgelegt hatte... Harry klammerte sich mit aller Macht an diese Erinnerungen, während er zusammenhangslos zu den Verboten, die der Schulleiter gerade aufzählte, nickte und rasch spürte er den schwachen Magiefluss, der die heraufbeschworenen Erinnerungen fand und sich an ihnen labte. Aber die fremde Präsenz verschwand nicht, schien sich stattdessen noch ein Stück tiefer in seine Gedanken zu drängen, unbefriedigt von dem Wenigen, das sie gefunden hatte. Harry brach inzwischen der kalte Schweiß aus und vor Anstrengung hörte er bereits sein Blut in den Ohren rauschen. Sein Kampf mit Voldemort hatte ihm zu viele seiner Energiereserven geraubt und die Anstrengungen der letzten Stunden holten ihn ein, überrollten ihn beinahe. Doch so plötzlich der Ansturm auf seine Gedanken begonnen hatte, so unerwartet endete er auch wieder. Harry verhinderte gerade noch so, das er befreit aufseufzte, als der Druck gegen seine Schläfen endlich verschwand. „Sie sehen erschöpft aus, Mister Natas.“ Dumbeldors mitfühlende Stimme erreichte den Gryffidnor kaum, dennoch spürte er sofort eine unglaubliche Wut in sich aufsteigen. Was bildete sich der Kerl eigentlich ein?! Erst versuchen in seien Verstand einzudringen und dann den besorgten Lehrer mimen! „Vielleicht sollten Sie sich jetzt zurückziehen und ein wenig ausruhen. Ihre Reise war sicher anstrengend.“ Harry riss sich zusammen um dem alten Mann nicht etwas wirklich niveauloses an den Kopf zu schmeißen. „Ja. Sicher.“, murmelte der Gryffindor und räusperte sich kurz, als er merkte, dass seine Stimme rau und kratzig klang, „Wo waren meine Räumlichkeiten noch gleich?“ „Von der Einganghalle aus, dritter Gang von Rechts. Fünfte Tür links. Das Bild einer Ältern Dame dient als Tür, eine Falkenstatue befindet sich gegenüber. Soll ich Sie nicht lieber begleiten? In bin bereits seit Jahren Schulleiter und selbst ich verlaufe mich noch ab und zu.“, bot der Direktor amüsiert und gleichzeitig besorgt an. Doch etwas lauerndes lag in seinem Blick, das Harry bis zu diesem Tag noch niemals aufgefallen war. „Nein. Vielen dank Direktor. Ich bin sicher, ich werde mich zurechtfinden.“, währte der Gryffindor hastig ab und trat auf die Tür zu, das leichte Schwindelgefühl ignorierend „Guten Tag, Mr. Dumbledor.“ Harry wartete nicht mehr auf den Gruß des Direktors, sondern verließ schnellst möglich dessen Territorium. Er konnte es immer noch nicht recht glauben, was gerade passiert war. Er hatte den Direktor seit Sirius Tod niemals mehr sein volles Vertrauen geschenkt, aber dieser... dieser Verrat, diese Dreistigkeit, mit der Dumbledore gerade seine eigenen Prinzipien, über Bord geworfen hatte, hatte Harry schwerer getroffen, als er es sich eingestehen wollte. Was haltet ihr davon? Liebe Grüße Chant Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)