Große Jungs weinen nicht, von abgemeldet (denn das ist peinlich.) ================================================================================ Kapitel 8: Der Plan in Aktion ----------------------------- Aloha lieber Leser! Ich wollte mich nur kurz für deine Aufmerksamkeit (du liest mein Geschreibsel) und deine Zeit, die du hier hinein investierst (du schreibst einen Kommentar), bedanken! Du machst damit meinen Tag ein wenig heller! Merci! Ungläubig starrte Mokuba auf das Gebäude vor ihnen. Erst hatte er sich nichts dabei gedacht, dass Joey seinen Roller gerade hier geparkt hatte. Das war hier schließlich das Viertel Dominos, in dem die meisten Computerfirmen ansässig waren. Doch der größere Junge war zielstrebig auf den Glaspalast vor ihnen zugeschritten und sah ihn nun erwartungsvoll an. „Na Mokuba, da biste platt, was?“ erkundigte er sich mit einem zufriedenem Grinsen, doch Mokuba schüttelte abwehrend den Kopf. „Das geht nicht, Joey!“ „Und warum nicht? Hier gibt's alles was du wolltest und du kennst dich doch bestimmt bestens hier aus. Außerdem habe ich die hier.“ Triumphierend hielt Joey eine silberne Scheckkarte in die Höhe auf der die Buchstaben „KC“ eingeprägt waren. „Wo hast du die her?“ entwich es Mokuba überrascht. „Hast du sie etwa geklaut?“ Lachend schüttelte Joey seine blonde Mähne. „Betriebsgeheimnis, Kleiner. Aber keine Angst, meine Quelle ist einfach nur angenervt von den neuen Besitzern. Musste mir ne halbe Stunde lang anhören wie toll es doch vorher unter euch in der Corp gewesen wär. War ganz schön einschläfernd.“ Wie um seine Aussage zu unterstreichen gähnte Joey herzhaft. Doch Mokuba wehrte weiterhin ab. „Das ist wirklich keine gute Idee. Das Gebäude der Kaiba Corporation ist das best gesicherte der Welt! Niemand kann es betreten ohne ausgiebig überprüft zu werden. Alle Aktivitäten werden festgehalten! Wir werden auf jeden Fall erwischt. Lass uns lieber wieder gehen.“ Doch anstatt sich sofort umzudrehen, blieb der weiterhin stehen und betrachtete das Gebäude vor ihnen schon fast sehnsüchtig. „Die neuen Leute sparen alles ein was geht. Die sollen euch als 'paranoid' bezeichnet und dann jede Menge Sicherheitsleute gefeuert haben. Sollen sogar die Kameras abgebaut und verscherbelt haben. Die nehmen hier alles auseinander.“ Joey winkte verächtlich ab. „Hier wird niemand mitbekommen, dass sie Gäste haben.“ Unschlüssig blickte Mokuba von Joey, zu der silbernen Karte in dessen Hand und dem Gebäude der KC. Immer wieder schüttelte er den Kopf, doch bewegte sich auch keinen Zentimeter in Richtung Roller. Joey beobachtete währenddessen das abgedunkelte Gebäude. Er hatte sich ein wenig umgehört und herausgefunden, das seit der Übernahme immer weniger Menschen hier arbeiteten und die, die noch hier waren, immer früh gingen. Jetzt, gegen neun, würde sich nur noch ein Wachmann in dem Gebäude aufhalten. Doch ohne die Hilfe der entfernten Überwachungskameras und Bewegungsmelder würde er ihre Anwesenheit gar nicht mitbekommen. „Okay, lass es uns tun.“ kam es endlich entschlossen von Mokuba. Mit einem Grinsen überreichte Joey ihm die silberne Karte. „Ist das Teil echt sowas wie ein Generalschlüssel?“ erkundigte er sich interessiert bei Mokuba, während dieser die Karte durch ein Lesegerät zog. Mokuba schüttelte den Kopf. „Dies ist eine gewöhnliche Zugangskarte. Alle Mitarbeiter besitzen eine.“ informierte er den Blonden. Nach einem leisen Piepen tippte er eine kurze Zahlenkombination in das dafür vorgesehene Pad. „Heißt das, sie hilft uns gar nicht weiter?“ Joey sah ihn enttäuscht an. „Hat mich der Typ doch über den Tisch gezogen.“ murmelte er verärgert. „Der kann was erleben.“ Doch Mokuba schüttelte den Kopf. „Innerhalb des Gebäudes und des jeweiligen Arbeitsbereiches öffnet sie alle wichtigen Türen. Aber ohne einen Code kommst du nicht hinein ins Gebäude.“ Ein grünes Licht leuchtete am Lesegerät auf und mit einem Summen öffnete sich die Tür vor ihnen. „Aber da ich einen Universalcode besitze, ist das kein Problem für uns.“ Verschmitzt grinsend bedeutete er Joey ihm zu folgen. Anerkennend nickend folgte dieser ihm. „Nicht schlecht. Aus dir wird noch was.“ Sie gingen durch endlos scheinende Korridore, die für Joey alle gleich aussahen. Es gab keine Fenster oder andere Anhaltspunkte und schon bald hatte er völlig die Orientierung verloren. Doch Mokuba schien genau zu wissen wo er hin wollte und schritt zielstrebig voran. „Da sind wir!“ Andächtig öffnete er eine der vielen grauen Türen, von denen es mindestens zwanzig in diesem Gang gab. Sobald die Tür aufschwang, ging drinnen das Licht an und offenbarte einen völlig in weiß gehaltenen Raum. Überall wurde das Licht von spiegelnden Oberflächen reflektiert und Joey schloss geblendet die Augen. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die grelle Umgebung. Neugierig folgte er Mokuba in den Raum und sah sich gespannt um. „Is ja nicht grad sehr gemütlich hier.“ bemerkte er und hielt vergeblich nach irgendetwas privatem Ausschau, das etwas über die Leute verraten könnte, die hier arbeiteten. „Ein paar Poster oder so würden echt helfen.“ „Dieser Raum wird wöchentlich vakuumisiert.“, erwiderte Mokuba ihm abwesend, „Frei herumliegende Gegenstände würden dabei eingesaugt.“ Der kleine Schwarzhaarige hatte eine Klappe in der Wand geöffnet und legte nun verschiedene Schalter um. Daraufhin erwachten mehrere Dinge zum Leben. Überall begann es zu piepen und Lämpchen blinkten auf. „Vakuumisiert?“ „Alle Luft wird abgesaugt.“ „Warum?“ Mokubas Kopf tauchte hinter einem Monitor auf und starrte Joey verwirrt an. „Um den Staub abzusaugen, warum sonst?“ erwiderte er. „Habt ihr keine Putzfrauen?“ erkundigte sich Joey und strich geistesabwesend über eine der weißen Arbeitsflächen. Für einen Moment sah ihn Mokuba nur stumm an, dann verschwand er wieder hinter seinem Bildschirm. „Zu ineffizient.“ bemerkte er trocken. „Das heißt, es wäre teurer und würde nicht das gleiche Ergebnis erzielen.“ fügte er nach einem Augenblick der Stille hinzu. Joey klappte seinen Mund wieder zu. Flackernd manifestierte sich ein frei schwebendes Hologramm in der Mitte des Raumes. Joey betrachtete interessiert, wie immer neue Zeilen blinkend auftauchten. Er versuchte das Geschrieben zu entziffern, aber da es sich um Zahlenfolgen und Zeichen handelte, gab er gleich wieder auf. „Was genau machst du eigentlich hier?“ Er stellte sich hinter den Jüngeren und beobachtete wie dessen Finger über eine Tastatur huschten. „Oder is das geheim?“ Mokuba hielt einen Moment inne und sah den anderen an. Dann wandte er sich wieder der Tastatur zu und erklärte Joey genau, was er hier erreichen wollte. „Du willst also eine Art Tamagotchi zum anfassen basteln?“ vergewisserte sich Joey als Mokuba geendet hatte. Dieser nickte. „Jedes Kind wünscht sich doch ein Haustier, aber nur die wenigstens können wirklich eins halten. Die bisherigen elektronischen Haustiere waren bei den Kunden sehr beliebt, doch ihre Aktionen waren sehr beschränkt. Mit unserer Duell-Software kann ich das jedoch ändern.“ Mit leuchtenden Augen sah Mokuba zu Joey auf. „Es ist ganz einfach, da die Software und die Hardware im Grunde schon vorhanden sind, man muss sie nur noch zusammenführen!“ Gedankenverloren nickte Joey. „Meine Schwester würde so ein Teil bestimmt super finden.“ Langsam erwachte Seto. Sein Rücken tat ihm weh und sein Kissen war ungewöhnlich hart. Als er die Augen aufschlug wurde ihm auch klar warum dem so war – er war über seinen Hausaufgaben eingeschlafen. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und erschrak. Es war schon zwei Stunden nach Mitternacht! Müde richtete er sich auf und öffnete seine Zimmertür. Im Haus war alles dunkel und still. Auf Zehenspitzen schlich er sich zur Zimmertür seines Bruders und öffnete diese leise. Mokuba lag tief und fest schlafend auf seinem Bett. Er musste schon vor einer ganzen Weile nach Hause gekommen sein. Einerseits ärgerte sich Seto, das er seinen Bruder nicht abgefangen hatte, als dieser nach Hause gekommen war. Andererseits war er erleichtert, dass ihm während seines Ausfluges mit Wheeler nichts zugestoßen zu sein schien. Seufzend ging er zum Mokubas Bett und deckte diesen wieder ordentlich zu. Liebevoll strich er dem Kleineren durchs rabenschwarze Haar. Dieser bewegte sich unruhig und murmelte etwas vor sich hin. Plötzlich erzitterte der kleine Körper und ein verzweifelt klingendes „Seto!“ verließ Mokubas Lippen. Beruhigend nahm Seto seinen Kopf in beide Hände. „Shh, ich bin ja da. Bald wird alles wieder gut.“ versprach er ihm leise. Er hatte es schon einmal geschafft sie aus der Klemme zu befreien, er würde es auch ein zweites mal hinbekommen. Genauso leise wie er gekommen war ging er zurück in sein eigenes Zimmer und legte sich ins Bett. Morgen schon könnte er den ersehnten Durchbruch schaffen. Mit diesem beruhigenden Gedanken schlief er ein. Doch der Durchbruch gelang ihm auch diesmal nicht und als er müde und ausgelaugt nach Hause kam, stand schon Wheeler mit seinem Roller vor der Tür. Wütend baute sich Seto vor ihm auf. „Was willst du schon wieder hier?“ fuhr er den anderen an. Lässig lehnte sich dieser auf seinem Roller zurück. „Keine Panik, Kaiba, ich will nicht zu dir.“ Ein unverschämtes Grinsen breitete sich auf Wheelers Gesicht aus, als hinter Seto die Tür auf ging und Mokuba hinaustrat. „Spring auf, Kumpel.“ begrüßte er ihn und hielt ihm seinen zweiten Helm hin. Seto versuchte mit seinem Blick seinen kleinen Bruder dazu zu bringen, nicht hinter Wheeler aufzusteigen. Doch dieser weigerte sich, ihm in die Augen zu sehen. Stattdessen drückte er sich an ihm vorbei und murmelte einen kurzen Abschiedsgruß, während er den dargebotenen Helm entgegennahm. Fassungslos verfolgte Seto, wie Mokuba sich hinter Joey auf den Roller schwang. „Ich werde auf dich warten.“ presste Seto hervor und drehte sich abrupt um. Die Haustür fiel krachend hinter ihm ins Schloss. „Hat heut wohl schlechte Laune.“ stellte Joey amüsiert fest und lies den Motor seines kleinen Gefährts aufheulen. Mokuba warf noch einmal einen schuldbewussten Blick zurück bevor sie um die nächste Ecke brausten. Es tat ihm leid, das er seinen Bruder so verlassen hatte, aber weder konnte er ihm sagen was er mit Joey tat, noch wo. Am Besten dachte er sich jetzt schon mal eine plausible Erklärung für später aus, denn Seto würde bestimmt einige Fragen haben. Vorsichtig schloss Mokuba die Haustür auf. Da er im Labor die Zeit aus den Augen verloren hatte, war er nun eine Stunde später als erlaubt zu Hause. Er hoffte nur, dass sich niemand zu viele Sorgen um ihn gemacht hatte. Doch entgegen seiner Befürchtungen wartete niemand im Flur auf ihn und auch als er die Haustür etwas lauter schloss, kam niemand angerannt. Verwundert und ein wenig verletzt ging er die Treppe hinauf in sein Zimmer. Als er die Klinke seiner Tür hinunterdrückte, wurde diese plötzlich von innen aufgerissen und er stand seinem Bruder gegenüber, der ihn wütend anfunkelte. „Wo kommst du jetzt erst her?“ fragte Seto ihn verärgert. „Ich habe die Zeit vergessen.“ gab Mokuba schuldbewusst zu. Seto schnaufte verächtlich und zog seinen kleinen Bruder ins Zimmer, um die Tür hinter sich zu schließen. „Und wo warst du?“ setzte Seto sein Verhör fort. Mokuba hatte lange nach einer glaubhaften Ausrede gesucht. „Ich war mit Joey in einer Karaoke-Bar.“ antwortete er ruhig. Er wusste das Seto Karaoke-Bars hasste. Das einzige was dort zählte war Talent. Man konnte sich nichts erarbeiten oder mit Geld kaufen, entweder man konnte singen oder man konnte es nicht. Und Seto gehörte der zweiten Kategorie an, was ihn früher sehr gewurmt hatte. Heute mied er solche Einrichtungen unter allen Umständen, deshalb würde er Mokuba auch nicht begleiten wollen, wenn dieser wieder mit Joey loszog. Nicht das sein großer Bruder jemals freiwillig irgendwohin mit Joey gehen würde, aber falls doch, war dies die perfekte Abschreckung. „Warum?“ Setos Augen durchbohrten ihn regelrecht. „Weil es uns Beiden Spaß macht.“ Die Antworten so kurz wie möglich halten und bloß nichts zu erklären versuchen, dadurch verstrickte man sich nur zu schnell in seinen Lügen und kam ins stolpern. Seto hatte ihm all das beigebracht, als Vorbereitung auf die Geschäftswelt. „Sie lügen alle.“ hatte er ihm damals erklärt. „Das ist das einzige worauf du dich wirklich verlassen kannst. Lass sie einfach reden und schon nach kurzer Zeit fallen sie über ihre eigenen Lügen, weil sie denken, dass du sie durchschaut hättest. Sie versuchen alles zu erklären und machen es dadurch nur noch schlimmer.“ Später hatte Mokuba entdeckt, das sein Bruder nicht ganz Recht hatte. Umso kleiner die Firma und ärmer der Besitzer, desto rechtschaffener war er meist. Aber mit der Wahrheit wurde man nicht reich, das hatte Mokuba schnell gelernt. Und so hatte er geübt und die Kunst des Vortäuschen sowie das viel Lärm um nichts machen zu perfektionieren. Jetzt sah er seinen Bruder betont zerknirscht an. „Es tut mir leid, dass ich zu spät nach Hause gekommen bin. Beim nächsten Mal achte ich besser auf die Zeit.“ Und im eigentlich tat es ihm auch wirklich leid. Er wusste, das dieser sich wirklich um ihn sorgte und das war gut zu wissen. Aber manchmal ging es ihm auch einfach nur auf die Nerven. „Beim nächsten Mal?“ erkundigte sich jetzt dieser misstrauisch. Mokuba nickte. „Morgen Abend.“ Stumm schüttelte Seto den Kopf. „Ich möchte nicht, dass du dich noch einmal alleine mit Wheeler triffst, okay? Der Junge ist eine Gefahr für die Öffentlichkeit.“ Irritiert sah sein großer Bruder auf ihn hinunter, doch Mokuba blickte nur stumm zurück. „Sei vernünftig, Mokuba. Was willst du denn von ihm? Der kann dir doch nicht im entferntesten das Wasser reichen. Seine Gesellschaft muss dich doch zu Tode langweilen.“ versuchte Seto ihn zu überzeugen. „Er ist vielleicht nicht der Schlaueste,“ Seto schnaubte belustigt, woraufhin Mokuba die Arme vor der Brust verschränkte, „Aber er ist immer bereit dazu zu lernen.“ „Mokuba ...“ Doch dieser ließ sich nur auf sein Bett fallen und verkündete, das er müde sei und ins Bett gehen wollte. Mit einem „Ich möchte es dir nicht verbieten müssen. Denk noch mal darüber nach.“ verließ sein großer Bruder ihn endlich. Erleichtert atmete der Kleine auf. Sich den Wünschen seines großen Bruders entgegenzustellen, fiel ihm nie leicht. Er liebte Seto über alles und er wusste, wieviel er ihm zu verdanken hatte, aber manchmal war er so – Mokuba suchte nach dem richtigen Wort für dieses Gefühl, doch alles was ihm einfiel war 'einschränkend'. Zum Glück war sein Bruder ihm nie so kalt und herrisch gegenüber, wie anderen Menschen. Auch wenn das früher einmal anders gewesen war. Doch das war damals, vor Yugi und seinem seltsamen Pyramidenanhänger. Seit dem hatte sich so einiges in Mokubas Leben verbessert, wenn man mal von den gelegentlichen Entführungen absah. Und natürlich von der Zeit, wo man ihm die Seele gestohlen hatte. Oder wo jemand von seinem Körper Besitz ergriffen hatten. Jeden Abend ereignete sich nun das selbe Schauspiel. „Wheeler kann doch nicht mal bis vier zählen!“ Mokuba streift seine Jacke über. „Im Gegenteil. Er kann so gar mit vierstelligen Zahlen Kopfrechnen.“ Mokuba zieht seine Schuhe an. „Jeder weiß, das er ein Schläger ist!“ Seto baut sich vor der Haustür auf. „Die einzigen Leute die er schlägt sind Herausforderer bei Tekken.“ Mokuba schlüpft an Seto vorbei. „Er denkt doch nur ans Essen!“ Für einen Moment hält Mokuba inne. „Ja, und?“ Kurz runzelt Seto die Stirn, dann zuckt er mit den Schultern. „Er hat ein überproportional aufgeblasenes Ego.“ Seto versucht den Türknauf zu erwischen, doch Mokuba hat die Tür schon geöffnet und ist hinaus geschlüpft. „Fass dich mal an die eigene Nase!“ Mokuba wirft den im Türrahmen stehendem Seto einen letzten Blick zu, bevor Joeys Roller um die nächste Ecke biegt. So oder so ähnlich verliefen die Gespräche der beiden Brüder jeden Abend. Kurz gesagt, durch die ständigen Angriffe erzielte Seto (wie so viele andere vor ihm) das genaue Gegenteil dessen, was er eigentlich hatte erreichen wollen – Mokuba begann sich für Joey zu interessieren und im Endeffekt, ihn zu mögen. Die ewige Streiterei belastete das Verhältnis der beiden Brüder mit den Wochen immer mehr. Irgendwann versuchte Seto Mokuba gewaltsam von seinen abendlichen Treffen abzuhalten und sperrte ihn in sein Zimmer. Doch Madam W. machte dem schnell ein Ende. Ab da weigerte Mokuba sich endgültig, mehr als nötig mit seinem großen Bruder zu reden. Zur großen Verwunderung von Anzu und Hiroto versuchte gerade Joey, zwischen den beiden zu vermitteln. „Vielleicht sollten wir uns heut mal nicht treffen. Mach doch lieber was mit deinem Bruder.“ schlug Joey Mokuba in der Mittagspause vor. Anzu sah fragend zu Hiroto hinüber, welcher aber nur mit den Schultern zuckte. Er wusste auch nicht, was Joey jetzt schon wieder ausheckte. „Nein danke.“ antwortete Mokuba ablehnend. „Der ist zur Zeit so genießbar wie eine Pampelmuse.“ „Also ich mag Pampelmusen.“ murmelte Anzu selbstvergessen vor sich hin. „Ich lasse mir lieber einen Weisheitszahn ziehen, als fünf Minuten mit Seto in einem Raum zu verbringen.“ verkündete Mokuba voller Überzeugung. „Er sieht ziemlich einsam aus.“ schaltete sich Yugi in das Gespräch ein. „Er vermisst dich bestimmt.“ Kurz sah Mokuba zu seinem Bruder hinüber, der die Pause wie immer alleine verbrachte, doch dann schüttelte er entschieden den Kopf. „Es ist seine eigene Schuld.“ verkündete er. „Wenn er wirklich Frieden wollte, würde er aufhören ständig andere fertig zu machen.“ „Ach komm, Mokuba. Sei kein Weichei.“ versuchte Joey ihn zu necken. „Ich bin kein Weichei!“ leicht gekränkt sah Mokuba zu ihm hinüber, „Und überhaupt, es geht ja nicht um mich.“ Die vier Freunde sahen ihn einen Moment lang überrascht an. „Meinst du Joey?“ hakte Anzu nach. Mokuba nickte, woraufhin alle den Kopf schüttelten. „Kleiner, wegen mir musst du dich doch net mit deinen Bruder zoffen! Das geht mir doch am Allerwertesten vorbei, was der über mich denkt.“ Joey klopfte Mokuba lachend auf die Schulter, doch der blieb ernst. „Wie kann dir das so egal sein?“ verlangte er von Joey zu wissen, „Seto kennt dich gar nicht, aber trotzdem macht er dich bei jeder Gelegenheit runter. Er ist anmaßend und arrogant!“ Wieder sahen ihn die vier Freunde an. „Ja, und?“ fragte Hiroto ihn leicht verwirrt. „Und man sollte ihm das nicht durchgehen lassen!“ aufgebracht stemmte Mokuba die Hände in die Hüfte. „Was soll denn das? Joey, du warst doch immer der Erste der ihm die Meinung gesagt hat. Willst du jetzt etwa auch vor ihm kuschen?“ Bestürzt schüttelte Joey seinen Kopf. „Nein, nein. Aber ....“ „Ich muss jetzt rein.“ unterbrach Mokuba ihn, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand im Schulgebäude. „Oh man, der Kleine ist ja echt sauer.“ stöhnte Joey und sah dann schuldbewusst zu Anzu hinüber. „Das wollt ich nicht, ehrlich nicht.“ jammerte er. Yugi klopfte ihn aufmunternd auf die Schultern. „Das ist doch nicht deine Schuld, Joey.“ versuchte er ihn zu beruhigen. „Ich hab dir gleich gesagt, das is ne Scheißidee.“ meinte Hiroto hinter ihm. Wütend fuhr Joey zu ihm herum. „Erstens haste das gar nicht und zweitens haste mich nicht gerade davon abgehalten!“ fuhr er seinen Freund an. Dieser richtete sich bedrohlich auf. „Natürlich hab ich dir das gesagt und bei deinem Dickkopf kann man ja lange versuchen ein bisschen Vernunft hineinzubekommen!“ Beide Jungen starrten sich wütend an. Vergeblich versuchten Yugi und Anzu die beiden zu beruhigen. Sie reagierten gar nicht auf ihre Worte und plötzlich sprang Joey auf Hiroto los. Erschrocken fuhren Yugi und Anzu zurück. Die beiden großen Jungen wälzten sich fluchend auf dem Boden, Fäuste trafen dumpf auf alle freien Stellen und beide rangen darum, die Oberhand zu bekommen. „Jetzt reicht es aber!“ zornig schnappte Anzu den Jungen, der ihr grade am nächsten war und zog ihn mit sich. Sie hatte Hiroto erwischte, der versuchte, sich aus ihrem Griff zu winden. Doch Anzu hielt ihn mit alle Kraft fest und versuchte ihn aus der Reichweite von Joeys Fäusten zu bekommen. Dabei geriet sie zwischen die beiden Kämpfer und plötzlich erwischte eine Faust sie mit voller Kraft an der Schläfe. Sie ging sofort zu Boden. „Anzu?!“ Drei erschrockene Augenpaare blickten auf sie hinab. „Anzu, das wollt ich nicht! Ich wollt dich nicht schlagen, ehrlich!“ „Joey Wheeler!“ Eine große Hand legte sich auf Joeys Schulter und riss ihn schwungvoll nach hinten. Drohend richtete sich der Sportlehrer vor ihm auf. „Joey Wheeler! Ich wusste ja, das du ein Unruhestifter bist, aber ein Mädchen schlagen? Das gibt jede Menge Strafarbeiten, darauf kannst du dich verlassen! Komm mit!“ Unsanft packte er Joey wieder an der Schulter und schob ihn in Richtung Schulgebäude. Panisch schaute dieser immer wieder zurück zu seinen Freunden, die Anzu gerade wieder auf die Beine halfen. „Das wollt ich echt nicht!“ rief er ihnen immer wieder zu, doch als er Hirotos finsteren Blick bemerkte schwieg er erschrocken. Kurz vor Schulschluss hatte Joey schon vier lange Gänge gewischt und eine Abstellkammer entrümpelt. Sein Rücken und seine Arme schmerzten, er war müde und sein linkes Auge schwoll langsam zu. Gerade hatte er damit begonnen die zweite Kammer aus zu räumen, als der Hausmeister Seto Kaiba herein bugsierte. „Immer noch so arrogant, was?“ brabbelte der alte Mann vor sich hin. „Behaupten, die Lehrerin irre sich. Ha, denkt er ist klüger als die Lehrerin! Na, das werden wir ihm noch austreiben.“ Kaiba befreite sich aus dem Griff des Hausmeisters und verschränkte abwehrend seine Arme. Dieser achtete aber nicht weiter auf ihn sondern wies zu Joey hinüber. „Du wirst dem hier helfen die ganzen Sachen zum Container hinter der Schule zu bringen, verstanden? Und wenn ihr fertig seid, kommt ihr um euch neue Aufgaben abzuholen, klar?“ Abschätzig musterte er die beiden Schüler, bevor er wieder kopfschüttelnd und vor sich hin murmelnd in sein Büro zurückkehrte. Joey hatte sich zu den beiden Neuankömmlingen umgedreht, doch als er Kaiba erkannte, drehte er sich sofort wieder weg. Darauf, mehrere Stunden mit Kaiba zusammenarbeiten zu müssen, hatte er nun wirklich keine Lust. Missmutig packte er weiter zerfledderte Bücher und kaputte Exponate aus dem Biologieraum in einen Pappkarton. Nachdem der Hausmeister gegangen war, blieb es still hinter Joey. Er vermutete, das Kaiba sich wahrscheinlich angewidert das ganze Gerümpel anschaute und überlegte, wie er sich am Besten aus der Sache herauswinden konnte. Joey beschloss innerlich, das ihm das herzlich egal sein konnte. Er wollte nur hier fertig werden und dann so schnell wie möglich zu Anzu, um sich zu entschuldigen. Und danach zu Hiroto. Joey schauderte es bei der Erinnerung an den finsteren Blick, den ihn Hiroto zugeworfen hatte. Sein bester Kumpel hatte ihn noch nie so angesehen und Joey gefiel das gar nicht. „Eure Quotenfrau hat ein wahrlich großes Horn davon getragen. Es passt zu ihrem Pferdegesicht.“ Bei Kaibas Worten versteifte sich Joey sofort. Wütend ballte er die Fäuste und drehte sich zu dem anderen um. „Ich wusste ja schon immer das du ein Prolet bist Wheeler, aber das hat sogar mich überrascht.“ fuhr Kaiba kühl fort und musterte Joey von oben bis unten. „Das wird hoffentlich auch Mokuba endlich die Augen öffnen.“ Joey hielt inne. Er hatte zwar gut Lust die Schlägerei von vorhin mit Kaiba fortzusetzen, aber vielleicht war es Zeit für seine heutige gute Tat. Er atmete mehrmals tief ein und aus und versuchte, seinen Ärger hinunter zu schlucken. Kaiba beobachtete seine Bemühungen desinteressiert. „Mokuba ist ganz schön sauer auf dich.“ bemerkte Joey woraufhin sich Kaibas Gesichtszüge sofort verdunkelten. „Woran du Schuld bist.“ war seine prompte Antwort. Joey schüttelte seinen Kopf. „Da bist du selber Schuld. Mokuba ist kein Kind mehr! Du solltest ihm mehr vertrauen und so. Der Junge ist alt genug um selber zu wissen was er tut.“ „Ich brauche keine Ratschläge von dir, Wheeler!“ Wütend funkelte Kaiba ihn an. „Was denkst du eigentlich, wer du bist? Denkst du etwa, nur weil du ein bisschen Zeit mit Mokuba verbringst, das du ihn kennst?“ „Und denkst du, nur weil du sein Bruder bist, kennst du ihn? Wann hast du denn das letzte Mal richtig mit ihm geredet? Weißt du eigentlich was wir wirklich zusammen machen?“ Für einen Moment stockte Kaiba. Es schien als wüsste er nicht, was darauf antworten sollte. Doch schnell fing er sich wieder. „Natürlich kenne ich meinen Bruder besser als du und er hat mir gesagt, was ihr jeden Abend tut und ich finde es einfach nur traurig und reine Zeitverschwendung. Im übrigen solltest du ihn endlich in Ruhe lassen, sonst setze ich unsere kleine 'Unterredung' die wir in meinem Büro hatten fort, verstanden?“ Kaiba trat drohend einen Schritt näher. Das ließ Joey all seine guten Vorsätze mit einem Schlag vergessen. „Mokuba kann rumhängen mit wem er will, das geht dich wohl nen Scheißdreck an. Und ich hätte nichts dagegen dir gleich jetzt die Fresse zu polieren!“ Joey hob seine geballten Fäuste und ging in Angriffsstellung. Kaiba hingegen schien sich plötzlich gänzlich zu entspannen. Lässig lehnte er sich an die Wand hinter ihm und betrachtete Joey interessiert. „Na, na. Du musst doch nicht gleich so ordinär werden. Warum bist du denn jetzt so wütend?“ Amüsiert beobachtete er wie Joeys Kopf immer roter wurde. „Warum ich wütend bin?! Alle meine Freunde sind sauer auf mich, mir tut alles weh und außerdem muss ich Strafarbeiten mit dir zusammen machen!“ „Ich weiß zwar nicht, was das mit mir zu tun hat, aber gegen letzteres kann ich ganz leicht etwas tun.“ antwortete Kaiba ihm mit einem herablassendem Lächeln und verschwand aus der Kammer. Verdutzt sah Joey ihm hinter her, bis ihm klar wurde, das der andere ihn mit der ganzen Arbeit allein gelassen hatte. Wütend trat er gegen einen Pappkarton. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)