Nachthimmel von Ookatsu-chanoO (only the stars and the moon) ================================================================================ Kapitel 2: Das träumende Mädchen -------------------------------- "Wo bin ich?" fast sprachlos ging Fabiana durch eine ihr unbekannte Straße. Es schien eine Einkaufsstraße zu sein. Sie war so voll, dass man nicht mal die Geschäfte an den Straßenränder zu sehen bekam. Fabiana lief ohne zu stoppen. Auch wenn sie es gewollt hätte, es ging nicht. Sie wurde von etwas angezogen, was größer als jede Anziehungskraft war, die sie je erlebt hatte. Das Mädchen wurde schneller. Ein unbeschreibliches Gefühl breitete sich in ihr aus. Sie versuchte es zu beschreiben, doch es fiel ihr einfach nicht das passende Wort ein. Wahrscheinlich gab es gar kein passendes Wort dafür, doch sie wahr der Meinung, dass "Freiheit" am nahsten lag. Es war das Gefühl, was sie schon lange vermisste. Das, was in ihrer bekannten trüben Umwelt nicht existierte. Fabiana spürte ein kribbeln in ihrem Bauch, als wenn lauter Ameisen durchmarschieren würden. Sie schaute nach unten und wäre fast umgekippt, wenn das überhaupt möglich gewesen wäre, denn sie schwebte. Sie flog immer höher. Nach einiger Zeit konnte sie die ganze Straße überblicken und nach dem Schock fand die junge Frau es angenehm so daher zu fliegen. Sie kam sich so leicht vor. Das unbeschreibliche Gefühl wurde immer stärker. Zum einem, weil sie flog. Zum anderen, weil sie ihrem Ziel immer näher zu kommen schien. Sie wusste zwar nicht, was ihr Ziel war, doch sie wusste, dass es ihr Leben verändern würde. Das störte sie aber weniger, denn ihr Leben war bis jetzt nicht das, was sie sich als interessantes Leben vorstellte. Sie erreichte das Ende der Einkaufsstraße und schwebte jetzt durch den Rest der ihr so unbekannten Stadt. Doch sie wurde schneller und so konnte sie nur raten wie die Stadt aussah. Sie schien in einem alten Stil gebaut zu sein. Sie wurde noch schneller und schon bald hatte sie das Ende der Stadt erreicht. Sie flog auf das Land und dann ging alles so schnell, dass sie nicht wusste wo sie hinflog. Dann plötzlich stoppte sie. Das erste was sie sah war die Tür vor ihr. Eine gigantische, dunkelbraune zweitürige Tür. Sie hatte am oberen Ende wunderschöne goldene Verzierungen, die aus mittelalterliche Zeit zu sein schienen. Das Gefühl in ihr wurde nun riesig, es schrie förmlich aus ihr raus. Sie fasste die Türklinke an. Darauf fing ihr Herz an zu rasen, als ob es ein Rennen gewinnen müsste. Sie drückte die Tür hinunter und... "Didit, didit, didit, didit.!" Fabiana schreckte hoch. Sie saß kerzengerade in ihrem Bett. Ihr Nachthemd klebte an ihr, so schweißgetränkt war sie. Sie stand auf, zog die Sachen aus, ging ins Badezimmer und wollte gerade unter die Dusche, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte: "Fabiana?! Bist du wach, mein Schatz?" "Ja Mama." erwiderte sie und wendete sich wieder der Dusche zu. "Was habe ich da nur geträumt?" wisperte sie. "Irgendwie war es schon aufregend." Sie dachte nach. Das Gefühl... Es war so stark, dass sie jetzt es jetzt noch spüren konnte. Auch ihr Herz war noch nicht auf die normale Geschwindigkeit eingestellt. Sie stellte die Dusche aus, legte sich ein Handtuch um, ging in ihr Zimmer und zog sich ihre Schuluniform an. Danach nahm sie schon mal ihre Taschen mit nach unten und setzte sich an den Frühstückstisch. Danach würde sie sich weiter fertig machen und in die Schule gehen. Am Nachmittag musste sie ihre Hausaufgaben machen, üben und vielleicht würde sie sich mit einer ihrer Freundinnen treffen. "Immer derselbe Ablauf." sagte eine Stimme in ihr. Selbst das Training, was sie sehr mochte - allerdings wegen des Sports und nicht wegen der Leute - war ja nicht gerade das, was man Spontaneität nennt. Sie aß zuende, ging nach oben, um sich fertig zu machen und machte sich dann auf den Schulweg. Es war Freitag und am Freitag hatten sie die Fächer Physik, Religion, Englisch, Latein und eine Doppelstunde Sport. Ein lächeln ging über ihr Gesicht. Es war endlich Freitag, der Tag vor Samstag und die letzten zwei Schulstunden vor dem Wochenende waren Sportstunden! Sie war so froh darüber, dass sie in die Luft hätte springen können, doch eins hielt sie zurück: Sie war noch sechs Schulstunden, die sich so in die Länge ziehen konnten, wie ein schon sehr lange gekautes Kaugummi, von ihrem Glück entfernt. Sechs lange, manchmal auch langweilige Stunden, die sie überstehen musste. Fabiana war an ihrer Schule angekommen. Es war ein schlichtes, graues Gebäude, welches am Haupteingang ein Schild mit "Gymnasium" drauf hatte. Sie ging in die Aula direkt zum Vertretungsplan. Ein Hoffnungsschimmer erwachte in ihr. Vielleicht gab es ja etwas Abwechslung. Doch für die 10a stand nichts drauf. Enttäuscht ging sie in ihre Klasse, um ihre Jacke wegzubringen. "Da bist du ja endlich!" Ein junges, hübschen, schwarzhaariges Mädchen sprang ihr entgegen. "Die Jungs haben schon gefragt, ob ich wüsste wo du bleibst." "Oh nein," dachte sie sich und verdrehte die Augen, "ist das denn das einzige, wofür sie sich interessiert?!" "Die Jungs", das war ein Thema für sich. Fabiana hatte blonde mittellange Haare, blaue Augen, war schlank, groß und gut entwickelt. Somit war sie einer der beliebtesten Mädchen bei den Jungs, genau wie ihre Freundinnen Natascha und Laura. "Sag mal," sagte sie mit hochgezogenen Augenbrauen zu Natascha, "Kann dir das nicht egal sein?! Dann haben die Jungs halt schon nach mir gefragt. Ich habe eben etwas länger gebraucht." "Nein, ihr wird es wohl nie egal sein." Ein großes, schlankes, braunhaariges Mädchen mit wunderschönen Locken kam herein und lächelte die zwei an. Es war Laura. Laura, Natascha und Fabiana waren schon seit Ewigkeiten die besten Freunde. Sie sahen aus wie eine typische Girlgroup. Alle drei waren bildhübsch und jeder hatte seine eigenen Charakterzüge. Natascha war wohl die mädchenhafteste von den dreien. Sie interessierte sich für Mode, Make-up, Jungs, Musik und sonst noch so alles, was in war. Laura war eher die ruhigere von dreien. Sie nahm alles gelassen und schien schon sehr erwachsen. Doch die wildeste war wohl Fabiana. Sie war so temperamentvoll, so dass sich sogar die Jungs manchmal zurück zogen, wenn diese mal wieder einen Anfall bekam. Natürlich interessierten sich Laura und Fabiana auch für dieselben Sachen wie Natascha, aber beide waren der Meinung, dass es auch noch wichtigere Dinge im Leben gab. "Kommt, lasst uns hochgehen." schlug Fabiana vor. Die zwei waren damit einverstanden und sie trotteten zum Physiksaal. Fabiana dachte noch mal über ihren Traum nach bis sie von der stürmischen Begrüßen der Jungs wieder aus ihren Gedanken gerissen wurde. "Hey! Da bist du ja endlich!" rief einer der Jungs Fabiana zu. "Bin doch noch pünktlich, Josh." erwiderte sie gelassen und setzte sich an die Wand. "Schlecht gelaunt?" meinte ein anderer hübscher blonder Junge mit grünen Augen. "Nee, ich hab' nur über etwas nachgedacht." Da Fabiana wusste, dass sie kein Verständnis für ihren Traum bekommen würde, wechselte sie schnell das Thema: "Sorry, dass ich gestern schon so früh verschwunden bin, aber ich musste noch lernen." Sie setzte ein gekonntes Lächeln auf und hoffte, dass niemand mehr an ihre vorherige Aussage dachte. "Schon gut." antwortete der blonde Junge. "Wisst ihr was?" Alle guckten zu Joe, einen kleineren, braunhaarigen Jungen, hinüber, dessen braunen Augen vor Aufregung funkelten. "Ich habe Mrs Niccolson mit unseren Arbeiten gesehen." Ein durchgängiges Stöhnen war zu hören. Mrs Niccolson war die Englischlehrerin. Fabiana wurde ganz mulmig, sie fühlte sich schwach und krank und zitterte am ganzen Körper. Dann machte Mr Mc Jane ihnen die Tür zum Physiksaal auf. Die ersten zwei Stunden zogen sich mal wieder in die Länge, aber dennoch versuchte Fabiana so gut es ging mitzumachen. Sie wusste aus Erfahrung, dass die Stunden so etwas schneller vergingen. Außerdem schrieben Physik- und Religionslehrer unwahrscheinlich gerne Tests oder Hausaufgabenüberprüfungen. Da war es ratsam, den Unterricht zu verfolgen. Dann kam die Englischstunde. Das mulmige Gefühl, was sie schon länger als zwei Schulstunden quälte, wurde schlimmer. Auch fing sie wieder an heftig zu zittern. Fabiana versuchte nicht an die Arbeit zu denken und konzentrierte sich oder besser gesagt versuchte sich auf die Worte von Mrs Niccolson zu konzentrieren. "Das hasse ich!" dachte sie sich. "Immer müssen Lehrer etwas dazu sagen, bevor sie die Arbeiten zurückgeben. Und dann schaffen sie es nicht einmal sich auf das wesentliche zu beschränken." Das mulmige Gefühl in ihr wurde größer und verwandelte sich in ein stechendes, kribbelndes Gefühl. Sie konnte sich nicht mehr auf die Englischlehrerin konzentrieren. Sie machte sich viel zu viele Gedanken über ihre Arbeit, die noch auf dem Pult ihrer Lehrerin lag, die von der Lehrerin bewertet wurde, dessen falschen Textstellen mit roter Farbe unterstrichen war und die am Ende des Textes mit einer Note versehen war. Diese Note war Fabiana jetzt noch verborgen und sie wusste auch nicht, ob sie sie wirklich wissen wollte. Doch dann sagte Mrs Niccolson: "Jetzt wisst ihr, nach welchen Kriterien ich sie bewertet habe und so kann ich sie euch jetzt ohne schlechtes Gewissen zurückgeben." Sie verteilte die Arbeiten langsam. So langsam, dass Fabiana an Zeitverschwendung dachte. Sie guckte zum Stapel im Arm von ihrer Lehrerin. "Oh nein!" wisperte Fabiana und seufzte. "Auch das noch! Mein Heft liegt ja fast ganz unten!" Sauer guckte sie aus dem Fenster und beobachtete Leute, die an der Schule vorbeigingen. Bis... "WUMM!" Fabiana schreckte hoch und drehte nun den Kopf wieder in Richtung Pult. Vor ihr Stand die Lehrerin, die ihr gerade das Heft auf ihren Tisch geknallt hatte. "Geht' s noch!" wollte Fabiana mit erhobener Stimme sagen, aber in der Schule hielt sie sich zurück. Denn sie wusste, dass die Schule ihr ganzes Leben später bestimmen würde. Das war auch der Grund warum sie andauernd die Stunden wiederholte und versuchte sich so gut wie möglich auf Arbeiten vorbereitete. Zwar war sie klug und immer über dem Durchschitt, aber sie wollte auf Nummer sicher gehen. Sie lächelte Mrs Niccolson matt an, die darauf zurücklächelte und sich dann wieder umdrehte, um die restlichen Hefte zu verteilen. Da lag es nun, das Heft mit den vielen Texten, unter denen immer eine Note stand. Eine davon war ihr noch unbekannt. Sie hob ihre zittrige Hand und machte das Heft auf: eine Zwei plus. Erleichtert lehnte sie sich zurück. Den Rest der Stunde verbrachten sie mit der Berichtigung. Die nächste Stunde, die Lateinstunde ging relativ schnell vorbei, da Latein einer von Fabianas Lieblingsfächern war. Dann, endlich, die letzten zwei Stunden. Sie gingen in die Umkleidekabinen, um sich umzuziehen. Danach gingen sie direkt in die Halle, denn Mrs Deep, ihre Sportlehrerin, mochte kein trödeln. Ihr jetziges Thema war Turnen und das konnte Fabiana gut. Überhaupt war sie sehr sportlich, aber Volleyball und Turnen, das heißt rytmische Gymnastik, Reck, Barren und Boden, waren ihre Hobbys. Sie liebte es. Mrs Deep gab nun klare Anweisungen. "Aufgepasst!" verkündete sie laut und deutlich. "Zunächst lauft ihr Zehn Minuten stramm durch, damit ihr auch richtig warm werdet. Danach dehnt und kräftigt ihr euch. Dann fügte sie mit strengem Ton hinzu: "Und jeder macht das. Es werden keine Ausnahmen gemacht." Ihr Blick richtete sich auf Natascha, die ein leises Stöhnen von sich hören ließ. "Weitere Anweisungen bekommt ihr danach. Ich werde jetzt die einzelnen Stationen aufbauen." Sie wendete sich von der Schülerschar ab, die sich langsam auf den Weg machte die Zehn Minuten zu bewältigen. Doch dann schien der Lehrerin mit der kräftigen Stimme noch was einzufallen: " Ach... äh... Fabiana?!" "Ja?!" Fabiana stoppte in ihrer Bewegung und drehte sich zur Lehrerin um. "Komm doch bitte noch einmal zu mir.! "Okay." Fabiana ging zu der Lehrerin die inzwischen schon zum Geräteraum gegangen war. "Was wollten Sie von mir?" "Nun ja... Da du in einigen Wochen ein Turnier hast und da ich weiß, dass du eine erfahrende Turnerin bist und die normalen Übungen dich eh nur langweilen würden, darfst du dir ein Gerät aussuchen, womit du anfangen möchtest. Dann kann ich mit dem Rest zu den anderen Geräten gehen und du kannst für dich üben." "Danke." "Ich komme dann so zwischendurch vorbei und gucke mir das an. Also was willst du?" "Da ich nun keine Musik für meine Kür mitgebracht habe, fange ich mit dem Reck an." "Gut. Nun geh, aber trotz das du noch mit mir gesprochen hast wirst du zehn Minuten laufen und dich vernünftig dehnen und kräftigen müssen." "Nicht schlimm." sagte Fabiana noch und fing an zu rennen. Natürlich war sie viel später fertig, als die anderen, aber da sie sowieso alleine übte war das nicht weiter schlimm. Nachdem sie sich genug gekräftigt und gedehnt hatte ging sie zum Reck, zog ihre Hanggelenkschienen an, schmierte sich Magnesium an Arme und Beine, holte tief Luft und stützte sich auf das Reck. Sie wollte zunächst alles einzeln durchgehen und dann die ganze Übung aufführen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)