Vier und vierundzwanzig kleine Überraschungen von abgemeldet (Der Kleine Adventskalender) ================================================================================ 24. Dezember - Weiß Kreuz ------------------------- Die Berge lagen voller Schnee, genauso wie die Landschaft, welche zum Rodeln und Ski fahren einlud und dazu immer noch von den anwesenden Menschenmassen genutzt wurde. Die Wälder trugen ebenfalls weiße Kronen und wirkten wie von Zuckerwatte überzogen, die vom Mond beschienen wurden. Die Skipisten wurden von Flutscheinwerfern beleuchtet, wenngleich die Umgebung um sie herum weiterhin dunkel und friedlich anmutete. Viel zu friedlich für vier Männer, die schon lange keine friedlichen Zeiten mehr gesehen hatten, nun aber im wohlverdienten Urlaub auf ihrer Skihütte waren und den Weihnachtsbaum schmückten. "Omi, du musst da noch eine Kugel hinhängen." Yoji stand, mit der Kippe im Mundwinkel, seitlich vom Weihnachtsbaum und gab mehr oder minder qualifizierte Kommentare, während Omi und Ken den Baum schmückten. Ran saß auf der Couch vor dem Kamin und trank einen Punsch, welcher so viel Alkohol enthielt, dass er nur von Yoji gemixt worden sein konnte. "Ich bin nicht dein Untertan, also lass mich machen, wie ich das will." Omi knurrte unwillig, streckte sich aber zur besagten Stelle, um eine weitere Kugel anzubringen. Ken hielt unterdes die Leiter fest, damit der jüngste Weiß nicht mit dem ganzen Baum umfiel. "Braves Omicchi..." Yoji nahm mit Daumen und Zeigefinger die Kippe aus dem Mundwinkel und betrachtete nachdenklich den Baum, der ihm immer noch nicht ganz zusagte. "Also, da fehlt noch was. Und das nennt sich Spitze. Dafür müsst ihr aber jemanden auf die Leiter lassen, der groß ist." Seine Augen glitten zu Ran. "Dein Job. Hör auf, den Punsch zu trinken und ab auf die Leiter." "Warum ich? Du bist größer." Der frostige Rothaarige blickte ihn unwillig und überaus gelangweilt an, wendete sich dann auch schon wieder dem heißen Punsch zu, der dafür gesorgt hatte, dass etwas Farbe in sein Gesicht kam. "Geht nicht. Nachdem ihr mir mit Geschenken gehuldigt habt, mache ich noch einen Hausbesuch bei zwei niedlichen kleinen Skihasen..." Seine grünen Augen begannen verheißungsvoll zu glänzen. "Wenn ich mir dann vorher beim Baumschmücken was tue, kann ich das vergessen. Und ich kann die beiden doch nicht um ihr überaus hübsches und knackiges Weihnachtsgeschenk bringen. Habe mir doch extra eine Mütze gekauft." "Ja, aber die sitzt dann sicherlich nicht auf deinem Kopf..." Ken blickte kurz zu ihm, reichte Omi dann aber wieder etwas Weihnachtsschmuck, den dieser am Baum anbrachte. "Richtig geraten..." Der große Blonde schlenderte in Richtung Kamin, füllte sich Punsch in ein Glas und ließ sich auf der bequemen Couch nieder. "Und das nennt sich dann fröhliche Weihnachten." Omi schnaubte frustriert, als es ihm nicht gelang, die Spitze auf den Weihnachtsbaum zu setzen. Ran sah abermals über seine Schulter zu Ken und Omi und ließ den Blick über den Baum gleiten. "Eigentlich reicht es doch, wenn die Spitze drauf ist. Dann können wir auch mit den Geschenken anfangen. Und danach gibt es was zu essen." "Ich hoffe, dieses Mal ist es besser als im letzten Jahr. Deine Ente war schrecklich ledrig." Yoji leerte das Punschglas auf Ex und steckte die Zigarette zurück in seinen Mund. "Immerhin besser als dein matschiger Nachtisch. Ich habe immer noch Zahnschmerzen, weil der so widerlich süß war." Der inoffizielle Weiß-Leader knurrte unwillig und funkelte den anderen Mann finster an. Omi kletterte unterdes von der Leiter und wies mit dem Finger zur Spitze. Ken folgte dem Fingerzeig und nickte begeistert. "Das ist wirklich gut geworden, Omi." "Ja, finde ich auch. Und ihr zwei Meckerbolzen, wollte ihr nicht auch mal den Baum ansehen. Der ist nun endlich fertig." Der jüngste Weiß neigte sich zur Stromleiste und schaltete die Lichterkerzen am Baum an, während Ken die Beleuchtung in der Hütte löschte. Yoji und Ran erhoben sich fast synchron und schaute zu dem Baum, der nun durch sein gedämmtes Licht die Hütte sanft erhellte. Ganz langsam bildete sich selbst auf Rans Zügen ein friedliches Lächeln, während Yoji mit einem anrüchigen Grinsen in Richtung seines Rendevouz abdriftete. "Wie wäre es jetzt mit Bescherung?" Ken machte sich bereits zur Treppe auf und hastete in sein Zimmer, während Omi sich in die Essecke begab und dort aus einem Versteck eine große Tüte herausbeförderte. Ran stiefelte seinerseits in die Küche und Yoji verschwand in Richtung Badezimmer, um dort im Handtuchschrank die Geschenke auszugraben, die er fein säuberlich versteckt hatte. Ken war der erste, der mit einem Weihnachtsmütze auf dem Kopf wieder im Wohnraum erschien und die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum türmte. Omi betrat den Raum mit einer roten leuchtenden Nase im Gesicht und strahlte fröhlich, nachdem er den CD-Player gestartet hatte, von dem sich nun die Töne einiger Weihnachtslieder erhoben, welche sogar Ran leise zum mitsummen veranlassten. Yoji betrat als letztes den Raum, gekleidet in ein Weihnachtsmannkostüm und mit einem Juttesack über den Schultern. "Hohoho, fröhliche Weihnachten..." Er rieb sich den mit einem ausgestopften Kissen verdickten Bauch und zuppelte den Bart zu Recht, den er sich am Kopf befestigt hatte. "Dein Weihnachtsmannkostüm habe ich mir eigentlich anders vorgestellt." Omi begann lautstark zu lachen, während Ken zustimmend nickte. Ran, der mittlerweile auf dem Boden kniete und seine Geschenke ebenfalls unter den Baum legte, hob den Blick und verzog das Gesicht. "Sollte Weihnachten nicht fröhlich sein? Ich finde das abschreckend." "Schweig still, Teufel in Form von Frosty. Sonst kriegst du keine Geschenke und das, wo ich ein ganz besonderes für dich habe." Yoji hob drohend den Finger und fuchtelte mit diesem heftig hin und her. "Was könntest du mir schon schenken, dass ich wollen würde?" Ran hob skeptisch die Braue. Als es an der Tür klopfte, grinste Yoji ihn sichtlich breit an. "Du hast jemanden auf ein Internat geschickt, damit er hier nicht mehr in Gefahr ist. Und dieser jemand ist nun hier." Er stapfte zur Tür und öffnete diese. In einen dicken Mantel eingepackt stand Aya-chan da. Die Mütze tief ins Gesicht gezogen und mit einer kleinen roten Stupsnase. "Fröhliche Weihnachten wünsche ich euch." Ran starrte entgeistert zur Tür, sprang vom Boden auf und hetzte auf seine Schwester zu. Diese fiel ihm erleichtert um den Hals und drückte sich an ihn. "Ich habe dich so vermisst, Ran." Aya fing leise an zu weinen, während Ran sie an sich drückte. Immer noch verwundert, tatsächlich glücklich und schrecklich erleichtert, weil er Aya so unendlich lange nicht mehr gesehen hatte, schaute der Rothaarige Yoji an, der zwischen Ken und Omi stand und ihn freundschaftlich anstrahlte. "Danke Yoji. Danke. Das ist wirklich... Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll." "Sag Fröhliche Weihnachten und mir zudem, welches mein Geschenk ist, dann sind wir quitt." Der Blonde stützte sich lässig mit dem Arm auf Omis Schulter ab und betrachtete Ran und dessen Schwester, welche sich sicherlich ein halbes Jahr nicht mehr gesehen hatten, nachdem Ran sie aus Sicherheitsgründen nach Europa auf eine Schule geschickt hatte. Langsam begann Ran zu nicken und blickte zwischen seinen Freunden, seiner Familie, hin und her. "Fröhliche Weihnachten und das blaue mit der silbernen Schleife..." "Das wollte ich hören." Yoji ließ den Juttesack auf dem Boden stehen und stürzte wie ein kleiner Junge auf sein Geschenk zu, welches er mit strahlenden Augen aufriss. Ken eilte zu ihm, als seine Augen sich auf ein weiteres Geschenk richteten. "Das ist meins. Denk nicht mal dran." "Von wegen. Das ist meins." Omi stürzte hinterher und drängte sich zwischen die beiden. Aya-chan blickte zu ihrem Bruder auf und schmunzelte. "Das ist wirklich das beste Weihnachtsgeschenk." "Ja. Ist es. Aber es gibt ja noch ein anderes." Ran führte seine Schwester zum Baum und setzte sich mit ihr zu den anderen auf den Boden, die sich annähernd um die Geschenke stritten. Zur gleichen Zeit hatte es draußen wieder zu schneien angefangen. Die Welt lag friedlich da und selbst die Flutscheinwerfer hatten ihr letztes Licht verstrahlt. Die Sterne und der Mond tauchten die Welt in ein sanftes Licht und schwer zu erkennen, nur für den Bruchteil einer Sekunde, ging eine Sternschnuppe vom Himmel hinab. ------------------------------------ © by Sandra Wronna/Merenwen Ich wünsche allen FROHE WEIHNACHTEN und ein besinnliches und friedliches Fest. Lasst euch reich beschenken und esst nicht zu viel Merry X-Mas! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)