Red Roses of Snow White von Alatus (Die Lieblingsblumen meines Liebsten [KaRe]) ================================================================================ Kapitel 1: Flammen ------------------ Red Roses of Snow White ~01: Flammen~ "Und ... Und wie lange ... Wann ...?", stotterte sie nur unbeholfen. Was sie soeben zu hören bekommen hatte, konnte einfach nicht wahr sein! "Binnen der nächsten Stunden", antwortete er daraufhin nur ruhig. Er machte das fast jeden Tag. "Kann ... kann man da nichts gegen tun?!", fragte sie nun erschrocken. Ein leichtes, beruhigendes Lächeln stahl sich auf die Lippen des jungen Mannes, der ihre Hand hielt. "Sie haben Glück. Zufällig habe ich noch einen meiner letzten Talismane übrig ...", meinte er, versucht, dabei so freundlich zu klingen wie irgend möglich. Während die Frau seine Hand nun mit den ihren beiden umschloss und ihn regelrecht anflehte, ihr diesen Talisman zu geben, zog er die Augenbrauen etwas zusammen, fixierte sie ernst mit seinen goldorangefarbenen Augen. "Sie wissen, wie wertvoll diese Talismane sind ..." "Das ist unwichtig! Ich gebe Ihnen, was immer Sie wollen! Nur bitte - geben Sie mir diesen Talisman!", rief sie schon panisch. Der Schwarzhaarige schüttelte innerlich nur den Kopf. Menschen konnten ja so dumm sein. "Fünfhundert", versuchte er geschlagen zu klingen. Als würde er ihr ein Sonderangebot machen. Als wäre das noch billig. Dabei verlangte er gerade das Fünffache des normalen Preises. Und das Fünfhundertfache des eigentlichen Werts jenes 'heiligen Talismans'. Doch die junge Frau achtete nicht darauf, kramte in aller Eile das Geld aus ihrer Börse, rechnete nach, legte ihm die grünen Scheine auf die weiße Tischdecke, zwischen die großen, dunkelroten Kerzen. Daraufhin langte er in seine Hosentasche und holte einen von noch zwanzig kleinen Glücksbringern hervor. Eine einfache, kleine Holztafel mit der Aufschrift 'Schutz'. Mit zittrigen Händen nahm sie diesen vermeintlich heiligen Gegenstand entgegen, betrachtete ihn ehrfürchtig, eh sie ihn sich an der einfachen Kette, welche nichts weiter als ein dünnes Lederband war, um den Hals band. Höflich verbeugte sie sich vor dem jungen Mann, der noch aufmunternd ihre Hände tätschelte und sie mit einem eben solchen Lächeln aus seinem Zelt gehen sah. Ein Seufzen erfüllte den nun wieder recht stillen Ort. Er hasste diesen Job. Noch schlimmer war, dass auch noch täglich so viele Menschen herkamen, um sich von ihm belügen zu lassen. Klang er wirklich derart überzeugend? Oder hatten diese armen Irren allesamt vorher etwas genommen? Woran lag es nur, dass sie seinen erfundenen Vorhersagen so sehr glaubten, dass sie manchmal ihre letzten Ersparnisse auf diese schneeweiße Tischdecke knallten, um eins von diesen gebastelten Dingern von ihm zu bekommen? Um zu hören, dass ihre Kinder gesund blieben, sie nicht schon sehr bald sterben oder ihre Liebsten endlich heimkehren würden. Leicht zuckte er zusammen, als ein anderer Mann das Zelt betrat und ihm auf die Schulter klopfte. "Du machst das wirklich verdammt gut. Ich hab noch nie so viel aus einer Kundin herausbekommen", lobte ihn eine tiefe, männliche Stimme in zynischem Ton. Die dazugehörende große, grobe Hand wog schwer auf seiner schmalen Schulter. Er mochte diesen Kerl nicht. Mit einer wegwischenden Handbewegung entledigte er sich des ungebetenen Gliedmaßes von seinem Körper und stand auf, den glitzernden Umhang auf dem Stuhl zurücklassend. "Ich mach jetzt Pause", erklang seine Stimme nur monoton, als er an dem groß gewachsenen, stark gebauten Mann vorbei nach draußen gehen wollte. "Aber es warten doch noch Kunden vor dem Zelt", hatte man wie immer einen Einwand. Da er viel Geld einbrachte, hätte man es am liebsten, er säße hier rund um die Uhr, um die Kassen zu füllen. Ein müdes Schmunzeln zerrte an seinen Lippen, als er den Anderen ansah. Wenigstens musste er seine hässliche Visage nicht wirklich ertragen, war sie bei dem schwachen Kerzenlicht nicht mehr wirklich zu erkennen. "Sie verstehen bestimmt, dass ein Mann mit einer solchen Begabung auch seine Ruhe braucht, um all die schweren Ereignisse zu verarbeiten", band er dem Größeren eine Erklärung auf die Nase und verließ das Zelt dann. Auf Dauer vertrug er die etwas stickige Luft da drin nicht. Das schwache Licht ließ seine Augen schmerzen. Bei Tageslicht konnte er kaum noch nach draußen gehen ohne, dass sie tränten. Nun blendeten ihn all die vielen, grell-bunten Lichter. Die lauten Stimmen machten seinen Kopfschmerzen auch kein Ende. Er musste hier weg. Frische Luft schnappen. Aufatmen. Seufzend strich er sich einige der pechschwarzen Strähnen aus dem Gesicht, griff in die Brusttasche seines orange-weißen Sweatshirts und holte einen dunkelroten Haargummi heraus. Während er zwischen all den Menschen und Zelten vom Gelände zu flüchten versuchte, flocht er sein langes Haar zu einem Zopf. So störte es ihn am wenigstens. Den nervigen Kopfschmuck würde er noch aufbehalten müssen. In spätestens einer Stunde müsste er noch mindestens fünf weitere Menschen betrügen und es kostete nur unnötig Zeit, wenn er sich jedes Mal wieder zurecht machen musste. Als würde all dieser Billigschmuck irgendwelche magischen Kräfte verleihen. Endlich erreichte er die Straßen der Stadt und schlenderte nun langsamer, ohne Hektik. Hier waren um diese Zeit nicht mehr so viele Menschen unterwegs. Wenn sie es sich nicht in ihren Häusern gemütlich gemacht hatten, dann waren sie an dem Ort, wo die meiste Unterhaltung geboten wurde. Im Zirkus. Und von genau diesem Ort war er eben geflohen. Das einzig Positive an dem Job war, dass er nie lange in einer Stadt verweilte. So war die Möglichkeit, dass ihn sein Schicksal all zu schnell einholen würde, sehr gering. Nach einer Weile hatte er sich auch an die Lügen gewöhnt, es machte ihm nichts mehr aus, abergläubischen, naiven Idioten eine falsche Zukunft vorauszusagen, ihnen Angst einzujagen und dann in aller Ruhe in den frühen Morgenstunden ins Bett zu verschwinden und bis zum Abend durchzuschlafen. Damit hatte er schon lange keine Probleme mehr. Nur derjenige, dem er den Job weggenommen hatte und der durch ihn zu den Arbeitern "verstoßen" worden war, hatte ein großes Problem mit ihm. Auch wenn er ihm jeden Tag in seinem Zelt einen Besuch abstattete, seine widerliche Hand auf seine Schulter legte, störte ihn am meisten dieser Hass, den dieser Mann in seinem Herzen hegte. Hass, welcher sich gegen den Zirkusbesitzer, gegen all seine "Stars" und damit am meisten auch gegen ihn richtete. Nur dadurch vertrug er seine Nähe nicht. Wenn er doch nur wie alle anderen versuchen könnte, das ganz einfach zu ignorieren. "Wo hast du dich schon wieder herumgetrieben?! Ich bezahle dich nicht fürs Herumstreunen, sondern fürs Hellsehen!", schnauzte der Zirkusdirektor, sobald er das Gelände wieder betreten hatte. Herumstreunen. Ts. Er hatte nur etwas frische Luft geschnappt und sich etwas Koffein in einem warmen Becher Kaffee gestattet, damit er nicht einschlief, während andere Menschen sich vor seinen Augen fast in Tränen auflösten. Aber wenn er meinte. "Rei! Hast du gehört?! An die Arbeit!", brüllte er ihm hinterher. Warum musste der Alte eigentlich immer so laut sein? Taub war er beim besten Willen nicht. Und von wegen 'Hellsehen'. Das, was er hier machte, war nichts als simpler Betrug. Und von dem vielen Geld, dass er für ihn damit verdiente, durfte er sich nicht einmal eine halbe Stunde Pause leisten? Und das alles nur, weil er seinen Mund nicht hatte halten können. Weil er genau wusste, dass dieses Mädchen einen Hund geschenkt bekommen würde. Weil diese ihn in aller Freude, als ihre Eltern nur wenige Minuten später das erwünschte Schmusetierchen mitbrachten, einen 'Hellseher' tituliert hatte und der Zirkusdirektor mit diesem in die Welt gesetzten Gerücht nur eine Chance sah, Geld zu machen. Er schuldete ihm nichts, rein gar nichts, während der Alte ihm zu wenig zahlte für derartig lange Arbeitszeiten. Spießer. Genervt löste er den Gummi aus seinem Haar, wuschelte es etwas durch, und rückte seinen Schmuck zurecht, damit er den ahnungslosen Kunden wieder mehr nach einem 'Hellseher' aussah. Anschließend begab er sich wieder in sein Zelt, legte sich den Umhang um die Schultern und setzte sich auf seinen Stuhl. Die Nächsten durften kommen. Als er die Glocken der Kirche in weiter Ferne Mitternacht schlagen hörte, seufzte er genervt auf. Wie lange hatten diese Menschen denn noch vor, aufzubleiben, herzukommen und ihm auf den Wecker zu gehen?! Allmählich musste das doch endlich ein Ende nehmen. Müde wische er sich über die Augen, konnte spüren, wie die Lider allmählich schwerer wurden. Von Draußen drang nur gedämpft der Krach zu ihm durch. Am Schlimmsten war das grässliche Kreischen der Kinder, wenn sie sich vor einem der Clowns erschreckten, als über sie zu lachen. Denn einzig diese Kinder erkannten die Wahrheit hinter den Teufelsmalereien in den Gesichtern der Männer, die der festen Überzeugung waren, die bunten Masken wären lustig. Sobald der nächste Kunde sein Zelt betrat, fröstelte es ihn unwillkürlich und er erschauderte leicht. So eine Reaktion hatte er noch nie auf einen Menschen gezeigt. Neugierig sah er zu dem eben hereingekommenen, jungen Mann auf. Zwischen dem blaugrauen Haar, welches ihn an die Kälte des bevorstehenden Winters erinnerte, stachen zwei blutrote Rubine hervor, die ihn ausdruckslos fixierten. Lodernde Flammen, die still zu stehen schienen. Lebloses Feuer. Auf eine seltsame Art und Weise von diesen Augen fasziniert betrachtete Rei den Menschen vor sich. Er wirkte so ... anders. Als wäre er da - und irgendwie doch nicht. Er bewegte sich. Er atmete. Er sah ihn an. Doch es war, als steckte kein Fünkchen Leben in ihm. Geschmeidig und lautlos, wie er herein gekommen war, setzte der Fremde sich auf den mit rotem Stoff bezogenen Stuhl vor ihm und legte seine Hände auf den Tisch, mit den Handflächen nach oben. Rei erschrak. Hauchfeine, dünne Narben zierten die blasse Haut. Irgend etwas trieb ihn dazu, sie zu berühren. Doch er hatte Angst. Angst, zu spüren, was diese Narben hinterlassen hatte. Angst auch davor, eventuell andere Narben zu spüren. Etwas hilflos blickte er den Anderen an. Was erwartete dieser Kerl denn nun von ihm?! Dieser musterte Rei nun seinerseits gespannt. Die so kalt und leblos wirkenden Züge hellten sich allmählich etwas auf, ehe sich ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen abzeichnete. Langsam hoben sich die Hände vom Tisch, griffen nach denen des Gegenübers und hielten sie sachte fest. Der Schwarzhaarige starrte wie gebannt in die Augen dieses Menschen. Er verstand es nicht. Da war einfach nur ... nichts. Zum ersten Mal in seinem Leben spürte er rein gar nichts. Doch wie konnte das sein? Ungläubig wanderte sein Blick zu den Händen, welche die Seinen umschlossen. Nichts ... Sie waren weder kalt, noch warm. Sie taten nicht weh. Übten keinen starken Druck aus, machten jedoch auch nicht den Anschein, als würden sie ihn so einfach loslassen wollen. Er sah keinen Grund, sich in der Gegenwart dieses seltsamen Menschen sicher zu fühlen, aber auch keinen, um Angst vor ihm zu haben. Wahrscheinlich hätte er noch eine Weile über diese für ihn absurde Erfahrung sinnen sollen, doch blieb ihm dieser Luxus verwehrt. Auf einmal war es draußen laut geworden, die Menschen schrien. Ruckartig sprang nun auch Rei auf, wobei der andere ihn losgelassen hatte, um sich ebenso zu erheben und ihm nach draußen zu folgen. Feuer. Aus irgend einem Grund hatte das Hauptzelt Feuer gefangen. Nun brannte es lichterloh, die Flammen verschlangen immer mehr von dem knallbunten Stoff, griffen auf die hängende Dekoration über, um von dort aus dann die kleineren Zelte zu erreichen. Rei erschauderte. Das war es also - das war jenes Brennen aus seinem letzten Traum. Einen etwas verstörten Blick hatte er noch zu dem jungen Mann werfen wollen, dessen Augen er zuerst für jenes Indiz gehalten hatte; doch dieser war nicht mehr da. Eben hatte er doch noch hinter ihm gestanden?! Es blieb keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Wahrscheinlich hatte der Fremde wie alle anderen hier die Flucht ergriffen, um nicht von den Flammen erfasst zu werden. Als Rei es ihnen gleich tun wollte, packte ihn jemand an seinen Haaren, riss ihn mit Gewalt zurück. "Es sind immer die Ratten, die das sinkende Schiff zuerst verlassen!", erklang die Stimme boshaft. Sie löste Übelkeit in ihm aus. Schwindel. Er also. Mit einem Ruck wurde er zu Boden geworfen und keuchte leise auf, bevor er dann versuchte, sich irgendwie aus dem Staub zu machen. Doch dieser Versuch scheiterte an eben jener verhassten Hand, die ihn erneut an der Schulter fasste und diesmal gegen den Boden drückte. So hatte er ihn also sehen wollen - sich hilflos am Boden windend, panisch anmutend. "Du hättest hier nicht auftauchen sollen ... ich war der Star und du ... hast mir meine Show gestohlen!", brüllte man ihn an. Dieser Vollidiot. Rei versuchte, ihn nicht anzusehen. Er wollte gar nicht wissen, was der andere ihm alles anzutun fähig war. Wollte das alles nicht als weitere, schlechte Erinnerung mit sich herumtragen müssen. Angst vor dem Tod hatte er nicht. Denn er wusste ganz genau, dass er hier nicht sterben sollte - nicht heute, nicht hier. Nicht so. Dennoch kniff er die Augen zusammen, versuchte, sich von der schweren Last des massiven Körpers über sich zu befreien, als sich diese widerlichen Hände an seinen Hals legten und ihn zu würgen begannen. Wie weit sollte das eigentlich gehen? Er versuchte nicht, um Hilfe zu schreien, denn er wusste auch, dass ihn keiner hören würde. Es wäre sinnlos. Doch was zum Teufel sollte er dann tun?! Nichts ... Nach einigen Minuten des eher nutzlosen Widerstandes verschwand das Gewicht, welches ihn so am Boden gehalten hatte, plötzlich von ihm. Jemand musste den Wahnsinnigen von ihm gezogen haben, denn er hörte das Fluchen und Schreien des anderen noch deutlich. Er nutzte die neu gewonnene Freiheit, um sich mühevoll aufzurappeln. Wer oder was auch immer ihm geholfen hatte, war ihm egal. Er wollte hier nur noch weg. All die Panik der flüchtenden Menschen, die Angst, Hektik und die Boshaftigkeit und der Hass dieses einen Mannes drohten ihn zu erdrücken. Alles begann sich ihm etwas zu drehen. Nur schwankend fand er den Weg in den Wagen, in dem er übernachtet hatte. Er brauchte nicht viel, konnte jedoch auch nicht ohne dieses bestimmte Etwas diesen Ort verlassen. Das würde er sich nie verzeihen, wusste er doch, wie sehr er es brauchen würde. Nur wo war er?! Schmuck, Schminke, Kleingeld, Bonbons ... Verzweifelt riss er den Kopfschmuck aus seinem Haar, warf ihn zu Boden. Versuchte vergeblich, einen klaren Gedanken zu fassen, als seine Augen ihm zu Hilfe kamen und im selben Augenblick einige rote Kugeln wahrnahmen. Etwas verschwommen, aber das musste es sein! Die Kette, an der dieses Kreuz hing - sein Rosenkranz. Sofort schnappte er nach diesem, versteckte ihn in der Brusttasche und sah zu, dass er aus diesem Wagen kam. Sobald er das kleine Treppchen herunter gesprungen war, trugen ihn seine Beine fort von diesem Ort. Gerade noch rechtzeitig hatte er das Zirkusgelände verlassen, welches mehrere hundert Meter hinter ihm in Flammen stand. Endlich. Endlich fing es an. Erschöpft sank er auf die Knie. Hinsetzen. Er konnte einfach nicht mehr. Durchatmen. Seine Lungen rangen geradewegs nach Luft. Ein letztes Mal warf er einen Blick zu den Flammen. Das mussten sie sein. Nur hatte er das Gefühl, hier nicht sicher zu sein. Irgend etwas war da, das ihm keine Ruhe lassen wollte. In dem Moment vernahmen seine Ohren ein Rascheln. Erschrocken fuhr er hoch und drehte sich um. Er - dieser junge Mann von vorhin ... Nur hatte sein Anblick sich gewandelt. Er wirkte nicht mehr so leblos wie eben noch. Seine Augen schienen noch mehr zu brennen als das ehemalige Zirkuszelt. Die blassen Wangen leicht gerötet, befleckt von jemandes Lebenssaft, genau, wie es die von hauchfeinen Narben benetzten Hände waren. Überall Blut. Rei brachte es nicht zustande, zu fragen, was das zu bedeuten hatte. Doch das schien er auch nicht zu brauchen, als ihm ein Beutel gereicht wurde. Was auch immer da drin war, er hatte das Gefühl, er wollte es gar nicht sehen. Langsam tropfte von den Ecken Blut auf das trockene Gras unter ihren Füßen. Bis eben hatte er noch mit dem Gedanken gespielt, einfach zu fragen, was sich darin befand, doch schien es ihm, als sollte er keine Antwort darauf erhalten. Auffordernd wurde er von den blutroten Augen nur angesehen, wie der Beutel ihm hingehalten wurde. Ein übler Geruch kitzelte seine Nase, es widerte ihn an, diesen Beutel entgegen zu nehmen, doch er tat es schließlich. Sobald er ihn geöffnet hatte, war ihm selbst das entsetzte Kreischen im Halse stecken geblieben, welches bei dem ihm dargebotenen Anblick seine Kehle hatte verlassen wollen. Er konnte dieses Ding nicht einmal ... loslassen. Fassungslos starrte er auf den Inhalt, bis ihm der Beutel wieder abgenommen wurde um achtlos hinter dem etwas Größeren zu verschwinden. Wollte er das wirklich einfach so da liegen lassen ...? Jene Hände, die ihn gewürgt hatten, würden hier draußen also separat verrotten. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was mit dem Körper passiert sein sollte, zu dem sie gehörten. Als der andere nun wieder etwas auf ihn zukam, wich Rei dennoch erschrocken zurück. Der war doch verrückt! Vollkommen krank! Kein normaler Mensch machte so etwas! Sein Verstand befahl ihm, so schnell wie möglich die Flucht zu ergreifen, doch weiter als diese paar zaghaften Schritte rückwärts wollten seine Beine ihn nicht tragen. So brauchte dieser Mörder nicht lang, bis er ihn am Handgelenk geschnappt hatte. Erneut kniff der Schwarzhaarige einfach nur die Augen zusammen, drehte sein Gesicht weg. Sollte es das gewesen sein? Das, worauf er so lange Zeit gewartet hatte? Wo nur blieb dann die blütenweiße Unschuld, welche besudelt werden sollte? Wieso zu dieser Jahreszeit? Warum hier? Weshalb ... Doch all seine Gedanken verflogen, als er an die Brust des Anderen gedrückt und umarmt wurde. Er verstand nicht, was das sollte. Verstand ebenso wenig, weshalb seine Übelkeit nach und nach verschwand. Wieso dieses Schwindelgefühl aus seinem Körper wich. Warum er keine Angst mehr hatte. Die Stimmen in seinem Kopf verhallten. Eine nach der Anderen verstummten sie. Ruhe kehrte ein. Endlich Ruhe ... und alles, was sonst noch blieb, war ... Nichts ... 01: Flammen - Ende / Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)