Change of heart von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: Akt 14-16 -------------------- 14. Akt: Das Geschenk Yuugi sah sich im Wohnzimmer um. Überall hingen Girlanden und Lichter, die nur darauf warteten, abends eingeschaltet zu werden. Der Weihnachtsbaum glänzte feierlich. Der Stern saß etwas schief auf seiner Spitze. Alles war perfekt. Und doch fehlte etwas. Jemand. Yuugi schaute sich um, aber es war niemand in seiner Nähe. Die anderen waren gerade im Keller auf der Suche nach der Weihnachtstischdecke. Also tat er ein paar langsame Schritte und setzte sich auf den Rand des Sofas. Das Lächeln, das er an Weihnachten für unverzichtbar hielt, verschwand und machte etwas anderem Platz. "Was ist los, Yuugi?" Er schreckte auf und entdeckte Ryou am anderen Zimmerende. Merkwürdig. Er hätte schwören können, niemanden gesehen zu haben... "Nichts!" Das Lächeln war wieder da. "Ich bin nur noch etwas müde von der Schneeballschlacht von vorhin! Jounouchi hat mich ziemlich gut erwischt..." Ryou kam näher. Seine Haare hatte er hinten in einem Pferdeschwanz zusammengebunden. "Jounouchi hat uns alle erwischt", meinte er trocken und blieb vor Yuugi stehen. Die Augen unter den weißen Haarsträhnen sahen ihn ernst und durchdringend an. "Darf ich mich zu dir setzen?" "K...klar doch, Ryou!" Yuugi rückte und Ryou nahm Platz. Keiner von beiden sagte etwas. Yuugi blickte zu Boden und hatte das Gefühl, dass der andere seine Gedanken und Gefühle wie in einem Buch lesen konnte. Er wusste, dass sich seine Wangen rot verfärbt hatten. "Du musst es mir nicht sagen", meinte Ryou und Yuugi zuckte wieder kurz zusammen. "Du hast alles Recht der Welt, deine Probleme für dich zu behalten." "Nein... Ryou, ich habe keine..." "Aber wir sind deine Freunde." Ryou musterte die geschmückte Tanne, während er sprach. "Und wir möchten, dass du glücklich bist." Yuugi schluckte. "Ich weiß. Es tut mir leid. Ich will niemandem die Laune verderben..." "Darum geht es doch nicht. Weihnachten kann ein Tag wie jeder andere sein. Man muss keinen Schmuck aufhängen oder Geschenke verteilen. Man kann vor dem Fernseher sitzen und sich Kartoffeln in der Mikrowelle aufwärmen." Yuugi wurde wieder mal überdeutlich bewusst, dass Ryou keinen Großvater hatte, der ihm Zeit seines Lebens zur Seite stand. Alles, was er hatte, war ein Vater, mit dem ihm kurze Telefonate verbanden. Und eine Mikrowelle. "He, Ryou..." Er schien Yuugi gar nicht zu hören. "Es geht darum, Menschen zu finden, mit denen man zusammen sein möchte. Probleme verschwinden auch an Weihnachten nicht. Aber wenn man sich bewusst wird, dass man nicht allein ist, kann man einen weiteren Tag überleben." Yuugi wollte etwas sagen. Aber das Gefühl war in dem Moment zu stark. Er hatte Freunde. Er hatte Familie. Aber wie konnte irgendjemand die Lücke füllen, die der Verlust in ihm hinterlassen hatte? Eine Lücke in seinem Wesen, ein Teil seines Selbst, der einfach nicht mehr da war... Wie konnte irgendjemand ihn wieder vollständig machen? "Yuugi." Er sah auf und fand Ryou beunruhigend nah bei sich. "Es ist zwar noch nicht Weihnachten, aber ich möchte dir mein Geschenk trotzdem jetzt schon geben." Yuugi sagte wieder nichts, sondern nahm das eingewickelte Päckchen schweigend entgegen. Es war in Zeitungspapier verpackt, aber er beachtete es nicht. Darauf bedacht, dass seine Hände nicht zitterten, riss er die Schnur auf und schälte das Papier ab. Er starrte das Geschenk an. Ryou lächelte. "Ich dachte mir... damit du dich nachts nicht mehr so einsam fühlst." Es hatte sogar die richtige Größe. Yuugi nahm das Milleniumspuzzle mit beiden Händen auf. Es sah dem echten ziemlich ähnlich, der Form her, auch mit dem Horusauge in der Mitte und der goldenen Farbe. Es bestand aus Wolle. Yuugi sah Ryou wortlos an, während seine Finger sich in die weiche Plüschoberfläche gruben. Der Freund neigte seinen Kopf leicht zur Seite, so dass einige Strähnen beiseite fielen und seine braunen Augen freigaben. "Es lächelt dich an, wenn kein anderer da ist, um es zu tun", sagte er. Tatsächlich hatte das Plüschpuzzle einen langen Strich unter dem Horusauge, der wie ein Smiley geformt war. "Ryou..." Yuugi erkannte seine eigene Stimme nicht wieder. "Ja?" "...Danke. Vielen Dank." "Keine Ursache, Yuugi. Denk ab und zu an das, was ich gesagt habe." Er stand auf. Zeitungspapier fiel raschelnd zu Boden. "Ich gehe mal schauen, ob sie sich da unten nicht verirrt haben", meinte er leichthin, als er den Raum verließ, ohne sich umzusehen. Yuugi drückte das Puzzle an sich. Tränen liefen seine Wangen entlang. 15. Akt: Wiedergeburt Abendessen. Alle hatten sie Platz an dem langen Esstisch genommen, der im Wohnzimmer vorbereitet worden war. Anzu wollte darauf bestehen, das Essen feierlich selbst zu servieren, aber mit viel Überredungskunst war sie auf ihren Stuhl verfrachtet worden, um von dort aus besorgt zuzusehen, wie den anderen ihre Kost mundete. Seto war froh, nicht neben ihr sitzen zu müssen. "Schmeckt toll, Anzu!", kam es von Shizuka, kaum, dass sie den Auflauf probiert hatte. "Wirklich super! Ich hätte es nie so gut hingekriegt!" "Na ja, etwas weniger Salz wäre vielleicht...", fing Jounouchi an, verstummte aber abrupt, als er von allen Seiten warnende Blicke und einen kräftigen Tritt von Honda bekam. "...ganz falsch gewesen!", schloss er hastig. "Kann ich noch was haben? Ich hab so einen Kohldampf, Leute..." Verstohlen rieb er seine Wade. Nachdem man ihr mehrmals versichert hatte, wie gut sie ihre Aufgabe gemeistert hatte, beruhigte sich Anzu etwas und war sogar so gnädig, die Plätzchen von Yuugis Großvater nicht gleich aus dem Fenster zu schmeißen. Es spielte sowieso keine große Rolle, da Jounouchi tatsächlich alles verputzte, was in seine Reichweite kam - fast sogar Shizukas Ohrring, der auf den Tisch gefallen war. Zum Glück warnte Ryou ihn gerade noch rechtzeitig. Seto saß auf seinem Stuhl, zwischen Honda und dem alten Mutou, und fühlte sich merkwürdig. Die Unterhaltung strömte an ihm vorbei, er hörte nur Wortfetzen. Aber er spürte die Wärme. Und irgendwie... Die Klingel schrillte durchs ganze Haus. Yuugi sprang auf. "Ich gehe schon!", rief er und rannte aus dem Zimmer. Irgendwie... war etwas anders... Die Eingangstür fiel zu. Schritte. Yuugi erschien wieder im Raum, ein Lächeln erstrahlte auf seinem Gesicht. "Wir haben noch einen späten Gast!", meinte er heiter und trat beiseite. Auf einmal lag Erwartung in der Luft. Seto rührte sich nicht. Er wusste, dass alle ihn ansahen, aber er rührte sich trotzdem nicht. Er war auf einmal froh über seine Selbstbeherrschung. Es war unglaublich wichtig, dass er nicht anfing zu zittern. Der Junge war an der Tür stehen geblieben und bewegte sich ebenfalls nicht. Sein Gesicht zeigte Beklommenheit und vielleicht Angst. Er trug noch seine warme braune Jacke, seine schwarzen Haare standen wie immer nach allen Seiten ab, auch wenn Schneeflocken in ihnen glitzerten. "Seto..." Seine Stimme verklang unsicher, nicht wie normalerweise voller Energie und Freude, sondern belastet mit Zweifel. Seto wusste, dass es seine Schuld war. Er hasste sich selbst dafür. Alle sahen ihn an. Sie warteten. Umsonst, dachte er. Er würde sich nicht hinreißen lassen. Er war Seto Kaiba, sein Ruf stand auf dem Spiel. Er würde ruhig bleiben. Er würde... Dann wurde ihm bewusst, dass ihm sein Ruf völlig egal war. "...Mokuba!!" Und als er dieses eine Wort hervorstieß, diesen Namen, da erkannte er seine eigene Stimme wieder, zitternd mit Gefühlen, die ihn wie ein Feuer ergriffen hatten. Seto Kaiba stürmte vorwärts und alles andere war egal, als er endlich seinen Bruder an sich drücken konnte und dessen Arme um sich spürte, dessen Haare an seinem Gesicht und diese nur allzu vertraute Stimme ganz nah an seinem Ohr hörte. Er hatte ihn wieder. "Seto, es tut mir so leid..." Mokubas Stimme zitterte ebenfalls. "Ich lasse dich nicht wieder allein, versprochen... nie wieder... wir bleiben zusammen, ja?..." "Ja...", murmelte Seto. Schnee schmolz an seinem Gesicht. "Wir bleiben zusammen. Moki..." Jounouchi starrte gezwungen seinen Teller an. Die Kartoffel starrte spöttisch zurück. Es war ihm mehr als klar, dass er nichts von dem tun konnte, wonach ihm gerade zumute war. Du bist eifersüchtig auf einen kleinen Jungen, meinte die Kartoffel hämisch. Auf seinen Bruder, Herrgott noch mal! Jou spießte sie nachdrücklich mit seiner Gabel auf. Als Seto Mokuba endlich losließ und Yuugis Blick begegnete, grinste der Junge zufrieden. "Fröhliche Weihnachten, Kaiba!" 16. Akt: Kekse Draußen war es dunkel. Im Wohnzimmer hatte Yuugi die Lichter angeschaltet, so dass der Raum hell erleuchtet war. Dank des Kamins hatte sich eine angenehme Wärme verbreitet. Zwar funktionierte der Abzug nicht richtig und es roch nach Rauch, aber das störte keinen. Leise Musik ertönte im Hintergrund, irgendeine von Mutous alten CDs. Seto saß im Schneidersitz auf dem Boden. Mokuba lehnte sich an ihn und erzählte ihm fröhlich von seinen bisherigen Ferien in den Alpen, während er sich gleichzeitig großzügig mit Pocky versorgte, aus einer Schachtel, die er Jou geklaut hatte. Dieser störte sich nicht groß daran. Er war gerade damit beschäftigt, Flaschendrehen mit den anderen zu spielen. "...und da ist er den halben Berg wieder runtergekullert!" Mokuba grinste breit und biss seinen Pocky gekonnt entzwei. "Aber es ist ihm nichts passiert oder so", fügte er nach kurzem Nachdenken hinzu. "Glaube ich." "Du scheinst dich gut amüsiert zu haben", meinte Seto. Mokuba warf ihm einen schnellen Blick zu. "Jaah... es war ganz lustig. Aber ich konnte es nicht so richtig genießen, weil ich die ganze Zeit an dich denken musste, großer Bruder. Ich bin froh, dass wir Weihnachten nun doch noch zusammen feiern können!" "...Ich auch." "Na komm schon, Jou!" Anzus laute Stimme durchbrach die Zweisamkeit der Kaibabrüder. "Du bist dran! Du musst antworten!" "He, rück mir bloß nicht so auf den Leib!" Obwohl Jounouchi mit dem Rücken zu Seto saß, konnte er ihm trotzdem sein Unbehagen ansehen. "Ich habe niemanden!" "Ach, und warum bist du dann so rot?" "Es ist so stickig hier drinnen..." "Jou! Wir sind doch deine Freunde!", rief Anzu empört. Yuugi schaltete sich wie immer ein. "Anzu, lass ihn doch. Wenn Jounouchi es uns noch nicht sagen will, ist es doch okay..." "Es gibt nichts zu sagen!!", unterbrach Jou nachdrücklich. Honda klopfte ihm kameradschaftlich auf den Rücken. "Schon okay, Jou, du brauchst dich gar nicht zu bemühen, dein Gesichtsausdruck spricht Bände!" "Argh..." "Okay, lassen wir ihm seine Geheimnisse", meinte Ryou und grinste. "Aber dafür muss er dann etwas für uns tun!" "Ja!" Anzu klatschte in die Hände. "Er muss aufs Dach klettern und von dort aus rufen, dass er..." "Nee, das hatten wir schon letztes Jahr", kam es von Honda. "Und der Tollpatsch ist dabei fast runtergeknallt." "Das Dach war rutschig!", protestierte Jou. "Hmm... Eine Runde Nachdenken, Leute. Was könnte Jounouchi für uns tun?" Seto behielt einen neutralen Gesichtsausdruck bei, als er den verschiedensten Vorschlägen zuhörte. Er fand es nur schade, dass er Jous Gesicht nicht sehen konnte. Mokuba kicherte leise vor sich hin, als Seto ihn leicht zur Seite rückte und aufstand. "Hm? Seto, wo willst du hin?", kam es umgehend von ihm. "Ich muss noch etwas erledigen", meinte sein Bruder. "Es dauert nicht lange." Mokuba sprang auf. "Ich komme mit!" "Nein, lieber nicht. Es ist ziemlich kalt draußen und du sollst dich nicht erkälten." Seto nickte zu den anderen rüber. "Pass lieber auf, dass das Haus noch steht, wenn ich zurückkomme." Wenn ich zurückkomme. Wie selbstverständlich das klang. "He, Kaiba!" Jetzt war es Yuugi, der ihn zurückrief. "Willst du wirklich bei diesem Wetter rausgehen?" Er sah besorgt aus. "Es dauert nicht lange", wiederholte Seto und verließ das Zimmer. Yuugi sah zu den anderen. "Wisst ihr, was er meinen könnte?" Honda zuckte mit den Schultern, Anzu schüttelte den Kopf. Ryou tat so, als betrachte er aufmerksam das Etikett auf der Flasche. Jou zog die Augenbrauen zusammen und starrte Seto hinterher. "Ich trau ihm nicht", murmelte er. Nach einem kurzen Moment des Zögerns sprang er auf und zog seinen Pullover von dem Stuhl, auf dem er gesessen hatte. "Jounouchi??" "Betrachtet das als meine Aufgabe!" Er grinste. "Ich passe auf unseren allseits geliebten Seto Kaiba auf!" Mit einem Zwinkern verschwand er, ein Wehen blonder Haare. Anzu zog ein Gesicht. "Er will sich doch nur drücken!", murrte sie. Ryou entdeckte, was für interessante Wörter man aus dem Begriff "Eierlikör" formen konnte. Seto wartete draußen. Als Jounouchi endlich auftauchte, leise fluchend, weil er sich am Türrahmen gestoßen hatte, hielt er die große dunkle Gestalt vor dem Haus zuerst für einen Schatten. Dann sah er das Schimmern der Straßenlaterne auf einem "KC"-Logo und wusste Bescheid. "Du willst auf mich aufpassen?" Jou grinste. "Klar! Nicht, dass du dich hier verläufst oder so! Mokuba ist nicht den weiten Weg zurückgekommen, um ohne seinen großen Bruder zu feiern!" Der nur allzu vertraute weiße Mantel erschien vollends im Licht, Seto Kaibas dunkelblaue Augen ein Rätsel unter den braunen Haarsträhnen. Jounouchi vergrub seine Hände tiefer in seine Jackentaschen als er Setos bloße Finger sah. "Ist dir nicht kalt?", erkundigte er sich, als sie losgingen. "Doch." Weiße Flocken setzten sich auf dunklem Haar ab. "Warum ziehst du dich dann nicht wärmer an?" "Es ist doch nur Schnee." Mit dieser Bemerkung konnte Jou nicht viel anfangen. Er schwieg und versuchte mit Setos langen Schritten mitzuhalten. "Wohin gehen wir?", fragte er nach einer Weile. "Etwas zu essen kaufen", antwortete Seto. Jounouchi runzelte die Stirn und sah ihn an. Das markante Gesicht war verschlossen wie eh und je. "Würde es etwas bringen, dich nach dem Grund zu fragen?" "Nein." "Okay." Sie fanden eine Tankstelle, die geöffnet war. Der Tankwart, ein älterer mürrischer Mann, der nicht einmal an Weihnachten von seinem Posten wich, warf ihnen einen kurzen, misstrauischen Blick zu, bevor er sich wieder seiner Zeitung widmete. Jounouchi sah sich um und entdeckte eine einsame Girlande am Fenster, mit einer einzigen glänzend roten Weihnachtskugel. Den Mistelzweig, der sich irgendwie hierhin verirrt hatte und nun über der Abteilung mit den Schokoriegeln hing, übersah er geflissentlich. "Was davon würdest du an Weihnachten essen?", fragte Seto ihn. Jounouchi begutachtete bedächtig die Regale. "Nichts", äußerte er dann nachdrücklich. "Und bei mir will das was heißen." "Hm." Seto sah ebenfalls alles andere als begeistert aus, als er sich eine Tüte Chips und Gummibärchen schnappte. Jou beobachtete ihn, wie er seiner Sammlung noch eine Flasche Orangensaft hinzufügte. Dann wanderte er zu der Schokolade und den Keksen herüber. Er wandte sich an Jounouchi, vielleicht war ihm dessen seltsamer Blick nicht entgangen. "Was davon würdest du essen?", fragte er. Jounouchi zögerte, einen Augenblick zu lang, um es noch verbergen zu können, und gesellte sich dann zu Seto. "Diese sind gut", meinte er und zeigte auf eine bunte Packung. Er sah Seto nicht an. Der Tankwart grinste ein wenig, als er die Einkäufe einpackte. Jou hätte ihn am liebsten mit seiner Faust bekannt gemacht. Beim Rausgehen fiel ihm auf, dass er keine Taschentücher dabei hatte. Diesmal fluchte er nur in Gedanken. "Wohin jetzt?", erkundigte er sich bei Seto. Es war stockfinster draußen. "Wo habt ihr mich gefunden?" "Hä?" "Ihr habt mich doch irgendwo im Park aufgelesen. Wo genau?" Jou überlegte angestrengt. "Irgendwo beim Südeingang, glaub ich. Ah ja, in der Nähe vom See!... Was willst du da, Kaiba?" Seto antwortete nicht und ging los, die braune Tüte fest in den Armen. Der Mantel schwang steif hinterher. Jou seufzte und trottete ihm nach. Die Bank war leer. Seto stand davor und schaute. Jounouchi hätte nicht sagen können, worauf. Einige letzte Schneeflocken wurden vom Wind vorbeigeweht. "Kaiba?", fragte Jou zögernd. "Sie muss hier sein", murmelte Seto. "Sie muss!" Irgendwie sah er in dem Moment unglaublich verloren aus, regungslos vor dieser weißbedeckten Parkbank stehend, in seinem schicken Firmenmantel mit dem goldenen Logo und der einfachen Papiertüte in den Händen. Jounouchi sah in seine Augen hinein und entdeckte Schnee. "He, Kaiba..." Vorsichtig ergriff er seine Hand. Sie war eiskalt. "Komm, lass uns zurück gehen. Die anderen machen sich bestimmt schon Sorgen." Seto sah ihn nicht an. Jounouchi fühlte die Kälte in seinen eigenen Körper kriechen. Er presste die Lippen aufeinander und verschlang seine Finger in Setos. Er spürte den Druck. "Komm. Es nützt doch auch nichts..." Er wollte diesen abweisenden Ausdruck nicht sehen. Er wollte nur dieses Gefühl haben, diese täuschende Empfindung von Nähe, wo nur abkühlende Distanz war. Wenigstens dieses Fünkchen Wärme. "Jounouchi..." Die leise Stimme brach den Kontakt nicht. Jou blickte rasch auf. "Ja?" Seto stellte die Tüte behutsam auf die leere Bank. Dann streckte er Jounouchi mit der freien Hand etwas entgegen. "Hier." Jou nahm es an, fühlte die glatte Oberfläche. Es war eine neue Packung Taschentücher. Verwirrt sah er zu Seto auf. "Wie..." "Betrachte es als eine Art Weihnachtsgeschenk", sagte Seto. Seine Finger erwiderten den Druck. Jounouchi hatte es plötzlich sehr eilig, sich auf umständlichste Art und Weise ein Taschentuch aus der Packung zu ziehen. Die Tüte raschelte leise. Als sich Jounouchi schließlich wieder hinter dem Taschentuch hervorwagte und entdeckte, dass der Schnee eigentlich warm war, lächelte er schief und murmelte anklagend: "Und du hast den Mistelzweig doch gesehen!" Seto zog ihn an sich heran. "Ich wollte nur die Kekse..." Er küsste ihn und wusste, dass dieses mal die Wärme nicht so schnell verfliegen würde. Das kleine Mädchen beobachtete, wie die beiden weggingen. Ihre Füße hinterließen keine Abdrücke im Schnee, als sie zu der verlassenen Parkbank herüberlief und die braune Tüte an sich nahm. "Mhm, Gummibärchen..." ++++ Soooooooo. Soll ich ehrlich sein? Ich liebe die Szene, wo Ryou Yuugi das Plüschpuzzle schenkt... waah, irgendwie sind sie ja doch ein süßes Paar (war gar nicht beabsichtigt, ehrlich!). Was haltet ihr von meinem Ausgang für Seto und Jou? Meine Freundin An-chan hat gemeint, die Taschentuch-Idee hat ihr gefallen... Ich hätte Moki-chan beinahe vergessen! Der Arme... *knuddel* Aber wenn ihr denkt, das war schon alles - großer Irrtum! Es gibt nämlich noch einen Epilog! NEIN, kein yaoi! Ich schreibe so was nicht! Ich denke es nur! XD Es ist ein Baku-Epilog, der einiges aufklären soll... ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)