Guilty von WeißeWölfinLarka (Schuldig - Kann ich es je wieder gut machen?) ================================================================================ Kapitel 29: Die Ereignisse überschlagen sich: ein unerwarteter Rückfall ----------------------------------------------------------------------- So langsam kam der Sommer in die Stadt. Die Sonne ließ sich viel öfter und länger blicken und erwärmte die Erde mit ihren hellen Strahlen. Wie auch an diesem Abend. Tala hatte Kai begleitet, um Lin an der örtlichen Grundschule anzumelden. Man hatte erst am späten Abend Zeit für Kai gefunden, da es sich nicht früher einrichten ließ. Nun war alles geklärt und Lin würde schon in der nächsten Woche am Unterricht teilnehmen dürfen. Kai hoffte, dass sie sich schnell einleben konnte und gut mitkam. Immerhin konnte sie schon schreiben und rechnen, das hatte sie zwangsläufig bei ihrer Tätigkeit in der Kneipe gelernt. Und er wünschte sich für sie, dass sie diese Zeit vergessen und nun eine fröhliche, glückliche Kindheit leben konnte, was ihm selbst verwehrt geblieben war. „So. Du hast also nun Familienzuwachs bekommen?“, fragte Tala und schob dabei seine Hände tief in die Hosentaschen. Gemeinsam schlenderten sie den Schulflur entlang. „Sie kann russisch.“ Der Rothaarige warf ihm einen seltsamen Seitenblick zu. „Oh wunderbar. Sie kann russisch, dann muss sie ja zu dir gehören!“, meinte er sarkastisch und verdrehte die Augen. „Tala, du hast sie doch kennen gelernt!“ „Ein Grund mehr, sie bei dir einziehen zu lassen.“ Kai blieb stehen und sah ihn an. Tala ging unberührt weiter. Er stapfte regelrecht, schien seiner Wut, die Kai unbegreiflich war, durch festes, rasches Aufstampfen Abhilfe zu schaffen. „Kann es sein, dass du eifersüchtig bist?“ Nun stoppte der Ältere der beiden Freunde doch und fuhr herum. „Hörst du mir eigentlich zu? Du kümmerst dich lieber um wildfremde, streunende, herrenlose Kinder, als dass du dir mal Gedanken darüber machst, was mit Babuschka geschehen sein könnte!“ „Tala, ich…“ „Still, Kai, ich will es nicht hören. Sie könnte tot sein und ich weiß es nicht. Und auf all deine Beteuerungen scheiß ich!“ „Ich habe gestern mit ihr telefoniert.“ „WAS?!“ „Ihr Telefon ist kaputt. Es kann erst in einigen Tagen repariert werden.“ „Und warum ruft sie dich an und nicht mich?“ „Weil du hier nicht im Telefonbuch stehst. Sie hat sich von einer Telefonzelle aus gemeldet. Und im Telefonbuch steht die Adresse der Bladebreakers, aber nicht deine.“ „Wieso sagst du mir das nicht?!“ „Du lässt mich ja nicht ausreden…“ Kai ging auf ihn zu, stellte sich auf die Zehenspitzen, nahm sein Gesicht zärtlich in die Hände und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. „Es ist schlimm mit dir. Du regst dich auf, dass ich dir das nicht erzählt habe – aber wenn ich es doch getan hätte, dann hättest du gemeckert, warum ich das nicht schon viel früher gesagt habe.“ Lächelnd tätschelte er Tala die Wange. Er sah in seinem Blick, dass sich in den blauen Opalen die Erleichterung über die Nachricht widerspiegelte. „Tut mir leid…“ Plötzlich flackerte das Licht stark und erlosch. Überrascht sahen beide Freunde auf. Da hallte ein unverständlicher Ruf über den nun schlecht erleuchteten Flur. Es war eindeutig eine Männerstimme, auf die prompt eine weitere antwortete. Instinktiv drehten sie sich mit dem Rücken zueinander, um dem jeweils anderen den Rücken freizuhalten. Kais Nackenhaare stellten sich auf. Er spürte Gefahr. Tala fühlte einen kühlen Lufthauch, wollte sich ducken, doch es war zu spät. Die Wucht des Schlages riss ihn von den Füßen. Überrumpelt taumelte er zur Seite, die Wand hielt ihn auf. „Tala!“ Kai wurde straff am Kragen gepackt und auf die Knie gezwungen, Sekunden später spürte er einen kalten Lauf an der Schläfe. Krowawaia Boina wusste nicht, wie ihnen geschah. Blut lief über Talas Gesicht, er wurde hochgezerrt und in Richtung der Toiletten geschleift. „Ihr kleinen Schwuchteln… Ich reiß euch eure süßen Russen-Ärsche auf!“, säuselte der sehr stämmige und bullige Mann Tala ins Ohr und schubste ihn auf die Klobrille. „Festmachen!“, befahl er unmissverständlich. Er schnallte dem Rothaarigen eine Handschelle um und kontrollierte, dass Tala sie auch an der anderen Hand stramm einrasten ließ und drückte die Schelle letztlich selbst zu. Tala erkannte den Kerl. Gehörte er nicht zu den Leibwächtern um Masami Kurai? Er war sich sicher, ihn dort schon mal gesehen zu haben. Oder…? Sie hatten doch alle umgebracht! Und woher wusste dieser Typ, wo sie sich aufhielten? Der junge Russe blinzelte. Ein Namensschild. Ivan? „Erst wollte ich euch beide umbringen, aber nun bringe ich ihn um, deinen süßen, kleinen Lover – und du darfst zusehen.“ Talas Augen weiteten sich. Nein! „Ti mudak hujew, Wanja!!!“ Hart und schnell verpasste dieser Ivan ihm mit dem Griff einer Beretta einen kräftigen Hieb gegen seinen Kopf. Tala stöhnte, seine Stirn machte eine zusätzlich schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Toilettendeckel. „Da staunst du, oder? Wir haben nun den Auftrag, uns an Krowawaia Boina zu rächen. Mhm… Ich hätte nicht gedacht, dass die beiden taffen Killer sich gegenseitig die Stange halten…“ Ivan lachte dröhnend auf. Dann bellte er ein lautes „Dawai“ in die Richtung seines Komplizen und überließ den Jugendlichen seinem Schicksal. Also doch. Als Kai damals ihr Geheimnis preisgegeben hatte, musste zumindest dieser Mann noch gelebt haben. Und wenn sie sich an ihnen rächen wollten, bedeutete das wohl, dass ein Familienmitglied Kurais dahinter steckte. Wahrscheinlich ein Sohn… Tala bekam vom vielen Denken starke Kopfschmerzen. Er hörte Kais Schreie, während sein Freund fortgeschleift wurde. Die Rufe nach seinem Namen verstummten, als sie Kai auf den Schulhof geschleppt hatten. Es waren zwei Männer, körperlich vom gleichen Schlag: bullig, kräftig, schwer. Sie würden Kai auf dem Schulhof hinrichten, ungeachtet der Tatsache, dass Kinder die Leiche und den Tatort am nächsten Morgen sehen würden. Davor hatten diese Männer gar keine Skrupel. Panik erfasste Tala. Er war an das Klo gefesselt. Verfluchte Keramikschüssel! Er zog und zerrte an dem Eisen, das ihn hielt. Kai hatte das nicht verdient, besonders nicht jetzt. Lin brauchte ihn. … Er brauchte ihn. Ja, er war sich nicht sicher, ohne Kai leben zu können. Seit jeher stand der Silberhaarige ihm zur Seite, ohne es zu wissen. Immer wieder hatte Kai ihm beteuert, wie viel er ihm bedeutete, wie sehr er ihm half, wie dankbar er war, dass es Tala gab, dass Tala sein bester Freund war, dass sie sich überhaupt kennen gelernt hatten. Doch in Wahrheit brauchte Tala Kai wie keinen zweiten. Sie waren Seelenverwandte, nicht nur wegen ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Tala hatte Kai von Anfang an gemocht und nicht umsonst hatte er sich die Mühe gemacht, sich mit ihm anzufreunden. Kai wusste gar nicht, wie gut er Tala eigentlich tat! Würde einer von ihnen sterben, der andere täte es auch, wie es Talas Großmutter oftmals sagte. Wie sehr er es jetzt bereute, sich vorhin mit ihm gestritten zu haben! Und wie dumm ihm der Grund vorkam! Ja, er war sauer gewesen, dass Kai sich scheinbar keine Gedanken um seine Oma machte. Aber er musste zugeben, ein klein wenig neidisch war er auf das Mädchen schon. Sie könnte ihm den Rang ablaufen, Kai würde sich vielleicht nur noch um sie kümmern und ihn immer öfter versetzen… Lächerlich, Kai war sein Freund, schalt Tala sich selbst in Gedanken. „Er würde mich nie im Stich lassen…“, murmelte er schwerfällig. Verdammt, er musste ihn retten!! Das Eisen seiner Fesseln schnitt sich tief in sein Fleisch, das Blut lief unablässig von seinen Handgelenken. Zwischen Haut und Handschellen befand sich kaum Spielraum. Tala stemmte seine Beine gegen die Fliesen und zerrte laut schreiend am Keramiktopf. Der Wasserkasten ruckte, irgendwann gab das Rohr nach. Eine Wasserfontäne spritzte ihm entgegen, durchnässte ihn von Kopf bis Fuß. Doch seine Gedanken kreisten einzig und allein um seinen besten, wirklich besten Freund. Mit einem letzten wütenden und gleichzeitig verzweifelten Schrei schaffte Tala es schließlich, er riss die gesamte Keramikvorrichtung aus ihrer Verankerung. Da er sich im ersten Stock befand, schleppte er das Klo hinaus auf den Flur. Durch das Fenster konnte er die Angreifer im Hof ausmachen. Kai kniete vor ihnen und blickte sie wild an. Der Schalldämpfer hatte bereits eine dunkle Druckstelle an seiner Stirn hinterlassen. Tala öffnete das Fenster und kletterte auf den Sims. Tief atmete er durch. Dann warf er die abgetrennte Toilette auf Ivan, der Kai mit der Waffe bedrohte, er selbst sprang fast zeitgleich auf den anderen hinunter. Überrascht riss Kai die Augen auf, duckte sich aber rechtzeitig. Ein Schuss löste sich aus der Waffe, als das Keramik auf den menschlichen Schädel traf. Die Kugel trat in die Rinde einer weit entfernt stehenden Buche ein. Tala prallte mit seinem gesamten, durch die Fallbewegung noch vergrößerten Gewicht auf den Körper unter ihm auf. Am Boden rollte er von diesem herunter und spie röchelnd Blut. Kais Henker war sofort tot. Schädelbasisbruch. Kai sprang auf, klatschte Tala ein paar Mal ins Gesicht. Aber der Rothaarige hatte sein Bewusstsein verloren. Da regte sich der andere Kerl. Hektisch entriss er der Leiche die Waffe und erledigte ihn mit zwei Schüssen. Dann durchsuchte er beide Männer nach Identifizierungsmerkmalen. Aber außer der Visitenkarte eines Hotels und zwei falschen Ausweisen – das erkannte er, weil er selbst einen besaß, der aber weitaus besser gefälscht war – konnte er nichts Besonderes finden. Also schnappte er sich Tala, warf ihn über die Schulter und verschwand mit ihm vom Tatort. Später würde er die Polizei verständigen. Jetzt hatte sein Freund für ihn oberste Priorität! „Was haben die sich nur dabei gedacht?!“ Kai murrte gefrustet, während er den Verband um Talas Handgelenke fixierte. „Wer war das überhaupt? Was wollten die von uns? Und wie zur Hölle konnten die uns finden?“ Tala zuckte mit den Schultern. Sofort ächzte er auf. Hoffentlich hatten sie erst einmal Ruhe vor weiteren Rückschlägen. Auch ein Team wie das ihre machte sich Feinde, obwohl oder gerade weil sie Profis waren. „Ich hatte…“, begann er, brach jedoch jäh ab. Er lag auf seinem Bett in Kais Elternhaus und ließ sich in die Kissen sinken. Ihm dröhnte der Schädel. „Ja?“ Kai setzte sich zu ihm aufs Bett, fuhr sanft durch das rote Haar. Doch sein Handy unterbrach sie. „Ich geh kurz ran, okay? Vielleicht ist es mein Team.“ Tala nickte. Sein Freund verließ den Raum. Nach nur ein paar Minuten kehrte er allerdings schon wieder zurück, breit grinsend. Tala hatte sich nun sein Geburtstagsgeschenk redlich verdient, er brauchte seine Babuschka, die ihn bemutterte und umsorgte. Kai schmunzelte beim Gedanken daran. Lange müsste er ja nicht mehr warten. „Was?!“ Tala klang gereizt. „Ach nichts. Also, was wolltest du vorhin sagen?“ Ich hatte Angst um dich. „Nichts.“ Kai lächelte wissend. Er vermutete, dass Tala seinen eigenen Geburtstag in zwei Tagen vergessen hatte. „Leg dich hin, versuch zu schlafen. Ich sehe nachher noch mal nach dir, bevor ich zur WG fahre, in Ordnung?“ ------- Ti mudak hujew, Wanja – Du schwanzlutschendes Arschloch, Wanja Soo... Neues Spiel, neues Glück. ;) Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Problem für mich sind immer noch die Actionszenen, die sich ohnehin an einen gewissen Film orientieren. Wer ihn kennt, wird es vielleicht entdeckt haben. Ansonsten sind in diesem Kapitel auch Anspielungen versteckt, die gewissen Leser (ne, [[StrichSama_Chris]]? :D ) bestimmt erkennen. Wenn nicht, dann hab ich nen Knick in der Optik. Die Vorschläge, die mir in den letzten Kommentaren gemacht wurden und auch die Hinweise habe ich versucht einzubauen, ebenso habe ich die älteren Kapitel überarbeitet. Wie gesagt, alles, was ihr bemängelt, wird schnellstmöglich verbessert (es sei denn, ich schieb das auf meine künstlerische Freiheit) So, genug gequakt, ihr seid fürs Erste entlassen ;)) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)