Guilty von WeißeWölfinLarka (Schuldig - Kann ich es je wieder gut machen?) ================================================================================ Kapitel 17: Wann immer du mich auch brauchst – ich werde für dich da sein ------------------------------------------------------------------------- „Und du hast ihr wirklich die Zunge in den Hals gesteckt?“ „Ja sicher. Aber sie hat angefangen!!“ Tala war verblüfft. „Wow, das hätte ich von dir nicht erwartet. Wie alt war sie denn?“ Gemütlich schlenderten die beiden Jungen die Straße entlang, es war fast sechs Uhr in der Früh und sie unterhielten sich über den Abend. „Na ja, ich schätze sie auf etwa 20 bis 25 Jahre, weil sie auch sehr erfahren und außerdem gebildet war.“ „Ohoho! Eine erfahrene Intellektuelle! Hätte ich auch gerne in meiner Sammlung!“, feixte der Ältere. Kai verdrehte die Augen. „Du weißt ganz genau, dass es....“ „...Arbeit war, jajaaa, natürlich... So eine Art von ‚Arbeit’ möchte ich auch mal haben...“ Grinsend blieb Tala an einem Schaufenster einer Bäckerei stehen. „Ich habe Hunger... Können wir n kurzen Abstecher machen, vielleicht auch auf nen Kaffee oder so?“ „Von mir aus...“, antwortete der Silberhaarige schulterzuckend. Sie betraten das Geschäft, das schon geöffnet hatte. Während der Rothaarige die Auslagen betrachtete, ging Kai die Regale ab. Ihm fiel eine Pralinenpackung auf, kleine Schokoladenhügel, verziert mit Zartbitterschokolade. „Raffinierte Knusper Cappuccino-Pralinés…”, las Kai. Im selben Moment zuckte das Bild eines kleinen Mädchen, das ihn anlächelte, durch seinen Kopf. Er beschloss, ihr eine Packung davon mitzubringen. ~Liegt ja eh auf dem Weg~, dachte er. Da fiel ihm noch etwas ein. „Hey Yu!“ Kai wandte einen neuen Spitznamen für seinen besten Freund an. „Jetzt ist es doch egal, also sag schon: Was hast du der Schwarzhaarigen eigentlich erzählt, dass sie dir eine gepfeffert hat?!“ Tala seufzte, nahm dankend zwei Tassen Kaffee und ein Schokobrötchen, bezahlte und setzte sich auf einen Stuhl an einem runden Tisch. Er biss einmal von seinem Brötchen ab und schielte Kai ergeben an, so dass dieser sich zu ihm setzte. „Kennst du eigentlich den Unterschied zwischen einem Rasenmäher und einem Minirock?“ „Nee.“ „Na dann fass mal drunter...“ „TALA! ... Also echt... deinen Humor möchte ich nicht haben... Aber du hast nicht auf meine Frage geantwortet!“ „Das war die Antwort.“ Kai verschluckte sich an seinem Kaffee und hustete. „Oh mein Gott, da ist es ja kein Wunder, dass du abgeblitzt bist!!“ Er grinste. „Vollidiot, echt!“ „Na toll, das sagst ausgerechnet du mir? Der sich von einer fast 30-jährigen hat abschleppen lassen?!“ „Sie war höchstens Mitte 20 und es war Arbeit.“ Ein spöttisches Schnauben seitens Tala. „Und außerdem bin ich bei der Schwarzhaarigen trotz meines blauen Auges gut weggekommen. Übrigens... ich hab festgestellt, das Verletzungen hilfreich beim Baggern sind, dann fragen nämlich alle Mädels danach und betüddeln einen...“ „... oder sie müssen betüddelt werden, weil sie allein nicht mehr laufen können...“ Beide Freunde seufzten schwer. „Weiber...“ „Hast du eigentlich was dagegen, wenn wir noch kurz eben bei einer Bekannten vorbeischauen?“, fragte Kai. „Du meinst doch nicht dieses kleine Mädchen, von dem du mir erzählt hast?“ „Doch, genau das. Ich möchte ihr gerne etwas schenken.“ Er trank seinen Kaffee auf, besorgte diese Pralinen, die er beim Eintreten entdeckt hatte, bezahlte und zeigte sie Tala. „Hm, wie du meinst. Aber... was versprichst du dir davon? Was soll das Gerede von wegen du könntest sie nicht mehr vergessen blabla?!“ „Sie erinnert mich halt auch ein bisschen an mich selbst... Du hast mir geholfen, du weißt, wie wichtig du mir bist und ich kann das nicht wiedergutmachen, wie gut du zu mir warst. Aber vielleicht kann ich an anderer Stelle etwas Gutes tun... ich möchte ihr helfen.“ „Oh je, der heilige Samariter... Viel zu viel ‚gut’ in deinem Sprachgebrauch, wenn du mich fragst. Aber von mir aus, gehen wir dahin.“ Kai legte eine Hand an Talas Wange und sah ihm bedeutungsvoll in die Augen. „Es ist mir ernst mit ihr. Ich kann mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass da etwas ist, was ich ändern kann, es aber nicht tue. Du musst mir nicht zustimmen. Du musst mich nicht verstehen. Es ist nur so...“ Tala unterbrach ihn ruhig: „Hör zu, als dein Freund akzeptiere ich dich so, wie du bist. Ich weiß, dass du einfach manchmal ein fürchterlicher Narr bist, oder dass du Angst hast, ein Schwächling zu sein. Ich weiß das – und ich ignoriere das. Denn ich glaube fest daran, dass alles, was du tust, in deinen Augen Sinn ergibt. Und solange dem so ist, solange werde ich dich in allem unterstützen, wo du meine Hilfe brauchst. Ich akzeptiere dich so, wie du bist – erwarte aber auch von dir, so zu sein, wie du wirklich sein kannst.“ Kai schwieg und betrachtete lange das eisblau in den Opalen seines Gegenübers. Dann lächelte er glücklich. „Weißt du, dass ich dich genau dafür liebe?!“ Er lehnte seine Stirn gegen die des Rothaarigen und fühlte den Trost und den Halt, den dieser ihm gab. „Ja, auch das weiß ich, Kai...“, erwiderte Tala und grinste. „... Ich denke, an deiner Selbstüberschätzung sollten wir aber noch arbeiten!“ Beide lösten sich lachend voneinander, um ihren Kaffee aufzutrinken und dann aufzubrechen. Denn Kai brannte vor Eifer, Lin zu helfen... „Ist es noch weit?!“ „Du kennst die Ecke doch, das ist dort, wo wir letztens waren, bevor ich... du weißt schon, die Sache da...“ „Als du den Wachmann abgeknallt hast, ja. Aber meinst du denn, dass du sie jetzt dort triffst? Es ist fast halb sieben Uhr morgens.“ Kai zuckte mit den Schultern. Sie standen vor der Tür zu der Kneipe, in der das kleine Mädchen arbeitete. Der Silberhaarige drückte den Türknauf. Doch nichts geschah. Die Bar hatte geschlossen. Sie gingen in die Seitengasse, wo Kai sie das erste Mal getroffen hatte. Doch auch die Tür war verschlossen. Kai sah sich nach Fenstern um, hinter denen er vielleicht vermuten könnte, dass dort jemand schläft. „Hey, kannst du mir mal eben ne Räuberleiter machen?“, fragte Kai dann. Tala ging in die Hocke. „Steig auf, aber mach schnell. Du bist schwer.“ „Ich bin nicht zu schwer, du bist einfach zu schwach, Schätzchen!“ Grinsend setzte er einen Fuß in Talas Handflächen und zog sich an einem Fenstersims hoch, während der Rothaarige ihn ein Stück weit hochstemmte. „Au... hängst du? Ich kann das nicht noch mal machen, meine Hüfte bricht gleich auseinander!“ „Jetzt stell dich nicht so an...“ Dennoch stimmte es, Tala musste sich immer noch schonen, damit seine Hüftverletzung keine bleibenden Schäden hinterließ. Kai lugte durch die Fensterscheibe. Mit den Füßen baumelte er frei an der Wand, versuchte aber, sich an den Steinen einen einigermaßen festen Halt zu sichern. Er sah einen Raum mit vielen Regalen, anscheinend das Lager. Also hangelte er sich am Sims entlang zum nächsten Fenster und stemmte sich hoch, um besser sehen zu können. Seine Muskeln waren vor Anstrengung stramm angespannt und in seinem schwarzen Tanktop sah er in diesem Moment sehr stark und attraktiv aus. Und dann sah er sie, schlafend auf einem Bett ihn einem bis auf Schrank, Nachttisch und Stehlampe kahlen Raum. „Ey, Tala, halt mich mal kurz fest, ich will anklopfen!“ „Wieso willst du sie eigentlich wach machen?!“ „Weil ich ihr was schenken will!“ „Ich hab eine bessere Idee: Wirf es doch durchs Fenster! Sieh nach, ob es offen ist, und sonst hebel es einfach auf.“ Kai ließ sich fallen. „Hast du Stift und Papier?“ „Nen Kuli hab ich wohl.“ Kai nahm ihn und beschrieb die Pralinenpackung mit einem Gruß. Glücklicherweise konnte er das Fenster aufdrücken, es war nicht verschlossen, wie er festgestellt hatte. So konnte er dann sein Vorhaben, Lin eine Kleinigkeit zu schenken, doch noch in die Tat umsetzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)