Guilty von WeißeWölfinLarka (Schuldig - Kann ich es je wieder gut machen?) ================================================================================ Kapitel 14: Das kleine Mädchen ------------------------------ Hey Leute! Vielen vielen Dank für die vielen lieben Kommentare! Es freut mich echt, dass meine Story euch gefällt! =^.^= Dabei sind aber auch einige Fragen aufgekommen, und einige davon, falls sie noch nicht geklärt sind, möchte ich jetzt im Vorfeld beantworten. 1. Kannst du Russisch bzw bist du Russin? - Leider nein. Ich muss mir alles übersetzen lassen, entweder von meiner Freundin oder ich frag beim "Wer will Russisch lernen"-Forum hier auf Mexx nach ^^''' Und seit meinem Geburtstag bin ich im Besitz eines handlichen Universal-Sprachführers für Russisch^^ 2. Was sind Antidepressiva? - Irgendwelche Medikamente gegen Depressionen. Keine Ahnung, kann leider kein Beispiel geben, was ja auch Schleichwerbung wäre xDDD 3. Sind Kais Eltern tot, und er weiß es? - *räusper* Ähem... also, eigentlich dürfte ich dazu nichts sagen, weil das ja zur Story gehört. Aber vielleicht wird es so etwas verständlicher: Kai GLAUBT sie sterben gesehen zu haben, ist aber davon nicht überzeugt und sucht sie jetzt. Es wird noch ein Sequel geben, in der sich diese Frage endlich aufklärt.^^ 4. Wieso hat Voltaire als Initialen für das Brandzeichen JH und nicht VH genommen? - Nun, ím Manga heißt Voltaire wirklich John Hiwatari. Voltaire ist so eine Art Pseudonym oder sowas. Ich hab den Namen mal so übernommen, weil sich alle Möchtegern-Weltbeherrscher sich einen neuen Namen zulegen. Aber sie müssen ja auch einen richtigen haben. Deswegen JH für John Hiwatari. 5. Wieso wurden die Zeitformen in Kapitel 13 vertauscht? - Das war Absicht. Ich hab gedacht, dass es besser ist, wenn ich das, was auf dem Video zu sehen ist, in der Gegenwart beschreibe, damit sich das von dem anderen abhebt. Falls das doof ist, änder ich das gern^^ 6. Was hat jetzt eigentlich das Video zu bedeuten? - Öhh, jaa... gehört zum Storyboard (an das ich mich halten wollte, es aber aus unerfindlichen Gründen immer links liegen lasse... arbeite grade daran, mich wieder dran zu halten XDDD). Außerdem konnten die Bladebreakers mal wieder in Kais Vergangenheit rumschnüffeln, um die es ja geht, damit sich sein Verhalten bald erklären lässt... oder sowas^^'' +-+-+-+ Soderle, das dazu. Ich hoffe, das hat euch etwas geholfen und nicht noch mehr verwirrt. Und jetzt zum Pairing, wo es diesbezüglich auch oft Fragen gab: Ich hatte da ja mal so eine Umfrage, was ihr glaubt, was hier vorliegt, hier das Ergebnis: Kai x Ray: Niemand Tala x Kai: Minaho, Evil_chan, Dark-Phoenix_Kai, manni Keins: Lyos Nun... Nein, ich will das nicht auflösen >.<" *drop* Naja, eigentlich war kein Pairing geplant. Aber die YuKas unter euch werden dennoch das ein oder andere Mal Stellen finden, das darauf hindeuten KÖNNTE... ^^'''''''' Jedenfalls kann ich das so einrichten =^.^= Jetzt aber Schluss mit dem Gelaber, hier ist Kapitel 14^^ Das kleine Mädchen Er wusste nicht wohin sein Weg ihn führte, er lief einfach ziellos durch die nächtlichen Straßen Kiotos. Die Viertel, die er durchquerte, waren nicht unbedingt die besten, er sah leichtbekleidete Frauen an der Straße stehen, die sich zu den Fenstern von haltenden Autos hinunterbeugten. Er hörte Hunde bellen und Katzen klagen, in der Ferne quietschten Autoreifen. Ja, für seinen nächtlichen Spaziergang hatte er sich nicht gerade eine besonders nette Gegend ausgesucht. Kai schob seine Hände in die Hosentaschen und schlurfte mit eingezogenem Kopf und hochgezogenen Schultern weiter. Er wollte einen klaren Kopf bekommen. Nun kam er in ein anderes Gebiet. Hier waren einige Restaurants und kleine Kneipen vertreten. Die meisten waren bereits geschlossen, doch aus wenigen drang noch Gelächter auf die Straße, ein paar Männer torkelten umher, offenbar auf dem Nachhauseweg. Der Sechzehnjährige blickte ihnen nach. Er fragte sich, ob er sich auch an eine Theke setzen sollte und seine Gedanken mit einer Flasche Whiskey oder ähnlichem wegspülen sollte. Er wollte gerade in eine der Spelunke eintreten, als er an einer kleinen Gasse vorbeikam. Geschirr klirrte und eine Männerstimme brüllte laut. Neugierig ging er den Geräuschen nach. Vorsichtig schlich er voran, ein schmaler Lichtschimmer zeigte ihm den Weg. Kurz bevor er im Lichtkegel stand, hielt er an. Jetzt konnte er erkennen, woher diese Helligkeit kam: Eine Hintertür, offenbar zu einer Kneipe, stand offen und von dort strahlte eine alte Deckenlampe aus dem Inneren in die Gasse hinaus. Davor saß ein kleines Mädchen und wusch in einer Wanne mit Schaumwasser Geschirr ab. Ihr schulterlanges, blondes Haar war mit einigen bläulichen Strähnen durchzogen und zu einem Flechtezopf zusammengebunden. Sie trug eine blauweiß-karierte Schürze über einer kurzärmeligen, mit Rüschen besetzten Bluse und einem sommerlichen grauen Stoffrock. Die Sachen sahen etwas abgenutzt aus. Kai sah sich um, es war niemand zu sehen. Er trat aus dem Schatten hervor. Das kleine Mädchen blickte auf. Es erschrak und bekam es mit der Angst zu tun. Automatisch rutschte es einige Zentimeter zurück. „Hallo. Was machst du denn hier?“, fragte Kai dann nach einer Weile, um die Stille zu durchbrechen. „Ich wasche hier ab. Wenn ich nicht schnell fertig werde, schimpft mein Herr mit mir“, antwortete es ihm leise. ~Ihr Herr?~, wunderte sich Kai. Aber da hörte er auch schon eine wütende Männerstimme, anscheinend dieselbe wie zuvor, die gereizt rief: „Shary, beeil dich gefälligst! Komm rein und bring die frischen Gläser mit!“ „Jawohl!“ Das Kind stand auf, klopfte sich den Staub vom Röckchen brachte in einem großen Korb das Gewünschte hinein. Es schien, dass hier wohl noch Betrieb war. Oder die Bar wurde bereits für morgen vorbereitet. ~Und das um diese Uhrzeit! Es ist doch schon fast vier! Die arme Kleine...~, dachte der Junge. Ihm tat das Mädchen leid. ~Aber das ist nicht meine Angelegenheit...~ Da fielen ihm die Worte seiner Mutter ein: Es gab einmal eine Zeit, in der Hilfsbereitschaft noch etwas wert war. Und ich finde immer noch, dass es etwas wert ist! Daraufhin kniete er sich hin und wusch das restliche Geschirr ab. Als das Kind wieder kam, blieb es verwundert stehen. „Aber das brauchst du doch nicht!“ Kai schüttelte den Kopf. „Du heißt also Shary?“ Die Kleine kniete sich neben den Jungen, der ihr völlig unbekannt war und trocknete die von ihm abgespülten Stücke ab. „Nein“, sagte sie traurig. „Das ist nur ein Kosename. Er mag wohl meinen richtigen Namen nicht. Vorher hat er auch manchmal ‚Sklavin’ oder so zu mir gesagt... daraus ist dann irgendwann Shary geworden...“ Sie seufzte tief. „Und wie heißt du dann?“ „Lin ist mein Name. Und du?“ Kai sah zu ihr hin. „Kai“, sagte er und reichte ihr den letzten Teller. „Ich muss jetzt wieder gehen.“ Er wischte sich die Hände an seiner Hose ab und stand auf. Dann schaute er noch einmal zu ihr. „Danke!“, lächelte sie aufrichtig. Kai nickte und verließ diesen Ort. ~Ein komisches Kind... Geistig viel zu reif für ihr Alter...~ „Aber du weißt doch: Unrecht und Elend machen früher erwachsen, als einem lieb ist!“, ließ sich die Stimme seines Phönix' vernehmen. Ein roter Lichtstrahl schoss aus seinem Amulett, flog in die Luft und landete schließlich auf seiner rechten Schulter. Eine etwas kleinere Ausgabe Dranzers machte es sich dort gemütlich. Kai streichelte über das Gefieder und sofort begann der Phönix zu gurren. „Ach Dranzer... Schön, dass du da bist...“ Kais gefiederter Freund schmiegte sich an ihn und wärmte ihn etwas. Während sie weitergingen, meinte er: „Wollt ihr euren nächsten Coup wirklich durchziehen? Tala ist immer noch nicht ganz fit!“ „Ja, werden wir. Und Tala muss auch kaum was machen. Wir werden zum Hauptgebäude hinfahren, ich werde in den Lüftungsschacht kriechen und Tala wird mich mithilfe unseres Notebooks durchlotsen. Das wird diesmal kein großes Ding.“ Er setzte sich auf die Latte eines Holzzaunes. Die Morgendämmerung hatte langsam eingesetzt, die ersten Sonnenstrahlen erhellten die Umgebung. „Wir müssen nur die Unterlagen holen. Dass wir dafür sozusagen in unsere eigene Firma einbrechen müssen, ist fast schon lächerlich... Na ja, aber was will man machen. Wir haben leider nicht die Machtbefugnis und keinen triftigen Grund, warum wir den Ablaufplan und den Bericht der letzten Razzia in Moskaus Vorzeige-Abtei einsehen wollen... Vor allem, weil diese schon so etwa zehn oder zwölf Jahre her ist. Ich hoffe nur, dass die Sachen auf dem Hauptrechner des japanischen Sicherheitsdienstes gespeichert sind. Wenn nicht, wäre die ganze Arbeit umsonst.“ Kai seufzte resigniert. „Ich habe keine Lust mehr. Versteckspiel vor der Polizei, vor dem Team, vor Biovolt, Versteckspiel vor allem!! Glaubst du nicht auch, wenn sie noch leben, dass sie sich schon längst gemeldet hätten?“ „Kai, du weißt genau wie ich, dass du nicht glaubst was du da sagst. Du hast Zweifel, klar, aber du bist müde, abgebrannt, da treten die gern mal auf. Vielleicht brauchst du mal ne Auszeit, Urlaub!“ „... Du bist ein richtiger Scherzbold, weißt du das?“, meinte der Junge trocken. Wieder seufzte er. Dann erhob er sich und schlenderte zurück zur WG. Es war Freitag und heute abend würden Tala und er aufbrechen um den Zentralrechner der obersten Behörde des Sicherheitsdienstes zu knacken. Ein gefährliches und bescheuertes Unterfangen, doch daran hatten sich die beiden Jungen gewöhnt... Seine Freunde sagten nichts, als er sich zu ihnen an den Frühstückstisch setzte und sich Kaffee eingoss. Sie waren es leid, dauernd nachzufragen und jedes Mal unbefriedigende Antworten zu erhalten. Sie wussten auch, dass er sich diese Nacht herumgetrieben hatte. Und dass sie gar nicht wissen wollten, wo er gewesen war. Sowieso glaubten sie, dass ihr Leader sie anlog. Sie wussten ganz genau, dass er ihnen etwas verschwieg. Ray war sich sogar sicher, dass Kai allein damit nicht klar kam. ~Wie kann ein einzelner Mensch nur so sturköpfig sein und gutgemeinte Hilfe nicht annehmen?!~, dachte der Schwarzhaarige verständnislos. „Ich möchte heute Abend bei Tala übernachten.“ Die vier Jungen horchten auf. „Bis Sonntag in etwa“, fügte Kai noch hinzu. Verwirrt tauschten die Freunde Blicke aus. Dann hielt Max es einfach nicht mehr aus, er musste einfach fragen. „Du, Kai, sag mal, das Video, ne, wer waren die Personen? Und... weißt du, woher es kommt, also wer es geschickt hat?“ Der Angesprochene hielt nicht mal in der Bewegung inne, sich sein Toastbrot zu schmieren und es mit Käse zu belegen. „Waren das deine... deine Eltern?“, unterstützte Kenny Max’ Frage vorsichtig. Spätestens jetzt erwarteten er, Ray, Max, und Tyson eine nur allzu bekannte Abwehrreaktion oder Wutausbruch seitens Kai. „Ja.“ Das Team schaute sich überrascht an. Durch seine nüchterne Antwort jedoch ermutigt, wollte jetzt Ray wissen: „Und der kleine Junge, das warst du, oder?“ Der Blaugrauhaarige nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse und sah über den Rand hinweg in die Runde. „Ja“, meinte er wieder nur, als er die Tasse absetzte. „Und Voltaire?“ „Ja, Herrgott noch mal!!“ Erschrocken zuckten die Jungen zusammen. Sie hätten es sich ja denken können. Kai aß währenddessen sein Brot auf und spülte es mit dem Rest Kaffee hinunter. „Und auf die Frage, woher das Video stammt: Natürlich auch von ihm, was denkt ihr, wo das sonst herkommen soll!? Er macht das absichtlich. Damit ich mich ärgere und ihr euch dämliche Fragen stellt, die ihr mir dann stellt, die ich eigentlich nicht beantworten will, aber jetzt doch beantwortet habe, weil mir eure ständige Fragerei auf den Sack geht!“ Ärgerlich stand er auf. „Wow, das war ja mehr als sonst in einer Woche, Kai! Konversation ist ja sonst nicht grad deine Stärke...“ Tyson wollte ihn damit nicht provozieren, es war vielmehr eine Feststellung, die er kundtun musste. „Muss ja nicht jeder soviel quasseln wie du!“, entgegnete sein Leader schlicht. Dann ging er hinauf in sein Zimmer, schnappte sich die Schultasche und verschwand Richtung Schulweg. „Hast du alles?“ „Ja. Liegt der Rest bei dir?“ Der Rothaarige nickte. Er saß lässig auf einem Drehstuhl in Kais Zimmer und sah zu, wie dieser eine große Reisetasche packte und zwischen Bad und Kleiderschrank hin und her pendelte. Tala zog ein kleines Hartschalen-Etui aus seiner Hosentasche und nahm eine Zigarette heraus. Er drehte sie zwischen seinen Fingern, bevor er sie letztlich anzündete. „Mach bitte das Fenster auf, ich möchte nicht, dass der Rauch hier einzieht“, bat Kai, während er nun ein dickes, stabiles Seil in einen Rucksack warf und sich dann seinem Bett widmete. „Meinst du, dass wir die brauchen?“ Der Jüngere deutete auf diverse Pistolen und Revolver, die auf seinem Bett verstreut lagen. „Hm.. Besser wär’s. Aber nicht alle. Nimm mal die, mit drei Magazinen dafür. Auf keinen Fall deine alte Beretta, die klemmt nämlich, das Laden dauert ewig.“ Tala war aufgestanden und reichte Kai seine Vorschläge. Die übrigen ließ er wieder in der Kiste unter dem Bett verschwinden. Kai atmete tief durch. „Aufgeregt?“ Sein Freund klappte sein Etui auf und bot ihm eine Zigarette an. Der Silberhaarige schüttelte den Kopf. „Nervös.“ „Na komm, wir hauen ab. Sonst kommen wir zu spät.“ Sie schnappten sich Tasche und Rucksack und gingen hinunter ins Wohnzimmer. „Trinkst du noch was mit mir?“, fragte Kai. Er war wirklich aufgeregt, das kannte er sonst gar nicht von sich. Lächelnd nickte Tala und ließ sich auf der Lehne eines Sessels nieder. Auch er konnte nicht von sich sagen, dass er besonders ruhig war. Nach außen hin vielleicht, aber nur deshalb, um Kai aufzubauen. Einen vor Nervosität platzenden Partner im Lüftungsschacht zu haben, war nicht gerade eine rosige Aussicht. „Na sdarowje!“ Tala schrak aus seinen Gedanken auf, dann erwiderte er grinsend den Trinkspruch. Sie stürzten gleichzeitig den Kognak hinunter, den Kai mitgebracht hatte. „Wusste gar nicht, dass ihr so was zu Hause habt, ihr seid doch alle noch minderjährig!“ Der Rothaarige drehte das Glas in seinen Händen. Kai goss ihm mit zittrigen Fingern nach. „Muss wohl n Werbegeschenk gewesen sein...“ Auch er füllte sein Glas erneut. Doch selbst der Alkohol beruhigte ihn nur mäßig. Da ging die Tür auf. Tyson und Kenny traten ein, gefolgt von Ray und Max. Sie stutzten, als sie die beiden Russen erkannten. „Hallo!“, grüßte Tala freundlich. Die Jungen begrüßten ihn ebenfalls. Kenny klappte seinen Laptop auf und nahm auf dem Sofa Platz. „Also, Kai pennt heute bei dir? Wo wohnst du denn?“, fragte Max neugierig. „Jep. Ich wohn hier in der Nähe, in ner kleinen Hütte zur Untermiete. Ist ja nur vorübergehend.“ „Du hättest doch auch hier bleiben können!“ Der blonde Amerikaner lächelte. Tala zuckte mit den Schultern. „Ach, egal. Wollte euch nicht stören oder so.“ Dann sah er zu Kai herüber, der sich schon sein viertes Glas Kognak einschenkte. Er seufzte. Doch bevor er zum Sprechen ansetzen konnte, erhob Kenny das Wort: „Kai, ich hab da was für dich. Das solltest du dir mal zu Herzen nehmen!“ Der Kleinste der Gruppe stand auf und hielt seinem Leader den Laptop hin, während er sprach. „Wer ständig zu wenig schläft, wird leichter krank und früher alt. Das haben amerikanische Forscher herausgefunden, es ist also wissenschaftlich bewiesen! Chronisches Schlafdefizit verschlechtert den Kohlehydrat-Stoffwechsel, der Blutzuckerspiegel steigt ebenso wie der Pegel des Stresshormons Cortison. Das Risiko, Übergewicht, Diabetes oder Bluthochdruck auszubilden, erhöht sich massivst! Ein 24stündiger Schlafentzug entspricht der Wirkung von einem Promille Alkohol, was unter anderem zu Konzentrationsstörungen und erhöhter Unfallhäufigkeit führen kann. Aber ein chronischer Schlafmangel kann auch psychische Veränderungen, Gereiztheit, Leistungsverschlechterung und Depressionen hervorrufen.(*)“ Kai blinzelte auf den Bildschirm. Gelangweilt las er die Zeilen noch einmal. „Aha. Das würde ja einiges erklären. Fällt dir irgendetwas auf?“, fragte Ray und musterte ihn prüfend. „Ich bin nicht gereizt und schon gar nicht depressiv!“, grollte Kai leicht missgelaunt. „Außerdem: Für Menschen besteht nach fünf Tagen ohne Schlaf akute Lebensgefahr!“, ergänzte der Chef noch. Lächelnd drehte Kai sich um und brachte die Flasche Kognak wieder dorthin zurück, wo er sie hergeholt hatte. Als er zurückkam, lächelte er immer noch genauso wie vorhin, es war ein kaltes, abwertendes Lippenspiel, das verriet, wie wenig ihn Kennys Ausführungen berührten. „Können wir jetzt gehen, Tala?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er mit Sack und Pack das Haus. Sein Freund wollte ihm gerade folgen, da hielt Tyson ihn auf. „Sag mal, Tala, war er schon immer so? Wie war Kai als Kind?“ Tala stutzte, drehte sich zu dem blauhaarigen Jungen und überlegte. Dann grinste er. „Kleiner!“ Und auch er verschwand. An manchen Tagen möchte man keinen Hund vor die Tür jagen. So auch diesem Abend. Es goss wie aus Kübeln vom Himmel herab. „Scheiß Wetter! Búdit grasá!“ „Quatsch nicht, Tala, das bisschen Nieselregen bringt uns noch lange kein Gewitter!“ Sie waren zu Fuß unterwegs, da das laut Kai unauffälliger wäre. Tala war dem gegenüber skeptisch gewesen. Und besonders jetzt fielen sie auf, da sie sich unter einem Regenschirm quetschten und, anstatt sich irgendwo unterzustellen, einfach weiterliefen. „Mein Laptop wird nass, das ist alles deine Schuld! ‚Lass uns laufen’, hast du gesagt, ‚wir kommen schneller voran’, hast du gesagt. Ja scheiße, schau dir das an, bis wir da sind, haben wir uns ne Lungenentzündung geholt!“, moserte der Rotschopf. Kai blieb stehen und sah nach links. Hier war er schon einmal vorbeigekommen. Während Tala weiter meckerte und in den Regen hinauslief, betrachtete der Silberhaarige lange die Kneipentür vor sich. „Hey!! Was bleibst du mit dem Regenschirm da stehen! Spinnst du?! Ich hol mir den Tod!!“ Gäbe es eine Weltmeisterschaft im Nörgeln, würde der rothaarige Russe Erster werden. „Wenn du noch weiter so rumbrummst, holst du ihn dir schneller als dir lieb ist!“, entgegnete Kai nüchtern. „Komm mit, wir gehen hier rein und wärmen uns ein bisschen auf. Bis Feierabend ist es eh noch hin.“ Tala war mehr als einverstanden. Sie traten ein. Kai stellte den Schirm an der Garderobe ab und rieb mit dem Ärmel eines anderen Mantels über den Griff, um seine Fingerabdrücke zu verwischen. „Warten wir, bis der Regen nachgelassen hat.“ Die beiden Freunde setzten sich an die Theke. „Was möchtet ihr trinken?“, fragte eine leise, schüchterne Stimme, deren Besitzer sie nicht sehen konnten. Synchron erhoben sie sich von den Barhockern, auf denen sie saßen, und schauten über den Tresen hinweg. Ein kleines Mädchen kletterte gerade auf einen Eimer, um die Kunden bedienen zu können. Die Jungen schmunzelten leicht, als sie dies sahen. „Zweimal Cola, bitte!“, meinte Tala milde lächelnd. Jetzt sah das Mädchen auf. „Kommt sofo-“ Es hielt in seiner Bewegung inne. „Kai?“ Er nickte. Und stutzte. „Woher hast du denn die vielen blauen Flecke?“ Seine Augen musterten das Kind und in seinem Blick mischte sich eine gewisse Sorge. Doch das Mädchen antwortete nicht. „Wenn du nicht darüber reden möchtest, musst du nicht...“ „Du kennst sie?“ „Ja, Lin. Hab sie heut Nacht kennen gelernt. Ich glaube, sie hilft hier aus.“ „Hmhm!“ Aufgeregt nickte Lin, denn sie hörte schwere Stiefel über die Dielenbretter eilen. „Shary, ich bezahle dich nicht dafür, dass du mit der Kundschaft redest! Schenk ihnen endlich ein!“ „Natürlich!“ Sie beeilte sich, die Cola in die Gläser zu füllen und kam extra um den Tresen herum, damit sie Tala und Kai ihre Bestellung aushändigen konnte. Dann verschwand sie so schnell es ging in einem Hinterraum. Dort wurde sie unsanft empfangen. Die beiden Freunde hörten nur Gezeter und Gepolter, dann eilige Schritte, die sich entfernten. Letztendlich kam der Wirt aus dem Raum, in den Lin gegangen war. Schnaufend wischte er sich über sein unrasiertes Kinn. Er legte eine alte Pistole auf die Theke. Talas Blick glitt über den abgenutzten Griff, in dem eine rote 9 eingefräst worden war. Eine P38. Er wusste, dass diese Waffe sehr alt war. Die Herstellung begann noch vor 1935, ab diesem Jahr war sie an Streitkräfte der Wehrmacht verkauft worden. Dem Rothaarigen war die Vorliebe einiger Kenner für dieses Modell bekannt, da es schmutzunempfindlicher war als z. B. eine P08, der Standartwaffe der deutschen kaiserlichen Armee um 1908 herum. „Eine Waffe der deutschen Wehrmacht, merkwürdig... Mich würd' interessieren, wo der die herhat“, raunte Tala Kai zu. „Das Magazin fasst 8 Schuss, außerdem passen die Patronen der P08 hinein!“ „Mich interessiert viel eher, was er damit macht!“, stieß Kai grimmig hervor. Ihm war nicht wohl dabei, Lin bei diesem Wirt in dieser Spelunke zu wissen. Er konnte sich nicht erklären, warum er so für das kleine Mädchen empfand. Vielleicht, weil sie ihm so ähnlich war. Er sah Parallelen zu sich selbst und seinem Leben. Denn er glaubte nicht, dass dieser schmierige Typ von Kneipenbesitzer ihr Vater sein sollte. Er trank die Cola in einem Zug leer. Der Regen hatte nachgelassen. „Wir sollten gehen. Es wird Zeit.“ *~*~*~*~* (*) aus dem Internet von einer Seite des von Glahn Reformhaus, und wenn ich ehrlich bin, ist das ein Zitat, also fast wörtlich übernommen. Budit grasa Es wird Gewitter geben Ist es verständlich, wenn ich die Bedeutung der russischen Sätze in die folgenden mit einwebe? Ich hoffe es^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)