Guilty von WeißeWölfinLarka (Schuldig - Kann ich es je wieder gut machen?) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Nacht. Die Zeit zwischen Abend und Morgen. Im Schutze der Dunkelheit rannte er durch die Gassen. Seine Umgebung war schwarz und dunkel und so fühlte er sich auch. In letzter Zeit war es einfach zuviel geworden, doch seit jeher musste er das aushalten, so wie er es immer ausgehalten hatte. Er war es gewöhnt. Wichtiger im Moment jedoch, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, dabei durfte er aber weder gesehen noch gehört werden. Durch viele kleine Nebengassen, fast hakenschlagend ähnlich, fand er den Weg zum Bahnhof. Hier wartete er erst einmal. Wartete, ob ihm jemand gefolgt war. Seine Augen suchten die Umgebung ab, jeder kleinste Muskel in seinem Körper war angespannt und bei jedem noch so leisem Geräusch sah er in die jeweilige Richtung. Als er sicher war, nicht entdeckt worden zu sein, huschte er fast geräuschlos in den Bahnhof hinein. Er fuhr von Bikin aus nach Ternei. Leider dauerte die Fahrt länger als geplant. Als er endlich in Ternei ankam, visierte er sein nächstes Ziel an: den Hafen. Von dort würde die nächste Fähre um vier Uhr abfahren. Aber vom Bahnhof bis zum Hafen war es ein halbstündiger Fußmarsch. Er musste sich höllisch beeilen, denn die Zeit verging unaufhaltsam weiter. ~Noch 25 Minuten! Govno!~ Er rannte und rannte, jagte nur so über den Asphalt. "Wartet!! Halt!!" Die Fähre war in Sichtweite gekommen, aber sie war gerade im Begriff, wieder abzulegen. Zwei Skipper sahen die heranhetzende Person, der einem jungen Mann nicht unähnlich war, und schüttelten die Köpfe. Nein, sie konnten nicht mehr halten. Doch der junge Mann gab nicht so schnell auf, das hatte er noch nie getan. So gab er in einem verzweifelten Versuch noch einmal Vollgas, nutzte all seine Kraftreserven, bis er am Ende des Kiels angekommen war und - sprang! Die Skipper verfolgten seinen tollkühnen Sprung ohne besonderes Interesse. "Noch so ein Spinner!" Doch dann erstarrten sie. Er dumpfer Aufschlag ertönte, die Planken zitterten leicht - der Kerl hatte es doch tatsächlich geschafft, die Fähre zu erreichen!! Schnell eilten die beiden Männer heran, wo sich der "Springer" unter leichtem Ächzen erhob und sich Dreck von der Kleidung klopfte. Darauf bedacht, sein Gesicht zu verbergen, hielt er sich im Schatten auf und fragte ohne Umschweife: "Wie viel für ein Ticket nach Otaru?" Die Skipper sahen ihn mit großen Augen an. "Ich habe nach einem Ticket gefragt!", wiederholte der junge Mann mit Nachdruck. Als die Fährmänner immer noch keine Anstalten machten ihm zu antworten, drückte er ihnen einfach mehrere Münzen in die Hände und ging zum vorderen Teil der Fähre. Er lehnte sich gegen das Geländer, der Wind strich ihm beruhigend um sein Gesicht. Entspannt schloss er die Augen. Nach einer einstündigen Fahrt war er endlich in Otaru angekommen. Er verließ die Fähre und seufzte tief. Von dort ging es für ihn nämlich weiter nach Kioto. Er hatte die Strecke heute, oder sollte er besser sagen "gestern", denn mittlerweile war es kurz vor 5 Uhr am Morgen, also eigentlich tiefste Nacht, schon einmal zurückgelegt, aber das in entgegengesetzter Richtung. Und jetzt befand er sich auf der Heimreise. Kopfschüttelnd setze er seinen Weg zum Bahnhof fort. Dort kaufte er sich zuerst einen Kaffee, um wieder etwas auf die Beine zu kommen. Danach stieg er in den Zug ein. Im Abteil setzte er sich auf die Fensterseite. Er war müde, sehr müde. Die nächtlichen Exkursionen gingen ihm mächtig an die Nieren, das wusste er selbst, würde es aber niemals zugeben. Er vermisste seinen wohlverdienten Schlaf, den er jetzt dringend nötig hätte. Früher oder später würde er daran zugrunde gehen, wenn er nicht bald schlafen könnte. Aber wenn er in seiner Heimatstadt ankäme, hätte er gerade mal genug Zeit, um eilends zum Strand zu laufen und vorzugeben, er hätte schon angefangen zu trainieren. Die Fahrt nach Kioto würde zwei, vielleicht auch drei Stunden dauern. Der Junge lehnte sich in seinen Sitz zurück und rieb sich seine schmerzenden Arme und Knie, mit denen er auf den Boden der Fähre aufgekommen war. "Tja. Ein paar blaue Flecke mehr...", murmelte er und schloss die Augen. Schlafen. Schlafen. Das war sein einziger Gedanke in diesem Moment. Ein Stupsen, das zu leichtem Rütteln wurde, entriss ihn seinen Träumen. Ruckartig schlug er die Augen auf und blickte direkt in das Gesicht einer jungen Dame, augenscheinlich die Schaffnerin dieses Zuges. "Entschuldige. Wir werden gleich im Kiotoer Bahnhof einfahren. Dort musst du doch aussteigen, oder?", erklärte sie ihm freundlich. Verschlafen rieb er sich die Augen. "So schnell? Ja, gut, haben Sie vielen Dank!" Die Schaffnerin nickte ihm lächelnd zu und als er dann ausstieg, winkte sie noch einmal zum Abschied. Der junge Mann lächelte leicht müde und setzt seinen langen, weiten Weg fort. Auf dem Weg Richtung Strand packe er seine Sachen in die weiten Taschen seines warmen, schwarzen Mantels. Als er sie richtig verstaut hatte, ging er mit der aufgehenden Sonne in die Stadt. Er sah auf seine Uhr. "Hm. Viertel vor acht. Vielleicht sollte ich mich mal etwas beeilen..." Der Besitzer des schwarzen Mantels begann zu rennen. Nach etwa hundert Metern bog er in eine kleine Seitenstraße ein, die zum Strand führte. So spät wie jetzt war er noch nie gewesen. Aber was sollte es, nun war er ja da. Völlig erschöpft ließ er sich auf eine Mauer nieder, schlang die Arme um seine Beine und beobachtete den Sonnenaufgang. Dieser war zwar schon weit fortgeschritten, jedoch hatte er immer noch eine beruhigende Wirkung auf die auf der Mauer kauernde Person. Und jene wusste, dass bald wieder ein neuer, zeitaufwendiger Auftrag anstand. Der Junge seufzte schwer. Er fragte sich selbst, wie er das bloß alles ertragen konnte, wusste aber keine Antwort darauf. Seine Gedanken kehrten zu dem zurück, was vor einigen Stunden passiert war. "Ich habe gehört, ihr sollt sehr gut sein?" "Tja, wie man's nimmt..." "Dann habe ich einen Auftrag für euch." Ein abgedunkelter Raum, auf der einen Seite hinter einem Schreibtisch, saß ein Mann, ihm gegenüber standen zwei andere. Keiner der beiden Parteien kannte die andere, die Gesichter lagen im Schatten. "Also: Ich weiß zufällig, dass ihr jemanden sucht. Vielleicht kann ich euch helfen, indem ich euch Informationen gebe. Dafür müsstet ihr mir nur kleine Gefallen tun..." "Wie stellen Sie sich das vor, Sir... ähm...?" "Oh, keine Namen bitte. Die Wände könnten Ohren haben. Nennt mich Ispahan. Na ja, ich habe meine Quellen. Und ihr habt die euren. Werfen wir sie zusammen, haben wir mehr Möglichkeiten. Was meint ihr? Wenn ihr für mich den Yakuza-Clan der Toda aufspürt und ihn, sagen wir, entfernt, kommen wir ins Geschäft. Danach bekommt ihr natürlich auch etwas." Die beiden gegenüber dem Schreibtisch schauten sich kurz an. Dann erhob der größere der beiden das Wort: "Gut. Wir wollen aber einen festen Betrag und Informationen. Ansonsten keine Verhandlungen. Und vorerst bleibt es bei diesem einen Auftrag." "Ja, aber bedenkt doch, wir, zusammen... Ich weiß ja noch nicht mal eure Namen!" "Wir stellen die Bedingungen. Sie sind von uns abhängig, nicht wir von Ihnen. Ach ja, und wie Sie schon sagten: Die Wände haben Ohren, Sir Ispahan." "Nun gut. Hier sind die erforderlichen Unterlagen. Ich erwarte Ende der Woche die Ergebnisse." "Sir Ispahan" gab sich geschlagen und seinen Vertragspartnern die Dokumente. "Wir werden uns wieder melden. Ende der Woche. Auf bald." Damit verließen die Partner den Raum. Draußen angekommen, wandte sich der kleinere der beiden an seinen Kollegen. "Wie spät ist es?" "Es ist viertel vor drei. Du musst zum Bahnhof. Deine Fähre fährt in einer halben Stunde." "Ja ich muss los. Wenn was ist, dann melde dich." "Ist gut. Pass auf dich auf und lass dich nicht sehen. Beeil dich!" "Ja." So zog der Kleinere von dannen in Richtung Bahnhof. Noch lange blickte der andere ihm nach, bis auch er sich in entgegengesetzter Richtung auf den Weg machte. Ein Ruf schreckte ihn aus seinem Dämmerzustand auf. "-ai! Hey! Kai Hiwatari!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)