Amnesia von Oriona (Gib mir mein Gedächtnis zurück... Kap13 wartet nun auf Freischaltung ^^) ================================================================================ Kapitel 5: Erinnerungen ----------------------- Erinnerungen "Sag mal hast du dir den Magen verdorben, oder was?", fragte Lento, der Harry scharf musterte. Er trug einen Stapel Teller und war kalkweiß im Gesicht. Die Teller klirrten beängstigend, da Harry zitterte. "Wahrscheinlich...", antwortete Harry leise. Jedoch glaubte er eher daran, dass es an etwas anderem lag. "Ha!", stieß Lena aus, wobei sie fast den Wagen umschmiss, auf dem sie gerade die ganzen Getränke ordentlich platzierte. "Bei dem Fraß, den uns Grindelwald vorsetzt, ist das kein Wunder!" Übereilig verteilte sie die Flaschen, welche klirrend am Rand zum Stehen kamen und dort bedrohlich wankten. "Wirst du wohl aufhören!", zischte Lento, der dabei war das Besteck auf dem riesigen Tisch zu verteilen. "Wenn irgendwas zu Bruch geht..." "Mach mal halblang!", kam es zurück. "Du gingst doch vorhin auch nich mit den Gläsern um, als wären sie Watte!" Das stimmte, denn auch Lento ließ die Gläser, was auf Edelholz sehr gut gelang, quer über den Tisch schlittern, bis sie am gewünschten Platz zum stehen kamen. Harry seufzte und schüttelte mit dem Kopf. Recht langsam, aber mit zitternden Händen, verteilte er die Teller. Die kleine Hauselfe von vorhin ging ihm höflich zur Hand. Sie warf ihn zwar immer wieder empörte Blicke zu, da sie vorhin zum zweiten Male wegen ihm saubermachen musste, doch daran ließ er sich nicht stören. Er wunderte sich bloß, dass sie sich nicht darüber freute, dass sie noch mehr Arbeit hatte. Nachdem sie zahlreiche Teller, etliches Besteck - es gab Mundwerkzeuge, von denen Harry gar nicht wusste, dass es sie überhaupt gab - , Gläser und Dekorationen verteilt hatten, kam Narzissa Malfoy vorbei und schickte Lento und Lena, die sich schon wieder in den Haaren hatten, in die Küche. Harry sah sie erst mit einem ihrer durchdringenden Blicke an, wobei er leicht schlucken musste. "Empfang die Gäste", sagte sie unvermittelt. Sie überreichte ihm eine Liste. "Überprüfe die Einladungen mit der Liste und lasse sie erst ein, wenn alles stimmt. Wenn sich jemand versucht ein zu schleichen, ruf mit dieser Kette..." Sie warf ihm eine silberne Kette zu, dessen Anhänger eine ebenso silberne Schlange mit smaragdgrünen Augen war. "...meinen Mann Lucius. Einfach über die Augen streichen. Und nun geh!" Harry schluckte. Ihm war das hier alles nicht geheuer. Er wandte sich um und warf einen Blick auf die Liste. Doch kein einziger Name kam ihm bekannt vor. "Bevor ich es vergesse", rief Narzissa und Harry stellte erschrocken fest, dass sie noch hinter ihm stand. "Der dunkle Lord ist unserer besonderer Gast und er steht nicht auf der Liste." Harry biss sich auf die Lippe. War das nicht der gewesen, mit dem er etwas zu tun gehabt hatte? "Ich... wer ist der dunkle Lord?", fragte er sich noch einmal umdrehend. Die Blondhaarige hob eine Braue. "Du kennst den dunklen Lord nicht?" Harry schüttelte mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf. Er konnte ihr ja schlecht sagen, dass er sein Gedächtnis verloren hatte. "Oh, ich denke schon, dass du ihn erkennen wirst", antwortete Narzissa nur darauf. Mit diesen Worten verschwand sie. Auf dem Weg zu seinem Platz, den sie ihm noch vor dem Tischdecken gezeigt hatte, wunderte er sich schon etwas, warum niemand da war, um ihn zu bewachen. Er konnte eigentlich ganz leicht abhauen. Als er jedoch beim Eingang angekommen einen Blick nach draußen warf, schluckte er hart. Das Grundstück zog sich in Kilometerlänge und nur in weiter Ferne konnte er einen riesigen Zaun entdecken. Ein übersichtlicher mit Steinen gepflasterter Weg, den man gut sehen konnte, da es hier anscheinend noch nicht geschneit hatte, führte zu einem schmiedeisernen Tor, auf dessen Torpfosten zwei undefinierbaren Statuen standen, die sehr einem riesigen Hund ähnelten. Doch selbst mit Brille konnte Harry nichts genaueres erkennen. Ergeben seufzend stellte er sich hinter das Podest, auf dem ein Stift zum Abkreuzen lag. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er das Tor an und wusste, dass da durch die schlimmsten Zauberer kommen würden, die er nicht einmal kannte. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Severus Snape, der strengste und unfairste Zaubertranklehrer Hogwarts, saß auf dem bequemen roten Sessel Dumbledores und beobachtete ausdruckslos, wie dieser sich mit dem Auroren Kinsgley, der ihm gerade die Lage in der Aktion "Potter-Suche" berichtete. Er gestikulierte wild mit den Armen, was für den gelassenen Zauberer eigentlich recht unnormal war. Mit einem weißen Taschentuch wischte er sich das Blut von der Stirn, das sich schleichend langsam den Weg nach unten suchte. "Nun beruhigen Sie sich doch erst mal", sagte Dumbledore. "Und setzen Sie sich - Sie sind ja verletzt!" "Schon in Ordnung", murmelte er immer noch an seiner Stirn herumtupfend. "Soll ich Poppy holen? Sie wird..." "Nein!" Kingsley verwischte das Angebot wie einen Fliegenschwarm. "Ich will gleich zur Sache kommen!" Er sah Dumbledore ernst an. Snape hob eine Braue und verschränkte die Arme. Kingsley versuchte schon seit geschlagenen zehn Minuten zur "Sache zu kommen", doch herausgekommen war bisher nur irrsinniger Unsinn. "Nun, dann fangen Sie an", bat Dumbledore. Kingsley nickte und holte tief Luft. "Ich habe Harry Potters Spur bis ins entfernte Scotland zurückgeführt", begann er zu erklären. Snape regte sich kurz, sagte aber nichts dazu. "Scotland?", fragte Dumbledore ungläubig. "Wie ist der Junge dort hin gekommen?" Kingsley zuckte mit den Schultern, was er sogleich bereute, weil erneut Blut von seiner Stirn lief. Er holte sein schon mit Blut beflecktes Taschentuch wieder hervor und tupfte weiter über seine Wunde. "Und wer hat Sie verletzt?", setzte Dumbledore noch ruhig hinzu. Er stand auf, zog seinen Zauberstab und tippte mit diesen kurz gegen die Schläfe des Auroren. Der Blutfluss stoppte und es schien, als würde ein Muggel die ganze Szene zurückspulen - das Blut lief rückwärts und verschwand in den schon vom Blut verklebten Haaren. "Das ist nur vorübergehend. Sie werden dann doch zu Poppy gehen müssen..." Kingsley winkte ab. "Die Wunde hat mir ein Monster von einem Mann zugefügt!", sagte er dann energischer. "Der gehört eingesperrt!" Er schnaufte kurz. "Und nun halten Sie sich fest! Dieser Mann hieß Grindelwald!" Dumbledore runzelte die Stirn. Snape konnte regelrecht sehen, wie Erinnerungen an alte Zeiten in dem Mann hochstiegen, doch er verbiss sich jeglichen Kommentar. "Grindelwald hatte also Nachfahren...", murmelte Dumbledore. "Einen Nachfahren kann man das nicht nennen!", stieß Kingsley zornig aus. "Nur ein entfernter, verrückt gewordener Verwandter..." "Vermuteten Sie Harry bei ihm?" "Meine Spur führte mich zu einer alten riesigen Eiche und das Anwesen dieses Grindelwalds war das einzige, was in der Nähe war. Also klopfte ich dort, um die Leute zu befragen. Ein alter Butler öffnete und als ich ihm Potter beschrieb, zuckte er zwar kurz zusammen, sagte aber, dass nur sein Herr die Befugnis dazu habe Auskunft zu geben." "Höchst merkwürdig", stellte Dumbledore fest. Kingsley nickte grimmig. "Das dachte ich auch. Als dann Grindelwald mit einer Peitsche in der Hand erschien, wusste ich dann auch, dass hier etwas nicht stimmte. Er schrie, dass er mich zum Teufel jagen würde, wenn ich nicht bald verschwinde und schlug mehrmals mit der Peitsche nach mir." Kingsley seufzte. "Ich fühlte mich total überrumpelt. Nach zwei gezielten Treffern auf den Kopf apparierte ich sofort nach Hogsmeade." Dumbledore erhob sich rasch. "Kontaktieren Sie bitte sofort das Ministerium! Wir müssen handeln! Nicht auszudenken, wenn Harry noch dort ist!" Kingsley sprang ebenso schnell auf, nickte kurz und stürmte aus dem Raum. Snape, der die ganze Zeit nichts gesagt hatte, sah ihm stirnrunzelnd hinterher. "Was wolltest du mir sagen, Severus?", wehte Dumbledores nun wieder ruhige Stimme an sein Ohr. Snape wandte sich zu ihm um und antwortete mit kühler und sachlicher Stimme: "Heut Abend findet auf dem Anwesen der Malfoys eine Weihnachtsfeier statt. Aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass sämtliche Schwarzmagier Englands geladen sind und damit meine ich auch Alle. Es ist eigentlich eine getarnte Ratsversammlung." Dumbledore seufzte und sah ihn traurig an. "Also auch Voldemort..." Snape nickte, wenn auch mit verkniffenem Gesicht. "Ich halte es jedoch nicht für taktisch brillant, wenn Sie sämtliche Auroren auf das Anwesen der Malfoys anlegen. Dazu fehlen..." "Die Beweise, ich weiß." Dumbledore sah ihn noch immer traurig an. "Aber ist es auch taktisch brillant, wenn du dort auftauchst?" Snape lächelte zynisch und er sah, das es Dumbledore ein wenig verwunderte. Galant erhob er sich und strich sich seine lange schwarze Robe glatt, die ihm Respekt unter zahlreichen Schülern verschaffte. "Ich denke schon... ich habe das Fest schließlich mit Lucius organisiert." Dumbledore runzelte die Stirn und sah Snape ernst an. "Warum?" "Lassen Sie das meine Sorge sein. Sie erfahren es noch früh genug." Mit diesen recht eisigen Worten verschwand der Zaubertranklehrer Severus Snape. Diesmal ließ er einen sichtlich verwirrten Dumbledore zurück, dessen siebter Sinn ihm sagte, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Weder bei Grindelwald, noch bei Severus Snape... --------------------------------------------------------------------------------------------------------------- "Mein Name ist Lucius Malfoy und ich wohne hier!", rief der silberblonde langhaarige Mann aufgebracht. Beängstigend fest schloss sich dessen Faust um den langen schwarzen Stock. Harry schluckte. "Entschuldigen Sie", sagte er und versuchte ruhig zu bleiben. "Ich wusste nicht..." Er verstummte unter dem eisigen Blick des Mannes und schluckte abermals. "Ich dulde keine Fehler, Diener!", zischte dieser und mit einem Ruck hatte er den Stock auseinandergezerrt. Zum Vorschein kam ein bedrohlich wirkender Zauberstab. Harry schluckte abermals, doch er rührte sich nicht von der Stelle. Malfoy hob den Zauberstab. "Lucius!" Mitten in der Bewegung brach er ab und starrte zornig an Harry vorbei. Dieser erkannte an der Stimme die Frau des wütenden Mannes vor ihm. "Lucius, der Junge kann nichts dafür. Ich habe es ihm nicht erklärt." Ihre Stimme klang nicht flehend oder bittend, sondern neutral und kalt. "Habe ich dir nicht gesagt..." "Lucius, es ist an der Zeit, dass ich dir etwas erklären muss", sagte Narzissa. Harry wagte nicht, sich umzudrehen, doch zu gerne hätte er die Miene der Frau gesehen, denn aus der Stimme konnte er nichts lesen. Lucius Malfoy schob mit verkniffenen Gesicht den Stock wieder zusammen und warf Harry einen mörderischen Blick zu. Dann folgte er ohne ein weiteres Wort seiner Frau und ließ Harry wieder alleine. Dieser lauschte mit angehaltenen Atem den verklingenden Schritten. Als er sich versichert hatte, dass die beiden Malfoys nicht mehr in der Nähe waren, rannte er nach draußen und übergab sich hinter einem riesigen Busch. Wieso kam ihm der unheimliche Mann nur so bekannt vor? --------------------------------------------------------------------------------------------------------------- "Ich habe die Mitglieder der DA noch einmal zusammengerufen, da wir eure Hilfe brauchen", erklärte Hermine vor den versammelten Leuten, die sie alle neugierig aber auch misstrauisch anstarrten. Sie versuchte so gut es ging ihre Nervosität zu verbergen. "Weil du Hilfe brauchst", knurrte Ron leise. Hermine warf ihm einen zornigen Blick zu. Ron konnte so unglaublich stur sein, wenn er glaubte, dass ihr Plan nicht klappen würde. "Weswegen?", fragte nun Luna Lovegood, ein blondes, merkwürdig aussehendes Mädchen mit großen blauen Kulleraugen. "Wegen Harry", antwortete Hermine leise. Die Blicke der ehemaligen DA-Mitglieder wurden noch verwunderter. "Er ist verschwunden, ja und?", sagte Zacharias Smith halbherzig. Hermine wunderte sich, dass er überhaupt gekommen war. Cho Chang und ihre Freundin zum Beispiel fehlten. Auch die ganzen Jahresabgänger vermisste Hermine und so befanden sich nur ihre Mitschüler und einige Jüngere im Raum. "Wir glauben zu wissen, wo er ist und wer dafür verantwortlich ist...", sagte Hermine entschlossen und sie spielte damit ihren besten Trumpf aus - der auch wirkte. Alle Anwesenden rissen die Augen auf und wer vorhin noch desinteressiert gewirkt hatte, hing nun an Hermines Lippen. "Wo?", fragte Seamus Finnegan. "Und wer?" Hermine lächelte spitz und schüttelte ihren Kopf. "Das erzähle ich euch, wenn ihr euch bereit erklärt uns zu helfen", sagte sie jeden anfunkelnd. Ihre Klassenkameraden, Ginny, Luna Lovegood und die Creevey-Brüder stimmten ihr sofort zu, während die übrigen zögerten. Doch dann sagten Sie auch zu. Ron schüttelte mit dem Kopf. "Hermine, das wird nichts", flüsterte er, doch sie beachtete ihn nicht. "Also spann uns nicht länger auf die Folter!", drängte Dean. "Wer ist es gewesen? Du-weißt-schon-wer?" Hermine schüttelte den Kopf. "Nein", sagte sie bestimmt. "Wir vermuten, dass es..." ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Harry begrüßte mit ausdrucksloser Miene jede Hexe und Zauberer, die sich bei ihm vorstellten und ihm die Karte reichten. Gewissenhaft strich er sie ab und reichte ihnen dann das Einladungsschreiben zurück. Er verkniff es sich jedoch ihnen einen schönen Aufenthalt zu wünschen. Bis jetzt lief alles gut. Lucius und Narzissa Malfoy waren heute nicht mehr bei ihm aufgetaucht und auch keiner diese furchteinflößenden Schwarzmagier löste wieder eine Übelkeitswelle bei ihm aus. Harry beugte sich über das Pergament und strich gerade einen einzelnen Mann - einen gewissen Lestrange - aus der Liste, als sich jemand räusperte. Er sah auf und blickte genau in zwei eiskalte schwarze Tunnel, die Augen darstellen sollten. Ein hakennasiger dürrer Mann stand in einer weiten schwarzen Robe vor ihm und musterte ihn scharf. "Guten Abend, Sir", rasselte Harry seinen geübten Text herunter. "Ihre Karte bitte!" Ohne ein Wort zu sagen reichte der Hakennasige ihm die Karte. ,Severus Snape', las er. Harry blinzelte und sah noch einmal auf. Die Person vor ihm hob missbilligend eine Augenbraue. Eine erneute Übelkeitswelle rollte heran. Er spürte, wie er blass wurde und drängte Severus Snape die Karte regelrecht auf. Er war froh, dass dieser Snape ohne ein Wort zu sagen einfach im Haus verschwand, denn lange hätte er es mit ihm nicht ausgehalten. Die Übelkeitswelle rollte jedoch nach Snape für eine Weile nicht mehr mit so einer Intensität an. Bei einigen Namen, wie Crabbe und Goyle, wurde er leicht stutzig, doch sonst ließ er sich nichts anmerken. Letztendlich waren alle Personen auf der Liste durchgestrichen. Fehlte nur noch der besondere Gast. Der ließ sich jedoch nicht blicken. Harry war erleichtert. Er wusste nicht warum, aber dunkler Lord bedeutete definitiv nichts gutes. Die Nacht schimmerte mit all ihrer Sternepracht klar auf ihn herab und langsam wurde es kühl. Harry schauderte und verschränkte die Arme. Er blinzelte in den Himmel und verfluchte ihn dafür, das sich keine Wolken zeigten, die den Abend vielleicht wärmer gestallten würden. Aber nein! Es wurde immer kälter! Zu kalt... Harry fröstelte auch innerlich - er bibberte geradezu mit den Zähnen. Er fragte sich, ob das denn normal wäre, doch als er aufsah, wusste er, dass dem nicht so war. Das Tor öffnete sich zum zigsten Mal an diesem Abend und gab den Weg für eine schwarze Kutsche frei, die von zwei grausigen Karikaturen von Pferden gezogen wurden. Diese waren hautdünn ... ihre Haut lag an den Knochen an und die Augen schimmerten rot. Harry schluckte. Je näher die Kutsche kam, um so kälter wurde ihm. Unruhig sah er zu, wie die Kutsche mit gebührendem Abstand zu den anderen zum Stehen kam. Der Schwarzhaarige wusste, dass um das Gelände ein Apparierschutz gelegt wurde und das sehr weitläufig. Zudem waren die Gäste gezwungen ohne Flohpulver zu kommen - also hatte man sich auf eine mittelalterliche Methode geeinigt: Die Kutsche! Aber diese dort übertraf alles. Die Türen öffneten sich und herausstieg ein kleiner untersetzter Mann mit wässrigen Augen - er ähnelte sehr einer Ratte. Bei dem Anblick des Mannes wurde Harry übel. Aber bei dem Anblick des anderen "Mannes", der nun aus der Kutsche stieg, wurde ihm eisig kalt. Die Gestalt hatte ihr Gesicht mit einer schwarzen Kapuze verhüllt. Rote Augen blitzten mörderisch hervor und funkelten im gleichen Glanz, wie der Rubin auf dem nachtschwarzen Stock, den der Mann mit sich trug. Der kleinere Mann zitterte heftig, als der größere vorbei schritt. Harry starrte ihn an - und da passierte es. Ein Feuerwerk explodierte in seiner Narbe. Harry spürte deutlich, wie sie brannte, spürte, wie sich der Schmerz in seinen Kopf einnistete und seine ganzen Glieder zum Zittern brachte. Er wusste nicht warum, aber hatte Angst vor diesem Mann. Noch dazu wurde ihm noch schlechter - nicht nur seine Narbe brachte die Kopfschmerzen, sonder auch die aufkeimenden Erinnerungen. Der dunkle Lord, Harry wusste sofort, dass er es war, sah ihn durchdringend an, als er an ihm vorbeilief - mit langsamen weiten Schritten. Narzissa Malfoy hatte gesagt, dass er ihn auf keinen Fall ansprechen oder anstarren sollte und das tat er auch nicht. Er wusste den Blick des Lords auf sich, doch er sagte nichts und blickte stur, aber mit schmerzenden Kopf in die Nacht hinaus. Die Schritte des Lords vernahm er nicht, wohl aber die tapsigen von Wurmschwanz. Er blieb solange steif wie ein Brett stehen, bis er diese verhallen hörte. Diesmal gab er sich Mühe sich nicht zu übergeben. Wenn er weiter so machte, kippte er noch um und den Schwarzmagiern wollte er nicht so hilflos ausgeliefert sein. Er stützte sich an seinem Podest ab und versuchte nicht zu zittern, was ihm jedoch kaum gelang. Er wollte sich losreißen, wollte in die Küche zu Streithähnen gehen und ihnen beim Bedienen helfen... Nein... er wollte hier weg! Etwas dunkles... etwas sehr dunkles war hier anwesend und er wusste, wenn er nicht verschwand, dann würde ihm dieses Dunkle entgültig den Rest geben. Es war ihm egal, ob er sein Gedächtnis noch nicht hatte. Es war ihm auch egal, was mit Lento und Lena passierte. So gut kannte er sie auch wieder nicht. Andererseits... war er so egoistisch, dass er sie den Schwarzmagiern auslieferte? Mit zweifelnder Miene blickte er auf den Weg, auf den nun einsame Schneeflocken fielen. Harry blickte in den Himmel und stellte fest, dass seine erwünschten Wolken erschienen waren. "Wo bleibst denn du, Mann", rief Lentos Stimme hinter ihm. "Die warten schon alle auf ihr Futter!" Harry atmete tief durch. Trotzdem er sie kaum kannte, konnte er sie nicht im Stich lassen. Mit ausdrucklosen Gesicht wandte er sich zu dem Wutnickel um. "Boah ey, du siehst ja aus, als ob du einen Geist gesehen hättest!", rief er aus. Harry antwortete nicht und lief voraus. Erst, als eine gewisse Zeit verstrichen war, sagte er: "Ich habe einen Geist gesehen..." Lento riss die Augen auf. "Echt jetzt?" "Spätestens, wenn du die Adligen bedienst, wirst du ihn auch sehen", sagte Harry ihn matt anblickend. Lento runzelte die Stirn. "Der dunkle Lord", stellte er schlicht fest. Harry nickte stumm und starrte wieder geradeaus. Die Küche war schon in Sichtweite. "Den haste wohl trotz Gedächtnisschwund erkannt. Also bist du doch..." "Sei still!", zischte Harry ihn anfunkelnd. "Wer immer ich auch bin, ich bin bestimmt nicht der beste Freund dieser Schwarzmagier!" Lento schüttelte den Kopf. "Nein... das bist du ganz bestimmt nicht." Lena wartete schon mit drei Speisewagen auf sie, auf dem die herrlichsten Gerichte standen, die die Hauselfen zubereitet hatten. "Was habta denn so lange gemacht, Jungens?", rief sie rüde. "Dieser schwule Luzizus Balfoy ist schon enmal vorbei gekommen und hat mich mit den Zauberstab bedroht!" Lentos Miene schwang sofort um. "Er heißt Lucius Malfoy und wenn er hört, dassde den schwul nennst, bist du tot!" Harry packte wortlos einen Wagen und schob ihn zur Tür hinaus. "Na und! Wes eh ne, was ich noch hier will!" Sie schüttelte den Wagen, so das Schüsseln klirrten. "Schön!", kam es giftig zurück. Er packte den Wagen sehr energisch an. "Dann latsch doch in den Saal und verkünde, dassde dich weigerst irgendwas zu machen." "Das werdsch machen!", grollte Lena. "Kommt endlich!", sagte Harry, den Wagen energisch nach vorn schiebend. "Sonst bringen die uns noch wirklich um!" Lento und Lena funkelten sich noch einmal wütend an und folgten dann Harry in den großen Saal. Der war überfüllt mit schwarzen Zauberern und Hexen. Harry schluckte abermals. Der dunkle Lord saß genau an der Stirnseite des Tisches vor dem Bild des grimmig dreinblickenden Salazar Slyherins, doch seine Kapuze hatte er nicht abgenommen. Jeweils rechts und links von ihm an der Querseite saßen Narzissa und Lucius Malfoy. Neben Lucius Malfoy saß Severus Snape und neben Narzissa Malfoy ihr Sohn. Alle eiskalten Blicke wandten sich zu ihnen um, als sie den Saal betraten und selbst Lena versteifte sich. Lucius Malfoy erhob sich. Mit energischer Miene und bedrohlich schnelle Schritten eilte er voraus zu den drei Dienern und baute sich vor ihnen auf. "Ihr seid zu spät!", zischte er giftig. "Das wird Konsequenzen haben!" Seine Augen sprühten vor Zorn. "Ihr zwei!" Er deutete auf Lento und Lena. "Fangt gefälligst an! Und du... Neo...", er betonte den Namen richtig, "...du kommst mit mir!" Harry sah unschlüssig auf den Wagen, stellte aber unter dem Blick des Malfoys fest, dass er ihn nicht brauchte. Lucius wies ihn an sich neben den Kamin zu stellen und sich nicht zu rühren. Harry war das mehr als peinlich und unangenehm, doch er konnte nicht anders, als gehorchen und so stellte er sich dort hin und überließ sich den mörderischen Blicken der Schwarzmagier. Lento und Lena verteilten schweigend Essen und Getränke und mussten sich dann stramm neben den Wagen aufstellen. Harry sah Lena an und er wusste, dass sie bestimmt nicht ihren Plan in die Tat umsetzen würde. Dafür hatte sie zu viel Angst. Die Schwarzmagier unterhielten sich gedämpft. Harry, der ganz in der Nähe des Lords stand, der nur etwas trank und noch dazu aus seinem eigenen Becher, zitterte leicht. Zu den Kopfschmerzen waren Lichtblitze aufgetaucht, die vor seinen Augen tänzelten. Als die hohen Herrschaften das Essen beendeten, erhob sich Lucius Malfoy ein weiteres Mal. "My Lord!" Er verbeugte sich tief vor dem dunklen Lord. "Ich möchte Euch, bevor Ihr mit Eurer Rede beginnt, etwas darbieten." "Fasse dich kurz, Lucius", antwortete eine eisige Stimme und die Lichtblitze vor Harrys Augen wurden größer. "Jawohl, My Lord. Meine Frau und ich haben uns erlaubt ein Geschenk für Euch zu besorgen." Er schnippte mit den Fingern. "Neo, komm her!" Harry wollte nicht, doch seine Beine schienen einen eigenen Willen entwickelt zu haben. Mechanisch marschierte er auf Lucius zu, der direkt neben dem dunklen Lord stand. Die Lichtblitze vernebelten seinen Blick, doch er fand trotzdem den Weg zu Malfoy. Bei ihm angekommen zwang ihn dieser dem dunklen Lord direkt ins Gesicht zu sehen. "Das ist Neo", erklärte er kalt lächelnd. "Ich denke, dass er Euch einen guten Dienst erweisen wird und sich als Eurer neuer getreuer Diener hervorragend eignet. Die anderen Beiden werde ich nach den Ferien zurückbringen, da sie ein flegelhaftes Benehmen an den Tag legen." Er verbeugte sich abermals. Harry war so schlecht, dass er meinte jeden Moment umkippen müsste. Er sollte dem dunklen Lord dienen? Für immer? Die Augen des Lords funkelten ihn an. "Ich werde eure Gabe zu schätzen wissen, denn sie kommt zur rechten Zeit", antwortete er kalt. "Wurmschwanz hat ausgedient." Auf diese Aussage hin quiekte jemand am Tisch entsetzt auf und Harry wandte den Blick zu dem Geräusch. Wurmschwanz war aufgesprungen und starrte seinen Herrn an. "Aber... aber My Lord..." Dieser erhob sich so schnell, dass Harry zusammenzuckte. "Ich habe dir nicht erlaubt zu sprechen!", sagte er ruhig, so ruhig, dass fast die ganze Halle erschauderte. Wurmschwanz biss sich auf die Lippen - es sah aus, als würde er mit zwei großen Nagezähnen darauf herumkauen. "Aber..." "Schweig! Crucio!" Wie aus dem Nichts schoss ein Blitz auf Wurmschwanz zu. Er riss die Augen auf und wälzte sich in binnen Sekunden gepeinigt auf dem Boden. Der dunkle Lord lachte leise. Harrys Narbe brannte. "Schafft mir diesen Abschaum aus den Augen!" Zwei Schwarzmagier gehorchten sofort und packten den schreienden kleinen Mann. Sie schleppten ihn nach draußen und seine Schreie waren noch lange zu hören. Lento und Lena waren zurückgewichen und ihre Gesichter hatten jegliche Farbe verloren. Der dunkle Lord wandte sich an Harry. "Ich hoffe, dass du mir bessere Dienste erweisen wirst, als Wurmschwanz", sagte er leise. Harry rührte sich nicht. Er wusste, dass er ihm dienen sollte, aber für immer? Niemals! Der dunkle Lord hob eine Hand und berührte leicht Harry Wange. Der Lichtblitz in Harry Kopf wurde größer und der Schmerz in seiner Narbe erreichte eine grausame Intensität. Er keuchte kurz auf, hielt sich seinen Kopf und dann wurde alles schwarz um ihn herum. Das letzte, was er hörte war die Entschuldigung von Lucius: "Er hat leider noch nichts gegessen. Er muss von der Freude übermannt worden sein." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)