Am Anfang war das Schulprojekt von Autumn (JoeyxSeto) ================================================================================ Kapitel 1: Erste Woche, Montag (Teil 1) --------------------------------------- So, da diese FF bei yaoi.de recht erfolgreich läuft, dachte ich mir, ich stelle sie auch hier mal rein. ^^ Viel Spaß beim Lesen! Kapitel 1: Erste Woche, Montag Es gab keinen Gott und auch keine shintoistischen Götter auf dieser grausamen Welt, von Gerechtigkeit ganz zu schweigen. Wie sonst war es zu erklären, dass das Los ausgerechnet jene zusammengesteckt hatte, die sich auf den Tod nicht ausstehen konnten? Die Rede war von Joey Wheeler und Seto Kaiba, die zwei vernichtende Blicke auf ihre Klassenlehrerin schleuderten, als hätte sie sich in einen Alien verwandelt. Der Tag hatte mit dieser dramatischen Wendung einen Hang dazu entwickelt, noch schlimmer zu werden und ein Ende war noch nicht in Sicht. Es handelte sich um ein Schulprojekt, das eigentlich ursprünglich gar nicht mal so eine schlechte Idee gewesen war, nur leider hatte sich die Betonung mittlerweile auf "ursprünglich" verschoben. Es gestaltete sich wie folgt: In Sozialkunde wurde gerade das Thema des sozialen Umfelds behandelt und ihre ach so geliebte Sozi-Paukerin hatte durchgesetzt, ein kleines Experiment mit den Schülern durchzuproben, drei Wochen lang. Immer zwei Schüler bildeten ein Team und sollten für die angegebene Zeitspanne das Leben des anderen führen. Danach würden die Ergebnisse ausgewertet und ausgestellt. Und es gab wohl kein größeres Extrem an "sozialem Umfeld" in der gesamten Klasse als Joey und Seto! "Haben Sie sich nicht so, meine Herren. Eben weil Ihre Herkunft so unterschiedlich ist, dürfte vor allem ihr Projekt sehr interessant werden. Die Schule hat bereits alles nötige veranlasst, die zuständigen Personen wurden ausreichend über das Experiment informiert und haben ihre Unterstützung zugesagt. Nächsten Montag geh es los. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!" Die Schulglocke schrillte und die Jugendlichen strömten in den Sonnenschein hinaus. Joey war immer noch total geschockt, hatte er nun wirklich keine Lust, ausgerechnet das selbsternannte größte Arschloch der Welt, Seto Kaiba, mit Tipps zu versorgen und ihn zu unterweisen, wenn sie das Territorium wechselten, wie es das Projekt ebenfalls von ihnen forderte. Ihm missfiel der Gedanke außerordentlich, dass Mr. Obermotz in seiner Wohnung umhergeistern würde und dann vielleicht auch noch persönliche Sachen von ihm fand....Mann, welcher Geisteskranker hatte sich bloß dieses blöde Experiment ausgedacht?! (Jaja, ich geb's zu, ich bin schuld....) Kaiba rasselte in Gedanken sein gesamtes Repertoire an französischen Schimpfwörtern und Flüchen herunter, denn in dieser Sprache konnte man die schlimmsten Dinge sagen und es klang immer noch wie höfische Konversation - und ein Mann seiner gehobenen Stellung würde sich niemals auf ein Niveau mit den Normalverdienenden begeben. Aber dass er ausgerechnet mit Wheeler tauschen musste! Ein einziger Tag in seiner Firma und die Kaiba-Corporation würde dank diesem Köter sofort Konkurs anmelden, aber nein, statt dessen würde er seinen Konzern über drei Wochen hinweg direkt in den Ruin treiben! Und was für einen schlechten Einfluß er auf Mokuba haben würde! Argh, es gab doch Ereignisse im Leben, die man auf ewig bereute! Er bereute hiermit, jemals Sozialkunde belegt zu haben! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Das Grauen begann an diesem Montag, nachmittags um vier, als die Schule vorbei war. Eine große schwarze Limousine hielt vor dem Eingang und Jonas, der Chauffeur, stieg aus. Kaiba ging auf ihn zu, bis ihm einfiel, dass er ja zu einer anderen Adresse musste, nämlich zu der, die auf dem Merkblatt geschrieben stand, das Joey ihm ausgehändigt hatte. Seto seinerseits hatte ihm ebenfalls ein solches Blatt gegeben, weil es Teil des Projektes war. "Guten Tag, Jonas." "Guten Tag, Mr. Kaiba." Der Chauffeur achtete nicht weiter auf ihn, offensichtlich nahm er diese Austauschangelegenheit sehr ernst. Er winkte den Blonden heran. "Master Wheeler, wie ich annehme. Ich bin der Chauffeur." "Freut mich, Sie kennen zu lernen." erklärte dieser und schüttelte dem Mann freundlich die Hand. Ein überraschtes Lächeln stahl sich in seine müde wirkenden Züge und Kaiba schnappte nach Luft. Was war denn das für ein Benehmen?! Seit wann gab man denn kleinen Angestellten die Hand?! Himmel Herrgott, er sah schon den Gerichtsvollzieher vor der Tür stehen! Er zog seine Schuluniform zurecht und marschierte - zu Fuß! - in die Richtung, die auf dem Plan stand. Oh Mann, hatte der Köter vielleicht eine schmierige Schrift, total unleserlich....das hatte er vermutlich extra gemacht, nur, um ihn zu ärgern! Je weiter er ging, desto mehr fiel ihm auf, dass die Gegend, in der dieser drittklassige verlauste Duellant wohnte, zu den ärmeren von Domino City gehörte. Na klasse, und dafür machte es sich dieser Hund in seinen exquisiten Möbeln bequem, schlurfte mit zerlöcherten Socken über seinen nagelneuen Perserteppich und bekleckerte die Tischdecke von Gucci! Oh ja, seine Laune befand sich wirklich in der Unterwelt! Endlich hatte er die richtige Straße entdeckt und alsbald die richtige Hausnummer. Wow, der Schuppen lebte von dem Charme der Marke "Weniger ist mehr". Seto kramte den Schlüssel hervor - ein Anhänger mit einer Plüschschildkröte war daran befestigt, Wheeler steckte also noch im Kindergartenalter. Obwohl, wen wunderte das, immerhin hatte er ja auch nur mit einem Kindergarten zu tun! Was ihn wohl drinnen erwartete? Wasserflecken am Boden und an der Decke, meterdicker Staub und Spinnweben? Er stieß einen Seufzer aus und trat ein. HÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄ?!?!?!?!?!?!?!?!?!?! Ooooooookay, er hatte sich wohl im Apartment geirrt - andererseits, warum hatte dann der Schlüssel gepasst? War das hier tatsächlich die Wohnung von Mr. Oberloser Wheeler?! Das konnte doch unmöglich sein! Verwirrt und ungläubig betrachtete er den Parkettfußboden, die weiß gestrichenen Wände und die Fenster mit den geschmackvollen Vorhängen, die Messinglampen, die elegante Sitzgruppe im Wohnzimmer, wo neben einem Fernseher auch ein Videorecorder und ein DVD-Player standen, die funktionell und optisch ansprechend eingerichtete Küche mit Ceran-Kochfeld, Geschirrspülmaschine und Mikrowellenherd, die hübsche Essecke, das rundherum gekachelte Badezimmer, das wie alles sauber und ordentlich war, und schließlich den Schlafraum mit dem Wasserbett und den Schränken aus Kastanienholz, das gut gegen Spinnen wirkte. Hier stimmte etwas nicht! Ganz eindeutig! Was ging hier vor?! Außen pfui und innen hui, wie Mokuba es ausgedrückt hätte, aber Wheeler hatte doch gar keine Kohle, um überhaupt irgendwas in "hui" zu verwandeln?! Kaiba stolperte in höchstem Grade erstaunt in den Flur hinaus, wo er ein hochmodernes Telefon samt Anrufbeantworter ausfindig machte. Hatte der Typ mit der Pelzmütze, die er als Haare bezeichnete, alles auf Raten gekauft oder klaute er etwa?! Der Blick des Brünetten fiel auf die Anzeige des Anrufbeantworters: Zehn Anrufe in Abwesenheit! Das war ja fast wie bei ihm im Büro, wo auch ständig irgend jemand anrief! Er kramte das Merkblatt hervor und las es durch. "Nichts anfassen, damit du meinen persönlichen Besitz nicht verpestest! Wenn du den Boden putzt, nicht zu nass, sonst ist der Parkett beim Teufel und vor allem eins: Bring keine Freundin mit, das ist nicht deine Bude!!" Was dachte der sich eigentlich?! Davon abgesehen, dass er niemals eine Frau abschleppen würde, da er schwul war, selbst wenn, würde er sie bestimmt nicht in Wheelers Kaschemme mitnehmen, er hatte schließlich Stil! Wobei....wenn er sich das so ansah, besass der verlauste Straßenköter auch so etwas in der Art....aber woher kam das ganze Zeug?! Kaiba starrte sich am Anrufbeantworter fest und drückte schließlich den Knopf, um das Band laufen zu lassen. Mal hören, wer so alles Kontakt mit dem Verlierer hatte. "Hallo Sweetheart, hier spricht Mai. Hast du nicht ein bisschen Zeit für mich?" >Piep< "Hallo Süßer, hier ist Susan. Falls du mal bei mir vorbeikommen willst, ich freu mich immer über deinen Besuch!" >Piep< "Na, du Prachtexemplar von Mann? Immer noch solo! Wenn's dir reicht und du genug hast, du weißt ja, wo du mich finden kannst! Küsschen, Yoko!" >Piep< "Hier spricht Nami, du göttliches Wesen! Ich halte es bald nicht mehr aus ohne dich!" >Piep< "Hallo Joey, ich bin's, Mike! Kannst du nicht mal deinen scharfen Hintern ins ,Lotos' schwingen? Du fehlst mir!" >Piep< "Hey Alter, hier ist Jack! Kommst du mal wieder in den Laden, ich fang an, mich zu langweilen - meine Kunden nerven alle total und es ist kein megasüßer Typ wie du darunter! Außerdem ist der Tanga da, den du bestellt hast!" >Piep< "Joe-Baby, hier ist Catherine! Denk an den Termin nächste Woche, ja, Honey?" >Piep< "Joey, du superheißer steiler Zahn! Yep, hier meldet sich Peter! Die Blaue Rose, du erinnerst dich doch hoffentlich? Es war ja nur ein Kuss, aber seitdem kann ich dich nicht vergessen! Sag mir, dass ich eine Chance habe!" >Piep< "Joey? Yugi hier! Ich hab die Fotos entwickelt, du kannst sie abholen kommen!" >Piep< "Süßer, deine Zwillinge Lisa und Eliza wollen wieder mal was von dir sehen! Kommt der neue Kalender nicht bald raus? Kiss, sexy guy!" Seto stand der Mund offen, er konnte nicht fassen, was er gerade gehört hatte. Die meisten der Anrufe waren Anmachen und zwar beiderlei Geschlechts! Und dann "Lotos" und "Blaue Rose" - das waren doch zwei der bekanntesten und angesagtesten Schwulen-Clubs der gesamten Stadt! Jetzt mal ganz systematisch, hatte er irgendwas verpasst?! Das alles klang ja, als wenn Wheeler ein Sexsymbol wäre! Nein, nein, das war ja eine groteske Vorstellung! Joey Wheeler und sexy in einem Satz, das war ja die reinste Blasphemie! Aber die Beweise auf dem Anrufbeantworter waren beinahe niederschmetternd! Das war doch ein schlechter Scherz, oder nicht?! Da klingelte es und Kaiba öffnete. Draußen stand ein Mädchen, das er schon einmal bei dem Kindergarten des Köters gesehen hatte. Richtig - war das nicht seine jüngere Schwester, diese Serenity? "Ah, du bist schon da. Keine Sorge, Joey hat mich über das Handy über euer Schulprojekt informiert. Damit du es gleich weißt: Ich bin jeden Montag nach der Schule hier, weil meine Mutter da lang arbeitet. Das stört dich doch hoffentlich nicht, Kaiba-san?" Na klasse, jetzt durfte er auch noch den Babysitter spielen! Stopp mal, benachrichtigt übers Handy? Das hatte der auch noch?! Serenity schwebte seelenruhig an ihm vorüber und eilte ins Wohnzimmer, wo sie den Fernseher einschaltete. "Was gibt es denn jetzt zu sehen?" "Na was schon! Die Modenschau! Herrenmode für diesen Sommer!" Kaiba runzelte die Stirn. Was bitte interessierte ein Mädchen denn Mode für Männer? Außer natürlich, sie war auf die gut aussehenden Models aus, das wäre ein plausibler Grund! "Da ist er! Sieht er nicht einfach klasse aus, mein großer Bruder?" Er wollte sich gerade resigniert zurückziehen, um in der Küche über einer schönen großen Tasse heißem Kakao seine verfluchte Situation und das gottlose Tausch-Experiment ins Nirwana der Verdrängung zu versenken, als er unvermittelt inne hielt und seine Aufmerksamkeit dem Bildschirm zuwandte. Denn dort auf dem Laufsteg wandelte der Grund für den Stil, den Wheeler sich in seinem Apartment leistete - der Straßenköter flanierte unter dem Blitzlicht von Fotoapparaten eben jenen Steg entlang und ließ sich bewundern. Halt mal.... JOEY WHEELER MODELTE NEBEN DER SCHULE?!?! UND WAR AUCH NOCH.... ERFOLGREICH?!?!?!?! Noch so eine Blasphemie im Kaiba'schen Glauben, der da besagte, dass räudige Hunde mit vorlauten, losen Mundwerken, wenig Hirn und praktisch nicht vorhandener Raffinesse und Duellier-Fähigkeiten gefälligst Verlierer zu sein hatten! Während der Brünette immer noch wie vom Donner gerührt auf den Schirm starrte, stellte er zu seinem eigenen Entsetzen fest, dass Wheeler in dem eleganten, perfekt sitzenden Anzug in Schwarz, mit weißem Hemd und roter Krawatte tatsächlich irgendwie....schick aussah. Das Jackett baumelte lässig über der einen Schulter und Joey drehte sich soeben profimäßig um, damit man ihn aus allen Blickwinkeln betrachten konnte. Hatte Wheeler schon immer so einen knackigen süßen Hintern gehabt? Mooooooooooooment, was dachte er denn da?! Das war sein Erzfeind, die Verkörperung seiner Alpträume und nebenbei der größte Volltrottel und Idiot, den diese Welt je ertragen musste - und wenn der erst mal in seiner Firma hockte, dieses bescheuerten Sozi-Experiments wegen, dann würde es mit der Corporation sehr bald bergab gehen! Und ER, ER, Seto Kaiba, DER Seto Kaiba, fand Wheelers Hintern süß?!?!?!?! Jetzt war es aus, jetzt brauchte er wohl wirklich einen Psychiater....!!! Kapitel 2: Erste Woche, Montag (Teil 2) --------------------------------------- Auch hier geht's weiter! Es ist zwar kein langer Teil, aber ich hoffe, er findet trotzdem Gnade in Euren Augen! ^^ Kapitel 1, Zweiter Teil: Erste Woche, Montag Die Limousine hielt vor der Kaiba-Villa, Jonas öffnete dienstbeflissen und eilfertig den Wagenschlag und Joey stieg aus. Sieh an, sieh an, wirklich keine üble Behausung, die Mr. "The-Greatest-Asshole-Of-The-World" sich hatte bauen lassen - mal sehen, ob er bei der Inneneinrichtung auch so guten Geschmack bewies. Als er eintrat, kam ihm ein quicklebendiger quirliger Schwarzhaariger entgegen. Er strahlte über das ganze Gesicht und rief: "Hallo Joey! Ich bin Mokuba und werde für die nächsten drei Wochen dein kleiner Bruder sein!" "Ich weiß doch, wer du bist!" "Ja....aber ich wollte das jetzt unbedingt machen! Gehst du gleich in die Firma oder bleibst du noch ein bisschen da?" >>Firma? Ach scheiße, FIRMA!!!! Klar, die Kaiba-Corporation!!!! Hm, ich habe keinen blassen Schimmer von Marketing und dem anderen Zeug, aber ich weiß zumindest, was man an den Mann bringen kann und was nicht. Aber heute schon ins Büro? Ne, erst mal muss ich lernen, mich in diesem riesigen Komplex zurechtzufinden!<< "Nein, ich will mich zunächst mal umschauen und die Wohnung, eh, das Haus, meine ich, erkunden....führst du mich? Nachher werde ich auch was mit dir unternehmen, okay?" "Au ja, klasse! Seto ist immer so im Stress und hat nur selten Zeit für mich. Komm mit!" Eine kleine warme Kinderhand ergriff die große, männliche und dennoch feingliedrige Hand des Blonden und zog ihn hinter sich her. Insgeheim war Joey nicht überrascht, das zu hören. Kaiba hatte eben nur noch Interesse für sein blödes Geschäft und fürs Geldscheffeln, aber seine Familie, auch wenn sie lediglich aus Mokuba bestand, war ihm scheinbar unwichtig geworden, jedenfalls zählte sie auch nur zu einer der anderen lästigen Pflichten. Kein Wunder, dass der arrogante Kerl so ein Eiszapfen war! Wenn man das zwischenmenschliche Element verleugnete oder gleich schlichtweg ignorierte, musste man ja zwangsläufig einfrieren! Der Kleine zeigte Joey einen beachtlichen Teil der Villa und dieser kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, bis sie Kaibas Heiligtum, sein Schlafzimmer, erreichten. "Hier soll ich schlafen? Ist ja irre - das Ding hat sogar einen Fernseher! Und dieses riesige Bett, da hat man ja zu viert drin platz! Oh?" Er sah auf ein merkwürdiges Etwas in den roten Kissen und rieb sich einmal über die Augen, um sich zu vergewissern, dass er nicht träumte. Eine Halluzination war es offensichtlich auch nicht, denn das Etwas wirkte ziemlich real. Mokuba folgte seinem Blick und fragte: "He, was ist denn los? Hast du einen Geist gesehen?" "Was....was ist denn....DAS?! Ich meine...." "Hä? Ach, du meinst den Teddybär? Das ist ein Geburtstagsgeschenk von mir! Süß, nicht?" "Und Se....äh, Kaiba nimmt ihn mit ins Bett?" Das war haarscharf - beinahe hätte er "Seto" gesagt! "Ja. Weißt du, auch wenn er euch gegenüber meistens sehr gemein ist, versucht er bloß, sich durch seine Arroganz zu schützen. In Wirklichkeit ist er sehr lieb und sehr warmherzig, aber ich bin der einzige, der diese Seite kennt." Lieb und warmherzig....KAIBA?!?!?!?!?!?!?! Außerdem, vor was sollte er sich denn schützen, ihm passierte doch gar nichts und niemand tat ihm was! Nein, nein, Mokuba schien sich da mit seiner tiefenpsychologischen Schiene extrem zu verfahren! Andererseits....vielleicht auch nicht? Halt mal, warum dachte er überhaupt darüber nach? Das konnte ihm doch so egal sein wie nur irgendwas!! "Und wo ist dein Zimmer?" Der Zwölfjährige (Mokuba: "Zwölfeinhalb!" Autumn: "Also gut, zwölfeinhalb....") wurde plötzlich sehr verlegen und ein bisschen rot. Er druckste herum, schluckte und zeigte dann schüchtern auf die Tür nebenan. Joey wunderte sich über dieses Verhalten. Was war bloß los mit ihm? Kam er am Ende langsam in die Pubertät? Er betrat Mokubas Zimmer und fand es schön eingerichtet, mit viel Platz, bunten Vorhängen und einem Haufen Spielzeug, aber das meiste davon war bereits in Kisten gestopft worden, die die Aufschrift "Flohmarkt" trugen. Sieh einer an, tatsächlich - er entwuchs den Kinderschuhen! Auf einmal allerdings wurde seine Aufmerksamkeit von einem großformatigen Poster abgelenkt, das über dem Bett hing. Mokuba wurde noch röter und der Blonde staunte. DAS WAR ER! Er in einem Outfit von Versage (schreibt man das so?), mit einem smarten Lächeln und offenem Hemdkragen! Das stammte doch aus seinem Kalender?! "Äh....ja....also....weiß dein Bruder das?" "Nein....ich hänge immer das Clownbild darüber, wenn Seto bei mir ist....der hat keine Ahnung, dass du modelst, er guckt ja auch so gut wie nie fern, und wenn, dann Börse und Aktienkurse und vielleicht noch Nachrichten....du, Joey...." "Ja?" "Bist du jetzt sauer?" "Wa-?! Ach Blödsinn, wieso sollte ich? Im Gegenteil, es ist schmeichelhaft, dass ich einem lieben Jungen wie dir gefalle!" Mokuba wurde kirschrot und fummelte an seinen Hemdsärmeln herum. "Übrigens....ich hab dich mal mit Seto verglichen....ihr....würdet....gut.... zusammenpassen...." WAS IST LOS?!?!?!?!?!?!?!?!?!?!?! Joey verschluckte sich vor Schreck an seinem Atem und hustete krampfhaft. Dieser niederschmetternde Schock war wirklich enorm harter Stoff!! Wie kam Mokuba denn bitte auf die Idee, er und Kaiba würden gut zusammenpassen?!?! Sie passten genauso gut zusammen wie Tag und Nacht, Sonne und Mond, Feuer und Eis und....stopp mal....das waren eigentlich sehr natürliche, sich ergänzende Gegensatzpaare....HAAAAAAAAAALT!!!!!! Sein Hirn war schon wieder dabei, Überlegungen anzustellen, die sein Herz nicht billigte! "Kaiba und ich können uns doch gar nicht leiden!" "Eben. Was sich neckt, das liebt sich...." Unterdessen war eben jener Seto Kaiba immer noch total erschüttert ob des Geheimnisses, das er soeben aufgedeckt hatte. Wie er anhand des Datums auf dem Fernseher erkennen konnte, handelte es sich bei der Modenschau um eine Aufzeichnung, die bereits einige Tage alt war. Am Samstag hatte sie stattgefunden....logisch, sonst war Wheeler ja auch in der Schule. Während Serenity noch ihren Bruder und sein profimäßiges Auftreten bewunderte, verzog sich der nervlich geplagte "Für-drei-Wochen-nicht-mehr-Firmenchef" in Joeys Schlafzimmer zurück, um sich auszuruhen. Er machte sich einen Kakao, wie er es ursprünglich vorgehabt hatte und stellte die Tasse mit Snoopy-Konterfei ("Mann, der Köter scheint dämliche Hunde zu mögen....na ja, Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung....") auf dem Nachtkästchen ab, als sein Blick einen Stapel Papier im gegenüber angebrachten Regal streifte. Was war denn das? Sah aus wie Poster....Kaiba angelte den Stapel herunter und erkannte, dass es sich tatsächlich um diese minderwertigen Wandtapeten handelte, aber auch zwei Kalender befanden sich in dem Haufen. Vom Deckblatt des ersten grinste ihm Joey entgegen, gekleidet in eine Lederjacke, mit einer Sonnenbrille im blonden Haar. DER STRAßENKÖTER WURDE BILDCHENWEISE VERMARKTET?!?! Angesäuert warf der Brünette das unnütze Zeug auf den Boden und streckte sich auf dem Wasserbett aus. Hm, kein übles Gefühl....seine Augen glitten zu dem Kalender zurück. Ach Unsinn, was interessierte es ihn, wie der Kerl fotografiert worden war?! Er zwang seine Lider zu und bemühte sich angestrengt, einzudösen, aber es gelang ihm nicht, widerwillig suchte sein Kopf immer wieder die Richtung des Kalenders, bis er es grummelnd aufgab, seine Neugier noch bezähmen zu können. Er schlug den ersten Monat auf - das Januarbild zeigte Joey mitten im Schnee, in einem eng anliegenden schwarzen Skianzug, der die Muskeln und Sehnen seines Trägers mehr betonte denn verdeckte. >>Hm....gar nicht mal so grottenschlecht....Posieren kann er zumindest....dabei kann er in der Schule nicht mal ruhig sitzen bleiben, wenn wir einen Test schreiben....<< Auch beim Februar spielte Schnee eine Rolle, Joey baute nämlich einen Schneemann mit Karottenase und Zylinderhut, gekleidet war er in eine beigefarbene Hose und einen dicken Anorak, die Füße steckten in Pelzstiefeln. Garniert war das Ganze mit einem strahlenden, zuckersüßen Lächeln, das Diabetes auslösen könnte. >>Niedlich....WIE, NIEDLICH?!?!?! Mensch Seto, das ist W-H-E-E-L-E-R!!! Diese Pudelmütze sieht einfach nur bescheuert an ihm aus, basta!!<< Im März wurde ein Bild von Krokussen und Schneeglöckchen als Hintergrund verwendet, Joey hockte inmitten der neu erwachenden Wiese und träumte in den Sonnenschein. Sein Outfit bestand aus noch pastellartigen Farben, einzig das Hemd war knallgrün, offensichtlich ein Symbol für den nahenden Frühling. >>So mit den geschlossenen Augen sieht er mehr denn je wie ein Hund aus....nein, eigentlich eher wie ein Hündchen....OH NEIN, ICH TUE ES SCHON WIEDER!!!!<< Resigniert beschloss Seto, die nächsten Bilder zu überspringen, damit er nicht noch mehr nervenaufreibende Gedanken über den Blondschopf bekam und blätterte weiter. Er hielt bei "Juli" und merkte wenig begeistert, dass dieses Bild zwar keine Begriffe wie "niedlich" oder "süß" durch seinen Kopf jagte, dafür allerdings Wörter, die noch schlimmer waren! Joey sass - okay, eigentlich räkelte er sich mehr - auf einem blutroten Diwan, den einen Arm in den Nacken gestützt, der andere lag über seiner Hüfte und er hatte ein Bein hochgestellt, so dass seine Kleidung richtig wirkte: ein ebenfalls roter Seidenkimono mit weiten Ärmeln, der - natürlich! - offen war und einen makellosen Körper umspielte, und bis auf eben dieses Stück und die schwarze - was war das eigentlich? - "Badehose" war der gute Junge völlig nackt. Seto starrte fassungslos auf die langen, schlanken und dennoch kräftigen Beine, den flachen, durchtrainierten Bauch, die leicht gebräunte Haut, die sich über die muskulöse Brust spannte, den erotischen Halsansatz (erkennbar, weil der Kimonokragen lässig über die Schulter gerutscht ist) und die ein wenig geöffneten, glänzenden Lippen sowie die herausfordernden braunen Augen, die förmlich zu flüstern schienen: "Nimm mich". Oh. Mein. Gott. Kaiba konnte seinen Blick kaum von dem Foto lösen und was ihm dabei so einfiel, verbesserte seine momentane Situation nicht wirklich. >>Sexy....heiß....verführerisch....suggestiv....er....erregend....Um Himmels Willen, geht's mir noch gut?! JOEY UND ERREGEND?!?!?!...................Oh nein, ich habe ihn ,Joey' genannt.... Ach zum Teufel mit diesem Kalender!!<< Joey machte kein sonderlich geistreiches Gesicht nach Mokubas Bemerkung, aber das war ihm wirklich nicht übel zu nehmen. "WAS SICH NECKT, DAS LIEBT SICH"?!?!?!?!?! Der Junge hatte vermutlich zu viele Liebeskomödien gesehen....oder zu viele Kitschromane gelesen....das konnte ja wohl nicht sein Ernst sein!! "Sag mir, dass du einen Witz machst, auch wenn es ein schlechter ist!" "Eh? Nein, das ist kein Witz. Ihr beiden zieht euch doch ständig auf, streitet miteinander, klopft blöde Sprüche, provoziert euch gegenseitig und macht euch nieder, das weiß ich auch....aber wenn ihr aufeinander losgeht, spürt man noch etwas anderes als Hass oder Verachtung...." "Ah ja? Komisch, das ist mir bisher noch nicht aufgefallen!" erwiderte Joey ironisch. "Da kann ich ja nichts dafür. Ich meine bloß, wenn man verfolgt, mit welcher Begeisterung und welchem Vergnügen ihr euch immer an die Gurgel springt, könnte man fast....von einem Spaß reden." "Einem....Spaß?! Ich persönlich finde es jedenfalls nicht besonders spaßig, von ihm als Straßenköter bezeichnet zu werden, als Loser oder als drittklassiger Duellant, nachdem ich mich im Königreich der Duellanten so gut geschlagen habe! Ich mag ja nicht an Mr. Obermacker heranreichen, aber ich bin kein Verlierer-Typ!" "Genau deswegen ärgert er dich doch!" erklärte der Junge mit Nachdruck. "Es passt ihm nicht in den Kram, dass du dich verbesserst, weil er dich dann nicht länger verachten kann und irgendwas braucht er ja, um sich weiter einreden zu können, dass er dich hasst!" >>???????????????????? Schmuggelt sich der Kleine klammheimlich in die Psychologie-lesungen der Uni oder wie kommt der auf sowas?! Das ist lächerlich! Weshalb sollte Kaiba unbedingt darauf bestehen, mich weiter zu hassen?<< Er stellte diese Frage auch, neugierig, welche Antwort Doktor Mokuba, Absolvent der Kaiba'schen Psychologieschule, darauf geben würde. Er wurde nicht enttäuscht. "Vielleicht hat er ganz einfach Angst davor, sich in dich zu verlieben...." >>Aha, na, das erklärt natürlich alles....MOMENT MAL!!!!!!!!<< "He, Mokuba, tu mir einen Gefallen und strapazier mein Nervenkostüm nich' so, sonst erleide ich gleich einen Totalschaden! Deine Theorie in allen Ehren, aber es gibt da noch einen kleinen winzigen Aspekt, den du wohl übersehen hast...." "Und der wäre?" >>Ist denn das die Möglichkeit....<< "Dein Bruder und ich sind beides Männer und....also, weißt du, ich persönlich....stehe zwar.... eigentlich mehr....auf mein eigenes Geschlecht....du verstehst schon, ich interessiere mich nicht unbedingt für Frauen, obwohl ich einen Haufen Verehrerinnen habe....ich meine...." "Kurz und gut, du bist schwul." >>OH HERR, WAS HABE ICH VERBROCHEN, DASS DU MICH SO STRAFST?!?!<< "Äh.....genau. Aber Kaiba ist einfach ein Playboy, ich glaube nicht, dass er sich in einen Kerl verlieben könnte....klar soweit?" Mokuba legte den Kopf schief und musterte Joey mit einem Blick, als hätte er ein Kleinkind vor sich, das einfach keine Ahnung von den wahren Gegebenheiten hatte und aus diesem Grund so unbedarft daher plapperte. Der Sechzehnjährige stieß einen Seufzer aus und fuhr sich durch das honigfarbene Haar. "Was ist? Warum schaust du so? Du willst doch nicht etwa behaupten, Kaiba sei bi?" "Nein." >>Sag ich ja!<< "Seto ist schwul." >>WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAS?!?!?!?!?!?!?!<< Ooooooooookay, jetzt mal ganz langsam....sein Erzfeind, der arroganteste, mieseste, kälteste, stolzeste, hochmütigste, unverschämteste, extremst von sich selbst überzeugteste, herablassendste und eigensinnigste Mensch, der je über die Erde gewandelt war, war homosexuell. Gut. In Ordnung. War ja so klar gewesen. Hätte er gleich merken müssen. So wie der sich benahm. Mit diesem umwerfenden Charme, dass du dich gleich an deinen hauseigenen Kühlschrank mit Drei-Sterne-Gefrierfach erinnert fühlst. Der unwiderstehlich lächelt, so spöttisch und höhnisch, dass du dir grundsätzlich wie der letzte Dreck vorkommst. >>Mannomann, ich fang an, durchzudrehen....! Da fällt mir ein - ich hab nächste Woche einen Auftritt in der ,Blauen Rose'. Wie soll ich das mit diesem blöden Soziprojekt vereinbaren, vielleicht steck ich an dem Tag in der Firma fest? Dem Experiment getreu, müsste eigentlich Kaiba mich vertreten....aber irgendwie bezweifele ich, dass ich ihn dazu kriege, einen Strip hinzulegen....ach verdammt! Ich hasse dieses Fach!!<< Kapitel 3: Erste Woche, Dienstag (Teil 1) ----------------------------------------- So, diesen Teil habe ich jetzt von der Schule aus reingestellt, weil ich immer noch kein Internet zu Hause habe! *grummel* Vielen Dank für Eure Kommis ^^!!! Viel Spaß beim Lesen! Kapitel 2: Erste Woche, Dienstag Serenity hatte den schmollenden Seto um sechs Uhr alleingelassen, um zu ihrer Mutter zu fahren und der Brünette verbrachte seine erste Nacht in einer fremden Behausung. Die Poster und Kalender von Joey hatte er ohne Gnade und Rücksicht auf Knicke und Eselsohren zuunterst in den Schrank gestopft, nachdem er sich über das heillose Durcheinander in demselbigen beschwert hatte, Wheelers Klamottengeschmack unter ferner Liefen von Schick und Eleganz eingeordnet und den Anrufbeantworter ausgesteckt hatte. Dennoch schlief er nicht besonders gut, da ihn fortwährend Alpträume vom Gebäude der Kaiba-Corporation verfolgten, wie es gerade dem Erdboden gleich gemacht wurde, um die Schulden zu bezahlen, die der Köter in den letzten drei Wochen angehäuft hatte - der reinste Horror!! Er wachte am nächsten Morgen ziemlich geschafft auf, machte sich Frühstück und marschierte auf seinen eigenen Füßen in die Schule. Seto kam gerade am Tor an, als seine "ehemalige" Limousine vorfuhr und sein "Austauschpartner" dem Wagen entstieg. Joey verabschiedete sich freundlich vom Chauffeur, grinste Kaiba merkwürdig vielsagend an und verschwand im Schulgebäude. Was sollte denn das jetzt? Warum grinste der Köter so dämlich?! Verärgert vor sich hin grummelnd folgte er dem Blonden in den Klassenraum, um die nächsten Unterrichtsstunden über sich ergehen zu lassen. In der Pause trat Wheeler an ihn heran und fragte: "He, Kaiba, wie wäre es mit einem Duell? Heute um 17.00 Uhr im Park! Sei pünktlich, okay?" Der Brünette antwortete nicht, denn die Tatsache, dass der Oberloser ausgerechnet ihn von sich aus herausgefordert hatte, machte ihn eine Weile sprachlos. Was fiel dem denn ein?! Bloß, weil er jetzt vorübergehend seinen Platz eingenommen hatte - schlimm genug - hieß das nicht, dass er auch gleich ein besserer Duellant war!! So blöd konnte ein normaler Mensch doch gar nicht sein?! Der verlauste Hund verlor sein dümmliches, nervenaufreibendes Grinsen den Rest des Vormittags über kein bisschen und ignorierte Kaiba total - genauso, wie Kaiba es normalerweise immer mit ihm tat. Und um ehrlich zu sein, dieser kam sich allmählich wirklich nicht mehr für voll genommen vor und spürte, dass ihn das Verhalten des anderen reizte. Ob es Wheeler ebenso erging, wenn er ihn wie eine Ameise übersah? Aber auch endlos erscheinende Schultage nehmen irgendwann ein Ende und so war es auch diesmal. Seto stiefelte ungehalten in "sein" Apartment zurück, begann mit den Hausaufgaben - normalerweise sässe er jetzt in der Firma und würde wichtige Geschäfte abwickeln, argh! - und begab sich schließlich um halb fünf Richtung Park, mit dem Kartendeck in der Tasche. Er erreichte ihn etwas zu früh und setzte sich deshalb auf eine Bank. Um Punkt fünf schob sich eine elegante Limousine in sein Blickfeld - >>Ich hasse ihn, ich hasse ihn! Wie kann er es wagen, schon wieder mein Auto zu benutzen, dieser, dieser....?!?!<< - und der Blonde kletterte heraus. Als Seto ihn sah, verschlug es ihm die Sprache: Was erlaubte sich dieser unverschämte Straßenköter?! Tatsächlich war Joey nämlich in einem von Kaibas Outfits gekommen, der schwarzen Kombination mit dem weißen Mantel und dem Monogramm "KC" auf der Gürtelschnalle. Und obwohl es eigentlich überhaupt nicht passte, wagte das kleine innere Stimmchen des Firmenchefs eine Feststellung zu machen: >>Es steht ihm, was? Er sieht gut aus - extrem gut.<< Selbstverständlich ignorierte Mr. Cool-Eyes dieses Statement und erhob sich von seinem Sitzplatz. Ein spöttisches, triumphales Grinsen umspielte dabei seine Lippen. "Also dann, Wheeler, bist du bereit, dich von mir auseinander nehmen zu lassen?" "Was sich noch zeigen wird...." "Wie bitte?" "Es wird sich zeigen, wer hier wen auseinander nimmt, Kaiba! Wir setzen die Lebenspunktzahl bei 3000 an, in Ordnung?" Die beiden Kontrahenten postierten sich gegenüber auf der Bank, die der Braunhaarige gerade eben verlassen hatte und Seto machte seinen ersten Zug, doch schon bei diesem stutzte er. Seit wann hatte er denn den "Flammen-Schwertkämpfer" in seinem Deck? Er hob verwirrt den Kopf, als ihn ein Blick des Köters traf, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. "Tja, Kaiba, du hast leider eine winzige Kleinigkeit vergessen: Wir haben die Plätze getauscht. Und deshalb solltest du schon anfangen, einzupacken, denn das Spiel ist schon vorbei, ehe es richtig angefangen hat! Siehst du diese Karte hier? Das ist der Blue-Eyes-White-Dragon! Damit bist du deine Lebenspunkte mit einem Schlag los!" Joey legte die Karte hin und sein Grinsen vertiefte sich. Der Brünette war fassungslos. Natürlich! Plätze getauscht, Umgebung getauscht, DECKS getauscht!! Der verdammte Mistköter hatte ihn reingelegt!!! "Überrascht? Scheint, als wärst du nur so gut wie deine Karten, was?" Das war zu viel für den anderen und seine sonst so hervorragende Selbstbeherrschung. Er stand blitzschnell auf, packte Joey an den Oberarmen und drückte ihn fest auf die Bank hinunter, wo er ihn mit eisblauen Blitzen förmlich durchbohrte. "DAS WAGST DU NICHT NOCH EINMAL ZU WIEDERHOLEN, WHEELER!!!!" Joeys Grinsen war verschwunden, sein Blick lag auf Setos bebenden Lippen und seinen unergründlichen Augen aus Saphir. Ihm war ja schon früher klar geworden, dass er den Jungmillionär attraktiv fand, aber sein mieser Charakter hatte ihm jeglichen Annäherungsversuch sofort aus dem Hirn gebrannt. Dass er ihm jetzt so nah war, irritierte ihn allerdings mehr, als er erwartet hatte. Dennoch wollte er auf keinen Fall klein beigeben und erwiderte den zornigen Blick des anderen ohne mit der Wimper zu zucken. Kaiba zog bedrohlich die Brauen zusammen, als er dessen gewahr wurde und maß seinen Kontrahenten ab, aber ohne Erfolg. Wheeler hatte nie Angst vor ihm gehabt und stets seine Meinung gesagt, auch wenn er meistens keine Chance hatte, er versuchte es immer wieder, gab nicht auf und ließ sich nicht unterkriegen, nicht einmal von den gemeinsten Beleidigungen, da konnte er ihm noch so oft beweisen, dass er ein Meisterduellant war und meilenweit über ihm stand. Lange verharrten sie in dieser Position ohne sich zu rühren, bis Joey Seto von sich drückte und sagte: "Ich hab's kapiert, Mr. Obermacker, ich wiederhole mich nicht. Außerdem hab ich keine Zeit, ich muss in die Firma. Mach dich dünn." "Tse! Du hast doch von nichts eine Ahnung, du wirst die Kaiba Corporation in den Ruin treiben, Köter!! Du wirst alles zunichte machen, was ich mir erarbeitet habe!!" "Was heißt hier: erarbeitet? Dein sauberer Vater hat dir doch das ganze Imperium hinterlassen, oder nicht? Er hat es aufgebaut, nicht du! Etwas zu besitzen, ohne es selber verdient zu haben, ist keine Kunst! Du versuchst nur, den Status quo zu erhalten, sodass die Firma auf ihrem hohen Rang in der Geschäftswelt bleibt, aber groß bist du für mich deswegen noch lange nicht. Du hast schließlich nichts geleistet, es war alles schon da." Damit kehrte er zu dem wartenden Auto zurück, stieg ein und fuhr davon. Seto starrte sprachlos und von maßlosem Zorn erfüllt hinterher. Was dachte sich dieser verlauste, blöde, unverschämte, hirnlose Hund eigentlich?!?! Der hatte doch keinen Schimmer, was für ein Leben ihm schon in jungen Jahren aufgebürdet worden war!! Dieser.... ....Ja. Er wusste es nicht. Weil Seto Kaiba niemals jemand anderem von seinen Gefühlen erzählen würde. Weil er bisher immer nur allein gekämpft hatte, ohne die Unterstützung anderer. Seine einzige Hilfe war Mokuba gewesen, aber lediglich in persönlichen Angelegenheiten, nie in Geschäftlichen, denn das war seine Welt, in der er sich als Einzelner behaupten musste. Man konnte nur gewinnen, wenn man knallhart war, das hatte ihm sein verhasster Vater schon früh beigebracht. Keiner kannte den wahren Menschen hinter der Fassade des eiskalten, rücksichtslosen Konzernleiters, bis auf seinen kleinen Bruder - aber auch nur, weil Mokuba seine schwache Seite nicht zu seinem Vorteil ausnutzen würde, seine Konkurrenten jedoch schon, sollten sie je herausfinden, wie verletzlich ihr Rivale tatsächlich war. Aber keiner wusste es....auch Wheeler nicht. Er sah, was ihm vorgespielt wurde und fällte sein Urteil danach. Trotzdem....er hätte nie erwartet, dass der Köter in der Lage war, eine Situation so genau zu erfassen, selbst, wenn es eine erlogene Situation war. Anscheinend war er doch nicht so dämlich, wie er bisher gedacht hatte....dabei fiel ihm ein.... DER MISTKERL HATTE IMMER NOCH SEIN DECK!!!!!!!! Joey schluckte schwer und betrachtete den ehrwürdigen Wolkenkratzer, der sich vor ihm in den Himmel wand und die Kaiba-Corporation beherbergte. Er hatte die Sozi-Lehrerin heute noch einmal gefragt, ob wirklich jeder über dieses blödsinnige Experiment ihrer Schule informiert war und sie hatte es bestätigt. Na klasse, das versprach, lustig zu werden! Er seufzte, angelte nach dem Aktenkoffer des Brünetten, den der Butler ihm in die Hand gedrückt hatte und marschierte durch die automatische Glastür. Er pfiff leise durch die Zähne, als er eintrat. Wow, ein irres Teil - weiträumig, aber effizient und praktisch gebaut und eingerichtet. Mal sehen, was stand auf dem Merkblatt mit Kaibas erwachsener, elegant geschwungener Schrift? Falsch, Joey, falsch, seine Schrift ist beschissen!! - ach ja, Aufzug, oberste Etage. Was war hier die oberste Etage? 15. Stock. Okay, also los! Er straffte die Schultern und eilte am Empfang vorüber, wo eine Dame sass, die ihn einen Moment musterte und schließlich "Guten Tag, Mr. Wheeler" sagte. Er grüßte zurück und wunderte sich über ihren erstaunten Gesichtsausdruck. Was war denn los? Grüßte Kaiba seine Angestellten nicht? Obwohl....natürlich nicht, der hielt sich ja für was Besseres! Der Blonde fuhr also mit dem Aufzug nach oben - aber hallo, da könnte man ja eine halbe Küche reinstellen! - und erreichte die Chef-Etage. Mal sehen, wohin jetzt? Nach rechts, den Korridor runter, die große Tür am Ende. Joey folgte der Anweisung auf dem Papier und staunte nicht schlecht. Davon abgesehen, dass man in dem kilometerlangen Flur sein morgendliches Jogging absolvieren konnte, war die besagte Tür ziemlich leicht als die des Chefs zu erkennen, nahm sie schließlich fast die gesamte Wand ein. Das goldene Monogramm "SK" wäre eigentlich schon gar nicht mehr nötig gewesen - und für die nächsten drei Wochen müsste es ja im Grunde "JW" heißen! Aber egal. Ein wenig unsicher und nervös öffnete er und stand....erst mal nicht in seinem Büro, sondern im Vorzimmer. Eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren und braunen Augen lächelte ihm zu und reichte ihm die Hand. "Sie sind Mr. Wheeler, wie ich annehme? Ich bin Ellen, Ihre Sekretärin. Ich werde Ihnen helfen, Mr. Kaibas Job für eine Weile auszuüben, ohne dass es schiefgeht. Ich wette, dass er es Ihnen nicht zutraut...." "Da könnten Sie recht haben...." "....aber ich halte Sie für nicht halb so unfähig, wie er ständig behauptet." "Eh? Sie kennen mich?" "In gewissem Sinne ja, denn Mr. Kaiba spricht oft von Ihnen. Seine schlechte Laune landet meistens bei mir, aber ich hätte diesen Posten nicht, wenn ich nicht damit umgehen könnte. Aus irgendeinem Grund mag er Sie nicht besonders." "Wir streiten uns meistens, wenn wir uns begegnen. Er provoziert mich häufig mit einer seiner spitzen Bemerkungen und wegen meinem Temperament kann ich mich nicht beherrschen und dann geht die Schimpftirade los. Ich habe das Gefühl, es passt ihm nicht, dass ich ihm Widerworte gebe und mir von ihm nichts befehlen lasse. Was weiß ich...." "Er provoziert Sie normalerweise?" Joey nickte. Ellen schwieg eine Weile und plötzlich zog ein Grinsen ihre geschminkten Lippen auseinander. "Das ist interessant. Sogar sehr interessant...." erklärte sie in einem verschmitzten Ton und als sie das verständnislose Gesicht ihres Gegenübers bemerkte, winkte sie lachend ab und geleitete ihn in sein "zukünftiges Reich", wie sie es ausdrückte. Der imposante Schreibtisch und der Ledersessel erhoben sich vor einem riesigen Panoramafenster, das einem eine fantastische Aussicht auf Domino City ermöglichte. Einige verschiedene Unterlagen befanden sich darauf wie auch ein Laptop. Ansonsten war der Raum mit einem Teppich in einem dezenten Farbton ausgelegt und mit Holz verkleidet, in einer Ecke stand eine Topfpalme, die unpersönliche Neutralität überwog jedoch. Meine Güte, nicht einmal ein Photo von Mokuba auf dem Tisch oder sonst irgendetwas, das dem Ganzen eine individuellere Note verliehen hätte - sobald Kaiba hier drin war, schaltete er wahrscheinlich von "Mensch" auf "Arbeitsmaschine" um oder was?! Er nahm zögernd in dem Sessel platz und Ellen zückte einen Notizblock. "Mr. Kaiba hat mir diktiert, was in der nächsten Zeit zu erledigen ist und ich werde Ihnen dabei mit vollem Einsatz zur Verfügung stehen, Mr. Wheeler. Machen Sie sich keine Sorgen, Sie schaffen das schon! Ich weiß gar nicht, warum mein Boss immer behauptet, Sie wären so ein ungehobelter Hitzkopf - Miss Black vom Empfang hat hier oben angerufen und mir erzählt, dass Sie sie zurückgegrüßt haben. Das ist sehr nett, Mr. Kaiba tut das sehr selten. Für die meisten seiner Angestellten ist er ohnehin mehr eine Art Halbgott, weil er sich eben nicht sonderlich offen gibt und wenig menschennah. Wenn Sie mich fragen, sollte er sich wenigstens ein paar mal an die anderen wenden, immerhin sorgen ja die Kleinen dafür, dass der Laden läuft, aber brauchen Sie nicht glauben, dass er mir diesen Rat schon einmal gedankt oder ihn sich zu Herzen genommen hätte! Sobald er die Firma betreten hat, läßt er den Menschen Seto Kaiba draußen vor der Tür stehen - und ich bin nicht mal sicher, ob er ihn nach Dienstschluss wieder mit nach Hause nimmt!" Darüber musste Joey lachen und Ellen stimmte mit ein. Dieser junge Mann war ihr durchaus sympathisch und sie konnte die Meinung ihres Chefs wahrlich nicht teilen. Wobei es noch nicht einmal erwiesen war, ob das seine ehrliche oder nur seine vorgetäuschte Meinung war, denn so häufig wie er von dem Blonden sprach, war man ja beinahe versucht, das Gegenteil zu glauben....Halthalt, jetzt mal ohne Ausmalen....andererseits.... Seto war mittlerweile mit einer glänzenden Laune im Apartment angelangt. Es war Dreiviertel sechs - gut, er hatte sich vorhin in der Straße geirrt, kann doch passieren! (Nein, einem Seto Kaiba passiert sowas eigentlich NICHT!!!) - und sein Magen knurrte, um ehrlich zu sein. Er stolperte in die Wohnung, feuerte das Deck ungehalten in die nächste Ecke (natürlich war er trotzdem nicht sauer, nein, nur leicht gereizt, denn ein Seto Kaiba läßt sich nicht um seine Selbstbeherrschung bringen, jaja!) und beehrte die Küche mit seiner Anwesenheit. Tja. Er konnte sich Tee und Kakao machen und auch mal einen Kaffee, Frühstück war auch kein Problem, schließlich war es keine Kunst, Brot aufzuschneiden, Butter, Marmelade etc. aus dem Kühlschrank zu holen und sich Orangensaft einzuschenken. Allerdings unterhielt er sich zu Hause einen Koch und zig andere Angestellte, die für die Hausarbeit zuständig waren. Kurz und gut - er konnte nicht kochen! Und was tut ein hungriger Siebzehnjähriger in so einem Fall, wenn er wegen eines bescheuerten Sozi-Projektes nicht mehr nach dem Abendessen klingeln kann? Richtig. Er versucht es auf eigene Faust. Seto öffnete den Kühlschrank also, um nach etwas zu forschen, dass er zubereiten könnte - und musste feststellen, dass sich ein weiteres Problem ergab: Es war nichts da! Er musste EINKAUFEN gehen!! Allein die Vorstellung, wie ein Normalverdienender in irgendeinen Supermarkt zu stiefeln! Ach ja, er kannte sich in der Gegend nicht wirklich gut aus, er hatte keine Ahnung, wo überhaupt ein Lebensmittelladen war. Stand auf dem Merkblatt irgendwas? Nein, war ja zu erwarten, auf die Idee kam Wheeler mal wieder nicht! Oder....hatte er erwartet, dass Kaiba das alleine hinbekommen würde mit dem Kochen und so weiter und so fort? Jemand, der eine Firma leiten konnte, brauchte doch dafür keine Anweisungen, natürlich nicht! Oooooooooookay, dumm gelaufen! Seto setzte sich resigniert auf einen Küchenstuhl und fragte sich, was er tun sollte, während sein Magen weiter vergnügt vor sich hin hungerte. Er könnte Wheeler in der Firma anrufen und sich erkundigen. Aber das wäre doch eine Demütigung ohne Ende, wenn er den Köter fragte, wo der nächste Supermarkt war oder wie man kochte?!?! Da sprang er noch lieber vom Fernsehturm! Niemals würde er das tun!!! Ein neues dumpfes Knurren unterbrach seine Gedankengänge. Nein, niemals würde er das tun!!! .....Argh.... Na ja.... Oder vielleicht doch? Da klingelte es plötzlich an der Tür und Seto erhob sich seufzend. Draußen stand ein gut aussehender junger Mann von etwa achtzehn Jahren, mit rotem Haar und grünen Augen. Sein Lächeln verkrampfte sich verwirrt, als der Brünette ihm aufmachte. "Äh, hallo. Mein Name ist Peter", begann er. Peter? Etwa der vom Anrufbeantworter? Wie war doch gleich nochmal seine Nachricht gewesen? >>Joey, du superheißer steiler Zahn! Yep, hier meldet sich Peter! Die Blaue Rose, du erinnerst dich doch hoffentlich? Es war ja nur ein Kuss, aber seitdem kann ich dich nicht vergessen! Sag mir, dass ich eine Chance habe!<< Genau! Was wollte der hier? "Was kann ich für Sie tun?" entgegnete Kaiba in kühlem Ton und verschränkte die Arme. Der andere kratzte sich verlegen am Kopf und grinste schief. "Ich....ich suche Joey. Ist er da?" "Nein, er ist nicht da. Soll ich ihm etwas ausrichten?" "Wie? Ach nein, lieber nicht, ich meine....äh....sag mal....bist du etwa....sein Freund?" Kapitel 4: Erste Woche, Dienstag/Mittwoch Morgen (Teil 2) --------------------------------------------------------- So, ein neuer Teil ist da!! Viel Spaß beim Lesen! ^_____^ Kapitel 2, Zweiter Teil: Erste Woche, Dienstag/Mittwoch Morgen "Ich bin nicht sein Freund!!!!!" zischte Kaiba wütend, als hätte man ihn eines Mordes angeklagt. Peter zuckte zurück und grinste noch einmal so dümmlich wie vorhin, was dem Nervenkostüm des Brünetten nicht sonderlich zuträglich war. "Okay, spring mir nicht gleich ins Gesicht, Süßer! Aber falls du Joey triffst, sag ihm, dass sein Auftritt in der Blauen Rose von Freitag auf Samstag verschoben worden ist." "Was denn für ein Auftritt?" "Der Striptease." "Der....WAS?!?!?!" "Der Striptease! Ich kann dir flüstern, ich bin schon total happy, dass ich mal seinen Luxuskörper zu sehen kriege! Na ja, okay, ich hab alle seine Kalender, da sieht man auch was, aber das Original in real....hey Mann, der Typ ist sowas von scharf! Hot, hot, und nochmals hot - hmmmm, ich wette, er ist'n Super-Liebhaber! Ach, wenn er mich nur erhören würde....! *seufz* Ah, sorry, dass ich dich so zutexte, du hast sicher besseres zu tun, also ciao! Aber denk daran, es Joey zu sagen!" Damit verschwand er und Kaiba knallte die Tür mit voller Wucht zu. EIN STRIPTEASE?!?!?! Und dann dieser Gehirnamputierte, dessen Verstand offenbar aus Prinzip in der Hose sass! Der wollte Joey - nein, WHEELER!!! - beglotzen?! Aber halt mal, diese Sache mit dem Strip, die fiel doch genau in die Zeit, in der das dämliche Sozi-Projekt noch lief! Das würde ja bedeuten....er müsste den Köter....VERTRETEN!!! Wieder einmal fand das französische Kaiba-Schimpfwortarsenal seine Verwendung, während er zum Telefon ging und die Nummer seiner Firma wählte. "Joseph Wheeler?" >>Joseph? Dann ist ,Joey' bloß ein Spitzname? Klingt richtig erwachsen....stopp mal....!<< "Hier ist Seto Kaiba." "Ach was. Und was kann ich für dich tun? Lass mich raten: Gähnende Leere im Kühlschrank, richtig? Nachdem ich deine ganzen Bediensteten gesehen habe, gehe ich davon aus, dass du keine Ahnung hast, wo der nächste Supermarkt ist?" >>He, so viel Scharfsinn hätte ich dem gar nicht zugetraut....<< "Du hast es erfasst, dein Hirn scheint ja zur Abwechslung mal zu funktionieren! Aber eigentlich rufe ich wegen etwas anderem an. Ein Kerl namens Peter war hier und hat gesagt, dass dein Auftritt in der Blauen Rose auf Samstag verlegt worden ist." "So? Leider kann ich nicht, ich habe an diesem Abend ein wichtiges Geschäftsessen. Weißt du was, Kaiba? Vertritt mich!" "Bist du total bescheuert?! Du erwartest doch wohl nicht ernsthaft, dass ich einen Striptease hinlege?!" "Warum nicht? Sag bloß, du hast Angst?" >>Er ist tot. Wenn dieses gottverdammte Projekt vorbei ist, wird er sowas von tot sein....!<< "Selbstverständlich NICHT, Köter!!! Aber ich würde mich niemals auf so ein Niveau herab begeben!" "Mensch Kaiba, die Blaue Rose ist keine üble Spelunke, sondern ein angesagter Club! Du wirst gut bezahlt und außerdem wäre das nur einmal, schließlich hab ich als Model auch noch was anderes zu tun, als mich von diesem notgeilen Peter ansabbern zu lassen! Übrigens, die Adresse meiner Agentur steht auf dem Merkblatt, am Mittwoch habe ich einen Termin - vielmehr du natürlich. Meine Fotografin heißt Catherine. Und jetzt muss ich Schluss machen, Ellen will mir noch einmal die Verträge zeigen, die mit dieser Computerspielfirma abgeschlossen werden sollen. Der Supermarkt ist im Einkaufszentrum, die nächste Straße runter, zweimal links, einmal rechts, dann nochmal links. Wegen der schrillen Reklame nicht zu verfehlen. Bis morgen in der Schule!" "Wheeler, warte mal....!" "Was ist denn noch?" "Ist dieser Termin morgen?" "Nein, Mittwoch nächste Woche. Sie macht einfach ein paar Modeaufnahmen von dir für ein Magazin. Wenn du willst, sage ich in der Blauen Rose Bescheid, dass du mich vertrittst." "DAS TUST DU NICHT!!!" "Dann machst du es?" "ICH WERDE AUF KEINEN FALL STRIPPEN!!!!!" "Ich bin nicht taub, Kaiba!! Jetzt hab dich nicht so, ich hätte nie gedacht, dass du so prüde bist! Erst mal ist es verboten, die Tänzer anzufassen und zweitens ist das dort nicht das letzte Loch, wie ich schon gesagt habe! Ciao!" "Whee-...." Doch zu spät, der Blonde hatte bereits aufgelegt. Seto war am Überkochen, bis sein Magen beschloss, sich noch einmal zu melden. Resigniert kramte er eine Einkaufstüte hervor, den Geldbeutel, warf sich eine von Joeys Jacken über und begab sich zum Supermarkt. Er hatte ihn tatsächlich schnell gefunden und die Reklame war wirklich grell und geschmacklos, aber na ja, bei dieser Gegend....Warum war der Köter nicht in eine bessere Umgebung gezogen, wenn er Geld hatte? In der Hoffnung, nicht erkannt zu werden, setzte er sich das Käppi auf, das er in Wheelers Kleiderschrank entdeckt hatte und ging einkaufen. Nachdem er das überstanden hatte, hockte er zwanzig Minuten später wieder in der Küche und versuchte sich im Aufkochen von Nudelsuppe. Joey hatte den Rest des Tages damit verbracht, mehrere Verträge gründlich durchzulesen, schon allein deshalb, um Kaiba zu beweisen, dass er nicht blöd war und die Firma wegen ihm nicht gleich Konkurs würde anmelden müssen. Außerdem hatte ihm Ellen die Entwürfe für ein neues Computerspiel vorgelegt, dessen Konzept für eine verhältnismäßig geringe Summe an die "Power Plays"-Corporation verkauft werden sollte. "Eines verstehe ich nicht", meinte er, als er sich auf den Heimweg machte, "....weshalb will Kaiba dieses Spiel nicht selbst herausbringen? Statt dessen bietet er es einer fast bankrotten Firma an. Das Konzept ist ziemlich gut und ich schätze, dass wird ,Power Plays' aus den roten Zahlen herausreißen und wieder geschäftsfähig machen. Weshalb tut er so etwas? Damit schafft er sich doch nur einen weiteren Konkurrenten." "Damit haben Sie im Prinzip völlig recht, Mr. Wheeler." erklärte Ellen lächelnd. "Aber der Chef von ,Power Plays' ist ein alter Freund von Mr. Kaiba und hat ihm viel beigebracht, um sich in der Welt von Finanz und Marketing zu beweisen und zu halten. Dann hat sich ,Power Plays' an die Börse gewagt, leider endete das mit einem großen Geldverlust und hinzu kommt noch, dass ihre Spiele sich nicht mehr so gut verkaufen wie früher einmal. Mr. Kaiba könnte dieser Firma den Todesstoß versetzen, das ist korrekt, aber um seinem alten Freund zu danken, rettet er ihn lieber." "Was? Aber das....das....das ist so...." "....menschlich? Oder mitfühlend? Oder einfach....nett? Ich weiß. Mr. Kaiba ist eine Arbeitsmaschine und er ist ein knallharter Geschäftsmann - aber er vergisst nie, wer ihm einen Gefallen erwiesen hat und wer gut zu ihm gewesen ist. Egal was kommt, er ist...." "....absolut fair...." "Stimmt." Joey bedankte sich für ihre Hilfe und verabschiedete sich nachdenklich von der Sekretärin. Es war merkwürdig. Obwohl das "Austauschprojekt" gerade erst begonnen hatte, musste er feststellen, dass es offensichtlich eine Seite an Kaiba gab, die er nie vermutet hätte. Er erreichte die Villa und Mokuba begrüßte ihn mit einer Umarmung. Sie aßen gemeinsam zu Abend (ein Drei-Gänge-Menü, oh, und der arme Seto kriegt nur eine Nudelsuppe....Seto: "Ich hasse dich!!" - Autumn: "Das ist ja ganz was neues....") und anschließend sahen sie noch eine Weile fern. Während der Zwölfjährige seine dritte Portion Nachtisch - Schokoladenpudding - löffelte, grübelte Joey vor sich hin, verwirrt und voller Fragen. "Mokuba?" "Ja?" "Sag mal....du hast mir erzählt, dass dein Bruder in Wahrheit sehr viel warmherziger und freundlicher ist, als er uns und den meisten anderen zeigt. Warum ist er so? Er könnte doch Freunde haben und...." "Seto....hat es sehr schwer gehabt. Ich liebe ihn nicht nur, weil er mein Bruder ist, sondern ich bewundere ihn auch für das, was er ertragen hat. Weißt du, unsere Mutter hat wegen ihrem schwachen Becken meine Geburt nicht überstanden. Die Ärzte hatten sie immer gewarnt, dass ein zweites Kind ein sehr hohes Risiko wäre, aber....nun ja. Sie hat Seto zu sich gerufen, bevor sie starb und ihm das Versprechen abgenommen, immer auf mich aufzupassen und sich um mich zu kümmern. Das hat er getan und tut es bis heute. Ein paar Jahre nach ihr starb auch unser Vater und wir kamen ins Waisenhaus. Das Leben dort war nicht einfach, aber wir haben uns durchgebissen. Eines Tages wurden wir dann von einem Mann namens Gozaburo Kaiba adoptiert. Vielleicht erkannte er Setos scharfen Verstand, was ihn bewog, uns mitzunehmen. Da Seto der Ältere war, begann er schon früh, ihn zu einem Geschäftsmann zu erziehen, der fähig und würdig war, die Kaiba-Corporation zu leiten. Gozaburo hat ihn gnadenlos gefordert und ihn mit seinem Ehrgeiz fast kaputt gemacht. Er war es, der meinen Bruder darauf gedrillt hat, keine Gefühle zuzulassen, eisern und hart, rücksichtslos und unbarmherzig zu sein. Seto hat mir einmal gesagt, dass er ohne mich und meine menschliche Wärme und Liebe wirklich zu einem empfindungslosen Bastard wie Gozaburo geworden wäre, der meint, die Welt würde ihm gehören und der nicht merkt, dass er eigentlich nur einsam ist und allein....schrecklich allein. So hat sich mein Bruder immer gefühlt....missbraucht für Machthunger und Geld, benutzt wie ein Werkzeug, ohne Unterstützung oder Hilfe, zur Arbeitsmaschine umgewandelt, die läuft und läuft, ohne ihr Herz zu akzeptieren, verzweifelt, unglücklich, mit einer zerstörten Kindheit, ohne Freunde, ohne helle und heitere Tage, einsam und als Mensch uninteressant, wertlos....er zählte nur, wenn er arbeitete. Seto beschützt mich vor allem Bösen und vor Gefahren und ich....ich bin seine Stütze, seine Familie, die Liebe und Wärme in seiner sonst so kalten und unversöhnlichen Welt, ein Symbol für das Menschsein, an das er sich mit aller Kraft klammert. Gozaburo hat ihn gut trainiert, zu gut vielleicht....denn seither hat er Angst davor, anderen Personen - außer mir - sein Innerstes zu öffnen, anderen zu vertrauen, weil er sich fürchtet, erneut verletzt zu werden. Seine Arroganz, seine Kälte, all das dient nur dazu, genau diese Angst und seine Schwäche, seine Verletzlichkeit, zu kaschieren, sie zu verstecken. Was Seto am meisten braucht, sind keine Häuser, keine tollen Autos oder der Titel eines Meisterduellanten....denn am meisten....braucht er Liebe." Mokuba schwieg und Joey....konnte es kaum fassen. Er hatte einen dicken Kloß im Hals und musste sich über die Augen wischen. Mein Gott....er hatte ja keine Ahnung gehabt! Jetzt tat es ihm leid, Kaiba im Park so angefahren zu haben. Das war es also, was sich hinter diesen eisigen, wunderschönen blauen Augen verbarg? Nie hätte er erwartet, dass....Unweigerlich erhob er sich von dem Wohnzimmersessel und wanderte auf und ab. Jetzt war er äußerst verunsichert und irritiert, da ihn die Vergangenheit seines Rivalen sichtlich traf und schockierte. Er empfand aufrichtiges Mitgefühl für ihn und seine Beleidigungen reuten ihn. Wenn seine Freunde und er herumalberten, Spaß zusammen hatten und gemeinsam lachten und etwas unternahmen, dann waren Kaibas Blicke vielleicht stets nur deshalb so abfällig gewesen, weil er all das nicht hatte und nicht den Mut besass, zu gestehen, dass er es wollte? Dass er ein ganz normaler Jugendlicher sein wollte, wie alle anderen, dass er "gewöhnlich" sein wollte, ohne Firma, ohne Vermögen? Joeys braune Augen streiften das Kartendeck. "Mokuba, mag Se...ehem, mag dein Bruder Süßes?" "....Äh? Also, ja, besonders Schokolade, Nougat-Schokolade. Wieso?" "Ich möchte ihm ein kleines Geschenk machen...." Am nächsten Morgen fuhr die schwarzschimmernde Limousine mit dem Blonden vor dem Schultor vor, gerade, als Kaiba um die Ecke bog. Der Brünette verzog verächtlich die Mundwinkel und ging weiter, als Wheeler ausstieg und ihn ansprach. "Guten Morgen!" "Was ist? Und seit wann grüßen wir uns?" "Mir ist heute einfach danach!" "Hast du vergessen, dein Hirn mitzunehmen, oder warum grinst du so dämlich, Köter?!" "Ach, nichts weiter, ich wollte dir nur das hier geben!" Damit reichte er dem anderen ein sorgsam in blaues Papier eingewickeltes kleines Päckchen mit einer gelben Schleife und verschwand, vergnügt vor sich hin pfeifend, im Schulgebäude. Seto runzelte die Stirn und betrachtete das Geschenk fragend. Was war denn in den gefahren?! Erst sprang er nicht auf seine Provokation an und dann das?! Er dröselte das Band auf und entfernte das Papier. Zum Vorschein kam sein Deck, obenauf mit den drei weißen Drachen.... und eine Tafel Nougat-Schokolade. Was zum....?! Ein Kärtchen lag auch dabei und er öffnete es. In geschwungener Schrift stand dort: "Hiermit gebe ich dir dein Deck zurück und entschuldige mich für meine Worte im Park. Die Schokolade ist ebenfalls für dich, damit du nicht immer so angesäuert schaust! Lächele, damit ich zurücklächeln kann! Joey." Das konnte doch nicht....!! Das war ja....das war so....Wheeler-untypisch....es war so....so süß....irgendwie....Seto las die Botschaft ein zweites Mal und sogar noch ein drittes Mal. Beim vierten Mal stellte er sich vor, wie Joey ihn anlächeln würde....und sein Herz schlug urplötzlich schneller. Was war bloß los? Kapitel 5: Erste Woche, Mittwoch (Teil 1) ----------------------------------------- *reinkommt* *sich artig verbeugt* Ich danke schön für all die lieben Kommentare! Das spornt an! Drückt mir am 21. 1. die Daumen, ich muss rReferat in Deutsch halten! Mit Eurer geistigen Unterstützung klappt das bestimmt! Und jetzt viel Spaß beim Lesen! Kapitel 3: Erste Woche, Mittwoch Es war Mittagspause am heutigen Schultag und nachdem Kaiba in der Mensa gegessen hatte, eilte er in den Hof hinaus, um seine Schokolade zu verspeisen. Er brach ein Stück ab und ließ es im Mund ein wenig schmelzen, bevor er kaute und schluckte. Aus den Augenwinkeln registrierte er Wheeler, der gerade ein Handy - genaugenommen SEIN Handy - aus der Schultasche hervorholte und ranging, da es läutete. Der Sechzehnjährige stand relativ nahe und so konnte der Brünette das Gespräch mit anhören. "In Ordnung, Mr. Randolff. Nein, ich bin....lediglich Mr. Kaibas Vertreter, aber ich versichere Ihnen, der Vertragsabschluss mit mir ist ebenso rechtskräftig und gültig wie mit ihm. Wie? Warum sollte ich Sie hängen lassen, wo....Seto....san....doch einen alten Freund in Ihnen hat? Selbstverständlich wird das Spiel an ,Power Plays' verkauft, wofür halten Sie mich? Eh? Darf ich fragen, wer da im Hintergrund so einen Lärm veranstaltet? Ach, Sie sind zu Hause und das ist Ihr Enkel? Warum schreit er so? Es klingt, als hätte er Wundschmerzen! Er benimmt sich von Natur aus so? Na fabelhaft....Nein, der Vertrag ist schon aufgesetzt. Unterzeichnung dann am Donnerstag? Gut, freut mich. Auf Wiedersehen und lassen Sie sich von Ihrem Enkel nicht zu sehr auf der Nase herumtanzen!" >>Randolff? Ja, ,Onkel Chris', wie ich ihn früher immer genannt habe. Er war oft bei uns, wenn Vater mal wieder keine Zeit hatte und sich nicht vertreten lassen wollte. Ha, warum auch - wozu die kostbare Zeit für Kinder opfern? Hm....der Köter hat ,Seto-san' gesagt....wie seltsam. Es ist ungewohnt, meinen Vornamen aus seinem Mund zu hören....dabei klingt es gar nicht mal so übel....und im Moment esse ich auch die Schokolade, die er mir geschenkt hat....Wie mag es wohl Mokuba gehen? Ob ich ihn fragen soll....?<< Da Joey das Mobiltelefon ausschaltete und in seine Richtung kam, entschied er sich dazu, sein Vorhaben durchzuführen und erhob sich von der Bank, auf der er gesessen hatte. Als der Blonde sah, dass er die Schokoladentafel in der Hand hielt, verbreiterten sich seine - zugegeben sehr schön geschwungenen - Lippen zu einem erstaunten, aber erfreuten Lächeln und Kaiba wurde wieder ein wenig warm ums Herz, wie schon an diesem Morgen....und da hatte er sich diese Szene bloß vorgestellt. Aber die Realität war noch besser als irgendeine Fantasie, denn dieses Lächeln war ehrlich, offen und echt - bisher hatte nur Mokuba ihn so angelächelt und vielleicht noch Onkel Chris und Jonas, sein Chauffeur, aber die meisten anderen, mit denen er Umgang gehabt hatte - Geschäftsmänner - hatten ein falsches und verlogenes Grinsen gezeigt, das ihre Heuchelei kaschieren sollte und sie doch nur deutlicher machte. "Was gibt's, Kaiba? Schmeckt's?" "....Ehm, ja. Ich wollte mich erkundigen, wie es Mokuba geht." "Er ist ein Sonnenschein wie eh und je. Wir haben gestern zusammen zu Abend gegessen und ferngesehen. Danach habe ich ihn ins Bett gebracht und ihm was vorgelesen. Er ist ganz schnell eingeschlafen, der Kleine. Er ist wirklich ein lieber Junge...." "Ich weiß...." "....und seinem Bruder recht ähnlich." fügte Joey hinzu, obgleich er natürlich die Unterhaltung mit Mokuba und dessen Thema wohlweislich verschwieg. Seto runzelte die Stirn und musterte den Jüngeren irritiert. Was meinte er damit? "Und wie läuft's mit Serenity?" "Bitte?" "Na ja....hast du schon was mit ihr unternommen oder sie von der Schule abgeholt, wie ich das manchmal tue?" "Nein, noch nicht. Sie war am Montag da, wie sie es wohl regelmäßig ist. Aber ich kann sie ruhig mal aufsammeln und zu ihrer - eurer - Mutter bringen, wenn du willst." "Du hast mit mir den Platz getauscht und es steht auch auf dem Merkblatt, also halte dich dran." "Sag mal, Wheeler....was ist eigentlich mit deinem Vater?" Der Siebzehnjährige stellte diese Frage ohne Arg, musste er sich doch eingestehen, dass es irgendwie ganz angenehm war, ein zivilisiertes Gespräch mit seinem Klassenkameraden zu führen, ohne dass sie sich gleich an die Gurgel gingen. Als er die Wandlung in Joeys Gesicht bemerkte, stutzte er allerdings und bereute seine Neugier unwillkürlich. Die Züge des Blonden hatten sich verhärtet und wirkten mit einem Mal kalt und verschlossen. "Das geht dich nichts an!!" "Aber...." "Ich habe gesagt, es geht dich nichts an!!" "Kannst du das nicht höflicher sagen?!" "Du musst dich gerade beschweren, Mr. ,Mit-fiesen-Beleidigungen-um-sich-werfen-ist-meine-Lieblingsbeschäftigung'!! Lass mich vorbei!!" Damit verschwand er wieder im Schulhaus und Seto starrte verärgert hinterher. Was regte der sich gleich so auf?! Er hatte doch nur versucht....nett zu sein! War es denn so schlimm, ihn nach seinem Vater zu fragen?! Andererseits....wenn er da an Gozaburo dachte....wie hätte er reagiert, hätte Wheeler diesen Teil seiner Vergangenheit berührt? Konnte das sein? Gab es da....eine Gemeinsamkeit zwischen ihnen? Er zuckte die Achseln und folgte dem anderen zurück in den Unterricht. Kaiba konnte nicht fassen, dass er tatsächlich hier stand und auf dieses Mädchen wartete, um sie abzuholen! Was tat man nicht alles für eine gute Note....Serenity hatte Schluss um halb fünf, weil sie noch Hauswirtschaft hatte und nun wartete er wahrhaftig seit einer halben Stunde auf die Schwester des Köters, von dem er sich nach der letzten Stunde verhältnismäßig gereizt verabschiedet hatte. Endlich klingelte es und eine Schar Jungs und Mädchen strömte auf den Vorhof. Serenity hatte ihn rasch entdeckt und begrüßte ihn mit einem strahlenden Lächeln, das genauso ehrlich und ernst gemeint war wie das ihres Bruders. Auch ihre lachenden Augen waren ihm ähnlich und....verdammt, was stellte er denn diese Vergleiche an?! Was war nur in ihn gefahren, dass er Wheeler jetzt sogar noch nach der Schule im Kopf hatte?! "Kaiba-san! Du holst mich ab? Das ist aber nett von dir, vielen Dank!" "Ich tue das nur wegen dem Sozialkundeprojekt, hast du verstanden? Bilde dir nichts darauf ein!" "Das weiß ich doch! Aber immerhin bist du für zweieinhalb Wochen mein älterer Bruder und ich glaube, dass du das überstehen wirst! Du hast doch selbst jüngere Geschwister - Mokuba heißt er, neh? Eigentlich gut, dass ihr beide wisst, wie das ist und wie man damit zurechtkommt. Ich bin sicher, dass ihr euch in diesem Punkt prima versteht, weil jeder von euch weiß, wie es ist, sich Sorgen um den Jüngeren zu machen, egal, ob Bruder oder Schwester. Ich begreife gar nicht, warum ihr euch immer so in den Haaren liegt, eigentlich seid ihr euch recht ähnlich...." >>Der Köter und ich....uns ähnlich?!?! Das ist der Witz des Jahrhunderts! Wobei....im Grunde ist ihre Überlegung gar nicht so falsch....Augenblick mal, was denke ich denn da?!?!<< So gingen sie nebeneinander her und das braunhaarige Mädchen führte ihn in eine hübsche Wohngegend zu einem Mietshaus. Er wollte sie mehr oder weniger dort absetzen, als Serenity meinte, er könne ruhig noch mit rein kommen. Was sollte er tun? Obwohl er es sich ungern eingestand, war ihm ihre Gesellschaft gar nicht mehr so unangenehm, denn sie erinnerte ihn in ihrer unbekümmerten und freundlichen Art sehr an Mokuba. Er stimmte also zu und sie bertraten wenig später eine Wohnung im ersten Stock des Gebäudes. "Hallo Mama, ich bin wieder da!" "Da bist du ja, mein Schatz! Oh, wer ist denn das?" Seto sah sich einer großgewachsenen, attraktiven Frau mit langem Blondhaar gegenüber, deren Pony ähnlich wild wucherte wie das ihres Sohnes. Sie trug ein T-Shirt und eine schlichte Jeans und der Brünette fand, dass Joey - *räusper* nein, zum Donnerwetter, WHEELER!!!!! - sehr nach ihr kam. "Das ist Seto Kaiba, ein....Freund von Joey. Ich habe dir doch von diesem Sozi-Experiment erzählt und das ist der Junge, der mit ihm den Platz getauscht hat." "Ach, du bist das? Freut mich, dich kennen zu lernen. Ich bin Jessica, die Mutter von Joey und Serenity. Nur herein in die gute Stube! Möchtest du etwas trinken oder einen Happen zu essen?" "Ich will Ihnen nicht zur Last fallen...." "Ach Unsinn! Los, rein mit dir, ich kann dich nicht einfach so im Flur rumstehen lassen! Ich habe gestern Apfelkuchen gebacken und es ist noch eine Menge da, da kriegst du ein Stück - oder auch zwei, je nach dem, wie viel du verdrücken kannst! Ich hoffe doch, du magst Apfelkuchen?" Er nickte und ließ sich in die weichen Polster der Sitzgruppe gleiten, als draußen das Geräusch eines Motorrades laut wurde. "Ah, das wird er sein!" rief Jessica aus und eilte zur Tür. "Wer er?" "Mein Bruder." antwortete Serenity vergnügt. "Was will er denn hier?" "Normalerweise kommt er mittwochs immer zu uns, es sei denn, er hat ein Foto-Shooting." "Hn." >>Was soll das? Wenn er ohnehin heute hierher kommt, weshalb musste ich dann seine Schwester abholen, das hätte doch auch er machen können! Oder nicht? Nein, eigentlich nicht, er müsste ja Mokuba nach Hause bringen, so wie ich es sonst tue....aber warum sitzt er dann nicht im Büro, der Faulpelz?!<< Das Mädchen lief in den Korridor hinaus, um Joey zu begrüßen und Kaiba verschränkte missbilligend die Arme. Jetzt musste er den Kerl schon wieder ertragen, das Leben war wirklich nicht fair zu ihm! Und ein Motorrad, man denke! Erstaunlich, dass der Köter mit seinem Spatzenhirn überhaupt gelernt hatte, so ein Ding zu fahren! In diesem Moment gesellten sich Jessica und ihre Tochter wieder zu ihrem Besuch und der Sechzehnjährige betrat hinter ihnen das Wohnzimmer. "Tja, Kaiba, scheint, als müsstest du mich noch einmal aushalten! Was für ein schweres Los!" !BANG! So oder zumindest so ähnlich erging es rein innerlich der Kinnlade des Brünetten, die gedanklich mehrere Stockwerke tiefer rutschte und auf den Boden knallte, obwohl man es ihm äußerlich natürlich nicht ansah. Im Türrahmen stand Joey - und zwar ein, nun, mehr als erotisch gekleideter Joey. Er trug einen schwarzen Motorradanzug aus Leder, der verboten nah an seinem Körper sass und jeden einzelnen Muskel und jede Sehne, jede Kurve perfekt betonte. Der Reißverschluss war nicht ganz zugezogen, sodass ein Teil seiner muskulösen Brust sichtbar war und sie hob und senkte sich harmonisch unter den Atemzügen des Blonden. In der rechten behandschuhten Hand hielt er seinen Helm, den er lässig auf den Sessel schräg von Setos Sitzplatz warf, wobei dieser Joeys festen, knackigen Hintern zu Gesicht bekam, der von dem eng anliegenden Leder ungemein anziehend verpackt wurde. >>Oh mein Gott....er ist so....so unheimlich....SEXY!!!<< war der erste Gedanke, der sein Hirn erreichte und Kaiba verfluchte sich unweigerlich selbst, weil ihm die Hormone durchgingen. Aber was musste Wheeler auch unbedingt in so einem....heißen Teil aufkreuzen?!?! Der Duellant mit den haselnussbraunen Augen nahm platz und schlug die schlanken aber dennoch kräftigen Beine übereinander, während er ein hinterhältiges Grinsen sehen ließ. Bei dem Firmenchef läuteten sämtliche Alarmglocken Sturm. Wheeler sah extrem gut aus - und was noch schlimmer war, er WUSSTE es!!! Um seine Fassung nicht zu verlieren, schleuderte Mr. Blue-Eyes-White-Dragon sofort eine Frage Richtung Straßenköter, gewürzt mit einer schönen, Kaiba-typischen Unverschämtheit. "Was zum Teufel hast du hier zu suchen, du geistig minderbemittelte Flohkugel?! Du solltest jetzt in der Firma sein und arbeiten!" "Spitz die Ohren, du unübertroffen arroganter Mistkerl! Sozi-Projekt hin oder her, ich werde deswegen noch lange nicht DEINE Firma MEINER Familie vorziehen!" Treffer, versenkt. Der Brünette starrte den anderen an, als könne er es nicht glauben. Diese Antwort hatte Zündstoff und zwar eindeutig! Seit wann konterte dieser Trottel denn so gut? Hatte er irgendwas verpasst? Da musste man ja allmählich anfangen, einen Verstand hinter diesem Haufen von zerzaustem Haar zu vermuten! "Jetzt streitet doch nicht, ihr beiden! Nehmt euch lieber ein Stück Apfelkuchen und vergesst euren Ärger! Und du sag nicht solche Sachen, Joey, man könnte ja meinen, Kaiba-san vernachlässige andere wegen seinem Job!" Der Meisterduellant biss sich auf die Lippen und erinnerte sich an die vielen Tage, an denen er Ausflüge mit Mokuba absagen musste, da ein Meeting, eine Konferenz oder was auch immer dazwischengekommen waren. Eigentlich hätte er sie verschieben können, denn schließlich war sein kleiner Bruder doch wirklich wichtiger als das, oder nicht? Konnte das sein? Hatte er, ohne es zu wissen und es zu wollen, bereits Verhaltensweisen von seinem verhassten Adoptivvater übernommen? Seine saphirblauen Augen hefteten sich auf den Jüngeren. >>Nicht schlecht gezielt, Köter....wirklich nicht schlecht. Du kannst also auch bissig sein, ja? Genauso bissig wie ich....Das ist wohl das erste Mal, dass ein Hund einen Drachen in seine Schranken verweist. Aber gewinnen wirst du trotzdem nicht....<< "Nun, manchmal tut er das. Allerdings muss ich zugeben, dass er sich, wenn er auch ansonsten ein Ausbund an Kälte und Gemeinheit ist, viel um seinen kleinen Bruder kümmert. Mokuba liebt ihn sehr....und ich denke, so wie er Kaiba kennt, hat er auch allen Grund dazu." >>HÄ?!?!?! Was war denn das eben?! Ist er krank, hat er Fieber, ist er noch durchgedrehter als ohnehin schon?! Was läuft hier eigentlich für ein merkwürdiger Film, hat Mokuba dem irgendwas erzählt, was den nichts angeht, oder was soll diese nette Tour?!?!<< >>Er scheint nicht gerade begeistert zu sein....oder er kann sich keinen Reim darauf machen. Wie er schaut, so total perplex - irgendwie niedlich, ja, sogar fast süß! Es ist wahr, es ist schade, dass er es nicht wagt, sein wahres Ich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ich habe ihn noch nie lächeln sehen und würde doch gerne wissen, wie er dann aussieht. Er ist ja sehr attraktiv mit diesem dunkelbraunen Haar und diesem - na ja - verdammt scharfen Körper, anders kann ich es nicht beschreiben. Und seine Augen sind sowieso der reine Wahnsinn, ich fand sie selbst faszinierend, wenn er mich runtergemacht hat, und das will was heißen. So wunderschön blau, wie das Meer oder Saphire....tief und bestechend, und dabei so kalt....Wie sehen sie aus, wenn Wärme und Zuneigung in diesem Blick liegen? Ich will es wissen....<< >>He, warum glotzt er mich so komisch an? Ich mag das nicht....irgendwie habe ich das Gefühl, er....sieht mit seinen herausfordernden braunen Augen genau in meine Seele....warum bloß? Was ist das nur? Brannte in ihnen schon immer dieses Feuer, das mich gerade förmlich auffrisst? Es wirkt so....leidenschaftlich....<< Joey griff nach der Gabel und trennte damit einen Bissen von dem köstlich duftenden Kuchen. Langsam und genüsslich schob er ihn sich in den sinnlichen Mund und Seto war mit einem Mal gar nicht mehr besonders wohl. Jetzt mal ganz systematisch....er bekam doch nicht allen Ernstes erotische Vorstellungen, nur weil Wheeler einen Kuchen aß?!?! Ach verdammt, musste er es auch unbedingt auf diese zweideutige Weise machen?! Oder ließ seine eigene Fantasie es einfach zweideutig werden? >>Ruhig, Seto - einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen....vergiss nicht, du hasst den Straßenköter, du kannst ihn nicht leiden, kein bisschen....er ist ein Volltrottel und ein Verlierer und mit Sicherheit weder sexy noch attraktiv!....<< Der Blonde lehnte sich in seinem Sessel zurück und wischte sich ein paar Krümel vom Lippenrand, indem er mit dem Finger darüber fuhr und diesen im Anschluss kurz mit der Zunge ableckte. >>....Wo war ich stehen geblieben....?<< Kapitel 6: Erste Woche, Mittwoch (Teil 2) ----------------------------------------- Sodala, hier bin ich wieder! Ja, es geht endlich weiter! Und all diese lieben Kommis und die Begeisterung! Danke schön! Ich hab mich wirklich gefreut, vor allem, weil ich auch so total im Schulstress war, das hat mich wieder aufgebaut! Viel Spaß beim Lesen! Kapitel 3, Zweiter Teil: Erste Woche, Mittwoch Das Telefon klingelte, laut und verheißungsvoll. Jessica erhob sich von ihrem Platz und ging ran. Nach einer Weile kam sie wieder und sagte: "Joey, es ist für dich, Catherine ist dran! Sie hätte überraschend ein Angebot für eine Fotoreihe in einem Magazin bekommen! Sie weiß, dass es kurzfristig ist, und fragt aber trotzdem, ob du Lust hast!" "Oh ha....ich dachte, die dämliche Sozi-Tante hätte alle notwendigen Leute informiert?! Hätte mich ja auch gewundert, wenn sie jemanden nicht vergessen hätte....! Ich erklär's ihr mal schnell!" Leichtfüßig entschwand der Blonde in den Flur, in dem das Telefon stand und erläuterte seiner Fotografin die Situation, während Seto böse das alleingelassene Stück Kuchen anstarrte (der arme Kuchen....). Aber er starrte sich fest und trat geistig ab, in Gedanken immer noch mit Wheelers aufwühlendem Blick beschäftigt und mit seiner merkwürdigen Nettigkeit. Unterdessen redete Joey sich den Mund fusselig, um der verblüfften Catherine das Schul-Experiment klarzumachen. "Bei allen Kami, wer hat sich nur diesen Schwachsinn ausgedacht?!" "Reg dich nicht auf, Cathy, du kannst nichts für die Verrücktheiten von meiner Paukerin (und die von Autumn - Autumn: "Was fällt dir ein?!"), also beruhige dich. Kaiba ist gewissermaßen meine Vertretung und sein Aussehen wird die Fotos nicht ruinieren! Wieso? Weil er wahnsinnig attraktiv ist!" >>Klasse Joey, noch lauter geht's nicht mehr, oder? Soll dein Rivale ruhig mitkriegen, dass du ihn zumindest rein äußerlich einfach nur zum Ansabbern findest!<< "Ich soll ihn beschreiben?! Ja, schaust du denn nie fern, liest du keine Zeitschriften oder sonst irgendwas?! Der Kerl ist doch medienpräsent!" "Solche Sachen gehen normalerweise total an mir vorüber, ich bin eine hart arbeitende Fotografin und habe keine Zeit, mich um irgendwelche großkotzigen Konzernchefs zu kümmern! Außerdem ist der Typ gewaltig kamerascheu!" "Woher weißt du das?" "Neulich bin ich durch Zufall über einen Artikel über ihn gestolpert. Der Journalist konnte mit Fotos von der Villa, von der Kaiba-Corporation und von den Dobermännern hinter dem Eisentor glänzen, aber von dem Herrn selbst hat er natürlich nichts vor die Linse bekommen! Hast du eine Ahnung, wie schwer man den erwischt! Also los, beschreibe ihn!" >>Mann, die Frau verlangt Sachen von mir....<< "Eh....er ist so circa....1,80? Oder 1,85? Jedenfalls größer als ich. Brünettes Haar mit dichtem Pony und wunderschö....*räusper*....äh, ich meine....er hat blaue Augen, ja...." "Maße?" "CATHERINE!!! Woher soll ich denn seine Maße kennen?!?!" "Hätte ja sein können....Und die Figur? Ist er schlank?" "Gertenschlank! Aber trotzdem erstaunlich gut durchtrainiert." "Woher weißt du das jetzt?" "Ich gehe mit ihm in dieselbe Klasse und habe auch mit ihm zusammen Sportunterricht! Meinst du etwa, wir ziehen uns nicht um, oder was?" "Okay, okay, alles klar. Aber hör mal, Joey-Baby: Wenn er die Fotos machen muss bzw. soll, dann solltest du lieber dabei sein und ihm helfen." "WAS?!?!?!" "Na ja, er macht das ja wohl zum ersten Mal und ein bisschen fachmännischer Rat von einem echten Model wäre dem Shooting eines Anfängers sehr dienlich." ".....Wenn du unbedingt meinst...." "Braver Junge! Dann bis in zehn Minuten im Studio! Du kennst ja den Weg!" Joey betrachtete den Hörer in seiner Hand einige Minuten lang schweigend, als könne er es nicht fassen, tatsächlich zugestimmt zu haben, seinem Gegner zu helfen. Andererseits, wenn er an Setos Vergangenheit dachte....Er legte auf, stieß einen Seufzer aus und kehrte ins Wohnzimmer zurück. "Scheint, als würdest du mich heute bei einem Shooting vertreten, Kaiba! Früher als geplant, aber schaden kann es auf keinen Fall, außerdem lernst du Catherine endlich kennen! Sie erwartet uns in zehn Minuten im Studio!" "Darf ich fragen, was dich auf die absolut bescheuerte Idee gebracht hat, diesen Termin für mich anzunehmen, du verlauster Straßenköter?!" "Es gehört zum Sozi-Projekt und du willst doch eine gute Note, oder?" Jessicas Kopf sprang von einem zum anderen und wieder zurück. Der Ton, in dem der Braunhaarige ihren Sohn angefahren hatte, gefiel ihr gar nicht, auch die Beleidigung nicht, aber sie bemerkte auch die leise Nervosität hinter dem aggressiven Gebaren und lächelte nachsichtig. Vielleicht tat dieser junge Firmenchef auch nur so als ob.... "Na schön, von mir aus." grummelte Mr. Blue-Eyes-White-Dragon schließlich und folgte seinem Klassenkameraden nach draußen vor die Eingangstür, wo das besagte Motorrad parkte. Joey stülpte sich seinen Helm über und setzte sich mit Schwung darauf. "Was soll denn das werden?" "Wonach sieht es denn aus, du Oberschlauberger? Wir fahren einfach hin, das dauert keine fünf Minuten!" "Ich habe keinen Helm." Kaum hatte Kaiba diesen Einwand vorgebracht, eilte Serenity ins Haus und kam nach einiger Zeit wieder, mit einem Helm in Händen. Sie strahlte und überreichte ihn dem Siebzehnjährigen. "Das ist mein Helm, ich hoffe, er passt! Weißt du, ich habe einen, weil Joey mich manchmal mit dem Motorrad von der Schule abholt und Mama ist darin nun mal sehr vorsichtig!" >>Na wunderbar, jetzt muss ich mich auch noch von dem Köter durch die Stadt kutschieren lassen! Und das mit dem Helm seiner kleinen Schwester! Wem habe ich eigentlich diese ganze blöde Situation zu verdanken?! Der Sozi-Tante, genau! Wenn ich sie nach diesen drei Wochen in die Finger kriege, werde ich ihr den Hals umdrehen!!<< Er setzte eine ziemlich säuerliche - im Grunde extrem saure - Miene auf und schob sich den Kopfschutz über den Schädel (>>Meine perfekt gestylten Haare werden völlig aus der Fasson sein, sobald ich dieses Ding abnehme! Na warte, Wheeler, die Friseurrechnung zahlst aber du!<<) und machte Anstalten, die Maschine zu besteigen, als ihm der Haken an der Sache aufging. Er hinter diesem drittklassigen Duellanten....das wäre noch irgendwie zu ertragen, aber während der Fahrt würde er sich an dem Kerl festhalten müssen!! Seto blickte auf die schlanke Taille des Blonden, die geradewegs zu dem knackigen Hintern hinüber leitete und schluckte. Beides war von dem matt glänzenden schwarzen Leder verpackt, aber er war sich nicht sicher, ob er seine Hände unbedingt dort haben wollte, zumal sie in dieser Position nicht mehr besonders weit von Wheelers....Wheelers....- warum fiel ihm jetzt das richtige Wort nicht ein?! - ....nicht mehr....besonders weit von Wheelers....Schritt - das war es!! - entfernt waren....und der enge Anzug hatte ihm ausreichend Gelegenheit gegeben, eine recht gute Ausstattung in dieser Körperregion zu vermuten. >>Nun ist aber Schluss, Seto!!! Der. Köter. Gefällt. Dir. Kein. Stück!!!<< Er schwang sich also missmutig hinter Joey und schlang seine Arme um den wohlgeformten Leib, nicht ohne ein bisschen rot zu werden. Der Sechzehnjährige spürte die Kraft dieser sehnigen Arme und das harmonische Spiel seiner Muskeln, die sich im Griff anspannten und ihn umschlossen. Um seine Verlegenheit zu vertuschen, klappte er rasch das Visier herunter und Seto tat es ihm nach. Das Motorrad setzte sich in Bewegung, die Häuser begannen an ihnen vorbeizufliegen und ein scharfer Wind wehte ihnen entgegen durch ihre Geschwindigkeit. Instinktiv klammerte sich der Jungmillionär noch fester an den anderen und lehnte sich gegen dessen trainierten Rücken. Irgendwie hatte er den Eindruck, mit seiner Brust nackte Haut zu berühren, so nah sass der vermaledeite Anzug. Joey legte sich in die Kurve und Kaiba fürchtete schon, sie würden gleich umkippen, nichts dergleichen geschah aber. Nach etwa vier Minuten bogen sie in eine versteckte Seitenstraße ein, wo sie auch anhielten. Ein großes Gebäude mit weiß getünchten Mauern erhob sich direkt daneben, mit einem Schaufenster zur Straßenseite hin, in dem unzählige Fotos hingen, auch einige von Joey. Darüber prangte in Leuchtschrift der Name "Nathaniel-Modelagentur". Die beiden traten ein und die Dame am Empfang warf dem Blonden einen schmelzenden Blick zu, als er hereinkam. "Hallo Nami!" begrüßte er sie mit einem charmesprühenden Lächeln und sie senkte die Augenlider, als wäre sie ein wenig beschämt. >>Nami? Etwa die vom Anrufbeantworter? Die steht also auch auf ihn! Pah....und was grinst die eigentlich so dämlich?!<< "Wo steckt Catherine? In Raum 4 oder 5?" "Sie ist in Zimmer 4 und wartet auf dich. Oh, und das ist wohl dein Vertreter?" "Nun ja, sozusagen...." Seto folgte dem Model in einen breiten Flur und bestaunte die unterschiedlichen, großformatigen Fotos, die den Gang säumten, eingerahmt und verglast, um den Leuten einen Vorgeschmack auf die Professionalität der Agentur zu liefern. Der Blonde selbst war ebenfalls darunter; er trug eine schwarze Hose, darüber ein gleichfarbiges Jackett mit Goldknöpfen und ein rotes Hemd, das man aber nur im Ansatz erkennen konnte. Der Kragen war geöffnet und zeigte einen Teil der gebräunten Haut. Ein goldenes Kettchen und die lässige Pose vervollkommneten das Bild. Gar nicht übel. Offengestanden sogar ziemlich gut....sowas würde er sich glatt....HALT MAL!!!!! NEIN, ZUM DONNERWETTER, SOWAS WÜRDE ER SICH NIE INS SCHLAFZIMMER HÄNGEN!!!! Joey öffnete eine Tür, neben der ein Schild mit der Zahl 4 angebracht war und trat ein. Innen sah es wirklich wie in einem richtigen Fotostudio aus, mit einer Kulisse, einer Windmaschine für den richtigen Effekt sowie Tüchern und etlichen anderen Utensilien. Aus dem Entwicklungsraum dröhnte dumpf eine verärgerte Stimme, die sich schließlich als einer Dame angehörig erwies. Die Frau mochte etwas vierundzwanzig Jahre alt sein, mit einem langen schwarzen Zopf, in den eine gelbe Strähne gefärbt war, gegeltem Pony, einer knielangen Soldatenhose mit Hosenträgern und einem knallgrünen langärmeligen Top. An den Füßen hatte sie Wanderstiefel und am rechten Handgelenk klimperten mindestens zehn Armreifen. Kaiba drehte schon die Augen gen Himmel. "Dieser hirnlose neue Lichttechniker! Er hat die Streuung der Scheinwerfer falsch eingestellt und Kassandras Fotos sind ein einziges Fiasko geworden!! Jetzt muss ich die Session noch mal machen! Ich könnte heulen! Jetzt kannst nur noch du meine Laune aufbessern, Joey-Baby! Ah, und das ist also der berühmte Seto Kaiba, den kaum ein Reporter ordentlich knipsen kann! Freut mich, dich kennen zu lernen! Ich bin Catherine Nathaniel, die Tochter vom Chef und Fotografin aus Leidenschaft! Du kannst ruhig ,du' und ,Catherine' oder auch ,Cathy' zu mir sagen, kein Problem! So, und du hast noch nie zuvor gemodelt, oder?" "Nein." war die knappe Antwort. "Macht nichts, deswegen ist ja ein Profi dabei, Joey wird dir schon die nötigen Tipps geben! Die Bilder sind für die Zeitschrift ,Playgirl'." Der Brünette runzelte nur die Augenbrauen und der Blonde setzte ein schockiertes Gesicht auf, bevor er tief einatmete und um seine Fassung rang. "Cathy!!!! Die ,Playgirl'?!?!?! Warum hast du mir das nicht vorher gesagt?!?! Du kannst einen Anfänger doch keine erotischen Fotos machen lassen!!!" Bei den Worten "Erotische Fotos" wäre Kaiba fast umgefallen, aber eben nur fast. Er packte seinen verwünschten, absolut unattraktiven Rivalen am Kragen und visierte ihn an wie eine Spinne die Fliege. "WHEELER!!!!! KEINE EINE MILLION ELEFANTEN WIRD MICH DAZU BRINGEN KÖNNEN, MICH HIER AUSZUZIEHEN, HAST DU KAPIERT?!?!?!" "Aber, aber, Kaiba-san! Erstens bin ich ein Profi und werde dir die wichtigsten Instruktionen geben und außerdem tut das nicht weh, du zeigst einfach bloß, was du hast! Keine Sorge, ich gehe nicht zu weit, das darf ich nach dem japanischen Gesetz ohnehin nicht. Die Ausgaben des amerikanischen ,Playboy' werden zensiert verkauft, mit schwarzen Balken, neh? Die ,Playgirl' ist das Pendant zu diesem Männermagazin, das ist alles (Autumn: "Ja, die Zeitschrift habe ich gerade erfunden!" - Seto: "Das wirst du büßen!")! Da ich die Balken aber recht entstellend finde, fotografiere ich meine Models immer mit einem Tuch oder irgendetwas anderem, das sie eben um sich herum drapieren können! Das Entscheidendste an dir wird also nicht abgelichtet, es würde sowieso später schwarz übermalt, die Damenwelt hätte demzufolge eh nichts davon. Wenn du magst, kann Joey auch mit dir zusammen modeln." "Sie....Sie....glauben doch nicht wirklich, dass ich das mit mir machen lasse?!" "Äh....Cathy, ich mache dir einen Vorschlag: Ich lege jetzt einfach mal los und Seto sieht zu, und wenn er Lust hat, kann er sich ja anschließen." "Ich denke, ihr sollt eure Rollen richtig tauschen?" "Ja, aber ich meine, das ist sein erstes Shooting und dann ausgerechnet was Erotisches...." "Okay, alles klar." Gesagt, getan. Der Firmenchef hockte sich mangels Sitzgelegenheit auf den Boden und verschränkte die Arme, als könne er auf diese Weise eine undurchdringliche Mauer um sich herum errichten. Catherine schüttelte den Kopf, legte einen Film in ihre Kamera ein und winkte ihr Model herein, nachdem er sich umgezogen hatte. Joey hatte einen dunkelroten Tanga an und Seto wäre am liebsten geflüchtet, aus irgendeinem Grund schien er jedoch mit einem Mal wie festgewachsen zu sein. Der Blonde trat vor die Kulisse und stellte sich in Positur. Ein Blitzlichtgewitter begann, über ihn hereinzubrechen, während er sich, Catherines Aufforderungen folgend, mal hinlegte, wieder erhob, sich hinkniete oder sich lasziv in ein schwarzes Tuch wickelte, ohne allzu viel von seinem Körper zu bedecken. Man konnte sagen, was man wollte, ein Profi war der Sechzehnjährige auf alle Fälle. "Hervorragend, Joey-Baby....mehr in Richtung Kamera....prima! Leg etwas mehr Lockendes in deinen Blick, etwas verruchter....sehr gut....stell das rechte Bein nach oben....leg die Hand auf den Oberschenkel....ganz ausgezeichnet!...." Kaiba war nicht besonders gut. Genau genommen rannen ihm feine Schweißperlen von der Stirn und er wischte sich immer wieder verstohlen darüber, in der Hoffnung, dass niemand etwas bemerkte. Er schloss die Augen und stellte sich eine vertrocknete alte Jungfer im Bikini vor, aber leider wurde das Bild schnell von einem anderen verdrängt - dem von Joey im Tanga, der sich gerade höchst verführerisch vor ihm bewegte. Und verdammt noch mal, Wheeler törnte ihn irrsinnig an mit dem was er tat!!! Ende, aus, wenn er noch länger hier blieb, rastete er aus!! Seto raffte sich auf und stob wie die wilde Jagd zur Tür hinaus. Die Fotografin unterbrach ihre Arbeit und starrte verblüfft hinterdrein. "Was ist denn mit dem los?" Da Joey sich das denken konnte (siehe Mokuba: "Seto ist schwul."), warf er ihr ein entschuldigendes Lächeln zu, sprang in die Garderobe zurück, schmiss sich wieder in seinen Motorradanzug und rannte dem Flüchtigen hinterher. "Danke für die Fotos, Cathy! Tut mir leid, aber ich muss weg!" "Was hat er denn bloß? Manchmal verstehe ich ihn wirklich nicht! Na ja....Männer!" >>Mist, legt der ein Tempo vor! Na, mit diesen ellenlangen, unheimlich anziehenden Beinen muss er ja schnell sein! He, anziehend? Zum Teufel, ja, dass ich ihn schön finde, ist nun echt kein Geheimnis mehr! Aber warum hat er es so eilig? Ich habe ihm doch nicht etwa....gefallen?! Ach Quatsch, Joey, du schnappst über! Der Kerl kann dich nicht leiden, da wird er dich plötzlich attraktiv finden!<< (Autumn: "Du glaubst mir vielleicht nicht, aber genau so ist es!") Endlich hatte er seinen Klassenkameraden erspäht, er bog in den Park ein, in dem sie ihr Duell ausgetragen hatten und steuerte auf den See zu. "Kaiba!" Mit einem letzten Endspurt bekam er den Fliehenden am Hemdsärmel zu fassen und drehte ihn zu sich herum. Setos Wangen waren deutlich gerötet und sein Atem ging schwer und heftig. Seine Lippen waren feucht und glänzten verheißungsvoll....so verheißungsvoll, dass Joey sich dazu zwingen musste, diesen sinnlichen Mund NICHT zu küssen. "Lass los, Wheeler!!" "Nicht, bevor du mir sagst, was mit dir los ist!!" "Was soll schon sein?! Was erwartest du denn, wenn du dich da so lasziv am Boden räkelst?! Ich meine....also...." >>Das habe ich ja wieder klasse gemacht! Ich binde doch wahrhaftig dem Köter auf die Nase, dass ich homosexuell bin! Er wird es in der ganzen Schule herumerzählen und meinen Ruf total ruinieren! Man höre und staune: Der große, unerschütterliche Seto Kaiba steht auf Männer! Warum sage ich ihm nicht auch gleich, dass ich ihn unbeschreiblich sexy finde?!<< "Was, ehrlich? Ich hätte nicht gedacht, dass ich so eine Wirkung auf dich haben könnte....Bisher....hattest du nämlich nur eine Wirkung auf mich, wenn ich ehrlich bin...." "Wie....bitte?" "Da du die Angewohnheit hast, deine Nase in anderer Leute Sachen zu stecken, gehe ich jede Wette mit dir ein, dass du meinen Anrufbeantworter abgehört hast. Wenn du jetzt noch nicht weißt, dass ich schwul bin, kann ich auch nichts dafür." "Hältst du mich für einen Volltrottel, Wheeler?! Natürlich war mir das sofort klar!" "Schön. Dann darf ich dir mitteilen, dass dein lieber, kleiner, treuherziger Bruder mit den Hundeaugen es faustdick hinter den Ohren hat! Dreimal darfst du raten, was er mir verraten hat: Nämlich, dass wir in dem Punkt eine Menge gemeinsam haben!" ".....Mokuba? MOKUBA?!?!?! MOKUBA HAT DIR GESAGT, DASS ICH....?!?!?!" "Bingo!" Der Brünette fuhr sich niedergeschmettert durch das in der Tat vom Helm zerzauste Haar und rang sichtlich um seine Selbstbeherrschung. Kindermund tut Wahrheit kund, wie es so schön hieß. "Du....weißt es also?" "Jep. Schau nicht so unglücklich, Alter, Mensch, da bekommt man ja Depressionen! Weißt du was? Ich spendier dir ein Eis auf den Schreck, in Ordnung? Da drüben ist ein Verkäufer. Was magst du haben?" "Jo-....ehem, Wheeler, warum bist du eigentlich so nett zu mir?" "Tja...." Der Blonde ließ Setos Hemd los, zwinkerte ihm zu und erklärte mit einem freundlichen und keineswegs boshaften Grinsen: "Die Antwort darauf ist sehr einfach: Ich bin nett zu dir, weil ich mittlerweile glaube, dass du gar nicht mal so übel bist...." Kapitel 7: Erste Woche, Donnerstag (Teil 1) ------------------------------------------- *schluchz* *gerührt ist* So viele Kommis! Ich bin happy! Jetzt muss nur noch mein Colloquium am 31. Mai gut laufen (Bio), dann hebe ich die Welt aus den Angeln! Danke!!!!! *Alle Leser knuddelt* Kapitel 4: Erste Woche, Donnerstag Eine wohlmeinende Sonne ging an diesem Morgen über Domino City auf. Ihre goldenen Strahlen zauberten einen besonderen Schimmer in einen blonden Haarschopf, der unter einer duftigen Bettdecke verborgen lag und keine Anstalten machte, aufzustehen. Plötzlich donnerte jemand die Tür zu seinem Zimmer auf und sprang mit Karacho auf das Bett. "AUFWACHEN!!!!" Joey blinzelte, erkannte den über das ganze Gesicht strahlenden Mokuba und ließ sich mit einem gegrummelten "Morgen" wieder in die Kissen zurücksinken. "Du kannst jetzt nicht schlafen, du musst in die Schule! Hopp, hopp! Mein Bruder ist auch so ein Langschläfer!! Ständig muss ich ihn aus den Federn werfen!!" "Ist ja gut, ist ja gut, ich hab kapiert!" Er schälte sich aus den Laken und Mokuba hopste zufrieden Richtung Küche (jedenfalls vermutete Joey, dass es die Küche war, er fand sich nämlich immer noch nicht in diesem Komplex namens Villa zurecht). Während er ins angrenzende Bad ging und sich gründlich duschte, erinnerte er sich an den gestrigen Tag - und an die Eiscreme, die er mit Se....nein, nein, nein, KAIBA geteilt hatte. ~~ RÜCKBLENDE ~~ "Die Antwort darauf ist sehr einfach. Ich bin nett zu dir, weil ich mittlerweile glaube, dass du gar nicht mal so übel bist...." Der Brünette starrte seinen Rivalen entgeistert an und war unfähig, eine ausreichend schlagfertige wie niederschmetternde Erwiderung zu formulieren. Bevor er etwas sagen oder tun konnte, war der Blonde schon auf den Eisstand zugesteuert und rief: "Was möchtest du haben? Ich spendiere dir zwei Kugeln!" "Eh....Schokolade!" Wenig später kehrte der Jüngere mit zwei gefüllten Waffeln zurück, die eine mit einem braunen Berg, die andere mit einem weißen: Schokolade und Vanille, ein Gegensatz wie Seto und Joey. Als er dem Firmenchef das Eis übergab, meinte er lächelnd: "Du bist wirklich ein Leckermaul, Kaiba. Du magst Nougat-Schokolade und auch Schoko-Eis....wenn ich ein Straßenköter bin, bist du eine Naschkatze." Der dieser Art Betitelte wollte auffahren, als ihm auffiel, dass das ja gar keine boshafte oder beleidigende Bezeichnung war, sondern mehr ein harmloser Scherz, wie eine freundschaftliche Provokation, die man nicht ernst meinte. Freundschaftlich? Irgendwie irritierte es ihn, dass Wheeler so nett war....zumindest kam er besser mit ihm zurecht, wenn er sich nicht wie ein normaler Mensch benahm, sondern eben wie ein kläffender Hund. "Darf ich mal probieren?" "Bitte?" Seto wurde aus seinen Gedanken gerissen und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Auslöser seiner Verwirrtheit, der ihn mit seinen tiefen braunen Augen treuherzig musterte. "Noch nie Schokoladen-Eis gegessen, oder was?" "Keines mit Schokostreuseln. Darf ich?" "Von mir aus." Der Jungmillionär hielt ihm seine Portion hin und Joeys Zunge glitt genießerisch darüber hinweg. Zum Donnerwetter, das tat der doch alles mit Absicht!!!! Er verfolgte, wie ein Stück kalte Creme mit Streuseln in diesem sinnlichen Mund verschwand und konzentrierte sich mit steigender Verzweiflung auf die Preisliste des Verkäufers. "Hm, echt lecker! Danke, Kaiba!" "Äh, ja....keine Ursache....Wenn ich jetzt auch probieren darf?" "Hä?" Der Blonde benötigte einen Moment, bis in sein Gehirn durchgesickert war, was Seto da von ihm verlangte. Die Naschkatze wollte also auch schlecken? Hm, warum nicht? Er hielt ihm das Vanilleeis hin, der Siebzehnjährige umfasste die Waffel und berührte damit, natürlich rein zufällig, Joeys Hand und kostete. Sein Klassenkamerad sah schnell woanders hin, sich abzulenken, glückte ihm jedoch nicht wirklich. Nachdem der Braunhaarige fertig war, runzelte er die Stirn. Was hatte er da gerade getan?! Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er schwören können, dass er gerade mit Wheeler flirtete! Die beiden standen sich eine Weile unschlüssig gegenüber, ohne ein Wort zu sagen. "Ich....ich....ich geh dann mal, ich muss noch in die Firma....Wir sehen uns morgen! Ciao!" Mit dieser blassen Entschuldigung trat Joey den Rückzug an und rannte davon, als wäre ein Rudel tollwütiger Hunde hinter ihm her. ~~ ENDE DER RÜCKBLENDE ~~ Mit einem Seufzer verließ er die Dusche, zog sich seine Uniform an und ging frühstücken. Heute würde der Vertrag mit "Power Plays" unterzeichnet werden und er hoffte, das Geschäft zu beiderseitiger Zufriedenheit abschließen zu können. Mokuba plauderte munter über ein paar seiner Mitschüler und erzählte ihm einige witzige Lehreranekdoten. Er war wirklich ein sehr netter und freundlicher Junge und wenn ein Mensch wie er Seto liebte, dann musste unter dieser eiskalten Fassade mehr verborgen sein, als er zeigen wollte....Gozaburo, sein Adoptivvater, hätte ihn fast von innen heraus zerstört....so ein elender Bastard! Einsamkeit, Schmerz und Traurigkeit waren einfach keine Gefühle für diese atemberaubenden blauen Augen....Glück, Freude, Lachen, das sollte in ihnen zu lesen sein....Joey wollte ein ehrliches Lächeln in diesem Gesicht sehen, und sei es nur ein einziges Mal.... Mit dem Haustelefon informierte er Jonas und zusammen mit seinem "kleinen Bruder" ließ der Duellant sich per Limousine zur Schule kutschieren; die von Mokuba lag ein paar Straßen weiter. Während er ausstieg und zum Eingang marschierte, merkte er nicht, wie er von einer Gestalt im Schatten eines Baumes auf dem Hof beobachtet wurde. Es war Kaiba, der hingerissen die geschmeidigen Bewegungen seines "Rivalen" verfolgte. Sein Schritt hatte etwas elegantes, das ihm nie zuvor aufgefallen war und wirkte selbstbewusst und offen. Und wie er den Kopf drehte, um einen Blick über seine Schulter Richtung Yugi zu werfen, der soeben durchs Schultor lief....irgendwie hatte diese Geste etwas unwiderstehliches....ja, zum Teufel, er, Seto Kaiba, entwickelte eine Schwäche für diesen räudigen Kläffer!!! Er hatte in der Nacht kein Auge zugetan, weil er mit sich selbst im Clinch lag und sich nur mit Mühe zu dieser Erkenntnis hatte durchringen können. Aber das mit dem Eis im Park....das war eindeutig ein Flirt gewesen! Er straffte die Schultern und begab sich auch endlich in seine Klasse. In den ersten beiden Stunden stand Sport auf dem Plan, genauergesagt Schwimmen. Der Gedanke, Wheeler schon wieder so gut wie nackt vor sich zu haben, steigerte sein Unbehagen, denn es war ja nun nicht so, dass er den Blonden NICHT so sehen wollte, er fragte sich lediglich, wie lange er das durchhielt, ohne dass jemand es mitbekam. Die Lehrerin befahl den Schülern, sich für das Wettschwimmen aufzustellen, und so geschah es. Der Firmenleiter hatte es vorgezogen, sich von diesem "kindischen und unsinnigen" Kräftemessen auszunehmen und da er nun mal Sonderrechte genoss, wurde es ihm gestattet. Er hockte sich mit angewinkelten Beinen an den Beckenrand und der Startschuss erklang. Joey sprang sicher ab und sein kraftvoller Körper glitt wie ein Delphin dahin. Bald hatte er sich an die Spitze gekämpft, hinter ihm folgten Tristan auf dem zweiten Platz und Duke auf dem dritten. Yugi und Ryo schienen es ohnehin nicht sonderlich eilig zu haben, sie waren damit beschäftigt, sich gegenseitig verliebte Blicke zuzuwerfen. Seto staunte insgeheim. Das hätte er nicht erwartet! "JOEY!!!" rief Tristan plötzlich erschrocken aus und alle Augen wandten sich zum anderen Ende des Beckens. Der goldene Schopf war unter Wasser verschwunden und kam nicht wieder hoch. Die Lehrerin wurde leichenblass und auch die übrigen Anwesenden waren wie gelähmt. Kaiba benötigte den Bruchteil einer Sekunde, um zu reagieren. Bevor er selbst richtig realisierte, was er da tat, sprang er in das kühle Nass und kraulte zu der Stelle, wo Wheeler vor einer Minute noch gewesen war. Der Siebzehnjährige tauchte ab und entdeckte den Untergegangenen - er trieb regungslos im Wasser und ein wenig Blut verteilte sich um ihn herum. Dem Leiter der KC fuhr unwillkürlich ein eisiger Schreck in die Glieder; er schlang seine starken Arme um den schönen Leib und paddelte zurück an die Oberfläche. Er hievte den Bewusstlosen aus dem Pool und zahlreiche helfende Hände zogen ihn mit hinaus. An Joeys Kopf war eine kleine Platzwunde, der er seine Ohnmacht vermutlich zu verdanken hatte. "Das dürfte bei der Wende passiert sein. Ich schätze, er ist mit dem Kopf an die Fliesen geschlagen." Die Lehrerin beugte sich zu ihm hinunter und erschrak. "Bei allen Kami, er atmet nicht!!" Der Braunhaarige überlegte fieberhaft. Ach verdammt, Fortuna stand wirklich nicht auf seiner Seite!! Er postierte sich über dem Jüngeren, schluckte mehrmals und legte schließlich seine Lippen auf die des anderen. Dabei hielt er Joeys Nase zu, um ihn auch richtig beatmen zu können. Der süße Mund war weich und zart und löste ein nie gekanntes Prickeln in ihm aus. Endlich keuchte der Duellant auf und blickte sich verwirrt um, mit einem schmerzlichen Ausdruck in den Augen. Man rief einen Krankenwagen und der junge Mann wurde auf einer Bahre abtransportiert. Yugi trat an Seto heran und streckte ihm die Hand hin. "Du hast meinen besten Freund gerettet, Kaiba. Vielen Dank." "Schon okay....keine Ursache...." Der "König der Spiele" bemerkte, dass sein Klassenkamerad ihm gar nicht richtig zuhörte, seine Augen folgten dem Krankenwagen, ohne auf etwas anderes zu achten. Zunächst war Yugi verblüfft und blinzelte, doch dann stahl sich ein Lächeln in seine Züge und er nickte leicht, als hätte er verstanden. Nachdenklich kehrte er in die Umkleidekabine zurück und griff nach seinem Millenniumspuzzle. Yami erschien vor ihm und er erzählte seinem Alter Ego von dem, was gerade passiert war. "Tatsächlich? Das sind ja ganz neue Seiten an unserem sonst so kalten und arroganten Firmenchef...." "Was hast du vor? Warum grinst du so?" "Weißt du....ich glaube, ich sollte mich bei dieser Sache mal ein bisschen einmischen...." erwiderte der Pharao und zwinkerte seinem Hikari verschwörerisch zu. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund war Seto den Rest des Tages nicht mehr in der Lage, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Immer wieder wanderte sein Blick unruhig hinaus aus dem Fenster, er beachtete kaum die Stimme der Lehrer und schien geistig weit fort zu sein. Als die Schule aus war, begab er sich auf den Heimweg, in Richtung von Joeys Apartment. Alles dort würde ihn erneut an den Blondschopf erinnern und irgendwie wollte er das nicht unbedingt, weil ihm das auch den Unfall ins Gedächtnis rief. Als er den Sechzehnjährigen unter Wasser hatte treiben sehen, mit der Wunde, da hatte sich etwas in ihm wie in einem furchtbaren Schreck zusammengezogen....was war bloß los mit ihm? Unweigerlich drehte er um und lief die entgegengesetzte Straße entlang, die zum Hospital führte. Der Jungmillionär verstand sich selbst nicht mehr, aber er ahnte, dass er keine ruhige Minute mehr haben würde, bevor er nicht wusste, ob es Wheeler gut ging oder nicht. "Mr. Wheeler? Platzwunde und leichte Gehirnerschütterung. Erster Stock, Zimmer 107." "Danke." Als er vor der besagten Tür angekommen war, kam Seto endlich mal wieder zum nachdenken, was er seit dem Vorfall im Schwimmbad vermieden hatte. Warum war er hier?! Es konnte ihm doch völlig gleichgültig sein, wie der Köter sich fühlte!! Es sei denn, er....er machte sich Sorgen.... >>Na klasse, das ist die Erkenntnis des Jahrhunderts! Ich bin besorgt wegen dieses hirnlosen, untalentierten, blöden, drittklassigen, prinzipiell versagenden Duellanten, dieses hoffnungslosen Verlierers, der doch tatsächlich ein erfolgreiches Model und unheimlich sexy ist und wunderschöne braune Augen hat!! ...........?????? WAS DENKE ICH DENN DA?!?!?!?!?!?!?!<< Er wollte gerade anklopfen, als er Stimmen drinnen hörte. Eine davon war zweifellos die Joeys, die andere war die von Serenity. Kaiba öffnete die Tür einen kleinen Spalt, um hinein linsen zu können und da sass der Blonde ja auch aufrecht in seinem Bett und unterhielt sich mit seiner kleinen Schwester. "Als man bei uns angerufen hat, ist Mutter gleich erschrocken und wir haben das Schlimmste befürchtet!" erklärte das Mädchen gerade. "Was denn? Etwa, dass Vater aus dem Gefängnis ausgebrochen ist und mich wieder verprügelt hat? Pah....Ich bin froh, dass dieser widerliche, jähzornige Säufer aus meinem Leben verschwunden ist....Er hat es nie verkraftet, dass er rausgeschmissen wurde und hat sich in den Alkohol geflüchtet....kein Wunder, dass Mutter sich hat scheiden lassen....das hat ihm den Rest gegeben und ich durfte es ausbaden, wenn er in seinem trunkenen Zustand alles kurz und klein schlug und schließlich auch auf mich eindrosch, bis ich blutete....Ich bin sehr dankbar dafür, dass du Vater nie so gesehen, ihn nie so erlebt hast, Serenity...." "Onii-san...." Der Firmenchef wagte kaum, zu atmen. Er hatte gewusst, dass Wheelers Eltern geschieden waren und man die Geschwister auf diese Weise getrennt hatte - wenn man ihn und Mokuba auseinander reißen würde, was würde er dabei empfinden? Für ihn würde eine Welt zusammenbrechen....ob es dem Jüngeren genauso ergangen war? -, aber er hatte nicht die geringste Ahnung gehabt, dass Wheeler senior seinen Kummer im Suff ertränkte und seinen Sohn für sein Unglück verantwortlich machte und ihn verprügelte....Angesichts all dessen....wie hatte Wheeler es geschafft, sich dennoch sein temperamentvolles, optimistisches Wesen, seinen Sinn für Humor und sein Lachen, seine Offenheit und seinen Glauben an Werte wie Freundschaft und Liebe zu bewahren?! WIE?! Ob er auch hier jene Zähigkeit angewendet hatte, die er selbst in aussichtslosen Duellen unter Beweis gestellt hatte? Hatte sein unbeugsamer Wille ihm geholfen, dieser Wille, der ihn nie aufgeben ließ, der ihn befähigte, immer wieder neue Herausforderungen anzunehmen? Seto begriff in diesem Moment, dass nicht Wheeler schwach oder zerbrechlich war, sondern er. Sicher, der Blondschopf mochte nicht jedes Duell gewinnen, er klopfte oft dämliche Sprüche und war ein eher schlechter als rechter Schüler, aber sein Innerstes war stärker als das seine. Gozaburo hatte ihn langsam seelisch zugrunde gerichtet und er hatte sich in kalte Arroganz und Überheblichkeit geflüchtet, um keine anderen Menschen mehr an sich heranzulassen, um nicht noch einmal verraten und benutzt zu werden....aber genauso hatte ihn sein Adoptivvater haben wollen. Wheeler und er waren ihre Peiniger beide los, aber im Gegensatz zu dem Schönling auf dem Bett - nein, verflixt, er war hübsch, aber nicht schön!!!! - konnte er sich nicht von Gozaburos Schatten lösen. Und plötzlich machte Kaiba eine erstaunliche Entdeckung. >>Ich möchte Wheeler....Joey....näher kennen lernen....Kann das sein? Will ich wirklich versuchen....zu vertrauen? Ihm?<< Kapitel 8: Erste Woche, Donnerstag (Teil 2) ------------------------------------------- Es geht weiter!!! Danke für Eure Kommis!!! *Alle Leser knuddelt* DANKE!!!! Viel Spaß beim Lesen! Kapitel 4, Zweiter Teil: Erste Woche, Donnerstag Seto Kaiba stand unschlüssig vor dem Krankenzimmer des Blonden und wusste nicht, was er tun sollte. Sein Herz schien tatsächlich vertrauen zu wollen....aber war Jo- Wheeler dieses, ein solches Vertrauen wert? Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er auch Gozaburo vertraut, bevor er auf grausame Weise verraten und in der Einsamkeit und den Tränen zurückgelassen wurde.... Da ging die Tür und Serenity stolperte fast über ihn. "Oh, hallo Kaiba-san! Willst du meinen Bruder besuchen? Nur zu, er freut sich sicher!" Mit einem aufmunternden Lächeln verschwand sie im Korridor und der Brünette starrte verwirrt hinterdrein. Er sollte sich freuen? Das klang ziemlich unwahrscheinlich! Seto stieß einen Seufzer aus, drückte die Klinke herunter und trat ein. Joey lag auf seinem Bett und hob neugierig den Kopf, als er Schritte vernahm. "Du, Kaiba?" "Hi, Wheeler. Ich habe mir gedacht, ich statte dir einen Besuch ab, hab mal irgendwo gelesen, dass Hunde sehr gesellige Tiere sind." Sein Gegenüber streckte ihm die Zunge heraus und zog eine beleidigte Schnute. "Wenn du nur gekommen bist, um deine üblichen blöden Sprüche abzulassen, kannst du auch gleich wieder verschwinden, du Idiot!! Argh...." Er fasste sich an den immer noch schmerzenden Kopf und ließ sich in das Kissen zurücksinken. "Sag mal?!" brauste der Ältere auf, unbeabsichtigt heftig, denn das sah zu sehr nach Gefühl aus. "Wer hat dich eigentlich aus diesem verdammten Pool gefischt und musste auch noch Mund-zu-Mund-Beatmung machen?! Ich habe nicht darum gebeten!! Ist es vielleicht meine Schuld, dass verlauste Straßenköter wie du zu wenig Hirn haben, um eine Wende richtig hinzukriegen?!" "......Kaiba....." "Und darüber hinaus will ich nicht wissen, was du mittlerweile schon für Schwachsinn in meiner Firma angestellt hast! Vermutlich kann ich die Corporation nach diesen drei Wochen schließen und Konkurs anmelden, bloß weil dein IQ tiefer liegt als bei den Unterdurchschnittlichen!! Ich war von Anfang an gegen dieses verfluchte Sozi-Projekt und hinge meine Gesamtnote in diesem Fach nicht von diesem beschissenen Experiment ab, dann hätte ich mich gar nicht erst dazu breitschlagen lassen!!" "....Kaiba...." "WAS IST?!?!?!" "....Du....hast mich gerettet? Und mich....beatmet?" Der goldhaarige Duellant berührte unweigerlich seine Lippen und errötete ein wenig. Der Jungmillionär versteinerte förmlich und der Rest seines Wutausbruchs ging in einem erschrockenen, heiseren Krächzen unter. Ärgerlich stellte er fest, dass das nicht das erste Mal war, dass Wheeler ihn sprachlos werden ließ. So räusperte er sich, ordnete an seiner Schuluniform herum und straffte seine Schultern, um seine Haltung unnahbarer wirken zu lassen. "Ehem....nun, ja, so sieht es wohl aus. Ich bin reingesprungen und habe dich aus dem Wasser gehievt....da du nicht mehr geatmet hast....was blieb mir anderes übrig?" >>Super....jede Wette, dass dieser selbstbeherrschungslose, hitzige Volltrottel mich gleich in Grund und Boden brüllen wird....Augenblick mal, wo schaue ich eigentlich die ganze Zeit hin?! Jetzt reiß dich doch mal zusammen, Seto, und hör auf, seine Lippen zu beglotzen!!<< Joey war irritiert, aber weniger von dem indirekten Kuss durch die Beatmung als vielmehr durch die Tatsache, dass das, was der Firmenchef getan hatte, eine selbstlose Geste war. Er musste sich Sorgen um ihn gemacht haben....aber Kaiba und sich sorgen, um seinen Erzrivalen? >>Komm schon, Joey, sei kein Idiot! Kaiba sorgt sich nur um vier Dinge in seinem Leben, der Reihe ihrer Wichtigkeit nach genannt: Mokuba, die Firma, seine Duellier-Fähigkeiten - ist ja bekannt, dass er mit Niederlagen nicht umgehen kann, er ist so ein mieser Verlierer! - und natürlich sein Aussehen! An Mr. "Ich-bin-so-viel-besser-als-ihr" musste ja immer alles perfekt sein, egal wie steif oder kalt er dadurch manchmal wirkte. Und wo dürfte ich rangieren? Ich bin garantiert der letzte Dreck aus der niedrigsten Kategorie und komme irgendwann nach....keine Ahnung....seinen Dobermännern und dem Benzinverbrauch seiner ellenlangen Limousine....die Welt um ihn herum könnte zusammenbrechen und er würde sich keine Sorgen um mich machen!!<< >>Jetzt mal systematisch - warum habe ich den Kläffer eigentlich gerettet? Hätte mir doch an sich egal sein können, wenn er ertrinkt! Aber nein, ich muss unbedingt reinspringen! Was soll das?! Springe ich dann demnächst hinterher, wenn der Köter von der nächste Klippe einen Hüpfer ins Meer tut?! Gut, ich gebe zu....diese Sache mit der Mund-zu-Mund-Beatmung.... irgendwie war es schön, seine sinnlichen Lippen zu berühren....sinnliche Lippen?! Memo an mich selbst, Wheeler besitzt so etwas nicht....obwohl ich gerade damit beschäftigt bin, permanent genau da hin zu starren! Themawechsel....verdammt, ich habe den Eindruck, im Moment spukt nicht anderes in meinem Kopf herum als dieser niedliche Blondschopf!! Eh? Klasse, meine Gedanken verselbstständigen sich! Er ist nicht niedlich, nicht hübsch, nicht süß, nicht sexy und ich kann ihn nicht leiden!! Okay, ein bisschen hübsch ist er doch....extrem hübsch, sonst wäre er kein so erfolgreiches Model....und mit diesem durchtrainierten, starken und anmutigen Körper ist er wie geschaffen dafür, sich von den Massen bewundern zu lassen.... HALLO?!?!?! WÜRDE MICH BITTE ENDLICH MAL JEMAND UNTERBRECHEN?!?!?!<< Ein unangenehmes Schweigen senkte sich auf die beiden hernieder und sie musterten sich still gegenseitig, als hätten sie es verlernt, den anderen abzukanzeln, niederzuschreien oder mit einer bissigen Bemerkung an die Wand zu klatschen. "Danke." murmelte Joey schließlich und Seto musste genau hinhören, um es verstehen zu können. "Das war wirklich anständig von dir, dass du mir geholfen hast. Danke." "Was soll's. Ist nun mal passiert. Aber eines sage ich dir: Ich habe es nicht getan, weil ich mir Sorgen gemacht habe oder gar weil ich dich mag! Aber ich hasse es, Flöhe in meinem Poolwasser zu haben und ich dachte mir, wenn du länger drin bleibst als nötig, verunreinigst du alles! Jedenfalls schwimme ich keinen Zug in einem Becken, in dem zuvor ein nasser Hund hindurch gepaddelt ist!!" "SAG MAL, DU ARSCHLOCH?!?! ICH BEDANKE MICH HÖFLICH UND DU MACHST MICH SO BLÖD AN?!?!?! KANNST DU DAS ARROGANTE SCHWEIN NICHT MAL STECKEN LASSEN?!?!?! KEIN WUNDER, DASS DU KEINE FREUNDE HAST!!! ALLMÄHLICH HABE ICH DEN EINDRUCK, MAN HAT VERGESSEN, DIR BEI DEINER GEBURT SO ETWAS WIE RÜCKSICHT AUF ANDERE MITZUGEBEN!!!" Seto erwiderte nichts. Joey hatte das Bett verlassen, die Decke achtlos zur Seite geworfen und sich vor dem Brünetten aufgebaut. Sein blondes Haar hing ihm in wirren Strähnen in die Stirn, sein schöner Körper bebte vor Zorn, seine tiefe Stimme brannte und seine haselnussbraunen Augen erglühten in einem wütenden, heißen, herausfordernden Feuer. Zwar war er kleiner als der Firmenchef, aber das tat den bedrohlichen Flammen in seinem Blick keinen Abbruch. Und das war auch der Grund, warum der Größere nicht antworten konnte, denn diese glühenden Augen jagten ihm einen prickelnden Schauer über den Rücken. Ja, so kannte er Wheeler - nicht nett, freundlich oder süß, sondern temperamentvoll, direkt, laut, unbeherrscht. Aber er musste sich zu seinem Ärger eingestehen, dass er beide Seiten irgendwie mochte. Stopp mal, war er nicht vorhin erst mit sich ins Reine gekommen, dass er den Köter NICHT mochte?! Keine von seinen Seiten?!?! Die Kehrseite vielleicht mal ausgenommen....NEIN, NEIN, UND NOCHMALS NEIN!!! Er musste endlich damit aufhören, sich an den knackigen Hintern des Blonden im schwarzen Motorradanzug zu erinnern!!! "Mokuba hat mir erzählt, was Gozaburo dir angetan hat!! Ich bedaure, dass es so kommen musste und dass man dir deine Kindheit zerstört hat - aber trotzdem!! Du hasst deinen Adoptivvater doch?! Warum zum Teufel bist du ihm dann so ähnlich?! Wirklich, weil du Angst hast, jemand anderem außer dir selbst und vielleicht noch deinem Bruder zu vertrauen?! Du wirst Gozaburo niemals besiegen, wenn du in seinem Schatten lebst und so bleibst, wie er dich immer haben wollte - so, wie er dich geformt hat!! Da steckt ein anderer Kern unter dieser eisigen Schale!! Willst du dich auf ewig selbst belügen?!" "Was weißt du schon!" stieß Seto endlich hervor und seine Augen verengten sich zu gefährlichen Schlitzen, die den Jüngeren fixierten, unnachgiebig, durchbohrend und kalt wie der Tod. "Ein Geschäftsmann kann sich den Luxus von Gefühlen nicht leisten!! Ich habe genug Männer gesehen, die in einem Aufwallen von Empfindungen alles verloren, was sie sich erarbeitet hatten!! Ja, ich hasse Gozaburo - aber für eines bin ich ihm dankbar: Dafür, dass er mir die Spielregeln beibrachte und mir zeigte, wie man sich da draußen in der Welt der großen Beträge behaupten kann, um erfolgreich zu sein!! Ich lebe nicht in seinem Schatten!!" Joey fühlte eine unbestimmte Sehnsucht in sich aufwallen, als das saphirfarbene Blau ihn frontal traf wie ein scharf geschliffener Speer. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er spuckte die nächsten Worte aus wie etwas Giftiges: "Doch, genau das tust du!! Wenn du nicht endlich lernst, zu deinen Gefühlen zu stehen und dein Misstrauen und deinen Argwohn ablegst, wirst du eines Tages wieder ganz allein sein!! Irgendwann wird ein bedauerliches Etwas von dem einst so großen Seto Kaiba übrig bleiben, weil er seinen verfluchten Stolz und seine verdammte Sturheit nicht zur Seite schieben und den Wünschen seines Herzens folgen konnte!!" "Hör zu, Kläffer!!" zischte der Brünette, der allmählich die Geduld verlor, "Ich bereue mittlerweile, deine wertlose Haut gerettet zu haben!! Mir es völlig gleichgültig, was andere von mir halten!!" "Dir vielleicht....aber mir nicht!! Es ist mir nicht gleichgültig....DU bist mir nicht gleichgültig!" Der Sechzehnjährige biss sich entsetzt auf die Lippen und schlug sich die Hand vor den Mund. Klasse, jetzt hatte er wirklich zu viel gesagt!! >>Mann, ich und meine Klappe, das ist ehrlich ein selten dämliches Paar! Warum hat der Mensch keine Vorrichtung im Hirn, die einrastet, sobald man was Unüberlegtes von sich gibt?! Pah, schätze, dann brächte ich gar kein Wort mehr heraus bei den alltäglichen übereilten Sachen, die ich so ablasse....'Du bist mir nicht gleichgültig'! Scheiße, warum hat mich nicht der Blitz getroffen?!?!<< "Warum....warum sollte ich dir nicht gleichgültig sein?" erkundigte sich der Siebzehnjährige, der sich offengestanden gerade fragte, was ihn heute ritt, sowas zu fragen. Erst diese Sache im Sportunterricht und jetzt....freute er sich beinahe, dass Wheeler nicht nur ein Streitobjekt in ihm sah? Hatte er schon erwähnt, dass er die Sozi-Tante schmerzhaft lynchen würde?! "Tja....gute Frage....wie gesagt, eigentlich bist du gar nicht mal so übel, wenn du das miese, arrogante Schwein mal zu Hause läßt und dich menschlich benimmst....das beim Foto-Shooting fand ich irgendwie....ja, da warst du niedlich....und beim Eis-Essen im Park auch....warum musst du bloß so stur und fast zum Verrücktwerden stolz sein? Steh doch einfach dazu, dass du dir Freunde wünschst und mal locker sein möchtest....Ich meine, das kann dir schließlich niemand vorwerfen, du bist nur ein Teenager! Hast du jemals in deinem Leben richtig gelacht oder Unsinn gemacht? Lachen ist die beste Medizin, sage ich immer! Und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du glücklich bist, wenn ich dich noch nie habe lächeln sehen!" "Natürlich hast du das! Ich habe dich schon oft angelächelt. Fiel es nicht zur Zufriedenheit des Köters aus?" "Es gibt verschiedene Arten des Lächelns - und so wie du es bei mir gemacht hast, kam ich mir bloß minderwertig und uninteressant vor. Du hast höhnisch gelächelt, spöttisch, verachtend, selbstgefällig, boshaft....aber niemals glücklich oder wenigstens erfreut." "Ich hatte auch bisher keinen Grund dazu! Davon abgesehen, dass du mich ziemlich entnervt hast!" "Hä? Womit?" "Womit? MIT ALLEM!! Du hast mich aufgezogen, bist mir frech gekommen und hast dich sogar mit mir duelliert, obwohl du immer noch schlecht bist! Du hast Niederlage um Niederlage eingesteckt, aber ich konnte dich einfach nicht zertreten, konnte dein fröhliches Lachen und deine strahlenden Augen nicht auslöschen!! Verdammt!! Gibt es eigentlich gar nichts, dass dich in die Knie zwingen kann, du....du...." Joey, bestürzt über diesen plötzlichen Ausbruch des Firmenchefs, war näher herangetreten und streichelte dem anderen, vermutlich eher unbewusst, durch das dichte braune Haar. "....Du....verfluchter....du...." Die Geste des Blonden brachte den Älteren sichtlich aus dem Konzept und seine Gedanken verwirrten sich. Er vergass, was er seinem Kontrahenten noch alles an den Kopf hatte werfen wollen, da ihn diese Zärtlichkeit stark verunsicherte. Er war nicht der Typ, der einfach so auf Körperkontakt ging, außer vielleicht bei Mokuba, aber das war eine Ausnahme. "Nein." erklärte der Kleinere gelassen, ohne seine Hand zurückzuziehen. "Ich habe mich durchgebissen, denn die Schwachen haben wenig Chancen in dieser Welt, das ist leider so. Das ist doch auch dein Prinzip, oder nicht? Man muss manchmal einfach seine Zähne zeigen - egal, ob man ein Drache ist....oder ein Hund!" setzte er mit einem schelmischen Zwinkern hinzu. >>Ich kann es nicht fassen.....! Er lächelt....! Er lächelt zurück....! Zum ersten Mal! Wow! Ich wusste ja, dass er fantastisch aussehen würde....seine Augen bekommen so ein süßes Glitzern und er wirkt viel offener und freundlicher....oh? Komisch, mein Herz schlägt auf einmal schneller! Mist! Aber dieses Lächeln....Wahnsinn....<< >>Wheeler lächelt auch....ich weiß gar nicht, warum mir jetzt gerade danach war....Ich bin durcheinander. Er scheint mich gut zu kennen, besser als ich erwartet hätte, auch wenn er das wahrscheinlich Mokuba verdankt....dennoch. Ich könnte mir vorstellen, ihm zu vertrauen.... Betrug, Unehrlichkeit und Täuschung liegen nicht in seinem Wesen....Schon häufig hat er bewiesen, dass er stark ist und immer hinter seinen Freunden steht, egal was geschieht....immer wieder habe ich versucht, die Leidenschaft in diesen seinen Augen zu tilgen und ihn in seine Schranken zu verweisen. Aber es sieht so aus, als hätte der Drache zum ersten Mal keine Chance gegen seinen Gegner....<< "Kaiba?" "Ja?" "Es steht dir - und zwar hervorragend! Mach es ruhig öfter, dann werden sich Freundschaften ganz von selbst ergeben! Du kannst nun mal nicht dein ganzes Leben mit einer Miene wie ein Sauertopf herumlaufen!" "Ist das auch ein Ratschlag von Dr. Wheeler?" meinte der Brünette mit einem Anflug von Amüsement, als Joey sich wichtigtuerisch und mit erhobenem Zeigefinger in Positur warf. "Nein. Das ist der Rat eines Freundes. Übrigens...." "Was noch?" Der Jungmillionär war bereits fast zur Tür hinaus, als er sich noch einmal umwandte. "Nenn mich ,Joey'." Einen Moment lang wusste Kaiba nicht, wie er darauf reagieren sollte. Sein Blick blieb eine Weile auf den aufrichtigen, wunderschönen Augen haften und er konnte keinerlei Berechnung oder Falschheit dahinter spüren, wie es bei vielen Leuten schon der Fall gewesen war. "In Ordnung. Dann sag ,Seto' zu mir." "Okay. Also bis morgen....Seto." Kapitel 9: Erste Woche, Freitag (Teil 1) ---------------------------------------- Danke, danke, und nochmals danke für Eure lieben Kommis!! *sich sehr freut* @beddl-cat: OOC? Tja - ich stelle Kaiba eben so dar, wie ich ihn sehe und mir haben andere Leser schon gesagt, dass sie ihn nicht OOC finden. Ich glaube, das liegt immer daran, wie man den Charakter selber einschätzt und so zeigt man ihn dann meistens....Wenn du trotzdem bereit bist, weiterzulesen, würde mich das wirklich freuen! Kapitel 5: Erste Woche, Freitag Die Schule war vorbei und nun sass Seto Kaiba in Joeys Apartment und blätterte in einer ominösen Zeitschrift mit dem Titel "Playgirl". Der Verkäufer hatte ihn ziemlich schief angesehen, aber der Firmenleiter scherte sich nicht weiter darum. Endlich hatte er gefunden, was er gesucht hatte: Die Fotos, die der Blonde am Mittwoch hatte machen lassen. Bei der Erinnerung daran wurde ihm immer wieder aufs Neue warm, aber es war eine angenehme Wärme, und so hatte er beschlossen, es zuzulassen. Der Sechzehnjährige sah auf den professionellen Bildern aber auch wirklich heiß aus, wenn das Ganze natürlich nicht an das Shooting mit dem lebendigen Original heranreichte. Plötzlich läutete das Telefon und Kaiba erhob sich missmutig vom Bett, auf dem er gelegen hatte und hob ab. Zu seiner unermesslichen "Freude" war Peter dran, der Typ aus der Blauen Rose. "Du bist ja immer noch da!" bemerkte dieser. "Stell dir vor. Wenn du einen Verstand hättest, um ihn zu benutzen, würde ich dir die ganze Sache erklären, aber bei dir hat das wohl keinen Zweck." erwiderte der Brünette kalt. "He, mal langsam! Bist du mit dem falschen Fuß aufgestanden oder bist du immer so?!" "Ich bin aus Prinzip so." "Wie beruhigend! Dann besteht ja keine Gefahr, dass Joey je was mit dir anfängt!" >>Als wenn ICH je wollte, dass der was mit mir anfängt! Okay, er ist zugegebenermaßen echt sexy, aber trotzdem....<< "Hör zu, mies oder nicht, ich weiß, dass du nicht schlecht aussiehst, und wenn Joey meint, dass du eine gute Vertretung für ihn bist, dann soll es mir recht sein!" "Ver-tre-tung?" Seto betonte absichtlich jede Silbe einzeln und mit einer so schneidenden Stimme, dass Peter mit einem Mal der blanke Schweiß ausbrach. "Äh....hähähä....ja....ich, eh, habe gedacht....er hätte dich schon informiert?" "Worüber hätte mich....WHEELER....informieren sollen?!" "Na, Joey kann doch nächsten Samstag nicht auftreten, weil er keine Zeit hat. Er hat beim Chef angerufen und dich als Vertretung angekündigt, verbindlich." >>Ich werde den Köter umbringen!!! Diesmal meine ich es ernst!!! Ich werde ihn aus meiner Firma werfen, egal, ob ich damit eine schlechte Note einfahre!!! Dieses Theater mache ich keine Sekunde länger mit!!! Wheeler ist ein toter Mann!!!!<< Gesagt, getan. Er knallte den Hörer auf die Gabel (das arme Telefon), warf sich eine Jeansjacke über und joggte ihn den Turnschuhen des Blonden, die ihm eigentlich ein wenig zu eng waren, zum Gebäude der Kaiba-Corporation. Miss Black vom Empfang rührte der Schlag, als ihr richtiger Boss mit einer zitronensauren Miene durch die automatische Tür gestürmt kam und ohne ein simples "Guten Tag" im Aufzug verschwand. Wie der Rachegott persönlich durchmaß er die Gänge bis zu seinem Büro, platzte hinein ins Vorzimmer, sodass Ellen erschrocken zusammenzuckte und betrat schließlich sein "Reich". Joey hatte in dem schwarzen Ledersessel platzgenommen, trug Kaibas typisches Gewand mit dem weißen Mantel darüber, der für den extravaganten Faltenwurf vermutlich dreimal gestärkt wurde, und tippte fleißig etwas auf dem Laptop. Dann betätigte er die Sprechanlage und fragte: "Ellen, haben Sie noch die früheren Unterlagen über das Spiel ,Samurai Dynasty'? Mr. Yamano hat einen interessanten Entwurf für drei neue Charaktere vorgelegt und Ideenkonzeptionen für verschiedene hinzufügbare Levels. Bringen Sie mir alles, was wir darüber haben." "Jawohl, Mr. Wheeler. Übrigens....ehem, Mr. Kaiba möchte Sie sprechen." "Ja, ich weiß. Es ist mir aufgefallen, dass er im Büro steht. Danke Ellen, das wäre alles. Und nun - hallo Seto! Was kann ich für dich tun?" "Wheeler...." "Könntest du bitte die Tür hinter dir schließen? Ich habe das Fenster auf und es zieht ungemütlich." Der Brünette schlug die beiden Flügel mit voller Wucht zu, dass es nur so krachte und fixierte seinen Gegenüber unheilvoll. "Wheeler...." wiederholte er mit zusammengebissenen Zähnen. Der Jüngere runzelte verwirrt die Stirn. "Wie jetzt? Hatten wir uns nicht gestern erst auf den Vornamen geeinigt?" "Dein hirnloser Verehrer hat bei mir angerufen...." "Welcher? Ich hab mehrere." "Der Kerl aus der Blauen Rose! Dieser....dieser Peter!" "Und?" "Was zum Teufel hat dich geritten, als du mich als deine Vertretung angemeldet hast?!?!" "....Ach deswegen bist du so gut gelaunt? Was hätte ich denn machen sollen? An dem Abend habe ich ein Geschäftsessen - und dem Projekt zufolge musst du meinen Platz einnehmen, so wenig es dir auch in den Kram passen mag. Ich würde offengestanden lieber strippen, als mit einer Handvoll stinkreicher, arroganter Firmenbosse wie du einer bist einen ganzen Abend zu verbringen!! Der Laden ist ein bekannter und schicker Club und du wirst gut bezahlt. Ich wiederhole mich gerade, glaube ich....Mach dir keine Sorgen, Seto! Du tanzt einfach zur Musik und ziehst dich dabei aus. Wo liegt das Problem?" "Jetzt hör mal zu, Wheeler!!" "Joey." "Wheeler....!" "Joey!" "Wheeler, das ist nicht der Zeitpunkt, um das zu diskutieren!" "Du magst sauer sein, okay, von mir aus, dann spiel eben den verklemmten Kleinkarierten!! Aber wenn, dann benutz wenigstens meinen Namen, ich bin schließlich kein Möbelstück!!" "....Verklemmt? Kleinkariert? Ich?!" "Stell dir vor! Mein Gott, bei deinem Körper brauchst du doch nun wirklich keine Angst haben, dass du nicht attraktiv genug wirkst! Ich bin Model und habe einen Blick für so was!" "Du kapierst es nicht, Wheeler!!!" zischte Kaiba mit Nachdruck. "Darum geht es nicht!! Aber ich werde meinen Stolz auf gar keinen Fall untergraben lassen, indem ich mich auf dieses niedere Niveau begebe!!" "Es ist bloß EIN einziger Abend, verdammt! Das wird dich nicht umbringen! Eher bricht dir dein besagter Stolz eines Tages das Genick!" "Ich werde NICHT auftreten!!" "Was stellst du dich so an? Sag bloß, du hast Angst?" Kaiba hielt es für klüger, nicht darauf zu antworten, denn der Straßenköter brachte ihn noch soweit, sich provozieren zu lassen und dann doch zuzustimmen. Er schleuderte seinen vernichtendsten Blick auf Joey, aber diesen berührte das nicht sonderlich. "Wenn es dir wirklich so unangenehm ist, alleine aufzutreten, kann ich das Treffen auch auf Sonntag verschieben, wenn es unbedingt sein muss. Strippen wir eben gemeinsam!" Er sagte das so harmlos, als spräche er davon, mal eben irgendwo an einem Kaffeekränzchen teilzunehmen, anstatt einen Strip hinzulegen. Setos Vorstellungskraft ging zu seinem Entsetzen wieder mit ihm durch und vor seinem inneren Auge tauchte ein lasziv tanzender Joey in einer Polizeiuniform auf und begann, sich langsam auszuziehen. Erst die Krawatte, die im Publikum landete, schließlich das Hemd, das verführerisch aufgeknöpft wurde und eine wunderschöne, sehnige, muskulöse Brust und einen flachen Waschbrettbauch enthüllte, die im farbigen Licht der Lokallampen sanft glänzten.... >>ZUM TEUFEL MIT MEINEN HORMONEN!!!!<< In diesem Moment trat Ellen ein, begrüßte ihren eigentlichen Chef und händigte Mr. Red-Eyes-Black-Dragon die verlangten Dokumente aus. "Und noch etwas: Ich soll Ihnen einen schönen Gruß ausrichten von Mr. Randolff. ,Power Plays' schafft es mit dem neuen Spiel garantiert aus den roten Zahlen! Übrigens hält er Sie für Setos echten Stellvertreter, sowas wie den Vize-Boss der Kaiba-Corporation. Ich habe ihn mal in dem Glauben gelassen, diese Sache mit dem Schulprojekt hätte ihn sicher nur verwirrt." "Sind Sie des Wahnsinns?!" mischte sich der Brünette ein, auf dessen Stirn sich eine steile Falte gebildet hatte. "Wie können Sie meinem alten Freund so einen Floh ins Ohr setzen?! Wheeler ist nicht der Vize-Boss meiner Firma!! Das wäre ja noch schöner!!" "Aber Mr. Randolff schien mir sehr überzeugt zu sein von seinem geschäftsmäßigen Auftreten. Sie hätten ihn wirklich sehen sollen, Mr. Kaiba! Am Donnerstagabend wurde der Vertrag unterzeichnet und Mr. Wheeler trug einen eleganten Anzug und benahm sich tadellos! Freundlicher Umgangston, aber auch fachmännisch, im Videospiel-Jargon, um noch einmal die Vorzüge unseres Konzepts zu betonen! Fabelhaft!" "Ellen, tun Sie mir einen Gefallen und hören Sie auf, Lobeshymnen auf....diesen....diesen geistig minderbemittelten Irren anzustimmen! Ich bin für sowas nicht zu haben!" "Wie Sie meinen, Mr. Kaiba." entgegnete die Sekretärin kühl, zuckte die Achseln und verschwand wieder in ihrem Zimmer. "Du bist heute echt nett, Alter! Ganz der stadtbekannte Kotzbrocken, der Prinz auf der Erbse vom Dienst! Bloß wegen deinem Auftritt? Hat dir diese Ankündigung ehrlich so die Petersilie verhagelt? Weißt du was? Ich zeige dir einfach mal, dass nichts dabei ist, in einem angesehenen Club wie der ,Blauen Rose' die Hüllen fallen zu lassen!" Er betätigte erneut die Sprecheranlage und erklärte: "Ellen, ich werde heute mal früher aufhören. Rufen Sie in der Villa an und sagen Sie der Köchin Bescheid, dass Sie das Abendessen schon um sieben servieren kann, anstatt erst um viertel nach acht. Danke!" Dann winkte er Seto, ihn zu begleiten und der Jungmillionär gehorchte irritiert, denn er konnte sich nicht vorstellen, wie Wheeler ihn überzeugen oder wie er ihm beweisen wollte, dass es nichts Anrüchiges war, in einem Lokal mit einem doch einigermaßen gehobenen Niveau zu strippen. Wenig später hatten sie das Apartment des Blonden erreicht, in dem Kaiba nun schon seit fünf Tagen lebte, den heutigen miteingeschlossen. "Ach, sorry, du hast ja den Schlüssel." Der Siebzehnjährige fummelte den Türöffner mit der Plüschschildkröte aus der Hosentasche und sperrte missmutig auf. "Wie kommst du eigentlich zu diesem albernen Tier? Als Model solltest du lieber einen schickeren Anhänger haben - mit deinem Namen zum Beispiel, oder eine Monsterfigur von deiner Lieblingskarte. Aber diese Schildkröte ist einfach nur lächerlich!" "Das mag ja sein, du Giftspritze, aber ich habe sie von meiner Schwester bekommen, also bleibt sie da, wo sie ist! Habe ich mich vielleicht darüber beschwert, einen Teddybär in meinem Bett zu haben?" "Teddybär? Welcher Teddybär?!" "Nun frag nicht so blöd, der in deinem Bett, den Mokuba dir geschenkt hat! Ist der nicht auch sehr Kaiba-untypisch, kindlich und ein bisschen albern?" "Das ist was anderes!" "Ach ja??? Warum denn?" "Ich schleppe ihn nicht in der Öffentlichkeit mit mir herum, du Trottel! Aber sobald du mit deinem Schlüsselbund in der Gegend herum klimperst, muss man dich ja für ein großes Baby halten! Vor Publikum sollte man eine gewisse Würde an den Tag legen, besonders, wenn man medienpräsent ist, so wie du!" "Mannomann, warum musst du bloß ständig so miesepetrig und humorlos sein? Die Leute mögen es, wenn man zu solchen Sachen steht, aber davon hast du ja keine Ahnung, du hast ja noch nie in deinem Leben versucht, auf andere Leute sympathisch zu wirken!" "Ich lass dich gleich hier draußen stehen, wenn du so weitermachst, Wheeler!!" "Ich heiße ,Joey', zum Donnerwetter! Ich habe es satt, von dir mit dem Nachnamen angesprochen zu werden! Nun komm schon, Seto - sei nicht so stur, wir hatten uns doch bereits geeinigt!" Aber der Ältere antwortete nicht, er schob sich in die Wohnung und der Sechzehnjährige musste eiligst hineinschlüpfen, um nicht tatsächlich ausquartiert zu werden. Er sah sich eine Weile in seinen vier Wänden um und nickte zufrieden. "Prima, alles so, wie ich es zurückgelassen habe....allerdings könntest du mal putzen!" bemerkte er grinsend und wischte mit dem Finger über den DVD-Player im Wohnzimmer, auf dem sich eine Staubschicht gebildet hatte. "Sehe ich aus wie eine Reinigungshilfe?!" "Das nicht gerade, aber obwohl ich ein Model bin und es mir leisten könnte, beschäftige ich keine - wie hast du das so hochgestochen ausgedrückt? - Reinigungshilfe. Ich mache es selbst, denn selbst ist der Mann, wie es so schön heißt. Außerdem wäre das eine ziemlich unnötige Geldausgabe, schließlich habe ich ja keine Riesen-Villa zu reinigen. Dir fällt bestimmt kein Zacken aus der Krone, wenn du mal einen Staubwedel in die Hand nimmst!" "Ohne mich, Köter. Ich werde mich doch nicht dazu herablassen, dein Apartment auf Hochglanz zu bringen? Wofür hältst du mich eigentlich? Wenn, engagiere ich eine Scheuerfrau! Die kann sich dann meinetwegen darum kümmern!" "Ah so, der große, chemisch gereinigte, mit supergestärkten Mänteln herumlaufende Seto Kaiba will sich nicht die zarten Händchen schmutzig machen? Na ja, wen wundert's, wo du zu Hause vermutlich noch einen Schürsenkel-Zubinder hast!" "So, du hast also einen eingestellt? Hätte mich auch gewundert, wenn jemand mit deinem mickrigen Erbsenhirn seine eigenen Schuhe binden könnte!" Joey biss fest die Zähne aufeinander und schluckte seine aufkeimende Wut hinunter. Er hatte, um ehrlich zu sein, gar keine Lust auf Streit und beschloss statt dessen, das zu holen, was er für seine Überzeugungsarbeit brauchen würde und begab sich zum Schlafzimmer. Als er nach geschlagenen fünf Minuten immer noch nicht zurück war, ging Kaiba nachsehen, der sich insgeheim darüber ärgerte, seine schlechte Laune an dem Blonden ausgelassen zu haben, ein Gedanke, über den er sich noch mehr ärgerte, was seinen Gemütszustand letztendlich nicht verbesserte. Der Jüngere stand neben dem Wasserbett und starrte ungläubig auf die Laken. Was war denn mit dem los? War der Leibhaftige persönlich vor ihm erschienen oder waren kleine grüne Männchen vom Mars gelandet? "He, Wheeler, was ist?" Der Angesprochene wandte sich betont langsam zu dem Brünetten um und zeigte ein anzügliches Grinsen, das Seto nicht recht gefiel, zumal es ihn nichts Gutes ahnen ließ. "Sag mal, Kumpel, du möchtest mir nicht eventuell erklären, was die aktuelle Ausgabe der ,Playgirl' da zu suchen hat? Noch dazu, wo sie auf den Seiten aufgeschlagen ist, auf denen meine Fotos zu sehen sind. Nun? Ich warte." Kaiba musste in dieser Sekunde feststellen, dass er keinen Schutzengel mehr hatte, sondern bloß noch einen Schutzteufel, der sich auf seine Kosten genüsslich ins Fäustchen lachte. Ihm brach unweigerlich mehr Schweiß aus, als er brauchen konnte. "Äh...." >>Sehr intelligente Antwort! Das ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um gehirnlahm zu sein, verflixt! Okay, was sage ich am besten? Es muss überzeugend klingen....<< "....also ich...." >>Und weiter komme ich heute wohl nicht mehr, oder?! Klasse, Seto, blamier dich ruhig, noch schlimmer kann der Tag kaum werden! Erklär Joey einfach, dass du ihn wirklich verdammt heiß und erotisch findest und nicht widerstehen konntest, dir die Bilder noch mal anzuschauen! Perfekt - und danach geb ich mir die Kugel!<< "....ich....äh...." >>Das ,äh' hatte ich doch gerade vorhin erst! Na wunderbar, Genialität gleich null! Mir fällt nichts ein! Ich habe das Gefühl, meine Zunge ist festgewachsen! Mein Kopf ist total leer, das ist mir noch nie passiert! Verflucht!!!<< Joey, dem Setos sichtliche Verzweiflung über seine Sprachlosigkeit ziemlich gefiel, grinste noch breiter und entschied sich, dem sonst so eisigen Firmenleiter mal ein bisschen einzuheizen. Er trat näher an den anderen heran und schob sein Bein sanft gegen den Schritt des Braunhaarigen, der bei dem Kontakt scharf die Luft einzog und den Eindruck hatte, dass sich soeben der letzte Rest seiner Gehirnaktivität verabschiedete. >>Was zum Teufel macht dieser Kerl da?! Oh Gott....das fühlt sich verboten gut an! Bin ich eigentlich noch zu retten?! Ich meine, ich lasse mich hier von Wheeler....hmmmm....ich meine Joey....anbaggern....!<< "Könnte der Grund für dein Interesse an den Fotos etwa der sein, dass ich dir gefalle?" erkundigte sich der Blonde lauernd und Kaiba verwünschte die Tatsache, heute morgen überhaupt aufgestanden zu sein. "Äh...." >>Ich HASSE dieses idiotische, nichtssagende Wort!!!!! Aber was soll auch schon dabei rauskommen, wenn mein Verstand gerade in die Hose wandert?!?!<< Dem braunäugigen Duellanten war mit einem Mal aber ebenfalls etwas zu warm. Seto, der für den Verlauf des Sozi-Experimentes auf einen fremden Kleiderschrank angewiesen war, trug ein weißes T-Shirt und eine schlichte Jeans, die Joey immer ein bisschen zu groß gewesen war, aber dem Siebzehnjährigen passte sie wie angegossen und brachte seine langen, schlanken Beine voll zur Geltung, sowie die anmutig geschwungenen Hüften. Was das Hemd betraf, so war es wiederum zu klein für Kaiba und lag eng wie eine zweite Haut an diesem durchtrainierten, muskulösen Oberkörper mit den breiten Schultern und den sehnigen Armen. Der Imperiumschef war angespannt, aber seine herrlichen saphirblauen Augen fixierten seinen Gegenüber dennoch unerbittlich. Seine weichen Lippen schimmerten feucht und Joey spürte mit Schrecken, wie sich bei ihm etwas regte. >>Scheiße!! Was muss er auch so unglaublich scharf aussehen?!?! Das ist doch nun wirklich unfair, sowas!! Und da soll man standhaft bleiben!!!<< >>Ich muss hier raus, ich muss hier raus!!! Wenn ich nicht gleich verschwinde, dann....dann werde ich wahrscheinlich über ihn herfallen!! Wenn er bloß sein Bein wegnehmen würde!! Wow....und dieser Mund....<< Die befürchtete Katastrophe (Ich hör hier immer Katastrophe) trat jedoch nicht ein, denn es klingelte an der Wohnungstür, laut, schrill und aufschreckend. Die beiden fuhren auseinander, Seto krallte sich das Magazin und stopfte es in den Papierkorb und der Blonde öffnete. Draußen stand ein völlig ahnungsloser Briefträger und das nebenberufliche Fotomodell war sich irgendwie nicht ganz sicher, ob es jetzt erleichtert sein oder den Kerl in die westliche Hemisphäre befördern sollte. Er nahm die Post entgegen und stolperte auf leicht wackeligen Beinen in das Apartment zurück. Kaiba war aus unerfindlichen Gründen damit beschäftigt, den DVD-Player abzuwischen, wobei er Joey demonstrativ den Rücken zuwandte. Dieser entzifferte indessen den Absender des Briefes: "Domino City Film-and-TV-Productions". Seltsam. Was konnten die von ihm wollen? So - wer will jetzt den Postboten erschießen? Bitte Nummer ziehen und hinten anstellen! *gg* Kapitel 10: Erste Woche, Freitag (Teil 2) ----------------------------------------- Hallo, Ihr Lieben!!! *strahl* *alle Kommi-Schreiber feste drück* DANKE!!!!! Ich bin ja so happy! *Postbote sich reinschleicht* Autumn: "Was willst denn du hier?!?!" Postbote: "Ich bin einer Kettensäge, einem Flammenwerfer, einem Schwert, einem Dolch, einem Pfeilhagel, einem tollwütigen Hund, einer Dampfwalze und ähnlichem entronnen und deine Leser wollen mich immer noch ermorden!!!" Autumn: "Was kann denn ich dafür, dass du gerade im falschen Moment auftauchst?" Postbote: "Du hast es doch geschrieben!!!" Autumn: "Ich habe dir aber auch gesagt, was dir blüht, wenn du mir in die Szene platzt!" Postbote: *grummel* Autumn: *Postboten packt und irgendwo einsperrt* "So - damit du nicht wieder im falschen Augenblick kommst! Also, hier ist das neue Kapitel! Ich schätze, man wird merken, dass ich in letzter Zeit zu viel Kamikaze Kaitou Jeanne gelesen habe....aber als Inspirationsquelle hat es wirklich geholfen! Übrigens möchte ich noch erwähnen, dass der Striptease erst am Samstag der ZWEITEN Woche stattfinden wird, Ihr müsst Euch noch gedulden! Von der ersten Woche war nirgendwo die Rede! Aber wenn Ihr mir bis dahin treu bleibt....Und nun viel Spaß beim Lesen!" Postbote: "WAS IST MIT MIR?!?!" Autumn: "Du bleibst da, wo du bist!!!" Kapitel 5, Zweiter Teil: Erste Woche, Freitag Joey öffnete den Briefumschlag und las gründlich durch, was die Film- und Fernsehfirma denn nun für ein Interesse an ihm haben könnte, während Kaiba ab und zu mal über die Schulter spitzte, um anhand einer Gesichtsveränderung erkennen zu können, was auf dem Zettel stand. Ein breites Grinsen teilte die Lippen des Blonden und er sah aus wie ein wandelnder Christbaumengel. Dann stieß er einen Freudenschrei aus und tanzte durch die Wohnung. "Hat dich was gebissen, Wheeler, oder warum fällst du jetzt in die infantile Phase zurück?" "Ich freue mich, du Eisberg! Kein Wunder, dass du das nicht kapierst! Es ist so cool! Ich habe ein Rollenangebot bekommen!" "DU?!" "Mein Gott, das klingt ja wieder, als wäre ich der letzte Mensch! Stell dir vor, ICH!! Erlaube mir, dir vorzulesen: ,Sehr geehrter Mr. Wheeler, wir befinden uns schon seit geraumer Zeit auf der Suche nach einem geeigneten Darsteller für eine unserer Hauptfiguren und nachdem wir Sie auf einer Modenschau entdeckt haben, möchten wir anfragen, ob Sie eventuell Interesse hätten. Der Roman ,Interview mit einem Vampir' von Anne Rice dürfte Ihnen ja bekannt sein, ebenso die amerikanische Filmadaption mit Tom Cruise als Lestat und Brad Pitt als Louis. Unsere Firma hat sich nun die Rechte an dem Stoff gesichert und wir planen, das Ganze als TV-Serie umzusetzen. Wenn Sie diese Chance nutzen wollen, melden Sie sich bitte per Telefon und erscheinen nächsten Dienstag zum Vorsprechen für die Rolle des Lestat. Hochachtungsvoll....' Na, da bist du platt, was? Ich mache Karriere!" "Aussehen allein macht es aber nicht, Wheeler, man muss auch schauspielern können und ich glaube, da hapert es bei dir gewaltig!" "Punkt 1: Hör endlich auf, mich mit meinem Nachnamen anzusprechen, das fängt an zu nerven! Punkt 2: Ich war in der Mittelschule in der Theater-AG und habe ihr keine Schande gemacht! Punkt 3: Du bist bloß neidisch! Und Punkt 4: Ich finde, du wärst ein hinreißender Louis!" "Bist du bescheuert?!" "Nein, warum denn? Das ist nur ein harmloser kleiner Vorschlag, kein Grund, mir gleich ins Gesicht zu springen! Du bist manchmal echt empfindlich!" "Wheeler, auch nur der Gedanke, dein Filmpartner zu sein, treibt mir das Frühstück wieder hoch! Ich verzichte dankend!" "Ich halt's nichts aus....Seto, ab jetzt ist Schluss mit meinem Nachnamen, hast du kapiert?! Warum sträubst du dich bloß so dagegen? Lass mich raten: Du bist immer noch sauer, weil ich dich über deinen Kopf hinweg in der Blauen Rose angemeldet habe, stimmt's? Kindischer geht's wohl nicht mehr! Wenn ich dich gefragt hätte, hättest du nein gesagt!" "Unter Garantie, Köter! Punkt 1: Ich bin sauer auf dich und zwar ziemlich! Punkt 2: Ich bin nicht neidisch auf diese blöde Rolle, denn ich hasse den Roman und den Film sogar noch mehr! Punkt 3: Deinetwegen wird meine Firma den Bach runtergehen! Und Punkt 4: Ich kann dich nicht ausstehen!!" Damit schritt er zur Tür, öffnete sie schwungvoll, wies mit ausgestrecktem Arm nach draußen und befahl eisig: "Raus!!" "Du wirfst mich aus meiner eigenen Wohnung???" "Du hast es erfasst!" "Soso, und wer von uns beiden ist jetzt übergeschnappt? Allmählich reicht's mir wirklich! Ich kann schließlich nichts dafür, dass unsere Schule dieses dämliche Sozi-Experiment veranstaltet und wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte dieser ganze blöde Schnickschnack überhaupt nie stattgefunden! Aber da die Dinge nun mal so sind, wie sie sind, bleibt uns nichts anderes übrig, als damit zu leben und diese verfluchte Angelegenheit so gut als möglich über die Bühne zu bringen!! Also hör endlich auf, dich weiterhin wie ein blasierter, empfindungsloser, menschenverachtender Eiszapfen zu benehmen, du Idiot!! Und da wagst du, zu behaupten, du stündest nicht mehr im Schatten deines verhassten Vaters!!" Joey hatte sich in Rage geredet und wie sich zeigte, ließen seine Worte Seto keineswegs kalt. Zorn blitzte in seinen blauen Augen auf und dem Blonden wurde klar, dass er zu weit gegangen war. Das attraktive Antlitz verwandelte sich in eine von Wut verzerrte Maske und bevor der Sechzehnjährige recht begriffen hatte, was geschah, hatte sich der Ältere bereits auf ihn gestürzt und rangelte sich nun mit ihm auf dem Teppich. "Was denkst du dir eigentlich, du verdammter Mistkerl?!" zischte der Firmenchef. "Ich habe mich mit eigener Kraft von Gozaburo befreit und ihn in die Knie gezwungen!! Ich habe gelitten und mich von allen menschlichen Gefühlen, von Liebe, Wärme, Freundschaft, zurückgezogen, um ihn vernichten zu können!! Erzähl mir nicht, ich würde immer noch in seinem Schatten leben!!" Joey, der sich gerade zuunterst befand, stemmte den anderen von sich weg und presste hart hervor: "Es ist die Wahrheit!! Gozaburo wollte einen perfekten Geschäftsmann aus dir machen, einen emotionsarmen, unfreundlichen, herablassenden, selbstgefälligen Bastard wie er selbst einer war!!! UND?! Es ist ihm doch geglückt, oder nicht?!?!Du sagst, dass du dich erfolgreich gegen ihn gewehrt hast!! Ach ja?! Und warum bist du dann genauso, wie er dich immer haben wollte?! Du kannst nicht dazu stehen, dass du es trotz all deiner Versuche immer noch nicht geschafft hast, ihn in deinem Herzen zu zerstören!!" "Sei still, sei still, Straßenköter!!" Kaiba drückte ihn fest auf den Boden und fixierte ihn unheilvoll; sein Atem war keuchend und feiner Schweiß stand ihm auf der Stirn. Sein plötzlicher Gefühlsausbruch hatte ihn erschöpft. "Ich habe ihn bezwungen!!" "Nein, hast du nicht....weil du....schwach bist...." Der Siebzehnjährige hielt inne und starrte auf seinen Rivalen hinunter, der ihn mit seinen tiefen braunen Augen musterte, aber nicht feindselig oder erbost, wie er erwartet hatte. In seinem Blick lag etwas, das ihm einen Schauer über den Rücken jagte, weil er nicht damit umgehen konnte: Mitgefühl....und das Bedürfnis, ihn in die Arme zu nehmen und zu trösten. Außer Mokuba hatte ihn bisher niemand so angesehen....er wusste, wie man auf Kaltschnäuzigkeit, auf Hochmut und Heuchelei reagierte, denn das waren die Waffen der Geschäftswelt. Aber was sollte er erwidern auf Joeys sachlich gemachte Feststellung? Der Jüngere erhob sich langsam und setzte sich auf, Seto sass ihm gegenüber. Ohne es sich zweimal zu überlegen, legte Joey seine Arme um den Braunhaarigen und drückte ihn sanft an sich. Kaiba, der eine so vertrauensvolle Berührung normalerweise nie zugelassen hätte, versteifte sich darunter. Seine Kehle war wie zugeschnürt und als sein Mitschüler ihm über den Rücken streichelte wie einem Kind, eine Zärtlichkeit, die er nie erfahren hatte, explodierte etwas in seinem Inneren und seine lang - viel zu lang - unterdrückten Tränen brachen hervor. In diesem einen Moment, aufgewühlt und an seine eigene Schwäche erinnert, zersprang ein Bollwerk in ihm und er ließ sich in ein Paar starker Arme fallen, die ihn umschlossen und nicht losließen. Der Blonde spürte seine jähe seelische Erschütterung und flüsterte: "Bisher hast du nur dir selbst und Mokuba vertraut, aber das genügt nicht. Aber du hast den Mut verloren, der nötig ist, um anderen Menschen sein Herz zu öffnen und du weißt nicht, was Liebe ist, weil es dir niemand beigebracht hat. Aber dass dir nichts nahe geht, dir alles egal ist....du kannst dich nicht auf ewig selbst belügen!" Er packte Seto an den Schultern und zwang ihn, ihn anzusehen. Das saphirfarbene Blau schimmerte durchsichtig, denn er weinte. Langsam perlte eine Träne über seine Wange und Joey wischte sie behutsam fort. Seinen einstigen Kontrahenten in diesem Zustand zu erleben, erstaunte ihn, aber gleichwohl berührte es ihn auch, denn nun erkannte er deutlich, dass der Jungmillionär sich zwar dagegen gesträubt hatte, ihm aber dennoch Vertrauen entgegenbrachte, ohne es zuzugeben. "Du bist nicht allein, Seto....Mokuba ist für dich da. Und ich auch. Wir beide werden dir helfen, aus Gozaburos Schatten herauszutreten. Aber wir können es nicht schaffen, wenn du nicht mithilfst." "Wieso....?" "Wieso was?" "Wieso bist du so? Nach allem, was ich dir angetan habe, müsstest du mich hassen...." erklärte der Firmenchef und betrachtete verwirrt seine feuchten Hände, mit denen er sich durch das Gesicht gefahren war. Wie lange war es her, seit er sich seinen Schmerz von der Seele geschluchzt hatte? Er hatte noch nie vor jemandem geweint, nicht einmal vor seinem Bruder.... "Tja....das habe ich dir längst verklickert, Alter. Weil ich dich gar nicht mal so übel finde! Es wird wirklich Zeit, dass du ehrlich zu dir bist und dich nicht ständig in dein persönliches Schneckenhaus verkriechst! Und was soll ein Drache auch in einem Schneckenhaus? Hm? Du solltest lieber im Freien mit einem Hund spielen!" Diese Verwendung ihrer Spitznamen entlockte Kaiba ein Schmunzeln, als Joey plötzlich anfing, ihn zu kitzeln. Der Größere versuchte, auszuweichen, aber der Blonde erwies sich als ziemlich geschickt und gewandt. Wie ein paar Vierjährige kugelten sie über den Boden und schließlich konnte Seto nicht mehr anders, und brach in Gelächter aus. Ein unheimlich schönes Gefühl breitete sich in seinem gesamten Körper aus, von den Zehenspitzen angefangen bis hinauf in den Kopf; ein seltsames Prickeln durchrann ihn und es schien ihm, als sprenge dieses heitere Lachen eine weitere Kette um sein Herz. Nie hätte er geahnt, dass Lachen so wundervoll sein konnte. Joey grinste glücklich und musterte den anderen zufrieden. Wie verändert er aussah, wenn die Starre von ihm abfiel - noch schöner als sonst und viel jungenhafter, ein bisschen frech sogar. "Na? Wusste ich es doch! Du siehst wirklich süß aus, wenn du lachst! Wie ist es?" "Etwas ungewohnt....aber....angenehm. Sehr angenehm." Eine lange Stille senkte sich auf die beiden jungen Männer herab und keiner fand die richtigen Worte, um auszudrücken, was sie gerade bewegte, denn mit einem Mal, überraschend und erstaunlich zugleich, füllte ihre Zweisamkeit sie komplett aus. Mr. Red-Eyes-Black-Dragon neigte sich zu dem immer noch neben ihm liegenden Meisterduellanten hinüber und betrachtete ihn eindringlich, als sähe er ihn zum ersten Mal. "Seto...." "....Joey....?" Der Angesprochene rollte sich auf den geschmeidigen Körper unter sich, bis seine Lippen fast die seines Gegenübers berührten. Kaiba atmete einen berauschenden Duft von Zitrusfrüchten ein - offensichtlich sein Shampoo - und tauchte ungewollt aber bestimmt in das schmelzende Schokoladenbraun des verführerischen Schönlings ein, der er zweifellos war. Wie hypnotisiert starrten sie einander an, das Haus um sie herum hätte bis auf die Grundmauern niederbrennen können, es wäre ihnen nicht aufgefallen. Aber das Schicksal schien ihnen nicht wohlgesonnen zu sein, denn da klingelte das Firmenhandy. Joey stieß einen Fluch aus, stand missmutig auf und schnappte sich das Telefon. Am anderen Ende der Leitung war Ellen. "Mr. Wheeler? Entschuldigen Sie, dass ich außerhalb Ihrer Geschäftszeit anrufe, aber....es geht um Ihre Schwester!" "Was ist mit Serenity?! Reden Sie schon!" "Sie hatte einen Unfall in der Wohnung Ihrer Mutter! Sie ist die Treppe hinuntergestürzt!" Das Gesicht des Sechzehnjährigen versteinerte und wurde bleich wie der Tod. Seine Fingerknöchel umschlossen den Hörer so fest, dass sie beinahe weiß wirkten. Ellens Stimme drang wie von weit her an seine Ohren. "Sie befindet sich bereits im Krankenhaus, aber der zuständige Arzt sagt, dass es ein unglücklicher Sturz war! Ihre Mutter will Sie auf der Stelle sehen!" "Natürlich." erwiderte er monoton, griff sich seinen Schlüssel und berichtete Seto in Telegrammkürze, was geschehen war. "Also dann....bis Montag in der Schule!" Damit verschwand er durch die Tür und das Geräusch seiner Schritte verstummte nach und nach. Der Brünette blieb zurück, irritiert und erschrocken, denn die kleine Serenity hatte ihn in ihrer unbekümmerten, fröhlichen Art sehr an Mokuba erinnert. Und er war sich im Klaren darüber, was es bedeutete, sich um seine Geschwister zu sorgen. Er hockte sich auf einen Sessel und dachte nach. Die letzten Minuten hatten sein Innerstes in ein völliges Chaos verwandelt, denn nicht nur, dass er im raschen Wechsel von Kummer in Lachen gefallen war, Auslöser dessen war ausgerechnet Wheeler. Der Köter hatte ihm Kontra geboten und seine Mauer durchbrochen. Er fühlte sich seltsam wund und roh, denn es war ihm, als hätte der Blonde ohne Hemmung auf seine Schwäche geblickt und somit ein vernichtendes, weil wahres, Urteil über ihn gesprochen. Wheeler kannte ihn so, wie er in seinem tiefsten Selbst war - und er hatte ihn nicht zurückgestoßen, sondern aufgefangen. Wie lange schon hatte er sich nach einem Menschen gesehnt, der seine Einsamkeit und seine Verzweiflung nicht ausnutzte, sondern ihn akzeptierte, einen Menschen, dem er nicht immerzu den eiskalten Geschäftemacher vorspielen musste und der ihn auch als gleichwertigen Mann betrachtete....Sicher vertrat Mokuba diesen Aspekt, aber Seto wollte nicht nur als Bruder, sondern auch als Mann geliebt werden.... Er stieß einen Seufzer aus und fuhr sich nachlässig durch sein dunkles Haar, das durch die Rangelei ein wenig aus der Fasson geraten war. Die wenigen vergangenen Tage hatten ihm den verlausten Kläffer in einem gänzlich anderen Licht gezeigt und nun hatte er ihm gegenüber seinen Gefühlen nachgegeben....was war bloß los mit ihm? Nun ja....eigentlich war Joey gar kein "verlauster Kläffer", sondern ein temperamentvoller, selbstbewusster und starker Mensch, der sich nicht unterkriegen ließ und sich durchbeißen konnte....manchmal ein heilloser Angeber und Besserwisser und nicht immer die Leuchte vom Dienst, aber....ein netter Kerl. Welch ein Sinneswandel, wenn er sich vor Augen hielt, wie er noch vorige Woche über Joey gedacht hatte! Konnte das sein....? Mochte er ihn? Oder war da....sogar noch mehr....? Jessica war sehr erleichtert, als ihr Sohn im Krankenhaus erschien und er nahm neben ihr Platz und fragte sie nach allen Einzelheiten des Unfalls. "Ich weiß nicht mehr genau....es ging alles so schnell und bevor ich mich versah, lag Serenity zusammen gekauert am Fußende der Treppe....ich hoffe, sie schafft es! Sie muss es einfach schaffen!" Sie presste sich in die herzliche Umarmung Joeys, der beruhigend auf sie einredete und im Stillen ein Gebet begann. Endlich, nach einer ewig scheinenden halben Stunde, trat der Arzt an die Wheelers heran. "Ihre Tochter ist über den Berg. Wäre sie noch unglücklicher hingefallen, hätte Sie sich das Genick brechen können. Das ist gerade noch einmal gut gegangen. Sie möchte gerne ihren Bruder sehen." "Okay." Jessica blickte dem Duellanten lächelnd hinterher. Wie froh war sie, dass ihr Kind außer Gefahr war! Früher hatte es sie geschmerzt, dass Serenity immer erst nach ihrem Onii-san rief, wenn sie Probleme hatte, doch mittlerweile hatte sie verstanden, wie tief die Bindung der beiden Geschwister war und so hatte sie sich damit abgefunden, dass sie für das Mädchen erst der zweitwichtigste Mensch in ihrem Leben war. Der Sechzehnjährige schlüpfte indessen in den hellen, freundlichen Raum und all seine Befürchtungen fielen von ihm ab, als Serenity ihn mit einem vergnügten "Willkommen" begrüßte. Ihr Hals steckte in einer dicken Krause. "Wie kannst du mich nur so erschrecken, Schwesterchen! Freude und Angst liegen heute irgendwie nah beieinander!" "Wie meinst du das?" "Na ja - ich habe ein Filmangebot bekommen!" "Was, ehrlich? Das ist ja toll! Herzlichen Glückwunsch, großer Bruder! Dann wirst du jetzt also eine international bekannte Berühmtheit!" "Übertreib nicht immer gleich so!" "Was ist es denn für eine Rolle?" "Kennst du ,Interview mit einem Vampir'? Ich soll mich für das Vorsprechen für den Lestat melden!" "EINE HAUPTROLLE?!?!" schrie Serenity so laut, dass ihr Bruder und ein Großteil der Hospitalangestellten vor Schreck zusammenfuhren. "Und dann auch noch Lestat! Ach, wie aufregend! Ich liebe den Roman und den Film! Wobei ,Interview mit einem Vampir' ja bloß einer von drei Romanen aus der ,Chronik der Vampire' ist. Hab ich alle gelesen!" "Ist der Film nicht erst ab 16? Wann oder wo hast du den gesehen?! Und die Bücher, woher hast du die?!" "Alles von Tea! Ich gebe ja zu, ab und zu habe ich mich wirklich schrecklich gegruselt, aber trotzdem sind die Romane toll und auch der Film! Am besten gefällt mir ja das zweite Buch aus der Chronik, ,Der Fürst der Finsternis'. Da werden Lestats Gefühle gegenüber Louis richtig beim Namen genannt....hm, klasse!" "...." Joey war von dieser begeisterten Schwärmerei sichtlich erstaunt und er fing an, sich zu fragen, ob er nicht irgendeines von Serenitys Hobbys außer Acht gelassen hatte. >>Singen und Musik hören: check! Tanzen: check! Lesen: check! Kochen: check! Mangas und Animes: check! Aber Horror?!?!?! Hab ich irgendwas nicht mitgekriegt?!?!<< "Offengestanden, Fanfictions mit dem Thema liebe ich mindestens genauso! Tea und ich verschlingen fast alles, was es darüber gibt!" "Ich wusste gar nicht, dass du ein Horror-Fan bist...." "Wer redet denn hier von Horror??" "....Hä? Ja, du! Oder vielleicht doch nicht?" "Nein, Onii-san! Ich rede von Shonen-Ai!" >>WIE BITTE WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAS?!?!?!?!?!?!?!?!?!?!?!?!<< "Deshalb bin ich auch immer happy, wenn ich in deiner Wohnung bin! Du hast wirklich eine super Sammlung an Manga-Titeln, die mein Lieblingsthema behandeln! Gravitation, Zetsuai, Yami no Matsuei, Fake, New York New York, Lumen Lunae....und in dem Schrank daneben sind auch noch welche drin, du weißt schon, der mit der Glasfront! Aber der ist zugesperrt...." >>.......Hehe....was auch sonst???? Den sperre ich immer ab, wenn ich weiß, dass sie vorbeikommt! Ich meine, da sind Sachen drin wie Kizuna und Ludwig II. und ein Haufen Doujinshis, die nicht unbedingt jugendfrei sind....da fällt mir ein....vielleicht sollte ich Yami no Matsuei auch da reintun....da gibt's stellenweise Szenen....Moment mal!!! Meine Schwester hat gerade zugegeben, dass sie Shonen-Ai-Fan ist!!!!<< "Es ist ärgerlich, dass ich erst 14 bin, sonst könnte ich auch die etwas intensiveren Storys lesen, aber ich glaube, da würde Mutter einen gewaltigen Aufstand machen...." >>ABER HALLO!!!! NICHT NUR SIE!!!!<< "....Aber sag mal, Bruderherz....es ist für einen Mann ziemlich ungewöhnlich, dass er sich für das Genre Shonen-Ai oder Yaoi interessiert! Wie kommt es, dass du das magst? Ich hatte bisher angenommen, du stündest mehr so auf Action-Sachen wie zum Beispiel Bastard...." >>Hol gaaaaaaaanz tief Luft, Joey....! Du solltest ihr am besten gleich reinen Wein einschenken, sonst verkomplizierst du die Lage nur unnötig! Mein Gott, da liebt sie Shonen-Ai und schwingt große Reden darüber, aber dann ist sie wieder zu naiv, um zu verstehen, wie solche Comics in meinem Schrank landen bzw. wieso....! Mann, was habe ich nur verbrochen, dass ich so gestraft werde?!<< "Also, die Sache ist folgendermaßen, Schwesterchen....ich bin....eh....homosexuell." "NEIN!!!" "Doch." "...." "....Serenity?" "Oh wow, wie COOL!!!! Wenn das so ist, dann verkuppele ich dich mit Kaiba-san!!!" >>Ach nee....Augenblick mal, WAS?!?!?!?!?!?!?!<< Joey, der kurz davor war, die Bodenfließen zu küssen, hielt sich am Bett fest und rang um seine Fassung. Schließlich blickte er seine jüngere Schwester perplex an und erkundigte sich mit verdächtigem Sanftmut in der Stimme: "Wie kommst du ausgerechnet auf Seto?" "Na ja, er streitet doch normalerweise mit dir....außerdem fängt er meistens auch damit an und versucht, deine Aufmerksamkeit zu erlangen. Dafür, dass Kaiba-san es eigentlich vorzieht, so wenig wie möglich mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, gibt er sich bei dir erstaunlich viel Mühe! Davon abgesehen ist er ebenfalls schwul." "WOHER WEIßT DU DAS?!?!?!" "Ich hab doch Augen im Kopf! Als du uns am Mittwoch besucht hast, konnte man direkt mit verfolgen, wie er dich buchstäblich mit den Blicken ausgezogen hat! Und jetzt, da du mir gesagt hast, dass du homosexuell bist, Onii-san, steht eurem Glück nichts mehr im Wege!" "Äh, Schwesterchen, ich glaube nicht, dass Seto und ich zusammenpassen...." "Letzte Woche hast du ihn noch ,Kaiba' genannt und jetzt ,Seto'! Durch euer Sozi-Experiment hast du ihn viel besser kennen gelernt, neh? Ich finde, ihr wärt ein Super-Paar!" !KRACH! "Joey? Was machst du denn da unten? Ist dir nicht gut?" "....Wie kommst du darauf?!" "Ha!" Das kleine Zimmer neben dem Schlafraum, das Kaiba ursprünglich für eine Abstellkammer gehalten hatte, zeigte, dass es erstens doch weitaus größer war als eine Kammer und darüber hinaus über ein paar Fitnessgeräte verfügte - unter anderem ein Trainingsrad und einen Sandsack, den der Brünette gerade mit bandagierten Fäusten bearbeitete. Er war wütend auf sich selbst, weil er Joey, seinem "Feind" (Wer soll ihm das eigentlich noch abkaufen?!), seine zweite Seite bewusst offenbart hatte....und das nur, weil der Kerl einen einfachen, simplen Satz gesagt hatte, der jede Gegenwehr im Keim erstickt hatte.... "....Weil du....schwach bist...." Ein weiterer Hagel Schläge ergoss sich auf den Sandsack, der wild in seiner Halterung hin und her schlenkerte und mit jedem Treffer wurden die Attacken aggressiver. Was zum Teufel hatte er sich dabei gedacht?! Er vertraute niemandem und er brauchte niemanden!!! Verflucht sollte er sein, dieser dämliche Straßenköter mit seinem unwiderstehlichen Lächeln und seinen wunderschönen Augen!! Verflucht sollte alles sein, was er in den letzten Tagen erlebt hatte - das verlorene Duell, die Entschuldigung in Form von Nougat-Schokolade mit dem süßen Brief, die Fahrt auf dem Motorrad und das Foto-Shooting, die Sache mit der Eiscreme, die Mund-zu-Mund-Beatmung, die Konfrontation im Krankenhaus, die damit geendet hatte, dass sie sich mit dem Vornamen anreden wollten und schließlich das, was heute geschehen war, das übliche Wortgefecht wegen dem Striptease, die peinliche Angelegenheit mit den Fotos, die Rauferei und der Moment, in dem Joey seine Mauer, seine Fassade zerbrochen und ihn getröstet hatte....und natürlich das Kitzeln, bis er, Seto Kaiba, in Gelächter ausgebrochen war, erfüllt von einer seltsamen Geborgenheit, welche die Nähe des Blonden im vermittelt hatte.... Er drehte sich blitzschnell um die eigene Achse und kickte hart gegen den Sandsack, noch einmal und noch einmal. Er hatte mit Joey gezankt. Er hatte sich mit ihm duelliert. Er hatte mit ihm geflirtet. Er hatte ihm im Schwimmbad das Leben gerettet. Er hatte sich Sorgen um ihn gemacht. Er hatte sich die Kalender und später sogar die Bilder in der "Playgirl" angesehen. Er hatte sich mit ihm geprügelt. Er hatte vor ihm geweint und sich umarmen lassen. Er war von ihm zum Lächeln und heute zum Lachen gebracht worden. Er hatte sich wohl gefühlt.... "NEIN!!" Ein neuer Schlag donnerte auf das Fitnessutensil, ein zweiter, ein dritter und sogar noch ein vierter, gefolgt von einer Reihe Tritte, und dies wiederholte der Jungmillionär, bis ihm der Schweiß in Strömen vom Körper rann. Nachdem er sich abreagiert hatte, wischte er sich mit einem Handtuch über das erschöpfte Gesicht und stolperte ins Wohnzimmer zurück, schaltete den Fernseher ein und wartete auf den Börsenbericht. Im Moment lief allerdings noch irgendein Modemagazin und Kaiba wollte schon genervt weiter zappen, als Joeys Konterfei auf dem Bildschirm erschien. Zwar war das Interview eine Aufzeichnung, aber trotzdem....warum unbedingt jetzt?! "Was sind Ihre Pläne für die Zukunft, Mr. Wheeler?" "Gute Frage! Keine Ahnung....ich hoffe, dass ich noch eine Weile Model bleiben kann, weil ich es wirklich gerne mache, auch wenn es ziemlich anstrengend ist. Ansonsten kann ich nur abwarten, was noch so alles auf mich zukommt....aber eines weiß ich: Dass ich eines Tages einen liebevollen Partner an meiner Seite haben möchte, mit dem ich gemeinsam durchs Leben gehen kann. Es ist nicht schön, einsam zu sein und ich wünsche allen Menschen da draußen, dass sie jemand Besonderen haben, mit dem sie sowohl Glück als auch Leid teilen können!" "Wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg!" Seto warf die Fernbedienung verärgert neben sich auf das Sofa und wanderte gereizt in dem Apartment auf und ab. Warum ließ ihn dieser Typ nicht in Frieden?! Jeder nur erdenkliche Zufall schien es sich in den Kopf gesetzt zu haben, ihn irgendwie mit Joey zu konfrontieren!! Aber er wollte das nicht!! Er wollte es nicht, weil er Angst hatte....Angst davor, wieder verletzt zu werden....und dennoch.... Die rechte Faust des Firmenchefs krachte vernehmbar gegen das Fenster, von dem aus man eine hübsche Aussicht auf Domino City hatte. In der Ferne erhob sich majestätisch der Wolkenkratzer der Kaiba-Corporation und in einigem Abstand das Hospital. Irgendwo dort draußen war er jetzt, der "verlauste Straßenköter". >>Was mache ich bloß? Wie lange ist es her, seit ich wirklich vertraut habe? VERDAMMT!!! Ich will es nicht....aber meine Gefühle sind stärker....Ich hasse dich, Joey....<< Er drehte sich um und ließ sich an der kalten weißen Wand hinunterrutschen. Er hatte seine Augen geschlossen und rief sich die anmutige Erscheinung des Blonden in Erinnerung, wie er ihn warm anlächelte. >>....und....ich liebe dich....<< Das war's für diesmal. Und wer jetzt glaubt, nun, wo Seto sich seiner Gefühle bewusst geworden ist, kämen die beiden endlich zusammen....Nein! So leicht werde ich es den beiden nicht machen! Bis zum nächsten Kapitel! Kapitel 11: Erste Woche, Samstag (Teil 1) ----------------------------------------- Hallo, Ihr Lieben! Meine Güte, 123 Kommis!!! Das sind jetzt sogar mehr als bei Golden Butterfly!!! *staun* Na schön, eins mehr, aber das wird sich eventuell ja noch steigern. Einige von Euch haben ja geschrieben, dass sie sich Joey als Lestat nicht vorstellen können. Ich weiß. Ich habe bewusst eine Rolle gewählt, die Joeys Charakter widerspricht, daraus soll sich nämlich noch etwas ergeben....mehr verrate ich aber nicht, immerhin habe ich noch eine Menge Kapitel zu füllen und da kann ich ja nicht schon alles hinausposaunen! Jedenfalls ist es Absicht, dahinter steckt eine Idee. Vielen Dank für Eure Kommis und nun viel Spaß beim Lesen! Eine Warnung vorneweg, dieser Teil ist lime-versetzt, weil....na ja, Kaiba hat eine lebhafte Fantasie.... PS: Bis zum Freischalten sind es glatt 127 Kommis geworden! Ui! Danke!! Kapitel 6: Erste Woche, Samstag Endlich war das Wochenende gekommen. Kaiba lag noch im Bett, als es draußen Sturm klingelte. Er schälte sich mühsam aus den weichen Laken, schlurfte zur Tür und öffnete. Zu seiner Überraschung stand Joey davor und begrüßte ihn mit einem erschreckend verführerischen Lächeln. "Darf ich hereinkommen?" erkundigte er sich mit einem sinnlichen Unterton in der Stimme, sodass der Firmenchef sich unweigerlich verkrampfte. "Von....von mir aus...." meinte er leicht irritiert und der Blonde betrat das Apartment. Ohne zu zögern, ging er Richtung Schlafzimmer und begutachtete den Kleiderschrank, als hätte er die Befürchtung gehabt, der Brünette tausche seine sämtlichen Klamotten gegen etwas aus, dass bloß er allein tragen würde. "Was willst du hier?" "Mich nur ein bisschen umschauen. Es ist erfreulich, dass du nicht meinen gesamten Schrankinhalt zur Altkleidersammlung gegeben hast!" "Umschauen? Samstags um neun Uhr morgens?! Sei nicht albern, Köter! Was willst du wirklich?! Rumschnüffeln? Denkst du etwa, ich habe meinen Lover hier irgendwo versteckt?!" "Nein, das denke ich nicht. Dich interessiert also, was ich wirklich will, ja? Gut, ich verrate es dir: Ich will dich." "W-was....?" Joey grinste anzüglich und warf den völlig fassungslosen Jungmillionär auf das Wasserbett. Die blauen Augen weiteten sich, als der andere Duellant dazukam und sich über ihn beugte. "Jetzt warte mal, Joey....bist du übergeschnappt?! Du kannst doch nicht....!" "Ach, nein, kann ich nicht? Das werden wir sehen, Süßer!" "Was zum....! WHEELER, ICH WARNE DICH!!!!" Aber sehr überzeugend klang er tatsächlich nicht. Der Blonde zwang ihn mit einem gebieterischen Griff am Kinn, ihm in die Augen zu sehen und Kaiba schnappte nach Luft, als er das glühende Feuer darin erkannte, das Leidenschaft und Ekstase versprach. Dann, plötzlich, presste der Kleinere seinen Mund auf den seinen und Seto war es, als durchzucke ihn ein gigantischer Stromstoß. Seine Sinne schärften sich auf beinahe übernatürliche Weise und sein Blut begann schneller zu zirkulieren. Hitze und eine fleischliche Süße brannten auf seinen Lippen, die gegen ein sinnliches Werkzeug der Lust gedrückt wurden, unterjochend, fordernd und unnachgiebig. Die Zunge des Blonden strich langsam und zärtlich über die wohlgeformte Haut und bat um Einlass, den der Größere ihm nach einer Weile auch gewährte. Joey war nicht zimperlich, er spielte mit der Zunge des Braunhaarigen, strich an ihr entlang, erkundete die fremde Mundhöhle und ließ sich dabei auch viel Zeit. Der Siebzehnjährige versuchte teilweise, dem intensiven Kuss wieder zu entkommen, doch es gelang ihm nicht, denn die Berührung berauschte ihn und er fühlte, wie eine nie gekannte Erregung in ihm hochkroch. Zaghaft schob er nun seine eigene Zunge in Joeys erotischen Mund und erwiderte das Spiel. Sie waren so vertieft darin, dass dem Brünetten zunächst überhaupt nicht auffiel, wie sein Pyjamahemd aufgeknöpft und von seinen Schultern geschoben wurde. Erst, als schlanke Finger über seine aufgerichteten Brustwarzen streichelten, löste er sich mit einem Keuchen von seinem Gegenüber und stammelte: "Augenblick mal....ich....was....aahhh...." Der Blonde war tiefer gewandert und eine seiner geschickten Hände wanderte unter den Stoff der Hose, während die andere weiterhin die Brustwarzen massierte. In Seto stieg eine unbeschreibliche Hitze auf und teilte sich seinem gesamten Wesen mit. Seine Wangen röteten sich und er stöhnte verhalten auf, als der Sechzehnjährige seine bereits sichtbare Erektion sanft betastete. Unter großer Anstrengung richtete er sich auf, packte die Handgelenke seines Verführers und schleuderte ihn nun seinerseits auf den Rücken, wofür er ein schelmisches Zwinkern erntete. "Na, na, bist du etwa verstimmt, Seto? Hat es dir nicht gefallen?" Der Angesprochene erwiderte nichts, er starrte statt dessen auf das eng anliegende Hemd, das sein Schulkamerad trug, zerrte es aus der Hose und schob es nach oben. Sein Blick glitt über diesen perfekt gebauten Oberkörper hinweg und seine Zunge machte sich mehr oder minder selbstständig. Genüsslich strich sie über den flachen Bauch hinweg, bis zum Schlüsselbein und zum Halsansatz. Das innige Aufkeuchen, das er vernahm, entlockte dem Firmenchef ein Lächeln und er setzte den Jüngeren auf, um an seinem rechten Ohr knabbern zu können, während seine beiden Hände in die knappe Jeans wanderten und den festen Hintern packten. Hmmmm....oh Gott, wie lange wollte er schon diesen Hintern anfassen....Er ließ von dem Ohr ab und.... "Guten Morgen, Ihr Schlafmützen da draußen! Wie geht es Euch? Es ist ein strahlendes Wetter und Grund genug, um heute noch eine Grillparty steigen zu lassen! Und hier ist der neueste Song von Cutie Pai!" Kaiba lag immer noch in seinem Bett, aber er war wach und kein Joey war bei ihm. Verwirrt blickte er sich um und realisierte erst nach und nach, dass er sich in einem fremden Apartment befand, bis ihm das Sozi-Experiment wieder einfiel. Sein Atem ging unregelmäßig und nur noch stoßweise und als er unsicher die Decke anhob, erkannte er sein "kleines Problem". Erschöpft ließ er sich ins Kissen zurücksinken und fuhr sich hastig durch das verschwitzte Haar. Ein Traum....! >>Scheiße....das ist doch alles nicht wahr....warum kann dieser Kerl nicht aus meinem Kopf und meinem Körper verschwinden?!?!<< >>Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass das eventuell daran liegen könnte, dass du in ihn verknallt bist?<< >>WER HAT DICH GEFRAGT?!?!<< >>He, dir mit meinen Sprüchen auf die Nerven zu fallen, ist mein Job! Ich meine, hallo???? Offensichtlicher kann's doch gar nicht mehr werden und du stellst dann auch noch diese dämliche Frage! Du hast einen feuchten Traum von ihm gehabt....vielmehr warst du gerade dabei, als dieser bescheuerte Radiowecker deinen Traum unterbrochen hat! Wenn es nach mir ginge, solltest du das Ding zum Fenster rauskicken!<< >>Gut, dass es nicht nach dir geht....<< >>DAS IST JA DAS SCHLIMME!!!! Du hast dir vorgestellt, ihn innig zu küssen, ihn an dich zu pressen, ihn zu berühren und du hast dir gewünscht, dass er dich verwöhnt, seine Lippen mit den deinen vereint....und dass der Rest von euch dann genau dasselbe tut, was leider dank dieses verfluchten Weckers gescheitert ist!!!! In deinen Fantasien bist du mal so schön losgelöst und dann das....!!<< >>Halt endlich die Schnauze!<< >>....Erinnerst du dich an das herrliche Gefühl, Seto? Als eure Zungen miteinander verflochten waren und du seine Erregung spüren konntest, wie sie lustvoll gegen deinen Schritt drängte....<< >>Sei bloß still....!!<< erklang in Kaibas Innerem der Aufschrei, als seine Hand unter die Shorts wanderte und sein steifes Glied umschloss. Er dachte an das Bild, das sich ihm geboten hatte: Joey unter ihm, mit brennenden, verlangenden Augen, die sinnlichen Lippen feucht und glänzend, die nackte Brust von einem leichten Schweißfilm benetzt, die Beine gespreizt und darüber eine sichtbare Wölbung unter der Jeans....ein lustverwandeltes Gesicht, im dem jeder Sarkasmus, jede Aggressivität erstarb und förmlich "Liebe mich!" zu schreien schien. Ein plötzlicher Blitz der Ekstase explodierte in ihm, der Jungmillionär warf sich stöhnend zurück, begann zu pumpen und kam mit einem gekeuchten "Joey" in seiner Hand. >>Jetzt geht's dir besser, oder? Allerdings musst du jetzt deine Pyjamahose in die Waschmaschine stecken!<< >>Ich brauche eine kalte Dusche....<< >>Ja, das könnte auch nicht schaden....solange du nicht wieder an deinen Geliebten denkst!<< >>ER IST NICHT MEIN GELIEBTER!!!!<< >>Hm....NOCH nicht....<< Joey hatte beschlossen, die Firma mal Firma sein zu lassen und statt dessen etwas mit Mokuba zu unternehmen und er war darauf verfallen, mit dem Kleinen den Flohmarkt zu besuchen, der im Park von Domino City seine Zelte aufgeschlagen hatte. Während das schwarzhaarige Energiebündel also munter von Bude zu Bude hüpfte, folgte der Blonde gemessenen Schrittes in einiger Entfernung hinter ihm, wie es sich für den Chef eines großen Imperiums geziemte. >>Meine Güte, ich klinge schon wie Seto....aber natürlich kann es nicht schaden, sich mal ein wenig erwachsener und reifer zu geben....Die Erlebnisse von gestern lassen mich einfach nicht los. Ich meine, Serenity hatte einen Unfall und muss jetzt mit Halskrause herumlaufen und um wen mache ich mir Sorgen?! Um Seto! Das ist doch nicht normal! Klar, bei Serenity weiß ich, dass sie bei Mutter ist und in guten Händen, aber....immerhin hätte ich ihn fast geküsst! Und das, obwohl ich ihn letzte Woche am liebsten noch als Expresspaket verschnürt direkt in die Hölle geschickt hätte!!<< Womit hatte das alles überhaupt angefangen? Ja, mit dem Schulprojekt und ihrem Rollentausch. Es schien ihm, als hätte er in den vergangenen Tagen mehr über seinen Klassenkameraden in Erfahrung gebracht, als es ihm in all den Jahren gelungen war. Er hatte stets nur das Äußere, die Fassade gesehen, ohne sich Gedanken darüber zu machen, was einen Menschen dazu trieb, sich so zu verhalten, wie er es nun einmal tat. Insbesondere ein Seto Kaiba, der bei Mokuba die andere Seite seines Wesens gezeigt hatte, eine warme, liebevolle, zärtliche, aber auch verletzliche Seite, aber ihm wäre nie eingefallen, anzunehmen, dass das der wahre Kaiba war - jedoch, jemand, der sich für eine geliebte Person so einsetzte wie Seto, konnte unmöglich kaltherzig sein. Joey biss sich wütend auf die Lippen. Wie blind und engstirnig er doch gewesen war! Als er sich dieses schöne, makellose Antlitz ins Gedächtnis rief, mit den Tränen in den fesselnden dunkelblauen Augen, wurde das Bedürfnis in ihm wach, Seto zu beschützen, ihn in seine Arme zu reißen und niemals wieder loszulassen. >>Verdammter Mist, was ist eigentlich los mit mir?! Vergiss nicht, Joey, du kannst den Typ nicht ausstehen, er ist ein arrogantes Charakterschwein und....SCHEIßE, WEM MACHE ICH HIER WAS VOR?!?! Ich....ich habe angefangen....tiefere Gefühle....für ihn zu entwickeln....<< "Joey!" Mokubas fröhliche Stimme katapultierte den blonden Duellanten wieder in die Realität zurück und der Zwölfjährige zerrte aufgeregt an seinem Hemdsärmel. "Komm mit, schnell, ich möchte dir was zeigen!" "Ist ja gut, reiß mir nicht den Arm ab, ich komme ja schon!" lachte er wohlwollend und folgte dem Jüngeren zu einem Stand mit verschiedenen Schmuckstücken. Der Grundschüler deutete begeistert auf ein Amulett und der Sechzehnjährige begriff sein Entzücken. Es war eine Arbeit für ein Liebespaar, denn der Anhänger bestand aus zwei separaten Teilen, die man auseinander brechen und an unterschiedlichen Ketten befestigen konnte. Das Motiv allerdings war am beeindruckendsten. Es handelte sich um einen weißen Drachen mit blauen Augen und einen schwarzen Drachen mit roten Augen und ausgebreiteten Flügeln, die sich die Köpfe zuwandten. Ihre langen gebogenen Hälse formten ein kleines Herz. "Ist das nicht toll? Als ich es gesehen habe, musste ich gleich an dich und meinen Bruder denken!" >>Oh nein, Mokuba hat seinen Psychologenmodus wieder eingeschaltet! Das kann ja noch ein lustiger Ausflug werden....!<< "Warum ausgerechnet an Seto und mich?" In der nächsten Sekunde bereute der Blonde seine Frage, und zwar extrem, denn Kaiba Junior bekam leuchtende Augen, die denen Serenitys, als sie von ihrer Vorliebe für Shonen-Ai erzählt hatte, nicht unähnlich waren und stellte sich in Lehrer-Positur vor ihm auf. >>HILFE....!!<< "Erst mal: Ihr zickt euch gegenseitig an, dass es eine wahre Freude ist, euch zuzuschauen, dann rasselt ihr dank eures Sozialkunde-Experiments noch öfter zusammen als sonst, ihr habt euch intensiver kennen gelernt und die verborgenen Seiten des jeweils anderen haben sich euch offenbart! Die Anziehung zwischen euch, die ja schon vorher stark war, ist noch angewachsen und ich habe den schwerwiegenden, aber berechtigten Verdacht, dass die erotische Komponente ebenfalls hinzugekommen ist...." >>Wer hat behauptet, mit 12 sei man naiv???? Das Problem ist, dass Mokuba zu wenig mit Gleichaltrigen zusammen ist, kein Wunder, dass der sich für Sachen interessiert, die ihn nichts angehen! Aber ehrlich, der wird später mal Seelenklempner, mit dem Potential! Trotzdem: WÜRDE IHN BITTE JEMAND ZUM SCHWEIGEN BRINGEN?!?!<< "....jedenfalls, um die Analyse abzuschließen: Ich bin der Ansicht, dass ihr mittlerweile einiges füreinander übrig habt! Habe ich es dir nicht immer gesagt? Was sich liebt, das neckt sich!" >>Habe ich schon erwähnt, dass ich es hasse, wenn er recht hat?!<< "Ich werde mich mal mit Serenity in Verbindung setzen! Wäre doch gelacht, wenn wir beide euch nicht verkuppeln könnten!" >>.....Kneif mich einer....!!!<< Ja, ich weiß - der Teil ist kurz, ich geb's ja zu. Insgesamt finde ich das Kapitel auch irgendwie grottig, aber das nächste ist besser, ich verspreche es! Eure momentan in einem Kreativloch sitzende Autumn Kapitel 12: Erste Woche, Samstag (Teil 2) ----------------------------------------- DAAAAAAAANKE für Eure Kommis!!!! Ich wiederhole mich, glaub ich *drop* - aber ich knuddel Euch jetzt trotzdem alle durch! Hier ist also das neue Kapitel und ich hoffe, es gefällt Euch! Kapitel 6, Zweiter Teil: Erste Woche, Samstag Kaiba verließ nach einer kalten Dusche und einem ausgiebigen Frühstück das Apartment, um sich ein wenig abzulenken. Es war ein schöner sonniger Tag, die Vögel zwitscherten vergnügt in den Zweigen der Bäume und die Luft war mild und frisch. Heute waren überraschend viele Menschen im Park und der Siebzehnjährige fragte sich, ob es dafür einen besonderen Grund gab. Tatsächlich näherte er sich nach einiger Zeit diesem Grund: Ein Flohmarkt! Er mischte sich unter die Leute, betrachtete die verschiedenen Auslagen und atmete tief durch. Jetzt ging es ihm schon bedeutend besser, nachdem er den Blondschopf aus seinen Gedanken verbannt hatte....Ein Stand mit Schmuckstücken schob sich in sein Blickfeld und er zuckte zusammen, als er eine ihm vertraute Stimme sagen hörte: "Ich werde mich mal mit Serenity in Verbindung setzen! Wäre doch gelacht, wenn wir beide euch nicht verkuppeln könnten!" Das war Mokuba! Aber was machte er hier? War er etwa....Nein. Ein zweiter Blick zeigte ihm, dass sein kleiner Bruder keineswegs allein gekommen war. JOEY!! Setos Augen weiteten sich ungläubig, als der Kleine sich umdrehte und ihn erkannte. "Oh? Hallo, Onii-san! Schön, dich zu sehen! Wir haben gerade von dir gesprochen!" Bei diesen Worten schien der Sechzehnjährige förmlich zu erstarren. Er schluckte mühsam und wandte sich langsam um. Haselnussbraun traf frontal auf unergründliches Blau und die Zeit schien mit einem Schlag stillzustehen. Ein sanfter Wind wehte durch die Baumkronen und streifte die beiden jungen Männer wie mit den Schwingen des Schicksals. >>Seto! Was tut er hier?! Er konnte unmöglich wissen, dass ich mit Mokuba den Flohmarkt besuchen wollte! Außerdem hätte er auch aus einer anderen Richtung kommen können und wir wären uns in dem Gewimmel überhaupt nicht begegnet! Wieso....? Ein solcher Zufall....fast, als wäre es....Bestimmung....<< >>Warum, verdammt?! Warum jetzt?! Wie konnte das passieren? Dieser Zufall, dass ich ihn ausgerechnet hier treffe....es ist so unwahrscheinlich, dass....dass es vermutlich genau deshalb geschehen musste....Der Wind spielt mit seinem goldenen Haar und seine Augen glimmen in ihrem typischen, temperamentvollen Feuer....Mein Gott....ich hätte nie gedacht, dass ich jemals dieser Meinung sein würde, aber....er ist....atemberaubend schön....!<< Mokuba verfolgte den brennenden Blickkontakt und grinste bedeutungsvoll. Während die beiden sich noch anschwiegen, schlängelte er sich unbemerkt zu einer Telefonzelle, die hinter der Schmuckbude stand und wählte eine bestimmte Nummer. "Hier Wheeler?" "Serenity, bist du das?" "Ja, ich bin es. Hallo Mokuba! Wie nett, dass du anrufst! Was gibt es denn?" "Dreimal darfst du raten: Unsere Brüder starren sich gerade an, als wäre ihnen jeweils ein Engel erschienen! Ein Bild für Götter! Du musst unbedingt Yugi verständigen, er hat uns doch versprochen, uns zu helfen!" (Eigentlich hat ja Yami vor, sich einzumischen....siehe Kapitel 4: Erste Woche, Donnerstag) "Geht klar! Lass uns also dafür sorgen, dass sie diesen Samstag nie vergessen werden!" "Mit dem größten Vergnügen!" Höchst zufrieden und mit einem beängstigend breiten Lächeln im Gesicht kehrte der Schwarzhaarige zu den beiden Älteren zurück, nur, um festzustellen, dass sie sich noch immer nicht vom Fleck gerührt hatten. Er stieß einen Seufzer aus und schüttelte den Kopf. Da konnte man ja nicht hinschauen! Kurzentschlossen schlüpfte Mokuba hinter Joey und verpasste ihm einen ordentlichen Schubs in gut gemeinter Absicht. Der Blonde, nach wie vor von diesen undurchdringlichen Ozeanen gefangen, die ihn anstrahlten, wusste kaum, wie ihm geschah, als er so plötzlich das Gleichgewicht verlor. Er versuchte, sich noch abzufangen, doch es missglückte ihm und so geschah es, dass er genau gegen Seto fiel, den er auch gleich mit umriss. Der Firmenchef landete etwas unsanft auf dem Boden und Joey hatte instinktiv seine Arme um den kräftigen Rücken geschlungen. Da Kaiba beim Stolpern ungünstig nach hinten gerutscht war, kollidierten ihre Gesichter und....ihre Lippen trafen sich. Das Endprodukt sah aus wie folgt: Der Brünette zuunterst, der andere über ihm, die Münder aufeinander gepresst und ein erstaunlich vergnügter Mokuba, der sein "Machwerk" begeistert begutachtete. "Uaaaaaaah!" Joey sprang auf wie gestochen. Seine Wangen waren fast dunkelrot und die Stimme schien ihm zu versagen, als er hervor stotterte: "Äh, ich....äh....es....tut mir leid!" Dann nahm er die Beine in die Hand und rannte davon, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Kaiba Junior glotzte eine Weile perplex hinterdrein, doch schließlich lief er dem Flüchtenden nach. Und wie ging es dem Jungmillionär inzwischen? Nun, dieser hockte immer noch auf der Erde und seine Finger glitten unsicher über seine Lippen hinweg, als müsse er sich vergewissern, die zarte Berührung nicht geträumt zu haben. Auch seine Wangen hatten sich tief gerötet und die Verwirrung war deutlich in seinem Antlitz abzulesen. Langsam erhob er sich und sein Blick fiel auf das Schmuckstück mit den zwei Drachen. Ohne groß darüber nachzudenken, kaufte er den teilbaren Anhänger und marschierte auf leicht wackeligen Beinen nach Hause. Dort angekommen, schloss er sorgsam die Tür hinter sich, zog sich Schuhe und Jacke aus, legte seinen neu erworbenen Schatz auf das Nachtkästchen und ließ sich endlich auf das Wasserbett plumpsen, wobei er etwas tat, was für einen Seto Kaiba ziemlich untypisch war: Er seufzte glücklich auf. Der Siebzehnjährige wusste, dass er sich nie zuvor so gefühlt hatte, seinen Körper durchströmte eine wundervolle, schwer zu beschreibende Wärme, es kribbelte ihm überall bis in die Fingerspitzen und er gewann den Eindruck, als würden Schmetterlinge in seinem Bauch umherfliegen. Alle seine Sorgen waren mit einem Mal wie weggewischt und er verspürte in sich eine noch nie da gewesene Art von Freiheit. Ein Lächeln huschte über seine Züge und sein Herz schlug ihm wild in der Brust. >>Es war nur ein flüchtiger Moment, in dem sich unsere Lippen berührten, aber....sie sind genau so, wie ich sie mir vorgestellt habe....weich, warm und zärtlich....und wie süß er aussah, als er rot wurde....He, was denke ich da eigentlich?! Ich meine, ich rede hier von Joey!....Hm.... ach, im Grunde hat es doch keinen Sinn, es zu verleugnen....es ist, wie es ist: Ich habe mich in ihn verliebt....und dann mein feuchter Traum von heute Morgen....Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein so starkes Lustgefühl empfunden zu haben....verdammt noch mal!! Was macht dieser Kerl bloß mit mir?!<< Während Seto noch über den unfreiwilligen Kuss nachsann, war der goldhaarige Duellant im Laufschritt zur Villa zurückgekehrt, wo ihn Mokuba keuchend einholte. Auch Joeys Atem ging stoßweise, aber nicht allein wegen der Anstrengung. Die Sinnlichkeit von Kaibas Lippen brannte immer noch auf den seinen und so kurz der Kontakt auch gewesen war, er hatte all sein sexuelles Verlangen entfacht. Feiner Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet und die Erscheinung des schönen Klassenkameraden stand ihm so klar umrissen vor Augen wie ein roter Farbklecks auf einer weißen Leinwand. In seinem Kopf jagten sich Bilder der Vergangenheit: Kaiba, wie er ihn beleidigte. Kaiba, wie er ihn in einem Duell besiegte und herunterputzte, wieder und wieder. Kaiba, wie er ihn wie seinen Fußabtreter behandelte. Kaiba, der ihn nicht für voll nahm und ihn verspottete. Kaiba wie er leibte und lebte, arrogant, kaltherzig, gefühllos, getrieben von Verachtung und Neid, herablassend und höhnisch, erbarmungslos, berechnend, verbohrt und hoffnungslos stur. Aber da gab es noch etwas, jemanden, der sich hinter dieser eisigen Fassade versteckte, weil er Angst hatte, zu vertrauen und nicht den Mut aufbrachte, sich anderen zu öffnen. Diese Person war der Mensch Seto, den Joey in den letzten Tagen kennen gelernt hatte. Seto, der lieb zu seinem kleinen Bruder war. Seto, von dem Mokuba sagte, er brauche kein Geld und keine Luxuskarossen, sondern Liebe. Seto, der sich stets absolut fair verhielt, vor allem gegenüber jenen, denen er etwas verdankte. Seto, der während des Foto-Shootings aus der Fassung geraten war. Seto, der mit ihm zusammen Eis gegessen hatte wie ein normaler Jugendlicher. Seto, der ihn aus dem Pool gefischt und beatmet hatte, um ihn zu retten. Seto, der sich mit ihm zankte und seine Selbstbeherrschung verlor. Seto, der ihm erlaubte, ihn beim Vornamen zu nennen. Seto, der warm und freundlich lächeln konnte. Seto, den Gozaburo im tiefsten Inneren verletzt und der Einsamkeit preisgegeben hatte. Seto, der sich mit ihm geprügelt hatte. Seto, der in seinen Armen geweint hatte. Seto, der sich zum Lachen hatte bringen lassen. Die Eindrücke waren so intensiv, dass der Sechzehnjährige verzweifelt nach seinem Zorn und nach seiner Abneigung zu suchen begann, doch er blieb erfolglos. Seine Wut auf den Firmenchef war verschwunden und statt dessen stieg ein gänzlich anderes Gefühl in ihm hoch, das sich mit seinem schwelenden Begehren vermischte. >>Was geschieht mit mir....? Ich bin total durcheinander! Seto, er....er bedeutet mir etwas....ich habe ihn gern....sehr gern....verdammt, das gibt's doch nicht! Ich....ich bin auf dem besten Weg, mich....mich in....ihn....zu verlieben....<< Unvermittelt in diese Erkenntnis hinein klingelte das Handy. Joey fluchte leise und zog das Mobiltelefon aus der Tasche seines dunkelblauen Mantels (der ja eigentlich Kaibas Mantel war). "Joseph Wheeler hier, Vize-Präsident der Kaiba-Corporation. Was kann ich für Sie tun?" stellte er sich vor, wie es ihm seine Sekretärin Ellen angeraten hatte. Zwar hatte ihr der echte Besitzer der Firma klipp und klar zu verstehen gegeben, dass sie seinen Rivalen gefälligst nicht als Vize-Chef deklarieren solle, aber Ellen vertrat das Motto: Was Seto Kaiba nicht weiß, macht ihn nicht heiß - und so.... "Hallo, mein Freund! Ich bin es, Yami!" "He, das ist ja eine Überraschung! Weshalb rufst du an, Alter?" "Ich müsste etwas Wichtiges mit dir besprechen. Hast du heute Abend Zeit? Wir könnten uns in der ,Blauen Rose' treffen, ungefähr gegen acht Uhr. Ist das okay für dich?" "Klar ist das okay. Aber worum geht es denn? Kannst du es mir nicht am Telefon sagen?" "Nein, leider nicht. Dann also bis um acht! Ciao!" Yami hatte aufgelegt, ehe Joey auch nur den Versuch machen konnte, ihn zurückzuhalten. Während er das Handy irritiert in die Tasche zurückschob, erinnerte er sich Mokubas Anwesenheit. "Sag mal....habe ich mir das eigentlich eingebildet, oder hast du mir einen Schubs verpasst?" "Ich????????" fragte der Zwölfjährige im Brustton purer Entrüstung, als wäre er über jeden Verdacht erhaben. "Natürlich nicht, wie käme ich denn dazu! Dass du mir sowas zutraust!" "...." Der skeptische Blick seitens des Models veranlasste den Schwarzhaarigen, ein verlegenes Lachen hinterherzuschicken. Noch einmal beteuerte er, dass Joey sich das mit Sicherheit eingebildet hätte, er sei doch nur unschuldig und völlig unbeteiligt daneben gestanden (aber klar....!). Obwohl der Blonde ihm immer noch nicht zu glauben schien, ließ er die Sache auf sich beruhen und lud Mokuba auf ein Eis ein, da er den Flohmarkt nach Möglichkeit meiden wollte. Kaiba Senior sass zwecks Ablenkung unterdessen vor dem Fernseher und verfolgte interessiert den Börsenbericht, als das Telefon läutete. Da ihm der Kuss, auch wenn es kein richtiger gewesen war, nach wie vor in den Knochen steckte, war ihm alles recht, was ihn auf andere Gedanken brachte. "Hier Seto Kaiba. Wer ist da?" "Ich bin es, Yami. Hallo Kaiba." "Welcher Yami?" >>Ach ja, ich vergass, er glaubt ja nicht daran, dass ich die Seele eines fünftausend Jahre alten Pharaos bin, demzufolge....<< "Yugi! Hier ist Yugi! Du musst mich missverstanden haben!" >>Der Junge ist wirklich schwierig, neh? Willst du mir eigentlich nicht verraten, was du vor hast?<< >>Nicht jetzt, Hikari!<< "Na großartig....und was willst du von mir?" "Ich hätte ein paar Informationen bezüglich der ägyptischen Götterkarten für dich. Wenn du mehr wissen willst, dann komm heute um acht Uhr in die ,Blaue Rose'. Wir sehen uns!" "Moment mal....!" Doch das anhaltende Tuten in der Leitung zeigte, dass die Verbindung beendet war. Der Brünette legte verärgert auf und wanderte eine Weile in dem Apartment auf und ab. Was für Informationen konnte dieser Vorgartenzwerg schon haben, die er nicht schon längst selbst herausgefunden hatte? Allerdings konnte an dem Angebot tatsächlich etwas dran sein....gut. Er würde die Verabredung einhalten.... Der Abend hatte sich auf Domino City herabgesenkt und Joey, gekleidet in eine enge weiße Hose, ein blaues Hemd mit offenem Kragen und einen ebenfalls weißen Blazer, betrat den Schwulen-Club "Die Blaue Rose". Peter, der Barkeeper des Lokals, der unsterblich in den Blondschopf verknallt war, brach sabbernd an seinem Tresen zusammen, als er seinen Schwarm erblickte. Der Sechzehnjährige verdrehte genervt die Augen und suchte sich einen Platz weitab von der Theke. Mit perfektem Timing kam nur ca. fünf Minuten später Kaiba durch die Tür; er trug eine ähnliche Kombination wie Joey, außer dass Hose und Blazer schwarz und das Hemd rot waren. Auch die Krawatte, die dem Ganzen einen aristokratischen Schliff verlieh, strahlte in Schwarz. Als er Peter entdeckte, rümpfte er die Nase und dachte: >>Dieser notgeile Schwachkopf! Wenn ich mir ausmale, dass dieser Kerl scharf auf Joey ist....der sollte bloß aufpassen, dass er mir nicht im Dunkeln begegnet!<< Der Siebzehnjährige setzte sich in die Nähe des Eingangs und bestellte ein Mineralwasser. Grummelnd stellte er fest, dass er bereits Anzeichen von Eifersucht erkennen ließ und hoffte, dass Yugi bald auftauchen würde, damit er so schnell als möglich dieses zweifelhafte Etablissement verlassen konnte. Er sollte enttäuscht werden, denn Peter stolperte nun auf die Bühne im Saal, schnappte sich ein Mikrophon und begrüßte die Gäste. "Guten Abend, die Herrschaften! Ich freue mich, dass Sie alle so zahlreich zu unserer Versteigerung erschienen sind! Aber wie jede richtige Auktion benötigen wir natürlich noch etwas, dass wir versteigern können! Wer bietet sich an? Meldungen?" Da sich keiner rührte und hier und da verlegen gezögert wurde, ergriff der Barkeeper wieder die Initiative. "Ich sehe, ein tapferer Bursche muss den Anfang machen! Daher bitte ich um einen kräftigen Applaus für unser allseits heißgeliebtes Model Joey Wheeler, der uns heute mit einem Besuch beehrt hat!" Ein Scheinwerfer richtete sich auf den erschrockenen Blondschopf, der unwillkürlich wüste Beschimpfungen gegen Peter ausstieß, innerlich jedenfalls. Er wusste, dass viele Kunden des Clubs wirklich Fans von ihm waren und zumindest diesen wollte er den Gefallen tun und mitmachen bei was immer es war. Seto war gleichfalls bestürzt. Was zum Teufel machte Joey denn hier?! Und was stieg hier eigentlich für eine merkwürdige Aktion?! Und wo blieb Yugi?! "Ja, meine Herren, er ist es wirklich, in all seiner männlichen Schönheit!" führte Peter aus, dem es sichtliches Vergnügen bereitete, seinem Angebeteten ein Willkommens-Küsschen auf die Wange zu drücken, was ein gewisser Jungmillionär nicht sonderlich witzig fand. "Joey, mein Süßer, wie viel bist du wert, was meinst du?" "Äh? Tja, keine Ahnung...." "Setz einen Preis fest, sonst mache ich das!" "Was soll das überhaupt werden, wenn es fertig ist?" "Das hier ist eine Männer-Versteigerung! Ein jeder bietet einen Geldbetrag, den er auszugeben bereit ist und wenn dich einer ersteigert hat, gehörst du ihm für die nächsten 24 Stunden!" "WAS?!" "Genau! Also, legen wir los! Ich bestimme für diesen Traumtyp einen Wert von 6.000 Yen! Wer bietet mehr?" Wie auf Kommando schossen mehrere Arme in die Höhe, denn dass der goldhaarige Duellant infolge seiner Modelkarriere und seines attraktiven Äußeren sehr beliebt war, war kein Wunder. "6.100 Yen!" "Ich biete 6.200!" "6.300!" "6.500!" "7.000!" Bei diesem Betrag wandte sich die Aufmerksamkeit des Publikums zu einem komplett in schwarzes Leder gekleideten Mann, dessen Haare unter einem breitkrempigen Hut verborgen waren und auch sein Gesicht wurde von einem hohen Kragen und einer Sonnenbrille versteckt. Seto runzelte die Stirn. Wer war dieser Fremde? Er gefiel ihm nicht und noch weniger behagte ihm der Gedanke, dass ein Unbekannter seinen Joey ersteigerte. Moment mal - seinen Joey?! Argh, damit war bewiesen, dass Liebe blöd machte!! Schließlich bestand zwischen ihnen ja noch gar keine Beziehung im eigentlichen Sinne, offiziell waren sie immer noch Rivalen. Trotzdem....er würde nicht zulassen, dass der Blonde für 24 Stunden einem Wildfremden gehörte!! "7.400!" Der Sechzehnjährige blinzelte verwirrt. Erst tauchte so ein mysteriöser Typ auf und jetzt....jetzt beteiligte sich zu allem Überfluss auch noch Bakura an der Sache?! Der Blonde starrte verdattert auf den Weißhaarigen im Lederdress, der auf seine ihm eigene, boshafte Weise grinste und Assoziationen mit einem Dämon hervorrief. Der Grabräuber zwinkerte ihm vieldeutig zu und Joey spürte ein ungutes Gefühl in sich aufsteigen. Kaiba platzte fast der Kragen. Er war schließlich der Multi-Millionär, und wenn hier einer diesen Schönling ersteigerte, dann war er das!! Er hob selbstbewusst die Hand und sagte: "8.000!" >>Eh? SETO?!?! Wieso ist er hier?! Das....kann doch nicht sein! Außerdem....er hat gerade für mich geboten! Warum sollte er das tun? Sollte er....mich mögen? Unmöglich! Andererseits - er hat zugelassen, dass ich ihn von seiner zweiten Seite kennenlerne....ich durfte ihn auffangen, als er weinte....ich durfte ihn lachen sehen....und ich weiß, dass er mir vertraut....was ist, wenn er tatsächlich so etwas wie....Zuneigung für mich hegt?<< Der Fremde und Bakura waren nicht begeistert, was man an dem drohenden Ton ihrer Stimmen erkennen konnte, als sie höher gingen. "8.500!" "9.000!" "9.100!" "9.200!" >>Aha, ihr stoßt wohl langsam an eure Grenzen, ja?<< überlegte der Meisterduellant und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. >>Ich kann so hoch gehen, wie es nötig ist, ihr seid keine Konkurrenz. Ich werde einfach warten, bis euer Geldbeutel nicht mehr mitmacht!<< "9.300!" "9.500!" "10.000!" "10.500!" "20.000!" Schlagartig herrschte Stille im Saal. Der Grabräuber und der Unbekannte verstummten abrupt, als der Firmenchef sich erhob und erklärte: "Zufällig habe ich genau so viel dabei und ich bin davon überzeugt, dass das niemand der hier Anwesenden überbieten kann. Also?" Peter wurde sich endlich wieder seiner Funktion als Auktionsleiter bewusst und rief: "Meine Herren, wir haben das sensationelle Angebot von 20.000 Yen! Bietet keiner mehr? 20.000 Yen zum Ersten! Zum Zweiten! Wirklich keiner mehr? Und 20.000 Yen zum Dritten! Verkauft an den Herren in Schwarz!" Der Brünette trat nach vorne und überreichte dem Barkeeper einen Schwung ordentlich zusammengepackter Geldscheine. Dann hielt er Joey die Hand hin, um ihm von der Bühne herunterzuhelfen. Der Blonde ergriff die ausgestreckte Rechte und kletterte hinunter ins Publikum. Er musterte seinen Gegenüber seltsam berührt, musste aber zugeben, dass es sehr nett war, dass Seto ihn nicht in die Hände eines Fremden oder Bakuras fallen lassen wollte. Und Kaiba? Dieser wagte ein schmales Lächeln, als ihm allmählich bewusst wurde, dass der junge Mann jetzt für die nächsten 24 Stunden ihm gehörte. "Lass uns gehen." "In Ordnung." Gemeinsam verließen sie das Lokal, wo Peter mit der Versteigerung fortfuhr. Der Firmenchef fragte sich zwar, warum Yugi nicht aufgetaucht war, kümmerte sich aber nicht weiter darum. Der Blondschopf wunderte sich ebenfalls, warum Yami nicht erschienen war, da er ja angeblich etwas Wichtiges mit ihm hatte besprechen wollen, doch irgendwie beschlich ihn plötzlich ein Verdacht. Konnte das sein....? Joeys Intuition trog ihn nicht. Ein Paar violetter Augen folgte den zwei Gestalten, die sich langsam von der "Blauen Rose" entfernten und der Pharao lächelte zufrieden. Seine Finger spielten mit der Sonnenrille und jemand zog ihm den breitkrempigen Hut vom Kopf, sodass sein wildes, buntes Haar in Schwarz-, Gold- und Rottönen sich ausbreitete. Er drehte sich um und küsste den Grabräuber auf die Nasenspitze. "Warum habe ich mich bloß von dir zu dieser Aktion überreden lassen?" grollte Bakura und zwirbelte eine von Yamis mehrfarbigen Haarsträhnen. "Sagen wir einfach, es geschah im Dienst einer guten Sache." "Ich und beteiligt an einer ,guten Sache'?! So weit kannst wirklich nur du mich bringen!! Na ja, wenn für beide eine heiße Liebesnacht dabei herausspringt, von mir aus...." "Kaiba und Joey sind noch nicht so weit, koibito. Wie soll ich es ausdrücken? Du hast geholfen, die zwei wieder einander näher zu bringen!" "Grauenhafte Vorstellung, igitt! Ich bin doch kein wandelnder Amor, der Liebende vereint! Diese Rolle passt nicht zu mir! Hättest du mir nicht gleich reinen Wein einschenken können?!" "Dann hättest du sicher abgelehnt!" "Worauf du deine Großmutter verwetten kannst!" "Siehst du? Genau deswegen habe ich dir nichts gesagt!" "Du bist ein Mistkerl, Yami...." "Ich weiß." "Ich frage mich gerade, ob ich dich töten oder küssen soll...." "Du kannst nachher mit mir tun, wozu du Lust hast, aber vorher muss ich noch Bericht erstatten!" meinte der Pharao verschmitzt und zückte sein Handy. Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine Jungenstimme. "Hallo, Mokuba? Ja, ich bin es. Operation Alpha war ein voller Erfolg, dein Bruder hat Joey ersteigert! Die Details erzähle ich dir bei Gelegenheit! Bis demnächst! Und vergiss nicht, Serenity Bescheid zu sagen!" Bakura lehnte lässig am Türpfosten und in seinen dunkelbraunen Augen lag ein gefährliches, verführerisches Feuer. "Fertig? Ich kann also jetzt mit dir tun, wozu auch immer ich Lust habe, um dich zu zitieren, richtig? Nun, mir schwebt da schon einiges vor...." Yami erwiderte das anzügliche Grinsen. "Umso besser - ich freu mich schon!" Kapitel 13: Erste Woche, Samstag Abend/Sonntag (Teil 1) ------------------------------------------------------- Da bin ich wieder!!! Über 160 Kommis!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! *STAUN* Oh mein Gott, danke, danke, danke!!! Ich habe daher auch ein Dankeschönbildchen in den Charakterguide eingefügt, Ihr könnt es Euch ja mal ansehen! *smile* Hier ist also das neue Kapitel! Da ich so ca. ab 17. Oktober mit meinem Studium anfangen werde, werde ich nicht mehr so viel Zeit haben, um mich meinem Hobby zu widmen, aber natürlich werde ich versuchen, weiterhin Updates zu machen, versprochen! Nur kann es diesmal um einiges länger dauern, denn das Studium geht nun mal vor, davon abgesehen, dass ich jetzt auch nebenher arbeite. Ich hoffe, Ihr habt Verständnis dafür! Kapitel 7: Erste Woche, Samstag Abend/Sonntag Nachdem Seto und Joey die "Blaue Rose" hinter sich gelassen hatten, kam der Blonde endlich dazu, die Frage zu stellen, die ihm bereits eine geraume Weile auf der Seele brannte: "Warum hast du so viel für mich geboten? Weshalb hast du dabei mitgemacht?" "Wäre es dir lieber gewesen, von diesem wildfremden Lederfetischisten oder Bakura, dem Psycho vom Dienst, ersteigert zu werden? Wer weiß, was die in 24 Stunden mit dir angestellt hätten!" "Du warst....besorgt?" "Besorgt ist das falsche Wort....eher beunruhigt, mehr nicht." "Man gibt nicht einfach mal so 20.000 Yen aus, nur weil man beunruhigt ist!" Die Logik dieses Arguments entwaffnete Seto. Überrumpelt starrte er auf seinen Gegenüber hinunter, dessen warme braune Augen ihn mit leicht verschlagenem Blick musterten. Ahnte Joey, wie es sich tatsächlich verhielt? "Die Idee, ich könnte mit einem von den beiden abhängen, hat dir gar nicht behagt, nicht wahr? Deswegen hast du dich so ins Zeug gelegt!" Dem Imperiumsleiter wurde leicht schwindelig, merkte er doch, dass der Blondschopf in seinen Gedanken las wie in einem offenen Buch. "Du irrst dich!" erwiderte er schließlich schroff, nachdem er sich wieder in der Gewalt hatte. "Im Grunde ist es mir gleichgültig, mit wem du deine Zeit verbringst, aber da du zu blöd bist, um dir den richtigen Umgang zu suchen, muss man dich davor bewahren, Dummheiten zu machen!" "Oh klasse, musst du jetzt unbedingt wieder das Arschloch herauskehren, während ich für die nächsten 24 Stunden an dich gefesselt bin?!" "Wer sagt das?" "Deine 20.000 Yen! Ich bin nicht unfair! Du hast einen Haufen Kohle für mich berappt, also werde ich auch bei dir bleiben! Aber eines sage ich dir gleich: Falls du vorhast, in dein altes Fahrwasser zurückzuspringen, dann tu das, aber ohne mich! Von dem arroganten und gefühlskalten Geschäftsmann Kaiba habe ich wirklich genug! Was mich interessiert, ist der Mensch Seto! Der ist nämlich ziemlich in Ordnung!" "Du kapierst es nicht, oder? Ich zeige diesen Menschen, von dem du sprichst, nur sehr ungern, denn dieser Mensch ist angreifbar, verletzlich, schwach! Wenn meine Geschäftspartner mich so erleben würden, würde keiner von ihnen mich mehr ernst nehmen!" "Von mir aus, aber ich bin nicht einer deiner Geschäftspartner, sondern dein Klassenkamerad! Dein albernes Geplapper über deine ach so undurchdringliche, eisige Fassade grenzt in seiner Lächerlichkeit schon beinahe an einen schlechten Witz - und das meine ich noch harmlos!" "Was?! Jetzt hör mal zu, WHEELER....!" "....Oh Mann....Um es auf frühem Vorschul-Niveau zu formulieren: Bevor du wieder mit deinem unzulänglichen Gerede anfängst, dass man in der Welt der großkotzigen Reichen nur bestehen kann, wenn man sich als empfindungslose Arbeitsmaschine ausgibt, solltest du dir lieber ein Taschentuch in den Mund stopfen!!" "....Wheeler....!!" "Und noch was: Ich habe ganz entschieden was gegen dein egozentrisches Verhalten und deinen übertriebenen Perfektionismus! Du musst stets der Beste sein, der Tollste, Einzigste an der Weltspitze der Duellanten! Solange du nur ganz oben bist, kann auch die gesamte Welt zugrunde gehen, das kümmert dich nicht! Eigentlich bist du ein netter Kerl, Seto, aber dein Ehrgeiz kommt nicht von Gozaburo, der ist ein Teil deiner Persönlichkeit! Immer höher hinaus, immer besser, das musst du sein! Weiß du was? Du bist der schlechteste Verlierer, den ich je gekannt habe! So fair du normalerweise bist, du verstehst es nicht, richtig mit Schmerz und Niederlagen umzugehen! Wenn du nicht gewinnen kannst, willst du lieber gar nicht erst spielen! Das ist auch der Grund, warum du niemals ein wirklich großer Duellant sein wirst - dir fehlt die natürliche Stärke eines wahren Spielers, der aus seinen Fehlern lernt und jede Niederlage als Anreiz benutzt, härter an sich zu arbeiten!!" "Was soll diese Strafpredigt, verdammt noch mal?! Wieso muss ich mir das von dir sagen lassen?! Denkst du etwa, ich würde mich besser fühlen, wenn ich so ein Loser wäre wie du?!" "JA!!!" Der Jüngere visierte den Brünetten zornig an, die Hände zu Fäusten geballt. "Am Anfang war ich ein Loser, ich bestreite es nicht! Aber meine Freunde haben mir geholfen, mich weiterzuentwickeln, ganz besonders Yugi! Ehrlich, Alter....ich möchte nicht dabei sein, wenn dein Ehrgeiz dir das Genick bricht!" Was war hier passiert? Joey führte das Gespräch, war der Dominante im Dialog? Brachte gute Argumente ins Feld und drückte sich gehoben aus? Seit wann kannte der überhaupt Begriffe wie "egozentrisch" oder "Perfektionismus"? Joey kanzelte ihn ab, rückte seine Schwächen in den Mittelpunkt, kritisierte ihn? Das war doch SEIN Job?! ER zwang den Blonden sprachgewaltig in die Knie, nicht andersrum! "Was ist? Bist du mit deinem Latein am Ende? Dann lass uns zur Villa gehen, immerhin hast du mich gekauft und es ist dein Haus, Sozi-Projekt hin oder her!" Kaiba war sichtlich verwirrt. Ihm war aufgefallen, dass der Sechzehnjährige seinen Part übernommen hatte, und das gar nicht mal schlecht. Wenn er es wirklich wollte, konnte Joey also auch verbal ein echter Gegner sein, und das war neu für den Firmenleiter. Nach ihrer Meinungsverschiedenheit traten sie den Nachhauseweg an und der Ältere wagte ein schmales Lächeln, als er die ihm vertraute Auffahrt erkannte. Fast eine Woche war es jetzt her, seit er das mondäne Anwesen zuletzt gesehen hatte. Als der Blonde durch die Eingangstür stolperte, kam ihm sogleich Franklin, der alte Butler, entgegen und nahm den beiden Herrschaften die Mäntel ab. Er ließ sich, gemäß der englischen Schule, in keiner Weise anmerken, ob er sich über die Ankunft seines wahren Chefs freute oder nicht, sein Gesicht war unbeweglich. "Master Mokuba ist im Kaminzimmer, Sir." "Danke, Franklin." antwortete Kaiba nach Gewohnheit, und stutzte einen Moment, als der Butler nicht die geringsten Anstalten machte, sich zu entfernen. "Danke, Franklin." wiederholte Joey mit einem Grinsen und endlich entschwand der Bedienstete. Der Jungmillionär quittierte das soeben Erlebte mit einem Knurren. "Was regst du dich auf? Deine Angestellten sind nun mal ausgezeichnet ausgebildet. Wenn man ihnen den Befehl gibt, jemand anderem zu gehorchen, und sei es bloß für drei Wochen, dann werden sie es mit Bravour erledigen!" Eine Zofe eilte aus dem Kaminzimmer in Richtung Küche und balancierte ein Tablett in den Händen, das mit einem großen Teller, einem Glas, Besteck, einer Salatschüssel und einer Schale vollgestellt war. So gut es ihr möglich war, knickste sie vor dem nebenberuflichen Model und huschte die Treppe hinunter. Bevor sie in den Küchentrakt schlüpfte, rief Joey sie zurück: "Clara, hat Mokuba schon zu Abend gegessen?" "Ja, Sir. Alles verputzt, wie Sie sehen!" Und sie hielt zum Beweis das Tablett in die Höhe. "Ich habe abgeräumt, weil der junge Master eingeschlafen ist. Ich habe ihn auch zugedeckt." "Danke sehr, Clara. Sie sind sehr gewissenhaft." "Vielen Dank, Sir." erklärte das Mädchen errötend und wiegte sich geschmeichelt in den Hüften. Seto zog missbilligend die Stirn in Falten. Offensichtlich war der Köter recht beliebt bei seinem Hauspersonal.... >>Darf ich fragen, warum du ihn wieder ,Köter' nennst??<< meldete sich das Kaiba'sche Gewissen in einem lauernden Unterton. >>Weil ich momentan sauer auf ihn bin! Wer hat ihm erlaubt, mich so anzufahren? Und dann dieser unverschämte Ton!<< >>Du bist doch genauso mit ihm umgesprungen!<< >>Das ist was ganz anderes!<< >>Ach ja??? Warum???<< >>Darum!<< >>Das ist ausgesprochen unsachlich, Seto....<< >>Halt die Klappe....!<< Die zwei jungen Männer betraten das Kaminzimmer und auf der Couch hatte sich Mokuba im Feuerschein zusammengerollt und schlummerte selig. Er sah süß und unschuldig aus, wie ein kleiner Teddybär zum Durchknuddeln. Die verhärteten Züge in Kaibas Gesicht wichen einem glücklichen, brüderlichen Lächeln, als er den Schwarzhaarigen betrachtete. Er hob ihn auf seine Arme und trug ihn ins Bett. Dort flüsterte er ein "Gute Nacht" und deckte den Jungen fürsorglich zu. "Schön." murmelte der Sechzehnjährige versonnen. "Was ist schön?" "Wie du dich gerade um ihn gekümmert hast. So richtig liebevoll. Er hat mir erzählt, dass ihr schon früh darauf verzichten musstet...." "Worauf?" erkundigte sich der Ältere in desinteressiertem Ton und näherte sich dem anderen, der immer noch im Türrahmen lehnte und von dem Licht umgeben war, das vom Korridor aus herein zwinkerte. "Auf Zärtlichkeit. Auf Wärme. Auf Vertrauen. Auf Schutz. Auf..." Er unterbrach sich kurz und blickte dem Brünetten direkt in die Augen. "....auf Liebe." Schweigen. Seto brachte es einfach nicht fertig, dem zu widersprechen. Joey hatte eine simple Feststellung gemacht, nichts weiter. Wortlos ging er an dem Blonden vorbei, den Gang hinunter, doch er spürte den glühenden Blick in seinem Rücken. "Kann ich....über Nacht hier bleiben?" "Sicher. Ich meine, eigentlich ist das ja immer noch deine Villa. Schon komisch, dass du mich fragen musst, ob du in deinem eigenen Bett schlafen darfst....Es ist ein schönes, großes Bett.... aber für einen allein scheint es mir zu einsam zu sein....In den ersten Tagen habe ich mich ehrlich gesagt irgendwie verlassen darin gefühlt....und dann ist der Raum drum herum auch noch so weitläufig....Deine bisherigen Nächte müssen kalt gewesen sein, Seto...." Stille. Kaiba wagte nicht, sich umzuwenden. Joeys Augen schienen über seinen gesamten Körper zu kriechen und ein Schauer der Bangigkeit und der Lust überlief ihn. "Soll ich dich wärmen?" Der Brünette atmete geräuschvoll durch die Nase, als der Kleinere ihn von hinten umarmte. "Nichts verfängliches oder zweideutiges. Ich würde dich einfach nur gerne im Arm halten....und sei es lediglich ein einziges Mal. Wir sind doch jetzt....Freunde, oder?" Ein ehrliches Angebot, das der Firmenchef unmöglich ablehnen konnte. So nickte er stumm und die beiden machten sich bettfertig. Als Kaiba aus der Dusche kam, verschwand Joey darin und schließlich standen sie in Pyjamas voreinander. Der des Blonden war blau und ein wenig zu weit, der des Brünetten war ziemlich untypisch: Auf weißem Grund tummelten sich honigfarbene Hundewelpen. "Den hat Mokuba mir zu Weihnachten geschenkt. Ich würde ihn natürlich niemals auf eine Geschäftsreise mitnehmen, aber in meinen eigenen vier Wänden....Du lachst nicht?" "Nein. Er ist süß - und steht dir! Er ist ein Beweis für deine sanfte Seite. Lass uns schlafen gehen." Langsam bewegten sie sich auf das Bett zu und kuschelten sich unter die Decke. Zögernd schlang Joey seinen Arm um Seto und zog ihn enger an seine Brust. Ohne ein Wort zu sagen, lauschten sie dem Herzschlag des jeweils anderen, hörten auf die gleichzeitigen, gleichmäßigen Atemzüge, spürten die Geborgenheit und Wärme, die sich über ihnen ausbreitete und versanken alsbald sacht im Land der Träume. Der Wecker klingelte laut und vernehmlich, aber offensichtlich nicht deutlich genug für einen Joey Wheeler. Der Jungmillionär reckte und streckte sich und betrachtete den anderen mit zaghaftem Lächeln. Gestern hatte sein Traum ihn enttäuscht, denn der Jüngere war nicht bei ihm gewesen, als er erwachte. Doch heute, Sonntag....Es war merkwürdig. Tatsächlich hatte er tief und gelöst geschlafen, ohne noch Gedanken an seine Firma, Verträge oder Konferenzen hin und her zu wälzen oder sich anderweitig in Stress zu versetzen. Er fühlte sich entspannt und seltsam erholt und war davon überzeugt, dass das zum Teil Joeys Verdienst war, denn seine Anwesenheit hatte den Brünetten davon abgehalten, sich wie üblich Sorgen über morgige Termine und ähnliches zu machen. Scheu wanderten seine Finger durch das wirre goldene Haar, glitten an der Schläfe entlang über die zarte Wange, dann streichelten sie die süße Nase und die wahrhaft sündigen Lippen. Kaiba spürte, wie das Verlangen sich in ihm regte und unterdrückte es gewaltsam, indem er seine Hände in die Decke krampfte. Er ahnte, dass er der Versuchung erliegen würde....aber er hatte den Mund des anderen schon zweimal berührt.... Hieß es nicht, aller guten Dinge sind drei? Er neigte sich langsam vor, wie in Zeitlupe, als Joey sich plötzlich bewegte und seine Arme eng um den erschrockenen Seto schloss. Der Blonde kuschelte sich richtig an ihn, viel näher und intensiver als gestern Abend. Sein warmer Atem streifte sanft das Gesicht des Älteren und er errötete tief. >>Weißt du, jetzt müsste man ein Mikrophon in deinem Pyjamahemd verstecken!<< bemerkte sein Gewissen hinterhältig. >>Ach ja? Und wieso?<< >>Weil man dann folgendes hören würde: Klopf, klopf, klopf - Seto Kaibas armes Herz auf Hundertachtzig!<< >>Verschone mich mit deinen blöden Kommentaren!!<< >>Was denn?! Es stimmt doch, oder etwa nicht?! Jedenfalls bist du rot wie eine Tomate!!<< "....Hmm....? Seto....?" Klang Joeys Stimme frühmorgens immer so verführerisch einschmeichelnd?! Der Firmenchef schälte sich hastig aus der Umklammerung und kramte den letzten Rest seiner Selbstbeherrschung zusammen. "Guten Morgen." sagte er laut und kühl. "Morgen", nuschelte der andere und dehnte sich geschmeidig. Der Ärmel des zu weiten Schlafanzugs rutschte ihm dabei über die Schulter und gab den Blick auf seine wohlgestaltete Brust und die vollkommene Halslinie frei. Ohne sich dessen bewusst zu sein, krabbelte der Jüngere aus dem Bett, wodurch er wieder einmal an einen liebenswerten kleinen Hund erinnerte (Seto hatte bisher keine Ahnung gehabt, wie hinreißend er Hunde eigentlich fand), und schlurfte gähnend ins Bad. Er hatte von Kaibas Eiswürfel-Begrüßung keinerlei Notiz genommen. Es war schon seltsam - einerseits konnte Joey wirklich unglaublich süß und niedlich sein, andererseits aber verstand er sich auch erstaunlich gut darauf, sinnlich und ungemein erotisch zu wirken....Der Brünette ertappte sich dabei, wie er sich fragte, welche Rolle der Blonde wohl als Liebhaber einnahm: die des zurückhaltenden, schüchternen Uke oder die des leidenschaftlichen, heißblütigen Seme? Moment mal! Schüchtern? Zurückhaltend? Joey???? Eigentlich eher nicht. Leidenschaftlich und heißblütig traf es da schon besser....aber ein Kaiba würde sich niemandem unterordnen, das stand für ihn unumstößlich fest! "Ich bin fertig, Alter....Willst du jetzt rein?" Das Sonnenlicht, das von außen durch die Fenster fiel, ließ das korngelbe Haar hell aufleuchten. Die zart gebräunte Haut war übersät mit silbrig glitzernden Wasserperlen, welche über die üppigen Brustwarzen des Sechzehnjährigen rannen und feuchte Spuren auf seinen schlanken Hals, die sehnigen Schultern, die kräftige Brust, den Waschbrettbauch und seinen Lendenansatz malten. Das Handtuch, das er trug und das als einziges seine Nacktheit versteckte, sass verhältnismäßig tief und man konnte zumindest erahnen, wie das Verborgene aussah. Gelassen wandte der Braunäugige sich zu dem Stuhl, auf dem seine Klamotten lagen, und zeigte bei dieser Gelegenheit seinen gut durchtrainierten, muskulösen Rücken. Auch dort fanden sich Wassertropfen und die Sonne verlieh ihnen einen matten Schimmer, sodass die weiche Haut fleischig und verheißungsvoll zu glänzen begann. Setos Kehle wurde trocken. Sein Mund öffnete sich ein wenig und sein Atem beschleunigte sich. Da der Meisterduellant nur schwieg, anstatt zu antworten, drehte Joey sich zu ihm um und fixierte ihn mit seinen bestechenden, glühenden braunen Augen, die einem das Gefühl gaben, bis ins Innerste von unglaublicher Hitze durchflutet zu werden. Kaibas Hände krallten sich fester ins Laken. Joseph Jay Wheeler. War. Reine. Verführung. "Siehst du etwas, das dir gefällt?" wollte der Blondschopf wissen. Aber die Art und Weise, wie er das sagte, ein Hauchen mit einem rauchigen Unterton, erregte den Siebzehnjährigen nur noch mehr. Aus seiner Kehle kam nur ein heiseres Krächzen, was Joey als "ja" interpretierte. Er genoss es regelrecht, Seto so im Schwitzkasten zu haben, nachdem der Brünette ihn so oft heruntergeputzt hatte. Natürlich kannte er jetzt die Gründe für dieses rüde und arrogante Verhalten, aber ein bisschen Strafe musste sein! Der Jüngere setzte ein gefährliches, fast diabolisches Grinsen auf und begann, über seine Oberschenkel, seinen Lendenansatz und seinen festen Bauch zu streicheln. Während er das tat, näherte er sich dem Imperiumsleiter und kletterte, wie vorhin auf allen Vieren, ins Bett zurück. "Möchtest du....mich berühren, Seto....?" Die Allgemeinheit neigte dazu, Seto Kaiba mit einem Eisberg zu vergleichen und ihn in aller Regel als kühl, verschlossen und reserviert zu beschreiben. Aber der Eisberg war in diesem Moment gerade dabei, langsam aber sicher zu schmelzen. Die Kälte verschwand aus seinen blauen Augen und wich einem anderen, mächtigeren Gefühl, über das nicht einmal der sämtlichen Herausforderungen strotzende Jungmillionär Kontrolle ausüben konnte. Joey neigte sich vor, sehnsüchtig die anmutig geformten Lippen betrachtend. Wie mochte es sein, diesen schönen Mund wund zu küssen? Immer näher kam er seinem verlockenden Ziel. Zehn Zentimeter....fünf Zentimeter....vier Zentimeter....drei Zentimeter....zwei Zentimeter.... "Zieh dich endlich an, Wheeler!!" Der Zauber verflog und der Blonde blinzelte verwirrt. Kaiba hatte - fluchtartig, wie es schien - das Bett verlassen und schleuderte die Klamotten des Jüngeren in seine Richtung. "Und wage es nie wieder, mir so nahe zu kommen, hast du verstanden?! Ehrlich gesagt lege ich keinen Wert mehr darauf, mit dir zusammen zu sein! Ich spucke auf die 20.000 Yen! Eine vergeudete Ausgabe, nichts weiter! Weiß der Teufel, was mich geritten hat, dich zu ersteigern! Wegen diesem dämlichen Sozialkunde-Experiment sind wir überhaupt so weit gekommen! Aber damit das klar ist: Wir ziehen diese Sache durch, als wenn sich nichts zwischen uns geändert hätte! Ende der Diskussion!" Damit zog er sich das Pyjamahemd mit dem Hundemotiv aus (auf der Hose sind keine drauf) und warf es achtlos zu Boden. Joey stand wie erschlagen. Doch im nächsten Augenblick knallte eine Ohrfeige. In seinen langen hübschen Wimpern hingen Tränen. "Arschloch! Du gottverdammtes Arschloch!!! Was soll das, verdammt noch mal?! Letzte Nacht waren wir uns so nah wie noch niemals zuvor und du....?! Du vertraust mir, ich weiß es!! Weshalb sagst du diese Dinge?!" Kaiba hielt sich die Wange, die ein rötlicher Streifen zierte. Der Sechzehnjährige hatte eine harte Handschrift. Er schwieg. Lastende Stille lag über ihnen. "Verschwinde." sagte Joey endlich, eisig und ohne Regung in der Stimme. Wortlos wechselte der Braunhaarige in die Klamotten, in denen er gekommen war und eilte grußlos zur Tür hinaus. Sie fiel klappernd ins Schloss und ein armer junger Mann blieb zurück, allein mit seinen Tränen. Er merkte nicht einmal, dass sie ihm über das Gesicht liefen. Mechanisch trat er ans Fenster und verfolgte, wie Seto gehetzt nach draußen stürzte, als wäre das Ungeheuer der Apokalypse hinter ihm her. Dann, in einem plötzlichen Aufwallen von Zorn, donnerte der Blonde seine Faust gegen das Glas. "Nie...." stieß er bebend hervor, "....nie werde ich ihn begreifen....!" Der Firmenchef rannte, als gälte es das Leben. Er achtete nicht auf Passanten, nicht einmal auf Autos, als er die Straße überquerte, auf gar nichts. Nur ein Gedanke hatte noch in ihm Raum, ein Gedanke, dessen er sich erst vorhin blitzartig bewusst geworden war. Es war ein schmerzhafter und grausamer Gedanke, den er nicht verdrängen konnte. Es war nicht einfach nur so, dass er auf der Flucht vor seinen Gefühlen war....viel stärker und unbarmherziger brannte in ihm die Gewissheit, dass er jene Zuneigung, die Joey offensichtlich für ihn hegte, einfach nicht verdiente! Zum ersten Mal gestand er sich ein, dass er wirklich so geworden war, wie Gozaburo ihn immer hatte haben wollen....aber das bedeutete auch, dass er Joey immer wieder weh tun würde, weil er nicht anders konnte. Gozaburo steckte zu tief in seinen Knochen und seinem Herzen....Selbst wenn es ein gemeinsames Glück mit dem Blonden hätte geben können, irgendwann hätte er es wieder zerstört, aufgrund seines alten Misstrauens, aufgrund seiner Feigheit, seinen Emotionen freien Lauf zu lassen, aufgrund seines Ehrgeizes....ein Ehrgeiz, für den sein Adoptivvater nicht einmal verantwortlich war, sondern der ein Teil seiner Persönlichkeit war....Er hielt an, erschöpft und traurig. "Ich verdiene es nicht, Joey....ich verdiene dich nicht! Bevor ich die Liebe zwischen uns aufblühen lasse und später wieder zertrete, ersticke ich sie lieber gleich im Keim...." murmelte er zu sich selbst. >>Ich hasse mich dafür, dass ich so bin! Vernichten und unterjochen, das ist alles, was ich gelernt habe! Ich mache immer alles kaputt! Dabei habe ich mir eingebildet, dass nichts mich erschüttern könnte....Ich bin wie Gozaburo....Ich habe nicht das Recht, glücklich zu sein....<< Obwohl die Sonne schien und es ein rundum schöner Tag zu werden versprach, sah es in Kaibas Herz düster und grau aus. >>Ich bildete mir ein, stark zu sein, aber in Wahrheit bin ich schwach, genau wie Joey gesagt hat....Auch ich habe Existenzen zerstört, ohne mir über die Konsequenzen klar zu sein....Nein. Ich verdiene es nicht, geliebt zu werden....Und deshalb darfst du....dich nicht in mich verlieben....mein Schöner....Dir gebührt ein besserer Mann, als ich es bin....<< Kapitel 14: Erste Woche, Sonntag (Teil 2) ----------------------------------------- *Autumn reinkommt* *sich umschau* Ach Leute, so viele Kommis *knuddel* - und so viel Aufregung! Ja, ich weiß, ich bin fies! *eg* Ich kann nichts dafür, ich lasse meine Jungs (okay, es sind nicht meine Jungs, sondern die von Takahashi-san, aber ich nenn sie jetzt mal so) eben gerne leiden....Hm, warum bloß? Na, jedenfalls möchte ich dazu sagen, dass Seto nun mal ein verdammter Dickschädel ist. Sich einzugestehen, dass er tatsächlich wie Gozaburo geworden bzw. so, wie dieser ihn immer haben wollte, ist ziemlich hart und niederschmetternd für ihn, daher seine impulsive Reaktion. Er ist wirklich davon überzeugt, Joey nicht glücklich machen zu können, das heißt, unser Blondschopf muss ihn noch ein bisschen bearbeiten! *gg* Seto wird es ihm in seiner Sturheit nicht einfachen machen, aber he, Joey ist mindestens genauso stur - er wird unseren Firmenchef zur Rede stellen, hundertpro! Und ich kann Euch beruhigen: Seto wird ihrer Beziehung eine Chance geben....nur wird das noch eine Weile dauern....(nicht allzu lange, versprochen!) Mal was anderes....würde vielleicht jemand mal ein Fanart zu dieser Story zeichnen? Ich besitze leider keinen Scanner und werde mir in näherer Zukunft kaum einen anschaffen können, deshalb die Frage, ob jemand eventuell ein Bildchen malen könnte? *lieb schau* Und nun viel Spaß beim Lesen! Kapitel 7, Zweiter Teil: Erste Woche, Sonntag Die erste Woche des Sozialkundeprojekts war so gut wie vorüber. Ein lächerliches, nervenstrapazierendes Experiment, das Seto Kaiba dazu gezwungen hatte, seinen Platz mit Mr. Oberverlierer Joey Wheeler zu tauschen! Und nun, sieben Tage später? Nun sass er hier in einem kleinen versteckten Café, in das sich sonst kaum einer verirrte und rührte lustlos in seinem Cappuccino herum. Gedankenverloren griff er nach dem Tütchen mit dem Schokoladenpulver und streute eine gleichmäßig braune Schicht über den Schaum. "Du bist wirklich eine Naschkatze, Seto!" hätte Joey wohl dazu gesagt. Der Firmenchef hielt inne und verfluchte sich. Warum konnte er den Blonden einfach nicht aus seinem Kopf verdrängen?! Seit er so überstürzt aufgebrochen war, waren ungefähr drei bis vier Stunden vergangen, in denen er einfach nur ziellos durch die Stadt gewandert war. Und zum ersten Mal waren ihm in den Schaufenstern der Geschäfte Kalender mit Joeys Konterfei aufgefallen, die er früher nie bemerkt hatte. Zum ersten Mal hatte er die Plakatwand gesehen, auf der Joey für seine Modelagentur warb. Zum ersten Mal hatte er den Eindruck, von Joey verfolgt zu werden, ihn ständig in seinem Nacken zu spüren....ebenso wie sein Gewissen, das ihm wieder und wieder Vorwürfe machte, weil er dem Jüngeren so eine harte Abfuhr erteilt hatte. Auf seiner Wange brannte noch die Ohrfeige, die der zornige Schönling ihm verpasst hatte. >>Wie konntest du es wagen, Köter?! Aber von einem unbeherrschten Volltrottel wie dir....<< Seine Beschimpfungen erschöpften sich, als er sich ins Gedächtnis zurückrief, was er in den letzten Tagen alles mit dem Blondschopf erlebt hatte....und wie nah sie sich in der vergangenen Nacht gewesen waren. >>Merde!*<< dachte er erbost und warf den Löffel klirrend auf die Untertasse zurück. Tatsache war und blieb, er hatte sich verliebt - und das vermochte er nicht zu ändern. Aber warum ausgerechnet Wheeler?! Warum musste es unbedingt der größte Schwachkopf sein, den diese Erde je hervorgebracht hatte?! Dieser hirnlose, hitzige, angeberische, vorlaute, humorvolle, charmante, hilfsbereite, verständnisvolle, wunderschöne Idiot....Kaiba schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Verdammt! Das war doch keine Methode, sich seine Gefühle für jemand anderen auszureden! Er schloss die Augen, aber Joeys Gestalt stand immer noch vor ihm, unverrückbar und eisern, wie eine Statue auf ihrem Sockel. Er fluchte erneut und trank seinen Cappuccino aus, bezahlte und verließ das Café. Sollte er in "sein" Apartment zurückkehren? Nein. Da es eigentlich das des Blonden war, würde er nur wieder an ihn erinnert werden. Was konnte er sonst tun? Bei ein paar Duel-Monsters-Spielen im Park zusehen? Normalerweise hätten ihn die bedeutungslosen Wettkämpfchen von Kindern nicht gekümmert, außer vielleicht bei einer Meinungsumfrage zur Beliebtheit des Spiels, aber heute versprachen sie ein wenig Ablenkung von seinen Herzenssorgen. Er gelangte zur Parkanlage und entdeckte bald eine Gruppe Kinder, die um zwei Gleichaltrige herumsassen, die ihre Karten auf dem Boden ablegten. Er setzte sich auf eine Bank in der Nähe und beobachtete sie aus den Augenwinkeln. "Das war's! Meine Cyber-Harpyie hat Hackfleisch aus deinem Blauen Flammenschwertkämpfer gemacht! Deine Lebenspunkte sind ungeschützt!" "Bilde dir bloß nichts ein! Wenn der Blaue Flammenschwertkämpfer vernichtet wird, wird automatisch der ursprüngliche Flammenschwertkämpfer aufs Feld gerufen! Außerdem spiele ich diese Karte verdeckt!" Der Siebzehnjährige seufzte. Das war heute einfach nicht sein Tag! Warum musste dieser Bengel auch unbedingt den Flammenschwertkämpfer in seinem Deck haben?! Da fiel ihm nur wieder Joey ein! Missmutig erhob er sich und verließ den Park. Das war also auch keine Alternative! Was blieb ihm noch? In die Firma konnte er nicht gehen, die hatte heute geschlossen. Ja, Seto Kaiba arbeitete vielleicht am Wochenende, aber die Corporation schloss ihre Pforten wie jede andere Gesellschaft auch, deren Angestellte zwei freie Tage pro Woche haben! Hm. Es war schönes Wetter und hohe Temperaturen gab es außerdem. Er könnte dem Freibad einen Besuch abstatten. Kurzentschlossen suchte er doch noch einmal "sein" Apartment auf, kramte die Badesachen heraus und befand sich wenig später im Freibad. Nachdem er das Handtuch ausgelegt hatte, streckte er sich genüsslich darauf aus und ließ sich von der Sonne bescheinen....allerdings nicht lange, denn ein Schatten fiel auf ihn. "Hallo Kaiba! Mensch, das ist ja 'ne Überraschung!" Tristan, gekleidet in grüne Schwimmboxers, von oben bis unten klatschnass, grinste ihn schief an. Na wunderbar, der hatte ihm jetzt noch gefehlt! "Was willst du, Taylor?" "He, friss mich nicht gleich! Es ist schließlich nicht meine Schuld, wenn du dich in der Nähe meines Ruheplatzes hinpflanzt!" "Die zwei Liegestühle da drüben? Mit der Kühlbox daneben? Du bist also nicht allein hier?" "Nein, ich bin zusammen mit meinem Boyfriend hier! Das Wetter ist so super, da wollten wir es ausnutzen!" >>Moment mal....hat Taylor gerade ,Boyfriend' gesagt? Was denn, er ist schwul?! Wie kommt er dazu, das so offen vor mir zuzugeben? Er KANN nicht wissen, dass ich auch....<< "Was guckst du so? Hey Kaiba, normalerweise würde ich das nicht einfach so ausposaunen - aber du bist ja schließlich ein....Kollege!" Tristan zwinkerte bedeutungsvoll und der Firmenchef hatte das Gefühl, aus allen Wolken zu fallen. "Wie kommst du darauf?!" >>Okay Seto, das war jetzt vielleicht ein bisschen zu emotional....Jaja, Joey steckt dir eben in sämtlichen Fasern deines Körpers, da erstaunt mich gar nichts mehr....<< >>Hör zu, du dämliches Gewissen: Auf deinen Senf inklusive Ketchup und Mayo kann ich ganz gut verzichten!<< >>Du hast einfach keinen Humor....<< "Ach komm schon, das war doch offensichtlich! Man muss sich nur mal deine Klamotten ansehen, die du außerhalb der Schule trägst! Immer diese engen schwarzen Hosen und diese megagestärkten Mäntel....und die ganzen Gürtelschnallen! Und dann die Art und Weise, wie du immer mit Joey umspringst...." "Was....was ist damit?" erkundigte sich der Ältere mit einer Spur von Unsicherheit in der Stimme. Tristans Grinsen wurde noch breiter. "Mein Gott, was soll schon damit sein? Du brichst bei jeder Gelegenheit einen Streit mit ihm vom Zaun, und das, obwohl du grundsätzlich alle Leute links liegen lässt, die du nicht leiden kannst! Du schenkst ihm entschieden zu viel Beachtung, findest du nicht? Du kannst nicht damit aufhören, ihn zu provozieren - und was sagt uns das?" "Was weiß ich!" stieß der Jungmillionär hervor, der sich irgendwie ertappt vorkam. Er hatte sich nie Gedanken über sein Verhalten gegenüber Joey gemacht, aber wenn er ehrlich war, hatte Taylor recht mit seiner Beschreibung. Wenn er den Blonden wirklich nie gemocht hatte, warum hatte er ihn dann nicht einfach ignoriert? Warum hatte er sich immer wieder auf diese im Grunde albernen und geradezu kindischen Zankereien eingelassen, die doch eigentlich gar nicht zu seinem Image als kalter Geschäftsmann passten? Bestand die Möglichkeit, dass er den Blondschopf von Anfang an....gern gehabt hatte und er es sich nur nicht eingestehen wollte? "Das sagt uns, dass du was für ihn übrig hast! Es wundert mich, dass du das noch nicht gemerkt hast! Aber wahrscheinlich geht eher die Welt unter, bevor du zugibst, irgend jemanden zu mögen!" "Ins Schwarze! Na, Tris? Hast du den armen Kaiba mit deinen unzulänglichen Vermutungen erquickt?" Der Angesprochene drehte sich um und begrüßte Duke mit einem Kuss auf die Wange. Der Dungeon-Dice-Erfinder lächelte und schlang seinen Arm um die Hüfte des Brünetten. Seto übersah geflissentlich diesen Austausch von Zärtlichkeiten, verwirrt und erstaunt zugleich. >>Ich fasse es nicht! Taylor hat was mit Devlin?! Die konnten sich doch auch nicht riechen?! Tse! ,Was sich liebt, das neckt sich' - das scheint tatsächlich zu stimmen! Aber....hm, Mokuba hat auch ab und zu solche Bemerkungen fallengelassen....ob er wusste, dass ich Joey mochte? Das....das ist verrückt! Ich....oh verdammt! Ich kann nicht aufhören, an ihn zu denken!<< >>Ich kann nicht aufhören, an ihn zu denken, verflixt!<< Joey, gekleidet in Kaibas Kombination in Schwarz mit dem violetten Mantel, hockte vor dem Laptop in "seinem" Arbeitszimmer und tippte einen Vertrag ab, den er in einer Woche diesem geldgeilen Mr. Miller und Konsorten zu unterbreiten hatte. Wegen diesem blöden Geschäftsessen hatte er ja auch seinen Auftritt in der "Blauen Rose" absagen müssen! Er hatte zwar Seto als Vertretung angemeldet, aber er glaubte nicht daran, dass dieser sich wirklich zu einem Striptease bereiterklären würde. Da! Schon wieder war ihm dieser arrogante, kaltherzige Mistkerl eingefallen! Warum hatte er ihn nur so hart angefahren? "Und wage es nie wieder, mir so nahe zu kommen, hast du verstanden?! Ehrlich gesagt lege ich keinen Wert mehr darauf, mit dir zusammen zu sein! Ich spucke auf die 20.000 Yen! Eine vergeudete Ausgabe, nichts weiter! Weiß der Teufel, was mich geritten hat, dich zu ersteigern! Wegen diesem dämlichen Sozialkunde-Experiment sind wir überhaupt so weit gekommen! Aber damit das klar ist: Wir ziehen diese Sache durch, als wenn sich nichts zwischen uns geändert hätte! Ende der Diskussion!" Das waren seine Worte. Und er hatte den Eindruck gehabt, als schieße man einen Pfeil auf sein Herz ab, der mit hässlichen Widerhaken darin steckenblieb....Warum zum Teufel musste es so wehtun?! Der Bildschirm verschwamm ihm vor den Augen und der Sechzehnjährige wischte sich wütend und traurig die Tränen aus dem Gesicht. Dämliche Gefühlsduselei! Es hätte ihm klar sein müssen, dass er für Mr. Arschloch-vom-Dienst niemals einen Freund darstellen konnte! Wie hirnrissig von ihm, das Gegenteil anzunehmen! Und überhaupt, wer brauchte auch schon so einen hochnäsigen, eisigen, großkotzigen, eingebildeten, herablassenden reichen Pinkel, so einen einsamen, verletzlichen, unglücklichen, fürsorglichen, liebenswerten, schönen jungen Mann, der sich nach Liebe und Wärme sehnte? He?! >>Mist!! Das....verschwinde endlich aus meinem Kopf, Seto!! Wie soll ich mich denn da auf den Vertrag konzentrieren?! Ach, das hat eh keinen Sinn!!<< Missmutig speicherte der Blonde den geschriebenen Absatz und schaltete den Computer aus. Er trat an das Panoramafenster heran und berührte mit seinen Fingern das kühle Glas. Die Sonne strahlte von einem wolkenlos blauen Himmel....Blau wie Setos wunderbare Augen, auch wenn diese einen Ton dunkler waren, saphirfarben eben....Oh schon wieder! Joey verschränkte die Arme und wanderte unruhig in dem Büro auf und ab. Er musste sich irgendwie ablenken! Mokuba war heute zu einem Geburtstag bei einem Schulfreund eingeladen, also konnte er mit dem Kleinen auch nichts unternehmen! Wie spät war es eigentlich? Kurz nach halb drei, wie ihm ein Blick auf die Uhr verriet. Was sollte er machen? Hier in der Villa erinnerte ihn nur alles an den Firmenchef, also war es besser, wenn er dem Ganzen den Rücken kehrte und sich woanders vergnügte! Der Wetterbericht hatte bis an die 25 Grad versprochen - warum dann nicht ins Freibad gehen? Den bescheuerten Vertrag konnte er auch morgen noch fertigschreiben! Er suchte das Schlafzimmer auf und packte seine Badesachen zusammen. Der Imperiumsleiter besass fast ausschließlich schwarze Badehosen, aber eine rote war darunter, die Joey am meisten zusagte. Ein paar Minuten später begab er sich zu Fuß zum "Domino City Water Paradise", wie die Anlage sich großspurig nannte, bezahlte brav seinen Eintritt und steuerte auf die Liegeplätze zu. Eine Gestalt mit schwarzem Haar kam aus Richtung des Kiosk auf ihn zu, mit zwei Eis am Stiel in der Hand. War das nicht....? "He, hallo Duke!" Sein Gegenüber lüftete die Sonnenbrille und ein Paar grüne Augen blitzte ihn gut gelaunt an. "Hallo Joey! Na, wenn das mal kein Zufall ist! Du gesellst dich unter die Sonnenanbeter?" "Kann man so sagen! Und du? Du bist mit Tristan da, oder?" "Bingo! Aufgrund des Schulprojektes haben wir beide ja auch die Rollen getauscht und Tris braucht ein paar Tipps von mir, wie er mit diesem schmierigen Aktien-Hai umgehen soll, der darauf aus ist, Dungeon-Dice-Monsters vom Markt zu verdrängen! Hat selber irgendein neues Spiel entwickelt und hat entschieden was gegen Konkurrenz!" "Ach so, Tristan hat dich also um Rat gefragt in dieser Sache?" "Natürlich! Schließlich betrifft das ja immer noch meine Firma, auch wenn er momentan den Vize-Chef abgibt! Bei uns ist übrigens noch ein schattiges Plätzchen frei! Wie wär's?" "Klar, ich komme mit!" Die beiden erreichten nach einer Weile den Braunhaarigen, der gerade eine Flasche Saft aus der Kühlbox angelte und seinen Durst löschte. Er nahm das Eis in Empfang und hieß Joey mit einem Schulterklopfen willkommen. Dieser ließ sich auf seinem Handtuch links von ihnen nieder, da rechts schon eins lag. Seltsam. Dieses andere Handtuch kam ihm irgendwie bekannt vor....klar, das war doch eines von ihm?! Ein Schauer überlief ihn, als ihm einfiel, wer zur Zeit wegen des verwünschten Sozi-Experiments den Inhalt seiner Schränke benutzen musste. "He Kaiba, da bist du ja wieder! Wie war das Wasser?" Der Blonde erstarrte regelrecht, als er den Siebzehnjährigen sich nähern sah. Er trug eine von seinen blauen Badehosen, sein muskulöser Oberkörper war übersät von glitzernden Wassertropfen, die langsam über seine Brustwarzen und seinen flachen, durchtrainierten Bauch rannen und die perfekten, grazilen Beine verliehen seinem Gang eine verboten sinnliche Eleganz. Seto allerdings hatte wie der Jüngere das untrügliche Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren, als er erkannte, wer der Neuling in ihrer Runde war. "Hi Wheeler." >>Das kann einfach nicht wahr sein! Warum muss ich ihm wiederbegegnen, gerade heute, nachdem ich ihn so abgekanzelt habe?! Das ist nicht fair! Was soll ich tun? Und wie er mich ansieht....seine braunen Augen machen mich wahnsinnig....!<< "Hi Kaiba." >>So viel zum Vornamen....aber wenn er auf stur schalten will, von mir aus! Warum ist der überhaupt hier?! Scheiße, ich wusste ja, dass Fortuna mich nicht leiden kann! Oh Gott....und dann so ein Anblick....er ist einfach nur wunderschön....und diese Augen....diese Augen....!<< Duke verspeiste den Rest von seinem Eis und wiederholte scheinheilig: "Wie das Wasser war, habe ich dich gefragt! Erde an Kaiba, bitte melden!" Das brachte den Firmenchef schlagartig in die Realität zurück. Er wurde sich der Anwesenheit des Pärchens bewusst, das die gesamte Situation mit offenkundigem Interesse verfolgte, und erwiderte: "Kalt." In passender Tonlage, versteht sich. Joey hatte die Botschaft dahinter klar verstanden. Nichts hatte sich zwischen ihnen geändert, zumindest, soweit es Mr. Eisberg betraf. Aber erstens entsprach das nicht der Wahrheit und zweitens hatte der temperamentvolle Blondschopf genug von diesem Vortäuschen falscher Tatsachen! Seto vertraute ihm, hatte sich ihm geöffnet - also musste er einen Grund dafür haben, sich plötzlich wieder zurückzuziehen! Und er würde herausfinden, welchen! Der Ältere machte Anstalten, sich in Richtung Umkleidekabinen zu verabschieden, als er eine Badehose zum Wechseln aus seiner Tasche holte und sich das Handtuch über die Schulter warf. "Ich begleite dich." "Und wozu, Wheeler? Denkst du etwa, ich finde den Weg nicht allein? Davon abgesehen ist dir wohl entgangen, dass du noch nicht schwimmen warst? Du muss dich also nicht umziehen! Oder hast du vor, wie ein folgsamer Hund hinter deinem Herrchen herzulaufen?" "Weder noch. Ich muss mit dir reden." >>Er springt nicht auf meine Beleidigung an! Das ist nicht gut! Es irritiert mich, wenn er so ernst ist!<< "Also, lass uns gehen." Ohne den Meisterduellanten zu Wort kommen zu lassen, setzte der Blonde sich in Bewegung und Seto schritt schweigend neben ihm einher. Währendessen fiel ihm auf, dass viele Mädchen sich nach Joey umdrehten, ihm zuzwinkerten oder verzückt die Augen rollten. Eine Gruppe Freundinnen lief kichernd an ihnen vorbei und der Brünette hörte Gesprächsfetzen wie "Das ist er, ganz sicher!", "Stimmt, dieses Model von dem Werbeplakat!", "In echt sieht er noch besser aus als auf dem Papier!", "Ich habe alle seine Kalender!", "Er ist ja so sexy!" und ähnliches. Er grummelte verärgert vor sich hin. Diese gackernden Hühner! Konnten die nicht in ihrem Stall bleiben, anstatt der Menschheit auf den Wecker zu fallen?! Drei Halbstarke überholten sie, wobei Kaiba auch hier Dinge aufschnappte, die seinen Unmut erregten. "Der sieht wirklich geil aus! Auf die Figur könnte man glatt neidisch werden!" "He, Mike! Du bist doch schwul! Was hältst du von dem Typ?" "Ignoranten seid ihr, alle beide! Das ist Joey Wheeler, eines der angesagtesten Models zur Zeit! Mein Zimmer ist mit seinen Postern volltapeziert! Dabei fällt mir ein...." Der mit dem Namen "Mike" versehene Bursche hielt abrupt an, rannte zu seinem Rucksack zurück und kam mit seinem Lesestoff, einem Krimi, und einem Kugelschreiber zurück. Er postierte sich vor Joey und fragte stotternd mit hochrotem Kopf: "Dürfte ich....dürfte ich Sie.... um.... um ein Autogramm bitten?" "Eh? Klar, wieso nicht? Ich soll dein Buch signieren, wie ich annehme?" "Ich habe mein Autogrammheft leider nicht dabei! Ich konnte schließlich nicht ahnen, Ihnen hier zu begegnen!" "Da ist was dran! Wie heißt du?" "Mike." "Also: Für Mike, zum Gedenken an einen schönen Sommertag. Gezeichnet: Joey Wheeler." Selig lächelnd entfernte sich der Halbstarke und der Jungmillionär verzog verächtlich die Mundwinkel. Herrgott nochmal, wie ihn dieses vorpubertäre Getue nervte!!! Sie gelangten zu den Umkleidekabinen, doch ehe der angesäuerte Siebzehnjährige hinter einer der Türen verschwinden konnte, umklammerte der Jüngere sein rechtes Handgelenk und zerrte ihn hinter die Rückwand des Gebäudes, wo man die Schließfächer für die Wertsachen untergebracht hatte. "Was soll das, Wheeler?" "Schluss mit ,Wheeler', Seto! Es steht mir bis hier, dass du wieder den fiesen Mistkerl herauskehrst, nachdem wir endlich Freunde geworden sind! Warum willst du unbedingt verleugnen, dass sich etwas zwischen uns entwickelt hat?! Und komm mir nicht mit irgendwelchen Unverschämtheiten oder dem üblichen ,Lass mich in Ruhe, Köter'! Ich will eine Antwort von dir - und zwar jetzt!!" Der Firmenchef erschauerte unter dem leidenschaftlichen Klang der feurigen Stimme und wagte nicht, in diese goldbraunen Topase zu blicken, die ihn jetzt entschlossen anfunkelten. Er konnte Joey unmöglich von seinen Zweifeln und seiner Angst erzählen! Er durfte sich ihm nicht noch mehr öffnen! Begriff dieser Kerl nicht, dass er seine Zuneigung einfach nicht verdiente?! "Lass mich zufrieden." "Wa-?! Lass mich zufrieden?! Hast du sie noch alle?! Sag mir doch, was mit dir los ist! Ich kann es nicht verstehen, wenn du es mir nicht erklärst! Ich will dir doch bloß helfen, warum kapierst du das nicht?!" "Bitte, Whee....Joey. Mach es mir nicht noch schwerer!" "Aber ich muss es dir ja gerade schwer machen, wenn du dich so benimmst! Die letzten Tage haben uns einander so viel näher gebracht! Das kann dir nicht egal sein!" "Das....das ist es auch nicht....trotzdem....ich glaube, dass es mit uns nicht funktionieren würde. Entschuldige. Ich....ich möchte mich jetzt umziehen." Damit wandte er sich ab und ging. Joey unterdrückte den Wunsch, den anderen mit einer Umarmung zurückzuhalten, durcheinander und seltsam betrübt. Weshalb kümmerte es ihn eigentlich, was mit diesem undurchschaubaren Eiszapfen los war?! Er erinnerte sich daran, wie er Seto getröstet und berührt hatte....wie Seto für ihn gelächelt und sogar gelacht hatte....und er erinnerte sich an die Tränen, die in diesen saphirblauen, atemberaubenden Augen geschimmert hatten wie flüssige Perlen.... Er fuhr sich durch sein korngelbes Haar und seufzte. >>Warum muss er sich von mir abwenden, dieser Trottel?! Und ich kann das nicht akzeptieren, obwohl es mir gleichgültig sein sollte....Gott, wem mache ich hier was vor? Ich....habe mich.... in ihn verliebt....<< *Merde: Das ist das französische Wort für den Fluchausdruck mit Sch..., Kaiba flucht eben elegant! Kapitel 15: Zweite Woche, Montag (Teil 1) ----------------------------------------- So, also, da bin ich wieder! Der Upload funktioniert wieder und da dachte ich mir, stellen wir doch ein neues Kapitel online! Viel Spaß beim Lesen!^^ Kapitel 8: Zweite Woche, Montag Die Limousine mit Joey an Bord fuhr vor dem Schultor vor und hielt. Jonas der Chauffeur sprang eiligst nach draußen und öffnete den Wagenschlag. Der Blonde lächelte ihm dankend zu und verschwand im Inneren des Gebäudes. Wie konnte er Seto bloß dazu bringen, ihm zu sagen, was der Grund für seine Ablehnung war? Klar, er hatte nicht wirklich angenommen, dass Mr. "Kälter-als-die-Arktis" sofort eine Beziehung mit ihm eingehen würde, aber egal, wie wahrscheinlich es war, dass der Brünette keine romantischen Gefühle für ihn hegte, sie konnten doch wenigstens Freunde sein! Warum sperrte sich der Dickschädel so dagegen?! Der wollte ja selbst dann mit dem Kopf durch die Wand, wenn die Türe daneben offenstand! Missmutig warf er seine Schultasche auf seinen Platz, packte die nötigten Utensilien für die erste Stunde aus und grübelte weiter vor sich hin. Seto war noch nicht da. Wie sollte er sich nach diesem dämlichen Wochenend-Fiasko ihm gegenüber verhalten? Immerhin hatten sie gestritten und er hatte den anderen geohrfeigt....Die Tür schwenkte zur Seite und der Firmenchef betrat das Klassenzimmer. Ohne Joey anzusehen oder zu begrüßen, setzte er sich auf seinen Platz hinter ihm und vertiefte sich in die Lektüre des Japanisch-Buches. Der Jüngere grummelte vor sich hin und ließ absichtlich seinen Kugelschreiber zu Boden fallen. Er kullerte auch tatsächlich bis zu Kaibas Stuhlbein, doch dieser machte keinerlei Anstalten, den Stift aufzuheben. Joey verdrehte genervt die Augen und angelte seinerseits nach dem Schreibgerät. "Na, mal wieder tollpatschig wie eh und je, Köter?" Die Stichelei traf den Sechzehnjährigen mehr oder weniger unvorbereitet, denn eigentlich waren sie beide über diese albernen Streitereien hinaus. Doch da der Jungmillionär es offenbar vorzog, so zu tun, als hätte sich nicht das geringste geändert, würde er sich eben anpassen! Verdammt!! Zum Teufel mit diesem sturen Schnösel!! "Aber ich bitte dich!" giftete er zurück. "Ich werde dir doch nicht das Vergnügen verderben, mich von Herzen verachten zu können!" "Denkst du etwa, ich habe nichts Besseres zu tun, als mir über einen Idioten wie dir Gedanken zu machen?" erwiderte der Ältere gelassen und in eisigem Ton. Es war genau wie früher und Joey war sich nicht ganz sicher, ob er nun erleichtert oder traurig sein sollte. Es schmerzte ihn, dass Seto sich so benahm, aber er besass auch seinen Stolz - und verliebt in diesen reichen Pinkel oder nicht, er würde ihm unter keinen Umständen hinterherlaufen!! Bevor er diesem eingebildeten, arroganten Meisterduellanten hinterher trottete, müsste schon die Welt untergehen! Nein, so tief war er noch nicht gesunken, trotz seiner Gefühle! Wenn Seto es anders wollte, würde er den ersten Schritt machen müssen! Der Lehrer erschien auf der Bildfläche und nachdem auch die letzten Nachzügler - diesmal Duke und Tristan - eingetrudelt waren, konnte der Unterricht beginnen. Es war ein heißer Tag und mit fortschreitender Zeit kletterten die Temperaturen immer höher, bis sich die Hitze wie ein Helm auf die Köpfe der Schüler senkte und ihre Gehirnaktivitäten verlangsamte. In der sechsten Stunde fegte Tea ihr Federmäppchen vom Tisch und musste, auf allen Vieren krabbelnd, den Inhalt wieder aufsammeln. Der Lehrer sah ihr dabei zu und stauchte sie anschließend für ihre Ungeschicklichkeit zusammen. Er war ziemlich gereizt und auch Tea musste sich auf die Lippen beißen, um nicht patzig zu antworten. Diese Hitze war wirklich nicht geeignet für ein gutes Arbeitsklima, sie ließ einen müde, träge und angriffslustig werden. Endlich klingelte die Schulglocke und die nächste Stunde konnte anfangen. Joey warf einen Blick auf den Stundenplan und stöhnte verzweifelt auf. Sport! Gab es denn überhaupt keine Gerechtigkeit auf dieser Welt? Beim Umziehen vermieden sowohl er als auch Kaiba es geradezu penibel genau, einander anzusehen und auch beim Aufstellen auf dem Sportplatz postierten sie sich so weit voneinander entfernt wie nur möglich. Es stand Fußball auf dem Programm und Mr. Omura, der Verantwortliche für die körperliche Ertüchtigung, teilte die Jungen in zwei etwa gleich starke Mannschaften auf. Das Schicksal wollte es, dass der Firmenchef in Team 1 kam und der Blondschopf in Team 2, sie waren also Gegner. Das Spiel wurde angepfiffen und die jungen Männer rannten kreuz und quer über den Platz. Die Sonne knallte erbarmungslos vom Himmel und es dauerte gar nicht lange, da waren alle klatschnass geschwitzt. Der Imperiumsleiter fungierte als Torwart und bisher war es noch niemandem geglückt, ein Tor zu erzielen, doch Joey hatte die feste Absicht, das zu ändern. Der Schweiß rann ihm in Bächen von der Stirn und er bekam kaum Luft, weshalb er bei Mr. Omura kurz um eine Auszeit bat. Er joggte zu seiner Sporttasche in der Umkleidekabine und kehrte mit einer Flasche Wasser zurück. Er nahm einen ausgedehnten Schluck, um seine ausgetrocknete Kehle zu befeuchten, zog sich sein klebendes Hemd aus und schüttete sich den Rest des kostbaren Nass' über den Kopf. Oh, Joey wusste durchaus, welche Wirkung das hatte und er durfte berechtigterweise annehmen, dass ein paar seiner Klassenkameraden sabbernd auf dem Fußballfeld herum torkelten (zu mehr waren sie nach seinem Anblick ja nicht fähig), und auch Yugi, Ryo, Tristan und Duke waren angetan von dem, was sie sahen, schließlich war der Blonde ein attraktiver Bursche mit einem tollen Körper. Er stürzte sich wieder ins Spiel und steuerte geradewegs auf das gegnerische Tor zu. Die Abwehr funktionierte nur beim heterosexuellen Teil des Teams, und obwohl dieser prozentual betrachtet größer war als der homosexuelle, hatte der Sechzehnjährige als geschickter Ballartist kaum Probleme, sich bis zum Tor vorzuarbeiten. Und Kaiba? Dieser hatte sichtlich mit seinen Hormonen zu kämpfen, denn Joeys schweißbedeckter, nackter Oberkörper, braungebrannt, muskulös, sehnig und kraftvoll, war die Vorstufe eines Aphrodisiakums. Der Jüngere grinste hinterhältig und legte einen gepflegten Fallrückzieher hin. Das runde Leder donnerte direkt ins Netz, der Brünette konnte den Schuss nicht halten. Abpfiff! "Du warst auch schon mal besser, KAIBA!" sagte er von oben herab, den Nachnamen zusätzlich betonend. Seto erwiderte nichts, sondern hob den Ball auf und drückte ihn dem anderen in die Hand. "Räum auf, Köter! Dann hast du auch mal was Vernünftiges zu tun. Du bist nämlich ansonsten zu nichts zu gebrauchen, außer als Dienstmädchen!" "Dienstmädchen?! DIENSTMÄDCHEN?!?! Ich bin also unnütz, ja?!" "Exakt. Das heißt, nein, du bist nicht komplett unnütz: Du fungierst als schlechtes Beispiel. Ich meine, so jemanden muss es auch geben, nicht wahr?" "Wenn ich das schlechte Beispiel bin, bist du wohl das gute?" "Das könnte man so sagen." "Du hast recht. Du bist wirklich ein leuchtendes Beispiel für uns alle: Ein perfekter Schüler, eine perfekte Arbeitsmaschine - nur im Menschlichen und Sozialen erweist du dich als Niete! In diesen Bereichen bist du nämlich ein leuchtendes Beispiel dafür, wie man es NICHT macht!" Damit griff er nach seinem Hemd und stolzierte erhobenen Hauptes davon. Seto blieb zurück, überrascht und verärgert. Er hasste es, wenn Joey ihm einen guten Konter lieferte, da ihn das aus dem Konzept brachte. Er musste zugeben, dass er halb erwartet hatte, der Blonde würde aufgrund seiner Zuneigung vielleicht Annäherungsversuche machen, obwohl er ihn abgewiesen hatte, aber der Jüngere dachte gar nicht daran. Der Siebzehnjährige musste erkennen, dass auch der Blondschopf über eine gesunde Portion Stolz verfügte....und das hieß, bevor Joseph Jay Wheeler Seto Kaiba hinterherlief wie ein Hündchen seinem Herrn, löste sich eher der Fujiyama in Luft auf! >>Er ist ein Sturkopf - genau wie du! Und wenn er will, kann er mindestens genauso stolz sein wie du, Seto! Und er lässt sich nichts bieten - genau wie du! Ihr seid euch in manchen Dingen ähnlicher, als du es je angenommen hättest....also überwinde deinen inneren Schweinehund und sag ihm, was du empfindest!!<< Der Brünette unterließ es, seinem Gewissen zu antworten und betrat die Umkleide. >>He, redest du nicht mehr mit mir?! Auch du hast ein Recht darauf, geliebt zu werden, du halsstarriger Esel! Als Mann geliebt zu werden, damit wir uns richtig verstehen!<< >>Nein. Eine Beziehung mit mir ist zum Scheitern verurteilt. Es hätte keinen Sinn. Außerdem bin ich immer noch ein Kaiba! Ich brauche niemanden sonst!<< >>Na toll, jetzt hast du wieder deine ,"Ich-bin-der-Größte-von-allen-und-ihr-seid-nichts-anderes-als-der-Schmutz-unter-meinen-Schuhsohlen"-Phase!! Als Duellant mag Joey dir nicht ebenbürtig sein....aber als Mensch ist er es allemal! Sag ihm die Wahrheit!<< >>Ich habe ihm schon viel zu viel von....meiner zweiten Seite gezeigt. So weit hätte es gar nie kommen dürfen! Ich werde....meiner Schwäche nicht nachgeben! Der Schwache....verliert!!<< >>Dir ist einfach nicht zu helfen....<< In der achten Stunde musste die geplagte Schülerschaft Sozialkunde über sich ergehen lassen. Es dürfte unnötig sein, zu erwähnen, dass Mrs. Sagami - gemeinhin auch bekannt als die "Sozi-Tante" - bei zweien ihrer Schüler nicht unbedingt einen Stein im Brett hatte, vor allem bei einem gewissen Imperiumsleiter. Ihr hatte er ja schließlich indirekt sein Gefühlschaos und seine blankliegenden Nerven zu verdanken!! "Hallo, alle zusammen! Nun, die erste Woche des Experiments ist vorbei und ich hoffe, Sie alle haben neue, interessante und lehrreiche Erfahrungen gemacht! Ich möchte nun einige von Ihnen bitten, mir einige Eindrücke aus Ihrem Rollentausch zu berichten! Haben Sie auf diese Weise Ihren Tauschpartner besser kennen gelernt? Haben sich neue Horizonte für Sie eröffnet? Haben Sie neue Erkenntnisse über Ihren Partner oder Ihre Partnerin gewonnen? Sprechen Sie! Wie wäre es denn mit Ihnen, Mr. Kaiba? Erzählen Sie uns von den ersten Auswirkungen des Projektes. Wie war es für Sie, in Mr. Wheelers Umfeld zu leben?" "Grauenhaft und unter meiner Würde." erwiderte er prompt, in typischer Kaiba-Manier: kalt, unhöflich und verächtlich. Um Joeys Mundwinkel zuckte es. "Oh? Das erstaunt mich! War es denn so schlimm für Sie?" >>Falsche Frage, Gnädigste!<< murmelte der Blondschopf in seinen Gedanken vor sich hin und knabberte verstimmt an seinem Bleistift herum. "Hören Sie zu: Meine Existenz mit einem geistig minderbemittelten Flöhewohnheim zu tauschen ist das Letzte vom Letzten! Ich würde sein armseliges Leben nicht einmal wollen, wenn es das einzig mögliche Dasein auf Erden wäre!" >>Und falsche Antwort, du Arschloch!! Es reicht, und zwar endgültig!! Du kannst vor deinen Gefühlen davonlaufen, du kannst deine Emotionen hinter einer steinharten Maske verstecken, du kannst eine Mauer aus Eis um dich herum aufbauen, wenn du unbedingt willst....du kannst dich arrogant und fies benehmen, du kannst den großkotzigen Multimillionär heraushängen lassen....aber du kannst nicht so über mich herziehen!!!!<< Er stand auf. "Ich fühle mich nicht gut, Mrs. Sagami. Könnte Kaiba mich wohl zur Krankenstation bringen?" "Wie? Tatsächlich....Sie sehen seltsam verkrampft aus und ganz rot sind Sie auch! Haben Sie etwa Fieber, Mr. Wheeler? Mr. Kaiba, geleiten Sie Ihren Klassenkameraden doch bitte zur Krankenstation." Der Siebzehnjährige erhob sich erbost von seinem Platz und bugsierte den Jüngeren wenig begeistert zur Tür hinaus. Was war denn plötzlich mit ihm los? Noch ehe er sich selbst darauf eine Antwort geben konnte, wurde er von dem Blonden gepackt und auf den nun leergefegten Schulhof gezerrt. "Nimm deine Pfoten von mir, Köter!!" blaffte er gereizt. "Nein!! Jetzt wirst du mal deine Lauscher aufsperren und MIR zuhören!!! Es sollte mir im Grunde scheißegal sein, wie du dich benimmst!! Es sollte mir scheißegal sein, ob du mir gegenüber in dein altes Fahrwasser zurückgekehrt bist oder ob du wieder den widerlich-herablassenden Firmenboss markierst!! Es sollte mir scheißegal sein, was du von mir denkst, welche Meinung du von mir hast, was du zu mir sagst!! Es sollte mir scheißegal sein....alles, was dich betrifft, sollte mir scheißegal sein!!! Aber das ist es nicht!!! Ich habe es in deinen Augen gesehen, und zwar ganz deutlich: Du vertraust mir!!! Also verrate mir verdammt nochmal, warum du nicht zugeben kannst, dass sich etwas zwischen uns geändert hat?!?! Warum zum Teufel kannst du nicht öffentlich dazu stehen, dass das Projekt uns beide etwas gelehrt hat über den anderen?! Nach allem, was war, kannst du weiterhin den miesen, kaltherzigen Bastard spielen, wenn es dir so viel Spaß macht - aber nach allem, was war, kannst du mich und mein Leben nicht so in den Dreck ziehen!!! Ich verbiete dir das, hast du kapiert?! Ich spucke auf dein Image als gefühlloser Geschäftsmann, auf deine Würde, dein Ansehen, deinen Ruf, denn nichts davon hat mit dem Menschen zu tun, den ich in den letzten Tagen kennen gelernt habe!!! Rede endlich Klartext mit mir!! Warum gibst du nicht zu, dass sich etwas Entscheidendes verändert hat?! Kannst du es nicht oder willst du es nicht?! Egal - jedenfalls verlange ich hier und jetzt eine Antwort, denn du bist mir immer noch eine schuldig!! Und wenn es sein muss....werde ich sie aus dir heraus prügeln!!!" Kaibas Miene verfinsterte sich merklich. Seine Brauen zogen sich zusammen und seine Augen wurden so kalt und undurchdringlich, wie Joey sie noch nie gesehen hatte. Ein spöttisches, hartes Lächeln vervollständigte das Bild. "Du drohst mir, Wheeler? Das ist ja interessant. Soll ich jetzt zittern vor Angst? Entschuldige, wenn ich mich nicht dazu entschließen kann. Ich wiederhole mich nur ungern, aber in Anbetracht deiner Dummheit wird mir nichts anderes übrig bleiben. Wir werden dieses Sozialkunde-Projekt durchziehen, als wenn nichts zwischen uns gewesen wäre! Ich gebe zu, wir sind uns ein wenig näher gekommen, aber das ändert nichts. Es ist besser für uns beide, wenn wir den Status quo halten und keine große Sache daraus machen. Aus dem Weg!" Er schob den Sechzehnjährigen grob zur Seite, aber wenn Joey wirklich wütend war, vertrug er es nicht, wenn jemand ihn schubste. Seine Faust schnellte herum und traf frontal Setos Backe. Der saubere Kinnhaken brachte dem Firmenchef eine unfreiwillige Bekanntschaft mit dem Erdboden ein und er rappelte sich hoch, fassungslos, in seinem Stolz verletzt und, gelinde ausgedrückt, stinksauer. "Hast du sie noch alle, Köter?!" zischte er gefährlich und wischte sich über seine blutende Unterlippe. Joey knurrte herausfordernd. "Och, hat der kleine streunende Köter den großen bösen Wolf gebissen? Ich hatte dich gewarnt! Wenn ich keine Antwort kriege, prügele ich sie aus dir raus!" "Ich habe dir geantwortet!" "Ja....und du hast gelogen! Dieses ganze bescheuerte Gelaber von wegen, nichts wäre zwischen uns gewesen und wir sind uns nur ,ein wenig' näher gekommen und dieser Schwachsinn!! Zum Teufel mit dem ,Status quo'!! Du tickst wohl nicht mehr richtig?! Du sagst mir jetzt die Wahrheit, warum du nicht dazu stehen kannst, oder ich zwinge dich!!" "....Tse. Geh Briefträger erschrecken, Köter." Damit wandte sich der Ältere zum Gehen, schließlich lief der Sozialkundeunterricht noch. Doch er hatte kaum seinen Fuß auf die unterste Treppenstufe gesetzt, als zwei starke Arme ihn packten und er sich kurze Zeit später über eine Schulter geworfen vorfand. "Dafür stirbst du, Wheeler." kommentierte er die Frechheit, die Joey sich da herausnahm, und das auch noch, ohne mit der Wimper zu zucken. Der Blondschopf steuerte geradewegs auf das schuleigene Freiluftschwimmbecken zu. "Du solltest nicht so voreilig mit Morddrohungen um dich werfen, bevor du nicht weißt, was ich mit dir vorhabe. Wenn ich mit dir fertig bin, darfst du mich gerne umbringen." Mit dieser sarkastischen Ankündigung beförderte Joey den anderen mit einem schwungvollen Wurf in den Pool. Als er prustend wieder an die Oberfläche kam, konnte er seinen Widersacher eine volle Minute nur sprachlos anstarren. Dann hievte er sich schweigend aus dem Wasser, die dunkelblaue Schuluniform von oben bis unten klatschnass. "Was willst du? Bei dieser Affenhitze kann eine kleine Abkühlung nicht schaden!" "Da hast du ausnahmsweise einmal recht." erklärte Kaiba trügerisch ruhig und schleuderte den Jüngeren in einer fließenden Bewegung ebenfalls in die chlorgefüllten Tiefen. "Vielleicht wirkt sich die Abkühlung auf deine nicht hitzebeständigen Gehirnzellen aus und verhindert, dass auch der Rest von ihnen abstirbt!" "Oh, du willst mir etwas Gutes tun und mein Gehirn retten?" feixte der Blonde, als er triefend aus dem Becken stieg und sich schüttelte, dass die Tropfen flogen. "Nun, ich fürchte, da kommt jede Hilfe bereits zu spät." "Was soll denn das heißen?!" "Es hätte mich gewundert, wenn du das kapiert hättest." "Hältst du mich für blöd?! Ach, stimmt ja, genau das tust du, ich vergass! Du hast mir nur auf eine deiner hundert verschiedenen Arten verklickert, dass ich dumm bin, na toll! Vielleicht fällt dir ja auch mal etwas Neues ein, anstatt Synonyme für ein und diesselbe Beleidigung zu suchen?! Auf die Dauer wird das langweilig!" Der Brünette ließ sich nicht anmerken, wie der Zorn in ihm hoch brodelte. Gott, wie er es hasste, wenn Wheeler treffende Rückschläge schaffte! Er hatte gelernt, dass der andere durchaus seinen Verstand benutzen konnte, wenn die Situation es erforderte, ja, er war wahrhaftig nicht so dämlich, wie er früher immer geglaubt hatte! Er besass tatsächlich Geist, Charme, Witz, Schönheit und....argh!! >>Verdammt, nicht schon wieder!! Ich habe doch beschlossen, meine Gefühle zu unterdrücken! Ich darf mich nicht verraten! Wenn er wüsste, was ich wirklich für ihn empfinde....Nein!! Ich verdiene ihn nicht! Ich würde ihn unglücklich machen, so wie Gozaburo alle unglücklich gemacht hat, die ihm je in irgendeiner Weise nahe gekommen sind! Die Welt kann in Stücke zerreißen, ehe Seto Kaiba zugibt, in diesen Kerl verliebt zu sein!!<< "Und nun, Köter? Unsere Kleidung ist völlig durchnässt. Meinst du, wir können uns so bei Mrs. Sagami blicken lassen?" "Nein. Mrs. Sagami muss auf uns verzichten." "Ich schwänze nicht!" "Rede kein Blech, Kaiba! Bei deinen Noten kannst du dir das locker leisten!" "Du aber nicht." "Hey, in Sozi stehe ich immerhin auf 2,3!" "Wie hast du denn das geschafft, Wheeler? Etwa Bestechung?" "Sehe ich aus wie ein schwerreicher Firmenbesitzer? Deine Methoden liegen mir nicht!" >>Das ist doch....!!<< "Ich habe das auch nicht nötig, da ich im Gegensatz zu dir über eine überdurchschnittliche Intelligenz verfüge." "Ja - und über ein überdurchschnittliches Ego, ein überdurchschnittlich unsoziales Verhalten und eine überdurchschnittlich arrogante Klappe!" >>Hat der heute Morgen was Falsches zum Frühstück gegessen? So in Rage habe ich ihn noch nie zuvor erlebt! Er ist....regelrecht in Form! Aber wenn er erwartet, dass er mich damit beeindruckt, hat er sich geirrt. Es ist erwiesen, dass er solche Höhenflüge nicht oft hat, aber ein blindes Huhn findet auch einmal ein Korn.<< "Erklär mir endlich, was los ist!" "Nicht schon wieder! Soll ich dir meine Antwort auf Band sprechen, damit du sie zurückspulen kannst?" "Ich will keine Antwort von Mr. ,Ich-bin-reicher-als-Krösus'-Kaiba, sondern eine von Seto! Von dem Seto, der sich mir in den vergangenen Tagen offenbart hat....und den ich irgendwie.... gern habe. Doch, diesen Seto mag ich, sogar sehr. Also. Sag mir, warum du nicht zu deinen Gefühlen stehen kannst. Fällt es dir wirklich so schwer? Kann ich das nicht ändern, dir dabei helfen, ehrlicher zu dir selbst zu sein? Was hindert dich? Ist es Angst? Unsicherheit? Sag es mir....bitte." Joey strich ihm durch das nasse Haar und musterte ihn eindringlich mit seinen warmen braunen Augen, in denen leise Traurigkeit und der ehrliche Wunsch standen, ihn besser begreifen, ihn verstehen zu wollen. Kaibas Herzschlag beschleunigte sich.... Kapitel 16: Zweite Woche, Montag (Teil 2) ----------------------------------------- *vor Freude heul* Ehrlich, Leute, ich bin total happy, dass so viele meine Geschichte lesen! *alle Kommi-Schreiber umknuddelt* Viel Spaß beim Lesen!^^ Kapitel 8, Zweiter Teil: Zweite Woche, Montag Es war ganz still geworden. Weder die Vögel sangen, noch die Insekten summten. Nicht einmal der Wind blies. Joey und Seto standen sich gegenüber, stumm, wie versteinert, im Blick des jeweils anderen versinkend. Die zärtliche Geste des Blonden, das Streicheln durch seine Haare, irritierte den Älteren mehr, als er zugab und er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Die Sonne zauberte matt goldene Reflexe in die honigfarbene Pracht vor ihm, die noch nass war von der spontanen Bekanntschaft mit dem Inhalt des Schwimmbeckens, die Tropfen glitzerten auf der gebräunten Haut und liefen Joey über den Hals, die Schuluniform war komplett durchgeweicht und vor allem die Hose lag dadurch verflucht eng an diesem berückenden Körper. Kaibas Herzschlag nahm an Geschwindigkeit noch mehr zu, sein Atem geriet aus dem Takt und er hatte den Eindruck, als würde alles in ihm nach Joey schreien. "Nun? Ich warte noch immer. Vertrau dich mir an, komm schon." "Ich....ich...." Im Inneren des Imperiumsleiters stritten seine erwachte Liebe und sein Stolz, seine Angst und sein Ehrgeiz miteinander. Er merkte jetzt, dass es nicht einfach nur die nagende Gewissheit war, jemanden wie den Jüngeren nicht zu verdienen, oder die Tatsache, dass er bereits seit viel zu langer Zeit seine Gefühle wegschloss wie etwas Verbotenes, auch seine Starrköpfigkeit und sein ach so hochgeschätztes Image in der Öffentlichkeit meldeten sich zu Wort. Wenn die Presse herausfände, dass er, Seto Kaiba, schwul war, wäre die Hölle los und es würde seinem geschäftlichen Ansehen mehr als schaden. Er würde sich doch nie mit Joey irgendwo zeigen können, auf keinem offiziellen Anlass, nirgends! Schon gar nicht, wenn er all die Berichte und Zeitungsartikel bedachte, in denen die wildesten Spekulationen darüber angestellt wurden, ob er nicht irgendeine reiche Erbin heiraten würde.... "Ich....ich kann nicht!!" stieß er hervor und wandte sich ab. Mit gestrafften Schultern und erhobenem Haupt marschierte er in ausgreifenden Schritten die Treppe vom Schwimmbecken zum Schulhof hinunter und entfernte sich geschwind aus dem Blickfeld des Blonden. Dieser blieb eher verwirrt und betrübt als wütend zurück. Er kaute auf seiner Unterlippe herum und kratzte sich am Kopf, wie er es stets tat, wenn er aus einer bestimmten Situation nicht schlau wurde. Warum war es so schwer für Seto, "ja" zu seinem Herzen zu sagen? Sicher, im emotionalen Bereich war er ein Anfänger, aber dennoch.... >>Ich glaube einfach nicht, dass ich ihm nach diesen sieben Tagen immer noch egal bin!! Das kann mir nun wirklich keiner erzählen, oder ich sehe Dinge, die es nicht gibt! Ich....bin mit ihm zusammen in einem Bett gelegen, ganz nah....und es war schön....Er hätte das nie zugelassen, wenn ich ihm gleichgültig wäre! Trotzdem....manchmal frage ich mich ernsthaft, was bloß in seinem Kopf vorgehen mag....<< Der Brünette ließ die High School hinter sich, denn er hatte nicht die geringste Lust, wieder dieser dämlichen Sozi-Tante namens Sagami unter die Augen zu treten, schon gar nicht in nasser Uniform. Also begab er sich auf den Nachhauseweg und sperrte wenig später die Tür zu Joeys Apartment auf, das er noch für die nächsten zwei Wochen bewohnen würde. Er hing seine Kleidung zum Trocknen auf und schlüpfte unter eine warme Dusche, um sich das Chlor aus den Haaren zu spülen. Nach fünfzehn Minuten - er hatte sich viel Zeit gelassen, etwas, das bei ihm höchst selten vorkam - sass er im Bademantel auf der Couch vor dem Fernseher und schaltete sich durch das Programm, fand aber keine Sendung, die ihn interessierte. Ob Wheeler vielleicht auch Videos und DVDs hatte? Immerhin war er im Besitz von zwei dazugehörigen Recordern....Er trat an den Wohnzimmerschrank und klappte die obere Reihe auf. Nein, Geschirr und Gläser. Unten drunter vielleicht? Nein, Deckchen und Handtücher. Der Schrank daneben? Tatsächlich wurde er hier fündig. Viele Videos waren es nicht, die meisten Filme hatte der Blonde auf DVD; außerdem handelte es sich bei den Videos um selbst aufgenommene. Der Firmenchef stöberte eine Weile darin herum, als ihm ein Band mit der Aufschrift "Auftritte Blaue Rose" in die Hände fiel. Unwillkürlich wurde er neugierig. Dieser unsägliche Striptease am kommenden Samstag war also nicht die erste Show, die Wheeler da drin abgezogen hatte? Er erinnerte sich, dass Joey ihm am Freitag ursprünglich irgendetwas hatte zeigen wollen, damit er sich nicht über seinen eigenen Auftritt in der "Blauen Rose" so furchtbar aufregte, aber angesichts der peinlichen Lage, in die er dann geraten war und der anschließenden Rauferei und Versöhnung, die sie einander wieder nähergebracht hatte, war das Vorhaben schlicht und ergreifend untergegangen. Ob es das Video war, das ihn davon hätte überzeugen sollen, dass nichts dabei war, solange die Show in einem renommierten Club stattfand, in dem es feste Regeln gab? Kaiba griff nach der Fernbedingung, die Kassette wanderte in das Gerät und die Play-Taste wurde betätigt. Zu seinem Unmut winkte dieser nervende Peter erst einmal in die Kamera! "Hallo Joey-Baby! Du hast mich ja gebeten, die Vorführung zu filmen und das habe ich getan, wie du siehst! Du warst natürlich absolut umwerfend, wie immer! Aber davon kannst du dich ja gleich selbst überzeugen! Viel Spaß!" Das Bild flimmerte einen Moment in Schwarzweiß, ehe endlich die eigentliche Aufnahme begann. Der Moderator erklärte das Prinzip der Show: "Das Thema des heutigen Abends lautet: Mein Lieblingstier. Unsere Auserwählten haben sich als ihr persönliches Lieblingstier verkleidet und werden einen Song ihrer Wahl vortragen. Viel Vergnügen!" Den Anfang der Vorstellung machte ein schwarzhaariger Bursche, der etwa so um die achtzehn sein mochte. Sein Kostüm suggerierte einen Vogel oder sonst ein fliegendes Wesen. "Kostüm" konnte man das bisschen an Stoff im Grunde kaum nennen, aber er hatte eine gute Figur und auch eine hübsche Stimme. Er sang das Lied "Survivor" von Destiny's Child und nachdem er mit Applaus überschwemmt worden war, war der Zweite an der Reihe. Er stellte ein Pferd dar, wenn Kaiba die Anhaltspunkte richtig deutete. Der nächste war eine Katze, danach folgten ein Krokodil (grünes Lackleder, das sah durchaus nicht übel aus, wie der Jungmillionär sich eingestehen musste), ein Pfau (der Kerl war halt überhaupt nicht eitel) und ein Hase. Dann wurde Joey angekündigt, schließlich war er ein bekanntes Model und verdiente eine extra Erwähnung. Der Blonde schritt hinaus auf die Bühne und Seto, der gerade eine Tasse Kakao zum Mund führte, hielt mitten in seiner Bewegung inne. Joeys Lieblingstier war wirklich der Hund! Aber das war es nicht, was den Siebzehnjährigen dazu veranlasste, gebannt auf den Bildschirm zu starren. Es war vielmehr das Kostüm. Es bestand aus honigbraunen Fellstiefeln, einem fellbesetzten Slip, der verteufelt eng sass und auch noch über einen buschigen Schwanz verfügte, Fellhandschuhen und niedlichen Schlappohren, die an einem Haarreif befestigt waren und so über die richtigen Ohren des Sechzehnjährigen fielen, dass man sie nicht sah. Das Tüpfelchen auf dem I war das Lederband mit dem spitzen Zahn als Anhänger. Für diesen Anblick existierte nur eine einzige Beschreibung: Heiß. Heißer als heiß. Die Musik wurde abgespielt und der Blonde sang sein Lied, das perfekt Kaibas Gedanken in Worte fasste. "Every guy seems to have an eye on you And I think you know it, boy If you think I'm gonna tryin' join the cue Then you got another thing comin' I like to think of me As a kind of man who never has to chase his prey And even how to see him from day to day! That's just the way it is If you wanna get my kiss I'm not your average guy. That's more to this!" Mit geschmeidigen Schritten tanzte er über die Bühne, kroch elegant, langsam und suggestiv auf allen Vieren und wendete sich mit seiner tiefen Stimme an das Publikum. Der Refrain traf den Braunhaarigen seltsam unvorbereitet - vielleicht, weil er so sehr der Wahrheit entsprach? "I'm hotter than you know I'm indestructible I've got this game ot not I'm everything that your guy's not I'm a thing that won't burn out I stand up from the ground So forget what you've been told I'm hotter than you know!" Mehr oder weniger automatisch übersetzte er den Text: "Ich bin heißer als du weißt. Ich bin unverwüstlich. Ich habe dieses Spiel gewonnen. Ich bin alles, was dein Kerl nicht ist. Ich bin etwas, das nicht ausbrennen wird. Ich stehe wieder auf. Also vergiss, was man dir erzählt hat. Ich bin heißer als du weißt." "I really didn't mean to stop your flow Just's something I think you should know If you gonna trying step to me Better concurrectly Just put it work of me Something I had heard before And if I like it what I hear Then maybe we can talk That's just the way it is If you wanna get my kiss I'm not your average guy. That's more to this! I'm hotter than you know I'm indestructible I've got this game ot not I'm everything that your guy's not I'm a thing that won't burn out I stand up from the ground So forget what you've been told I'm hotter than you know!" Joey hatte sich zu der Stange geschwungen, an der normalerweise die Gogo-Tänzer ihre "Arbeit" absolvierten, ging aufreizend langsam in die Hocke und zog sich danach unglaublich lasziv nach oben. Seine Hüften kreisten und beschrieben schließlich nach vorne gerichtete Stöße. Seto musste schlucken. "That's just the way it goes Don't wanna stop your flow But I have to let you know Forget what you've been told Oh oh I'm hotter than you know! I'm hotter than you know I'm indestructible I've got this game ot not I'm everything that your guy's not I'm a thing that won't burn out I stand up from the ground So forget what you've been told I'm hotter than you know! I'm hotter than you know I'm indestructible I've got this game ot not I'm everything that your guy's not I'm a thing that won't burn out I stand up from the ground So forget what you've been told I'm hotter than you know!" Die Tasse landete klirrend auf dem Tischchen vor ihm. Dieser makellose Körper, die gebräunte Haut, das goldene Haar, die verführerisch braunen Augen, die glänzenden Lippen, die anmutigen Bewegungen und dann diese Stimme....Nicht überragend, nein, aber sehr volltönend und angenehm. Wieder fühlte er, wie das Verlangen in ihm erwachte und er schaltete das Video reflexartig aus. Die Situationen, in denen Joey ihm schön, sinnlich und erregend zugleich erschien, häuften sich in letzter Zeit und er war darüber relativ beunruhigt, denn irgendwann, dessen war er sich nun sicher, würde er der süßen Verlockung nicht mehr widerstehen können. Es war doch zum Verrücktwerden!! Da klingelte es und er öffnete. Es war Serenity. Richtig, hatte sie ihm nicht erzählt, dass sie montags immer bei ihrem Bruder war, weil ihre Mutter an diesem Tag lange arbeitete? Er ließ sie herein und das Mädchen brühte sich einen Tee auf, während Kaiba das Video wieder aufräumen wollte. Sie kam gerade aus der Küche und ihr Blick fiel auf das Etikett. "Oh, du hast dir den Film von seinen Auftritten angesehen?" "Nur ein paar Ausschnitte...." "Er ist ziemlich gut, was?" "Nun ja, es war....ganz nett." erwiderte der Firmenchef zögernd, etwas irritiert von Serenitys treuherzigem Lächeln und ihren großen, noch kindlichen Augen, die ihn offen und ohne Scheu musterten. "Du wirst ihn doch in der ,Blauen Rose' vertreten, nicht?" "Wie käme ich denn dazu? Ich werde mich niemals auf so ein....niedriges Niveau begeben! Ein Striptease, man denke. Auf keinen Fall. Dich scheint es nicht sonderlich zu stören, dass Joey sich zu so etwas hat überreden lassen!" "Nein. Der Club ist sehr bekannt und ich weiß von meinem Bruder, dass es ein seriöser und gut geführter Laden ist, keine üble Spelunke. Außerdem wird er für seine verschiedenen kleinen Darbietungen angemessen bezahlt, da kann man es ihm wirklich nicht verdenken. Und es ist nur ein einziger Abend, also was soll's?" Für ihre 14jährige Jugend betrachtete sie diese Angelegenheit in der Tat weitaus weniger kritisch als er, wie er erstaunt feststellte. Aber er würde sich niemals vor Publikum ausziehen! Das wäre einfach nur....entwürdigend! Man könnte vielleicht darüber verhandeln, wenn Joey es mit ihm zusammen....Er stoppte die Idee so abrupt, wie sie sich aus den Tiefen seines Verstandes zu ihm hinaufgeschwungen hatte. Wie absurd, etwas derartiges in Betracht zu ziehen! Serenity betrachtete ihn verstohlen von der Seite und las die Verwirrung in seinen sonst so schwer zu deutenden Zügen. "Kaiba-san....du magst Joey doch, oder?" Diese Frage war die reinste Schocktherapie. Seto wandte sich dem Mädchen zu und starrte sie an, als hätte sie sich vor seinen Augen in einen gefräßigen Außerirdischen mit Tentakeln und schuppiger Haut verwandelt. Merkte man ihm jetzt schon an, dass er etwas für den Blonden übrig hatte?! Das war ja....was um alles in der Welt hatte er bloß verbrochen?! "Dein Bruder passt nicht zu mir. Und du weißt selbst sehr gut, dass wir fast nur gestritten haben, seit wir uns kennen." "Das ist richtig, aber...." Sie verschwand im Schlafzimmer und suchte eine Weile nach irgendetwas Bestimmtem in den vielen Schubladen des Schrankes. Er hörte, wie sie einen entzückten Schrei ausstieß und zu ihm zurückkam. In ihrer Hand hielt sie ein dickes Buch mit dem Titel "Die Astrologie und wie sie unser Leben beeinflusst". Na wunderbar, dieser dämliche Hokuspokus hatte ihm noch gefehlt! Wollte sie jetzt überprüfen, ob Joey und er astrologisch zusammenpassten? "Wann hast du Geburtstag?" Da, hatte er es nicht befürchtet? Aber da er Serenity mochte, schon allein, weil sie in ihrer frischen und freundlichen Art Mokuba ähnelte, gab er mit einem Seufzen nach und antwortete: "Am 25. Oktober." "Hm, dann bist du ein Skorpion. Also, zum Charakter: Kein Skorpion ist problemlos, aber das macht Vertreter dieses Tierkreiszeichens auch so interessant. Skorpione gelten als egoistisch, starrköpfig, unwirsch. Doch das kann natürlich daher rühren, dass Skorpione beinahe immer unangepasst sind und gegen den Strom schwimmen. Es ist ihnen ganz egal, was die anderen denken, sie ziehen ihren Stil durch, gleich, wie viele Feinde sie sich damit schaffen. Für den Skorpion gilt das alte Motto: Viel Feind, viel Ehr. Sie wirken undiplomatisch, sind aber in Wahrheit einfach nicht daran interessiert, es allen recht zu machen. Der Skorpion interessiert sich hauptsächlich für sich selbst. Dann kommt lange nichts, dann wieder er, und dann vielleicht jemand anderer, vorausgesetzt, der Skorpion profitiert davon. Doch wenn er einmal beschließt, Freunde haben zu wollen und sich in eine Beziehung, wie auch immer geartet, einzulassen, ist er hinreißend, charmant, liebevoll und in jedem Punkt einzigartig. Der Skorpion gehört zu den Menschen, die niemals zur Ruhe kommen. Immer gibt es noch etwas zu erledigen, ein neues Projekt zu planen, eine neue Idee zu verwirklichen. Der Skorpion ist auch niemals zufrieden mit dem, was er bisher geleistet hat. Jedes abgeschlossene Projekt, jedes verwirklichte Ziel, jeder erfüllte Wunsch stürzt ihn in eine Krise: Und was jetzt? Der Skorpion braucht ständig Herausforderungen, er muss sich ununterbrochen bestätigen, sonst ist er zutiefst unglücklich. Er ist auch selten mit seiner Arbeit zufrieden. Der Skorpion ist nie von sich überzeugt, er will ständig besser sein, noch mehr arbeiten und seine Mitbewerber ausstechen. Genauso wenig, wie er von sich selbst überzeugt ist, hat er Vertrauen zu den anderen. Ist er in einer Führungsposition, überlegt er immer wieder, ob seine Mitarbeiter wirklich alles geben, so wie er selbst. Er grübelt darüber nach, ob seine Partnerin oder sein Partner wirklich aufrichtig ist, wirklich glücklich, wirklich befriedigt. Nie kann sich der Skorpion so richtig entspannt zurücklehnen und mit sich und der Welt zufrieden sein. Obwohl er sehr selbstbewusst ist und eigentlich keinen Grund hätte, zu zweifeln, ist er doch ständig in Verteidigungsposition. Der Skorpion ist ein Alpha-Tier (*lol*), wie es im Buche steht. Er möchte im Mittelpunkt stehen, er will der Chef sein. Im Familien- oder Freundesverband bestimmt der Skorpion, was passiert, wie es passiert und wo es passiert. Zum Dank dafür ist er aber hundertprozentig loyal zu Freunden und Familie. Wer einen seiner Lieben kränkt oder verletzt oder bedroht, spürt bald, wie zornig der Skorpion werden kann. Für seine Umgebung geht er durchs Feuer. Ein anderer Wesenszug des Skorpions ist auch sein berühmtes Skorpion-Schmollen. Er ist aufbrausend und beleidigend, brüllt herum und kann ganz schön ungerecht sein. Wehe aber, er selbst ist Opfer eines Wutanfalls oder wird ungerecht behandelt. Dann nämlich schmollt der Skorpion. Und dann gefriert das Blut. Für Frohnaturen in seiner Umgebung kann dieses Schmollen der reinste Psychoterror sein. Der Skorpion redet nicht, ist kühl und distanziert, tut, als wäre ihm ohnehin alles egal, aber er bestraft alle um ihn herum mit Liebesentzug. Dieser Zustand kann tagelang oder wochenlang anhalten. Doch kann man ihn mit Humor auch wieder versöhnen. Steht man aber mit einem Skorpion erst einmal auf Kriegsfuß, dann tut man gut daran, ihm aus dem Weg zu gehen, denn als Gegner ist er nicht zu unterschätzen. Das andere Extrem soll natürlich auch nicht unerwähnt bleiben. Wenn der Skorpion einmal liebt, dann tut er das mit ganzem Herzen und mit großer Leidenschaft. Doch dazu mehr im nächsten Abschnitt." In Ordnung. Eventuell war Astrologie nicht nur Hokuspokus, denn in vielen dieser Beschreibungen hatte Kaiba tatsächlich sich selbst wiedererkannt. Obwohl er es ungern zugab, war er nun neugierig zu erfahren, was noch auf dieser Seite stand, die Serenity gerade vorgelesen hatte, denn der nächste Teil beschäftigte sich offensichtlich mit dem Liebesleben eines Skorpion-Geborenen. Da der Siebzehnjährige sie nicht unterbrach, beschloss das Mädchen, einfach fortzufahren: "Der Skorpion und die Liebe: Der Skorpion ist sehr sinnlich. Er liebt es, das Leben zu genießen, ganz besonders in der Liebe. Wenn er den Partner oder die Partnerin gefunden hat, für die es sich lohnt - und oft gehen einer solchen Beziehung lange Kämpfe voraus -, dann steht einer großen und leidenschaftlichen Liebe nichts mehr im Weg. Er mag als Partner schwierig sein, denn er liebt es, zu beherrschen. Man muss schon entweder sehr geduldig sein, um es mit dem Skorpion auszuhalten, und sich selbst zurückstellen, oder aber man ist selbst stark genug, um sich auf einen harten und zähen, aber durchaus fruchtbaren Kampf einzulassen. Skorpionen - sowohl Männern als auch Frauen - sind Halbheiten verhasst. Natürlich gibt es Liebschaften, aber das ist nicht wichtig. Wenn es um die eine, große Sache geht, dann geht der Skorpion aufs Ganze. Er liebt ausschließlich und kompromisslos, aber auch sehr besitzergreifend. Wenn er aber so einigermaßen darauf vertrauen kann - ganz sicher sein wird er sich nie, dazu ist er zu misstrauisch -, dass sein Partner oder seine Partnerin treu zu ihm steht, dann kann man ein herrliches Leben mit ihm führen: Er strotzt vor Überraschungen, kleinen Geschenken, er erfindet die hübschesten Kleinigkeiten und die bezauberndsten Aufmerksamkeiten, um dem Alltagstrott in der Beziehung keine Chance zu geben. In der Sexualität ist er ein unermüdlicher und fantasievoller Liebhaber - doch auch auf diesem Gebiet wollen Skorpione nicht ganz die Oberhand verlieren. Auch in der Liebe muss es immer ein bisschen Kampf geben, wenn die Sache sich nur schmusig, liebevoll und zärtlich anlässt, ist das zwar auch sehr schön, aber hin und wieder darf es ruhig deftiger sein. Skorpione - Männer und Frauen - werden sich auch nie zu gefügigen Werkzeugen ihrer Partner machen lassen. Und wenn sie noch so besessen sind, versklaven lassen sie sich nie, denn eines der wichtigsten Dinge in ihrem Leben ist ihre Unabhängigkeit. Menschen, die einen angenehmen, pflegeleichten Partner suchen, sollten sich nicht mit Skorpionen einlassen. Erst im vorgerückten Alter werden sie ein bisschen kompromissbereiter. Was sagst du nun? Einer dauerhaften Beziehung mit einem Skorpion gehen also lange Kämpfe voraus! Das trifft doch auf meinen Bruder und dich ziemlich genau zu, nicht wahr?" "Kommt darauf an, wie man's betrachtet....welches Sternzeichen hat Joey?" "Er hat am 25. Januar Geburtstag, er ist ein Wassermann." "Er....hat auch an einem Fünfundzwanzigsten?" "Ja! Schicksal, hm? Ich lese dir mal vor, was hier beim Charakter des Wassermannes steht: Der Wassermann ist leidenschaftlich und streitbar, radikal und stark, vital und stolz. Er hasst das Alltägliche, er möchte das Außergewöhnliche, das Einzigartige. Und um das zu erreichen, nimmt er einiges auf sich. Kaum ein Wassermann, der in seiner Umgebung nicht als heilloser Dickkopf bekannt ist, denn für Wassermänner gibt es keine Kompromisse. Er hat sein Ziel, das meist sehr hochgesteckt ist, und das verfolgt er hartnäckig und gnadenlos, oft bis zur Rücksichtslosigkeit. Egal, ob das sein Berufsleben oder sein Privatleben betrifft: Der Wassermann will das Beste, Schönste, Wunderbarste und Größte. Er gibt sich nicht mit Halbheiten zufrieden, ähnlich wie der Skorpion (!). Wassermänner sind leicht daran zu erkennen, dass sie oft spannende Berufe ausüben, begehrenswerte, schöne und geistreiche Partner an sich binden können, aber noch immer auf der Suche nach dem Optimalen sind. Das hält sie in Bewegung, das hält sie jung und frisch, und diese Unruhe macht auch einen Teil des Reizes aus, mit dem sie immer wieder potentielle Partner beeindrucken können. Was der Wassermann nun wirklich nicht leiden kann, ist, wenn er sich nicht in einer Führungsrolle entfalten kann. Der Wassermann will herrschen, er will dominieren. Kommt ihm jemand ins Gehege, der diese Hierarchie nicht akzeptieren will, fühlt sich der Wassermann sofort herausgefordert und gibt nicht nach, bevor er entweder die Rolle des Alpha-Tieres innehat, oder aber der Gegner sich durch Flucht entzieht. Beeindruckend an Wassermann-Geborenen ist ihre Zähigkeit, ihre Ausdauer und ihr strahlender Optimismus. Nie hört man sie klagen, nie jammern sie, dass ihnen eine Aufgabe zu schwer ist - sie leben und arbeiten nach dem Grundsatz: ,Es gibt keine Probleme, nur Herausforderungen'. Weniger sympathisch macht den Wassermann seine Ungeduld. Er erwartet von seinen Mitmenschen ebenso viel Kraft und Begeisterung, wie er selbst aufbringt, und er verlangt auch das gleiche Tempo. Kommt ihm jemand nicht nach, kann der Wassermann sehr ungehalten werden und ist als Chef auch durchaus in der Lage, Mitarbeiter zu kritisieren, nur weil sie nicht seinen Arbeitsstil übernehmen. Ein Wassermann leidet dann am meisten, wenn er unterfordert ist. Ein Nine-to-five-Job, der wenig anspruchsvoll, dafür aber gemütlich ist, ist des Wassermanns beruflicher Alptraum. Dann schon lieber mehr Risiko, mehr Abenteuer, mehr Gefahr, aber auch größere Befriedigung. Am liebsten sieht sich der Wassermann vor Aufgaben, die für andere unlösbar scheinen. Kompliziert, verstrickt und problematisch muss die Sache sein, da kann er sich so richtig verbeißen. Immer auf der Suche nach etwas Neuem, immer kühn hinein ins Vergnügen: Der Wassermann liebt das scheinbar Unüberwindliche, Undurchschaubare, Unerreichbare (wie zum Beispiel reiche Firmenchefs? *g*). Für andere scheint sein Arbeitsplatz oft nur chaotisch und planlos zu sein (>>Allerdings, wenn ich an Wheelers Schulbank denke....<< schoss Kaiba in dieser Sekunde durch den Kopf), doch der Wassermann findet sich zurecht. Sie tun auch stets ihre eigene Meinung kund, egal, ob ihnen das schaden könnte oder nicht. Kein Wunder, dass sich in Diplomatenkreisen eher selten Wassermänner finden. Hm....ich mag diesen Ausdruck - ,Alpha-Tier'! Kein Wunder, dass Joey und du euch ständig in die Quere kommt! Mal schauen, wie sieht es in der Liebe aus? Wassermänner wollen auch in Liebesbeziehungen dominieren. Zunächst einmal ist der Wassermann natürlich in der Wahl seines Partners höchst selektiv. Attraktiv und klug, gebildet und charmant, begehrt und selbstbewusst muss das Objekt des Interesses sein. Ist der Wassermann dann einmal verliebt, geht es dem Partner - sofern er dem Wassermann keinen Grund zur Eifersucht gibt - wunderbar. Der Wassermann ist nicht nur ein aufmerksamer und ausdauernder Liebhaber, er kann auch in einem unglaublichen Maß romantisch sein auf eine elegante und berührende Weise, die niemals peinlich ist. Empfohlene Partner: Widder: Viele Aspekte stimmen in dieser Partnerschaft überein, man hat es hier mit einem nicht enden wollenden Energiekreislauf zu tun, von dem beide zehren können, eine glückliche Symbiose zwischen zwei Batterien, die sich ständig gegenseitig aufladen. Im Bett hat man einander einiges zu bieten! Zwillinge: Beide, Wassermann und Zwilling, haben kein Problem mit Veränderungen in ihrem gemeinsamen Leben, sind tolerant und unternehmungslustig. Die besten Chancen für eine abwechslungsreiche, kurzweilige und gut funktionierende Liebesbeziehung. Im Bett ist alles eitel Sonnenschein. Waage: Die Begegnung zwischen Waage und Wassermann wird wie ein nächtliches Feuerwerk stattfinden: sprühend, farbenprächtig, faszinierend. Eine fruchtbare und kreative Liebe, auch im Bereich des Sexuellen, eine fantasievolle und abenteuerliche Beziehung und ein Leben voll Spannung und Zuneigung erwarten diese beiden Tierkreiszeichen. Skorpion...." Hier warf Serenity einen bezeichnenden Blick auf Seto, der jedoch nur genervt die Augen verdrehte. "....Eine Beziehung zwischen Wassermann und Skorpion sieht bei der ersten Betrachtung eher unpassend aus, zumal man ein solches Pärchen meist daran erkennt, dass sie kein gutes Haar aneinander lassen, denn hier treffen zwei Kämpfernaturen aufeinander. Der Wassermann ist ganz Angriff, Wut und los geht's, der Skorpion ist eiskalt und böse, zugleich ekelhaft nachtragend und nervtötend gleichgültig. Nach der ersten Kampfphase wird man damit beginnen, seinen Feind auszukundschaften, und feststellen, dass man einen ebenbürtigen Gegner vor sich hat, mit dem man sich eigentlich wunderbar ergänzt. Zwar wird es in dieser Verbindung immer wieder zu Reibereien kommen, aber wenn beide die jeweiligen Schwächen des Partners akzeptieren, können Wassermann und Skorpion eine hervorragende Symbiose ergeben, egal ob im täglichen Zusammenleben oder in der Sexualität. Ha! Ich wusste doch, dass ihr ein tolles Paar sein würdet!" "....Würdest du mir verraten, warum du so darauf erpicht bist, mich mit Joey zu verkuppeln?" "Weil ihr so süß zusammen seid! Und davon abgesehen....du....liebst ihn doch?" Tsts, wie kann Serenity nur sowas fragen? Übrigens möchte ich mich entschuldigen, weil das mit den Horoskop-Ausschnitten so lang geworden ist, aber bei den Sachen, die ich interessant/witzig/passend fand, musste ich eben manchmal mehr schreiben, um sie nicht komplett aus dem Kontext zu reißen. Außerdem gebe ich zu, dass ich ein bisschen dran gedreht habe...die Beschreibung des Wassermannes ist eigentlich die vom Widder *drop* *sich schäm*, aber die Sachen beim Wassermann haben irgendwie nicht auf Joey gepasst (Schade, dabei war Kaiba so gut getroffen), also habe ich eben zur künsterlischen Freiheit gegriffen! Ganz zuverlässig sind solche Sache ja auch nicht - laut meinem Astrologie-Schinken passen z. B. Widder und Stier nicht zusammen. Meine Eltern sind Widder und Stier und seit bald 29 Jahren glücklich verheiratet. Tja...aber für diese Story musste das jetzt alles mal stimmen!^^ Der nächste Teil hockt schon in den Startlöchern und wird auch bald kommen, versprochen! Kapitel 17: Zweite Woche, Montag Abend/Dienstag (Teil 1) -------------------------------------------------------- Und wie versprochen, jetzt auch schon Kapitel 17! Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und würde mich sehr über Kommis freuen!^^ Kapitel 9: Zweite Woche, Montag Abend/Dienstag "Und davon abgesehen....du....liebst ihn doch?" Das Blut rauschte ihm in den Ohren und dennoch war ihm, als sei sämtliche Farbe aus seinem Gesicht gewichen. Unwillkürlich musste er an das schöne Antlitz mit dem strahlenden Lächeln denken, das Joeys Geheimwaffe war. Sein Herz pochte wild gegen seinen Brustkorb, als wolle es rufen: "Ja, ich liebe ihn!" Aber kein Wort kam ihm über die Lippen. Sein Schweigen war erdrückend und Serenity begann, sich unbehaglich zu fühlen. Sollte sie sich getäuscht haben? Wie um die betäubende Atmosphäre zu brechen, schrillte das Telefon und das Mädchen sprang auf und eilte an den Apparat. "Hier bei Wheeler? Oh, Onii-san, du bist es! Ja, alles in Ordnung. Kaiba-san hat mir ein bisschen Gesellschaft geleistet. Wir haben geredet. Ach, über nichts Wichtiges....so dies und das....Du....möchtest mit ihm sprechen? Warte...." Sie überreichte dem Jungmillionär den schnurlosen Hörer und verließ das Wohnzimmer, allerdings nicht ohne sich an der Tür zu postieren, um die Unterhaltung zu belauschen. "Was willst du?" blaffte der Brünette gereizt und seltsam nervös in die Leitung, doch der Blonde am anderen Ende, der sich momentan in der Firma seines Austauschpartners befand, ignorierte den rüden Ton geflissentlich. "Ich habe morgen mein Vorsprechen für die Rolle des Lestat. Deswegen bin ich morgen auch nicht in der Schule, der Termin ist nämlich schon um neun. Komm bitte nach dem Unterricht zur Duell-Arena auf dem Dach der Kaiba-Corporation. Wir haben etwas auszuhandeln." "Und warum sollte ich mich auf ein Duell mit dir einlassen? Ich gewinne ohnehin, das Ganze besitzt also keinerlei Reiz für mich." "Oh doch. Weil ich nämlich eine kleines Geschäft mit dir abschließen möchte." "Tatsächlich? Und was für eines?" "Wenn du gewinnst, werde ich in der ,Blauen Rose' anrufen und deine Vertretung zurücknehmen. Statt dessen werde ich dort meine Show abziehen. Wenn ich aber gewinne, wirst du die Hüllen fallen lassen! Haben wir uns verstanden?" "Ich hätte dir etwas mehr Gehirn zugetraut, Wheeler! Es ist absolut klar, dass ich dich besiegen werde! Du bist ein drittklassiger Duellant und wirst es immer bleiben!" "Hm...." Joey, gekleidet in das schwarze Outfit mit dem weißen Mantel und den Gürtelschnallen, schlug lässig die Beine übereinander, drehte sich in dem Chef-Sessel gemütlich herum und lächelte in Richtung Yami, der vor ihm in "seinem" Büro sass und grinste. "Sagen wir einfach, ein guter Freund hat mir zur Verbesserung meines Decks die eine oder andere nette Karte geschenkt. Freu dich nicht zu früh, Kaiba. Der Einsatz ist hoch!" Damit legte er auf und der Imperiumsleiter warf das Telefon grummelnd auf die gegenüberstehende Couch. Da hockte er nun, Seto Kaiba, der Eigentümer der größten Spiele-Firma der Welt, Meisterduellant und gefürchteter Geschäftsmann, im Apartment eines goldhaarigen Models maskuliner Natur, das seit diesem verfluchten Sozialkunde-Experiment seine vereisten Emotionen aufgetaut und ihn in Verwirrung gestürzt hatte - und hatte sich auf eine absolut alberne Wette eingelassen! Er war nicht zufrieden mit sich, oh nein, ganz und gar nicht!! Gegen sechs Uhr kochte er sich eine Suppe auf (er lebte ohnehin seit einer Woche von nichts anderem als Fertiggerichten und Tütensuppen, weil er sich weigerte, sich mal um ein Kochbuch zu bemühen) und Serenity durfte mitessen. Eine Viertelstunde später, nachdem sie dem jungen Mann beim Abspülen geholfen hatte, verließ sie das Apartment und Kaiba beschloss, sich noch mit einem spannenden Buch zu beschäftigen, ehe er das Licht löschte. Sicher, das war noch recht früh, aber das Fernsehprogramm war niveaulos wie immer, also lohnte es kaum. Joey hatte eine hübsche kleine Bücherecke im Wohnzimmer und vielversprechende Titel wie "Ben Hur", "Krieg und Frieden", "Doktor Schiwago" oder "Vom Winde verweht" ließen auf einen nicht nur auf Comics konzentrierten Geschmack schließen. Er entschied sich letztendlich für "Ben Hur" und machte es sich auf dem Bett gemütlich. Zu seinem Unmut drängten wiederholt Wassermänner und Skorpione in seinen Geist, und manches Mal musste er auch an die Beschreibung der Beziehung zwischen den beiden Tierkreiszeichen denken: "Eine Beziehung zwischen Wassermann und Skorpion sieht bei der ersten Betrachtung eher unpassend aus, zumal man ein solches Pärchen meist daran erkennt, dass sie kein gutes Haar aneinander lassen, denn hier treffen zwei Kämpfernaturen aufeinander. Der Wassermann ist ganz Angriff, Wut und los geht's, der Skorpion ist eiskalt und böse, zugleich ekelhaft nachtragend und nervtötend gleichgültig. Nach der ersten Kampfphase wird man damit beginnen, seinen Feind auszukundschaften, und feststellen, dass man einen ebenbürtigen Gegner vor sich hat, mit dem man sich eigentlich wunderbar ergänzt. Zwar wird es in dieser Verbindung immer wieder zu Reibereien kommen, aber wenn beide die jeweiligen Schwächen des Partners akzeptieren, können Wassermann und Skorpion eine hervorragende Symbiose ergeben, egal ob im täglichen Zusammenleben oder in der Sexualität." Warum kümmerte ihn das überhaupt?!?! Das konnte ihm doch völlig egal sein, er glaubte nicht an diesen himmelsdeutenden Unsinn!! Tse, er und Joey eine "hervorragende Symbiose"! Nein, verdammt!! Er - wollte - das - nicht!!! Dienstag. Der Wecker klingelte laut und wenig motivierend. Seine Uniform, die er zum Trocknen auf die Heizung gelegt hatte, war steif und unbequem geworden und zwickte ihn überall. Dafür würde Wheeler bezahlen, das stand fest! Mit einer Laune, die frisch aus der Eiszeit stammte und einer düsteren Saure-Gurken-Miene marschierte er zur Schule und langweilte sich die erste Stunde in dem Fach, das sich Mathematik schimpfte. Um neun sah er kurz auf die Uhr, sich insgeheim fragend, wie es Joey bei seinem Vorsprechen ergehen mochte. Nun, der Blondschopf hatte einen guten Eindruck gemacht, denn erstens kam er im Gegensatz zu den übrigen Auserwählten als einziger pünktlich und verschonte die Filmcrew mit Starallüren, die diese Möchtegernschauspieler sich noch nicht einmal leisten konnten. Der Brief der Firma war ihnen offenbar zu Kopf gestiegen. Die Kandidaten erhielten Dialogbücher und sollten sich alle eine bestimmte Szene einprägen, um sie nachher vorzuführen. Francis, ein Modelkollege von Joey, den er ob seiner Affektiertheit nicht besonders leiden konnte, beschwerte sich lauthals, nachdem er einen Blick auf die Szene geworfen hatte. "Was soll das? Wir haben keinen Text! Da steht nur: Er gesteht seine Liebe!" Der Regisseur schüttelte den Kopf. "Junger Freund, das ist ein Vorsprechen, für das wir neue, unverbrauchte Gesichter ausgesucht haben. Sie sollen auch ein bisschen Eigeninitiative zeigen, Kreativität beweisen! Wir wollen sehen, wie Sie an eine solche Herausforderung herangehen! Ach ja, bei dieser Gelegenheit darf ich Ihnen gleich denjenigen vorstellen, der die Rolle des Louis verkörpert: André Cartier. Er ist ein bekannter Jungschauspieler aus Frankreich." Ein hübscher junger Mann mit schwarzem, schulterlangem Haar und schönen grauen Augen trat vor die Gruppe und verbeugte sich leicht. Er lächelte einmal sanft in die Runde und Joey fand ihn auf Anhieb sympathisch. "Ah, Sie sind das????" rief Francis begeistert aus und eilte geziert auf den verwirrten Franzosen zu, der sich eine feste Umarmung gefallen lassen musste. "Ich habe Sie in Ihrem Historienabenteuer ,1789' gesehen, Sie waren umwerfend!" "Wirklich? Merci, Monsieur, aber....würden Sie mich jetzt bitte wieder loslassen?" "Salut, André. Je m'appelle Joey." ("Ich heiße Joey.") Der Schwarzhaarige drehte sich erfreut zu dem Burschen um, der sich die Mühe machte, ihn in seiner Muttersprache anzureden. Sicher Schulfranzösisch, wo konnte er es sonst gelernt haben? Jedenfalls war das sehr nett. Er streckte dem anderen die Hand hin. "Danke, aber ich spreche recht gut Japanisch und kann mich mühelos verständigen. Sag mal....du kommst mir irgendwie bekannt vor. Habe ich dich vielleicht schon mal gesehen?" "Falls du in einem Hotel wohnst und durch die Stadt gelaufen bist, könnte dir mein Konterfei auf dem einen oder anderen Plakat begegnet sein." "Ja, natürlich! Du bist also Model! Das ist chic!" "André!" mischte sich der Regisseur ein, "Vor die Kamera, wir fangen an! Wer ist unser erster Kandidat? Francis bitte!" Er tänzelte nach vorne zum Mikro, nannte seinen vollen Namen, sein Alter, fügte seine halbe Lebensgeschichte hinzu und wurde schließlich gebeten, die Szene darzustellen. Doch als André ihn durchdringend und intensiv musterte - er musste ja gerade Louis' Emotionen ohne Text vermitteln, da Lestat ja eigentlich gerade etwas zu sagen hatte -, seufzte er hingerissen auf und bat um ein Autogramm. Joey unterdrückte ein Lachen und auch die übrigen Wartenden und das Filmteam mussten kichern. Dann jedoch wurde man ernst. "So geht das doch nicht! Seien Sie kein Traumtänzer, Sie sollen ein Liebesgeständnis interpretieren!" Doch auch diesmal glückte es Francis nicht und der Regisseur rief den nächsten auf. Seine Stimmung wurde immer schlechter, weil auch die Folgenden nicht ganz das waren, was er sich vorgestellt hatte. Am Ende war nur noch der Blonde übrig. Er trat ans Mikro und sagte: "Mein voller Name lautet Joseph Jay Wheeler. Ich bin sechzehn Jahre alt und arbeite zur Zeit neben meiner Schulausbildung als Model. Meine Eltern ließen sich vor einigen Jahren scheiden, weil mein Vater der Alkoholsucht verfiel. Das Sorgerecht für meine jüngere Schwester wurde meiner Mutter zugetragen, ich blieb bei meinem Vater. Meine Mutter wollte Domino City eine Weile hinter sich lassen, um zu vergessen, und zog in eine andere Stadt. Sie nahm meine Schwester natürlich mit und diese Trennung war für uns beide sehr schmerzhaft. Mein Vater ging endgültig im Suff unter und verprügelte mich oft in seinem Zorn, bis ich eines Tages genug hatte und die Polizei anrief. Seither sitzt er im Gefängnis. Meine Mutter und meine Schwester sind mittlerweile zurückgekommen und leben wieder hier, sodass ich sie besuchen kann, wann immer ich möchte." Während er von sich erzählte, musterten ihn der Regisseur und der Kameramann sehr genau und obgleich Joey nichts tat, um sich irgendwie großartig zu präsentieren, waren seine ruhige Stimme und der reife Ernst, mit dem er von seiner Vergangenheit berichtete, äußerst eindrucksvoll. Danach musste er auch die bewusste Szene spielen. André kam also langsam auf ihn zu und blickte ihm tief in die Augen. Joey musste zugeben, dass diese grauen Seelenspiegel von unglaublicher Bannkraft waren, doch er musste sich jetzt konzentrieren! Wie in Zeitlupe streckte er die Hand aus, um nach dem Rollkragenpulli zu fassen, den Louis trug, doch plötzlich zuckten seine Finger zurück. Er wandte sich verstört ab, unsicher, mit gesenktem Kopf. Seine Arme zitterten leicht, als er sie in den Stoff seines eigenen Hemdes krampfte. "Lestat?" wagte der andere Vampir einen Vorstoß, doch er erhielt keine Antwort. Ein endloses Schweigen schien sich auf sie herabzusenken, bis der Blonde es endlich brach. "Ich weiß nicht, wie ich beginnen soll, Louis....Ich frage mich....nach allem, was geschehen ist....und nach allem, was ich dir angetan habe....wie könntest du...." "Was hast du mir zu sagen? Du solltest es besser gleich tun." "Hast du dich je gefragt, warum ich dich - und nur dich - in einen Vampir, in meinen Gefährten verwandeln wollte?" "....Ich habe es hingenommen." war die dumpfe Erwiderung. "Dann sollst du den Grund wissen. Es kümmert mich nicht mehr, ob du mich danach hasst oder nicht....Aber schon seit damals, da ich zum ersten Mal meine Augen auf dich legte....liebe ich dich. Ich....habe dich immer geliebt....all die Zeit...." André war hingerissen. Dieser Joey war wirklich gut! Und die Art, wie er sich bewegte und seine Worte mit Gesten unterstrich....Selbstverständlich musste man an vielem noch feilen und seinen Ausdruck verbessern, aber ansonsten...."Danke sehr, Mr. Wheeler! Nun, ich würde sagen, dass wir unseren Lestat gefunden haben! Was meinen Sie, André?" "Auf jeden Fall, Monsieur!" "Was, ehrlich? Das ist ja....das ist....total cool! Also, gomen nasai, dass ich hier so ausflippe, aber....ich glaub's einfach nicht, ich...." "Sie müssen natürlich regelmäßig Ihren Text lernen und für das Studio ständig verfügbar sein, klar? Die TV-Serie soll Ende dieses Jahres ausgestrahlt werden!" "Oha....okay, kapiert. Aber wissen Sie, das mit dem ständig verfügbar sein....Diese und nächste Woche könnte das etwas kompliziert werden." "Wieso?" "Weil ich in der Zeit noch eine Firma zu leiten habe! Warten Sie, ich erklär's Ihnen...." Und während Joey seinem neuen Chef das Problem des Sozialkunde-Projektes auseinandersetzte, dümpelte Kaiba in einem Schultag vor sich hin, der sich mit der atemberaubenden Geschwindigkeit einer halbtoten Schleimschnecke entwickelte. Das einzige, worauf er sich an diesem seiner Meinung nach katastrophalen Tag noch freuen konnte, war das Duell mit dem Köter. Wobei "freuen" vielleicht nicht ganz das richtige Wort war. >>Hörst du endlich auf damit, ihn "Köter" zu nennen?! Hallo, ist jemand zu Hause in diesem Kopf?! Muss ich es dir eigentlich hundert Mal auf die Nase binden, du Idiot?! Du. Liebst. Ihn!! Und auch du verdienst es, glücklich zu werden!! Am besten an der Seite eines geliebten Menschen, jawohl!! Wehe, du widersprichst mir!!!<< >>Lass mich zufrieden!<< >>Du Dickschädel von einem Dickschädel!!!! Wirf endlich deinen verkorksten Stolz und deinen verfluchten Ehrgeiz über Bord, sag Sayonara zu deinen Zweifeln und steh zu deinen Gefühlen!!!!<< >>NEIN!!<< >>Du schaffst mich....<< Die Glocke schrillte und die Schüler wurden in die letzten drei Stunden des Unterrichts geschleust. Setos Stimmung verdüsterte sich noch mehr, wurde er doch in Physik ausgefragt und war nicht vorbereitet. Der Lehrer wagte es zwar nicht, ihm etwas Schlechteres als eine Drei einzutragen, dennoch war der Firmenchef nicht besonders zufrieden damit. Die Englisch-Paukerin konnte er sowieso nicht ausstehen, und wer immer auf die bescheuerte Schnapsidee gekommen war, Chemie in die achte Stunde zu legen, gehörte gefälligst gevierteilt!! Als das Martyrium endlich vorüber war, steuerte er geradewegs auf die Kaiba-Corporation zu und fuhr mit dem Aufzug zur Duell-Plattform auf dem Dach. Joey, gewandet in Weiß-Schwarz, der Mantel wehte wie gewöhnlich sehr stylish im Wind, erwartete ihn bereits. Die Duel-Disk schimmerte an seinem Arm und auch der Brünette hatte die seine wohlweislich mitgebracht. Der Jüngere aktivierte das Turnierfeld und das Hologramm-System, wie Ellen, seine Sekretärin, es ihm gezeigt hatte und die Kontrahenten nahmen Aufstellung. Die Lebenspunktezähler schalteten sich hoch auf 3000. "Du hast so gut wie verloren, Wheeler!" "Das wird sich zeigen!" Das Gefecht begann. Kaiba wendete seine ältesten und besten Tricks an, doch zu seinem Ärger bekam er Joey nicht so schnell klein, wie er es gerne gehabt hätte, denn Fakt war, der Sechzehnjährige war kein drittklassiger Duellant. Ganz zu Anfang mochte das gestimmt haben, doch mittlerweile hatte er sich enorm weiterentwickelt. Schließlich aber war der Jungmillionär oben auf, denn Joey hatte keinerlei Monster mehr auf dem Feld und sein Gegner dafür einen seiner drei Blue Eyes White Dragons. Der Punktestand: Joey 1200, Kaiba noch 2000. Der Braunhaarige lachte gehässig. "Das war's dann wohl, Wheeler! Du kannst dich schon einmal darauf vorbereiten, diesen Trottel namens Peter anzurufen und dich für Samstag anzukündigen! Vermutlich wird er sich vor Freude kaum halten können!" "Wenigstens einer, der sich freut, wenn er mich zu Gesicht kriegt! Aber diese Sache ist noch längst nicht entschieden!" "Du solltest deine Klappe nicht so weit aufreißen, bei Zugluft erkältet man sich!" "Danke für den Hinweis! Ich bin gerührt, dass du dich um meine Gesundheit sorgst!" "Bringen wir dieses lächerliche Duell zu einem Ende. Weißer Drache, direkter Angriff auf seine Lebenspunkte!" "Da muss ich dich leider enttäuschen! Jetzt kommt meine verdeckte Karte! Los, Sündenbock!" Die vier puscheligen Mini-Böcke erschienen auf dem Feld und die Attacke des Drachen vernichtete einen von ihnen, ohne Joeys Punkte anzutasten. "Was soll das? Das zögert deine Niederlage doch nur unnötig hinaus, Wheeler! Wäre es nicht klüger, einfach aufzugeben?" "Verpulvere nicht so viel heiße Luft, spiel weiter!" Seto lächelte höhnisch und zerstörte einen zweiten und später noch einen dritten Sündenbock von Joey. Die Konfrontation verlor an Spannung und fing an, unter sein übliches Duell-Level zu sinken. Allmählich wurde es ihm lästig, so hingehalten zu werden. Doch der Blonde musterte ihn nach wie vor mit einem unverwüstlichen Grinsen und zog eine neue Karte. "Hm, Topf der Gier. Das erlaubt mir, zwei weitere Karten zu ziehen." "Als wenn dir das noch etwas nützen würde. Wenn du etwas mehr Verstand hättest, hättest du längst kapituliert!" "Du weißt genau, dass ich niemals so einfach aufgebe! Bevor ich mich von dir in die Knie zwingen lasse, geht eher die Welt unter! Ich spiele Grabräuber! Und dieser nette kleine Bursche wird gleich eine Karte von deinem Friedhof holen, Kumpel! Eine Karte, die du vorhin auch bei mir benutzt hast, um meine Lebenspunkte zu dezimieren! Die Zauberkarte Feinkontrolle!" Mit dieser Karte gelang es Joey, eines von Kaibas Monstern auszulöschen und er wählte natürlich den für ihn gefährlichen Weißen Drachen mit eiskaltem Blick. "Na dann, sag Adieu zu deinem Liebling!" Im Zuge dieses Kommandos löste sich die Kreatur in unzählige Pixel auf und verschwand. Der Imperiumsleiter hatte fest die Zähne aufeinander gebissen, seine Hände waren zu Fäusten geballt, wobei seine Fingerknöchel fast weiß wirkten und seine blauen Augen schossen eisige Blitze in die Richtung des Jüngeren. "Ist dir der Spott vergangen, Kaiba? Wie bedauerlich! Aber ich bin noch nicht fertig!" "Wie bitte? Was soll das heißen?!" "Oh, hast du etwa Bammel?? Aber keine Sorge, ich mach's kurz! Obwohl ich sagen darf, dass ich es durchaus genießen würde, dich noch ein bisschen zu demütigen, das war ja immer dein großes Hobby, wenn du mit mir zu tun hattest! Aber ich will mal nicht so sein. Ich spiele Monster-Reanimation!! Und ich hole mir die Bestie, die ich gerade auf deinen Friedhof geschickt habe!!" "WAS?!?!" Der Weiße Drache erschien wieder auf dem Feld, doch diesmal auf der Seite des Sechzehnjährigen. Das Bild, das Joey bot, gekleidet in eines von Kaibas traditionellen Outfits, das bevorzugte Monster des Brünetten hinter sich, ließ ihn zum ersten Mal ahnen, welches Gefühl seine Gegner beschlich, wenn er zu seinem finalen Schlag ausholte und er sie mit der Macht des Drachen zerschmetterte. Ein siegessicheres Lächeln zeigte sich auf den sinnlichen Lippen seines Gegenübers. "Also, Weißer Drache! Greif ihn an und lösche seine restlichen Lebenspunkte aus!!!" Dem Befehl wurde Folge geleistet und der Ältere ging in der Attacke seiner eigenen Bestie unter wie ein Stein im Wasser. Sein Punktezähler fiel auf Null. "NEIN!!! Das....das ist völlig unmöglich!!! Ich....kann nicht verlieren!!!" "Drücken wir es anders aus: Du willst nicht verlieren. Aber wie ich dir schon einmal gesagt habe, sind Niederlagen dazu da, um aus ihnen zu lernen und stärker zu werden! Man darf sich davon nicht unterkriegen lassen, sondern muss weitermachen! Du hast mich so oft besiegt, doch ich habe nie den Schwanz eingezogen oder vor neuen Herausforderungen gekniffen! Das werde ich auch niemals tun! Und nun....möchte ich dir danken...." Der Siebzehnjährige, immer noch überrumpelt und fassungslos, musterte den Blondschopf irritiert. Er konnte kaum glauben, was ihm soeben geschehen war und es schien ihm wie ein merkwürdiger Traum, der einfach nicht wahr sein konnte. Schon gar nicht, als ihm der Einsatz dieses Duells wieder einfiel: Der Striptease! "Wofür....willst du mir danken?" "Dafür, dass du mir einen tollen Kampf geliefert hast! Du warst super, wie immer! Ich war diesmal eben einfach ein winziges bisschen besser....und hatte etwas mehr Glück!" "Duel Monsters hat nichts mit Glück, sondern mit Können zu tun!" "Oh doch. Es ist ein Spiel - und in jedem Spiel ist auch ein wenig Glück dabei. Warum musst du ständig so verbissen sein? Dein Herz leidet darunter....Merkst du das gar nicht....Seto?" Der Firmenchef sah ihn an, in seinem Stolz verletzt, wütend ob seiner Niederlage und zugleich durcheinander, weil der andere ihn plötzlich wieder mit seinem Vornamen anredete. "Du bist einsam gewesen, fast dein ganzes Leben lang. Natürlich, du hast Mokuba, aber genügt dir das? Ich habe deine Tränen gesehen. Warum weigerst du dich, zu dem zu stehen, was du empfindest? Das macht dir nur unglücklich. Wirklich, Seto....manchmal bist du ein einziges Rätsel für mich...." Er musste unwillkürlich grinsen. "Aber auch ein Rätsel muss sich an die Wette halten! Du weißt, was das bedeutet?" "Ich werde nicht strippen!!!" "Wenn du es nicht tust, machst du dich des Vertragsbruches schuldig! Sei fair - und benimm dich zumindest einmal wie ein guter Verlierer!" "Pah!" Der Brünette wandte sich ab und gab seinem Mitschüler auf diese Weise zu verstehen, dass er das Gespräch nicht fortzusetzen wünschte. Bei dieser Gelegenheit konnte der Jüngere das Äußere seines "Rivalen" näher in Augenschein nehmen, denn während des Duells hatte er nicht weiter darauf geachtet. Kaiba trug eine seiner engen Bluejeans, darüber ein schwarzes T-Shirt und an den Füßen seine Turnschuhe. Irgendwie konnte er sich immer noch nicht daran gewöhnen, seine Sachen an dem Jungmillionär zu sehen, aber dennoch.... "Das steht dir!" "Bitte?!" "Dieser lässige Stil! Du bist ja sonst immer zugeknöpft bis oben, und es ist sehr erfrischend, dich mal in lockeren und legeren Klamotten anzutreffen! So wirkst du genau wie das, was du bist - nämlich ein Teenager! Ich meine, wenn ich in dieses Ding hier schlüpfte, brauche ich jedes Mal eine volle Minute, nur, um diese blöden Gürtelschnallen anzulegen! Du bist die reinste Versandhauspackung! Du könntest dir doch auch weniger komplizierte Klamotten kaufen, wozu hast du denn dein ganzes Geld?" "Du meinst, ich könnte es mir mit dem Anziehen einfacher machen?" "Zum einen." "Und zum anderen?" "Und zum anderen könntest du es deinem zukünftigen Liebhaber einfacher mit dem Ausziehen machen!" Diese Erwiderung brachte Kaiba sichtlich in Verlegenheit, denn er errötete. Insgeheim ärgerte er sich darüber, doch angesichts der vieldeutigen Betonung, die der Blonde auf die Worte "zukünftiger Liebhaber" legte, war das eigentlich nicht verwunderlich. "....Du siehst süß aus, wenn du rot wirst...." meinte der Grund seiner Nervosität soeben versonnen, was ihn allerdings noch mehr aus dem Konzept brachte. Er war also ein Rätsel für ihn, ja?! Und was war dann Joey?! Aktenzeichen XY ungelöst?! Der Sechzehnjährige kam nahe an ihn heran, so dicht, dass er seinen warmen Atem auf seiner Haut spüren konnte, und seine Unerschütterlichkeit ließ ihn im Stich. Was für eine Idee steckte jetzt unter diesem zerzausten Haufen goldenen Haares? "Ich freue mich schon auf Samstag", flüsterte er mit einer verführerischen, fast zärtlichen Stimme, und ehe Seto es recht begriffen hatte, drückte Joey ihm einen heftigen Kuss auf die Lippen. Danach verließ er ihn und der Firmenchef blieb allein zurück, aufgewühlt und durcheinander. Noch nie zuvor war er so stürmisch geküsst worden und in seinem Inneren herrschte ein einziges Chaos. "Joey...." Ja, Premiere!! Joey hat Kaiba geschlagen! Hm, sowas wollte ich schon lange mal schreiben....Wir sehen uns beim nächsten Teil! Bis dann! *wink* Kapitel 18: Zweite Woche, Dienstag (Teil 2) ------------------------------------------- Ja, es geht weiter! Heute knistert es mal wieder gewaltig zwischen unseren beiden Querköpfern!^^ Viel Spaß! Kapitel 9, Zweiter Teil: Zweite Woche, Dienstag Nachdem Kaiba eine Weile unschlüssig auf dem Dach seiner Firma herumgestanden war, suchte er in einem seltsamen Dämmerzustand sein Apartment wieder auf und warf sich nachdenklich aufs Bett. Er berührte seine Lippen, um sicherzugehen, dass er sich das alles nicht bloß eingebildet hatte. Dieser herrliche, heiße, fordernde Mund, der sich gebieterisch auf den seinen gepresst und ihn mit seinem Feuer fast verbrannt hatte....Wild schüttelte er den Kopf und ging in die Küche, um nach etwas Süßem zu suchen. Ja, es war eine hiermit erwiesene Tatsache, dass er der Gattung der Naschkatzen angehörte! Er öffnete den Kühlschrank und gähnende Leere begrüßte ihn. Nun ja, es war nicht einfach nur nichts vorhanden - wenn man von dem nicht mehr frischen Frischkäse absah, die schimmelnden Tomaten ignorierte und das Bund Petersilie mit Hilfe von Fantasie in einen großen knackigen Salat verwandelte. Seto grummelte vor sich hin und beförderte nacheinander erst den Frischkäse, dann die Tomaten und danach die Petersilie in den Mülleimer. Das einzige, was er noch hätte essen können, wäre das Grünzeug gewesen, aber war er denn ein Karnickel?! Sein Blick fiel auf den Schrank mit den Fertiggerichten und er rümpfte die Nase. Wenn er ehrlich war, hing ihm dieser Mist auch schon zum Hals raus! Er beneidete die Menschen, die sich aufs Kochen verstanden! Außerdem hatte er nun wieder nichts zu tun und das erinnerte ihn bloß an den Kuss! Sollte er einkaufen gehen? Mal richtige Zutaten, die man selber schneiden, zerkleinern und zubereiten musste? Aber er konnte nun mal nicht kochen, dafür hatte er Zeit seines Lebens Angestellte gehabt! Da klingelte das Telefon, und Kaiba, nichts Böses ahnend, nahm ab und meldete sich. "Hallo, großer Bruder! Ich bin's, Mokuba! Ich habe heute in der Schule eine gute Note auf meine Englischarbeit bekommen! Eine Eins, stell dir vor!! Ich möchte das gerne mit dir feiern! Joey hat es auch erlaubt. Kommst du zum Essen zu uns? Bitte, sag ja!" Der junge Imperiumsleiter, der vor ein paar Minuten noch den Verdacht gehabt hatte, dass die Götter ihn hassten, atmete auf. Damit wäre seine Verpflegung für diesen Tag wohl gerettet! "Gerne, Ototo. Wann soll ich erscheinen?" "So gegen sieben! Bis dann!" Ein Abendessen in seiner Villa bedeutete zwar auch, dass er einem gewissen Blondschopf begegnen würde, worauf er eigentlich nicht sonderlich erpicht war, aber selbst ein Seto Kaiba hatte menschliche Bedürfnisse - und das Knurr-Konzert, das sein Magen gerade uraufführte, überzeugte ihn davon, dass man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schaute. So fand er sich pünktlich um sieben Uhr vor seiner Prachteinfahrt ein und Franklin der Butler öffnete ihm. Mokuba lief ihm entgegen und fiel ihm um den Hals. "Schön, dass du da bist! Ich habe auch Serenity eingeladen!" "Jo....ehem, Wheelers Schwester? Und warum, wenn ich fragen darf?" "Joey meinte, wenn ich meinen Bruder einlade, kann er dasselbe mit Serenity tun! Und erzähl mir nicht, dass du sie nicht magst! Sie ist ein nettes Mädchen!" Der Siebzehnjährige zuckte die Achseln und ließ sich von dem quirligen Schwarzhaarigen ins Esszimmer ziehen. Serenity sass bereits am Tisch; sie trug ein duftiges weißes Kleid mit Puffärmeln und wirkte, als wäre sie in diese reiche Umgebung hineingeboren worden. "Guten Abend, Kaiba-san!" "Hi Kaiba!" Im Türrahmen hinter dem Brünetten stand der Blonde. Er lächelte charmant und während seine Schwester sich zurechtgemacht hatte, hatte er sich für einen einfachen - aber dennoch eleganten - schwarzen Rollkragenpullover entschieden und eine schlichte beigefarbene Hose. "Hi Wheeler. Nun....was wird man servieren?" "Das, was ich zubereiten werde. Der Koch hat heute frei und...." "Frei? Ich vergebe keine freien Tage an meine Angestellten!" "Momentan sind sie meine Angestellten und ich habe ihnen einen freien Tag pro Woche zugesichert. Es genügt doch, wenn du dich in der Firma als Sklaventreiber aufführst, musst du dein eisernes Regiment auch zu Hause fortsetzen?" "Soll das heißen, du wirst kochen?" erkundigte sich Seto mit so viel Eiseskälte und Verachtung in der Stimme, dass er einen Gebirgssee hätte zufrieren können. "Diese Idee behagt mir nicht. Ich habe gehört, dass manch einer schon an einer Magenverstimmung gestorben ist." "Wenn ich so einen miesen Charakter hätte wie du, hätte ich nur noch Magenverstimmungen! Ich kann kochen, zu deiner Information! Im Gegensatz zu anderen Leuten, die sich nicht darauf verstehen, lebe ich nicht nur von Tütensuppen!" "Worauf spielst du an?" "Für dich bestand bisher nicht die Notwendigkeit, dich selbst zu versorgen - also erzähl mir bloß nicht, dass du in einer Küche hantieren kannst, ohne sie in ein Schlachtfeld zu verwandeln!" Herausforderungen waren von jeher einer seiner Schwachpunkte gewesen. Erstens drückte er sich niemals vor einer Konfrontation, zweitens bäumte sein Stolz sich dagegen auf und drittens verabscheute er die Vorstellung, in irgendetwas nicht perfekt zu sein. Er spürte instinktiv, dass er nun genau da war, wo der andere ihn hatte haben wollen - aber diesem Möchtegern-Model würde er zeigen, wozu er fähig war! Er, der er ein Kaiba war, und dann sollte er sich in der Küche blamieren?! "Das wird sich zeigen, Köter!" "So?" hakte Joey lauernd nach und grinste breit. "Na schön! Dann werden wir beide den Kochlöffel schwingen, während unsere Geschwister sich in Geduld üben, bis wir fertig sind!" Gesagt, getan. Die Küche des Kaiba-Haushaltes war der wahrgewordene Traum des Moderators einer kulinarischen Sendung - sauber, funktionell top, mit den besten Geräten ausgestattet und auch noch hübsch anzusehen. "Okay, Kumpel...." "Ich bin nicht dein Kumpel!" "....was bevorzugst du? Westliche oder japanische Kost?" "In der Regel die japanische." "Prima! Dann schlage ich ein Hauptgericht vor und eine Nachspeise. Zur Wahl stehen Yakitori (Hühnerspießchen mit Reis) und Hähnchen Teriyaki. Dein kleiner Bruder liebt Geflügel! Und zum Dessert dachte ich an Man Tou mit Vanillepudding." "Bist du nicht der große Meister?" erwiderte der Ältere spöttisch. "Wähle du aus, wenn du schon so hervorragend bist!" "Schön, dann Yakitori. Da muss man nicht so viel schneiden....und ich will ja nicht, dass Klein-Seto sich bei seinen ersten Versuchen wehtut!" Der Blick, der den Sechzehnjährigen im Anschluss an diese Bemerkung traf, hätte ihn mindestens pulverisieren und in ein Häuflein Elend verwandeln müssen, aber die Eisspeere, die sein Gegenüber mit seinen Augen auf ihn schleuderte, prallten einfach an ihm ab. Obwohl er einmal kräftig schlucken musste, als er bildlich gesprochen durchbohrt wurde, schüttelte er seine Nervosität ab und räumte die Zutaten aus dem Kühlschrank. "Für vier Personen braucht man 800g Hühnerbrustfilet, 150ml dunkle Soja Sauce, Frühlingszwiebeln, 125ml Sake, 125ml Mirin, zwei Esslöffel Zucker und 200g Reis. Du bist die Naschkatze von uns beiden, möchtest du nicht lieber die Man Tou zubereiten?" "Das ist unwichtig." kam es trocken zurück. "Hm, besser doch nicht, sonst schleckst du den Vanillepudding ganz auf, bevor wir ihn servieren können. Du kümmerst dich also um das Yakitori und ich um die süßen Klöße. Jeder von uns kann bestimmt zwei essen, also mache ich acht. Ich habe dir ja gerade gesagt, was du alles benötigst, also, los geht's!" "Ich kenne das Rezept nicht. Das ist deiner hochgeschätzten Aufmerksamkeit wohl entgangen, du Genie?" "Bilde ich mir das ein, oder klingst du irgendwie ironisch?" "Das bildest du dir natürlich ein, Wheeler. Einbildung ist ja auch die einzige Bildung, die du jemals besitzen wirst!" "Du kannst mich mal! Binde dir lieber die Schürze hier um, damit deine Klamotten nicht schmutzig werden!" "Du erwartest doch wohl nicht allen Ernstes, dass ich dieses Ding trage?" "Wieso nicht? Hast du etwa was gegen rosa Schürzen mit Schmetterlingen und wippenden Blumen? Du wirst entschuldigen, aber das ist die Schürze der jungen Küchengehilfin!" "Ich würde die des Kochs bevorzugen." "Der Koch benutzt einen karierten Schurz aus Stoff, den er regelmäßig waschen lässt - und zwar heute!" Ein selbstbewusstes Lächeln hob Kaibas Mundwinkel an und er meinte von oben herab: "Dann zieh du die rosa Schürze an, ich verzichte dankend. Ich habe eine bessere Lösung." "Oh, klar, Mr. Großkotz fühlt sich ja grundsätzlich wie ein Millionär, der gönnerhaft auf die Normalsterblichen hinuntersieht!" "Ich BIN ein Millionär, Wheeler." "Ne, ehrlich?! Das ist aber...." Joey hatte kaum zu seiner schlagfertigen Antwort angesetzt, als ihm seine Stimme den Dienst verweigerte. Seto war nämlich damit beschäftigt, sein rotes T-Shirt aufzuknöpfen. Der weiche Stoff glitt über reine, makellos geformte Schultern und entblößte einen feingliedrigen, schlanken und trotzdem kraftvollen Oberkörper, unter dessen zart gebräunter Haut das harmonische Spiel der Sehnen und Muskeln ungemein gut zur Geltung kam. Unwillkürlich wunderte sich der Jüngere, warum zum Teufel der Firmenchef so selten am Schulsport teilnahm, wo er doch diese athletische Größe, diese göttlichen Hüften und diese endlos langen Beine besass. Der Bauch war flach und durchtrainiert und wies zur Überraschung des Blonden ein wohlgestaltetes Sixpack auf, um das ihn manch ein Unterwäsche-Model beneiden könnte. Da der Braunhaarige ja in einer von Joeys Hosen steckte, von denen ihm die meisten ein wenig zu eng waren, wurde seine atemberaubende Figur noch stärker betont. Ungerührt drehte er sich um und warf das Hemd auf die Lehne eines Stuhls, wobei ihm keineswegs entging, dass Wheelers Blick zu seinem knackigen Po wanderte. "Anfassen ist verboten, kapiert?" Dem anderen schoss in Sekundenschnelle die Röte ins Gesicht und er explodierte: "Was denkst du dir, hä?!?! Als wenn ich deinen Hintern begrapschen wollte!!!! Fang lieber endlich mit dem Kochen an, aber ein bisschen plötzlich!!!!" "Stimmt was nicht, Köter? Du wirkst irgendwie....nervös." "Was man von dir nicht gerade behaupten kann!!!! Dass ich dich geküsst habe, hast du offenbar schon wieder vergessen!!! Aber was erwarte ich auch von einem gefühlsarmen wandelnden Gefrierfach?! Und bevor du das auch noch vergisst: Du hast ein Duell verloren, du musst strippen!!!" "Brüll nicht so, ich bin nicht taub, Wheeler. Was das Duell und....den Kuss....betrifft....Ich habe es nicht direkt vergessen, sondern mehr....erfolgreich verdrängt." "Von mir aus!!! Fang an zu arbeiten!!!" "Oh, das Hündchen ist bissig? Da habe ich aber Angst." höhnte der Ältere und Joey knirschte mit den Zähnen, um ihm nicht ein unflätiges Wort an den Kopf zu schmeißen. Er wog das Mehl ab, das er für den Nachtisch verwenden musste, schüttete es in scheinheiliger und verdächtiger Ruhe in eine Schüssel und fügte Backpulver und Salz hinzu. Nachdem er das gründlich verrührt hatte, vermischte er in einer weiteren Schüssel rote Speisefarbe, Hefe und einen Teelöffel Zucker. Das Ganze bedeckte er mit einem Geschirrtuch und aus einer Schublade holte er ein Kochbuch hervor. Er schlug es an der richtigen Seite auf, über der "Yakitori" stand und hielt es Kaiba unter die Nase. "Ich sagte: Fang an!!" "Ach, unhöflich bist du auch? Wie heißt das Zauberwort?" (Er meint ,bitte') Das Buch landete mit einem lauten Knall auf der Anrichte und der Blonde zischte: "Sofort!!!" Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hielt Seto es für klüger, zu gehorchen, denn das "Hündchen", wie er Joey betitelt hatte, zeigte mit einem Mal eine äußerst....wölfische Seite. So einen Befehlston war er von seinem Klassenkameraden nicht gewohnt, das musste er zugeben. Er befolgte die Anweisungen des Rezepts, wusch die Frühlingszwiebeln, schnitt deren Enden ab und zerteilte das Fleisch in mundgerechte Stückchen. Es verlief auch alles ohne Probleme, bis er in einem unachtsamen Moment mit dem Messer abrutschte und die Klinge den Zeigefinger seiner linken Hand erwischte. "Autsch!!" "Was ist?" "Nichts, ist bloß ein Kratzer!" "Lass mal sehen....he, du blutest!" "Und wenn schon. Kein Grund, eine Miene zu ziehen, als würde ich jede Minute zusammenbrechen! Benimm dich nicht wie ein...." "Schwächling" wollte er eigentlich noch hinzufügen, aber der Satz erstickte ihm in der Kehle. Der Sechzehnjährige hatte sich nach vorne gelehnt, das Handgelenk des Älteren ergriffen und leckte nun mit seiner Zunge über die Wunde. Kaibas Herz begann unweigerlich zu rasen, als stünde es unter Hochspannung und die erhitzten, rosigen Wangen seines Gegenübers verrieten, dass ihn diese Situation auch nicht wirklich kalt ließ. Nachdem der Blondschopf sich von dem Meisterduellanten gelöst hatte, versank er für eine Weile in dessen herrlichen, saphirblauen Augen, die in ihm Bilder des tiefen, unergründlichen Ozeans weckten. "Äh, hallo???" Mokuba schob seinen Kopf zur Tür herein und starrte das Paar vor sich mit heruntergeklapptem Unterkiefer an. "Also, Serenity und ich möchten gerne wissen, ob es noch lange dauert?" "Wie?! Ach, ja, das heißt, nein, wir....haben gerade erst richtig angefangen...." "Eh? Was hat euch denn aufgehalten? Mich würde schon interessieren, was ihr hier drin eigentlich treibt...." "Wir treiben überhaupt nichts!!" ereiferte sich der Firmenchef, sichtlich bestürzt über die Zweideutigkeit des Wortes, das sein kleiner Bruder da in den Mund nahm. "Geh zurück ins Esszimmer und warte, bis wir fertig sind!" "Ist gut." Mokuba verschwand wieder und die unglückseligen Köche atmeten auf. Kurz sahen sie sich an, dann wandten sie sich eigentümlich verlegen und schweigsam ihrer Arbeit zu. Während der Reis in einem Topf auf der Herdplatte zubereitet wurde, schnitt Seto die Zwiebeln in Streifen und spießte sie abwechselnd mit dem Hähnchenfleisch auf Schaschlik-Spieße auf. Joey knetete indessen aus der Hefemischung und dem Mehl einen geschmeidigen Teig. Nach fünf Minuten war er fertig und verfrachtete sein Werk in eine Schüssel mit einem Tuch darüber. "So - das muss jetzt dreißig Minuten aufgehen. Ich kann in der Zwischenzeit die Brühe für die Spieße machen. Damit werden die Hähnchenstücke eingestrichen und...." "Was ist das?" "Was ist was?" "Dieser Fleck auf deinem....ich korrigiere: auf MEINEM Pullover." "Das? Oh....ich glaube....das ist die rote Speisefarbe....Passt toll zu dem Schwarz, was?" "Diese Antwort beweist wieder einmal, wie dämlich ein einzelner Mensch sein kann." "Und diese Antwort beweist wieder einmal, wie schrecklich humorlos du doch bist!" "Falls du dir Begeisterungsstürme von mir erhoffst, weil du einen meiner besten Pullover versaut hast, bist du tatsächlich so hirnlos wie angenommen." "Und falls du dir Begeisterungsstürme von mir erhoffst, weil du meine gute Laune versaut hast, bist du tatsächlich noch hirnloser als ich." erklärte der Jüngere in gleichem Ton. "Hältst du es für klug, so mit mir zu reden?" fragte der Brünette bedrohlich und näherte sich mit geschmeidigen Schritten. "Wieso nicht? Wird der große böse Seto Kaiba sonst sauer?" Trotz dieser Erwiderung wich Joey reflexartig nach hinten zurück, als der Größere auf ihn zukam, bis der Herd ihn stoppte. Über ihm schwebte das schöne Gesicht des Siebzehnjährigen, mit den feinen, geschliffenen Zügen und diesem ungemein anziehenden Mund....Er schluckte unweigerlich, seine Augen strichen über die vollendete Linie dieser Waffe der Verführung, er sah die matte Feuchtigkeit darauf, die diesen Lippen einen sanften, sinnlichen Glanz verlieh, sah, dass sie leicht geöffnet waren und es schien ihm, als würden sie nur eine einzige Botschaft verkünden, flüsternd, leise, kaum hörbar und doch eindringlich: "Küss mich." Während der Blickkontakt zwischen ihnen andauerte, klappte die Küchentür einen Spalt weit auf und Serenity und Mokuba linsten hindurch. "Sieh dir das an! Ein wundervolles Bild!" meinte das Mädchen und verdrehte verzückt die Augen. "Hoffentlich küssen sie sich!" "Ich weiß nicht....ich hab eher das Gefühl, dass Seto irgendeine Gemeinheit auf der Zunge hat. Er will deinen Bruder ärgern!" "Nicht, wenn mein Bruder ihn vorher zum Schweigen bringt!" "Mit einem Kuss?" "Ja! Wäre doch klasse, oder? Sag mal....wo ist eigentlich sein Hemd?" "Keine Ahnung....Vielleicht hat Joey es ihm ausgezogen, he?" "Wheeler...." "Oh, Achtung! Er spricht ihn an!" Der Zwölfjährige ballte seine Hände zu Fäusten und verfolgte atemlos die nächste Aktion seines Onii-san. Dieser packte den Blondschopf am Kragen und funkelte ihn erbost an. "Das wirst du mir bezahlen, hast du kapiert? Ich will nicht den Schmutz eines Straßenköters auf meinen Sachen haben." "Was du nicht sagst, du reicher Pinkel! Ich fürchte, damit wirst du dich abfinden müssen!!" "Hör zu, du Idiot mit Hundeverstand - ich wollte nie dieses verdammte Projekt mitmachen! Ich wollte nie ein anderes Leben als mein eigenes! Ich wollte nie mit einem so armseligen Wicht wie dir tauschen! Und vor allen Dingen wollte ich nie kochen!" "Weißt du, wie scheißegal mir das ist?! Ich habe es satt, deine Launen auszuhalten und als Wutventil fungieren zu müssen! Du bist es doch, der unfähig ist, auf seine Gefühle zu hören! Du willst nicht mit mir darüber sprechen? Von mir aus, dann lass dir von deinem Stolz das Genick brechen!" Joey griff hinter sich und bekam die zugedeckte Schüssel zu fassen. Mit einer raschen Bewegung klatschte er den Inhalt über Setos Kopf und der zähflüssige, rosa gefärbte Teig rann ihm über die Stirn, das Gesicht und verklebte ihm die Haare. "Dein Inneres und dein Äußeres sind völlig gegensätzlich!! Warum musst du so verbittert und uneinsichtig sein, wo du doch so wunderschön bist?!" Er rauschte hinaus und wäre fast über seine Schwester und den erschrockenen Mokuba gestolpert. "Was zum....?! Was habt ihr hier zu suchen?! Ach, egal! Auf ein Dessert müsst ihr leider verzichten, ich habe gerade den Teig ruiniert!" Er stapfte davon und Kaiba Junior betrat die Küche, wo der Firmenchef immer noch stand wie betäubt. Er realisierte offenbar gar nicht, dass breiige Masse an ihm herunter tropfte, denn er starrte immer noch dem anderen hinterher, als wäre er soeben einem Gespenst begegnet. "Wie siehst du bloß aus, Onii-san? Du solltest unter die Dusche gehen und deine Haare waschen! He! Antworte doch!" "Schön...." murmelte der Jungmillionär geistesabwesend. "Er hat gesagt, dass ich schön bin....!" Eine Viertelstunde später war der Schaden behoben. Kaiba hatte sich gründlich gereinigt und Joey hatte nach gutem Zureden seitens Serenity die Yakitori-Spieße fertig zubereitet. Um acht Uhr sassen die vier zusammen und ließen es sich schmecken, zum Nachtisch gab es Vanillepudding ohne die süßen Klöße. Die Atmosphäre war angespannt, denn die beiden Älteren schwiegen sich demonstrativ an und wechselten nur das Nötigste miteinander. Als der Meisterduellant sich verabschiedete, um in "sein" Apartment zurückzukehren, umarmte er seinen kleinen Bruder, reichte Serenity sogar die Hand und marschierte auf das Tor zu. "Auf Wiedersehen!" rief ihm eine allzu bekannte Stimme noch nach. Er wollte sich nicht umdrehen, aber der Drang, Joey nicht im Streit zu verlassen, war einfach zu stark. "Auf Wiedersehen." Und er enteilte. Auf dem ganzen Weg aber hatte er den Eindruck, als wären ihm die Augen seines Mitschülers gefolgt, bis er außer Sichtweite der Villa gewesen war. Müde fiel er ins Bett und ließ den gesamten Tag noch einmal Revue passieren. Er war in einem Duell besiegt worden....und er war wieder mit dem Blonden aneinander geraten und dessen feuriges Temperament hatte Funken gesprüht....wie die Ladung Teig bewiesen hatte. Aber sein heißer Kuss und seine letzten Worte...."Warum musst du so verbittert und uneinsichtig sein, wo du doch so wunderschön bist?!" Ja. Er war sich jetzt sicher. Joey....war verliebt in ihn.... Kapitel 19: Zweite Woche, Mittwoch (Teil 1) ------------------------------------------- *Autumn kommt rein* Kinder, ich könnte heulen vor Freude! Ich bin echt happy und dankbar, dass Ihr mir so viele liebe und aufbauende Kommis schreibt! *alle kräftig umarmt und knuddelt* Viel Spaß beim Lesen des neuen Kapitels! Kapitel 10: Zweite Woche, Mittwoch Mrs. Sagami betrat die Klasse, gut gelaunt und vergnügt wie immer. In einer Hand hielt sie ihre überdimensionale Tasche, mit der anderen schob sie schwungvoll die Tür hinter sich zu. Vierte Stunde, Sozialkunde. "Guten Tag, meine lieben Schüler! Heute wollen wir uns, wie bereits letzte Stunde (siehe Montag), mit unserem Projekt beschäftigen! Ich habe einen Fragebogen angefertigt und in passender Stückzahl kopiert! Jeder von Ihnen bekommt nun diesen Fragebogen ausgehändigt und füllt ihn bitte gründlich und leserlich aus! Absolute Ehrlichkeit ist erwünscht, keine Beschönigung oder Verschlechterung Ihrer bisherigen Erlebnisse, verstanden? Sie haben die ganze Stunde Zeit!" Die Blätter wurden verteilt und die Schüler senkten aufseufzend ihre Köpfe über das Papier, packten die Kulis, Bleistifte oder Füller aus und begannen, die Fragebögen zu durchforsten. Kaiba verspürte wieder einmal den hartnäckigen Wunsch, Mrs. Sagami aus dem Fenster einige Meter in die Tiefe zu befördern, schrieb aber seinen Namen auf das Blatt und las die erste Frage. 1.) Wer ist Ihr Tauschpartner? >Joey Wheeler.< 2.) Wie alt ist Ihr Tauschpartner? >Sechzehn.< 3.) Welche Haarfarbe hat er/sie? >Goldblond.< 4.) Welche Augenfarbe hat er/sie? >Braun.< 5.) Seit wann kennen Sie ihn/sie? >Seit der Mittelschule.< 6.) Ihr allererster Eindruck von ihm/ihr? Der Firmenchef zögerte. Er erinnerte sich nicht mehr sehr genau an sein allererstes Zusammentreffen mit dem Blonden, zumal er damals, als er vierzehn gewesen war und Joey neu in seine Klasse gekommen war, nicht groß auf ihn geachtet hatte. Wann hatte ihre Rivalität begonnen? Und warum? Er versuchte, sich den Tag vorzustellen, an dem er des anderen zum ersten Mal ansichtig geworden war und einzelne Bruchstücke blieben in seinem Geist haften: Wie Joey vor der Klasse gestanden war, mit einem breiten Lächeln; wie Joey aus Versehen das Federmäppchen des Brünetten zu Boden fegte und Kaiba ihn zurechtstutzte für seine Tollpatschigkeit, worauf der Jüngere ihn wütend angefunkelt und ein paar Unfreundlichkeiten erwidert hatte; wie sie sich um einen Sitzplatz zankten; wie der dreizehnjährige Joey seine Pause in sich hinein schaufelte; wie er eine enttäuschte Schnute zog, als er eine Fünf in Mathe bekam - ein temperamentvoller, eigenwilliger Junge mit einer lauten Klappe, einem riesigen Appetit und eher durchschnittlicher Intelligenz. So ungefähr konnte man seinen Gesamteindruck wohl beschreiben. Nächste Frage. 7.) Welche Hobbys hat er/sie? >Duel Monsters, mit seinen Freunden losziehen, mir auf die Nerven fallen.< 8.) Seine/Ihre Familiensituation? >Sein Vater sitzt wegen Trunksucht, Randalismus und Kindesmisshandlung im Gefängnis. Seine geschiedene Mutter lebt ebenfalls in Domino, gemeinsam mit seiner kleinen Schwester.< 9.) Wann hat er/sie Geburtstag? >Am 25. Januar.< 10.) Seine/Ihre charakterlichen Schwächen? >Aufbrausend, frech, ungeschickt, besserwisserisch, vorlaut, faul, störrisch, ein Dickschädel sondergleichen und besitzt außerdem eine deutliche Abneigung gegenüber geistig anspruchsvollen Tätigkeiten, wie etwa Unterricht.< 11.) Seine/Ihre charakterlichen Stärken? >Vital, leidenschaftlich, stolz, schlagfertig, optimistisch, kameradschaftlich, hilfsbereit, mutig, fürsorglich, humorvoll, charmant und willensstark. Lässt sich von niemandem etwas bieten, gibt niemals auf und tut alles für diejenigen, die ihm wichtig sind.< Der Siebzehnjährige hielt inne. All diese Eigenschaften trafen auf den Jüngeren zu und ergaben im Großen und Ganzen einen liebenswerten Burschen, den man einfach gern haben musste. Früher hatte er immer nur Augen für seine schlechten Wesenszüge gehabt, denn sie boten ihm Nahrung für seine Verachtung, für sein Erhabenheitsgefühl. Nun aber begriff er, dass er diesen Menschen, der seit drei Jahren mit ihm in derselben Klasse sass, nie richtig gekannt hatte - bis zu diesem Experiment. 12.) Vergleichen Sie Ihren Tauschpartner mit einem Tier! >Ein Hund, wenn er gut gelaunt ist. Und ein Wolf, wenn er wütend ist.< 13.) Erklären Sie Ihre Wahl! >Hunde sind treue und zuverlässige Tiere. Da er immer hinter seinen Freunden steht, passt das gut zu ihm. Wenn er die Geduld verliert, wird er bissig und er hat durchaus scharfe Zähne. In diesen Situationen hat er mehr von einem Raubtier als von einem Schoßhund.< 14.) Vergleichen Sie Ihren Tauschpartner mit einem Element! Er schloss die Augen, dachte eine Weile nach. Diese sinnliche Schönheit, sein Temperament, seine Impulsivität, der wilde Zorn, den er empfinden konnte, das helle Haar und die warmen braunen Augen, der dunklere Teint seiner Haut, der auf zahlreiche Aufenthalte im Freien, in der Sonne, schließen ließ.... >Feuer.< war seine Antwort. 15.) Vergleichen Sie Ihren Tauschpartner mit einer Pflanze! >Die Sonnenblume. Sie dreht sich immer zur Sonnenseite des Lebens, genau wie er.< Joey linste verstohlen zu Seto hinüber. Offenbar war er von Mrs. Sagamis neuer Idee nicht sonderlich begeistert, aber auch bei ihm konnte nicht gerade von überschäumendem Jubel die Rede sein. Ein Fragebogen! Was dieser Sozi-Tante wohl noch alles einfiel? Er schrieb sorgsam seinen Namen auf die dafür vorgesehene Zeile und fing an. 1.) Wer ist Ihr Tauschpartner? >Seto Kaiba.< 2.) Wie alt ist Ihr Tauschpartner? >Siebzehn.< 3.) Welche Haarfarbe hat er/sie? >Dunkelbraun.< 4.) Welche Augenfarbe hat er/sie? >Saphirblau.< Uh, Moment. Konnte er das so stehen lassen? Das klang irgendwie so....poetisch. Nicht, dass ihre Paukerin das missdeutete, oder so?! Aber es stimmte doch! Seine Augen waren wie Saphire....so tief und bestechend....so voller Bannkraft und....ehem, nächste Frage! 5.) Seit wann kennen Sie ihn/sie? >Seit der Mittelschule.< 6.) Ihr allererster Eindruck von ihm/ihr? >Auf den ersten Blick fand ich ihn unsympathisch - er hockte schon so stocksteif hinter seinem Pult und musterte mich von oben herab. Als ich sein Federmäppchen vom Tisch stieß, hat er mich gleich blöd angemacht, von wegen, warum ich nicht besser aufpassen könne und so weiter. Danach war der Kerl für mich gestorben, ein hochnäsiger und verwöhnter reicher Bengel! Wegen seiner snobistischen Art hatte er keine Freunde in der Klasse, aber das hat mich eigentlich kaum gekümmert. Ich erinnere mich an diese erste Begegnung noch, als wäre es gestern gewesen.< 7.) Welche Hobbys hat er/sie? >Duel Monsters, den großkotzigen Millionär heraushängen lassen, seine Firma, das Erreichen der Weltspitze als Duellant, mich provozieren.< 8.) Seine/Ihre Familiensituation? >Eigentliche Eltern sind verstorben. Er und sein jüngerer Bruder Mokuba wurden von Gozaburo Kaiba adoptiert, der allerdings auch nicht mehr lebt. Außer sich selbst haben die Geschwister niemanden.< 9.) Wann hat er/sie Geburtstag? >Am 25. Oktober.< 10.) Seine/Ihre charakterlichen Schwächen? Joey grinste in sich hinein. Na, das war doch endlich mal eine Frage so richtig nach seinem Gemüt, da konnte er sich jetzt seinen Frust von der Seele schreiben! >Arrogant, überheblich, eingebildet, hochmütig, sturer als ein Esel, absolut von sich eingenommen und sehr von sich selbst überzeugt, herablassend, höhnisch, hält sich für etwas besseres, gefühlskalt, über die Maßen misstrauisch, nachtragend, empfindlich, spitzfindig, penetrant, besserwisserisch und unfreundlich.< 11.) Seine/Ihre charakterlichen Stärken? >Fürsorglich, fair, hochintelligent, liebevoll zu seinem Bruder, mutig, selbstbewusst, starker Wille, lässt sich nichts bieten, zielstrebig, ehrgeizig (wenn auch manchmal ein bisschen ZU ehrgeizig), zuverlässig, gewissenhaft, entschlossen und ehrlich.< Er war verblüfft, dass ihm auch dieser Aspekt des Bogens leicht von der Hand ging. Vor lächerlichen zehn Tagen erst hätte er diese Frage vermutlich gar nicht ausfüllen können, weil ihm einfach nichts eingefallen wäre....doch heute? Er stieß einen nachdenklichen Seufzer aus. Wie viel sich doch in eineinhalb Wochen verändern konnte! 12.) Vergleichen Sie Ihren Tauschpartner mit einem Tier! >Er ist wie ein Drache. Oder wie eine Katze.< 13.) Erklären Sie Ihre Wahl! >Drachen sind Fabelwesen, und meistens sehr majestätisch und extravagant. Und Katzen? Also, es ist ja bekannt, dass das keine Haustiere in dem Sinn sind, sondern immer noch kleine Räuber. Sie sind eigenwillig und unabhängig, kommen und gehen, wie es ihnen in den Kram passt und sind ihr eigener Herr.< 14.) Vergleichen Sie Ihren Tauschpartner mit einem Element! Hm, das war nun wirklich kein Problem! >Eis.< Kühl und scharfkantig....und dennoch....tief in seinem Inneren war er sich klar darüber, wie sehr er sich in Wahrheit danach sehnte, dieses Eis zu schmelzen und in reine, verzehrende Flammen zu tauchen....die Flammen der Liebe. Aber Seto weigerte sich, auf die Stimme seines Herzens zu hören....und solange er nicht bereit war, sich seinen Gefühlen zu stellen und sie zu akzeptieren, würde die Situation so festgefahren bleiben wie sie es im Moment war. 15.) Vergleichen Sie Ihren Tauschpartner mit einer Pflanze! Hier war gleichfalls kein langes Überlegen vonnöten. Er rief sich die schlanke, edle Gestalt in Erinnerung, die sich mit so viel ungezwungener Eleganz bewegte, die vornehmen Gesten und das attraktive Antlitz.... >Die Rose: wunderschön, aber voller Dornen.< 16.) Nun zu Ihnen: Ihre Lieblingsfarbe(n)? >Rot und Schwarz.< 17.) Ihr Sternzeichen? >Wassermann.< 18.) Ihr(e) Lieblingstier(e)? >Hunde im allgemeinen. Und Katzen.< 19.) Mit welcher Jahreszeit würden Sie sich vergleichen? >Mit dem Sommer.< 20.) Mit welcher Himmelsrichtung? >Süden.< 21.) Welche Rolle würden Sie sich in einem Fantasy-Epos geben? a) Die der Prinzessin, die gerettet werden muss. b) Die des tapferen Prinzen. c) Die des durchtriebenen Schurken. d) Die der gefährlichen Intrigantin. e) Die des heimlichen Liebhabers der Königin. f) Die des mächtigen Magiers und großen Rivalen des Schurken. >Entweder b oder e. Vielleicht auch f.< 22.) Ist Ihr Glas halbvoll oder halbleer? >Halbvoll.< Der Blondschopf zwirbelte eine seiner Haarsträhnen und wunderte sich allmählich, was Mrs. Sagami eigentlich mit diesen mitunter doch recht merkwürdigen Fragen bezweckte. Sollte das dabei helfen, dass sich die Tauschpartner noch genauer kennenlernten, oder wie? 16.) Nun zu Ihnen: Ihre Lieblingsfarbe(n)? >Blau und Weiß.< 17.) Ihr Sternzeichen? >Skorpion.< 18.) Ihr(e) Lieblingstier(e)? >Hunde.< >>Interessant, wenn man bedenkt, dass du vorher überhaupt kein Lieblingstier hattest, neh?<< >>Ach du meine Güte, du schon wieder!!<< >>Hast du mich vermisst?<< >>Nein.<< >>Das war mir von vornherein klar! Gestern hat es ja wieder enorm zwischen dir und Joey geknistert! Das ist wirklich ein Trauerspiel mit dir! Wie lange willst du noch vor dem fliehen, was du fühlst?! Auf die Dauer ist das einfach nicht gut!<< Sein störendes Gewissen hatte natürlich recht. Es würde ihn unglücklich machen, wenn er weiter vor seiner Liebe davonlief - aber wog das Unglück, das er dem anderen bringen würde, nicht viel mehr? Die meiste Zeit seines Lebens hatte er seine Mitmenschen verletzt, verspottet oder ihre Existenzen zerstört....konnte er jemandem wie Joey überhaupt so etwas wie Glück und Geborgenheit bieten? Wieder regte sich der bohrende und nagende Zweifel in ihm. 19.) Mit welcher Jahreszeit würden Sie sich vergleichen? >Winter.< 20.) Mit welcher Himmelsrichtung? >Norden.< 21.) Welche Rolle würden Sie sich in einem Fantasy-Epos geben? Bitte? Mrs. Sagami war ja ein wenig seltsam, aber das hier bewies eindeutig, dass diese unfähige Person von einer Lehrerin ihr Studium in Mittelerde oder Nimmerland absolviert hatte. Und ernst meinte sie es auch noch! a) Die der Prinzessin, die gerettet werden muss. b) Die des tapferen Prinzen. c) Die des durchtriebenen Schurken. d) Die der gefährlichen Intrigantin. e) Die des heimlichen Liebhabers der Königin. f) Die des mächtigen Magiers und großen Rivalen des Schurken. >Allerhöchstens f. Und wenn Sie mich fragen, haben Sie zu viele Filme gesehen.< 22.) Ist Ihr Glas halbvoll oder halbleer? >In der Regel halbleer.< 23.) Das Projekt läuft nun schon eine ganze Weile. Haben Sie neue Erkenntnisse über Ihren Tauschpartner gewonnen? Ja oder nein? >Ja.< 24.) Trifft Ihr erster Eindruck immer noch zu oder hat er sich verändert? >Er hat sich verändert. Anfangs fielen mir nur seine negativen Eigenschaften auf und ich übersah seinen im Grunde bemerkenswerten Charakter. Er ist nicht perfekt, das stimmt - und er hat mir gezeigt, dass ich es auch nicht bin. Niemand von uns ist das. Ich betrachte ihn jetzt als ebenbürtig.< 25.) Wie genau haben sich Ihre Gefühle oder Ihre Meinung gewandelt? >Ich konnte ihn früher nicht leiden. Jetzt....< >>....liebst du ihn, jawohl! Los, hinschreiben!<< >>Halt die Klappe!<< >....mag ich ihn.< antwortete der Firmenchef schließlich, was seine innere Stimme nicht begrüßte, aber es war immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Er blickte zu dem Jüngeren hinüber, neugierig, wie er den Bogen ausgefüllt haben mochte. 23.) Das Projekt läuft nun schon eine ganze Weile. Haben Sie neue Erkenntnisse über Ihren Tauschpartner gewonnen? Ja oder nein? >Ja.< 24.) Trifft Ihr erster Eindruck immer noch zu oder hat er sich verändert? >Nein, er trifft nicht mehr zu. Während der vergangenen Tage hat sich mir eine andere Seite an Seto Kaiba offenbart, die ich nie in ihm vermutet hätte; eine verborgene Seite, die er niemandem zeigt, der nicht sein Vertrauen verdient. Ich weiß sicher, dass ich mir dieses Vertrauen erworben habe und ich bin stolz darauf. Der harte Geschäftsmann ist vor meinen Augen verschwunden und es wurde mir erlaubt, den Menschen näher kennen zu lernen, der er ist. Ihn besser zu begreifen, unsere Unterschiede und unsere Gemeinsamkeiten zu verstehen, das sind die wertvollsten Erfahrungen, die ich während der letzten Woche gemacht habe.< 25.) Wie genau haben sich Ihre Gefühle oder Ihre Meinung gewandelt? >Ich konnte ihn nicht ausstehen! Heute aber kann ich sagen, dass....< Der Kuli verblieb einen Moment in der Luft, als besinne er sich, wie er sich ausdrücken sollte. Dann jedoch schrieb er unbeirrt den Satz zu Ende. >....ich ihn sehr gern habe.< Es läutete. Mrs. Sagami sammelte die Blätter ein und erklärte: "Wunderbar! In der Mittagspause werde ich die Fragebögen auswerten und Ihnen dann in der nächsten Stunde die Papiere wieder austeilen! Diesmal bekommt jeder den Zettel seines jeweiligen Partners! Guten Appetit, meine Lieben!" Damit eilte sie davon und zwei mehr oder minder geschockte Oberschüler blieben auf ihren Stühlen zurück, während die übrigen in die Mensa strömten. Nie wäre ihnen der Gedanke gekommen, dass der andere so direkt und unverblümt die eigenen Antworten würde lesen können! Das konnte doch nur ein Scherz sein! Aber nein, Mrs. Sagami scherzte nicht. Pünktlich beehrte sie ihre Klasse nach der Mittagspause wieder mit ihrer Anwesenheit und ihr strahlendes Lächeln ließ ihre Schüler so einiges befürchten. "Ich habe fleißig gearbeitet und die Fragebögen korrigiert! Sie bekommen sie jetzt zurück und ich werde mich dann zum Hintergrund einiger Fragen äußern und Ihnen die Bedeutung Ihrer Antworten erklären." Sie ging durch die Sitzreihen und der Stoß Blätter auf ihrem Arm schmolz langsam in sich zusammen, bis sie zurück an ihrem Pult war. "Gut. Fangen wir an. Warum die Fragen nach Haar- und Augenfarbe? Ganz einfach: Bestimmten Farben schreibt man bestimmte Eigenschaften zu und ich war neugierig, ob die betreffenden Personen, über die ihre Partner sich geäußert haben, tatsächlich passende Charakteristika aufweisen. Schwarzes Haar zum Beispiel steht für Tatkraft, Aktivität, Selbstbewusstsein, Draufgängertum und die Fähigkeit zu großen Taten, im guten wie im bösen Sinn, sogar im erotischen. Braune Haare symbolisieren Zurückhaltung und eine gewisse Distanz, oftmals gepaart mit Eleganz und einem vielschichtigen Charakter. Brünette können sehr sanft sein, besitzen aber mitunter einen harten Kern und kommen besser allein zurecht als andere. Blondes Haar verkörpert Werte wie Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, innere Reinheit und Stärke und die Farbe Gelb oder Golden wurde schon im alten China mit Wärme, Leben, der Sonne und ihrer lebensspendenden Kraft in Verbindung gebracht. Rotes Haar steht für ein aufbrausendes Temperament, Abenteuerlust, Leidenschaftlichkeit und Sturheit und man schreibt Rothaarigen gerne die Rolle des Verführers oder der Verführerin zu. Zu den Augenfarben. Blau beispielsweise suggeriert immer eine gewisse Kühle und Unnahbarkeit, oft auch Einsamkeit oder Fremdheit. Aber man verbindet diese Farbe auch mit Lebendigkeit, Jugend, Tatkraft und Erfolg. Braune Augen vermitteln ähnliche Werte wie braunes Haar: Sie strahlen Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit aus und vermitteln ein Gefühl von Geborgenheit. Grüne Augen stehen für Natürlichkeit und eine Ruhe, welche vertrauenserweckend wirkt und die im Bedarfsfall sehr aktiv werden kann." Joey linste zu dem Firmenchef hinüber und seufzte leise. Kühle. Unnahbarkeit. Einsamkeit. Ob Mrs. Sagami ahnte, wie nah sie der Wahrheit damit kam? So kalt und abweisend er sie kennen gelernt hatte, heute liebte er diese juwelengleichen Augen, da er begonnen hatte, die Rätsel zu entschlüsseln, die dahinter verborgen waren. >>Denkst du, ich spüre es nicht? Die gegenseitige Anziehung zwischen uns? Meinst du, ich merke nicht, wie dein Blick auf mir ruht, als wolle er sich in meine Haut brennen? Du empfindest etwas für mich, ich bin ganz sicher! Warum hältst du es zurück? Fürchtest du dich? Glaubst du, mich nicht glücklich machen zu können? Du bist ein Dummkopf, Seto....ein noch viel größerer Dummkopf als ich.<< "Nun zu den Fragen nach dem Element, der Pflanze und dem Fantasy-Epos. Das Element symbolisiert Ihre innere Einstellung, Ihre Grundwerte. Lesen Sie, was Ihr Austauschpartner geschrieben hat." Kaiba wunderte sich nicht, das Wort "Eis" auf der Zeile vorzufinden. Er selbst hätte wohl nichts anderes angegeben - und was seine eigene Wahl betraf....Feuer passte einfach zu dem hitzigen Blondschopf. "Die am häufigsten genannten Elemente waren Wasser, Luft bzw. Wind und Feuer. Wind steht in erster Linie für einen unabhängigen und freiheitsliebenden Menschen, der sich ungern nach irgendwelchen Regeln richtet. Wasser verkörpert einen flexiblen Menschen, der mit dem Strom schwimmt, aber dennoch offen ist für Veränderungen. Erstarrt das Wasser zu Eis, handelt es sich meist um jemanden, der seinen Gefühlen ungern freien Lauf läßt und sich lieber in sich selbst zurückzieht. Feuer wiederum steht natürlich für eine extrovertierte, temperamentvolle Persönlichkeit, die ein Leben mit Herausforderungen schätzt und allem etwas Positives abzugewinnen versucht. Bei der Pflanze hat der Großteil von Ihnen nichts hingeschrieben, was ich sehr schade fand. Sie sind die Symbole für Ihre Liebes- oder Freundschaftsgefühle, denn mit jeder Blume wird eine bestimmte Botschaft verbunden. Ich nenne Ihnen nur ein paar von denen, die ich gelesen habe. Mandelblüte: Du bist ganz, wie ich dich ersehnte. Orchidee: Ich bewundere deine Schönheit. Tulpe: Eine Liebeserklärung. Lotos: Ohne dich kann mir kein Friede sein. Krokus: Ich brauche Bedenkzeit. Jasmin: Wir wollen ewig Freunde bleiben. Chrysantheme: Mein Herz ist frei. Edelweiß: Deine Schönheit ist überwältigend. Dahlie: Gedulde dich noch ein wenig. Orangenblüte: Hochzeit. Veilchen: Ich liebe dich heimlich. Sonnenblume: Ich habe Augen nur für dich. Rose, rot: Herzensgefühle für dich. Die Personen des Fantasy-Epos stehen dafür, wie Sie sich selbst sehen. Die Prinzessin ist eine schutzbedürftige, schüchterne, aber nichtsdestotrotz anziehende und intelligente Person. Der tapfere Prinz ist wagemutig, liebt Herausforderungen und tut alles für diejenigen, die er liebt. Der Schurke klingt zwar sehr negativ, meint aber einen willensstarken und hochintelligenten Menschen, der viele Fähigkeiten und Talente besitzt - die er zum Guten oder zum Schlechten einsetzen kann. Die Intrigantin bezeichnet nicht wirklich eine Betrügerin, sondern steht für die Femme Fatale, eine Frau mit sexy Ausstrahlung, die weiß, was sie will und wie sie es bekommt. Der heimliche Liebhaber symbolisiert einen leidenschaftlichen und sinnenfreudigen Charakter, der sich gerne mal auf ein Risiko einlässt. Das Objekt seiner Begierde muss aber in aller Regel entweder schwer zu haben sein oder sonst irgendeine Extravaganz aufweisen, damit sich die Mühe lohnt. Der Magier steht für den Erfolgsmenschen mit viel Ehrgeiz, dem Niederlagen fremd sind. Dennoch braucht dieser Mensch stets eine Herausforderung, zum Beispiel einen Rivalen, der ihn dazu zwingt, sein Können unter Beweis zu stellen. So....", meinte Mrs. Sagami zufrieden, "....das sind die wichtigsten Aspekte dieses Fragebogens. Er sollte dazu dienen, herauszufinden, ob Sie Ihren Tauschpartner besser kennen gelernt haben und ob Ihre persönliche Einschätzung mit der des anderen übereinstimmt. Ich hoffe, es hat Ihnen Spaß gemacht! Und denken Sie daran, dass Sie am Ende des Experiments einen vollständigen Bericht über Ihre Erfahrungen und Erlebnisse abliefern müssen, der dann benotet wird! Den Rest der Stunde dürfen Sie sich gerne mit Ihrem Partner über den Test unterhalten!" Joey drehte sich zu Kaiba um, denn er hatte die Antworten des Brünetten bis zum Ende durchgelesen - und er hatte nun den schriftlichen Beweis in Händen, dass dieser etwas für ihn empfand. Ob es Liebe war, diesen Verdacht wagte er noch nicht zu äußern, aber er betete insgeheim darum. Ja, so sah es aus. Seit er sich eingestanden hatte, dass er in Seto verliebt war, keimte die scheue Hoffnung in ihm, der Jungmillionär könnte diese Gefühle erwidern. Gewiss, er würde ihm niemals hinterherlaufen, aber es war nicht verboten, sich so etwas zu wünschen. "Du hast also was für mich übrig, Kaiba? Das steht zumindest hier auf diesem Wisch. Sehr interessant! Und dass, obwohl ich dir eine Schüssel rosa Teig über die Rübe gekippt habe!" "Ich würde es begrüßen, wenn du diese äußerst....unangenehme Tatsache für dich behalten könntest, Wheeler! Dieser Test war pure Zeitverschwendung!" "Ach? Es ist dir also gleichgültig, was ich über dich geschrieben habe?" Der Firmenchef wandte sich ab, da er es nicht verhindern konnte, dass ihm die Röte in die Wangen stieg. Nein, gleichgültig war es ihm leider nicht. Wieder und wieder sprangen die Worte des Blonden durch seinen Geist: "Während der vergangenen Tage hat sich mir eine andere Seite an Seto Kaiba offenbart, die ich nie in ihm vermutet hätte; eine verborgene Seite, die er niemandem zeigt, der nicht sein Vertrauen verdient. Ich weiß sicher, dass ich mir dieses Vertrauen erworben habe und ich bin stolz darauf. Der harte Geschäftsmann ist vor meinen Augen verschwunden und es wurde mir erlaubt, den Menschen näher kennen zu lernen, der er ist. Ihn besser zu begreifen, unsere Unterschiede und unsere Gemeinsamkeiten zu verstehen, das sind die wertvollsten Erfahrungen, die ich während der letzten Woche gemacht habe." - "Ich konnte ihn nicht ausstehen! Heute aber kann ich sagen, dass ich ihn sehr gern habe." Oh wäre ihm das egal!! Könnte er dieses verfluchte Papier nur zerknüllen und in den Abfalleimer werfen!! Würde es doch keine Rolle für ihn spielen, was Joey von ihm dachte!! Beinahe wehmütig erinnerte er sich an den Beginn des Projektes, als alles noch so gewesen war wie immer - sie gifteten sich an, sobald sie sich im Flur begegneten, ließen kein gutes Haar am anderen und betrachteten sich als Feinde. Aber der Wechsel ihrer Existenzen hatte sie beide dazu gezwungen, sich mit dem verachteten Rivalen zu befassen, sein Leben genauer unter die Lupe zu nehmen, zu forschen, neue Entdeckungen zu machen....aber wenn Kaiba es gekonnt hätte, er hätte die Zeit zurückgedreht und Mrs. Sagami diese dämliche Idee ausgeredet, und wenn es mit vorgehaltener Pistole hätte sein müssen! Er ignorierte die letzte Frage des Sechzehnjährigen also in seiner üblichen, abweisenden Art und Joey bohrte nicht weiter. Zumindest würde er es nicht in der Schule tun.... Das Martyrium war vorüber. Die Schüler eilten vergnügt aus dem Unterrichtsgebäude, einem Treffen mit Freunden, einer Shoppingtour oder einem geruhsamen Nachmittag zu Hause entgegen. Seto hatte heute gleichfalls noch einen Termin, den er liebend gerne gestrichen hätte: Sein erstes echtes Foto-Shooting bei Catherine, der Fotografin des nebenberuflichen Models. Dieses wartete zu seinem Unmut am Schultor auf ihn, doch er marschierte ungerührt weiter, als eine starke Hand ihn an der Schulter packte. "Du bist mir noch eine Antwort schuldig, Kumpel!" "Manchmal gewinnt man bei dir den Eindruck, mit einer Wand zu sprechen! Ich bin nicht dein Kumpel! Wie oft muss ich das noch sagen?" "So oft, bis ich dir das abkaufe! Nun? Ist es dir gleichgültig, was ich geschrieben habe?" "Ja." Er biss sich auf die Lippen. Eigentlich hätte er es vorgezogen, entschieden "Nein!" zu rufen, wenn er ehrlich war, aber er brachte es nicht fertig. "Und das soll ich dir glauben?!" Der Blonde schürzte spöttisch den Mund. "Du wusstest ebensowenig wie der Rest der Klasse, dass die Blätter untereinander ausgetauscht werden würden - du musst demnach die Wahrheit geschrieben haben! Und das wiederum bedeutet, dass es dir keineswegs egal ist, was ich denke!" "Wenn du dann besser schlafen kannst, glaub von mir aus, was du willst!" "Verdammt, Seto!! Was ist es?! Was ist der Grund, warum du dich vor mir verschließt?! Hast du vor irgendetwas Angst? Verabscheust du die Vorstellung, etwas für mich zu empfinden? Willst du oder kannst du es nicht akzeptieren? Wenn du hier weiter vor dich hin schweigst, kann sich nichts ändern!! Bitte sag mir endlich, warum du dich von mir zurückgezogen hast!!" Er wollte dem flehenden Blick dieser wunderschönen braunen Augen ausweichen, aber die Hand auf seiner Schulter umklammerte ihn mit eiserner Kraft. "Lass. Mich. Los." zischte er in eiskaltem Ton und seine kühle Stimme, bar jeder Regung, verfehlte ihre Wirkung nicht. Bestürzt über diese harte, ablehnende Haltung, zuckte Joey zurück als hätte man ihn geschlagen und der Ältere wandte sich zum Gehen. Aber er kam nicht weit. Urplötzlich wurde er gepackt und gegen die nächstbeste Mauer gedrückt. Vor Überraschung fiel ihm sogar die Schultasche aus der Hand und landete auf dem asphaltierten Boden. Jeglicher Protest, zu dem Kaiba noch hätte ansetzen können, erstickte im Bruchteil der folgenden Sekunde, als heiße, sinnliche Lippen sich auf die seinen pressten.... Ja, und hier höre ich auf! *sich vor den heranfliegenden Tomaten duck* Ah, ich bin gemein, ich weiß...^_____^ Kapitel 20: Zweite Woche, Mittwoch (Teil 2) ------------------------------------------- *Leser drückt* *Süßigkeiten in die Menge schmeiß* 261 Kommis sind es jetzt! O.O Das ist echt unglaublich...*heul* Danke, Ihr Lieben!! *nochmal knuddelt* Hier ist also das neue Kapitel!^^ Kapitel 10, Zweiter Teil: Zweite Woche, Mittwoch Um Seto drehte sich alles. Er fühlte, wie die Zunge des Blonden über seine widerspenstigen Lippen strich und mit Schrecken erkannte er, dass seine Gegenwehr erlahmte. Obwohl er sich gegen den muskulösen Körper seines Gegenübers stemmte, unterlag er der trainierten Muskelkraft. Das Blut in seinen Adern floss mit verdoppelter Geschwindigkeit durch ihn hindurch, seine Lenden begannen zu vibrieren und er konnte nicht leugnen, dass sich langsam eine wunderbare Erregung in ihm ausbreitete. Er musste an seinen lustvollen Traum denken; an all die Tage, die er zusammen mit Joey verbracht hatte und wie viel er mit ihm erlebt hatte; an ihre Nähe, ihre Streitereien und handgreiflichen Auseinandersetzungen, an das Knistern zwischen ihnen; an Serenitys direkte Fragen und Mokubas Standardspruch, "Was sich neckt, das liebt sich"; er dachte an diesen Idioten von Peter, der ihn zum ersten Mal Eifersucht hatte verspüren lassen; an das Duell, das er verloren und den Kuss, den er bekommen hatte. Und obwohl er mittlerweile schon wusste, wie sich diese Lippen anfühlten, empfand er es immer wieder von neuem mit Verwunderung, wie weich, warm und feucht sie waren, wie fordernd und stürmisch. Die diesmal um einiges leidenschaftlichere Berührung brannte ihm förmlich seine Selbstbeherrschung weg. Verzweifelt suchte er nach ihr, doch sie rann ihm wie Wasser durch die Finger und hinterließ keinerlei Halt. Seine Sinne fingen Feuer und ehe er es verhindern konnte, öffnete er den Mund, um der tastenden Zunge Einlass zu gewähren. Er ließ den Blonden kosten, erkunden, spielen. Und er wollte verdammt sein, so gut fühlte sich das an! Zögernd glitt seine eigene Zunge in die fremde Mundhöhle und es entspann sich ein heftiger Kampf um die Dominanz. Joey schmeckte nach Stärke, nach Lebenslust und Unbezähmbarkeit. Als sich der Jüngere endlich wieder von ihm löste, musste der Meisterduellant nach Atem ringen. Seine Knie waren ihm weich und prickelnde Schauer überliefen ihn. "Wieso....hast du....?" stieß er verwirrt hervor. "Um dir zu zeigen, was du verpasst." erwiderte der Sechzehnjährige mit einem frechen Grinsen, schulterte seine Tasche und entfernte sich fröhlich pfeifend. Kaiba blieb zurück wie erstarrt. WAS ERDREISTETE SICH DIESER MISTKERL?!?! WIE KONNTE ER ES WAGEN, IHN EINFACH SO ZU KÜSSEN UND DANN MIT SO EINER UNVERSCHÄMTEN ANTWORT ABZUHAUEN?!?!?! >>Wenn du damit fertig bist, deinen inneren Frust in geistigen Flüchen zu entladen, möchte ich dich darauf hinweisen, dass du seinen Kuss erwidert hast!<< UND DIESES DÄMLICHE GEWISSEN NERVTE IHN AUCH!!!! >>Jetzt werde bitte nicht ausfällig, Seto-Baby! Du hast zum ersten Mal in deinem Leben auf dein Herz gehört und das ist es eigentlich, was dir so stinkt!<< >>Halt endlich deine bescheuerte Klappe!!<< >>Dazu sehe ich mich leider außerstande! Schenk Joey reinen Wein ein und gestehe ihm, dass du ihn liebst!<< Das Stimmchen wurde geflissentlich ignoriert und der Brünette marschierte gereizt nach Hause. Als er das Apartment betreten hatte, knallte er die Tür zu und die neben, unter und über ihm wohnenden Personen in dem hellhörigen Gebäude wussten ,Aha, der Herr Neu-Mieter hat wieder glänzende Laune'. Am liebsten hätte er jetzt den Sandsack in dem kleinen Fitnessraum durchgeprügelt, um seine Aggressionen abzubauen, aber ein Blick auf die Uhr überzeugte ihn davon, dass er bereits ein wenig zu spät dran war für sein Foto-Shooting. Missmutig suchte er die Adresse aus Joeys Unterlagen und fuhr mit der Untergrundbahn in die Innenstadt, da er ja leider auf keine Limousine zurückgreifen konnte. In der Nathaniel-Modelagentur wartete Catherine schon auf ihn, in einem ihrer abstrusen Outfits - orange Hose und ein violettes Top, High Heels in Rosa, an jedem Handgelenk mindestens zwanzig Armreifen in unterschiedlichen Farben, schwere Ohrringe und ein gepunktetes Halstuch. Alles was recht war, aber diese Frau war zweifelsohne ein echtes Unikat! "Mr. Kaiba!!! Das ist ja kolossal, dass Sie tatsächlich gekommen sind!! Als ich Ihnen letzte Woche begegnet bin, hätte ich nie gedacht, dass Sie das Schulprojekt so ernst nehmen würden! Ehrlich gesagt war ich der Ansicht, es hätte Ihnen in die Haut hinein gelangt, mich einmal zu treffen! Aber gut, Sie scheinen für eine hervorragende Zensur einiges erdulden zu wollen! Schön, ich freue mich! Kommen Sie mit!" Catherine packte ihn am Ärmel und zog ihn hinter sich her, in das Zimmer, in dem sie sich auch bei ihrem ersten Fototermin aufgehalten hatten und wo Joey für die "Playgirl"-Bilder posiert hatte. "Was ist es diesmal?" "Werbe-Fotos für ein neues Männer-Duschgel. Gehen Sie in die angrenzende Garderobe und ziehen Sie sich diese schwarze Badehose an." Der Firmenchef gehorchte widerspruchslos und als er wenige Minuten später wieder vor der Fotografin stand, musterte sie ihn von Kopf bis Fuß wie ein Auto, das zum Verkauf angeboten wird. "Sie sind wirklich ein sehr attraktiver Mann, Mr. Kaiba. Haben Sie noch nie eine Karriere als Model erwogen?" "Ich habe ein Imperium zu leiten und keine Zeit für solchen Firlefanz." "Ah, ich verstehe. Egal. Stellen Sie sich bitte hinter dieser Glasscheibe auf." Man hatte eine Plastikplane auf dem Teppichboden ausgelegt und die Glasscheibe war in einer Halterung befestigt. Er platzierte sich dahinter und Catherine holte aus der Garderobe eine riesige Wasserpistole, eine von diesen "Super Soakern". Damit spritzte sie sowohl Scheibe als auch Seto von oben bis unten nass und der Siebzehnjährige stieß hervor: "Was fällt Ihnen ein?!?!" "Wie soll ich Werbe-Fotos für ein Duschgel machen, wenn ich keine Dusche in meinem Atelier habe? Dieses Szenario soll den passenden Eindruck erwecken, daher die Badehose. Also, legen Sie Ihre Arme an die Scheibe, aber bitte nicht komplett flach, sondern ein bisschen abstützen! Ja, genau so! Kinn etwas nach oben....Arme mehr auseinander, man muss Ihren feuchten Oberkörper sehen! Stop! Jetzt haben Sie's! Perfekt! Der Blick könnte noch verführerischer sein, verlockender....denken Sie an irgendetwas Spannendes! Klasse, so bleiben!" Ein Blitzlichtgewitter brach über ihn herein, während er sich heimlich vorstellte, was wohl Joey dazu sagen würde, wenn er ihn so sähe. Seine Lippen schienen immer noch ein wenig von dem Feuer bewahrt zu haben, das der Kuss des Blonden in ihm hinterlassen hatte und er verfluchte die Tatsache, dass er Wheeler nicht hinterhergelaufen war, um ihn nicht wenigstens zur Rede zu stellen. Zur Rede stellen wegen was? Dass sie sich beide leidenschaftlich geküsst hatten und der Jüngere ihm eine freche, aufreizende Antwort gegeben hatte? "Um dir zu zeigen, was du verpasst." Dieser....dieser.... Während er gemäß Catherines Aufforderungen seine Position hinter der Scheibe veränderte, mal dahinter hervor lugte oder den Rücken zur Kamera drehte, um verführerisch über die Schulter zu blicken, erinnerte er sich an das breite Grinsen und das vergnügte Pfeifen. Lässig, selbstsicher, überlegen, so war Joey gewesen - genau wie Seto normalerweise war. >>Dieser....dieser....in heißem Öl gebraten zu werden, ist noch viel zu gut für ihn!!<< dachte er erbost. >>Trotzdem....was für ein Mann!<< Der besagte Mann sass zur selben Zeit im Büro der Kaiba-Corporation und empfing die Delegation eines gewissen Mr. Miller, dem er am Samstag bei einem Geschäftsessen einen Vertrag unterbreiten sollte. Deswegen konnte er ja auch nicht in der "Blauen Rose" auftreten! Drei in steife Anzüge gekleidete Herren traten ein. Zwei von ihnen trugen grau und hatten dunkle Sonnenbrillen auf den Nasen, was ihnen einen verschlossenen und abweisenden Ausdruck verlieh. Der Mann, der vor ihnen einherschritt, hatte ein paar Kilo zu viel auf den Rippen und sein weißer Anzug spannte an mehreren Stellen gefährlich. Weiß war definitiv nicht seine Farbe....Seto mit seiner gertenschlanken, athletischen Figur stand sie umwerfend, aber bei diesem Typen....Halt mal. Das war jetzt wohl nicht der richtige Zeitpunkt, um an den Jungmillionär zu denken!! "Mr. Miller, was verschafft mir diese unverhoffte Ehre?" "Ich wünsche mit Mr. Kaiba zu sprechen!" "Das ist leider nicht möglich." Er sah auf seine Armbanduhr und vergewisserte sich, dass der Ältere noch bei Catherine war, denn er wusste ja, dass er heute dieses Shooting gehabt hätte, zu dem Seto an seiner statt gegangen war. "Sie werden mit mir Vorlieb nehmen müssen, fürchte ich. Meine Sekretärin hat Sie doch bereits in Kenntnis darüber gesetzt, dass wir uns bei dem Geschäftsessen treffen werden und Sie auf Mr. Kaiba verzichten müssen?" "Wer sind eigentlich Sie, junger Mann?" "Ich bin Joseph Wheeler....der....Vize-Präsident der Firma." "Merkwürdig. Mr. Kaiba hat Sie mir gegenüber nie erwähnt." "Ich arbeite mehr im Geheimen. Aber ich versichere Ihnen, ein Geschäft mit mir ist ebenso legal wie mit dem Herrn Präsidenten." "Schön." Die Schweinsäuglein in dem dicken, unsympathischen Gesicht von Mr. Miller blitzten hinterlistig auf. "Dann freut es Sie sicher, zu hören, dass meine Firma, Miller & Miller, heute Morgen sämtliche Aktien der Kaiba-Corporation aufgekauft hat." "WAS?!" "Ich bin also nur hier, um mein neues Büro zu begutachten. Wenn Sie also so freundlich wären, das Feld zu räumen, Mr. Wheeler." "Sie verlogener kleiner Mistkerl...." presste Joey zwischen den Zähnen hervor und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. "Sie wollen mich tatsächlich rausschmeißen?" "Ja, das kann man so nennen. Machen Sie es uns nicht unnötig schwer, Mr. Wheeler!" "Was zum Teufel versprechen Sie sich davon?!" "Hm, mal überlegen. Ich verleibe mir eine der größten japanischen Firmen ein, vergrößere somit meine eigene, vervielfache die Finanzkraft meines Imperiums und werde der führende Spielehersteller von Japan - genügt Ihnen das als Grund?" Er lachte und Joey fand sein heimtückisches Grinsen abscheulich. Sein Verstand arbeitete fieberhaft. Er musste unbedingt heute noch mit Seto sprechen! Wie sollte er ihm bloß beibringen, dass man seine Firma aufgekauft hatte? "Sie wissen ja, wo die Tür ist." Der Sechzehnjährige erwiderte nichts. Mit finsterer Miene packte er seine Habseligkeiten in seine Aktentasche, ließ die Schlösser geräuschvoll einschnappen und rauschte hoheitsvoll hinaus, nicht ohne einen letzten verächtlichen Blick auf Mr. Miller zu schleudern, der einen Baum von der Spitze bis zu den Wurzeln in zwei glatte Hälften gespalten hätte. Vor einem typisch eiskalten Kaiba-Blick musste er sich wirklich nicht verstecken und das fiel offenbar auch dem Aktienfresser auf, denn er zuckte leicht zusammen. "Warten Sie es nur ab! Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen!!" Ellen, die ihm bestürzt hinterherlief, flüsterte: "Was ist denn bloß geschehen, Mr. Wheeler? Was wollten diese Herren?" "Ich fürchte, dass Sie ab heute einen neuen Chef haben, meine Liebe. Mr. Miller hat die Kaiba-Corporation aufgekauft, um sich des Herstellungsmonopols für Computerspiele zu bemächtigen. Bleibt abzuwarten, wie Kaiba darauf reagiert!" "Ich mache mir keine Sorgen. Wenn Mr. Kaiba und Sie dieses Problem zusammen anpacken, wird dieser Mistkerl nicht lange in diesem Büro sitzen!" "Weshalb sind Sie sich da so sicher?" "Weil Sie beide nie vor einer Herausforderungen davonlaufen und sich dem Kampf stellen. Wenn Mr. Miller einen will, dann kann er ihn haben, nicht wahr?" Trotz seiner Wut musste Joey lächeln. "Stimmt. Sie haben recht, Ellen. Es ist kein Wunder, dass Sie Kaibas Sekretärin sind!" Mit fliegendem Mantel eilte er den Korridor hinunter, bestieg den Aufzug und fuhr ins Erdgeschoss, wo er das Handy zückte und den Chauffeur anrief. Wenig später tauchte die schwarzlackierte, chromblitzende Limousine vor dem Portal des Firmengebäudes auf, Jonas öffnete den Wagenschlag und der Blonde schlüpfte hinein. Er ließ sich direkt zur Modelagentur transportieren und erkundigte sich bei der Empfangsdame, in welchem Raum das heutige Foto-Shooting von Miss Catherine Nathaniel stattfand. Er platzte gerade herein, als diese eine Pause machte. Als sie ihren Star erkannte, strahlte sie. "Joey-Honey!!! Wow, du kommst vorbei? Willst du etwa überprüfen, wie sich dein Ersatz macht? Perfekt, jawohl! Pass auf, sonst läuft er dir noch den Rang ab!" Der Blonde wurde ein wenig rot, als er den Meisterduellanten nur mit einer Badehose bekleidet antraf, und dann auch noch nass....Er schluckte die in ihm aufkeimende Hitze energisch herunter und sagte: "Kaiba, ich muss etwas sehr Ernstes mit dir besprechen!" Eine halbe Stunde später hockte ein in einen Bademantel gewandeter, höchst zorniger und schockierter Jungmillionär vor Joey und grübelte über das fatale Ereignis nach, das man ihm soeben erzählt hatte. "Ich habe Miller nie recht getraut....aber dass er so etwas tun würde, hätte ich nicht gedacht. Er ist ein alter feiger Trottel, der seine Macht schon längst an seinen Sohn übergeben hat, der ihn lenkt wie eine Marionette." "Sein Sohn? Ach, daher das Miller & Miller, wie?" "Genau. Ich nehme an, dass wir diese vertrackte Situation Mr. Miller Junior zu verdanken haben. Er zieht im Hintergrund die Fäden und sein Papa tanzt nach seiner Pfeife." "Das heißt, wenn wir die Kaiba-Corporation zurückhaben wollen, müssen wir den Sohnemann in die Kneifzange nehmen...." "Ich sehe, du kannst mir folgen, Wheeler. Welch positive Abwechslung!" "Tse - ich bin vielleicht blond, aber nicht so blond. Bietet der Kerl Angriffsfläche?" "Nein. Er hat eine lupenreine Weste. Unter den wenigen ehrlichen Geschäftsleuten in Domino, zu denen auch ich gehöre, hat er wohl den besten Ruf überhaupt! Dass er es wagt, mir meine Firma einfach so streitig zu machen, das ist....das ist...." "Beruhige dich. Es wird nicht besser, wenn du jetzt ausrastest. Beende die Foto-Session und steigere dich nicht da rein, sonst ergeht es dir wie mir bei meinen Temperamentsausbrüchen und du landest auf der Nase. Okay?" Seto betrachtete diese tiefen, haselnussbraunen Augen und nickte. Es war seltsam und ungewohnt für ihn, in dieser Sache einen Mitstreiter zu haben, aber das war nicht das schlechteste. Als Catherine ihn für die nächste Runde vor die Linse holte, blieb der Blondschopf am Boden sitzen und sah zu. Ob es daran lag, dass Joey anwesend war oder daran, dass es ihm allmählich Spaß machte, vermochte der Brünette nicht ganz genau zu ergründen, aber irgendwie genoss er es, begehrliche Blicke auf seinem muskulösen Körper zu spüren. >>Wenn du dich nur einmal so für mich bewegen würdest, Seto....einzig und allein für mich. Ich würde dir all die Bewunderung zollen, die du verdienst....und dann würde ich meine Arme um dich schließen, dich an mich pressen, bis du vor Wonne stöhnst und....Verdammt, ich gebe es zu! Ich will mit dir zusammen sein! Warum kapierst du das nicht?!<< Um acht Uhr war die Fotomappe endlich voll und Miss Nathaniel war zufrieden. Sie bedankte sich bei ihrem erschöpften Model, ließ sich Kaibas Kontonummer aufschreiben, um das Honorar überweisen zu können und wünschte ihnen einen erholsamen Abend. "Ich bin mit der Limousine da. Soll ich dich mitnehmen?" "Gern." Die zwei jungen Männer sassen schweigend in den weichen, geschmeidigen Lederpolstern, starrten zu den jeweils gegenüberliegenden Fenstern hinaus und die bunten Lichter des nächtlichen Domino huschten an ihnen vorbei wie flüchtige Schatten. "Setz mich bitte am Lebensmittelladen ab. Ich muss noch etwas einkaufen, der Kühlschrank ist schon wieder leer." "So? Hm, ich habe dich also gestern vorm Hungertod gerettet, ja? Interessant!" "Vor allen Dingen hast du mir gestern eine Schüssel zäher Teigmasse auf den Kopf geklatscht!" "Und? Ich halte dich eben für einen Genießer! Vielleicht sollte ich das auch mal ausprobieren!" "Teig auf dem Kopf? Doch, sehr empfehlenswert - ein Gefühl wie Weihnachten." "Deine Stimme trieft vor Sarkasmus!" "Nein, wirklich?" Unwillkürlich lächelten sie einander an, wandten aber rasch ihre Gesichter wieder ab. Am Supermarkt kletterte Seto aus dem Auto und entschwand grußlos in der Eingangstür, obwohl Joey extra das Fenster heruntergefahren hatte, um sich zu verabschieden. Der Jüngere seufzte leise und ließ das Sichtfenster elektrisch schließen, während die Limousine ihren Weg fortsetzte. Als der Siebzehnjährige mit einer gefüllten Plastiktüte in die Dunkelheit hinaustrat, meinte er, noch die Rücklichter des Wagens zu sehen, aber das war natürlich Unsinn. Er bereute es bereits, sich nicht richtig verabschiedet zu haben, aber ihm spukten zu viele Gedanken im Kopf herum, als dass er darauf Rücksicht genommen hätte. Es galt jetzt, seine Firma aus den Klauen dieses Vampirs namens Miller zu befreien, der es gewagt hatte, sich mit Seto Kaiba anzulegen - und er war fest entschlossen, diesem Bastard deutlich ins Gehirn einzubrennen, dass niemand, der bei gesundem Verstand war, sich so etwas traute!! Er begab sich in die Richtung, in der sein Apartment lag und sog die kühle, aber milde Luft dieses Abends ein, als aus einer Gasse vier merkwürdige Gestalten heraustraten und sich vor ihm aufbauten. Der Jungmillionär spürte sofort, dass diese Kerle zwielichtiger Natur waren. Er ließ sich jedoch nichts anmerken, schob sich an ihnen vorbei und zischte: "Ihr steht mir im Weg!" "Was du nichts sagst, Kleiner! Anstatt hier den Überlegenen zu spielen, solltest du lieber die Moneten rausrücken!" Der Brünette schauderte. Joeys Viertel war ein Brennpunkt für zahllose Straßengangs und bisher hatte er Glück gehabt, sofern er seine Wohnung nach Einbruch der Dunkelheit verlassen hatte, doch heute war es damit offensichtlich vorbei. Er straffte die Schultern und bemühte sich, möglichst gleichgültig zu klingen: "Kleiner? Ich möchte festhalten, dass ich größer bin als du, was deiner geschätzten Aufmerksamkeit wohl entgangen ist! Lasst mich durch!" "Immer langsam, Süßer! Erst frech werden und dann abhauen wollen! Aber du wirst gleich erleben, was wir mit Typen machen, die uns blöd kommen!" Eine Faust traf ihn in die Magengrube und Kaiba unterdrückte einen Schmerzensschrei. Nein, diesem Abschaum würde er bestimmt nicht den Gefallen tun, auch nur einen Ton von sich zu geben!! "Na, es reicht noch nicht? Du weißt anscheinend nicht, was gut für dich ist!" Ein zweiter Schlag donnerte gegen sein Kinn, doch ehe der Arm zurückschnellen konnte, biss er einmal kräftig in den Handrücken, sodass der Angreifer aufschrie. Das nächste, was er wusste, war, dass ein Hagel aus Fäusten auf ihn hernieder schmetterte....aber nicht für lange, denn einer von den Typen wurde plötzlich gepackt und mit einem Schulterwurf zu Boden befördert. Seine drei Kumpane stürzten sich auf den neuen Kontrahenten, doch nach einem Tritt in die Eingeweide, einem geschickten Handkantenschlag und einem erneuten Schulterwurf schlossen sie sich ihrem unglücklichen Kameraden an. "Seto? Alles in Ordnung? Haben sie dich verletzt?" "Jo-Joey....?" "Ich habe mir überlegt, ob ich dich nicht nach Hause begleiten soll und bin ausgestiegen. Jonas ist bestimmt schon zum Apartment vorgefahren. Gut, dass ich es getan habe. Ich bin immerhin in dieser Gegend aufgewachsen und war selbst mal Mitglied in einer Gang. Da lernt man früh, wie man sich verteidigen muss, es bleibt einem gar nicht anderes übrig. Und? Bin ich rechtzeitig aufgetaucht?" "Ja. Mein Magen und mein Kinn haben was abgekriegt, aber das ist halb so schlimm." Sie erreichten die Wohnung, wo tatsächlich der Chauffeur auf seinen momentanen Chef wartete, und der Blonde führte den anderen wie ein Gentleman am Tanzballabend bis zur Tür. "Möchtest....du reinkommen?" "Eh? Tja, ich....Jonas, fahren Sie zur Villa zurück, ich bleibe hier!" "Und was soll ich Master Mokuba sagen?" "Sagen Sie ihm, ich übernachte bei seinem Bruder, das wird ihn beruhigen!" "Sehr wohl, Sir." Die Rücklichter erloschen in der Finsternis und die beiden schlüpften in den Schutz der heimatlichen vier Wände. Der Ältere war ein wenig verärgert. "Als ich fragte, ob du mit reinkommen möchtest, sollte das kein Angebot sein, hier zu übernachten!" erklärte er säuerlich. "Warum nicht? Es ist schließlich meine Wohnung - und du hast auch schon mal bei mir übernachtet, in deiner eigenen Villa! Wir sind also quitt! Was ist mit deinen Verletzungen? Ist wirklich alles okay? Ich bin besorgt, versteh doch! An deinem Kinn wird sich ein Bluterguss bilden...." Er hob die Hand und bettete sie behutsam auf der rechten Wange des Brünetten. Seine braunen Augen leuchteten wie von einem überirdischen Schein erfüllt; sie verströmten Wärme, Zärtlichkeit und....Liebe....? Seto schluckte. Konnte wahr sein, was er in diesen Teichen aus geschmolzener Schokolade zu lesen glaubte? Ihre Bannkraft war überwältigend und er fühlte sich diesen schimmernden Topasen mit einem Mal ausgeliefert, ohne Aussicht auf Rettung. Die sanfte Hand an seiner Wange ließ ihn schwach werden und er richtete angestrengt seinen Blick auf ein Bild an der Wand gegenüber, um dem Zauber zu entfliehen, der sich seiner bemächtigte. Doch es misslang ihm; wie von unsichtbaren Geistern geleitet, landeten seine Augen auf den sinnlich geschwungenen Lippen des Blonden. "Seto...." kam es flüsternd von dem Sechzehnjährigen, ein erregendes, von bebender Leidenschaft durchwirktes, sehnsüchtiges Flüstern, das man nur erwidern konnte, wenn man sich ohne wirklichen Widerstand gegen den Sturm der Emotionen warf so wie er es gerade tat. Verzweifelt versuchte er, den rational denkenden Teil seiner Selbst wieder zu aktivieren, aber angesichts seines überquellenden, endlich einmal freigelassenen Herzens, das seine Fesseln aufgezäumt hatte, verlor er den Kampf. "Joey...." Und ihre Lippen vereinten sich ganz wie vor ein paar Stunden am Schultor. Eine berauschende Hitze wogte durch die beiden Körper, die wie losgelöst waren von der Realität. Brennend, verlangend, glühend, als existiere kein Morgen mehr, berührten, schmeckten, liebkosten sich diese Münder, als seien sie hungrig nach der Nähe und der Leidenschaft des anderen. Seto schlang seine Arme um Joey und das Paar sank langsam auf die Couch. Ihr verzehrender Kuss, heiß, innig, wollte nicht enden. In jenem Moment der Hingabe fasste Kaiba einen Entschluss. Er würde dieser Beziehung eine Chance geben.... Uff, die Hürde ist genommen, einigermaßen zumindest. Nachdem sich die beiden zwanzig Kapitel lang mehr oder minder gefezt haben, werden die nächsten zwei Teile (also ein Tag) romantisch sein, damit Ihr ein bisschen schwelgen könnt. Und ja, auch die Sache mit Miller ist wichtig - insbesondere der Sohnemann ist sehr mit Vorsicht zu genießen, leider ist er noch nicht aufgetaucht, aber das wird sich ändern. Immerhin wird diese FF 38 Kapitel haben, da muss also Konfliktpotential her...und mit Joey und Seto wird es auch nicht einfach sein... Ihr dürft gespannt sein!^^ Kapitel 21: Zweite Woche, Donnerstag (Teil 1) --------------------------------------------- 280 Kommis?!?! O.O *staun* *vor Freue umfällt* Danke, danke, danke! *Leser abknuddelt* Hier ist also das neue Kapitel, wo Joey und Seto endlich zusammenkommen (was lange währt, oder wie war das?)! Viel Spaß!^^ Kapitel 11: Zweite Woche, Donnerstag Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster und beschienen das Paar auf dem Sofa. Joey lag über Seto, mit seinem Kopf auf dessen Brust und der Ältere hatte noch immer seine Arme um ihn geschlungen. Nach ihrem Kuss gestern Abend hatten sie sich einfach nur aneinander geschmiegt und gekuschelt, lauschten den Herztönen und den Atemzügen des anderen und genossen still ihre Zweisamkeit, bis der Schlaf sie übermannt hatte. Das warme Licht beschien die Züge des Blonden, er zog die Nase kraus und gähnte. Während er sich aufrichtete und sich streckte, bemerkte er den kraftvollen Körper unter sich und langsam erinnerte er sich wieder. Er musste lächeln, während er Kaiba betrachtete, der noch tief und gelöst schlummerte. Zärtlich strich er durch die braunen Strähnen und hauchte einen Kuss auf die schönen Lippen. Der Siebzehnjährige regte sich, blinzelte und lächelte schließlich auch, als er seinen Gegenüber erkannte. „Guten Morgen." „Guten Morgen, Seto. Hast du gut geschlafen?" „Mhm...." war die noch etwas schläfrige Antwort. Noch einmal wuschelte ihm Joey durch die Haare, dann stand er auf und ging in die Küche, wo er den Tee aufsetzte und ein leckeres Frühstück zusammenzustellen begann. Der Brünette verschwand erst im Badezimmer und duschte kurz, schlüpfte danach in seine Schuluniform und folgte dem Pfeifen des Teekessels. Er blieb im Türrahmen stehen und beobachtete, wie der Jüngere geschickt das heiße Wasser in zwei Tassen goss und die Teebeutel hineinhing. Es war schon seltsam, dass Joey in der Küche herumhantierte, während er noch immer die Kleidung trug, die er gestern angehabt hatte, als er mit seiner Hiobsbotschaft - der Geschäftsübernahme der Kaiba-Corporation durch Miller & Miller - bei dem Foto-Shooting aufgetaucht war: das Outfit aus schwarzer Hose und schwarzem Hemd mit dem lila Mantel darüber. Der Mantel war durch ihre enge Umarmung der letzten Nacht zerknittert und etwas aus der Fasson, aber Seto störte das nicht. Der Duft nach Kamille breitete sich in dem Raum aus und Joey wurde endlich der Anwesenheit des Jungmillionärs gewahr. „Oh, du bist ja schon fertig! Meine Uniform ist in der Villa, ich kann mich leider noch nicht für die Schule anziehen! Setz dich doch, warum stehst du so unbequem rum?" Der Braunhaarige gehorchte schmunzelnd, schlug die Beine übereinander und legte zwei der aufgeschnittenen Toastscheiben auf dem Tisch in den Toaster ein. Joey hockte sich ihm gegenüber, schenkte ihnen beiden Orangensaft ein und fragte schließlich ernst: „Nun, Seto? Wie sieht es aus?" „Wie sieht es womit aus?" „Mit uns. War das gestern ein Ausrutscher von dir? Bereust du es möglicherweise, dass du mich geküsst hast? Dass du es zugelassen hast?" „Warum glaubst du das?" „Bisher hast du deine Gefühle für mich verleugnet, so ist es doch, nicht wahr? Es könnte sein, dass du immer noch nicht bereit bist, sie zu akzeptieren. Du bist einfach der Typ, der sich mit seinen eigenen Emotionen sehr schwer tut und deswegen alles komplizierter macht als es eigentlich sein müsste. Deshalb will ich wissen: Gibt es seit gestern ein ‚uns‘, beziehungsweise ein ‚wir‘? Ja oder nein?" Ein Ping! ertönte, zum Zeichen, dass der Toast fertig war. Mechanisch ergriff Kaiba eine Scheibe und bestrich sie mit Butter. Er war sich klar darüber, wie viel seine nächste Antwort bedeuten würde, aber mittlerweile schien es ihm ausgeschlossen, seine Liebe zu Joey noch weiter zu verdrängen oder gar zu ignorieren. So blickte er dem Blondschopf direkt in die Augen, holte tief Luft und sagte schlicht: „Ja." „....Ja??? Du meinst....du möchtest....du willst....mit mir....?" „Genau. Ich habe mich dazu entschieden, unserer Beziehung eine Chance zu geben. Auch wenn es schiefgehen sollte....kann ich zumindest später glücklich darüber sein, dass ich es wenigstens versucht habe. Ich möchte mit dir zusammen sein." „Wow....das ist....ich...." Der Sechzehnjährige rang mit sich, so überrascht war er. Er wusste nicht, ob er herumtanzen, oder ein Indianergeheul ausstoßen, weinen oder lachen, singen oder in die Hände klatschen sollte. Einerseits kam es ihm lächerlich vor, dass er an so alberne Dinge dachte, andererseits durchflutete ihn eine solche Welle des Glücks, dass ihm alles als der Situation angemessen erschien. Kurzerhand umarmte er den Meisterduellanten, drückte sein Gesicht an dessen Wange und presste sich eng an den athletischen Leib, um all seine Wärme in sich aufzunehmen. Seto errötete durch diese so plötzliche Nähe; er erwiderte stumm diese Umschlingung, um sein Schwachwerden zu verbergen und spürte das leichte Zittern, das den anderen durchlief. Joey war tatsächlich glücklich. Diese Erkenntnis genügte, um den Älteren mit nie geahnter Zufriedenheit zu erfüllen. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, die Sterne vom Himmel holen oder die Welt anhalten zu können. „Das ist wunderbar, Seto....ich habe schon nicht mehr zu hoffen gewagt, dass du über deinen Schatten springen würdest, aber nun....Ich danke dir. Weißt du was? Das ist eigentlich eine viel zu schöne Eröffnung, um den Rest des Tages dröge in der Schule abzusitzen! Lass uns irgendetwas anderes unternehmen!" „Du meinst, wir sollen....schwänzen?" „Genau! Ich kann mir das zwar nicht leisten, aber für dich mache ich gern mal eine Ausnahme! Das Leben ist viel zu kurz, um die Hälfte davon in einem Ausbildungsbunker zu verbringen! Lass uns was Verrücktes, Lustiges, Spaßiges oder Romantisches anstellen! Was sagst du?" „Ich....ich weiß nicht recht...." „Ach, natürlich! Wie konnte ich nur vergessen, dass du dich noch nie in deinem Leben amüsiert hast? Ich werde das ändern! Wo möchtest du hingehen?" „Eigentlich würde ich es vorziehen, den Unterricht zu besuchen." „Diese Option ist nicht akzeptabel." schnarrte Joey in einer Art Computerstimme a la Raumschiff Enterprise, „Wählen Sie eine Alternative." Kaiba konnte nicht antworten. Es stimmte, dass er noch nie ausgegangen war, einzig zu dem Zweck, sich zu amüsieren oder um Spaß zu haben. Ein Firmenchef hatte keine Zeit für Vergnügungen, „Spaß" und „Unterhaltung" waren nichtexistierende Vokabeln in seinem Wortschatz und Begriffe wie „Entspannung" und „Erholung" kannte er höchstens aus dem Werbeprospekt für das neue Wellness-Hotel. Folglich mangelte es ihm an Ideen, wie man einen Tag ohne Arbeit ausfüllen konnte. „Du schweigst? Ich verstehe. Dann muss ich mir wohl etwas einfallen lassen....wir könnten schwimmen gehen....oder in den Vergnügungspark....oder in den Zoo....oder einfach nur durch die Gegend spazieren, uns in ein hübsches Café setzen und über alles reden, was uns bewegt...." „Um ehrlich zu sein, ich fühle mich nicht wohl bei dem Gedanken, die Schule zu schwänzen. Könnten wir nicht doch....?" „Hm, du bist vielleicht ein komplizierter Fall! Okay, ein Vorschlag: Wir werden darum kämpfen, was wir machen! Wenn du gewinnst, gehe ich brav mit dir zur Schule und wenn ich gewinne, wird blau gemacht! Klaro?" „Du willst einen Kampf??" Der Blonde lachte spitzbübisch, küsste den Brünetten auf die Wange und sprang flink in sein Schlafzimmer. Der andere lief ihm verwirrt hinterher. Was mochte der Jüngere vorhaben? Als der Siebzehnjährige den Raum betrat, knallte ihm sofort ein Kissen ins Gesicht. Er war so verblüfft, dass ein nicht sonderlich intelligenter Ausdruck sich auf seinen Zügen abzeichnete, was man bei einem Seto Kaiba sicher nicht oft zu sehen bekam. „Was ist denn? Weigerst du dich, meine Herausforderung zu erwidern? Vergiss nicht, dass du deine Ehre zu verteidigen hast!" „Eine....Kissenschlacht???" „Bist du heute schwer von Begriff? Das sieht dir aber gar nicht ähnlich, mein Süßer." grinste Joey breit, hob das Kissen wieder auf und winkte seinen Schatz näher zu sich heran. Er schlang seine Arme um dessen Nacken und küsste ihn leidenschaftlich. Dabei lehnte er sich nach hinten, sodass die beiden schließlich auf das Bett fielen, wo der Sechzehnjährige den Kuss unterbrach. Er fing an, Seto zu kitzeln und dieser wehrte sich, indem er das zweite Kissen nach dem Blondschopf warf. „He, das war unfair!" „So? Du hast es doch vorgeschlagen!" „Na warte, meine Rache wird fürchterlich sein!" Das Paar kullerte auf dem Wasserbett hin und her, Kissen flogen von rechts nach links und dazwischen wurden zärtliche Küsse ausgetauscht, bis sie atemlos auf der Decke lagen. Aus Kaibas Mund löste sich ein Glucksen, das in ein leises Kichern und bald darauf in ein befreites, heiteres Lachen überging. Dieses Lachen kam ihm von Herzen und er genoss diese für ihn noch immer ungewohnte Gefühlsregung in vollen Zügen. Joey neigte sich über ihn und betrachtete ihn liebevoll. „Wie schön und strahlend du bist, wenn du lachst." erklärte er flüsternd und strich dem Älteren durchs Haar, ließ seine Finger über die Konturen des attraktiven Antlitzes gleiten und schloss ihn in seine Arme. Seto legte seinen Kopf gegen die warme Brust seines Liebsten und sog dessen Duft in seine Lungen. Früher hätte er sich niemals zu etwas derartig Entwürdigendem wie einer Kissenschlacht herab gelassen, weil er sich darüber erhaben gedünkt hatte, doch jetzt war alles anders. Er hatte gelernt, dass es herrlich sein konnte, einfach mal seine Sorgen zu vergessen und ein wenig albern zu sein, insbesondere wenn man diese Momente mit einem geliebten Menschen teilen konnte. Seine Liebe zu Joey hatte begonnen, sein verhärtetes Herz zu verändern und erlaubte ihm, die Person, die er war, mehr in den Vordergrund zu stellen und nicht den kalten, empfindungslosen Geschäftsmann. „Du machst alles anders, weißt du das?" erkundigte er sich bei dem Blondschopf und schmiegte sich fest an ihn. „Vor dir kann ich mich geben, wie ich wirklich bin....bisher war das nur bei Mokuba der Fall. Warum ausgerechnet du?" „Du meinst, von allen Männern, für die du dich hättest interessieren können? Keine Ahnung. Schicksal, hm? Nein, im Ernst. Früher haben wir nie ein gutes Haar aneinander gelassen, das ist wahr, aber wenn ich ehrlich bin, haben mir unsere Streitereien immer viel Spaß gemacht.... vielleicht, weil ich dann das Gefühl hatte, ich wäre dir doch wichtiger als du ständig behauptet hast....Du bist kompliziert, Seto Kaiba, aber ich liebe Herausforderungen!" Sie küssten sich erneut, zärtlich und etwas verspielt, bis Joey zur „Offensive" wechselte und der Kuss gewann dadurch rasch an Hitze. Es entwickelte sich ein langer, sinnlicher Zweikampf, bis der Jüngere sich von dem Firmenchef löste und seine Zunge mit dem linken Ohrläppchen spielen ließ, ehe er sanft daran knabberte. Seine Finger arbeiteten sich die Knöpfe der dunkelblauen Uniformjacke entlang und öffneten sie, wobei er immer mehr von der nackten Haut darunter entblößte. Seine Lippen wanderten vom Ohr zur Halsbeuge und saugten umsichtig an dem warmen Fleisch. Seto wand sich unter dem Sechzehnjährigen und keuchte genießerisch auf. Noch nie zuvor hatte er einen anderen Menschen so nah an sich herangelassen und die zärtlichen, wunderbaren Berührungen fuhren ihm wie kleine Stromstöße durch den Körper. „Joey....hmmm....darf ich dich....etwas fragen?" „Natürlich. Was möchtest du wissen?" „Hast du schon einmal....mit einem Mann....?" Er ließ den Satz unbeendet, aber der Jüngere hatte verstanden. „Nein, habe ich nicht. Sicher, ich habe mir vorgestellt, wie es sein könnte, aber ehrlich gesagt wollte ich damit schon immer auf den Richtigen warten. Wenn einen der feste Freund dazu nötigt, obwohl man selbst noch nicht bereit ist, geht das garantiert schief - ein erstes Mal sollte auf keinen Fall auf einer solchen Basis stattfinden. Es sollte mit jemandem sein, der die Zweifel und Ängste seines Partners nachempfinden kann, mit jemandem, den man richtig liebt....klingt das irgendwie kitschig?" „Nein, überhaupt nicht. Ich denke, wenn man reifer ist und mehr Erfahrung hat, dann ist ein One Night Stand durchaus möglich, aber beim ersten Mal sollte es wirklich jemand sein, zu dem man volles Vertrauen hat." „Das hast du schön ausgedrückt, Seto. Sag mal....könntest du dir vorstellen, mit mir....?" Er wurde über und über rot, als er das fragte und sah verlegen auf die Bettdecke. Kaiba errötete ebenfalls und schluckte, um seine urplötzlich trocken gewordene Kehle zu befeuchten. Er blickte über Joeys blonden Kopf hinweg in den Schlafzimmerspiegel, registrierte seine von den Küssen leicht geschwollenen Lippen und den markanten Fleck an seiner Halsbeuge. Beschämt strich er darüber hinweg und dachte: >>Hm, der große Seto Kaiba hat einen Knutschfleck von Joseph Wheeler....aber um ehrlich zu sein....es hat sich verdammt gut angefühlt....In mir ist eine unbeschreibliche Hitze aufgestiegen, als er mich streichelte....es war....herrlich....<< „Ich....ich könnte es mir vorstellen, ja...." erklärte er im Flüsterton. In der nächsten Sekunde hatte er ein Kissen im Gesicht. Verärgert entfernte er den Stoffballen und musterte seinen Gegenüber verwirrt. „He, was sollte denn das jetzt?" „Ich hab nicht gesagt, dass die Kissenschlacht schon vorbei ist!" erwiderte der Angesprochene mit einem hinterhältigen Grinsen, presste dem Jungmillionär das Kissen auf die Brust und legte sich über ihn. Seine Finger beschrieben das Siegeszeichen. „Gewonnen! Das heißt, du gehst heute nicht in die Schule, sondern wirst mit mir zusammen schwänzen!!" „Das ist nicht fair, du hast mich aus dem Konzept gebracht!" „Das ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen! Ich lasse dich nicht mehr entkommen, verstehst du? Du gehörst mir heute den ganzen Tag....ich habe so lange darauf gewartet, dich endlich einmal in die Finger zu kriegen und nicht ständig gegen eine eisige Mauer anrennen zu müssen, also werde ich absolut keine Gnade kennen! Vergiss die Schule, vergiss die Firma, vergiss diesen blöden Mr. Miller, der wahrhaftig glaubt, dir in irgendeiner Weise das Wasser reichen zu können! Heute....geht es nur um uns zwei!" Nachdem der Brünette sich so lange geweigert hatte, seine Gefühle zu akzeptieren und sich ihnen zu öffnen, forderte Joey einen Tribut, den er sich mehr als nur verdient hatte: Endlich ungestört mit Seto etwas unternehmen oder (zu späterer Stunde) mit ihm allein sein zu können. „Glaubst du denn, ich ließe mich von einem Hündchen unter die Fuchtel nehmen?" „Ich glaube gar nichts, ich weiß es einfach. Du hast mich fast zur Verzweiflung getrieben mit deinem furchtbaren Sturschädel, der partout nicht kapieren wollte, dass du an meine Seite gehörst und wir beide etwas Besonderes füreinander empfinden! Ich bin hier derjenige, der das Recht auf ein bisschen....‘Rache‘ hat, meinst du nicht auch? Wir werden uns einen schönen Tag machen....und ich werde dich umarmen, wann ich will, dich triezen, wann ich will, dich necken, wann ich will, dich besinnungslos küssen, wann ich will...." Er hielt kurz inne und betrachtete das Antlitz mit den tiefen, saphirblauen Augen, aus denen die schreckliche Kälte verschwunden war, um einer neuen, noch ungewohnten Wärme zu weichen. Kaum jemand würde diese Augen je in diesem Zustand erleben, und Joey war glücklich, dass er zu den wenigen zählte, denen diese Erfahrung zuteil wurde. Er neigte sich hinunter und das Paar küsste sich wieder, einschmeichelnd und sanft zunächst, bis ihr gegenseitiges Verlangen ein intensiveres Zungenspiel auslöste. Als ihnen die Luft knapp wurde, hob der Blonde den Kopf und lächelte. „Du wirst für mich schnurren, mein Kater...." Ja, Joey ist bei mir etwas....wie soll ich sagen....dominanter? Das hat man sicher schon in den anderen Kappis gemerkt, oder? *g* Was die Verteilung bei intimeren Aktionen angeht, ich für meinen Teil bevorzuge sie als Wechselspiel (d. h. jeder darf mal oben sein). Wer Joey unbedingt als Uke bevorzugt, sollte vielleicht was anderes lesen....falls ich denn überhaupt ein Lemon mache... Bis zum nächsten Mal! Kapitel 22: Zweite Woche, Donnerstag (Teil 2) --------------------------------------------- So, es geht also weiter! Sorry, dass es so lange gedauert hat und dann ist der Teil auch nicht so lang geworden...aber ich schreibe nun mal noch an anderen FFs, nicht nur an dieser. Vielen, vielen Dank für Eure Kommis!^^ Das nächste Kapitel kommt dafür etwas schneller, versprochen! Kapitel 11, Zweiter Teil: Zweite Woche, Donnerstag Es war zehn Uhr morgens und Yugi und Co. sassen gehirnvernagelt im Mathematikunterricht. Joey und Seto glänzten durch Abwesenheit und der kleinwüchsige Sechzehnjährige fragte sich, wo sein bester Freund wohl stecken mochte. Während er vor sich hin grübelte und zusammen mit Ryo seine Nase ins Buch vergrub, als gäbe es nichts Interessanteres auf der Welt als Logarithmen, standen die dunklen Alter Egos der beiden, die ja außer ihnen niemand sonst sehen konnte, am Fenster und beratschlagten sich. „Was meinst du, wo die heute abgeblieben sind?" „Was weiß ich, Yami? Vielleicht sind sie viel zu intensiv mit sich selbst beschäftigt, als dass sie noch an die Schule denken könnten!" „Intensiv mit sich selbst beschäftigt? Du denkst wirklich nur an das Eine!" „Aber ja doch!" grinste Bakura frech, schob den überraschten Pharao gegen die Fensterfront, ließ seine rechte Hand zu dessen Hintern wandern und packte zu. „Was bleibt mir auch in deiner Anwesenheit anderes übrig?" Er neigte sich hinunter und küsste seinen Liebhaber innig. Ihre Zungen verbanden sich in einem leidenschaftlichen Kampf und so bemerkten sie auch nicht, dass Yugi und Ryo vernichtende Blicke in ihre Richtung warfen und sich beim Lehrer meldeten, dass sie kurz mal austreten müssten. Draußen auf dem leeren Korridor konzentrierten sie sich und in der nächsten Sekunde hatten sie das Paar vom Fenster weg in ihre Körper zurückbefördert. Der ehemalige König und der Grabräuber sahen sich verdattert an und wandten ihre Aufmerksamkeit schließlich ihren Hikaris zu, die als durchsichtige Gestalten neben ihnen auftauchten. „Was ist denn mit euch los, verdammt?! Warum unterbrecht ihr uns?!" „Wie oft haben wir euch schon gesagt, dass ihr euch in der Schule zu benehmen habt!!" zischte der hübsche Weißhaarige, was so gar nicht seinem eigentlichen Naturell entsprach. „Der Meinung bin ich auch! Gerade du solltest es besser wissen, Yami!!" setzte Yugi hinzu und verschränkte die Arme, als hätte er es mit einem unartigen Kind zu tun. „Was regt ihr euch auf?! Uns sieht doch eh keiner, also ist es doch vollkommen egal, ob wir beide es im Klassenzimmer treiben oder nicht!!!" „Na ja, ganz unter uns, Kura, ein bisschen Privatsphäre wäre mir schon lieber...." „Hier geht‘s ums Prinzip!!" „Allerdings, Baku!!" erwiderte Ryo mit einem erstaunlich gefährlichen Unterton in der Stimme. „Es ist wahr, es sieht euch niemand - außer Yugi und mir!! Und im Ernst, wir möchten nicht unbedingt mitkriegen, wie ihr übereinander herfallt!! Hab ich mich klar ausgedrückt?!?!" „Ach verdammt, jetzt drück doch mal ein Auge zu!! Was erwartet ihr denn von uns?! Yami und ich waren fünftausend Jahre lang enthaltsam!! Wir haben einiges nachzuholen!!" „Aber nicht in der Schule!! Macht das von mir aus im Schlafzimmer, aber nicht hier!!!" Damit forderten die Jugendlichen ihre Körper zurück und betraten den Unterrichtsraum, während der Pharao und der Dieb verärgert und zurechtgewiesen wie ein paar Schulschwänzer zurückblieben. Sie wechselten einen missgestimmten Blick, sahen sich kurz um und küssten sich schließlich im Korridor, wo die Hikaris sie nicht beobachten konnten. Bakuras Zunge wanderte über die Halsbeuge des ehemaligen Herrschers und ohne langes Federlesen zog er ihn in die Herrentoilette.... Apropos Schulschwänzer - zwei dieser Sorte hockten gerade in dem kleinen, versteckten Café, das der Firmenchef gut kannte, und löffelten gemeinsam einen Riesen-Eisbecher. Die Sonne schien warm und golden auf die Stadt hinunter, Vögel zwitscherten im Geäst der Bäume und die Luft war erfüllt von den Düften des Sommers. Joey musterte den Braunhaarigen aus den Augenwinkeln und ließ seine männliche Schönheit auf sich wirken. >>Er ist wirklich eine edle, vornehme Erscheinung....Und immer tritt er so unerschütterlich und kalt auf, als könne ihn nichts aus der Ruhe bringen oder berühren. Bevor das Schulprojekt angefangen hatte, dachte ich auch immer, in seiner Brust schlüge ein Eisklumpen oder ein Stein. Ja, die Arroganz, der Ehrgeiz, die ablehnende Haltung, der Stolz, das Misstrauen....all das sind Eigenschaften, die ihn ausmachen, die zu ihm gehören wie die Sonne zum Tag. Seto Kaiba ohne all diese Attribute, das wäre einfach nicht ‚Er‘....aber es gibt eben noch eine andere Seite an ihm, die Seite, die er bisher einzig und allein Mokuba gezeigt hat. Die Seite, in der sich seine Fürsorglichkeit, seine Fairness, seine Ehrlichkeit, seine Einsamkeit zu dem zweiten Aspekt seines Charakters vereinen....Du bist mir nun schon mit so vielen Gesichtern begegnet, Seto. Hochmütig. Verletzend. Beleidigend. Unfreundlich. Impulsiv. Stur. Unverschämt. Liebevoll. Traurig. Weinend. Lachend. Offen. Verlegen. Hart. Verbittert. Selbstbewusst. Energisch. Wütend. Überrascht. Du bist ein ungewöhnlicher Mann, mein Liebster - aber mich reizt das Ungewöhnliche. Vielleicht habe ich deshalb immer mit dir gestritten....weil du eine Herausforderung warst, die größte, spannendste, interessanteste, mit der ich je konfrontiert wurde. Verglichen mit unseren funkensprühenden Zusammenstößen und Wettkämpfen sind alle anderen Duelle ein alter Hut! Es wird sicher keine einfache Beziehung zwischen uns beiden.... aber das will ich auch gar nicht. Es würde nicht zu uns passen, wenn wir unsere spitzen Zungen und unsere scharfen Zähne plötzlich aufgeben würden. Trotzdem....jetzt möchte ich erst einmal unsere neu gewonnene Zweisamkeit genießen und Zärtlichkeiten austauschen....etwas, worauf du schon viel zu früh verzichten musstest, als deine Eltern starben und dein Bruder und du ins Waisenhaus kamen. Deine Berührungen und deine Küsse....das Wissen, dass ich der Erste bin, dem du so nah bist und den du ebenso nah an dich heranlässt, macht mich glücklich. Ich liebe dich, mein Seto.<< Kaiba merkte sehr wohl, dass der Blonde ihn betrachtete, aber er sagte nichts dazu, da er mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt war, die seinen Gegenüber betrafen. Er fand ihn unglaublich attraktiv, wie er da so sass, die schlanken Beine, die in engen Jeans steckten, übereinander geschlagen, den Kragen des roten Hemds kaum zugeknöpft, sodass ein Teil seiner muskulösen Brust erkennbar war; mit der rechten Hand fuhr er sich gerade durch das dichte korngelbe Haar. Er fragte sich noch immer, welche verschlungenen Pfade das Schicksal hatte wählen müssen, um ihn mit Joey zusammenzuführen. >>Wie wenig ich über dich gewusst habe....Ich kenne dich seit der Mittelschule, aber ich habe dich nie für voll genommen, dich als lästige Nebenerscheinung meines Lebens abgetan. Vielleicht wollte, musste ich so denken - eben weil du so anders warst als die bisherigen Menschen um mich herum. Nachdem Gozaburo mich zu seinem Nachfolger auserkoren hatte, hätte es niemand mehr gewagt, mir Widerworte zu geben, aus Furcht vor meinem Adoptivvater. In der Schule spielte mein Vater für meine Klassenkameraden zwar keine Rolle, aber sie hielten sich dennoch fern von mir, weil ich schon damals kalt und abweisend war....Gozaburo hat mich gut trainiert, kein Zweifel. Keiner widersetzte sich mir, war frech oder unverblümt....keiner.... bis auf einen. Du. Du hast mir immer deine Meinung gesagt, von Anfang an, kaum dass wir uns kennen gelernt hatten. Was andere dachten, war dir egal. Und wenn ich der leibliche Sohn des Kaisers gewesen wäre, du hättest mir dennoch direkt ins Gesicht gesagt, was du von mir und meiner herablassenden Art hältst! Natürlich, deine Wutausbrüche haben mich immer nur belustigt, weil ich dich nie als ebenbürtig akzeptiert habe....du warst in meinen Augen lediglich ein fauler, dummer, verlauster Straßenköter und eine Niete als Duellant. Schön, du kannst tatsächlich ausgesprochen faul sein. Und deine Intelligenz ist nicht überragend, ja - guter Durchschnitt, aber dagegen ist nichts einzuwenden, denn du verfügst trotzdem über einen wachen Geist und viel Schlagfertigkeit und Spontanität. Wenn du mehr lernen würdest, hättest du sicher in mehreren Fächern passable Noten, nicht bloß in denen, die dich interessieren. Und dein Lachen....vor diesem Experiment ahnte ich nicht einmal, was sich dahinter alles verbarg. Deine zerbrochene Familie....die Demütigung, die Prügel, die Trennung von deiner kleinen Schwester....der Schmerz, die Einsamkeit, die Angst davor, nach Hause zu gehen....Ich habe den Menschen entsagt, habe mich von ihnen abgewandt, habe dem Vertrauen, der Freundschaft, der Liebe den Rücken gekehrt, weil ich nie wieder verletzt werden wollte....doch du....Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, aber du hast dich durchgebissen, dich gewehrt. Du hast gekämpft, um deine Würde, um dein Leben mit Freunden, mit Menschen, die dir wichtig sind. Stur wie du bist, hast du nicht unterkriegen lassen....Du bist stark, Joey. Stärker als ich je gewesen bin. Warum nur habe ich das nie gesehen? Weshalb weigerte ich mich, den Mann anzuerkennen, der du bist? Töricht, einfältig, untalentiert, lächerlich, das bist du für mich gewesen. Aber deine vorlaute Klappe, deine albernen Witze, dein draufgängerisches Gebaren, deine freche Art, dein hitziges Temperament, das mir stets so viel Angriffsfläche bietet....das gehört genauso zu dir wie deine scharfe Zunge, deine Leidenschaftlichkeit, dein starker Wille, dein Stolz, deine Aufopferungsbereitschaft, dein Verständnis oder dein Mut. Du existiert in dieser Form und nur so kann ich dich haben, mit allem, was dich ausmacht. Und nur so will ich dich. Ich liebe dich, Joey.<< Der Siebzehnjährige schaufelte eine große Portion Schokoladeneis auf seinen Löffel und sagte in neckendem Tonfall: „Willst du probieren?" Das Model wurde ein bisschen rot und ließ sich die kalte Creme zwischen die Lippen schieben. Seine Augen hielten Kaibas Blick fest und er meinte, in das atemberaubende Saphirblau einzutauchen wie in ein Meer. Er fühlte Erregung in sich aufsteigen, und es prickelte ihm in der Magengegend, als die herrlichen Juwelen vor ihm intensiver wurden und sich Leidenschaft darin abzuzeichnen begann. Der Blondschopf fuhr fort, den Eisbecher zu leeren, während ihm das Blut plötzlich in verstärkter Hitze durch die Adern schoss. Ob Seto eigentlich wusste, welche magnetische Bannkraft seine Augen besassen, wie aufwühlend, wie betörend sie sein konnten? Seine Fantasie verselbstständigte sich, und vor seinem geistigen Auge sah er sich und Seto im Schlafzimmer der Villa auf dem breiten Bett in einer intimen Situation. Der Brünette hielt ihn umschlungen, ihre muskulösen Körper waren nackt und der Jungmillionär küsste und verwöhnte ihn, trieb ihn den Gipfel der Ekstase hinauf.... „Joey? Woran denkst du gerade?" „Hä?!?!" „Ich hatte den Eindruck, dass du weit weg wärst. Woran hast du gedacht?" „Ich?! Ich....ich habe an gar nichts gedacht....jedenfalls an nichts wichtiges....!" „Und warum wirst du dann rot?" „Eh....das ist....ein beginnender Sonnenbrand...." Der Ältere hob eine seiner elegant geschwungenen Brauen und musterte den Jüngeren durchdringend. „Du bist doch schon gebräunt. Da wirst du wohl kaum mit einem Sonnenbrand zu kämpfen haben." Zum Teufel mit der eisernen Kaiba-Logik!!! Joey erwiderte nichts darauf, sondern schwieg. Seto strich ihm durchs Haar und gemeinsam verspeisten sie den Rest des Eisbechers. Nachdem sie bezahlt hatten, suchten sie den Park auf, um spazierenzugehen. Es waren auch andere Pärchen dort, aber niemand kam auf die Idee, dass es sich bei den beiden jungen Männern ebenfalls um ein Liebespaar handeln könnte. Sie setzten sich unter einen Baum in der Nähe des kleinen Baches, der die Parkanlage durchzog und Joey legte seinen Kopf in Setos Schoß. Sie sprachen kein Wort, sondern genossen einfach die Tatsache, dass der jeweils andere da war. Der Meisterduellant vergrub seine Finger in den goldenen Strähnen und lehnte sich entspannt zurück. Noch nie zuvor hatte er so empfunden....Er bemerkte, wie die Sonnenstrahlen auf der Oberfläche des Wassers auftrafen und es glitzern ließen, wie der Wind sanft durch die Bäume tanzte oder die Blumen sich mit ihm wiegten. Früher hätte er solche Dinge nie beachtet, weil er die meiste Zeit im Stress war und er nie die Muse gehabt hatte, die Welt zu betrachten, die ihn umgab. >>So fühlt mich sich also....wenn man verliebt ist....<< dachte er. Sie blieben den ganzen Vormittag dort. Der Sechzehnjährige fütterte zwei Mandarinenten und ihre Küken, die aus dem Schilf hervor geschwommen kamen und ein Schmetterling landete auf Kaibas Brust, der aufgeregt hoch flatterte, als Joey sich mit einem Finger näherte. Ansonsten lagen sie faul im Gras unter dem Schatten der ausladenden Baumkrone und träumten in den Sonnenschein. Gegen Mittag aber verdüsterten Regenwolken den Himmel, es blitzte und donnerte in der Ferne und der Park leerte sich rasch. Als die ersten dicken Tropfen fielen, fluchte der Blonde. „Scheiße! Warum muss es unbedingt heute zu gießen anfangen?! Die ganze Woche war es bisher schön, und ausgerechnet jetzt muss das angekündigte Gewitter losbrechen! Die Wetterfee ist gegen mich! He...." Er trat unter dem schützenden Blätterdach hervor und hielt eine Hand gen Himmel. „....der Regen ist richtig warm, überhaupt nicht unangenehm! Toll!" Er drehte sich wie ein Kreisel um die eigene Achse und wurde von oben bis unten klatschnass. „Lass diesen Unsinn, du wirst dich noch erkälten!" mahnte die Stimme seines festen Freundes, doch er kümmerte sich nicht darum. Er ergriff Setos Hände und zog ihn zu sich heran, sodass der Imperiumsleiter nun auch den Regen auf seiner Haut fühlen konnte. Sein Schatz schlang die Arme um seinen Nacken und schmiegte sich an ihn und der Ältere konnte nicht anders als lächeln. Er bettete seine Linke auf der anmutigen Hüfte, die Rechte nahm den einen Arm von seiner Schulter und verhakte ihre Finger ineinander. „Kannst du tanzen, Joey?" „Ich....nein, nicht besonders gut....was....was hast du vor?" You look into my eyes, I go out of my mind I can't see anything, ‘cause this love got me blind I can't help myself, I can't break the spell I can't even try I'm in over my head You got under my skin I got no strength at all In the state that I'm in And my knees are weak And my mouth can't speak Fell too far this time Baby, I'm too lost in you Caught in you Lost in everything about you So deep I can't sleep, I can't think I just think about the things that you do I'm too lost in you Kaiba führte seinen Liebsten in der Tanzhaltung über die Wiese. Der Regen prasselte auf sie hernieder, aber da er nicht zu heftig war, störte es sie nicht weiter. Ihre Umwelt war vergessen; während sie miteinander tanzten, hatte nichts außer ihnen mehr eine Bedeutung. Der Jüngere war nie sonderlich geschickt beim Tanzen gewesen, aber in Setos Armen war alles anders. Hier fühlte er sich sicher, geborgen, beschützt. Und die Art, wie der Braunhaarige ihn lenkte, machte es ihm mit einem Mal viel leichter, seinen Bewegungen zu folgen. Well you whisper to me And I shiver inside You undo me and move me in ways undefined And you're all I see And you're all I need Help me baby, help me now ‘Cause I'm slippin' away Like the sand to the tide Flowing into your arms, falling into your eyes If you get too near I might disappear I might lose my mind Baby, I'm too lost in you Caught in you Lost in everything about you So deep I can't sleep, I can't think I just think about the things that you do I'm too lost in you Ihre Hemden waren komplett durchnässt, die Haare klebten ihnen in der Stirn, das Wasser lief ihnen über die Gesichter, aber ihnen war nicht kalt. Seto betrachtete seinen Gegenüber, verlor sich im Zauber der tiefbraunen Augen, streichelte über die feuchte Haut, die zarten Wangen und die sündigen Lippen, von denen die warmen Tropfen perlten. Joeys Brustwarzen waren ein wenig aufgerichtet und zeichneten sich unter dem durchtränkten Stoff deutlich ab. Langsam öffnete der Firmenchef die Knöpfe und glitt mit seiner Hand über eine der rosigen Knospen hinweg. Der Blondschopf keuchte auf und drängte sehnsüchtig gegen den Mann vor sich. Kaiba hob sein makelloses Antlitz an, sog jede einzelne Nuance dieser schönen Züge in sich auf und presste schließlich seinen Mund auf den Joeys. Ein leidenschaftlicher Kampf entbrannte zwischen ihnen, ihre heißen Lippen schmeckten sich, während der Regen weiter über sie hinwegrauschte. I'm going crazy with love for you baby I can't eat and I can't sleep I'm going down like a stone in the sea No-one can rescue me Baby, I'm too lost in you Caught in you Lost in everything about you So deep I can't sleep, I can't think I just think about the things that you do I'm too lost in you I‘m lost in you, I‘m lost in you I‘m lost in everything about you So deep I can‘t sleep, I can‘t think I just think about the things that you do I‘m too lost in you Als sie sich voneinander lösten, holte der Jungmillionär aus seiner Hosentasche den trennbaren Drachenanhänger hervor, den er sich heute Morgen eingesteckt hatte, ehe sie Richtung Café aufgebrochen waren. Der Jüngere lächelte. „Sieh an, das ist doch der, auf den Mokuba mich aufmerksam gemacht hat! Du hast ihn gekauft?" „Ja." Er brach den Anhänger vorsichtig in die zwei vorgesehenen Teile, entwirrte die einzelnen Ketten, welche die Drachen zusätzlich zusammengehalten hatten und reichte dem Blonden den Schwarzen mit dem roten Auge. Joey hängte sich das Schmuckstück um und der Meisterduellant befestigte den Weißen mit dem blauen Auge an seinem Hals. Dann sahen sie einander an, ernst und zärtlich zugleich, und küssten sich noch einmal. „Lass uns nach Hause gehen." Die Hände ineinander verschränkt, wanderten sie durch den Regen zum Wheeler‘schen Apartment, wo sie zunächst ihre nassen Klamotten auf die Heizung beförderten und sich selbst in einen roten und einen blauen Pyjama. Der Fernseher wurde eingeschaltet und sie kuschelten sich unter einer Decke auf der Couch zusammen; auf dem Tisch davor standen ein Kännchen Tee und eine Tasse heißer Schokolade mit einem Sahnehäubchen. „Für meinen Naschkater!" grinste Joey und küsste den Älteren auf die Wange. Danach schmiegte er sich eng an den anderen, lauschte dessen regelmäßigen Atemzügen und genoss stumm die Wärme und Geborgenheit, die er empfand. Draußen tobte das Sommergewitter nun in voller Stärke, im Wohnzimmer des jungen Paares war es dagegen ganz still, bis der Firmenchef etwas sagte. „Joey?" „Hm?" „Ich....ich liebe dich." Der Blonde hob den Kopf und strahlte den Brünetten glücklich an, ehe er antwortete. „Ich liebe dich auch, Seto." Der Song ist von den Sugababes und dient als Untermalung der Szene...Ihr wisst schon, dieses kleine Anime-Filmchen im Kopf *gg*: Die beiden tanzen im Regen und währendem ist das Lied zu hören...und was die Liebesgeständnisse betrifft - nach 22 Kapiteln war das endlich mal fällig! Und als Dankeschön für über 300 Kommis habe ich ein neues Bildchen von Seto und Joey on gestellt! Bis zum nächsten Mal! Kapitel 23: Zweite Woche, Freitag (Teil 1) ------------------------------------------ 333 Kommis im ganzen - eine Schapszahl!^^ Ach Leute, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll...*Schokolade an die Leser verteil* *Joey+Seto-Plüschis in die Menge werf* *alle fest knuddelt* Ich danke, danke, danke Euch für Eure Kommis!! *verbeug* Hier ist also das neue Kapitel! PS: Und noch ein kleines bisschen Werbung in eigener Sache (ich weiß, sowas soll man nicht machen, aber na ja...) - bei meiner neuen Seto+Joey-FF "Desert Nights" ist endlich das 8. Kapitel draußen. Für diejenigen, die noch keine Ahnung davon haben: Es ist eine AU-Story, die ca. im 17. Jahrhundert spielt. Der Engländer Joseph wird auf dem Sklavenmarkt verkauft und wird der neue Besitz von Seto ab-del Kaiba, des Sultans von Marokko. Wie wird sich unser temperamentvoller Freund wohl in das Leben in Setos Männer-Harem einfügen? Noch dazu, wo von ihm erwartet wird, dem Sultan gefügig zu sein? Wer jetzt Lust bekommen hat, mal reinzuschauen, darf das gerne tun!^^ Kapitel 12: Zweite Woche, Freitag >>Seine Verehrerinnen sind jedenfalls eine eigene Gattung Mensch!<< schoss Joey durch den Kopf, als er zusammen mit Kaiba durch das Schultor trat und plötzlich eine Traube von Mädchen auf den kühlen Firmenchef zueilte. Sie hatten von Donnerstag auf heute wieder im Wheeler‘schen Apartment übernachtet, diesmal beide in einem Bett, OHNE dass etwas passiert war. Trotzdem war das Gefühl unbeschreiblich gewesen. Was würden wohl all diese Pseudo-Groupies dazu sagen? >>Zeter und Mordio würden sie schreien und nicht eher ruhen, bis sie mich schmerzhaft gelyncht hätten! Aber keine Chance, ihr Weiber! Um bei ihm Erfolg zu haben, fehlt euch leider etwas ganz Entscheidendes: das y-Chromosom!<< Seto hatte Namenstag; aus diesem Grund hatte sich der offizielle Kaiba-Fanclub mit sämtlichen weiblichen Mitgliedern versammelt und während der Jungmillionär resigniert seufzend diesen Ansturm von Schülerinnen in sämtlichen Farben und Formen abzuwehren versuchte, beobachtete Joey das ganze Drama aus sicherer Entfernung. „Kaiba-san, alles Gute zum Namenstag!" „Kaiba-san, ich habe ein Geschenk für dich!" „Kaiba-san, ich auch!" „Ich aber auch, Kaiba-san!" „Ich wünsche dir alles Gute zum Namenstag, Kaiba-san!" „Wie schön, dass du Namenstag hast, Kaiba-san!" „Ich würde mich freuen, wenn du mein Geschenk annehmen würdest, Kaiba-san!" Kaiba-san hier, Kaiba-san dort....Der Blondschopf konnte sich ein Grinsen nicht verbeißen und genoss das Schauspiel sichtlich, zumal der Siebzehnjährige trotz eisigster Blicke einfach der Kraft der vereinten Schwärmerei unterlag. Eine sehr mutige aus der Riege der Anbeterinnen wagte es sogar, dem Brünetten einen Kuss auf die Wange zu drücken, was Joey allerdings wenig akzeptabel fand. Es war anscheinend an der Zeit, Seto aus seiner Notlage zu befreien! Er straffte die Schultern, schob eine Hand in die Hosentasche und schlenderte lässig auf das Knäuel zu, aus dessen Mitte der Meisterduellant herausragte wie ein Turm. „He, Seto...." begann er, und mit einem Schlag hatte sich sämtliche Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet, da er doch tatsächlich die Dreistigkeit besass, das männliche Idol aller Schülerinnen mit dem Vornamen anzusprechen. „....wenn ich dir einen Heiratsantrag machen würde, würdest du ihn annehmen?" Das war natürlich ein Scherz, aber für die Mädchenmeute vernichtender als ein Bombenattentat. Schweigen senkte sich auf die Anwesenden. Der Firmenchef zeigte ein angedeutetes Lächeln, als Hinweis, dass er Joeys Idee verstanden hatte, und antwortete: „Das müsste ich mir überlegen. Wer von uns wäre denn die Braut?" „Du selbstverständlich." „Ich bin aber größer als du. Optisch wirkt es doch wesentlich besser, wenn der Bräutigam größer ist, oder?" „Das mag sein, aber Weiß ist absolut nicht meine Farbe. Vielleicht stünde sie mir eventuell, aber Weiß passt einfach perfekt zu dir. Und da ein Brautkleid nun einmal weiß ist...." „Wenn überhaupt würde ich einen weißen Smoking tragen." In der Zwischenzeit waren innerlich die Kinnladen von gewissen Groupies bis zum Boden gekracht und verfolgten völlig perplex diese seltsame Unterhaltung. Eine von ihnen hatte schon begonnen, zu hyperventilieren und eine andere kämpfte offenbar mit einer Ohnmacht. „Und wo würde unsere Hochzeitsnacht stattfinden?" erkundigte sich der Blondschopf lauernd. „Hm....in der teuersten Luxus-Suite des besten Hotels von Domino City!" „Was denn, du würdest dich in Unkosten stürzen?" „He, immerhin würdest du einen Millionär heiraten, vergiss das nicht. Außerdem haben Suiten so schöne große Betten...." „Ach nein? Ganz ehrlich, das Bett in deinem Schlafzimmer ist auch groß....und wer wäre oben?" „Ich. Wer sonst." „Das klingt ja sehr überzeugt. Bliebe noch abzuwarten, ob sich das bewahrheitet. Ein Kühlschrank wie du hat bestimmt Probleme damit, die Sache in Gang zu kriegen." „Willst du mich etwa beleidigen?" „Nein, nur glaube ich, ich müsste dich erst einmal verführen, bevor du heiß genug bist, um ans Dominieren zu denken. Außerdem bin ich für Abwechslung im Liebesleben. Wir könnten doch ab und zu die Positionen tauschen?" „Ein Kompromiss, hm? Du müsstest mich mittlerweile gut genug kennen, um zu wissen, dass ich von Kompromissen wenig halte!" „Wenn du mit mir verheiratet bist, wird dir gar nichts anderes übrigbleiben!" Die Masse der Verehrerinnen war nun dermaßen niedergeschmettert, dass keine von ihnen sich auch nur rührte oder sich traute, den Mund aufzutun und etwas zu sagen. Kaiba, der jetzt nicht mehr von einer Woge kräftiger Weiblichkeit gestoppt wurde, schob sich durch die Gruppe hindurch und marschierte an Joeys Seite seelenruhig ins Schulgebäude. Der Fanclub blieb in bedrückender Stille zurück, man hätte ein Blatt vom Baum fallen hören können. Endlich fand eine die Sprache wieder. „Was....was genau ist gerade passiert?" Joey war dabei, sich auf dem Weg zum Klassenzimmer halb tot zu lachen und auch Kaiba zeigte ein Grinsen, das weniger das typisch arrogante „Ich-bin-besser-als-ihr-alle"-Grinsen war, sondern eher ein ehrlich-amüsiertes. „Diese sprachlosen Gesichter, der Wahnsinn! Wie‘n paar Kühe, wenn‘s donnert! Ich meine, ich bin nicht frauenfeindlich, Gott bewahre, aber diese Hühner, die sich dein Fanclub schimpfen, sind das unerträglichste, was mir je begegnet ist - und dieser Meinung war ich schon, bevor ich in dich verknallt war!" „Ich konnte diesen Zirkus auch nie ausstehen. Unnütze Geschenke zu jedem erdenklichen Fest - Valentinstag, mein Geburtstag, mein Namenstag - und Tonnen von Liebesbriefen, die nur meinen Spind verstopften! Und dann dieses übertriebene...." „....Gesülze? Frei nach dem Motto: Ach, ich liebe dich ja so, lass uns an Ende der Welt fliehen und gemeinsam glücklich werden, etc.?" „Liebesbriefe sind wohl auch an dir nicht spurlos vorübergegangen?" „Nein. Ich kann mich zwar nicht mit einem eigenen Fanclub brüsten und ich kenne keine Mädchen, die wegen mir schon in Massenhysterie ausgebrochen wären, so wie bei dir, aber die eine oder andere Verehrerin hatte ich schon. Und seit ich als Model arbeite, häufen sich die romantischen Briefchen, das muss ich zugeben. Aber der unangefochtene Star bist immer noch du, sowohl bei den Anschmacht-Listen der Mädchen als auch bei den Hass-Listen deiner männlichen Neider." Während ihres Gesprächs entging ihnen, dass manch ein Schüler verdattert im Korridor stehenblieb und den beiden hinterher starrte, als hätte er eben einen Geist gesehen. Einige steckten die Köpfe zusammen und fingen an zu tuscheln. „Gibt‘s denn das? Wheeler-san ist pünktlich!" „Da, sie tun es wirklich! Sie reden ganz zivilisiert miteinander, ohne sich zu zanken!" „Kaiba-san macht Wheeler-san nicht runter? Das ist ein Wunder!" „Das ist kein Wunder, das ist eine Halluzination! Glaube ich jedenfalls...." „Joey-kun rastet nicht aus? Was ist los?! Ist er krank?!" „Nein. Kaiba-san ärgert ihn bloß nicht." „Sag das nochmal!" Sie erreichten ihr Klassenzimmer und Yugi zog erstaunt die Brauen nach oben. „Joey! Du bist schon da? Wow!" „Was soll denn das Theater? Seit ich mit Kaiba getauscht habe und seine Limousine benutzen darf, war ich doch immer pünktlich!" „Das ist was anderes! Es war kein Motorengeräusch zu hören, das heißt, du musst zu Fuß gekommen sein! Und zu Fuß bist du in der Regel zu spät!" „Vielen Dank, Yugi." „Ärgere dich nicht! Wo warst du eigentlich gestern?" „Gestern? Wieso?" „Na, du warst doch nicht in der Schule, und Kaiba auch nicht! Ich dachte, du bist krank....oder hast du etwa geschwänzt?" fragte der Bunthaarige in strengem Ton, lächelte aber dabei. Joey erwiderte das freundliche Lächeln und erklärte: „Tjaaaa....krank war ich nicht direkt....mehr abgelenkt...." „Abgelenkt? Wovon?" „Von blauen Augen...." murmelte er versonnen und schenkte Seto einen zärtlichen, etwas frechen Blick. Yugi klappte der Unterkiefer herunter, während Yami neben seinem Alter Ego erschien und ein ungemein zufriedenes Grinsen aufsetzte. >>Yami?? Hast du vielleicht irgendwas damit zu tun?<< >>Ich? Was ist das für eine Idee, Hikari! Bakura und ich haben nur....einen kleinen Schubs in die richtige Richtung geliefert, das ist alles. Und da Mokuba so nett gebeten hat....<< >>Mokuba?!<< >>Hey, er ist ein Kaiba! Wenn der Junge sich mal was in den Kopf gesetzt hat, führt er es auch aus! Serenity ist mit von der Partie und beide wollten nichts anderes, als ihre Brüder verkuppeln!<< >>Dass du bei so einer Aktion mitmachst....!<< >>Was!? Wenn Bakura und ich bei dir und Ryo nicht eingeschritten wären, wärt ihr heute noch kein Paar, schüchtern wie ihr seid!<< >>Das ist nicht wahr! Ich hätte Ryo auch ohne dein Eingreifen von meinen Gefühlen erzählt!<< >>Ach ja? Wann? Im nächsten Jahrtausend??<< >>....<< Nach und nach trudelten auch die restlichen Schüler ein. Einige Mädchen, die in Kaibas und Joeys Klasse gingen und den Jungmillionär vergötterten, warfen befremdete Blicke auf die beiden, unsicher, ob die Sache im Hof nicht einfach nur ein schlechter Scherz gewesen war oder ein Körnchen Wahrheit darin steckte. Der Gong dröhnte durchs Haus und man wartete. Mit zehn Minuten Verspätung rauschte Miss Aldin herein, wie immer auf hohen Pfennigabsätzen und in einem eleganten, aber großzügig ausgeschnittenen Kostüm, das jedem ihre weiblichen Reize offenbarte. Das lange schwarze Haar war zu einer Wahnsinnsfrisur aufgetürmt und toupiert, an den Ohren baumelten schwere goldene Ohrringe. Sie war zur Hälfte Amerikanerin und sah absolut nicht ein, warum sie den Lebensstil, den sie in den USA geführt hatte, nicht auch in der Heimat ihrer Mutter, in Japan, beibehalten durfte. Sich mausgrau anzuziehen, auf Schmuck und Make-up zu verzichten oder ihre Haare fadenscheinig und langweilig an sich herunterhängen zu lassen, das kam für sie nicht in Frage. Schon gar nicht bei dem Fach, das sie unterrichtete: Sexualkunde. „Guten Morgen, meine Damen und Herren! Ich begrüße Sie ganz herzlich zu unserer heutigen Schulstunde!" >>Glaubt sie, sie spielt hier in einem Film mit, oder was soll das?<< >>Was, du?!<< bemerkte Seto, als sich sein Gewissen plötzlich wieder meldete. >>Ja, ich! Wenn ich keine geistige Institution wäre, würde ich dich jetzt durchknuddeln, weil du endlich deine Gefühle zugegeben hast! Hach, das ist soooo toll!<< >>Hör mit dieser Schwärmerei auf!<< >>Auf mich bist du immer noch nicht gut zu sprechen, was? Im Ernst: Das Gewissen von Seto Kaiba zu sein, ist so ein undankbarer Job!<< >>Dann kündige doch!<< >>Das geht leider nicht! Jeder Mensch braucht ein Gewissen und da sich für dich so schnell kein anderer Dummer finden lassen wird, muss ich das eben durchstehen!<< >>Tu mir einen Gefallen und verschwinde! Im Sexualkundeunterricht hast du nichts zu suchen!<< >>Eure Lehrerin ist aber cool!<< >>Die ist verrückt.<< >>Meine ich ja, ist fast dasselbe!<< „In der letzten Stunde haben wir uns mit Verhütungsmitteln beschäftigt. Ich hoffe, dass insbesondere Sie, meine Damen, gut aufgepasst haben. Heute wollen wir uns einem anderen Thema zuwenden: Dem Phänomen der Homosexualität. Setzen Sie nicht so ein schockiertes Gesicht auf, meine Herren! Lesbische Frauen und schwule Männer sind Teil unserer Gesellschaft und haben das Recht, akzeptiert zu werden, anstatt von Vorurteilen geplagt zu werden! Haben wir Vertreter der Homosexualität in dieser Klasse?" Niemand rührte sich. Miss Aldin zog die Stirn in Falten, warf sich in die Brust und verkündete: „Nur keine falsche Bescheidenheit! Ich selbst bin bisexuell! Also bitte, seien Sie nicht schüchtern! Sie sind hier, weil Sie mit mir über Ihre Probleme reden können! Sprechen Sie es aus! Stehen Sie zu dem, was Sie sind!" Yugi hob verlegen die Hand, sein Gesicht war krebsrot angelaufen. „Mr. Muto! Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem Mut! Um ehrlich zu sein hatte ich bei Ihnen schon eine Ahnung, in Anbetracht Ihres Kleidungsstils...." „Was gibt es an dem auszusetzen?" „Gar nichts, außer dass er eben....sehr schwul wirkt, wenn Sie mir diesen Ausdruck gestatten. Erzählen Sie ein bisschen von sich - haben Sie homosexuelle Kameraden, einen festen Freund?" „Ja und ja." Ryo, hochrot bis über beide Ohren, stand auf, verneigte sich und sagte: „Miss Aldin, darf ich mich vorstellen: Ich bin Yugis Freund!" „Nein wirklich?! Ich bin entzückt!" Das war Joey auch. Er war beeindruckt, dass sein Kumpel mit der wuscheligen Igelfrisur tatsächlich den Mumm hatte, seine sexuelle Orientierung offen vor der ganzen Klasse zuzugeben. Dasselbe galt für Ryo, der für seine Gefühle gegenüber Yugi einstand. „Wie lange sind Sie denn schon ein Paar?" „Seit drei Wochen." „Und wie haben Ihre Verwandten das aufgenommen?" „Meine Mutter lebt nicht mehr", erwiderte Bakura monoton, „....und mein Vater ist viel auf Reisen, daher lebe ich allein. Yugi hat nur noch seinen Großvater und dieser ist sehr tolerant." „Das stimmt. Er meinte, solange ich glücklich bin, wäre er auch glücklich. Außerdem mag er Ryo und behandelt ihn wie seinen zweiten Enkel. Davon abgesehen ist mein Opa mit seiner Vorliebe für junge, attraktive Schauspielerinnen wie Vivian Wong mitunter auch etwas merkwürdig....also sieht er das alles nicht so eng!" „Ach ja....dein Opa und Vivian Wong...." schmunzelte der Weißhaarige und Duke, Tristan und Joey grinsten sich eins, während sie sich an die Ereignisse der Grand Championship erinnerten, die den in Ehren ergrauten Duellanten und die kurvenreiche Schönheit aus Film und Fernsehen betrafen. „Das ist alles sehr interessant! Und Sie, Mr. Kaiba?" Uh oh. „Bitte?!" zischte der Jungmillionär und seine blauen Augen verengten sich gefährlich. Miss Aldin spürte, dass sie sich auf einen Drahtseilakt eingelassen hatte, aber wie sagte man doch so schön: Wenn‘s dem Esel zu wohl wird, geht er auf‘s Eis.... „Nun ja....ich habe Sie bereits im Fernsehen gesehen, bei der Übertragung der Kartenduelle! Sie haben wirklich tolle Klamotten, vor allem die Mäntel mit dem schicken Faltenwurf! Aber um ehrlich zu sein, ich war schon immer davon überzeugt, dass Sie sich viel zu elegant und sexy anziehen für einen Hetero-Mann! Und außerdem, wenn die Kameras Sie irgendwo sitzend zeigen, haben Sie stets die Beine übereinander geschlagen! Welcher Kerl hockt sich freiwillig so hin?" „Gnädigste...." stieß Kaiba hervor, und seine Tonlage ließ den Blonden vermuten, dass Miss Aldin demnächst entweder eine Kündigung in der Tasche hatte oder sich gleich die Radieschen von unten betrachten durfte. „Ich bin ein Mann, der in der Öffentlichkeit steht. Skandale sind für mich schädlich, falls Ihnen das nicht klar sein sollte, und Ihr unbedachtes Geplapper über meine persönlichen Vorlieben könnte für Sie ungeahnte Schwierigkeiten nach sich ziehen, wenn Sie verstehen." „Soll das heißen, Sie sind hetero? Ehrlich? Ich hätte schwören können...." „Sprechen Sie lieber nicht weiter, ich warne sie." „Puh....Sie sind schrecklich humorlos, Mr. Kaiba!" >>Das sage ich schon die ganze Zeit, aber auf mich hört ja keiner....<< >>Wer hat dir erlaubt, dich einzumischen?!<< >>Keiner, wieso auch? Was soll das Theater eigentlich? Du kannst doch zugeben, dass du schwul bist, das riecht man doch sowieso schon zehn Meilen gegen den Wind!<< >>Mit der Behauptung stehst du allein!<< >>Moment mal! Es ist wahr, du bist ein Mann der Öffentlichkeit, aber willst du damit etwa sagen, dass du niemals mit Joey zusammen irgendwo auftreten wirst?<< >>Das geht nicht, das ist dir doch wohl klar, oder? Meine Homosexualität schadet meinem Ansehen, also hat sie vor den Medien verborgen zu bleiben!<< >>Jaja, so ist die japanische Gesellschaft....Aber im Ernst, wenn deine Homosexualität vor den Medien verborgen bleiben soll, um dich zu zitieren, dann muss Joey ebenfalls im Verborgenen bleiben, oder wie?!<< >>Du hast es erfasst.<< >>BIST DU BESCHEUERT?!?! So kann man doch keine Beziehung führen!!<< >>Das ist deine Einstellung!<< >>Ich warne dich: Das wird Joey nicht gefallen!<< Das Gewissen, unter anderem auch bekannt unter der Bezeichnung „Innere Stimme", hatte nicht so unrecht. Der Blondschopf hatte natürlich nicht erwartet, dass Seto einfach so zugeben würde, dem eigenen Geschlecht zugetan zu sein, aber es ärgerte ihn ein bisschen, da er befürchtete, dass der Firmenchef somit aus ihrer Beziehung nichts Öffentliches machen würde. Kaiba wurde möglicherweise irgendwohin eingeladen, zu einer Filmpremiere oder sonst was, einem repräsentativen Ereignis....aber er würde allein kommen, damit niemand unangenehme Fragen stellen konnte nach dem Herrn an seiner Seite - den würde es einfach nicht geben. Joey biss sich auf die Lippen. Wenn Seto das wirklich so durchzog....na super, seit einem Tag ein Paar und schon waren die Gewitterwolken der ersten Krise in Sicht....! Während Miss Aldin den Siebzehnjährigen kurzerhand links liegen ließ und sich wieder Yugi und Ryo zuwandte, die ihr in einer privaten Unterredung erzählten, wie sie sich näher kennen und schließlich lieben gelernt hatten, obwohl die gute Frau ja ursprünglich Unterricht hätte abhalten sollen, piepste Joeys Handy. Ertappt angelte er es aus der Schultasche und sah, dass er eine SMS bekommen hatte. Die Nachricht lautete: Salut, mon chér! Hast du nach dem Dreh der neuen Episode vielleicht etwas Zeit? Wir könnten was trinken gehen, oder in ein Restaurant? Ich richte mich da ganz nach dir. André André war sein Schauspielerkollege, der in der TV-Serien-Umsetzung der „Chronik der Vampire"-Saga von Anne Rice den Louis darstellte. Er stammte aus Frankreich und war dort ein berühmtes junges Talent. Der Sechzehnjährige verstand sich recht gut mit ihm, war sich allerdings sicher, dass er dem anderen nicht erlaubt hatte, ihn mit „mein Lieber" anzusprechen. >>He, he....der wird doch nicht etwa was von mir wollen? Im romantischen Sinne, meine ich. Obwohl....die Einladung kann auch ganz harmlos sein und es wäre unhöflich, abzulehnen. Eigentlich wollte ich nach dem heutigen Dreh gleich nach Hause, aber wenn er schon den Vorschlag macht....warum nicht?<< Er antwortete also, dass er sich auf ein abendliches Treffen freuen würde und schickte die Nachricht ab. In der Zwischenzeit war Miss Aldin eingefallen, dass sie hier war, um sich mit allen Schülern der Klasse zu befassen und nicht nur mit zweien. „Schlagen Sie bitte Ihre Bücher auf Seite 28 auf! Und wehe, einer der Herren benutzt meine Stunde, um sich ein Playboy-Heft zu begucken! Das Sexualkundebuch reicht völlig aus!" Wenn sie meinte.... Kapitel 24: Zweite Woche, Freitag (Teil 2) ------------------------------------------ Hallo, meine Lieben! *Leser umwirft und alle der Reihe nach abknuddelt* Es geht endlich weiter! Sorry, dass es so lange gedauert hat (Uni-Prüfungen, kein I-net, zwei Wochen Abwesenheit), aber nun kehre ich zurück!^^ Der Charakterguide ist auch bearbeitet worden, unter anderem habe ich die große Ehre, Euch darin Kaibas Gewissen vorzustellen (und nicht nur seins^^). Und nun geht's los! Kapitel 12, Zweiter Teil: Zweite Woche, Freitag „Diese Miss Aldin ist lebensmüde." „Wie recht du doch hast, mein Schatz!" scherzte Joey nach Schulschluss und schlenderte gemütlich neben dem Firmenleiter einher, Richtung Kaiba-Villa. „Wie kann sie es wagen, mich dermaßen herauszufordern?!" „Ja. Wie kann sie es wagen!" „Niemand sollte sich erdreisten, so mit einem Kaiba zu sprechen!" „Niemand, ganz genau." „Du machst dich über mich lustig!" „Wie könnte ich!" „Joseph Jay Wheeler", begann der Brünette mit der gesammelten Strenge und Würde eines erfahrenen Geschäftsmannes, der einen Azubi vor der Nase hat, „....wenn Sie nicht in der Lage sind, Ihre freche Zunge im Zaum zu halten, muss ich wohl über eine angemessene Rüge nachdenken, damit Sie in Zukunft nicht über die Stränge schlagen." „Mr. Seto Kaiba", erwiderte der Blonde mit einem schelmischen Zwinkern, den leicht arroganten Ton übernehmend, „....wenn Sie der Typ Mann sind, der sich in einen Speichellecker verliebt, der ihm niemals nicht widerspricht, wäre es wohl angebracht, unser Arbeitsverhältnis zu beenden!" „Sie trauen mir zu, Interesse an solch einer Art Mann zu haben?" „Nein. Den Kami sei Dank sind Sie so kompliziert, dass sich nur ein Verrückter wie ich auf Sie einlassen würde!" Er streckte dem anderen dreist die Zunge heraus und lief davon. Der Ältere blickte sich eine Weile um, ob irgendwelche Personen in der Nähe waren, die ihn gut genug kannten, um ihn mit einem flüchtigen Blick erkennen zu können, und nahm schließlich die Verfolgung auf. Joey gelangte nach einem ordentlichen Spurt zur Villa, ließ sich von Franklin dem Butler öffnen und begrüßte Mokuba, der bereits von Jonas dem Chauffeur abgeholt worden war. „Hallo, Kurzer! Wie geht‘s? Alles in Ordnung?" Der Junge sah ihn kleinlaut an und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Franklin erschien mit einer knappen Verbeugung im Wohnzimmer, wo Kaiba Junior sich nach der Schule immer zuerst aufhielt und erklärte: „Master Wheeler, Mr. Kaiba steht draußen." „Wie? Ja, so lassen Sie ihn doch herein!" „Sehr wohl, Sir." Wenig später betrat auch der Meisterduellant das Wohnzimmer und er begriff sofort, dass etwas nicht stimmte. Er streichelte seinem kleinen Bruder durchs Haar und fragte: „Was ist los, Ototo? Hattest du Ärger?" „Einige....einige Jungs in meiner Klasse haben mich getriezt und gesagt, dass mein ‚toller Bruder offenbar doch nicht so toll ist‘, weil Miller & Miller sämtliche Aktien aufgekauft hat und die Firma jetzt ihnen gehört. Ich habe bestimmt nie mit meiner Herkunft angegeben, ich schwöre es, Onii-san, aber es ist richtig, dass ich immer voller Bewunderung von dir gesprochen habe und jetzt reiben sie es mir....irgendwie gemein unter die Nase....dass du eben nicht perfekt und unbesiegbar bist und solche Sachen...." Mokuba vergrub sein Gesicht in den Händen, als Joey ihn umarmte und sanft drückte. „Komm schon, Moki, du wirst dich doch nicht vom Geschwätz deiner Klassenkameraden verwirren lassen? Klar, Miller hat eine Schlacht gewonnen, aber deswegen ist der Krieg noch nicht entschieden. Und wenn deine Mitschüler glauben, dass so ein Windei einem Seto Kaiba etwas anhaben kann, dann hör einfach nicht hin! Die wissen es nicht besser - wir schon!" Der Zwölfjährige hob die Augen, in deren Wimpern vereinzelte Tränen hingen und lächelte scheu. „Ja? Ja, natürlich, du hast recht! Danke, Joey!" Er erwiderte die Umklammerung, küsste Seto auf die Wange und stürmte die Treppe hinauf, zu seinem eigenen Zimmer. „Er ist einfach süß....kein Wunder, dass du immer so auf ihn aufpasst...." Plötzlich schlangen sich zwei starke Arme um seine Taille und drehten ihn gebieterisch herum. Über ihm ragte das schöne Gesicht des Braunhaarigen auf, die sinnlichen Lippen zu einem begehrlichen Lächeln verzogen, während sein heißer Atem die braungebrannte Haut des Jüngeren streifte. „Se....to....?" „Ich muss dich noch bestrafen für deine Unverschämtheit von vorhin", flüsterte er zärtlich und küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund. Ein inniger Zungenkampf entbrannte, der beiden den Atem raubte, bis der Blonde sich keuchend von seinem Liebsten löste. „Wow....wenn du mich so bestrafst, sollte ich viel öfter....unartig sein!" säuselte er verspielt und wollte eben einen neuen Kuss beginnen, als das Telefon klingelte. „Joseph Wheeler hier?" „Joey-Darling!!!" brüllte jemand direkt in den Hörer, sodass dem jungen Mann vor Schreck fast das Ohr abgefallen wäre. „Pe-Peter??? Ach du bist es! Was ist los?" „Trittst du kommenden Samstag auf, mein Süßer?" „Nein! Ich habe zwar kein Geschäftsessen mehr an dem Tag, aber nachdem ich mich so angestrengt habe, meinen Ersatz von diesem Job zu überzeugen, habe ich beschlossen, dass er auf alle Fälle auftreten muss! Übrigens, Peter....ich habe da eine Bitte wegen Samstag...." Er schlüpfte mit dem schnurlosen Telefon in der Hand in den Korridor und schob die Tür hinter sich zu, was Kaiba misstrauisch werden ließ. Was gab es wegen diesem unseligen Striptease denn noch Geheimes zu besprechen? Dass das Schreckensdatum morgen war, erheiterte die Stimmung des Firmenchefs nicht sonderlich, aber als Ehrenmann konnte er sich nicht von einer Wette zurückziehen, die er einmal verloren hatte. Als der Blondschopf zurückkehrte, strahlte sein Gesicht engelhafte Bravheit aus. „Was hattest du denn so Wichtiges mit diesem Idioten zu klären?" „Gewisse Voraussetzungen für deine Show morgen Abend. Schließlich bist du bekannt dafür, ein seriöser und tadelloser Geschäftsmann zu sein, der über jeden unschicklichen Verdacht erhaben ist. Deswegen habe ich mir etwas überlegt, damit niemand etwas von deinem Strip mitbekommt....außer mir, versteht sich!" „Und was?" „Das verrate ich nicht!" „Wie unfair!" meinte Seto und heuchelte Enttäuschung. Dann jedoch wurde er ernst. „Die Sache mit Miller & Miller hat die Runde gemacht, wie man so schön sagt. Hast du die Zeitungen gesehen? Alle Titelseiten sind voll davon! Diese hirnrissigen Journalisten scheinen sich tatsächlich einzubilden, dass ich meine Firma in den Händen dieser Witzfigur lasse!" „Du müsstest die Aktien zurückkaufen." „Miller wird nicht darauf eingehen. Als er geschäftliche Kontakte mit mir zu knüpfen begann, war das Ganze vermutlich von Anfang an darauf ausgelegt, sich meine Firma unter den Nagel zu reißen. Freiwillig wird er mir die Aktien nicht abtreten, egal für welche Summe." „Was bliebe sonst? Du hast doch gesagt, der Kerl hätte eine blütenweiße Weste. Nichts zu finden, womit man ihn ‚umstimmen‘ könnte - und solche hässlichen Methoden sind ohnehin nicht dein Stil." „Tja...." Er ließ sich auf die Couch fallen und verschränkte die Arme im Nacken. Obwohl er gleichgültig und kaum beeindruckt von seiner augenblicklichen Situation wirkte, spürte Joey instinktiv, dass sein Schatz besorgt war. Er setzte sich neben ihn, lehnte sich zurück und bettete seinen Kopf auf dessen Schoß. Kaiba zeigte ein schmales Lächeln. „Du ärgerst dich, weil du noch keine gute Idee hast, was?" „Woher....?" „He, ich liebe dich, vergiss das nicht. Da merk man sowas! Aber ich bin für dich da, Seto! Wir werden versuchen, dieses Problem gemeinsam zu lösen!" Nach diesen entschiedenen Worten war es ganz still im Wohnzimmer. Es war ein angenehmes, ein warmes, umhüllendes Schweigen, weder erdrückend noch störend. Zwei Menschen befanden sich in diesem Raum, einfach nur glücklich über die Anwesenheit des anderen. Setos Finger verschränkten sich mit denen von Joey, und der Jüngere schloss genießerisch die Augen. Tiefe Ruhe und Geborgenheit durchströmten ihn. Es war nicht nötig, irgendetwas zu sagen.... von der Liebe zu sprechen, die sie verband....sie fühlten sie. Doch die Atmosphäre wurde erneut von einem Klingeln gestört. Diesmal war es Kaibas Handy. „Ja?" „Sir?" Es war Roland. „Ich weiß, dass Sie eigentlich wegen des Schulprojektes momentan nicht als mein Chef in Erscheinung treten, aber...." „Nun reden Sie schon!" „Es ist eine spontane Pressekonferenz einberufen worden, in der Sie Stellung beziehen sollen zu der Geschäftsübernahme der Kaiba-Corporation!" „Na fabelhaft...." „Du kannst nicht." flüsterte Joey ihm zu und als er sich verwirrt in seine Richtung drehte, hielt der Blondschopf seinen Terminkalender in die Höhe. In großen Druckbuchstaben prangte dort, von dem Model viermal unterstrichen, das Wort „Modenschau". Der Brünette ließ das Mobiltelefon sinken und starrte seinen Gegenüber bestürzt an. „Catherine rechnet fest mit dir! Du kannst sie nicht hängen lassen! Du darfst nicht vergessen, dass das Experiment noch läuft! Ich übernehme die Pressekonferenz. Gib mir einfach ein paar Instruktionen." „Das geht nicht! Die Presse erwartet mich, nicht dich! Wie willst du den Journalisten erklären, dass ich ausgerechnet dich als meine Vertretung ausgewählt habe, noch dazu in dieser wichtigen Angelegenheit?" „Was glaubst du wohl, werde ich sagen? Dass ich dein Freund bin, natürlich!" „Das wagst du nicht!!!" „Warum nicht?" erwiderte Joey kühl. „Wir beide sind ein Paar, oder nicht? Und wenn du erwartest, dass ich mich im Verborgenen halte, damit dein perfektes Image keinen Schaden nimmt, dann muss ich dich leider enttäuschen! Ich bin jetzt ein Teil deines Lebens und habe das Recht, als solcher behandelt zu werden! Wenn man mich in einem Interview fragen würde, ob ich verliebt bin oder auch im Privaten mein Glück gefunden habe, würde ich es zugeben - und wenn man mich nach dem Namen der Person fragen würde, würde ich antworten! Ich würde zu dir stehen, zu dir und unseren Gefühlen! Soll sich die Presse doch die Mäuler darüber zerreißen! Du bist ein berühmter und erfolgreicher Geschäftsmann und ich bin ein bekanntes Model! Die Bevölkerung von Domino City schätzt uns und alles, was die Medien aufbauschen, verläuft sich auch irgendwann wieder im Sand! Mir ist klar, dass du Angst hast vor einem Coming Out, und ich bin im Grunde auch nicht unbedingt scharf darauf, okay, aber da wir beide in der Öffentlichkeit stehen, haben wir nur zwei Alternativen: Entweder wir bringen es hinter und oder spielen ein Versteckspiel mit unserer Beziehung! Was ist dir lieber?" „Ich werde meinen Ruf nicht gefährden! Meine Firma und mein Name könnten an Prestige verlieren und das ist zu riskant! Du weißt sehr genau, dass unsere Gesellschaft äußerst konservativ ist! Ich kann es mir nicht leisten, mein Ansehen zu schmälern!" „So!?! Jetzt behaupte nur noch, ich soll in deinem Schatten leben!" „Bis ich meine Firma zurückgewonnen habe und die öffentliche Aufmerksamkeit nicht mehr so konzentriert auf mir ruht wie im Moment, dürfte das wohl das beste sein." erklärte Seto in endgültigem Tonfall, und Joey sog zischend die Luft ein vor Empörung. „Du ziehst es also vor....mich zu verleugnen?!" „Unsere Beziehung ist mit meinem Ruf nicht zu vereinbaren. Warum sollte dich das stören?" „Weil ich nicht nur ein Anhängsel sein will, sondern der Mann an deiner Seite, verdammt noch mal!! Was ist daran falsch?!" „Es hätte mich gewundert, wenn du das Problem in seinem vollen Ausmaß begreifen könntest." „Ach?! Weil ich zu wenig Grips dafür habe, oder was?!" „Du bist kein Dummkopf, Joey, aber für geschäftliche Aspekte und das, was man ‚Public Relations‘ nennt, fehlt dir der nötige Weitblick. Und nun entschuldige, ich muss zur Pressekonferenz." Er schob sich an seinem zornigen Freund vorbei und rief die Fotografin Catherine an, um ihr abzusagen. Sie war nicht sonderlich entzückt, beteuerte aber, dass es nichts ausmache, wenn ihm so kurzfristig etwas dazwischengekommen sei. Danach packte er seinen Aktenkoffer, wechselte seine Schuluniform mit dem weißen Smoking, den er bei der Eröffnungszeremonie der Grand Championship getragen hatte und forderte die Limousine an. Der Sechzehnjährige schnaufte verächtlich durch die Nase, schlüpfte in seine Turnschuhe und presste hervor: „Gut, ich muss ohnehin zu den Dreharbeiten. Übrigens könnte es heute Abend spät werden, ich gehe noch was trinken mit einem Schauspielkollegen. Warte also nicht auf mich. Und dein dämliches PR kannst du dir an den Hut stecken!" „Warte! Wohin gehst du mit diesem Kollegen?" „In die Hölle!" Damit rauschte er hinaus und ließ die Tür krachend ins Schloss fallen. Seto schüttelte den Kopf über so viel Unbeherrschtheit. >>Er wird sich schon wieder beruhigen. Ich kann schließlich nicht auf jede seiner Launen Rücksicht nehmen. ‚Warte nicht auf mich‘ - als wenn ich das täte! Ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er auf sich selbst aufpassen kann, warum also Sorgen machen? Und es interessiert mich überhaupt nicht, ob er heute Abend mit irgendeinem Schauspieler ausgeht!!!<< >>Das hört sich für mich aber ganz anders an, Seto-Baby!<< >>Nicht. Du. Schon. Wieder.<< >>Ich wusste, du würdest mich vermissen! Du hast mir auch schrecklich gefehlt!<< >>Habe ich das vielleicht gesagt?<< >>Hmmmm....es ist dir also total egal, ob dein Süßer sich mit einem anderen Süßen vergnügt, ja? Bist du denn gar nicht neugierig, mit wem Joey unterwegs sein wird?<< >>Mit einem Kollegen.<< >>Und was ist, wenn der Kollege ein attraktiver Bursche ist?<< >>Hör auf mich zu nerven, du mentaler Sadist!!!<< >>Oho, ein bisschen miesepetrig sind wir also doch? Das freut mich!<< >>Halt endlich den Mund, ich muss los!<< Der Jungmillionär verließ die Villa, bestieg die Limousine und ließ sich zum Hotel „Gala" fahren, wo die meisten Pressekonferenzen stattfanden, so auch diesmal. Während die Häuserfronten am Fenster des Wagens vorbei huschten, grübelte er über Joeys letzte Worte nach. Es ärgerte ihn, dass sie sich im Streit getrennt hatten und der Gedanke, dass der Blonde sich mit jemandem, den er nicht kannte, an einem fremden Ort amüsierte, missfiel ihm, wenngleich er es nicht zeigte. „In die Hölle!" hatte er geantwortet. Sollte das ein Scherz sein, um ihn in die Irre zu führen? Oder war die betreffende Verabredung ein solch verruchter Typ? Unmöglich! Auf so einen würde doch sein Joseph nicht hereinfallen! Aber wenn....? Der Chauffeur hielt direkt vor dem eindrucksvollen Portal des einzigen Fünf-Sterne-Hotels der Stadt und Kaiba kletterte ins Freie. Roland begrüßte ihn förmlich. „Da sind Sie ja, Sir. Nun ist mir wohler." „Roland....wenn jemand Ihnen sagen würde, er ginge in die Hölle, was würden Sie tun?" „Das käme darauf an, Sir. Wenn es sich um ein Treffen handelt, würde ich vorschlagen, telefonisch einen Tisch reservieren zu lassen." Seto starrte den bebrillten Mann im Anzug an, als hätte er sich soeben als ein Mitglied der Irrenanstalt ausgewiesen. Er skandierte die Worte: „Sie - würden - telefonisch - einen - Tisch - reservieren - lassen?" „Die ‚Hölle‘ ist einer der zur Zeit beliebtesten und meistbesuchtesten Clubs von Domino City und ziemlich ‚en vogue‘ (schick, modern, angesagt etc.). Ich bin überrascht, dass Sie noch nicht von ihm gehört haben." „Sie wissen genau, dass ich selten ausgehe." erwiderte der Brünette, von einer seltsamen Unruhe erfüllt. Auf Roland konnte man sich verlassen; er schien wirklich alles in seinem Gehirn abgespeichert zu haben, was es an Informationen über Domino gab. Ein exklusiver Club, ja? Das hieß, derjenige, der Joey eingeladen hatte, besass Geld und niveauvollen Geschmack. Ein Schauspieler. Plötzlich war er fest davon überzeugt, dass der anonyme Kollege ein hübscher junger Mann war und eine Woge der Eifersucht wallte in ihm hoch. >>Also doch! Es hätte mich auch gewundert, wenn dich das total kalt gelassen hätte! Klasse! Mein Seto-chan ist eifersüchtig! Weißt du was? Du bist übelst und volle Kanne in Joey-chan verschossen! Das ist so süüüüüüß!<< >>Schluss jetzt!! Das ist peinlich!<< >>Aber es ist wahr! Gegen Liebe ist nun mal kein Kraut gewachsen! Allerdings bin ich verstimmt, weil du dich mit ihm gezankt hast. Du solltest ab und zu daran erinnert werden, dass unser sexy Blondschopf nicht winselnd den Schwanz einzieht wie die anderen, wenn er es mit dir zu tun hat. Oh, in eurer Wut seid ihr euch ebenbürtig, das habe ich bereits festgestellt! Ich habe dir vorher schon erklärt, dass Joey deine Haltung nicht begrüßen wird, also behaupte ja nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!<< >>Ich hasse es, wenn man mir widerspricht!<< >>Klar, weil du es nicht anders gewohnt bist. Aber Joeys starker Wille imponiert dir; er ist mit ein Grund, warum du dich, anstatt wie sonst bei allem, was du unternimmst, logisch und vernünftig zu agieren, vollkommen unlogisch und unvernünftig leidenschaftlich in den Kerl verknallt hast!<< >>Deine Beschreibung klingt wie einer dieser Kitschromane aus den Boulevard-Blättern!<< >>He, es ist nicht meine Schuld, dass du mal wieder den Geschäftsmann hast raushängen lassen, für den Ehre und Prestige über alles gehen! Wenn ich einen realen Körper hätte, würde ich dir in den Hintern treten! Jedenfalls solltest du dich entschuldigen.<< >>Ich wüsste nicht, wofür. Meine Meinung ändert sich nicht. Ich kann mir ein Coming Out nicht leisten. Joey wird das früher oder später einsehen.<< >>Bei seinem Dickschädel, der übrigens einem anderen Dickschädel, den ich ziemlich gut kenne, recht ähnlich ist, könnte das eher später sein.<< >>Ich bin kein Dickschädel.<< >>Nein, überhaupt nicht! Ein Lastwagen könnte gegen deine Sturheit prallen und würde in seine Einzelteile zerlegt werden, aber du bist natürlich kein bisschen starrköpfig!<< >>Sarkasmus steht dir nicht!<< >>Und dir steht diese saure Miene nicht! Willst du die Journalisten einschüchtern, denen du gleich gegenübertreten wirst?<< >>....<< >>Ach ja....du willst sie einschüchtern....<< Es war Abend geworden. Ein gewisser goldhaariger Oberschüler fragte sich, wie die Pressekonferenz wohl verlaufen sein mochte, verscheuchte aber den Gedanken an den Firmenchef rasch wieder, immer noch verärgert. Er sass in einem der geschmackvollen Sitzmöbel der „Hölle" und betrachtete André über den Rand seines Cocktail-Glases hinweg. Der Franzose war höflich und freundlich zu ihm und befleißigte sich eines bezaubernden Charmes, dessen Wirkung nicht gänzlich verfehlt war, wie der Sechzehnjährige sich eingestehen musste. „Du bist so schweigsam, Joey-san. Was ist los? Bedrückt dich etwas?" „Ich....es....es hat private Gründe. Ich hatte....ich hatte Streit mit meinem Freund." Er hatte bald erkannt, dass André ebenfalls Männer liebte und der Schwarzhaarige hatte dasselbe bei ihm vermutet, sodass sich rasch ein Thema gefunden hatte, über das man plaudern konnte. „Oh....du hast einen Freund?" Es klang nicht besonders begeistert, wie dem Duellanten schlagartig auffiel. Offensichtlich war Andrés Interesse nicht nur rein freundschaftlicher Natur. Er trank einen Schluck seines Cocktails, um seine vorübergehende Beunruhigung zu verbergen und nickte schließlich. „Ja. Ich bin aber erst seit gestern mit ihm zusammen." „Und schon streitet ihr euch?" „Ich habe manchmal das Gefühl, ohne Meinungsverschiedenheiten geht das zwischen uns nicht. Im Grunde sind wir wie Hund und Katze, aber wir wollen dennoch nicht ohne einander sein.... nein, ich glaube, wir können gar nicht ohne einander sein. Verrückt, was?" „Nein. Das ist Liebe." meinte André monoton und er senkte betrübt die schönen grauen Augen. Er fühlte sich zu Joey hingezogen, obwohl er ihn erst seit Dienstag kannte, aber der andere hatte etwas Strahlendes, Liebenswertes in seinem Wesen, das seine Umgebung in Bann schlug. Wer mochte der Mann sein, der dieses temperamentvolle Herz erobert hatte? Der Blondschopf war überrascht von dieser Antwort, spürte aber eine innere Erschütterung. Das ist Liebe. Schlicht und einfach, drei kleine Worte. Plötzlich musste er wieder an Seto denken und eine Mischung aus Zorn, Sehnsucht und Zärtlichkeit stiegen in ihm auf. Verwirrt schüttelte er den Kopf. Es war nicht zu leugnen. Er war ein Mann, der liebte. Und er war ein Mann, dessen Gefühle standhaft waren. Irgendwann würde es ihm gelingen, Seto zu überzeugen. >>Ich will an deiner Seite sein, du sturer, arroganter, großartiger, wunderbarer Mistkerl! Das mit uns ist etwas Dauerhaftes....ich weiß es.<< TBC Kapitel 25: Zweite Woche, Samstag (Teil 1) ------------------------------------------ 389 Kommis...oh mein Gott, ich nähere mich der 400er-Marke! *in Ohnmacht fällt* *Joey reinkommt und mich wieder aufrichtet* Joey: Jetzt bleib gefälligst stehen! Du wolltest doch noch was sagen! Ach ja - also, das mit den Aktien hat einige verwirrt, aber ich kann jetzt nichts Näheres erklären, weil das in einem der späteren Kapitel passiert, okay? Dieses Kapitel ist ein wenig kurz, aber es vor allen Dingen als Einstimmung auf den nächsten Teil zu verstehen, wo Seto seinen Strip hinlegt! Und nun viel Spaß! PS: Übrigens, wer von mir Bescheid kriegen will: Leutchen, seid so nett und sagt mir das per GB-Eintrag oder ENS, ich überseh das bei den Kommis so schnell! Wer informiert werden will, meldet sich bitte direkt bei mir, dann schaffe ich es vielleicht endlich, eine Liste zusammenzustellen! Vielen Dank! Kapitel 13: Zweite Woche, Samstag Joey kam erst gegen ein Uhr morgens zurück. Er war mit André noch zu einer Stippvisite in der örtlichen Disco gewesen und hatte das Tanzbein geschwungen, ehe er daran gedacht hatte, nach Hause zu gehen. Er war nicht weiter überrascht, Seto nicht in seinem Schlafzimmer anzutreffen, denn das Sozialkundeexperiment war noch am Laufen, demzufolge war der Firmenchef in das Apartment zurückgekehrt. Der Blondschopf schmiss sich unter eine warme Dusche, schlüpfte in einen der für ihn ein bisschen zu großen Pyjamas und kuschelte sich unter die Decke. Obwohl es eigentlich schon Samstag war, beschloss er, wenigstens bis zum frühen Mittag durchzuschlafen, um für den Abend fit zu sein, damit er dem heißersehnten Auftritt seines Schatzes ausgeruht beiwohnen konnte. Sein Ärger war mittlerweile verraucht und er wollte mit Seto ein ernstes Gespräch führen, um einen Kompromiss zu finden. »Wir sind alle beide so sture Esel, es ist echt schlimm mit uns....wenn ich es mir im Nachhinein überlege, der Streit war total unnötig. Ha - aber ein Joey Wheeler und ein Seto Kaiba sind nun mal nicht aus ihrer jeweiligen Haut herauszukriegen! Wir sind wie Feuer und Eis, wie Sommer und Winter, wie Norden und Süden, wie Schwarz und Weiß....doch so verschieden diese Dinge auch sind, sie gehören zusammen! Ein Leben ohne ihn, das....« Er unterbrach sich in seinen Gedanken und kletterte aus dem Bett. Er zog die dunkelblauen Vorhänge vor dem Panoramafenster ein wenig zur Seite und schaute hinaus. Die Lichter der Stadt leuchteten mit den Sternen um die Wette, und über allem thronte kühl und majestätisch die silberne Scheibe des Mondes. Ja. Wie hätte es ausgesehen, ein Leben ohne den Jungmillionär? »Ich lernte ihn kennen, als ich dreizehn Jahre alt war. Könnte ich behaupten, dass er mir in dieser kurzen Zeit unentbehrlich geworden ist? Ich glaube schon. Von Anfang an war er eine Herausforderung für mich....ich wollte ihn irgendwie verstehen, diese Mauer aus Ablehnung und Arroganz zerbrechen....Er hatte keine Freunde in der Klasse, die meisten machten einen großen Bogen um ihn und vermieden es, mit ihm zu sprechen. Wer war seiner Achtung eigentlich wert? Yugi, klar, als sein Rivale und ebenbürtiger Gegner. Und ich. Aber war ich in seinen Augen nicht einfach nur das lästige Anhängsel, ein drittklassiger Duellant? Wir sind uns bei jeder möglichen Gelegenheit an die Gurgel gesprungen....dafür, dass er Leute, die er nicht leiden kann, schlichtweg ignoriert wie ausgelutschte Kaugummis, hat er sich erstaunlich viel Mühe gemacht, um mit mir zu zanken....All diese Auseinandersetzungen haben meinen Kampfgeist geschärft, haben mich gestärkt, weil ich ein Ziel gefunden hatte....das Ziel, endlich von ihm akzeptiert zu werden! Das war es, was ich wollte....weil ich es satt hatte, von ihm wie der letzte Mensch behandelt zu werden, weil er mich nervte, er, mit seiner herablassenden, kalten Art und diesem aufreizenden, überlegenen Lächeln! Und trotzdem....ganz tief in mir.... gab es Momente, in denen ich dachte, wie cool er doch ist. Immer so unerschütterlich und selbstbewusst. Unnahbar und unbesiegbar. Ohne ihn....wären die vergangenen drei Jahre vermutlich sehr eintönig und langweilig gewesen. Unsere ewigen Streitereien....sie waren wie das Salz in der öden Suppe meines Alltags. Na schön, ich modele, und über wenige Verehrer beiderlei Geschlechts konnte ich mich nie beklagen, und manch einer mag das ganz toll und aufregend finden, aber Modeln ist anstrengend und längst nicht so glamourös, wie viele glauben. Und ich habe eine Menge Fans....klar, ich habe mich darüber gefreut, aber wer von ihnen kennt mich denn privat? Wenn mich irgendwas angekotzt hat, im Job, in der Schule oder sonst wo, ich hab meinen Frust bei Kaiba abgelassen....und er ist prompt jedesmal darauf angesprungen. Es hat mir Spaß gemacht....und er kam dabei aus seinem Schneckenhaus heraus, anstatt sich weiter darin zu verkriechen. Ich gehe jede Wette ein, dass ich der einzige bin, der ihn so aus seiner Reserve zu locken versteht! Kami-sama, er kann so ein verdammter Mistkerl sein....und dennoch....wir sind jetzt ein Paar. Ich möchte mit ihm zusammenbleiben....« Der Mond trieb heute noch andere nach draußen. Auch Seto, obgleich er sofort nach dem Abendessen ins Bett gegangen war, fand keinen Schlaf. Die Pressekonferenz war relativ gut gelaufen, in den Zeitungen würde jedenfalls seine Kampfansage an Miller & Miller von sämtlichen Titelblättern winken. Er würde diese aufgemotzte Made im Versace-Zweireiher und seinen dämlichen Vater an die Luft setzen, sie anschließend zerquetschen und ihre Überreste in die Hölle fegen! Apropos Hölle.... Er hatte sich diesen Club mal genauer angesehen. Schickes Äußeres, gepfefferte Preise, luxuriöses Ambiente und eine klassische, vornehme Atmosphäre....er hatte durch eines der Fenster gelinst (während Roland händeringend daneben stand, unsicher, ob er seinem Chef in diesem Fall die Treue halten oder die Kenntnis seiner Person leugnen sollte - es war nun mal höchst untypisch für Mr. Kaiba, sich die Nase an einer säuberlich geputzten Glasscheibe plattzudrücken!) und Joey entdeckt. Er unterhielt sich angeregt mit einem jungen Mann, der ihm gegenüber sass. Dieser besagte Mann war in einen eleganten Hosenanzug in Blau gekleidet gewesen, und sogar das Tuch in der Jacketttasche, offenbar aus Seide, zeugte von erlesenem Geschmack. Von dieser Sekunde an waren Setos Gefühle für den namenlosen Unbekannten vorwiegend feindlich, denn er vertrug es nicht, wenn jemand außer ihm selbst gut angezogen war (gewisse Blondschöpfe ausgenommen). Außerdem musste er sich zähneknirschend eingestehen, dass der Fremde sehr attraktiv war, und das gab Kaiba den Rest. „Roland, wir fahren!!!!" Der arme Kerl schrak angesichts des scharfen Tons zusammen, und eilte auf den Beifahrersitz neben dem Chauffeur, der ihn mit einem wissenden Lächeln bedachte, frei nach dem Motto: „Lassen Sie mich raten: Er hat schlechte Laune." Vor sich hin brütend, hatte sich der Brünette zu Joeys Apartment bringen lassen, war die Treppe hinauf gestürmt und hatte die Tür hinter sich ziemlich heftig ins Schloss geworfen. Nachdem er gegessen und geduscht hatte, hatte er noch eine Weile gelesen und dann bald das Licht gelöscht. Und nun lag er mit offenen Augen in einem Bett, das nicht das seine war und starrte an die Decke. Irgendwann wurde es ihm zu dumm; er stand auf und betrachtete den Mond, der über den Himmel wanderte und die Stadt in sein Licht tauchte. Ob der Jüngere schon schlief oder noch....feierte? »Wir beide sind ein seltsames Gespann, oder? Kaum zwei Tage ein Paar, und schon müssen wir uns streiten....vielleicht hätte ich nicht so hart sein sollen....aber er muss einfach einsehen, dass ich nicht zu unserer Beziehung stehen kann - jedenfalls noch nicht! Ich brauche etwas mehr Zeit....und die muss er mir gewähren, ob es ihm in den Kram passt oder nicht! Aber dass er gleich so zornig wird....na ja, so ist er eben: Temperamentvoll, heißblütig und ungezähmt. Er kann so niedlich sein, wie ein Hündchen....und bissig und gefährlich, sobald er wütend ist. Also mehr wie ein Wolf....ein schöner, stolzer Wolf. Er hat nie klein beigegeben vor mir, egal wie oft ich ihn gedemütigt oder vernichtend geschlagen habe, immer wieder hat er den Kopf erhoben, als könne ihn nichts - absolut nichts - in die Knie zwingen. Sein Wille ist wie aus Eisen....ich weiß das besser als jeder andere, denn an ihm habe ich mir mehr als einmal die Zähne ausgebissen! Jeder Gegner, der sich je mit mir gemessen hat, sei es auf der Duellplattform oder im Geschäft, ist über kurz oder lang untergegangen....und nicht wieder aufgestanden. Joey ist unzählige Male gescheitert....und zurückgekehrt, mit demselben Elan, derselben Begeisterung, derselben Leidenschaft wie zuvor. Oh, er machte mich rasend! Und jetzt....jetzt stehe ich hier und verfluche seinen Begleiter von gestern Abend! Weil ich eifersüchtig bin! Weil ich Joey liebe....weil er zu mir gehört! Wenn mir jemand vor ein paar Wochen erzählt hätte, dass ich mein Herz an Joseph Wheeler verlieren würde, ich hätte ihm ins Gesicht gesagt, wie idiotisch und grotesk diese Vorstellung ist! Tse....das ist wirklich verrückt. Ausgerechnet ich muss mich verlieben, obwohl es weder logisch, noch vernünftig, noch in irgendeiner Weise mit meinem Charakter vereinbar ist! Trotzdem ist es ein schönes Gefühl....hm. Der Streit war albern....ich werde mit Joey darüber reden. Ich will, dass wir uns versöhnen....« Mit diesem Gedanken stieg der Siebzehnjährige zurück ins Bett und erinnerte sich an die Konfrontation mit seinem goldhaarigen Schatz. Hoffentlich kollidierten ihre Temperamente nicht wieder....sonst würden sie nur weiterzanken. Und dann war da auch noch der blöde Striptease, den er zu absolvieren hatte! Manchmal war das Leben wirklich nicht fair zu ihm! »Eine e-mail? Aber von wem?« Joey hockte in Kaibas Arbeitszimmer vor dem Laptop und surfte im Internet, während Mokuba ihm seinen Hausaufsatz vorlas, den er am Montag abgeben musste. Es war halb zwölf und der Koch hatte das Mittagessen für ein Uhr festgesetzt. Der Oberschüler öffnete die elektronische Post, die an die Adresse des Firmenchefs gerichtet war und stellte fest, dass es eine Nachricht von Ellen war, der sympathischen Sekretärin. In den Betreff hatte sie „An Mr. Wheeler" geschrieben und er war neugierig, was sie ihm wohl mitzuteilen hatte. >Sehr geehrter Mr. Wheeler, > >Ich war so frei, Ihnen eine e-mail zu schicken. Selbstverständlich an Mr. >Kaibas Adresse, da das Schulprojekt noch läuft, nicht wahr? Ich besitze zwar >keine Instruktionen, die den Fall Miller & Miller im Konkreten angehen, aber >ich habe Ihnen dennoch die Unterlagen als Anhang mitgeschickt: Die >Aktienpapiere, die sich im Besitz von Miller & Miller befinden, >diverse Kaufverträge, die bereits im Namen der „Miller-Corporation" (das >klingt doch furchtbar, oder!?) getätigt wurden und die Übereignung des >Gebäudes der Firma. Mr. Miller Junior sitzt jetzt in Mr. Kaibas Büro und sein >Vater in meinem. Können Sie sich vorstellen, dass man mich in den Korridor >hinauskomplimentiert hat?! Ich hoffe, dass Sie und Mr. Kaiba >bald in die Offensive übergehen, ich kann keinen der beiden besonders leiden! > >Mit freundlichen Grüßen, > >Ihre Sekretärin Ellen Kazuma Er musste unwillkürlich grinsen. Ellen war eine treue Seele, auf die man sich hundertprozentig verlassen konnte. Wenn sie sich einmal entschieden hatte, ihren Chef zu schätzen, stand sie eisern hinter ihm. Kurzerhand druckte er die Seiten aus dem Anhang aus, um sie durchzuarbeiten. Vielleicht entdeckte er irgendetwas, mit dem sich ihre Gegner festlegen ließen oder etwas, wo er einhaken und eine erste Attacke starten konnte.... „Joey? Hast du mir überhaupt zugehört?" „Hä? Oh, entschuldige, Mokuba....ich war gerade abgelenkt. Lies mir das Ende deines Aufsatzes einfach morgen noch mal vor, ja? Ich muss arbeiten." Der Junge erhob sich von dem Sofa, auf dem er gesessen hatte und musterte den Blonden von Kopf bis Fuß, wie er da die ausgedruckten Papiere sortierte, gekleidet in die schwarze Kombination mit dem weißen Mantel und den Gürtelschnallen, um seinen Hals baumelte der Kontrollchip in Form einer Duel-Monsters-Karte. Plötzlich lächelte er breit. „Wenn Seto dich so sehen könnte! Du wirkst total ‚echt‘, weißt du das eigentlich? Außerdem seid ihr ein total schönes Paar!" Der Sechzehnjährige errötete ein bisschen, winkte aber schließlich kopfschüttelnd ab. „Wir haben uns schon gestritten, obwohl wir erst zwei Tage zusammen sind, den heutigen nicht mitgerechnet. Wahrscheinlich wird das nie aufhören!" „Umso besser!" erklärte der Kleine und trat an den Schreibtisch. „Das würde nämlich nicht zu euch passen! Ihr habt Gemeinsamkeiten, seid aber dennoch Gegensätze. Es wäre eigenartig, wenn bei euch alles eitel Sonnenschein wäre. Zwischen euch müssen die Funken sprühen!" „Wenn du das sagst...." „Wir essen aber gemeinsam, ja?" „Natürlich, auf jeden Fall!" „Prima!" Damit verschwand Mokuba in Richtung seines Zimmers, um sein neuestes PC-Spiel einzuweihen und Joey vergrub sich in den Verträgen. Er nahm seine Aufgabe, Kaiba sozusagen zu vertreten, sehr ernst, da er wusste, wie wichtig Seto seine Firma und seine Erfolge waren. Er wollte ihn nicht enttäuschen und deshalb vertiefte er sich ausgiebig in den Schriftstücken. »Heute abend werden wir zwei ein klärendes Gespräch führen....zumindest sollten wir es versuchen. Und danach....hmmm....danach der Striptease! Ich möchte mich mit ihm versöhnen, sonst kann ich auch seine Darbietung nicht richtig genießen. Nanu?....Was ist denn das? Übereignung des Firmengebäudes....Veräußerung des....he, das ist interessant!« Nachdem er das Papier noch einmal gründlich durchgelesen hatte, erschien ein raffiniertes Grinsen auf seinen vollen Lippen. Er schnappte sich sein Handy und befahl: „Jonas, bitte fahren Sie vor der Villa vor! Ich werde jemandem einen kleinen Besuch abstatten!" „Sehr wohl, Sir." „Hallo, Kaiba-san!" Serenity, in einem hübschen Sommerkleid, das Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, lächelte den überraschten Jungmillionär strahlend an. In ihren Armen hielt sie eine viereckige Packung, der ein verlockender Duft entströmte. „Was....was machst du hier?" „Ich besuche dich! Da du dich ja nicht besonders gut auf das Kochen verstehst, werde ich mich heute darum kümmern. Oder hast du schon etwas vorbereitet?" „Um ehrlich zu sein....nein." „Ahnte ich es doch! Und diese Packung - da ist ein Schokoladenkuchen drin, den meine Mutter gebacken hat! Sie meinte, als kleines Einstandsgeschenk, weil du jetzt zur Familie gehörst!" „Wie bitte?!" „Klar! Du bist schließlich mit meinem Bruder zusammen!" erklärte das Mädchen vergnügt und lief in die Küche, wo sie den Kuchen vorsichtig aus seinem Karton befreite und auf ein Tablett hob. Seto blickte noch immer perplex hinterdrein, ein wenig peinlich berührt, da Mrs. Wheeler offenbar im Bilde war über seine Beziehung zu ihrem Sohn. Er hörte Serenity eifrig in der Küche hantieren und schob seinen Kopf durch den Türrahmen, um mit zu verfolgen, was sie vorhatte. Sie hatte das Kochbuch aufgeschlagen, kramte im Kühlschrank nach den nötigen Zutaten und summte dabei ein frohes Liedchen. „Du wirst heute also strippen?" fragte sie ihn fast beiläufig und er stieß einen genervten Seufzer aus, bevor er nickte. „Toll! Ich bin sicher, dass Joey sich schon sehr darauf freut!" „Wie kommst du darauf, wenn du mir diese Frage gestattest?" Sie ignorierte gekonnt den leisen Spott in seiner Stimme und erwiderte: „Ganz einfach: Er liebt dich, nicht wahr? Und wo Liebe ist, ist meist auch Verlangen. Bestimmt wird es ihm gefallen, wenn du einzig und allein für ihn tanzt!" „Einzig und allein? Was ist mit dem Publikum?" „Das? Ach, das....er hat dir nichts erzählt, he? Dann behalte ich mein Wissen natürlich für mich! Aber im Ernst, Kaiba-san....findest du den Gedanken so unerträglich, seine begehrenden Blicke auf deinem Körper zu spüren?" „Wo hast du bloß diese Formulierungen her....?!" „Eh?....Tja....Ich vermute mal, ich habe zu viele Shonen-Ai-Fanfictions gelesen....!" „Erlaubt deine Mutter dir dieses Hobby?" „Um ehrlich zu sein....sie weiß es nicht. Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß, oder?" Der Meisterduellant unterließ es, darauf zu antworten und zog sich zusammen mit seinem Mathebuch ins Wohnzimmer zurück, um noch ein wenig zu lernen. Nächste Woche schrieben sie einen Test und er brauchte eine akzeptable Note, um seinen Schnitt von 1, 3 halten zu können. Und mit dem dämlichen Bericht über das Soziprojekt müsste er eigentlich auch endlich anfangen, sonst schaffte er es nicht rechtzeitig bis zum Abgabetermin! Allerdings sah das Experiment vor, dass man den Bericht gemeinsam mit seinem Partner anfertigte und momentan hing sein Haussegen mit Joey etwas schief....er zuckte die Schultern. Er hatte beschlossen, mit seinem Liebsten darüber zu reden und da er ihn spätestens gegen 20 Uhr 30 in der „Blauen Rose" treffen würde, hatte er noch genügend Zeit, um sich zu überlegen, wie er das Gespräch angehen sollte. Serenitys Worte spukten unglücklicherweise weiter in seinem Verstand herum, während er sich auf die Rechnungen zu konzentrieren versuchte. „Aber im Ernst, Kaiba-san....findest du den Gedanken so unerträglich, seine begehrenden Blicke auf deinem Körper zu spüren?" Nein. Im Gegenteil, diese Vorstellung reizte ihn mehr, als er zugab. Er erinnerte sich daran, wie es sich anfühlte, wenn Joeys glühende Augen über seinen Körper hinweg krochen, ihn in ihren Bann schlugen, allein durch das verführerische Feuer, das in ihnen aufloderte. Er musste unweigerlich schlucken, als ihm die Kehle eng wurde....Er würde für ihn tanzen. Wird fortgesetzt^^ Kapitel 26: Zweite Woche, Samstag (Teil 2) ------------------------------------------ So, das langerwartete Strip-Kapitel ist da!^^ Der Song ist natürlich "You can leave your hat on" von Joe Cocker! *das Strip-Lied schlechthin* Zu der Szene mit Joey und Miller Junior sei gesagt, dass ich mich da von "Der Club der Teufelinnen" inspirieren ließ - ich liebe diese Szene, in der Elize (Goldie Hawn) das Büro ihres Ex-Mannes ausräumt!^______^ Deswegen habe ich mir die Idee ausgeliehen! Und nun viel Spaß! PS: Wer dazu neigt, leicht zu sabbern, sollte sich ein Lätzchen oder etwas ähnliches besorgen, sonst hat die Tastatur darunter zu leiden. Kapitel 13, Zweiter Teil: Zweite Woche, Samstag Jonas verfolgte, wie ein Umzugswagen neben dem Eingangstor der Kaiba-Villa parkte. In diesem Moment kam Joey heraus und begrüßte den Chauffeur lächelnd. „Ist der Trupp da? Wunderbar, absolut pünktlich, sogar am Wochenende!" „Mr. Wheeler....darf ich fragen, warum Sie die Möbelpacker bestellt haben? So wie ich es sehe, offensichtlich die Firma, die Mr. Kaiba für seinen Umzug in sein Sommerdomizil herangezogen hat. Seither darf er sich gewisse Extravaganzen erlauben, zum Beispiel, sie samstags anrücken zu lassen, sollte ihm die Einrichtung eines seiner Schlafzimmer nicht mehr gefallen....Sie verstehen, Mr. Kaiba würde es im Traum nicht einfallen, seine Möbel selbst zu verrücken! Aber dürfen Sie die Herren auch hier antraben lassen?" Aus dem Lkw stieg ein korpulenter Mann in einem grünlichen, verwaschenen Overall, mit einer Kappe auf dem halb kahlen Kopf und einem breiten Grinsen. „He, junger Mann! Sie sagten am Telefon, es handele sich um einen Auftrag von Mr. Kaiba?" sprach er den Blonden an und dieser nickte. „So? Wer sind Sie denn eigentlich?" „Ich bin....bzw. ich war....der Vize-Präsident der Kaiba-Corporation, die seit Mittwoch in den Besitz von Miller & Miller übergegangen ist, wie Ihnen bekannt sein dürfte." „Ja, davon habe ich gehört. Blöde Geschichte, das! Vize-Präsident, hä? Komisch, ich wusste gar nicht, dass Mr. Kaiba einen Stellvertreter hat....na egal, Sie sind hier, die Limousine ist hier, es wird also alles seine Richtigkeit haben! Wo soll‘s denn hingehen?" „Zur Firma!" „Sie meinen die Kaiba-Corporation? Hat die heute nicht geschlossen? Schließlich ist Wochenende, vergessen Sie das nicht!" „Miller ist ein Perfektionist, wie ich von Kaiba-san weiß. Er arbeitet auch samstags, damit er ja von sich behaupten kann, viel besser als irgendein normalsterblicher Angestellter zu sein. Ich habe eine kleine Überraschung für ihn, bei der Sie und Ihre Männer mit anpacken müssen!" „Tatsächlich? Gut. Ganz unter uns, Miller Junior ist bei den kleinen Leuten nicht besonders beliebt. Es ist praktisch schon offiziell, dass er den Laden schmeißt und sein Herr Papa nur noch pro forma einen Chefsessel inne hat. Klar, sowohl Kaiba-san als auch Miller-san haben eine weiße Weste und Unredlichkeit kann keinem von ihnen nachgesagt werden und als Arbeitgeber sind sie sich an Arroganz und Härte relativ ebenbürtig, nur...." „Ja?" „Miller-san ist....ungerecht, verstehen Sie? Zu den kleinen Rädchen in seinem Getriebe, obwohl die alles zusammenhalten. Kaiba-san ist trotz seiner herablassenden Art zu hundert Prozent fair. Wenn man eine Beliebtheitsskala anlegt, rangiert er natürlich auch nicht besonders hoch, aber im Vergleich zu Miller...." „Woher wissen Sie das?" „Hab mal für ihn gearbeitet, bevor ich ins Möbelgewerbe gewechselt bin. Unsympathisch, großkotzig, nicht unehrlich, dafür aber wenig fair. Gut aussehender Typ, sehr gebildet, allerdings ohne Verständnis für die kleinen Angestellten. Da ist Mr. Kaiba anders, und das, wissen Sie, ist entscheidend, denn das macht den Unterschied. Miller hält sich für klug. Kaiba-san ist es." „Dem kann ich nur zustimmen! Und jetzt....Abmarsch! Jonas, fahren Sie, so schnell Sie können. Ich kann es kaum mehr erwarten, das Gesicht unseres Widersachers zu sehen!" Der besagte Widersacher, Souichi D. Miller, gekleidet in einen weißen Smoking, der dem Setos durchaus Ehre gemacht hätte, das hellblonde Haar fiel ihm wirr in die Stirn, sass mit übereinander geschlagenen Beinen in dem eleganten Ledersessel und traktierte seine Sekretärin Ellen gerade mit einem seiner meterlangen Memos. Sie ärgerte sich sichtlich, denn Mr. Kaiba hatte sie niemals am Wochenende in die Firma beordert. Wenn er etwas für sie zu tun hatte, gab er ihr es am Montag Morgen, mit einem speziellen Wochenend-Vermerk, damit sie es sofort erledigte. Aber sie am Samstag herbeizuzitieren und dann auch noch dermaßen unhöflich („Was, Sie sind zu Hause?! Kommen Sie her, Sie faules Stück!"), das hatte ihre Laune endgültig unter den Gefrierpunkt befördert. Dieser hochnäsige, rüpelhafte Kerl! Ihr früherer Chef war der reinste Engel gegen diesen geschniegelten und gebügelten Lackaffen! Und sie, als Sekretärin, als Vertraute des obersten Mannes innerhalb der Firma, wurde von diesem Emporkömmling in den Korridor verfrachtet!! Sie bebte immer noch vor Entrüstung, wenn sie daran dachte. Sie, eine Frau ihrer Position, mit einem kleinen Schreibtisch, einem Stuhl, einem Billigprodukt von einem Computer und ihrer Sprechanlage abgespeist, wurde zu einer bloßen Tippse herabgewürdigt!! „Tippen Sie dies, tippen Sie das!" - „Schreiben Sie das noch mal ins Reine!" - „Gehen Sie kopieren!" - „Sie sollen Kaffe kochen und meine Diktate nicht mit Ihrer eigenen Meinung unterbrechen!" Kopieren! Kaffee kochen! Mund halten, als käme sie frisch von der Berufsschule! Immer nur lächeln und nicken, und lächeln und nicken, als wäre sie das Anmeldefräulein in einer Zahnarztpraxis! Sie, die Chefsekretärin!! Ellen war so in Rage, dass sie den Worten von Mr. Miller Junior keine Beachtung mehr schenkte. Statt seinen erbaulichen Vortrag mitzustenographieren, begann sie, Blümchen, Schnörkel oder Figürchen auf ihren Block zu malen, aus purer Langeweile. Das konnte sie zwar den Job kosten, aber besser gefeuert, als das Mädchen für Alles zu sein für so einen....so einen....[ZENSIERT]!! Plötzlich stürzte Mr. Miller Senior zum Büro seines Sohnes herein und er wirkte bei weitem nicht mehr so selbstbewusst wie an jenem Tag, da er Joey aus der Firma geworfen hatte. „Was gibt es, Vater? Hatte ich dich nicht gebeten, anzuklopfen?" erkundigte sich Souichi mit essigsaurer Miene. Seine Brauen zogen sich missbilligend zusammen, als ein attraktiver Bursche ohne Anmeldung zur Tür herein rauschte, hinter sich eine Riege von Männern in Overalls. Er schien die Anwesenheit seiner beiden Gegner überhaupt nicht zu regestrieren, schenkte lediglich Ellen ein vertrauensvolles Nicken, zückte einen Block und befahl: „Also, da wären einmal der Aktenschrank aus Zedernholz, der Schreibtisch, die Sessel, das Regal, die Designer-Lampe, der Computer...." Gehorsam wurden die erwähnten Möbel und Gegenstände hochgehoben und nach draußen transportiert. Der Rechner wurde ausgesteckt, die Kabel zusammengelegt und die Hardware davongetragen, dicht gefolgt von dem Regal und dem Besuchersessel, da Souichi noch auf dem anderen sass. Er war vollkommen perplex und brauchte eine ganze Weile, um die Situation zu erfassen. „Was....machen Sie da?! Wer sind Sie eigentlich und wie können Sie es wagen....?!" „Das ist Mr. Wheeler, Sohnemann. Mr. Kaibas Stellvertreter." erklärte der Herr Papa. „So, Stellvertreter? Und Sie maßen sich an, einfach in mein Büro zu platzen? Außerdem, was soll das? Wer gibt Ihnen das Recht, meine Möbel fortzuschaffen?! He....mein Schreitisch!! Lassen Sie den hier! Bin ich im falschen Film oder was?!" „....dann wäre da noch der französische Sekretär....ach ja, und der Rembrandt, hätte ich fast vergessen....Im Büro von Mr. Miller Senior wären die chinesische Vase und der Teppich zu verpacken. Die Möbel gehen auch alle mit!" „Ich verlange eine Antwort!! Und hören Sie auf, mich zu ignorieren!!" Joey wandte sich mit einem liebenswürdigen Lächeln zu dem erbosten Jungmillionär um und erwiderte salbungsvoll: „Mein Bester, ich tue nur, was im Übereignungsvertrag steht, nicht mehr und nicht weniger. Falls Sie sich überzeugen wollen, ich habe das Schriftstück bei mir." Er drückte seinem Gegenüber das Papier in die Hand, seine Augen blitzten schalkhaft. „Das Gebäude der Kaiba-Corporation ist anstandslos in Ihren Besitz übergegangen, da beschwere ich mich auch gar nicht. Aber Sie haben es wohl versäumt, das Kleingedruckte zu lesen." „Warum beschleicht mich gerade der Verdacht, dass ich die Sache mit der Übereignung besser selbst hätte übernehmen sollen, anstatt sie dir zu überlassen, Vater?" Seine Stimme klang schneidend und kalt und der Angesprochene schluckte nervös. „Im Kleingedruckten ist vermerkt, dass der frühere Eigentümer das Recht hat, die von ihm persönlich gekaufte Innenausstattung zu veräußern. Hier steht nicht, dass die alten Möbel und sonstiges Inventar ebenfalls übereignet wurden. Ihnen gehört das Gebäude, nicht das, was drin ist! Daher erlaube ich mir, all das mitzunehmen, was sich nach wie vor in Mr. Kaibas Besitz befindet! Da wären übrigens noch der Deckenleuchter...." Eine Leiter wurde herbeigeschleppt und kurze Zeit später stand jemand auf der höchsten Sprosse, um die Lampe mitsamt dem eleganten Glasschirm abzumontieren, nachdem man vorsorglich den Strom abgeschaltet hatte. „....und das Telefon. Und natürlich der Sessel. Würden Sie bitte aufstehen, Mr. Miller? Es sei denn, Sie möchten mit in den Umzugswagen gesteckt werden." Souichis Gesicht war kalkweiß vor Ärger; die sonst so hübschen Züge zu einer Maske ohnmächtiger Wut verzerrt. Er hatte die Fäuste geballt und zischte: „Wir sprechen uns noch, Mr. Wheeler! Es ist nicht gut, sich einen Miller zum Feind zu machen!" Der Blondschopf behielt sein Lächeln bei, doch jetzt trug es einen energischen Zug. Er wandte sich um, der weiße Mantel wirbelte dabei schwungvoll in der Bewegung mit. Er stemmte eine Hand in die Hüfte und sagte kühl: „Nein, Sie irren sich. Es ist nicht gut, sich einen Kaiba zum Feind zu machen! Guten Tag!" Damit verschwand er. „Ziemlich tough...." murmelte der Herr Papa, ein Kompliment, das sein Sohn mit einem niederschmetternden Blick strafte. Ellen stand mit einem zufriedenen Grinsen daneben und dachte: »Wunderbar! Ich wusste, dass man auf Sie zählen kann, Joey! Nur weiter so!« Serenity linste ins Wohnzimmer. Der Siebzehnjährige war immer noch damit beschäftigt, Matheaufgaben zu üben und hatte zu diesem Zweck ein Heft auf dem niedrigen Tischchen vor der Couch ausgebreitet, in dem er Rechnungen notierte. Sie trat mit einem Tablett aus der Küche und servierte das shabu-shabu, das sie als Mittagessen zubereitet hatte (Shabu-shabu: ein Gericht aus dünnen, auf der Herdplatte kurz gebratenen Fleischscheiben und Gemüsen). Es duftete verheißungsvoll und Seto hob den Kopf, als ihm der köstliche Geruch in die Nase stieg. „Du bist fertig?" „Ja! Ich hoffe, es schmeckt dir, Kaiba-san! Ich habe mir viel Mühe gegeben!" Eine Weile aßen sie schweigend, bis das Mädchen sich zu Wort meldete. „Ich habe gehört, du hättest dich mit meinem Bruder gestritten....?" „Woher weißt du das?" „Mokuba hat es mir gesagt. Er hat sein Zimmer noch einmal verlassen, um sich was zu trinken zu holen, da hat er mitbekommen, dass ihr euch gezankt habt. Du wirst dich doch bestimmt heute mit ihm versöhnen, oder?" „Ich habe die Absicht, ja." „Das freut mich! Ihr seid so ein schönes Paar!" Seto antwortete nicht. Er konnte nicht leugnen, dass es so war. Früher war er immer der festen Überzeugung gewesen, Wheeler könne ihm niemals das Wasser reichen und sei ohnehin keinen Pfifferling wert, aber tief in seinem Innersten hatte er schon damals erkannt, dass Joey etwas Besonderes für ihn war. Warum sonst hätte er ihm - höchst untypisch für ihn - so viel Beachtung zuteil werden lassen, selbst wenn sie nur aus Beleidigungen bestand? Sie waren Gegensätze und nichtsdestotrotz ergänzten sie einander. Ihre Beziehung war ihm definitiv wichtig, und deshalb würde er sich auch mit Joey aussprechen. Sie beendeten ihre Mahlzeit und zum Nachtisch gab es für jeden ein großes Stück des Schokoladenkuchens. Serenity kümmerte sich um den Abwasch, während der Firmenleiter sich erneut in sein Mathematikbuch vergrub. Sie blieb bis halb drei und verabschiedete sich schließlich, um zu ihrer Mutter zurückzukehren. Kaiba überlegte, was er noch tun könnte, bis der Termin seines Auftritts herangerückt war und entschied sich erst einmal für eine Dusche. Er wollte sich auch die Haare waschen, damit er am Abend möglichst gepflegt war und sein gutes Aussehen unterstrichen wurde. Seinem Schatz sollten die Augen aus dem Kopf fallen! »Aber hallo, so wild entschlossen? Hast du etwa vor, ihn zu verführen, Seto-chan? Hmmm, das kann ich absolut nachvollziehen! Unser süßer Joey, wie er in deinen Armen dahin schmilzt wie Schnee in der Sonne, hach!« »Es handelt sich hier um einen Striptease, da ist Anfassen eigentlich nicht erwünscht!« »Na, bei deinem Liebling kannst du doch eine Ausnahme machen! Treib‘s aber nicht zu weit, ich glaube, wenn der Junge mal brennt, verglühst du in seiner Ausstrahlung! Er ist nämlich auch ziemlich sexy! *sabber*« »Würdest du bitte damit aufhören?!« »Was ist, verkraftest du keine erotischen Vorstellungen?« »Nicht, wenn ich mich anschicke, unter die Dusche zu steigen!« »Wieso? Angst, dass sich was bei dir regen könnte und du ein ‚großes‘ Problem bekommst? Also wenn das so ist....denk nur an dieses goldblonde Haar und die sinnlichen Lippen....erinnere dich an seine muskulöse Brust mit den schönen Brustwarzen und an seinen flachen Bauch....« »Warum quälst du mich?!« »Weil es sehr viel Spaß macht, dich zu quälen, Herzchen!« »Ich musste ja fragen....« Es war Abend geworden über Domino City. Die Zeiger der Uhr bewegten sich zielstrebig auf 20 Uhr 30 zu. Ein uns wohlbekannter Sechzehnjähriger lehnte am Eingang zur „Blauen Rose", geschmackvoll gewandet in eine verdammt eng sitzende dunkelblaue Hose, dazu ein schwarzer Ledergürtel mit einer Drachenschnalle, darüber ein weißes Hemd mit Brustausschnitt und lässig hochgerollten Ärmeln. Die Nietenstiefel an seinen Füßen verliehen dem Outfit den letzten Schliff. Seto näherte sich aus einiger Entfernung. »Oh - mein - GOTT!!! Sieh ihn dir an, Zuckerhase!« »NENN MICH NICHT ‚ZUCKERHASE‘!!!!!« »Wie du willst, Zuckerhase! Ah, was für ein Anblick! *sabber* *lechz*« »Schluss damit, du perverses Gewissen!!« »Warum pervers?? Ist es vielleicht meine Schuld, wenn deine Hormone gerade ein Freudenfest veranstalten? Du musst ihn dir heute einfach schnappen und ihn unterwerfen, ich flehe dich an!!« »Bist du verrückt? Wir sind noch nicht lange genug zusammen, um an Geschlechtsverkehr zu denken!« »Sei doch nicht so altmodisch....« »Ich bin nicht altmodisch, sondern....« »....jaja, noch Jungfrau, aber das wäre doch kein Hindernis für dich! Ich meine, körperlich mag das mit der Keuschheit stimmen, aber ob dein Geist auch noch so unschuldig ist....« »Tu mir einen Gefallen....« »Jeden, Seto-Baby!« »Halt die Klappe!!« Joey hatte indessen bemerkt, dass der Ältere auf ihn zukam und errötete sichtbar. Er bemühte sich, einen einigermaßen unberührten Eindruck zu erwecken, konnte aber nicht verhindern, dass ihm das Blut in die Wangen schoss. Seto trug eine schwarze Hose, in die der Blonde sich in der Regel hineinzwängen musste - folglich lag sie an den entsprechenden Aspekten von Kaibas Anatomie, da er ja nun mal größer war als Joey, so eng an wie eine zweite Haut. Die herrlich langen schlanken Beine waren äußerst berückend verpackt, und der Jüngere konnte sich leicht ausmalen, wie anregend erst das Gesäß wirken musste. Das blaue Tank Top passte dem Brünetten natürlich ebenfalls nicht genau, sodass sich seine makellos geformten Muskeln markant unter dem dünnen Stoff abzeichneten. Um den Hals baumelte seine Kette mit dem weißen Drachenanhänger, und der Duellant lächelte unweigerlich, hatte er als Schmuck doch auch seinen schwarzen Drachenanhänger gewählt. »*glotz* *sabber*« »WAS, DU?!?!« »Hä?? Oh, hallo, Joey-Schatz! Habe ich dir gefehlt? Ich habe mich schon lange nicht mehr bei dir gemeldet, was? Warst du traurig während dieser Zeit?« »Was bringt dich auf die Idee?! Ich dachte wirklich, du hättest deinen Job als mein Gewissen aufgegeben! Das wäre einfach grandios gewesen!« »Nützt nichts, ist eine Lebensaufgabe!« »Du wirst mich also bis ans Ende meines Leben nerven?!?! Was habe ich bloß verbrochen, dass ich dermaßen leiden muss?!« »Augen zu und durch! Oder besser: Augen auf, weil dieser Gott von einem Mann soeben auf dich zu stiefelt! Kami-sama, diese Beine hören gar nicht mehr auf....! Und dieser Oberkörper....! *hyperventiliert* Und dieser Bizeps....hm, lecker! Nimm ihn dir, Süßer!« »NEIN!!« »Was heißt hier nein? Bist du bescheuert?! So einen heißen Ofen lässt man nicht sausen, da hängt man sich rein und sorgt dafür, dass die Kupplung kommt!!« »Er ist kein Auto!!!« »Aber der Vergleich war klasse, oder? Schnuckelchen, du bist zwar noch Jungfrau, aber dein Kopf ist versaut genug, um einen Pastor zu den Freuden der Liebe zu bekehren! Wenn ich mir vorstelle, dass er vor dir strippen wird....!! *lechz*« »Halt deine Schnauze!!« Die beiden begrüßten sich leicht beschämt und betraten schließlich das Lokal. Der Jungmillionär war überrascht, weil er die Stimmen der anderen Gäste nicht hören konnte, entdeckte aber bald den Grund dafür: Es war niemand da! Verwirrt sah er sich in dem Raum um und fragte: „Was hat das zu bedeuten? Warum ist keiner hier?" „Ich habe eine kleine Vorsichtsmaßnahme getroffen, damit du keine schädigende Auswirkung auf deinen Ruf befürchten musst! Immerhin bin ich Model und arbeite momentan auch als Schauspieler. Ich habe also kurzerhand das Lokal für uns zwei gemietet, darum hängt draußen an der Tür das ‚Geschlossen‘-Schild. Peter war selbstredend entzückt, mir einen Gefallen tun zu dürfen und so wirst du heute Abend nur für mich tanzen! Was meinst du?" „Das erleichtert mir einiges. Dennoch....von wegen schädigende Auswirkung....unser Streit...." „....war blöd, he? Das wolltest du doch sagen?" „Ja. Ich verstehe deine Position, aber ich bin einfach noch nicht so weit. Es war von jeher schwierig für mich, mit meinen Gefühlen umzugehen und mir....mir meine....meine Liebe zu dir einzugestehen, war nicht weniger kompliziert. Ich entschuldige mich für meine rüden Worte - ich hätte dir meine Haltung auch freundlicher erklären können, aber wenn ich verärgert bin.... na ja, du weißt am besten, wie ich dann bin. Irgendwann werde ich in der Öffentlichkeit zu uns beiden stehen....aber im Moment noch nicht. Ich brauche mehr Zeit." „Entschuldigung akzeptiert. Mir tut es leid, dass ich gleich so in die Luft gegangen bin....Mein Temperament ist nicht immer eine positive Eigenschaft. Ich rede erst, bevor ich denke....und wenn mir was nicht passt, raste ich schnell aus....und wir sind auch noch alle beide so furchtbare Dickköpfe! Bloß nicht zurückstecken, bloß nie defensiv sein....Du sagst, dass du irgendwann zu uns stehen wirst und ich glaube dir. Verzeihst du mir....?" Seto wuschelte ihm durch die Haare und nickte. Joey jubelte und fiel ihm glücklich um den Hals. Der Brünette blickte mit dem Anflug eines Lächelns auf dieses selige Bündel in seinen Armen hinunter und erwiderte die Umschlingung. Sich zu entschuldigen war im Grunde nicht seine Art, aber der Blondschopf machte alles anders. In seiner Gegenwart musste er die Fassade des hartherzigen, eiskalten Geschäftsmannes nicht aufrechterhalten, weil der Jüngere den Menschen kannte, der sich hinter der Maske verbarg. Als sie sich voneinander lösten, leuchteten die braunen Augen verschmitzt und Kaiba verstand. „Es ist....?" „....Showtime, ganz genau! Die Umkleide ist nicht zu verfehlen und dein Kostüm liegt bereit. Für die Musik sorge ich. Bist du soweit?" „Ich....ich denke schon." Zehn Minuten später hatte Joey die Musikanlage in Betrieb genommen und die entsprechende CD gestartet. Das Gerät hatte eine Fernbedienung und momentan lief die Silberscheibe noch auf „Pause". Er setzte sich erwartungsvoll auf einen der Stühle vor der Bühne und rief: „Du kannst anfangen!" Wie auf Kommando hob sich der Vorhang und Seto trat nach vorne. Er trug eine weiße Marineuniform mit Kapitänsmütze und die Scheinwerfer tauchten seine Gestalt in ein rötlich schimmerndes Licht. Joey drückte auf „Play". Baby, take off your coat real slow And take off your shoes Der Meisterduellant begann, sich langsam und rhythmisch zu der Musik zu bewegen. Seine Hüften verfielen ins Kreisen und wiegten sich geschmeidig zu den Tönen aus den Lautsprechern. So ungewohnt es für ihn war, sich derartig zu präsentieren, eine Aufgabe war eine Aufgabe, und ein Seto Kaiba führte sie mit der nötigen Perfektion aus. Baby, take off your dress Yes, yes, yes You can leave your hat on You can leave your hat on You can leave your hat on Wie in Zeitlupe zog er sich die Handschuhe von den Fingern und warf sie achtlos neben sich. Die feingliedrigen Hände glitten über seine Schrittgegend und den Torso hinauf und während die Hüften weiter verführerisch hin und her geschwungen wurden, knöpfte er nach und nach die Uniformjacke auf und ließ einen Teil seiner weichen Haut sehen. Er griff nach der Mütze, wirbelte sie geschickt herum und warf sie schließlich in Richtung seines Liebsten. Go on over there Turn on the lights No all the lights Come back here Stand on this chair That‘s right Raise your arms up to the air Now shake `em You give me a reason to live You give me a reason to live You give me a reason to live Sweet darling Er strich sich sinnlich durch die Haare und zerzauste sie ein bisschen. Mit ausgreifenden Schritten, die dem Takt des Liedes folgten, marschierte er zu der Gogo-Stange hinüber, drehte sich um sie und ging dann, mit dem Rücken gegen die Stange gelehnt, aufreizend langsam in die Hocke, wobei er die Jacke endlich komplett öffnete und seinen Oberkörper freilegte. Mit einer Hand zog er sich wieder hoch, während die andere mit seinem Hosenbund spielte und über seine entblößte Brust wanderte, wo sie eine Weile bei der rechten Brustwarze verblieb, zur linken hinüberwechselte und zu guter Letzt lasziv über einen Oberschenkel strich. Joey hockte mit ausgedörrter Kehle vor der Bühne und konnte seinen Blick nicht von Seto lösen. Er sog sich förmlich an diesem Körper fest, der sich sowohl erotisch als auch ungemein ästhetisch seinen begehrenden Augen darbot und Schweiß trat ihm auf die Stirn. You can leave your hat on You can leave your hat on Feeling You can leave your hat on You can leave your hat on You can leave your hat on You can leave your hat on Die Jacke landete auf dem Boden. Mit dem Rücken zum Publikum, damit man endlich Gelegenheit hatte, seinen Hintern zu begutachten, fing Seto an, seinen Hosenknopf aufzumachen, verschränkte die Arme im Nacken, tanzte seitwärts und beschrieb mit seinem Becken nach vorne gerichtete Stöße, bevor er auch den Reißverschluss nach unten zog. Das erregende Kreisen seiner Hüften wiederholte sich; er umfasste die Stange erneut und leckte über sie hinweg als würde er....nun, als würde seine Zunge etwas anderes verwöhnen als kaltes Metall. Sein Gesicht hatte sich mittlerweile gerötet und seine Lippen schimmerten feucht. Die Hose wurde von den Beinen entfernt, rutschte hinunter bis auf die Knöchel und der Braunhaarige entstieg ihr. Alles, was er jetzt noch an hatte, war ein schwarzes, tangaähnliches Wäschestück. Es war vielleicht nicht ganz so freizügig, sparte aber genug Stoff aus, um Joeys Blutkreislauf noch stärker anzukurbeln. Ihm war beinahe unerträglich heiß und er verspürte ein sehnsüchtiges Kribbeln in sämtlichen Nervenzellen. Suspicious minds are talkin‘ Tryin‘ to tear us apart They don‘t believe in this love of mine They don‘t know I love you They don‘t know what love is They don‘t know what love is They don‘t know what love is I know what love is Sweet darling Der Siebzehnjährige verließ die Bühne und kam auf den Blonden zu. Dessen Hände krampften sich in die Stuhllehnen, als er sich über ihn neigte und ihm in die Augen blickte. Seto las Verlangen und aufrichtige Liebe in ihnen und die leidenschaftlichen Flammen, die in ihnen glommen, erregten ihn gleichfalls. Diese Augen waren von unbeschreiblicher Intensität, zärtlich und doch fordernd. Er streichelte über Joeys Brust und vernahm mit Freude ein gepresstes Keuchen. Die Finger glitten weiter hinauf, zeichneten die Konturen dieses Mundes nach, den er nach einigem Zögern sanft küsste, bevor er sich wieder von ihm entfernte. You can leave your hat on You can leave your hat on Feeling You can leave your hat on You can leave your hat on Er kehrte zur Bühne zurück, vollführte eine abschließende Drehung und sank auf die Bretter, wo er mit durchgebogenem Rücken und über dem Kopf platzierten Armen liegenblieb; eine Pose, die ihn aussehen ließ, als tauche er gerade aus den unwirklichen Höhen des Liebesspiels in die Tiefen der Realität ein. Er wirkte wie ein erschöpfter Liebender. Joey stoppte die CD und stand auf. Der Ältere tat es ihm nach und betrachtete ihn neugierig. Der Blondschopf flüsterte: „Du warst unglaublich. Ich wusste, dass du schön bist....aber dass du auch so verdammt sinnlich sein kannst, ist mir neu." Seine Stimme war heiser und verriet seine Erregung. Kaiba erschauerte lustvoll unter diesem rauchigen Bariton und es gelang ihm nur mit Mühe, sich von dem anderen loszureißen und in die Garderobe zu eilen. Er sammelte die Kleidungsstücke auf und entschwand. Der Sechzehnjährige wartete vor dem Lokal auf ihn und die frische Luft kühlte seinen erhitzten Körper. Bald darauf erschien sein Liebster fertig angezogen. Sie sahen einander an. Seto verband seine Finger mit denen von Joey und schob ihn behutsam gegen die Hauswand. Ihre Blicke versanken ineinander, verschmolzen zu einer untrennbaren Einheit. Ihr warmer Atem streifte die Haut des jeweiligen Gegenübers. Zaghaft knabberte der Brünette an der Unterlippe des Blonden, bat um Einlass, der ihm auch gewährt wurde. Ihre Zungen berührten sich, immer heftiger, immer leidenschaftlicher, immer inniger wurde der Kampf zwischen ihnen. Die Welt schrumpfte zur Bedeutungslosigkeit zusammen. Einzig der Mond beobachtete das junge Liebespaar, als es den bisher heißesten und verzehrendsten Kuss ihrer gemeinsamen Zeit tauschte. „Joey....mein Joey...." „Seto....mein Seto...." Kapitel 27: Zweite Woche, Sonntag (Teil 1) ------------------------------------------ Kapitel 14: Zweite Woche, Sonntag Mokuba gähnte herzhaft und wischte sich den Schlaf aus den Augen. Ein Blick auf seinen Wecker verriet ihm, dass es kurz nach Mitternacht war, also schon Sonntag. Er warf die Decke zurück und trottete davon in Richtung Toilette. Als er am Zimmer seines Bruders vorbeikam, hielt er inne, weil er merkwürdige Geräusche hörte. Er schlich auf Zehenspitzen näher, öffnete die Tür einen Spalt weit und linste vorsichtig hindurch. So entdeckte er Joey, der auf den Laken des großen Kaiba‘schen Bettes ausgebreitet lag; Seto beugte sich über ihn. Beide trugen nur ihre Pyjamahosen und waren mit etwas beschäftigt, das man im Allgemeinen als Petting bezeichnete. Der Junge wurde knallrot (was man wegen der Dunkelheit freilich nicht sah) und rannte wie die wilde Jagd ins Bad. Wow....die zwei wurden intim! „Gott, muss Liebe schön sein...." murmelte der Schwarzhaarige vor sich hin und fragte sich, was zu dieser Szene geführt haben mochte. Die Antwort darauf war höchst einfach. Joey und Seto waren nach dem Striptease noch ausgegangen. Der Blondschopf hatte den Älteren in die „Hölle" eingeladen und ein paar vergnügliche Stunden mit ihm verbracht. Sie hatten viel über gar nichts geredet, wie eben zwei Menschen, die sich vor lauter neu zu erkundender Vertrautheit und Verlegenheit nicht recht zu unterhalten wissen. Als sie gegen halb zwölf endlich in der Villa angekommen waren, wusch sich der Sechzehnjährige in einem der Badezimmer im Erdgeschoss, während der Brünette in dem Raum duschte, der direkt an sein Schlafzimmer angrenzte. Einige Zeit später hatten sie sich ins Bett gekuschelt und waren schweigend nebeneinander gelegen, bis der Firmenleiter sich mit dem Ellbogen auf dem Kissen abgestützt und seinen Schatz betrachtet hatte. „Du bist wunderschön, Joey. Weißt du das eigentlich....?" „Wenn du das sagst, muss es wohl wahr sein. Aber du bist auch schön, atemberaubend schön. Vor allem deine Augen. Ich liebe diese saphirblaue Farbe....und ihre Kraft und Ausstrahlung. So geheimnisvoll....mein Kater", hatte er mit einem verspielten Grinsen erklärt. „Hm....mein Hündchen...." „He?! Ich bin kein Hund!!!" Der Jüngere hatte sich auf ihn gestürzt und angefangen, ihn zu kitzeln. Sie waren auf der Matratze hin und her gerollt und die Nähe ihrer Körper hatte das Feuer dieses Abends erneut entfacht. In dieser Situation hatte Mokuba sie vorgefunden. Seto küsste sich zärtlich über die Halsbeuge des anderen bis zu einer der rosigen Brustwarzen und streichelte sie sanft, bis sie fest wurde und sich leicht aufrichtete. Er schloss seine Lippen um die Knospe und saugte behutsam an dem heißen Fleisch, was Joey ein Keuchen entlockte. Er strich seinem Liebsten durch das braune Haar, hob sein Kinn an, sodass der Siebzehnjährige sich von der Brustwarze lösen musste und zog ihn zu sich heran, um ihm einen leidenschaftlichen Kuss auf den Mund zu pressen. Ihre Zungen verfingen sich in einem betörenden Kampf und der Blonde schlang seine kräftigen Arme um Kaibas Nacken, um ihm noch näher zu kommen. Schwer atmend trennten sie ihre Lippen voneinander, die Gesichter gerötet. Der Meisterduellant sah ihn intensiv an und flüsterte sehnsuchtsvoll: „Joseph...." Nicht „Joey". Die Bedeutung, die in der Verwendung seines vollen Namens zum Ausdruck kam, beglückte den Blondschopf sehr. Er war als ebenbürtig akzeptiert, als der Mann, der er war, mit all seinen Ecken und Kanten. „Seto....Ich liebe dich...." Der Angesprochene ließ gerade seinen Kopf auf der muskulösen Brust seines koibito ruhen und lauschte seinem Herzschlag. Wohltuende Hitze umgab ihn und er genoss still ihre Zweisamkeit und ihre Intimität. Es war herrlich, Joey zu liebkosen und genauso schön war es, wiederum von ihm berührt zu werden....noch nie zuvor hatte er so etwas Überwältigendes empfunden. Er spürte, wie die schlanken Finger des Jüngeren langsam über seinen makellos geformten Rücken hinauf und hinab glitten und brennende Spuren auf seiner Haut hinterließen. »Oh....er ist ganz zärtlich zu mir....Ich bin ihm so nah....so nah wie noch keinem Menschen zuvor. Seine Wärme hüllt mich ein....ich rieche seinen Duft....frisch und ein wenig süß, wie der Sommer. Ich wusste gar nicht, dass man so fühlen kann....« „Ich liebe dich auch...." hauchte er verführerisch und verteilte glühende Küsse auf dem flachen Bauch seines Schatzes. Der Jüngere stöhnte genüsslich, richtete sich auf und begann, Setos Brustwarzen zu massieren. „Tut das gut....?" „....Ja....hm....mir ist so....heiß, Joey...." „Mir auch...." Ihre Lippen trafen sich in einem weiteren innigen Kuss und die Hand des Firmenchefs wanderte unter den Bund der Pyjamahose und verblieb auf dem knackigen Hintern. Ihre Zungen kosteten und schmeckten sich ohne Unterbrechung, nur zum Luftschöpfen lösten sie sich voneinander. Als die geschickte Hand des Brünetten Anstalten machte, das Kleidungsstück nach unten zu ziehen, hielt der Blonde ihn zurück. „Noch....noch nicht....Ich möchte damit noch warten. Ist das....okay?" „Natürlich. Wir sollten wirklich nicht so schnell....Komm her." Er streckte die Arme aus und sein Freund kuschelte sich an ihn. Kaiba schmiegte sich ebenfalls an den männlichen Körper, der eine so wunderbare Hitze ausstrahlte und breitete die Decke über ihnen aus. Eng aneinander gedrückt, schliefen sie schließlich ein, bis sie um neun Uhr von Mokuba geweckt wurden. „Guten Morgen, ihr zwei! Wie habt ihr geschlafen?" Er setzte dabei die unschuldigste Engelsmiene der Welt auf, blinzelte zu seinem Onii-san empor und sah überhaupt aus, als wäre er wirklich noch ein vollkommen unbedarftes, naives Kind, was erwiesenermaßen nicht ganz der Wahrheit entsprach. „Guten Morgen, Ototo. Du bist schon auf? Normalerweise habe ich sonntags meine liebe Not, dich um halb eins aus dem Bett zu befördern!" „Tja...." Der Zwölfjährige ließ sich nicht anmerken, dass er sich insgeheim gewünscht hatte, das Paar in einer etwas kompromittierteren Situation anzutreffen, vorzugsweise ohne Pyjamahose unter der Decke, aber offensichtlich waren sie doch nicht so weit gegangen wie von ihm angenommen. Das war fast....schade. »Warum beschleicht mich gerade das Gefühl, dass mein kleiner Bruder es faustdick hinter den Ohren hat?« »Ich finde, es wird Zeit, dass du das merkst!« »Dich gibt‘s immer noch!?« »Bilde ich mir das ein oder ist da eine Spur von Entsetzen in deiner Stimme?« »Nur eine Spur??« »Ach Seto-Baby, ich weiß doch, dass du mich magst! Versuch nicht, es zu verleugnen!« »Ich verleugne nicht das geringste!!!« »Aber klar doch, Zuckerhase! Übrigens ist Klein-Moki wirklich recht frühreif....« »Hör zu, ich hasse es, mich zu wiederholen: Nenn mich nicht Zuckerhase!!! Und woher willst du beurteilen können, wie frühreif Mokuba tatsächlich ist?« »Ich will Zuckerhase zu dir sagen dürfen! Wenn schon nicht Zuckerhase, dann vielleicht Knuddelbär???« Sein Gewissen umzubringen war juristisch keine strafbare Handlung, oder? »Ich habe mich mittlerweile an dein albernes ‚Seto-Baby‘ gewöhnt, also spar dir irgendwelche weiteren Spitznamen! Kein Zuckerhase - und erst recht nicht Knuddelbär!!!!« »Du bist so schrecklich humorlos, Seto-Baby! *schnief* Und wie frühreif dein Brüderchen ist, kann ich sehr wohl beurteilen, denn im Gegensatz zu dir kann ich die Gestalt sehen, die seine innere Stimme besitzt! Du würdest unter Garantie in Ohnmacht fallen!« »Er hat auch eine innere Stimme?« »Natürlich, wie jeder andere Mensch auf der Welt. Als Gewissen zu arbeiten, ist zwar ein verdammt lausiger Job, aber man kann‘s nun mal nicht ändern....Ach ja, was ich eigentlich sagen wollte: Warum hast du ihn nicht vernascht?!?! Das war doch die Chance!!! Gott, ich bin Achterbahn gefahren auf deiner Hormon-Rodelbahn und war total megahappy und dann....dann macht ihr einfach Schluss!!! Das ist Grausamkeit!!!« Kaiba betrachtete es als unter seiner Würde, darauf zu antworten. Joey war noch nicht bereit gewesen und er akzeptierte dies, zumal er im Nachhinein zu der Einsicht gekommen war, dass er im Grunde auch noch nicht so weit war. Zwar hatte er sich vorgewagt und die Initiative ergriffen, aber hauptsächlich deshalb, weil er seinen Liebsten so gerne überall berühren, ihn bis in jede Einzelheit erkunden wollte. Er lächelte leicht. Warum sollten sie es überstürzen? Sie hatten viel Zeit....Er blinzelte, als samtene Lippen die seinen küssten. „Guten Morgen, mein Schatz", nuschelte der Blondschopf, der erst jetzt richtig wach geworden war. Er begrüßte Mokuba und gähnte herzhaft. „Hast du was von Frühstück gesagt, Kleiner? Mit Tee und Brötchen und Erdbeermarmelade?" „Ja, genau, wie du es magst! Und Seto bekommt seinen starken Kaffee!" »Komm zum Punkt, Mensch!!« »Auf welchen Punkt?« fragte der Schwarzhaarige die mentale Stimme in seinem Kopf, die der seinen nicht sonderlich ähnlich war, denn sie klang männlicher als man erwarten würde. »Wolltest du sie nicht nach den Ereignissen von letzer Nacht ausquetschen?« »Hä?! NEIN!! Selbstverständlich nicht! Das ist ihre Privatsphäre und geht niemanden sonst was an!!« »Du bist manchmal so ein Heuchler....Wer ist denn hier enttäuscht, dass die beiden bloß Petting gemacht haben? Es tut euch Kindern einfach nicht gut, dass man euch schon in diesem zarten Alter aufklärt....und sowas nennen die Pädagogen anständigen Biologie-Unterricht!« »Abgesehen davon, dass ich mich mit Riesenschritten der Pubertät nähere, halte ich eine solche Art von Biologie für höchst nützlich. Erstens erspart das Seto die peinliche Aufgabe, die Erklärung selbst zu übernehmen und zweitens kann mich sowieso nichts erschüttern, seit ich weiß, dass ich einen schwulen Bruder habe!« »Stimmt, du bist erblich vorbelastet....vielleicht wirst du auch mal ein Homo?« »Wer weiß....« »Quetschst du sie jetzt aus?« »Wonach?« »Frag nicht so blöd - nach dem Striptease!« »Du bist wirklich pervers....« Die innere Stimme von Mokuba Kaiba rümpfte ihre Nase und erwiderte nichts darauf. Als geistige Instanz war sie für jeden außer ihrem Besitzer unsichtbar und das war eine sehr positive Tatsache, denn wie das Gewissen des Firmenchefs ganz korrekt vermerkt hatte, hätte so manch einen der Schlag getroffen, da die Gestalt von Mokis mentalem Ich nicht die eine Kindes war. Das junge Paar hatte inzwischen die jeweiligen Schlafanzughemden aufgesammelt, die neben dem Bett lagen, waren in ihre Hausschuhe geschlüpft und begaben sich Richtung Esszimmer. »Au Backe....« Wunderbar. Diese Merkwürdigkeit seines Bewusstseins hätte das Model beinahe vergessen. Warum konnte es....er....es - was immer - ihn nicht endlich in Ruhe lassen?! »Oh Gott!« Klang das wie ein Stoßseufzer? Aber nein, woher denn! »Joey-Schätzchen, es genügt vollauf, wenn du ‚du‘ zu mir sagst. Obwohl ich die Anrede als Gott äußerst schmeichelhaft finde!« »Das war anders gemeint....« »Komisch....irgendwie klingst du so resigniert....« »Ach nee! Was meintest du eigentlich mit ‚Au Backe‘?« »Mokis Gewissen. Der Junge hat‘s wirklich faustdick hinter den Ohren! Der wird später mal ein absoluter tougher Kerl....und süß obendrein!« »Woher willst du das jetzt schon wissen?!« »Ich sehe aus wie du und das Gewissen deines Geliebten sieht auch aus wie er. Das von Mokuba ist allerdings mindestens sechzehn!« »HÄ?!?!« »Nun bist du platt, was?« Sie setzten sich um den Tisch, wo ein reichhaltiges Frühstück seinem Verzehr harrte. Seto war ganz Gentleman und rückte seinem koibito den Stuhl zurecht. Sie aßen eine Weile schweigend und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, insbesondere der Brünette. Obgleich er sie verdrängt hatte, nagte die Eifersucht wegen des Schauspielkollegen nach wie vor an ihm und er bevorzugte klare Verhältnisse. So belanglos wie möglich erkundigte er sich: „Wie war eigentlich deine Verabredung mit diesem Kollegen?" „Eh? Die mit André?" »Aha....er nennt ihn also beim Vornamen....« „Ja. Er scheint viel Geld zu haben, wenn er es sich leisten kann, dich in die ‚Hölle‘ einzuladen." „Er ist in seinem Heimatland ein berühmter und gefragter Jungschauspieler. Er hat als Model angefangen, deswegen ist er bei uns in der Modelszene auch relativ bekannt. Er hat einen exzellenten Geschmack und ist sehr nett. Hinreißendes Lächeln und viel Charme. Kein Wunder, dass ein Haufen Mädels auf ihn fliegen! Die Ärmsten! Er hat sich in Frankreich noch nicht in der Öffentlichkeit geoutet....das wird für seine Verehrerinnen ein schwerer Schock sein, falls er es tatsächlich macht. Bei seiner Rückkehr aus Japan wollte er das tun. Ziemlich mutig von ihm, aber bewundernswert." „Weniger bewundernswert, da man im Westen die Homosexualität zwar mit argwöhnischen Augen betrachtet, aber längst nicht so konservativ ist wie bei uns. In den USA ist so etwas zum Beispiel schon fast alltäglich." Joey hob eine seiner elegant geschwungenen Brauen und verstrich Marmelade auf seinem Brötchen. Er biss ab, kaute, schluckte und leckte sich in einer absichtlich verführerischen Geste den Rest der Marmelade von den Lippen. „Es gefällt dir wohl nicht, wenn ich dir was von anderen Männern vorschwärme, he? Du warst doch nicht etwa eifersüchtig, Darling?" Dem Älteren schoss ungewollt das Blut in die Wangen. Er schüttelte den Kopf und gab schroff zurück: „Natürlich nicht!! Es hat mich lediglich interessiert, was für ein Typ dein Kollege ist, sonst nichts. Es ist ja nicht verboten, ein bisschen über deinen Umgang zu erfahren, immerhin bin ich dein fester Freund." Die Betonung, die Kaiba auf die Worte „fester Freund" legte, brachte den Jüngeren zum Schmunzeln. Er durchschaute den anderen ohne große Anstrengung und erkannte deutlich, dass dieser entgegen seiner Beteuerung eifersüchtig gewesen war. Für ihn ein neuerlicher Beweis seiner Liebe zu ihm, denn man wurde nicht eifersüchtig, wenn einem die betreffende Person, um die es sich handelte, nicht viel bedeutete. Ein wenig versonnen erinnerte er sich an den Sonntag vor einer Woche, an dem sie sich gestritten hatten und dann einander im Schwimmbad begegnet waren. Damals hatte er sich eingestanden, dass er in den Jungmillionär verliebt war - und nun waren sie ein Paar! »Jawoll! Los, das ist die Gelegenheit! Marschier rüber zu ihm und küss ihm den Verstand weg! Er hat schließlich zugegeben, eifersüchtig gewesen zu sein, indem er es nicht zugegeben hat!« »Deine Logik ist katastrophal unnachvollziehbar, weißt du das?« »Meine Logik ist bloß zu hoch für dich!« »Ich bin du! Willst du mich beleidigen?« »Mist, das hab ich vergessen....Also, ich meine, diese Art von Rechtfertigung lässt automatisch auf‘s Gegenteil schließen! Das ist absolut süß, darum solltest du ihn küssen!« »Vor Mokuba?? Bist du verrückt?!« »Wo liegt das Problem? Der verkraftet das schon, immerhin weiß er, dass ihr beide vom anderen Ufer seid! Let‘s kiss, Baby!« »Du denkst nur an das eine....« »Gar nicht wahr! Ich denke nicht nur ans Küssen, sondern auch an Se....« »....to.« »????« »Du denkst an Seto. Das wolltest du doch hoffentlich sagen?!?!« Die Tonlage verriet, das eine anders geartete Antwort von dem Sechzehnjährigen nicht erwünscht war. »Äh....gibt es für deinen Mörderblick in meine Richtung irgendeinen Grund? *schwitz*« »Wie kommst du darauf....?« Joey beendete den Disput mit seinem Gewissen und überlegte. Na ja, gegen ein kleines Küsschen war nichts einzuwenden....Er erhob sich von seinem Platz, schwang sich auf den Schoss des Meisterduellanten und flüsterte zärtlich: „Du warst eifersüchtig, habe ich nicht recht? Deine Augen haben es mir bewiesen. In ihnen war nämlich die Wahrheit zu lesen. Hast du vergessen, dass du deine Maske mir gegenüber nicht mehr trägst? Ich kenne dich." Er neigte sich vor und liebkoste diesen betörenden Mund, dessen samtene Weichheit ihn jedesmal aufs Neue überraschte. Kaiba ließ sich nicht lange bitten und brachte seine Zunge ins Spiel. Der Blonde war ein bisschen überrumpelt, beteiligte sich aber bald an dem leidenschaftlichen Kampf zwischen ihnen, was sein Innerstes zum Jubilieren animierte. »YEAH!! Gut so, Joey-Schätzchen, gut so!« »Oh Mann, jetzt wird‘s schmalzig....« murmelte Mokuba mental, was er wohl hätte unterlassen sollen, da sein äußerlich sechzehnjähriges Gewissen sofort darauf ansprang. »Tu doch nicht so, Moki! Dir gefällt das! Du hast dir doch immer gewünscht, dass dein Bruder jemanden findet, der ihn glücklich macht!« »Habe ich dich um deine Meinung gebeten?« »Nein. Wann hättest du das je getan? Du brauchst mich nicht darum zu bitten, du kriegst meine Meinung auch so zu hören!« »Halleluja....« »Weißt du, Moki-chan, für einen Zwölfjährigen bist du viel zu sarkastisch. Liegt wohl in der Familie....Musst du dich unbedingt wie Seto benehmen?!« »He, ich bin immer noch ein Kaiba!« »Armes Kind....« »Kann man dich nicht abschalten?!« „Mmmm....ein Kuss, der nach Erdbeermarmelade schmeckt. Aber ich sollte mich allmählich um dieses lästige Problem mit Miller kümmern. Allerdings habe ich immer noch keinen Plan. Dennoch wäre ein erster Gegenschlag nicht schlecht...." „Das ist aber gar nicht mehr nötig. Ich habe nämlich bereits einen ersten Gegenschlag in die Tat umgesetzt, mein Schatz!" „Du....hast was?" Lachend berichtete Joey von seiner Räumungsaktion und Seto lauschte ihm interessiert. Sein Ototo hockte daneben, mampfte ein mit Nussnougatcreme bestrichenes Brot und bekam immer größere Augen, während der Blonde erzählte. Als er fertig war, applaudierte der Braunhaarige mit zufriedenem Gesichtsausdruck. „Ich bin sehr überrascht, positiv überrascht, natürlich. Ich wusste ja, dass man dir eine Menge zutrauen kann, aber das....Ich bin beeindruckt, wirklich. Wohin hast du die ganzen Möbel und das übrige Interieur bringen lassen?" „Vorläufig mal in deine Ferienresidenz. Der Sohnemann und sein Herr Papa waren nicht sonderlich entzückt von meinem Auftauchen. Vielleicht klingt das albern, doch es hat Spaß gemacht, diesem Widerling eins auszuwischen! Du hättest sein Gesicht sehen sollen! Er war total fassungslos! Einfach fabelhaft!" „Er hat dich unterschätzt. Ein Fehler, den auch andere begangen haben....ich zum Beispiel. Es gab eine Zeit, da warst du für mich nicht mehr als ein nervtötendes Insekt, das man zertreten kann, damit man seine Ruhe hat....aber du hast mir immer wieder getrotzt. Deine Willenskraft war unglaublich und ein ziemliches Ärgernis für mich. Ich habe dich ebenfalls unterschätzt und dachte, mit dir könne ich leicht fertig werden. Ich habe mich getäuscht - sehr sogar. Ich glaube, du könntest mir im Kampf gegen Miller & Miller tatsächlich eine echte Hilfe sein." „Das ist nett von dir, danke. Weißt du....ich habe mich auch in dir getäuscht. Klar, da ist einmal der kalte, unnahbare und harte Geschäftsmann, aber dass sich dahinter ein Mensch verbirgt, der so viel Liebe verdient hat wie du....du bist so einsam gewesen, Seto. Den Mann zu begreifen, der du bist und deine verborgenen guten Seiten kennen zu lernen, das ist eine Erfahrung, die mir äußerst wertvoll ist. Ich verstehe nichts von Aktien und Marketing, aber ich besitze gesunden Menschenverstand. Ich will versuchen, dir eine Hilfe zu sein." „Jaja, aber jetzt will ich nichts mehr von der Firma hören!" mischte sich Mokuba energisch ein. „Heute ist Sonntag! Unternehmen wir doch was zusammen! Es ist so schönes Wetter draußen! Ich hab‘s! Können wir nicht Serenity anrufen und sie einladen? Und dann machen wir ein Picknick im Park, alle gemeinsam! Ist das eine Idee? Bitte, bitte!" »Okay, Moki! Augen rund und groß machen....ein bisschen mit der Lippe zittern....perfekt! Das ist der treuherzige Hundeblick! Attacke starten!« »Wer bist du, ein Feldwebel?« »Frag nicht! Tu, was ich dir sage! Du weißt genau, dass dieser Blick einfach jeden weich kocht!« Und zu Recht. Nachdem der Schwarzhaarige die beiden Älteren mit seiner Geheimwaffe attackiert hatte, war der Ausflug beschlossene Sache. »Der kriegt dich doch jedesmal rum, Seto-Baby!« »Das ist mir auch klar! Ich bin einfach machtlos gegen diese Augen....« »Hundeaugen, he? Die Assoziation mit Joey drängt sich auf! Kein Wunder, dass du davon weich wirst wie Butter in der Sonne, mein Zuckerhase!« »NENN MICH NICHT ‚ZUCKERHASE‘!!!!« Kaiba: *deathglare* Autumn: Äh...stimmt was nicht, Seto? *schwitz* Kaiba: Erklär's mir nochmal, in der Stunde muss ich gefehlt haben. Warum haben wir ein Gewissen?! Autumn: Um den Unterschied zwischen dem aufzuzeigen, was ihr sagt und was ihr fühlt. Ganz einfach. Du darfst dir dein Gewissen übrigens als eigenständigen - wenn auch unsichtbaren - Charakter vorstellen, der eben nur zufällig genauso aussieht wie du! Er erscheint immer dann, wenn er es für nötig hält!^^ Kaiba: Und wenn ich es NICHT für nötig halte?! Setos Gewissen: Du wirst gar nicht gefragt, Baby!^^ Übrigens, wer mehr über mich und meine Kollegen im Geiste erfahren möchte, schaut bitte in den Charakterguide! Autumn: Jungs, seid ihr fertig? Ich möchte noch ein Kapitel hochladen... Kaiba: Das verbiete ich! Autumn: Wieso??? Kaiba: Es endet...*Setos Gewissen ihm den Mund zukleb* Autumn: Das geht noch niemanden was an! *nächstes Kappi holen geht* Kapitel 28: Zweite Woche, Sonntag (Teil 2) ------------------------------------------ Kapitel 14, Zweiter Teil: Zweite Woche, Sonntag Der Anruf bei Serenity war schnell erledigt und das Mädchen sagte begeistert zu. Man holte sie bei ihrer Mutter ab und Mrs. Wheeler hatte für ihren Sohnemann und seinen Freund nebst brüderlichem Anhang einen Picknickkorb vorbereitet, ungeachtet der Tatsache, dass Mokuba schon einen solchen auf dem Schoß hatte und ihn eifersüchtig bewachte. „Mama, wer soll das alles essen, frage ich mich?!" „Na, du und Seto-san, Mokuba-chan und deine Schwester. Wer denn sonst? Du futterst doch ohnehin immer viel zu viel! Darfst du dir das als Model eigentlich erlauben?" „Ich habe schon eine gute Figur! Außerdem steht mir der Schlankheitswahn bis hier! Solange ich mein Gewicht halte, ist alles in Ordnung, das sagt auch Catherine. Trotzdem glaube ich, dass du uns mit ein paar neunköpfigen Raupen verwechselst! Na ja....wenn du deine unnachahmlichen Sandwiches eingepackt hast, verzeihe ich dir!" „Nun, dann dürfte mir die Absolution erteilt sein! Viel Spaß!" Das silberweiß lackierte Auto der Marke Rolls Royce (dafür musste ich im Duden nachschlagen *drop*) mit einem winzigen Blue Eyes White Dragon auf der Kühlerhaube setzte sich in Bewegung und Kaiba, die Hände sicher am Lenkrad, fuhr Richtung Stadtpark. Er war lässig gekleidet, in Jeans und T-Shirt, was man an dem Firmenchef wahrlich nicht oft sah. Joey auf dem Beifahrersitz genoss es sichtlich, dass den Passanten die Augen aus dem Kopf fielen, sobald der Wagen an ihnen vorbei rauschte. Ohne materiell sein zu wollen, aber es hatte doch etwas für sich, mit einem Millionär liiert zu sein! Er verdiente in seinem Job zwar auch nicht gerade schlecht, aber eine Garage voller Autos hatte er noch nicht vorzuweisen. Er lehnte sich zurück und blinzelte in den Sonnenschein. »Hm....ich bin glücklich. Aber es ist ein merkwürdiges Gefühl, dass das Schulprojekt morgen in die letzte Woche übergeht. Wir sollten endlich mal mit dem Bericht anfangen....immerhin haben wir nur noch fünf Tage, denn das Wochenende wird ja diesmal nicht mehr mitgezählt. Ob ich mich vielleicht bei Mrs. Sagami bedanken sollte? Klar, ich fand das Experiment mit dem Existenzentauschen im Grunde total bescheuert, aber mittlerweile habe ich meine Meinung geändert - schließlich habe ich dadurch den wahren Seto Kaiba kennen und lieben gelernt. Ohne ihre fixe Idee wäre es nie dazu gekommen....Die bisherige Bilanz: Zehn Tage waren nötig, um zueinander zu finden und vier Tage sind wir jetzt schon ein Paar, den heutigen mit eingerechnet. Ja. Ich bin glücklich.« bekräftigte er sein Urteil vom Anfang noch einmal und blickte zu seinem Schatz hinüber, der sich auf den Verkehr konzentrierte. Plötzlich jedoch stieß er einen Fluch aus und trat mit Karacho auf die Bremse. Reifen quietschten und der Inhalt des Wagens, bestehend aus Joey, Serenity, Mokuba und zwei Picknickkörben, wurde gründlich durcheinandergeworfen, nur der Firmenleiter blieb unverrückbar auf seinem Platz sitzen. „Habe ich euch nicht gesagt, ihr sollt euch anschnallen!!!" zischte der Brünette und sprang ins Freie. Es hatte zwar keinen Zusammenstoß gegeben, aber dafür war dem Meisterduellanten das Auto bekannt, das ihnen auf so regelwidrige Weise den Weg abgeschnitten hatte. „Miller!! Was fällt Ihnen ein?! Sie können Ihrem Schutzengel für Finanzen danken, dass Sie meinem Rolls Royce keine Schramme verpasst haben, sonst hätte ich Sie verklagt!" „Ich bin entzückt, Sie in bester Verfassung anzutreffen, Kaiba. Ich darf Ihnen gratulieren!" Der kalte, abweisende Ton seiner Stimme strafte diese Ankündigung Lügen. Souichi Miller, in eine elegante Kombination aus Rot und Weiß gewandet und trotz vormittäglicher Stunde wie aus dem Ei gepellt, stand vor ihm wie der Rachegott persönlich. „Ihr kleiner Helfer hat es geschafft, mich zu beleidigen und mich in höchstem Grade zu verärgern! War es Ihre Idee, mein Büro ausräumen zu lassen?" „Nein, seine eigene. Aber wenn es darum geht, können Sie es ihm gleich selbst sagen." Joey interpretierte das als sein Stichwort und stieg aus der Luxuskarosse. Er stellte sich neben seinen Schatz und fragte höflich, aber kühl: „Was wollen Sie?" „Ich betrachte Ihre Einmischung als Kriegserklärung, Mr. Wheeler. Es hat mich einen beträchtlichen Teil meines Vermögens gekostet, sämtliche Kaiba-Aktien zu erwerben und ich werde mich nicht von Ihnen und Ihrem Vorgesetzten von der Spitzenposition vertreiben lassen, die ich mir erarbeitet habe!" „Sie meinen wohl, die Position, die Sie sich erkauft haben?" erwiderte der Jungmillionär sachlich und stemmte eine Hand in die Hüfte. „Hören Sie, Miller: Ich habe meine Firma noch nicht aufgegeben und ich werde mir nicht von einem ungebildeten Kleingeist wie Ihnen das zerstören lassen, was ich aufgebaut habe. Sie kennen das Ergebnis der Pressekonferenz. Ich habe Ihnen den Kampf angekündigt und beabsichtige, ihn auch zu gewinnen. Bald schon werden Sie und Ihr Vater nichts weiter sein als eine weitere vernichtete Existenz im Archiv der Kaiba-Corporation!" „Bedauerlich, dass ich Ihre Ansicht nicht teile!" „Es ist nicht meine Schuld, wenn Sie dafür keinen Verstand besitzen. Ich pflege nicht zu scherzen, Miller! Sie sollten besser sehen, dass Sie Ihre Niederlage eingestehen, solange Sie es noch können, denn ich werde Sie zermalmen!" „Das wird sich zeigen! Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Wir werden um Ihre Firma spielen!" „Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst? Wenn Sie jemanden zum Spielen suchen, sollten Sie bei einem Kindergarten anfragen, vielleicht nimmt man Sie noch auf!" „Seien Sie nicht so herablassend. Ich spreche von einem Spiel, das wir beide recht gut beherrschen: Duel Monsters." „Ein Duell?!" „Genau. Der Termin ist für kommenden Freitag festgesetzt. Es ist eine öffentliche Veranstaltung in Ihrem eigenen Duellanten-Stadion. Ein bisschen Publikum schadet nie, meinen Sie nicht auch? Ich stelle nur eine Bedingung: Sie duellieren sich mit einem Partner." „Einem Partner!?" „Richtig. Mein Vater ist als Geschäftsmann vielleicht nicht mehr so gewieft wie früher, aber was Duel Monsters angeht, so ist er in der Senioren-Klasse nach wie vor einer der Besten. Daher werde ich mit ihm antreten. Der Einsatz ist klar: Die Partei, die verliert, verliert auch die Firma! Nehmen Sie die Herausforderung an?" Seto biss sich auf die Lippen, um seinen Zorn unter Kontrolle zu bringen. Was erlaubte sich dieser Lackaffe?! Glaube er wirklich, er und sein hirnloser Vater wären in der Lage, ihn zu schlagen?! Ihn, Seto Kaiba?! Besser hätte es gar nicht kommen können! Spätestens am Freitag würde er also seine Firma zurückhaben, denn dass er siegen würde, stand für ihn von vornherein fest. Ein selbstzufriedenes, arrogantes Lächeln zog seine schönen Lippen auseinander. „Ich nehme an, Miller. Aber seien Sie versichert, dass ich Sie nicht schonen werde. Es wird mir ein Vergnügen sein, Sie in der Arena auszulöschen!" Souichis himmelblaue Augen verengten sich zu Schlitzen, als er den Händedruck erwiderte, der die Abmachung bekräftigte. Trotz seines düsteren Blicks lächelte er zurück und Joey, der das gesamte Gespräch bisher mit gemischten Gefühlen verfolgt hatte, spürte plötzlich, wie ein Schauer über seinen Rücken rann. Miller wirkte sehr sicher....ZU sicher. Fast so, als wüsste er, dass sein Gegner verlieren würde....Er schüttelte sich und verdrängte diesen unsinnigen Gedanken aus seinem Kopf. Sein Geliebter war ein glänzender Duellant und wem außer Yugi - und ihm! - war es bislang geglückt, ihn zu besiegen? Es war albern, auch nur den geringsten Zweifel an seinem Triumph zu hegen! „Dann also auf Wiedersehen, Kaiba. Seien Sie nicht zu enttäuscht, wenn Sie verlieren." Er kehrte zu seinem Cabriolet zurück und fuhr hupend davon, als wolle er seinen Rivalen verhöhnen. Sie setzten ihren Weg Richtung Park fort, aber das unerwartete und recht unliebsame Zusammentreffen mit dem anderen Millionär hatte die Stimmung merklich gedrückt. Die beiden jüngeren Geschwister schwiegen und auch die zwei Älteren sprachen kein Wort miteinander....es war, als hätte sich plötzlich eine Wolke vor die Sonne geschoben. Allen schien die richtige Begeisterung zu fehlen, als sie an ihrem Ausflugsziel ankamen und sich einen schönen, windgeschützten Platz für ihr Picknick auswählten. Der quirlige Schwarzhaarige vergass seinen Unmut jedoch rasch, als er die köstlichen und appetitanregend zusammengestellten Sandwiches von Mrs. Wheeler auspackte und genüsslich in eines hineinbiss. Es schmeckte ihm ausgezeichnet und Serenity ließ sich von seiner wiedergekehrten guten Laune anstecken. Das Mädchen hatte selbstgemachte Reisbällchen mitgebracht und verteilte sie nun an die Anwesenden. Das junge Paar speiste still, während Mokuba sich angeregt mit der Vierzehnjährigen unterhielt. „Hör mal, Seto....ich weiß ja, dass du dich ärgerst, aber diesen aufgeblasenen Mistkerl zu schlagen dürfte für dich doch keine Schwierigkeit darstellen. Du hast schon andere Spitzenduellanten aus der Arena gepustet und den wirst du auch schaffen!" „Darum geht es nicht. Er erwartet von mir, dass ich mit einem Partner gegen ihn antrete. Eine derartig lächerliche Bedingung musste ich noch nie eingehen." „Wo liegt das Problem? Du hast einen Partner - mich!" Der Brünette zog eine Augenbraue nach oben und runzelte anschließend die Stirn. Seine ganze Miene drückte Ablehnung aus und der Blondschopf schluckte unbehaglich. Sein Gegenüber goss sich etwas Orangensaft in sein Glas und trank einen Schluck. „Nein." sagte er dann. Sein Freund meinte einen Moment, sich verhört zu haben, aber die ernsten Saphire, die ihn anstrahlten, belehrten ihn eines besseren. „Nein....?" wiederholte er mühsam. „Was soll das heißen?" „Es handelt sich bei diesem Duell um eine äußerst wichtige Konfrontation. Ich benötige dafür einen Partner, der sich nicht nur auf sein Glück verlässt, sondern der etwas kann." „WAS?!?! Ich kann etwas, das weißt du ganz genau!! Ich bin ein sehr guter Duel-Monsters-Spieler und ich habe dich sogar einmal geschlagen!!" „Ja, einmal. Aber einmal ist keinmal. Vergiss nicht, wie oft ich dir eine Niederlage zugefügt habe. Ein einziger Sieg kann das kaum aufwiegen. Außerdem hattest du auch damals nichts weiter als ein unglaubliches Glück! Ich kann es mir nicht leisten, bei diesem Duell einen Partner zu haben, dessen Können nicht ausreicht. Das ist zu riskant." Der Sechzehnjährige war sprachlos. Eine Woge heißer Wut wallte in ihm hoch und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er rang mit sich und presste in unheimlich ruhigem Ton hervor: „So siehst du....das also? Du wagst es, mich so zu beleidigen?! Habe ich dir nicht endlich bewiesen, wozu ich fähig bin!? Ich war Zweiter im Königreich der Duellanten und bin ins Finale des Battle-City-Turniers gekommen! Geht das nicht in deinen verdammten Dickschädel?! Ich wäre dir ein hervorragender Partner und ich würde dir gerne dabei helfen, diesen Idioten von Miller in die Knie zu zwingen!!" Gegen Ende seiner Rede war er immer lauter geworden, sodass Serenity und Mokuba ihren Dialog unterbrachen und gespannt beobachteten, wie sich eine unheilvolle Atmosphäre zwischen ihren beiden Brüdern aufbaute. Kaiba hatte sich erhoben und erklärte gereizt: „Jetzt sei nicht kindisch! Du weißt ganz genau, dass man unser Duellniveau unmöglich miteinander vergleichen kann. Außerdem findet der Kampf unter den Augen der Öffentlichkeit statt! Wie stehe ich da, wenn ich einen drittklassigen Spieler wie dich als meinen Partner ankündige? Du....oh! Oh....!" Er hatte in einiger Entfernung einen Mann erkannt, dessen Person ihm nicht fremd war und dem zu begegnen er absolut nicht wünschte. „Komm mit, Ototo!" Er griff nach der Hand des Jungen und verschwand mit ihm in eiligem Tempo aus der Parkanlage. Der Kleine wusste nicht recht, wie ihm geschah und stolperte verwirrt hinterdrein. Joey starrte perplex und bebend vor Zorn hinterdrein und beäugte misstrauisch den Herrn, der sich ihnen näherte. Er trug einen englischen Anzug mit Krawatte und eine Kamera baumelte um seinen Hals. Das Model erkannte ihn gleichfalls, da dieser Mann ab und zu Berichte in Modezeitschriften veröffentlichte. Sein Hauptgebiet war allerdings alles, was mit dem Kaiba‘schen Imperium zu tun hatte und seine Klatschgeschichten verkauften sich wie geschnittenes Brot, obwohl die meisten seiner Artikel Halbwahrheiten, Lügen oder Schöpfungen seiner eigenen Fantasie beinhalteten. Sein Name war Kagashi und er wurde von vielen Prominenten in Domino gefürchtet. Er grüßte den Blonden im Vorbeigehen, da er bereits einmal ein Interview mit ihm geführt hatte, aber sein Grinsen war mehr als unsympathisch. „War das nicht dieser Reporter, den du nicht magst?" erkundigte sich seine Schwester. „Und wo sind Kaiba-san und Moki-chan hingegangen? Warum sind sie so plötzlich verschwunden?" „Das würde mich auch interessieren." würgte er zwischen knirschenden Zähnen hervor. Sie sammelten die Reste des Picknicks ein und begaben sich mit den Körben zum Parkplatz - nur um festzustellen, dass der Rolls Royce sich in Luft aufgelöst hatte. „Sie....sind weg....ganz weg, meine ich", murmelte das Mädchen erstaunt, als könne es diese Tatsache nicht fassen. Ihr Blick wanderte bestürzt und ein wenig ängstlich zu ihrem Bruder hinüber, der noch wütender zu sein schien als vorhin. »So!!! Jetzt hat er uns auch noch sitzengelassen!! Was denkt er sich eigentlich?! Na warte, das wirst du büßen!! Ich lasse dich nicht einfach so davonkommen!! Du wirst mir Rede und Antwort stehen für dein unmögliches Verhalten!! Wehe dir, wenn du keine gute Erklärung hast - DANN GNADE DIR GOTT, SETO KAIBA!!!« Er reichte Serenity den zweiten Korb und rauschte davon, mit ausgreifenden, energischen Schritten. Sie blieb zurück und seufzte. »Jetzt möchte ich nicht in Kaiba-sans Haut stecken....« Joey stürmte zur Villa und betätigte den Klingelknopf ungefähr sechsmal. Die Stimme von Roland meldete sich durch die Sprechanlage. „Wer ist da?" „Fragen Sie nicht so blöd!!! Ich bin es, Ihr momentaner Chef!!! Machen Sie das Tor auf und lassen Sie mich rein!!!" Im Zorn war der Sechzehnjährige ein Gegner, dem man nicht widersprach, nicht einmal, wenn er einem nicht gegenüberstand. Roland, der den ehemaligen „Feind" seines Arbeitgebers durchaus mochte und zudem an das Gehorchen gewöhnt war, öffnete sofort. „Guten Tag, Sir. Mr. Kaiba ist schon vor Ihnen zurückgekehrt, zusammen mit Master Mokuba. Darf ich fragen, wie der Ausflug war?" „Nein, Sie dürfen nicht!! Wo steckt dieser arrogante Pinkel?!" „Mr. Kaiba befindet sich in seinem Büro. Soll ich Sie anmelden, Sir?" „Sein Büro ist laut des Schulprojekts vorläufig mein Büro!! Und ich werde jetzt ein ernstes Wort mit Mr. Kaiba wechseln - genaugenommen sogar zwei, drei, vier ernste Worte!!" Er rannte los und donnerte durch die Flügeltür wie ein Tornado. Seto, der gerade an seinem Laptop sass und irgendein Dokument abtippte, wandte ihm seine Aufmerksamkeit zu. Er wirkte völlig gelassen und das brachte den Blonden noch mehr in Rage. „Was willst du?" „Was ich will?!?! Eine Antwort!! Lassen wir mal deine bescheuerte Einstellung im Bezug auf meine Duellfähigkeiten außen vor - warum bist du abgehauen und hast Serenity und mich sitzengelassen?!?!" „Kagashi." „Der ist mir auch aufgefallen!! Wolltest du nicht, dass er uns beide zusammen sieht?!" „Korrekt." „Was soll der Schwachsinn?! Was ist dabei, wenn zwei Freunde gemeinsam picknicken?! Glaubst du allen Ernstes, der hätte dir auf der Stelle eine homosexuelle Neigung angedichtet?!" „Nein. Aber in Anbetracht deines Rufes als Model, das auch für erotische Fotos posiert, ist mir nicht anderes übriggeblieben. Das allein hätte ihm genug Stoff für zwielichtige Vermutungen geliefert, die er allesamt in einem anrüchigen Artikel in einer noch anrüchigeren Zeitung veröffentlicht hätte." „....Soll das heißen....ich bin....dir....peinlich....?" Die nachfolgende Stille war lähmend und lag schwer wie ein Fuder Steine auf den zwei jungen Männern im Raum. Nach einer Weile erklangen wieder Tippgeräusche und der Firmenchef arbeitete unbekümmert weiter, als wäre nichts passiert. Joey atmete tief ein und aus, ein heftiges Zittern überlief seinen Körper und sein Geduldsfaden, ohnehin schon dünn und nicht sonderlich strapazierfähig, zerriss endgültig. Er marschierte auf den anderen zu, klappte den Laptop zusammen ohne Rücksicht auf die schlanken Finger zu nehmen, die noch mit der Tastatur in Kontakt waren und demzufolge eingeklemmt wurden und funkelte den Älteren erbost an; die braunen Augen glühten wie die Lava eines kurz vorm Ausbruch befindlichen Vulkans. „Aua!! He, was soll das!?" „WAS DAS SOLL?!?! DAS FRAGST DU MICH?!?! ICH BIN DIR ALSO PEINLICH, JA?! DESWEGEN HAST DU MICH SITZENGELASSEN?!?! WEIL MEIN IMAGE NICHT SO PERFEKT UND REIN UND IDEAL IST WIE DEINES UND DIE PRESSE ES NEGATIV AUFFASSEN KÖNNTE, DASS DU DICH ÜBERHAUPT MIT MIR ZEIGST?!?!" „Ich bin nicht taub, Joey. Versuch bitte, dich ein wenig zurückzuhalten. Und brüll nicht so! Ich möchte es vermeiden, deinetwegen einen Gehörsturz zu erleiden." „Was soll dieses Gequatsche?!?! Am Donnerstag war es für dich auch kein Problem, in der Öffentlichkeit mit mir spazierenzugehen!!" „Es war ja auch kein Reporter anwesend." „Solange also kein Pressefritze da ist, der eventuell was Falsches über dich und mich schreiben könnte, ist es okay - nur sobald es riskant wird und dein glanzvolles Image bedroht ist, ist‘s aus und vorbei mit der Liebe, oder was!?!" „Das ist momentan die beste Lösung. Ich habe dir doch erklärt, dass ich noch nicht dazu bereit bin, unsere Beziehung öffentlich zu machen." „Aber das heißt nicht, dass du mich einfach so sitzenlassen kannst, ohne was zu sagen!! Na schön, ich mache erotische Fotos, aber das ist nun mal ein Teil meines Jobs!! Das ist kein Grund, mich zu verleugnen!!" „Kommt darauf an, wie man es betrachtet. Ich empfinde deine Bilder als sehr ästhetisch...." „Sie sind es auch, Catherine ist schließlich keine Porno-Fotografin!!" „....aber die japanische Gesellschaft sieht das anders. Du magst beliebt sein, aber deine Kritiker führen immer den erotischen Aspekt deiner Arbeit an, wenn sie gegen dich zu Felde ziehen. Du bist nicht unbekannt, vor allen Dingen nicht der Presse und daher...." „....und daher ist es dir peinlich, mit mir gesehen zu werden!?! Klar, natürlich, ich passe ja auch nicht zu deinem vollendeten Image des unerschütterlichen, fleißigen, strebsamen Jungunternehmers, der so großartig und perfekt ist, dass es wehtut!! Ein Kerl, der vor lauter Perfektionsdenken nicht dazu kommt, menschlich zu sein - so menschlich etwa wie der Mann, mit dem man eine dauerhafte Beziehung eingehen könnte!! Und dann dein blödes Gewäsch von wegen, dass ich mich immer nur auf mein Glück verlasse und als Duellant nichts tauge und nicht dein Partner sein kann....Ich hab‘s satt, verstehst du!?! SATT!!!" Er knallte seine Faust auf den Schreibtisch und der Brünette begriff, dass Joey diesmal wirklich über die Maßen angefressen und stinksauer war. Es handelte sich nicht um einen seiner berühmt-berüchtigten Wutausbrüche, in denen sein Temperament mit ihm durchging, sondern er war tatsächlich verletzt und traurig, Gefühle, aus denen ebensoviel Zorn erwachsen konnte wie aus seinem feurigen Wesen. „Ich hatte gehofft, mit dir zusammen zu sein, wäre möglich!! Ich wollte darauf vertrauen, dass ich mit dir leben könnte!! Aber es funktioniert nicht!! Der Geschäftsmann in dir kommt immer zuerst! Er wird dir immer wichtiger sein als der Mensch, der du bist! Dann folgt Mokuba, deine Firma, dein Ansehen und deine Position als Duellant....und danach erst ich!! Das ist für mich nicht akzeptabel, hast du kapiert!?! Es steht mir bis hier!! Also lass dir eines gesagt sein...." Er hielt kurz inne, um Luft zu schöpfen. „....Es war ein Fehler, es mit dir zu versuchen, KAIBA!! Es ist AUS!!!" Der Nachname. Da war er. Wie in alten Zeiten, als sie sich noch gegenseitig Gemeinheiten an den Kopf geworfen hatten. Der „Status quo". War das nicht eigentlich genau das, was er gewollt hatte? Er wollte dieser Beziehung eine Chance geben, aber sie war gescheitert. So war das eben. Ein Versuch, mehr nicht. „Und jetzt bitte ich dich, die Villa zu verlassen." zischte der Blondschopf. „Das Schulprojekt läuft noch und du kennst die Vorschriften des Experiments. Verschwinde." Der Siebzehnjährige stand auf und ging nach draußen, vorbei an Mokuba, der unfreiwillig den Streit mit angehört hatte, vorbei an Roland, der sich verneigte, vorbei an Franklin dem Butler, der ihm die Tür aufhielt. Im Rahmen drehte er sich noch einmal um. „Joey...." begann er. „RAUS!!!" Der Jüngere sank wie kraftlos gegen den Schreibtisch und musste sich an dessen Kante abstützen, um nicht zusammenzubrechen. Er bedeckte sein Antlitz mit der Hand, die Lippen fest aufeinander gepresst, als müsse er einen Schrei unterdrücken. Der Firmenchef trat hinaus, durchwanderte die ellenlange, vornehme Auffahrt und schlüpfte durch das Tor. Auf halbem Weg lief ihm Serenity in die Arme, die noch immer die zwei Picknickkörbe bei sich trug. Gemeinsam kehrten sie zum Wheeler‘schen Apartment zurück, wo das Mädchen bis zum Abend blieb. Sie wagte nicht, ihn zu fragen, was vorgefallen sein mochte. Er war äußerst schweigsam und daraus schloss sie, dass es etwas Unschönes gewesen sein musste. Sie half ihm ein bisschen beim Putzen der Wohnung und erzählte ihm ein paar humorvolle Anekdoten aus der Schule. Von ihrem Bruder zu sprechen, traute sie sich nicht. Um sieben Uhr verabschiedete sie sich und er beseitigte die Spuren ihres Besuches - ein Glas Limonade, einen leeren Kuchenteller und ein zerknittertes Kissen, auf dem sie gesessen hatte. Zwei Stunden später war er bettfertig. Das Fernsehprogramm war langweilig und hatte nicht das geringste zu bieten, wozu also hätte er wachbleiben sollen? Er lag da, in die weichen Laken gekuschelt, und las, aber irgendwie verschwamm ihm die Sicht. Das Buch wanderte zurück auf das Nachtkästchen und dabei fiel sein Blick auf das Familienfoto, das Mrs. Wheeler und ihre beiden Kinder zeigte. Joey lachte auf dem Bild, strahlend und charmant, wie es seine Art war. Mechanisch löschte er das Licht, indem er die Lampe mit zitternden Fingern ausknipste. Es wurde dunkel und still.... bis ein Geräusch diese Stille durchbrach. Seto hockte aufrecht in seinem Bett, die Hände in die Decke gekrampft. Seine Lippen bebten und das Geräusch klang wie ein Schluchzer, der seine Kehle hinaufkroch. Er hatte der Beziehung eine Chance gegeben, aber es hatte nicht geklappt. Er hatte es geahnt. Ein Versuch, mehr nicht. War es nicht besser so? Er schlang die Arme um seine Beine und neigte den Kopf. Es wurde erneut still im Zimmer. Mit einem Mal warf er sich herum und verbarg das Gesicht im Kissen. Ein letztes Erschauern durchlief ihn und seine Selbstbeherrschung stürzte in sich zusammen. Dann brach Seto Kaiba in wildes Schluchzen aus.... *sich hinter einer Wand versteck* Liebe Leser, bitte nicht hauen! *fleh* Aber diese Story wird 40 Kapitel haben (mit Zusatzkappi+Epilog), daher gibt's leider erst mal kein Friede, Freude, Eierkuchen, statt dessen muss noch was passieren. Natürlich hätte ich Schluss machen können, nachdem Joey und Seto zusammengekommen sind, aber genau das wollte ich eigentlich nicht tun, weil das bei den meisten FFs passiert. Ich hoffe sehr, Ihr könnt mir vergeben! *sich verneig* Bis zum nächsten Mal! Kapitel 29: Dritte Woche, Montag (Teil 1) ----------------------------------------- Der Auftakt der dritten Woche - und nein, es war nie die Rede von nur zwei Wochen (siehe Kommis), schon seit dem ersten Kapitel waren es drei! Übrigens: Das Bonuskapitel vor dem Epilog wird die Liebesszene sein. Nun werden einige von Euch sagen, für uns braucht's nicht immer ein Lemon, eine erotisch angehauchte Szene ohne Details gefällt uns genauso gut und passt besser zur Gesamtatmosphäre der FF - andere hingegen werden dastehen und sagen, das kannst du nicht machen, wir wollen ein heißes Lemon, bitte, bitte, bitte....oder so ähnlich. Es wird beides geben, eine "Adult"-Version und eine entschärfte Version, damit dürfte allen gedient sein, oder?^^ Kapitel 15: Dritte Woche, Montag Der Wecker klingelte und Seto schälte sich aus seinem Bett. Er stolperte ins Badezimmer und begegnete seinem müden Gesicht im Spiegel. Seine Augen waren gerötet von den Tränen, die er letzte Nacht vergossen hatte. Er hatte auch kaum geschlafen, immer von dem Gedanken an Joey gequält. Sein Herz fühlte sich an wie ausgehöhlt, nur ein dumpfer Schmerz war dort zurückgeblieben. Er drehte den Wasserhahn auf und besprengte seine abgespannten Züge mit dem wohltuenden Nass. »Ich bin....ein Mistkerl....Ich habe ihn verletzt. Aber ich kann doch nicht....ich kann nicht zu dieser Beziehung stehen, noch nicht....Außerdem wirft er mir vor, dass mir andere Sachen wichtiger sind als er....meine Firma und mein Ansehen, zum Beispiel. Kann ich das leugnen? Nein, eigentlich nicht. Es ist wahr. Aber ist das überhaupt möglich, wenn ich ihn liebe? Oder liebe ich ihn nicht....genug?« Er vermochte es nicht zu sagen. Nicht genau, jedenfalls. Er fühlte sich schuldig und war doch nicht fähig, seinen Fehler als solchen anzuerkennen. Mürrisch frühstückte er, zog sich seine Schuluniform an und machte sich auf den Weg. Es war ein schöner, klarer Morgen, die Vögel pfiffen ihre vergnügen Weisen von den Dächern und die Sonne begann, die Erde zu wärmen. Als er zur Hauptstraße kam, wurde die Idylle vom brausenden Verkehr gestört, aber Seto achtete nicht auf seine Umgebung. Je näher das Gebäude der Domino High rückte, umso schwerer wurden ihm die Beine und seine Schritte schienen zäh zu werden, als steckten seine Füße bis zu den Knöcheln in Kaugummi. Er erreichte das Tor, sah die Schüler, die dem Eingang zuströmten und meinte, unter einer unerträglichen Last zusammenbrechen zu müssen. Ein Wagen fuhr vor, der ihm sehr vertraut war - seine Limousine. Der Brünette hielt den Atem an; er konnte nicht weitergehen. Jonas sprang heraus und öffnete den Wagenschlag. Joey stieg aus und bedankte sich mit einem würdevollen Lächeln bei dem eifrigen alten Chauffeur. Er trug nicht seine übliche Uniform, sondern hatte die silbergraue Version von Kaiba gewählt, die mit dem verzierten Kragen. Er warf einen abweisenden Seitenblick auf ihn, wie auf einen Gegenstand, von dem man flüchtig Notiz nimmt und mit seiner Aufmerksamkeit streift, schulterte seine Tasche und marschierte mit ausgreifenden, stolzen Schritten durch das Tor. Der Firmenchef spürte eine starke Beklemmung in seiner Brust, die ganze Szene mutete ihm seltsam und gleichzeitig erschreckend an. Es war, als hätten sie nicht einfach nur ihre Existenzen getauscht, sondern plötzlich auch ihre Rollen. Der Blonde war es, der ihn ignorierte, ihn mit Nichtachtung strafte, er tauchte in einer schicken Limousine und eleganter Uniform auf, er verhielt sich gleichgültig ihm gegenüber. Mit einem Mal löste sich seine Verkrampfung, er lief dem Jüngeren hinterher und umfasste ihn an der Schulter, ehe er in der Schule verschwand. Der Sechzehnjährige drehte sich um und bedachte den Älteren mit einem Blick, der ihm förmlich das Blut in den Adern gefrieren ließ: kalt, abschätzend, ohne eine Spur von Emotion. Unwillkürlich wich er zurück, als hätte man ihm einen dumpfen Schlag verpasst. „Was willst du, Kaiba? Ich glaube, gestern ist alles gesagt worden, was nötig war. Ich will deine Rechtfertigung nicht hören! Und nun lass mich los, ich will deinetwegen nicht zu spät kommen! Was ist? Hast du was an den Ohren?" Die Hand auf seiner Schulter fiel kraftlos herab. „Tu mir einen Gefallen und belästige mich nicht weiter. Deine Gesellschaft ist mir zuwider!" „Joey....ich....könnten wir nicht...." „Nur keine falschen Vorstellungen, klar?! Für dich bin ich ‚Wheeler-san‘!! Und nein, wir können nicht reden!" erwiderte er leise, damit nicht die gesamte Schülerschaft mitbekam, was zwischen ihnen los war. „Du hast deine Position deutlichgemacht und ich die meine! Es gibt nichts mehr zu reden! Ich bin enttäuscht von dir, damit du‘s weißt! Lass mich in Ruhe!!" Damit wandte er sich ab, den Schmerz, der in seinen Augen aufflammte, verbergend. Er straffte seinen Körper und eilte zu seinem Klassenzimmer. Es tat ihm weh, so ablehnend und rüde zu dem Mann zu sein, den er immer noch liebte, aber er konnte ihm nicht sofort wieder vergeben, die Wunde war noch zu frisch. Außerdem war er fest entschlossen, Seto spüren zu lassen, dass man mit einem Joseph Wheeler nicht umsprang wie mit einem ungehorsamen Bediensteten, der sich sämtlichen Launen des Chefs zu fügen hatte! »Nein, mein Freund....nicht mit mir! Nicht mit mir!!!« Yugi musterte Kaiba und den Blondschopf verstohlen aus den Augenwinkeln. Er spürte, dass die Atmosphäre zwischen ihnen merklich abgekühlt war und er kontaktierte Yami. Der Pharao erschien neben ihm und fragte: »Was ist los, Hikari? Stimmt etwas nicht?« »Ich glaube, zwischen Joey und unserem Firmenchef kriselt es. Sie sind nicht zusammen zur Schule gekommen und Joey würdigt ihn keines Blickes. Was ist da los?« »Kaiba hat‘s verbockt!« war die prägnante Antwort. »Ist das dein Ernst?« »Natürlich. Ich kenne seinen Charakter gut genug, um zu wissen, dass er imstande ist, seine Gefühle wegen seinem Image in der Öffentlichkeit zu ignorieren. Auf die Art sieht‘s mit einer Beziehung natürlich schlecht aus.« »Damit bin ich aber gar nicht einverstanden - ich finde, sie sind eigentlich ein sehr süßes Paar! Sie dürfen sich nicht trennen! Los, Mokuba und Serenity an die Front!« Damit klinkte er Yami aus und holte sein Handy aus der Schultasche. Er trollte sich in die Jungentoilette, damit niemand etwas von seinem Gespräch mitbekam und wählte eine bestimmte Nummer. „Mokuba Kaiba?" tönte es am anderen Ende. Er war also noch zu Hause und noch nicht in der Schule. Yugi erkundigte sich, ob zwischen seinem Bruder und seinem besten Freund irgendetwas vorgefallen sei. Der Zwölfjährige erzählte ihm daraufhin von dem Streit, der sich gestern zugetragen hatte. „Na großartig....das hat er ja wieder wunderbar hingekriegt!" „Ja, typisch Seto. Ich bin heute nachmittag mit Serenity verabredet, um die Lage zu besprechen. Ich bin nicht bereit, ihre Trennung zu akzeptieren! Willst du auch kommen?" „Klar doch. Darf Ryo mich begleiten?" „Sicher. Bring so viele Helfer mit, wie du für nötig hältst. Es wäre doch gelacht, wenn wir die beiden nicht wieder zusammenbrächten! Um fünf Uhr in dem Eiscafé Nähe Villa, okay? Bis dann!" Ein Klicken in der Leitung und der kleinwüchsige Duellant kehrte zufrieden ins Klassenzimmer zurück. Wenn er sich das zerstrittene Paar so ansah, spürte er trotz der Spannung, dass ihre Liebe noch längst nicht erloschen war. Nein. Es durfte nicht vorbei sein! In der Mittagspause fand Tristan seinen Platz neben Joey. Der Blonde registrierte grinsend, dass sein Kumpel den Würfelohrring von Duke angelegt hatte, denn aufgrund des Sozialkunde-Experiments hatte er mit dem Dungeon-Dice-Erfinder getauscht. „Sag schon - was ist passiert?" „Bitte? Was soll wo passiert sein?" Der Brünette runzelte die Stirn und stellte das Tablett mit dem heutigen Menü auf einen Tisch, an dem auch Yugi Platz genommen hatte. Er und der Träger des Millenniumspuzzles wechselten einen bedeutsamen Blick, bevor Tristan auf die Frage einging. „Was schon! Warum behandelst du Kaiba, als wäre er Luft? Ich dachte, du wärst mit ihm zusammen. Habe ich mich etwa geirrt?" „Du hast dich geirrt." erklärte sein Gegenüber in hartem Ton und der Gleichaltrige hob die Brauen, verwundert, dass Joey so abweisend sein konnte. Entgegen seines nach außen hin manchmal rauen Benehmens war Tristan weitaus einfühlsamer als man meinte und obwohl die Beziehung, um die es sich im Moment drehte, nicht offiziell bekanntgegeben worden war, hatte er doch erkannt, dass zwischen seinem Freund und dem Jungmillionär ein Liebesverhältnis bestand. Und dass es offensichtlich schon wieder aus war, gefiel ihm gar nicht. Seiner Meinung nach war Joseph Jay Wheeler der einzige Mann, der mit Seto Kaiba richtig fertig wurde - und der sein vereistes Herz befreien konnte. Kein Mensch sollte einsam sein müssen. „So. Warum kaufe ich dir das bloß nicht ab? Hör mal zu, mein Alter - ich bin nicht so blind, wie du vielleicht denkst. Für ein geschultes Auge wie das meine ist es nicht unbedingt schwer, Dinge zu erkennen, die andere verbergen wollen. Du liebst ihn, habe ich recht?" „Ich möchte mal wissen, was dich das überhaupt angeht?!" zischte Mr. Red-Eyes-Black-Dragon scharf und machte Anstalten, den Tisch zu verlassen. „Bleib sitzen. Wir sind seit Jahren befreundet und deshalb geht es mich was an, wenn du unglücklich oder miesepetrig bist! In dem Zustand bist du unleidlich und das passt mir gar nicht. Was immer geschehen ist, deine Gefühle sind ungebrochen, das kannst du nicht ändern." „Ich mag deine Predigten nicht", erwiderte der Blondschopf patzig. „Ich predige nicht. Ich sage, wie die Dinge liegen." entgegnete der Braunhaarige überraschend logisch und nüchtern. „Ich habe nicht von dir verlangt, dass du ihm sofort wieder verzeihen sollst. Du musst wirklich sauer sein, sonst hättest du nicht so eine schlechte Laune! Was ich meine, ist folgendes: Du liebst ihn nach wie vor und deshalb solltest du mit ihm zusammen-bleiben. Erzähl mir nicht, du möchtest wirklich, dass es mit euch beiden für immer vorbei ist!" Joey wand sich innerlich. Er hatte Tristan nicht so viel Scharfblick zugetraut und war gleichermaßen erstaunt wie verärgert. Natürlich wusste er, dass sein Freund recht hatte, aber wenn Seto seine Einstellung zu einer Beziehung an sich nicht änderte....verdammt, warum machte die Liebe alles so kompliziert?! „Lass den Kopf nicht hängen, Kumpel. Yugi, Ryo, Duke und ich sind für dich da und du kannst mit uns über alles reden. Weißt du, irgendwie glaube ich, dass es Kaiba durchaus gut tut, wenn er mal Liebeskummer hat und erfährt, wie das ist, wenn man das, was man will, nicht auf Knopfdruck bekommt, sondern sich dafür anstrengen muss. Es ist dir doch gelungen, ihn zu zähmen, ne?" fügte er neckend hinzu. „Also, Herr Drachenbändiger - mach weiter!" Joey konnte sich ein Lächeln einfach nicht verbeißen und dachte: »Es ist wahr. Ich habe ihn gezähmt, einigermaßen jedenfalls. Ich kenne eine Seite an ihm, die den meisten Menschen fremd ist. Und dass er sie mir offenbart hat, ist einfach nur wunderbar. Bei mir kann er sanft und zärtlich, sogar verspielt sein, wenn er will. Aber seine Haltung ist eine Katastrophe! Dennoch....ich werde nicht aufgeben. Wenn unsere Trennung ihn nicht zur Vernunft bringt, muss ich mir was anderes einfallen lassen....Es stimmt, ich möchte nicht, dass unsere Beziehung zu Ende ist. Hm....also lasse ich ihn zappeln und versuche dabei, ihm seinen engstirnigen Kopf zurechtzurücken! Mach dich auf was gefasst, Drache!« Er verspeiste seine Mahlzeit, stand auf und trug das Tablett zur Anrichte zurück. Danach hielt er Ausschau nach dem Firmenchef, den er schließlich an einem abseits gelegenen Tisch sitzen sah. Auch andere Schüler hatten dort Platz genommen, vornehmlich weiblicher Natur, und sie umschwirrten ihn wie Kellnerinnen einen Stammgast. Er warf den Kopf zurück, straffte die Schultern und näherte sich der betreffenden Ecke. Wenn er es wollte, das wusste er, konnte sein Gang ebenso einschüchternd-elegant wirken wie der des Jungmillionärs, denn als Model war es ihm antrainiert, den Laufsteg entlang zu schreiten als gehöre ihm die Welt. Die Mädchen entdeckten ihn und starrten ihn an, als hätte er sich in einen Filmstar oder etwas ähnliches verwandelt. Was die Kaiba‘sche Uniform und die richtige Zurschaustellung doch alles bewirken konnte! Er bewaffnete sich mit seinem charmantesten Kameralächeln und sagte in einschmeichelndem Tonfall: „Ladies, ich wäre euch sehr verbunden, wenn ihr Kaiba und mich für ein paar Minuten allein lassen könntet." Welche Frau hätte „nein" sagen können zu einem attraktiven jungen Mann, der sie schmelzend anlächelte und mit ausgesuchter Höflichkeit einen Diener andeutete, um den Unmut über seine Einmischung galant zu dämpfen? Richtig, keine. Und so entfernte sich die Riege der Verehrerinnen relativ widerstandslos und Joey setzte sich nieder. „Ich möchte, dass du mir gut zuhörst", begann er, ehe Seto überhaupt den Mund aufgetan hatte, „....und mich nicht unterbrichst. Ich habe dich heute morgen nur ungern so hart behandelt, aber ich möchte, dass du weißt, dass ich nicht wie ein folgsames Hündchen zu dir zurückspringe, sobald du pfeifst. Ich gebe dir bis zum Freitag Zeit, dir über deine Prioritäten klar zu werden. Wenn du am Ende immer noch sagst, dass es dir unmöglich ist, mich in deinem Privatleben vor deine Firma und dein Ansehen zu stellen, hat es mit uns wohl keinen Sinn, auch wenn das schade wäre. Es ist mir ernst mit uns beiden, aber im Moment stinkt mir deine Einstellung ganz gewaltig, wenn du mir diesen Ausdruck gestattest. Übrigens hat Catherine bei mir angerufen, weil ein Foto-Shooting ansteht für den Verkauf eines Parfüms für Herren. Da das Projekt immer noch läuft, wirst du den heutigen Auftrag annehmen." Er zog eine Visitenkarte aus seiner Hosentasche und drückte sie dem Siebzehnjährigen in die Hand. „Der Shoot findet diesmal in einem anderen Studio statt. Und keine Widerrede! Du kommst zu der angegebenen Adresse, um genau sechs Uhr! Sei pünktlich." Damit erhob er sich und rauschte geschäftig hinaus. Der Firmenleiter wusste nicht genau, wie er darauf reagieren sollte. Dieser Rollentausch, der sich so plötzlich zwischen ihnen ereignet hatte und ihre gewohnten Positionen umpolte, verwirrte ihn mehr, als er zugab. Es beruhigte ihn einerseits, dass der Blondschopf ihn noch nicht wirklich aufgegeben hatte, aber zugleich verunsicherte ihn das Ultimatum. Am Freitag war sein Duell gegen Miller (Sohn und Vater) und er hatte noch keinen Partner dafür gefunden. Und nun sollte er sich bis dahin überlegen, ob er seine Prioritäten ändern würde!? Was fiel ihm eigentlich ein?! Sein Imperium war das Entscheidendste in seinem Leben, er musste dem doch einen wichtigen Platz einräumen, auch in seinem Privatleben! »Wenn das so ist, sollte ich dich dringend daran erinnern, dass du vor Joey eigentlich gar kein Privatleben hattest, weil du von morgens früh in der Schule und danach bis abends spät in deinem Büro gehockt bist! Klar, dass du nie gelernt hast, deinen Job vom Privaten zu trennen, für dich gab es ja bloß den Job!! Du hast sogar manch eine Verabredung mit Mokuba sausen lassen, und das wegen irgendeinem blöden Meeting oder einer langweiligen Konferenz! Und der Junge ist immerhin dein Bruder! Du hast Gozaburos Schatten tatsächlich noch nicht abgeschüttelt!« »Du klingst zum ersten Mal wie ein richtiges Gewissen....aber musst du mich jetzt unbedingt an meinen verhassten Adoptivvater erinnern?« »Wenn du mir keine andere Wahl lässt? Was hat denn bislang dein Denken und Handeln regiert? Die Firma und dein Ehrgeiz, der Duellant an der Weltspitze zu werden! Manchmal gewinne ich den Eindruck, die Haut des Geschäftsmannes ist dir immer noch lieber als die des Menschen Seto Kaiba!« »Und du meinst, weil ich getreu den Regeln arbeite, die Gozaburo mir eingetrichtert hat, könnte ich wie er werden?« Unweigerlich verbesserte er sich sofort, im Eingeständnis eines Fehlers, den er immer vor sich her geschoben hatte, ohne ihn akzeptieren zu wollen: »....bin ich schon wie er geworden?« Sein Gewissen schwieg. Es war nicht notwendig, etwas zu sagen, denn Kaiba hatte seine Antwort bereits - seine Beziehung mit Joey hatte einen Riss bekommen. Der Jüngere hatte sich von ihm getrennt, aber seine Gefühle waren noch vorhanden. Er war nun an ihm, die Chance zu nutzen, die das Schicksal ihm ließ. Er konnte den Riss kitten....wenn es ihm gelang, sich selbst zu überwinden. Und genau da lag die Schwierigkeit. Die Glocke schrillte und das Tor der Grundschule (in Japan ist man mit 12 noch in der Grundschule) sprang auf, der Flut der nach Hause stürmenden Kinder war es nicht mehr gewachsen. Mokuba verabschiedete sich von seinen Freunden, streckte denen, die ihn wegen der Niederlage seines Bruders gegenüber Miller aufgezogen hatten, die Zunge heraus und erblickte Serenity, die an der Straße auf ihn wartete. Nach dem scheußlichen Zank gestern, den er unfreiwillig mit angehört hatte, hatte er sich in sein Zimmer verkrochen, erstens, weil Joey allein sein wollte, und zweitens, weil er mit dem Mädchen hatte sprechen wollen. Das Telefon war heißgelaufen und die beiden jüngeren Geschwister hatten ihre Mutmaßungen und Besorgnis geäußert, hatten sich gegenseitig getröstet und waren schließlich übereingekommen, sich am Montag zu treffen. Es war kurz vor halb vier, um fünf würden sich Yugi und vermutlich auch Ryo zu ihnen gesellen. Serenity und er begrüßten einander mit einer Umarmung, und brachen alsbald zu dem in der Nähe der Kaiba-Villa gelegenen Eiscafé auf. Nachdem sie es erreicht und sich einen Tisch auf der Terrasse ausgesucht hatten, bestellten sie etwas zu trinken und der Junge eröffnete das Gespräch. „Krisensitzung!" erklärte er bedeutsam und schlürfte eisgekühlte Cola durch einen Strohhalm. „Tagesordnung: Wie kriegen wir unsere Brüder wieder zusammen?" „Moki, glaubst du nicht, dass die beiden es uns übel nehmen könnten, wenn wir uns....in ihre Beziehung einmischen?" „Das tun wir sowieso schon die ganze Zeit. Außerdem müssen wir ihnen das nicht auf die Nase binden! Was mein Nii-san nicht weiß, macht ihn nicht heiß - das dürfte auch für Joey gelten. Meiner Meinung nach liebt er Seto noch immer, er ist nur mordsmäßig angefressen wegen der taktvollen Glanzleistung meines Bruders gestern...." »....die ihn ohne Zweifel in das Guinnes-Buch der schlechten Manieren bringen wird!« »Normalerweise würde ich dir jetzt den Mund verbieten, aber diesmal muss ich dir Recht geben! Er hat‘s verbockt, aber volle Kanne!« »Worauf du deine Oma verwetten kannst! Sonst hat dein Bruder ja alles unter Kontrolle, aber was Gefühlssachen angeht, da erweist er sich als Niete! Na, wen wundert‘s, bei so einem Scheusal wie Gozaburo, der, wie ich hoffe, in der tiefsten Hölle schmort!!« »Darauf noch einen Schluck Cola!« war Mokubas mentales Statement hierzu und er ließ dem Gedanken die Tat folgen. „Ich verstehe, dass er wütend ist, aber ich kann nicht glauben, dass er Seto bereits aufgegeben hat. Das würde gar nicht zu Joey passen." „Ich glaube es auch nicht. Wir müssten einfach einen Weg finden, der die beiden Dickschädel dazu zwingt, einzusehen, dass sie zusammengehören wie....wie Pech und Schwefel...." „....obwohl sie wie Hund und Katze sind oder Feuer und Eis?" „Deswegen erst recht!" rief Serenity entschlossen aus, ergriff ihr Glas und prostete ihrem Gegenüber zu. „Sie ergänzen einander. Kaiba-san hat gelernt, dem Menschen in sich mehr Vorzug zu geben und seine Emotionen als solche nicht zu verachten. Und mein Onii-san hat gelernt, durch die Fassade eines anderen hindurchzusehen und seinen Kern zu erkennen. Allerdings dominiert bei Kaiba-san immer noch der Geschäftsmann den Privatmann. Wenn er öffentlich zu seiner Liebe stehen würde, wäre ein zentraler Schritt getan. Bloß, wie sollen wir ihn dazu bringen?" „Hm....das wäre schon echt klasse, wenn wir das schaffen würden, aber mein Bruder ist absolut unbestechlich, gegen Erpressungen immun, nur schwer zu beeindrucken und aus Prinzip nicht um den Finger zu wickeln. Er reißt sich eher ein Bein aus, bevor er Joey vor Publikum seine Liebe gesteht! Ah, es ist zum Verrücktwerden! Wir brauchen dringend eine Idee - aber mein Kopf ist so leer wie ein ausgehöhlter Kürbis!" „Meiner leider auch....essen wir ein Eis, hm? Vielleicht frischt das unsere Gehirnzellen ein bisschen auf!" „Einen Versuch ist es wert!" Pünktlich um fünf Uhr erschienen Yugi und Ryo auf der Bildfläche. Der Weißhaarige erzählte, dass er im Game Shop gewesen war, um zusammen mit seinem Schatz Hausaufgaben zu machen und währendem hatten sie eifrig das „Problem" diskutiert. Sie setzten sich und bestellten einen Hawaii-Becher für zwei Personen. „Ist euch schon was eingefallen, was man mit den Sturköpfen anstellen könnte?" erkundigte sich der kleinwüchsige Meisterduellant und musterte die Jüngeren neugierig. Deren enttäuschte und ein wenig entmutigte Gesichter überzeugten ihn vom Gegenteil. „Na, nun schaut nicht so traurig! Glück für euch, dass Ryo und ich uns auch angestrengt haben. Wir haben einen Plan ausgetüftelt, bei dem wir allerdings nicht nur von euch ein bisschen Unterstützung benötigen, sondern auch von anderen Personen." „Ehrlich?!" Der Schwarzhaarige klatschte begeistert in die Hände und hätte beinahe seinen Stuhl umgeworfen, als er aufsprang. „Und was ist das für ein Plan?" Souichi D. Miller sass in seinem provisorisch eingerichteten Büro, seit Joey die meisten der Möbel mitgenommen hatte und betrachtete seinen Vater, der gerade eine Patience mit Duel-Monsters-Karten legte, mit einem Blick, den der alter Herr nur noch selten von seinem Sprössling bekam - einem bewundernden. Miller Senior hatte ihm sein Deck gezeigt und der Junior war vollauf zufrieden. Mit einer eleganten Geste strich er sich eine vorwitzige Strähne seines blonden Haares zurück und trat an das Panoramafenster, von wo aus früher Seto Kaiba auf Domino City herabgesehen hatte. Wenn man Souichi von außen musterte, wusste er durchaus zu gefallen mit seiner großgewachsenen, schlanken Gestalt, dem hellen Haar, den himmelblauen Augen und dem schönen Gesicht. Besah man ihn sich jedoch näher, veränderte sich dieses Bild: Nicht Würde und Stolz sprachen aus diesen Zügen, sondern Hochmut. Nicht Taktik und Strategie, Beweise für die scharfe Intelligenz, die in seinen Augen blitzte, waren seine Waffen, denn tatsächlich war es die Hinterlist, die in seinem Blick aufglomm. Nach außen hin war seine Weste so vollkommen weiß wie der Anzug, den er trug, doch Leute, die ihn persönlich kannten, vermuteten hinter dieser reinen Fassade ein oder zwei der sprichwörtlichen Leichen im Keller. Laut ausgesprochen wurde das aber nie, denn Souichi war großzügig zu seinen Freunden und Gönnern und ließ sie in Form von netten Geschenken an seinem Reichtum teilhaben (eine Jacht, ein Haus etc.). Neben den Kaibas galten die Millers als eine der wohlhabendsten Familien der Stadt und man hütete sich daher, irgendwelche unpassenden Bemerkungen zu machen. „Vater....ich denke, wir sollten uns allmählich überlegen, wie wir unsere Büros ausstatten wollen. Schließlich werden wir bald für immer in diese Räume einziehen, nicht wahr?" Er lächelte bei dieser Frage, aber es war ein verschlagenes Lächeln.... Kapitel 30: Dritte Woche, Montag (Teil 2) ----------------------------------------- Die nächste Kommi-Hunderterzahl steht in Angriff....mal sehen, ob ich sie mit dem dreißigsten Kapitel knacke! Viel Spaß beim Lesen!^^ Kapitel 15, Zweiter Teil: Dritte Woche, Montag Es war sechs Uhr und Kaiba hatte sich tatsächlich pünktlich in dem ihm noch unbekannten Studio eingefunden, um das neue Shooting über sich ergehen zu lassen. Catherine, diesmal in eine zerschlissene Jeans, ein Sommerkleid im Batik-Look und einen schwarzen Blazer gekleidet, die Haare zu einem Dutt aufgesteckt und das Ganze mit dicken Kreolen und ihren unzähligen Armreifen garniert, marschierte auf ihren Stöckelschuhen vom einen Ende des Raumes zum anderen und trieb das Team zur Eile an. Himmel, war dieser Frau nicht wenigstens ein bisschen modischer Stil einzubläuen?! „Kaiba-san, nun durchlöchern Sie mich nicht mit Ihren Blicken! Das Parfüm, für das die Werbefotos gemacht werden sollen, nennt sich ‚Wild Dreams‘. Sie wissen schon - man stellt Assoziationen her mit dem Dschungel oder mit der Steppe, wilde Tiere überall und natürlich hat das Konzept auch noch einen erotischen Touch, denn wilde Träume sind schließlich wilde Träume, wenn Sie verstehen. Sind Sie bereit?" „Ich hege keinerlei Interesse für diesen minderwertigen und höchst albernen Zirkus, aber Ihr Star hat darauf bestanden!" „Ach, Joey-Baby hat Sie überredet? Das sieht ihm ähnlich!" »Nein, eigentlich hat er es mir mehr befohlen....er hat mir nicht einmal die Gelegenheit gegeben, etwas dazu zu sagen. Er lässt mir noch eine Chance, aber ich weiß nicht, ob ich mich diesem Vertrauen würdig erweisen kann. Mir ist klar, dass ich ihn sehr verletzt habe....aber auch ich fühle mich durch seine harten Worte verletzt, egal, wie gerechtfertigt sie sein mögen. Ich habe gestern die halbe Nacht in meine Kissen geschluchzt wie ein Kleinkind....ausgerechnet ich!! Aber dass er Schluss gemacht hat, tat weh....es tat wirklich richtig weh! Dabei sind doch jetzt andere Dinge so viel wichtiger, zum Beispiel Miller und das verwünschte Duell am Freitag, oder die Tatsache, dass ich noch immer keinen Partner gefunden habe....« »Wichtiger, so? Wichtiger als Joey? Du kapierst es nie, oder? Diese anderen Dinge, von denen du da redest, sind genauso wichtig wie Joey, wann geht das endlich in dein Hirn?!« »Lass mich bloß in Ruhe, deine nervtötenden Sprüche sind das letzte, was ich im Moment brauchen kann! Hau ab!!« „Mr. Kaiba? Kommen Sie in die Garderobe, Sie müssen noch hergerichtet werden." Er schreckte aus seinen Gedanken auf und folgte Catherine in einen schmucken kleinen Raum, auf dessen Teppichboden eine riesige Plane ausgebreitet lag. Eine Dame mit einer Spritzdüse begrüßte ihn strahlend. „Ah, Sie sind also der berühmte Seto Kaiba. Sehr erfreut, Sie kennen zu lernen! Ich bin Cindy, die Bodypaint-Künstlerin, die Sie für das Shooting vorbereiten wird." „Body....paint?" wiederholte der Firmenchef und man sah ihm an, dass er absolut „not amused" war über diese Mitteilung, schon gar nicht, als Cindy ihm fachfraulich erklärte, dass er sich bis auf die Shorts auszuziehen und danach in ein knapp sitzendes Höschen zu schlüpfen habe. „Es liegt eng an den Hüften an und lässt ein bisschen was von Ihren Lenden sehen. Es ist hautfarben, denn schließlich soll es später so wirken, als hätten Sie gar nichts an außer Farbe." „Wie bitte?!?! Ich hoffe für Sie, dass Sie einen guten Anwalt haben, denn wenn der meine mit dem Ihren fertig ist, taugt er nur noch als Toilettenputzer!!" »Bist du wieder charmant heute....« »Und du hältst die Klappe!!!!« „Aber Mr. Kaiba, das ist weder anrüchig noch obszön. Die Werbeidee verlangt, dass das Model als Raubtier auftritt, das heißt, ich werde Sie mit der Fellzeichnung eines Geparden besprühen und Sie bekommen noch katzenhaftes Make-up für das Gesicht sowie eine Perücke, Ihre eigenen Haare sind einfach viel zu ordentlich für wilde Träume." »Obwohl du schon mal welche hattest....« »Sei still!!!« Er war nicht begeistert von diesem Vorhaben, aber was konnte er schon tun? Das verwünschte Schulprojekt lief immer noch und er musste dessen Anforderungen gerecht werden. Hatte Mrs. Sagami, diese total übergeschnappte Sozi-Paukerin, überhaupt eine Ahnung davon, was er bisher wegen ihrer hirnverbrannten Geistesblitze hatte durchmachen müssen!? Missmutig zog er sich in die Umkleide zurück und erschien fünf Minuten später in dem kurzen Wäschestück vor den beiden begeisterten Frauen. „Na, Cindy-Schätzchen, was sagst du? Habe ich dir zu viel versprochen?" „Wundervoll, einfach wundervoll! Sie haben eine herrliche Figur, Mr. Kaiba, so schön schlank und anmutig, und dabei doch muskulös, genau wie ein Gepard! Sie passen ausgezeichnet zu unserem Thema! Unser süßer Joey wäre auch super gewesen, zweifellos, vor allem mit seinem goldenen Haar und den goldbraunen Augen, aber wenn ich Catherine richtig verstanden habe, kann er wegen schulischer Verpflichtungen nicht hier sein, oder wie war das?" „Das ist zu kompliziert, um dir das noch mal alles von Anfang an herunterzubeten, Liebes. Fang an mit deinem Sprühen!" „Ist ja gut, eine alte Frau ist doch kein D-Zug!" „Alt? Du bist erst dreißig!" „Neunundzwanzigdreiviertel!!! Ich habe erst in vier Wochen Geburtstag!!!" „Also schön, dann eben Neunundzwanzigdreiviertel, wenn‘s dich glücklich macht....alle Frauen werden irgendwann dreißig, so ist nun mal der Lauf der Welt!" „Wir sprechen noch mal in sechs Jahren darüber, wenn es dann bei dir soweit ist, Cathy!" erwiderte Cindy mit einem zuckersüßen Lächeln, während sie anfing, Setos Halsansatz und seine Brust mit einer gelben Grundierung einzufärben. „Was willst du von mir? Soll ich mir etwa jetzt schon einen Grabstein aussuchen?" „Liebes, mit dreißig ist man noch lange nicht tot!" „Meine Tante Satoko war jedenfalls scheintot, nachdem sie ihre dreißig Kerzen auf ihrer Geburtstagstorte ausgepustet hatte!" „Ja, aber deine Tante ist auch allergisch gegen Rauchdämpfe aller Art! Wenn Kerzen sie zu einem Scheintod verlassen, würde ich dir davon abraten, in ihrer Nähe eine Zigarette zu rauchen!" Ungefähr in dieser Art und Weise ging es weiter, die Unterhaltung der Damen bestand aus Spitzfindigkeiten, Sarkasmen, ehrlichen und weniger ehrlichen Bemerkungen und drehte sich abwechselnd um Mode, ihren Job (der mit Mode zu tun hatte), ihre Bekannten und Freunde (die auch alle mit oder in der Modebranche zu tun hatten) sowie zum Schluss um ein äußerst bewegendes Thema: die letzte Modenschau von Donnatella Versace (die hatte natürlich auch was mit Mode zu tun). Beschönigend ausgedrückt: Für Kaiba war es die Hölle. »Die Götter mögen mir beistehen! Was habe ich bloß verbrochen, dass ich das ertragen muss? Die sind schlimmer als eine Herde freigelassener Hühner!« »Ehre, wem Ehre gebührt, mein Zuckerhase! Jedem so, wie er es verdient!« »Ich verdiene es nicht!! Und nenn mich nicht ‚Zuckerhase‘!!!!« »Nach der Nummer mit Joey bin ich nicht geneigt, dir zuzustimmen, du ‚Mein-öffentliches-Image-ist-meine-Religion‘-Prediger!!« Der Siebzehnjährige blieb seinem Gewissen die Antwort schuldig. Während seine Haut sich immer stärker der Fellzeichnung einer Raubkatze anglich, erinnerte er sich an seine gemeinsamen Tage mit dem temperamentvollen Blondschopf und musste sich zögerlich eingestehen, dass er, wie man es so hübsch ausdrückte, bis über beide Ohren verknallt war. Er kannte diesen Menschen, der Joseph Wheeler war, von einer Seite, die er vor zwei Wochen noch niemals in ihm vermutet hätte, und das verhielt sich bei seinem Liebsten sicher ähnlich. Er wusste, dass es seine Schuld war, dass sie auseinander gegangen waren, aber es fiel ihm schwer, seine Prioritäten zu verändern, da es bisher nie einen Mann in seinem Leben gegeben hatte, der ihm ebenbürtig war und deshalb den Anspruch an ihn gestellt hätte, nicht nur für sein Imperium und seinen guten Ruf zu existieren. »Das ist zum Verrücktwerden....! Ich habe es mit Joey versucht, aber es hat nicht geklappt. Schluss, aus, vorbei. Eine Sache, die beendet ist, die zu den Akten gelegt werden kann. Und trotzdem....trotzdem glückt es mir nicht, dieser Angelegenheit mit derselben Kühle und Vernunft zu begegnen, die ich sonst anwende....Mein Herz schmerzt jedesmal, wenn ich an ihn denke. Verdammt....ich liebe diesen Mann....!!!« Die Dreharbeiten zu „Interview mit einem Vampir" wurden unterbrochen, um den Schauspielern eine Pause zu gönnen. Joey, gekleidet in volle Montur, setzte sich erschöpft neben André, der sich soeben bemühte, die Vampirzähne von seinem Gebiss zu ziehen. „Was ist nur los mit dir, mon ami? Du bist heute gar nicht richtig bei der Sache, wir mussten mehrere Szenen über Gebühr oft wiederholen. Du bist nicht so konzentriert wie sonst." „Ich weiß, ich weiß. Es liegt einerseits an der Rolle, andererseits an....privaten Problemen." „An der Rolle? Ich verstehe nicht. Du interpretierst Lestat doch ziemlich gut." „Seine rebellische Haltung, klar, aber die Augenblicke, wo er so deutlich seine Grausamkeit zeigt, sind ein hartes Stück Arbeit für mich. Ich hasse diesen Aspekt der Rolle....und wenn ich ehrlich bin, habe ich bereits darüber nachgedacht, den ganzen Kram hinzuschmeißen!" „Das geht nicht, die Hälfte ist doch schon abgedreht! Wir können jetzt unmöglich die Besetzung eines Hauptdarstellers ändern!" „Das ist mir auch klar. Trotzdem....es macht mir keinen Spaß mehr, es ist nur noch ein einziger Stress. Und viele der folgenden Szenen von Lestat kann ich nicht ausstehen. Ich kann das einfach nicht spielen, der Typ ist doch ein ganz übler Mistkerl!" „Ein Schauspieler muss in der Lage sein, auch Rollen zu verkörpern, die ihm selbst unsympathisch sind. Genau das macht einen Schauspieler doch aus, mon ami." Der Sechzehnjährige nickte verstimmt und schälte sich aus der warmen Jacke seines Kostüms. Seine mangelnde Motivation hing nicht nur mit den unliebsamen Anforderungen seiner Rolle zusammen, die Schwierigkeiten in seinem Privatleben hatten daran auch ihren Anteil. Dass Seto sich nicht richtig verhalten hatte, war korrekt, aber sein Temperament hatte auch nicht unbedingt dazu beigetragen, einen Streit zu vermeiden. Er hatte sich nicht zügeln können und war über den Jungmillionär hergefallen wie ein Wolf. Wenn er das Ganze sachlicher, ruhiger angegangen wäre....aber er war so wütend gewesen! Und was konnte schon dabei herauskommen, wenn zwei Dickschädel aneinander gerieten? »Was dabei herauskommt? Nichts produktives, sondern höchstens was destruktives!« »Kannst du nicht so reden, dass ein Normalsterblicher es auch versteht?« »Soll heißen, dass ihr, wenn ihr beiden euch zankt, euch nicht friedlich einigen könnt, sodass ihr zu einem Ergebnis gelangt, sondern nur so, dass am Ende alles in Scherben liegt. Zerstörerisch also, das ist destruktiv! Wenn Seto gefühlsmäßig nicht so unerfahren wäre, hätte er dich vielleicht geküsst, um dich zum schweigen zu bringen!« »Ich war mordsmäßig geladen, du dämliches Gewissen! Wenn er das versucht hätte, hätte ich ihm eine runtergehauen!!« »Oha....das wäre dir zuzutrauen....« André musterte seinen Kollegen ein wenig verstohlen und seufzte leise. Er war so schön, so süß, so hinreißend....warum nur musste er schon einen Geliebten haben?! Aber hatte er nicht etwas von privaten Problemen gesagt? „Hast du....hast du dich mit deinem Freund gestritten?" „Allerdings. Es war sogar ein ziemlich heftiger Streit. Ich habe mit ihm Schluss gemacht." „Tatsächlich? Aber seid ihr nicht erst seit letztem Donnerstag ein Paar? Was um alles in der Welt hat er denn nur getan?" „Nicht so wichtig. Ich möchte nicht darüber sprechen." Der hübsche Franzose wagte nicht, ihn weiter zu bedrängen, aber er hätte den anderen gerne getröstet. Er kannte Joeys Freund zwar nicht, war aber davon überzeugt, dass er einen komplizierten Charakter haben musste - immerhin wusste er nun von zwei Disputen, die innerhalb von vier Tagen stattgefunden haben mussten. Die Beziehung hatte es nicht einmal bis zum Tag Fünf geschafft, was ihn in der Meinung bestärkte, dass Joey an den Falschen geraten war. Insgeheim gab er zu, dass diese Vermutung ein wenig übereilt war, aber das lag vor allem daran, dass er dabei war, sich in den Blonden zu verlieben und seinen Konkurrenten natürlich nicht mögen konnte. »Mon chér....ich habe durch meinen Beruf viele unterschiedliche junge Männer kennen gelernt, aber nie bin ich einem so bezaubernden Wesen wie dir begegnet. Die meisten von ihnen hatten unangebrachte Starallüren und waren furchtbar arrogant. Du aber bist so offen und herzlich, gehst bereitwillig auf die Menschen zu, ohne dich als besser aufzuspielen. Du verdienst jemanden, der dich wirklich liebt....wie sehr wünschte ich, ich könnte dieser Mann sein....aber der Schmerz in deinen Worten lässt keinen Zweifel an deinen Gefühlen. Du liebst deinen Freund noch immer, auch wenn du dich von ihm getrennt hast. Darf ich mir anmaßen, zu hoffen?« „Du hast recht, weißt du? Ich muss mit meiner Rolle zurechtkommen, ob es mir nun gefällt oder nicht. Ich bin garantiert ein schrecklicher Schauspieler." „Was für ein Unsinn, Joey-san. Du bist ein wundervoller Schauspieler. Du weißt gar nicht, wie wundervoll du bist." fügte er versonnen hinzu und der Japaner blinzelte ihn erstaunt an. Als dem Schwarzhaarigen bewusst wurde, was er da gerade gesagt hatte, wurde er schlagartig knallrot wie eine Tomate. „Äh....ich....verzeih bitte, ich meinte das nicht so....also doch, eigentlich schon, nur...." „André?" Der Franzose hob den Kopf und wurde mit einem ungemein charmanten Lächeln belohnt, das ihm starkes Herzklopfen verursachte. „Hab vielen Dank. Das war sehr nett." Diese Worte machten es nicht einfacher für ihn. Er betrachtete das makellose Antlitz vor sich, das umrahmt wurde von goldenem Haar, versank in den tiefbraunen Augen, die so voller Feuer waren und verblieb eine Weile auf den sinnlich geformten Lippen, die im Licht der Scheinwerfer matt glänzten. Oh Gott....wie verführerisch.... Das Läuten seines Handys rettete ihn davor, etwas Unbedachtes zu tun. Der Franzose holte es aus seiner Manteltasche heraus und erkannte sofort die Nummer, die auf dem Display erschien. „Oh, ein Privatgespräch....Entschuldigst du mich kurz, chér ami?" „Selbstverständlich. Ist es ein Freund von dir?" „Nun ja....so etwas ähnliches...." Während André fort war und telefonierte, lehnte sich das Model auf seinem Stuhl zurück und besah sich die eindrucksvolle Kulisse des Filmsets. Er fragte sich, wie es Seto bei seinem neuen Auftrag gehen mochte. Er hatte gegrinst, als Catherine ihm von dem Bodypaint erzählt hatte und konnte sich ungefähr vorstellen, wie unglaublich „begeistert" der Brünette gewesen sein dürfte. Andererseits war er neugierig auf das Ergebnis, denn die Werbeplakate für das Parfüm würden natürlich in Domino City aufgehängt werden. „Wild Dreams" - ein passender Name für den aufregenden Männerduft. Seine Fotografin hatte ihm ein Probefläschchen geschenkt und heute hatte er etwas davon benutzt. Ein ausgezeichnetes Produkt....aber ob sein Schatz sich dafür anmalen lassen würde? Hatte er die Wahl? Cindy war endlich fertig mit ihrer Tätigkeit und der Körper des Siebzehnjährigen hatte sich in den eines Geparden verwandelt. Ein Make-up-Artist verlieh dem Gesicht noch den letzten Schliff und betonte insbesondere die Augen auf sehr vorteilhafte Weise, sodass der kühle Blick wirklich etwas Katzenhaftes besass. Zu guter Letzt kam die Perücke an die Reihe, eine gebauschte goldbraune Mähne, unter der das perfekt gestylte Haar des Firmenchefs gnadenlos verschwand. In die Halsbeuge und auf die Handgelenke wurde das Parfüm aufgetragen und der Duft, der ihm in die Nase stieg, stimmte ihn ein wenig milder, denn immerhin war das Produkt von Qualität. Während er ins Fotostudio zurückbegleitet wurde, warf er einen abschätzenden Blick in die Spiegel, mit denen der Korridor gesäumt war. Keiner hätte ihn in dieser Aufmachung wiedererkannt, aber er musste zugeben, dass das Outfit, auch wenn es fast nur aus Farbe bestand, eine elektrisierende Wirkung hatte. Er sah in der Tat wie ein Raubtier aus und der goldglänzende Ton seiner Fellzeichnung betonte vor allem seine Muskeln sehr schön. Catherine erklärte ihm, dass er sich auf einem künstlichen Felsen mit ebenso künstlichem Gesträuch zu positionieren habe und dann begann man mit dem Shooting. „Ausgezeichnet, Mr. Kaiba....lehnen Sie sich noch ein bisschen weiter vor....tun Sie so, als würden Sie auf Ihre Beute lauern....wunderbar, das sieht toll aus, so bleiben! Vielleicht der Ausdruck der Augen noch etwas animalischer, sinnlicher....großartig!" Die Vorbereitung für die Fotos hatte zweifellos länger gedauert als das Schießen derselbigen. Nach einer Viertelstunde hatte Catherine jedenfalls die gewünschten Aufnahmen im Kasten und Kaiba wurde unter die Dusche geschickt, um sich die Farbe abzuwaschen. Während er unter dem Strahl stand und das heiße Wasser über seinen Körper rann, dachte er an Miller. Als er ihn herausgefordert hatte, war er bemerkenswert von sich überzeugt gewesen. Er schien felsenfest mit seinem Sieg zu rechnen, aber jeder, der auch nur halbwegs bei Verstand war, würde bei einem Duell gegen Seto Kaiba nicht seinen eigenen Triumph erwarten! »Das gefällt mir nicht. Es ist anzunehmen, dass dieser scheinheilige Schönling irgendetwas plant, um das Duell für sich zu entscheiden. Und außerdem....wen könnte ich als Partner auswählen? Wenn jemand an mich heranreicht, ist das Yugi, aber ihn um etwas zu bitten, behagt mir nicht, wir sind schließlich Gegner. Allerdings ist Yugi auch Joeys bester Freund.... diese Wahl würde er wohl akzeptieren....« Pah! War es denn von Interesse, was der Jüngere dachte!?! Doch, das war es. Er konnte es nicht leugnen. Trennung hin oder her, er konnte ihn nicht aufgeben, aber zu dieser Beziehung öffentlich stehen wollte er genauso wenig. Er konnte nicht! Das Ansehen seiner Firma würde darunter leiden, von seinem persönlichen ganz zu schweigen! Aber war Joey nicht wichtiger als das? War ihre Liebe nicht wichtiger? Außerdem war da noch dieser André, der Schauspielkollege, mit dem der Blonde einmal ausgegangen war, in die „Hölle", diesen pikfeinen Schuppen! Jetzt, da sie kein Paar mehr waren, war der Sechzehnjährige wieder zu haben, und wer konnte schon mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass dieser Franzose nicht bereits in den Startlöchern stand und auf seine Chance lauerte? Der Gedanke, dass ein anderer Mann ihn erobern könnte, erzeugte eine Woge heller Eifersucht in ihm und sein Herz pochte schwer gegen seinen Brustkorb. Ein anderer, dem er sein herrliches Lächeln schenkte, seine vertraulichen Berührungen, seine Zärtlichkeit - diese Vorstellung war unerträglich! »Ich wollte nie lieben....ich betrachtete es als ein unnützes, schwächliches Gefühl, das einen zu unangebrachten Regungen veranlasste, zum Beispiel Freundlichkeit oder Verständnis, Dinge, die mir in meinem Leben wenig bedeuteten....vielleicht auch, weil ich sie nie erfahren habe. Und nun hat ein kleines verspieltes Hündchen meine ganze Existenz über den Haufen geworfen, und das innerhalb von ein paar Tagen....Ich habe wirklich nie einen Gedanken daran verschwendet, wie es ist, wenn man sich verliebt hat. Dieses Sehnen nach ihm, wenn er nicht bei mir ist....die Hitze, die sich in mir ausbreitete, wann immer er mich berührte....das erregende Prickeln bei jeder Bewegung seines schönen Körpers....Ich muss die Tatsachen hinnehmen, eine Alternative gibt es nicht. Der Kampf, der mir bevorsteht, ist nicht nur ein Kampf um meine Firma....er ist auch ein Kampf um Joey!« Und er hatte sich dafür entschieden zu kämpfen. Nachdem er sämtliche Farbe losgeworden war, trocknete er sich gründlich ab und schlüpfte in den Bademantel, den man ihm hingelegt hatte. Als er wieder unter Leute trat, spendierte Catherine ihm ein Glas Rotwein und bedankte sich für die hervorragende Arbeit. „Sie waren ausgezeichnet, im Ernst! Schade, dass Sie keine Zeit zum professionellen Modeln haben! Sie könnten ein Star werden!" „Ich habe kein Interesse daran, das habe ich Ihnen bereits erklärt." „Ach ja, das weiß ich doch, aber schade ist es trotzdem." „Wenn er nicht will, dann will er nicht!" mischte sich Cindy in das Gespräch ein. „Hör also auf, den armen Jungen zu nerven! Und nun hilf mir mal, ich muss meine Ausrüstung nach draußen ins Auto schaffen! Sei so nett und halt mir die Tür auf!" „Bitte sehr....Alter vor Schönheit!" erwiderte Catherine mit einem breiten Grinsen, als ihre Freundin mit energischen Schritten an ihr vorbeimarschierte. „Alter vor....?! Was fällt dir eigentlich ein!?!" Seto: Darf ich dich mal was fragen? Autumn: Klar doch, jederzeit!^^ Seto: Was fällt dir ein, mich mit diesen Gewitterziegen zusammenzustecken?! Macht es dir Spaß, mich zu quälen?! Autumn: Also, um ehrlich zu sein....ja! Seto: Ich musste ja fragen.... Kapitel 31: Dritte Woche, Dienstag (Teil 1) ------------------------------------------- Ich war sehr lange nicht mehr bei dieser FF - es gab Stress und meine Mutter war im Krankenhaus. Jetzt bin ich wieder da und hab zwei Kappis im Gepäck!^^ Vermutlich liest das hier eh keiner mehr, aber ich bin eben hoffnungsvoll...Mein beständiges "Dolly"-Lesen in jungen Jahren (hole ich auch heute noch aus dem Regal, wenn ich eine leichte Lektüre ohne große Tiefe in der Handlung brauche) ist hier eingeflossen (null Inspiration), und ich hab die Ideen aus einem der vielen Kapitel verwurstet....Bei dieser Story ging irgendwie nichts mehr - aber sie wird weitergehen und sie wird einen Schluss haben, jawohl! Kapitel 16: Dritte Woche, Dienstag Hauswirtschaft war zweifellos erfunden worden, um unschuldige Schulkinder zu quälen - das fand zumindest Joey, der eine ähnliche Meinung von den Fächern Mathematik, Physik und Chemie hatte. Er konnte zwar kochen, aber es machte immer einen Unterschied, ob man für sich selbst etwas zubereitete, was einem schmeckte oder im Unterricht ein vom Lehrer vorgesehenes Gericht zaubern sollte. Er warf einen verstohlenen Blick Richtung Kaiba, der mit unbeteiligter Miene dastand und seine Anwesenheit in der Schulküche mit der stoischen Ruhe eines Märtyrers ertrug. Dass er Hauswirtschaft nicht leiden konnte, weil bisher immer nur seine Angestellten für ihn gekocht hatten, war logisch. Er hätte ihn gerne danach gefragt, wie das Shooting verlaufen war, aber er brachte es einfach nicht fertig. Sobald sich ihre Blicke kreuzten, wandten sie sich um und taten, als wäre das ein Versehen gewesen, obwohl es einem kundigen Beobachter wie zum Beispiel Yugi oder auch Tristan sofort auffiel, wie die unterdrückten Gefühle zwischen ihnen wogten. Getrennt oder nicht, sie liebten einander noch immer, aber noch waren sie weit von einer möglichen Versöhnung entfernt. Gerade wollte Yugi seinen besten Freund darauf ansprechen, als Mr. Takeda herein rauschte. Er war groß, knochig und wirkte für einen Hauswirtschaftslehrer viel zu durchgeistigt. Seine Vorliebe für die europäische Küche im allgemeinen und die französische im besonderen, sowie seine Art, die Kunst des Kochens wie eine heilige Handlung zu betreiben, hatten ihm den Spitznamen „Maître" (Meisterkoch) eingetragen. Er verlangte absolute Ehrfurcht jedem seiner Handgriffe und Worte gegenüber und seine Vorträge erinnerten oftmals an Poesie, jedenfalls wäre kein Mensch auf die Idee gekommen, dabei an so etwas Profanes wie grüne Bohnen oder gedünsteten Kohl zu denken. Apropos Kohl.... „Guten Tag, meine Damen und Herren. Heute wollen wir es mal mit den sogenannten Russischen Kohlröllchen versuchen. Sehen Sie, schauen Sie - ich habe hier einen wunderschönen Weißkohl vor mir, nicht zu groß und nicht zu klein, seine Farbe reicht von Elfenbeinweiß bis ins zarte Hellgrün. Nun lösen Sie vorsichtig die äußeren Blätter ab...." Es hörte sich an wie Musik und seine Hände trennten die Blätter so behutsam ab, als hätte er einen Säugling vor sich. Seine weitaus weniger enthusiastischen Schüler, die ebenfalls einen solch berückenden Weißkohl vor sich liegen hatten, bemühten sich nach Kräften, es ihm nachzumachen, aber die meisten versagten kläglich. Das Endergebnis war, dass die Blätter in Fetzen traurig herunterhingen und der Maître verzog das Gesicht, als er die Bescherung erblickte. Sein Feingefühl war zutiefst verletzt. „Nun geben wir die Blätter für zehn Minuten in kochendes Wasser, dann kühlen wir sie in ein wenig kaltem Wasser wieder ab und legen sie zum Trocknen auf ein sauberes Tuch." „Ich komme mir vor wie im Babypflegekurs", flüsterte Duke Tristan zu, der sich daraufhin ein Lachen verbeißen musste. Auch der Schwarzhaarige empfand als wohlhabender Spielemagnat den Hauswirtschaftskurs als unter seiner Würde, aber damit hätte er Mr. Takeda kaum davon überzeugen können, ihn von der Stunde auszunehmen. „Für die Russischen Kohlröllchen kochen wir nun den Reis fünfzehn Minuten, schütteln ihn auf ein Sieb und baden ihn ebenfalls in kaltem Wasser. Anschließend drehen wir Hammelfleisch und Speck durch die Maschine - wer von Ihnen möchte das machen?" Falls er erwartet hatte, von der Wucht der freiwilligen Kandidaten überrollt zu werden, so wurde er enttäuscht. Jeder sah woanders hin oder tat, als beschäftige er sich mit den Kohlblättern. Der Maître, durch diese offensichtliche Arbeitsverweigerung in seinen Grundfesten erschüttert, beschloss kurzerhand, einen seiner weniger talentierten Schüler für diese Aufgabe auszuwählen und in Hauswirtschaft zählte auch der Firmenchef zu den eher unglücklichen Vertretern. „Mr. Kaiba, wie wäre es denn mit Ihnen? Seien Sie so freundlich." Kein anderer Lehrer hätte es je gewagt, ausgerechnet Seto Kaiba für eine Tätigkeit auszusuchen, die unter seinem Niveau lag, weil das in der Regel den notenmäßig schlechtergestellten Schülern überlassen wurde, doch in diesem Fach bildete er eine Ausnahme, weil er sich nicht im geringsten für das Kochen interessierte....und in seinem sonst so perfekten Zeugnis war eine Drei ein katastrophaler Schönheitsfehler, den er nicht auf sich sitzen lassen konnte. Folglich stieß er einen genervten Seufzer aus und schickte sich an, das zu tun, was Mr. Takeda ihm aufgetragen hatte. Leider hatte er vergessen, dass die Maschine erst einmal zusammengesetzt werden musste. So stand er ratlos vor einer Anzahl von Einzelteilen und begann, Vermutungen darüber anzustellen, was denn nun eigentlich wohin gehörte. Der Maître beobachtete seine Bemühungen mit undurchdringlichem Gesicht. Endlich schien es zu stimmen, das Gerät sah aus wie ein Fleischwolf und drehte sich sogar. »Na bitte, das war doch gar nicht so schwer. Der Rest ist ein Kinderspiel!« dachte der Siebzehnjährige siegessicher, stopfte einen Fleischbrocken nach dem anderen in den Trichter und fing an zu drehen. Und er drehte und drehte und drehte und konnte nicht mehr aufhören, was allerdings nicht an ihm lag. »Seto-Baby, ich habe den Eindruck, dass die Fleischbrocken auf der Stelle rotieren....« »Wer hat dich denn gefragt?! Kannst du mich nicht mal in Hauswirtschaft in Frieden lassen!? Lenk mich jetzt nicht ab, ich arbeite!« »Irgendwas stimmt nicht....Hackfleisch kommt jedenfalls unten kein‘s heraus....« »Wahrscheinlich ist es nicht genug, ich muss die Menge erhöhen. Irgendwann muss es dem Zeug dadrin ja mal zu eng werden....« Er beförderte noch ein paar Portionen in den Trichter und drehte unverdrossen weiter, während sich auf den Gesichtern seiner Klassenkameraden ungläubiges Erstaunen abzeichnete. Kaiba stopfte noch mehr hinein, aber von Hackfleisch keine Spur. Zu sämtlichen anderen Öffnungen, am Drehhebel und den Schrauben, quoll Fleischsaft und rosa Brei hervor, doch da, wo man es erwartete, zeigte sich nichts. Joey trat grinsend an ihn heran und tippte ihm auf die Schulter. „Was willst du?!" knurrte der Brünette, dem von der Anstrengung bereits Schweißperlen auf der Stirn standen. Er hasste es, sich zu blamieren, und Hauswirtschaft war das einzige Fach, in dem er nicht glänzen konnte, was ihn nur noch mehr verbitterte. Die gönnerhafte Miene des Blonden machte es ihm nicht leichter. „Du solltest deinen Gästen Spiegeleier servieren oder sie ins Restaurant schicken, Kaiba. Glaubst du nicht auch, dass du eine Kleinigkeit übersehen hast?" „Was meinst du damit!?" Der Jüngere griff sich die Maschine und baute sie geschickt auseinander. „Du hast das Messer verkehrt herum eingesetzt. Ohne Messer kann die Maschine nicht schneiden." erklärte er in einem Ton, in dem man mit Kleinkindern spricht. Seto wurde zuerst blass und dann rot, weil er sich gedemütigt vorkam und außerdem war er wütend, weil ausgerechnet Joey ihn auf so herablassende Weise belehrt hatte. Gab es etwas Peinlicheres für ihn? Der Sechzehnjährige achtete nicht auf die Dolche, die von den saphirblauen Augen auf ihn abgeschossen wurden; statt dessen setzte er das Gerät in Sekundenschnelle richtig herum zusammen und trieb rasch das Fleisch hindurch. Der Maître nickte zufrieden. Nun war es an der Zeit, Knoblauch und Zwiebeln nach seiner Anweisung zu schneiden. „Meine Damen, meine Herren, was muss ich sehen! Haben Sie denn noch nie eine Zwiebel geschnitten? Wir müssen üben!" „Das halte ich nicht aus!" klagte Ryo, dem jetzt schon dicke Tränen über die Wangen liefen. Mr. Takeda kümmerte sich nicht um diesen Einwurf, tränende Augen waren unbedeutend. Er schien über derartige Schwierigkeiten ohnehin erhaben zu sein. „Die Zwiebel hat einen sehr scharfen Geruch", dozierte er hoheitsvoll. „Nicht möglich. Das ist vielleicht eine Neuigkeit", bemerkte Duke sarkastisch, worauf ihm der Lehrer einen strafenden Blick zuwarf. „Um uns davor zu schützen, brauchen wir also einen Trick. Wir schälen die Zwiebel unter fließendem kalten Wasser. Im Anschluss wird sie in sehr kleine Stückchen geschnitten. Dann geben wir den Knoblauch und die Zwiebeln zu dem Fleisch und braten es in heißer Butter schön braun. Gewürzt wird das Ganze natürlich mit Salz und Pfeffer - und nun kommt der Reis." Er wirbelte die Zutaten durch die Luft wie ein Bühnenkünstler, der im Begriff ist, ein Kaninchen aus dem Hut zu zaubern, aber seine Schüler und Schülerinnen waren darin weniger erfolgreich als er. Yugi demonstrierte eine bewundernswerte Geschicklichkeit, sobald es darum ging, heruntergefallene Bestandteile mit dem Fuß verschwinden zu lassen. „Jetzt folgt die Hauptsache. Wir nehmen unsere Kohlblätter und setzen eine kleine Kugel von der Füllung auf jedes Blatt." „Hm....Kugel kommt eindeutig von kugeln", bemerkte Tea und bückte sich rasch nach der wegrollenden Füllmasse auf dem Boden. Nachdem sie den Ausreißer wieder eingefangen hatte und ihr Kopf unter der Tischplatte auftauchte, zeigte ihnen der Meisterkoch, wie sie ihre Kohlblätter falten mussten, damit sie sich beim Schmoren nicht öffneten. „Wir braten unsere Russischen Kohlröllchen in der Butter an und lassen sie braun werden. Danach gießen wir heißes Wasser dazu und lassen es eine Stunde schmoren." Endlich, da kündigte sich die langersehnte Pause an! Die Klasse war schon drauf und dran, sich zu freuen, als der Maître ihre Hoffnungen mit einem einzigen Satz zerstörte: „In der Zwischenzeit üben wir noch einmal das richtige Aufschlagen von Eiern." „Oh nein, nicht schon wieder!" „Was sagten Sie soeben, Mr. Wheeler?" „Ich? Kein Sterbenswörtchen!" Was nun kam, musste jeder Kurs von Mr. Takeda viele Male über sich ergehen lassen. Man nahm am langen Tisch Aufstellung, vor sich eine Schüssel, daneben einen Korb mit Eiern, während der Maître fleißig dirigierte, als hätte er die Wiener Philharmonie vor sich. „Und eins (nehmen) und zwei - tick - und drei (in die Schüssel laufen lassen). Und eins und tick und drei und eins und tick und drei...." Wehe, wenn das Ei nicht beim ersten „tick" zerbrach! Nicht nur wurde der Maestro dadurch in seinem Takt gestört, sondern man ließ dabei auch gleich erkennen, dass man es offenbar nicht richtig machte. Noch schlimmer war es, wenn das Eigelb zerlief, weil man zu fest aufgeschlagen hatte - Duke schaffte es zumindest fast immer, sich die glitschige Substanz über die Finger rinnen zu lassen. „Du hast einen fabelhaft kräftigen Schlag, Schatz", raunte ihm Tristan zu und besah sich das Chaos in der Schüssel. „Das reinste Rührei, du hast kein Ei heil hineinbekommen. Du solltest es mal mit Boxen versuchen!" „Pass bloß auf, sonst probiere ich meine gefährliche Rechte gleich mal an dir aus! Oh?" Sein Handy klingelte und der Maître runzelte missbilligend die Stirn. Der Schwarzhaarige wischte sich das Eigelb von den Händen und entschuldigte sich höflich. Auf dem Display stand die Nummer seiner Firma, also war es ein geschäftlicher Anruf. Der Lehrer hob eine Augenbraue, erlaubte ihm aber, draußen im Flur zu telefonieren und er schlüpfte hinaus. „Jungs, ich habe eine wunderbare Idee, wie wir Duke ein bisschen durch den Kakao ziehen können", erklärte Joey gerade und Yugi, Ryo und Tristan scharten sich um ihn. „In der Speisekammer sind noch ein paar hartgekochte Eier - wir könnten sie mit denen in seinem Korb austauschen!" „Wenn er das herauskriegt, sind wir tot!" gab Ryo zu bedenken. „Ach, ich werde seinen Zorn schon besänftigen!" erwiderte der Braunhaarige zuversichtlich und Joey eilte geschwind in die Speisekammer, als Mr. Takeda seine Aufmerksamkeit auf eine andere Gruppe richtete und kehrte mit vier hartgekochten Eiern zurück, die er schnell mit denen in Dukes Korb auswechselte. Er selbst schlug zwei der weggenommenen Eier auf, damit es nicht zu sehr auffiel, dass in seinem Korb nun mehr lagen als vorher. In diesem Moment betrat der Dungeon-Dice-Erfinder die Küche und sagte: „Das war die Marketing-Abteilung. Es ging um die Werbung für die neueste Erweiterung meines Spiels. Tja....und nun frisch ans Werk." „Da sind Sie ja wieder, Mr. Devlin. Mir ist aufgefallen, dass Sie das Aufschlagen noch nicht so gut beherrschen. Machen Sie es mir einmal vor." Duke verdrehte die Augen, gehorchte aber. Eins - zwei (er holte weit aus, wie gewohnt) - tick - nanu? Noch einmal - tick. Nichts geschah. Er betrachtete das widerspenstige Ei von allen Seiten, konnte aber nichts entdecken, was ihm dessen merkwürdiges Verhalten erklärt hätte. Er probierte es ein weiteres Mal, aber auch jetzt zeigte sich das Ei vollkommen unbeeindruckt. „Eins - tick - drei! Was ist los? Fürchten Sie sich vor einer Explosion? Kräftig auf die Kante schlagen, das kann doch nicht so schwer sein!" „Das Huhn muss Zement gegessen haben", entgegnete der Schwarzhaarige verstimmt und ließ sich willig das Ei aus der Hand nehmen, da sich nun der Meister persönlich anschickte, es zu zähmen. Er schlug es auf den Rand der Schüssel und wollte es geschickt mit einer Hand auseinander ziehen, allerdings weigerte es sich. „He? Das ist eigenartig." Er untersuchte das Ei genauer, und da er ein Fachmann war, durchschaute er den Schwindel ohne Probleme. Zur Überraschung der versammelten Schülerschaft brach er in herzliches Gelächter aus und meinte: „Ich verstehe. Sie haben genug von Rührei. Ah, ich kann es Ihnen nicht verübeln - außerdem ist es nun an der Zeit, unsere Russischen Kohlröllchen ihrer Vollendung zuzuführen." Und da der Maître in vergnügter Stimmung war, verzichtete er auf die Mitarbeit der Klasse und schuf selbst eine köstliche Soße, die er in atemberaubender Geschwindigkeit zubereitete und abschmeckte. Duke hatte inzwischen von der kleinen Verschwörung erfahren und war kurz davor, einem gewissen Blondschopf den Hals umzudrehen, als Tristan sich heldenhaft in den Disput einmischte und sagte: „Sei nicht sauer, mein Süßer. Okay, der Scherz ging auf deine Kosten, aber hey, die Gelegenheit war günstig. Schmoll nicht. Es war ja nicht böse gemeint." Dabei setzte er das charmanteste Lächeln auf, dass er zustandebrachte und legte den nötigen Schmelz in seine Stimme, sodass sein Gegenüber ihn eine Weile nur stumm anstarren konnte. Er war machtlos gegen das Funkeln in diesen warmen braunen Augen und vor allem gegen dieses sexy Lächeln - er beschränkte sich also darauf, eine beleidigte Schnute zu ziehen und wurde von seinem Schatz mit einem Kuss auf die Wange belohnt. Man ließ sich die Mahlzeit schmecken, sparte nicht an Lob und wenig später läutete es auch schon zur sechsten Stunde: Physik. Und plötzlich war Joey der Meinung, dass Hauswirtschaft vielleicht doch ganz in Ordnung war, zumindest im Vergleich.... Nach der Schule kam Yugi endlich dazu, ein ernsteres Gespräch mit seinem besten Freund zu führen. „Mokuba hat mir von dem Streit zwischen dir und Kaiba erzählt. Ich bin mit seiner Einstellung auch nicht einverstanden, aber ist dein Ultimatum bis Freitag nicht ein wenig knapp?" „Nein, das finde ich nicht. Hör zu, Kumpel - ich liebe Seto. Daran hat sich nichts geändert. Aber ich will ein Teil seines Lebens sein, nicht bloß eine Nebenerscheinung. Ich will genauso viel zählen wie seine Firma oder sein Prestige und nicht erst danach kommen. Ich will nicht, dass diese Dinge für ihn wichtiger sind als ich. Vielleicht verlange ich zu viel, ich weiß es nicht. Aber er soll sich zumindest Gedanken darüber machen. Wenn er das nicht kann, können wir unsere Beziehung nicht aufrechterhalten. Ich möchte mit dem Menschen Seto Kaiba zusammen sein, nicht mit dem Geschäftsmann!" „Aber er gibt dem Geschäftsmann den Vorzug, das meinst du doch?" „Genau. Mir ist klar, dass ich das Ganze ruhiger hätte angehen sollen, dass ich ihn nicht gleich hätte anbrüllen dürfen, aber ich war so wütend und verletzt - und wenn ich mal in Fahrt bin, bremst mich nicht mal eine Betonwand! Ich hätte ihn am Sonntag wirklich erwürgen können! Wir sind zwei furchtbare Sturschädel, ich bestreite es nicht, und mit meinem ungezügelten Temperament bin ich mit schuld an diesem Fiasko, weil ich mich nicht zurückhalten konnte.... aber ich werde nicht kleinbeigeben! Er muss zu mir kommen, nicht andersherum!" Der Kleinere musterte ihn und erkannte den entschlossen Ausdruck auf seinem Gesicht. Dann fiel ihm etwas ein, dass er in der Zeitung gelesen hatte und er fragte: „Kaiba wird seine Firma in einem Duell zurückerobern, wie ich gehört habe. Steht ganz groß in allen Zeitungen. Es ist ein Partnerduell, zu dem ihn dieser Miller herausgefordert hat. Mit wem will er denn zusammenarbeiten?" „Hast du einen Sonnenstich, mein Alter? Glaubst du im Ernst, Seto würde mit einem Partner antreten? Mich hat er abgelehnt, und wen er sonst als würdig erachtet, keine Ahnung. Na, eventuell dich, he? Schließlich bist du der König der Spiele." „Ich habe mir das bereits überlegt. Falls Kaiba damit einverstanden ist, würde ich mich als sein Partner für das Duell anbieten." „Was, ehrlich? Das wäre ja cool! Du bist der einzige, den ich akzeptieren würde, wenn er mich schon nicht will. Außerdem kann mir dir gar nichts schiefgehen und Seto wird seine heißgeliebte Firma bald zurückhaben!" Er hielt plötzlich inne und erinnerte sich an die Zuversicht, die Miller Junior gezeigt hatte, als er ihnen die Herausforderung unterbreitet hatte. Der Eindruck, dass er viel zu überzeugt war von seinem Triumph, verstärkte sich mit einem Mal - er sah das siegessichere, fast höhnische Lächeln förmlich vor sich. Da war doch irgendetwas nicht in Ordnung! „Was weißt du über die Duellfähigkeiten der Millers, Yugi? Du kennst dich in der Liga am besten aus!" Der Bunthaarige legte einen Finger an sein Kinn und versank in tiefem Schweigen, während er in seinem Gedächtnis nach ein paar Informationen kramte. „Also....Mr. Miller Senior kam ins Halbfinale der Japanischen Meisterschaften, wo er dann von Rex Raptor geschlagen wurde, der ja dann später Weevil Underwood im Finale gegenüberstand. Souichi-san war dreimal in Folge Champion unserer Präfektur (Japan ist in 43 Präfekturen/Provinzen eingeteilt). Sie verstehen wirklich was vom Duellieren, keine Frage. Aber ich glaube trotzdem nicht, dass auch nur einer von ihnen an Kaiba heranreicht. Ich begreife nicht, wie er ihm da ein Duell vorschlagen konnte, wenn Miller die Firma doch selbst behalten will. Das ergibt keinen Sinn!" „Ich vermute eine Gaunerei. Nach außen hin hat er zwar eine blütenweiße Weste, aber wer kann schon sagen, in welchem Keller der seine Leichen vergräbt? Er wirkte sehr sicher, als er Seto das Angebot machte, um die Corporation zu spielen. Ich bin besorgt. Was ist, wenn er einen Weg gefunden hat, das Duell im Voraus für sich zu entscheiden?" „Du denkst, dass das möglich wäre?" „Dem Kerl traue ich alles zu!" Sie verließen das Schulgebäude und traten auf die Einfahrt hinaus. Pünktlich auf die Minute erschien die chromblitzende Limousine am Eingangstor und Jonas sprang heraus, um Joey die Tür aufzuhalten. Der Blonde stieg gerade in den Wagen, als der Jungmillionär nach draußen kam. Seine Augen hefteten sich auf das Gefährt und verfolgten es, bis es in der ersten Kurve verschwand. Er hätte gerne mit dem Jüngeren gesprochen, aber der Hauswirtschaftskurs hatte ihm die Laune verdorben, zumal er auch noch mit dem anderen aneinander geraten war und den Kürzeren gezogen hatte. Dass ausgerechnet Seto Kaiba sich bei einer derartig lächerlichen Tätigkeit vor dem „Köter" blamierte, war eine Schande!! Ja, eine Schande....aber viel schlimmer war, dass er hoffnungslos in diesen willensstarken, stolzen, halsstarrigen, vorlauten, herrlichen Hitzkopf verliebt war! „Kaiba?" „Was willst du von mir, Yugi?" wandte er sich kaltschnäuzig an seinen Gegner, doch der Kleine zuckte trotz des eisigen Tonfalls mit keiner Wimper. „Ich weiß Bescheid über das Duell gegen die Millers. Ein Partnerduell, nicht wahr? Ich würde das gerne übernehmen." „Warum solltest du mir helfen wollen?" „Weil Joey mein bester Freund ist. Deine Firma ist dir wichtig und du bist für meinen Freund wichtig. Auch er möchte, dass du das zurückbekommst, was dir zusteht. Ich tue das nicht für dich, sondern für ihn." „Ha! Weshalb sollte Joey darauf bestehen, dass ich die Kaiba-Corporation zurückgewinne? Er hat mir vorgeworfen, dass mir die Firma wichtiger ist als er - warum also?" „Weil sie dir am Herzen liegt....und weil er dich liebt. Nimmst du mein Angebot an?" »Weil er mich liebt....« wiederholte der Brünette in Gedanken und erneut wallte der Schmerz in ihm nach oben. Er sehnte sich nach Joey, das wusste er, obgleich er versucht hatte, diese Tatsache zu verdrängen. Er blickte Yugi an, der ihn erwartungsvoll ansah. „Ich werde es mir überlegen", antwortete er schließlich. Kapitel 32: Dritte Woche, Dienstag (Teil 2) ------------------------------------------- Kapitel 16, Zweiter Teil: Dritte Woche, Dienstag „Sag mal, Tris....wie ist das so mit dir und Duke?" Joey und Tristan sassen im Park und verspeisten ihre großen Waffeln mit Eiscreme. Der Blonde wusste zwar, dass sein Kumpel eigentlich sofort nach der Schule in die Firma des Schwarzhaarigen musste, um den Platz seines Tauschpartners einzunehmen, aber das Gespräch mit den Verantwortlichen der Werbeabteilung war erst in einer Stunde. „Wie meinst du das?" „Na ja, du bist schließlich auch mit einem jugendlichen Geschäftsmann, mit einem Millionär zusammen. Dukes Prestige mag aufgrund seiner etwas kleineren und weniger bedeutenden Firma nicht so übermäßig sein wie das der Kaiba-Corporation, aber er steht doch auch in der Öffentlichkeit. Wie verkraftet das eure Beziehung?" „Hör zu, mein Freund. Du darfst auf keinen Fall von dir und Kaiba ausgehen. Duke ist nicht Kaiba, die beiden haben einen gänzlich anderen Charakter. Sicher, mein koibito tritt auch gerne arrogant und selbstgefällig auf, aber mehr, um von anderen Geschäftsleuten ernstgenommen zu werden. ‚Das Business ist hart‘, das ist einer seiner Lieblingssätze, und deswegen gibt er sich härter als er in Wirklichkeit ist. Im Privatleben ist Duke ein lieber und hilfsbereiter Bursche, auf den du immer zählen kannst, sobald Not am Mann ist - und das wichtigste ist, er zieht eine klare Trennlinie zwischen dem Geschäftsmann und dem Menschen, der er ist. Er geht offen und ehrlich mit seinen eigenen Gefühlen um....Komm mit, ich möchte dir etwas zeigen." unterbrach er sich selbst und sie fuhren mit der U-Bahn in das Stadtviertel von Domino, in dem Duke seine Büros hatte. Das Gebäude war bei weitem nicht so imposant oder beeindruckend wie das von Setos Firma, aber es war stilvoll und elegant eingerichtet, sogar im Eingangsbereich. Die Angestellten begrüßten Tristan freundlich und er erwiderte es. „Wenn ich schon mal da bin, kann ich mich auch gleich umziehen", bemerkte der Braunhaarige und verschwand in einem Nebenraum des Büros, von dem aus Mr. Devlin seine Geschäfte abzuwickeln pflegte. Nach fünf Minuten kam er wieder, ungewohnt vornehm in dem schwarzen Anzug und den kostspieligen italienischen Schuhen. Unter dem offenen Jackett trug er ein dunkelgrünes Hemd und dazu eine Krawatte. „Du siehst toll aus, das steht dir klasse, mein Alter. So kennt man dich ja gar nicht!" „Danke. Aber was ich dir zeigen wollte: Das ist eine Fachzeitung für Leute wie Duke und Kaiba, die mit höheren Geldbeträgen jonglieren, ein Finanzmagazin, um genau zu sein. Die Ausgabe ist drei Monate alt. Mein Schatz hat sie aufgehoben." Joey nahm das Heft und betrachtete es. Von der Titelseite herunter strahlte ihn Dukes Konterfei an; er war offensichtlich auf einer größeren Veranstaltung fotografiert worden....und an seinem Arm winkte Tristan in die Kamera! Er las erstaunt die Überschrift zu dem Bild: „Duke Devlin über die Intoleranz gegenüber Homosexualität in der japanischen Gesellschaft." „Die Zeitschrift ist eines der wenigen Finanzmagazine, die über eine Art Gesellschaftsspalte verfügen. Reporter haben ihn interviewt, weil er auf einer öffentlichen Veranstaltung mit mir erschienen ist. An diesem Tag hat er vor der ganzen Welt zugegeben, dass er schwul ist und ich zu ihm gehöre - natürlich nicht ganz ohne Vorsichtsmaßnahmen. Er hat Geld und mit Geld hat man Macht, das ist eine alte Weisheit. Fotos von uns beiden zusammen dürfen nur mit vorheriger spezieller Genehmigung in autorisierten Magazinen veröffentlicht werden und die Tageszeitungen dürfen niemals in einem Leitartikel über uns berichten, sondern nur in Rubriken wie etwa ‚Dominos Schickeria‘, ‚Stadt und Leute‘ oder irgendwas in der Art. Belästigungen, unerwünschte Fotos, Schmähschriften und der ganze Schrott sind verboten und werden bei Zuwiderhandlung strafrechtlich verfolgt. Hier stellt sich nun die Frage: Wenn Duke so etwas mit Geld erreichen kann, warum kann Kaiba das nicht auch?" „Hattet ihr denn nie....Einbußen dadurch?" „Doch, ein paar Geschäftsleute wollten nach dem Coming Out nichts mehr mit Duke zu tun haben, aber das war kein Verlust, den er nicht hätte verschmerzen können. Verstehst du? Seine Firma, sein hochgeheiligtes Ansehen in der Öffentlichkeit, das ist nicht das wichtigste für ihn, weil bei ihm der Mensch an erster Stelle kommt, der Mensch, der mich liebt und der sich weigert, mich zu verleugnen, weil ich ein Teil seines Lebens bin. Kaiba ist noch nicht so weit und du kannst nicht von ihm erwarten, dass er sich über Nacht ändert." „Das weiß ich. Es ist nur....da steckt so viel Gutes in ihm, dass es mich regelrecht krank macht, wenn er sich weiterhin so gefühlskalt und abweisend gibt! Er hat mir gesagt, dass er mich liebt - aber was hat eine Beziehung für einen Sinn, wenn er mich nicht genug liebt? Wenn die Firma und sein Image immer wichtiger sind als ich?! Ich glaube nicht, dass er mich nicht versteht.... aber es fällt ihm schwer, seine Gefühle mit vollem Bewusstsein anzunehmen, sie zu akzeptieren! Er muss perfekt sein, unbesiegbar, makellos! In so einem glanzvollen Image hat eine so skandalöse Tatsache wie eine homosexuelle Beziehung natürlich nichts zu suchen!" „....Es ist sein Stolz, nicht wahr? Und sein Ehrgeiz. Er kann nicht loslassen. Aber du vergisst, dass du im Gegensatz zu mir durch deinen Modelberuf nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt bist. Das macht eure Situation noch um einiges komplizierter." Der Blondschopf strich sich durch sein dichtes Haar und ließ sich kraftlos in den Besuchersessel sinken. Tristan hatte selbstverständlich recht, aber trotzdem ärgerte es ihn, dass sein sturer, großkotziger, wunderbarer Drache so schrecklich gefühlsgehemmt war! »Ach Seto, mein Seto....warum zum Teufel hast du bloß so eine verkorkste Einstellung?« »Weil er dank Gozaburo bisher ein ziemlich verkorkstes Leben hatte, falls du mir die Bemerkung gestattest!« »Was denn, dich gibt‘s immer noch?! Ich dachte, ich wäre dich endlich los!« »Das war ein Trugschluss, mein Lieber! Jetzt mal ernsthaft: Mr. Blue-Eyes-White-Dragon wird sich nie überwinden, wenn du ihm nicht in den Hintern trittst....symbolisch!!« »Soll ich dir gleich mal symbolisch in den Hintern treten, du blödes Gewissen?! Ich werde ihm doch nicht hinterherlaufen wie ein liebeskrankes Schulmädchen! Ich habe ihm ein Ultimatum gesetzt und er muss zu mir kommen, nicht andersrum! Joseph Jay Wheeler kriecht nicht zu Kreuze!!« »Ja, aber Seto Kaiba genauso wenig! Solange er die Lektion nicht gelernt hat, dass nichts - aber auch absolut nichts - wichtiger und bedeutsamer ist als ein geliebter Mensch, wird sein Stolz sich weiterhin brav weigern, dieses überdimensionale Ego ein bisschen einschrumpfen zu lassen! Du musst ihn aufrütteln!« »Und wie?« »Warum fragst du nicht den großen Beziehungspsychologen um Rat?« »Was für ‘nen Beziehungspsychologen???« »Mokuba.« »Ach den....!« Der besagte Beziehungspsychologe hielt sich in seinem gemütlichen Zimmer auf, vor ihm sassen Serenity, Ryo, Yugi und Catherine, die Fotografin. „Ich finde euren Plan fabelhaft!" erklärte sie soeben zu den Jugendlichen gewandt. „Ich habe mir ja schon Gedanken darüber gemacht, was die beiden betrifft. Ich wusste ja, dass Joey-Honey homosexuell ist, und bei Mr. Kaiba habe ich mich schon oft gefragt, ob....egal, das steht jetzt nicht mehr zur Debatte, es geht darum, die Dickschädel wieder miteinander zu versöhnen! Und eure Idee ist Gold wert!" „Na ja, eigentlich ist es die Idee von Yugi und Ryo", meinte der bald Dreizehnjährige bescheiden. „Serenity und ich sorgen nur für die Durchführung des Plans. Sie wollen uns also wirklich helfen, Miss Nathaniel?" „Natürlich! Ich mag die beiden, auch wenn Mr. Kaiba sich mir gegenüber sehr reserviert benimmt. Aber ich habe nun mal eine Schwäche für schöne Männer - und für zwei schöne Männer, die ineinander verliebt sind, noch viel mehr! Ich habe selbst einen Bruder, der schwul ist, daher habe ich keine Vorurteile. Liebe ist Liebe, basta! Außerdem finde ich wirklich, dass sie prima zusammenpassen, weil sie einander ergänzen. Wenn man sich nur ähnlich ist, wird eine Beziehung auf die Dauer langweilig und uninteressant. Die Frage ist bloß, wann wir die Aktion starten sollen? Dieses komische Partnerduell um die Firma ist am Freitag und dafür bräuchte Mr. Kaiba einen kühlen Kopf....da fällt mir ein - hat er denn schon einen Partner?" „Ich habe mich angeboten", antwortete der Bunthaarige, „....aber ich weiß noch nicht, ob er zusagt. Ich bin ohnehin der Ansicht, dass er eigentlich mit Joey antreten sollte. Er hätte es verdient und deswegen ärgere ich mich ein bisschen. Schließlich ist er ein guter Duellant, und er könnte Kaiba auch dabei helfen, seine Firma zurückzugewinnen!" „Schmoll nicht, Yugi-chan." meinte Ryo und küsste ihn auf die Wange. „Wenn wir es geschickt anstellen, könnten wir vielleicht sogar das erreichen. Allerdings müssten wir dann Joey in den Plan einweihen...." „Das wäre nicht das Schlechteste. Mein Onii-san wäre ein guter Verbündeter. Immerhin glaube ich, dass er auch wieder mit Kaiba-san zusammen sein möchte. Ich bin dafür, ihn einzuweihen." „Wo ist Joey heute nachmittag überhaupt?" Das Mädchen legte die Stirn in Falten. „Ich weiß es nicht genau, Mokuba. Er wollte ein bisschen shoppen gehen, um seine Garderobe zu erweitern. Außerdem ist er gefrustet, und wenn er sich in diesem Zustand befindet, malträtiert er entweder den Sandsack in seinem Apartment, verschlingt eine Packung Schokoladeneis oder geht einkaufen." „Hat er sein Handy dabei?" „Nein. In solchen Fällen will er nicht gestört werden!" „Verstehe. Aber morgen ist doch Mittwoch. Kommt er da nicht dich und deine - eure - Mutter besuchen?" „Ja. Du meinst, ich soll dann mit ihm sprechen? Gern!" Mokuba holte aus der Mini-Bar seines Zimmers (ja, der hat sowas!) eine Flasche Himbeersirup, verdünnte ihn mit Wasser und servierte seinen Gästen das Getränk in farbigen Bechern. „Stoßen wir also auf den Erfolg unseres gemeinsamen Planes an - auf dass Seto und Joey wieder ein Paar werden! Kampai!" „Kampai!" (Das bedeutet so viel wie „Prost". Diese Aufforderung, das Glas leer zu trinken, wird heute in Japan nicht mehr ganz ernst genommen, es ist niemand zum Ex-Trinken gezwungen) Der Blonde war nach seiner Unterhaltung mit Tristan tatsächlich auf Shopping-Tour. In der Einkaufsmeile von Domino City pilgerte er von einem Modegeschäft zum anderen, untersuchte diese und jene vielversprechende Jeans, probierte ein paar T-Shirts und steuerte schließlich sein Lieblingsgeschäft an, das sich in einer kleinen Seitenstraße befand und ganz auf eine bestimmte Kundschaft ausgerichtet war - es war ein Laden für Schwule, Lesben und Transvestiten und aus guten Gründen ein Geheimtipp. Außer ihm war noch ein anderer junger Mann da, in einem weiten Hemd und schwarzen Hosen, mit einer sportlichen Kappe auf dem Kopf. Irgendwie kam er ihm bekannt vor...."André? Bist du das?" Der Angesprochene drehte sich um und blinzelte überrascht. „Joey, chér ami! Ich wusste gar nicht, dass du dieses Geschäft kennst!" „Ich wundere mich viel mehr, dass du es kennst, immerhin bist du Ausländer." „Das ist richtig, aber ich habe ein paar Kontakte hier in Japan, sodass ich über die kleinen Enklaven der ‚Szene‘ informiert bin. Ich bin auch nicht zum ersten Mal in diesem Land." „Ach so? Das erklärt, warum du so gut Japanisch sprichst. Hast du schon was Schickes gefunden? Was hältst du von der Jeans da drüben? Die würde dir sicher prima stehen....das Paillettenmuster auf dem rechten Hosenbein ist sehr hübsch." „Soll ich sie mal anprobieren?" André nahm die Hose vom Haken und verschwand in einer der Umkleidekabinen. Der Besitzer des Ladens, ein fröhlicher Homosexueller um die Dreißig, mit einer toupierten roten Löwenmähne und einer tätowierten Rose am linken Oberarm, kam auf den Blondschopf zu geschwebt und begrüßte ihn strahlend. „Sie sind es, Mr. Wheeler! Wie freue ich mich, dass Sie mein bescheidenes Geschäft mit Ihrem Besuch beehren! Ist der andere junge Herr ein Freund von Ihnen?" „Ja, ich denke, das kann man so ausdrücken. Haben Sie etwas Neues hereinbekommen, Arashino-san? Sie hatten da doch neulich eine Art Duel-Monsters-Kollektion, die von dem guten alten Pegasus herausgegeben wurde, der sich immer noch nicht geoutet hat, obwohl er so offensichtlich schwul ist, dass selbst die Presse darüber zu rätseln anfängt, wann er endlich damit herausrückt. Haben Sie noch Modelle?" „Selbstverständlich. Die wenigsten Heteros würden ein Kleidungsstück aus dieser Kollektion anziehen, weil sie einfach zu....sexy sind, verstehen Sie? Wer sich so kleidet, hat entweder eine Frau, die sich um die Klamotten ihres Angetrauten kümmert, oder aber er ist schwul. Darf ich Ihnen ein paar Sachen zeigen? Oh - da ist Ihr Freund wieder." Der Sechzehnjährige wandte sich um und betrachtete den Franzosen. Die Jeans sass hervorragend an seinen langen schlanken Beinen und das matte Blau der Pailletten passte ausgezeichnet zu seinen grauen Augen. „Na, was meinst du, mon ami?" „Das ist klasse! Du siehst toll aus. Ich finde, du solltest sie kaufen. Schaust du dir mit mir noch welche von den Modellen aus der Duel-Monsters-Kollektion an?" „Mit Vergnügen." André zog sich erneut um, ließ die neue Hose von dem Angestellten an der Kasse einpacken und bezahlte. Danach gesellte er sich zu Joey, der auf einer Couch Platz genommen hatte und sich verschiedene Outfits von den drei ehrenamtlichen Models vorführen ließ, die hobbymäßig für Arashino-san arbeiteten. „Das hier ist das Modell ‚Schwarzer Magier‘. Beachten Sie bitte die eng geschnittene Hose in Schwarz-Violett, die besonders die Rückansicht vorteilhaft in Szene setzt. Dazu gehört die farblich passende Jacke aus Lackleder und die kniehohen Stiefel. Das nächste Modell dürfte Ihnen besonders zusagen, es ist ‚Der Schwarze Rotaugendrache‘. Hose und Tank Top sind schwarz, die Stiefel und die Schweißbänder rot. Das Bild des Drachen ist auf die Brust gedruckt, und wenn Sie wollen, können Sie darüber noch den roten Ledermantel mit dem schwarzen Kragen und den schwarzen Manschetten tragen." „Das solltest du nehmen." sagte eine vertraute Stimme hinter ihm. Joey sprang auf wie gestochen. Er wirbelte herum und starrte Seto Kaiba an, der in legerer Kleidung lässig im Türrahmen zum Vorführraum lehnte und grinste. „Was....was machst du hier?!" „Ich bin spazieren gegangen und da habe ich dich zufällig entdeckt, wie du dich in Richtung von Arashino-sans Geschäft begeben hast. Also bin ich dir gefolgt." „Mutierst du jetzt zum Stalker, oder was!?!" „Nichts dergleichen, Wheeler", erwiderte der Jungmillionär kalt und sein Gegenüber biss sich angesichts der unpersönlichen Anrede wütend auf die Lippen. „Ich will nur mit dir sprechen." „Ich aber nicht mit dir!!" „Bitte." Das war alles, doch der Jüngere war sich im Klaren darüber, wie viel ein simples „bitte" für einen Mann wie Kaiba bedeutete. So nickte er nach kurzem Zögern und die beiden traten hinaus vor den Laden. Der Brünette musterte seinen Liebsten diskret aus den Augenwinkeln. Er trug noch immer die silberweiße Schuluniform mit dem Schmuckkragen und wirkte darin unerschütterlich und kühl. Wie sollte er es anfangen? „Nun, was hast du mir zu sagen?" Er schwieg, den Rücken zu dem Blonden gedreht. „Du scheinst dich gut mit diesem André zu verstehen, oder?" „Was? Woher weißt du, dass der andere, der neben mir sass, mein Schauspielkollege ist?" „An jenem Abend, als du in der ‚Hölle‘ warst....Ich habe diesen Club genauer unter die Lupe genommen und habe dich mit ihm zusammen gesehen. Du magst ihn, nicht wahr?" „Ja, ich mag ihn. Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, was meine Männerbekanntschaften angeht, Kaiba! Wir sind getrennt, hast du das schon vergessen? Warum sollte es dich interessieren, mit wem ich meine Freizeit verbringe?" »Los, gib es zu! Sag schon, dass du eifersüchtig bist, du herrlicher Mistkerl!« Der Siebzehnjährige hatte sich halb umgewandt, mit verschränkten Armen, und bedachte Joey mit einem geringschätzigen Blick. „Das interessiert mich natürlich nicht, wieso auch? Du musst schließlich selbst wissen, mit wem du Umgang pflegst, Wheeler. Das ist mir egal." »Am liebsten würde ich diesen dahergelaufenen Franzosen in Grund und Boden stampfen! Denkst du, ich habe nicht bemerkt, wie er dich ansieht, zärtlich, hingerissen? Ich könnte ihn erwürgen, diesen verdammten Lackaffen!« „So, es ist dir egal? Dann kümmert dich das von mir gesetzte Ultimatum wohl auch nicht? Kapier doch endlich, dass ich noch nicht bereit bin, uns beide aufzugeben! Ist es denn so schwer für dich, mir in deinem Leben einen Platz einzuräumen, auf dem du mich weder verleugnest noch ignorierst? Du hast Geld, du könntest dir Sicherheit erkaufen! Spring über deinen Schatten, verflixt nochmal!!" „Weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst? Die Kaiba-Corporation ist meine Firma, ich habe sie zu dem gemacht, was sie heute ist! Sie ist untrennbar mit meiner Person und meinem Image verbunden und würde Schaden nehmen, wenn ich dich vorziehe!" „Dein Konzern ist mächtig! Du könntest verhindern, dass sich irgendwelche unseriösen Pressefritzen wie etwa unser gemeinsamer Feind Kagashi über dein Privatleben hermachen! Selbst Duke hat das geschafft, und er ist nicht so reich wie du! Er hat den Mut dazu gefunden, zu seinen Gefühlen, zu seiner Liebe zu stehen, auch in der Öffentlichkeit!" „....Und diesen Mut zu finden....was glaubst du, wie schwer mir das fällt....? Über meinen Schatten zu springen....was glaubst du, was für eine Herausforderung das für mich darstellt?" Joey lächelte ihn traurig an, nahm sein Gesicht in beide Hände und zog ihn nahe zu sich. „Ich weiß, dass das für dich sehr kompliziert ist. Aber versuch es doch wenigstens." „Wäre es nicht besser und einfacher, wenn wir unsere Beziehung als gescheitert betrachten? Wir haben es miteinander probiert, aber es hat nicht geklappt. Kehren wir zu der Situation zurück, wie sie vor dem Beginn des Projektes war." „Der berühmte ‚Status quo‘? Zurück in die Ausgangslage? Du belügst dich doch damit nur selbst....Seto. Wenn du mir in die Augen sehen und mir sagen kannst, dass du nichts mehr für mich empfindest, na schön. Das kann ich akzeptieren. Aber im Moment läufst du vor dem davon, was eine Beziehung ausmacht: Kompromisse. Ich verstehe durchaus, dass dir die Firma sehr wichtig ist. Ich möchte, dass du Erfolg hast, erreichst, was du dir wünschst, dein Imperium vorantreibst....aber ich möchte nicht, dass das auf Kosten unserer Beziehung passiert. Ich trage eine Mitschuld an unserem Streit, das leugne ich nicht. Zum Streiten gehören immer zwei. Aber gleichgültig, was kommt - der Status quo ist keine Alternative mehr. Nicht für mich." „Warum nicht?" Der Blondschopf hob den Kopf, sah ihn direkt an. Blaue Saphiraugen starrten in braunen Topas und etwas in Seto zuckte schmerzhaft zusammen, als er den Kummer darin las, der seinem eigenen so ähnlich war, wenngleich er es nie zugegeben hätte. Plötzlich schien es, als sei ein Damm gebrochen. Der Jüngere unterdrückte mühsam ein Schluchzen, konnte es aber nicht verhindern, dass ihm heiße Tränen über die Wangen liefen. Er wischte sie verärgert fort, beschämt, dass er sich nicht mehr hatte beherrschen können. „Scheiße, scheiße, scheiße....warum zum Teufel muss ich jetzt zum Heulen anfangen? Sowas peinliches! Und du....du spinnst total!! Zurück zum Anfang, als wenn das möglich wäre!! ICH LIEBE DICH, DU VERDAMMTER IDIOT!!!" Er warf sich in Kaibas Arme und weinte sich alles von der Seele, was er seit dem schicksalsträchtigen Tag ihres Zerwürfnisses mit sich herumgetragen hatte. Wut, Enttäuschung, Frust....und Sehnsucht. Sehnsucht nach ihm, nach seiner Nähe, seiner Geborgenheit, seinen Berührungen, seinen Küssen. Sehnsucht nach seinen spitzen Bemerkungen, seiner arroganten Art, seinem geringen Humor, seinem unberechenbaren Temperament. Sehnsucht nach dem Mann, den er liebte. Der Brünette stand wie vom Blitz getroffen. Von dem unwiderstehlichen Drang erfüllt, den Schmerz dieses Menschen zu lindern, schlang er seine Arme um ihn und presste ihn fest an sich. Es stimmte. Der Status quo war unmöglich geworden. Er erkannte es anhand seines Herzens, das wild zu schlagen begonnen hatte. „Joey, Joey, Joey!" pochte es in einem wilden, aber stetigen Rhythmus. Die Firma zurückzuerobern, hatte Priorität. Doch sich mit dem hitzigen Rebellen zu versöhnen, war genauso wichtig. Früher hätte er auf eines von beiden verzichtet. Nun nicht mehr - weil er nicht mehr darauf verzichten konnte....und nicht darauf verzichten wollte. André beobachtete die Szene durch das Fenster der Boutique und seine Miene verfinsterte sich. Das also war derjenige, dem sein Angebeteter sein Herz geschenkt hatte, der berühmt-berüchtigte Seto Kaiba, Meisterduellant und Jungmillionär! Seine Finger krallten sich in sein Hemd und er wandte sich brüsk ab. Er entschwand auf die Toilette und holte sein Handy aus der Hosentasche. Rasch wählte er eine Nummer und wartete, bis jemand abnahm. „Souichi-san? Hier ist ‚Black Spider‘...." Kapitel 33: Dritte Woche, Mittwoch (Teil 1) ------------------------------------------- Ihr Lieben! Es tut mir wirklich sehr leid, dass es so lange nichts gab, aber da ich an der Uni gerade ein ziemlich wichtiges Semester durchmache und die Zwischenprüfung ablegen möchte, habe ich viel zu tun - außerdem hatte ich eine Zeitlang kein Internet zu Hause und konnte nichts hochladen. Zum Trost gibt's wieder einmal zwei Kapitel auf einmal und ich hoffe, Ihr könnt mir verzeihen, aber das Studium geht nun mal vor. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen!^^ Kapitel 17: Dritte Woche, Mittwoch ~~ Miller-Corporation, 8 Uhr 56 Ortszeit ~~ Ellen musterte den Besucher interessiert. Sie hätte schwören können, dass sie dieses Gesicht schon einmal gesehen hatte, konnte es aber nicht einordnen. Zweifellos war er ein Ausländer, aber er sprach sehr gut Japanisch. „Ich habe einen Termin bei Mr. Miller Junior." „Der Neun-Uhr-Termin? Dann sind Sie wohl Mr. André Cartier? Er wartet bereits auf Sie." Der Franzose bedankte sich mit einem warmen Lächeln und durchschritt das Büro des Herrn Papa, der heute nicht anwesend war und klopfte an die Tür zum Allerheiligsten. „Herein. Ah, du bist es, mein Freund. Setz dich." „Was ist passiert? Hast du deine Einrichtung geändert, Souichi-san?" „Man hat meine alten Möbel weggeschafft, sonst nichts." erwiderte er in peinlicher Erinnerung an Joeys Räumungsaktion. „Nun? Du hast meinen Plan doch bisher abgelehnt. Woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel?" André biss sich unglücklich auf die Lippen und schwieg. Seine Kehle war trocken und er wollte nicht recht mit der Sprache heraus. „Ich....ich habe die beiden gesehen....Joey-san und deinen Gegner, Seto Kaiba-san. Ich weiß, dass sie sich eigentlich getrennt haben, aber gestern haben sie sich in besserem Einverständnis verabschiedet. Richtig versöhnt haben sie sich nicht, aber sie sind auf dem Wege dazu. Und das....tut weh....!" Souichi, der sich soeben eine Zigarette anzünden wollte, verblieb auf halber Höhe mit dem Feuerzeug und schlug die Flamme an, ohne sie zu dem Glimmstängel zu führen. Obwohl er sich darauf verstand, seine Emotionen zu verbergen, konnte er nicht verhindern, dass sich ein Ausdruck der Bestürzung in seinen Zügen ausbreitete. „Soll das heißen....du hegst Gefühle für diesen blonden Wirbelwind?" „Ja!" Es klang fast wie ein Schrei. „Bislang hatte ich nicht gewusst, dass dein Kontrahent und Joeys namenloser Freund ein und dieselbe Person sind - und ich weiß auch, wie gemein es ist, dass ich ihre Beziehung nicht akzeptieren kann! Ich habe noch nie einen jungen Mann wie Joey getroffen und....und es schmerzt einfach abscheulich, dass er in mir nie mehr sehen wird als einen Kameraden oder Kollegen! Ich beneide Kaiba aus tiefstem Herzen, ich gebe es zu! Ich bin eifersüchtig, das gebe ich auch zu! Und deshalb werde ich dir helfen!" „...." „Was ist? Warum sagst du denn nichts?" „André....ich will, dass du mir aus freien Stücken hilfst, und nicht, weil....weil deine Gefühle verletzt sind. Du willst Kaiba an einer empfindlichen Stelle treffen, weil er mit dem Mann zusammen ist, in den du....verliebt bist. Aber ich möchte, dass du mir hilfst, weil ich es war, der dich darum gebeten hat." Mr. Miller Senior hatte eine Schwäche für das Reisen und war schon mehrere Male in Europa gewesen, auch zusammen mit seinem Sohn. Er lernte Andrés Papa während einer Gemäldeausstellung in Paris kennen und befreundete sich mit ihm. Die beiden Kinder, sechs und neun Jahre alt, bauten eine Art brüderliche Beziehung zueinander auf, weil ihre Eltern selten Zeit für sie hatten und so waren sie einander Stütze und Familie gewesen. „....Dein Plan ist hinterhältig. Ich wollte nichts damit zu tun haben, auch wenn du es bist, der diesen Dienst von mir verlangt. Ich habe dich immer noch sehr gern, Souichi-san, ehrlich. Aber meine Gründe für meine Hilfe sind und bleiben egoistisch, genauso wie deine Gründe für dieses Vorhaben. Du hast recht, ich habe mich in Joey verliebt - und ich ertrage es einfach nicht länger, dass er einem anderen gehört! Es ist falsch und verräterisch....und trotzdem kann ich nichts daran ändern!" „Falsch und verräterisch....und dann behauptest du, du wolltest nichts mit meinem Plan zu tun haben, der ach so hinterhältig ist? Wir sind uns ähnlicher, als dir lieb ist, André. Wir sind beide Karrieremenschen, ehrgeizig, zielstrebig, erfolgsorientiert. Um in den harten Branchen zu bestehen, in denen wir arbeiten, ist Egosismus unerlässlich, denn sonst verliert man. Du bist von deinem Entschluss wohl nicht mehr abzubringen, oder?" „Nein. Du willst Kaiba am Boden sehen. Ich will Kaiba am Boden sehen. Unsere Motive sind verschieden, aber sie bezwecken dasselbe. Das wolltest du doch." „Ja, sicher." Aber er wollte es um seiner selbst willen. Nicht aus Eifersucht und Schmerz heraus. Er zündete sich endlich seine Zigarette an und nahm einen Zug; sein schönes Gesicht glich einer Maske. „Wann wirst du anfangen?" „Heute noch. Das System dürfte hochkompliziert sein, das wird ein hartes Stück Arbeit." „Du packst das schon. Sehen wir uns am Freitag?" „Bei dem Duell? Natürlich." „Gut. Du kannst gehen. Ach, übrigens...." „Was ist denn noch?" „Ich habe dir noch nicht dafür gedankt, dass du mir die Aktien der Kaiba-Corporation verschafft hast. Das war eine hervorragende Leistung." André wagte ein schmales Lächeln. Das war ein Job gewesen wie jeder andere auch, ohne persönliche Betroffenheit. Er wurde seinem Ruf gerecht und wurde gut bezahlt. Er hatte es nicht getan, um seinem Kindheitsfreund einen Gefallen zu erweisen, beileibe nicht. Das war ein gewöhnliches Geschäft gewesen, wie er sie stets abwickelte. Aber diese neue Aufgabe.... erforderte etwas mehr Einsatz als sonst. Und es stand mehr auf dem Spiel. Er fühlte sich schäbig, aber er war enttäuscht, eifersüchtig und im selben Moment auch traurig. Er konnte nicht zurück und das wusste er. „Ich erwarte deinen Rapport. Bis später." „Ja. Bis später...." Die Tür fiel klappernd ins Schloss und Souichi erhob sich von seinem Sessel. Er starrte von seinem Panoramafenster aus auf die Stadt, über der sich ein strahlend blauer Himmel erstreckte, nur ab und zu unterbrochen von ein paar weißen Wattewölkchen. Es war ein herrlicher Tag, und trotzdem schien er ihm grau und düster zu sein. André war verliebt. In einen anderen. Angewidert drückte er die Zigarette wieder aus und lehnte seine erhitzte Stirn gegen das kühle Glas. Er zitterte, obwohl es im Zimmer sehr angenehm war. Ellen, mit einigen Unterlagen in der Hand, trat ein, machte aber auf dem Absatz kehrt, als sie die merkwürdigen Laute hörte, die gepresst über die Lippen ihres neuen Chefs drangen. Sie mochte ihn nicht, aber sie hatte Respekt vor den Gefühlen ihrer Mitmenschen. Er bemerkte sie nicht einmal. Er stand einfach nur da und vergoss Tränen des Kummers und der Enttäuschung. Er verbarg es hervorragend....aber auch er hatte ein Herz. Die zweite Stunde dieses Schultages wurde eingeläutet, Mathematik. Hätte man Joey gefragt (was natürlich keiner tat), so hätte er liebend gern auf dieses Fach verzichtet, zumal morgen ein Test anstand und er von der Materie absolut keine Ahnung hatte. Und lernen? Oh, sicher, das hätte er machen können, wenn sein Kopf nicht mit anderen Problemen vollgestopft gewesen wäre, die in seiner Prioritätsliste viel höher standen als Logarithmen. Ganz davon abgesehen hätte er ohnehin nichts geschnallt! »Honigbärchen....?« »Was willst du denn schon wieder?!« »Warum versöhnst du dich nicht mit Seto-chan? Ihr habt doch gestern beide gemerkt, dass ihr euch noch liebt, unabhängig von eurem schlimmen Streit. Vertragt euch, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitte, bitteeeeeeeeeeee....mit einem Sahnehäubchen und einer Kirsche obendrauf???« »Ich weiß, dass er mich liebt - aber er steht nicht zu mir, und solange es in diesem Punkt keine Entscheidung gibt, werde ich mich nicht auf einen neuen Versuch mit ihm einlassen. Am Freitag wird sich herausstellen, wozu er sich entschlossen hat....und ja, ich hoffe, dass er mich wählt, und zwar mit ganzem Herzen, bereit, mich der Welt zu zeigen, und nicht, um mich wieder in der Versenkung verschwinden zu lassen! Mir ist klar, dass ich nicht gerade wenig von ihm verlange, aber....« »....es muss sein? Ich verstehe dich ja, doch was ist, wenn er sich für sein Image und gegen dich entscheidet?« »Dann hat er mich nicht genug geliebt. Damit werde ich fertig werden müssen, sollte es tatsächlich soweit kommen. Huh?« Ein Briefchen war auf seinem Pult gelandet und er linste zu Yugi hinüber, der das Papier geworfen hatte. Er entfaltete es und las die Nachricht: >Joey, Ryo und ich hätten da einen Plan, bei dem du eine der Hauptfiguren sein könntest. Serenity und Mokuba sind unsere Mitverschworenen und deine Schwester wird dir alle weiteren Details erklären, wenn du sie heute besuchen kommst. Gezeichnet: Y.< Er hob eine Augenbraue und las die Botschaft ein zweites und sogar noch dein drittes Mal. Ein Plan also, ja? Sein kleiner Kumpel wirkte zwar nicht wie ein Sechzehnjähriger, aber er dachte wie ein Sechzehnjähriger und war überhaupt ein kluges Köpfchen. Was hatte er sich wohl einfallen lassen? Nun, Serenity würde es ihm sagen. Er zeigte ein „Daumen hoch", um seinem Freund mitzuteilen, dass er einverstanden war und senkte seine Nase danach wieder in das Mathebuch, verzweifelt darum bemüht, zu kapieren, wovon dieser Herr da vorne an der Tafel eigentlich sprach - aber wie so oft bei derartigen Anstrengungen meldete sich Joeys altbekannte Schulmüdigkeit, sodass er alsbald jegliches Interesse an der Stunde verlor und lieber vor sich hin träumte. Solange, bis....bis ein zweites Stück Papier bei ihm ankam. >Wach auf, Hündchen. Wenn du nicht aufpasst, wirst du die nächste Arbeit wieder vermasseln.< Der Blondschopf ließ ein grollendes Knurren hören und warf einen fürchterlich niederschmetternden Blick auf den Firmenchef, der seelenruhig und überlegen lächelnd neben ihm sass und die Aufgaben, die ihnen der Lehrer vorrechnete, ohne Probleme alleine löste. Der Jüngere angelte nach seinem karierten Block, riss eine Seite ab und schrieb eine Antwort. Mit einem gezielten Wurf platzierte er sie auf Kaibas Stiftschatulle. >Zieh die Arroganzbremse an, Drache. Du bist dabei, dich unbeliebt zu machen!< Seto schmunzelte und schnappte sich ein weiteres Papierchen, das postwendend und punktgenau mit Joeys Kaugummipackung zusammentraf, die dieser zum Missfallen sämtlicher Lehrkräfte immer offen auf seinem Pult liegen hatte. >Was hat das mit Arroganz zu tun? Es ist die Wahrheit. Dein Verstand ist nicht dafür konzipiert, hohe Mathematik zu betreiben.< >Erstens bin ich kein Hund, zweitens ist mein Verstand dafür in manchen Punkten besser ausgerüstet als deiner und drittens warst du in der Zwischenstunde auf dem Klo. Dein Hosenstall ist offen!< Der Brünette wagte es, sein Augenmerk ein wenig tiefer zu setzen und sah, dass es stimmte. Oh Gott, wie hatte denn das passieren können?! Er machte sich unauffällig dort zu schaffen und der Reißverschluss nahm bald wieder seinen gewünschten Platz ein. >Danke. Schön zu wissen, wo du hinschaust.< >Reine Höflichkeit.< >Das soll ich dir glauben?< >Einen Versuch war‘s wert.< Unweigerlich grinsten sie sich an und die Wangen des Models röteten sich leicht. Wortwechsel dieser Art machten ihnen Spaß und erinnerten sie an die Zeit, als sie noch Rivalen gewesen waren, die nicht miteinander konnten - und ohne einander noch weniger. Nächster Zettel. >Aber Mathe ist nicht mein Fall, das stimmt. Wie wär‘s? Gib mir etwas von deiner phänomenalen Gehirnmasse ab, vielleicht bringt es was.< >Du meinst Nachhilfe?< >Du hast mir doch immer vor die Nase gehalten, wie super intelligent du bist. Jetzt will ich es überprüfen.< >Das ist nicht nötig. In diesem Fach habe ich einen Notendurchschnitt von 1,3.< >Was, bloß? Du lässt nach!< >Zurück zu deiner Frage: Ist es dir ernst?< >Das mit der Nachhilfe? Logisch! Du könntest mich zumindest davor retten, noch schlechter zu werden als ich sowieso schon bin!< >Du glaubst, es gibt etwas Schlechteres als 6,0?< >Drache....was ist mit der Arroganzbremse? Ich stehe auf 5,2. Ich. BRAUCHE. Hilfe.< >Du brauchst ein Wunder.< >Sagen wir so gegen Abend? Circa 19 Uhr? PS: Wenn ich ein Wunder brauche, brauchst du einen Benimmlehrer, Mr. Unsympathisch!< >19 Uhr ist okay.< >Seto, da gibt es noch etwas, worüber ich mit dir sprechen muss. Ich bin auf etwas gestoßen.< >Auf was?< „Mr. Kaiba!! Mr. Wheeler!!" Das papierverschwendende Gespräch wurde abrupt beendet, als der Mathelehrer dazwischentrat und von „Rechengenie" auf „Verfechter des autoritären Erziehungsstils" umschaltete und seinen Frust auf die armen und völlig ahnungslosen Schüler herniedergehen ließ. Er war einer der wenigen, die nicht vor Kaibas Namen Halt machten und daraus folgte, dass man ihn wegen zu geringer Aufmerksamkeit zusammen mit Joey auf den Korridor schickte und ihnen befahl, mit je einem Eimer Wasser neben der Tür stehenzubleiben. „Solche Dinge passieren mir immer nur, wenn du dabei bist." bemerkte der Brünette trocken, was der Jüngere mit einem verächtlichen Schnaufen quittierte. „Ich ziehe das Pech eben magisch an, daran müsstest du doch schon gewöhnt sein!" „Ich bin daran gewöhnt, dass du Katastrophen jeder Art anziehst, aber Pech würde ich es nicht nennen. Es gibt eben Menschen, die werden bereits als klassische Versager geboren!" „Du willst mich absichtlich ärgern, oder?" „Diese Frage entbehrt jeglicher Logik. Weshalb sollte ich dich ärgern wollen?" „Weil es dein Lebensinhalt ist? Weil du ohne mich weder richtig schlafen, noch essen, noch trinken, noch denken kannst? Weil du ziemlich gut darin bist, mich zu verletzen?" Der letzte Satz besass keinen scherzhaften Ton, so wie die anderen. Seto biss sich auf die Lippen und starrte schweigend in seinen Wassereimer. Mittlerweile war er zu der Einsicht gelangt, dass er sich nicht taktloser hätte benehmen können. Natürlich hatte er diesem verwünschten und skrupellosen Klatschreporter namens Kagashi um jeden Preis ausweichen wollen, aber dafür seinen Freund einfach sitzenzulassen und ihn mit seinem üblichen Thema (Image in der Öffentlichkeit, sein guter Ruf etc.) abzuspeisen, war schlicht und ergreifend brutal gewesen, zumal er sich viel zu gleichgültig verhalten hatte. Sicher, Joey hatte ihn mit seinem Temperament überrollt wie ein Güterzug und sie hatten sich beide in Wut geredet, doch er trug eindeutig die Hauptschuld an dem Streit, der ihre Beziehung zerrüttet hatte. Zerstört konnte man nicht sagen, denn sie liebten einander noch immer, das war ihnen beiden gestern klar geworden. Aber verziehen hatte ihm der Blonde noch nicht - nicht vollständig. Und er hatte sich noch nicht einmal entschuldigt. »Wenn du‘s nur einsiehst!!« »Ich stehe im Schulflur. Man hat mich - ich betone: mich - aus der Klasse geschickt. Mir wurde die Wassereimerstrafe aufgebrummt. Also spar dir deine Kommentare!« »Denkst du wirklich, ich würde dich in diesem Zustand demütigen??« »Ja, das denke ich!« »....Wie recht du hast! Es war schön, dass du unseren Schatz gestern umarmt hast, aber warum hast du nicht zugegeben, dass du auf André-san eifersüchtig warst? Joey hätte sich hundertpro darüber gefreut und außerdem wäre das sehr süß gewesen!« »Ich bin Seto Kaiba! Ich bin von berufswegen nicht süß!!!« »Ach, ehrlich? Komisch, gegenüber unserem sexy Model hast du ganz andere Seiten von dir gezeigt, die definitiv süß waren....Zuckerhase!« »Nicht schon wieder dieser Spitzname!!« »Was hast du bloß gegen ‚Zuckerhase‘? Sag mal, da fällt mir ein....willst du kein Gentleman sein und ihm den schweren Eimer abnehmen?« »Und ich soll zwei schleppen, oder was?! Für wie blöd hältst du mich eigentlich?!« »....Ist das eine Fangfrage?« Der Jungmillionär erachtete es als unter seiner Würde, darauf zu antworten und sein Gewissen verstummte. Er warf einen Seitenblick auf Joey und betrachtete sinnend sein schönes Profil mit der kecken Nase und den verführerischen Lippen. Wie lange war es her, seit er diesen wunderbaren Mund geküsst hatte? Viel zu lange. So kam es ihm jedenfalls vor, obwohl es in Wahrheit lediglich zwei Tage und ein paar Stunden gewesen waren. „Was ist es, dass du noch mit mir besprechen möchtest?" „Hä?" „Du hast mir doch geschrieben, dass du auf etwas gestoßen wärst." „Ach, das. Ja, ich habe etwas entdeckt. Hast du die Aktien der Kaiba-Corporation zum Verkauf angeboten?" „Durchaus. Ein paar zumindest, für Kunden, die gerne an der Börse ihr Geld verdienen. Die Aktien der Firma sind relativ sicher und bieten sich demnach für Geschäfte dieser Art an." „Und wie ist es dann möglich, dass Miller selbst die Aktien erworben hat, die nicht zum Verkauf standen? Wie hat er es geschafft, sich die gesamte Firma unter den Nagel zu reißen?" „Glaubst du, darüber hätte ich nicht bereits selbst nachgedacht? Ich bin kein Narr! Ich habe sämtliche Computerspezialisten, die bei mir unter Vertrag stehen, darauf angesetzt, aber sie haben nichts gefunden. Die Aktien wurden einfach in seinen Besitz überschrieben und jedes einzelne Schlupfloch, das ihm eine illegale Tätigkeit in diesem Punkt hätte nachweisen können, ist dichtgemacht worden." „Ich bin davon überzeugt, dass es ein Hacker war." „Meinst du, da erzählst du mir was Neues? Selbstverständlich war es ein Hacker. Das Problem ist, dass ihn keiner meiner Spezialisten aufspüren konnte. Nicht nur, dass das, was immer er mit dem Sicherheitssystem meiner Aktien angestellt hat, nicht entdeckt werden konnte, eventuelle Verbindungen zu Miller sind nicht nachweisbar. Wer es auch war, er war ein absoluter Profi - und zwar ein richtiger Profi, einer von denen, die nichts anderes tun, als Computer von Börsen, Banken und ähnlichen Institutionen zu knacken, um dann im Schatten der Anonymität zu verschwinden. Nur ein Profi konnte meine Firma so auflaufen lassen. Ich bin nicht überrascht, dass Miller bei mir auf Fair Play verzichtet hat. Mit Fair Play hätte er mich nicht erwischt." „Dann ist meine Entdeckung also uninteressant, du weiß es schon längst." schmollte der Sechzehnjährige und trat gegen seinen Eimer, sodass das Wasser überschwappte und sich auf den Boden ergoss. „Och nee, scheiße!" „Aber danke, dass du es mir mitgeteilt hast. Die Absicht ehrt dich." Er sah hoch in diese saphirblauen Augen und wurde bezaubert von ihrem tiefen Strahlen. Er lächelte scheu und rumpelte in die Herrentoilette, um Papiertücher zum Aufwischen zu holen. Er kehrte mit einem ganzen Schwung zurück und fing an. „Weshalb hast du so viele mitgebracht? Willst du den ganzen Flur putzen? Nicht, dass er es nicht dringend nötig hätte, das Reinigungspersonal ist eindeutig überbezahlt, aber...." Klatsch! Das Lächeln des Jüngeren hatte sich zu einem fiesen Grinsen verbreitert. Mit Genuss hatte er eines der Tücher in seinen Eimer getunkt und war seinem Gegenüber damit durchs Gesicht gefahren. Der Ältere war starr vor Fassungslosigkeit und Empörung. „....Whee....ler....!" knirschte er zwischen den Zähnen. „Was, wir sind schon wieder beim Nachnamen? Das wird allmählich langweilig, Drache!" Er warf das benutzte Papier achtlos zur Seite und schnappte sich ein weiteres, machte es nass und knüllte es zu einem Geschoss zusammen, das in der nächsten Sekunde Kaibas Uniform mit einem schönen feuchten Fleck verzierte. „Ich habe keine Zeit für derartige Kindereien. Wisch es auf, sonst bekommst du Ärger. Ich habe nicht vor, mich an deiner geistlosen Wasserschlacht zu beteiligen." „Hast du nicht? Was sagst du dazu?" Joey packte den Eimer und goss seinen Inhalt mit sichtbarem Vergnügen über einem großgewachsenen Jugendlichen aus. Seto war viel zu geschockt und viel zu wütend, um sofort auf diese Unverschämtheit zu reagieren. Es war ganz still im Korridor, selbst das Summen einer Fliege hätte laut gewirkt. Verdächtig ruhig und lässig wandte er sich an den Übeltäter: „Joey....dieser Rückfall deinerseits in die infantile Phase ist höchst beklagenswert, aber nicht weiter erstaunlich, berücksichtigt man dein Naturell. Nun sei ein artiger Junge und wisch diese Sauerei auf, bevor ein Lehrer das sieht." „Du willst dich nicht....rächen, oder sowas?" fragte der andere erstaunt. „Rächen?" erwiderte der Firmenchef eigentümlich sanft, während er seinen eigenen Eimer ergriff. „Wie kommst du darauf? Ich bin doch nicht nachtragend!!!" Und mit diesen Worten schüttete er seine Ladung Wasser über dem Blondschopf aus, dass es nur so spritzte. Die korngelben Strähnen seines Haares verklebten ihm die Sicht und hingen wie Fransen an ihm herunter. „Du erinnerst stark an einen begossenen Pudel", erklärte Kaiba und lachte amüsiert. Ja, amüsiert, nicht arrogant oder überheblich, wie es in solchen Situationen normalerweise der Fall war. Joey schüttelte sich, dass die Tropfen flogen, und strich sich mit einer langsamen Geste das Haar aus der Stirn - einer langsamen und äußerst sinnlichen Geste, wenn man es genau nahm. „Ich hab dich zum Lachen gebracht", hauchte er, wobei er seine Stimme um mindestens eine Oktave tiefer rutschen ließ, und irgendwie beschlich Seto der merkwürdige Eindruck, als entglitten ihm erneut die Zügel, was bis dato nur dem Sechzehnjährigen allein gelungen war. Er durfte sich in der Tat etwas darauf einbilden. Gemächlich näherte er sich dem Brünetten, der sich mit einem Mal fühlte wie das Kaninchen vor der Kobra; die Bannkraft dieser warmen, nein, vielmehr heißen braunen Augen schmiedete ihn an den Boden, er stand wie paralysiert. Nun war er herangerückt bis auf wenige Millimeter. Ihre Körper waren aneinander gepresst, ihre Gesichter kaum mehr als einen Fingerbreit voneinander entfernt. Er wollte ihm ausweichen, doch die Wand in seinem Rücken hinderte ihn daran. Eine unglaubliche Hitze erfüllte ihn bis in die winzigsten Nervenzellen. Derjenige, der ihn da ansah, sogar förmlich durchbohrte, war nicht der kleine Junge, den er einst so einfach hatte verspotten können....das war der Mann, den er zu lieben gelernt hatte. Er musste schlucken, die Kehle wurde ihm eng, als er unter sich diese betörenden, feuchten Lippen gewahrte. „Joseph...." Kapitel 34: Dritte Woche, Mittwoch (Teil 2) ------------------------------------------- Und das nächste Kapitel...tja...höchstwahrscheinlich hättet Ihr mich gelyncht, wenn's nicht weitergegangen wäre, hm? Nach dem Cliffhanger des letzten Kapitels hätte ich natürlich gemein sein können, aber nach der langen Durststrecke wollte ich Euch das denn doch nicht antun! *zwinker* Möchte nicht vielleicht irgendjemand da draußen mal ein Fanart zu dieser FF zeichnen? Ich würde mich wahnsinnig darüber freuen! *lieb schau* Kapitel 17, Zweiter Teil: Dritte Woche, Mittwoch Die Zeit war eingefroren, um das junge Paar herum existierte nichts mehr. Wie hypnotisiert starrten sie einander in die Augen und waren unfähig, sich voneinander zu lösen. Joey überbrückte die letzte Distanz zwischen ihnen und küsste ihn leidenschaftlich. Seto erlag der Versuchung praktisch sofort; er tastete sich mit seiner Zunge vor und strich über die herrlichen Lippen, die sich ihm bald öffneten. »Hmmm....das habe ich so vermisst....sein Feuer, seine Küsse....« »Sein Geschmack ist immer noch derselbe....ein wenig herb, aber reizvoll....oh Seto....!« „Meine Herren? Wo stecken Sie denn!?" Den Göttern sei Dank hatte der Mathelehrer zuerst in die entgegengesetzte Richtung geblickt, sodass den beiden Jugendlichen nach dem ersten Schreck die Möglichkeit blieb, den Kuss zu unterbrechen und eine halbwegs unbeteiligte Miene aufzusetzen. Nichtsdestotrotz waren ihre Wangen gerötet und ihre Atmung hatte sich auch noch nicht normalisiert. Die Züge des Paukers hatten sich indessen erhärtet, denn er war in eine der Wasserlachen am Boden getreten. Er schoss herum und maß die Schuldigen ab wie ein Feldwebel seine untauglichsten Soldaten. „So, eine Wasserschlacht mitten im Flur!! Bei Ihnen ist das ja nichts Neues, Mr. Wheeler, aber dass Sie bei so etwas mitmachen, ist empörend, Mr. Kaiba! Eine Stunde Nachsitzen, das wird Ihr Mütchen schon kühlen!!" In diesem Moment klingelte es und der Herr Oberst der Algebra rauschte mit zackigem Schritt von dannen. Die Verbannten durften in die Klasse zurückkehren - freilich erst, nachdem sie die Sintflut der zweiten Arche Noah beseitigt hatten. „Nachsitzen! Noch nie in meinem ganzen bisherigen Schulleben musste ich nachsitzen!" murmelte der Brünette ungläubig vor sich hin und erdolchte den anderen mit eisblauen Blitzen. „Hättest du mich nicht abgelenkt, hätte ich die Sauerei aufgewischt, bevor sie dieser Armee-Verschnitt von einem angeblichen Pädagogen gesehen hätte!" „‚Abgelenkt‘, ja? Ich habe nicht bemerkt, dass es dir unangenehm war. Du schienst es eher zu genießen, und wenn du jetzt was anderes behauptest, schneide ich dir den Kopf ab!" „Ich....ich habe es genossen", gab er zu, wenn auch zögerlich. „Aber dass ich deswegen nachsitzen muss, ist eine Frechheit! Das habe ich nur dir zu verdanken!" „Kein Grund, gleich einen Nervenzusammenbruch zu erleiden, du Mimose! Warten wir ab, wer die Extra-Stunde beaufsichtigt, wenn es zum Beispiel Mrs. Sagami oder Miss Aldin sind, können wir mit unserem Projektbericht beginnen." „Wir haben heute noch eine Doppelstunde Sozialkunde. Eine weitere Stunde mit dieser Verrückten ertrage ich vermutlich nicht." „Ach komm, so übel ist Sagami-san nun auch wieder nicht. Ein bisschen merkwürdig manchmal, aber nur halb so merkwürdig wie Miss Aldin." „Soll mich das irgendwie aufbauen?" „Nein!" Kaiba seufzte und setzte sich an seinen Platz. „Was den Bericht betrifft - du hast recht, wir müssten allmählich daran denken, der Abgabetermin ist am Freitag. Wer weiß, vielleicht müssen wir in der Sozialkundestunde damit anfangen, sie hat am Montag so komische Andeutungen gemacht...." „Auch wieder wahr. Na jedenfalls, lass dich nicht hängen, Seto-chan, du wirst es überleben, wenn du einmal nachsitzt! Da fällt dir kein Zacken aus der Krone! Apropos - findest du nicht, wir sollten unsere Uniformen ein bisschen trocknen?" „Und wie? Es ist Sommer, da sind die Heizungen im Gebäude abgestellt. Auswringen hat auch nicht übermäßig viel genützt. Wir müssen so sitzen bleiben." „Na toll...." „He, das ist schließlich deine Schuld! Du hast angefangen!" „Das bestreite ich ja gar nicht, aber niemand hat dir angeschafft, es mir nachzumachen!" „Ich lasse dir solche Unverschämtheiten nicht einfach durchgehen, das ist dir doch klar?" „Yep." „Dann beschwer dich nicht!" Es klingelte und die dritte Stunde begann. In der vierten rauschte Mrs. Sagami herein, fröhlich, gut gelaunt und wie immer voller Enthusiasmus. Tatsächlich verlangte sie von ihren Schülern heute, ihr zu zeigen, was sie bisher für ihre Berichte zusammengestellt und aufgeschrieben hatten. Die meisten hatten bereits die Gliederung fertig und hatten über die Hälfte der Punkte ausformuliert, in der Regel fehlten nur noch die Reflexion und die Schlussbemerkung. Sie würden ohne Probleme bis zum Abgabetermin fertig werden. „Mr. Kaiba? Mr. Wheeler? Wie ist das mit Ihnen? Sie sehen so....unvorbereitet aus." „Äh....wir haben noch nicht angefangen...." „Wie bitte?! Meine Herren, ich bin perplex. Sie haben lediglich zwei Tage Zeit, um einen kompletten Bericht über den persönlichen Verlauf des Experiments zu verfassen, ist Ihnen das bewusst? Was hat Sie denn davon abgehalten, sich auf Ihre Arbeit zu konzentrieren?" „Hm, tja....eh....wir hatten ein paar....Schwierigkeiten...." „Oh? Na, bei Ihnen habe ich ja befürchtet, dass nicht alles so gemütlich ablaufen würde, aber nach dem Fragebogen zu urteilen, den ich letzte Woche ausgeteilt habe, haben Sie durchaus neue Erfahrungen gesammelt und einander viel besser kennen gelernt. Vorher konnten Sie sich nicht leiden, und jetzt mögen Sie sich, das haben Sie jedenfalls geschrieben. Ihr Bericht müsste eine der interessantesten des ganzen Projektes werden, und nun erzählen Sie mir, dass Sie noch nicht einmal angefangen haben? So geht das nicht! Ich werde mit der Klasse in den Computerraum gehen und Sie werden dort damit beginnen, ihren Bericht zu tippen!" „Das ist nicht nötig", entgegnete Kaiba kühl und holte aus seiner Schultasche seinen Laptop hervor. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, werden Joseph und ich an meinem Laptop arbeiten und versuchen, so weit als möglich zu kommen. Immerhin sind wir nicht die einzigen, die noch nicht angefangen haben." „Das stimmt. Also gut, wie Sie wollen." Mrs. Sagami teilte die Schüler in zwei Gruppen: jene, die ihre Berichte fast vervollständig hatten und denen sie im Sozialkundebuch ein paar Texte zum Lesen und Untersuchen an die Hand gab, und jene, die sich entweder in den Computerraum verdrückten, um zu schreiben, oder die es handschriftlich machten. Seto und Joey bildeten mit dem Laptop mal wieder eine Ausnahme. Während sie die Entwicklung ihrer Beziehung im Rahmen des Experiments notierten, achteten sie peinlich genau darauf, nicht über die Schilderung von freundschaftlichen Gefühlen hinauszugehen, denn ihre Lehrerin musste das nun wirklich nicht wissen. Da es eine Doppelstunde war, kamen sie relativ weit und Mrs. Sagami war sehr zufrieden mit ihrer guten Zusammenarbeit, denn bis dato war nie etwas Vernünftiges dabei herausgekommen, wenn sie die beiden Jungen zusammengesteckt hatte. Der Rest des Schultages verlief ermüdend normal, bis für Seto und Joey das Nachsitzen anfing. Ihre Aufsicht war Mr. Matsuda, der aussah wie hundert, obwohl er das Pensionsalter noch nicht erreicht hatte. Er war sozusagen ein Domino-City-High-School-Urgestein, seit der Gründung der Schule mit von der Partie und er war selbst mit den boshaftesten Klassen fertiggeworden. Mittlerweile aber waren seine Augen und sein Gehör nicht mehr so gut wie früher und er neigte dazu, in seinen eigenen Gedanken zu schwelgen und alles andere um sich herum zu vergessen. Kein Wunder, dass man sich darum riss, bei ihm Nachsitzen zu müssen, sofern es nicht vermeidbar war, denn er nahm es nicht wirklich genau, ob denn nun der Stoff eingepaukt und wiederholt wurde oder nicht. Der Jungmillionär und das Model waren nicht die einzigen, die heute eine zusätzliche Stunde über sich ergehen lassen mussten, Kato Yorimura, einer von Joeys Verehrern, ein gutaussehender Sportler mit einem hellbraunen Lockenkopf und blitzenden grünen Augen, sass ebenfalls im Zimmer und scherte sich einen Dreck um die Englischübersetzung, die er eigentlich erledigen sollte. Statt dessen begnügte er sich damit, den Blondschopf mit den Augen aufzufressen, was Kaiba überhaupt nicht gefiel. »Sag mal, Zuckerhase, was ist denn das für ‘ne Mördermiene?! Gehst du jetzt unter die Berufskiller, oder was? Du hättest bei André-san so schauen sollen, das hätte ihn sofort verscheucht, jede Wette!« »Der Kerl ist es nicht wert, dass ich mich über ihn echauffiere!« »Was hat das mit deinem Chauffeur zu tun???« »So ein ungebildeter Idiot wie du ist ein Teil von mir? Ihr Götter, was habe ich euch bloß getan, dass ich dermaßen leiden muss?« »Jetzt werd‘ gefälligst nicht melodramatisch, du tust gerade so, als würdest du mich nicht mögen!« »Ich mag dich auch nicht!!!« »Wie du meinst....und was das mit dem Chauffeur angeht, bei André-san müsstest du dich viel eher chauffeuren als bei dem da! André-san ist nämlich garantiert in Joey verknallt und wird nicht besonders entzückt sein über deine Funktion als sein Geliebter!« »Ich bin nicht mal mehr mit Joey zusammen, also nenn mich nicht seinen Geliebten! Und außerdem hat echauffieren nichts mit ‚Chauffeur‘ zu tun! Es bedeutet ‚sich aufregen‘!« »Ehrlich? Dann regst du dich gerade ziemlich auf, wenn du mich fragst!« »Ich frage dich aber nicht!!« „Joey-kun....", säuselte das Sportler-As in diesem Moment und der Sechzehnjährige wandte sich seelenruhig zu seinem Anbeter um, einer von vielen, mit denen er ohne Probleme fertig wurde, wenn sie in ihrer Begeisterung die Regeln der Höflichkeit mal eben so ins Nirwana der Nicht-Existenz beförderten, um blöde Anmachen herunterzuleiern. „Was gibt‘s, Yorimura-kun?" „Bist du immer noch solo, mein Süßer?" „Ja, ich bin noch solo - mit Betonung auf ‚noch‘, hast du kapiert? Ich habe jemanden, auf den ich warte. Also vergiss es." „Du....du wurdest erobert?! Das ist ja schrecklich!" „Na hör mal...." „Wer ist es?!" „Ich glaube nicht, dass dich das was angeht! Jetzt fang mit deiner Englischübersetzung an und denk an den Grammatikteil. Miss Jenkins kann furchtbar unleidlich sein, wenn man den Unterschied zwischen simple past und past present progressive nicht sofort zu erklären weiß." „Ich muss es aber wissen! Hätte ich eine Chance gegen ihn?" Der Blondschopf schmunzelte und warf einen Seitenblick auf den Firmenchef, der mit erstarrtem Gesicht an seinem Pult hockte und überhaupt aussah, als wolle er sich jede Sekunde auf diesen lästigen Mitschüler stürzen. „Nein, ich bezweifle es. Er hat zwar einen miesen Charakter, aber dafür auch einen Haufen Geld und fährt teure Autos." „Joey-kun! Auf solche materiellen Dinge hast du doch noch nie geachtet! Wie kannst du dich da einem arroganten Kerl an den Hals werfen, und wenn er noch so viel Kohle hat?!" „Zufälligerweise ist es genau diese Arroganz, die ihn so sexy macht!" erwiderte er grinsend und registrierte zufrieden, dass Seto bei dieser Erklärung ein wenig rot wurde. Der arme Kato glotzte seinen Gegenüber an, als wäre er total übergeschnappt. „Ist dir eigentlich klar, dass du mir das Herz brichst?" »Auweia....« »Wow, Honigbärchen, was bist du für ein Schlimmer! Wie viele gebrochene Herzen säumen schon deinen Weg?« »He, es ist nicht meine Schuld, dass sich ständig irgendwelche Leute in mich verknallen, ich habe keinen Einfluss darauf! Außerdem, hast du dir schon mal die Liste von gebrochenen Herzen angesehen, die Seto betrifft? Jedes Mädchen der Schule steht drauf, da wette ich mit dir! Wobei das nichts neues ist, die fallen ja schon in Ohnmacht, wenn er nur mal in ihre Richtung schaut oder brechen in hysterisches Schluchzen aus, sobald er ihre Liebesbriefe in den Aktenvernichter steckt! Was glauben die eigentlich, mit wem sie es zu tun haben? Er ist immerhin ein Kaiba - auch wenn er sehr süß sein kann, wenn er will.« »Das will er aber nur bei dir!« »Zugegeben.« „Ja, Yorimura-kun, das ist mir klar. Aber andere Mütter haben auch schöne Söhne, also schau nicht so verzweifelt!" „Ich werde das nicht verkraften! Ich kann nicht ohne dich leben!" „Bevor du mich kennen gelernt hast, konntest du das erstaunlich gut." „Wenn du mich nicht liebst, werde ich dieser Welt entsagen!" „Prima. Spring von der Domino-City-Bridge, im Fluss ist bestimmt noch Platz." „Joey-kun!!!" Kato erhob sich und rauschte erbost hinaus. Das Model blieb kopfschüttelnd zurück. Es war nicht das erste Mal, dass sein Verehrer behauptete, nicht ohne ihn leben zu können und der Welt zu entsagen, wenn er ihn nicht haben konnte, aber da er mit erstaunlicher Regelmäßigkeit all seine hoffnungslosen Liebeleien einmal pro Woche abzuklappern pflegte, war Joey weit davon entfernt, sich ernstlich Sorgen zu machen. Der Sportler war eben so; er flatterte von Blüte zu Blüte, gelobte jedesmal unsterbliche Liebe und zog bei Nicht-Erwiderung derselben eine tragische Show ab, die entweder lächerlich, peinlich oder beides war. „Manche Männer benehmen sich einfach idiotisch", murmelte Kaiba verächtlich. „Oh jaaaa...." „Deine Anspielungen kannst du dir sparen! Sag mal....meintest du das ernst?" „Was? Dass es deine Arroganz ist, die dich so sexy macht? Logisch war das mein Ernst! Pflegeleichte Schönlinge gibt es zuhauf, die sind uninteressant. Richtig spannend sind nur die, die schwer zu kriegen sind - Typen wie du! Hast du dich eigentlich schon entschieden? Yugi hat sich dir doch als Partner für das Duell angeboten!" „Ich habe mich noch nicht entschieden, aber vermutlich werde ich auf sein Angebot zurückkommen. Miller hat nun mal diese Bedingung gestellt, also muss ich mich fügen, wenn auch ungern. Und außer Yugi hat keiner das nötige Niveau, um sich an meiner Seite zu duellieren. Demnach wird meine Wahl auf ihn fallen müssen." „Ich hätte das nötige Niveau. Okay, ich bin nicht so super wie Yugi, aber ich bin ein guter Duellant. Ich war Zweitplatzierter im Königreich der Duellanten und bin ins Finale von Battle City gekommen. Erzähl mir bloß nicht, das wäre so einfach gewesen, schließlich hast du dieses Turnier veranstaltet. Und du weißt hoffentlich, dass ich dir sehr gerne dabei helfen würde, deine Firma zurückzugewinnen, zumal ich Miller Junior und Senior genauso wenig leiden kann wie du. Ich bin vielleicht keine Weltklasse, aber ich bin gut." „....Nicht gut genug." Joey schürzte verärgert die Lippen und schwieg beleidigt, während Seto die Rechnungen löste, die ihnen der Mathelehrer aufgebrummt hatte. Sein Gesicht war kühl und ernst und nichts ließ darauf schließen, dass er seine Meinung bezüglich der Duellierfähigkeiten des Jüngeren ändern würde. Er liebte ihn zwar, aber als ebenbürtigen Spieler konnte er ihn nicht akzeptieren. Dennoch....er erinnerte sich an das Finale von Battle City, als der Blonde mit diesem Verrückten namens Malik konfrontiert worden war. Wäre er nicht bewusstlos geworden, er hätte ihn besiegt....und es war ein ziemlich risikoreiches und gefährliches Duell. Damals war er tief beeindruckt gewesen von Joeys Mut und seiner Willensstärke, und hatte ihn erstmals wirklich ernstgenommen, sowohl als Duellanten wie auch als Menschen. Er dachte an das seltsame, undefinierbare Gefühl, das sich seiner bemächtigt hatte, als der Blondschopf seine Schmerzen hinausschrie und letztendlich zusammenbrach. Was konnte das gewesen sein? Angst? Besorgnis? Eine Mischung aus beidem? Und das, bevor er auch nur annähernd begriffen hatte, dass da schon seit langem eine Bindung zwischen ihnen bestand, die sich in ihren Streitereien und Provokationen äußerte. Ja, Joey war gut, aber nicht die richtige Wahl für ein Partnerduell, bei dem es um seine Firma ging! Mr. Matsuda stand auf, um nach dem flüchtigen Kato zu suchen und fand ihn am Schulkiosk, wo er sich gerade eine Schokowaffel kaufte und staubte ihn ins Nachsitzzimmer zurück, wo er eine demonstrative Leidensmiene in sein Gesicht manövrierte und aus Frust die Schokowaffel verspeiste. Aber da das Model angefressen war, beachtete es ihn nicht im geringsten und die Stunde verlief ohne weitere Unterbrechungen. Serenity hatte ihn auf seinem Handy angerufen und ihm mitgeteilt, dass sie sich nicht bei ihrer Mutter mit ihm treffen wollte, weil die liebe Mama gerade großen Waschtag zelebrierte, sondern in einem netten kleinen Café mit dem klangvollen Namen „Antartica". Sie verabredeten sich für fünf Uhr und Joey war auf die Minute pünktlich, was man von seiner Schwester leider nicht behaupten konnte. Da sie um zehn nach fünf immer noch nicht erschienen war, beschloss er, noch ein paar Notizen für den Projektbericht anzufertigen, aber eine alte Frau, die sich an seinen Tisch setzte, wollte es nicht. Sie war seit drei Jahren Witwe und bezog Pension, ihr Mann war zu Lebzeiten was Höheres in der Stadtverwaltung gewesen. Nach einer halben Stunde entdeckte sie ihre Kränzchenfreundin vor dem gegenüberliegenden Kaufhausfenster, trommelte gegen die Scheibe des Cafés, vollführte eine treffliche Pantomime und rauschte von dannen. Wo zum Teufel blieb Serenity?! Sein Martyrium war noch nicht beendet. Nach der Witwe vom seligen höheren Verwaltungsbeamten hockten sich zwei vornehm gekleidete Damen zu ihm. Die eine von ihnen, Frau Dr. Kaneda, hatte einen titelreichen Bekanntenkreis und der junge Mann hatte das zweifelhafte Vergnügen, eine Menge über diesen Bekanntenkreis zu erfahren - er hörte von Frau Senatsrat a. D., Frau Professor h. c., Frau Amtsgerichtsrat und ihrer Schwägerin, Frau Erste Bergrat. Einzig ihre Haushaltshilfe nannte sie schlicht Teramoto-san und nicht etwa Frau Saubermach. Als die elitären Ladys sich verabschiedeten, tauchte endlich auch Serenity auf, der anzusehen war, dass sie dem großen Waschtag nicht hatte entkommen können, obwohl sie es garantiert versucht hatte. Sie entschuldigte sich wortreich bei ihrem Bruder, bis ihr dessen betrübter Gesichtsausdruck auffiel. „Fehlt dir was, Onii-san?" „Ja. Ein Titel. Ich möchte einen Titel. Alle Freundinnen von Frau Dr. Kaneda haben einen gut klingenden Titel von ihrem Mann. Es gibt sogar eine Frau Erste Bergrat. Ich kann mich doch nicht ‚Mr. Frisch-von-Millionär-getrennt‘ nennen lassen! Ich meine, wie klingt denn das!" „Joey", antwortete das Mädchen nach einer Weile unsicher, „....kannst du mich mal anpusten? Ich möchte prüfen, ob du was getrunken hast." „Vergiss es. Sag mir lieber, warum du so spät dran bist!" „Ich musste Mama bei der Buntwäsche helfen und bei den Vorhängen. Eigentlich wollte ich mich davonstehlen, aber das hat nicht geklappt. Hat Yugi dir von unserem Plan erzählt?" „Nicht direkt. Ich weiß nur, dass Mokuba, du, er und Ryo irgendwas vorhabt, von dem ich ein Bestandteil sein könnte. Du würdest mir alle sonstigen Details erklären. Also? Um was handelt es sich?" „Tja...." Währendessen war Seto seinen kleinen Bruder besuchen gegangen. Solange das Experiment noch lief - nur noch zwei Tage, den Göttern sei Dank! -, war die Kaiba-Villa nicht sein Zuhause und so blieb ihm nichts anderes übrig, als bei Roland anzufragen, ob der junge Master zu sprechen sei. Das war er allerdings und Mokuba freute sich sehr auf die gemeinsamen Stunden mit seinem Nii-san. Sie würden auch zusammen zu Abend essen. Der Kleine hatte sich bereits genau überlegt, was er alles tun wollte und das erste auf seiner Liste war Inline-Skaten. Der Brünette betrachtete diesen Sport als unter seiner Würde (was gab es alberneres, als auf Schuhen mit Rollen wie blöd durch die Gegend zu flitzen?). Domino Citys öffentliche Sporthalle verfügte über einen Parcours speziell für Skater und mit seinen schicken Inlinern an den Füßen betätigte sich der lebhafte Springinsfeld als rasende Gefahr für die anderen Personen auf der Bahn. Kaiba beobachtete die Kapriolen des Schwarzhaarigen und zählte in Gedanken von zwanzig an rückwärts. Bei Null vernahm er zwei hohe Schreie und erblickte das, was er bereits im Stillen prophezeit hatte: Mokuba stand mit hochrotem Kopf vor einem weiblichen Knäul, aus dem vier hübsche Beine mit schicken Skates herausragten. Das Knäul schimpfte wutentbrannt auf den armen Jungen ein und der Siebzehnjährige trat dazwischen. Er tadelte seinen Ototo für seine wilden Kurven und die beiden Mädchen, die sich mit viel Mühe wieder erhoben hatten, starrten ihn erst erstaunt und schließlich lächelnd an. Eine von ihnen strich dem fassungslosen Mokuba durchs Haar und ihre Stimme jubelte durch zwei Oktaven, als sie sagte: „Oh, das macht fast gar nicht. Er ist so ein süßer Junge." Dabei sah sie Kaiba an. Er quittierte dieses Anhimmeln mit kalter Nichtachtung und marschierte mit ausgreifenden Schritten zu seinem Sitzplatz zurück, dicht gefolgt von dem Zwölfjährigen. „So ein Mist....ich wollte sie wirklich nicht umhauen, aber ich hab zu spät gebremst. Aber dein tolles Aussehen hat mich vor Ärger bewahrt!" Er grinste unverschämt breit für sein zartes und unbedarftes Alter. Halt mal, unbedarft? »Da haben wir doch mal wieder eine hervorragende Einleitung! Jetzt kannst du ihn nach Joey ausquetschen! Los, Frontalangriff!« »Was denn, du lebst immer noch?!« »Moki, ich bin dein Gewissen, und solange du lebst, werde ich auch leben!« »Schreckliche Vorstellung....« »HE!!!« Trotzdem wagte er einen Vorstoß. „Du, Onii-san....was ist nun mit deiner Beziehung zu Joey? Er hat dir ein Ultimatum gestellt, so viel ich weiß. Ich persönlich würde es vorziehen, wenn du dich dafür entscheidest, auch öffentlich zu ihm zu stehen. Ich meine....wenn ihr ein Paar seid, kannst du nicht von ihm erwarten, dass er sich ständig in der Villa versteckt und nur herauskommt, wenn du es für sicher hältst. Das bringt doch nichts. Außerdem bist du ein Millionär, du könntest die Leute dafür bezahlen, nur das zu drucken, was du zu sehen wünschst! Dein Privatleben geht niemanden was an! Und du liebst ihn doch, verflixt noch mal!!" »Jawoll, knall‘s ihm vor die Nase, er hat‘s nötig!« »Halt die Klappe!« »Warum? Ich hätte noch allerlei zu dieser Sache zu sagen!« »Eben drum.« »Du bist echt fies....!« »Vererbung.« »Och nö....!« „Ich....ja, ich liebe ihn, aber....es ist so schwer, über seinen eigenen Schatten zu springen." „Das ist richtig. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass ihr füreinander bestimmt seid. Das Schicksal wird euch zusammenführen, ganz sicher." Dass dieses Schicksal „Mokuba Kaiba und Co." hieß, verriet er allerdings nicht.... Kapitel 35: Dritte Woche, Mittwoch Abend/Donnerstag (Teil 1) ------------------------------------------------------------ *Leser anspring und abknuddel* Hallo, da bin ich wieder!!^^ Danke für Eure lieben Kommis!! *JoeyxSeto-Plüschis ins Publikum werf* *Schokolade und Bonbons hinterdrein* Mein Semester an der Uni ist erfolgreich verlaufen - jetzt steht am 13. März die wichtigste Prüfung an, die Zwischenprüfung!! Wer mir die Daumen drücken will, ist für den besagten Tag von 10 bis 13 Uhr absolut dazu berechtigt - und nun viel Spaß!^^ Kapitel 18: Dritte Woche, Mittwoch Abend/Donnerstag Seto brachte Mokuba nach ihrem gemeinsamen Essen in einem der schicksten Restaurants von ganz Domino zurück zur Villa und verabschiedete sich mit einer extra innigen Umarmung. „Hast du denn heute noch was vor, dass du mich jetzt noch nach Hause begleitest? Es ist doch erst Dreiviertel sieben!" „Ich weiß, aber um sieben bin ich mit Joey in meinem - Unsinn, seinem - Apartment verabredet." „Oh, du bist mit Joey verabredet?" wiederholte der Schwarzhaarige in einem Ton, der viel zu suggestiv war, um seinem Bruder zu gefallen. Er zog die Stirn in Falten. „Hör mal, Ototo - ich gebe ihm Nachhilfe wegen der Mathearbeit morgen. Das hat nichts mit unserer....unserer Beziehung zu tun. Eigentlich sind wir getrennt, das weißt du." „Sicher. Aber nur weil ihr ‚offiziell‘ getrennt seid, heißt das nicht, dass auch eure Herzen getrennt sind, ne? Ihr liebt euch noch immer und ihr verdient eine weitere Chance! Joey bringt dich dazu, Dinge zu tun, die untypisch für dich sind....lächeln, lachen, albern sein, entspannen, das Leben genießen. Er hat dich auch zum Weinen gebracht, nicht wahr? Als er Schluss gemacht hat?" „Woher willst du das wissen?" „Weil er am selben Abend, nachdem du weg warst, ins Schlafzimmer rauf ist und sich die Augen ausgeheult hat. Die Bindung zwischen euch ist tiefer als euch beiden vielleicht klar ist. Ich bin davon überzeugt, dass auch du geweint hast, Nii-san." „Du irrst dich." erwiderte Kaiba brüsk und wandte sich zum Gehen. Als wäre ihm bewusst geworden, wie wenig Mokuba diese abweisende Haltung verdiente, winkte er ihm noch einmal zu und lächelte. Der Kleine grinste breit und winkte zurück, bevor er im Haus verschwand. Zwanzig Minuten später hatte er das Apartment des Blondschopfes erreicht, das von außen niemanden ahnen ließ, wie elegant es im Inneren eingerichtet war. Joey wartete bereits auf ihn, gekleidet in eine enge Jeans und ein weißes Muscle-Shirt, unter dem sich seine besagten Muskeln wunderbar abzeichneten. Um den Hals trug er den schwarzen Drachenanhänger, die Füße steckten in Lederboots. Seine Augenpartie wurde von einer Sonnenbrille verdeckt. Da es Sommer war, wurde es erst zu fortgeschrittener Stunde dunkel und die Sonne hatte gerade erst damit begonnen, zum Horizont herabzusinken. Das abendliche Licht zauberte einen Schimmer von reinem Gold in sein korngelbes Haar. »Oh....oh Gott....« »Ich stimme dir vollkommen zu, Seto-Baby. Oh Gott. Das ist die einzige vernünftige Beschreibung für diesen Anblick. Ob er noch Hintergedanken hatte, als er dich um Nachhilfe bat? Wow, das wäre ja geil!« »Du denkst wirklich nur an das eine! Selbstverständlich hatte er keine Hintergedanken!« »Bei diesem heißen Outfit bin ich bereit, deine Jungfräu....nein, Jungmännlichkeit darauf zu verwetten! Du bist zwar dominant, Zuckerhase, aber man muss dich antörnen, bevor du in Stimmung für sowas bist....und wenn Joey eines kann, dann das!« »Halt die Klappe! Er zieht sich eben gerne sexy an, das bedeutet überhaupt nichts!« »Du versuchst bloß, dich selbst zu beruhigen. Meiner Meinung nach sind Logarithmen und der andere Kram nicht gerade der passende Anlass für solche Klamotten. Weißt du denn so genau, welche Art von Nachhilfe dieser Adonis meinte?« »Schnauze!!!« »Du entgleist verbal, Zuckerhase. Habe ich dich nervös gemacht? Oh, das wollte ich nicht!« »Und ob du das wolltest....!!« Die beiden jungen Männer begrüßten sich in leichter Verlegenheit und betraten die Wohnung. Der Sechzehnjährige schenkte Cola in zwei Plastikbecher und servierte das Getränk zusammen mit einem Teller voller Apfelviertel. „Es sind auch getrocknete Apfelringe dabei. Ich kann nicht immer Süßigkeiten essen und brauche mal etwas Obst, vor allem, wenn ich mich konzentrieren muss." „Dir ist bekannt, dass getrocknetes Obst mehr Kalorien besitzt als Schokolade?" „Ehrlich? Von mir aus. Meinst du, Kalorien interessieren mich?" „Du bist Model!" „Na und? Ich habe keine Lust, irgendwann als Klappergestell über den Laufsteg zu flanieren. Schlank um jeden Preis - tse, das ist doch lächerlich! Außerdem habe ich eine gute und knackige Figur. Ich habe noch nie Diät gemacht und werde jetzt nicht damit anfangen. Statt dessen sollten wir mit Mathe beginnen, wenn ich morgen eine brauchbare Note produzieren will. Wo ist das Buch?" Der Firmenchef klappte es auf und erläuterte den Stoff, der für den Test relevant war, noch einmal von Schritt Eins an. Mit Skizzen und Beispielen bemühte er sich, es dem anderen begreiflich zu machen und gab ihm schließlich ein paar einfache Probeaufgaben. Joey rechnete eifrig und lächelte dabei, denn mit Setos Erklärungen kam es ihm plötzlich viel einfacher vor. Zufrieden mit sich selbst, gab er dem Älteren sein Blatt, damit dieser es korrigieren konnte, während er selbst Apfelstück für Apfelstück in seinen Mund schob. „Das ist richtig....das auch....das auch....gut. Das stimmt ebenfalls....das auch....das auch. Aber hier hast du einen kleinen Fehler gemacht. Du hast vergessen, das Vorzeichen zu beachten." „Mist! Dabei war ich so stolz auf mich!" „So etwas kann jedem passieren. Nun, fast jedem. Mir natürlich nicht. Aber du hast wohl kaum vor, eine Eins zu schreiben, oder? Wir sind erst am Anfang, die Aufgaben morgen werden einige Grade schwieriger sein. Diese Art von Aufgaben gehen wir jetzt gemeinsam durch, nachdem du die Grundlagen verstanden hast." „Schwieriger also? Das verspricht, schön langweilig zu werden!" „Langweilig oder nicht, du willst doch etwas lernen, oder nicht? Ich erinnere dich, dass du es warst, der die Nachhilfestunde vorgeschlagen hat!" „Ja, schon....aber...." „Kein aber. Versuch, die Aufgabe 12 auf der übernächsten Seite zu erledigen." Es blieb eine Weile still, während der Blonde verbissen arbeitete, bis ihm plötzlich eine Idee kam. Er sah, wie der Brünette einen Apfel verspeiste und erklärte: „Seto, du hast mich doch früher oft ‚Köter‘ genannt....und später ‚Hündchen‘. Weißt du denn gar nicht, wie man einem Hund etwas beibringt? Mit dem Prinzip der Belohnung!" „Worauf willst du hinaus?" Das lasziv wirkende Grinsen und das Leuchten in diesen braunen Augen waren dem Meisterduellanten nicht ganz geheuer und ein seltsames Prickeln breitete sich von seiner Magengegend in seinem gesamten Körper aus. In Situationen wie diesen glich Joey einmal mehr einem Wolf, vor dem man sich hüten musste. „Ganz einfach: Immer, wenn ich eine Aufgabe richtig löse, kriege ich eine Belohnung von dir, die aussieht wie folgt: Ich darf dich küssen oder streicheln....und zwar an jeder Stelle, die mir gefällt! Als Motivation! Du kannst mir folgen?" »Uh, Joey-Honey! Ich wusste gar nicht, dass dein Verstand auf solche Ideen kommen kann! Bemerkenswert! Du bist garantiert der einzige, der mit so einem Vorschlag Erfolg hat, denn Mr. Eisberg schmilzt nur in deinem Feuer!« »Da muss ich dir ausnahmsweise mal Recht geben!« Sein Gegenüber starrte ihn fassungslos an. Sein Gewissen nutzte das mentale Schweigen, um sich lauthals zu melden: »YEAH!!! Ich liebe diesen durchtriebenen kleinen Teufel mit dem Engelsgesicht!! Motivation, wow! Das hältst du nicht lange durch, Seto-Baby, das verspreche ich dir!« »Selbstbeherrschung ist alles!« »Oh, du hast sehr viel Selbstbeherrschung, keine Frage - nur nicht in den Momenten, in denen du Wachs bist in den Händen eines gewissen Jemand!« »Ich liebe Joey, das ist wahr. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich Wachs in seinen Händen bin!! Ich werde mich nicht auf dieses hirnrissige Spiel einlassen!« „Auf diese Weise wirst du kaum etwas lernen und in der Prüfung eine schlechte Note kassieren. Ich hätte nicht erwartet, dass es das ist, was dir vorschwebt. Falls du ernsthaft vorhast, diesen fragwürdigen Plan durchzuführen, werde ich von der Nachhilfe absehen und dich hinauskomplimentieren müssen." Seine Stimme klang kalt und abweisend, aber Joey wäre nicht Joey gewesen, wenn ihn das sonderlich beeindruckt hätte. Er winkte mit dem Blatt Papier, auf dem er die bisherigen Rechnungen zu Aufgabe 12 notiert hatte und der Brünette untersuchte sie. „Die erste ist nur ein bisschen fehlerhaft....die zweite allerdings ist ein Fiasko. Die dritte ist richtig....was für eine positive Abwechslung!" „Sie ist richtig? Also dann - es ist Zeit für die Belohnung!" Er warf sich mit seinem vollem Gewicht auf den Jungmillionär, wuschelte ihm frech durch die Haare, kitzelte ihn und leckte schließlich behutsam mit seiner Zunge über die entblößte Kehle. Es war von Vorteil, wenn Seto keinen Rollkragenpullover trug! „Hmmm...." „Gefällt dir wohl, he?" „Geh - sofort - runter - von - mir!!!" „Nein, ich mag es so." Kaiba stieß ihn von sich, sodass der Jüngere auf seinem verlängerten Rücken landete. Sein vergnügtes Grinsen hatte er jedoch beibehalten und Zerknirschung bekundete dieser Gesichtsausdruck keineswegs. „So lernst du nichts! Du hast mich um Hilfe gebeten und wir werden das vernünftig durchziehen, sonst hat das alles keinen Sinn! Hör auf zu grinsen! Entweder wir arbeiten, oder wir lassen es bleiben!" „Warum bist du so miesepetrig? Kein Grund, gleich wieder das Arschloch heraushängen zu lassen, bloß weil ich dich geneckt habe!" „Ich habe deine Fehler aufgeschrieben. Du verbesserst Aufgabe 12 und machst sie nochmal." „Du bist ein ganz schön strenger Lehrer, weißt du das?" „Strenge und ein bisschen Härte haben bislang noch keinem geschadet! Wenn diese Nachhilfestunde etwas bringen soll, musst du dich konzentrieren!" „Ja, ich hab‘s kapiert....!" Das Model blieb bis neun Uhr. Sie hatten die verbliebene Zeit über tatsächlich gearbeitet, doch aufgrund des Zwischenfalls mit der Belohnung war Seto verstimmt und Joey enttäuscht, sodass sie sich etwas gereizt trennten. „Ich muss jetzt gehen, ich habe Mokuba versprochen, ihn ins Bett zu bringen. Du warst zwar nervtötend unmotivierend, aber ich glaube, dass mir deine Erklärungen mehr genützt haben als die unseres Paukers." „Davon gehe ich auch aus. Schließlich hast du dich endlich ernsthaft mit der Materie befasst, anstatt herumzualbern. Wir sehen uns morgen." „Na hör mal - nur, weil ich dich berühren wollte? Du bist doch sonst nicht so prüde. Zugeknöpft, aber nicht prüde. Schau nicht so finster, das ist eben meine Meinung. Also, bis morgen....und träum was Schönes!" Er schloss die Tür hinter ihm und lehnte sich dagegen, müde und erschöpft. Er gab zu, dass er sich auf das Spielchen hätte einlassen können, aber er traute seiner Widerstandsfähigkeit in punkto Blondschopf nicht mehr so wie früher. Joseph zu lieben war eine wunderbare, wenn auch nach wie vor ungewohnte Erfahrung, da er die eisige Maske, die er so lange nach außen präsentiert hatte, in seiner Gegenwart einfach fallenließ. Das Begehren, das der andere ihm einflößte, irritierte ihn viel stärker, denn obwohl er sich bereits häufiger vorgestellt hatte, wie es sein mochte, wenn sie einen Schritt weitergingen, war es bei einmaligem Petting geblieben. Sich komplett hinzugeben....hatte er davor Angst? Der Blick in Joeys Augen war fröhlich gewesen, als er die Sache mit der Belohnung vorgeschlagen hatte, aber es hatte sich darin auch ein verlangendes, forderndes Funkeln verborgen, das ihn durchzuckt hatte wie....er wusste es selbst nicht genau. War das Gefühl negativ oder positiv? Er war nicht sicher, tendierte allerdings zu letzterem. Das Telefon klingelte und riss ihn aus seinen Betrachtungen. „Kaiba?" „Mr. Kaiba?" Es war Catherine Nathaniel, die Fotografin. „Das ist doch Joeys Nummer? Warum sind Sie am Apparat? Ach, natürlich, ich erinnere mich - dieses Schulexperiment, richtig? Können Sie mir Ihre Nummer geben, damit ich meinen Star erreiche? Sie stehen nicht im Telefonbuch, nur Ihre Firma." „Was wollen Sie um diese Uhrzeit von ihm?" „Nun....wie soll ich sagen....ich habe ihm etwas mitzuteilen, das für seine Karriere entscheidend sein könnte." „Ich verstehe." Er gab ihr die Nummer seines Villaanschlusses und legte auf. Was das wohl für eine wichtige Mitteilung war? Na, er würde Joey morgen fragen. Er gönnte sich eine ausgiebige Dusche, schaltete sich durch das wenig lohnenswerte Fernsehprogramm und begab sich um zehn Uhr ins Bett. „Träum was Schönes", hatte er zum Abschied gesagt.... ~~ TRAUMSEQUENZ ~~ Er hatte gewonnen! Souichi Miller und sein Vater gingen in seiner finalen Attacke unter wie ein leckgeschlagenes Schiff. Und es war ihm ohne die Hilfe eines Partners geglückt! Selbstredend - er brauchte keinen Partner, um diese beiden Lackaffen zu besiegen! Er lachte....kalt, arrogant und herablassend, wie es seine Art war. Das Publikum jubelte ihm zu. Er sah sich um, aber er konnte in der Menge ein bestimmtes Gesicht nicht finden, dessen Lächeln er am meisten herbeisehnte. Mokuba stand neben ihm und wirkte traurig. „Was ist mit dir, Ototo? Freust du dich nicht über meinen Triumph? Ich habe die Firma zurückgewonnen! Wo ist Joey? Will er mir nicht gratulieren?" „Er ist nicht da." antwortete Serenity, die hinter seinem kleinen Bruder auftauchte. „Du hast allein gekämpft und ihn vergessen. Warum hast du ihn nicht an deiner Seite kämpfen lassen, Kaiba-san? Er wäre für dich da gewesen, das weißt du. Dein Image in der Öffentlichkeit, der Geschäftsmann, der du bist....das wird dir immer wichtiger sein als Joey. Du hast gewählt und er hat sich danach gerichtet. Das ist alles." „Was erzählst du da? Ich habe noch nicht gewählt! Sein Ultimatum war noch nicht abgelaufen! Ich wollte nach dem Duell mit ihm sprechen, ich wollte...." „Es ist zu spät, etwas zu wollen, Onii-san." unterbrach Mokuba ihn hart. „Er ist fort!" ~~ ENDE DER TRAUMSEQUENZ ~~ Er schrak hoch, sein Atem kam in schnellen Stößen. Der Wecker zeigte zwei Uhr morgens. Es war Donnerstag. Der vorletzte Tag des Schulprojektes hatte begonnen. Seto lauschte dem heftigen Pochen seines Herzens und runzelte die Stirn. Was war das nur für ein seltsamer Traum? Eine Vorausdeutung? Eine Ahnung? Lächerlich! Oder war es das, was er fürchtete? Dass er Joey keinen gleichwertigen Platz in seinem Leben einräumen würde, weil er es nicht fertig brachte? Weil sein Imperium, sein glänzender Ruf, sein Prestige mehr für ihn zählten? Würde er den Menschen Seto Kaiba opfern und damit seinen Geliebten aufgeben, um weiterhin der vielbewunderte und perfekte Geschäftsmann Seto Kaiba zu sein? Eine ganze Weile starrte er in die Dunkelheit und sein Schweigen war die einzige Antwort, die er geben konnte.... *** „Mr. Wheeler." Der Sechzehnjährige blickte gottergeben auf die Testaufgaben. Der Mathelehrer Marke Feldwebel verteilte die Prüfungsbögen unter seinen Schülern und bellte seine traditionellen Androhungen von Verweis und Meldung beim Direktor in die Runde, falls jemand auf die Idee kommen sollte, den Test als Gemeinschaftsarbeit zu betrachten. „Sie haben 45 Minuten Zeit. Fangen Sie an!" Die erste Aufgabe basierte auf den allerersten Stunden mit dem neuen Stoff und war simpelst. Die typische Sechserbremse, obwohl Joey schon jetzt verzweifelte Seufzer vernahm. Hätte Seto seine Grundlagen gestern nicht aufpoliert, wäre es bei ihm dasselbe. Er linste aus den Augenwinkeln zu dem Braunhaarigen hinüber, der schrieb wie die Feuerwehr. Kami-sama, hatte der einen Computer in seinem Kopf?! »Der braucht bestimmt keine 45 Minuten, bis er fertig ist....Tristan hat offenbar auch keine übermäßigen Probleme und Duke genauso wenig. Yugi sieht aus wie kurz vorm Weltuntergang. Und bei Ryo hat ebenfalls die Endzeitstimmung Einzug gehalten. Teas Gesicht ist grünlich. Sie war gestern shoppen, so total unvorbereitet, wie sie aussieht. Schon merkwürdig, dass heute Donnerstag ist. Morgen ist alles vorbei und wir werden unsere Existenzen wieder zurücktauschen. Ich glaube, ich sollte Mrs. Sagami eine Schachtel Pralinen oder sowas schenken - als Dankeschön, denn eigentlich habe ich es ihr zu verdanken, dass ich Seto so viel besser kennen gelernt habe. Dass ich ihn zu lieben gelernt habe. Da fällt mir ein, wir müssen den Bericht noch vervollständigen....« »Du hast keine Zeit, deine Gedanken schweifen zu lassen, Honigbärchen! Der Test schreibt sich nicht von allein!!« »Oh ja, du hast recht!!« »Ich habe immer recht.« erklärte sein Gewissen mit Genugtuung. »Kein Grund, gleich größenwahnsinnig zu werden....« »HE!!!« In fliegender Hast rechnete er die nächsten beiden Aufgaben aus und stellte fest, dass es ihm viel leichter fiel als erwartet. Er musste sich nachher unbedingt richtig bei seinem Drachen bedanken, denn ohne seine Hilfe würde er jetzt mit Sicherheit schmählich versagt haben. Kaiba war nach zwanzig Minuten fertig und gab sein Blatt vorne am Pult ab. So leise wie möglich packte er seine Habseligkeiten zusammen und trat auf den Flur hinaus, wo er sich in seine mitgebrachte Historienlektüre vertiefte. Seine Klassenkameraden durften weiterschwitzen, bis es läutete. „Wie ist es gelaufen?" erkundigte er sich bei dem Jüngeren, als dieser auf ihn zulief. Das strahlende Lächeln, das ihm zuteil wurde, erwärmte sein Herz. „Spitze! Für meine normalen Verhältnisse jedenfalls. Sogar diese ziemlich knifflige Aufgabe am Schluss konnte ich rechnen. Ich fürchte, dass das Ergebnis falsch ist, aber immerhin habe ich den Ansatz geschafft! Vielen, vielen Dank, Seto - ohne dich wäre ich da drin versauert! Du hast mir wirklich sehr geholfen!" „Das ist die Hauptsache. Übrigens...." „Ja?" „Richte Yugi etwas von mir aus. Ich möchte nach der Schule mit ihm sprechen." „Betrifft es das Duell morgen?" „Genau. Ich....ich habe mich entschieden. Ich werde mit ihm als Partner antreten." „Mein bester Freund wird also an deiner Seite stehen. Das ist in Ordnung, das kann ich akzeptieren. Ich wünsche dir, dass du die Kaiba-Corporation zurückgewinnst. Ich weiß, was sie dir bedeutet. Die Frage ist nur, ob ich dir genauso viel bedeute. Ich will keine Randerscheinung in deinem Leben sein, sondern ein gleichwertiger Gefährte. Ist das zu viel verlangt?" „Ich weiß es nicht." Seine Stimme bebte. „Vielleicht ist es....zu viel verlangt...." Sie schwiegen, sahen sich nur an, erforschten den Blick des anderen. Joey drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und flüsterte im Vorbeigehen: „Ja. Vielleicht verlange ich zu viel. Aber ich bin ein Optimist. Ich höre nie auf, zu hoffen. Ich höre nie auf, zu glauben. Wenn du mich wirklich liebst, wirst du das Richtige tun." Kapitel 36: Dritte Woche, Donnerstag (Teil 2) --------------------------------------------- Kapitel 18, Zweiter Teil: Dritte Woche, Donnerstag Yugi stand geduldig wartend seit zehn Minuten vor dem Schultor und harrte Seto Kaibas, der mit ihm sprechen wollte, zumindest hatte Joey ihm dies ausgerichtet. Ryo, der seinen Freund normalerweise nach Hause begleitete, wartete mit ihm. „Der Köder ist ausgelegt - jedenfalls, wenn Miss Nathaniel gestern bei Kaiba-san angerufen hat, weil sie doch eigentlich Joey erreichen wollte." meinte der Weißhaarige gerade und warf seinem Schatz einen bedeutungsvollen Blick zu. „Hat Kaiba-san Joey danach gefragt, was seine Fotografin ihm so Wichtiges mitgeteilt hat?" „Nein, hat er nicht. Aber das macht nichts, er wird es so oder so erfahren, schließlich ist das Teil unseres Plans! Die beiden gehören einfach zusammen. Ich bin noch nie zuvor zwei Menschen begegnet, zwischen denen eine so starke Anziehungskraft besteht - selbst, als sie nur gestritten haben, war diese Anziehung spürbar. Sie konnten nicht miteinander, aber ohneeinander schon gleich zweimal nicht. Sie unterscheiden und ergänzen sich zugleich. Der Weiße und der Schwarze Drache....wenn diese beiden Karten Menschen wären, hießen sie garantiert Seto Kaiba und Joey Wheeler!" Ryo lächelte und küsste den Kleineren zärtlich auf den Mund. „Du hast recht. Ich würde ihnen auch wünschen, dass sie lange zusammenbleiben....sie haben es verdient. Da fällt mir ein, gehen wir zu der Party?" „Hä? Welche Party?" „Hat Tristan es dir nicht erzählt? Eine Party von der Schwulen- und Lesben-AG! Der Präsident hat Geburtstag und hat alle Mitglieder und solche, die es werden wollen, zu einer Party ins Clubhaus eingeladen." „Unsere High School hat eine Schwulen- und Lesben-AG?!?!" „Eh, na ja....sozusagen. Es ist keine offizielle AG, sondern eher ein....nennen wir es Sonderkommando. Ist aber ein fest organisierter Verband, trifft sich regelmäßig an den Wochenenden, üblicherweise vormittags, und unternimmt auch was gemeinsam. Ich hab mir von ihnen einen Prospekt geben lassen. Sie suchen noch engagierte Mitglieder und feiern heute nicht nur den Geburtstag ihres Präsidenten, sondern auch ihr einjähriges Bestehen." „Das klingt super! Wie bist du mit denen in Kontakt gekommen?" „Erinnerst du dich an unser Coming Out in Miss Aldins Sexualkundestunde?" „Wie könnte ich das vergessen!" „Danach hat mir Yamamoto-kun einen Zettel mit der Adresse des Clubhauses in die Hand gedrückt und ich war natürlich neugierig und habe mir das Ganze mal angesehen." „Yamamoto-kun? YAMAMOTO-KUN?!?! Ohne Witz? Ich habe den immer für total stockhetero gehalten....der baggert doch jedes Mädchen an, das halbwegs hübsch ist...." „Hatte aber noch nie eine Freundin, ne? Alles Tarnung. Er ist ein Gründungsmitglied. Der Präsident ist....nein, das musst du raten!" „Keine Ahnung. Gib mir doch ein paar Anhaltspunkte!" „Okay. Er ist Klassensprecher einer dritten Klasse, wird heute achtzehn Jahre alt und möchte an der Universität in Tokyo studieren. Hervorstechendstes Merkmal: gesunde Bräune, die resistent ist gegen sämtliche Jahreszeiten und lange schwarze Haare in Naturlocken!" „DER COMTE?!?!" „Bingo!" Der „Comte" war auf seiner Geburtsturkunde als Tanaka Sosuke verzeichnet, aber auf der Domino High nannten ihn nur die Lehrkräfte so. Obwohl sie ständig von ihm verlangten, sich die Haare schneiden und künstlich glätten zu lassen, kümmerte er sich nicht darum - und da er mit Fug und Recht als der zukünftige beste Absolvent der Schulgeschichte betrachtet werden durfte, hatte man irgendwann aufgegeben, auf ihn einzureden, ähnlich wie bei Kaiba (der nächste ‚beste Absolvent‘). Sämtliche weibliche Wesen der Schülerschaft waren garantiert unsterblich in ihn verliebt (sofern sie nicht gerade unsterblich in Seto verliebt waren) und alle männlichen Vertreter der Schülerschaft konnten ihn ausnahmslos nicht leiden (außer denen, die schwul waren und die sich schwer am Riemen reißen mussten, wenn ‚Tanaka-sempai‘ durch den Flur schritt wie der Kaiser persönlich). Wegen seiner vollendeten Manieren und seines edlen Äußeren sowie der Tatsache, dass er der Sohn eines reichen Kunstmäzens war, hatte man ihm den Beinamen „Comte" verliehen. Und der gute Comte war homosexuell. Wow. Yugi glotzte Bakura an, als hätte er gesagt, sein Opa besässe in einem Hinterzimmer seiner Wohnung einen Vivian-Wong-Altar mit lebensgroßer Statue (hm - war das so unwahrscheinlich?). „Ich hab echt keinen Durchblick....der Comte?! Also, nicht, dass ich mir das nicht schon mal vorgestellt hätte...." „Wie bitte?" unterbrach ihn der Größere in lauerndem Tonfall und der Bunthaarige wurde von einer Sekunde zur anderen so knallrot wie eine Peperoni. „Das war, bevor ich mich in dich verliebt habe!" stieß er nervös hervor und Ryo nickte befriedigt. „Yugi?" erscholl eine kühle, beherrschte Stimme und das Paar drehte sich um. Nachdem der Firmenchef nach dem letzten Klingeln zu seinem Pech in die Arme des Direktors gelaufen war, der sich eine Viertelstunde darüber auslassen musste, wie glücklich er doch sei, einen so berühmten jungen Geschäftsmann unter seinen Schülern zu haben (als wenn er ihm das nicht mindestens einmal pro Woche herunterbetete!), war sein Nervenkostüm ein wenig angegriffen. „Hallo Kaiba! Da bist du ja! Joey sagte mir, du wolltest mich sprechen?" „Korrekt. Es betrifft das Duell morgen. Gilt dein Angebot noch?" „Dass ich dein Partner sein könnte? Selbstverständlich." „Gut. Ich nehme an. Das Duell beginnt um vier Uhr, Austragungsort ist mein eigenes Stadion. Sei pünktlich....und wenn du es unbedingt willst, kannst du auch deinen Kindergarten mitbringen!" Früher hätte ihm der große, unerschütterliche Seto Kaiba wohl kaum erlaubt, seine Freunde einzuladen, aber sie waren Joeys Clique - und für Joey Wheeler machte selbst ein Kaiba Ausnahmen, das war sicher. Yugi konnte sich angesichts dieser Veränderung ein Schmunzeln nicht verkneifen, zumal es eindeutig bewies, was er bereits wusste: Dass der Jungmillionär ernsthaft und aufrichtig in den Blondschopf verliebt war und nur ein Ereignis benötigte, das ihn wachrütteln würde, bevor er diese Liebe aufgab. »Wie heißt es doch so schön: Wenn der Hund nicht zur Katze kommt, muss die Katze eben zum Hund kommen....« »Ich dachte, das wäre das mit dem Berg und dem Propheten?« »Das war mein Versuch, kreativ zu sein, Yami!« »Ach so....« Natürlich kamen Ryo und Yugi zu der von der AG organisierten Party, schon allein deshalb, weil die Location die Stadtvilla des Herrn Tanaka Senior war, der momentan wegen irgendeiner Gemälde- und Skulpturenausstellung im Ausland weilte. Der Comte, angezogen wie ein französischer Adliger, empfing seine Gäste persönlich an der Haustür, ohne sich darum zu scheren, dass der Butler dabei ein schockiertes Gesicht aufsetzte. „Aber, Sosuke-sama, das geht doch nicht!" „Das ist mein Geburtstag und das sind meine Gäste, also begrüße ich sie selbst. Hören Sie auf, das berühmte Bild ‚Der Schrei‘ zu imitieren und holen Sie den Sekt! Wer ihn nicht pur mag, kann ihn mit Orangensaft verdünnt trinken. Na, was ist, gehen Sie schon! Nun sehe sich einer diesen Butler an, völlig zur Salzsäule erstarrt....!" „Sosuke-sama, achten Sie bitte auf Ihre Ausdrucksweise, Sie klingen so wie die Mittelschicht." „...." „Sosuke-sama? Ist Ihnen nicht gut?" „Ich überlegte gerade, weshalb mein Vater Sie bloß eingestellt hat! In die Küche!!" „Jawohl!" „Also wirklich....noch mehr solches Personal und ich ziehe freiwillig hier aus! Ah, wen haben wir denn da? Hallo, Seto-san! Wunderbar, dass du es einrichten konntest!" Kaiba, in weißem Rolli und enger schwarzer Hose, mit einem einzelnen Ohrring auf der linken Seite, reichte dem Comte die Hand und beglückwünschte ihn zum Geburtstag. Sie entstammten derselben gesellschaftlichen Schicht und kannten sich von größeren Veranstaltungen her, in der Schule wechselten sie aber kaum ein Wort miteinander, da sie ja verschiedene Klassen besuchten. Nichtsdestotrotz konnte auch ein Pseudo-Comte und Sprössling eines Kunstmäzens den berühmtesten Geschäftsmann Domino Citys nicht einfach ignorieren, schon gar nicht, wenn er über dessen sexuelle Orientierung Bescheid wusste. „Und wie immer kommst du allein. Ich verstehe es nicht. Jeder Kerl, der Augen im Kopf hat, müsste eigentlich an deine Tür klopfen. Aber du bist nun mal der schwierige Typ." „Wo ist deine gefeilte Edel-Ausdrucksweise geblieben?" „Die ist nur für die Lehrer und andere Erwachsene. Hier bin ich unter Altersgenossen, da kann ich mir das doch schenken, meinst du nicht auch? Wenn du aber unbedingt willst, kann ich es auch anders formulieren: ‚Immer erscheinst du allein und ich bringe kein Verständnis dafür auf. Jeder Mann, der deiner ansichtig geworden ist, müsste das unwiderstehliche Bedürfnis verspüren, dich zu umwerben. Bedauerlicherweise bist du ein kompliziert zu nennender Charakter.‘ Soll ich weitermachen?" „Wenn ich es recht bedenke....nein." „Na also." Er griff nach der Gästeliste und hakte den Jüngeren ab. Dieser warf einen Blick auf das große Papier und las einige Namen, die ihm sichtlich widerstrebten, etwa „Duke Devlin" (wobei der noch einigermaßen nachvollziehbar war), „Tristan Taylor" (was zum Teufel?!), „Yugi Muto" (Weltmeister - wenn‘s denn sein muss) oder „Ryo Bakura" (Irrtum. Das konnte nur ein Irrtum sein). „Wie gewöhnlich hast du ein paar Personen auf deiner Liste, die mir nicht zusagen. Yugi und Devlin verstehe ich noch, aber die anderen beiden? Gehst du jetzt unter die Wohltäter oder was soll diese Sympathie für‘s gemeine Volk?" »Achtung, Deckung, Leute! Jetzt redet wieder der reiche Obermacker!« meldete sich ein bestimmtes Gewissen, wurde aber geflissentlich ignoriert. „Ich bin nicht ganz so versnobt wie du, Seto-san. Außerdem habe ich ein Gerücht gehört, demzufolge du gegen den Namen hier nichts einzuwenden haben dürftest." Lächelnd deutete er auf einen Namen, der fast ganz zuoberst auf der Liste stand und der Braunhaarige zog scharf die Luft ein. „Joseph Wheeler". »Nein, nein, nein! Das kann nicht sein! Warum immer ich?! Mein Schicksal scheint es wirklich darauf anzulegen, mich ständig mit....mit diesem....« »....dich mit diesem umwerfenden, großartigen Mann zu konfrontieren? Bingo! Fortuna ist klasse, was? Das musst du ausnutzen. Heute abend wird hervorragend gespeist, getanzt und es werden sogar Spiele gespielt! Das ist deine Chance, so richtig mit Joey abzugehen!« »Ein Kaiba geht nicht ab!!!« »Leider. Das ist eine traurige Wahrheit. Du bist n‘ totaler Spaßverderber. Müssen wir ändern. Du willst dich nicht zufällig am Sekt besaufen, oder? Das lockert ungemein!« »....Du kannst unmöglich ein Teil von mir sein....« »Oi. Nicht schon wieder das Thema!« Das Model war nicht pünktlich. Genaugenommen schien ihn eine Zeitangabe auf Einladungen nicht die Bohne zu interessieren. So jedenfalls empfand es der Jungmillionär, der nach zwei Stunden ernsthaft daran zu zweifeln begann, ob der Blondschopf noch auftauchen würde. Eigentlich hatte er keinen Grund, sich zu beklagen. Das kalte Buffet war hervorragend, die angebotenen Getränke von ausgesuchter Qualität (selbst das Wasser war irgendeine sündhaft teure Marke von den besonders edlen Quellen oder sowas ähnliches) und der angeheuerte DJ verstand seinen Job. Der Comte wogte auf der Tanzfläche gerade mit Yamamoto-kun einher (so wie die sich anhimmelten, konnte er sie guten Gewissens als Pärchen abstempeln) und auch Yugi und sein Freund lagen sich in den Armen. Taylor stand mit Mr. Dungeon-Dice in einer dunklen Ecke des Saales, dessen Lichter man auf einen romantischen Halbdämmer herunter gedreht hatte, und flüsterte ihm wohl lauter zärtlichen Unsinn ins Ohr. Tse. Wie er es hasste, wenn Partys in dieses Romantikflair umschwenkten! Zumal er allein hier war. Na schön, er war nicht der einzige Single, aber bei den einschmeichelenden Klängen aus den Lautsprechern frustrierte es einen auf die Dauer doch, wenn man unbeteiligt am Rand der Tanzfläche herum dümpelte und sich als höchste Glanzleistung der Gefühle mit seinem Drink auseinander setzen musste. Noch dazu, wenn man eigentlich gar kein richtiger Single war, weil man schwer verknallt war. Er linste Richtung Tür. Ob er sich nicht einfach verdrücken sollte? Amüsieren tat er sich schließlich nicht....Kaiba stellte sein Glas auf dem nächstbesten Tisch ab und schickte sich an, der gesamten Gesellschaft den Rücken zu kehren, als die Tür sich zögernd öffnete und ein verspäteter Gast eintrudelte. Richtig geraten: Joey. Sein Erscheinen an sich hätte ihn vielleicht gar nicht so sehr irritiert, wenn nicht plötzlich, vermutlich auf Veranlassung des Comte, eine riesige Discokugel von der Decke herabgesenkt worden wäre, deren farbige Lichtpunkte in sanften, langsamen Wirbeln und Kreisen die Umgebung erfüllten. Außerdem legte der DJ eine neue CD auf und Seto musste schlucken. Er und der Sechzehnjährige waren komplementär gekleidet, der andere trug eine weiße Jeans und ein schwarzes Tank Top, das so eng sass, dass man sämtliche Muskeln wunderbar darunter erkennen konnte. Das Wechselspiel des Lichts übergoss ihn mit einer geheimnisvollen und verführerischen Aura. Know all about, ‘bout your reputation And how it‘s bound to be a heartbreak situation But I can‘t help it if I‘m helpless Everytime that I‘m where you are You walk in and my strength walks out the door Say my name and I can‘t fight it anymore Oh I know I should go But I need your touch just too damn much Loving you isn‘t really something I should do Shouldn‘t wanna spend my time with you I should try to be strong But baby, you‘re the right kind of wrong Baby, you‘re the right kind of wrong ~~ Joey ~~ »Kann ich leugnen, dass du, dass deine Berührungen mir fehlen, Seto? Nein, das kann ich nicht. Ich kann die Angeberei von diesem ‚Comte‘ nicht leiden, deswegen wollte ich gar nicht zu dieser Party kommen. Warum bin ich dann hier? Weil ich wusste, dass du hier sein würdest. Merkwürdig, dass das Lied so gut passt. Ja, ich kenne deinen Ruf als eiskalter Geschäftsmann. Aber ich bin hilflos, das ist wahr. Es genügt, dass du einen Raum betrittst, und mir wird weich in den Knien, so blöd sich das auch anhören mag. Ich brauche dich. Wenn ich klug wäre, würde ich dich nicht lieben. Ich sollte es nicht, gerade weil du so schrecklich kompliziert bist und eigentlich bin ich kein Fan von komplizierten Sachen. Aber ich bin ein Fan von Herausforderungen! Herausforderungen können gar nicht schwer genug sein! Du bist die richtige Art des Falschen....mein Alptraum und mein Traum, mein Frieden und mein Krieg, mein Feind und mein Freund. Mein Rivale und mein Geliebter....« Might be a mistake, a mistake I‘m making But what you‘re giving I am happy to be taking ‘Coz no-one‘s ever made me feel the way I feel When I‘m in your arms They say you‘re something I should do without They don‘t know what goes on when the lights go out There‘s no way to explain All the pleasure is worth all the pain Loving you isn‘t really something I should do Shouldn‘t wanna spend my time with you I should try to be strong But baby, you‘re the right kind of wrong Baby, you‘re the right kind of wrong ~~ Seto ~~ »Was ist, wenn ich einen Fehler mache? Meine Firma aufzugeben, wäre ein Fehler. Aber sie nicht aufzugeben, könnte bedeuten, dich zu verlieren. Und wäre das nicht der größere Fehler? Ich war glücklich mit dir. Obwohl unsere Beziehung nur ein paar Tage währte....es war, als hätte ich einen kurzen Blick ins Paradies werfen dürfen, bevor man mir die Tür wieder vor der Nase zuschlug. In deinen Armen konnte ich alles vergessen. Als wir uns trennten, spürte ich, wie sich mein Herz schmerzhaft zusammenzog. Aber wir beide, das, was uns verbindet - es ist diesen Schmerz wert. All meine Intelligenz hat nicht ausgereicht, um zu verhindern, dass ich mich in dich verliebte. Und was bin ich, ohne meine Vernunft, meine Logik? Ein Teenager, der versucht, in deiner Gegenwart stark zu sein, um dir nicht zu erliegen. Du bist die richtige Art des Falschen, Joey....mein Gegner, mein Problem, mein Ärger, meine Verachtung. Mein Kamerad, meine Lösung, meine Freude....meine Liebe....« Sie schritten aufeinander zu, als wären sie zwei Magnete. Ein Fuß vor den anderen, ohne Hast, seltsam ruhig, und doch voller Anspannung. Ihre Blicke, feurig heißer Topas und eisig kalter Saphir, versanken ineinander, schweigend, ernst, aber durchdrungen von einer sehnsüchtigen Zärtlichkeit, die selbst einen unaufmerksamen Beobachter nicht an ihren Gefühlen zweifeln ließ. Nun standen sie sich direkt gegenüber, gleichgültig gegen die anderen Paare um sie herum. I should try to run But I just can‘t seem to ‘Coz every time I run you‘re the one I run to I can‘t do without what you do to me I don‘t care if I‘m in too deep Know all about, ‘bout your reputation And how it‘s bound to be a heartbreak situation But I can‘t help it if I‘m helpless Everytime that I‘m where you are You walk in and my strength walks out the door Say my name and I can‘t fight it anymore Oh I know I should go But I need your touch just too damn much „Willst du tanzen?" fragte Joey leise, als fürchte er sich vor der Antwort. Seto streichelte ihm durch das dichte Haar und lächelte dezent. „Ich dachte, du kannst nicht besonders gut tanzen?" „Das stimmt auch. Aber erinnerst du dich an letzten Donnerstag vor einer Woche, als wir die Schule geschwänzt haben? Das war der erste offizielle Tag unserer Beziehung. Wir waren im Park und haben im warmen Regen getanzt. Deine Hände gaben mir Sicherheit. Weiß du noch?" Jetzt waren sie sich ganz nah. Joey legte seine linke Hand auf die Hüfte des Brünetten und nahm die Tanzhaltung ein, so wie der Ältere es ihm damals beigebracht hatte. „Hmm....du duftest wundervoll. Riecht nach ‚Wild Dreams‘. Catherine hat also auch dir ein Probefläschchen geschenkt? Das sieht ihr ähnlich. Komm. Lass uns tanzen, Seto. Genau wie an jenem Donnerstag, an dem du mir zum ersten Mal gesagt hast, dass du mich liebst." Seine Stimme war nur ein Flüstern. Das Kinn des Meisterduellanten ruhte in dem goldgelben Haarschopf. Ihre Körper wirkten wie miteinander verschmolzen. Sie hörten ihr gegenseitiges Atmen, ihr gegenseitiges Herzklopfen. Sie schienen nicht zu tanzen, sondern zu schweben. Loving you isn‘t really something I should do Shouldn‘t wanna spend my time with you I should try to be strong But baby, you‘re the right kind of wrong Baby, you‘re the right kind of wrong Baby, you‘re the right kind of wrong Die Musik endete und sie tauchten aus einem unwirklichen Dämmerzustand zurück in die Realität. Sie verließen den Festsaal und begaben sich in die Vorhalle der Villa. „Du hast Yugi also gebeten, dein Partner zu sein?" „Ja. Wenn Miller schon diese Bedingung stellt, sollte mein Partner ein mir ebenbürtiger Duellant sein. Ich werde meine Firma zurückgewinnen, koste es, was es wolle." „Koste es, was es wolle? Und wenn es mich kostet? Morgen läuft mein Ultimatum aus. Seto! Ich habe es doch gerade in deinen Augen gesehen, klar und unmissverständlich. Du liebst mich. Und ich liebe dich ebenso. Wieso sollten wir nicht auch in der Öffentlichkeit dazu stehen? Geschäft hin oder her, in Einsamkeit wird man nicht glücklich, schon gar nicht in selbstgewählter Einsamkeit. Natürlich, du hast Mokuba, aber er ist nur dein kleiner Bruder. Er kann dir nicht die Liebe eines Mannes entgegenbringen. Außerdem...." „Außerdem?" Joey betrachtete seine Schuhspitzen, als suche er verzweifelt einen Anfang und könne ihn nicht finden. Schließlich stieß er einen Seufzer aus. „Wenn du dich für die Kaiba-Corporation entscheiden solltest, ohne mir einen gleichwertigen Platz einzuräumen, werde ich damit leben müssen. Aber in diesem Fall werde ich wohl das Angebot annehmen." „Was für ein Angebot?" „Das, von dem Catherine mir erzählt hat. Sie wollte mich doch anrufen und musste von dir weitergeleitet werden." „Ich erinnere mich. Sie meinte, es könnte für deine Karriere entscheidend sein." „Genau. Hör zu. Eine amerikanische Modelagentur hat Interesse an mir bekundet. Sie möchten, dass ich für mehrere Shootings nach New York fliege. Wenn ich dort Erfolg habe, könnte ich ein weltberühmtes Model werden! Ist dir klar, was das für eine Chance für mich ist?" „Wie....wie lange wärst du weg?" „Das mit den Shootings inklusive einigen Interviews dürfte einen Monat dauern, vielleicht auch länger. Wenn meine Kritiken gut sind, besteht die Möglichkeit, dass ich komplett nach New York übersiedele." „Und Japan verlässt? Für....für immer?" Die Worte kamen Kaiba kaum über die Lippen, in seinem Kopf drehte sich alles. Der Boden unter seinen Füßen schien sich in etwas Weiches, Schwammiges verwandelt zu haben. Seine Beine zitterten. Er war kein Dummkopf und begriff sehr wohl, dass das die größte Chance war, die Joey je bekommen würde. Selbst wenn er zu ihm stehen würde, selbst wenn er die Firma hintenanstellte und Joey den Platz als ebenbürtigem Lebenspartner zuwies, würde der Jüngere seinetwegen auf diese unglaubliche Chance verzichten? Konnte er überhaupt von ihm verlangen, darauf zu verzichten? Über die Alternative wagte er nicht einmal nachzudenken. Trotzdem saß sie in seinem Nacken, brannte sich in sein Hirn und ragte über ihm auf wie ein unüberwindliches Gebirge. Die Alternative zu diesem Verzicht hieß nämlich: Ein Leben ohne Joseph. Ein Leben ohne Joseph.... *weicht den fliegenden Tomaten aus* Ja, ich weiß, für den Schluss werdet Ihr mich alle hassen!^^ Aber ich baue solche Sachen nicht grundlos ein, okay? Und entschuldigt bitte den Kitsch in diesem Kappi, aber manchmal brauche ich sowas...außerdem liebe ich dieses Lied, es passt so gut zu Seto und Joey! Tja, es geht in den Endspurt...*zum nächsten Kapitel geh* Kapitel 37: Dritte Woche, Freitag (Teil 1) ------------------------------------------ Kapitel 19: Dritte Woche, Freitag „Das Duellfeld ist manipuliert?" Souichi D. Miller, diesmal im schwarzen und nicht im weißen Anzug, warf André über sein Sektglas einen fragenden Blick zu. Sie sassen beim Sektfrühstück im Miller‘schen Stadthaus und betrachteten durch das Panoramafenster des dritten Stocks die Skyline von Domino. „Selbstverständlich. Ich bin ein Profi, vergiss das nicht. Du wirst die Karte ohne Probleme spielen können - und gemeinsam mit deinem Vater dürfte es keine Schwierigkeit mehr für dich darstellen, den Fußboden des Kaiba-Stadions mit seinem Erbauer aufzuputzen!" „Oho, so direkt? Es scheint dich ziemlich zu ärgern, dass dein Angebeteter mit diesem arroganten Arschloch liiert ist!" „Ja, es ärgert mich! Wobei sie ja eigentlich gar nicht liiert sind, sie leben getrennt. Aber sie lieben sich noch, das ist ganz sicher. Wie kommst du überhaupt dazu, Kaiba-san als arrogantes Arschloch zu bezeichnen? Wer selbst im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen schmeißen!" „Treffende Bemerkung. Musst du mir denn immer meine gute Laune verderben?" „Wenn ich‘s nicht tue, fängst du höchstens an, dich zu langweilen. Und ein ehrgeiziger Geschäftsmann von deinem Charakter hasst nichts mehr als das Wörtchen ‚langweilig‘ - und natürlich das Wörtchen ‚warten‘. Typen wie du haben einfach keine Geduld, mon ami." Souichi fuhr sich lässig durch sein blondes Haar und fixierte den Franzosen mit seinen kalten blauen Augen. André pflegte als einziger Mensch nicht vor diesem Blick in die Knie zu gehen und das rang ihm ein gewisses Maß an Bewunderung ab. In Ehrgeiz und Willenskraft waren sie einander ebenbürtig, und beide schreckten sie nicht davor zurück, mal etwas schmutzigere Wäsche zu waschen, wenn es für sie von Nutzen war. Doch trotz seiner Berechnung und Hinterhältigkeit hatte Souichi etwas Edles in seinem Wesen, dem er sein Charisma verdankte: Er war aufrichtiger Gefühle fähig, wie seine Liebe zu André bewies. Er hatte aufgehört, sich Hoffnungen zu machen, seit er über Joey Bescheid wusste und obwohl oftmals der Stachel der Eifersucht ihn quälte, ließ er sich nichts anmerken. Er hatte verzichtet....und gerade dieser Verzicht war ein untrügliches Zeichen für die Ehrlichkeit seiner Empfindungen. Begeistert war er nicht, oh nein. Liebe war etwas für Schwächlinge und rückgratlose Feiglinge. Er war immun dagegen, das war sein Grundsatz, sein Prinzip, sein Glaube. Aber auch ein Miller hatte ein Herz. Und damit war er absolut nicht einverstanden. „Ich werde Kaiba einstampfen und seine Firma behalten! Ich bekomme meine Rache und du das Vergnügen, deinen Nebenbuhler am Boden zu sehen! Das Spiele-Monopol gehört mir und ich lasse es mir nicht wegnehmen!" André beobachtete seinen Kameraden aus Kindertagen nachdenklich. War dieser bittere Zug um seinen schönen Mund schon immer da gewesen? Er erinnerte sich an die Zeiten, in denen dieser verhärtete junge Mann fröhlich gelacht und mit ihm zusammen Unsinn gemacht hatte, um ihre Väter zu ärgern. Streiche hatten sie gespielt und einmal waren sie während eines Galeriebesuches ausgebüxt, ernsthaft bereit, nach Kanada auszuwandern, wie ein sieben- und ein zehnjähriger Junge sich das eben so vorstellten - als blinde Passagiere. Er schmunzelte der Erinnerung zu und bedauerte fast, dass sie nicht wirklich nach Kanada gereist waren. Er erhob sich von seinem Stuhl und trat zu dem Älteren, der ihm den Rücken zuwandte. Ein wenig unbeholfen legte er ihm eine Hand auf die Schulter. Souichi versteifte sich darunter. „Früher sind wir oft so gestanden - wenn unsere Väter Konferenzen oder Interviews oder ähnliches hinter sich bringen mussten....weißt du noch? Wir mussten uns um uns selbst kümmern, weil es sonst niemand tat. Wir waren ein bisschen wie Geschwister." „Wir waren genau wie Geschwister." unterbrach ihn der blonde Millionär mit einer seltsam leisen, schwermütig klingenden Stimme. „Was wir jetzt sind....ich weiß es nicht. Und aus irgendeinem Grund wage ich nicht, zu fragen...." „Warum nicht?" „Weil ich Angst vor der Antwort habe." Der Franzose sagte nichts, doch seine Hand glitt von der verkrampften Schulter herunter. Er drehte sich um und warf sich sein dunkelblaues Jackett über. „Ich habe alles zu deiner Zufriedenheit erledigt. Du wirst gewinnen. Ich werde mir das Duell dennoch ansehen, wenn du nichts dagegen hast, schon allein wegen der besonderen Karte, die du in deinem Deck hast. Also bis später, Souichi-san." „Ja....bis später." Die Tür fiel ins Schloss und schnelle Schritte entfernten sich, bis sie schließlich ganz verschwunden waren. Zurück blieb nur eine lastende Stille. Der Projektbericht war fertig. Wie Joey und Seto das geschafft hatten, war ihnen beiden nicht ganz klar. Sicher hatte Mrs. Sagami sie erbarmungslos angetrieben, weil sie zu den Nachzüglern gehörten, aber das war es nicht allein. Jeder von ihnen hatte für sich selbst noch einmal Notizen angefertigt und diese waren in die Arbeit mit eingeflossen. Seit der gestrigen Party herrschte allerdings tiefes Schweigen zwischen ihnen. Die Ankündigung, dass das Model Domino City, schlimmer noch, Japan verlassen könnte, hatte Kaiba tiefer getroffen als er je für möglich gehalten hätte. Und nun musste er sich auf dieses Duell konzentrieren, in dem es um seine Firma ging! Aber heute endete auch das Ultimatum und er hatte sich immer noch nicht entschieden. Und selbst wenn, was konnte es ihm nützen, wo doch diese unglaubliche Chance in den USA über ihm hing wie das Damoklesschwert? Er blickte sich um. Alle seine Klassenkameraden schienen froh zu sein, dass das Schulprojekt endlich vorüber war, aber er konnte diese Ansicht nicht hundertprozentig teilen. Vieles hatte sich verändert. »Das kann man wohl sagen! Ad Eins: Du kehrst nicht in deine Firma zurück, jedenfalls noch nicht, weil du sie erst aus Millers gierigen Händen reißen musst! Ad Zwei: Du verachtest Joey nicht mehr, sondern du liebst ihn. Ad Drei: Dein Charakter hat sich gewandelt. Nicht übermäßig, gegenüber allen anderen bist du immer noch derselbe miese Eisberg, aber bei Joey zeigst du dich von deiner besseren Seite. Ad Vier: ....öh, ja....was ist Ad Vier? Natürlich, das wichtigste überhaupt: Du hast mich kennen gelernt!« »Warst du nicht schon immer da?« »Eigentlich schon, du hast bloß nie auf mich gehört!« »Ich höre jetzt auch nicht auf dich und werde es nie tun!!« »Du bist schwieriger zu knacken als ein Tresor aus Panzerstahlplatten! Was ist da drin in deinem verqueren kleinen Kopf?!« »Nichts, was du verstehen könntest!« »Genau das befürchte ich....!« Auch Joey war seltsam zumute. Drei Wochen lang hatte er versucht, Kaibas Leben zu führen, und es war alles andere als leicht gewesen. Drei Wochen, das waren 21 Tage....halt, nein, 19 Tage, wenn man das kommende Wochenende abzog, das nicht mehr zum Projekt hinzugezählt wurde. Es schien ihm, als wären in Wirklichkeit neunzehn Monate vergangen. Sein Handy piepste und erschrocken fischte er es aus seiner Schultasche, um es auszuschalten, zumal die Japanischlehrerin einen misstrauischen Blick in seine Richtung warf. Er hatte eine SMS bekommen, wieder einmal von André. Er lud ihn in ein pikfeines Café mit preisgekrönten Torten und Eisspezialitäten ein. Sollte er annehmen? »Große Lust habe ich eigentlich keine. Es ist nicht, weil ich ihn nicht mag - aber ich weiß, dass er sich ein bisschen mehr von mir erhofft als Freundschaft, und das kann ich ihm nicht bieten. Außerdem ist heute das Duell zwischen Seto und den Millers und mein Ultimatum läuft aus. Andererseits....vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn ich mit André rede. Er muss einsehen, dass ich in einen anderen verliebt bin.« »Jawohl, das muss er! Er ist ja nett, aber er passt nicht zu dir. Im übrigen läuft er Gefahr, von Seto-chan einen Kopf kürzer gemacht zu werden!« »Hä?« »Erzähl‘ mir nur noch, dir wäre nicht aufgefallen, wie ‚begeistert‘ Mr. Blue-Eyes-White-Dragon über deine Bekanntschaft mit dem Franzosen war!« »Ach so....stimmt, er war eifersüchtig. Ich frage mich....wie er sich wohl entschieden hat....und ob der Plan überhaupt Erfolg haben wird. Ich möchte nicht, dass es mit uns zu Ende ist....« »Sei zuversichtlich, Honigbärchen! Wie du selbst gesagt hast: Wenn er dich wirklich liebt, wird er das Richtige tun!« »Ja....du hast recht.« Es war beschlossene Sache. Kurz nach halb vier trudelte der Blondschopf im ausgewählten Café ein, wo André, wie immer teuflisch elegant bis in die Knochen, auf ihn wartete. Sie begrüßten sich beide sehr herzlich, wobei der Ältere vielleicht einen etwas zu innigen Blick anwandte. Sie nahmen in einer versteckten Ecke Platz und der Kellner notierte ihre Bestellung: einmal Pfirsich Melba und einmal die eiskalte Kalorienbombe namens „Chocolate Dream", bestehend aus fünf Kugeln Schokoladeneis, unzähligen Schokoladenraspeln, üppigster Schokoladensauce, beigefügtem Nougatpraliné, geriebenen Nüssen und einem riesigen Klecks Sahne. Joey sass andächtig vor diesem beachtlichen Kunstwerk und beachtlich war auch die Geschwindigkeit, mit der bemerkenswerte Mengen der köstlichen Speise in seinem Mund verschwanden. André mit seinem Pfirsich Melba war im Vergleich dazu ein Ausbund an Bescheidenheit. „Warum hast du mich eigentlich eingeladen?" „Brauche ich dafür unbedingt einen Grund? Ich wollte dir nur eine Freude machen, mon ami." „Okay, aber ist das alles? Hör zu, ich hab Augen im Kopf. Wir haben uns angefreundet - und von meiner Seite aus ist nichts gegen eine Beziehung zu sagen, die über kollegiale Verhältnisse hinausgeht. Allerdings habe ich etwas gegen eine Beziehung, die über freundschaftliche Verhältnisse hinausgeht! Ist das klar?" Der Schwarzhaarige, der soeben den Löffel zum Mund führte, stoppte mitten in der Bewegung. Er blinzelte einen Moment verwirrt, ehe er sich wieder gefasst hatte. „Du weißt also, dass ich etwas für dich....übrig habe?" „Hey - ich bin nicht blind!" „Und du möchtest unsere Freundschaft nicht vertiefen?" „Nein. Du weißt doch, dass ich bereits vergeben bin." „Aber du hast dich doch von Kaiba getrennt!" rief André heftig erregt aus, seine höflich-zurückhaltende Fassade bekam einen Riss und ließ seine Eifersucht deutlich durchschimmern. Der Sechzehnjährige starrte ihn zunächst verdutzt an, als es ihm dämmerte. „Woher weißt du, dass ich mit Kaiba zusammen war?! Ich habe seinen Namen in unseren Gesprächen niemals erwähnt!" Die Atmosphäre schlug blitzartig um. Der Franzose schoss instinktiv aus seinem Stuhl hoch, als ihm klar wurde, dass er sich verraten hatte, doch Joey, der flink in seinen physischen Reaktionen war, packte ihn am Handgelenk. „Hier geblieben! Man bestellt nichts, ohne die Zeche zu zahlen!! Woher weißt du, dass ich mit Seto Kaiba zusammen war?! Antworte!" Die braunen Augen, die der Ältere als warm und fürsorglich kennen gelernt hatte, glichen urplötzlich einer wilden Feuersbrunst. André hätte nichts lieber getan, als sich loszureißen, aber sein Arm befand sich in einem eisernen Klammergriff....und ohne Arm konnte er schlecht davonlaufen. Sein Gegenüber bugsierte ihn auf den Stuhl zurück und funkelte ihn erbost an. Seine Stimme klang schneidend. „Raus mit der Sprache! Hast du irgendwas mit diesem Mistkerl von Kagashi zu tun?" „Wer?" „Kagashi, der schlimmste Klatsch-und Sensationsreporter von ganz Domino City! Zwei Drittel seiner Berichte basieren auf fragwürdigen Gerüchten und ein Drittel auf seiner eigenen Fantasie. Steckt er dahinter?" „Nein, ich kenne diesen Kagashi nicht, ich schwöre es!" „Woher weißt du es dann!?" Er zögerte, sah in dieses schöne, misstrauisch gewordene Antlitz und schluckte. Seine Finger krampften sich ineinander. So hatte er sich das Treffen nicht vorgestellt! „Das hat nichts mit irgendeinem Papparazzo zu tun. Ich....ich bin....der beste Freund von Souichi D. Miller, dem Juniorchef von Miller & Miller. Wir kennen uns seit unserer Kindheit." „WAS?! Du bist der beste Kumpel von diesem Schleimbeutel?!?! Er hat Seto seine Firma abgenommen, und zwar hinterrücks! Die gesamte Transaktion war verdammt zwielichtig! Er hat selbst die Aktien gekriegt, die überhaupt nicht auf dem Markt waren! Das war die Maßarbeit eines Profi-Hackers und nichts anderes! Und jetzt stellst du dich hier hin und sagst mir, dass du mit diesem Ekelpaket eine innige Freundschaft pflegst!?!" „Souichi-san ist kein Ekelpaket!" erwiderte André störrisch. „Du kennst ihn nicht so, wie ich ihn kenne! Genau wie bei mir hatten seine Eltern nie Zeit für ihn, er ist von Dienstboten und sonstigem Personal herumgereicht und aufgezogen worden! Freunde wurden ihm verboten, er sollte immer nur lernen, lernen, lernen! Du hast keine Ahnung, wie einsam er war!" „Na und?! Seto war auch sehr einsam! Und ist er ein Ekelpaket?!" „JA!!" Joseph ballte die Hände zu Fäusten. Einige Gäste des Cafés waren mittlerweile auf den Streit aufmerksam geworden, drehten sich um, tuschelten oder beschwerten sich, weil sie sich gestört fühlten. „Wie kannst du es wagen?! Du kennst ihn doch....!!" Er hielt inne, als ihm die Ähnlichkeit ihrer Worte und ihrer Standpunkte auffiel. „....du kennst....ihn....doch gar nicht....!", vollendete er schwach. „Nein! Egal, was du sagst....Seto ist nicht wie Miller! Er hat Qualitäten, die dein sogenannter Freund nie besitzen wird! Kein Fair Play, keine Ehrlichkeit, keine wahre Tapferkeit, keine Aufopferungsbereitschaft....das alles fehlt ihm!" „Aufopferungsbereitschaft?? Bei Kaiba? Sei nicht albern! Er denkt immer nur an sich!" „Das ist nicht wahr! Er hat Mokuba....und um seinen kleinen Bruder vor Gefahren zu schützen, würde er auch sein eigenes Leben opfern! Deshalb ist Miller ärmer dran als Seto, denn wenn es stimmt, was du mir gerade erzählt hast, dann ist er mindestens dreimal so verbittert und vereinsamt und hartherzig wie Seto, weil er absolut niemanden hatte! Mokuba hat ihm seine Menschlichkeit bewahrt - was hat Miller sich bewahrt?!" „Er....!" Der junge Schauspieler stockte. Sicher waren sie beste Freunde, oder waren es einst gewesen, bevor ihre unterschiedlichen Lebenswege sie voneinander geschieden hatten, sodass ihre Freundschaft auf seltene Verabredungen zusammenschrumpfte. Von einer „innigen Freundschaft" konnte also keine Rede sein. Warum nicht? Wäre es ihnen denn unmöglich gewesen, den Kontakt stärker aufrechtzuerhalten? Oder wollten sie das einfach nicht? Souichi hatte ihm ab und zu e-mails geschrieben und manchmal mit ihm telefoniert, genauso wie er, aber das alles hatte irgendwann den Charakter einer guten Bekanntschaft angenommen....von den alten Zeiten sprach man nicht. Was war von dem Jungen geblieben, dem er vor Jahren bedingungslos vertraut hatte? Was war von ihm selbst geblieben? Er vergrub sein Gesicht in den Händen und schwieg. Der Blonde musterte ihn skeptisch, aber schließlich siegte sein Mitgefühl. Er fragte leise: „Du vermisst ihn?" „Wen, ‚ihn‘?" „Das Kind, das er einmal war. Den besten Freund, mit dem man Pferde stehlen konnte. Den Jungen, der mit dir gelacht hat, bevor er ein knallharter Geschäftsmann wurde - denjenigen, dem du dein Herz geöffnet hast, bevor du ein knallharter Geschäftsmann geworden bist, denn auch du bist nichts anderes. Schauspielerei ist wie Modeln kein leichter Job, aber du hast diesen wirklich großen Ehrgeiz, erfolgreich zu sein. Hindernisse werden aus dem Weg geräumt. Diese Art von Ehrgeiz. Rücksichtsloser Ehrgeiz. Ihr könntet beide mehr sein, wenn ihr wieder zueinander finden würdet, denn offensichtlich seid ihr die einzigen Menschen, die einander jemals Halt gegeben haben. Soll das wirklich vorbei sein?" André schüttelte stumm den Kopf. Erst nach einer Weile meinte er: „Wie glühend du Kaiba verteidigt hast, obwohl ihr so oft gestritten habt....Du liebst ihn von Herzen, n‘est-ce-pas?" „Ja." Es war ein ruhiges, eindeutiges und entschiedenes „Ja". Eine Zustimmung ohne jeglichen Zweifel. „Was für ein Dummkopf ich war....Selbst wenn es mit euch beiden endgültig aus gewesen wäre, ich hätte dich doch nie erobern können. Kaiba ist einer dieser Männer, die für immer eine Spur im Herzen eines Menschen hinterlassen....wie könntest du ihn je vergessen! Wirst du....wirst du dir das Duell ansehen?" „Natürlich. Wenn ich schon nicht daran teilnehme, möchte ich wenigstens zusehen. Seto und Yugi werden die Millers fertigmachen - das kann ich mir nicht entgehen lassen!" „Und wenn die beiden verlieren?" Joey erinnerte sich an Souichis unverhohlene Siegesgewissheit und das ungute Gefühl überkam ihn von neuem. „Wieso glaubst du, dass zwei der besten Duellanten der Liga gegen Miller & Miller verlieren könnten?" „Erst einmal sind auch die Millers bekannte Duellanten und ziemlich erfolgreich. Aber das ist es nicht allein. Weißt du, was ‚verbotene‘ Karten sind?" „Klar doch. Das sind Karten, die entweder schwer zu kontrollieren sind oder mächtige Fähigkeiten besitzen, die ein Duell sinnlos machen, wie zum Beispiel - keine Ahnung, ein Schaden von viertausend Punkten bei jedem Angriff oder sowas ähnliches. Jedenfalls handelt es sich dabei um Karten, die nur als Einzelstücke existieren und nicht für den Verkauf freigegeben sind. Yugis Göttermonster gehören auch dazu, fallen aber in eine ganz spezielle Kategorie, weil sie spielbar sind. Gewöhnliche verbotene Karten werden vom Hologrammprojektor einer Duellarena nicht dargestellt, man erhält statt dessen eine Fehlermeldung." „Und wenn das Duellfeld manipuliert wäre?" „Was sagst du da?!" „Was wäre, wenn das Anzeigesystem der Arena manipuliert wäre? So, dass es verbotene Karten nicht mehr erkennen und man sie spielen kann?" „André!" Der Jüngere sprang auf. „Soll das heißen, Miller hat eine verbotene Karte?!" „Genau. Er hat mich gebeten, es ihm zu ermöglichen, diese Karte auf einem offiziellen Duellfeld zu spielen. Also habe ich das Computersystem des Kaiba-Stadions auseinander genommen und es neu konfiguriert." „Du hast das getan!? Du bist der Hacker!?" „Ja. Das ist meine andere Identität als ‚Black Spider‘. Ich bin weltweit tätig, für Politiker, Börsenmakler, Bankiers, Firmenchefs, Diebe und Betrüger. Die Geschäftswelt ist korrupt und verlogen. Vertrauen kannst du nur dir selbst. Eine harte Lektion, die mein Vater mir eingetrichtert hat. Mutter hat ihn auch betrogen - erst mit einem anderen Mann und später um eine beachtliche Menge seines Vermögens. Ich war schon Hacker, bevor ich als vielversprechendes neues Talent für den Film entdeckt wurde, und das auch nur durch puren Zufall. Seither führe ich ein Doppelleben." „Aber....warum ausgerechnet Hacker?" „Vaters Firma ging bankrott und er flüchtete sich in den Alkohol und bekam Depressionen. Ich verdiente als Kassierer gerade so viel, um die Miete für unsere Wohnung zu bezahlen, und musste nebenher die Schule beenden. Ein alter Geschäftsfreund meines Vaters hatte von meiner überdurchschnittlichen Intelligenz gehört und nahm mich unter seine Fittiche. Er machte mich zum professionellen Hacker und knüpfte für mich erste Verbindungen mit hohen Beamten. Und so bin ich geworden, was ich heute bin. Ich erwarte nicht, dass du das akzeptierst. Ich wollte nur, dass du es weißt." Der Blondschopf fuhr sich nachdenklich durchs Haar. „Kannst du die Manipulation rückgängig machen, bevor das Duell anfängt?" „Nein. Es beginnt in zwanzig Minuten. Das ist zu kurzfristig." „Verstehe. Warum hast du Miller eigentlich diesen Gefallen getan? Nur weil ihr Freunde seid?" „Weil ich Kaiba am Boden sehen wollte. Du hast recht, chér ami. Ich habe mich in dich verliebt und wollte dich für mich allein. Aus Eifersucht. Aus Egoismus. Aber ich bin nun mal nicht mehr als ein egoistischer Mensch. Ich kann mit Niederlagen und Schmerz nicht besonders gut umgehen - ich konnte es nie." Joey betrachtete ihn ernst und erkundigte sich erstaunlich gefasst: „Wieso hast du mir dann die Wahrheit gesagt? Du hättest die Sache mit dem Duellfeld für dich behalten können. Das hast du nicht. Warum nicht?" Der Franzose lächelte. Es war ein trauriges, gezwungenes Lächeln. „Wegen Kaiba. Weil du ihn wirklich liebst....und weil er dich auch liebt." Schweigen. „Weißt du was, André? Du kannst ein Mistkerl sein, kein Zweifel....aber du bist ein guter Mistkerl! Genauso wie Yami, und der ist ein toller Freund." „Yami? Wer ist das?" „Vergiss es. Lass uns lieber zum Stadion fahren. Es wird Zeit!" Das Kaiba-Stadion war bis auf den letzten Platz besetzt. Yugi befand sich am Eingang für die Duellanten, während seine Freunde sich zu ihrer Tribüne begaben; selbstredend war es eine ganz vorne. Ryo drückte seinem Schatz als Glücksbringer einen Kuss auf den Mund und gesellte sich schließlich zu den anderen. Auch Serenity und Mokuba sassen in ihrer Tribüne und begrüßten sie fröhlich. Draußen fuhr eine chromblitzende Limousine vor und die Millers entstiegen ihr; beide gekleidet in sündhaft teure graublaue Zweireiher. Sie straften den kleinen Yugi mit eisiger Nichtachtung, doch den Bunthaarigen kümmerte das nicht im geringsten. Sollten diese eingebildeten Typen nur denken, was sie wollten! Er umklammerte die Kette, an der das Millenniumspuzzle hing und kontaktierte sein Alter Ego. Das ägyptische Artefakt glühte auf und die Mächte von einst wurden in ihm entfesselt. Der Pharao übernahm seinen Körper. Zwar konnte er sich mit Hilfe des Puzzles einen eigenen Körper erschaffen, wenn er es für nötig hielt, aber die meiste Zeit verbrachte er als Geist, da dieses Dasein gewisse Vorteile hatte - unter anderem war er nie hungrig oder durstig, nie erschöpft und wurde nicht krank. Hauptsächlich benutzte er die Kraft des Gegenstandes, um sich auf intime Zusammenkünfte mit seinem geliebten Grabräuber vorzubereiten. In einer eleganten Bewegung zog er sich die Jacke der Schuluniform aus und warf sie sich lässig über die Schultern. Auf halbem Weg zur Arena begegnete ihm der Jungmillionär. Er trug seinen weißen Smoking mit der blauen Krawatte und wirkte kühl und beherrscht wie immer. Er ließ seinem „Partner" ein sachliches Nicken zuteil werden und gemeinsam schritten sie zum Kampfplatz hinaus. Roland betätigte sich als Stadionsprecher und Schiedsrichter. Würdevoll stand er in seinem besten Anzug und mit seiner unvermeidlichen Sonnenbrille am Rand der Arena und verkündete: „Sehr verehrtes Publikum, ich begrüße Sie alle zu diesem Ausnahmeduell, bei dem es um den Besitz der größten Spielefirma des Landes geht: der Kaiba-Corporation. Sollten die Herausforderer den Sieg davontragen - was äußerst unwahrscheinlich ist...." „Seien Sie gefälligst unparteiisch!" unterbrach ihn Souichi genervt. „Ehem, Verzeihung. Also, sollten die Herausforderer den Sieg davontragen, so wird die Firma in ihren Händen bleiben! Sollten jedoch die Herausgeforderten gewinnen, so wird die Corporation wieder Seto Kaibas Eigentum! Es ist ein Viererduell, aber jeder kann jeden angreifen, sollte es von Vorteil oder unabwendbar sein, um sich den Sieg zu sichern. Hier sind unsere Duellanten! Ich präsentiere Ihnen die Herausforderer, Souichi D. Miller und Soun Miller von Miller & Miller!!" Die Menge applaudierte, obgleich sich die Begeisterung auf manchen Plätzen stark zurückhielt. „Und die Herausgeforderten: der König der Spiele, Yugi Muto, und unser formidabler Gastgeber, Seto Kaiba!!" Das Klatschen brauste auf zu einem Orkan und die Kontrahenten nahmen ihre Positionen ein, wobei sich der Pharao Miller Senior gegenübersah, während der Brünette natürlich mit dessen Sohn konfrontiert wurde. Die Dueldiscs wurden aktiviert und die Zähler wanderten hoch auf viertausend Punkte. „Zeit für ein Duell!!!" Also: Ich verstehe nicht viel von dem Kartenspiel, daher werde ich mich bemühen, das Duell im nächsten Kapitel so authentisch wie möglich zu schildern. Ich weiß auch nicht, ob es wirklich verbotene Karten gibt, das habe ich mir nämlich nur ausgedacht...ich hoffe, das stört Euch nicht!^^ Wir sehen uns wieder - beim großen Finale!^^ Kapitel 38: Dritte Woche, Freitag (Teil 2) ------------------------------------------ Ach, Ihr Lieben!! *alle Leser umarm* 590 Kommis!!! *in Ohnmacht fall* Danke, danke, danke!!!^____________________________^ Hier ist also das Duellkapitel. Angesichts meiner Arbeiten für die Uni sind die Recherchen für das Duell vielleicht ein wenig magerer ausgefallen, als ursprünglich geplant, aber mir kam es mehr auf das richtige Duell-Feeling an als auf die absolute Korrektheit des Duells....Anbei also eine kleine Bitte an alle, die von dem Kartenspiel etwas verstehen: Verzeiht einer unkundigen Autorin die Fehler in ihrem Machwerk, sie hat sich wirklich Mühe gegeben! Eigentlich war dieses Kappi übrigens schon hochgeladen, aber genau in dem Moment, wo alles perfekt war, musste animexx sich aufhängen! *knurr* Na ja, jedenfalls, seid gnädig bei meinen Fehlern, ich bitte Euch! *verbeug* Und nun viel Spaß beim Lesen!^^ Kapitel 19, Zweiter Teil: Dritte Woche, Freitag Das Stadion glich einem brodelnden Kessel; keiner schien sich das Duell entgehen lassen zu wollen, in dessen Mittelpunkt Seto Kaiba und seine Firma standen. Roland hatte die Kontrahenten vorgestellt und verkündete nun: „Der erste Zug gehört den Herausgeforderten! Möge das Duell beginnen!" Der Jungmillionär zog seine erste Karte und lächelte selbstsicher. „Diese Sache wird sehr schnell entschieden sein, Miller! Sie und Ihr schwächlicher Vater sind es nicht wert, das Spiele-Monopol zu besitzen! Ich spiele ‚Clown der Dunkelheit‘ im Angriffsmodus und lege zwei Karten verdeckt ab!" „Mehr als diesen windigen Clown haben Sie nicht zu bieten, Kaiba? Ich bin enttäuscht. Etwas stärkere Geschütze hätte ich schon erwartet!" erwiderte Souichi mit einem höhnischen Grinsen, doch sein Gegenüber zuckte mit keiner Wimper. Sein Geschwätz war bedeutungslos, nur sein Zug zählte! „Ich spiele ‚Hades, Gott der Unterwelt‘ und ebenfalls eine verdeckte Karte. Das wäre im Moment alles." Yami war an der Reihe. Er ahnte, welche verdeckte Karte sein Mitstreiter auf dem Feld hatte (zumindest bei einer von ihnen) und betrachtete das gegnerische Monster. Es gab viele verschiedene Serien von unterschiedlicher Thematik, und die Millers besassen offenbar Decks, die nach Motiven der griechischen Mythologie angefertigt worden waren. Hades, der Gott der Unterwelt, hatte rückenlanges schwarzes Haar, eine perlengleiche Haut, dunkle Augen und trug eine wallende schwarze Toga, die in der Taille mit einer blutroten Schärpe gerafft wurde. In der Hand hielt er eine Art goldene Sense, die mit schwarzen Steinen verziert war. Er hatte 1800 Angriffspunkte. Gar nicht schlecht. Und womit würde wohl der Herr Papa aufwarten? »Ich kenne ihre Decks nicht, also weiß ich nicht, was auf mich zukommt. Es ist besser, wenn ich Vorsicht walten lasse, sonst könnte ich es bereuen.« „Ich spiele den ‚Abscheulichen Elfenschwertkämpfer‘ im Verteidigungsmodus und beende meinen Zug!" „Was soll das, Yugi?! Ich habe dich nicht als meinen Partner ausgewählt, damit du meine Feinde mit Samthandschuhen anfasst!" „Ihre Karten sind uns unbekannt, Kaiba! Es wäre falsch, überstürzt zu handeln. Sie mögen dir deine Firma abspenstig gemacht haben, aber ob auf illegale Weise oder nicht, noch ist nicht sicher, ob wir dieses Duell gewinnen werden. Die Millers sind keine Anfänger. Es wäre töricht, sie zu unterschätzen!" „Jetzt bin ich dran!" unterbrach ihn Miller Senior. „Ich spiele ‚Aphrodite, Göttin der Liebe und Schönheit‘ im Angriffsmodus. Das sollte für den Anfang genügen." Wie der Name schon sagte, war Aphrodite wirklich eine schöne Erscheinung; großgewachsen, schlank und anmutig, mit einer makellos gerundeten Figur und üppigem goldenem Haar; die Augen schimmerten blauer als der Himmel, die Lippen waren kirschrot. Sie war in ein weißes Gewand gekleidet, um ihre Arme schlängelte sich ein zartes Tuch, an Hals, Fingern, Ohren und Handgelenken schimmerte prunkvoller Goldschmuck. Die Stirn glänzte mit einem Diadem. Sie besaß 1500 Punkte. „Nun, Kaiba?" spöttelte sein Konkurrent. „Wollen Sie nicht lieber gleich aufgeben? Mein Vater und ich sind ein eingespieltes Team, was man von Ihnen und Yugi-san leider nicht behaupten kann. Ihre Firma gehört mir und so wird es auch bleiben! Sie können nicht immer der große Sieger sein - es wird Zeit, dass Sie das lernen!" „Sind Sie fertig mit Ihrem nutzlosen Gesülze!? Dann lassen Sie uns weitermachen! Los, Clown der Dunkelheit! Zeig, was du kannst!" „Ihr Clown hat wesentlich weniger Angriffspunkte als mein Hades. Was soll das bringen? Oder ist das eine Verzweiflungstat?" „Sicher, Ihr Monster kann er nicht besiegen. Aber er kann Sie direkt angreifen, falls ich das noch nicht erwähnt habe. Sagen Sie einigen Ihrer Lebenspunkte Lebewohl! Attacke mit ‚Blutiger Dolchstich‘!!" Der Clown wirbelte in die Luft hinauf, zückte einen Dolch und wollte sich auf Souichi stürzen, doch dieser lächelte nur verächtlich. „Ich decke meine Falle auf, ‚Fluss des Vergessens‘! Ihr Monster vergisst, welchen Auftrag es erhalten hat und kehrt auf Ihre Seite des Feldes zurück, ohne mich zu attackieren! Schade, nicht wahr?" Setos Augen verengten sich zu Schlitzen, aber sonst ließ er sich nichts anmerken. Der Clown kam unverrichteter Dinge wieder an seinen Platz zurück, ohne den Dolchstich ausgeführt zu haben. „Es wird mir ein Vergnügen sein, meinerseits Ihre Lebenspunkte zu dezimieren! Hades, vernichte seinen armseligen Spaßmacher mit ‚Unterweltinferno!!" Der Gott mit den Bishonen-Qualitäten schwang seine Sense und ein gigantischer Feuerstrahl putzte den unglückseligen Clown einfach weg; er zersprang in unzählige Pixel. Wider Erwarten lachte Kaiba, doch es klang nicht gutartig. „Ich danke Ihnen. Damit haben Sie meine Falle aktiviert, den Deck-Zerstörungsvirus! Ich werde Ihnen erklären, wie sie funktioniert: Die Karte wählt zehn Karten aus dem Deck meines Gegners aus, infiziert sie nach dem Zufallsprinzip und schickt sie direkt auf den Friedhof!" „Was!?!" Durchsichtige, tentakelgleiche Fangarme mit Saugnäpfen schossen aus der Karte hervor und drangen bis zur Dueldisc vor, umsponnen sie und schnappten sich einen Schwung aus zehn beliebigen Karten, die prompt auf dem Friedhof landeten. Souichi knurrte mit zusammengebissenen Zähnen wie ein verwundeter Hund. „Nicht zu vergessen die besondere Fähigkeit meines Clowns - wird er vernichtet, kann sofort ein zweiter Clown der Dunkelheit aufs Feld gerufen werden. Ich lege eine Karte verdeckt ab und beende damit meinen Zug." Da der Brünette zuletzt gespielt hatte, war nun nicht Yami dran, sondern Miller Senior. Er zog eine Karte und grinste unverschämt. „Ich aktiviere ‚Spiegel der Aphrodite‘. Wenn man sie mit ihrem Attribut ausstattet, erhält sie einen Powerschub von 300 Punkten!" In der Hand der Göttin erschien ein goldener Spiegel, der mit einem kunstvollen Rosenmuster verziert war. Ihr Punktezähler fuhr hoch auf 1800. „Und nun, meine Schöne, pulverisiere diese lächerliche Elfe mit ‚Spiegelstrahl‘!!" Der Elfenschwertkämpfer hatte keine Chance. Bevor er erlosch, warf er Aphrodite noch einen verliebten Blick zu, was der Pharao mit einem stilechten Schweißtropfen quittierte. Irgendwie beschlich ihn das Gefühl, dass er besser keine männlichen Monster mehr spielen sollte, solange diese verführerische Dame auf dem Feld war....nur leider hatte er eben ziemlich viele männliche Kreaturen in seinem Deck! „Zum Schluss noch eine verdeckte Karte, damit es interessant bleibt. Was ist, vielgerühmter ‚König der Spiele‘? Schwierigkeiten?" „Wie kommen Sie darauf? Glauben Sie ernsthaft, ein ehrloser Kerl wie Sie könnte ein Problem für mich sein?" Er sagte das in seinem besten arroganten Tonfall, mit absichtlich bedrohlich gesenkter Stimme und Ryo im Publikum merkte, dass sein Alter Ego, Mr. Grabräuber persönlich, offenbar anfing zu sabbern. »Äh, Kura? Was ist los?« »Blöde Frage! Bei Ra, er ist so sexy, wenn er den Bastard raushängen lässt!« »....« »Is‘ was?« „Ich spiele ‚Topf der Gier‘! Das erlaubt mir, zwei Karten zu ziehen!" Zufrieden betrachtete er die beiden Neuzugänge in seiner Hand. „Hier kommt mein ‚Ritter der Königin‘! Außerdem lege ich noch zwei Karten verdeckt ab. Das war‘s - vorerst." Kaiba sah zu ihm hinüber, eine unausgesprochene Frage auf den Lippen. Der ehemalige Herrscher Ägyptens nickte ihm beruhigend zu und der Siebzehnjährige schien zu begreifen. Er musste darauf bauen, dass Yugi wusste, was er da tat....na schön. Er hatte keine Wahl. „Du bist an der Reihe, mein Sohn. Lass dich nicht davon irritieren, dass zehn Karten deines Decks auf dem Friedhof gelandet sind! Konzentriere dich!" Das war leichter gesagt, als getan. Souichi kaschierte es zwar durch seinen Hohn, aber der Zerstörungsvirus hatte ihn überrascht und seine ungetrübte Siegesgewissheit erschüttert, denn wenn er keine Karten mehr hatte, würde er automatisch verlieren. Seinen Kontrahenten direkt angreifen konnte er nicht, und vernichtete er den Clown der Dunkelheit, wanderten weitere zehn Karten auf seinen Friedhof. Also blieb nur eine Lösung. „Hades, schick dein ‚Unterweltinferno‘ dem Ritter der Königin!!" Die imponierende Attacke raste auf den rotgewandeten weiblichen Ritter zu, aber Yami wäre nicht Yami gewesen, wenn dies nicht genau seiner Strategie entsprochen hätte. Miller stand durch den Virus unter stärkerem Druck, als ursprünglich von ihm erwartet - und wollte er dessen verheerender Wirkung entgehen, musste er den Pharao angreifen. Ha! „Vergessen Sie‘s! Ich aktiviere ‚Angriffsumleitung‘!!" „Was?! Das ist unsinnig! Sie haben kein zweites Monster auf dem Feld, auf das Sie den Angriff umleiten können! Was soll das!?" „Ich habe kein zweites Monster auf dem Feld, das stimmt. Aber ich leite den Angriff trotzdem um....und zwar auf den Clown der Dunkelheit! Sie wissen ja sicher noch, was passiert, wenn er vernichtet wird, nicht wahr?" Hades zeigte deutliches Widerstreben, als die Angriffsumleitung ihn dazu zwang, eine Kreatur zu attackieren, die zu zerstören man ihm nicht befohlen hatte. Schließlich jedoch musste er es zu Ende bringen und nachdem der Clown verschwunden war, krallten sich die Fangarme die nächsten zehn Karten. „Höchst bedauerlich, Miller. Yugi und ich mögen kein so perfektes Team sein wie Sie und Ihr Vater, das leugne ich nicht. Aber wir sind die besseren Duellanten! Ich spiele ‚Finsterer Kern‘", - bei diesen Worten enthüllte sich eine seiner zwei verdeckten Karten -, „und diese Karte gestattet es mir, ein beliebiges Monster auf dem Feld zu vernichten, wenn ich eine Karte aus meinem Blatt ablege! Und ich wähle Hades, den Gott der Unterwelt!" Der Schönling musterte ihn vorwurfsvoll, konnte aber nicht verhindern, dass die Kraft von „Finsterer Kern" ihn einfach verschluckte. Souichi stand nun ohne Verteidigung da und fand das ganz und gar nicht komisch. Seine blauen Augen, zornig und verbissen, richteten sich auf seinen Vater. „Gar nicht schlecht, Kaiba", erklärte dieser, „aber das wird nicht reichen, um uns zu besiegen! Aphrodite, bring diesem sogenannten König ein paar Manieren bei, dann vergeht ihm sein spöttisches Grinsen!" Sie griff an und ihr mächtiger Spiegelstrahl kam dem Ritter der Königin gefährlich nahe....nur eben nicht nahe genug. „Wenn Sie so gerne mit Spiegeln hantieren, sollten Sie wissen, dass sie auch für mich nützliche Eigenschaften besitzen! Ich aktiviere ‚Macht des Spiegels‘! Diese Karte reflektiert Ihren Angriff und schickt ihn an Sie zurück!" Die Göttin der Liebe und Schönheit wirkte tödlichst beleidigt, als sie von ihrer eigenen Attacke zerstört wurde. Ihr Besitzer wurde blass und musste einen Verlust von 1800 Lebenspunkten hinnehmen. „Ich bin noch nicht fertig! Ich spiele ‚Ritter des Königs‘! Wenn er und der Ritter der Königin auf dem Feld sind, wird automatisch der ‚Ritter des Buben‘ gerufen! Jetzt opfere ich die drei, um ein weitaus stärkeres Monster hierher zu holen - die Walküre des Magiers!!" Die Walküre, dem Schwarzen Magiermädchen nicht unähnlich, aber wilder und bedeutend kriegerischer gestaltet als dieses, materialisierte sich in der Arena. Soun Miller war nun schon unheimlich bleich; er hätte einem Gespenst Konkurrenz machen können. „Los, Walküre!! Attacke mit ‚Magischer Zeptersturm‘!!" „Oh nein, so schnell lasse ich mich nicht unterkriegen! Ich aktiviere ‚Blick der Medusa‘!!" „Was, eine Falle!?" Ein scheußlicher Frauenkopf mit Schlangenhaaren starrte die Walküre, die sich soeben anschickte, ihren Angriff zu starten, unheilvoll an. Zunächst begann sie zu zittern und wand sich, als würde sie von Krämpfen geschüttelt. Dann versteinerte sie Stück für Stück, bis sie eine einzige graue, leblose Statue war und nach und nach in bröselige Felsbrocken zerfiel. Ab zum Friedhof. Yami war nicht entzückt. Seine unergründlichen Amethyste richteten sich auf den blonden Millionär. Er war wieder an der Reihe. Was würde er spielen? Joey und André erreichten endlich den Kaiba-Dome, nachdem sie erst den Bus verpasst und im Anschluss an einen schleimigen Taxifahrer geraten waren, der Wucherpreise verlangte, als müsse er sie außer Landes kutschieren. Auf mittlerer Strecke waren sie jedenfalls ausgestiegen (nicht ohne eines Temperamentsausbruchs seitens Joey, der dem Taxifahrer klipp und klar sagte, was er von solchen Geschäftsmethoden hielt) und hatten den Rest zu Fuß zurückgelegt. „Wo willst du hin, mon ami? Der Zuschauereingang ist hier drüben!" „Natürlich. Aber ich muss in die Kabine für die Duellanten. Frag nicht, das ist Teil eines Planes, den meine Freunde ausgeheckt haben und bei dem ich eine Rolle spiele. Misch du dich unters Publikum - und drück mir die Daumen!" Der Franzose nickte, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, was das wohl für ein seltsamer Plan sein mochte. Achselzuckend lief er zu dem ausgewiesenen Eingang und suchte seinen Platz, denn selbstredend hatte er eine Karte für dieses Ereignis bekommen. Das Model hatte keinerlei Probleme, bei den Duellanten eingelassen zu werden, da ein Lakai des Kaiba-Haushaltes die beiden Wachmänner davon abhielt, misstrauisch zu werden. „Mr. Wheeler! Gut, dass Sie hier sind. Ich habe Anweisung von Master Mokuba, Sie in die Kabine zu führen. Es ist alles da, wonach Sie verlangt haben, auch die Dueldisc." „Klasse. Ich wusste doch, dass ich mich auf den Kleinen verlassen kann! Holen Sie ihn bitte!" Souichi indessen, ahnte nichts von diesen Geschehnissen im Hintergrund. Er besah sich die Karten in seiner Hand und plötzlich huschte ein listiges Lächeln über sein vormals angespanntes Gesicht. „Ich spiele ‚Freundliche Wohltat‘. Das ermöglicht es mir, drei neue Karten zu ziehen." Sein sorgfältig strukturiertes Deck enttäuschte ihn nicht. „Zuerst rufe ich ‚Zerberos, den Wächter der Unterwelt‘ auf Feld!" Das grobschlächtige Monster, nicht übermäßig stark, erschien gehorsam, allerdings im Verteidigungsmodus. „Dann aktiviere ich die Zauberkarte ‚Verringerter Preis‘! Dank ihrer Hilfe genügt ein Opfer, um den Gott aller Götter zu uns zu holen: Zeus!!" Zerberos verabschiedete sich, und in einer gigantischen Explosion aus farbigen Lichtblitzen betrat der Herrscher der griechischen Götterwelt die Szene. Er war ein schöner Gott, mit einer Flut honigblonden Haares, das fast bis zum Boden reichte, dunkelblauen Augen und einer elegant um seine Hüften drapierten silberweißen Toga; der muskulöse Oberkörper mit dem schweren goldenen Halskragen war entblößt, die Füße steckten in festen Sandalen. An den Handgelenken glitzerten goldene Armschützer, von seinen kräftigen Schultern wallte ein weißer Umhang herab. Dreitausend Punkte. „Zum Schluss statte ich ihn noch mit dem ‚Zepter des Zeus‘ aus! Das vergrößert seine Macht um 500 Punkte!" Das Zepter, ein mannshoher Stab mit einer Faust am oberen Ende, die drei gezackte Blitze hielt, erschien in seiner Hand und verpasste ihm den angekündigten Kraftzuwachs. „Und nun vernichte diesen verdammten Virus und seinen unseligen Träger mit ‚Gewitterfeuer‘!!" „Was soll das? Wie kann er eine Falle vernichten?!" „Das ist seine besondere Fähigkeit, Kaiba! Fallenkarten des Gegners sind ein gefundenes Fressen für ihn - er kann sie ohne Schwierigkeiten zerstören und ist noch dazu völlig immun gegen sie! Ein bisschen wie Jinzo, Sie verstehen? Nur schlimmer!" Der Clown der Dunkelheit, der Deck-Zerstörungsvirus und die letzte von Setos verdeckten Karten wurden in einem bläulichen Lichtkegel hinweggefegt. Auch die Lebenspunkte des Firmenchefs waren davon betroffen. Er unterdrückte einen Fluch und ließ, einen Moment desorientiert, seinen Blick Richtung Publikum schweifen. Er hatte gehofft, dass Joey ihm zusehen würde, doch er schien nicht da zu sein. Unwillkürlich schloss sich eine eisige Hand um sein Herz und presste es zusammen. Wie sollte er sich verhalten, wenn er seine Firma tatsächlich zurückgewann? Und was war mit dem verlockenden Angebot aus den USA? Das war eine fantastische Chance! Selbst wenn er ihn als gleichwertigen Partner akzeptierte und dem Privatmann in sich den Vorzug gab, wie konnte er von ihm erwarten, dass er diese unglaubliche Möglichkeit ungenutzt ließ? Aber ein Leben ohne Joey....ohne seinen geliebten Joseph....ein Leben, in dem er erneut der Einsamkeit ausgeliefert sein würde....könnte er das ertragen? »Nein!! Dank des Schulprojektes habe ich einen Menschen kennen gelernt, der mich endlich von den Ketten dieses abscheulichen Gefühls befreit hat! Wieder einsam sein....wieder nur eine Arbeitsmaschine sein, die ihr Herz abstellt, in der falschen Hoffnung, dadurch glücklicher zu werden....wieder nur der kalte Geschäftsmann, der gefährliche Drache sein, den nichts rührt und dem jeder sonst egal ist....ist es das, was ich will!?! Nein, verdammt! Sicher, ich will meine Firma zurück - aber ich will auch Joey!! Und wenn ich wählen müsste....wenn ich wählen müsste....wenn ich nur eins von beiden haben könnte....« „Hiermit gebe ich dir dein Deck zurück und entschuldige mich für meine Worte im Park. Die Schokolade ist ebenfalls für dich, damit du nicht immer so angesäuert schaust! Lächele, damit ich zurücklächeln kann!" „Spitz die Ohren, du unübertroffen arroganter Mistkerl! Sozi-Projekt hin oder her, ich werde deswegen noch lange nicht DEINE Firma MEINER Familie vorziehen!" „Die Antwort darauf ist sehr einfach: Ich bin nett zu dir, weil ich mittlerweile glaube, dass du gar nicht mal so übel bist...." „Wenn du nicht endlich lernst, zu deinen Gefühlen zu stehen und dein Misstrauen und deinen Argwohn ablegst, wirst du eines Tages wieder ganz allein sein!! Irgendwann wird ein bedauerliches Etwas von dem einst so großen Seto Kaiba übrig bleiben, weil er seinen verfluchten Stolz und seine verdammte Sturheit nicht zur Seite schieben und den Wünschen seines Herzens folgen konnte!!" „Gozaburo wollte einen perfekten Geschäftsmann aus dir machen, einen emotionsarmen, unfreundlichen, herablassenden, selbstgefälligen Bastard wie er selbst einer war!!! UND?! Es ist ihm doch geglückt, oder nicht?!?!Du sagst, dass du dich erfolgreich gegen ihn gewehrt hast!! Ach ja?! Und warum bist du dann genauso, wie er dich immer haben wollte?! Du kannst nicht dazu stehen, dass du es trotz all deiner Versuche immer noch nicht geschafft hast, ihn in deinem Herzen zu zerstören!! Du hast ihn nicht bezwungen....weil du....schwach bist...." „Und noch was: Ich habe ganz entschieden was gegen dein egozentrisches Verhalten und deinen übertriebenen Perfektionismus! Du musst stets der Beste sein, der Tollste, Einzigste an der Weltspitze der Duellanten! Solange du nur ganz oben bist, kann auch die gesamte Welt zugrunde gehen, das kümmert dich nicht! Eigentlich bist du ein netter Kerl, Seto, aber dein Ehrgeiz kommt nicht von Gozaburo, der ist ein Teil deiner Persönlichkeit! Immer höher hinaus, immer besser, das musst du sein! Weiß du was? Du bist der schlechteste Verlierer, den ich je gekannt habe! So fair du normalerweise bist, du verstehst es nicht, richtig mit Schmerz und Niederlagen umzugehen! Wenn du nicht gewinnen kannst, willst du lieber gar nicht erst spielen! Das ist auch der Grund, warum du niemals ein wirklich großer Duellant sein wirst - dir fehlt die natürliche Stärke eines wahren Spielers, der aus seinen Fehlern lernt und jede Niederlage als Anreiz benutzt, härter an sich zu arbeiten!!" „Du hast recht. Du bist wirklich ein leuchtendes Beispiel für uns alle: Ein perfekter Schüler, eine perfekte Arbeitsmaschine - nur im Menschlichen und Sozialen erweist du dich als Niete! In diesen Bereichen bist du nämlich ein leuchtendes Beispiel dafür, wie man es NICHT macht!" „Ich spiele Monster-Reanimation!! Und ich hole mir die Bestie, die ich gerade auf deinen Friedhof geschickt habe!! Also, Weißer Drache! Greif ihn an und lösche seine restlichen Lebenspunkte aus!!!" „Dein Inneres und dein Äußeres sind völlig gegensätzlich!! Warum musst du so verbittert und uneinsichtig sein, wo du doch so wunderschön bist?!" „Ich hatte gehofft, mit dir zusammen zu sein, wäre möglich!! Ich wollte darauf vertrauen, dass ich mit dir leben könnte!! Aber es funktioniert nicht!! Der Geschäftsmann in dir kommt immer zuerst! Er wird dir immer wichtiger sein als der Mensch, der du bist! Dann folgt Mokuba, deine Firma, dein Ansehen und deine Position als Duellant....und danach erst ich!! Das ist für mich nicht akzeptabel, hast du kapiert!?! Es steht mir bis hier!! Also lass dir eines gesagt sein....es war ein Fehler, es mit dir zu versuchen, KAIBA!! Es ist AUS!!!" „Ja. Vielleicht verlange ich zu viel. Aber ich bin ein Optimist. Ich höre nie auf, zu hoffen. Ich höre nie auf, zu glauben. Wenn du mich wirklich liebst, wirst du das Richtige tun." „Seto....ich liebe dich." Wenn er wählen müsste....wenn er nur eins von beiden haben könnte....wofür würde er sich entscheiden? Wonach würde er die Hand ausstrecken? »Joey....oh Joey....« „Damit ist mein Zug beendet. Noch gehört Ihre Firma mir!" Der Braunhaarige wandte sich zu seinem Gegner und musterte seine entschlossenen Züge. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er und Souichi D. Miller mehr gemeinsam hatten, als er sich zunächst hatte eingestehen wollen. Sie kannten die Einsamkeit, liebten es, zu kontrollieren und alles zu beeinflussen, kämpften ehrgeizig und hartnäckig für ihre persönlichen Ziele....und gerade deswegen durfte er nicht verlieren! „Ihr Zeus ist wirklich nicht schlecht, aber es braucht schon ein bisschen mehr, um einen Seto Kaiba einzuschüchtern! Ich spiele ‚Verrückter Kobold‘ im Verteidigungsmodus, um meine Lebenspunkte zu schützen. Danach aktiviere ich die ‚Karte des Untergangs‘, die es mir gestattet, fünf Karten zu ziehen und sie fünf Runden lang zu behalten, bevor sie abgelegt werden müssen." Es handelte sich um fünf sehr brauchbare Karten - eine davon war sogar sein Lieblingsmonster. Sein Sieg war nur noch eine Frage der Zeit. Wie hatte sich Miller bloß freiwillig auf ein Duell mit ihm einlassen können? „Nun spiele ich ‚Ritual des Weißen Drachen‘ und rufe damit den ‚Paladin des Weißen Drachen‘ aufs Feld! Zum Schluss noch zwei verdeckte Karten. Das sollte ausreichen, um Sie und Ihren Vater aus der Arena zu blasen!" „Das wird kaum ausreichen", entgegnete der Herr Papa zuckrig, als spräche er mit einem Kleinkind oder einem Schwachsinnigen. „Ich spiele jetzt nämlich den Feldzauber ‚Gipfel des Olymp‘!! Und da der Gipfel des Olymp bekanntlich der Ort ist, an dem die Götter residieren, erhält jede Gottheit auf dem Feld 1000 Punkte extra!" Er schob die Karte in das Spezialfach seiner Dueldisc und sofort verwandelte sich die Umgebung und nahm das Aussehen einer praktisch im Himmel schwebenden Tempel- oder Palastanlage an, mit vielen hohen Säulen, einem Springbrunnen und herrlichen Marmorstatuen. Zeus‘ ATK steigerten sich auf 4500. „Ich bin noch nicht fertig! Als nächstes aktiviere ich ‚Göttliche Versammlung‘! Diese Karte kann nur gespielt werden, wenn Zeus auf dem Feld ist und ermöglicht es mir, eine weitere Gottheit mit 2000 Angriffspunkten oder mehr zu rufen, ohne ein Opfer bringen zu müssen! Zeige dich, ‚Ares, Gott des Krieges‘!!" Ares hatte einen wilden Kurzhaarschnitt und schwarzes Haar mit rötlichen Strähnen, seine Haut war braungebrannt und er steckte in einem sexy roten Lendenschurz und Lederstiefeln. Um seine Hüfte war ein Schwert gegürtet, im Rücken trug er ein griechisches Rundschild. Er hatte stattliche 2200 Angriffspunkte, doch „Gipfel des Olymp" packte noch einmal ordentlich was obendrauf, sodass er schließlich bei 3200 ankam. Der Pharao biss sich auf die Lippen. Er war schutzlos und hatte keine verdeckte Karte draußen, die ihn hätte abschirmen können. „Verabschieden Sie sich vom Großteil Ihrer Lebenspunkte, Muto! Los, Ares! Zwing ihn in die Knie - mit ‚Schwertschlag der Vergeltung‘!!" „Nicht so schnell, Miller!! Ich decke meine Zauberkarte auf, ‚Seelenbefreiung‘, die ein von mir gewähltes Monster sofort vernichtet! Und ich wende sie bei Ihrem Ares an!" Der Gott des Krieges zersprang in tausend Pixel und Yami lächelte. „Danke, Kaiba. Ich wusste, ich kann auf dich zählen." „Werd bloß nicht sentimental, Yugi! Du bist Joeys bester Freund....das ist mein einziger Grund, dir zu helfen, also verschone mich mit deinem rührseligen Geschwätz!" „Hm....lass mich raten: Deine nette Seite bekommt nur Joey zu sehen, richtig?" Keine Antwort. Aber das war, wenn man es genau betrachtete, auch eine Antwort. Der einstige Aristokrat fixierte seinen Kontrahenten und fuhr zur Höchstform auf. „Zunächst spiele ich ‚Monsterreanimation‘, die meine Walküre vom Friedhof zurückholt. Dann rufe ich das ‚Schwarze Magiermädchen‘ aufs Feld!" Die hübsche Zauberin erschien in einem Wirbel aus fliegenden Herzen, zwinkerte Zeus kokett zu und wartete neugierig ab, was der Pharao wohl als nächstes tun würde. „Nun aktiviere ich ‚Stein der Weisen‘. Dank dieser Karte kann ich jetzt einen guten Freund von mir beschwören - den ‚Schwarzen Magier‘!!" Der attraktive Bursche im violetten Latex ließ nicht lange auf sich warten. „Anschließend opfere ich die drei Magier, um ihn zu rufen....den ‚Zauberer der Schwarzen Magie‘!!" Das war eines von Yamis stärksten Monstern und mit seinen 3200 Angriffs- und den 2800 Verteidigungspunkten konnte er sich wirklich sehen lassen. „Sie sollten sich lieber darauf einstellen, Ihren König der Götter zu verlieren, Miller!" „Machen Sie sich bitte nicht lächerlich, Muto. Zeus ist um ein Vielfaches mächtiger als Ihr kleiner Zauberer. Sie können ihn nicht zerstören." „Was Sie nicht sagen....hatte ich nicht erwähnt, dass der Zauberer der Schwarzen Magie eine besondere Fähigkeit hat? Für jeden gefallenen Kameraden auf meinem Friedhof verliert sein Gegner satte 500 Punkte. Ich habe drei Magier auf meinem Friedhof, das ergibt zusammen 1500 Punkte, die Sie Zeus‘ Stärke abziehen dürfen. Wenn Sie in der Schule gut aufgepasst haben, wissen Sie, was Ihnen blüht! Also, mein Zauberer - Attacke mit ‚Himmelfeuersturm‘!!" „Nein!!" „Doch!!" Souichi musste sich die Arme vors Gesicht halten, um sich gegen das grelle Licht und den Rückstoß des Angriffs zu schützen. Die Anzeigetafel mit seinen Lebenspunkten fiel in den niedrigen Hunderterbereich, Zeus wurde ausradiert. Nachdem sich das Getöse gelegt hatte, begann der blonde Millionär zu lachen, laut, hämisch und triumphierend in einem. „Ich muss Ihnen dankbar sein, wissen Sie das? Ich brauchte nur darauf zu vertrauen, dass einer von Ihnen gut genug wäre, um eine meiner besten Kreaturen zu besiegen, um etwas zu erwecken, dass Sie beide mit einem Schlag zerschmettern wird. Mein Zug! Die Vernichtung von Zeus holt ein Wesen zu uns, das Ihnen vielleicht als eine der Zwölf Arbeiten des Herakles bekannt ist. Begrüßen Sie mit mir....die ‚Hydra von Lerna‘!!!" Das, was sich nun aus dem Krater erhob, den der Göttervater bei seinem Abtreten hinterlassen hatte, ließ nicht nur den Duellanten, sondern auch dem gesamten Publikum das Blut in den Adern zu Eis gefrieren. Ein riesiges, massiges Ungeheuer mit drei Köpfen an drei schlangenartigen Hälsen, die aus sechs gelbgrünen Augen auf sie hinunter starrten, bewehrt mit mörderischen Krallen und Zähnen, bei denen jeder Werwolf und jeder Vampir vor Neid erblasst wäre, ragte vor ihnen auf. Sein dicker Schwanz peitschte drohend auf und ab, fauliger Atem waberte aus den drei scheußlichen Mäulern. Die Hydra von Lerna....zehntausend Punkte. „Das kann nicht sein!!" stieß der Braunhaarige hervor. „Die Hydra ist eine von den verbotenen Karten! Sie kann auf offiziellen Hologrammfeldern nicht gespielt werden! Wieso erscheint keine Fehlermeldung!? Das ist gegen die Regeln!" „Ob gegen die Regeln oder nicht - es ist zu spät, Kaiba." „Roland, Sie sind Schiedsrichter! Unternehmen Sie etwas!!" „Das kann ich nicht, Sir. Es ist bisher noch nie vorgekommen, dass eine verbotene Karte in einem offiziellen Duell gespielt wurde....es gibt keine Regelungen für einen solchen Fall. Die einzige Lösung wäre, dass Sie das Duell als ungültig einstufen - aber ich bezweifle, dass Sie das tun wollen." »Verdammt!!« Weder Yamis Zauberer der Schwarzen Magie noch sein Verrückter Kobold oder der Paladin des Weißen Drachen waren mächtig genug, um gegen diese Bestie zu bestehen. Er musste nur einen von ihnen angreifen und seine Lebenspunkte auf Null bringen, und damit wäre alles vorbei - wenn einer der Partner verlor, hatte das Team verloren. „Leider kann die Hydra nicht im selben Zug angreifen, in dem sie gerufen wurde. Aber das ändert nichts. Ihr Ende steht unmittelbar bevor. Es wird mir ein wahres Fest sein, Sie zu Staub zu zermahlen, Kaiba!" Der Pharao formte mit seinen Händen das Zeichen für „Auszeit" und Roland verkündete: „Das Duell wird kurzzeitig unterbrochen!" Dann wandte er sich an den Monarchen: „Wollen Sie eine Strategie ausarbeiten? Die Auszeit in einem Partnerduell erlaubt eine Beratung mit dem Partner. Ist es das, was Ihnen vorschwebt?" „Nein. Ich bin für einen Partnerwechsel." „Was fällt dir ein, Yugi?! Es geht hier immerhin um meine Firma!" „Ich rede auch nicht von dir, sondern von mir. Du solltest diesen Kampf nicht mit mir bestreiten, sondern mit dem Mann an deiner Seite....mit Joey. Er ist kein drittklassiger Duellant, und das weißt du auch. Du hast ihm nicht einmal eine Chance gegeben, sich zu beweisen. Das hat ihn verletzt, und daher denke ich, dass man ihm diese verdiente Chance verschaffen sollte. Ich trete ab und er bekommt meine Lebenspunkte, damit die Ausgangssituation dieselbe ist." „Bist du verrückt?! Und außerdem ist er gar nicht hier!!" „Da irrst du dich." „Meine Damen und Herren", rief Roland, ohne sich um das Missvergnügen seines Chefs zu kümmern, „es wird ein Partnerwechsel vollzogen! Für Yugi Muto kommt Joseph Wheeler!" Großes Gemurmel erhob sich. Das Stichwort war gefallen. Die gesammelte Aufmerksamkeit richtete sich auf den Duellanteneingang, und tatsächlich erschien der Blondschopf dort; mit lässigen Schritten näherte er sich der Arena. Er trug eine schwarze Hose und ein gleichfarbiges Jackett über einem roten Hemd, dessen obere Knöpfe er offengelassen hatte, damit man seinen Brustansatz gut sehen konnte. Um seinen Hals glitzerte ein Goldkettchen. Elegant und sexy - die Fans des Models jubelten begeistert. So kannten sie ihren Joey! „Roland, wie können Sie....?!" „Verzeihen Sie, Sir - aber ich bin der gleichen Meinung wie Muto-san." „Also....also das ist doch....!" „Warum so erbost, Seto? Glaubst du wirklich, ich könnte dir nicht helfen?" Die goldbraunen Augen, so voller Feuer und Kampfgeist, jagten ihm ein berauschendes Prickeln über den Rücken. Er war schon lange nicht mehr immun gegen ihren leidenschaftlichen Zauber und er liebte das Selbstbewusstsein und die Willensstärke, die sich darin ausdrückten. Dieser Blick sagte ihm, dass Joey zu allem entschlossen war. „Na gut....wenn du unbedingt willst....hilf mir." Souichi war verärgert. Die peinliche Szene in seinem Büro und die damit verbundene Niederlage, die der Jüngere ihm zugefügt hatte, hatten seine Sympathien für Joey Wheeler so ziemlich ins Bodenlose befördert, zumal er wusste, dass der Bursche in die Endrunde des Battle-City-Turniers gekommen war, woraus folgte, dass er was vom Duellieren verstand. „Muto wäre an der Reihe gewesen", bemerkte er säuerlich und beobachtete, wie sich der Bunthaarige mit einem freundschaftlichen Handschlag von seinem Kameraden verabschiedete. „Also sind Sie jetzt dran mit Ihrem Zug....auch wenn das nichts nützen wird." „Sie meinen, wegen Ihrer riesenhaften Schlangenkreatur mit den drei Köpfen? Ich persönlich finde sie echt eklig, sonst nichts. Ich spiele meinen Babydrachen und mein Alligatorschwert! Dann opfere ich die beiden, um meinen Pantherkrieger aufs Feld zu rufen! Zum Schluss setze ich noch zwei verdeckte Karten und beende meinen Zug." Mr. Miller Senior, der momentan schutzlos war, fragte sich, warum der Bengel ihn nicht angegriffen hatte und ähnliches dachte der Brünette. Sein Einstieg war zugegebenermaßen nicht übel, aber warum hatte er diese Möglichkeit ungenutzt verstreichen lassen? „Ist das alles? Umso besser! Ich spiele ‚Fluch der Erinnyen‘! Diese Karte ruft die drei Rachegöttinnen geschlossen aufs Feld: Alekto, die Unablässige, Tisiphone, die Strafende, und Megaira, die Neidische. Sie werden aber nicht lange bleiben. Ich opfere sie und beschwöre statt dessen ihre Herrin: ‚Nemesis, die Göttin der Vergeltung‘!" Nemesis trug ein eng anliegendes schwarzes Kleid mit silbernen Applikationen und lange Stiefel, dazu einem Umhang. In ihren Händen schwang sie eine zierlich anmutende Axt, das feine Gesicht wurde umschmeichelt von silberweißen Locken. „Was soll das? Sie hat nur 1600 Punkte. Damit ist sie schwächer als mein Pantherkrieger!" „Sie vergessen, dass ‚Gipfel des Olymp‘ immer noch aktiv ist! Außerdem, wenn Nemesis mittels eines Opfers gerufen wird, erhält sie für jedes hundert Punkte zusätzlich!" „Stopp mal....das macht....2900 Punkte?!" „Genau! Du bist dran, Nemesis! Lösche seinen Pantherkrieger aus, und zwar mit ‚Urteil der Finsternis‘!!" „Nicht so voreilig! Ich decke meine Zauberkarte auf, ‚Mystischer Weltraumtaifun‘! Es wird Zeit, dass Sie Ihrem Feldzauber Lebewohl sagen!!" Der Taifun fegte über die Arena hinweg und zerstörte den „Gipfel des Olymp". Nemesis verlor prompt ihre tausend Bonuspunkte und der Pantherkrieger wehrte ihre Attacke ab. Kaiba war überrascht. Joey schien sich heimlich auf dieses Duell vorbereitet zu haben, jedenfalls wirkte er sehr souverän. „Du bist dran, Seto." Der Angesprochene erwiderte das zuversichtliche Lächeln, das der Sechzehnjährige ihm schenkte und zog. Vor ihm erhob sich drohend und boshaft die Hydra von Lerna, Geifer tropfte aus ihren drei grässlichen Mäulern. „Zuerst aktiviere ich meine verdeckte Karte, ‚Schrumpfen‘! Damit verringern sich die Angriffspunkte Ihrer Hydra um die Hälfte! Als nächstes spiele ich meinen ‚Drachen der anderen Dimension‘, aber ich opfere ihn gleich im Anschluss, zusammen mit meinem Verrückten Kobold und meinem Paladin! Nun rufe ich mein ultimatives Monster, den Weißen Drachen mit eiskaltem Blick!!" Souichi lachte arrogant. „Ihnen ist wohl entgangen, dass meine Hydra durch Ihre Schrumpfkarte zwar geschwächt wurde, aber mit fünftausend Punkten ist sie immer noch weitaus mächtiger als Ihr ach so heißgeliebter Weißer Drache!" „Mein Zug ist noch nicht vorbei! Ich spiele ‚Metamorphose‘! Sie verdoppelt die Angriffsstärke meines Drachen! Los, fege seine Hydra vom Feld!!" Das majestätische Geschöpf flog auf das Ungeheuer zu und spie ein Geschoss in Form eines Kugelblitzes aus, der es sofort vernichtete....zumindest hätte er das tun sollen, doch die Kreatur blieb davon unberührt. „Was?! Wie kann das sein?!" „Ich bin untröstlich, Kaiba, aber ich habe wohl ihre besondere Fähigkeit noch nicht erwähnt. Hydra kann nur von Monstern vernichtet werden, die mindestens 1500 Angriffspunkte mehr haben als sie. Ihrem Drachen fehlen also noch ganze Fünfhundert, um ihr gefährlich zu werden. Doch nun Schluss mit dem Vorgeplänkel, kommen wir zum großen Finale!" „Sie kommen zu gar nichts!" unterbrach ihn Joey entschieden. „Ich aktiviere meine verdeckte Karte: Grabräuber! Und der kleine Kerl wird sich gleich eine Karte von Ihrem Friedhof klauen - ‚Fluss des Vergessens‘! Ihre niedliche Hydra vergisst also einfach mal, Seto anzugreifen! Ist das nicht unheimlich nett von ihr?" Tatsächlich verharrte die Bestie mitten in der Bewegung, die drei Köpfe schauten sich ein wenig verwirrt um, beglotzten dümmlich den Weißen Drachen und schließlich wuchtete sich das Ungetüm unverrichteter Dinge an seine Ausgangsposition zurück. Mokuba hatte Joey, während dieser die Schuluniform gegen seine schicke rot-schwarze Kombination ausgetauscht hatte, genau erklärt, welche Züge während seiner Abwesenheit gemacht worden waren und so hatte er auch vom „Fluss des Vergessens" erfahren. „Sie mieser, unverschämter....!" „Na, na, na, Miller - werden Sie doch nicht gleich ausfällig. Sie können mich nicht leiden, seit ich Ihr Büro leergeräumt habe, was? Wie nachtragend! Dabei war es im Grunde gar nicht Ihr Büro. So - nachdem Ihr Zug vereitelt wurde, bin ohnehin ich wieder dran. Zuerst opfere ich meinen Pantherkrieger. Danach spiele ich ‚Rotäugiges schwarzes Küken‘! Das erlaubt mir, sofort den ‚Schwarzen Rotaugendrachen‘ aufs Feld zu rufen!" Der schwarze Drache spreizte seine Schwingen und ließ ein beeindruckendes Brüllen hören. „Und weiter! Als nächstes spiele ich ‚Fusion‘ und ich verschmelze mein Rotauge mit dem Weißen Drachen!!" Das war eine Premiere. Diese beiden starken Wesen waren noch nie zuvor miteinander vereint worden und das ganze Stadion erwartete das Ergebnis mit Spannung, die Duellanten eingeschlossen. Als sich die Rauchschwaden des Fusionsvorgangs lichteten, thronte in der Arena ein schwarzweiß gefärbter Drache mit einem stachelbewehrten, peitschenden Schwanz, vier mächtigen Flügeln und zwei Augenpaaren, eines blau, eines rot, die gesamte Erscheinung komplettiert durch einen beeindruckenden Kopf- und Nackenkamm. „Ich präsentiere euch den ‚Schwarzweißen Vier-Flügel-Drachen‘!! Ist er nicht cool? Okay, spitzen Sie die Lauscher, Miller: Der Typ hat satte 4800 Angriffspunkte....und das ist noch nicht alles! Wenn ich die Hälfte meiner Lebenspunkte opfere, bekommt der Gute einen Powerschub von eintausend Punkten! Nicht schlecht, oder? Aber das ist auch noch nicht alles, denn für jedes Drachenmonster auf unseren Friedhöfen erhält er noch zusätzlich vierhundert Punkte! Lasst mich mal nachrechnen....mein Babydrache und Setos Drache der anderen Dimension sind weg, das macht also 800 Punkte. Daraus folgt eine Stärke von 6600 Punkten! Damit liegt er mehr als 1500 Punkte über Ihrer widerlichen Hydra!" „WAS?!?!" „Wie Sie schon sagten, kommen wir zum großen Finale!! Los, Schwarzweißer Vier-Flügel-Drache!! Putz sein abscheuliches Vieh vom Feld mit ‚Flammendes Inferno‘!!!" Der Drache gehorchte und spie eine riesige Flammenkugel aus, die das feindliche Ungeheuer in einer imposanten Feuersäule pulverisierte. Souichis Lebenspunkte fielen auf Null. Das Duell war vorüber und die verbliebenen Hologramme verschwanden. Fassungslos ließ sich der Besiegte auf die Knie sinken und donnerte seine Fäuste in einer Geste der Verzweiflung zu Boden. Sein Vater lief zu ihm. „Nein....nein!!! Ich hatte das doch genau geplant!! Ich sollte gewinnen, ich!! Mir sollte das Spielemonopol gehören, mir allein!! Ich war so sicher, dass es funktionieren würde!! Warum, verdammt?! Warum?!" „Sie haben sich die Kaiba-Corporation mit Methoden angeeignet, die zur sehr ‚hintenherum‘ sind für meinen Geschmack! Und in Ihrem Streben nach Geld und Macht haben Sie Ihr Herz verleugnet und so getan, als ob Ihnen nichts nahe ginge. Aber jeder Mensch hat Gefühle, daran glaube ich. Was ist mit der Freundschaft, die Sie geopfert haben?" „Ge....geopfert....?" Auf einen Wink Joeys hin kletterte André über die Balustrade der ersten Tribünenplätze und kam auf ihn zu. Seinem Gesicht konnte man ablesen, dass es ihn schmerzte, seinen einstmals besten Freund so gebrochen zu sehen. Er kniete sich zu ihm und packte ihn an den Oberarmen, richtete ihn auf. „Souichi-san....du hast gut gekämpft. Am Ende nicht unbedingt fair, aber dabei habe ich dir geholfen, also trifft mich die halbe Schuld. Es war dir eben nicht bestimmt, der größte Spielehersteller Japans zu werden. Hast du denn völlig vergessen, mit welcher Begeisterung du früher neue Spielideen entwickelt hast? Du warst wie ein Kind, das in eine Fantasiewelt abtauchte! Die harte Realität des Geschäftslebens hat dir so viel von deiner Freude, deinem Enthusiasmus genommen! Wir beide haben uns....voneinander entfernt! Wollen wir wirklich unsere Freundschaft aufgeben, nur weil du nicht die Nummer Eins sein kannst?" „Uns voneinander entfernt....nein, André. Auch wenn ungezählte Kilometer uns trennten.... meinem Herzen warst du niemals fern." „Par-Pardon?" Der junge Millionär stand auf, streichelte ihm über die Wange und sah ihn direkt an. Seine blauen Augen brannten förmlich und der Franzose erkannte in ihnen jenes unbezwingbare, atemberaubende Gefühl, das man Liebe nannte. Er fuhr zurück, bestürzt und ungläubig. „Souichi-san....! Du....nein, unmöglich....chér ami, du....du...." „Ja. Ich liebe dich. Ich dachte, wenn ich dich aus meinem Kopf verbannen würde, könnte ich dich vergessen....aber ich konnte es nicht. Und dann hast du dich in dieses Möchtegern-Model verliebt....und ich habe geschwiegen. Trotzdem, jedesmal, wenn du von ihm gesprochen hast....ach, ich hätte ihn am liebsten umgebracht!" Er marschierte auf und ab, gestand offen seine bitteren Gefühle, seine Eifersucht. Mittlerweile steuerte ein Pressemob auf die fünf Männer zu; Kameras wurden gezückt und Bleistifte geschwungen, denn das hier roch nach einer unerhörten Story, verziert mit einem schmackhaften Skandal namens homosexuelle Liebe. Kagashi war natürlich ganz vorne in der Menge. André achtete nicht darauf, denn der Kummer des anderen, seine leidenschaftlichen Worte, erfüllt von hilfloser Wut und Schmerz, bewegten ihn tief. Er schämte sich, so maßlos blind gewesen zu sein. Wieso hatte er diese innige Liebe, die aus diesem Menschen sprach, nicht früher erkannt? „Mon ami....dennoch....hättest du verzichtet?" „Was hätte ich tun sollen!?", entgegnete Souichi, und er unterdrückte ein Schluchzen, „Liebe ist das einzige, das ich nicht beeinflussen kann! Das einzige, das sich niemals zwingen lässt! Andere Menschen waren mir immer gleichgültig....nur du nicht. Für dich kann ich edel, großmütig, ehrlich sein....und schwach. Ich habe es gehasst, dich zu lieben, weil mich das verletzbar gemacht hat! Aber ich kann nicht aufhören, dich zu lieben...." André strich ihm durch sein weiches Haar und schloss ihn plötzlich fest in seine Arme. „Du bist so ein Idiot, Souichi-san....ein schrecklicher, wundervoller Idiot...." Während die Reporter den vermeintlichen Knüller für die Titelseite umlagerten, das Publikum klatschte, staunte, redete oder selbst fotografierte, fand Seto Kaiba keine rechten Worte. Er musterte seinen Schatz mit einer Mischung aus Stolz und Überraschung. „Falls du sagen möchtest, dass ich absolut brillant war, nur zu!" „....Ich weiß überhaupt nichts zu sagen. Dank dir konnte ich meine Firma zurückgewinnen. Sicher, Yugi hat mit mir gekämpft, aber dich an meiner Seite zu wissen, obwohl die Firma einer der Gründe ist, warum du mir vorwirfst, dass ich der Privatperson keinen Raum lasse, das war einfach....Das war....schön. Aber wie wirst du dich entscheiden? Ich meine, dieses Angebot aus Amerika....wie könnte ich von dir verlangen, diese Chance nicht zu nutzen?" Joey lächelte sanft. „Heißt das, du würdest....es mir gönnen?" „Ja, das würde ich. Zumindest ein Teil von mir." fügte er zähneknirschend hinzu. „Ein Teil von dir? Und der andere?" Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er zitterte. „Der andere ist egoistisch....der andere will nicht, dass du gehst! Egal, wie groß diese Chance ist....dieser Teil von mir will, dass du hier bleibst, dass du für mich da bist, dass du mich küsst, mich festhältst, meine Einsamkeit aussperrst....dass du mein bist! Du hast mir ein Ultimatum gestellt. Du wolltest eine Antwort von mir. Hier ist sie: Ich liebe dich, Joseph. Du und Mokuba, ihr sollt ab jetzt immer zuerst kommen, nicht die Firma. Ein Leben ohne dich....das kann ich mir nicht mehr vorstellen." Der Blondschopf schluckte, Tränen der Freude sammelten sich in seinen Augen. „Seto....es gibt kein Jobangebot aus Amerika. Ryo, Yugi, Mokuba, Serenity und ich haben uns das ausgedacht, um dich wachzurütteln. Wir wollten wissen, wie du reagierst, wenn du überzeugt bist, dass du mich verlieren könntest." „Wie....wie bitte?! Und ich habe geglaubt....mein eigener Bruder....! Und du....wie kannst du es wagen, mir so einen Streich zu spielen?! Das wirst du mir büßen, Wheeler!!" Er riss ihn ungestüm in seine Arme. Joey war nicht im Mindesten zerknirscht, statt dessen grinste er frech und herausfordernd. Noch hingen die Tränen in seinen dunklen Wimpern, trainierte Muskeln spannten sich unter anschmiegsamem Stoff und schlanken Fingern. „Was willst du? Es hat doch prima geklappt! Du bist nun mal ein heilloser Dickschädel, da muss man dich schon mit dem Zaunpfahl erschlagen, anstatt nur damit zu winken, sonst kapierst du‘s nämlich nicht!" Kaibas Stimme sank zu einem verführerischen Flüstern herab. „Halt die Klappe, Wheeler." Er küsste ihn, heiß, leidenschaftlich, sehnsüchtig; ihre Körper pressten sich aneinander, eine Woge überschäumender Glückseligkeit rollte über sie hinweg und raubte ihnen den Atem. Kagashi hatte sie schon entdeckt, gemeinsam mit einigen seiner Kollegen, die sich mit sichtlichem Interesse der neuen Schlagzeile zuwandten, als Duke die Arena betrat, seine Leibwächter herbeizitierte und mit rechtlichen Schritten und ähnlichem drohte. Yugi, Ryo und Tristan stimmten einen Sprechchor an, um das wiedervereinte Paar zu beglückwünschen, Mokuba und Serenity führten eine Art Indianertanz auf. Jene, denen dies alles galt - merkten nichts. In dieser Sekunde hatte nichts eine Bedeutung außer der jeweils andere. Der Geschmack dieser Lippen, die Wärme dieser Hände, die Zärtlichkeit und Intimität ihrer Berührungen, die Nähe des geliebten Menschen. Das war wichtig. Sonst nichts. Noch nicht das Ende Ja, den Schwarzweißen Vier-Flügel-Drachen habe ich mir ausgedacht....Ich habe zwar nach einer fusonierten Version der beiden Drachen gesucht, wurde aber nicht fündig, also habe ich selber eine aus der Taufe gehoben!^^ Wir sehen uns beim nächsten Kappi! *wink* Kapitel 39: Nachts, wenn uns keiner sieht (entschärfte Version) --------------------------------------------------------------- So, da bin ich wieder!! 600 Kommis!!!!!!!!!!!!!!! *Herzchenaugen krieg* Ich muss unbedingt ein schönes SetoxJoey-Bild hochladen, als Dankeschön! *in ihren Bildern suchen geh* Ach ja, hier ist also sozusagen das Bonuskapitel, allerdings noch die entschärfte Version. Die Adult-Version ist noch nicht ganz fertig, was aber den Inhalt angeht, unterscheidet sie sich nur im "Detail", wenn Ihr versteht!^^ Anmerkungen: Der Name "Aton" wird auftauchen. Für diejenigen unter Euch, die "My Beloved Enemy" nicht kennen: Das ist der ägyptische Name von Bakura, den ich mir für ihn ausgesucht habe, nicht, dass Ihr Euch wundert. Und warum Raphael, Varon und Allister auftauchen - nach Kapitel 38 geht die Storyline der FF sozusagen wieder in die offizielle Storyline des Anime über....nur mit dem Unterschied, dass Ihr Euch alle nachfolgenden Ereignisse (das mit Siegfried, die "Waking the Dragons"-Staffel und auch "Dawn of the Duel", wo Yami/Atemu seine Erinnerungen wiederbekommt) als Shonen-Ai-Version mit SetoxJoey als Hauptpairing und allen anderen als die entsprechenden Nebenpairings vorstellen müsst. Jedenfalls habe ich mir gedacht, dass unsere drei ehemaligen Dartz-Kämpfer sich mit unserer Clique anfreunden, nachdem ihr Boss sich verabschiedet hat, allen voran Varon mit Joey, und deshalb sind die auch zur Party eingeladen. Den Mini-Hint auf VaronxAllister konnte ich mir nicht verkneifen - warum schreibt keiner FFs zu den beiden?! Ich hab echt das Gefühl, bisher tauchen die nur in meinem "Golden Butterfly" auf, kann das sein??? Das Lied ist von Philippe. Bonuskapitel: Nachts, wenn uns keiner sieht (entschärfte Version) Auf der Hotelterrasse eines Fünf-Sterne-Luxusbunkers saß André Cartier und tippte eifrig eine e-mail auf seinem Laptop. Er trug legere Kleidung, die grauen Augen waren hinter einer Sonnebrille verborgen. „Na, an wen schreibst du, mein Schatz?" Weiche Lippen küssten seine Schläfe und er wandte sich lächelnd an den attraktiven blonden Mann, der ihm einen verführerischen Früchtecocktail von der Bar mitgebracht hatte, während er selbst einen Eiskaffee schlürfte. „An Joey. Ich wollte ihm schon längst zu seinem achtzehnten Geburtstag gratulieren, aber ich habe es in den letzten Tagen völlig vergessen." „Ich habe dir auch nicht viel Zeit gelassen, um andere Dinge zu tun, die nicht mich betrafen, oder?", erwiderte Souichi grinsend und setzte sich ihm gegenüber in einen der gepolsterten Korbsessel. André und er waren an die Riviera gefahren, um ihr Einjähriges zu feiern. Der junge Millionär hatte sich durch seine Beziehung zu dem Franzosen zum Besseren verändert, er war ehrlicher mit sich selbst und seinen Gefühlen geworden und war unsagbar glücklich, dass André seine Liebe teilte. Nach der Niederlage im großen Duell hatten sie begonnen, ihre strapazierte Freundschaft wieder zu kitten und der Jüngere hatte die tiefen Empfindungen seines Kindheitskameraden akzeptiert und nach und nach gelernt, den Mann in ihm zu sehen, bis auch sein Herz eine endgültige Entscheidung getroffen hatte. Oh, Souichi konnte immer noch äußerst kaltschnäuzig sein gegenüber Leuten, die er nicht mochte oder als minderwertig erachtete, aber das gemeinsame Leben mit André hatte das doch ziemlich gemildert. „Wie geht es ihm denn?" „Du erkundigst dich nach deinem ehemaligen Rivalen?" „Die Betonung liegt auf ‚ehemalig‘. Der Bursche ist in Ordnung - er hat dich zu dem Duell mitgebracht und ich gehe jede Wette ein, dass er wollte, dass wir uns aussprechen. Außerdem hat er Kaiba gezähmt....das ist mehr als beeindruckend." „Gezähmt, wie? Der Weiße Drache in den Fängen des Schwarzen Drachen....wie passend!" Er klickte auf „Senden" und der Glückwunsch zum achtzehnten Geburtstag verschwand in den Weiten des Internets, auf dem Weg nach Domino City, Japan. „Nie wieder!!!!" Diese lautstarke, eindeutige Erklärung stammte von Duke Devlin, der in höchster Verzweiflung mit buntbedrucktem Geschenkpapier hantierte und sich angestrengt bemühte, eine teure Porzellanfigur des Schwarzweißen Vier-Flügel-Drachens einzupacken. Tristan, der sein Präsent, einen funkelnagelneuen Motorradhelm, bereits eingetütet hatte, warf ihm einen amüsierten Blick zu. „Da bist du nun ein Spiele-Magnat und kannst nicht mal mit Tesafilm umgehen!" „Ich bin handwerklich nicht geschickt, das weißt du genau! Spiele erfinden, das funktioniert am Computer, aber verlang von mir, irgendwas zusammenzukleben, und ich bringe es fertig, den Kleber überall hin zu schmieren, nur nicht dahin, wo er hin soll!" „Du willst mir erzählen, dass du zwei linke Hände hast?" „Sofern es das Einpacken angeht - ja! Vielleicht liegt‘s auch am Geschenk....eine hübsche rechteckige Schachtel einzuwickeln ist einfacher, als eine Porzellanfigur mit lauter Ecken und Kanten und Rundungen und Spitzen....und der Helm war auch leicht!" „Soll ich es machen?" „Tris - wenn du glaubst, dass Duke Devlin sich von Geschenkpapier zum Narren halten lässt, dann hast du dich getäuscht!!" „Wenn du es sagst...." Nachdem der Schwarzhaarige sein Geschenk glücklich eingewickelt hatte, zogen sich die beiden für die Geburtstagsfeier in der Kaiba-Villa um und ließen sich schließlich von Dukes Chauffeur vor das imposante Portal kutschieren. Franklin, der sehr korrekte Butler, begrüßte sie förmlich und führte sie in die Empfangshalle. Ein Dienstmädchen mit einem silbernen Tablett servierte perlenden Sekt in langstieligen Gläsern; Yugi und Ryo waren bereits da und prosteten sich lächelnd zu. Sie waren sehr gewachsen in den letzten Monaten, besonders der ehemals so kleine König der Spiele, und auch ihre Gesichter waren männlicher als früher. Sie ähnelten ihren dunklen Alter Egos mehr als je zuvor. Die besagten Alter Egos hatten sich übrigens für ein normales Leben entschieden und waren vollends dazu übergegangen, mit realen Körpern zu existieren. Momentan arbeiteten sie im Game Shop, um Geld zu verdienen, manchmal übernahm Yami aber auch Führungen im historischen Museum der Stadt. Vor zwei Wochen waren er und Bakura in Urlaub gefahren - natürlich nach Ägypten. Anlässlich Joeys Volljährigkeit wurden sie jedoch pünktlich zurückerwartet. „Duke, Tristan, da seid ihr ja! Wie immer in der letzten Minute! Eure Geschenke könnt ihr auf dem Gabentisch drapieren - die Treppe rauf, rechts, links, nochmal eine Treppe rauf und dann immer der Nase nach, da ist die Partyhöhle.", erklärte der Bunthaarige grinsend. „Die was?!" „Die Partyhöhle. Joey-Japanisch für ‚Festsaal‘. Geht schon mal vor, wir kommen nach, sobald Atemu und Aton endlich aufgetaucht sind. Meinst du, ihr Flug hatte Verspätung?", wandte er sich an Ryo, der seine silberweiße Mähne zu einem Zopf gebunden hatte und in dem hellblauen Hosenanzug unnachahmlich elegant aussah. „Keine Ahnung. Vielleicht hat Aton was mitgehen lassen und jetzt stecken sie im Zoll fest." „Das wäre ihm zuzutrauen...." „Das ist pure Verleumdung!!!", ertönte in dieser Sekunde eine laute Stimme und kurz darauf standen der Pharao und der Grabräuber vor ihnen, beide braungebrannt und nach dem sonnigen Kairo ein wenig ernüchtert von Dominos Wintertemperaturen (he - es ist Januar, ihr Genies!); Aton hatte sich die Haare schneiden lassen, sodass er, abgesehen von der fehlenden Narbe, seinem vergangenen Äußeren sehr nahe kam. „Wow, toll, ihr habt es fast rechtzeitig geschafft! Und klasse seht ihr aus - wie Kaffee mit zu wenig Milch drin!" In der „Partyhöhle" hatten Tristan und Duke inzwischen ein paar weitere Gäste getroffen: Serenity, Mokuba, Mai, Raphael, Allister und Varon. Letztere waren offensichtlich ein Paar, wenn man die Blicke zwischen ihnen richtig interpretierte. Der Saal bot genügend Platz zum Tanzen, man hatte links und rechts vom Gabentisch ein kaltes und ein warmes Buffet aufgebaut, die Wände waren mit Girlanden, Luftschlangen und Ballons geschmückt, am anderen Ende befand sich die vornehm gedeckte Geburtstagstafel, wo die Gäste speisen würden. Für Musik würde derselbe DJ sorgen, der vor zwei Jahren bei der Feier des berühmten Comte aufgespielt hatte. Als schließlich auch Yugi und Co. den Saal betraten, glänzten nur noch Kaiba und Joey durch Abwesenheit, aber nicht lange. Ein Tusch erklang, die Flügeltüren wurden von zwei eilfertigen Pagen geöffnet und das Paar erschien. Sie waren im Partnerlook gekleidet, enge Hosen in Weiß und Schwarz, Gürtel, weißer und schwarzer Rolli, beide bedruckt mit dem verschnörkelten Motiv eines chinesischen Drachen, der eine blau, der andere rot. Ihre Ketten mit den Drachenanhängern hatten sie in je eine Hosenschlaufe eingefädelt, sodass der entsprechende Drache bei jeder Bewegung tanzte und schimmerte. „Umwerfend", wisperte Serenity Mokuba ins Ohr und dieser machte begeistert ein Foto. Seto sah den Blondschopf zärtlich an und begann seine Rede: „Joey, heute feiern wir gemeinsam deinen achtzehnten Geburtstag. Du weißt, dass ich in solchen Momenten kein Talent dafür habe, große Worte zu machen. Ich kann nur sagen, dass ich dich herzlichst beglückwünsche und dass ich hoffe, dass wir noch viele Jahre zusammenbleiben werden." Sein kleiner Bruder nickte im Stillen zu diesen Worten, während die anderen klatschten. In den vergangenen zwei Jahren hatte Joey seinem Nii-san dabei geholfen, seine Menschlichkeit zu entdecken und zu akzeptieren. Er hatte ihn gelehrt, seine Gefühle nicht mehr weg zu sperren oder als Schwäche zu betrachten, sondern sie anzunehmen und sich auch einmal nach dem zu richten, was sein Herz ihm sagte und nicht sein Verstand. Seto hatte den Geschäftsmann in seinen privaten Angelegenheiten zurückgedrängt und ließ den Menschen entscheiden. Was Kagashi und den Rest der unerträglichen Presse betraf, so drohten ihnen nun rechtliche Schritte, falls sie es wagen sollten, unerlaubte Fotos oder Berichte zu veröffentlichen, und jeder Reporter, der jemals einen Fuß in die Kaiba-Villa gesetzt hatte (zwecks Interview, Homestory und ähnliches), musste eine gerichtliche Verfügung unterschreiben, mit der er sich verpflichtete, nichts zu publizieren, was nicht von Mr. Kaiba und Mr. Wheeler abgesegnet worden war. „Vielen Dank, mein Schatz, auch dafür, dass meine Freunde hier feiern dürfen und du sie nicht gleich hinausgeworfen hast. Ich freue mich, dass ihr alle kommen konntet - lange Rede, kurzer Sinn, ihr habt die Erlaubnis, euch aufs Buffet zu stürzen....sobald ich meine Geschenke ausgepackt habe!" Er warf sich mit seinem typischen Elan in diese Aufgabe. Der Porzellanfigur von Duke würde er einen Ehrenplatz auf seinem Nachtkästchen zuweisen. Den schicken Motorradhelm von Tristan mit dem Flammenmuster würde er morgen oder spätestens übermorgen mit einer Spritztour einweihen. Yugi hatte ihm eine Box für sein Deck geschenkt, allerdings keines dieser Billigmodelle aus schnödem Plastik, sondern eines aus Holz, mit goldener Namensgravur. „Ist ja nicht zu fassen! Hast du ‘nen Geldscheißer, Alter?" „Nein, ein gutes Bankkonto und einen sparsamen Charakter." „Ah so. Und was haben wir hier? Ein Buch von Ryo. ‚Die Geschichte der Mode. Ein Führer durch die Jahrhunderte‘. Hey, super! Und was ist das?" „Das ist von Allister, Raphael und mir.", erklärte Varon. „Wir haben zusammengelegt und hoffen, dass es dir gefällt. Es müsste prima zu deinem neuen Helm passen." Das Präsent entpuppte sich als komplette Motorradklamottengarnitur im Stil der drei Schenkenden - soll heißen, eng, freizügig, natürlich aus Leder und absolut sexy. Dem Model entfuhr ein kesser Pfiff. „Stark, ehrlich stark! In die Hose muss ich mich reinzwängen, so eng, wie die aussieht....aber bei meiner Figur kann ich‘s mir leisten. Die Stiefel sind cool, mit silbernen Flammen bemalt - irgendwie scheint man mit mir gerne Feuer zu verbinden, wie?" „Wundert dich das?" „Eigentlich nicht. Und dieser Mantel....mit Gürtelschnallen, aber hallo! Jetzt kann ich dir Konkurrenz machen, Seto! Der Gürtel mit der Drachenschnalle ist echt heiß....und dieses schwarze Top....so kurz....ist das bauchfrei?! Leute, dank euch werde ich noch den Asphalt schmelzen, wenn ich darüber hinwegdüse!" Atemu und Aton hatten ebenfalls ihre Barmittel zusammengeworfen, um ihm direkt aus Ägypten ein phänomenales Schmuckset mitbringen zu können: eine breite Halskette, kleine, aber exquisite Ohrringe mit glutroten Steinen, mehrere Armreife und Ringe sowie ein Kettchen für die Fußknöchel. Das Geburtstagskind war außerordentlich beeindruckt. Von Mai bekam er die neue CD seiner Lieblingsband, Mokuba schenkte ihm einen Hundeanhänger aus Plüsch für seinen Schlüssel, damit sich die Schildkröte von Serenity nicht mehr so einsam fühlte, wie er sagte. Als Extra gab‘s zusätzlich noch eine Schachtel Pralinen mit weißer Schokolade. Seine Schwester hatte für ihn, weil er so zerstreut war, einen Notizblock-Clown gebastelt. Wenn man an dem Stift zog, der unten an einer Schnur baumelte, bewegten sich Arme und Beine des Clowns wie bei einem Hampelmann. Er bestand aus fester Pappe und das Mädchen hatte einige Stunden daran gearbeitet. „Oh, ist der niedlich! Wie nett er lacht! So ein Notizblock gefällt mir! Seto hat mir vor Ewigkeiten schon einen Timer geschenkt, aber das Ding ist mir zu unpersönlich. Apropos Seto....was hast du dir ausgedacht?" „Das muss du selbst herausfinden. Pack es aus, es ist das letzte." Joey durchtrennte das Geschenkband und schnitt vorsichtig die Klebestreifen auseinander. Es waren nur drei Stück. „Von meinem Freund könntest du dir mal ‘ne Scheibe abschneiden, Duke. Du hast dein Geschenk von oben bis unten mit Tesa eingekleistert. Da war mehr Tesa dran als Papier!" „Kein Kommentar!" „Oh, noch ein Buch. Nein, falsch, das ist ein Album." Er betrachtete den Einband. Er war leuchtend rot, in der Mitte prangte ein Bild von ihm und Kaiba, das am Tag ihres großen gemeinsamen Duells aufgenommen worden war. Darüber stand in schwungvollen Buchstaben: „Am Anfang war". Er blätterte zur ersten Seite, wo die Überschrift fortgesetzt wurde mit „....das Schulprojekt". Dort prangte eine Kopie des Beurteilungsschreibens ihres gemeinsamen Sozialkundeberichts, für den sie eine Eins eingeheimst hatten. Darum herum waren weitere Fotos eingeklebt worden, von Schulfesten, Klassenfahrten und ähnlichem, wo man Joey und Kaiba noch in bester Manier abgelichtet hatte - sich zankend, einander wütend anfunkelnd. Die folgenden Seite waren überschrieben mit „Erste Woche, Tag Eins", „Erste Woche, Tag Zwei", und so weiter, bis „Dritte Woche, Tag Neunzehn". Fotos, Collagen, schriftliche Bemerkungen oder Hinweise und andere Details, wie etwa der Text des Liedes, zu dem sie auf der Party des Comte getanzt hatten, das sorgsam geglättete Papier von Nougatschokolade, die kleine Probepackung des „Wild Dreams"-Parfüms, das Rezept für Man Tou mit Vanillepudding, all diese Kleinigkeiten des Schulprojektes waren in diesem Album verewigt. Auf der letzten Seite befand sich eines ihrer aktuellen Bilder, sie beide Arm in Arm, ein Sticker des Red-Eyes-Black-Dragon und ein Sticker des Blue-Eyes-White-Dragon darunter, ein großes gemaltes Herz umrahmend, in das Seto ihre Initialen geschrieben hatte, verbunden durch ein Pluszeichen. Joey musste schlucken. „Das....das ist wunderschön....vielen, vielen Dank, koibito!" Er zog ihn an sich und küsste ihn leidenschaftlich, während seine Gäste ihn hochleben ließen und applaudierten. Später wurde ausgiebig getanzt, der DJ wurde seinem Honorar gerecht, das Buffet war köstlich, der Alkohol floss in Strömen (jedenfalls bei denen, die Alkohol trinken durften), man unterhielt sich, lachte zusammen und verlebte einen wunderbaren Abend. Gegen halb ein Uhr morgens verabschiedeten sich die ersten und um Punkt eins waren der Blonde und der Firmenchef wieder allein. Mokuba und Serenity hatten sich bereits etwas früher ins Bett verkrümelt. Die Zeit der Überraschungen war allerdings noch nicht vorbei, wie der nunmehr Achtzehnjährige erfahren sollte. Er hatte schnell geduscht, war in seinen Pyjama geschlüpft und fragte sich allmählich, wo sein Schatz so lange blieb. Als das Licht im Schlafzimmer auf Dämmer gedreht wurde, stieg ein Kribbeln in ihm nach oben. Bisher waren sie in ihrer Beziehung noch nicht über Petting hinausgegangen, aber ihn beschlich plötzlich das Gefühl, dass sich das heute ändern würde. „Seto....?", hauchte er in das Halbdunkel des Raumes. Eine Art Schnurren antwortete ihm und ein Schatten schälte sich aus der Badezimmertür. „Ich habe dich doch immer damit geneckt, dass du ein Hund bist", meinte der Brünette leise und schlich näher, „und im Gegenzug nennst du mich deinen Kater. Du bist schon häufiger als Hund in Erscheinung getreten, beispielsweise bei Duke, sodass ich mir dachte, ich sollte den Spieß einmal umdrehen - das ist nur fair. Was sagst du?" Nicht viel. Eigentlich gar nichts, denn er starrte bloß. Setos schlanker, feingliedriger und doch muskulöser Körper steckte in einem schwarzen Ganzkörperanzug und überließ fast nichts der Fantasie; jede Sehne, jede Linie zeichnete sich markant ab, mochten es die ellenlangen Beine, die wundervoll schmalen Hüften, die Muskeln des Torso, die geschmeidigen Arme, der durchtrainierte Rücken oder der knackige Hintern sein. Über dem Anzug trug er eine knappe, ärmellose Lederweste, die mit bauschigem, braunem Fell geschmückt war, passend zu seiner Haarfarbe. Das Halsband war mit silbernen Zacken verziert, mit einem ebenfalls silbernen Gürtel wurde ein Schwanz an das Kostüm angefügt. Passende Ohren hatte er zwar keine, aber der Anblick war katzenhaft genug. Mit langsamen, grazilen Bewegungen näherte sich der Jungmillionär dem Bett, wobei er in die Knie sank und auf allen vieren heran kroch, zweifellos lasziver, als eine echte Katze das je hinbekommen hätte. Das dämmrige Licht tat das übrige, um seinen sexy Körper wirkungsvoll in Szene zu setzen. Ich kann dir nicht versprechen dir die Sterne vom Himmel zu stehlen Kann dir nicht versprechen auf alle Fragen eine Antwort zu geben Er kletterte auf die Bettstaat, postierte sich direkt über Joey, der ihn immer noch anstarrte, und flüsterte verlockend: „Deinem Kater ist kalt, Geliebter. Du hast ihn zu lange draußen warten lassen. Er möchte, dass du ihn wärmst." Ihre Lippen vereinten sich in einem unsagbar zärtlichen Kuss. Erst nach und nach beteiligten sich auch ihre Zungen an dem Spielchen; innig, sehnsüchtig, und doch seltsam sanft und neugierig, begannen sie die Erkundung des anderen. Joey berührte das weiche Fell am Rücken und wanderte mit den Fingern über den empfindlichen Nacken, bis zu dem Halsband, das er gemächlich öffnete und achtlos auf den Teppich warf. Er neigte sich vor und nippte an dem linken Ohrläppchen, während Kaiba sein Pyjamaoberteil aufknöpfte. Eine heiße Zunge glitt über seine Kehle, fuhr die Konturen seines Adamsapfels nach und kümmerte sich anschließend wieder um die erregbare Stelle hinter dem Ohr, diesmal beim rechten. Warme Hände strichen über den hautengen Anzug, ertasteten jede Kurve, jede Erhebung, prägten sich jeden Fleck dieses gestählten männlichen Körpers ein, der unter eben diesen Händen genüsslich erschauerte. Seto, der mittlerweile auf Joeys Schoss saß, schleuderte den Pyjama zu Boden und streichelte diese zarte gebräunte Haut, erforschte sie Millimeter für Millimeter mit Lippen und Zunge, nahm ihren Geschmack in sich auf, liebkoste die härter werdenden Brustwarzen und sog seinen unverwechselbaren Duft bis tief in seine Lungen. Der Blonde hatte inzwischen von dem Ohr abgelassen und zog seinem Schatz die Lederweste aus. Nachdem sie entfernt war, entdeckte er auch den Reißverschluss des Anzugs. Mit dem Mund öffnete er ihn ein Stück, um die erhitzte Haut darunter freizulegen, und begab sich auf Wanderschaft, leckte, küsste, biss behutsam, während seine Finger immer noch auf und ab liefen, den Rücken entlang, über die Seiten, die Beine, und von dort zurück zum Po, wo sie zärtlich das Sitzfleisch massierten. Ihre Erregung wuchs, erstes Stöhnen wurde laut. Kann keine Meere teilen Nicht in die Zukunft sehen Kann keinen Berg versetzen Die Geschichte nicht verdrehen Wie in Zeitlupe schälte Joey den Älteren aus seinem Anzug, entblößte seinen makellosen Oberkörper bis zum Lendenansatz. Der Gürtel, der im Weg war, wurde samt angehängtem Schwanz irgendwo in die Weiten des Zimmers befördert. Seine brennenden Lippen rutschten tiefer, verwöhnten, nachdem sie mit den Brustwarzen gespielt hatten, die Brust bis hinab zum Bauch, saugten an der festen Haut, küssten ohne Unterlass alles, was sich ihnen feilbot. Die Zunge tauchte in den Nabel, tanzte dort eine Weile in quälend endlosen Kreisen, ehe sie zu einem erneuten Kampf aufgefordert wurde. Der Meisterduellant rollte sich danach vom Schoss seines Liebsten herunter und schob seine Pyjamahose nach unten. Sie landete neben dem Oberteil. Sie schlangen die kräftigen Arme umeinander, küssten sich wieder, glühend, verzehrend, einfach nur hungrig nach der Wärme und Geborgenheit des jeweils anderen. Ihre Unterleiber rieben sich aneinander, fachten die Flammen ihrer Leidenschaft noch mehr an. Kaiba vergrub seine Nase in dem goldenen Haar, brachte es durcheinander, berührte sacht die Stirn, die geschlossenen Augenlider, das Brustbein und den Bauch mit seinen feuchten Lippen, blies seinen heißen Atem über feingemeißelte Muskeln und lauschte ihrem beiderseitigen Keuchen. Hingegeben, sinnlich, so klang es. Ich kann dir nicht versprechen die Welt zum Stehen zu bewegen Kann dir nicht versprechen alle Meere zu durchsegeln Kann Geschehenes nicht ändern Die Zeit nicht rückwärts drehen Kann Wunder nicht herbeiführen und nicht durchs Feuer gehen Sie sahen sich an, schweigend. Sie hatten sich schon häufiger so berührt, aber der Blondschopf begriff durchaus, dass Seto beabsichtigte, einen Schritt weiter zu gehen. Erst vor kurzem hatten sie darüber gesprochen, ob sie es nicht endlich wagen wollten, ob sie sich einander nicht ganz schenken wollten. Sein achtzehnter Geburtstag lieferte einen passenden Rahmen. „Das hast du doch geplant, oder?", erkundigte sich Joey in spitzbübischem Tonfall. „Schon seit dem Frühstück hast du so schrecklich geheimnisvoll getan wegen irgendeiner Überraschung. Dass die Überraschung so intim sein würde, hatte ich nicht unbedingt erwartet." „Wirklich nicht? Sie gefällt dir hoffentlich?" „Hmmm....Seto Kaiba in einem hautengen schwarzen Anzug mit Halsband....im Ernst: Wem würde das nicht gefallen? Dass du sowas überhaupt machst...." „Für dich muss ich mich schon ein bisschen anstrengen. Die meisten halten dich zwar für ein einfaches Gemüt, aber du kannst auch verdammt anspruchsvoll sein. Das sieht man ja an der Wahl deines Liebhabers." Er lachte leise, bevor er ihre Zungen in ein erotisches Duell verwickelte. Es war der feurigste Kuss bisher, heftig, beinahe gierig, in dessen Verlauf geschickte Hände auch noch die Shorts los wurden. Joseph, jetzt vollkommen nackt, schmiegte sich verlangend an den Braunhaarigen, genoss die intensiver werdende Reibung zwischen ihren Erregungen und beantwortete jeden Druck, jede Zärtlichkeit, jede Liebkosung mit gleicher Intensität. Ihr Blut hatte sich in flüssiges Feuer verwandelt, in wilder, enthemmter Sehnsucht pressten sie ihre Körper aneinander. Hände und Lippen begaben sich erneut auf Wanderschaft, suchten, reizten, schmeckten, ertasteten und liebten, was sie fanden. Ich kann dich lieben wie‘s kein andrer vermag Ich kann dich lieben mit jedem Herzschlag Ich kann dich lieben Tag für Tag Ich kann dich lieben Joey wand sich geschmeidig unter seinem Geliebten und befreite ihn endgültig aus dem schwarzen Anzug. Zu entdecken, dass der Firmenchef unter dem Latex die ganze Zeit über nackt gewesen war, verstärkte die Betörung, die er ausstrahlte. Kaiba fing an, die Männlichkeit seines Schatzes zu verwöhnen und wurde mit einem lustvollen Stöhnen belohnt. Er fühlte, wie der Jüngere sich unter ihm spannte wie ein lebendiger Bogen, sich den kühnsten Berührungen willig darbot. Er ließ für einen Moment von seinem besten Stück ab und betrachtete ihn. Das wirre blonde Haar war an den Spitzen und am Halsansatz feucht vom Schweiß, der die reine Haut benetzte, einige Strähnen klebten ihm in der Stirn. Die Augen waren geschlossen, die Wangen gerötet, die Zunge leckte über seine vollen Lippen, ein Bild der puren Hingabe. Er war schön. Schöner als alles, was Seto je gesehen hatte. Plötzlich wurde er gewahr, dass die goldbraunen Seelenspiegel ihn anblickten. Flammen züngelten in ihnen, herausfordernd, kämpferisch. Eine Hand strich durch dieses helle, dichte Haar, in einer ungemein lasziven Art. Bevor er reagieren konnte, hatte Joey ihn in die Laken gedrückt und schwebte nun seinerseits über ihm. Er neigte sich zu seinem Ohr und flüsterte heiser: „Dachtest du wirklich, ich würde mich dir nicht widersetzen? Hund oder Katze, das spielt keine Rolle. Wir sind beide Drachen. Ich bin an der Reihe, das Feuer zu schüren." Hm, mehr als schön. Temperamentvoll, stolz, willensstark. Es war ihr erstes Mal, also würde er die Führung übernehmen - das war von vornherein klar gewesen, aber das bedeutete nicht, dass Joseph einfach kampflos aufgab. Er liebte diesen entschlossenen Blick. „Dann schüre es.", befahl er verführerisch. Ich kann für dich da sein An deiner Seite gehen Kann Sorgen mit dir teilen Dich versuchen zu verstehen Kaum hatte er das gesagt, als seine Welt explodierte. Der heiße Mund, der seine Erregung liebkoste, löste eine Woge der Lust in ihm aus, die langsam anschwoll und durch seinen gesamten Organismus raste, unaufhaltsam, mit überschäumender Gewalt, besonders, als sich die Zunge hinzugesellte. Er warf den Kopf zurück, krallte seine Finger in die Bettdecke und rang nach Luft. Diese Form des Duellierens gefiel ihm sehr. Sie küssten sich wieder, streichelten sich gegenseitig, badeten in der Hitze und Leidenschaft ihrer Berührungen, ertranken in ihren geschärften Sinneswahrnehmungen, die jede Geste, und mochte sie noch so simpel sein, zu einer glühenden Spur werden ließen. Keuchen. Bebender Atem. Zwei Körper, die sich in einem Tanz vereinten, der so alt war wie die Menschheit. Ich will dir ein Licht sein wenn du im Dunkeln irrst Ich will dir Wärme geben wenn du im Dunkeln frierst „Seto...." „Joey...." Sie hatten die Positionen getauscht, auch wenn der Blonde versucht hatte, das zu verhindern. Er war widerspenstig und rebellisch, doch gerade diese Unbezähmbarkeit erregte Kaiba noch mehr, als es eine Unterwerfung getan hätte. Genau das wollte er - sein süßes, treues, hilfsbereites Hündchen, das zum zornigen Wolf werden konnte, wenn man nicht aufpasste. Sie waren sich ebenbürtig, innerhalb wie auch außerhalb des Schlafzimmers. Er schloss ihn in die Arme, presste ihn an sich, küsste und biss umsichtig in seine Halsbeuge, um ihn zu markieren. „Habe ich dir erlaubt, mir einen Knutschfleck zu machen?!" „Seit wann brauche ich dafür deine Erlaubnis?" Joey knurrte und schleuderte den verblüfften Jungmillionär zurück in die Kissen. Er streichelte eine seiner intimsten Stellen, während seine Lippen an den Brustwarzen saugten und sie mit den Zähnen reizten. Der Brünette unterdrückte mühsam einen Schrei, bog den Rücken durch und stieß hervor: „Gut so....mach es mir nur nicht zu leicht....wehre dich....so, wie du es immer getan hast....Zeig mir deine Krallen, Joseph...." Ich kann dich lieben wie‘s kein andrer vermag Ich kann dich lieben mit jedem Herzschlag Ich kann dich lieben Tag für Tag Ich kann dich lieben Ich kann dich lieben wie‘s kein andrer vermag Ich kann dich lieben mit jedem Herzschlag Ich kann dich lieben Tag für Tag Ich kann dich lieben Kann dich lieben Ich kann dich lieben Sie rollten in inniger Umarmung auf dem Bett herum, wobei abwechselnd einmal der eine und einmal der andere oben war und den Unterlegenen mit zärtlichen oder gewagten Liebkosungen bedachte. Schließlich gelang es Seto, den Kampf für sich zu entscheiden. Nackt und vor Begehren zitternd, lagen sie aufeinander, schwer atmend, eingehüllt in einen Kokon ihrer eigenen fleischlichen Hitze. „Ergibst du dich, Joey?" „Ich werde mich niemals ergeben!" „....Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest....!" Ihre Zungen verflochten sich in einem weiteren sinnlichen Spiel, ehe Kaiba sich widerwillig von seinem koibito löste und eine Tube Gleitgel aus der obersten Schublade seines Nachtkästchens hervorholte. Der Jüngere begutachtete sie staunend. „Wann hast du denn das gekauft?" „Vor einer Woche." „Aber letzte Woche hattest du doch so viel in der Firma zu tun. Hattest du überhaupt Zeit?" „Nein, eigentlich nicht. Ich habe Roland damit beauftragt." Diese Antwort versetzte den Blondschopf in einen Heiterkeitsausbruch. Zuerst gluckste er, was alsbald in ein Kichern überging und schließlich lachte er aus voller Kehle. „He, was ist los? Mir ist der Witz wohl entgangen." „Das liegt daran, dass dir meistens gar nicht klar ist, was du manchmal von deinen Angestellten verlangst. Ich stelle mir gerade vor, wie der arme Roland hochrot in der Apotheke steht und Gleitgel aussucht....was ist denn das für eins? Oh, Vanillegeschmack!" Seto musste unweigerlich grinsen. „Du hast recht. Daran habe ich gar nicht gedacht...." „Du solltest mal sein Gehalt erhöhen." „Genehmigt." Sie sahen einander an, lächelten liebevoll. Sanft, aber bestimmt, begann der Ältere damit, seinen Schatz vorzubereiten, und Joey, der ihm völlig vertraute, ließ sich fallen. Er hatte keine Angst, das einzige, was er verspürte, waren Glück und Erfüllung. Die Lust in seinem Inneren kehrte mit verschlingender Macht zurück, drang in sämtliche Nervenzellen und raubte ihm sein bewusstes Ich. Alles um ihn herum stürzte ein. Ich will dein Licht sein Ich will dir Wärme geben Ich will dein Licht sein Yeah yeah Ich will dein Licht sein Ich will dir Wärme geben Ich will dein Licht sein Will dir Wärme geben Ich kann dich lieben wie‘s kein andrer vermag Ich kann dich lieben mit jedem Herzschlag Ich kann dich lieben Tag für Tag Ich kann dich lieben Ihre Vereinigung spülte jeden noch vorhanden rationalen Gedanken mit sich fort. Eine Welle rauschhaften Entzückens, eine Symphonie des Fühlens und Empfindens, begleitet und getragen von der Versicherung ihrer gegenseitigen Liebe, brach über ihnen zusammen. Sie gingen unter in einem Meer der Ekstase, klammerten sich aneinander, als ihre Kräfte sie verließen und träumerische Erschöpfung über sie kam. Lange blieben sie so liegen, eng aneinander geschmiegt, bevor Seto sich aufrichtete und sich auf die Seite rollte. Er fasste Joey an der Hand und küsste sie. „Danke." „Warum bedankst du dich?" „Weil du dich mir geschenkt hast. Es ist sehr schön, zu wissen, dass du mir so vertraust." „He, ich hatte Geburtstag, vergiss das nicht. Du hast dich auch mir geschenkt, oder nicht? Und da dir das Vertrauen zu anderen Menschen stets sehr schwergefallen ist, ist dieser Beweis deines Vertrauens umso wertvoller. Ich danke dir von Herzen, Seto." Er kuschelte sich an ihn und der Meisterduellant umarmte ihn. Beide lauschten sie dem Herzschlag des anderen und seinen ruhigen Atemzügen. Sie schliefen schnell ein, geborgen und zufrieden, in dem Bewusstsein, morgen wieder nebeneinander aufzuwachen.... Lieben Ich kann dich lieben wie‘s kein andrer vermag Ich kann dich lieben mit jedem Herzschlag Ich kann dich lieben Tag für Tag Ich kann dich lieben Auch noch nicht das Ende Kapitel 40: Nachts, wenn uns keiner sieht ----------------------------------------- Bonuskapitel: Nachts, wenn uns keiner sieht (Adult-Version) Auf der Hotelterrasse eines Fünf-Sterne-Luxusbunkers saß André Cartier und tippte eifrig eine e-mail auf seinem Laptop. Er trug legere Kleidung, die grauen Augen waren hinter einer Sonnebrille verborgen. „Na, an wen schreibst du, mein Schatz?" Weiche Lippen küssten seine Schläfe und er wandte sich lächelnd an den attraktiven blonden Mann, der ihm einen verführerischen Früchtecocktail von der Bar mitgebracht hatte, während er selbst einen Eiskaffee schlürfte. „An Joey. Ich wollte ihm schon längst zu seinem achtzehnten Geburtstag gratulieren, aber ich habe es in den letzten Tagen völlig vergessen." „Ich habe dir auch nicht viel Zeit gelassen, um andere Dinge zu tun, die nicht mich betrafen, oder?", erwiderte Souichi grinsend und setzte sich ihm gegenüber in einen der gepolsterten Korbsessel. André und er waren an die Riviera gefahren, um ihr Einjähriges zu feiern. Der junge Millionär hatte sich durch seine Beziehung zu dem Franzosen zum Besseren verändert, er war ehrlicher mit sich selbst und seinen Gefühlen geworden und war unsagbar glücklich, dass André seine Liebe teilte. Nach der Niederlage im großen Duell hatten sie begonnen, ihre strapazierte Freundschaft wieder zu kitten und der Jüngere hatte die tiefen Empfindungen seines Kindheitskameraden akzeptiert und nach und nach gelernt, den Mann in ihm zu sehen, bis auch sein Herz eine endgültige Entscheidung getroffen hatte. Oh, Souichi konnte immer noch äußerst kaltschnäuzig sein gegenüber Leuten, die er nicht mochte oder als minderwertig erachtete, aber das gemeinsame Leben mit André hatte das doch ziemlich gemildert. „Wie geht es ihm denn?" „Du erkundigst dich nach deinem ehemaligen Rivalen?" „Die Betonung liegt auf ‚ehemalig‘. Der Bursche ist in Ordnung - er hat dich zu dem Duell mitgebracht und ich gehe jede Wette ein, dass er wollte, dass wir uns aussprechen. Außerdem hat er Kaiba gezähmt....das ist mehr als beeindruckend." „Gezähmt, wie? Der Weiße Drache in den Fängen des Schwarzen Drachen....wie passend!" Er klickte auf „Senden" und der Glückwunsch zum achtzehnten Geburtstag verschwand in den Weiten des Internets, auf dem Weg nach Domino City, Japan. „Nie wieder!!!!" Diese lautstarke, eindeutige Erklärung stammte von Duke Devlin, der in höchster Verzweiflung mit buntbedrucktem Geschenkpapier hantierte und sich angestrengt bemühte, eine teure Porzellanfigur des Schwarzweißen Vier-Flügel-Drachens einzupacken. Tristan, der sein Präsent, einen funkelnagelneuen Motorradhelm, bereits eingetütet hatte, warf ihm einen amüsierten Blick zu. „Da bist du nun ein Spiele-Magnat und kannst nicht mal mit Tesafilm umgehen!" „Ich bin handwerklich nicht geschickt, das weißt du genau! Spiele erfinden, das funktioniert am Computer, aber verlang von mir, irgendwas zusammenzukleben, und ich bringe es fertig, den Kleber überall hin zu schmieren, nur nicht dahin, wo er hin soll!" „Du willst mir erzählen, dass du zwei linke Hände hast?" „Sofern es das Einpacken angeht - ja! Vielleicht liegt‘s auch am Geschenk....eine hübsche rechteckige Schachtel einzuwickeln ist einfacher, als eine Porzellanfigur mit lauter Ecken und Kanten und Rundungen und Spitzen....und der Helm war auch leicht!" „Soll ich es machen?" „Tris - wenn du glaubst, dass Duke Devlin sich von Geschenkpapier zum Narren halten lässt, dann hast du dich getäuscht!!" „Wenn du es sagst...." Nachdem der Schwarzhaarige sein Geschenk glücklich eingewickelt hatte, zogen sich die beiden für die Geburtstagsfeier in der Kaiba-Villa um und ließen sich schließlich von Dukes Chauffeur vor das imposante Portal kutschieren. Franklin, der sehr korrekte Butler, begrüßte sie förmlich und führte sie in die Empfangshalle. Ein Dienstmädchen mit einem silbernen Tablett servierte perlenden Sekt in langstieligen Gläsern; Yugi und Ryo waren bereits da und prosteten sich lächelnd zu. Sie waren sehr gewachsen in den letzten Monaten, besonders der ehemals so kleine König der Spiele, und auch ihre Gesichter waren männlicher als früher. Sie ähnelten ihren dunklen Alter Egos mehr als je zuvor. Die besagten Alter Egos hatten sich übrigens für ein normales Leben entschieden und waren vollends dazu übergegangen, mit realen Körpern zu existieren. Momentan arbeiteten sie im Game Shop, um Geld zu verdienen, manchmal übernahm Yami aber auch Führungen im historischen Museum der Stadt. Vor zwei Wochen waren er und Bakura in Urlaub gefahren - natürlich nach Ägypten. Anlässlich Joeys Volljährigkeit wurden sie jedoch pünktlich zurückerwartet. „Duke, Tristan, da seid ihr ja! Wie immer in der letzten Minute! Eure Geschenke könnt ihr auf dem Gabentisch drapieren - die Treppe rauf, rechts, links, nochmal eine Treppe rauf und dann immer der Nase nach, da ist die Partyhöhle.", erklärte der Bunthaarige grinsend. „Die was?!" „Die Partyhöhle. Joey-Japanisch für ‚Festsaal‘. Geht schon mal vor, wir kommen nach, sobald Atemu und Aton endlich aufgetaucht sind. Meinst du, ihr Flug hatte Verspätung?", wandte er sich an Ryo, der seine silberweiße Mähne zu einem Zopf gebunden hatte und in dem hellblauen Hosenanzug unnachahmlich elegant aussah. „Keine Ahnung. Vielleicht hat Aton was mitgehen lassen und jetzt stecken sie im Zoll fest." „Das wäre ihm zuzutrauen...." „Das ist pure Verleumdung!!!", ertönte in dieser Sekunde eine laute Stimme und kurz darauf standen der Pharao und der Grabräuber vor ihnen, beide braungebrannt und nach dem sonnigen Kairo ein wenig ernüchtert von Dominos Wintertemperaturen (he - es ist Januar, ihr Genies!); Aton hatte sich die Haare schneiden lassen, sodass er, abgesehen von der fehlenden Narbe, seinem vergangenen Äußeren sehr nahe kam. „Wow, toll, ihr habt es fast rechtzeitig geschafft! Und klasse seht ihr aus - wie Kaffee mit zu wenig Milch drin!" In der „Partyhöhle" hatten Tristan und Duke inzwischen ein paar weitere Gäste getroffen: Serenity, Mokuba, Mai, Raphael, Allister und Varon. Letztere waren offensichtlich ein Paar, wenn man die Blicke zwischen ihnen richtig interpretierte. Der Saal bot genügend Platz zum Tanzen, man hatte links und rechts vom Gabentisch ein kaltes und ein warmes Buffet aufgebaut, die Wände waren mit Girlanden, Luftschlangen und Ballons geschmückt, am anderen Ende befand sich die vornehm gedeckte Geburtstagstafel, wo die Gäste speisen würden. Für Musik würde derselbe DJ sorgen, der vor zwei Jahren bei der Feier des berühmten Comte aufgespielt hatte. Als schließlich auch Yugi und Co. den Saal betraten, glänzten nur noch Kaiba und Joey durch Abwesenheit, aber nicht lange. Ein Tusch erklang, die Flügeltüren wurden von zwei eilfertigen Pagen geöffnet und das Paar erschien. Sie waren im Partnerlook gekleidet, enge Hosen in Weiß und Schwarz, Gürtel, weißer und schwarzer Rolli, beide bedruckt mit dem verschnörkelten Motiv eines chinesischen Drachen, der eine blau, der andere rot. Ihre Ketten mit den Drachenanhängern hatten sie in je eine Hosenschlaufe eingefädelt, sodass der entsprechende Drache bei jeder Bewegung tanzte und schimmerte. „Umwerfend", wisperte Serenity Mokuba ins Ohr und dieser machte begeistert ein Foto. Seto sah den Blondschopf zärtlich an und begann seine Rede: „Joey, heute feiern wir gemeinsam deinen achtzehnten Geburtstag. Du weißt, dass ich in solchen Momenten kein Talent dafür habe, große Worte zu machen. Ich kann nur sagen, dass ich dich herzlichst beglückwünsche und dass ich hoffe, dass wir noch viele Jahre zusammenbleiben werden." Sein kleiner Bruder nickte im Stillen zu diesen Worten, während die anderen klatschten. In den vergangenen zwei Jahren hatte Joey seinem Nii-san dabei geholfen, seine Menschlichkeit zu entdecken und zu akzeptieren. Er hatte ihn gelehrt, seine Gefühle nicht mehr weg zu sperren oder als Schwäche zu betrachten, sondern sie anzunehmen und sich auch einmal nach dem zu richten, was sein Herz ihm sagte und nicht sein Verstand. Seto hatte den Geschäftsmann in seinen privaten Angelegenheiten zurückgedrängt und ließ den Menschen entscheiden. Was Kagashi und den Rest der unerträglichen Presse betraf, so drohten ihnen nun rechtliche Schritte, falls sie es wagen sollten, unerlaubte Fotos oder Berichte zu veröffentlichen, und jeder Reporter, der jemals einen Fuß in die Kaiba-Villa gesetzt hatte (zwecks Interview, Homestory und ähnliches), musste eine gerichtliche Verfügung unterschreiben, mit der er sich verpflichtete, nichts zu publizieren, was nicht von Mr. Kaiba und Mr. Wheeler abgesegnet worden war. „Vielen Dank, mein Schatz, auch dafür, dass meine Freunde hier feiern dürfen und du sie nicht gleich hinausgeworfen hast. Ich freue mich, dass ihr alle kommen konntet - lange Rede, kurzer Sinn, ihr habt die Erlaubnis, euch aufs Buffet zu stürzen....sobald ich meine Geschenke ausgepackt habe!" Er warf sich mit seinem typischen Elan in diese Aufgabe. Der Porzellanfigur von Duke würde er einen Ehrenplatz auf seinem Nachtkästchen zuweisen. Den schicken Motorradhelm von Tristan mit dem Flammenmuster würde er morgen oder spätestens übermorgen mit einer Spritztour einweihen. Yugi hatte ihm eine Box für sein Deck geschenkt, allerdings keines dieser Billigmodelle aus schnödem Plastik, sondern eines aus Holz, mit goldener Namensgravur. „Ist ja nicht zu fassen! Hast du ‘nen Geldscheißer, Alter?" „Nein, ein gutes Bankkonto und einen sparsamen Charakter." „Ah so. Und was haben wir hier? Ein Buch von Ryo. ‚Die Geschichte der Mode. Ein Führer durch die Jahrhunderte‘. Hey, super! Und was ist das?" „Das ist von Allister, Raphael und mir.", erklärte Varon. „Wir haben zusammengelegt und hoffen, dass es dir gefällt. Es müsste prima zu deinem neuen Helm passen." Das Präsent entpuppte sich als komplette Motorradklamottengarnitur im Stil der drei Schenkenden - soll heißen, eng, freizügig, natürlich aus Leder und absolut sexy. Dem Model entfuhr ein kesser Pfiff. „Stark, ehrlich stark! In die Hose muss ich mich reinzwängen, so eng, wie die aussieht....aber bei meiner Figur kann ich‘s mir leisten. Die Stiefel sind cool, mit silbernen Flammen bemalt - irgendwie scheint man mit mir gerne Feuer zu verbinden, wie?" „Wundert dich das?" „Eigentlich nicht. Und dieser Mantel....mit Gürtelschnallen, aber hallo! Jetzt kann ich dir Konkurrenz machen, Seto! Der Gürtel mit der Drachenschnalle ist echt heiß....und dieses schwarze Top....so kurz....ist das bauchfrei?! Leute, dank euch werde ich noch den Asphalt schmelzen, wenn ich darüber hinwegdüse!" Atemu und Aton hatten ebenfalls ihre Barmittel zusammengeworfen, um ihm direkt aus Ägypten ein phänomenales Schmuckset mitbringen zu können: eine breite Halskette, kleine, aber exquisite Ohrringe mit glutroten Steinen, mehrere Armreife und Ringe sowie ein Kettchen für die Fußknöchel. Das Geburtstagskind war außerordentlich beeindruckt. Von Mai bekam er die neue CD seiner Lieblingsband, Mokuba schenkte ihm einen Hundeanhänger aus Plüsch für seinen Schlüssel, damit sich die Schildkröte von Serenity nicht mehr so einsam fühlte, wie er sagte. Als Extra gab‘s zusätzlich noch eine Schachtel Pralinen mit weißer Schokolade. Seine Schwester hatte für ihn, weil er so zerstreut war, einen Notizblock-Clown gebastelt. Wenn man an dem Stift zog, der unten an einer Schnur baumelte, bewegten sich Arme und Beine des Clowns wie bei einem Hampelmann. Er bestand aus fester Pappe und das Mädchen hatte einige Stunden daran gearbeitet. „Oh, ist der niedlich! Wie nett er lacht! So ein Notizblock gefällt mir! Seto hat mir vor Ewigkeiten schon einen Timer geschenkt, aber das Ding ist mir zu unpersönlich. Apropos Seto....was hast du dir ausgedacht?" „Das muss du selbst herausfinden. Pack es aus, es ist das letzte." Joey durchtrennte das Geschenkband und schnitt vorsichtig die Klebestreifen auseinander. Es waren nur drei Stück. „Von meinem Freund könntest du dir mal ‘ne Scheibe abschneiden, Duke. Du hast dein Geschenk von oben bis unten mit Tesa eingekleistert. Da war mehr Tesa dran als Papier!" „Kein Kommentar!" „Oh, noch ein Buch. Nein, falsch, das ist ein Album." Er betrachtete den Einband. Er war leuchtend rot, in der Mitte prangte ein Bild von ihm und Kaiba, das am Tag ihres großen gemeinsamen Duells aufgenommen worden war. Darüber stand in schwungvollen Buchstaben: „Am Anfang war". Er blätterte zur ersten Seite, wo die Überschrift fortgesetzt wurde mit „....das Schulprojekt". Dort prangte eine Kopie des Beurteilungsschreibens ihres gemeinsamen Sozialkundeberichts, für den sie eine Eins eingeheimst hatten. Darum herum waren weitere Fotos eingeklebt worden, von Schulfesten, Klassenfahrten und ähnlichem, wo man Joey und Kaiba noch in bester Manier abgelichtet hatte - sich zankend, einander wütend anfunkelnd. Die folgenden Seite waren überschrieben mit „Erste Woche, Tag Eins", „Erste Woche, Tag Zwei", und so weiter, bis „Dritte Woche, Tag Neunzehn". Fotos, Collagen, schriftliche Bemerkungen oder Hinweise und andere Details, wie etwa der Text des Liedes, zu dem sie auf der Party des Comte getanzt hatten, das sorgsam geglättete Papier von Nougatschokolade, die kleine Probepackung des „Wild Dreams"-Parfüms, das Rezept für Man Tou mit Vanillepudding, all diese Kleinigkeiten des Schulprojektes waren in diesem Album verewigt. Auf der letzten Seite befand sich eines ihrer aktuellen Bilder, sie beide Arm in Arm, ein Sticker des Red-Eyes-Black-Dragon und ein Sticker des Blue-Eyes-White-Dragon darunter, ein großes gemaltes Herz umrahmend, in das Seto ihre Initialen geschrieben hatte, verbunden durch ein Pluszeichen. Joey musste schlucken. „Das....das ist wunderschön....vielen, vielen Dank, koibito!" Er zog ihn an sich und küsste ihn leidenschaftlich, während seine Gäste ihn hochleben ließen und applaudierten. Später wurde ausgiebig getanzt, der DJ wurde seinem Honorar gerecht, das Buffet war köstlich, der Alkohol floss in Strömen (jedenfalls bei denen, die Alkohol trinken durften), man unterhielt sich, lachte zusammen und verlebte einen wunderbaren Abend. Gegen halb ein Uhr morgens verabschiedeten sich die ersten und um Punkt eins waren der Blonde und der Firmenchef wieder allein. Mokuba und Serenity hatten sich bereits etwas früher ins Bett verkrümelt. Die Zeit der Überraschungen war allerdings noch nicht vorbei, wie der nunmehr Achtzehnjährige erfahren sollte. Er hatte schnell geduscht, war in seinen Pyjama geschlüpft und fragte sich allmählich, wo sein Schatz so lange blieb. Als das Licht im Schlafzimmer auf Dämmer gedreht wurde, stieg ein Kribbeln in ihm nach oben. Bisher waren sie in ihrer Beziehung noch nicht über Petting hinausgegangen, aber ihn beschlich plötzlich das Gefühl, dass sich das heute ändern würde. „Seto....?", hauchte er in das Halbdunkel des Raumes. Eine Art Schnurren antwortete ihm und ein Schatten schälte sich aus der Badezimmertür. „Ich habe dich doch immer damit geneckt, dass du ein Hund bist", meinte der Brünette leise und schlich näher, „und im Gegenzug nennst du mich deinen Kater. Du bist schon häufiger als Hund in Erscheinung getreten, beispielsweise bei Duke, sodass ich mir dachte, ich sollte den Spieß einmal umdrehen - das ist nur fair. Was sagst du?" Nicht viel. Eigentlich gar nichts, denn er starrte bloß. Setos schlanker, feingliedriger und doch muskulöser Körper steckte in einem schwarzen Ganzkörperanzug und überließ fast nichts der Fantasie; jede Sehne, jede Linie zeichnete sich markant ab, mochten es die ellenlangen Beine, die wundervoll schmalen Hüften, die Muskeln des Torso, die geschmeidigen Arme, der durchtrainierte Rücken oder der knackige Hintern sein. Über dem Anzug trug er eine knappe, ärmellose Lederweste, die mit bauschigem, braunem Fell geschmückt war, passend zu seiner Haarfarbe. Das Halsband war mit silbernen Zacken verziert, mit einem ebenfalls silbernen Gürtel wurde ein Schwanz an das Kostüm angefügt. Passende Ohren hatte er zwar keine, aber der Anblick war katzenhaft genug. Mit langsamen, grazilen Bewegungen näherte sich der Jungmillionär dem Bett, wobei er in die Knie sank und auf allen vieren heran kroch, zweifellos lasziver, als eine echte Katze das je hinbekommen hätte. Das dämmrige Licht tat das übrige, um seinen sexy Körper wirkungsvoll in Szene zu setzen. Ich kann dir nicht versprechen dir die Sterne vom Himmel zu stehlen Kann dir nicht versprechen auf alle Fragen eine Antwort zu geben Er kletterte auf die Bettstaat, postierte sich direkt über Joey, der ihn immer noch anstarrte, und flüsterte verlockend: „Deinem Kater ist kalt, Geliebter. Du hast ihn zu lange draußen warten lassen. Er möchte, dass du ihn wärmst." Ihre Lippen vereinten sich in einem unsagbar zärtlichen Kuss. Erst nach und nach beteiligten sich auch ihre Zungen an dem Spielchen; innig, sehnsüchtig, und doch seltsam sanft und neugierig, begannen sie die Erkundung des anderen. Joey berührte das weiche Fell am Rücken und wanderte mit den Fingern über den empfindlichen Nacken, bis zu dem Halsband, das er gemächlich öffnete und achtlos auf den Teppich warf. Er neigte sich vor und nippte an dem linken Ohrläppchen, während Kaiba sein Pyjamaoberteil aufknöpfte. Eine heiße Zunge glitt über seine Kehle, fuhr die Konturen seines Adamsapfels nach und kümmerte sich anschließend wieder um die erregbare Stelle hinter dem Ohr, diesmal beim rechten. Warme Hände strichen über den hautengen Anzug, ertasteten jede Kurve, jede Erhebung, prägten sich jeden Fleck dieses gestählten männlichen Körpers ein, der unter eben diesen Händen genüsslich erschauerte. Seto, der mittlerweile auf Joeys Schoss saß, schleuderte den Pyjama zu Boden und streichelte diese zarte gebräunte Haut, erforschte sie Millimeter für Millimeter mit Lippen und Zunge, nahm ihren Geschmack in sich auf, liebkoste die härter werdenden Brustwarzen und sog seinen unverwechselbaren Duft bis tief in seine Lungen. Der Blonde hatte inzwischen von dem Ohr abgelassen und zog seinem Schatz die Lederweste aus. Nachdem sie entfernt war, entdeckte er auch den Reißverschluss des Anzugs. Mit dem Mund öffnete er ihn ein Stück, um die erhitzte Haut darunter freizulegen, und begab sich auf Wanderschaft, leckte, küsste, biss behutsam, während seine Finger immer noch auf und ab liefen, den Rücken entlang, über die Seiten, die Beine, und von dort zurück zum Po, wo sie zärtlich das Sitzfleisch massierten. Ihre Erregung wuchs, erstes Stöhnen wurde laut. Kann keine Meere teilen Nicht in die Zukunft sehen Kann keinen Berg versetzen Die Geschichte nicht verdrehen Wie in Zeitlupe schälte Joey den Älteren aus seinem Anzug, entblößte seinen makellosen Oberkörper bis zum Lendenansatz. Der Gürtel, der im Weg war, wurde samt angehängtem Schwanz irgendwo in die Weiten des Zimmers befördert. Seine brennenden Lippen rutschten tiefer, verwöhnten, nachdem sie mit den Brustwarzen gespielt hatten, die Brust bis hinab zum Bauch, saugten an der festen Haut, küssten ohne Unterlass alles, was sich ihnen feilbot. Die Zunge tauchte in den Nabel, tanzte dort eine Weile in quälend endlosen Kreisen, ehe sie zu einem erneuten Kampf aufgefordert wurde. Der Meisterduellant rollte sich danach vom Schoss seines Liebsten herunter und schob seine Pyjamahose nach unten. Sie landete neben dem Oberteil. Sie schlangen die kräftigen Arme umeinander, küssten sich wieder, glühend, verzehrend, einfach nur hungrig nach der Wärme und Geborgenheit des jeweils anderen. Ihre Unterleiber rieben sich aneinander, fachten die Flammen ihrer Leidenschaft noch mehr an. Kaiba vergrub seine Nase in dem goldenen Haar, brachte es durcheinander, berührte sacht die Stirn, die geschlossenen Augenlider, das Brustbein und den Bauch mit seinen feuchten Lippen, blies seinen heißen Atem über feingemeißelte Muskeln und lauschte ihrem beiderseitigen Keuchen. Hingegeben, sinnlich, so klang es. Ich kann dir nicht versprechen die Welt zum Stehen zu bewegen Kann dir nicht versprechen alle Meere zu durchsegeln Kann Geschehenes nicht ändern Die Zeit nicht rückwärts drehen Kann Wunder nicht herbeiführen und nicht durchs Feuer gehen Sie sahen sich an, schweigend. Sie hatten sich schon häufiger so berührt, aber der Blondschopf begriff durchaus, dass Seto beabsichtigte, einen Schritt weiter zu gehen. Erst vor kurzem hatten sie darüber gesprochen, ob sie es nicht endlich wagen wollten, ob sie sich einander nicht ganz schenken wollten. Sein achtzehnter Geburtstag lieferte einen passenden Rahmen. „Das hast du doch geplant, oder?", erkundigte sich Joey in spitzbübischem Tonfall. „Schon seit dem Frühstück hast du so schrecklich geheimnisvoll getan wegen irgendeiner Überraschung. Dass die Überraschung so intim sein würde, hatte ich nicht unbedingt erwartet." „Wirklich nicht? Sie gefällt dir hoffentlich?" „Hmmm....Seto Kaiba in einem hautengen schwarzen Anzug mit Halsband....im Ernst: Wem würde das nicht gefallen? Dass du sowas überhaupt machst...." „Für dich muss ich mich schon ein bisschen anstrengen. Die meisten halten dich zwar für ein einfaches Gemüt, aber du kannst auch verdammt anspruchsvoll sein. Das sieht man ja an der Wahl deines Liebhabers." Er lachte leise, bevor er ihre Zungen in ein erotisches Duell verwickelte. Es war der feurigste Kuss bisher, heftig, beinahe gierig, in dessen Verlauf geschickte Hände auch noch die Shorts los wurden. Joseph, jetzt vollkommen nackt, schmiegte sich verlangend an den Braunhaarigen, genoss die intensiver werdende Reibung zwischen ihren Erregungen und beantwortete jeden Druck, jede Zärtlichkeit, jede Liebkosung mit gleicher Intensität. Ihr Blut hatte sich in flüssiges Feuer verwandelt, in wilder, enthemmter Sehnsucht pressten sie ihre Körper aneinander. Hände und Lippen begaben sich erneut auf Wanderschaft, suchten, reizten, schmeckten, ertasteten und liebten, was sie fanden. Ich kann dich lieben wie‘s kein andrer vermag Ich kann dich lieben mit jedem Herzschlag Ich kann dich lieben Tag für Tag Ich kann dich lieben Joey wand sich geschmeidig unter seinem Geliebten und befreite ihn endgültig aus dem schwarzen Anzug. Zu entdecken, dass der Firmenchef unter dem Latex die ganze Zeit über nackt gewesen war, verstärkte die Betörung, die er ausstrahlte. Kaiba fing an, die Erektion seines Schatzes zu verwöhnen: Er leckte die Unterseite des Glieds entlang, reizte die Eichel und wurde schließlich, als er die harte Männlichkeit in den Mund führte, um langsam daran zu saugen, mit einem tiefen, lustvollen Stöhnen belohnt. Er fühlte, wie der Jüngere sich unter ihm spannte wie ein lebendiger Bogen, sich den kühnsten Berührungen willig darbot. Er ließ für einen Moment von seinem besten Stück ab und betrachtete ihn. Das wirre blonde Haar war an den Spitzen und am Halsansatz feucht vom Schweiß, der die reine Haut benetzte, einige Strähnen klebten ihm in der Stirn. Die Augen waren geschlossen, die Wangen gerötet, die Zunge leckte über seine vollen Lippen, ein Bild der puren Hingabe. Er war schön. Schöner als alles, was Seto je gesehen hatte. Plötzlich wurde er gewahr, dass die goldbraunen Seelenspiegel ihn anblickten. Flammen züngelten in ihnen, herausfordernd, kämpferisch. Eine Hand strich durch dieses helle, dichte Haar, in einer ungemein lasziven Art. Bevor er reagieren konnte, hatte Joey ihn in die Laken gedrückt und schwebte nun seinerseits über ihm. Er neigte sich zu seinem Ohr und flüsterte heiser: „Dachtest du wirklich, ich würde mich dir nicht widersetzen? Hund oder Katze, das spielt keine Rolle. Wir sind beide Drachen. Ich bin an der Reihe, das Feuer zu schüren." Hm, mehr als schön. Temperamentvoll, stolz, willensstark. Es war ihr erstes Mal, also würde er die Führung übernehmen - das war von vornherein klar gewesen, aber das bedeutete nicht, dass Joseph einfach kampflos aufgab. Er liebte diesen entschlossenen Blick. „Dann schüre es.", befahl er verführerisch. Ich kann für dich da sein An deiner Seite gehen Kann Sorgen mit dir teilen Dich versuchen zu verstehen Kaum hatte er das gesagt, als seine Welt explodierte. Der heiße Mund, der sein steifes Glied liebkoste, löste eine Woge der Lust in ihm aus, die nach und nach anschwoll und durch seinen gesamten Organismus raste, unaufhaltsam, mit überschäumender Gewalt, besonders, als sich die Zunge hinzugesellte. "Hmm....ah, Joey...." Zwischenzeitlich pumpte Joey in einem fast gemächlichen Rhythmus, auf und ab, auf und ab, bis er entschied, wieder seinen geschickten Mund einzusetzen, der sich zart und doch innig um die Erektion schloss. Seto warf den Kopf zurück, krallte seine Finger in die Bettdecke und rang nach Luft. Diese Form des Duellierens gefiel ihm sehr. Sie küssten sich wieder, streichelten sich gegenseitig, badeten in der Hitze und Leidenschaft ihrer Berührungen, ertranken in ihren geschärften Sinneswahrnehmungen, die jede Geste, und mochte sie noch so simpel sein, zu einer glühenden Spur werden ließen. Keuchen. Bebender Atem. Zwei Körper, die sich in einem Tanz vereinten, der so alt war wie die Menschheit. Ich will dir ein Licht sein wenn du im Dunkeln irrst Ich will dir Wärme geben wenn du im Dunkeln frierst „Seto...." „Joey...." Sie hatten die Positionen getauscht, auch wenn der Blonde versucht hatte, das zu verhindern. Er war widerspenstig und rebellisch, doch gerade diese Unbezähmbarkeit erregte Kaiba noch mehr, als es eine Unterwerfung getan hätte. Genau das wollte er - sein süßes, treues, hilfsbereites Hündchen, das zum zornigen Wolf werden konnte, wenn man nicht aufpasste. Sie waren sich ebenbürtig, innerhalb wie auch außerhalb des Schlafzimmers. Er schloss ihn in die Arme, presste ihn an sich, küsste und biss umsichtig in seine Halsbeuge, um ihn zu markieren. „Habe ich dir erlaubt, mir einen Knutschfleck zu machen?!" „Seit wann brauche ich dafür deine Erlaubnis?" Joey knurrte und schleuderte den verblüfften Jungmillionär zurück in die Kissen. Er streichelte die Spitze seiner Erregung und glitt von dort, immer noch streichelnd, zu den Hoden, während seine Lippen an den Brustwarzen saugten und sie mit den Zähnen reizten. Der Brünette unterdrückte mühsam einen Schrei, bog den Rücken durch und stieß hervor: „Gut so....mach es mir nur nicht zu leicht....wehre dich....so, wie du es immer getan hast....Zeig mir deine Krallen, Joseph...." Ich kann dich lieben wie‘s kein andrer vermag Ich kann dich lieben mit jedem Herzschlag Ich kann dich lieben Tag für Tag Ich kann dich lieben Ich kann dich lieben wie‘s kein andrer vermag Ich kann dich lieben mit jedem Herzschlag Ich kann dich lieben Tag für Tag Ich kann dich lieben Kann dich lieben Ich kann dich lieben Sie rollten in inniger Umarmung auf dem Bett herum, wobei abwechselnd einmal der eine und einmal der andere oben war und den Unterlegenen mit zärtlichen oder gewagten Liebkosungen bedachte. Schließlich gelang es Seto, den Kampf für sich zu entscheiden. Nackt und vor Begehren zitternd, lagen sie aufeinander, schwer atmend, eingehüllt in einen Kokon ihrer eigenen fleischlichen Hitze. „Ergibst du dich, Joey?" „Ich werde mich niemals ergeben!" „....Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest....!" Ihre Zungen verflochten sich in einem weiteren sinnlichen Spiel, ehe Kaiba sich widerwillig von seinem koibito löste und eine Tube Gleitgel aus der obersten Schublade seines Nachtkästchens hervorholte. Der Jüngere begutachtete sie staunend. „Wann hast du denn das gekauft?" „Vor einer Woche." „Aber letzte Woche hattest du doch so viel in der Firma zu tun. Hattest du überhaupt Zeit?" „Nein, eigentlich nicht. Ich habe Roland damit beauftragt." Diese Antwort versetzte den Blondschopf in einen Heiterkeitsausbruch. Zuerst gluckste er, was alsbald in ein Kichern überging und schließlich lachte er aus voller Kehle. „He, was ist los? Mir ist der Witz wohl entgangen." „Das liegt daran, dass dir meistens gar nicht klar ist, was du manchmal von deinen Angestellten verlangst. Ich stelle mir gerade vor, wie der arme Roland hochrot in der Apotheke steht und Gleitgel aussucht....was ist denn das für eins? Oh, Vanillegeschmack!" Seto musste unweigerlich grinsen. „Du hast recht. Daran habe ich gar nicht gedacht...." „Du solltest mal sein Gehalt erhöhen." „Genehmigt." Sie sahen einander an, lächelten liebevoll. Sanft, aber bestimmt, begann der Ältere damit, seinen Schatz vorzubereiten, und Joey, der ihm völlig vertraute, ließ sich fallen. Er hatte keine Angst, das einzige, was er empfand, waren Glück und Erfüllung. Heftig stöhnend, spürte er dem Eindringen des ersten Fingers nach, dem alsbald ein zweiter folgte, um ihn zu weiten. Er hatte keine konkrete Vorstellung von dem, was sein Geliebter da unten eigentlich tat, aber die Lust in seinem Inneren kehrte mit verschlingender Macht zurück, schoss in sämtliche Nervenzellen und raubte ihm sein bewusstes Ich. Als der dritte Finger hinzugenommen wurde und ein abrupter Blitz glühender Begierde ihn durchzuckte, stürzte alles ein. Ich will dein Licht sein Ich will dir Wärme geben Ich will dein Licht sein Yeah yeah Ich will dein Licht sein Ich will dir Wärme geben Ich will dein Licht sein Will dir Wärme geben Ich kann dich lieben wie‘s kein andrer vermag Ich kann dich lieben mit jedem Herzschlag Ich kann dich lieben Tag für Tag Ich kann dich lieben „....ah....oh Seto...." „Sei....ganz ruhig...." Kaiba zügelte sich beinahe gewaltsam, als die unbeschreibliche Hitze und wunderbare Enge des Blonden ihn umgaben. Wie sehr sehnte er sich danach, in diesem göttlichen Körper die Erlösung zu erfahren! Aber er wollte ihm auch möglichst keine Schmerzen zufügen, und so verblieb er eine Weile in abwartender Haltung, damit Joey sich an das Gefühl gewöhnen konnte. Ein sinnlicher, fordernder Seufzer ließ ihn erkennen, dass der andere bereit war und er begann, sich geschmeidig zu bewegen. Das schöne Gesicht, das trotz seiner Behutsamkeit Zeichen des Schmerzes trug, schien sich allmählich zu entspannen, die makellosen Beine schlangen sich um ihn, seine Stöße wurden schneller, drängender. Ihre gemeinsame Wollust trieb sie wie im Fieber den Gipfel hinauf; agierend wie eine Einheit, verrieten nur ihre gepressten Schreie die Heftigkeit ihrer brennenden Leidenschaft. Ihre Vereinigung spülte jeden noch vorhanden rationalen Gedanken mit sich fort. Eine Welle rauschhaften Entzückens, eine Symphonie des Fühlens und Empfindens, begleitet und getragen von der Versicherung ihrer gegenseitigen Liebe, brach über ihnen zusammen. Joey kam mit dem Namen seines Liebsten auf den Lippen, ein heiseres, langgezogenes Wort, das in einem schwachen, hingegebenen Keuchen endete. Undeutlich nahm er wahr, wie ihn wenig später flüssiges Feuer füllte und sein Name, kehlig und tief, wiederum Setos sexuellen Höhepunkt begleitete. Sie gingen unter in einem Meer der Ekstase, klammerten sich aneinander, als ihre Kräfte sie verließen und träumerische Erschöpfung sich über sie senkte. Lange blieben sie so liegen, eng aneinander geschmiegt, bevor der Brünette sich aufrichtete und sich auf die Seite rollte. Er fasste den Jüngeren an der Hand und küsste sie. „Danke." „Warum bedankst du dich?" „Weil du dich mir geschenkt hast. Es ist sehr schön, zu wissen, dass du mir so vertraust." „He, ich hatte Geburtstag, vergiss das nicht. Du hast dich auch mir geschenkt, oder nicht? Und da dir das Vertrauen zu anderen Menschen stets sehr schwergefallen ist, ist dieser Beweis deines Vertrauens umso wertvoller. Ich danke dir von Herzen, Seto." Er kuschelte sich an ihn und der Meisterduellant umarmte ihn. Beide lauschten sie dem Herzschlag des anderen und seinen ruhigen Atemzügen. Sie schliefen schnell ein, geborgen und zufrieden, in dem Bewusstsein, morgen wieder nebeneinander aufzuwachen.... Lieben Ich kann dich lieben wie‘s kein andrer vermag Ich kann dich lieben mit jedem Herzschlag Ich kann dich lieben Tag für Tag Ich kann dich lieben NOCH NICHT DAS ENDE Epilog: -------- Meine lieben Leser! Es ist getan! "Am Anfang war das Schulprojekt" ist zu Ende! *Taschentuch rauskram* *JoeyxSeto-Plüschis verteil* *Girlanden werf* Ich bedanke mich herzlich für all Eure Geduld und Eure vielen lieben Kommentare, die mich immer wieder sehr gefreut und motiviert haben. DANKE!^_______^ Hier ist nun also der Epilog! Viel Spaß!^^ Am Anfang war das Schulprojekt: EPILOG Aufsichtsratssitzung. Angesichts des strahlenden Sommerwetters hätte der 21jährige Mokuba Kaiba, die üppige schwarze Mähne zu einem Zopf gebunden, im selben Outfit erschienen wie sein Bruder, nur mit dem Unterschied, dass der Mantel grün und nicht lila war, es wirklich vorgezogen, die Firma Firma sein zu lassen und schwimmen zu gehen. Aber Vizepräsident hin oder her, wenn der Präsident eine Konferenz ansetzte, hatte er daran teilzunehmen und keine Extrawürste zu fordern. Er warf einen gelangweilten Blick zur Sekretärin seines Vertrauens, Serenity Wheeler, die an ihrem Laptop ein Protokoll des bisher Gesagten anfertigte. Das Kostüm in zartem Rosé stand ihr ausgezeichnet. Sie lächelte ihm aufmunternd zu und er erwiderte es, insgeheim darum betend, dass diese zum Gähnen anödende Sitzung rasch vorbei sein möge. Seine Augen wanderten zum Lebensgefährten seines Bruders hinüber, den er gerne als seinen „Schwager" betitelte, gleichgültig dagegen, dass die beiden als Männer nicht heiraten konnten. Sie waren seit neun Jahren zusammen, das war für ihn so gut wie verheiratet, basta. Joseph, nun 25 Jahre alt, war der Chef der Designabteilung für Spiele aller Arten; er entwarf anspruchsvolle Videospiele genauso wie einfachste Brettspielchen für die Kleinen. Sein blondes Haar reichte ihm mittlerweile bis über die Schultern und auch er bändigte es zu einem lässigen Zopf, so wie Mokuba das tat. Fantastisch sah er aus in dem einstmals so typischen Kaiba-Gewand, um seinen Hals hing ein als Duel-Monsters-Karte getarnter Kontrollchip. Sein Mantel war natürlich rot. Neben ihm saß Seto Kaiba, wie immer ein Abbild perfekter Selbstbeherrschung, kühl, hoheitsvoll, und doch um vieles menschlicher und mitfühlender, als er früher gewesen war, sogar während seiner Arbeit. „Ich danke Ihnen, meine Herren. Alles weitere besprechen wir morgen." „Jawohl, Mr. Kaiba." Die Mitglieder des Aufsichtsrates huschten geschäftig hinaus und der Imperiumsleiter reckte und streckte sich gründlich. Die Sonne blinzelte ihm von draußen zu und er lächelte. „Machen wir Schluss für heute und gehen schwimmen. Was haltet ihr davon?" „Ah, eine tolle Idee, Onii-san! Das haben wir dringend nötig nach dieser staubtrockenen Konferenz! Kann ich Leon einladen?" „Den Bruder von Schröder?", fragte Joey schmunzelnd und zwinkerte dem jüngeren Mann zu. „Der scheint‘s dir mächtig angetan zu haben, was?" Mokuba lief dunkelrot an. „Ich sage gar nichts ohne meinen Anwalt!" Er rauschte von dannen, dicht gefolgt von Serenity, die es sich nicht nehmen lassen wollte, den Schwarzhaarigen ein bisschen mit seiner Schwärmerei aufzuziehen. Ihre Geschwister blieben einen Moment zurück und tauschten einen verständnissinnigen Blick. „Stört es dich nicht, dass Moki eine Schwäche für den Bruder deines Konkurrenten hat?" „Soll ich Leon nach dem Charakter seines Bruders beurteilen? Wenn man Mokuba nach meinem Charakter beurteilen würde....na, ich weiß nicht, ob das besonders schmeichelhaft ist, wenn man mich nicht genau kennt. Leon ist anständig, vernünftig und freundlich. Ich habe keinen Grund, mich zu sorgen, weil ich gelernt habe, die Menschen um mich herum nach ihrem Wesen zu beurteilen, nicht nach ihrer Herkunft, ihrem Status oder ihrem Geldbeutel. Das hast du mir beigebracht. Du hast mich die Liebe gelehrt." Er trat nahe an ihn heran, schlang seine Arme um die anmutige Taille und küsste das Gold seiner Haare, seine Stirn, seine Nasenspitze, seine Lippen. „Ich liebe dich, Joey, für immer und ewig. Liebst du mich auch?" Joey hatte den Kopf an seine Schulter gelegt und antwortete nicht sofort. Dann hob er die Augen, die vor Liebe leuchteten und sagte mit einer Stimme, die vor Glück zitterte: „Ich kann dich nicht leiden!" „Du bist ein kleiner Teufel", rief Seto und küsste ihn wieder und wieder. „Jetzt weiß ich, warum ich dich mein Leben lang lieben werde." ~*~*~ ENDE ~*~*~ Noch einmal vielen Dank an alle meine treuen Leser! Die FF ist nun zu Ende, aber Ihr könnt immer wieder zu ihr zurückkommen und sie noch einmal lesen! *verbeugt sich brav nach allen Seiten und verlässt die Bühne* *der Vorhang fällt* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)