Am Anfang war das Schulprojekt von Autumn (JoeyxSeto) ================================================================================ Kapitel 14: Erste Woche, Sonntag (Teil 2) ----------------------------------------- *Autumn reinkommt* *sich umschau* Ach Leute, so viele Kommis *knuddel* - und so viel Aufregung! Ja, ich weiß, ich bin fies! *eg* Ich kann nichts dafür, ich lasse meine Jungs (okay, es sind nicht meine Jungs, sondern die von Takahashi-san, aber ich nenn sie jetzt mal so) eben gerne leiden....Hm, warum bloß? Na, jedenfalls möchte ich dazu sagen, dass Seto nun mal ein verdammter Dickschädel ist. Sich einzugestehen, dass er tatsächlich wie Gozaburo geworden bzw. so, wie dieser ihn immer haben wollte, ist ziemlich hart und niederschmetternd für ihn, daher seine impulsive Reaktion. Er ist wirklich davon überzeugt, Joey nicht glücklich machen zu können, das heißt, unser Blondschopf muss ihn noch ein bisschen bearbeiten! *gg* Seto wird es ihm in seiner Sturheit nicht einfachen machen, aber he, Joey ist mindestens genauso stur - er wird unseren Firmenchef zur Rede stellen, hundertpro! Und ich kann Euch beruhigen: Seto wird ihrer Beziehung eine Chance geben....nur wird das noch eine Weile dauern....(nicht allzu lange, versprochen!) Mal was anderes....würde vielleicht jemand mal ein Fanart zu dieser Story zeichnen? Ich besitze leider keinen Scanner und werde mir in näherer Zukunft kaum einen anschaffen können, deshalb die Frage, ob jemand eventuell ein Bildchen malen könnte? *lieb schau* Und nun viel Spaß beim Lesen! Kapitel 7, Zweiter Teil: Erste Woche, Sonntag Die erste Woche des Sozialkundeprojekts war so gut wie vorüber. Ein lächerliches, nervenstrapazierendes Experiment, das Seto Kaiba dazu gezwungen hatte, seinen Platz mit Mr. Oberverlierer Joey Wheeler zu tauschen! Und nun, sieben Tage später? Nun sass er hier in einem kleinen versteckten Café, in das sich sonst kaum einer verirrte und rührte lustlos in seinem Cappuccino herum. Gedankenverloren griff er nach dem Tütchen mit dem Schokoladenpulver und streute eine gleichmäßig braune Schicht über den Schaum. "Du bist wirklich eine Naschkatze, Seto!" hätte Joey wohl dazu gesagt. Der Firmenchef hielt inne und verfluchte sich. Warum konnte er den Blonden einfach nicht aus seinem Kopf verdrängen?! Seit er so überstürzt aufgebrochen war, waren ungefähr drei bis vier Stunden vergangen, in denen er einfach nur ziellos durch die Stadt gewandert war. Und zum ersten Mal waren ihm in den Schaufenstern der Geschäfte Kalender mit Joeys Konterfei aufgefallen, die er früher nie bemerkt hatte. Zum ersten Mal hatte er die Plakatwand gesehen, auf der Joey für seine Modelagentur warb. Zum ersten Mal hatte er den Eindruck, von Joey verfolgt zu werden, ihn ständig in seinem Nacken zu spüren....ebenso wie sein Gewissen, das ihm wieder und wieder Vorwürfe machte, weil er dem Jüngeren so eine harte Abfuhr erteilt hatte. Auf seiner Wange brannte noch die Ohrfeige, die der zornige Schönling ihm verpasst hatte. >>Wie konntest du es wagen, Köter?! Aber von einem unbeherrschten Volltrottel wie dir....<< Seine Beschimpfungen erschöpften sich, als er sich ins Gedächtnis zurückrief, was er in den letzten Tagen alles mit dem Blondschopf erlebt hatte....und wie nah sie sich in der vergangenen Nacht gewesen waren. >>Merde!*<< dachte er erbost und warf den Löffel klirrend auf die Untertasse zurück. Tatsache war und blieb, er hatte sich verliebt - und das vermochte er nicht zu ändern. Aber warum ausgerechnet Wheeler?! Warum musste es unbedingt der größte Schwachkopf sein, den diese Erde je hervorgebracht hatte?! Dieser hirnlose, hitzige, angeberische, vorlaute, humorvolle, charmante, hilfsbereite, verständnisvolle, wunderschöne Idiot....Kaiba schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Verdammt! Das war doch keine Methode, sich seine Gefühle für jemand anderen auszureden! Er schloss die Augen, aber Joeys Gestalt stand immer noch vor ihm, unverrückbar und eisern, wie eine Statue auf ihrem Sockel. Er fluchte erneut und trank seinen Cappuccino aus, bezahlte und verließ das Café. Sollte er in "sein" Apartment zurückkehren? Nein. Da es eigentlich das des Blonden war, würde er nur wieder an ihn erinnert werden. Was konnte er sonst tun? Bei ein paar Duel-Monsters-Spielen im Park zusehen? Normalerweise hätten ihn die bedeutungslosen Wettkämpfchen von Kindern nicht gekümmert, außer vielleicht bei einer Meinungsumfrage zur Beliebtheit des Spiels, aber heute versprachen sie ein wenig Ablenkung von seinen Herzenssorgen. Er gelangte zur Parkanlage und entdeckte bald eine Gruppe Kinder, die um zwei Gleichaltrige herumsassen, die ihre Karten auf dem Boden ablegten. Er setzte sich auf eine Bank in der Nähe und beobachtete sie aus den Augenwinkeln. "Das war's! Meine Cyber-Harpyie hat Hackfleisch aus deinem Blauen Flammenschwertkämpfer gemacht! Deine Lebenspunkte sind ungeschützt!" "Bilde dir bloß nichts ein! Wenn der Blaue Flammenschwertkämpfer vernichtet wird, wird automatisch der ursprüngliche Flammenschwertkämpfer aufs Feld gerufen! Außerdem spiele ich diese Karte verdeckt!" Der Siebzehnjährige seufzte. Das war heute einfach nicht sein Tag! Warum musste dieser Bengel auch unbedingt den Flammenschwertkämpfer in seinem Deck haben?! Da fiel ihm nur wieder Joey ein! Missmutig erhob er sich und verließ den Park. Das war also auch keine Alternative! Was blieb ihm noch? In die Firma konnte er nicht gehen, die hatte heute geschlossen. Ja, Seto Kaiba arbeitete vielleicht am Wochenende, aber die Corporation schloss ihre Pforten wie jede andere Gesellschaft auch, deren Angestellte zwei freie Tage pro Woche haben! Hm. Es war schönes Wetter und hohe Temperaturen gab es außerdem. Er könnte dem Freibad einen Besuch abstatten. Kurzentschlossen suchte er doch noch einmal "sein" Apartment auf, kramte die Badesachen heraus und befand sich wenig später im Freibad. Nachdem er das Handtuch ausgelegt hatte, streckte er sich genüsslich darauf aus und ließ sich von der Sonne bescheinen....allerdings nicht lange, denn ein Schatten fiel auf ihn. "Hallo Kaiba! Mensch, das ist ja 'ne Überraschung!" Tristan, gekleidet in grüne Schwimmboxers, von oben bis unten klatschnass, grinste ihn schief an. Na wunderbar, der hatte ihm jetzt noch gefehlt! "Was willst du, Taylor?" "He, friss mich nicht gleich! Es ist schließlich nicht meine Schuld, wenn du dich in der Nähe meines Ruheplatzes hinpflanzt!" "Die zwei Liegestühle da drüben? Mit der Kühlbox daneben? Du bist also nicht allein hier?" "Nein, ich bin zusammen mit meinem Boyfriend hier! Das Wetter ist so super, da wollten wir es ausnutzen!" >>Moment mal....hat Taylor gerade ,Boyfriend' gesagt? Was denn, er ist schwul?! Wie kommt er dazu, das so offen vor mir zuzugeben? Er KANN nicht wissen, dass ich auch....<< "Was guckst du so? Hey Kaiba, normalerweise würde ich das nicht einfach so ausposaunen - aber du bist ja schließlich ein....Kollege!" Tristan zwinkerte bedeutungsvoll und der Firmenchef hatte das Gefühl, aus allen Wolken zu fallen. "Wie kommst du darauf?!" >>Okay Seto, das war jetzt vielleicht ein bisschen zu emotional....Jaja, Joey steckt dir eben in sämtlichen Fasern deines Körpers, da erstaunt mich gar nichts mehr....<< >>Hör zu, du dämliches Gewissen: Auf deinen Senf inklusive Ketchup und Mayo kann ich ganz gut verzichten!<< >>Du hast einfach keinen Humor....<< "Ach komm schon, das war doch offensichtlich! Man muss sich nur mal deine Klamotten ansehen, die du außerhalb der Schule trägst! Immer diese engen schwarzen Hosen und diese megagestärkten Mäntel....und die ganzen Gürtelschnallen! Und dann die Art und Weise, wie du immer mit Joey umspringst...." "Was....was ist damit?" erkundigte sich der Ältere mit einer Spur von Unsicherheit in der Stimme. Tristans Grinsen wurde noch breiter. "Mein Gott, was soll schon damit sein? Du brichst bei jeder Gelegenheit einen Streit mit ihm vom Zaun, und das, obwohl du grundsätzlich alle Leute links liegen lässt, die du nicht leiden kannst! Du schenkst ihm entschieden zu viel Beachtung, findest du nicht? Du kannst nicht damit aufhören, ihn zu provozieren - und was sagt uns das?" "Was weiß ich!" stieß der Jungmillionär hervor, der sich irgendwie ertappt vorkam. Er hatte sich nie Gedanken über sein Verhalten gegenüber Joey gemacht, aber wenn er ehrlich war, hatte Taylor recht mit seiner Beschreibung. Wenn er den Blonden wirklich nie gemocht hatte, warum hatte er ihn dann nicht einfach ignoriert? Warum hatte er sich immer wieder auf diese im Grunde albernen und geradezu kindischen Zankereien eingelassen, die doch eigentlich gar nicht zu seinem Image als kalter Geschäftsmann passten? Bestand die Möglichkeit, dass er den Blondschopf von Anfang an....gern gehabt hatte und er es sich nur nicht eingestehen wollte? "Das sagt uns, dass du was für ihn übrig hast! Es wundert mich, dass du das noch nicht gemerkt hast! Aber wahrscheinlich geht eher die Welt unter, bevor du zugibst, irgend jemanden zu mögen!" "Ins Schwarze! Na, Tris? Hast du den armen Kaiba mit deinen unzulänglichen Vermutungen erquickt?" Der Angesprochene drehte sich um und begrüßte Duke mit einem Kuss auf die Wange. Der Dungeon-Dice-Erfinder lächelte und schlang seinen Arm um die Hüfte des Brünetten. Seto übersah geflissentlich diesen Austausch von Zärtlichkeiten, verwirrt und erstaunt zugleich. >>Ich fasse es nicht! Taylor hat was mit Devlin?! Die konnten sich doch auch nicht riechen?! Tse! ,Was sich liebt, das neckt sich' - das scheint tatsächlich zu stimmen! Aber....hm, Mokuba hat auch ab und zu solche Bemerkungen fallengelassen....ob er wusste, dass ich Joey mochte? Das....das ist verrückt! Ich....oh verdammt! Ich kann nicht aufhören, an ihn zu denken!<< >>Ich kann nicht aufhören, an ihn zu denken, verflixt!<< Joey, gekleidet in Kaibas Kombination in Schwarz mit dem violetten Mantel, hockte vor dem Laptop in "seinem" Arbeitszimmer und tippte einen Vertrag ab, den er in einer Woche diesem geldgeilen Mr. Miller und Konsorten zu unterbreiten hatte. Wegen diesem blöden Geschäftsessen hatte er ja auch seinen Auftritt in der "Blauen Rose" absagen müssen! Er hatte zwar Seto als Vertretung angemeldet, aber er glaubte nicht daran, dass dieser sich wirklich zu einem Striptease bereiterklären würde. Da! Schon wieder war ihm dieser arrogante, kaltherzige Mistkerl eingefallen! Warum hatte er ihn nur so hart angefahren? "Und wage es nie wieder, mir so nahe zu kommen, hast du verstanden?! Ehrlich gesagt lege ich keinen Wert mehr darauf, mit dir zusammen zu sein! Ich spucke auf die 20.000 Yen! Eine vergeudete Ausgabe, nichts weiter! Weiß der Teufel, was mich geritten hat, dich zu ersteigern! Wegen diesem dämlichen Sozialkunde-Experiment sind wir überhaupt so weit gekommen! Aber damit das klar ist: Wir ziehen diese Sache durch, als wenn sich nichts zwischen uns geändert hätte! Ende der Diskussion!" Das waren seine Worte. Und er hatte den Eindruck gehabt, als schieße man einen Pfeil auf sein Herz ab, der mit hässlichen Widerhaken darin steckenblieb....Warum zum Teufel musste es so wehtun?! Der Bildschirm verschwamm ihm vor den Augen und der Sechzehnjährige wischte sich wütend und traurig die Tränen aus dem Gesicht. Dämliche Gefühlsduselei! Es hätte ihm klar sein müssen, dass er für Mr. Arschloch-vom-Dienst niemals einen Freund darstellen konnte! Wie hirnrissig von ihm, das Gegenteil anzunehmen! Und überhaupt, wer brauchte auch schon so einen hochnäsigen, eisigen, großkotzigen, eingebildeten, herablassenden reichen Pinkel, so einen einsamen, verletzlichen, unglücklichen, fürsorglichen, liebenswerten, schönen jungen Mann, der sich nach Liebe und Wärme sehnte? He?! >>Mist!! Das....verschwinde endlich aus meinem Kopf, Seto!! Wie soll ich mich denn da auf den Vertrag konzentrieren?! Ach, das hat eh keinen Sinn!!<< Missmutig speicherte der Blonde den geschriebenen Absatz und schaltete den Computer aus. Er trat an das Panoramafenster heran und berührte mit seinen Fingern das kühle Glas. Die Sonne strahlte von einem wolkenlos blauen Himmel....Blau wie Setos wunderbare Augen, auch wenn diese einen Ton dunkler waren, saphirfarben eben....Oh schon wieder! Joey verschränkte die Arme und wanderte unruhig in dem Büro auf und ab. Er musste sich irgendwie ablenken! Mokuba war heute zu einem Geburtstag bei einem Schulfreund eingeladen, also konnte er mit dem Kleinen auch nichts unternehmen! Wie spät war es eigentlich? Kurz nach halb drei, wie ihm ein Blick auf die Uhr verriet. Was sollte er machen? Hier in der Villa erinnerte ihn nur alles an den Firmenchef, also war es besser, wenn er dem Ganzen den Rücken kehrte und sich woanders vergnügte! Der Wetterbericht hatte bis an die 25 Grad versprochen - warum dann nicht ins Freibad gehen? Den bescheuerten Vertrag konnte er auch morgen noch fertigschreiben! Er suchte das Schlafzimmer auf und packte seine Badesachen zusammen. Der Imperiumsleiter besass fast ausschließlich schwarze Badehosen, aber eine rote war darunter, die Joey am meisten zusagte. Ein paar Minuten später begab er sich zu Fuß zum "Domino City Water Paradise", wie die Anlage sich großspurig nannte, bezahlte brav seinen Eintritt und steuerte auf die Liegeplätze zu. Eine Gestalt mit schwarzem Haar kam aus Richtung des Kiosk auf ihn zu, mit zwei Eis am Stiel in der Hand. War das nicht....? "He, hallo Duke!" Sein Gegenüber lüftete die Sonnenbrille und ein Paar grüne Augen blitzte ihn gut gelaunt an. "Hallo Joey! Na, wenn das mal kein Zufall ist! Du gesellst dich unter die Sonnenanbeter?" "Kann man so sagen! Und du? Du bist mit Tristan da, oder?" "Bingo! Aufgrund des Schulprojektes haben wir beide ja auch die Rollen getauscht und Tris braucht ein paar Tipps von mir, wie er mit diesem schmierigen Aktien-Hai umgehen soll, der darauf aus ist, Dungeon-Dice-Monsters vom Markt zu verdrängen! Hat selber irgendein neues Spiel entwickelt und hat entschieden was gegen Konkurrenz!" "Ach so, Tristan hat dich also um Rat gefragt in dieser Sache?" "Natürlich! Schließlich betrifft das ja immer noch meine Firma, auch wenn er momentan den Vize-Chef abgibt! Bei uns ist übrigens noch ein schattiges Plätzchen frei! Wie wär's?" "Klar, ich komme mit!" Die beiden erreichten nach einer Weile den Braunhaarigen, der gerade eine Flasche Saft aus der Kühlbox angelte und seinen Durst löschte. Er nahm das Eis in Empfang und hieß Joey mit einem Schulterklopfen willkommen. Dieser ließ sich auf seinem Handtuch links von ihnen nieder, da rechts schon eins lag. Seltsam. Dieses andere Handtuch kam ihm irgendwie bekannt vor....klar, das war doch eines von ihm?! Ein Schauer überlief ihn, als ihm einfiel, wer zur Zeit wegen des verwünschten Sozi-Experiments den Inhalt seiner Schränke benutzen musste. "He Kaiba, da bist du ja wieder! Wie war das Wasser?" Der Blonde erstarrte regelrecht, als er den Siebzehnjährigen sich nähern sah. Er trug eine von seinen blauen Badehosen, sein muskulöser Oberkörper war übersät von glitzernden Wassertropfen, die langsam über seine Brustwarzen und seinen flachen, durchtrainierten Bauch rannen und die perfekten, grazilen Beine verliehen seinem Gang eine verboten sinnliche Eleganz. Seto allerdings hatte wie der Jüngere das untrügliche Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren, als er erkannte, wer der Neuling in ihrer Runde war. "Hi Wheeler." >>Das kann einfach nicht wahr sein! Warum muss ich ihm wiederbegegnen, gerade heute, nachdem ich ihn so abgekanzelt habe?! Das ist nicht fair! Was soll ich tun? Und wie er mich ansieht....seine braunen Augen machen mich wahnsinnig....!<< "Hi Kaiba." >>So viel zum Vornamen....aber wenn er auf stur schalten will, von mir aus! Warum ist der überhaupt hier?! Scheiße, ich wusste ja, dass Fortuna mich nicht leiden kann! Oh Gott....und dann so ein Anblick....er ist einfach nur wunderschön....und diese Augen....diese Augen....!<< Duke verspeiste den Rest von seinem Eis und wiederholte scheinheilig: "Wie das Wasser war, habe ich dich gefragt! Erde an Kaiba, bitte melden!" Das brachte den Firmenchef schlagartig in die Realität zurück. Er wurde sich der Anwesenheit des Pärchens bewusst, das die gesamte Situation mit offenkundigem Interesse verfolgte, und erwiderte: "Kalt." In passender Tonlage, versteht sich. Joey hatte die Botschaft dahinter klar verstanden. Nichts hatte sich zwischen ihnen geändert, zumindest, soweit es Mr. Eisberg betraf. Aber erstens entsprach das nicht der Wahrheit und zweitens hatte der temperamentvolle Blondschopf genug von diesem Vortäuschen falscher Tatsachen! Seto vertraute ihm, hatte sich ihm geöffnet - also musste er einen Grund dafür haben, sich plötzlich wieder zurückzuziehen! Und er würde herausfinden, welchen! Der Ältere machte Anstalten, sich in Richtung Umkleidekabinen zu verabschieden, als er eine Badehose zum Wechseln aus seiner Tasche holte und sich das Handtuch über die Schulter warf. "Ich begleite dich." "Und wozu, Wheeler? Denkst du etwa, ich finde den Weg nicht allein? Davon abgesehen ist dir wohl entgangen, dass du noch nicht schwimmen warst? Du muss dich also nicht umziehen! Oder hast du vor, wie ein folgsamer Hund hinter deinem Herrchen herzulaufen?" "Weder noch. Ich muss mit dir reden." >>Er springt nicht auf meine Beleidigung an! Das ist nicht gut! Es irritiert mich, wenn er so ernst ist!<< "Also, lass uns gehen." Ohne den Meisterduellanten zu Wort kommen zu lassen, setzte der Blonde sich in Bewegung und Seto schritt schweigend neben ihm einher. Währendessen fiel ihm auf, dass viele Mädchen sich nach Joey umdrehten, ihm zuzwinkerten oder verzückt die Augen rollten. Eine Gruppe Freundinnen lief kichernd an ihnen vorbei und der Brünette hörte Gesprächsfetzen wie "Das ist er, ganz sicher!", "Stimmt, dieses Model von dem Werbeplakat!", "In echt sieht er noch besser aus als auf dem Papier!", "Ich habe alle seine Kalender!", "Er ist ja so sexy!" und ähnliches. Er grummelte verärgert vor sich hin. Diese gackernden Hühner! Konnten die nicht in ihrem Stall bleiben, anstatt der Menschheit auf den Wecker zu fallen?! Drei Halbstarke überholten sie, wobei Kaiba auch hier Dinge aufschnappte, die seinen Unmut erregten. "Der sieht wirklich geil aus! Auf die Figur könnte man glatt neidisch werden!" "He, Mike! Du bist doch schwul! Was hältst du von dem Typ?" "Ignoranten seid ihr, alle beide! Das ist Joey Wheeler, eines der angesagtesten Models zur Zeit! Mein Zimmer ist mit seinen Postern volltapeziert! Dabei fällt mir ein...." Der mit dem Namen "Mike" versehene Bursche hielt abrupt an, rannte zu seinem Rucksack zurück und kam mit seinem Lesestoff, einem Krimi, und einem Kugelschreiber zurück. Er postierte sich vor Joey und fragte stotternd mit hochrotem Kopf: "Dürfte ich....dürfte ich Sie.... um.... um ein Autogramm bitten?" "Eh? Klar, wieso nicht? Ich soll dein Buch signieren, wie ich annehme?" "Ich habe mein Autogrammheft leider nicht dabei! Ich konnte schließlich nicht ahnen, Ihnen hier zu begegnen!" "Da ist was dran! Wie heißt du?" "Mike." "Also: Für Mike, zum Gedenken an einen schönen Sommertag. Gezeichnet: Joey Wheeler." Selig lächelnd entfernte sich der Halbstarke und der Jungmillionär verzog verächtlich die Mundwinkel. Herrgott nochmal, wie ihn dieses vorpubertäre Getue nervte!!! Sie gelangten zu den Umkleidekabinen, doch ehe der angesäuerte Siebzehnjährige hinter einer der Türen verschwinden konnte, umklammerte der Jüngere sein rechtes Handgelenk und zerrte ihn hinter die Rückwand des Gebäudes, wo man die Schließfächer für die Wertsachen untergebracht hatte. "Was soll das, Wheeler?" "Schluss mit ,Wheeler', Seto! Es steht mir bis hier, dass du wieder den fiesen Mistkerl herauskehrst, nachdem wir endlich Freunde geworden sind! Warum willst du unbedingt verleugnen, dass sich etwas zwischen uns entwickelt hat?! Und komm mir nicht mit irgendwelchen Unverschämtheiten oder dem üblichen ,Lass mich in Ruhe, Köter'! Ich will eine Antwort von dir - und zwar jetzt!!" Der Firmenchef erschauerte unter dem leidenschaftlichen Klang der feurigen Stimme und wagte nicht, in diese goldbraunen Topase zu blicken, die ihn jetzt entschlossen anfunkelten. Er konnte Joey unmöglich von seinen Zweifeln und seiner Angst erzählen! Er durfte sich ihm nicht noch mehr öffnen! Begriff dieser Kerl nicht, dass er seine Zuneigung einfach nicht verdiente?! "Lass mich zufrieden." "Wa-?! Lass mich zufrieden?! Hast du sie noch alle?! Sag mir doch, was mit dir los ist! Ich kann es nicht verstehen, wenn du es mir nicht erklärst! Ich will dir doch bloß helfen, warum kapierst du das nicht?!" "Bitte, Whee....Joey. Mach es mir nicht noch schwerer!" "Aber ich muss es dir ja gerade schwer machen, wenn du dich so benimmst! Die letzten Tage haben uns einander so viel näher gebracht! Das kann dir nicht egal sein!" "Das....das ist es auch nicht....trotzdem....ich glaube, dass es mit uns nicht funktionieren würde. Entschuldige. Ich....ich möchte mich jetzt umziehen." Damit wandte er sich ab und ging. Joey unterdrückte den Wunsch, den anderen mit einer Umarmung zurückzuhalten, durcheinander und seltsam betrübt. Weshalb kümmerte es ihn eigentlich, was mit diesem undurchschaubaren Eiszapfen los war?! Er erinnerte sich daran, wie er Seto getröstet und berührt hatte....wie Seto für ihn gelächelt und sogar gelacht hatte....und er erinnerte sich an die Tränen, die in diesen saphirblauen, atemberaubenden Augen geschimmert hatten wie flüssige Perlen.... Er fuhr sich durch sein korngelbes Haar und seufzte. >>Warum muss er sich von mir abwenden, dieser Trottel?! Und ich kann das nicht akzeptieren, obwohl es mir gleichgültig sein sollte....Gott, wem mache ich hier was vor? Ich....habe mich.... in ihn verliebt....<< *Merde: Das ist das französische Wort für den Fluchausdruck mit Sch..., Kaiba flucht eben elegant! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)