Training im Schnee 3 oder Wenn Beyblader erwachsen werden... von Venka (Der längste Teil und gleichzeitig das Ende der TiS Trilogie) ================================================================================ Kapitel 25: Glück im Unglück... ------------------------------- So! Da sind wir auch schon wieder mit dem Finale der Gerichtsverhandlung! Wir wünschen euch viel Spaß! Lillie und Venka ----------------------- 26 - Glück im Unglück Spencer erhob sich langsam und ging zu dem ihm angebotenen Stuhl. "Nun, Mr. Anykov! Stellen sie doch bitte den hier anwesenden Personen ihre Variante des Vorfalls dar!" "Was gibt es da noch groß zu erzählen. Wir waren mit unseren Freunden im Skiurlaub, kamen zurück, Boris empfing uns total betrunken und wutentbrannt, er wurde Elena gegenüber handgreiflich, schmetterte Yuri eine, da habe ich die Waffe gezogen und Boris erschossen." leierte Spencer runter. "Mr. Anykov wollen sie nun aussagen oder nicht!" erbost über diesen kurzen Abriss der Ereignisse starrte der Verteidiger seinen Klienten missmutig an. "Schon gut..." Spencer verdrehte leicht die Augen. "Was wollen sie wissen." "Die wichtigste Frage überhaupt. Warum haben sie ihn erschossen?" "Weil ich seine Behandlungen satt hatte!" "Machten sie sich um die beiden weiblichen Teammitglieder eigentlich Sorgen?" änderte der Verteidiger sofort das Thema, da ihm Spencers Antwort sehr ungelegen kam und er kurzerhand beschloss die Strategie zu ändern. "Schon, der Schlag in Yuris Gesicht und wie sie gegen die Wand flog, war schon nicht ohne. Aber es sind starke Mädels und wir haben nicht umsonst einen weiblichen Teamchef." "Und was war mit Mrs. Tsyrca?" hakte der Verteidiger nach. "Was schon... - Sie ist eine super Bladerin!" "Das meinte ich nicht! Ich wollte wissen, was sie empfanden als das Opfer Mrs. Tsyrca sexuell belästigte!" "Einspruch! Es ist nicht erwiesen, dass er Mrs. Tsyrca sexuell belästigte!" meldete sich der Staatsanwalt zu Wort. "Bitte, Euer Ehren! Das spielt doch jetzt keine Rolle mehr!" meinte der Verteidiger. "Einspruch abgewiesen!" entschied der Richter. "Danke, Euer Ehern! Also Mr. Anykov, was ging ihnen durch den Kopf, als Mrs. Tsyrca, Elena, von dem Opfer angefasst wurde?" Spencer überlegte kurz "Eigentlich gar nichts." meinte er. "Ich hatte gar keine Zeit, da Yuri ja sofort das Wort ergriff, woraufhin Boris ihr eine schmetterte, sie gegen die Wand flog und so weiter." "Aber sie fühlten doch sicher Zorn in sich aufsteigen und Eifersucht!" "Nein, wieso sollte ich. Natürlich fand ich Boris Handeln nicht Ok, aber man fasst einfach ein Mädchen so nicht an!" "Aber Mrs. Tsyrca ist doch für sie nicht einfach nur irgendein Mädchen oder?" versuchte Igor Stakov verzweifelt Spencer auf die richtige Antwort zu stoßen. "Nein, sie ist meine Teamkollegin." antwortete Spencer wahrheitsgemäß. "Spricht man so von seiner Freundin?" der Verteidiger lächelte Spencer seltsam an. "Freundin?" Spencer sah ihn ungläubig an. Dann ging ihm ein Licht auf. "Meinen sie Elena?" Spencer lachte unwillkürlich. "Ja, Elena ist doch ihre Freundin und sie waren eifersüchtig und haben einfach über sich die Kontrolle verloren als sie von dem Opfer so berührt wurde. War es nicht so!" Die letzten Worte sagte der Verteidiger mit starkem Nachdruck. "Einspruch! Der Herr Verteidiger versucht die Aussage des Zeugen zu beeinflussen!" "Einspruch stattgegeben!" entschied der Richter einmal mehr zugunsten des Staatsanwaltes. "Ich habe keine weiteren Fragen." sagte Igor Stakov matt und gleichzeitig wütend auf seinen Klienten, da er seine schöne Strategie vernichtet hatte und überlies seinen Zeugen dem Staatsanwalt. Der auch sogleich die letzte Schwachstelle der Aussage noch einmal aufgriff. "Mr. Anykov, ist Elena Tsyrca nun ihre Freundin, ja oder nein?" wollte er klarstellen. "Nein, sie ist meine Teamkollegin, aber zwischen uns war nie mehr als Freundschaft." "Danke, dass sie dieses Missverständnis zwischen ihnen und ihrem Verteidiger aufgeklärt haben!" sagte der Staatsanwalt schnippisch. Spencer sah für sich darin eine Herausforderung und meinte bissig: "Ach ja, damit sie sich das Stellen der Frage sparen können: Auch ich sagte zu Boris Gaspadin und ich interpretiere dieses Wort ebenfalls als Leiter oder Vorgesetzter." "Vielen Dank, Mr. Anykov." Die Verachtung des Staatsanwalts war nicht zu überhören. Was bildete sich dieser Bursche ein, er wagte es doch tatsächlich sich in seiner Lage ihm, einer der besten Staatsanwälte, so in den Weg zu stellen. Der Staatsanwalt versuchte dennoch ruhig zu bleiben und atmete tief durch. Er ordnete seine Gedanken und fuhr schließlich mit der Befragung fort. ".Waren sie sich eigentlich darüber im Klaren, dass das Opfer über ihren gemeinsamen Urlaub nicht erfreut war?" "Natürlich, Boris hat die anderen Teams gehasst. Ich glaube, dass er selbst uns gehasst hat." "Nach ihrer eigenen Aussage hin, ich zitiere: ,Weil ich seine Behandlungen satt hatte' würde ich daraus schließen, dass sie das Opfer ebenso gehasst haben. Ist das so?" "Einspruch! Mr. Anykov, antworten sie nicht auf diese Frage!" ging der Verteidiger dazwischen. "Ich möchte aber antworten." beschloss Spencer. "Einspruch abgewiesen!" sagte der Richter und Spencer antwortete wahrheitsgemäß. "Nein, ich habe Boris nicht gehasst, aber ich habe ihn zutiefst verachtet!" "Sind sie da nicht froh, dass er endlich weg ist?" griff der Staatsanwalt sofort die Antwort auf. "Ja, das bin ich!" "Sie sagen also, dass das Opfer den Tot verdient hat?" Der Staatsanwalt witterte seine Gelegenheit, Spencer abzuschießen. "Erstens, reicht es mir. Boris war niemals das Opfer und zweitens, ja, dieses Schwein hat den Tot verdient!" Der Verteidiger griff sich an den Kopf. Jetzt war alles aus, doch das Schlimmste kam erst noch. Spencer hatte angebissen nun konnte der Staatsanwalt diese Angreifbarkeit ausnutzen. "Bereuen sie ihre Tat?" fragte er energisch. "Einspruch!" mahnte der Verteidiger. "Diesmal antworten sie nicht, Mr. Anykov!" "Doch, antworten sie." sagte der Staatsanwalt lauter. "Bereuen sie ihre Tat?" "Antworten sie nicht. Einspruch! Einspruch!" Igor Stakov war aufgesprungen. Doch der Staatsanwalt hatte sich so hineingesteigert. Er wusste, jetzt oder nie. "Ist es so!" schrie er schließlich. "Einspruch stattgegeben." sagte der Richter, aber zu langsam. Spencer hatte bereits angesetzt und antwortete. "Ja, verdammt, so ist es!" schrie er zurück und sah dem Staatsanwalt dabei fest in die Augen. Niedergeschlagen barg Igor Stakov das Gesicht in seinen Händen, nun war es wirklich vorbei. ,Doch halt!' schoss es ihm plötzlich durch den Kopf und er fasste neuen Mut. Einen Trumpf hatte er noch, das psychologische Gutachten. "Die letzte Bemerkung des Angeklagten wird aus dem Protokoll gestrichen." entschied der Richter. Doch dem Staatsanwalt war diese Entscheidung egal. Er hatte gehört, was er hören wollte und das Gute war, der Richter hatte es auch gehört. Damit dürfte ein Freispruch unmöglich zu erreichen sein. "Danke! Ich habe keine weiteren Fragen." sagte der Staatsanwalt mit zufriedener, selbstgefälliger Mine und begab sich zu seinen Platz zurück. "Ich rufe meinen letzten Zeugen in den Zeugenstand, Dr. Ivan Pietrovich!" sagte der Verteidiger. Der genannte betrat den Saal und nahm als letzter Zeuge auf besagtem Stuhl Platz. "Guten Tag, Dr. Pietrovich!" begrüßte der Verteidiger ihn sehr freundlich. "Guten Tag!" erwiderte der Zeuge ebenso freundlich. "Sie sind Doktor der Psychologie, ist das korrekt?" "Ja, so ist es und ich habe über den Angeklagten ein psychologisches Gutachten erstellt." "Könnten sie dem Gericht bitte das Ergebnis ihrer Untersuchung mitteilen!" "Aber gern! Nach eingehenden Tests und Auswertungen bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass Spencer Anykov bei dem besagten Vorfall nicht er selbst war. Er hat die Kontrolle über sein Handeln verloren und war somit unzurechnungsfähig." "Ich möchte nur noch einmal klar nachfragen. Also sie sagen, dass der Angeklagte zur Tatzeit eindeutig unzurechnungsfähig war und sie haben daran keinerlei Zweifel?" "So ist es!" bestätigte der Psychologe. "Danke! Ihr Zeuge." der Verteidiger zog sich zurück. "Guten Tag, sie bestätigten doch eben die Frage, ob sie Doktor der Psychologie seien mit ja." "So ist es." "Wie lange haben sie ihre Lizenz schon?" "Ungefähr 30 Jahre." "Ich habe nachgesehen, genau gesagt 32 Jahre. Und haben sie ihre Lizenz noch?" "Seid zwei Tagen leider nicht mehr, aber zum Zeitpunkt der Gutachtenerstellung hatte ich noch eine laufende Lizenz." "Warum wurde ihnen die Lizenz entzogen?" forschte der Staatsanwalt nach. "Das spielt für diesen Fall keine Rolle." verteidigte sich der Psychologe. "Dann sage ich es ihnen." sagte der Staatsanwalt hinterlistig. "Wegen Trunkenheit! Sie sind zum wiederholten Male unter alkoholisiertem Einfluss Auto gefahren. Nur dieses Mal ist was passiert, habe ich Recht?" "Wenn sie ihre Fragen selbständig beantworten, brauche ich nichts mehr dazu zu sagen." entgegnete Ivan Pietrovich peinlich berührt. "Ich habe mich erkundigt. Den Mann, den sie angefahren haben, liegt zurzeit noch im Koma. Seine kleine Tochter hofft, dass ihr Papa bald nach Hause kommen kann." Der Staatsanwalt beobachtete während seiner Aussage scharf das Gesicht des Zeugen und er entdeckte genau das, was er wollte: Angst vor der Demütigung. "Es tut mir ja auch leid, was da passiert ist. Glauben sie mir, wenn ich es könnte, würde ich es ändern!" niedergeschlagen und unfähig den Staatsanwalt anzusehen schielte er hilflos zur Seite. Nun war sich der Staatsanwalt sicher, dass sich Ivan Pietrovich von ihm nun sicher lenken lassen würde. "Dann eine andere Frage. Wie lange kennen sie den Herrn Verteidiger schon?" "Ich weiß es nicht mehr so genau. Ich habe die Jahre nicht mitgezählt." "Dann helfe ich ihnen erneut auf die Sprünge. Es dürften jetzt 15 Jahre sein. Können sie sich denn noch an den Grund ihres ersten Treffens erinnern oder soll ich ihnen noch einmal mit ihrem Gedächtnis helfen?" "Nein, es war in einem Gerichtsprozess." Der Zeuge war mittlerweile auf seinem Stuhl völlig zusammengesunken. "Wenn mich nicht alles täuscht, waren sie damals der Angeklagte und die Anklage lautete gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, wegen Trunkenheit am Steuer. War nicht damals schon ihre Lizenz gefährdet?" Der Psychologe antwortete nur wiederstrebend. "Ja..." "Und wie ging der Prozess aus?" "Ich wurde frei gesprochen und konnte somit meine Lizenz behalten." "Da waren sie ihrem Verteidiger doch sehr dankbar und fühlten sich bestimmt in seiner Schuld." "Einspruch!" versuchte der Verteidiger das letzte bisschen Glaubwürdigkeit seines Zeugen zu bewahren. "Abgewiesen!" entschied der Richter. "Bitte, antworten sie!" drängelte der Staatsanwalt. "Ja, ich war Igor Stakov damals sehr dankbar und daraus entwickelte sich eine tiefe Freundschaft, aber ich würde trotzdem nicht gegen mein Berufsethos handeln und ein falsches Gutachten erstellen." "Sagten sie das nicht auch vor drei Jahren in einem Prozess aus, wo es ebenfalls, wie heute, um Mord ging?" "Das ist richtig!" Ivan Pietrovich wusste auf welchen Fall der Staatsanwalt hinaus wollte und er spürte, dass es keinen Sinn mehr machte zu leugnen. Er musste zugeben, dass sich der Staatsanwalt sehr gut vorbereitet hatte. "Was war das für ein Gutachten?" "Einspruch dieser Fall hat mit diesem hier nichts zu tun!" versuchte der Verteidiger es erneut. "Euer Ehren, ich möchte die Glaubwürdigkeit des Zeugen, was seine Gutachten betrifft darstellen und dafür muss ich auf vorherige Prozesse zurückgreifen." rechtfertigte der Staatsanwalt sein Handeln. "Einspruch abgewiesen, aber kommen sie zum Punkt, Herr Staatsanwalt!" forderte der Richter. "Ja, Euer Ehren. Auch in jenem Fall begutachteten sie den Angeklagten als unzurechnungsfähig und er wurde daraufhin frei gesprochen, aber mit psychologischer Betreuung, versteht sich. Doch was passierte kurze Zeit nach dem Urteil?" "Der Angeklagte mordete erneut." erwiderte der Psychologe matt. "War ihr Gutachten damals so eindeutig wie heute?" "Ich habe damals noch sehr viel getrunken und konnte die Situation nicht realistisch genug einschätzen." "Und was ist mit diesem Mal?" "Einspruch! Das sind Unterstellungen!" Igor Stakov gab noch nicht auf. "Stattgegeben!" entschied der Richter. "Danke, Dr. Pietrovich, ich ziehe meine letzte Frage zurück." Diesmal erhielt der Staatsanwalt zwar keine Antwort, aber er war dennoch zufrieden. Er hatte die Glaubwürdigkeit dieses Zeugen ebenfalls außer Gefecht gesetzt. Nun war es mit einem milden Urteil aus und vorbei. Der Psychologe war damit aus dem Zeugenstand entlassen. Er verließ geknickt und zutiefst beschämt den Saal. "Wollen sie noch irgendwelche Zeugen aufrufen?" fragte der Richter beide Parteien. "Nein, Euer Ehren." waren die einstimmigen Antworten. "Dann vertage ich die Sitzung auf morgen 8.00 Uhr. Halten sie bitte ihre Schlussplädoyers! Die Sitzung ist damit beendet!" der Richter erhob sich und verließ den Saal. Spencer wollte seinen Verteidiger gerne zur Rede stellen, wegen der mehr als miserablen Verhandlung. Er hatte jedoch keine Chance dazu, da er von zwei Wachmännern sofort wieder abgeführt und ins Gefängnis gebracht wurde. Doch die anderen Demolition-Boys waren auch noch da und sie ließen Igor Stakov nicht in Ruhe. "Was war das denn eben für eine dämliche Verhandlung?" Yuri stand die Wut geradezu ins Gesicht geschrieben. "Man wird ja wohl mal Fehler machen dürfen..." stempelte der Verteidiger die Geschehnisse als Lappalie ab. "Nein, nicht sie und nicht bei so einer wichtigen Verhandlung!" fauchte Elena ihn an. "Wieso, es ist doch gut gelaufen. Mr. Anykov wird sicher nicht die Todesstrafe erhalten. Ich werde morgen auf ein paar Jahre Gefängnis plädieren und..." versuchte er die aufgebrachten Freunde zu beruhigen. "Das reicht nicht!" schnitt Bryan ihm das Wort ab. "Es ist bald die nächste WM, für uns die Letzte, und da brauchen wir Spencer. Ohne ihn dürfen wir nicht spielen!" "Dann spielen sie nächstes Jahr halt noch mal und bis dahin haben sie Zeit einen neuen Spieler zu finden!" "Sie haben wirklich keine Ahnung!" in Yuris Stimme hätte nicht mehr Verachtung mitschwingen können. "Die WM ist nur aller zehn Jahre und wir sind genau genommen jetzt schon zu alt, da es ein Sport für Kinder und Jugendliche sein soll!" "Warum wollen sie denn dann noch unbedingt antreten?" anstatt die Sache zu beschwichtigen, stachelte er die Vier nur noch mehr auf. "Weil es das ist, was wir können, was wir gelernt haben und weil es unser Leben ist!" sagte Elena, dann drehte sie sich von ihm weg und ging davon, ohne den Verteidiger noch eines Blickes zu würdigen. "Seien sie mal ehrlich!" begann Igor Stakov nun auf die restlichen Drei einzureden. "Sie haben doch nicht etwa geglaubt, dass ich aus dem bisschen ein Freispruch erzielen kann!" "Sie könnten doch noch weitere Zeugen aufrufen. Was ist mit Kai, Tala und den anderen?" schlug Ian vor. "Nein, das kommt gar nicht in Frage. Erstens habe ich bis morgen keine Chance eine neue Strategie auszuarbeiten und zweitens, wenn dieser Richter beschließt, dass morgen die Schlussplädoyers gehalten werden, dann ist das so!" "Aber..." setzte Bryan an, doch der Verteidiger schnitt ihm das Wort ab. "Da gibt es kein Aber!" entgegnete er scharf. "Sie wollen sich doch bloß keine Arbeit machen." Yuri sprach damit das aus, was die anderen beiden auch dachten. "Stattdessen ihre blöden Strategien. Zuerst die Selbstjustiz, dann Elena als Spencers Freundin... - Ach ja, diese Pleite hätten sie sich ersparen können, wenn sie mal mit Spencer geredet hätten. Aber das scheint ja auch nicht ihre Stärke zu sein!" auch Yuri wurde es zu bunt. Sie brauchte frische Luft. Draußen vor dem Gebäude traf sie auf Elena und setzte sich zu ihr auf die Steinstufen. Nun hatte sich der Verteidiger nur noch mit Bryan und Ian rum zuschlagen. "Warum haben sie eigentlich niemanden von uns nach der Erziehung zur Selbstjustiz gefragt? Ich dachte sie wollten dies als eine ihrer Strategien nehmen?" fragte Ian. "Sie waren selber die Opfer und diese verdrehen gerne Wahrheiten. Die anderen Personen waren unparteiisch!" versuchte sich der Anwalt rauszureden. "Aha, Katherina und diese Putzfrau waren also unparteiisch!" Ian ließ ein verächtliches Schnauben hören. "Komm, Bryan, wir gehen! Das hat keinen Sinn." Er zog seinen Teamkollegen mit sich fort und sie gesellten sich zu den beiden jungen Frauen. "Wir sollten uns überlegen, was wir machen, wenn Spencer morgen..." Elena konnte es nicht zu Ende aussprechen, aber alle wussten genau, was sie sagen wollte. "Nun, Herr Verteidiger, was gedenken sie morgen dem Gericht zu erzählen?" frage der Staatsanwalt seinen Kontrahenten, nachdem die beiden jungen Männer auch verschwunden waren. "Das werde ich ihnen bestimmt nicht auf die Nase binden!" gab er missmutig zurück, worüber der Staatsanwalt nur noch selbstgefälliger Lächelte. "Ach, übrigens. Ich habe das Gespräch von eben mitbekommen." meinte er so nebenbei. "Ich glaube fast, dass sich ihr Mandant mit seinen Freunden hätte besser verteidigen können als mit ihnen. Sie haben ihn eigentlich nur da hineingeritten. Wenn sie ihre Arbeit besser gemacht hätten, wären es höchstens ein paar Jahre Gefängnis geworden, so aber werde ich morgen auf lebenslang oder gar die Todesstrafe plädieren. Einen schönen Tag noch!" damit zog der Staatsanwalt von dannen und ließ Igor Stakov einfach in der Gegend stehen. Am nächsten Morgen trafen sich alle, der Staatsanwalt mehr, die anderen weniger gut gelaunt im Gerichtssaal wieder. Der Staatsanwalt begann auch sofort mit seinem Plädoyer, nachdem der Richter die Verhandlung eröffnet hatte. "Guten Morgen, Euer Ehren. Wir haben ein paar sehr interessante Gerichtstage hinter uns. Es gab Enttäuschungen, Überraschungen, wir haben einen Verteidiger erlebt, der seine Strategien mit seinem eigenen Mandanten nicht absprach, Zeugen, die sich selbst widerlegten und einiges mehr. Doch nun gilt es ein Urteil zu fällen über die Tat dieses jungen Mannes." er setzte eine schwere Bedeutung in seine Pause und deutete auf Spencer. "Dieser junge Mann, der mit einer einzigen Tat sein ganzen Leben umkrempelte. Aber wie schwer wiegt sein Handeln? Wir haben hier Mrs. Naskaja gehört. Sie hat hier glaubwürdig dargestellt, wie sehr sich das Opfer um seine Schützlinge gesorgt hat, dass er schon viele Niederschläge erlebte durch Kai Hiwatari und Tala Iwonov und doch hat er nie aufgegeben. Er kämpfte um die Karriere der Kinder, die Karriere, die er vielleicht niemals hatte, da er alles in seine Trainertätigkeit steckte. Sie zeigte uns auf, dass das Opfer für die Kinder immer da war, 24 Stunden am Tag und immer, wenn sie ihn brauchten. Natürlich gibt es auch Ärger, besonders wenn viele Kinder zusammen leben, wie in einer großen Familie. Es gibt auch unter Geschwistern Rangeleien und der eine oder andere fängt sich dabei auch mal eine Ohrfeige. So etwas passiert in einer so großen Familie und heranwachsenden Kindern schadet es nicht, wenn sie lernen sich selber zu verteidigen. Genau das ist es doch, was einen guten Charakter bildet." er machte erneut eine Pause. "Dann haben wir noch von Mrs. Tsyrca gehört, dass der Sport, den sie selber mit Erfolg ausübt und den die Kinder unter der Obhut des Opfers erlernten, sehr viel Disziplin erfordert. Es kostet wahrscheinlich auch sehr viel Kraft und Nerven gerade bei Wettkämpfen einen kühlen Kopf zu bewahren. All diese Qualitäten lernten sie wo? Natürlich in der Abtei und das Opfer sorgte dafür, dass sie alles Wichtige und Wissenswerte über den Sport lernten. Unsere gesamten Sportler, auf die wir sehr stolz sein können, weil sie unser Land International vertreten, haben eines gemeinsam. Sie haben sehr harte Arbeit hinter sich und ein klares Ziel vor sich. Das es da Opfer gibt, das ist selbstverständlich. Manch ein Opfer fällt einem leichter als das andere. Dennoch muss man in der Sportwelt alles hergeben um ein angesehner Mensch zu sein. Auch unsere Sportler im Bereich Beybladen mussten viele Opfer bringen um bis an die Spitze zu kommen. Aber es hat sich gelohnt. Sie stehen auf Platz fünf der Weltrangliste." der Staatsanwalt holte hörbar Luft. "Doch nun hatte einer plötzlich keine Lust mehr Opfer zu bringen. Er stellte sich dem Mann in den Weg, dem er seine ganze sportliche Laufbahn, den Titel des fünftbesten Teams und noch so einiges Mehr verdankte. Anstatt ihm beizustehen, ließ auch er seinen Gaspadin im Stich, wie schon zwei andere vor ihm. Das dieses Handeln ein Nachspiel und schlechte Laune seitens des Opfert zur Folge hatte, ist da nur verständlich. Doch anstatt sein Verhalten zu entschuldigen und den Trainer um Verzeihung zu bitten, zog er kaltblütig eine Waffe und erschoss ihn. Nun liegt es an ihnen, Euer Ehren, ein angemessenes Strafmaß zu finden. Da der Angeklagte keinerlei Einsicht oder ein entschuldigendes Verhalten an den Tag legte, beantrage ich die Todesstrafe. Dankeschön!" der Staatsanwalt setzte sich mit Schwung hin und gab damit die Bühne für Igor Stakov frei. "Guten Morgen!" begann der Verteidiger mit denselben Worten wie sein Gegner. "Wir haben in den vergangenen Tagen mehr gehört als das, was der Herr Staatsanwalt alles aufzählte, z.B. auch wie ein erwachsener Mann die Schwächen und Ängste von kleinen Kindern ausnutzte." er spielte auf Katherinas Manipulation an und gab dem Staatsanwalt somit wenigstens eine Schmach zurück. Dann kam er nach einer kurzen Pause zum eigentlichen Thema. "Mrs. Naskaja hat das Opfer hier in der Tat als fürsorglichen Menschen dargestellt. Man darf aber nicht vergessen, dass sie dank ihm eine Anstellung, ein Dach über dem Kopf und regelmäßige Mahlzeiten hatte. Kein Wunder, dass sie ihn so dargestellt hat. Sie lobte ihn ja förmlich bis in den Himmel. Er schien ja nach dieser Darstellung wirklich ein unfehlbarer Mensch zu sein. Aber Unfehlbarkeit ist nicht die Eigenschaft von Menschen, sondern von Göttern. Und Katherina hat das Bild des Opfers, das die Putzfrau hier ausmalte, eindeutig widerlegt, in dem sie hier glaubwürdig schilderte, wie das Opfer die Kinder, die unter seiner Obhut standen, schikanierte und wie sie sich gegenseitig aufstacheln um schließlich ihre Probleme doch selbständig zu lösen, denn auf die Hilfe ihres Gaspadins konnten sie nicht hoffen. Bei diesen Behandlungen ist es doch normal, dass sich Kinder vielleicht einschüchtern lassen, aber erwachsene Menschen... - Auf keinen Fall. Kinder müssen erzogen werden, danach streben sie. Aber erwachsene Menschen, wollen ihren eigenen Weg gehen, sie haben eigene Vorstellungen, die sie verwirklichen wollen. Wenn ihnen dieses aber verweigert wird, so wie es den Demolition-Boys in den vergangen Jahren durch das Opfer ergangen ist, ist es doch normal, dass das Fass irgendwann überläuft. Diese fünf jungen Erwachsenen, sind eben aus einem schönen Urlaub mit ihren Freunden zurückgekommen, zurück in die Unterdrückung, obwohl sie ihre Freiheit schon geschnuppert hatten, und dann wurden sie von ihrem Gaspadin betrunken und mit schlechter Laune empfangen... - Versetzen sie sich bitte einmal in die Lage dieses jungen Mannes, der dort sitzt!" der Verteidiger machte eine Pause und deutete auf Spencer. "Er hat viel erlebt unter der Aufsicht des Opfers, vor allem mehr Schlechtes als Gutes. Es reichte ihm einfach. Er wollte eben nicht mehr unterdrückt werden, sondern seinen eigenen Weg gehen. Der Anstoß für sein Handeln lag einmal in der Vergangenheit und zum anderen in dem Handeln des eigenen Trainers. Er begrabschte Mrs. Tsyrca und schlug Mrs. Catar und wer weiß, was er noch alles getan hätte, wenn dieser junge Mann nicht die Tat auf seine Seite gezogen und sie damit alle vor weiteren Folgen bewahrt hätte. Mr. Anykov war in diesem Moment nicht mehr Herr seiner Lage. Er konnte die Tragweite seines Handelns einfach nicht mehr abschätzen. Das war der Grund, wieso sein Teamkollege, Bryan Youkonov, handelte und ihn vorerst außer Gefecht setzte. Auch Dr. Pietrovich hat das Handeln meines Mandanten als unzurechnungsfähig erachtet, womit eindeutig bewiesen ist, dass Spencer Anykov die Situation nicht mehr unter Kontrolle hatte. Ich beantrage zwei Jahre auf Bewährung mit psychologischer Betreuung. Dankeschön!" "Das Gericht wird sich zur Urteilsberatung zurückziehen!" sagte der Richter, erhob sich und verschwand mit den Schöffen in einem kleinen Raum. "Das hätten wir geschafft!" sagte Igor Stakov mehr zu sich selbst als zu seinem Mandanten und setzte sich zufrieden auf seinen Platz. Nun hieß es geduldig ab zu warten bis das Gericht seine Entscheidung mitteilen würde. "Die lassen sich aber Zeit." meinte Yuri ungeduldig. Sie saß mit den anderen Teammitgliedern in der ersten Reihe, gleich hinter Spencer und seinem Verteidiger. "Das ist ein gutes Zeichen!" sagte Igor Stakov aufmunternd. "Na, wollen wir's hoffen!" Nach etwa einer halben Stunde, öffnete sich die Tür erneut und der Richter betrat als Erster wieder den Gerichtssaal. Die Schöffen folgten ihm. "Wir haben sehr lange und angestrengt uns noch einmal alle Aussagen angesehen und wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass Herr Anykov sein Handeln durchaus abschätzen konnte. Wir können also auf keinen Fall auf den Antrag des Herrn Verteidigers eingehen. Aber auch bei den Zeugen des Herrn Staatsanwaltes gab es Ungereimtheiten. Und auch so möchte ich dem Antrag des Herrn Staatsanwaltes nicht nachkommen. Es handelt sich schließlich bei dem Angeklagten um einen berühmten Sportler, weshalb auch die Todesstrafe nicht in Betracht kommt. Wir haben uns stattdessen für eine lebenslange Haftstrafe entschieden. Der Angeklagte hat die Möglichkeit bei guter Führung in zwanzig Jahren eine Strafmilderung zu beantragen. Die Verhandlung ist damit geschlossen!" Die letzte Hoffnung an der WM teilzunehmen zerplatzte wie eine Seifenblase, die auf Asphalt gefallen ist. "Das war's dann!" niedergeschlagen sank Ian auf der Bank zusammen und verbarg sein Gesicht in seinen Händen. "Nun ist alle aus und vorbei." flüsterte er. Sie mussten unweigerlich mit ansehen wie der ebenfalls niedergeschlagene Spencer erneut abgeführt wurde, nur diesmal für mindestens die nächsten zwanzig Jahre. "Wie konnte das denn passieren?" sagte Elena zu sich selbst. Igor Stakov dagegen konnte die Reaktionen der Demolition-Boys gar nicht verstehen. "Sie sollten mit dem Ausgang der Verhandlung zufrieden sein. Ihr Teamkamerad wird schließlich nicht zum Tode verurteilt!" "Haben sie dem Richter überhaupt zugehört?" jetzt riss Bryan der Geduldsfaden "Das hätte er so wie so. Von vorneherein sollte Spencer nur lebenslang hinter Gitter!" "Sie sollten nicht so selbstgefällig tun!" meinte Elena bedrohlich. "Es ist schließlich ihre Schuld, dass die Demolition-Boys an der diesjährigen WM nicht mehr teilnehmen können." "Natürlich haben wir nicht das erreicht, was wir wollten..." versuchte der Verteidiger die Wogen wieder zu glätten. Doch Yuri hatte die Nase gestrichen voll. "Wir werden in Berufung gehen. Aber diesmal mit einem ordentlichen Anwalt!" sagte sie und warf Igor Stakov einen todbringenden Blick zu. Dieser wagte nicht mehr sich einzumischen, sondern packte seine Sachen und ging ohne sich noch einmal umzudrehen. Ian nahm Yuris letzten Kommentar auf und klopfte ihr gegen die Stirn. "Hat dein Vögelchen gerade Urlaub? Wovon bitteschön, sollten wir einen vernünftigen Anwalt bezahlen? Das können wir uns niemals leisten!" mutlos setzte er sich wieder auf die Bank im Gerichtssaal. "Oh, doch. Wir können!" sagte Yuri. "Lasst mich nur machen!" fügte sie auf die ratlosen Gesichter ihrer Teamkameraden hinzu. -------------- So... Und wer TiS 3 aufmerksam gelesen hat, der weiß ganz genau, was JETZT kommt... ^^() Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)