Kosma_Atum von HasiAnn (Wie die Digiritter lernten, wie klein ihre Welt eigentlich ist) ================================================================================ Kapitel 9: Ein Spiel ohne Regeln -------------------------------- Ein Spiel ohne Regeln "MATT!!!! Hatte ich dir nicht ausdrücklich gesagt, dass Miss Ich-krieg-alles-hin im Bett bleiben soll?!", keifte Tai seinen besten Freund an. Wir waren wieder in Tais Wohnung. Joes Vater war damit beschäftig, Ken durchzuchecken, während sich die anderen noch immer über mein soeben vollbrachtes Kunststückchen wunderten. Mit Ausnahme unserer zwei Streithähne. "Das hab' ich ja versucht, aber, wie ich schon erklärt habe, hat sie irgendwas seltsames gemacht und das nächste, an das ich mich erinnern kann, ist, dass sie weg war." "Jungs, entspannt euch mal.", stellte ich mich zwischen den Brünetten und den Blonden. "Ich bin halt ausgebüxt. Matt trifft keine Schuld." "Da hast du's.", sagte dieser, mir zustimmend. "Und außerdem ist ja nix passiert.", fügte ich noch hinzu. "Von wegen nix passiert.", Tai sah mich böse an. Dann griff er nach meinem rechten Arm. "Und was ist dann das?" "Autsch, hey hey hey hey... Ganz vorsichtig. Da bin ich gerade etwas empfindlich." "Was ist eigentlich passiert?", fragte Matt. Tai seufzte kurz, dann sah er sich um: "Davis. Beweg seinen Arsch hier her!" Der Angesprochene kam angetrottet. "Geht's nicht 'n bissl freundlicher?" "Sorry, bin gerade von dieser dunkelhaarigen Invalidin ein bisschen genervt." "DUNKELHAARIGE INVALIDIN?!?! Was erlaubst du dir?", fuhr ich Tai an. Doch das schien ihn nicht wirklich zu kümmern. "Hätte hochwohlgeborene Majestät Daisuke die unaussprechliche und unübertroffene Freundlichkeit und Güte, Hofmarschall Ishida von den eben verstrichenen widrigen Umständen, von denen wir soeben Vorlieb hatten, sie wahr zu nehmen, Bericht zu erstatten?", fragte Tai seinen Erben mit gespielter Höflichkeit. "Wie bitte?", fragte dieser nur. "Mann, du sollst Matt erzählen, was vorhin in der Digiwelt passiert ist." "Ach, so, sagt das doch gleich." "So, Kari, herkommen!" "Was denn, Bruderherz.", das kleine Mädchen kam ins Zimmer. "Sieh zu, dass du aus Ken rauskriegst, ob er uns irgendwelche genaueren Informationen über das vorhin Erlebte geben kann. Ob er irgendwas gefühlt hat oder was gesehen hat." "Klar, mach ich..." "Matt!" "Was?" "Du steht's Schmiere am Computer. Lass das Tor zur Digiwelt offen und schrei, wenn du irgendwas siehst!" "Is' gut, oh, furchtloser Anführer..." "Mein Kopf...", Tai rieb sich die Stirn. "Also, Davis erzählen, Kari fragen, Matt aufpassen, du Klappe halten und mitkommen.", und Tai zerrte mich am Arm uns dem Zimmer und ins Bad. Ja, er war wirklich der geborene Anführer. Nichtmal Davis würde es fertig bringen, in so kurzer Zeit, so viele Personen zu beschäftigen. "Pflanz deinen Arsch darauf!", befahl er mir und deutet auf einen Hocker neben der Badewanne. "Sag mal, musst du immer so durch die Gegend kommandieren?", fragte ich Tai, der gerade damit begonnen hatte, in einem Schrank nach Verbandszeug zu suchen. "Ich bin Löwe. Das liegt mir im Blut." "Ach, jetzt schiebst du auch noch alles auf dein Sternzeichen." Er holte gerade eine Rolle Bandagen heraus. "Is' auch so 'ne Eigenschaft von Löwen.", und er kniete sich zu mir runter. "Man macht sich nie selbst zum Sündenbock." "Na, im andere Beschuldigen bist du ja Nummer eins." Er zog einmal kräftig an meinem Arm. "Autsch, spinnst du?" "Ich würde meine Klappe nicht so weit aufreißen." "Wollen wir wetten?", ich grinste ihn sarkastisch an. "Zieh dein Shirt aus!" "Jetzt drehst du wohl vollkommen durch. Einen Scheiß werd' ich tun." "Ach, verdammt, JETZT TU DOCH ENDLICH MAL, WAS ICH DIR SAGE!!!" Ich hielt augenblicklich meinen Mund und zog mein Shirt aus. Das war mir nicht mal peinlich jetzt nur noch im Sport-BH vor ihm zu sitzen. Er sah sich die Verletzung an meiner Schulter an. Au, Backe... "Das sieht aus, wie eine Platzwunde.", sagte er ernst. "Aber wie, zum Teufel, ist das passiert?", dann sah er zu mir hoch. Ich blickte ihn unsicher an. Ich wusste nicht ganz, ob ich ihm keine Antwort geben wollte oder gar keine Antwort hatte. Doch dann lächelte er. "Jetzt sitzt du schon wieder hier und ich verarzte dich. Kannst du nicht einmal selbst auf deinen Hintern aufpassen?" Ich lächelte ihm zurück. Dann machte er sich drauf und dran, meine Wunde so professionell, wie er nur konnte, zu versorgen. Es war dabei die ganze Zeit still. "Ich... Ich bin auch Löwe. Und ich habe gelesen, dass ein Mensch, der als Löwe geboren ist, mit einem zweiten Löwen überhaupt nicht auskommt. Der Streit ist vorprogrammiert." Tai lächelte. "Da haben wir doch unseren Sündenbock. Wenigstens haben wir jetzt was gemeinsam.", er war nun damit fertig und meine Verletzung tat auch nicht mehr so sehr weh. "Kosma, ... Was ist vorhin passiert? Und ich will eine ehrliche Antwort." Der brünette Junge sah mich bei diesen Worten mit einer unglaublichen Entschlossenheit an, sodass es mir direkt unangenehm wurde, dass ich keine wirkliche Antwort hatte. "Ich enttäusche dich nur ungern, aber ich weiß es selbst nicht. Ich hab' mich nur an irgendwas erinnert und da war plötzlich eine große Kraft in mir. Auch, als ich noch in deinem... Äh... Bett lag und Matt nicht zulassen wollte, dass ich gehe. Ich habe mir nichts mehr auf der Welt gewünscht, als Ken zu helfen und da war wieder diese Kraft. Und wie ich Ken da so liegen sehen hab', wurden die Erinnerungen immer stärker, genau, wie meine Kraft. Aber ich weiß selbst nicht, woher diese Kraft kommt oder warum ich sie habe...", ich sah Tai unsicher an. Ich weiß gar nicht, ob ich mir jetzt eine Antwort von ihm erhoffte. "Naja, früher oder später werden wir sicher herausfinden, was mit dir los ist. Wir versuchen später noch mal zu Gennai zu kommen. Hoffentlich finden wir dann eine Lösung. Aber tu mir einen Gefallen... Handle bitte nie wieder auf eigene Faust.", und er lächelte mich dabei so süß an. "Das werde ich dir nicht versprechen können...", ich lächelte zurück und zog mein Shirt wieder an. Die Situation zwischen uns zweien war irgendwie in die falsche Richtung geraten, hatte ich so das Gefühl. Obwohl mein Gefühl auch nicht mehr das Wahre ist. "Tai, ich hab' noch eine Frage." "Was denn?" "Du hättest vorhin Joes Vater fragen können, ob er sich um meine Wunde kümmert. Technisch gesehen wäre seine fachmännische Beratung sicher besser gewesen. Aber trotzdem hast du das gemacht. Warum?" Die Antwort war schon fast überflüssig, als ich sah, wie sich Tais Gesicht leicht rot färbte. Na, toll, als ob ich nicht so schon genug Probleme hätte. Doch durch einen Schreck, weil jemand unerwartet die Tür eintrat, wurde die Stille zwischen mir und Tai augenblicklich unterbrochen. "Tai, du hast doch gesagt, ich soll schreien, wenn was nicht stimmt...", Matt stand mit einem etwas übereiltem Gesichtsausdruck in der Tür. "Ja, natürlich. Und?" "AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHH!!!" "Meine Ohren...", jammerte ich wieder einmal. "Was ist denn los?", fragte Tai. "Was soll schon los sein? Es ist kalt draußen, ich habe meine Hausaufgaben nicht gemacht, das Handtuch ist grün, Myotismon kommt gerade zu einem Kaffekränzchen hier her. Du weißt ja wie das ist..." "WAS?!? Myotismon ist hier?", und kaum hatte Tai diese Worte ausgesprochen, flog plötzlich eine Schockwelle durch den Flur und zerrte Matt von der Tür weg, sodass er gegen die nächste Wand knallte und bewusstlos in einer Ecke liegen blieb. "Das hört sich nicht gut an.", murmelte ich. "Was du nicht sagst.", Tai nahm meine Hand. Myotismon stand plötzlich in der Tür und grinste uns auf seine erhabene, großkotzige Art an. "Was willst du hier?", mann, Tai war mutiger als ich dachte. Ich hatte gerade so viel Angst, dass ich kein Wort 'raus brachte. "Dann veranstalten wir ein kleines Quiz. Was werde ich wohl wollen?", gab Myotismon von sich. "Was soll der Scheiß?" "Was sagt die Jury dazu? EEEEEHHH, falsch geraten. Dieser Kandidat ist leider ausgeschieden. Aber sie bekommen einen kleinen Trostpreis. Einen Trip in die Hölle. GRUSELFLÜGEL!!!", und das große, bösartige Virus-Digimon schleuderte seine Attacke gegen Tai, sodass es ihn durch das ganze Bad fetzte. "So, Kandidat eins ist nun mehr raus aus dem Spiel. Wie steht's denn jetzt mit Kandidat zwei?", Myotismon kam auf mich zu und bei jedem seiner Schritte schlug mein Herz vor Angst ein wenig lauter. "D-du willst mich, hab' ich recht?", sagte ich zaghaft. "Ding-ding-ding-ding-ding!!! Wir haben eine Gewinnerin. Was darf's denn sein? Suchen sie sich einen ihrer Preise aus. Wen von den hier anwesenden darf ich als Erpressungswerkzeug benutzen, um dich zu zwingen mit mir zu kommen?" "Das wagst du nicht." "Wieso nicht? Du hast den Preis gewonnen. Aber wenn du so unentschlossen bist...", Myotismon sah sich kurz um, doch dann entdeckte er in der nächsten Ecke Matt liegen, packte ihn am Hals, zerrte ihn zu sich heran und warf ihn mir dann vor die Füße. "Dieser hier erscheint mir wohl am geeignetsten für dich, weil du ihn doch schon immer sooooooo sehr gemocht hast." Das Digimon fuhr seine langen, spitzen Krallen aus und kniete sich zu dem blonden Jungen runter um sie genau über seinen Rücken zu halten. "Matt...", flüsterte ich, da ich vor Angst nicht mehr richtig sprechen konnte. "Und jetzt entscheide dich. Entweder du kommst mit mir oder der kleine Junge hier wird's nicht mehr lange machen.", Myotismons Krallen rückten immer näher und stachen den Jungen bereits ansatzweise. Was sollte ich denn jetzt tun? Warum ich? Warum ausgerechnet ich? Was habe ich getan, dass ich jetzt hier bin und so eine Entscheidung treffen muss? "Kosma...", Matt kam plötzlich wieder zu sich. "Tu's nicht.", sagte er schwach. "Er hat was mit dir... ... vor und ich glaube... ...nicht, dass er nur ein kleines Schwätzchen... ... mit dir veranstalten will." "Matt, das kann ich doch nicht machen." "Und wie du das kannst." Oh, Gott, das darf doch nicht wahr sein. Jetzt erfahre ich zum ersten Mal am eigenen Leib, wie es ist, sich für sein oder für ein anderes Leben entscheiden zu müssen. Ich hab' keine Ahnung, was dieses miese Virus-Digimon mit mir vor hat, aber ich bezweifle, dass es mich sofort umbringen wird. Das hätte es schon längst tun können. Außerdem würde es mich nicht erpressen, wenn es mich nicht lebend braucht. Ich gehe lieber mit. Für Matts Tod verantwortlich zu sein, wäre gerade zu ironisch. Vielleicht kann ich sogar so den Digirittern ein bisschen Zeit verschaffen. Und wenn ich drauf gehe? Mein Blick fiel wieder auf den hilflosen Matt. Tja, dann gehe ich eben drauf. Lieber sterbe ich als ein Held, als ein Feigling... Typisch Löwe, halt. "Nun, was ist?", fragte mich Myotismon noch einmal. "Ich komme mit." "Nein...", hörte ich noch von Matt, aber das spielte jetzt auch keine Rolle mehr. "Gute Entscheidung!!!", rief Myotismon, ergriff meinen Arm und zerrte mich zu sicher heran. "Obwohl ich eigentlich gerne noch jemanden getötet hätte.", er holte nochmals aus und bohrte Matt dann seine Krallen in den Rücken. Der Junge schrie auf und ich hätte Myotismon am liebsten erwürgt. "Das ist gegen die Regeln.", brüllte ich. "Ich hab' mich noch nie an die Regeln gehalten. Schlaf schön!" Ich fühlte plötzlich eine starken Stich in meiner Schulter. Auf jeden Fall muss da Gift mit im Spiel sein, denn mir wurde schlagartig schwarz vor Augen. Ich hoffte nur noch, dass Matt nicht wirklich tot war, bis ich völlig das Bewusstsein verlor... Ich wollte ihnen doch nur helfen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)