Kosma_Atum von HasiAnn (Wie die Digiritter lernten, wie klein ihre Welt eigentlich ist) ================================================================================ Kapitel 8: Strafe für ein vermiedenes Opfer ------------------------------------------- Strafe für ein vermiedenes Opfer "Autsch!!! Geh von mir runter!!!", hörte ich eine Stimme unter mir. Ich war wohl bei der Ankunft in der Digiwelt auf Tai gelandet. Jedenfalls saß ich gerade grazil auf seinem Rücken und ihm schien das nicht wirklich zu gefallen. "Oh, sorry. War nur Absicht.", ich stieg von ihm runter und half ihm dann auf. "Wenn du das nicht mal aushältst, bist du ja 'n größeres Baby, als ich gedacht hatte." Tai sah mich böse an, antwortete aber auf meine Spitzellei nicht. "Was willst du hier? Ich hatte Matt doch gesagt, dass du unter allen Umständen im Bett bleiben sollst." "Die Umstände haben sich eben geändert.", sagte ich noch kurz und ging dann an ihm vorbei. "Was soll das heißen?", der brünette Junge kam mir hinterher. "Wo ist er?", ich machte mir nicht die Mühe auf seine Frage zu antworten. "Wer?" "Ken! Wer denn sonst." "Krieg ich erstmal eine Antwort?" "Ich will wissen, wo Ken ist.", ich lief weiter, ohne mich zu Tai umzudrehen. "Und ich will erst wissen, was du hier zu suchen hast!", er ergriff meinen Arm und drehte mich zu sich hin. Er sah mich finster an, aber ich hatte nicht wirklich Lust, mich mit ihm jetzt auseinanderzusetzen. Ich hatte nur noch Ken im Kopf. "Wo ist Ken, verdammt noch mal?!", fragte ich wieder. "Hörst du mir überhaupt zu?", schrie Tai mich an. Dann ließ er meinen Arm los und schubste mich gegen die nächste Wand. Wir standen ja wie gehabt in der Höhle, dem Stützpunkt. "WAS WILLST DU HIER?" Ich knallte gegen die Wand und das tat nicht schlecht weh. Aber ich war mir zu hübsch, um Tai die Genugtuung zu geben, zu zeigen, wie sehr mir mein Rücken weh tat oder dass er mich erfolgreich eingeschüchtert hat. "Wann schaffst du es eigentlich mal, deinen Dickschädel ohne Gewalt durchzusetzen?", sagte ich leise und sah ihn dabei mit einem entschlossen ernsten Blick an. Tais Betroffenheit, die sich in seinen Augen widerspiegelte, blieb mir natürlich nicht fern. Und um ehrlich zu sein, war das keine große Befriedigung, dass ich dem großen Anführer das Maul gestopft hatte. Es tat eher weh, ihn so verletzt zu sehen. "Ich will nur zu Ken. Matt hat mir erzählt, dass etwas schlimmes mit ihm passiert ist und ich will ihm helfen." Tai machte noch keine Anstalten irgendwas zu antworten. Doch dann zeigte er aus der Höhle hinaus. "Ein paar Meter von hier ist ein Felsvorsprung. Da ist es für andere Digimon schwer, uns zu erreichen. Dort sind auch die anderen." "Dankeschön!!!", sagte ich dann überglücklich. Tai sah plötzlich etwas verwirrt zu mir auf. Er hatte wohl mit soviel Dankbarkeit gar nicht gerechnte. Genauso wenig, wie ich. Aber ich war ihm für diese kleine Information wirklich unheimlich dankbar. Dann rannte ich los. "Hey, warte!", rief Tai und kam mir hinterher. Es dauerte nicht lange und ich fand die Stelle, die mir Tai beschrieben hatte. Die kleine Dreiergruppe aus Digirittern inklusive deren Digimon sahen allerdings wenig begeistert aus, aber sie waren überrascht, als ich in deren Mitte aufkreuzte. "Kosma? Was suchst du denn hier?", wurde ich von Yolei gefragt. Aber genau, wie bei Tai, antworte ich ihr nicht, sondern suchte eher nach dem Grund, weswegen ich wirklich hier war. Ich entdeckte Ken, schon halb der Ohnmacht verfallen und kaum noch ansprechbar lehnte er an der Wand. Ein Teil seiner grauen Schuluniform war an der Brust weggebrannt und darunter sah ich einen riesigen Fleck verbrannter Haut, ersten oder zweiten Grades. Diese Verletzung hatte ihn anscheinend wirklich sehr in Mitleidenschaft gezogen, da die anderen Digiritter ständig versuchten, ihn wach zu halten. Ken tat mir furchtbar leid. "Mitten im Kampf mit den Meramon ist das passiert.", sagte Wormon und sah dabei seinen Partner traurig an. "Und ich konnte ihn nicht beschützen.", es war schon kurz davor einfach loszuweinen. Die anderen anwesenden waren nicht weniger betroffen. "Wir haben schon versucht, seine Verletzung irgendwie zu behandeln,", sagte Yolei. ", aber uns wäre mit einem richtigen Arzt mehr geholfen." "Ich hätte ihn besser beschützen müssen.", beteuerte Wormon nochmals. "Es ist alles meine Schuld. Ich hätte für ihn da sein müssen." Die Stimmung unter dem Felsvorsprung war mehr als gedrückt. Nicht nur, dass Ken kurz vor dem Schritt ins Jenseits war, wenn ihm nicht schleunigst geholfen wird, die anderen machten sich jetzt auch selbst Vorwürfe. "Es ist nicht eure Schuld.", sagte ich schließlich und kniete mich zu Ken hinunter. Ich sah ihn ernst an, dann betrachtete ich mir seine Verletzung. "Kosma, was hast du vor?", wurde ich von Agumon gefragt. "Es ist nicht eure Schuld.", wiederholte ich leise und sah noch immer fast tranceartig auf Ken. Er war ganz blass und als ich ihm mit der Hand über das Gesicht fuhr, spürte ich auch, wie ihm der Schweiß die Wangen hinunter lief. Ich meinte, ihn etwas zittern zu fühlen. "Es ist nicht eure Schuld.", flüsterte ich fast. Es war nun ganz still. Ich glaubte nur noch, Kens leises Atmen zu hören. Der Anblick des völlig entkräfteten Jungen erweckte auf eine seltsame Art eine Erinnerung in mir. Die Bilder waren alle verschwommen und sie zuckten nur so vor meinem geistigen Auge daher. Aber wie ich so durch Kens dunkelblaue Haare streichelte, glühte eine Kraft in mir auf. Die Kraft aus einer Erinnerung. Es war keine Erinnerung an das, was in der Serie irgendwann mal passiert ist. Es war eine Erinnerung an das, was davor passiert ist. "Es ist nicht eure Schuld... Es ist meine..." Ken öffnete zaghaft die Augen und sah mich an. Es war nur ein schwacher Blick und doch reichte er aus, um die Kraft in mir noch zu verstärken. "Ken?", sprach ich den Jungen direkt an. "Mhm...", bekam ich zurück. "Du musst mir jetzt vertrauen." Ken nickte mir zu. "Das wird jetzt weh tun, aber ich verspreche dir, dass ich bei dir bin. OK?" Er schloss wieder die Augen. Ich rückte etwas näher zu ihm hin. Dann legte ich meine Hand auf seine Verbrennung. Der Junge zuckte augenblicklich zusammen und stöhnte etwas. Aber ich ließ nicht locker. Dann erinnerte ich mich wieder. Ich erinnerte mich an einen Kampf, an Hilfeschreie, an Blut, das mir über die Hände läuft. Und ich erinnerte mich an die Angst, die ich hatte. Angst, einen Menschen zu verlieren. Einen geliebten Menschen. "Nie wieder sterben... Es ist meine Schuld...", flüsterte ich und unter meiner Hand fing es an zu leuchten. Das Licht wurde immer heller und Ken schien immer mehr Schmerzen zu verspüren. Ich merkte, dass die anderen langsam in Panik gerieten, doch ich wusste genau, dass das, was ich tat richtig war. Ken, halte durch. Manchmal gibt es nur den einen Weg... Der Junge schrie plötzlich auf und ich spürte auf einmal einen Schmerz in meinem rechte Schulter... Und dann gar nichts mehr... Das war die Strafe... Für alles... Und für nichts... Für ein vermiedenes Opfer... Ich hob meinen Kopf und blickte in blaue Augen. "Buenas nochas, senior espanol Kennez. Qúe tal?", ich lächelte den Jungen an. Er lächelte zurück. "Bien... Muy bien. Gracias, senora Cosmata. Y tú?" "Yo tabien. Tomamos algo?" Ken fing daraufhin furchtbar an zu lachen. Der konnte sich fast nicht einkriegen. Doch sagte er noch: "Vale..." "Ken, dir geht's ja wieder gut!", sagte Davis freudig. In der Tat; seine Verbrennung war verschwunden und seinen Schuluniform hatte nicht einen einzigen Kratzer. "Sieht so aus...", aber er war noch ein wenig kraftlos. Dann sah er mich wieder an. "Hab' ich dir das zu verdanken?" "Sicher nicht." "Wie hast du das gemacht?" "Wenn ich das wüsste...", doch dann merkte ich, in was für einer Position ich mich überhaupt befand. Ich muss wohl kurz das Bewusstsein verloren haben, auf jeden Fall lag ich gerade eher lasziv in Kens Armen. War mir 'n bissl unangenehm, zumal der Junge fünf Jahre jünger ist als ich - und fast genauso groß wie ich. Doch Kens freundlicher Blick schlug plötzlich in einen schockierten Blick um. "Kosma, du blutest.", und er deutete auf meine Schulter. Eine riesige Wunde klaffte dort und blutete sehr stark. Die anderen schauten mich nicht weniger geschockt an. "Ach, das macht nichts.", versuchte ich sie zu beruhigen. "Bin ja hart im Nehmen. Ich würde sagen, wir bringen Ken lieber nach Hause. Er dürfte jetzt für eine Reise stark genug sein.", ich versuchte aufzustehen, doch das erwies sich als schmerzhafter, als angenommen. Aber ich bekam unerwartet Hilfe. Tai nahm meinen linken Arm und legte ihn sich über die Schulter. "Scheint so, als ob du es doch nicht ganz allein schaffst...", grinste er mir zu. "Ach, halt die Klappe.", grinste ich zurück und ließ mir von ihm helfen. Noch währen wir zum Stützpunkt liefen hörte ich hinter mir, wie Davis Ken fragte: "Was habt ihr denn da vorhin gefaselt?" "Das war Spanisch, du Dummi. Sie hat mich gefragt, wie's mir geht." "Und warum hast du bei diesem tomanus aglo so gelacht?" "Es heißt tomamos algo. Naja, sie hat mich gefragt, ob ich mit ihr einen trinken gehen will..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)