Behind Blue Eyes von Skewed (Taito) ================================================================================ Kapitel 1: 'Er sagte,weil er mich lieb hat' ------------------------------------------- Titel: 'Er sagte, weil er mich lieb hat' Kommentar: Bevor ich beginne (wir haben 00:12 Uhr) einen herzlichen Dank an alle Kommentarschreiber ! Ich hab mich sehr gefreut, ich hab noch nie soviele Kommis auf einmal bekommen und dann noch so gute Kritiken! Also großes Danke an euch alle ich hoffe dieses Kapitel gefällt euch genauso gut. Viel Spaaaß *strahl* ~*Behind Blue Eyes*~ Was war das Schlimmste was sich ein Morgelmuffel antun konnte? Sich einen Job suchen, bei dem man früh aufstehen musste, besonders wenn man den Abend davor spät ins Bett gekommen war. Eine Tasse Kaffee, ein halbverbranntes Toast mit Nutella und noch eine schnelle Morgendusche. Spätestens danach war jeder normale Mensch wach und bereit für einen neuen Tag.... doch nicht so Taichi. Mehrere Male stolperte er über die Akte Yamatos, die vor seinem Bett lag. Die halbe Nacht noch hatte er sie gelesen und nach Hinweisen, die auf das Verhalten des Blonden Jungen schließen lassen könnten, gesucht. Natürlich hatte er nichts gefunden. Deprimiert hockte der Braunhaarige am Frühstückstisch, blätterte gelangweilt im Sportteil und überflog einige Berichte des vorigen Tages, der gestrigen Spiele. Langweilig. Während sich Taichi den vergangenen Abend noch einmal durch den Kopf gehen ließ, sich die Jacke überzog, in die Schuhe schlüpfte, Ishidas Mappe aufsammelte und sie in die Arbeitstasche gleiten ließ, zückte er den Wohnungsschlüssel und schloss dann hinter sich ab. Also eines war klar. Mit Yamato in den nächsten Wochen ein Gespräch führen kam nicht in Frage. Kommunikation allgemein stellte ein Problem dar, egal auf welche Weise. Seufzend drehte der junge Psychologe den Zündschlüssel um und sein geliebter BMW sprang an. Die nächsten Wochen sahen eben triest aus. Wie gedacht. Er dürfte den Blonden beobachten, vielleicht nochmal eine Tomate stibitzen und ansonsten labern und labern und labern und nichts herausfinden....Moment! Seit wann war er denn so pessimistisch eingestellt? Soviele Patienten erschienen hoffnungslos, als er sie sah und inzwischen ging es denn meisten gut genug, um alleine zu wohnen, zu arbeiten oder wieder zur Schule zu gehen. Wie konnte er da sagen d.h. denken, das ER, Dr.Taichi Yagami, Ishida nicht ‚bezwingen‘ konnte? Ok,Ok man durfte das jetzt auf gar keinen Fall als rein geschäftliches Problem betrachten. Sicher, er verdiente damit sein Geld. Es war ja auch sein Job. Aber dank Hikari damals, hatte er Psychologie studiert und Gefallen daran gefunden anderen Menschen zu helfen... ...nein, verdammt. Taichi versuchte den Gedanken an seine Schwester zu verdrängen, aber er kriegte es wieder mal nicht aus dem Kopf. Das Bild... Das Bild von damals, von vor Elf Jahren. Wie, wie sie...es war auch ein Gewitter gewesen. Eines wie nie zuvor. Den ganzen Tag hatte es geregnet und bereits am frühen Nachmittag hörte man erstes Donnergrollen. Der erste Blitz war am Abend gefolgt. Und Nachts war es dann unerträglich geworden. Ihre Eltern hatten im Wohnzimmer gesessen und sich irgendeine Schnulze angesehen, um die seine Mutter stundenlang hatte betteln müssen, denn Vater hatte den angekündigten Actionfilm vorgezogen. Taichi hatte in seinem Bett gelegen, die Decke bis zum Kinn gezogen. Er hörte ganz leise im Hintergrund das Schluchzen seiner Schwester. Doch das laute Donnern, der gegen das Fenster prasselnde Regen, die grellen Blitze... er hatte Angst. Er war doch erst Zehn Jahre alt gewesen und Kari erst Vier. Sie hatte sich in den Schlaf gewimmert, zitterte leicht unter der Decke und wurde sehr spät erst ruhig. Irgendwann war dann auch Taichi eingeschlafen, in die warme Wolldecke mit dem ‚König der Löwen‘ Bezug eingerollt, die Hände ins Laken gekrallt und den Kopf fest ins Kissen gedrückt. Für die Situation hatte er wirklich gut geträumt... ...ein schriller Schrei hatte ihn geweckt. Taichis Augen brannten damals fürchterlich. Die Erinnerung machte ihm noch immer Angst und er konnte sie nicht überwinden. Wie er als Zehnjähriger Junge aufschreckte, das Gewitter laut und die Blitze grell, das Zimmer nur sekundenweise durch sie erleuchtet und dann das. Inmitten des dunkeln Raumes, sekundenweise Scheinwerferhell, hatte seine kleine Schwester Hikari gestanden. Die Augen waren weit aufgerissen gewesen, der Mund hatte geschrien, das ganze Gesicht kreidebleich und... und... sie stand dort, die Hände von sich gestreckt, von ihnen tropfte Blut. Taichi war aufgesprungen und starrte mit den größten Augen der Welt Hikari an. Sie schrie und schrie und wimmerte und zitterte. Es wirkte so...furchterregend. Damals wusste Taichi nicht was los war. Viel besser heute auch nicht. Doch dieser Moment war ihm als eine ähnliche Art des Schocktraumas in Erinnerung geblieben. An den Händen Blut, die Ärmel des Schlafanzuges zerrissen, blutige Schrammen, auch im Gesicht. Es waren keine tiefen Schnittwunden, aber sie waren da und dazu brauchte man etwas anderes, als das, was Hikari hätte zur Verfügung gestanden. Und dem Zehnjährigen kam es wie eine Ewigkeit vor. Sie kreischte sich die Seele aus dem Leib, das Blut tropfte auf den Boden, rote Fussabdrücke auf dem Teppich in Richtung Bett zurück zu verfolgen. Dann wurde die Tür aufgerissen und das war der schlimmste Moment in Taichis gesamten Leben. Das Licht ging an, Mutter und Vater setzten sich neben Hikari und wollten sie trösten. Kein Blut. Keine Wunden, keine zerfetzte Kleidung, nichts. Doch Hikari schrie weiter. Und so ging es die nächsten Tage. Taichi sah das Bild jener Gewitternacht nur noch in seinen Träumen, Hikari blieb körperlich unversehrt, geistig war sie am Ende. Und so kam es, das ihre Eltern sie mit ihren zarten vier Jahren in eine Kinderklinik brachten. Doch ihr Verhalten veränderte sich nicht. Wurde nicht schlimmer und nicht besser. Sie schrie beinahe ununterbrochen, weinte, schlug alles, was ihrer Meinung nach zu nah kam, weg und verfiel bei Gewitter in einen ähnlichen Zustand wie Yamato. Taichi schluckte. Wie er es doch hasste sich daran zu erinnern. Außerdem war es doch lange her und Hikari ging es wieder gut. Ein psychisch gesundes, hübsches Mädchen. Auch wenn sie ihm niemals erzählt hatte, worum es wirklich ging... leider. „Guten Morgen, Taichi.“ „Danke, gleichfalls Yakabi.“, grüßte der Braunhaarige zurück, als er im Flur mit Tarena zusammen stieß. Sie unterhielten sich kurz, Taichi erzählte von dem gestrigen Tag und Yamato und die 37-Jährige war verwirrt. „Das ist ein Wunder... er hat reagiert. Zwar nur wegen einer Tomate, aber er hat es.“, murmelte sie vor sich hin, wandte sich immer noch in Gedanken von dem jungen Mann ab und wandelte in ihr Büro. Taichi wollte keine Zeit verlieren. Es war halb Acht Uhr Morgens, um Sieben wurde aufgestanden, geduscht und gefrühstückt. Dann müsste Yamato entweder in der Zelle sein oder noch etwas Essen. Aber das tat er ja offenbar alleine und auf seinem Bett, also konnte man ihn ja schon besuchen kommen. „Oh, Dr.Yagami.“, wunderte sich Schwester Aiko, als sie von ihrem Roman aufsah und langsam aufstand. „Ich hätte nicht gedacht, das sie schon so früh erscheinen.“ Taichi grinste. „Ich auch nicht, Aiko.“, lachte er sanft. „Mein Interesse an Ishida ist unersättlich.“ Sie gingen nebeneinander her, schweigend, die Schwester öffnete die Zelle des Blonden und schloss diese hinter dem braunhaarigen Mann wieder. „Guten Morgen, Yamato.“, strahlte Yagami übertrieben, aber doch echt. Der blonde Junge saß auf seinem Bett, an die Wand gelehnt, starrte Luftlöcher und es sah beinahe aus, als schliefe er noch. Wieder setzte sich der Psychologe vor das Bett und wartete geduldig mehrere Minuten. Natürlich regte sich nichts, hatte er nicht erwartet. Nach knapp einer Viertelstunde, kratzte sich der junge Mann an der Nase und seufzte. „Den Katalog bekommst du später. Ich denke so gegen Nachmittag, vorher möchte ich das du etwas machst. Es ist nichts Großartiges. Tust du es aber nicht, siehst du den Katalog erst morgen...oder nie!“ Es war als würde Taichi für auch nur eine Millisekunde von einem wütenden Blick gestreift werden, ein Grinsen ließ sich nicht verkneifen und der Braunhaarige holte ein altes Jahrbuch, Hikaris Schule heraus. Es war von letztem Jahr und sie hatte ihm ein Exemplar mitgeschickt, bei einer Karte. Auch in Tokyo hatten sie sich selten gesehen, weil er alleine wohnte und Taichi kannte nicht einmal den Namen ihrer besten Freundin. „Hier.“ Taichi legte einen roten Edding neben Yamato aufs Bett, bedächtig langsam, damit er nicht falsch reagierte und daneben das aufgeschlagene Jahrbuch. Die Klassenfotos der 10.Klasse waren dort sichtbar, aber nicht irgendwelche. „Markiere ihn.Kreuz, Kreis, egal. Tu es.“ Yamato hatte sicher verstanden, dass Taichi das kleine, graue Bild von Takeru meinte, das zwischen anderen Köpfen vergraben war. Entdeckt hatte er es immerhin schon mal, denn seine blauen Augen starrten nun nicht mehr geradeaus die Wand an, sondern schief ins Jahrbuch. Wenn auch etwas merkwürdig, denn seinen Kopf bewegt hatte er dabei nicht. Aber Taichi hatte Geduld. Er würde den ganzen Tag hier sitzen und darauf warten, das Yamato es tat. Seinen Bruder markierte. Nur so. Um Reaktion zu erhalten. Auf mehr war Taichi gar nicht aus.... „Dr.Yagami?“ Verwirrt blinzelte Taichi und erblickte ein leicht verzerrtes Bild von Schwester Mimi. Sie stand, die Hände in die Seiten gestützt, vor ihm und schaute ihn mit einem vorwurfsvollen Blick ins Gesicht. Taichi rieb sich die Augen. „Verzeihung. Ich bin wohl eingeschlafen.“, murmelte er verlegen grinsend. „Ich seh’s.“, meinte sie. Da entdeckte der Braunhaarige etwas vor seinen Füßen, was er nicht erwartet hätte, doch Mimi riss ihn wieder auf seinen Gedanken. „Ich hoffe, Sie haben nun ausgeschlafen. Immerhin haben wir bereits 17:03 Uhr.“ „Waaaas? Solange hab ich geschlafen?“ „Ja.“, antwortete die Rosahaarige Schwester knapp. „Wurden sogar belohnt, wie’s aussieht. Tz.“ Sie deutete kurz vor Taichis Füße und über seinen Kopf. Dann schloss sie die Zelle wieder und verschwand im Gang. Der junge Dr. starrte ungläubig auf das aufgeschlagene Jahrbuch vor sich. Die Reaktion hatte er. Takeru war rot. Rot. Er war nicht angekreuzt oder eingekreist, er war... sein Gesicht war komplett rot übermalt, als würde sein Kopf blutrot sein. Taichi konnte nicht verleugnen, dass ihn das leicht verschreckte. Aber das war nichts. Daneben war ein Kreuz gezeichnet. Kein Plus. Ein Grabkreuz, ein Kirchenkreuz. Eines für Tote. Ein dicker Kloß begab sich den Hals des Braunhaarigen herunter. „Danke...Yamato.“ Obwohl er verwirrt und leicht entsetzt war, lächelte er den Blonden an. Doch dieser schenkte ihm keinerlei Reaktion. Er saß nur da und starrte weiter Löcher. Taichi kam nicht drumherum sich die bereits total gelöcherte ‚Wand‘ vorzustellen und grinste unwillkürlich. Moment, wo war eigentlich der Edding? Ein Paar braune Augen durchforsteten schnell den kleinen Raum und blieben an der Wand hinter sich kleben. Das... das musste Ishida gemacht haben, als er selbst bereits fest schlief und niemand zusah. Langsam und zögerlich stand er auf und machte einen Schritt auf die bekritzelte Wand zu. Mit den Finger fuhr er über jeden einzelnen Buchstaben. Zitterte leicht. Es war das Gleiche wie damals und Taichi hatte mit seinem scharfen Verstand sofort erkannt, was es genau bedeutete. ‚Em devol esuac‘,em dlot eh‘ In großen, roten Buchstaben war es an die Zellenwand geschrieben. Wieder schluckte Taichi und fuhr ein weiteres Mal über die Schrift. Warum? Warum schrieb er das? Warum immer auf Englisch und warum rückwärts? ‚He told me, ‘cause he loved me.‘ – ‚Er sagte, weil er mich lieb hat.‘ Was meinte er damit? Taichi fuhr sich durch die Haare und warf einen Blick zu Yamato. Vor Schreck stolperte der Braunhaarige einen Schritt zurück. Yamatos blaue Augen waren direkt auf ihn gerichtet. Der Kopf direkt zu ihm gedreht, der Blick schien kalt und hart. Verdammt, was sollte dieser Satz aussagen? Wer hatte das gesagt und warum ‚weil‘? Der Braunhaarige fasste sich und setzte sich schweren Herzens wieder vor Yamato. Dessen Kopf drehte sich mit und sein kalter Blick verfolgte Taichi. Als würden diese Augen mit Blicken alleine, Menschenleben löschen ... Er wirkte so tot und gleichzeitig so lebendig. Unwirklich. Scheiße, fluchte Taichi in Gedanken. Verdammte Scheiße! „Ach du lieber Himmel!“, rief plötzlich eine schrille Stimme. Eine orangehaarige Frau, mit scheinbar furchtbar schrillem Stimmorgan, schloss die Zelle auf und stürmte herein. Strich mit den Händen über die bemalte Wand und sah den jungen Mann vorwurfsvoll und wütend an. „Sie hätten auf ihn aufpassen sollen. Jetzt müssen wir das wieder streichen!“ „Nein!“ „Wie Nein? Was erlauben Sie sich?“, fragte Oberschwester Sora empört. „Das ... dürfen Sie nicht streichen! Es kann sein, das mehr von solchen Sätzen zustande kommen.“, erklärte Taichi hektisch. „Waaas?“ „Ich brauche das. Möglicherweise hilft es, mich über Yamatos Psyche zu informieren.“ „Aha... regeln Sie das mit dem Chef. Wie war noch ihr Name?“ „Yagami. Taichi Yagami.“, der Braunhaarige verbeugte sich ein wenig. Sora ebenfalls. „Sora Takenouchi. Aber gut, ich muss an die Arbeit. Passen Sie gut auf Ishida auf. Und lassen Sie ihn nicht mit einem Stift alleine!!!“, mit diesen Worten verschwand Schwester Sora aus der Zelle und schloss wieder ab. Taichi seufzte. Plötzlich fiel ihm auf, das Yamato ihn immer noch ansah. Irgendwie war ihm das vorher doch lieber gewesen. Jetzt fühlte er sich beobachtet und wurde allmählich nervös. Mit langsamen Schritten ging er auf den Blonden zu. „Okay Yamato. Unsere Abmachung gilt, du darfst dir den Katalog ansehen. Aber.. ich hab ihn im Büro vergessen.“, Taichi tat ganz unschuldig und setzte seinen, im Kindesalter erlernten, Hundeblick auf. „Na, du kannst ja mitkommen und ihn dir dort ansehen.“ Ehe er sich versah, hatte sich der Blonde bewegt und hielt ihm den roten Edding direkt vors Gesicht. Geöffnet. Eine falsche Bewegung Taichis und er war ... rot. Yamatos Gesichtsausdruck hatte sich kein Bißchen verändert, er schaute genauso drein wie sonst, dennoch lag etwas Bedrohendes, Verärgertes in seinem Blick. „Ok! Entschuldige.“, sagte der Braunhaarige. „Ich bringe ihn dir.“ Langsam sank der Edding vor seiner Nase. Erleichtert seufzte er auf und war kurz davor etwas hinzuzufügen, als der rote Stift blitzschnell wieder hochschoss und ihm einen Strich unterhalb der Nase zog. Wie einen Bart. „AAHH!“, machte Taichi und fiel nach hinten, weil er sich vom Blonden wegstieß. Durch den Schock bekam er nicht mit, das ein winziges, unsichtbares Lächeln über die Lippen Ishidas huschte. Braungebrannte Finger tasteten über der Oberlippe die Haut ab und ein ‚Verflucht‘ kam über die Lippen. Eigentlich hätte er böse sein müssen, aber Yamato schaute gar nicht mehr wütend. Er hatte seinen Blick wieder abgewandt und starrte nun die Wand neben sich an. Den Kopf ans Bettgeländer hinter sich gelehnt, der rote Edding zwischen seinen Zeigefingern. Die blasse Hand schaukelte am Bettrand und wie in Zeitlupe entglitt dem Jungen der Stift und es klackte sanft, als er auf den Boden fiel. „Ich geh den Katalog holen.“, sagte Taichi und stand auf. Bevor er die Zelle verließ, warf er noch einen kurzen Blick zurück. „Mach das nie wieder, sonst gibt’s Rache.“ Es klang nicht bedrohlich, sondern amüsiert und für einen kurzem Moment sah ihm der Blonde erstaunt nach. „Ja?“, drang eine genervte Stimme zum Flur vor, als Tarena an der Tür geklopft hatte. Sie öffnete vorsichtig und trat ein. Ein Grinsen erschien auf ihren Lippen. „Wie sehen Sie denn aus?“, lachte sie leicht. Taichi grummelte. „Yamato.“, sagte er nur und fischte einen dicken Otto-Katalog aus seiner Tasche. „Wie?“, Yakabi war überrascht. „Na, er. Er hat es gemacht!“, antwortete der Braunhaarige und deutete auf seinen ‚Bart‘. „Echt?“ „Ja, wirklich. Echter geht’s nicht!“, nun klang er schon ziemlich genervt. „Wow...“, hauchte Tarena nur. „Seien Sie mir nicht böse, aber ich habe nicht viel Zeit. Ich muss zurück zu ihm. Hab ihm Klamotten versprochen.“, erklärte Taichi schnell und schob die Frau etwas unsanft aus seinem Büro, den Katalog unter den Arm geklemmt. „Äh, Klamotten?“, verwirrt sah sie ihn an. „Ich ähm wollte Sie eigentlich etwas fragen.“ „Verzeihung, aber ich habe echt keine Zeit.“, und mit diesen Worten war Taichi um die Ecke verschwunden und ließ eine ziemlich irritierte Yakabi zurück. Wenn er an anderen vorbei ging, lächelten Sie nur kurz. Manche kannten es sicher, wenn Patienten sich solche Scherze erlaubten. Hätte auch jeder gewusst, das dies Yamato Ishidas Werk war, wer weiß wie sie dann erst geglotzt hätten. Taichi interessierte es nicht. Nicht wirklich. „Da bin ich wieder!“, flötete er, schloss die Zellentür hinter sich und hielt den dicken Katalog in die Höhe. Yamatos Augen immerhin regten sich sofort. „Bitte sehr.“ Das Papierbündel segelte zu Ishidas Bett, hatte eine harte Landung und blieb eine Weile unberührt dort liegen. Irgendwann lächelte Taichi. „Bitte.“, flüsterte er sanft. Yamatos blaue Opale sahen ihn zweifelnd an. Sie schauten direkt in ihn hinein. Nicht durch ihn durch, nur hinein. Streiften sein Herz und seine Seele. Dieser Junge hatte Augen, wie sonst keiner. Das faszinierte Taichi ungemein. „Bitte lass mich zusehen.“ Verwirrt blinzelte der blonde Junge. Die goldenen Strähnen hingen vor seinen Augen, verdeckten aber nicht dessen Blick. Seinen Blick. Unberechenbar. Zögerlich hob sich Yamatos Hand vom Laken und bewegte sich zittrig auf den Katalog zu. Als Taichi einen Schritt auf ihn zumachte, hielt er sofort inne. „Ok, Ok.“, schnell hob der Braunhaarige die Hände. Daraufhin wurde der Katalog gegriffen, an sich gezogen und aufgeschlagen. Taichi beobachtete jede einzelne Bewegung, brannte sie sich in sein Gedächtnis und staunte. Wie konnte dieser Mensch ihn so ... faszinieren? Verwirren? Wie...? Dann sah er etwas, was er nicht einmal in wenigen Wochen erwartet hätte. Die Lippen des Blonden bewegten sich. Langsam und kaum sichtbar. Die braunen Augen strengten sich an. Der Blick des Blonden ruhte auf ihm und er formte immer wieder dasselbe Wort mit seinem Mund, sehr zurückhaltend. ‚Wieviel‘ Yamato wollte wissen wieviel er ankreuzen durfte? Darauf wusste der Braunhaarige keine Antwort, er hatte nicht darüber nachgedacht. Zudem müsste er das aus eigener Kasse bezahlen, wenn auch gerne. Und reich war er nicht gerade. „Ähm... 2 Hosen, drei Oberteile.“, antwortete er schließlich. „Ist das okay?“ Wieder Unglaubliches. Ein Nicken. Ein sanftes, kaum bemerkbares Nicken, aber es war da. Mental verlieh sich Yagami einen Orden. Soviel hatte er schon geschafft. In nur zwei Tagen. Und Yakabi? Die Arme hatte es Sieben Jahre zu nichts gebracht... irgendwas musste sie falsch gemacht haben. Irgendwas. Lange stand er da. Mitten in der Zelle. Sah auf den goldenen Haarschopf vor sich herab und lächelte in sich hinein. Ja, er war stolz. Auf sich. Und auf ihn. Yamato Ishida. „Fertig?“, wollte der Braunhaarige wissen, als sich der Blonde eine Ewigkeit nicht gerührt hatte. Wieder ein leichtes Nicken. Yamato schob den Katalog ein Stück von sich weg, so das Taichi ihn nehmen konnte, ohne ihm selbst zu nahe zu kommen. Langsame Schritte, leichtes Knarren und eine zögerliche Bewegung in Richtung Katalog. Taichi hatte sich, nicht weit von Yamato, auf das Bett gesetzt. Der Blonde rückte ein Stück weiter zurück, obwohl das eigentlich nicht möglich war, da er bereits direkt an der Wand saß. Also zog er die Beine an. Braune Augen suchten nach den roten Kreuzen auf den bunten Seiten und ihm fiel auf, das überall wo ein Kreuzchen war, die Seite leicht geknickt war, so das sie herauslugte am Rand. Raffiniert. „Wunderbar. Ich werde gleich morgen die Bestellung abschicken.“, lächelte Taichi den Jungen an und klappte das Papierbündel zu, legte es beseite. Einen Augenblick lang starrten sich beide an. Die schokoladigfarbenen Augen wirkten warm, vertrauensvoll und liebenswürdig. Die Blauen kalt, verwirrt, ängstlich und verschlossen. Was wollte er nur verstecken? Genau das war Taichis Aufgabe, er musste es herausfinden. Jetzt, da war er sich sicher, hätte er dies auch ohne Geld getan. Wie konnte man Jemanden in nur zwei Tagen so sehr in sein Herz schließen, wenn er nicht einmal mit einem redete? Faszinierend. „Es ist schon spät. Ich gehe besser und du solltest schlafen, wenn du zu Abend gegessen hast-...“, doch Taichi wurde unterbrochen. Schwester Mimi schloss die Zellentür auf, lächelte beide an und stellte das Tablett vor ihnen ab. „Naja, das kannst du ja jetzt. Danke Mimi.“, lachte der junge Mann leicht. Die Schwester nickte ihm zu und ging wieder. Auch Taichi stand auf, nahm den Katalog und wollte gehen, als er sah, das Yamato nach dem Tablett griff. Verwirrt drehte sich der Braunhaarige zu ihm. Hatte die Schwester nicht gestern erst gesagt, er würde nicht in Gesellschaft essen? Doch Yamato wollte nichts essen. Verblüfft starrte man auf die kleine, rote Tomate, die in einer schlanken, blassen Handfläche lag und einem angeboten wurde. Damit hatte er nicht gerechnet. Ganz und gar nicht. Der Blick des Blonden streifte kurz den Katalog und dann schaute er wieder zu seinem Psychologen und wartete auf Reaktion. Aber der war immer noch total verdattert. „Ist... das für die Klamotten..?“, wollte er wissen. Yamato nickte leicht. Zögerlich hob Taichi seine Hand und steuerte auf die des Blonden zu. Je näher er kam, desto zittriger wurde die ausgestreckte Hand und ein wenig wich sie zurück. Taichi lächelte. „Mir wurde bereits gesagt, dass du keine Berührungen magst. Wenn du sie mir unbedingt geben willst, lass sie auf meine Hand fallen.“, meinte er. „Ich komm dir nicht zu nahe, wenn du nicht willst!“ Ishida zögerte. Dann hob er seine Hand und ließ die Tomate von seiner Handfläche rollen, auf Taichis nun auch Ausgestreckte fallen und zog seinen blassen Arm schnell zurück. Eine Gänsehaut breitete sich in dem Braunhaarigen aus. Weshalb, konnte er nicht mal erahnen. Aber sie war angenehm. „Danke.“ Mit einem furchtbar süßen Lächeln steckte sich Taichi die Tomate in den Mund, genoss ihren Geschmack und hob dann langsam und zögerlich die Hand, zum Abschied. „Gute Nacht, schlaf schön.“, sagte er, warf einen letzten Blick in die blauen Augen, die so seltsam leuchteten und wandte sich ab, öffnete die Zelle und trat auf den Flur, wo er auch sofort von Schwester Aiko überfallen wurde. „Guten Abend, Dr.Yagami!“, rief sie fröhlich und schaute kurz zu Yamato. „Ich denke nicht, das Sie Ishida den Stift über Nacht lassen sollten.“ Beide sahen zu dem Blonden. Er hatte das natürlich gehört und starrte auf den roten Edding in seiner Hand. Langsam hob er ihn hoch, als würde er fragen wollen, ob Taichi ihn nicht wieder mitnehmen wolle. Aiko klappte der Mund auf. „Wooow!“, stiess sie aus. „Er...er ... so etwas hat er noch nie getan. Dr.Yagami Sie sind ein Genie! Wirklich... das ist unglaublich!“ Ungläubig starrte sie Ishida an. Taichi winkte kurz vor ihrem Gesicht, er konnte sich nicht vorstellen, das der Blonde das besonders toll fand, so angegafft zu werden. „Ähh, ja..“, stammelte Schwester Aiko schnell. „Also, wegen dem Edding!“ „Yamato behält ihn.“, antwortete er knapp. „Was?“, fragte die Schwarzhaarige verwirrt. „Ist das Ihr Ernst?“ „Ja.“ „Warum? Und wenn er sich verletzt?“, schlug Aiko vor. Taichi schüttelte den Kopf und sah noch einem in die Zelle, der Blonde hatte den Blick abgewandt. „Er verletzt sich nicht.“ „Woher wollen Sie das wissen? Er hat es zwar noch nie versucht, aber bei solchen Leuten kann man nie wissen!“, wild fuchtelte die Schwester mit den Armen herum, dabei fiel ihr beinahe ihre Mappe aus der einen Hand. „Wofür halten Sie ihn?“, fragte Taichi empört. „Für einen Psychopathen?“ Er selbst, hatte ja ganz am Anfang nichts anderes gedacht, aber das hatte sich ja auch geändert und Aiko kannte ihn schließlich schon viel länger. „Wenn Sie damals seine Einlieferung miterlebt hätten, würden Sie das auch tun!“ „Das glaube ich nicht. Yamato Ishida ist kein Psychopath und das sage ich Ihnen nicht als sein Psychologe, sondern als einfacher Mensch!“, die Stimme des jungen Mannes klang schon reichlich vorwurfsvoll und wütend. Aiko zuckte mit den Schultern. „Das ist Ihre Meinung. Gut. Und der Edding?“ „Ich sagte doch, er darf ihn behalten. Geschenkt. War ja meiner.“, erklärte Taichi wieder. „Übernehmen Sie auch die Verantwortung dafür?“, wollte Aiko wissen. „Ja.“ „Auch wenn er die Wände vollkritzelt?“, sie warf einen Blick auf die Schrift an der Wand, an der Taichi vorhin noch friedlich geschlafen hatte. „Dazu soll er ihn ja behalten.“, sagte er genervt. „Von mir aus kann er sich auch selbst bekritzeln, er ist schließlich 19 Jahre alt. Außerdem, was soll man mit einem Stift groß anstellen?“ „Was weiß ich. Ich denke ja nicht wie diese Menschen.“, antwortete Schwester Aiko. „Nein. Sie denken nicht wie er.“, murmelte Taichi noch in sich hinein und hob dann erneut die Hand. „Verzeihen Sie, aber ich bin müde, ich mache Schluss für heute. Ich wünsche Ihnen eine Gute Nacht.“ „Gleichfalls, Dr.Yagami.“, wünschte Schwester Aiko zurück. Und bevor der braunhaarige Mann um die Ecke war, drehte er sich nochmals um und grinste gespielt bedrohlich. „Und wehe Sie nehmen ihm den Edding weg!“ Dann war er verschwunden. Es musste kurz nach halb Elf sein, als Taichi die Wohnungstür unter einem langen Gähnen endlich aufschloss. Wenigstens war die Fahrt angenehm gewesen, kein Regen, keine Umleitungen, nichts. Eine wunderschöne, klare Nacht, mit Millionen kleiner Sternchen und der sanfte Wind, der ihm zärtlich über die Wange gestreichelt hatte, als er aus dem Wagen gestiegen war. Taichi hing seine Jacke auf, ließ seine Schuhe mitten im Flur stehen und warf die Akte Ishidas auf die Couch. Der Anrufbeantworter schwieg und bevor der Braunhaarige müde, mit schon halb geschlossenen Augen, in die Kissen sank, war sein letzter Gedanke vergessen, bevor er einschlief: ‚Hikari hat nicht angerufen.‘ tbc *********************************************** Puh, endlich fertig. Das Chapter war um einiges anstrengender als das Erste Ö_Ö Hoffe es hat euch gefallen, die nächsten zwei Kapitel sind schon ausreichend geplant und ich persöhnlich freue mich besonders auf das Vierte ;) Mal sehn, meine Mum (ja, sie liest es auch ^^) fand das erste Kapi besser, ich ehrlich gesagt auch, was is mit euch? Ich hab das jetzt zum dritten Mal überarbeitet, wenn ihr Fehler findet, sagts mir! Und nochwas, womit auch ein oder zwei Kommentschreiber Recht haben... nicht alles, was ich hier schreibe geht. Viele Dinge, wahrscheinlich sogar die meisten, sind in einer echten Klinik anders, z.B. würden Aiko und Taichi so etwas niemals vor dem Patienten sagen dürfen... aber in der Story muss es halt so sein, Yama muss es mithören und vieles wird geändert, is ja nich umsonst ne Fic und keine Biografie oder so, also nix Wahres (zum Glück, der arme Matt) Das wars von mir X.x ^.~ Ducky Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)