Forever Yours von Koraja (Für immer Dein) ================================================================================ Kapitel 22: Leben eines Engels ------------------------------ Dass sich ihr Sohn und ihre zukünftige Schwiegertochter verabschiedeten, war Kaiki und Sayuri nur recht. Sie merkten noch nicht mal, als die beiden noch mal hereinkamen und ihnen noch eine schöne Woche wünschten. Sie leierten irgendeine Erwiderung herunter, wussten aber selber nicht, was genau sie da eigentlich genau gesagt hatten und ob es überhaupt irgendeinen Sinn ergab, für sie zählte nur das jeweilige Gegenüber. In diesem Moment konnte und wollte Kaiki nur noch in ihre Augen schauen, in die Augen, die er all die Jahre so schmerzlich vermisst hatte und die ihm immer noch so vertraut waren, als hätten seit dem letzten Blick keine 14 Jahre dazwischen gelegen. In ihm lagen immer noch die gleiche Wärme und Liebe, die ihn sofort zur Ruhe brachte, egal wie aufgekratzt er war. Nur war diese Ausstrahlung jetzt noch um einiges intensiver geworden. Ja, sie war sein Ruhepol gewesen und er wunderte sich, wie er es geschafft hatte, ohne sie weiter zu leben. Nicht nur einfach zu existieren, sondern richtig zu leben. Doch dann fiel ihm selber ein, dass sein "Leben" nur eine Fassade gewesen war. Eine Fassade, die er zu seinem Schutz um sich herum aufgebaut hatte, genauso wie Marron es all die Jahre gemacht hatte. Er wollte seine Trauer einfach nur tief in sich vergraben und mit der ständig wechselnden weiblichen Begleitung und der intensiven Arbeit im Krankenhaus vor der Einsamkeit und der Zeit zum Nachdenken fliehen, die ansonsten wieder die Trauer und Gedanken, die ihn so sehr schmerzten, hätten hervor kriechen lassen. Aber mit dieser Art des Weitermachens hatte er auch für Chiaki da sein wollen und ihn von seiner Trauer aufmuntern wollen. Er hatte ihm eine neue Mutter und eine komplette Familie liefern wollen und dabei erst gemerkt, dass sie sich dadurch immer weiter voneinander entfernten und er alles nur noch weiter verschlimmerte, als es zu spät war, Chiaki plötzlich weg war und er schließlich Marrons Leidensgeschichte erfuhr, die ihn dazu brachte, sein Leben endgültig umzustellen. Marron ahnte wohl noch nicht einmal, wie sehr sie ihm aus seinem schwarzen Loch geholfen hatten, von dem nur er wusste, dass es existierte. Aber es war vermutlich auch besser die Dinge so zu belassen, wie sie jetzt standen. Diese Zeiten waren jetzt vorbei und es bringt einen nun mal nicht weiter sich mit Gedanken über Vergangenes zu beschäftigen So wollte er all die versäumten Blicke nachholen und wagte es nicht, seine Augen für einen Sekundenbruchteil abzuwenden oder auch nur zu blinzeln in stetiger Angst, die Ihrigen wieder für den Rest seines Lebens missen zu müssen, wenn er dies tat und somit erneut mit dem abgeschlossenen Thema konfrontiert zu werden. "Du musst keine Angst haben, dass dies alles nur ein Traum ist, der mit einem Wimpernschlag plötzlich wie eine Seifenblase zerplatzt. Das hier ist die Wirklichkeit. Du bist hellwach." Diese Sanftheit in ihrer Stimme. Sofort waren alle Zweifel und Ängste vergessen und die Wärme, die von ihr ausging, welche schon Marron und Chiaki sich vollkommen hatte entspannen lassen, verteilte sich von seinem Herzen aus bis in die kleinsten Adern seines Körpers. "Aber wie ist das möglich?" Doch noch bevor er die Frage zu Ende ausgesprochen hatte, begann er zu verstehen und Sayuri lächelte daher auch nur noch als Antwort. Schlagartig war ihm plötzlich alles bewusst und er verstand, was man ihm schon den ganzen Tag versucht hatte verständlich zu machen. Nach ihrem Tod war seine Frau das geworden, als was er sie sowieso immer schon bezeichnet hatte, ein Engel. Die Frage, was er verbrochen hatte, dass Gott sie ihm so früh entriss, erschien ihm nur noch lächerlich, der Grund war ihm mittlerweile auch egal geworden, sicher war es notwendig gewesen, da vertraute er auf Gott. Vielleicht war es ja sogar notwendig gewesen, um sicherzustellen, dass Chiaki später auch wirklich Marron oder besser gesagt Jeanne beschützte. Aber darüber wollte er sich auch gar nicht mehr den Kopf zerbrechen. Es gab wichtigere Dinge, die ihn interessierten. Z.B. was seiner Frau im Himmel so alles widerfahren war und warum sie plötzlich wieder da war. "Nun sag schon was du unbedingt loswerden willst! Ich sehe doch, dass dir irgendwas auf der Zunge brennt. Raus mit der Sprache! Was möchtest du wissen?" ermutigte Sayuri Kaiki. "Was machst du hier? Was hast du all die Jahre gemacht? Wie ist das Leben im Himmel so? Wie sieht es dort aus?... Erzähl mir einfach alles!" sprudelte es dann auch aus diesem heraus. "Jaja!" Milde lächelte sie ihm zu und strich ihm durchs Haar. "So neugierig und ungestüm wie eh und je! Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du bist eifersüchtig!" "Wer sagt dir, dass ich es nicht bin? Ich weiß ja nicht, was es da oben so alles an Gestalten gibt!" meinte er scherzhaft. Er wusste, dass er bei Sayuri keinerlei Grund dazu hatte und selbst wenn doch, dann wäre er ja auch der Letzte gewesen, der sich beschweren durfte. "Glaub mir, ich kenn dich zu gut! Ich weiß was in dir vorgeht! Ich war immer bei dir! Egal wie viel ich dort oben zu tun hatte, ich war immer bei euch. Immer wenn ihr nicht weiter wusstet, habe ich mein Bestes gegeben euch Zeichen zu senden. Ich habe euch so gut es ging beschützt und all eure Zweifel und Sorgen sind mir bekannt. Ihr konntet euch noch so verstellen, ich wusste zu jeder Zeit was in euch vorgeht und kann deshalb auch keinem von euch in irgendeiner Weise böse sein. Ich weiß, wie sehr dich und auch Chiaki eure Spannungen belastet haben, er will es zwar nicht zugeben, aber egal bist du ihm garantiert nicht! Er ist so wie du früher, Marron musste ihn auch erst langsam umkrempeln, bevor er bereit war Fehler einzugestehen, Gefühle zu zeigen und an die Liebe zu glauben. Und sie hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Sie ist eine erstaunliche Frau mit sehr vielen Facetten. Man kann sie in keine Schublade stecken, sie würde sie alle sprengen." "Ja, da hast du wie immer Recht! Sie erinnert mich an dich. Sie wirkte immer so stark aber auch zerbrechlich. Jetzt hat sie zu sich selbst gefunden und braucht keine Fassade mehr." "Stimmt. Sie ist jetzt in der Lage mit erhobenem Kopf auf ihre Probleme zuzugehen und weicht nicht mehr zurück, nun kann sie nicht nur Chiaki blind vertrauen, sondern auch all ihren Freunden und ihrer Familie. Seitdem ich wusste, dass Chiaki was mit dem Kampf gegen den Teufel zutun haben wird und sein Lebensweg eng mit Marron verknüpft ist, habe ich auch sie beobachtet und beschützt. Und ich muss sagen, man erkennt sie einfach nicht mehr wieder." "Das glaub ich dir gerne." "Und deshalb ist meine Aufgabe hier auf der Erde auch eigentlich überflüssig! Die beiden brauchen keinen weiteren Beistand! Sie kommen sehr gut alleine zurecht und können auf sich und das Baby aufpassen. Aber der Herr ist einfach nur übervorsichtig und in panischer Angst, es könnte ja doch was schief gehen, also will er kein Risiko eingehen. Aber wie gesagt, ich glaube, selbst der Teufel könnte sich jetzt nicht mehr zwischen die beiden stellen. Sie wären mit ihrer jetzigen Kraft weit überlegen. Sie wissen es selber gar nicht, aber sie tragen so viel von Gottes Macht in sich, die mit ihrer Liebe von Tag zu Tag noch weiter zunimmt, dass sie sofort den Status der höchsten Engel in Gottes Reich innehätten. Ihre Kraft übertrifft die der jetzigen ranghöchsten Engel bei weitem. Man könnte sie sogar von ihrer Kraft her wahrlich als Gottes Kinder bezeichnen, wenn es so etwas denn geben würde. Da frag ich mich doch ehrlich gesagt auch, was ICH da eigentlich noch groß hier ausrichten soll. Außer Babysitter spielen natürlich." Ein klein wenig geschockt nahm Kaiki diese Informationen über seinen Sohn und seine zukünftige Schwiegertochter zur Kenntnis, schob jeden weiteren Gedanken darüber jedoch zu Seite. "Aber worin bestand denn jetzt deine eigentliche Aufgabe? Doch sicherlich nicht nur darin, über uns zu wachen, oder?" Sayuri lächelte ihn wieder herzlich an und tätschelte seinen Kopf wie bei einem kleinen Kind. "Oh, bin ich wohl ein klein wenig vom eigentlichen Thema abgekommen. Tut mir leid. Aber Geduld ist dir ja auch gänzlich ein Fremdwort!" "Ja, und du hast leider viel zu viel davon!" grummelte Kaiki. "Kannst es wohl gar nicht erwarten, was? Da musst du durch! Natürlich hatte ich auch eine richtige Aufgabe im Himmel. Da ich, als ich in den Himmel kam, noch eine große Menge an Energie hatte, wurde mir gleich der Rang eines Himmelsengels zuteil. Ich musste mich nicht erst wie Fynn und Access dazu hocharbeiten. Damals begannen die Dämonen grade aktiv zu werden und ich bin mir nicht sicher, ob du es damals bemerkt hast, es starben sehr viele Menschen und vor allem auch Kinder zu der Zeit, so dass die Engel mit der plötzlichen Flut an neuen Seelen nicht mehr fertig wurden. Und da ich, wie du grade selber sagtest, sehr viel Geduld und ein reines Herz hatte, wurde ich zur Unterstützung dieser Engel eingesetzt. Und seit dem kümmere ich mich um die neuen Seelen und die kleinen Engel, die besonders am Anfang noch alle sehr nervös sind und auch verängstigt. Sie haben Angst davor bei ihren Aufgaben zu scheitern und sind von ihrem neuen Umfeld noch sehr aufgewühlt. Da sind sie sehr dankbar, wenn ihnen jemand zur Seite steht , sie in alles mit Ruhe einweist und auch mal bei Fehlern nur ein paar beruhigende Worte spricht. Man könnte mich als quasi als Kindergärtnerin der Engel bezeichnen. Denn egal, wie alt die Seelen waren, als sie starben, wer als Schwarzengel anfängt, hat wieder quasi die Seele eines Kindes. Fynn und Access eignen sich dafür ja wohl perfekt. Sie gehörten zu den ersten Seelen, die ich betreut habe und ich sehe ihnen immer noch gerne zu. Und obwohl sie mittlerweile Himmelsengel sind, kann man sie wohl nicht wirklich als erwachsen beschreiben. Besonders Access nicht! Bei ihm hab ich sowieso schon alle Hoffnung aufgegeben, jemals sein kindliches Treiben abzulegen, dabei ist er eigentlich sehr nachdenklich und intelligent. Nur er muss halt immer den Hampelmann heraushängen lassen." Sayuri seufzte und schloss müde die Augen. "Aber man merkt den beiden auch deutlich die Veränderung nach dem Sieg über den Teufel an. Fynn öffnet sich langsam ihren Gefühlen und beide haben nicht mehr die panische Angst davor im nächsten Moment alles verloren zu haben und alles was sie noch vorfinden ist eine völlig zerstörte Welt voller Hass und Tod. Sie lieben die Erde, aber sie brauchten die Zeit jetzt oben im Himmel. Sie mussten sich von den fast schon traumatischen Ereignissen hier erholen und dazu ist nichts besser geeignet, als die friedliche Welt des Himmels. Wie soll ich dir beschreiben, wie da oben zugeht und aussieht, wenn ich es doch selber nicht weiß? Der Himmel ist so, wie du ihn dir vorstellst. Ich könnte dir sagen, dass es da oben sehr hell und freundlich ist, mit großen weißen Hallen und einem riesigen wunderschönem Garten in dem es nur alle paar Tage einmal regnet, mit einem großen See, hohen Bäumen und einem Fluss, mit Bergen und bunten Vögeln und Schmetterlingen, und kleinen Hasen auf der Wiese. Ich könnte sagen, dass es da oben sehr still und ruhig zugeht. Kein Lärm weit und breit, einfach nur Erholung und Frieden pur. Ich könnte dir aber auch sagen, dass dort oben ein hektisches Treiben herrscht, alle Egel durcheinander fliegen und schreien und auch das würde der Wahrheit entsprechen. Jeder nimmt sein Umfeld dort oben anders wahr. So will ich dir lieber keine genauen Beschreibungen meiner Sichtweise geben, sondern dir weiterhin die Möglichkeit geben, den Himmel ganz nach deinen Vorstellungen zu kreieren und zu erleben. Denn der Himmel ist ein Paradies, da sind sich alle Engel einig, ein Traum. Der Ort, in dem all deine Phantasien zum Leben erwachen. Ein Ort der Sinne und Träume." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)