Broken von Deikith ================================================================================ Kapitel 1: ~ Pain ~ ------------------- Ein Co-Projekt. Nachdem ich "Goodnight Moon" abgeschlossen habe (hoffentlich auch erfolgreich, aber das liegt schließlich im Auge des Betrachters), habe ich mich zusammen mit meiner Integra wieder einer AxI Geschichte zugewandt, die vielleicht mehr aus Gedanken und Gefühlen besteht, als man geglaubt hat. Aber ich persönlich sehe die Gefühlswelt neben der Interaktion als wichtigsten Teil einer guten Geschichte. ** Es war bereits spät in der Nacht, als sich die große, hünenhafte Gestalt im Park zeigte und mit der ewig gleichen, dreckigen Arbeit begann die darin bestand, Vampire, sein eigenes Fleisch und Blut, niederzumetzeln und zu archivieren. Konnte man jemanden schlimmer bestrafen als damit, dass man ihn dazu zwang, die eigene Art zu eliminieren, im Auftrag eines Menschen, der sie hasste und verachtete und trotzdem einen dieser Art im eigenen Haus, wenn auch im tief unter der Erde gelegenen Keller, beherbergte. Wahrscheinlich war das wahrlich schwer zu verstehen, jedoch nicht, wenn man es aus der Sicht sah, dass dieser beherbergte Vampir die Arbeit einer ganzen Mannschaft von Soldaten erledigen konnte. Eine Art Wunderwaffe, würden die Menschen es wahrscheinlich nennen. Und doch war da noch viel mehr, was man über den muskulösen, breitschultrigen Mann wissen musste, der soeben einmal mehr eine silberne Kugel aus seiner Waffe im Körper eines solchen widerlichen Vampirs versenkt hatte und die diesen dazu brachte, zu Staub zu zerfallen. Seine Gedanken waren jedoch nicht dort, im Park, bei der Arbeit, die ewig die gleichen Handbewegungen und Bilder enthielt, ohne Abwechslung oder Spannung. Nur schlichtes Töten. Seine Gedanken waren bei einem Bild, dass nur er sehen konnte, entstanden nur in seinem Kopf. Eine wunderschöne blonde Frau, auf weißen Laken, nur in einem seidenen Hemd bekleidet. Wenn er doch nur dort sein könnte. In den Armen dieser Frau. Integra Hellsing, sein Master, die einzige ihm gleichgestellte Person und der Mensch der ihn beherbergte seit zehn Jahren, war diese Frau auf dem Bett. Sie hatte die zarten Hände mit den schmalen Fingern um ihre Decke geschlungen, sah auf die Tür gegenüber ihres Bettes und rauchte die obligatorische "Gute-Nacht-Zigarre". Sie dachte an nichts, nicht einmal daran, das Rauchen aufzugeben. Nach vielen Jahren des Konsums dieser legalen Droge dachte sie nicht mehr daran, aufzuhören, es gehörte zu ihr, wie der Anzug den sie trug, wie die Brille auf ihrer Nase und das Kreuz um ihren Hals. Ein Lächeln legte sich auf die blutverschmierten Lippen. Er liebte es, wenn er seinen Opfern noch das letzte bissen Blut aussagen konnte. Auch wenn es grausam klang, ein Vampir trank das Blut der eigenen Rasse und genoss es noch. Doch das Lächeln galt in dieser Nacht nur teilweise seinem grade erlegten Opfer das vor seinen Füßen zu Staub zerfiel. Viel mehr galt es der wunderschönen Frau auf dem Bett, die so weit weg schien. Und dabei hätte es für ihn nur wenige Sekunden gebraucht, um zu ihr zu kommen. Doch das wäre seinem eigenen Todesurteil gleichgekommen. Nur weil er als Wunderwaffe der hoch gelobten Hellsing Organisation galt, die in der Hierarchie gleich nach der Königin kam und fast die komplette Landessicherheit inne hatte, hieß das nicht, dass nicht auch er vernichtet werden konnte. Zugegeben, es war schwer, unmöglich fast, aber jedoch eben nicht ganz. Und die Frau, Integra, sein Master, kannte die Möglichkeiten. Mit einem breiter werdenden Lächeln ließ er seinen Blick über ihren Körper gleiten. Einzig die Zigarre allein störte den Anblick, es zerstörte den minimalen, sonst kaum vorhandenen Hauch von Weiblichkeit. Und doch wirkte es auch wieder erotisch. Sie stand auf und drückte die Zigarre in ihrem Marmoraschenbecher aus. Die weiße Seide, die jetzt ihren Körper umspielte, schliff über den Boden. Das junge Hellsing Oberhaupt löschte das Licht, nahm die Brille ab und legte sie auf den Nachttisch. Die Fenster waren offen, denn es war eine heiße Sommernacht, Wind spielte mit den Gardinen und ein Hauch fuhr durch den Raum, als sich die junge Frau wieder in ihr Bett begab und die Augen schloss. Sie lauschte den Geräuschen des Hauses, dem Knarren der Dielen, der Musik aus Walters Zimmer, dem Rauschen der Blätter im Garten unterhalb des Fensters. Ein enttäuschter Laut entglitt seinen Lippen, als sie das Licht löschte. Doch zum Glück war auch seine Arbeit für diese Nacht beendet und sein Weg führte ihn ohne Umwege zurück in das Herrenhaus. Leise, ohne auch nur das kleinste verräterische Geräusch zu machen, stieg er die Treppen hinauf, blieb vor der hohen hölzernen Tür seiner Herrin stehen. Der Frau, die ihn als einzige noch wirklich interessierte und auch die Frau, die als einzige kein Interesse an ihm zeigte. Integra versank bald in einen traumlosen Schlaf, eine von Walters Tabletten verhinderte, dass das junge Hellsing Oberhaupt von Toten, Ghouls oder Vampiren träumte. Das Wasserglas stand noch auf dem Nachttisch. Der Wind fuhr weiter durch das Zimmer, über die dünne Decke, verfing sich in den Vorhängen des Bettes, die sie zugezogen hatte um in völliger Dunkelheit zu schlafen, nicht ein Lichtstrahl der sie störte. Wie in jeder Nacht hatte er die Möglichkeit ihr in die tiefen dunklen Abgründe ihrer Träume zu folgen, die aus nichts weiter außer vollkommener Schwärze bestanden. Sie wollte nicht träumen, denn ihre Träume waren nicht etwa die normalen eines Menschen. Sie behandelten ausnahmslos den Tod und den Schmerz. Und nicht selten war es sogar so, dass sie sich selbst sterben sah. Zwar oblag es durchaus Alucards Möglichkeiten ihr schöne Träume zu geben, sie zumindest ihren Schlaf genießen zu lassen, doch hatte sie ihm mehr als einmal sehr direkt zu wissen gegeben, dass er sich aus ihrem Leben herauszuhalten hatte, soweit es nicht die Arbeit betraf. Er bedauerte dies, respektierte es aber größtenteils. Integra hatte immer das Gefühl gehabt, dass Alucard mehr über sie wusste als er sollte, sich mehr für sie interessierte, als es für den Job dienlich war. Sie schloss ihn von ihrem Leben aus, hatte ihn nie in ihren Räumen empfangen, bewahrte sich die unangetastete Privatsphäre mit peinlicher Genauigkeit. Und dennoch manchmal, bevor sie zu Bett ging, hatte sie das Gefühl ihn im Raum zu spüren, seine Augen durch die schwere Holztür zu sehen, das Rascheln seines Mantels unter ihrem Fenster zu hören. Er kannte diese Gedanken und war sich eigentlich sicher, dass sie wusste, dass er da war. Und manchmal, wenn sie es gar nicht bemerken konnte, weil sie zu sehr in ihrer Arbeit vertieft war, dann forschte er nach. Fand heraus, dass es ihr nicht unangenehm war sich seiner Gegenwart bewusst zu sein. Und manchmal sehnte sie sich sogar danach, auch wenn sie, eine stolze Frau die ihres Gleichen suchte, dass niemals zugeben würde. Sie wachte schlagartig auf, es war als hätte irgendwas ihre Aufmerksamkeit erregt. Trotz des Medikaments dass ihr die Träume nahm hatte sie einen leichten Schlaf, wachte oft auf, sah sich um und erwartete den Teufel im Dunkeln. Integra war verschwitzt...langsam kletterte sie aus dem Bett und zog den Vorhang langsam zurück, sah sich im dunklen Raum um, es war so dunkel dass nicht mal Umrisse auszumachen waren. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür, lauschte am Holz, legte eine Hand an die Klinke und öffnete die Tür dann ruckartig. Nur um ihn zu sehen. Integra sah ihn an, verschwitzt, aufgebracht und unruhig. Ein leicht überraschter Ausdruck erschien auf seinem sonst so undurchschaubarem Gesicht, doch dieser Eindruck dauerte nur wenige Sekunden an, dann war da nur wieder das selbstgefällige Grinsen. Eigentlich hätte er wissen müssen, dass sie den Weg aus dem Bett zu ihm fand, wenn auch durchaus nicht ganz freiwillig und auch eher wieder einmal von Furcht getrieben. Furcht davor, vielleicht einmal von dem gehassten Wesen im Schlaf übermannt zu werden, welches sie in ihrem Haus beherbergte. "Einen wunderschönen Abend wünsche ich Euch, verehrte Herrin," leicht belustigt verbeugte er sich vor ihr und schaute dann wieder auf sie herab. Sie schluckte. "Einen wunderschönen Abend Alucard. Was machst du hier?!" Integra rang mit ihrer Fassung. Wie konnte er sie nur wieder so stören, mitten in der Nacht. Er hob seine, wie immer von weißen Handschuhen bedeckte Hand und nahm seine Brille ab, die sonst gänzlich den Blick auf seine Augen verhinderte und es dadurch noch schwerer machte, seine wahren Vorhaben zu erkennen und musterte sie mit den glühend roten Augen, die sich bis in die Seele der jungen Frau zu brennen schienen. "Ich wollte sehen, ob es dir gut geht. Keine Träume diese Nacht wie ich sehe?" "Was geht es dich an? Ich ziehe es vor, nicht zu träumen." sie musterte ihn eindringlich. "Du bist blutbeschmiert. Zieh dich bitte um, bevor du den Teppich besudelst." Er machte ein Geräusch, welches seine Stimmung irgendwo zwischen Gelangweiltheit und Desinteresse an ihren Worten einordnete und setzte die Brille wieder auf. "Wie Ihr befehlt Herrin, es geht ja immer nach euren Wünschen." Alucard wandte sich ab und machte sich daran, die Treppe wieder hinabzusteigen. Sie sah ihm nach. Irgendwie hatte sie den Wunsch mit ihm zu reden, aber nicht so... "Komm danach bitte wieder her. Wir müssen reden." Er wandte sich kurz auf der Steintreppe um und sah sie an. "Ich habe nicht das Bedürfnis mit dir immer über die gleichen Dinge zu reden." Ohne weiter auf das kindische Verhalten einzugehen, setzte er seinen einsamen Weg fort. Sie würde niemals verstehen, welche Beweggründe er wirklich hatte. Integra kannte die Bedeutung des Wortes "Freundschaft" nicht. Ihr wahr einzig und allein beigebracht worden, dass Jedermann sich selbst der nächste ist. Und danach lebte sie. Ob sie dadurch jedoch in dieser Welt wirklich glücklich war, vermochte er nicht zu erkennen. Und er wollte es auch nicht mehr. "Und halt dich aus meinen Räumen fern!" sie drehte sich um und ging zurück in ihr Zimmer, die schwere Holztür fiel krachend zu. Integra stand wieder in der Dunkelheit, in der sie nichts ausmachen konnte. Sie atmete schwer und tastete sich zu ihrem Bett vor. Die junge Hellsing dachte an ihn und ihr war klar, dass sie nicht fair gewesen war. Sie zog sich einen Mantel über und öffnete die Tür, nahm sich eine Fackel von der Wand und stieg zum ersten Mal hinab in seine Gemächer, die im Keller verborgen waren. Sie war noch nie dort gewesen, sie mied den Keller in dem sie beide Vampire beherbergte. Obwohl ihm durchaus bewusst war, dass sie auf dem Weg in seine Welt war, sich ihren Weg durch die Dunkelheit der Kellerräume bahnte, war es ihm egal. Er wollte sie nicht sehen, verzehrte sich zum ersten Mal seit langer Zeit nicht nach ihrer Nähe, die für ihn sonst immer Nahrung und Lebenswillen zugleich war. Missmutig drehte er sich auf seinen Doppelbett um und vergrub das Gesicht in den seidenen Kissen, die fast so kalt waren, wie seine eigene tote Haut. Sie sah sich im dunklen Keller um, die Feuchtigkeit tropfte hier und da von der Decke und Integra zuckte kurz zusammen. Am Ende des Ganges war seine Tür, mit Blut war ein Pentagramm darauf geschmiert. Sie war noch nie da gewesen...aber laut den Plänen musste es seine Tür sein. Mit ihren zarten Fingern berührte sie die Klinke. Alucard wollte nicht mit ihr sprechen und eigentlich sollte sie das auch wissen. Er war es leid immer wieder die ewig gleichen Tiraden zu hören und wollte einfach nur noch seine Ruhe haben. Scheinbar war es sein Schicksal, dass egal, was er anpackte, sie es als größten Fehler ansah. Dann sollte sie eben zusehen wie sie allein klarkam. Sein Problem sollte es heute Nacht nicht mehr sein. Sie öffnete die Tür, spähte in das Dunkel. "Alucard...?" hauchte sie. Widerwillig drehte er sich auf den Bauch und schaute auf den Türspalt. "Was willst du? Was ist so wichtig, dass es nicht warten könnte. Meinetwegen bis zum nächsten Jahrhundert." "Vergiss es..." sie drehte sich um und ging, hatte die Tür angelehnt gelassen. Ihr Vampir schmollte also...na fein, dann sollte er das eben. Alucard drehte sich wieder um und vergrub wieder den Kopf in den Kissen. Er hoffte, dass dies die letzte Störung dieses Abends gewesen war. Sollte sie doch wieder zurückgehe zu ihren Albträumen, die sie Nacht für Nacht plagten. Er fragte sich mittlerweile, warum er einen solchen Wert auf ihr Wohlergehen legte, wenn sie seine Taten überhaupt nicht zu schätzen wusste. Nun denn, wenn sie ihn einzig für die Bluttaten brauchte, dann sollte das so sein. Sie setzte sich auf ihr Bett und nahm ein Buch zur Hand. Es war nicht so dass sie ihn nicht mochte oder ihn direkt verabscheute, aber Integra behandelte den Vampir nun einmal so wie sie es gelernt hatte. Vampire waren Monster mit Intelligenz. Und sie hatte zwei davon bei sich im Haus. Monster mit Intelligenz? Er musste angesichts dieser Recht unpassenden, zumindest was seine Person betraf, Umschreibung fast laut lachen. Alucard realisierte in diesem Augenblick, dass diese unschuldige Seele vielleicht gar nicht wusste, was für ein Monster sie sich ins Haus geholt hatte. Es war nicht nur so, dass er der ultimative Vampir war, der nicht getötet werden konnte, da war noch viel mehr. Doch Integra interessierte nur, dass die Zahl der getöteten Monster Nacht für Nacht stimmte. Integra sah auf das Bild in ihrem Zimmer, das Portät ihres Vaters. "Vater...was soll ich nur tun?" sie schlug das Buch zu und stand auf, setzte sich vor das Porträt auf den kalten Holzfußboden. Integra steckte sich eine Zigarre an und sah wieder nach oben. "Du würdest mein Rauchen und Trinken nicht gutheißen...ich weiß das...und die Tabletten gegen die Träume würdest du nicht brauchen. Warum bin ich kein Mann, Vater? Ich bin die erste Erbin...die erste weibliche Nachfahrin der Familie...und es bringt nur Ärger." Das Portrait gab natürlich keine Antwort. Alucard schlich sich in ihren Kopf, beobachtete das Szenario wachsam, jedoch so, dass sie nicht bemerkte, dass er da war. Der Vampir wusste um die Bedeutung ihres Vaters für sie und darum, was sie alles tun würde, um perfekt zu sein. Aber war es nicht grade die Unvollkommenheit, die Menschen zu Menschen machte? Für ihn war es schon eine lange Zeit her, dass er ein Mensch gewesen war und auch damals, hatte er in seinem Volk kein besonders hohes Ansehen gehabt. Sie seufzte und zog die Beine an ihren Körper. Es würde eine lange Nacht werden und Integra würde ganz sicher nicht mehr schlafen können. So sacht wie möglich entfernte er sich aus ihrem Geist und erschien stattdessen in seiner gänzlichen Gestalt neben ihr. Schwieg jedoch und schaute sie nur an, wie sie dasaß, vor dem Bild ihres Vaters. Integra bemerkte ihn nicht, sie zog an ihrer Zigarre und schmeckte den bitteren Rauch. Sie war müde. "Dann solltest du vielleicht schlafen gehen, wenn du müde bist," sagte er leise. Mehr nicht. Jedes andere Wort hätte sie nur wieder dazu veranlasst, ihre Wut und ihre eigene Enttäuschung gegen ihn zu richten. "Ich kann nicht schlafen." sagte sie ruhig. "Und ich möchte nicht noch etwas einnehmen..." Er musterte sie aus seiner Position, sagte jedoch nichts mehr. Langsam wandte er sich zur Tür. "Gute Nacht Sir Hellsing." ** Das war also das erste Kapitel. Derzeit ist Teil 2 bereits in Arbeit, jedoch kann es eine Weile dauern, bis dieser hier erscheint. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)