Messaya von Nhia ================================================================================ Kapitel 3: Labyrinth ohne Ende ------------------------------ Kapitel 3 Labyrinth ohne Ende "Hey Bronwyn", rief jemand direkt hinter ihr und riss sie aus ihren Gedanken. Bronwyn brauchte sich nicht umzudrehen, sie wusste auch so, wer es war. Die Kälte in Mallorys Stimme war unverkennbar und jedes Mal, wenn Bronwyn sie hörte, bekam sie eine Gänsehaut. "Was ist los?", fragte sie gelassen und drehte sich um. "Der Käpt`n will dich sprechen ", antwortete Mallory kühl und ihr Mund verzog sich zu einem hämischen Grinsen. Bronwyn betrachtete sie verwirrt. "Was möchte er denn?", fragte sie und ihre Stimme hatte einen kälteren Unterton als Mallorys, Allein schon der Gedanke an Chris lies sie frösteln. Seine kalten, ausdrucklosen Augen und seine eisige Stimme... Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er jemals nett gewesen war, obwohl sie wusste, dass Lucy sie niemals belügen würde. "Das wird er dir schon selber sagen", meinte Mallory nur und ging. Bronwyn war gezwungen, ihr zu folgen, da sie nicht wusste, wo Chris` Kabine war. Mallory führte sie ins Innere des Schiffes hinein. Das einzige Geräusch, das zu hören war, war das Knarren ihrer Schritte auf dem Holzboden. Sie gingen durch Gänge, in denen Bronwyn noch nie gewesen war. Die Stille war unheimlich und Bronwyn schauderte. Sie hatte das Gefühl, gleich käme ein Geist durch die Wand geschwebt und würde sie angreifen. Plötzlich standen sie vor einer Tür. Bronwyn hatte sie erst gar nicht bemerkt, da sie im ersten Augenblick gar nicht zu sehen war. Das Holz der Tür hatte die gleiche Maserung wie der Gang, nur ein kleiner Türknauf lies darauf schließen, dass dort eine Tür war. Mallory klopfte und öffnete die Tür. "Käpt`n, hier ist sie", sagte Mallory in den Raum und stieß Bronwyn unsanft herein. "Danke, du kannst gehen", sagte Chris, der an einem Schreibtisch direkt vor Bronwyn saß. Bronwyn hörte, wie die Tür zuging und erschrak. Neugierig sah sie sich im Raum um. Ein großer Schrank mit Schnitzereien, die sie nicht genau erkennen konnte, zierte die ganze rechte Wand und an der Wand gegenüber von ihr klaffte ein großes Fenster, durch das viel Sonne in das Zimmer fiel. Sonst war nichts in dem Zimmer, außer einer großen Holztruhe in der Ecke. "Setz dich doch", sagte Chris und deutete auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. Bronwyn betrachtete ihn misstrauisch. Warum war er so freundlich? Langsam lies sie sich auf den Stuhl sinken und sah ihn fragend an. Seine kühlen, blauen Augen blickten sie herablassend an, so als wäre sie es nicht wert, dieselbe Luft zu atmen wie er. In ihr wuchs die Wut. Warum war er so überheblich? Warum war er so fies zu ihr? Sie hatte ihm doch wirklich nichts getan. Herausfordernd begegnete sie seinem Blick, doch Chris nahm keine Notiz davon. Er räusperte sich. "Du fragst dich sicher, warum du herkommen solltest." Natürlich fragte sie sich das, doch sie sagte nichts, um ihm diese Genugtuung nicht zu geben. "Nun, da du nicht antwortest, gehe ich mal einfach davon aus", sagte Chris und grinste teuflisch. "Da wir nun an unserem Ziel angekommen sind, wollte ich dich fragen, wo deine kleine Freundin überhaupt wohnt". Bronwyn sah ihn verwundert an. "Hatte ich das nicht erwähnt?" "Nein!", seine Stimme zischte ungeduldig. "Oh!", sagte Bronwyn mit gespielter Unschuldsmine. "Wirklich nicht?" "Nein!", antwortete er gereizt und seine Stimme klang warnend, jetzt nichts Falsches sagen. Bronwyn ging nicht darauf ein. Mit gespielter Heiterkeit sagte sie: "Reg dich doch nicht so auf." "Ich reg mich gar nicht auf!" Chris schrie beinahe und seine Faust schlug so feste auf den Tisch, das Bronwyn erschreckt zusammen zuckte. " Ich will nur wissen, wo sie wohnt." Er klang jetzt beherrschter, doch Bronwyn wusste, das sie mit dem Feuer spielte. "Wenn ich es dir sage, was wirst du tun?", fragte sie und ihre Stimme war kaum mehr als ein flüstern. "Was ich tun werde?", knurrte Chris. "Ja", antwortete Bronwyn. "Was wirst du tun? Wirst du mich in der Stadt aussetzen oder sofort über Bord werfen? Du brauchst mich ja eh nicht mehr. Du hast andere Methoden, meine Freundin zu überzeugen, mit dir zu kommen, nicht wahr? Ich bin dir doch nur eine unnötige Last, die du ertragen musst." Sie machte eine Pause und sah in sein Gesicht. Sofort wusste sie, dass er all das vorgehabt hatte. Anklagend funkelte sie ihn an, doch er wich ihrem Blick nicht aus. "Aber so wird es nicht kommen", sagte Bronwyn ruhig. "So einfach wirst du mich nicht los. Ich werde euch zu ihr führen und wenn du gerade daran dachtest, mich nachdem ich es euch gesagt habe loszuwerden, vergiss es. So leicht werde ich nicht verschwinden. Ich gebe niemals auf. Außerdem würde deine Mannschaft das bestimmt nicht so einfach zulassen." Sie lächelte ihn an und er wusste, dass mit ihr nicht zu spaßen war. , dachte er, konnte sich aber gerade noch zusammenreißen, bevor er seine Kräfte benutzte. Er wusste, was sie alles anrichten konnten. "Also Chris", sagte Bronwyn und stand auf. "Wir sehen uns." Anmutig erhob sie sich aus ihrem Stuhl, blickte noch einmal in Chris kalte Augen und drehte sich um. Sie wusste, für heute hatte sie gewonnen. Lächelnd verlies sie den Raum und spürte, wie sich Chris` zorniger Blick in ihren Rücken bohrte. Schnell schloss sie die Tür, doch das eisige Gefühl verschwand nicht. Sie seufzte und sah sich um. Rechts oder links? Von wo war sie gekommen. Bronwyn überlegte fieberhaft, doch es wollte ihr nicht einfallen und Chris fragen? Nein, niemals! Nicht noch eine Demütigung. "Also gut, dann nach rechts", sagte sie entschlossen und ging weiter. Rechts ist bestimmt richtig, sagte sie sich um sich Mut zu machen und je öfter sie es sich sagte, desto mehr glaubte sie selbst daran. Plötzlich kam sie wieder an eine Gabelung. Links! Entschlossen lief sie diesen Gang entlang. Noch eine Gabelung. Diesmal wieder rechts! Bronwyn verlor das Zeitgefühl. Sie war so lange durch die Gänge gelaufen, sie wusste nicht mehr, wie viele Gabelungen sie passiert hatte. Sie keuchte schwer und ihre Haare klebten an ihrem Rücken. Wie konnte dieses verdammte Schiff nur so groß sein? Erschöpft sank sie zu Boden. Plötzlich schwang die Wand hinter ihr auf und sah sich um. Sie stöhnte. Sie war wieder in Chris` Raum gelandet, von dem sie losgelaufen war. "Was suchst du hier?", fragte Chris ärgerlich und seine Augen funkelten böse. "Ich habe dich nicht gebeten zu kommen!" "Ich wollte ja auch gar nicht wiederkommen!", rief Bronwyn zornig. "Was willst du dann hier?", fragte Chris und stand auf. Langsam kam er zu ihr rüber und allein seine Körperhaltung strahlte Feindschaft aus. Schnell stand Bronwyn auf, doch das brachte auch nicht viel mehr, da Chris um einiges größer war als sie. Sie legte ihren Kopf etwas in den Nacken um sein Gesicht sehen zu können und wünschte sich zum hundertsten Mal, größer zu sein. "Also, was willst du hier?", wiederholte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. "Ich...", fing sie an und blickte weg. Sie konnte sich auch so sein fieses Gesicht vorstellen, wenn sie ihm sagte, dass sie sich verlaufen habe. Sehen musste sie es nicht auch noch. "Ach, vergiss es!", rief sie und drehte sich um. Sie griff nach dem Türknauf und riss die Tür auf, doch mit einem lauten Knall flog sie wieder zu. Bronwyn blickte sie verärgert an. Wieder öffnete sie die Tür, doch auch diesmal fiel sie ohne jeden Grund wieder laut scheppernd in ihr Schloss. Blitzartig drehte sie sich zu Chris um und bemerkte, dass seine Augen eine andere Farbe hatten. Grün! "Du warst das!", flüsterte sie heiser, erschreckt von seiner Kraft. "Psychokinese!" Chris sah sie an und seine Augen bekamen schlagartig wieder ihre normale Farbe zurück. Er sah in ihr Gesicht und erblickte Angst in ihrem Blick. Er versuchte sich darüber zu freuen, doch irgendwie gelang es ihm diesmal nicht. "Würdest du mich jetzt gerne gegen diese Wand schleudern?", fragte sie und ihre Augen funkelten, doch Chris hörte ihre Stimme zittern. Er machte einen Schritt auf sie zu, warum, wusste er selbst nicht. Sofort wich sie zurück und drückte sich gegen die Tür. "Komm nicht näher", schrie sie panisch. Blitzschnell drehte sie sich um und riss die Tür auf. Fast erwartete sie, dass sie wieder zuschlagen würde, doch nichts geschah, also schlüpfte sie schnell heraus und rannte los. Chris sah, wie sie die Tür aufriss und weglief. Was sollte er nun machen? Was mit ihr war, ging ihn doch nichts an! "Ach verdammt!", fluchte er und rannte hinter ihr her. Bronwyn hörte Schritte hinter sich und beschleunigte ihre Schritte. "Warte doch", schrie er lauthals und rannte hinterher, doch sie beachtete ihn gar nicht. So schnell sie konnte, rannte sie die endlosen Gänge entlang, aber es brachte nichts, sie hörte seine Schritte schon ganz nah hinter sich. Fast schon spürte sie seinen rasselnden Atem in ihrem Nacken. Plötzlich schoss seine Hand vor und packte fest ihr Handgelenk. Bronwyn wurde abrupt zurückgerissen und stolperte. Unsanft landete sie auf dem Boden, genauso wie Chris. "Bist du verrückt geworden?", schrie sie ihn wütend an und rieb sich ihr Handgelenk, das immer noch schmerzte. "Ich?" Chris schnappte erbost nach Luft. "Wer ist denn wie eine Verrückte durch die Gänge gerannt?" "Du hättest mir ja nicht nachlaufen müssen!" Böse funkelten sie sich an. "Ach ja? Wer ist denn einfach so in meine Kabine gekommen?" "Das hat gar nichts damit zu tun! Lenk nicht ab!" "Oh doch!", erwiderte Chris, obwohl er wusste, das sie Recht hatte. Er sah sich um. "Wo sind wir hier überhaupt?", murmelte er mehr zu sich selbst, als zu Bronwyn, doch sie hörte es trotzdem. "Du weißt es also nicht?", sie schnaubte verächtlich. "Das ist doch dein Schiff!" "Ja klar, aber es ist nicht so groß!", sagte er trotzig und sah sich den Gang genauer an. "Sieh dir diesen Gang an, wie lang er ist. Mein ganzes Schiff ist höchstens halb so lang." Bronwyn sah genauer hin. "Du hast Recht", flüsterte sie. "Was ist hier los?" "Ich weiß es nicht", sagte Chris nur und hockte sich hin. "Was machst du da?", fragte Bronwyn nervös, als sie sah, wie er auf dem Boden herumkrabbelte. "Ich sehe nach, ob es hier etwas gibt, was helfen könnte, hier wieder raus zu kommen." Er stand auf und seufzte. "Nichts. Weißt du noch, von wo wir gekommen sind?" Bronwyn schüttelte den Kopf. "Gut", rief Chris. "Dann da lang!" Er zeigte mit dem Finger auf den rechten Gang und stapfte los. "Ich glaube aber wir sollten nach links", meinte Bronwyn stur. Chris blieb stehen und sah sie böse an. "Nein, rechts!" "Links!" "Rechts!" "Links!" "Das ist mein Schiff, also gehen wir da lang, wo ich will", schrie Chris genervt und ging weiter. Bronwyn überlegte kurz, folgte ihm dann aber doch. "Wenn wir uns verirren, bist du Schuld", maulte sie und trottete hinter ihm her. "Wir haben uns bereits verirrt", stellte Chris nüchtern fest und Bronwyn schnaubte. "Na und? Vielleicht wäre links der Ausgang gewesen!" Chris antwortete nicht, doch er beschleunigte seine Schritte. Bronwyn musste fast rennen um mit ihm Schritt zu halten, doch sie beschwerte sich nicht. Jedes Mal wenn sie an eine Gabelung kamen, entschied Chris, wo lang sie gingen. Bronwyn sagte nichts. Er würde ja eh nicht auf sie hören, doch sie hatte das Gefühl, sie gingen im Kreis. "Chris", rief Bronwyn nach einiger Zeit genervt. "Wir laufen im Kreis, merkst du das nicht?" "Nein, wir laufen nicht im Kreis", sagte Chris und funkelte Bronwyn böse an. "Woher willst du das wissen", fragte sie und mahnte sich, ruhig zu bleiben. Streiten brachte sie jetzt nicht weiter. "Ich weiß es einfach", sagte Chris und klang dabei wie ein stures Kind. Bronwyn musste lächeln. "Warum lachst du?", fragte Chris energisch. Bronwyn seufzte und entschied sich, wichtigere Themen anzusprechen. Alles andere würde doch nur wieder zu Streitereien führen. Sie atmete tief ein um sich zu beruhigen. "Wir sollten nicht streiten", erklärte Bronwyn ruhig. "Wer streitet denn hier?", maulte Chris. Bronwyn stöhnte. Warum musste er nur so stur sein. "Hör zu", sagte sie scharf. "Das Schiff sieht ja nicht immer so aus, nicht wahr?" Chris brummte. Bronwyn nahm dies als Zustimmung und fuhr fort. "Irgendwer muss es also verursacht haben, dieses ... dieses Labyrinth! Wir müssen nur den Schuldigen finden." "Und wie bitte schön?", fragte Chris störrisch, doch Bronwyn hörte auch Bewunderung. Trotzdem konnte sie sich nicht so richtig darüber freuen, da sie auf diese Frage selbst keine Antwort hatte. "Ich weiß es nicht", gab Bronwyn schließlich zu. "Wenn ich wüsste, wen wir überhaupt suchen, vielleicht, aber so...." "Wer kann denn überhaupt ein Labyrinth aus einem Schiff machen?", fragte Chris und überlegte. "Vielleicht ein Dämon", rätselte er. "Ein Dämon?", rief Bronwyn aufgeregt. Chris, der das missverstand, grinste und fragte höhnisch: "Du hast doch wohl keine Angst." Bronwyn grinste. "Angst?", fragte sie höhnisch. "Doch nicht vor einem kleinen Dämon, der so schwach ist, seine Opfer in ein Labyrinth locken zu müssen um sie zu töten." "Woher weißt du das denn?", fragte Chris. "Das ... ähm ...hab ich mal...gelesen", stotterte Bronwyn. "Das ist aber komisch", bemerkte Chris nachdenklich. "Soviel ich weiß gibt es doch keine Bücher über Dämonen." "Ähm, nun ja, ich hab es in der königlichen Bücherei gefunden", gab Bronwyn zögernd zu, doch Chris sah sie misstrauisch an. Wie hatte sie das einzigste Buch über Dämonen lesen können? Es wurde bestimmt sehr gut vom König bewacht und gab es nicht einfach einer Dienerin. Bronwyn bemerkte Chris misstrauischen Blick und sprach hastig weiter um ihm keine Zeit zu lassen, Fragen zu stellen. "Also, diese Dämonen stellen Labyrinthe her", erklärte sie und überlegte. Chris wurde ungeduldig. "Und wie kommen wir jetzt hier raus? Stand das auch in deinem tollen Buch?", fragte er und funkelte sie an. "Dräng mich nicht!", murmelte sie abwesend. Sie wusste, sie hatte gelesen, wie man diese Labyrinthe beseitigt, doch es wollte ihr einfach nicht mehr einfallen. "So geht es nicht weiter", sagte Chris ungeduldig. "Wir müssen was unternehmen!" "Zu hetzen bringt aber auch nichts", belehrte sie ihn. "Wir würden nur weiter durch dieses Labyrinth irren." Chris brummte und Bronwyn deutete es als Zustimmung. Langsam lies sie sich zu Boden sinken und seufzte. Enttäuscht fuhr sie mit den Fingern die Maserung des Holzbodens nach. Chris spielte nervös mit dem Zipfel seines Kopftuches und ging den Gang auf und ab, bis er es schließlich aufgab und sich an der Wand gegenüber vor ihr nieder lies. Wütend starrte er sie an, als wäre das alles ihre Schuld, doch tapfer hielt sie seinem Blick stand, bis er schließlich aufgab und den Boden anstarrte. "Was, wenn wir hier nie wieder rauskommen?", murmelte Chris als wäre er sich gar nicht bewusst, das Bronwyn auch hier war. Seine Schultern waren eingesackt und seine Augen starrten ausdruckslos auf den Boden. Seine Worte aber berührten Bronwyn stark, da sie ihre eigene Angst und Verzweiflung widerspiegelten. Was, wenn sie hier wirklich nie mehr herausfinden würden? Sie blickte in seine Augen, wünschte sich aber sofort, sie hätte es nicht getan. So einen Blick hatte sie noch nie gesehen, so voller Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, das Bronwyn Schuldgefühle überkamen. Warum war sie nur immer so gemein zu ihm gewesen? "Chris...", sagte sie mitleidvoll und sofort verhärtete sich sein Blick und seine kalten, gefühllosen Augen funkelten sie böse an, als wollte er ihr sagen, dass er ihr Mitleid nicht brauchte. Bronwyn seufzte traurig. Wenn er nicht reden wollte, es war seine Entscheidung. "Jetzt weiß ich es wieder!", rief sie plötzlich und sprang auf. "Was hast du?", fragte Chris betont gelangweilt, doch Bronwyn hörte einen leisen Unterton von Neugierde. "Wie wir hier rauskommen natürlich, du Dummkopf!", rief sie fröhlich. "Und wie?", fragte Chris gespannt. Langsam ging Bronwyn neben ihm in die Knie und nahm sanft seine Hand. "Was soll das?", rief er entsetzt und riss seine Hand weg. Eine leichte Röte überzog sein Gesicht. "Vertrau mir!", sagte Bronwyn und lächelte ihm aufmunternd zu. Chris beäugte sie misstrauisch, doch davon lies sie sich nicht irritieren. Sie griff nach seiner Hand und lies sie leicht über den Holzboden gleiten. "Was fühlst du?", fragte sie aufgeregt. "Nichts", antwortete Chris nüchtern. Was sollte er denn fühlen? "Genau, nichts", rief Bronwyn. "Und was soll das heißen?", fragte Chris wütend. "Ganz einfach. Sieh dir die Maserung des Holzes und all die Einkerbungen an. Wenn man mit dem Finger darüber fährt, merkt man nichts davon, es ist glatt!" Bedächtig fuhr Chris noch einmal über das Holz und staunte. Sie hatte Recht! "Und was ist daran so toll? Wie sollte uns das denn helfen?" Sie würden nie hier herauskommen. "Das ist doch klar!", rief Bronwyn und wunderte sich, dass er nicht von selbst darauf kam. "Es ist alles nur eine Illusion. Die Gänge hier wurden einfach vervielfacht", erklärte sie als sie seinen fragenden Blick bemerkte. "Vervielfacht?", fragte Chris ungläubig. "Ja, der echte Gang wurde genommen und in eine andere Dimension verfrachtet und wieder und wieder vervielfacht. Das heißt, wir sind hier in einer anderen Dimension", gab Bronwyn ruhig zu. "Komisch, aber so ist es. Und während wir hier reden, vervielfachen sich die Gänge noch weiter. Je weiter wir also gehen, desto tiefer geraten wir ins Labyrinth hinein." "Wie kannst du so ruhig bleiben?", brüllte Chris. "Was, wenn wir, wie du sagst, wirklich in einer anderen Dimension sind?" "Na ja, eigentlich sind wir noch auf dem Schiff", gab Bronwyn zu. "Die Dimensionen überschneiden sich alle, deshalb sind wir nur auf einer anderen Ebene im Schiff", fügte sie hinzu und lächelte. "Stand das alles in dem Buch?", fragte Chris. Er konnte es nicht glauben, dass ein Mensch sich all diese Sachen merken konnte. "Ja", antwortete sie. Chris schluckte. "Aber wie kommen wir hier raus? Dieses ganze Dimensionen-Zeug hilft uns hier auch nicht weiter!" "Du hast Recht", gab Bronwyn zu. "Aber weil das wir dieses Dimensionen-Zeug wissen, kommen wir hier ganz leicht heraus", erklärte sie. "Das ist doch ganz einfach!" Sie blickte in Chris `Gesicht und sah, das er keine Ahnung hatte, wovon sie sprach. "Ist doch ganz einfach", wiederholte sie. "Da wir eigentlich noch auf dem Schiff sind, müssen wir eigentlich nur all die Kopien zerstören." "Die Kopien zerstören", murmelte Chris nachdenklich, sodass Bronwyn schon dachte, er würde es verstehen und wissen, wie sie hier rauskommen würden, doch sie wurde enttäuscht, als Chris fragte: "Und wie können wir jetzt diese Kopien zerstören?" Bronwyn stöhnte. Warum wusste er es immer noch nicht? "Bei jeder Vervielfachung gehen Elemente des Originals verloren, was bedeutet, dass all dies hier...", sie deutete auf die Wände. "...alles sehr instabil ist. Wenn wir also eine Kopie zerstören, verschwinden auch all die Anderen." Chris starrte sie so verwundert an, sodass Bronwyn unwillkürlich lachen musste. "Also, einfacher gesagt, zerstörst du eine, zerstörst du alle", erklärte sie ihm. "Und was genau verstehst du unter ?", fragte Chris skeptisch. "Draufhauen", meinte Bronwyn und lächelte verschmitzt. "Ich dachte, das wäre deine Spezialität. Also, die Wände müssten eigentlich ziemlich instabil sein, glaube ich." "Glaube ich?", ahmte Chris sie nach und durchbohrte sie mit seinem Blick. "Glaube ich?" Sie blickte auf den Boden. "Na ja, also", stotterte sie und ihre Wangen färbten sich rosa. "Ich bin mir nicht so sicher, aber eigentlich müsste es gehen." Als sie seinen skeptischen Blick sah, fügte sie sanft hinzu: "Du willst doch auch hier raus, nicht wahr?" "Natürlich", sagte er zornig und knirschte mit den Zähnen. "Also einfach , wie du es so schön gesagt hast." Bronwyn sah ihn verwirrt an. Was hatte er denn nur? Warum war er auf einmal so brummig? Sie zuckte mit den Schultern und seufzte. Das war typisch Chris. "Nun mach schon!", drängte sie ihn und er strafte sie mit einem kalten Blick für ihre Ungeduld. Er holte aus und schlug fest auf die Wand. Plötzlich machte es und die Wand zerbrach in tausend Splitter. Das Schiff erbebte und Bronwyn fiel in einen Strudel bunten Lichtes. Sie schloss die Augen, als sie herumgewirbelt wurde. Was war jetzt nur geschehen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)